Netzwerk Südbaden - September 2015
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Märkte<br />
FREIBURG<br />
Innenstadtbarometer – schau‘n mer mal<br />
Einzelhandelsverband: Viele kleine Geschäfte machen die Stadt erst richtig attraktiv<br />
Von daniela frahm<br />
Rund ein halbes Jahr ist es her,<br />
dass Freiburger Einzelhändler<br />
eine Debatte über die Situation in<br />
der Innenstadt angestoßen haben.<br />
Sie beschwerten sich über Müll<br />
und Gestank, Vandalismus und<br />
schlechte Erreichbarkeit. Nach<br />
Gesprächen mit Vertretern der<br />
Stadt wurde eine verstärkte Reinigung<br />
vereinbart. „Wir haben so<br />
schnell wie möglich gehandelt“,<br />
sagt Bernd Dallmann, Geschäftsführer<br />
Freiburg Wirtschaft Touristik<br />
und Messe (FWTM). Eine<br />
weitere Folge der Diskussionen<br />
ist ein sogenanntes „Innenstadtbarometer“,<br />
das die FWTM beim<br />
Beratungsunternehmen Cima in<br />
Auftrag gegeben hat. Sie hat festgestellt,<br />
dass es für den Innenstadteinzelhandel<br />
keine umfangreichen<br />
Daten gibt und zuverlässige auch<br />
nur für die 1A-Lagen.<br />
Das soll sich jetzt ändern. Zu der<br />
Analyse gehören eine flächendeckende<br />
Bestandsaufnahme aller<br />
Betriebe, eine qualitative Bewertung,<br />
auch im Vergleich zum<br />
Online-Handel, und eine Befragung<br />
der Betriebe. Außerdem<br />
sollen Passanten gezählt und befragt<br />
werden. Die Kosten von rund 60.000<br />
Euro sollen über die Bettensteuer finanziert<br />
werden, um die es allerdings noch<br />
einen Rechtsstreit mit Hoteliers und dem<br />
Deutschen Hotel- und Gaststättenverband<br />
(Dehoga) gibt. Wenn die Klage gegen die<br />
Übernachtungssteuer doch noch zugelassen<br />
wird, würde die FWTM das Beratungsunternehmen<br />
aus eigenen Mitteln bezahlen.<br />
Der Aufsichtsrat hat bereits zugestimmt.<br />
In der Innenstadt, zu der das Gebiet zwischen<br />
Bahnhof und Schlossberg und zwischen<br />
Dreisam und Friedrichring gezählt<br />
wird, gibt es insgesamt 512 Betriebe. Von<br />
dem „Innenstadtbarometer“ erwartet Dallmann<br />
unter anderem eine „Schärfung der<br />
Beliebt: Die Rathausgasse in Freiburg<br />
Lagen“ zwischen 1A, B oder C und die<br />
Beantwortung der Frage, ob der Münsterplatz<br />
eine gute Einzelhandelslage ist.<br />
Der Geschäftsführer des Handelsverbands<br />
<strong>Südbaden</strong>, Olaf Kather, gibt zu bedenken,<br />
dass der Internethandel, prosperierende<br />
Nebenstädte sowie Multimedia- und Möbel-Märkte<br />
am Rand der Stadt ebenfalls<br />
Auswirkungen auf die Entwicklungen in<br />
der Freiburger City haben.<br />
Angestoßen wurde der Innenstadt-Dialog<br />
von der „Wir“-Initiative, in der sich inhabergeführte<br />
Einzelhandelsgeschäfte zusammen<br />
geschlossen hatten. Sie ist inzwischen<br />
in der Aktionsgemeinschaft „z‘Friburg in<br />
der Stadt“ aufgegangen. Deren Vorsitzender<br />
Stefan Huber hofft, dass die<br />
Gefühle der Einzelhändler jetzt<br />
„in Zahlen gegossen werden, und<br />
das über Jahre hinweg“, auch um<br />
Argumente gegenüber dem Gemeinderat<br />
zu haben. Eine eigene<br />
Umfrage sei nicht sehr ergiebig<br />
gewesen. Deswegen ruft Huber<br />
seine Kollegen dazu auf, sich an<br />
der Cima-Studie zu beteiligen,<br />
bei der die Daten anonymisiert<br />
werden. „Vielleicht sagt man<br />
den Profis von außen mehr, als<br />
der eigenen Familie“, hofft auch<br />
Dallmann. Der Wirtschaftsförderer<br />
sieht das auch als eine Art<br />
„Nagelprobe“, weil die Händler<br />
Forderungen aufgestellt hätten.<br />
Klagen über eine zunehmende Filialisierung<br />
der Innenstädte kann<br />
Kather nachvollziehen. Für den<br />
früheren Karstadt-Geschäftsführer<br />
machen die vielen kleinen,<br />
inhabergeführten Einzelhändler<br />
im Mix mit den Kaufhäusern<br />
und Filialen die Attraktivität aus.<br />
Die FWTM will sich in diesem<br />
Bereich ebenfalls engagieren. Sie<br />
will Existenzgründungen unterstützen<br />
und plant einen „Pop-up-<br />
Store“, in dem Händler für einen<br />
gewissen Zeitraum und für wenig Geld<br />
austesten können, ob ihre Produkte bei den<br />
Kunden ankommen. Außerdem bietet sie<br />
Einzelhändlern Hilfe an, denen die Miete<br />
erhöht oder gekündigt wurde.<br />
Bis Mitte Oktober sollen erste Ergebnisse<br />
des „Innenstadtbarometers“ vorliegen,<br />
das sinnvoller Weise jährlich oder spätestens<br />
zweijährlich aktualisiert werden muss.<br />
Geplant sind zudem ein Gutachten zur<br />
Innenstadtgestaltung und eins zur Perspektive<br />
der Innenstadt. Alle drei Untersuchungen<br />
sollen dann in ein noch zu vergebendes<br />
Tourismuskonzept einfließen und beim<br />
Tourismusmarketing berücksichtigt werden.<br />
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