25.06.2018 Aufrufe

Magazin GARCON - Essen, Trinken, Lebensart Nr. 49

Peruanische Küche, Restaurants, Peru, Restaurant Central, Virgillo Matinez Vellez, Nauta, Chicha, Nanainka, Sabor Latino, Serrano, Eismanufaktur Rosa Canina, Ludwig con brio, Egg Kneipe, Kurpfalz Weinstuben, Neu in Berlin: Cedre Blanc, L.A. Poke, Tantris München mit neuer Designerkleidung, Brot von der Biobäckerei Beumer und Lutum, Sternekoch Eberhard Lange im Hugos, israelischer Weingipfel, Fuhrmanns Cherimoya und der GARCON-Guide, mit Partnern wie Mockmill, Hotel Ellington und Duke Restaurant, Berchtesgadener Land

Peruanische Küche, Restaurants, Peru, Restaurant Central, Virgillo Matinez Vellez, Nauta, Chicha, Nanainka, Sabor Latino, Serrano, Eismanufaktur Rosa Canina, Ludwig con brio, Egg Kneipe, Kurpfalz Weinstuben, Neu in Berlin: Cedre Blanc, L.A. Poke, Tantris München mit neuer Designerkleidung, Brot von der Biobäckerei Beumer und Lutum, Sternekoch Eberhard Lange im Hugos, israelischer Weingipfel, Fuhrmanns Cherimoya und der GARCON-Guide, mit Partnern wie Mockmill, Hotel Ellington und Duke Restaurant, Berchtesgadener Land

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AUSGABE NR. <strong>49</strong> | 2018 | 6 €<br />

ESSEN, TRINKEN & LEBENSART<br />

ROSA CANINA | LUDWIG CON BRIO | EGG KNEIPE | KURPFALZ-WEINSTUBEN | TANTRIS<br />

BEUMER & LUTUM | WEINGIPFEL | EBERHARD LANGE | MAGDALENA CUPAL-SCHMIDT


RAFFINIERT. HOCHWERTIG. LEGER. CUISINE LOGIQUE.<br />

Genießen Sie hochwertige, regionale Produkte, raffi niert und unkompliziert am Teller vereint.<br />

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Getränke verstehen sich zuzüglich<br />

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MISE EN PLACE<br />

Liebe Freunde,<br />

es muss so etwa 25 Jahre her sein, und es war Liebe auf den ersten Biss. Eine Freundin<br />

hatte mich zu einer Party geschleppt, Studenten aus der halben Welt kochten und mixten<br />

Heimatliches. Wer, was oder warum da gefeiert wurde, das weiß ich nicht mehr, ich erinnere<br />

mich nur noch an das erste Ceviche meines Lebens. Seitdem fasziniert mich die<br />

Küche des Andenlandes.<br />

Als vor zwei Jahren „PERU – DAS KOCHBUCH“ von Gastón Acurio auf den Markt kam,<br />

gab es natürlich keine Frage – das musste ich haben (ISBN: 978-3-944297-20-0). Acurio<br />

Gastón Acurio.<br />

stellt darin nicht nur traditionelle Ceviches und Tiraditos vor, er macht seine Leser und<br />

Nach-Kocher zum Beispiel auch mit der Reiskultur und der peruanischen Suppenvielfalt<br />

bekannt. Caldo verde zum Beispiel, eine Suppe, deren Namen sich vom grünen Farbton<br />

herleitet, den ihr die verwendeten Kräuter verleihen oder Patasca, das ist eine Suppe aus<br />

Kalbshaxe und Kalbskutteln mit Kartoffeln, Mais, Knoblauch, die in der Andenregion den<br />

Ruf eines Allheilmittels hat.<br />

Der Autor, Gastón Acurio, 51, gehört übrigens zur Garde der kochenden Superstars Perus<br />

und hat einen ziemlich medientauglichen Lebenslauf: Vater betuchter Politiker, Sohn<br />

schmeißt Jura-Studium, zieht nach Madrid und Paris, lernt Koch, heiratet eine Deutsche,<br />

Astrid wird schwanger, beide kehren mittellos zurück nach Lima, besorgen sich Geld und<br />

eröffnen das „Astrid y Gastón“. Sie kochen nur noch mit peruanischen Zutaten und bringen<br />

einen Stein ins Rollen, der immer noch rollt und rollt und rollt...<br />

Ihre Yvonne Weinlich<br />

info@bildart-verlag.de<br />

exotrink • W. Sachtler • Stadionstr. 10 • 15732 Eichwalde


INHALT<br />

MISE EN PLACE<br />

TITEL<br />

Berlin peruanisch<br />

Cocina peruana von Neukölln bis Moabit<br />

Kurpfalz-Weinstuben:<br />

56 Herrlich gereifte Institution.<br />

Berlin peruanisch:<br />

06 Cocina peruana von Neukölln bis Moabit.<br />

LOKALTERMIN<br />

Rosa Canina 42<br />

Besser kann man Eis nicht machen<br />

Ludwig con brio 46<br />

Feines vom Lago Maggiore<br />

Egg Kneipe 52<br />

Flotter Dreier in Kreuzberg<br />

Kurpfalz-Weinstuben 56<br />

Herrlich gereifte Institution<br />

Neue Restaurants 62<br />

Cèdre Blanc in Charlottenburg<br />

L.A. Poke in Mitte<br />

Tantris 64<br />

Des Kellners neue Kleider<br />

Ein Bericht aus München<br />

Rosa Canina:<br />

42 Besser kann man Eis nicht machen.<br />

GESCHMACKSSACHEN<br />

Brot für Berlin 66<br />

Neues aus dem Hause Beumer & Lutum<br />

AnaÏs Causse empfiehlt 72<br />

Beurre baratté en Deux-Sèvres<br />

Kostproben 74<br />

Von Garcon-Mitarbeitern entdeckt<br />

KOPFSALAT<br />

Agnes Ruhnau-Hein und Ania Bogocz 77<br />

Die Kiez-Café-Gründerinnen<br />

Eberhard Lange 82<br />

Ein Ass am Hugos-Herd<br />

Wie geht's eigentlich..? 96<br />

Magdalena Cupal-Schmidt<br />

4 GARÇON


Eberhard Lange:<br />

82 Ein Ass am Hugos-Herd.<br />

RUBRIKEN<br />

Weinlese 98<br />

L´Chaim! Deutsch-israelischer Weingipfel<br />

Fuhrmanns Früchtekorb 102<br />

Cherimoya<br />

Berliner Marktnischen 104<br />

Johanna de Vos' Küchenaccessoires<br />

199,-<br />

UVP*<br />

*unverbindliche<br />

Preisempfehlung<br />

Kulinarische Nachlese 106<br />

In alten Kochbüchern geblättert<br />

BOUQUET GARNI<br />

Nachrichten und Neuigkeiten 108<br />

Garcon Guide 111<br />

Garcon-Quiz 114<br />

Impressum 114<br />

Berliner Marktnischen:<br />

104 Johanna de Vos' Küchenaccessoires.<br />

102<br />

Fuhrmanns Früchtekorb:<br />

Cherimoya.<br />

DIE MÜHLEN-<br />

INNOVATION!<br />

Motor 360 W<br />

100 g feinstes Mehl pro Minute<br />

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Hülsenfrüchte und Gewürze von grob bis<br />

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jeder gutes Brot backen – gleich ausprobieren!<br />

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GARÇON 5<br />

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Tel. +<strong>49</strong> 6162-9 62 75 47


TITEL Berlin peruanisch<br />

KULINARISCH<br />

WILLKOMMEN IM LAND DER UNBEGRENZTEN KULINARISCHEN MÖGLICHKEITEN<br />

Peru – das ist nach Brasilien und Argentinien das drittgrößte<br />

Land Südamerikas. Rund 1,3 Millionen Quadratkilometer,<br />

über dreieinhalbmal so groß wie Deutschland.<br />

Peru – das sind Costa, Sierra und Selva – ein<br />

schmaler Küstenstreifen, das Andenhochland mit seinen<br />

Fünf- und Sechstausendern und die Regenwaldzone.<br />

Regionen, die unterschiedlicher nicht sein könnten,<br />

was ihre Landschaft und das Klima betrifft.<br />

Jahrzehntelang kamen Touristen aus aller Herren<br />

Länder vor allem nach Peru, um Machu Picchu zu sehen,<br />

die vom Inka-Herrscher Pachacutec Yu panqui auf<br />

2.430 Metern Höhe erbaute Stadt, Heiligtum des einstigen<br />

Großreiches.<br />

Immer mehr Menschen reisen inzwischen auch deshalb<br />

nach Peru, um sich ein Bild davon zu machen, was<br />

es mit der vielzitierten „Kochlöffel-Revolution“ auf sich<br />

hat, weshalb die peruanische Küche und die Kochstars<br />

in Lima in aller Munde sind.<br />

Sie besuchen die städtischen Markthallen der Zehn-<br />

Millionen-Metropole, beispielsweise den Mercado de<br />

Surguillo, staunen über die unglaublichen Speisekammern<br />

und versuchen, einen Platz in den angesagtesten<br />

Restaurants zu ergattern. Central, Maido, Astrid y<br />

Gastón, Amaz, Malabar und Osso sind wohl die derzeit<br />

besten Adressen in Lima. Küchenchefs wie Gastón Acurio<br />

(Astrid y Gastón), Mitsuharu Tsumura (Maido), Virgilio<br />

Martínez (Central) und Pedro Miguel Schiaffino<br />

(Amaz) entwickelten einen Masterplan, der ihnen und<br />

weiteren ihrer Kollegen den Weg zum gastronomischen<br />

Welterfolg öffnete. www.promperu.gob.pe<br />

6 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

IQUITOS<br />

CHICLAYO<br />

TRUJILLO<br />

LIMA<br />

HUANCAYO<br />

CUSCO<br />

AREQUIPA<br />

GARÇON<br />

7


TITEL Berlin peruanisch<br />

LIMA<br />

Die peruanische Gastronomie hat in den vergangenen<br />

zehn Jahren eine rasante Entwicklung<br />

genommen mit hohen Wachstumsraten. Das betrifft<br />

nicht nur die ‚großen Drei‘ in Lima, also<br />

Gastón Acurio, Virgilio Martínez und Mitsuharu<br />

Tsumura und ihre Restaurants, sondern auch viele<br />

junge Küchenchefs, die sich 2016 zur ‚Generation<br />

mit Zielvorstellungen‘ zusammengeschlossen<br />

haben und ihren Vorbildern nacheifern, indem<br />

sie sich für den schonenden Umgang mit der Natur<br />

und die strikte Einbeziehung der Produzenten<br />

in die kulinarische Entwicklung stark machen.<br />

Isabella Falco Scheuch, PROMPERÚ, Direktorin für Kommunikation<br />

und Landesmarketing<br />

8 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

Lima: Der angesagte Stadtteil Miraflores.<br />

Cusco: Die Plaza de Armas, das Herz der alten Inkahauptstadt.<br />

„Bienvenido al país de las posibilidades culinarias ilimitadas“. Willkommen<br />

im Land der unbegrenzten kulinarischen Möglichkeiten.<br />

So wird man schon mal von peruanischen Kollegen begrüßt, wenn<br />

man nach rund 15-stündigem KLM-Flug in Lima landet. Was damit<br />

gemeint ist, erlebt man dann täglich auf Schritt und Tritt.<br />

Bei einem Besuch der hauptstädtischen Markthallen etwa, wo<br />

im Überfluss angeboten wird, was die verschiedenen Regionen des<br />

Riesenlandes zu bieten haben. Alq‘a boli, Alq‘a charkawaylla, Chunchi,<br />

Combi, Kuchi runtu, Moro puywan, Puka boli, Yana phuña – allein<br />

die Kartoffelsorten füllen ein halbes Notizbuch. Dazu mindestens<br />

ebenso viele Mais- und Obstsorten, die wir Europäer bestenfalls<br />

vom Hörensagen kennen: Aguaje, Camu, Cocona, Cupuaçu und<br />

jede Menge kulinarischer Geheimzutaten, deren Namen nicht mal<br />

der durchaus fachkundige Begleiter weiß. Kein Wunder also, dass<br />

Limas Köche gerne experimentieren, nicht nur die Stars übrigens,<br />

aber sie besonders. Virgilo Martínez Véliz zum Beispiel.<br />

Kurkuma-Anbau im peruanischen Hochland.<br />

Frische und unglaubliche Sortenvielfalt...<br />

... auf den vielen Bauernmärkten in Peru.<br />

GARÇON<br />

9


TITEL Berlin peruanisch<br />

Virgilio Martínez Véliz.<br />

Als das Restaurant „Central“ in Lima 2013 zum ersten Mal im mehr<br />

oder weniger umstrittenen Ranking „The World's 50 Best Restaurants“<br />

(je nachdem, wofür die Liste herhalten muss) auftauchte,<br />

war auch der Name seines Chefs in aller Munde (in ist, wer drin ist):<br />

Virgilio Martínez Véliz.<br />

Inzwischen schaffte es der 40-Jährige von Platz 50 (2013) auf<br />

Platz vier (2017) jenes Rankings und wird als bester Koch Lateinamerikas<br />

gefeiert. Martínez, der sein Studium abbrach, um Koch zu<br />

werden, absolvierte Stationen in London, Ottawa, New York, Barcelona,<br />

Bogotá, Madrid und als Küchenchef im ebenfalls best gelisteten<br />

Restaurant „Astrid y Gastón“ in Lima (s.S.3). 2009 machte<br />

er sich selbstständig und gründete das „Restaurante Central“, vier<br />

Jahre später rief er die „Mater Inicitiva“ ins Leben, ein Projekt, das<br />

sich zum Ziel gesetzt hat, unbekannte Landesprodukte aus der Versenkung<br />

zu holen, damit sie darin nicht für alle Ewigkeit verschwinden.<br />

„Es gilt, die kulinarische Identität Perus zu erhalten.“<br />

10 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

Peru ist eine Speisekammer wie man sie anderswo<br />

auf der Welt nur selten findet. Wir Köche<br />

haben nur das gemacht, was vor uns schon<br />

Kollegen in Spanien und Skandinavien auf ihre<br />

Weise getan haben – wir haben die Vielfalt unserer<br />

Produkte, also der zwischen Pazifikküste,<br />

Regenwald und Anden verwurzelten Zutaten, in<br />

die Grande Cuisine entführt. So bekommen unsere<br />

Gäste über ihre Gaumen etwas von der Kultur<br />

und Tradition Perus erzählt. Das macht meiner<br />

Meinung nach die Anziehungskraft der neuen peruanischen<br />

Küche vor allem aus.<br />

Virgilio Martínez Véliz, Inhaber Restaurant Central, Lima<br />

GARÇON<br />

11


TITEL Berlin peruanisch<br />

BERLIN<br />

PERUANISCH<br />

COCINA PERUANA VON NEUKÖLLN BIS MOABIT<br />

VON JÖRG TEUSCHER


Berlin peruanisch TITEL<br />

ESMERALDA MALDONADO<br />

Inhaberin, Esmeralda's Inka-Café<br />

Berlin-Schöneberg<br />

VIKTOR HUGO VERA GUTIERREZ<br />

Inhaber, Restaurant Sabor Latino<br />

Berlin-Wilmersdorf<br />

ENRIQUE SERVÁN<br />

Inhaber und Küchenchef, Restaurant Serrano<br />

Berlin-Wilmersdorf<br />

VIKTOR MENDÍVIL TRELLES<br />

Autor, Grafiker und Kochlehrer<br />

Berlin-Schöneberg<br />

ANTONIO BRANDAUER<br />

Inhaber, Naninka Picanteria & PiscoBar<br />

Berlin-Moabit<br />

ROBERT PEVELING-OBERHAG<br />

Inhaber, Restaurant Chicha Berlin<br />

Berlin-Neukölln<br />

SIMÓN CASTRO MENDOZA<br />

Küchenchef, Restaurant Chicha Berlin<br />

Berlin-Neukölln<br />

JUAN DANILO<br />

Küchenchef, Restaurant Nauta<br />

Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Rund 9.800 Peruaner leben in Deutschland, 1.293 davon in Berlin – so das Amt für<br />

Statistik Berlin Brandenburg. Das ist die größte Community in Deutschland. Kein<br />

Wunder also, dass es zwischen Neukölln und Moabit auch die meisten peruanischen<br />

Bistros, Cafés und Restaurants gibt. Von dem runden Dutzend guter kulinarischer<br />

Ceviche-Pisco-Sour-und-mehr-Adressen haben wir sechs ausgewählt und<br />

stellen sie – alphabetisch geordnet – im folgenden Kapitel vor.<br />

GARÇON<br />

13


TITEL Berlin peruanisch<br />

Autor und Kochlehrer Viktor Mendívil Trelles.<br />

In Peru identifizieren sich die Menschen sehr stark mit ihrer Küche und<br />

sind stolz auf deren Erfolg. Es wird viel über die Qualität der Produkte,<br />

deren Zubereitung, über Restaurants und ihre Köche gesprochen. Mindestens<br />

genauso viel wie über Sport und Politik.<br />

Viktor Mendívil Trelles, 58, stammt aus Lima. Von 1977 bis 1981 studierte er<br />

in seiner Heimatstadt Bildhauerei und arbeitete danach als freischaffender<br />

Grafiker. Anfang der 2000er lernte er Kristina Saenger kennen, eine deutsche<br />

Agraringenieurin, die in Peru im Auftrag von „Brot für die Welt“ tätig war. 2003<br />

Hochzeit und Übersiedlung nach Deutschland. Die Chance, hier als Grafiker einen<br />

Job zu finden – zumal mit noch geringen Deutschkenntnissen – war aussichtslos.<br />

Also beschloss Viktor Mendívil Trelles, seine neben der Kunst zweite<br />

große Leidenschaft – das Kochen – zum Beruf zu machen. Er heuerte als Küchenhelfer<br />

bei der Kölner Messegesellschaft an, später folgten weitere Stationen<br />

in der Domstadt: das Café Feynsinn, das Chichos, die Bar El Txangurro…<br />

2013, inzwischen in Berlin, orientierte er sich neu, beeinflusst wohl auch<br />

davon, dass es der Ruf der peruanischen Küche inzwischen sogar in die deutsche<br />

Hauptstadt geschafft hatte, dass in den Medien hierzulande nicht mehr<br />

nur vom „Nordischen Manifest“ skandinavischer Spitzenköche die Rede war,<br />

sondern auch von der „Erklärung von Lima“ ihrer peruanischen Kollegen. Viktor<br />

Mendívil Trelles sah die Möglichkeit und reagierte. Er verfasste und verlegte<br />

das Buch „Die peruanische Kunst des Kochens“ (s.S.15) und engagierte sich als<br />

Kochlehrer, Berater und Caterer.<br />

14 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

Weshalb haben Sie dieses Buch geschrieben, Viktor?<br />

Das war kein Schnellschuss. Als ich vor 15 Jahren nach Deutschland<br />

kam, vermisste ich am meisten die Küche meiner Heimat, die<br />

traditionellen peruanischen Gerichte. Schon damals kam mir die<br />

Idee, ein Buch darüber zu machen. Aber es gab zu viele Hürden,<br />

die höchste war wahrscheinlich die Sprachbarriere. Inzwischen hat<br />

sich das geändert. Ich wollte mit diesem Buch also auch meine Entwicklung<br />

in Deutschland festhalten und ein Zeugnis über die Qualität<br />

und Vielfalt der Küche in meinem Heimatland verfassen, das ich<br />

mit den Menschen, die mich hier aufgenommen haben, teilen kann.<br />

Als ich Ihr Buch las, dachte ich spontan, es sei eine Dissertationsschrift,<br />

die ein bisschen populär aufbereitet wurde.<br />

Ich hoffe, das ist als Kompliment gemeint. Ja, ich habe versucht,<br />

das Thema tiefgründig anzugehen, wissenschaftliche Belege nicht<br />

zu ignorieren, Literaturangaben nicht außer Acht zu lassen.<br />

Das zweite, was mir auffiel, sind die vielen Bilder und Grafiken.<br />

Naja, da kam mir mein ursprünglicher Beruf entgegen. Einmal Grafiker,<br />

immer Grafiker. Außerdem haben mich mein Sohn, er arbeitet<br />

in Lima als Fotograf, meine Frau und viele Freunde unterstützt, indem<br />

sie mir Bilder zur Verfügung stellten.<br />

Die peruanische Küche lebt, das habe ich bei der Lektüre Ihres<br />

Buches verstanden, von der unglaublichen Vielfalt der Produkte,<br />

die sie zur Verfügung hat.<br />

Das ist richtig. Das World Resources Institute sieht Peru an vierter<br />

Stelle der Länder der Welt, die über die größte biologische Vielfalt<br />

verfügen. Die Wissenschaft nennt das Megabiodiversität.<br />

Was ist damit genau gemeint?<br />

Ich nenne Ihnen einige Zahlen: Neun Kartoffelarten mit etwa 3.000<br />

Variationen, fünf Chiliarten mit hunderten Variationen, 623 Obstarten.<br />

Die gesamte peruanische Pflanzenwelt umfasst 25.000 Arten,<br />

das sind zehn Prozent aller Arten, die weltweit existieren. Und die<br />

peruanische Fauna gliedert sich in 462 verschiedene Säugetiere,<br />

1.815 verschiedene Vögel und rund 2.000 Fischarten. Nur, damit<br />

Sie eine kleine Vorstellung bekommen, was wir Peruaner meinen,<br />

wenn wir von Vielfalt sprechen.<br />

Das ist aber nicht der einzige Grund für die Vielseitigkeit der peruanischen<br />

Küche.<br />

Nein, hinzu kommt, dass Peru schon seit Jahrhunderten ein Einwanderungsland<br />

ist. Zuerst kamen im 16.Jahrhundert die Eroberer<br />

aus Spanien und brachten Rinder, Zwiebeln und Olivenöl mit. Die<br />

sogenannten Criollo-Küche in den Küstenregionen Perus ist ein<br />

Resultat der Fusion aus einheimischen und importierten Zutaten.<br />

Neben den Eroberern haben aber auch ihre afrikanischen Sklaven<br />

kulinarische Spuren hinterlassen. Und als schließlich chinesische<br />

‚Kulis‘ ab etwa 1850 anstelle der afrikanischen Sklaven auf den<br />

Zucker rohrplantagen arbeiteten, ließen sie sich vertraglich zusichern,<br />

dass sie mit Reis und Sojasaucen versorgt werden. Wieder<br />

gewann die peruanische Küche eine neue Dimension.<br />

Sie meinen die sogenannte Chifa-Küche?<br />

Genau, sie ist beispielsweise in Lima sehr beliebt.<br />

Und was ist mit der sogenannten Nikkei-Cuisine?<br />

Sie entstand aus der Fusion peruanischer und japanischer Kochstile<br />

Ende des 19. Jahrhunderts und erlebt derzeit in Europa den wohl<br />

größten Hype.<br />

Und dann lesen wir häufig noch von der Cocina Novoandina. Was<br />

verbirgt sich denn dahinter?<br />

Die neue peruanische Andenküche ist kein Ergebnis einer Fusion<br />

verschiedener Kochstile, sondern eine Modernisierung der klassischen<br />

peruanischen Hochlandküche durch engagierte Köche,<br />

besonders durch Bernardo Roca Rey, Luis „Cucho“ La Rosa und<br />

Gastón Acurio. Sie kombinieren angestammte Techniken und Zutaten<br />

mit den avantgardistischen Trends der internationalen Küche.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

ISBN: 978-3-00-054762-1<br />

GARÇON<br />

15


TITEL Berlin peruanisch<br />

Ceviche-Kochkurs mit Viktor Mendívil Trelles.<br />

www.tonopa.de<br />

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16 GARÇON


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TITEL Berlin peruanisch<br />

Chicha: Inhaber Robert Peveling-Oberhag und Küchenchef Simón Castro Mendoza.<br />

Wir sind der festen Überzeugung, dass der Boom der peruanischen<br />

Küche auch in Berlin anhalten wird. Und vielleicht wird die Vision von<br />

Gastón Acurio, dass es neben jeder Pizzeria eine peruanische Anticuchería<br />

und neben jeder Sushi-Bar eine Cevichería geben sollte, irgendwann<br />

tatsächlich wahr.<br />

Robert Peveling-Oberhag und Simón Castro Mendoza rocken mit ihrem Team,<br />

zu dem Köche und Kellner aus mindestens sechs Ländern gehören, die ohnehin<br />

wuselige Ecke am Neuköllner Maybachufer dermaßen, dass es nicht immer<br />

leicht ist, einen Platz zu ergattern, geschweige denn einen ganzen Tisch.<br />

Das Chicha ist kein Etepetete-Restaurant, sondern ein Junge-Leute-Laden, unkonventionell<br />

und unprätentiös. Inhaber Robert Peveling-Oberhag, 32, stammt<br />

aus Geldern, einer Stadt zwischen Ruhrpott und holländischer Grenze, studierte<br />

Management mit Auslandssemestern in Argentinien und Chile, lebte ein dreiviertel<br />

Jahr in Peru, kam 2014 nach Berlin und eröffnete ein Jahr später – nach<br />

ausgiebigen Pop-up-Tests – das Chicha.<br />

Sein Counterpart Simón Castro Mendoza, 28, wurde in <strong>Essen</strong> geboren, Vater<br />

Peruaner, Mutter Deutsche, absolvierte eine klassische Kochlehre im Sheraton<br />

Hotel seiner Heimatstadt und arbeitete als Sous Chef im Berliner Serrano<br />

(s.S.38). Im August 2016 startete er als Chicha-Küchenchef und erwarb sich<br />

schnell den Ruf eines Mannes, der „ehrgeizig daran feilt, die Küche seiner Heimat<br />

mit der Stilistik der modernen Gourmetküche zu verbandeln.“ Zitat Bernd<br />

Matthies, das einem Ritterschlag gleichkommt.<br />

18 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

Im Service: Sandra Martinez aus Madrid.<br />

Beifall für den Chef: Isabel Derflinger, Sandra Martinez<br />

und Restaurantleiter Tim Price, v.li.<br />

GARÇON<br />

19


TITEL Berlin peruanisch<br />

Küchenchef Simón Castro Mendoza und Sous Chef<br />

Christian Uhlmann aus Quillota/Chile, v.re.<br />

Dass das Neuköllner Peru-Restaurant Chicha nicht nach einem<br />

seiner famosen Gerichte, sondern nach einem peruanischen Getränkeklassiker,<br />

einer Art Mais-Bier, benannt ist, hat wohl mehrere<br />

Gründe. Erstens merkt sich Chicha leicht und spricht sich auch einfach<br />

aus, zweitens sind Chicha Morada (alkoholfrei) und Chicha<br />

Colada (alkoholisch) Lieblingsgetränke der Gäste des Ladens und<br />

drittens gehört Chicha eben einfach zu Peru.<br />

Ebenso übrigens wie Pisco, der im Chicha vor allem als Pisco<br />

Sour serviert wird. Inhaber Robert Peveling-Oberhag gilt als Pisco-<br />

Experte und erklärt: „Pisco ist ein Weinbrand, der aus dem vergorenen<br />

Traubensaft der Pisco-Traube hergestellt wird. So erhält<br />

er seine charakteristische, an Trauben und Rosinen erinnernde<br />

Grundaromatik.“ Wir meinen, dass er – gemixt mit Limettensaft,<br />

Zuckersirup und Eiklar – ein wunderbarer Begleiter etwa der frittierten<br />

Maniokstäbchen mit Huancaina-Sauce aus Chili, Knoblauch<br />

und Kondensmilch ist. Aber bitte nicht übertreiben.<br />

RESTAURANT CHICHA<br />

Friedelstraße 34<br />

12047 Berlin-Neukölln<br />

Tel. 030 — 62 73 10 10<br />

www.chicha-berlin.de<br />

20 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

PULPO PERUCHO<br />

Gegrillter Oktopus, kombiniert mit Maracuja-Mayonnaise,<br />

Chorizo, einer Blumenkohl-Mandel-Erde, Passepierre-Algen<br />

und Andenkartoffelchips.<br />

ESPARRAGOS GLACEADOS<br />

Grünen peruanischen Spargel begleiten Tomaten-Zwiebel-Chalaquita,<br />

Lucuma-Mayonnaise – Lucuma ist eine<br />

Frucht mit gelbem, trockenem Fruchtfleisch, das angenehm<br />

süß schmeckt – sowie Lucumafarofa, getoastetes<br />

Maniokmehl mit Lucuma.<br />

GARÇON<br />

21


TITEL Berlin peruanisch<br />

Esmeralda's Inka-Café: Inhaberin Esmeralda Maldonado.<br />

Die gigantische Vielfalt von Zutaten und Aromen der peruanischen<br />

Küche zeigt sich auch in unseren traditionellen Süßwaren. Das beginnt<br />

bei den Alfajores, vielfältig gefüllten Plätzchen aus Maismehl, reicht über<br />

Bohnen-, Kokos- und Maispudding bis hin zu der berühmten Torta de<br />

chocolate.<br />

Der kleine Laden im Schöneberger Kiez ist schon seit über einem Jahrzehnt<br />

fest in peruanischer Hand. 2007 hatte Gerhard Eilers, geboren und aufgewachsen<br />

in Lima, hier seine Inka-Eisdiele mit Spezialitäten aus Lateinamerika eröffnet<br />

– Lucuma-Eis, das nussig und nach Honig schmeckt, Algarrobina-Eis<br />

aus dem Sirup der Johannisbrotbaumsamen mit karamelligem Geschmack und<br />

Chicha-Morada-Eis, das aus blauem peruanischem Mais hergestellt ist und geschmacklich<br />

ein bisschen an Heidelbeeren erinnert.<br />

Vor knapp anderthalb Jahren übernahm Esmeralda Maldonado, ebenfalls<br />

aus Lima stammend, die Eisdiele und machte daraus Esmeralda's Inka-Café.<br />

Die 44-jährige Hobbyköchin wurde in einer Gastronomenfamilie groß, studierte<br />

in ihrer Heimatstadt Tourismusmanagement und kam vor zehn Jahren nach<br />

Berlin. „Mit dem Inka-Café habe ich mir einen langgehegten Traum erfüllt“, sagt<br />

sie, und man sieht ihr an, wie zufrieden sie mit ihrem Job ist.<br />

Esmeralda Maldonado serviert peruanisches Frühstück mit wunderbaren<br />

hausgemachten Empanadas, das sind gefüllte Teigtaschen, es gibt lateinamerikanische<br />

Tapas, natürlich viel Süßes, erstklassigen Hochland-Kaffee und manchmal<br />

sogar Live-Musik.<br />

22 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

Torta de chocolate.<br />

ESMERALDA'S INKA-CAFÉ<br />

Pye de limón o maracuya.<br />

Belziger Straße 44<br />

10823 Berlin-Schöneberg<br />

Tel. 0163 — 70 25 734<br />

www.facebook.com/esmeraldasinkacafe/<br />

GARÇON<br />

23


TITEL Berlin peruanisch<br />

Naninka: Inhaber Antonio Brandauer und Elisabeth Larsen.<br />

Ceviche – wir benutzen übrigens die Sprech- und Schreibweise Cebiche<br />

– ist nicht nur ein traditionelles peruanisches Gericht – man kann<br />

sogar sagen unser Nationalgericht – sondern eine uralte Art zu kochen.<br />

Eine Kochtechnik, wenn Sie so wollen.<br />

Antonio Brandauer ist 58, aber das sieht und merkt man ihm nicht an. Quicklebendig,<br />

immer in Bewegung, eine Anweisung hier, eine Bitte dort, der Mann ist<br />

ein Phänomen. „Ich stamme aus Trujillo“, grinst er, „da sind die Menschen so.“<br />

Brandauer wuchs in der Hauptstadt der Region La Libertad auf, zog später mit<br />

seinen Eltern ins kolumbianische Bogotá, besuchte dort die Schule und studierte<br />

schließlich in Wien Agrarwissenschaften und Maschinenbau.<br />

Nach dem Studium – Abschluss Diplom-Ingenieur – ging er zurück nach Lateinamerika,<br />

beschäftigte sich mit dem Bau von Gewächshäusern und lernte,<br />

wiederum in Bogotá, Elisabeth Larsen kennen, Kolumbianerin mit deutschen<br />

Wurzeln. Die beiden wurden ein Paar und zogen Ende 2011 nach Berlin. „Eine<br />

Lebensgeschichte in drei Sätzen, die ein ganzes Buch füllen würde.“<br />

Anfang Januar 2015 starteten sie in der Arminiusmarkthalle ins gastronomische<br />

Geschäft – mit einem Tisch, ein paar Gerätschaften, viel Enthusiasmus<br />

und dem festen Willen, sich als kulinarische Botschafter ihrer Heimat einen<br />

Namen zu machen. Das gelang ein Jahr später mit der Eröffnung des Naninka,<br />

eines Markthallen-Bistros, das einerseits durch seine frische Küche und Brandauers<br />

Kommunikationstalent besticht, andererseits aber auch von der Nähe zu<br />

Frankreich („Rosa Lisbert“) und Österreich („Habe die Ehre“) profitiert.<br />

24 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

Antonio Brandauer im Gespräch mit dem peruanischen<br />

Botschafter in Deutschland, S.E. Elmer Schialer Salcedo.<br />

Wenn eine der ersten Amtshandlungen eines neuen Botschafters<br />

die Ausrichtung eines gastronomischen Festivals ist, dann lässt<br />

das schon gewisse Rückschlüsse zu.<br />

Elmer José Germán Gonzalo Schialer Salcedo, 58, wurde nach<br />

diplomatischen Stationen u.a. in New York, Washington, Genf und<br />

Frankfurt, Ende September 2017 als Botschafter Perus in Deutschland<br />

akkreditiert. Bereits zweieinhalb Monate später lud er zu besagtem<br />

Gastronomiefest ins Berliner Swissôtel, begrüßte 160 Gäs te<br />

aus Politik, Kultur und Wirtschaft und unterstrich in seiner Eröffnungsrede<br />

sowohl die Qualität der peruanischen Küche als auch<br />

die Bedeutung der Gastronomie für die peruanische Wirtschaft.<br />

„Sie öffnet die Tür zu wichtigen Exportprodukten unseres Landes“,<br />

sagte er und verwies auf die Marke „Superalimentos del Perú“.<br />

Auf diesem Festival lernten wir übrigens auch Antonio Brandauer<br />

kennen, den Mann im feinen Zwirn, dessen Restaurant Naninka<br />

wir dann einige Tage später besuchten.<br />

GARÇON<br />

25


TITEL Berlin peruanisch<br />

Küchenchef Andy Zerpa aus Lima.<br />

Koch Armando Ulloa aus Trujillo/Peru.<br />

26 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

TACU TACU<br />

Ein traditionelles Arme-Leute-Gericht aus Reis und<br />

gekochten Bohnen. Beides wird vermengt, zu einem<br />

Fladen geformt und in der Pfanne gebraten. Im Naninka<br />

mit Garnelen, Tintenfisch, Ajínes und einer pikanten<br />

Sauce verfeinert.<br />

ANTICUCHO DE CORAZÓN DE RES<br />

Anticuchos sind Grillspieße, ein typisches peruanisches<br />

Streetfood. Hier mit Rinderherz. Dazu Andenkartoffeln<br />

und ein Ají-Dip.<br />

GARÇON<br />

27


INNOVATIVE PASTA-IDEEN FÜR DIE GASTRONOMIE!<br />

Jetzt zur Pfifferling-Saison:<br />

Pasta in vielen Formen mit innovativen<br />

Füllungen, z. B. Pfifferlinge kombiniert<br />

mit pikantem Provolone, roten Zwiebeln,<br />

Pecorino oder Ricotta. Auch als komplett<br />

vegane Variante erhältlich.<br />

Oder Dinkel-Nudeln, zu denen eine<br />

Pfifferlingsauce perfekt passt!<br />

Frische Nudeln von besonderer Qualität<br />

mit 100 % Hartweizengrieß aus Italien!<br />

Für die Herstellung unserer handgemachten Pasta verwenden wir<br />

ausschließlich hochwertigen Hartweizengrieß aus Italien. Voll-<br />

Ei in einem besonderen gelb-orangenen Farbton sorgt für einen<br />

elastischen, goldgelben Teig. Durch Bronzematrizen wird die<br />

Oberfläche der Pasta rau und porig und kann so jede Sauce perfekt<br />

aufnehmen. Und selbstverständlich verwenden wir keinerlei<br />

Konservierungsstoffe oder gar Geschmacksverstärker!<br />

Für die Füllung verarbeiten wir nur sorgfältig ausgesuchte Rohstoffe,<br />

z. B. Käsespezialitäten aus Italien wie Grana Padano DOP,<br />

Pecorino DOP, frischen Ricotta-Käse oder 6 Monate gereiften<br />

Ziegenkäse aus Sardinien, frische Kartoffeln oder Steinpilze aus<br />

Bayern uvm. Die Grundprodukte werden schonend gedämpft,<br />

gebraten oder geschmort und so geschnitten, dass es eine<br />

qualitativ hochwertige, weiche und stückige Füllung ergibt.<br />

Und diesen Unterschied werden Ihre Gäste schmecken!<br />

Als hätten Sie es selbst gemacht ...<br />

Mondo Pasta GmbH<br />

Mertensstraße 65, 13587 Berlin<br />

Tel: +<strong>49</strong> (0)30 3377 4890, Fax: +<strong>49</strong> (0)30 3377 4891<br />

info@mondopasta.de, www.mondopasta.de<br />

Mondo Pasta<br />

Pastamanufaktur Berlin


Berlin peruanisch TITEL<br />

Markthallen-Gastronomie ist schon eine sehr spezielle Angelegenheit.<br />

Offene Küchen mit wenig Platz, ein permanenter Geräuschpegel,<br />

durchaus im höheren dB-Bereich, Gäste, die ihr <strong>Essen</strong> sofort<br />

wollen, am liebsten im Stehen und andere, die Zeit haben.<br />

Da braucht man gute Nerven. Antonio Brandauer hat sie. Und<br />

wenn es doch mal zu wild und bunt zuzugehen droht, dann wirft er<br />

einen Blick auf das überlebensgroße Bild von der Madonna mit den<br />

Rosen, das seine Schwägerin Alexandra an die Markthallenwand<br />

gemalt hat – und lächelt. Die Schutzheilige lächelt zurück...<br />

Kein Wunder, dass Brandauer Stein und Bein schwört, dass sie<br />

ihm auch die Sache mit dem Bierbrauen geflüstert habe. Wie dem<br />

auch sei – Brandauer ist tatsächlich unter die Bierbrauer gegangen.<br />

Gemeinsam mit einem Friedrichshainer Craft-Beer-Profi bringt<br />

er seit einigen Monaten ein würziges Quinoa-Bier auf den Markt –<br />

„aus drei hellen Sorten“. 4.000 Flaschen werden derzeit abgefüllt<br />

und das Etikett ziert – natürlich – die Madonna mit den Rosen.<br />

An der Bar: Andrés Mendoza aus Bogotá/Kolumbien.<br />

NANINKA PICANTERIA & PISCO BAR<br />

Arminiusstraße 2-4<br />

10551 Berlin-Moabit<br />

Tel. 0157 — 84 28 66 10<br />

www.cebiche-berlin.de<br />

GARÇON<br />

29


TITEL Berlin peruanisch<br />

Nauta: Inhaber Max Wirtz und Küchenchef Juan Danilo, v.li.<br />

Die Nikkei-Küche verbindet die Produktfanatik Japans mit dem Zutatenüberfluss<br />

Perus. Im Maido in Lima bei Mitsuharu Tsumura geschieht<br />

das in höchster Vollendung. Für deutsche Verhältnisse sind wir<br />

im Nauta aber auch nicht schlecht, probieren sie mal unseren sousvide<br />

gegarten und mit Hoisin karamellisierten Schweinebauch.<br />

„Er ist für das Nauta ‚motor y cerebro‘, Motor und Gehirn“, so Max Wirtz über<br />

Juan Danilo. Und er, Max, was sei dann er? „Völlig unwichtig!“ Der <strong>49</strong>-jährige<br />

Kölner, diplomierter Volkswirt, der 1989 nach Berlin kam und in der Club-Szene<br />

eine große Nummer wurde, liebt das gepflegte Understatement. Dementsprechend<br />

viel Überredungskraft war nötig, ihn zu einem Foto zu bewegen.<br />

Der Gründer und Inhaber des Nauta also (und der Bar Tausend übrigens) und<br />

der Küchenchef des einzigen peruanischen Restaurants in Berlin, das sich voll<br />

und ganz der Nikkei-Cuisine verschrieben hat, einer japanisch beeinflussten<br />

Peru-Küche. Ihren Ursprung hat sie in der Zeit des 1899er Goldrausches, als<br />

Japaner massenhaft dem Ruf des edlen Metalls folgten und nach Peru zogen.<br />

„Als der Kater einsetzte, machten sie sich ein paar Happen Sushi und sorgten<br />

so für die kulinarische Basis solcher Exportschlager Perus wie Tiradito Nikkei,<br />

einer japanisch inspirierten Thunfisch-, Lachs- oder Forellenzubereitung“, erklärt<br />

Juan Danilo.<br />

Der 35-Jährige kam nach seinem BWL-Studium in Lima nach Deutschland,<br />

absolvierte eine Kochlehre in <strong>Essen</strong> und ist nach Stationen im Dae Mon, Sudaka<br />

und Dos Palillos seit der Eröffnung des Nauta im Mai 2017 dessen Küchenchef.<br />

30 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

Restaurantleiter Hernan Caballero aus Lima und Servicemitarbeiterin<br />

Anja Peteln aus Klagenfurt/Kärnten.<br />

GARÇON<br />

31


TITEL Berlin peruanisch<br />

Küchenchef Juan Danilo und Sous Chef Enderson Ruiz aus Lima.<br />

Juan Danilo und seine Küchencrew waren schon stolz, dass ihnen<br />

der Gault Millau in seinem 2018er Guide 13 Punkte und eine Kochmütze<br />

zubilligte: „Schick-buntes Design, fancy Pisco-Cocktails und<br />

eine offenen Küche, in der Danilo Gerichte seiner peruanischen<br />

Heimat einer Generalüberholung unterzieht. Die Aromen sind intensiv,<br />

ohne scharf zu werden, die Kochtechniken aus der feineren<br />

Küche.“ „Alle Köche sind ein paar Zentimeter größer geworden bei<br />

so viel Lob.“ Juan Danilo zeigt auf seinen Sous Chef Enderson Ruiz.<br />

Später, bei einem Pisco sour, spricht er über neue Ideen. Eine<br />

seiner nächsten Reisen nach Lima will er nutzen, um seinen Kollegen<br />

Mitsuharu Tsumura zu treffen. „Besonders interessieren mich<br />

dessen Nikkei-Tasting-Menüs und solche Gerichte wie in Yuka gedämpfter<br />

Schweinebauch mit Ramen-Reduktion und Mischquina-<br />

Kraut oder Kabeljau mit Miso, fermentiertem Casho und Bahuaja-<br />

Nüssen“, so Danilo. „Ob so was dann auch in Europa geht, muss<br />

sich zeigen.“<br />

RESTAURANT NAUTA<br />

Koch Manolo Cardonas aus Lima.<br />

Kastanienallee <strong>49</strong><br />

10119 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Tel. 030 — <strong>49</strong> <strong>49</strong> 26 51<br />

www.nautaberlin.com<br />

Koch Luis Cardenas aus Lima.<br />

32 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

CEVICHE DE ATÚN NIKKEI<br />

Thunfisch, mariniert in Tigermilch (Leche de tigre básica),<br />

einer Würzsauce aus Limettensaft, Chili, Fischbrühe,<br />

Staudensellerie, Knoblauch, Koriander und weiteren<br />

Zutaten, die variieren – hier sind es Sojasauce<br />

und Yuzusaft – dazu marinierte Gurken und Wakame.<br />

THUNFISCH TATAKI<br />

Thunfisch, Tigermilch (s.oben) mit Sepia, Quinoa-<br />

Popcorn, in Mirin mariniertem Daikon-Rettich, sowie<br />

Himbeer-Gurken-Gel.<br />

GARÇON<br />

33


TITEL Berlin peruanisch<br />

Sabor Latino: Inhaber Viktor Hugo Vera Gutierrez und sein Sohn und Nachfolger Hugo Korinth.<br />

Wir sind ein familiengeführtes und deshalb auch besonders familiäres<br />

Restaurant. Bei uns wollen viele Landsleute und ebenso viele Deutsche<br />

einfach nur einen schönen Abend haben. Dem tragen wir Rechnung<br />

– kulinarisch wie atmosphärisch.<br />

Unverkennbar, das sind Vater und Sohn. Ihr Restaurant Sabor Latino, zu deutsch<br />

„Der Geschmack Lateinamerikas“ war wohl – 2006 eröffnet – das erste in Berlin,<br />

das auf eine rein peruanische Küche setzte. Auf die Frage, weshalb er es<br />

denn nicht „Sabor Peruano“ genannt habe, antwortet Viktor Hugo Vera Gutierrez,<br />

Gründer und erster Küchenchef des Lokals: „Vor zwölf Jahren kannten nur<br />

absolute Insider die Qualitäten unserer Küche, kaum einer in Berlin wusste, was<br />

sich hinter Ceviche oder Tiradito verbirgt. Deshalb haben wir uns gesagt – Lateinamerika,<br />

das ist allgemeiner, damit können die Leute mehr anfangen.“<br />

Gutierrez stammt aus Camaná, einer Stadt an der Küste im Süden Perus,<br />

lernte Bankkaufmann und absolvierte später zusätzlich eine Kochausbildung<br />

bei seinem Vater. 2002 kam er nach Berlin, kochte einige Monate für den spanischen<br />

Botschafter, dann drei Jahre im Latinorestaurant Rubirosa. Als dessen<br />

Inhaber die Schließung ankündigte, übernahm er den Laden, setzte auf Peru pur<br />

und war erfolgreich. Als ihn eine Krankheit zwang, kürzer zu treten, kam sein<br />

Sohn ins Boot. Hugo Korinth hat in Berlin das Abitur gemacht, Geotechnologie<br />

studiert und bastelt derzeit an seiner Masterarbeit – da wäre doch eine andere<br />

Karriere möglich. „Vielleicht“, entgegnet der 24-Jährige, „aber ich bin mit dem<br />

Sabor Latino aufgewachsen und meinem Vater etwas schuldig.“<br />

34 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

Im Service: Barbara Bello aus Caracas/Venezuela.<br />

An der Bar: Walter Gomez aus Lima.<br />

GARÇON<br />

35


TITEL Berlin peruanisch<br />

In der Küche: El chef Rolando Montanchez aus Camaná/Peru...<br />

... und Mohammed Larousse aus Tanger/Marokko, re.<br />

Küchenchef Rolando Montanchez stammt – wie der Sabor- Latino-<br />

Inhaber Viktor Hugo Vera Gutierrez – aus Camaná, einer 15.000-Einwohner-Stadt<br />

im Süden Perus, in der Region Arequipa. „Sie liegt direkt<br />

am Meer, ist bei Touristen wegen ihrer weißen Strände berühmt,<br />

und im Hinterland befinden sich die Berge“, so der 31-Jährige, der<br />

vor knapp einem Jahr nach Berlin kam.<br />

Zu seinen Spezialitäten gehören viele Fischgerichte, neben Ceviche<br />

und Tiradito auch Chicharrón de calamar und Chicharrón de<br />

pescado, knusprig gebratener Oktopus oder Adlerfisch, beide mit<br />

gebratenen Kartoffeln und Salsa criolla serviert, einer Sauce aus<br />

Zwiebeln, Chili, Koriander und Limettensaft. „Die peruanische Sauce<br />

schlechthin“, sagt Montanchez, „die aber je nach Region durchaus<br />

auch weitere Zutaten enthalten kann.“ Eines der Highlights des<br />

Küchenchefs ist Lomo saltado, ein Klassiker der peruanischen Küche.<br />

Dafür wird gewürfeltes Rinderfilet im Wok angebraten und mit<br />

einer Zwiebel-Tomaten-Ají-Sauce, Reis und Pommes frites serviert.<br />

SABOR LATINO<br />

Koch Mohammed Larousse.<br />

Badensche Straße 35<br />

10715 Berlin-Wilmersdorf<br />

Tel. 030 — 84 31 56 00<br />

www.restaurant-saborlatino.de<br />

36 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

PIQUEO DE LA CASA<br />

Ein gemischter Vorspeisenteller mit frittierten Maniokstäbchen,<br />

gekochten Kartoffelscheiben, einer leicht<br />

scharfen Ají-Frischkäse-Sauce, Oliven und Ei, einem<br />

mit einer Creme aus Hähnchenbrustfilet gefüllten pikanten<br />

Kartoffelpüreetaler und Chicharrónes.<br />

CEVICHE CARRETILLERO<br />

In Limettensaft marinierter Adlerfisch, Rocoto-Chili,<br />

rote Zwiebeln, Koriander, gebackener Tintenfisch, Süßkartoffeln<br />

und gerösteter Mais.<br />

GARÇON<br />

37


TITEL Berlin peruanisch<br />

Serrano: Inhaber und Küchenchef Enrique Serván.<br />

Ich will, dass meine Gäste über ihren Gaumen mehr über Peru erfahren,<br />

das sehe ich als meine Aufgabe als kulinarischer Botschafter. Aber<br />

das ist nicht alles. Ich spreche mit ihnen auch über unsere Geschichte,<br />

Kultur und Kunst. Und über die touristischen Möglichkeiten, die Peru<br />

bietet.<br />

Immer freundlich, immer gut drauf und nie um einen passenden Spruch verlegen,<br />

das ist Enrique Serván, der Inhaber des Restaurants Serrano in Wilmersdorf.<br />

Serván, 48, stammt aus Lima und wollte nach dem Abitur entweder Polizist<br />

oder Architekt werden – mit leichtem Ausschlag zu Gunsten des kreativeren<br />

Berufes. Er kam nach Berlin und jobbte, um deutsch zu lernen und das Studium<br />

zu finanzieren, in einem Restaurant. Und wie das Leben dann so spielt – Serván<br />

blieb und lernte Koch.<br />

2005 eröffnete er im Erdgeschoss des spanischen Kulturinstituts in Mitte<br />

das Pata Negra, kochte mittags spanische Traditionsgerichte und versuchte<br />

sich abends experimentell und molekular. Als das nicht so lief, wie er es sich<br />

vorgestellt hatte, schloss er das Pata Negra wieder und heuerte als Kochlehrer<br />

beim Bildungswerk Kreuzberg an. Am 1. November 2010 dann der Neustart<br />

mit dem Serrano. Die meisten Gäste assoziierten mit dem Namen – „Heißt so<br />

nicht auch der Schinken aus dem Feinkostladen um die Ecke?“ – wieder ein<br />

spanisches Restaurant. Also ergänzte ihn Enrique Serván mit dem Untertitel<br />

„Gastronomia Peruana“ und erklärte den Gästen, dass Serrano „aus den Bergen<br />

stammend“ bedeutet, so funktionierte es dann.<br />

38 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

Restaurantleiterin und Enriques Schwester Virginia Serván.<br />

GARÇON<br />

39


TITEL Berlin peruanisch<br />

„Perú mucho gusto“, so steht es auf den Fliesen hinter dem langen<br />

Anrichttresen. Was das bedeutet, hat Enrique Serván davor in mehreren<br />

Dutzend Schüsselchen aufgebaut: Amaranth, Andenkartoffeln,<br />

Kiwicha, Maniok, Oca, Quinoa, Tamarinde, Zuckerrohr...<br />

Die Präsentation der peruanischen Alltagsprodukte – die meisten<br />

davon gelten hierzulande als Super-Exoten – das ist wirklich<br />

eine gute Idee!<br />

Gut ist sicher auch, dass sich der Küchenchef nicht auf eine wie<br />

auch immer geartete Modernisierung seiner Gerichte einlässt, wie<br />

sie beispielsweise der Gault Millau im vorigen Jahr (13 Punkte) anmahnte.<br />

„Es muss auch die Klassiker geben“, sagt er und verweist<br />

auf die Zufriedenheit seiner vielen Gäste. „Weshalb soll ich ein<br />

Gericht wie Oca-Salat aus der Sauerkleeknolle, den ich mit Andenmais<br />

und Inkanussöl serviere, modernisieren? Oder das im eigenen<br />

Schmalz gebratene Schweinefleisch, das mit geschmorten luftgetrockneten<br />

Kartoffeln und Erdnussbutter auf die Teller kommt?“<br />

RESTAURANT SERRANO<br />

Koch Dean Mike aus Freetown/Sierra Leone.<br />

Pfalzburger Straße 83<br />

10719 Berlin-Wilmersdorf<br />

Tel. 030 — 88 92 92 44<br />

www.restaurante-serrano.de<br />

Sous Chef Luis Arriola aus Lima.<br />

40 GARÇON


Berlin peruanisch TITEL<br />

CAUSA BICOLOR RELLENA DE PALTA Y CAMARONES<br />

Die kalte Kartoffel-Limetten-Masse aus roten und gelben<br />

Andenkartoffeln wird begleitet von Garnelensalat,<br />

einer Sauce aus zwei Ajísorten, Avocado und roten Kartoffelchips.<br />

SUSPIRO DE LIMEÑA<br />

Milchkaramellcreme, eine Spezialität aus Lima, mit karamellisierten<br />

Physalis, Quinoakrokant, Johannisbrotbaumsirup<br />

und Himbeeren.<br />

GARÇON<br />

41


LOKALTERMIN Rosa Canina<br />

Rosa Canina<br />

BESSER KANN MAN EIS NICHT MACHEN<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

42 GARÇON


Rosa Canina LOKALTERMIN<br />

Die Inhaber Reimar Philipps und Moritz Weber, v.re.<br />

Eis-Chefin Friederike Bartel, gelernte Konditorin.<br />

80 Prozent des deutschen Eismarktes bedient die Lebensmittelindustrie,<br />

20 Prozent halten im weitesten Sinne handwerkliche<br />

Produzenten. Das Gros dieser Eismacher allerdings greift dabei<br />

auf vorgefertigte Zutaten zurück und setzt sie lediglich ins richtige<br />

Mischungsverhältnis. Bleibt die kleine Gruppe, die genügend<br />

Kreativität, biochemische Expertise und handwerkliche Kunst mitbringt,<br />

um anstelle einer banalen Sommererfrischung hochwertiges<br />

Spei seeis herzustellen. Crème de la crème sozusagen.<br />

Zu dieser Gruppe gehören Reimar Philipps und Moritz Weber.<br />

Phi lipps, 52, gebürtiger Mainzer, kam erst spät zum Eis. Jurastudium,<br />

Musikerkarriere, Musikverleger – was so knapp klingt, machte<br />

schon mal ein halbes Leben aus. Als in der Musik immer mehr die<br />

digitale Un übersichtlichkeit Einzug hielt, reagierte Philipps.<br />

„Lerne ein Handwerk“, sagte er sich. Dass es das Handwerk des<br />

Eismachens wurde, war allerdings Zufall.<br />

2008 eröffnete er mit geleasten Maschinen eine kleine Manufaktur.<br />

Produktion von Schokoladen- und Vanilleeis aus Bio-Rohstoffen<br />

und Belieferung von gastronomischen Betrieben – das war<br />

das Ziel seiner unternehmerischen Bemühungen.<br />

„Es hätte funktionieren können, aber es funktionierte nicht“, so<br />

Reimar Philipps rückblickend. „Die Alternative war ein Eiscafé.“ In<br />

der Pasteurstraße in Prenzlauer Berg ging er mit „Rosa Canina“ an<br />

den Start. „Das ist der botanische Name der Heckenrose, die in der<br />

Geschichte der Eismacherei eine wichtige Rolle als Geschmacksgeber<br />

spielte“, erklärt er, „das erste Eis war Roseneis.“ Schnell<br />

sprach es sich herum, dass Philipps kleine Welt der kalten Versu-<br />

Eis-Sous Chefin Paulina Leidloff, gelernte Köchin.<br />

GARÇON<br />

43


LOKALTERMIN Rosa Canina<br />

DER KLASSIKER<br />

Trotz der Explosion des Vanillepreises – ein Kilogramm<br />

Bourbon-Rohvanille aus Madagaskar kostet<br />

inzwischen rund 500 Euro – hält Rosa Canina an seinem<br />

Klassiker fest und verarbeitet, wie gehabt, eine<br />

ganze Schote pro Kilo Eis.<br />

DAS KREATIVE<br />

Inspirationsquelle dieser eisigen Spezialität war die<br />

1890 von dem Salzburger Konditor Paul Fürst erschaffene<br />

Mozartkugel. Das gleichnamige Eis besteht aus<br />

drei Schichten – Marzipan, Nougat, Pistazie – und gilt<br />

als Kreation für echte Gourmets.<br />

chungen tatsächlich eine ganz besondere<br />

war. Eis ist eben nicht gleich Eis, und auch<br />

Bio-Eis ist nicht gleich Bio-Eis. Und was<br />

viele für eine Geschmacksfrage halten, ist<br />

es erst recht nicht. Dafür gibt es zu viele<br />

objektiv messbare Antworten: die Zutaten,<br />

die Dichte, der Schmelz, die Zuckerstruktur,<br />

der Sahneanteil.<br />

Philipps hatte von Anfang an entschieden,<br />

auf Fertigprodukte zu verzichten, das<br />

zahlte sich jetzt aus. 2010 eröffnete er einen<br />

zweiten Laden in der Hufelandstraße,<br />

2012 zog er in die Markthalle Neun.<br />

Seit zwei Jahren ist Moritz Weber sein<br />

Kompagnon – als gleichberechtigter Mitgesellschafter<br />

und Geschäftsführer. Weber,<br />

30, Hamburger, bringt nicht nur die hanseatische<br />

Kühle mit, sondern auch die notwendigen<br />

kaufmännischen Kenntnisse, die<br />

ein expandierendes Unternehmen nun mal<br />

braucht. Weber hat Betriebswirtschaft studiert<br />

und Erfahrung in seinem Beruf.<br />

Inzwischen beschäftigt ihre Manufaktur<br />

zehn Mitarbeiter und etliche Aushilfen, hat<br />

in einen respektablen Maschinenpark investiert<br />

und in neue Räume.<br />

44 GARÇON


GTS<br />

Großküchentechnik &<br />

Service GmbH<br />

Planung<br />

Montage<br />

Kundendienst<br />

Notdienst<br />

Hier führen zwei kulinarische Profis Regie:<br />

die Konditorin Friederike Bartel und die<br />

Köchin Paulina Leidloff. Rund 50 Sorten<br />

haben sie derzeit im Programm – Vanille<br />

und Schokolade natürlich, die „Basics“, aber<br />

auch Aprikose mit Rosmarin, Himbeere mit<br />

Basilikum, Man go mit Maracuja und Tonkabohne<br />

mit Sesamkrokant. Rund 150 Zutaten<br />

sind dafür nötig, müssen eingekauft, gelagert<br />

und verarbeitet werden.<br />

Friederike Bartel zeigt das Mozartkugel-<br />

Eis. Drei Schichten – Marzipan, Pistazie,<br />

Nougat, dazu Schokostückchen.<br />

Nicht ganz leicht herzustellen. „Mozart-<br />

Terror“ nennen die Eisprinzessinnen den<br />

Pro duktionsprozess. Ansonsten sind die<br />

beiden zwei friedliche junge Frauen mit<br />

hoher fachlicher Expertise, die einfach nur<br />

eins wollen: bestes Eis machen.<br />

ROSA CANINA<br />

Hufelandstraße 7<br />

10407 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Tel. 030 — <strong>49</strong> 95 67 90<br />

www.rosacanina.eu<br />

Ihr zuverlässiger Partner für:<br />

Kochgruppen - Herde, Combidämpfer,<br />

Bratplatten, Kochkessel Friteusen u.v.m.<br />

Gewerbe Geschirrspülmaschinen<br />

Fiefkühl- und Kühlanlagen<br />

Arbeits- und Spültische<br />

GTS Großküchentechnik & Service<br />

GmbH<br />

Schwedter Str. 45-46<br />

10435 Berlin<br />

www.gts-grosskuechentechnik.de


LOKALTERMIN Ludwig con brio<br />

Torta Mimosa<br />

FEINES VOM LAGO MAGGIORE IM LUDWIG CON BRIO<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Die Torta mimosa ist ein kulinarischer Klassiker, typisch für die<br />

nord- und mittelitalienische Konditoreitradition, gleichzusetzen<br />

etwa mit Asparagi alla milanese oder Bistecca alla fiorentina, wobei<br />

das „mimosa“ natürlich keine regionale Verortung kennzeichnet,<br />

sondern das Äußere der süßen Verführung in Kuchenform<br />

beschreibt.<br />

Tatsächlich erinnert die Torta mimosa an ein Meer aus Mimosen<br />

– der gelben, kugeligen Blüten, die sich schon bei der kleinsten<br />

Berührung „mimosenhaft“ schließen und deshalb in der Pflanzensymbolik<br />

für Empfindsamkeit, Stolz und Unnahbarkeit stehen.<br />

Kein Wunder also, dass die Torta mimosa am 8. März, dem Internationalen<br />

Frauentag, zwischen Lago Maggiore und Rom beliebtestes<br />

Zeichen der Wertschätzung des weiblichen Geschlechts ist.<br />

Die Conad- und Esselunga-Supermärkte bieten dann die Torti fix<br />

und fertig und vakuumverpackt an, die kleinen Pasticcerien halten<br />

mit aufwendig dekorierten Exemplaren in chicen Boxen dagegen.<br />

Und es soll sogar – oh italienisches Wunder – Männer geben,<br />

die sich heimlich, still und leise selbst in die Küche stellen, Biskuitteig<br />

rühren, Springformen füllen, Crème pâtissière – natürlich<br />

mit echter Bourbon-Vanille – und Crème Chantilly aufschlagen und<br />

nach anderthalbstündiger Zubereitungszeit vor allem sich selbst<br />

und ihre Backkünste loben.<br />

So avanciert jedes Jahr am 8. März die Torta mimosa zur Torta<br />

italiana, aber auch an den restlichen Tagen des Jahres ist das raffinierte<br />

Backwerk in vielen Cafés und Konditoreien Italiens durchaus<br />

ein beliebter Kaffeebegleiter.<br />

46 GARÇON


Ludwig con brio LOKALTERMIN<br />

Wir wollten weg aus Italien, das stand für uns<br />

fest. Die Frage war nur – wohin? Eigentlich hatten<br />

wir London im Blick, weil wir beide früher<br />

dort schon mal gastronomisch tätig waren. Aber<br />

dann kam der Brexit und damit die Unsicherheit,<br />

wie es uns Ausländern in England ergehen würde.<br />

Die zweite Option war Berlin, zumal ich hier als<br />

Kind schon vier Jahre gelebt hatte und deutsch<br />

spreche. Also sind wir ein paar Mal hergeflogen,<br />

haben als die Stadt von Reinickendorf bis Köpenick<br />

sozusagen ‚erfahren und erwandert‘ und uns<br />

dann endgültig für Berlin entschieden.<br />

Claudia Cattalani, Gastronomin, Ludwig con brio<br />

GARÇON<br />

47


LOKALTERMIN Ludwig con brio<br />

WEIN VOM LAGO MAGGIORE<br />

Seen, Flüsse, Reisfelder und Weinberge<br />

kennzeichnen die Landschaft westlich und<br />

südlich des Lago Maggiore.<br />

Ein Großteil der in dieser Region hergestellten<br />

Weine ist relativ selten. Die<br />

Rebsorten Ganavese, Croatina, Bonarda,<br />

Fara, Gattinara oder Lessona profitieren<br />

vom feuchtwarmen Klima der Gegend, das<br />

insbesondere durch die Po-Ebene und die<br />

Luftströmungen des Lago Maggiore sowie<br />

der umliegenden Alpen positiv beeinflusst<br />

wird.<br />

Neben einigen anderen Gewächsen<br />

aus dem Piemont wird im Ludwig con brio<br />

ein weißer und ein roter Verbosa aus der<br />

benachbarten Lormbardei angeboten.<br />

Beide Weine sind respektable Cuvées<br />

aus den traditionellen Rebsorten dieser<br />

Region und wurden vom Kellermeister<br />

der Azienda agricola cascina in Angera<br />

gekeltert.<br />

www.cascinapiano.it<br />

Fräulein Luck würde sich freuen. Fräulein<br />

Luck war meine Klavierlehrerin. Immer, wenn<br />

ich mal wieder mit den viel zu kurzen Fingern<br />

und abwesendem Gesichtsausdruck<br />

das ungeliebte Instrument traktierte, rief<br />

sie „con brio“, „mit Schwung“.<br />

Geholfen hat es nicht, aber „con brio“<br />

blieb haften. Daran erinnerte ich mich, als<br />

ich zum ersten Mal im „Ludwig con brio“<br />

zu Gast war.<br />

Ein Freund hatte mir den Tipp gegeben,<br />

er wusste, dass ich ein ausgemachter Tortamimosa-Fan<br />

und in dieser Sache ziemlich<br />

verwöhnt bin. Lange Rede, kurzer Sinn –<br />

die Ludwig-con-brio-Version ist von allererster<br />

Güte.<br />

Betreiber des im Herbst 2017 eröffneten<br />

Ladens sind Claudia Cattalani und Massimo<br />

Galotta, beide 50, beide vom Lago Maggi ore,<br />

Claudia aus Stresa, Massimo aus Verbania,<br />

beide in der Gastronomie groß geworden<br />

und seit Jahrzehnten schon dort zu Hause.<br />

Nun also Berlin. „Wir bringen die regionalen<br />

Produkte unserer norditalienischen Heimat<br />

mit, unsere Art, sie zu verarbeiten und<br />

hoffen, dass das in Berlin ankommt.“<br />

Die Torta mimosa, die Massimo Galotta<br />

höchspersönlich backt und der Caffé originale<br />

italiano haben es schon mal geschafft,<br />

jedenfalls bei mir – plus Bonuspunkt für<br />

den liebenswürdigen Service von Claudia<br />

Cattalani.<br />

48 GARÇON


Ludwig con brio LOKALTERMIN<br />

Und ich bin offenbar nicht der Einzige, dem<br />

der Besuch im Ludwig con brio in angenehmer<br />

Erinnerung geblieben ist.<br />

Kollegen haben bei Facebook viel Anerkennendes<br />

gefunden: „Tolles <strong>Essen</strong>, tolle<br />

Gastgeber, definitiv wieder!“, „Gemütlich und<br />

sauber. Komme gern wieder.“, „Enjoy the relaxed<br />

and friendly atmosphere.“<br />

Genau das ist es wohl, was den kleinen<br />

Laden so anziehend macht – das besondere<br />

Gefühl, die Stimmung.<br />

Sicher keine Kriterien für Gastrokritiker,<br />

aber weshalb sollte man bei der Bewertung<br />

eines Restaurants nicht auch mal fragen,<br />

ob man dort eine gute Zeit hatte? Und nur<br />

ganz am Rande: Die Herzlichkeit, mit der<br />

Claudia Cattalani ihre Gäste umsorgt, bin<br />

ich aus Italien nicht gewöhnt, das ist wohl<br />

eher typisch Cattalani denn typisch italienisch.<br />

Das haben wohl auch schon viele<br />

der bekanntlich äußerst italo-minded Wilmersdorfer<br />

gemerkt – auch sie sparen nicht<br />

mit Lob und beziehen Massimo Galottas<br />

Kochkünste natürlich mit ein.<br />

Er serviert eine tadellose Tomatensuppe,<br />

ebensolche Risotti – mit Radicchio und<br />

Gorgonzola, mit Steinpilzen, mit Kürbis und<br />

Käse, mit Flusskrebsen – und er steht jeden<br />

Tag an der Nudelmaschine, produziert<br />

frische Tagliatelle oder Tagliolini, die er den<br />

Gästen dann mit verschiedenen Saucen und<br />

Beilagen ser viert.<br />

KÄSE VOM LAGO MAGGIORE<br />

„Formaggi per Tradizione“, so heißt es<br />

am Haus Nummer 140 in der Via Milano<br />

des Städtchens Arona am westlichen Ufer<br />

des Sees. Ein Motto, das wohl keine Übersetzung<br />

braucht.<br />

Seit 1876 wird hier Käse gemacht und<br />

dafür Sorge getragen, dass nur bestens<br />

gereifte Spitzenprodukte zum idealen Ve r -<br />

zehrzeitpunkt an den Kunden kommen.<br />

Luigi Guffanti, das ist eine Institution in<br />

der Region.<br />

Kein Wunder also, dass viele italienische<br />

Spitzenköche von hier ihren Käse<br />

beziehen – die Drei-Sterne-Köchin Luisa<br />

Valazza im nahegelegenen Soriso ist sicher<br />

die bekannteste.<br />

Jüngste Kreation der Affineure des<br />

Hauses Guffanti: Erborinato Sancarlone<br />

Caffe in Crosta, ein mit gemahlenen Kaffeebohnen<br />

verfeinerter Blauschimmelkäse.<br />

Eine aromatische Offenbarung.<br />

www.guffantiformaggi.com<br />

GARÇON<br />

<strong>49</strong>


LOKALTERMIN Ludwig con brio<br />

SCHINKEN VOM LAGO MAGGIORE<br />

In vielen Ländern gibt es Gegenden, in<br />

denen die Wurst besser schmeckt als in<br />

anderen. Das mag an Essgewohnheiten<br />

liegen, an kulinarischen Traditionen, es<br />

gibt sicher eine ganze Reihe Aspekte, die<br />

da eine Rolle spielen.<br />

In Deutschland ist, wenn´s um die<br />

Wurst geht, beispielsweise das Eichsfeld<br />

eine solche Region. Ihr italienisches Pen -<br />

dant ist das Land, das sich vom West u -<br />

fer des Lago Maggiore bis zur Schweizer<br />

Grenze erstreckt. Hier, im Örtchen Preglia<br />

di Crevoladossola betreiben Massimo<br />

Borlini und Giuseppe Ielmoli eine Metzgerei,<br />

deren Ruf bis nach Mailand reicht.<br />

Salumi valdossola – unter diesem Markennamen<br />

stellen die beiden Männer traditionelle<br />

Wurst- und Schinkenspezialitäten<br />

her – Bresaola, Coppa, Mortadella,<br />

Pancetta, Salame – die nicht nach Mainstream<br />

schmecken.<br />

www.salumivaldossola.it<br />

Und wenn er sich irgendwann noch seine<br />

expressionistischen Tellerdekorationen abgewöhnt,<br />

dann ist das Glück vollends perfekt.<br />

Übrigens: Wer eine Reise zum Lago Maggiore,<br />

ins Ossolatal oder in eine andere Ecke<br />

des Piemont plant und nicht vor hat, die üblichen<br />

Touristenorte mit seiner Anwesenheit<br />

zu be glücken – Claudia Cattalani hat die<br />

geheimsten Geheimtipps auf Lager, man<br />

muss sie nur fragen. Natürlich ist solche<br />

Art Service nicht mit Kosten verbunden –<br />

ohnehin sind die Preise im Ludwig con brio<br />

mehr als geldbeutelschonend.<br />

Also, ein paar gute Adressen sollte der<br />

Stadtmensch stets griffbereit haben: die<br />

eines menschenfreundlichen Zahnarztes,<br />

die einer Freundin/eines Freundes, die geduldig<br />

zuhören können und die eines Restaurants<br />

mit sozialen Öffnungszeiten.<br />

Für Letzteres: Ludwig con brio. Und wenn<br />

die Freundin/der Freund dann doch irgendwann<br />

mal Urlaub macht, hilft durchaus auch<br />

ein ordentliches Stück von Massimo Galottas<br />

Torta mimosa weiter.<br />

LUDWIG CON BRIO<br />

Ludwigkirchstraße 10<br />

10719 Berlin-Wilmersdorf<br />

Tel. 030 — 23 53 11 60<br />

www.restaurant-ludwig-berlin.de<br />

50 GARÇON


Ludwig con brio LOKALTERMIN<br />

TAGLIERE OSSOLANO<br />

Zwar nur eine Vorspeise, aber ein Gedicht, das Gericht.<br />

Aufschnitt vom piemontesischen Ossolatal mit süßsauer<br />

eingelegtem Gemüse.<br />

PASTA DI NOSTRA PRODUZIONE<br />

Ravioli, Tagliatelle, Tagliolini und Co. werden täglich<br />

hausgemacht und mit verschiedenen Beilagen und Saucen<br />

serviert.<br />

GARÇON<br />

51


LOKALTERMIN Egg Kneipe<br />

Flotter Dreier<br />

IN DER KREUZBERGER EGG KNEIPE<br />

VON MARC STEYER<br />

52 GARÇON


Egg Kneipe LOKALTERMIN<br />

Männerwirtschaft Egg Kneipe.<br />

1. Inhaber: Patrick Walter, 36, Fotograf.<br />

Das weiß ein jeder, wer's auch sei,<br />

gesund und stärkend ist das Ei.<br />

Wilhelm Busch (1832-1908)<br />

Die meisten Schlagzeilen macht – wenn's um Hühnereier geht –<br />

Italien. Keine Ahnung, warum. Das Land liegt, zieht man den jährlichen<br />

Pro-Kopf-Verzehr zu Rate, mit 233 Stück auf einem mickrigen<br />

siebten Platz in Europa, abgeschlagen hinter Spanien (304), Tschechien<br />

und Dänemark (je 260). Und selbst Deutschland steht mit<br />

einem statistischen Durchschnittswert von 246 Stück pro Kopf und<br />

Jahr immer noch besser da. Trotzdem geisterten beispielsweise<br />

erst jüngst wieder mal Namen durch die internationale Presse, die<br />

vermuten lassen, dass die echten Eier-Nerds eben doch in Bella<br />

Italia zu Hause sind.<br />

Michele Baldinis Spiegeleier-Skulpturen lassen wir aus hoffentlich<br />

nachvollziehbaren Gründen mal außen vor, aber Paolo Parisis<br />

Supereier sind dann doch schon eine mehr als erwähnenswerte Angelegenheit.<br />

Der Mann aus Usigliano di Lari, einem toskanischen<br />

Dorf auf halbem Weg zwischen Pisa und Volterra, hält seine Legehennen<br />

der Rasse Galline Livornesi in einem Wald hinterm Haus,<br />

füttert die teuren Tierchen mit einem Getreide-Ziegenmilch-Brei<br />

und tut auch sonst alles für deren Wohl. Die danken es ihm mit zwar<br />

weniger Eiern als ihre auf Legeleistung getriezten Verwandten in<br />

der industriellen Produktion, aber dafür mit derart göttlicher Aromatik,<br />

dass Spitzenköche selbst von weit her Parisis Eier ordern,<br />

Stückpreis immerhin fünf bis sechs Euro.<br />

Auf diese Eier vom anderen Stern angesprochen, überlegten<br />

auch die Betreiber von Berlins erster Egg Kneipe schon mal zag-<br />

2. Inhaber: Thies Wulf, <strong>49</strong>, Designer. 3. Inhaber: Daniel Günther, 35, Kommunikationswirt.<br />

GARÇON<br />

53


LOKALTERMIN Egg Kneipe<br />

Wichtigste Mitarbeiterin: Stefanie Schuster, 35, Köchin.<br />

haft, entschieden sich aber dann doch für die Beibehaltung des<br />

Status quo – Bio-Eier aus der Region. „Wir sind zwar einmalig“, so<br />

Thies Wulf, Patrick Walter und Daniel Günther, „aber nicht elitär.“<br />

Das kreative Trio eröffnete Ende des vorigen Jahres die Egg<br />

Kneipe, die sich zwar weder an einer Ecke befindet noch eine Kneipe<br />

ist, aber was soll's, auch der Name macht's. „Ein paar Typen<br />

dachten tatsächlich, der sei uns zuerst eingefallen und dann hätten<br />

wir ein Konzept dazu gebastelt“, erzählt Patrick Walter, „aber so<br />

lief das nicht. Es gab die Idee eines Sandwich-Ladens, irgendwer<br />

brachte dann die Egg'n'roll-Geschichte ins Gespräch, New York und<br />

so, das war's dann.“<br />

Walter, Wulf und Günther mieteten ein Budchen am Kottbusser<br />

Damm, unterzogen es einer generalen Sanierung, die von einer<br />

erheblichen optischen Aufwertung – grüne Fliesen, schwarze<br />

Wände, Holz und Eisen – begleitet wurde, brachten auf wenigen<br />

Quadratmetern alles unter, was eine Imbiss-Küche so braucht und<br />

starteten ins gastronomische Geschäft. Damit auch in stressigen<br />

Situationen nichts anbrennt, holten sie die Profiköchin Stefanie<br />

Schuster ins Boot. Zudem sicherten sie sich die Gunst erstklassiger<br />

Lieferanten. Das Brot kommt aus der Neuköllner Biobäckerei<br />

Endorphina, den Käse liefert – natürlich – Fritz Blomeyer und das<br />

Wichtigste, die Eier, stammen von glücklichen Hühnern des Öko-<br />

Gutes Krauscha in der Oberlausitz.<br />

Sie werden gerührt und gebraten und kommen dann pur, mit<br />

famosem Allgäuer Sennkäse oder hausgebeiztem Lachs auf die<br />

schönen Keramikteller aus Amsterdam; es gibt sie als Spiegelei,<br />

ebenfalls mit allerlei Beilagen oder als Omelette und – kulinarisches<br />

Highlight der Egg Kneipe – als Egg Roll. Sieben Varianten<br />

nennt die Karte, der Teig besteht in jedem Fall aus Kastanien- und<br />

Reismehl, Eiern, Quark und Gewürzen, lediglich die Füllungen sind<br />

verschieden. Leider gibt es nur drei, vier Barhocker, ansonsten sind<br />

Stehtische angesagt. Imbiss eben, aber da muss man halt durch.<br />

EGG KNEIPE<br />

Kottbusser Damm 1<br />

10967 Berlin-Kreuzberg<br />

www.eggkneipe.de<br />

www.facebook.com/EggKneipe<br />

54 GARÇON


facebook.com/bossner.cigars<br />

twitter.com/BOSSNER_Cigars<br />

youtube.com/user/BossnerTV<br />

instagram.com/bossnercigars


LOKALTERMIN Kurpfalz-Weinstuben<br />

1935<br />

1941<br />

1948<br />

Herrlich gereift<br />

DIE KURPFALZ-WEINSTUBEN IN BERLIN-CHARLOTTENBURG<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Der Begriff „Institution“ steht für eine stabile, auf Dauer ausgelegte Einrichtung, in der<br />

wohlgeordnete Handlungsabläufe herrschen. Das klingt zwar ziemlich spröde, aber beschreibt<br />

ganz und gar zutreffend, was die Kurpfalz-Weinstuben ausmacht. 1935 gegründet,<br />

1944 von einer Luftmine getroffen, 1948 wiedereröffnet, inzwischen im 84. Jahr ihres<br />

Bestehens. Ein altehrwürdiges Lokal mit entsprechendem Kolorit, ein Stück altes West-<br />

Berlin jenseits jeder Hipster-Herrlichkeit, das die Concierges vieler Hauptstadthotels vor<br />

allem ausländischen Gästen empfehlen, die eine besondere Einkehrstätte suchen.<br />

56 GARÇON


Kurpfalz-Weinstuben LOKALTERMIN<br />

Nicht eben Berlins idyllischste Verweilstätte: Der Adenauerplatz in Charlottenburg...<br />

Die meisten hauptstädtischen Restaurantführer scheuen selbst die<br />

beiläufige Erwähnung der Kurpfalz-Weinstuben. Mag sein, dass die<br />

Autoren vom Namen auf die Sache schließen – was dermaßen uncool<br />

klingt, kann des Notierens nicht wert sein. Wine Station oder<br />

wenigstens Wine Bar, ja, das wäre was anderes. Aber Kurpfalz-<br />

Weinstuben, das hört sich so verdammt nach Schunkel-Seligkeit<br />

und „Der Wein muss alt und jung das Mädel sein“ an, dass man<br />

besser darauf verzichtet.<br />

Immerhin hat der wohl jeder Altväterlichkeit unverdächtige Niederländer<br />

Cees Nooteboom, ein Schriftsteller, der auch als Literaturkritiker<br />

und Reisereporter unterwegs war, den Kurpfalz-Weinstuben<br />

ein literarisches Denkmal gesetzt.<br />

In seinem 1998 erschienenen, weltweit beachteten und verbreiteten<br />

Berlin-Roman „Allerseelen“ schreibt er über einen Besuch<br />

seines Helden Arthur Daane im Etablissement am Adenauerplatz,<br />

über den Wirt, den er Heinz Schultze nennt und über dessen ku-<br />

... und nicht eben das schönste Ambiente für ein Restaurant: Die Kurpfalz-Weinstuben in einer Hinterhof-Ecke der Wilmersdorfer Straße 93.<br />

GARÇON<br />

57


LOKALTERMIN Kurpfalz-Weinstuben<br />

Inhaber Vincenzo „Vinc“ Berényi.<br />

linarische Vorträge. „Er wusste, dass die Gäste seine Vorführung<br />

liebten und überzog sie daher noch zusätzlich, um die Schwere der<br />

Gerichte durch seine Ironie zu mildern, bis Eisbein und Wellfleisch<br />

und Schweinshaxe eher wie Ankündigungen eines Balettes klangen<br />

denn wie gebratene und geschmorte tierische Überreste, mit<br />

denen sich die Germanen, so schien es, seit Varus in ihren finsteren<br />

Wäldern ernährt hatten...“<br />

In der Weinstuben-Realität hieß der Wirt (und Küchenchef) zwar<br />

nicht Heinz Schultze, sondern Rainer Schulz, aber alles andere<br />

trifft ins Schwarze. Schulz, Jahrgang 1939, Hotelkaufmann aus<br />

Hamburg, hatte 1975 die Kurpfalz-Weinstuben von Aenne Müller<br />

übernommen, die sie 1935 gemeinsam mit ihrem Mann Bruno eröffnet<br />

und durch Kriegs- und Nachkriegszeiten gebracht hatte.<br />

Der dritte Inhaber in 84 Jahren heißt seit Anfang November 2015<br />

Vincenzo Berényi. Der 48-jährige Berliner, Vater Ungar, Mutter Österreicherin,<br />

wechselte nach seiner Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann<br />

in die Gastronomie: Einstein, März, Bar Centrale,<br />

Weinhaus Huth, Abschluss als Sommelier und der Wunsch, was<br />

Eigenes zu machen.<br />

Wieso ausgerechnet die Kurpfalz-Weinstuben, diese Ansammlung<br />

von Antiquitäten und Kuriositäten? „Genau das reizte mich“,<br />

sagt Berényi, „dieser Ort hatte es verdient, dass sich wieder einer<br />

um ihn kümmert, weil er ein Kulturdenkmal ist, das zwar nicht unter<br />

Denkmalschutz steht, aber inzwischen wohl Einmaligkeitswert in<br />

der Stadt hat.“<br />

Er nennt Namen von Restaurationen, die heute kaum noch einer<br />

kennt: Die Neumannschen Weinstuben hinter dem Schillertheater,<br />

die Weinstube an der Kaisereiche in Friedenau, die Pfälzer Weinstuben<br />

in der Fasanenstraße. Vergangen, vergessen, vorüber.<br />

Selbst die Tatsache, dass ihn sein Vorgänger Rainer Schulz<br />

warnte – „Wenn du hier nur einen Nagel aus der Wand ziehst, fällt<br />

alles zusammen!“ – konnte Vincenzo Berényi nicht umstimmen. Er<br />

58 GARÇON


Kurpfalz-Weinstuben LOKALTERMIN<br />

übernahm die Stuben mit den knarrenden Dielen, den mannshohen,<br />

holzvertäfelten Wänden, den bleiverglasten Fenstern, den seltsamen<br />

Beleuchtungskörpern und den Rebwurzelschnitzereien im<br />

Hinterhofambiente, sanierte die Räume achtsam – „Der Fußboden,<br />

die Elektrik, die Küche brauchten unbedingt eine Erneuerung.“ –<br />

und ging Mitte April 2016 wieder an den Start.<br />

Am Schmuddelcharme des Adenauerplatzes, der BVG-Dauerbaustelle<br />

am Kurfürstendamm, dem an Häßlichkeit kaum zu überbietenden<br />

Hotel Panorama und der – na ja – schaurigen Tordurchfahrt<br />

kann Berényi natürlich nichts ändern. „Für die Gegend bin ich nicht<br />

zuständig.“<br />

Für die Stammgäste ist das kein Thema, sie wohnen in besseren<br />

Ecken der Stadt und kommen nicht wegen der Umgebung in die<br />

Kurpfalz-Weinstuben, sondern wegen der Weine. Das tun auch die<br />

Neugäste, die ganz nebenbei eben noch mitkriegen, dass es in Berlin<br />

nicht nur Glitzerfassaden gibt.<br />

Im Service: Birte Langer.<br />

Was die Weinkarte des Hauses betrifft, sind Superlative erlaubt.<br />

„Atemberaubend“, „außergewöhnlich“, „unglaublich“ – solche Attribute<br />

hörten wir am Abend unseres Besuches häufig. Sie betreffen<br />

zuerst die großen Riesling- und Spätburgunder-Nummern des<br />

Kurpfalz-Kellers – etwa ein Kirschgarten Riesling 2013 vom Weingut<br />

Phillipp Kuhn in Laumersheim/Pfalz, ein „Großes Gewächs“ mit<br />

klarer Fruchtigkeit oder ein Ingelheimer Pares 2009 vom Weingut<br />

J. Neus im rheinhessischen Ingelheim, ebenfalls ein „Großes Gewächs“,<br />

das durch außerordentliche Kraft und Fülle überzeugt.<br />

Lobeshymnen singen die Gäste aber auch auf die opulente Schoppenkarte<br />

– 39 offene Angebote von erster Güte.<br />

Rheingau: 2012 Oestrich Lenchen, Riesling Kabinett trocken,<br />

Weingut August Eser – Pfalz: 2011 Forster Schnepfenpflug, Riesling<br />

Kabinett trocken, Weingut Julius Ferdinand Kimich – Franken:<br />

2014 Thüngersheimer Johannisberg, Grauer Burgunder trocken,<br />

Weingut Geiger und Söhne...<br />

GARÇON<br />

59


LOKALTERMIN Kurpfalz-Weinstuben<br />

Sebastian Schmidt, Mitinhaber und Küchenchef.<br />

Dabei bewegt sich das Gros der Bouteillentarife in jenen Dimensionen,<br />

die das Verweilen in den Kurpfalz-Weinstuben bis zum Betriebsschluss<br />

durchaus kurzweilig machen.<br />

Die Speisekarte verzeichnet rund zwanzig Positionen: Flammkuchen,<br />

Hechtkrokette, Weinbergschnecken, Winzervesper, Elsasssaibling,<br />

Ochsenbacke, Tafelspitz, Königsberger Klopse und Pfälzer<br />

Blatt, eine opulente Saumagen-Bratwurst-Leberknödel-Kombination,<br />

die mit Weinsauerkraut serviert wird.<br />

Wir würden „gutbürgerliche“ Küche sagen, aber der Begriff ist,<br />

seit er für jedes pampige Fertiggericht herhalten muss, derart verwässert,<br />

dass wir es lieber lassen. Gut ist es dennoch, was in diesem<br />

Haus auf die Teller kommt und bürgerlich – im positiven Sinn – ist<br />

es auch. Ordentliche Produkte, keine Experimente, weder aus dem<br />

Reich der antiquierten Luxuskonzepte noch aus der sogenannten<br />

Moderne, das Handwerkliche im Vordergrund, exakte Garzeiten,<br />

mutiges Würzen, die Art und Weise des Anrichtens.<br />

James Spencer-Zavos, Koch.<br />

Quoc Phong Nguyen, Koch und Sushi-Meister.<br />

Chef am Herd und gleichzeitig Mitinhaber ist Sebastian Schmidt,<br />

Potsdamer, Jahrgang 1976, der seine Kochlehre im Allgäu absolvierte<br />

und dessen Wanderjahre ihn in den Söl'ring Hof nach Rantum<br />

auf Sylt zu Johannes King, in das Restaurant Juliette nach Potsdam<br />

zu Dirk Güttes, auf die Malediven und nach Österreich führten.<br />

Seine letzte Station schließlich Berlin, Küchenchef im Schlosshotel<br />

Grunewald.<br />

Seit Anfang 2016 nun die Kurpfalz-Weinstuben. Hier hat Schmidt<br />

nicht den Fehler gemacht, die Karte umzukrempeln, sondern er hat<br />

sie leicht modernisiert, einigen Gerichten das Barocke genommen,<br />

anderen ein bisschen mehr Pep verpasst.<br />

„Kräftig, schlicht, geschmacklich harmonisch“, so charakterisiert<br />

der 42-Jährige seine Küche. Bravo, sagen wir, was Sebastian<br />

Schmidt da macht, ist in all seiner Schlichtheit aufrüttelnd und tiefgründig.<br />

Wir jedenfalls haben selten so gute Königsberger Klopse<br />

gegessen.<br />

60 GARÇON


Kurpfalz-Weinstuben LOKALTERMIN<br />

FRÜHJAHRSKLASSIKER<br />

Kalbstafelspitz, Egerlinge (wilde Champignons),<br />

Löwenzahn, Bärlauchcreme.<br />

DEFTIGER START<br />

Confierter Havelländer Schweinebauch, Bärlauchpesto,<br />

Kraut, marinierte Senfkörner.<br />

PFÄLZER BLATT<br />

Bratwurst, Leberknödel und hausgemachter<br />

Pfälzer Saumagen, Weinsauerkraut.<br />

KURPFALZ-WEINSTUBEN<br />

Wilmersdorfer Straße 93<br />

10629 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 — 88 36 664<br />

www.kurpfalz-weinstuben.de<br />

GARÇON<br />

61


LOKALTERMIN Neue Restaurants<br />

Omar Saad und seine Frau Carole Jossien-Saad mit ihrem Eröffnungs-<br />

Ehrengast, Frankreichs Botschafterin Anne-Marie DescÔtes, Mitte.<br />

neu new nouveau<br />

Was tut man, wenn ein Teil der Familie französische<br />

und der andere libanesische Wurzeln<br />

hat und beide Teile gastronomische<br />

Ambitionen hegen? „Ganz einfach“, sagt<br />

Omar Saad, „man gründet ein französischlibanesisches<br />

Restaurant und gibt ihm einen<br />

Namen, der beiden Teilen gerecht wird.“<br />

Der lautet im Fall von Saad und seiner<br />

Familie „Cèdre Blanc“ – das ist französisch<br />

und bedeutet „weiße Zeder“. Die Farbe weiß<br />

steht im Libanon wiederum für Frieden und<br />

der biblische Baum, der auch Wappen und<br />

Flagge des Landes ziert, symbolisiert Kraft<br />

und Stärke.<br />

Sicher, einige Gäste fragen danach, die<br />

meisten aber nehmen's, wie es ist: in der<br />

einen Vitrine Baba Ghannough, Hommous,<br />

natürlich hausgemacht und Loubié bi Zeit,<br />

in der anderen Le Merveilleux Christian, Petit-pot<br />

Ganache, Borquette chocolate-framboise<br />

und Soufflé de poire, alles aus der<br />

Manufaktur des Meisterpatissiers Christian<br />

Jossien, Saads Schwiegervater.<br />

Dazu ein kleines Feinkost- und Weinangebot<br />

und eine sehr, sehr gelöste familiäre<br />

Atmosphäre, die solche Bistros schnell zu<br />

angesagten Nachbarschaftslokalen und After-work-Treffpunkten<br />

macht. Kein Zweifel,<br />

diese Art Gastronomie hat Zukunft, weil sie<br />

in ihrer Entspanntheit genau in die Mitte<br />

der Gesellschaft passt.<br />

Dementsprechend überschwänglich fiel<br />

auch das Lob der rund 150 Eröffnungsgäste<br />

des Cèdre Blanc aus – unter ihnen<br />

Frankreichs Botschafterin Anne-Marie Descôtes,<br />

die Brandenburger Staatssekretärin<br />

Almuth Hartwig-Tiedt und Charlottenburg-<br />

Wilmersdorfs Bezirksbürgermeister Reinhard<br />

Naumann. „Eine Spitzen-Adresse, die<br />

die Gegend attraktiver macht.“<br />

Mehr über Omar Saad, den kulinarischen<br />

Kopf der Un ternehmung, gibt es in der kommenden<br />

Ausgabe des Garcon.<br />

CÈDRE BLANC<br />

Nehringstraße 34<br />

14059 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 0160 — 70 57 390<br />

www.cedre-blanc.de<br />

62 GARÇON


Neue Restaurants LOKALTERMIN<br />

Inhaberin Laura Eckrodt und ihr Partner, der Unternehmer Asif Oomer.<br />

nuovo nuevo yeni<br />

Früher machten Töchter aus besserem Hau -<br />

se eine gute Partie und damit hatte es sich.<br />

Heute studieren sie in Paris oder New York<br />

International Management und gehen in die<br />

Gastronomie – bevorzugt in Berlin-Mitte.<br />

Nicht immer, aber immer öfter.<br />

So eröffnete im vorigen Jahr die Keks-<br />

Erbin Verena Bahlsen in der Torstraße das<br />

„Hermann´s“, einen, wie es selbstbewusst<br />

formuliert wurde, „kulinarischen Ort, der das<br />

Food-Netzwerk neu denken möchte.“<br />

Nun folgt Eckrodt-Tochter Laura (ihr<br />

Vater Rolf war früher ein Big Boss u.a. bei<br />

Bombardier und Mitsubishi), die vor ein paar<br />

Wochen in der Alten Schönhauser mit L.A.<br />

Poke an den Start ging. Auch hier gab es<br />

gleich mal eine verbale Breitseite: „Mit ihrem<br />

neuen Konzept L.A. Poke bringen Laura<br />

Eckrodt und Asif Oomer sowohl das<br />

Gericht als auch das Flair der Hollywood-<br />

Metropole in die deutsche Hauptstadt und<br />

setzen dabei sowohl kulinarisch als auch<br />

konzeptionell Maßstäbe.“<br />

Bei dem Gericht handelt es sich eigentlich<br />

um eine Schüssel-Kreation mit Reis,<br />

roh mariniertem Fisch und einem passenden<br />

Dressing, das als Hawaiian Bowl auf<br />

die Welt kam, inzwischen aber längst zum<br />

Global Player aufgestiegen ist und das Zeug<br />

zum größten Fast-Food-Craze des Jahrzehnts<br />

hat.<br />

Selbst auf der royalen Hochzeitsparty,<br />

die kürzlich in Windsor über die Bühne ging,<br />

ließen Meghan und Harry Bowl Food servieren.<br />

Also liegen Eckrodt und Oomer mit<br />

ihrer Offerte total im Trend. Die Gäste des<br />

L.A. Poke können zu Reis oder Quinoa Fisch,<br />

Fleisch oder Tofu wählen, es gibt eine Reihe<br />

gesunder Toppings von Avoca do bis Wakame<br />

und vier hausgemachte Saucen.<br />

Außerdem stehen fünf Signature-Poke-<br />

Bowls zur Auswahl. Unsere Favoriten: Santa<br />

Monica Sunshine und Malibu Wasabi.<br />

L.A. POKE<br />

Alte Schönhauser Straße 44<br />

10119 Berlin-Mitte<br />

Tel. 030 — 24 04 79 60<br />

www.lapokebowls.com<br />

GARÇON<br />

63


LOKALTERMIN Tantris München<br />

BLUMIGES<br />

TANTRIS<br />

DES KELLNERS NEUE KLEIDER<br />

EIN BERICHT AUS MÜNCHEN VON RUBEN VOISARD<br />

Nur die Küche bleibt weiß. Chef de Cuisine Hans Haas mit<br />

Damen und Herren der schwarzen, pardon, bunten Tantris-<br />

Brigade: Luigi Melfi, Verena Biechele, Serviceleiterin Mona<br />

Röthig und Marius Reynartz, von links nach rechts.<br />

64 GARÇON


Tantris München LOKALTERMIN<br />

Maître Boris Häbel: Der Chef bleibt blumenfrei.<br />

Commis de Rang Luigi Melfi: Modelkarriere möglich.<br />

Designverständnis hin oder her. Wir glauben es ist Klatschmohn.<br />

Die Blume des Jahres 2017. Vom Schwund bedroht und deshalb<br />

gewählt. Also, mehr Aufmerksamkeit für das schöne Gewächs mit<br />

seiner roten Knitterblüte und dem filigranen Stengel!<br />

Im Münchner Zwei-Sterne-Restaurant Tantris hat man die Botschaft<br />

gehört und das Personal neu eingekleidet. Todchic und voll<br />

mohnig. Natürlich kam die Tracht nicht von der Stange, sondern<br />

aus dem Atelier der Top-Designer Johnny Talbot und Adrian Runhof.<br />

Berliner Servicegrößen sollen angesichts des neuen Outfits ihrer<br />

Münchner Kollegen die Nase gerümpft haben: „Hoffentlich passt's!“<br />

Dass das Tantris-Beispiel wohl dennoch in der Modemuffel-Metropole<br />

Berlin Schule machen könnte, beweist das Estrel Hotel. Seit<br />

Anfang Juni tragen auch dort die Kellner neue Kleider. Die sind<br />

zwar nicht ganz so blumig wie im Tantris, aber immerhin, der Anfang<br />

ist wenigstens gemacht.<br />

www.tantris.de<br />

GARÇON<br />

65


GESCHMACKSSACHEN Brotzeit<br />

Brot für Berlin<br />

BRANCHENTREFFEN IN DER MARKTHALLE NEUN<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

66 GARÇON


Brotzeit GESCHMACKSSACHEN<br />

Brotkompetenz: Viktoria Schlecht, Beumer & Lutum.<br />

Einmal im Jahr ist BrotZeit in der Kreuzberger Markthalle Neun,<br />

ein Tag voll Ofenduft, voller Ein- und Aussichten rund um den Mikro-<br />

und Makrokosmos, der sich zwischen Getreide, Mehl, Teig und<br />

Backwerk entfaltet.<br />

Brot hat immer etwas zu berichten. Über die Menschen, die es<br />

essen, über die Verhältnisse, in denen es gebacken wird. Über die<br />

Kultur, aus der es kommt und über den Zeitgeist, der die Zungen<br />

beherrscht. Bäckereien wie die Kreuzberger Bread Station, Endorphina<br />

Backkunst, Soluna, Beumer & Lutum oder Zeit für Brot stillen<br />

die wachsende Sehnsucht einer urbanen Geschmackselite nach<br />

„echtem Brot“ – Mehl, Wasser, Sauerteig und Hefe. Und sie arbeiten<br />

mit einer weiteren Zutat, die rar geworden ist – mit viel Zeit. Großbäckereien<br />

ersetzen die Zutat Zeit durch Zusatzstoffe – eine EU-<br />

Verodnung erlaubt rund 320, etwa 200 davon werden auch in Bäckereien<br />

genutzt – und den Sauerteig durch Fertigsauer. Und auch<br />

die gelobte Vielfalt wird nicht durch Mehl allein erzeugt.<br />

Mühlenkompetenz: Paul Lebeau, Mockmill, Otzberg.<br />

Züchtungskompetenz: Dr. Karl-Josef Müller,<br />

Getreidezüchtungsforschung Darzau.<br />

GARÇON<br />

67


GESCHMACKSSACHEN Brotzeit<br />

Antonius „Tony“ Beumer.<br />

Wieder mal ein Gespräch mit Tony Beumer und wie immer hat er ein<br />

Buch mitgebracht, einen schmalen Reclam-Band: Thomas Bauer,<br />

Die Vereindeutigung der Welt. Über den Verlust an Mehrdeutigkeit<br />

und Vielfalt. Sprechen wir über Vielfalt.<br />

30.000 Maissorten gab es einst weltweit, kaum mehr als ein<br />

paar Dutzend davon werden heute noch in größerem Stil angebaut.<br />

Und von den einst 20.000 Apfelsorten sind höchstens noch sechs<br />

im Angebot. „Unter der Voraussetzung, dass allein zwischen 1970<br />

und 2005 die biologische Vielfalt unserer Erde um 27 Prozent abgenommen<br />

hat, kann unsere Zeit kaum eine Zeit der Vielfalt sein“,<br />

schreibt Bauer, Professor an der Uni Münster.<br />

Reduzierung von Vielfalt durch das Zurückdrängen des Unangepassten,<br />

an dessen Stelle immer mehr eine vermeintliche „Authentizität“<br />

rückt. Nicht das „Was“ zählt, sondern nur noch das „Wie“...<br />

Und was hat das mit der Bäckerei zu tun? Tony Beumer kramt ein<br />

Papier aus seiner Tasche. Eine Werbung für ein sogenanntes Quartalsbrot,<br />

das Neuköllner Blicken (s.S.70). Er zitiert den Satz: „Der<br />

Genuss von Einkorn trägt zur Erhaltung der genetischen Artenvielfalt<br />

bei.“ Das Neuköllner Blicken enthält 45 Prozent Einkornmehl.<br />

„Über den Unsinn beinahe täglich neue Brotsorten zu erfinden“,<br />

hatte ich mich in einem Artikel erregt. Beumer hatte ihn gelesen,<br />

das war seine Antwort.<br />

Der 62-jährige gebürtige Münsterländer studierte in Berlin Sozial-<br />

und Literaturwissenschaften und war 1983 Mitgründer des<br />

Mehlwurmkollektivs, einer Gruppe junger Leute, die antrat, der Geschmacksgleichheit<br />

und -freiheit des massenproduzierten Brotes<br />

etwas Handwerkliches, Gesundes, Geschmackvolles entgegenzusetzen.<br />

Heute ist er geschäftsführender Gesellschafter der Beumer<br />

& Lutum GmbH, einer Bio-Bäckerei mit 130 Mitarbeitern und<br />

fünf Filialen in Kreuzberg und Prenzlauer Berg, in denen rund 50<br />

Brotsorten angeboten werden. „Vielfalt eben“, sagt er, „um der<br />

Scheinvielfalt etwas entgegenzusetzen. Auch beim Brot.“<br />

68 GARÇON


Brotzeit GESCHMACKSSACHEN<br />

Bäckermeister Joachim Seidel.<br />

Als Tagesspiegel-Feinkostexperte Thomas Platt am 12. Mai das<br />

Ergebnis seines Vollkorntoast-Tests veröffentlichte, war der Jubel<br />

bei Beumer & Lutum, der Kreuzberger Bio-Backmanufaktur, groß.<br />

Platz eins für „Beumer & Lutum Bio Toastbrot Weizenvollkorn“<br />

und das Prädikat „Spitze“ mit der Begründung, dass diesem Toast<br />

„nichts von der grundsätzlichen Künstlichkeit des Genres anhaftet.“<br />

Platt und seine Geschmacksinspektoren billigten der Beu mer-&-<br />

Lutum-Schöpfung statt dessen „einen kräftigen Körper, herzhaf ten<br />

Geschmack und einen individuellen Charakter“ zu. Ein Lichtblick<br />

im Meer der geschmacklichen Leere beim Thema Toast.<br />

Für uns gehören auch das Bio Toastbrot Dinkel und vor allem<br />

die jüngste Beumer-&-Lutum-Kreation, der Sandwich-Toast, in diese<br />

Kategorie (sie waren in Platts Test nicht vertreten). Letzterer<br />

besteht aus Dinkelvollkorn-, Dinkel- und Maismehl und wirkt durch<br />

Zugabe von Honig süßer, bleibt aber dennoch mild-aromatisch.<br />

Das gefällt uns außerordentlich.<br />

Bäcker Marian Huzjak.<br />

Christian Opitz und Jürgen Reinecke, v.li.<br />

GARÇON<br />

69


GESCHMACKSSACHEN Brotzeit<br />

Beumer-&-Lutum-Filiale in der Hufelandstraße 9, Prenzlauer Berg.<br />

„Meinungsbildende Artikel“, nennt Tony Beumer die sogenannten<br />

Quartalsbrote, Brote also, die entwickelt und drei Monate lang in<br />

den fünf Beumer-&-Lutum-Filialen angeboten werden. Was kommt<br />

bei den Kunden an? Was weniger?<br />

Manche Rezeptur verschwindet wieder im Archiv, eine andere<br />

hat das Zeug, ins Standardsortiment der Bio-Bäckerei aufzusteigen.<br />

Wie es dem „Neuköllner Blicken“ ergehen wird, das wissen wir<br />

nicht, bei Beumer & Lutum in der Hufelandstraße jedenfalls trifft<br />

sowohl der fein-aromatische Geschmack und der angenehme Biss<br />

als auch das Holzkörbchen, in dem dieses Brot gebacken wird, die<br />

Wünsche vieler Kunden.<br />

Das „Neuköllner Blicken“ besteht zum größten Teil aus Vollkornmehl<br />

vom Einkorn („Blicken“ ist ein Synonym), einem Getreide, das<br />

als „Urgroßvater“ des Weizens gilt und zu den ältesten und nährstoffreichsten<br />

Sorten zählt. Wertvoll macht es sein hoher Gehalt<br />

an Beta-Carotinoiden, deren antioxidative Wirkung legendär ist.<br />

Maria Metlewski und Maja Borm, v.re.<br />

70 GARÇON


Brotzeit GESCHMACKSSACHEN<br />

Andre Wiegand, Lebensmitteltechniker.<br />

Andre Wiegand zeigt einen dunklen, körnerübersäten Laib. „Brot<br />

ohne Mehl“, sagt er und fügt hinzu: „'Ne Art gebackener Brei.“ Klingt<br />

nicht sonderlich appetitlich. „Deshalb kriegt das Baby ja auch noch<br />

'nen richtigen Namen.“ Verraten will er ihn nicht. Wiegand, 34, Berliner,<br />

kam nach Bäckerlehre im KaDeWe, Gesellentätigkeit bei Sarah<br />

Wiener und erfolgreichem Bäckereitechnologie-Studium vor zweieinhalb<br />

Jahren als Produktentwickler zu Beumer & Lutum.<br />

Vier bis sechs neue Brotsorten jährlich schaffen es in die Läden,<br />

das „Brot ohne Mehl“ hat beste Chancen. Es besteht aus Sonnenblumen-<br />

und Kürbiskernen, Chia- und brauner Leinsaat, Hafer<br />

sowie Meersalz, „ist also eigentlich gar kein Brot, weil es weder<br />

Mehl noch Hefe enthält.“ Wenn die letzten Backtests erfolgreich<br />

verlaufen, wird es im Juni auf dem Markt sein.<br />

Und schließlich gibt Wiegand den Namen doch noch preis: „Wir<br />

wollen es ‚Neandertaler‘ nennen.“<br />

www.beumer-lutum.de<br />

Andre Wiegand und Bäckermeister Wolfgang Schmid.<br />

GARÇON<br />

71


GESCHMACKSSACHEN Beurre baratté en Deux-Sèvres<br />

Anaïs Causse, 39, ist gebürtige Berlinerin. Nach dem Abitur an<br />

der Goethe-Oberschule in Steglitz studierte sie Arabistik und Islamwissenschaften,<br />

merkte aber zunehmend, dass das nicht ihr<br />

Ding ist. Sie verabschiedete sich von der Freien Universität und<br />

einer möglichen akademischen Laufbahn, heuerte bei Feinkost-<br />

Lindner an und absolvierte eine Ausbildung zur Fachfrau für Systemgastronomie.<br />

2003 stieg sie in das Feinkostgeschäfts ihres Vaters ein.<br />

2014 folgte ihre jüngere Schwester Noémie und übernahm den<br />

Onlineshop, aus „Maître Philippe“ wurde „Maître Philippe & Filles“<br />

– ein Spezialitätenhandel, der beste Beziehungen vor allem<br />

nach Frankreich pflegt und kulinarisch wie atmosphärisch zu den<br />

ersten Adressen der Branche in Berlin zählt.<br />

Für Garcon schreibt Anaïs Causse regelmäßig über ihre exquisiten<br />

Spezereien und deren Produzenten.<br />

AnaÏs Causse.<br />

DU BEURRE,<br />

S´IL VOUS PLAÎT<br />

VON ANAÏS CAUSSE<br />

Ich habe schon einmal probiert, ohne Butter zu leben. Ein bisschen<br />

weniger Fett wäre vielleicht nicht schlecht, dachte ich mir...<br />

Ich habe es genau zwei Tage lang ausgehalten und gestehe:<br />

Ich bin buttersüchtig. Frei nach Loriot: Ein Leben ohne Butter ist<br />

möglich, aber sinnlos. Allerdings, ich bin verwöhnt, und deshalb ist<br />

Butter bei mir nicht gleich Butter.<br />

Um zu erklären, was ich damit meine, beginne ich mal mit der<br />

Butterherstellung wie sie heute in den Großmolkereien abläuft:<br />

Milch wird in Zertrifugen zum „Fliehen“ gebracht, die Zentrifugalkräfte<br />

trennen das Milchfett, die Sahne, von der Milch, sie wird pasteurisiert<br />

und anschließend in riesigen rotierenden Zylindern, den<br />

Butterfertigern, geknetet. Dabei ballen sich die mikroskopisch kleinen<br />

Fettkügelchen zu Butterkörnchen zusammen und trennen sich<br />

von der Buttermilch. Diese Butterkörnchen werden gewaschen,<br />

und dann solange mechanisch bearbeitet, bis die Buttermilch vollständig<br />

ausgeschieden ist – fertig ist die Butter. Portionier- und<br />

Verpackungsautomaten stehen am Ende dieses kontinuierlichen<br />

Prozesses. Butter vom Fließband, Massenware, die in Tonnen pro<br />

Schicht gemessen wird. Natürlich hygienisch einwandfrei, keine<br />

72 GARÇON


Beurre baratté en Deux-Sèvres GESCHMACKSSACHEN<br />

Ein Luftbild des französischen Fotografen Thierry<br />

Roquet zeigt die ganze Schönheit der Deux-Sèvres.<br />

Frage, aber geschmacklich eben indifferent, oder – positiver formuliert<br />

– absolut neutral.<br />

Meine Lieblingsbutter, Beurre baratté en Deux-Sèvres, ist handgemacht,<br />

im Fass geschlagen („baratté“) und kommt aus dem<br />

landschaftlich wunderschönen, agrarisch geprägten Département<br />

Deux-Sèvres im Westen Frankreichs (siehe Karte und Bild oben).<br />

Wir beziehen sie in geringen Mengen von dem Affineur Christian<br />

Janier in Lyon (siehe Bild unten), der mit den Milchbauern der Deux-<br />

Sèvres seit vielen Jahren zusammenarbeitet und den ich als absoluten<br />

Qualitätsfanatiker kennengelernt habe.<br />

Anaïs Causse zu Gast bei Christian Janier, Affineur und Träger des<br />

Titels Meilleur Ouvrier de France (Bester Handwerker Frankreichs).<br />

Wir arbeiten übrigens seit der Gründung von Maître Philippe in Berlin<br />

vor über 20 Jahren mit dem Hause Janier zusammen. Mein Vater<br />

musste damals erst mehrere Praktika bei Christians Vater Maurice<br />

absolvieren, bevor er Käse und Butter bei ihm kaufen durfte.<br />

Aber das nur am Rande und um zu belegen, wie qualitätsbesessen<br />

die Janiers sind.<br />

Zum Thema Butter sagte mir Christian Janier bei meinem letzten<br />

Besuch in Lyon, dass letztlich drei Faktoren den Ausschlag<br />

geben: die Qualität der Milch, das Savoir-faire, das Wissen um die<br />

Herstellung dieses einzigartigen Stoffes und Geduld.<br />

So weiden die Kühe, die ihre Milch für die Beurre baratté en Deux-<br />

Sèvres geben, auf grünen Wiesen und fressen saftiges Gras statt<br />

Silofutter. Weder Milch noch Sahne werden beim Buttermachen<br />

pasteurisiert und anstelle von Butterfertigern, in Frankreich heißen<br />

sie „Butirateur“, werden Edelstahlfässer verwendet, um die Butter<br />

zu „schlagen“. Das dauert weit länger, ist arbeitsaufwändiger und<br />

verlangt viel Sorgfalt – ebenso wie die sogenannte „malaxage“, bei<br />

der die Butter solange geknetet wird, bis sie wirklich geschmeidig<br />

ist und ihr typisch feines Aroma hat.<br />

Selbstverständlich ist die Butter gesalzen, zwei Prozent, „demisel“,<br />

heißt das in Frankreich, wo die kleine Salznote in der Butter<br />

eben als das gewisse Etwas gilt.<br />

Übrigens: Zwei unserer Mitarbeiter bei Maître Philippe & Filles,<br />

Jens und Theresa, haben eine Butterpraline erfunden, die ich Ihnen<br />

unbedingt noch ans Herz legen möchte.<br />

Auf ein Stück Abondance, das ist ein junger, aber schon würziger<br />

Hartkäse aus dem Département Haute-Savoie, gibt man eine<br />

ordentliche Flocke Beurre baratté en Deux-Sèvres, darauf dann<br />

eine geröstete Piemonteser Haselnuss. Das ist sooo unglaublich gut!<br />

www.maitrephilippe.de<br />

GARÇON<br />

73


GENUSSNETZWERK<br />

WWW.<strong>GARCON</strong>24.DE<br />

KOSTPROBEN<br />

WWW.GENUSSNETZWERK.DE<br />

MEHR INFOS<br />

Fünf Supermarkt- und Discounterketten beherrschen 90 Prozent<br />

des Lebensmittelhandels in Deutschland. In den Regalen<br />

aromaverstärkte Fertiglebensmittel, plastikverschweißter Billigkäse,<br />

geschmacksuniforme Industrieware. Nicht nur, aber<br />

größtenteils.<br />

Die verbleibende Zehn-Prozent-Nische haben engagierte<br />

Genuss handwerker, kenntnisreiche Feinkosthändler und Onlineverkäufer<br />

mit ihrem Gegenentwurf zur Massenware der<br />

Lebensmittelindustrie besetzt: manufakturell hergestellte Aufstriche;<br />

Würs te, die nicht aus der Schlachtfabrik kommen;<br />

handgefertigte Schokoladen, hausgemachte Liköre, Konser ven<br />

ohne E-Zusätze, vieles in Bioqualität. Das meiste ist teurer als<br />

Supermarktware gleichen Namens, aber eben auch gesünder,<br />

natürlicher und geschmackvoller.<br />

Sechs Kostproben dessen, was wir in den vergangenen Wochen<br />

entdeckten, probierten und als kulinarisch bemerkenswert<br />

empfanden, servieren wir Ihnen auf der folgenden Seite.<br />

GUTEN APPETIT!


Kostproben GESCHMACKSSACHEN<br />

Dinkel, einst aus einer Kreuzung von Emmer und<br />

Zwergweizen entstanden, liefert zwar nur die Hälfte<br />

des Ertrags moderner Weizensorten, ist aber<br />

besonders für den Öko-Landbau interessant. Vor<br />

allem Bio-Bäcker und Bio-Lebensmittelproduzenten<br />

setzen immer häufiger auf das Urkorn. Bei spiel:<br />

die Nudelmacher vom Demeterhof Kuhhorst im<br />

Havelland, die mit ihren Tomaten-Dinkelnudeln<br />

eine wunderbar kräftige Kreation auf den Markt<br />

brachten.<br />

www.diekuhhorster.de<br />

3,50 Euro / 250 g<br />

u.a. bei Schaufenster Uckermark<br />

Markthalle Neun<br />

Eisenbahnstraße 42/43<br />

10997 Berlin-Kreuzberg<br />

www.berlin-genusswerk.de<br />

Beste Zutaten, kleine Chargen und Handarbeit –<br />

so lautet das Credo von Omar Saad und seinem<br />

Schwiegervater, dem Meisterkonditor Christian<br />

Jossien, aus deren französich-libanesischer Feinkostmanufaktur<br />

diese erstklassige Feigenkonfitüre<br />

kommt. Ge trocknete Feigen (80 Prozent),<br />

Walnusskerne aus dem eigenen Garten, Mastix,<br />

Sesam, Anis, Zitrone und Zucker ergeben eine<br />

grandiose Kombination – nicht nur als Aufstrich,<br />

sondern auch zu feinem Käse. Zu beziehen u.a.<br />

bei Cèdre Blanc (siehe Seite 62).<br />

Preis: 4,30 Euro / 150 g<br />

Manufaktur Hommous & Khobez<br />

Jean-Jaurès-Straße 21<br />

13469 Berlin<br />

Tel. 0160 – 70 57 390<br />

www.hommous.de<br />

Bei Kurkuma, hierzulande auch als Gelbwurz bekannt,<br />

handelt es sich um die Wurzelstöcke einer<br />

robusten Staude aus der Familie der Ingwergewächse.<br />

Aus den bergigen Regionen Perus stammen<br />

die Rhizome, aus denen bei Voelkel im niedersächsischen<br />

Höhbeck dieser Saft gepresst<br />

wird. Mit seinem Ingwer- und Zitrusaroma und dem<br />

angenehm erdigen Duft passt er gut zu Tees,<br />

Dips, Dressings und diversen Drinks, ist aber auch<br />

geeignet, Reisgerichte zu würzen.<br />

www.voelkeljuice.de<br />

Preis: 9,99 Euro / 200ml<br />

in den Filialen der Bio Company, z.B.:<br />

Chausseestraße 19<br />

10115 Berlin-Mitte<br />

Tel. 030 – 311 74 31 80<br />

www.biocompany.de<br />

Kübelspeck! Diätpäpste und Kalorienzähler wenden<br />

sich mit Grausen, wenn sie nur das Wort hören.<br />

Freunde einer kernigen Brotzeit halten dagegen:<br />

Nicht übel, der Speck aus dem Kübel. Dabei<br />

handelt es sich um den Rückenspeck vom Wollschwein,<br />

der – mit Salz, Knoblauch und diversen<br />

Gewürzen massiert – etwa sechs Wochen lang<br />

eingelegt wird. Dabei entwickelt sich eine Lake,<br />

in der der Speck ausgiebig reifen kann und seinen<br />

besonderen Geschmack erhält.<br />

www.schweinemeisterei.de<br />

Preis: 2,18 Euro / 100g<br />

Schweinemeisterei Arenzhain-Hof<br />

03253 Doberlug-Kirchhain<br />

Arenzhainer Dorfstraße 5<br />

u.a. Wochenmarkt am Südstern<br />

www.diemarktplaner.de<br />

Im roten Meer des geschmacklichen Einheitsbreis<br />

gibt es auch einige Leuchttürme – Ketchup,<br />

der so daherkommt, wie es Ketchup tun sollte.<br />

Tomatenrot in der Farbe, die Konsistenz sämig und<br />

glatt, der Geschmack tomatig und würzig, auf keinen<br />

Fall stumpf oder bitter. Dann schon eher süß,<br />

aber bitte nicht zu süß. All das erfüllt der Boutique<br />

Ketchup Blue Label von Curtice Brothers<br />

aus sonnengereiften toskanischen Bio-Tomaten<br />

und italienischen Würzkräutern in beeindruckender<br />

Weise.<br />

Preis: 5,90 Euro / 380 g<br />

bei Pignut BBQ (Mi-Sa)<br />

Arminiusmarkthalle<br />

Arminiusstraße 2-4<br />

10551 Berlin-Moabit<br />

www.pignut.de<br />

Das ist kein Kindersüßkram, sondern „raw chocolate“.<br />

Was wie ein Wort aus der spaßfreien Zone<br />

klingt, präsentiert sich als Angelegenheit für<br />

Edelschmecker, passend zum Champagner oder<br />

Crémant. „Mutter“ der fünf edlen Sorten ist die<br />

Münchnerin Lisa Böhm. Die diplomierte Mode-<br />

De signerin verarbeitet die nikaraguanischen Kakaobohnen<br />

ungeröstet, süßt ausschließlich mit<br />

Xylit und Kokosblütenzucker und hat ihren exzellenten<br />

Kreationen zudem eine ziemlich außergewöhnliche<br />

Dreiecksform verpasst.<br />

Preis: 5,90 Euro / 70g-Tafel zzgl. Versand<br />

Lisa Böhm<br />

Online Bestellung<br />

per WhatsApp an 0151-15 71 56 92<br />

oder per E-Mail an shocolate@gmx.de<br />

www.holyshocolate.com<br />

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75


Müritz Gin,<br />

jetzt exklusiv bei<br />

Getränke Preuss Münchhagen!<br />

Ab sofort können Sie bei uns direkt<br />

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Fax: +<strong>49</strong> 30 68 89 01- 26<br />

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www.getraenke-pm.de


Agnes Ruhnau-Hein und Ania Bogocz KOPFSALAT<br />

Hallo,<br />

Nachbarn...<br />

DAS KIEZCAFÉ LÖST DIE ECKKNEIPE AB:<br />

ZWEI BEISPIELE AUS BUCKOW UND KREUZBERG<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Agnes Ruhnau-Hein und Ania Bogocz kennen sich zwar nicht, aber<br />

sie haben vieles gemeinsam. Beide sind jenseits der 50, beide sind<br />

erfolgreiche Geschäftsfrauen und beide – man hört es an ihrem<br />

Dialekt – stammen nicht aus Deutschland. Agnes Ruhnau-Heins<br />

Wiege stand in Wien, Ania Bogocz wurde im westpolnischen Kalisz<br />

geboren. Nach Berlin kamen beide schon vor Jahrzenten, hier<br />

wuchsen ihre Kinder auf, die inzwischen erwachsen sind, hier<br />

machten sich die Österreicherin und die Polin selbstständig. Agnes<br />

Ruhnau-Hein mit einem Blumenladen, Ania Bogocz mit einer Feinkosthandlung.<br />

Nun folgten sie dem Ruf ihrer Intuition und stiegen<br />

ins Gastronomiegeschäft ein – Agnes Ruhnau-Hein mit dem Café<br />

Kramuri, Ania Bogocz mit dem Bistro No. 13. „Es war die Erfüllung<br />

eines langgehegten Traums“, so begründeten die beiden unisono<br />

und vollständig unabhängig voneinander ihre Entscheidung. Dahinter<br />

keinerlei Kalkül, sondern pure Emotion. Das passt zu Agnes<br />

Ruhnau-Hein ebenso wie zu Ania Bogocz.<br />

GARÇON<br />

77


KOPFSALAT Agnes Ruhnau-Hein und Ania Bogocz<br />

Agnes Ruhnau-Hein, 53, lebt zwar seit 30 Jahren in Berlin, ihre<br />

Herkunft kann sie jedoch nicht verbergen. Sie sagt „Glaserl“,<br />

„Hunderl“ und „Schucherl“; harte Konsonanten wie „t“ oder „p“<br />

ersetzt sie durch „d“ und „b“, und aus einem „a“ wird bei ihr<br />

schnell mal ein „o“. Klare Indizien. Die Frau ist Wienerin. Sie<br />

wuchs in Meidling auf, nahe Schloss Schönbrunn und absolvierte<br />

eine Floristenlehre in der k.u.k.Hofbinderei. Die Kaiserlichund-Königlichen<br />

waren offensichtlich gute Lehrer – noch heute<br />

müsste zu dem, was sie aus ein paar Blumen und Blättern zaubert,<br />

eigentlich immer der Kaiserwalzer gespielt werden.<br />

Das merkten auch ihre Berliner Kunden schnell. „Flowerkick“,<br />

Agnes Ruhnau-Heins 2005 eröffneter Blumenladen in der Rudi-<br />

Dutschke-Straße, avancierte rasch zu einer ersten Hauptstadtadresse<br />

für jede Art von Sträußen, Gebinden und Gestecken. Nun<br />

schließt sie das Geschäft, wechselt die Branche und wagt einen<br />

Start in der Gastronomie.<br />

78 GARÇON


Agnes Ruhnau-Hein und Ania Bogocz KOPFSALAT<br />

Tja, das ist nun wieder mal so ein Fall, wo Restauranteröffnung<br />

und Redaktionsschluss nicht unter einen Hut zu kriegen waren.<br />

Von außen sieht Agnes Ruhnau-Heins künftiges Café schon ganz<br />

proper aus, innen allerdings muss noch einiges gerichtet werden.<br />

„Und dann haben die Ämter das letzte Wort.“ Agnes Ruhnau-Hein<br />

ist tiefenentspannt. „Ich sperr' auf, wenn alles fertig ist.“<br />

Ihr Café wird „Kramuri“ heißen, gesprochen „gramu(a)ri“, das ist<br />

Wienerisch, und bedeutet sowohl Gerümpel als auch Krimskrams.<br />

„Gerümpel kommt natürlich in die Tonne, aber allerlei Krimskrams<br />

wird in den Regalen schon Platz finden“, so die Betreiberin.<br />

Und in einem der Hinterzimmer wird sie eine Werkstatt unterbringen<br />

– „Die Blumenbinderei“. „Sträuße auf Bestellung“, sagt sie,<br />

„kein zweiter Laden.“<br />

Und das kulinarische Angebot? „Kaffee, Kuchen, Kleinigkeiten,<br />

vielleicht ein Rindfleischsalat mit Kernöl oder eine Debreziner mit<br />

Senf und Kren.“ Aber festlegen lassen will sich Agnes Ruhnau-Hein<br />

auch da nicht, schon gar nicht auf Österreich pur. Wichtiger als<br />

Wurstsemmel oder Mortadellabrötchen ist ihr die Qualität dessen,<br />

was auf die Teller kommt, nicht, ob das nun österreichischen, deutschen<br />

oder italienischen Ursprungs ist.<br />

„Und am wichtigsten ist, dass die Gäste sich wohl fühlen und ich<br />

mich wohl fühle.“ Sie spricht von Wohlfühlzone, von Kiezgefühl und<br />

Wohnzimmeratmosphäre.<br />

Das passt zur Hagelberger. An der Ecke Mehringdamm das Belle<br />

Alliance mit seinem Hauch Frankreich, an der Ecke Großbeerenstraße<br />

das Café Kramuri mit ein bisschen Österreich.<br />

In der Mitte gibt’s dann noch das Riehmers, aber diese Lokalität<br />

disqualifiziert sich mit ihren Mondpreisen leider selbst – poplige<br />

Salbeignocchi mit Tomaten-Fenchel-Mix und ligurischen Oliven<br />

beispielsweise für 19,50 – da zuckt selbst die Gourmet-Schickeria<br />

mit den Schultern und zieht weiter.<br />

Café Kramuri | Hagelberger Straße 15 | 10965 Berlin-Kreuzberg<br />

GARÇON<br />

79


KOPFSALAT Agnes Ruhnau-Hein und Ania Bogocz<br />

Ania Bogocz ist Polin, sehr, sehr charmant, sehr, sehr modebewusst<br />

und nur ein kleines bisschen eitel. „Müssen Sie denn unbedingt<br />

schreiben, wie alt ich bin?“ „Nein, nur bei anderen schreiben<br />

wir es auch.“ Eine lange Pause. Dann: „Geboren am 13.<br />

Januar 1967 in Kalisz.“ Wieder eine Pause, nur kürzer: „Vielleicht<br />

lassen Sie es doch weg.“ Dann muss Sie lachen, so ist sie eben.<br />

In Polen hatte Ania Bogocz Ökonomie studiert. Als sie 1989<br />

nach Berlin kam, sagte man ihr, dass das Diplom nicht viel wert sei.<br />

Also ließ sie sich zur Kauffrau für Bürokommunikation ausbilden,<br />

arbeitete für verschiedene Firmen, kümmerte sich um ihren Sohn<br />

Patrick und machte sich 2007 in Buckow mit einem Geschäft<br />

für polnische Lebensmittelspezialitäten selbstständig. Polskie<br />

delikatesy. Es gibt polnischen Wodka, polnische Torten, Käse,<br />

Konfekt, Konserven, hierzulande kaum bekannte Wurstsorten,<br />

Piroggen. Und weil Sohn Patrick inzwischen 25 und als Immobilienmakler<br />

tätig ist, also keine kümmernde Mutter mehr braucht,<br />

beschloss sie, neben ihrem Geschäft noch ein Bistro zu eröffnen.<br />

80 GARÇON


Agnes Ruhnau-Hein und Ania Bogocz KOPFSALAT<br />

Ania Bogocz hat ihrem Bistro keinen Namen gegeben, sondern eine<br />

Nummer verpasst. Bistro Nummer 13. „Ich bin an einem Dreizehnten<br />

geboren, mein Sohn ist an einem Dreizehnten geboren, die 13<br />

ist meine Glückszahl.“ Die Eröffnung fand natürlich auch an einem<br />

Dreizehnten statt: Freitag, 13. Oktober 2017 um 13.13 Uhr.<br />

Seitdem läuft der Laden, Ania Bogocz' Bistro avancierte schnell<br />

zur kulinarischen Institution im Buckower Kiez. Das tägliche Mittagsmenü<br />

– zum Beispiel Gurkensuppe, Hähnchenfilet mit Kartoffeln<br />

und Brokkolisauce, Salat – gibt es für 7,13 Euro. Viele Senioren,<br />

die in der Gegend rund um den Grauwackenweg wohnen, nutzen die<br />

Möglichkeit, das <strong>Essen</strong> mit nach Hause zu nehmen – der Preis beträgt<br />

dann 5,13 Euro. Sicher, Hähnchenfilet, Kasslerbraten, Schweineschnitzel<br />

oder Devolay, die gefüllte Hähnchenbrust, ein polnisches<br />

Traditionsgericht, treten nicht an, um die höheren kulinarischen Weihen<br />

zu erlangen, nein, hier geht es um ordentliche Hausmannskost<br />

zum unschlagbar niedrigen Preis.<br />

„Einige Stammgäste kommen wegen der Piroggen, andere essen<br />

nur unseren polnischen Kräutersalat“, erzählt Kinga Wieczorek.<br />

Die 25-Jährige stammt aus der Nähe von Poznań, absolvierte nach<br />

dem Abitur eine gastronomische Fachschule, lebt seit zwei Jahren<br />

in Berlin und kümmert sich mit großer Freundlichkeit um die Küche<br />

und den Service im Bistro.<br />

Und Ania Bogocz hat inzwischen ein weiteres Betätigungsfeld<br />

entdeckt. Mit ihrem Catering-Service bringt sie kalte und warme<br />

Buffets für 20 bis 100 Personen an den Start.<br />

BISTRO NO. 13<br />

Schlierbacher Weg 7-9<br />

123<strong>49</strong> Berlin-Buckow<br />

Tel. 0157 — 87 27 66 78<br />

www.facebook.com/BistroNo13<br />

Bistro-Fee: Kinga Wieczorek.<br />

GARÇON<br />

81


KOPFSALAT Eberhard Lange<br />

EIN ASS AM HERD<br />

DER KÜCHENCHEF UND STERNEKOCH EBERHARD LANGE<br />

VON JÖRG TEUSCHER<br />

Zwanzig Sterneköche gibt es aktuell in Berlin. Unter ihnen ist Eberhard<br />

Lange, was seine mediale Präsenz betrifft, derjenige mit den<br />

wenigsten Treffern. Kritiker nennen ihn gern „den Klassiker“. Das<br />

klingt nach kulinarischer Konservative, gemessen an anderen Titulierungen<br />

nachgerade langweilig. Nichts Brutales, Geniales, Radikales,<br />

nichts was Staub aufwirbeln könnte, nicht mal äußerlich.<br />

Nein, Eberhard Lange ist ein Mann, den wir als ebenso empathisch<br />

wie sympathisch kennengelernt haben, ein erdnaher Typ<br />

trotz seiner 1,98 Meter Körpergröße, einer, der in einer eitlen Branche<br />

bemerkenswert uneitel daherkommt.<br />

82 GARÇON


Eberhard Lange KOPFSALAT<br />

EBERHARD LANGE<br />

geboren am 9. August 1967 in Berlin<br />

1984: Ausbildungsstart im Hotel Metropol, 1.v.re. Eberhard Lange.<br />

1984-1986<br />

Kochlehre im Hotel Metropol<br />

1986-1994<br />

Commis, Demi Chef und Chef de partie<br />

Hotel Metropol und Maritim pro arte<br />

1986: Eberhard Lange als Commis de Cuisine im Hotel Metropol, 4.v.re.<br />

1994-1997<br />

Sous Chef<br />

u.a. im Waldhotel Frohnau<br />

1997-1998<br />

Chef de partie<br />

Restaurant VAU<br />

seit 1998<br />

Sous Chef und ab 2015 Chef de Cuisine<br />

Restaurants Zum Hugenotten und Hugos<br />

InterContinental Berlin<br />

1999: Über dem Restaurant Zum Hugenotten leuchtet zum ersten<br />

Mal der Michelinstern, 2.v.li. Sous Chef Eberhard Lange.<br />

2012: Hoher Küchenbesuch im Hugos. Bundespräsident Joachim Gauck<br />

mit Küchenchef Thomas Kammeier und Eberhard Lange.<br />

GARÇON<br />

83


KOPFSALAT Eberhard Lange<br />

„Hey, Ebi“: Eberhard Lange und Dieter Schellenberger, sein ehemaliger Sous Chef im Metropol.<br />

Metropoltreffen<br />

16. Februar 2018<br />

An diesem Februarfreitag ist im Bayernmichel geschlossene Veranstaltung.<br />

Inhaber Michael Weberling, 56, hat seine ehemaligen<br />

Kollegen aus dem DDR-Interhotel Metropol an der Friedrichstraße<br />

– heute heißt die Herberge Maritim pro arte – zum jährlichen<br />

Get-together eingeladen. Wir sind dabei, weil Eberhard Lange, „unser<br />

Mann“, in diesem Haus seine Küchenkarriere begann. Am Anfang<br />

war Thea Nothnagel, die Metropol-Lehrausbilderin, knallhart,<br />

84 GARÇON


Eberhard Lange KOPFSALAT<br />

„Weißt du noch?“: Eberhard Lange im Gespräch mit Kerstin Muss, frühere Kellnerin<br />

und Michael Weberling, einstiger Kochkollege und heutiger Bayernmichel-Wirt...<br />

geachtet und gefürchtet: „Das sollen Brunoise sein? Das sind Pflastersteine.“<br />

Lange stellte sich besser an, bestand die Gesellenprüfung<br />

mit Glanz und Gloria und wurde Commis im Valuta-Restaurant<br />

des Metropol. Der Name sagt, was dort Sache war. <strong>Essen</strong> gab's nur<br />

für Devisen. Solche Restaurants hatten natürlich nichts mit der Gastronomie<br />

kahler HO-Gaststätten zu tun, in denen dienstleistungsunwillige<br />

Bediener Würzfleisch und Soljanka an die Tische trugen.<br />

„Keine Frage“, erklärt Michael Weberling, „wir hatten alles, was es<br />

auch im Westen gab, für uns hat Asimex dort eingekauft.“ Für ihn<br />

und die anderen Metropol-Köche erwies sich das nach dem Mauerfall<br />

als ungeahnter Vorteil. Sie kannten sich aus, verwechselten<br />

Seezungen nicht mit Landzungen und hielten Granatäpfel nicht für<br />

Kriegsgerät. Und richtig kochen konnten sie sowieso. „Vor allem<br />

dank Thea Nothnagel“, sagt Lange.<br />

... mit Peter Gosler, ehemaliger Metropol-Hoteldirektor... ... und mit Steffen Lohse, damals Küchenchef, Mitte.<br />

GARÇON<br />

85


KOPFSALAT Eberhard Lange<br />

Eberhard Lange und sein Alter ego Sascha Blumstengel, 40, seit 2001 im Hugos und Langes rechte Hand.<br />

Küchenalltag<br />

25. April 2018<br />

Küchenalltag hatten wir uns gewünscht. „Unspektakulär“, hatte<br />

Lange geantwortet, „aber bitte.“ An einem Mittwoch im April, früher<br />

Nachmittag, waren wir dann zu Gast in der Hugos-Küche. Erster<br />

Eindruck: Ein OP ist auch nicht reiner. Lange liebt die Sauberkeit.<br />

Immer mal wieder wischt er mit einem feuchten Küchentuch über<br />

die Edelstahlflächen und wir beobachten, dass es die Männer seiner<br />

Brigade genauso machen.<br />

Max Brinkmann, 21, Entremetier, seit 2017 im Hugos.<br />

Marcel Venthur, 31, Patissier, seit 2015 im Hugos.<br />

86 GARÇON


Eberhard Lange KOPFSALAT<br />

Eberhard Lange und Gardemanger Johannes Gehrich, 27, seit 2016 im Hugos.<br />

Mise en place heißt diese Phase der Küchenarbeit, die, und das soll<br />

hier schon mal geschrieben sein, nichts, aber auch gar nichts mit<br />

dem kontemplativen Akt der Speisenzubereitung am heimischen<br />

Herd zu tun hat. „Eine moderne Spitzenküche muss Abend für<br />

Abend Höchstleistungen erbringen. Damit dann, wenn es darauf<br />

ankommt, jeder Handgriff sitzt, ist die Vorbereitung das A und O.<br />

An jedem Posten, bis hin zum Spüler“, sagt Lange.<br />

Der übrigens heißt im Hugos Stewart, der Job bleibt der gleiche,<br />

hart und heiß. Gegen Vier ist Pause, der Weg zur Kantine führt<br />

durchs halbe Haus.<br />

Lange erzählt, dass er schon immer Koch werden wollte und<br />

deshalb als Kind den jährlichen Schulfasching immer besonders<br />

herbeisehnte. „Durch das entsprechende Kostüm war ich dann<br />

meinem Traumberuf ganz nah.“ Er beendet die Poly technische<br />

Jarlyn Diaz, 39, Stewart, seit 2013 im Hugos.<br />

Robin Schmandt, Entremetier, 27, neu im Hugos.<br />

GARÇON<br />

87


KOPFSALAT Eberhard Lange<br />

Oberschule – „so hieß das in der DDR“ – mit der 10. Klasse und<br />

mustergültigem Durchschnitt: 1,1. Wo hast's gehapert? Lange lacht:<br />

„Im Zeichnen hatte ich nur 'ne Zwei.“<br />

Sechs Köche gehören zur Hugos-Brigade, plus Chef. Rücken an<br />

Rücken mit Lange arbeitet Sascha Blumstengel, seit 17 Jahren im<br />

Hugos und Langes rechte Hand. „Ich weiß am besten, wie der Chef<br />

tickt“, sagt Blumstengel und man glaubt ihm aufs Wort.<br />

„Reden wir mal über Äußerlichkeiten, Herr Blumstengel. Wie viele<br />

Kochjacken haben Sie?“ „Zwölf.“ „Und sie, Herr Lange?“ „Fünfzehn.“<br />

Wir haben gefragt, weil uns die Kochkluft der Männer aufgefallen<br />

ist. Blütenweiß, kaum Werbung.<br />

Wir haben das auch in Sternerestaurants schon anders gesehen.<br />

No-panic-it´s-organic-T-Shirts, Basecaps, kurze Hosen. Blumstengel<br />

zuckt mit den Schultern: „Old School eben, Generationsfrage.“<br />

88 GARÇON


Eberhard Lange KOPFSALAT<br />

Haha, der Mann ist 40. Am Pass gegenüber hat Gardemanger Johannes<br />

Gehrich ein kleines Kunstwerk aus Spargel und Ei „gebastelt“<br />

und zückt sein Smartphone. „Unser Fotobeauftragter“, sagt<br />

Lange, „ein neuer Job in der Küche, aber wichtig, unser Archiv.“<br />

Wir sprechen über das Verhältnis von Perfektion und Improvisation.<br />

„90:10“, schätzt der Küchenchef. Hochwertige Produkte,<br />

Luma-Beef etwa, Bresse-Wachtel oder Eismeer-Kabeljau verlangen<br />

eine präzise geplante und getestete Verarbeitung, „sonst geht´s in<br />

die Grütze. Und dafür sind die Sachen zu teuer.“ Wir lasen über Langes<br />

„kulinarische Vernunft“. Das trifft es. Ebenso wie die Tatsache,<br />

dass er lebender Beweis dafür ist, dass man mit Gelassenheit weiter<br />

kommt als mit Verbissenheit. Das stammt von Thomas Kammeier,<br />

Langes früherem Chef. „Trotzdem“, sagt Kammeier, „er hat auch<br />

die innere Unruhe, die ihn sensibilisiert. Er zeigt sie nur nicht.“<br />

GARÇON<br />

89


KOPFSALAT Eberhard Lange<br />

„Küchenschlacht“<br />

5. Mai 2018<br />

Dass der 5. Mai im InterConti ein besonderer Tag ist, merkt man<br />

schon frühmorgens. Dekorateure drapieren kilometerlange weiße<br />

Stoffbahnen, Floristen arrangieren 15.000 langstielige Rosen. Jeder,<br />

der kann, versucht einen Blick in den Ballsaal des Hauses zu<br />

erhaschen. „Tonight the ‚Rosenball‘ takes place“, erklärt eine junge<br />

Rezeptionistin japanischen Gästen und ergänzt, um die Wichtigkeit<br />

der Veranstaltung zu unterstreichen, dass es sich um ein bedeuten-<br />

90 GARÇON


Eberhard Lange KOPFSALAT<br />

des Charity-Ereignis handelt. Die Japaner fotografieren staunend<br />

eins der bunten Blumengestecke. „Wow, it´s real!“<br />

In der Hugos-Küche herrscht derweil akribische Arbeitsatmosphäre.<br />

Ehrlich gesagt, wir hatten uns das etwas anders vorgestellt.<br />

Hektischer, lauter, Küchenschlacht eben und mittendrin Lange, der<br />

General, der Turm in der Schlacht. Doch der Chef und seine Brigade<br />

sind ballerfahren – seit Jahren kochen sie für die Gäste von Mega-<br />

Events – des Balls der Wirtschaft etwa, der Christiane-Herzog-Gala<br />

und natürlich des Rosenballs. „In diesem Jahr zum neunten Mal“,<br />

weiß Lange. Beständigkeit ist ein wichtiger Wert in seinem Leben.<br />

Die Sicherheit einer überschaubaren Ordnung. „Es ist auch ohne<br />

Küchenschlacht möglich, 650 Gästen ein perfektes Menü zu servieren“,<br />

sagt er und fügt nach einigen Denksekunden hinzu: „Wer<br />

hat nur diesen Blödsinn aufgebracht, dass Kochen Krieg sei?“<br />

GARÇON<br />

91


KOPFSALAT Eberhard Lange<br />

Eingespieltes Team: Eberhard Lange und sein Sohn Lukas.<br />

Spannung zum Greifen: Die vielköpfige Servicemannschaft.<br />

Am Nachmittag haben Langes Leute ihre Arbeit getan – „ohne besondere<br />

Vorkommnisse“, wenn man mal davon absieht, dass ein<br />

Lehrling zwei Stunden zu spät kam. „Kann passieren“, so Eberhard<br />

Lange, „weil es aber schon einmal passiert ist, wird´s wohl eine Abmahnung<br />

geben.“ Er sagt das sehr nüchtern, sehr sachlich. Typisch<br />

Lange eben. Seine Brigade wird heute Abend das Hugos rocken.<br />

Ohne ihn. Sous Chef Sascha Blumstengel wird Eberhard Lange ver-<br />

treten, der inzwischen in den verwirrenden InterConti-Backstage-<br />

Katakomben unterwegs zu seiner neuen Bühne ist.<br />

Die endgültige Menü-Werdung von Kalbsfilets und Kabeljaumedaillons,<br />

Lachstranchen, Langostinos und all den in der Hugos-Küche<br />

sorgfältig vorbereiteten Beilagen, Cremes und Saucen findet<br />

in der Bankettküche statt. Sechzig Köche und Helfer sind versammelt.<br />

Lange richtet Probeteller an und hört viel kollegiales Lob.<br />

Letzte Anricht-Instruktionen für Köche und Helfer: Henning Drenkhahn, InterConti-Küchendirektor.<br />

92 GARÇON


Eberhard Lange KOPFSALAT<br />

Höchste Konzentration: Patissier Marcel Venthur.<br />

Alles im Blick: Der Chef auf Station.<br />

Dann die Ansage von Henning Drenkhahn, Küchendirektor des InterConti:<br />

„Vorspeise in 30!“. Das heißt, in einer halben Stunde müssen<br />

600 Vorspeisenteller innerhalb weniger Minuten „geschickt“<br />

werden: Langostinos und in Algenmilch gebeizter Ika rimi-Lachs,<br />

grünes Erbspüree, Shiitakepilze, Mizkan-Rettich.<br />

Drenkhahn stellt die Teams zusammen, die an drei Anrichtbändern<br />

die Teller bestücken werden – neun Mitarbeiter pro Band, zu meist<br />

Küchenprofis, aber auch einige Helfer aus der Chefetage des Hotels.<br />

Anke, Katharina und Maria bekleiden Managerfunktionen und<br />

haben sich freiwillig für diesen Job gemeldet, ebenso übrigens wie<br />

Langes Sohn Lukas, 20, der Biotechnologie studiert und den Kochberuf<br />

als seinen „Plan B" bezeichnet. „In eins!“, ruft Drenkhahn.<br />

„Ich mache die Kresse, ich bin total aufgeregt“, seufzt Katharina,<br />

die Rooms Division Managerin. Dann laufen die Bänder.<br />

Freiwillige Helferin aus der Chefetage am Band: Maria Hoffmeister, Director Sales & Marketing.<br />

GARÇON<br />

93


KOPFSALAT Eberhard Lange<br />

Rosenball<br />

5. Mai 2018<br />

Hugos-Küchenchef Eberhard Lange, Küchendirektor Henning Drenkhahn,<br />

die Köche und Köchinnen ihrer Brigaden und deren viele Helfer<br />

haben die Ball-Bilder am Tag danach in den Zeitungen gesehen.<br />

Sie haben gelesen, dass selten auf einer Gala in Berlin so viel Liebe<br />

verteilt wurde wie bei diesem 13. Rosenball. Und vielleicht waren<br />

sie auch ein bisschen stolz darauf, einen kleinen Beitrag zum Gelingen<br />

des glanzvollen Charity-Events geleistet zu haben, dessen<br />

94 GARÇON


Eberhard Lange KOPFSALAT<br />

Die Gastgeber Liz Mohn und Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender des Medienriesen Bertelsmann, mit dem Musiker Adel Tawil.<br />

Zweck es war, den Schlaganfall ins Licht zu rücken und Geld für<br />

seine Bekämpfung zu sammeln. Allein die rund 650 prominenten<br />

Gäste des Rosenballs spendeten 300.000 Euro – mehr als je zuvor.<br />

300.000 Euro, die der von Gastgeberin Liz Mohn vor 25 Jahren gegründeten<br />

Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zu Gute kommen.<br />

Sie werden vor allem in eine verbesserte Nachsorge fließen, also in<br />

Projekte wie das der Schlaganfall-Lotsen, ehrenamtlicher Schlaganfall-Helfer<br />

und innovativer Selbsthilfegruppen, die Betroffenen<br />

den Weg zurück ins Leben erleichtern wollen. Zudem war der Ball<br />

Auftakt einer Jubiläumskampagne der Stiftung, die seit Mitte Mai<br />

unter dem Motto „Ich setze ein Zeichen“ noch mehr Problembewusstsein<br />

und Solidarität mit Schlaganfall-Patienten – immerhin<br />

rund 270.000 Menschen jährlich in Deutschland – schaffen soll.<br />

www.schlaganfall-hilfe.de<br />

Veronica Ferres und Thomas Gottschalk.<br />

Tom Gaebel und sein Orchester.<br />

GARÇON<br />

95


KOPFSALAT Wie geht's eigentlich..?<br />

Wie geht's eigentlich..?<br />

MAGDALENA CUPAL-SCHMIDT<br />

Als wir vor zehn Jahren in Brandenburg an<br />

der Havel die junge Küchenchefin Magdalena<br />

Cupal-Schmidt fotografierten, war Rainald<br />

Grebes „Wir-fahr'n-nach-Brandenburg-<br />

Song“ mit dem Rat, dorthin unbedingt das<br />

<strong>Essen</strong> mit zunehmen, gerade in aller Munde.<br />

Zumindest im Falle der Dom- und Havelstadt<br />

waren Grebes kulinarische Unkenrufe<br />

allerdings unbegründet. Magdalena Cupal-<br />

Schmidt, Herdarbeiterin im Restaurant „Am<br />

Humboldthain“, erfüllte die schon damals<br />

moderne Forderung nach heimischen Produkten<br />

auf bravouröse Weise, kochte aus<br />

Altmarkfleisch, märkischem Gemüse und<br />

Ha velfischen eine dermaßen geradlinige, geschmacksstarke<br />

und geldbeutelschonen de<br />

GEBOREN<br />

20. April 1976 in Brzesko/Polen<br />

AUSBILDUNG<br />

Privatschule für Sekretärinnen in Kraków<br />

Hochschule für Fremdsprachen in Tarnów<br />

1998 Übersiedlung nach Deutschland<br />

Dolmetscherin auf dem Spargelhof Klaistow<br />

AUSBILDUNG IN DEUTSCHLAND<br />

Uni Potsdam, Germanistikstudium, abgebrochen<br />

Grand Hotel Esplanade Berlin, Kochlehre<br />

IHK Brandenburg, Ausbildereignungsprüfung<br />

BERUFLICHE STATIONEN<br />

Springbachmühle Belzig,<br />

Gardemanager und Patissière<br />

Restaurant Am Humboldthain,<br />

Brandenburg an der Havel,<br />

Küchenchefin<br />

Mensa der TH Brandenburg,<br />

Köchin<br />

Regionalküche, dass die damals 32-Jährige<br />

flugs zum Brandenburger Shootingstar<br />

avancierte.<br />

Der Gault Millau spendierte stante pede<br />

14 Punkte, lobte Garzeiten, Würzung und<br />

Optik der Gerichte, und die örtliche Presse<br />

übersetzte das schon mal mit „Das Wunder<br />

von Brandenburg“ und schwadronierte<br />

über mögliche Sterneehren.<br />

Doch Magdalena Cupal-Schmidt, gebürtige<br />

Polin mit abgebrochenem Germanis tikstudium<br />

an der Potsdamer Universität und<br />

abge schlossener Kochlehre im Grand Hotel<br />

Esplanade Berlin, verschwand genauso<br />

rasch wieder von der kulinarischen Bildfläche<br />

wie sie dort aufgetaucht war.<br />

96 GARÇON


Wie geht's eigentlich..? KOPFSALAT<br />

Dachten wir – und lagen falsch. Die inzwischen 41-Jährige steht<br />

immer noch am Herd, allerdings an einem – Zitat Magdalena Cupal-Schmidt<br />

– „um den Food-Schreiber in der Regel einen großen<br />

Bogen machen, weil sie glauben, hier würde nicht gekocht und<br />

wenn doch, dann bestenfalls eher schlecht als recht.“<br />

Sie ist Köchin in der Mensa der Technischen Hochschule Brandenburg<br />

an der Havel und immer noch ebenso charmant wie schlagfertig.<br />

Und wo sie Recht hat, hat sie Recht.<br />

Das Selbstverständnis von Regionalität und Qualität ist inzwischen<br />

auch schon in einigen Kantinen angekommen, und weitere<br />

werden folgen. Die österreichische Ernährungswissenschaftlerin<br />

Hanni Rützler geht in ihrem kürzlich erschienenen Foodreport 2019<br />

sogar noch einen Schritt weiter, wenn sie prognostiziert: „Kantinen<br />

wandeln sich zu Genuss tempeln und erfüllen immer mehr eine<br />

kuratierende Rolle hin sichtlich gesunder Ernährung als wichtigem<br />

Pfeiler des betrieblichen Gesundheitsmanagements.“<br />

Ein Genusstempel ist die vom Potsdamer Studentenwerk betriebene<br />

TH-Mensa sicher nicht, aber Preise von 1,40 bis 2,50 für Studenten<br />

und Hochschulmitarbeiter sowie 3,10 bis 4,50 für Gäste sind<br />

sicher auch eine sehr spezielle Herausforderung.<br />

Magdalena Cupal-Schmidt ist die Frontfrau der Brigade, kocht<br />

an einer eigenen Station vor den Augen der Gäste ein von ihr entsprechend<br />

des Warenangebots entwickeltes Gericht – Kalbsrückensteak,<br />

Kartoffel-Lauch-Ragout, Champignons sind es am Tag unseres<br />

Besuches. Diese Offerte gibt es dann für acht Euro.<br />

„Der Preis ist nicht zu toppen, die Gäste sind zufrieden und ich<br />

bin relativ glücklich“, so die Köchin. Genau das fehlte ihr früher. „Alleine<br />

mit einer Azubine in der Küche und wenn´s hart kam, noch mit<br />

dem hobbykochenden Inhaber, da relativieren sich Kritiker-Jubel<br />

und Gault-Millau-Punkte schnell.“ Magdalena Cupal-Schmidt kündigte<br />

nach zwei Jahren, das Humboldthain-Restaurant verschwand<br />

wieder in der kulinarischen Versenkung und der Rest – siehe oben.<br />

Magdalena Cupal-Schmidt und ihr Lehrling Fabian Böttge.<br />

GARÇON<br />

97


WEINLESE Deutsch-israelischer Weingipfel<br />

Sabine Mosbacher-Düringer.<br />

„Wir sind schon<br />

lange verbandelt“<br />

BEGEGNUNGEN AUF DEM 3. DEUTSCH-ISRAELISCHEN<br />

WEINGIPFEL IN BERLIN<br />

Sabine Mosbacher-Düringer, 54, führt gemeinsam<br />

mit ihrem Mann Jürgen das Pfälzer<br />

Traditionsweingut Georg Mosbacher in<br />

Forst an der Weinstraße, einem Ort fünf Kilometer<br />

südlich von Bad Dürkheim.<br />

Gegründet 1920, bewirtschaftet die Familie<br />

heute rund 20 Hektar Rebfläche, die<br />

Jahresproduktion beträgt ca. 140.000 Flaschen.<br />

Das Gros sind Rieslinge, hinzu kommen<br />

einige weitere weiße Sorten sowie ein<br />

geringer Anteil Merlot und Spätburgunder.<br />

Der ohnehin hervorragende Ruf wurde<br />

vor zwei Monaten mit einer Auszeichnung<br />

getoppt, die Sabine Mosbacher-Düringer<br />

besonders stolz macht. Am 28. April 2018<br />

nahm die Diplom-Ingenieurin für Weinbau<br />

und Oenologie den WINE AWARD 2018 der<br />

Feinschmecker-Re daktion für die „Kollektion<br />

des Jahres“ entgegen. Die Begründung<br />

der Jury: „Das Weingut präsentierte fast<br />

Unterwegs in der Pfalz: Die Winzer<br />

Sabine Mosbacher-Düringer und<br />

Assaf Paz mit Labrador Jolo.<br />

perfekte Rieslinge – extrem dicht, feinfruchtig<br />

und herrlich vollmundig bei aller<br />

Eleganz.“<br />

Einer der ersten Gratulanten war Sabine<br />

Mosbacher-Düringers Berufskollege Assaf<br />

Paz, Gründer der israelischen Vitkin Winery,<br />

eines Qualitätsweingutes auf halbem Weg<br />

zwischen Tel Aviv und Haifa.<br />

Der Grund für die Glückwünsche aus der<br />

Ferne: Beide Weingüter verbindet seit 2009<br />

eine Partnerschaft, die ihren Ursprung in<br />

der vor zehn Jahren ins Leben gerufenen<br />

Initiative „Twin Wineries“ hat. Das Jubiläum,<br />

das mit dem 70. Jahrestag der Gründung<br />

des Staates Israel zusammenfiel, feierten<br />

die Partnerweingüter beider Länder<br />

am 14. Mai 2018 mit einem „Weingipfel“ im<br />

Berliner Hotel Amano Grand Central.<br />

www.georg-mosbacher.de<br />

www.vitkin-winery.co.il<br />

98 GARÇON


Deutsch-israelischer Weingipfel WEINLESE<br />

Galiläa und Golanhöhen<br />

41%<br />

Carmelberge<br />

17%<br />

Renée Salzman, Tel Aviv.<br />

Die Idee für die Twin-Wineries-Initiative hatte<br />

Renée Salzman, in Deutschland aufgewachsene<br />

Israelin, die in der Nähe von Tel<br />

Aviv lebt und sich mit ihrer Firma Zag Wines<br />

Ltd. für den Export israelischer Weine<br />

stark macht.<br />

Auf der Fachmesse ProWein in Düsseldorf<br />

hieß es 2008 dann L‘Chaim, als die<br />

Spitzenwinzer Reinhard Löwenstein (Weingut<br />

Heymann-Löwenstein, Winningen/Mosel)<br />

und Asaf Margalit (Margalit Winery,<br />

Binyamina) die erste Partnerschaft besiegelten.<br />

Weitere 19 folgten inzwischen.<br />

Sie gehören zu den Spitzenerzeugern in<br />

Deutschland und Israel, pflegen einen regelmäßigen<br />

Austausch und tragen so zur Verständigung<br />

beider Länder bei. Ein besonderes<br />

Anliegen der Twin Wineries ist es, den<br />

Nachwuchs zu fördern. Auch darauf ein kräftiges<br />

L‘Chaim.<br />

www.zagwines.com<br />

Judäische<br />

Ebene<br />

Tel Aviv<br />

27%<br />

Jerusalem<br />

10%<br />

5%<br />

Judäisches<br />

Bergland<br />

Negevwüste<br />

WEINLAND ISRAEL<br />

Reinhard Löwenstein, Winningen/Mosel.<br />

• Rebfläche:<br />

5.500 Hektar in<br />

5 Anbaugebieten<br />

• Ernte:<br />

60.000 t/Jahr in<br />

250 Weingütern<br />

• Produktion:<br />

40 Mio. Fla schen/Jahr<br />

63% rot, 16% weiß<br />

• Export:<br />

ca. 25%<br />

GARÇON<br />

99


WEINLESE Deutsch-israelischer Weingipfel<br />

Gast des deutsch-israelischen Weingipfels war auch der Sommelier<br />

Frank Deutschmann, li., hier im Gespräch mit Franziska Schätzle vom<br />

Weingut Schätzle/Baden und Doron RavHon von der Sphera Winery...<br />

... mit Eran Pick, Master of Wine von der Tzora Winery...<br />

... mit Roy Itzhaki von der Tulip Winery...<br />

... sowie mit Stéphanie de Longueville-Drautz vom Weingut Drautz-<br />

Able/Württemberg und Gidi Sayada von der Lueria Winery.<br />

100 GARÇON


Deutsch-israelischer Weingipfel WEINLESE<br />

Frank Deutschmann, 55, Ausbildung als Restaurantfachmann und<br />

Sommelier (Wine & Spirit Education Trust London) begann seine<br />

Karriere als Chefsommelier in den Berliner Spitzenrestaurants<br />

Le Grand Silhouette (Maritim) und First Floor (Palace). Der Gault<br />

Millau bescheinigte ihm bereits 1992 „außergewöhnliche Weinkompetenz“<br />

und legte in den Folgejahren nochmal nach: „Mit<br />

Frank Deutschmann ist jeder Gang des Menüs durch die ins Unendliche<br />

reichende Weinkarte (First Floor) so lustvoll wie erhellend.“<br />

2002 sicherte sich Frank Reichelt, Inhaber der Löffelsend &<br />

Wein Compagny, Deutschmanns Dienste. Der Weinprofi arbeitete<br />

zwölf Jahre lang als Chefsommelier für den Großhändler; 2014<br />

machte sich Frank Deutschmann selbstständig. Seitdem hält er<br />

Weinseminare, organisiert Weinreisen, berät Hotels, Restaurants<br />

und Handelsbetriebe und kümmert sich um den Nachwuchs in<br />

seiner Branche.<br />

www.sommelier-exklusiv.de<br />

Frank Deutschmann.<br />

L'Chaim, Herr Deutschmann, können Sie sich noch an Ihre erste<br />

Begegnung mit israelischem Wein erinnern?<br />

Auf Ihr Wohl, lassen Sie mich überlegen. Zum ersten Mal wirklich<br />

intensiv habe ich mich mit dem Weinbau in Israel während einer<br />

Reise Ende der 1990er beschäftigt. Ich war damals Gast der Carmel-Gruppe,<br />

das ist einer der größten israelischen Weinerzeuger.<br />

Vor Ihrer Reise war Ihr Interesse eher gering?<br />

Nicht, was die Geschichte betrifft. Sicher wissen Sie, dass der<br />

Weinbau in Israel eine lange Tradition hat und dass das Land Kanaan<br />

– Ursprung des heutigen Israel – zu den ältesten Weinbauregionen<br />

der Welt zählt. Ich habe beispielsweise von Ausgrabungen<br />

alter Kelteranlagen gehört, die Archäologen auf weit vor das dritte<br />

Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung datieren. Später, nach der<br />

Zerstörung Jerusalems durch Kaiser Titus und der Vertreibung der<br />

Juden durch Römer und Araber, kam der Weinbau zum Erliegen, die<br />

meisten Rebflächen wurden gerodet. Ich will jetzt nicht die gesamte<br />

Historie aufblättern, Tatsache ist aber, dass der Qualitätsweinbau<br />

in Israel erst in den frühen 1980er Jahren begann, in den Folgejahren<br />

einen ziemlich rasanten Aufschwung nahm und dann auch<br />

mein Interesse und das vieler meiner Sommelier-Kollegen weckte.<br />

Diesen Aufschwung konnte man übrigens hier, bei diesem deutschisraelischen<br />

Weingipfel, durchaus auch schmecken.<br />

Ein Besuch also, der sich für Sie gelohnt hat?<br />

In jeder Hinsicht. Ich habe viel Neues über den Weinbau in Israel<br />

erfahren, engagierte Winzer kennengelernt, viele spannende Aspekte<br />

ihrer Arbeit, zum Beispiel was die Bewässerung betrifft, und<br />

neu für mich war auch die Tatsache, dass es inzwischen 20 Partnerschaften<br />

deutscher und israelischer Winzer gibt, die für beide<br />

Seiten äußerst fruchtbar sind. Die Meinung, dass Wein nicht nur<br />

ein Genussmittel ist, sondern vor allem Kulturgut und Botschafter,<br />

um beide Länder besser kennen- und verstehen zu lernen, habe ich<br />

während dieses Gipfeltreffens häufig gehört.<br />

Sie sprachen von einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte<br />

des israelischen Weins, die in nur zwei Jahrzehnten geschrieben<br />

wurde. Welchen Wein haben Sie da zuerst im Blick?<br />

Ich habe hier einige echte Überraschungen erlebt, sowohl bei den<br />

Rot- als auch bei den Weißweinen. Bei den Weißweinen vielleicht<br />

noch stärkere, weil weiße Trauben mit Hitze und Trockenheit ein<br />

größeres Problem haben als rote. Und Hitze und Trockenheit sind<br />

im Sommer in Israel nun mal die Regel. Ja, und da kommt dann ein<br />

2017er Riesling ins Glas, wirklich erstaunlich.<br />

Was war das Besondere an diesem Gewächs?<br />

Einerseits die feine Säure, die nicht künstlich zugesetzt wurde, was<br />

in vergleichbaren Regionen anderer Länder durchaus üblich ist, andererseits<br />

die lediglich 12,5 Volumenprozent Alkohol, die für einen<br />

wirklich angenehmen Trinkgenuss sorgen. Leider produziert der<br />

Winzer Doron RavHon von der Sphera Winery im Judäischen Bergland,<br />

dessen Trauben von kühlenden Fallwinden in einem Tal profitieren,<br />

nur 25.000 Flaschen im Jahr, die allesamt in Israel bleiben.<br />

War das die einzige Überraschung?<br />

Nein, auf keinen Fall. Begeistert hat mich auch die 2015er Rotwein-<br />

Cuvée ‚Paradigma‘ des im Norden Israels gelegenen Familienweingutes<br />

Margalit. Die Cuvée hat mich in ihrer Eleganz und mit ihren<br />

intensiven Fruchtnoten stark an Gewächse aus dem südfranzösischen<br />

Rhônetal erinnert. Diesen Wein könnte ich mir durchaus<br />

als Alternative zu einem großen Châteauneuf-du-Pape vorstellen.<br />

Ebenfalls von außerordentlich hoher Qualität, kräftig und körperreich,<br />

war für mich ein 2013er Rosso der Lueria Vineyards. Durch<br />

diese Cuvée fühlte ich mich sofort nach Norditalien versetzt, wo es<br />

ähnlich moderne Cuvées gibt. Tja, und dann möchte ich noch einen<br />

2013er Petit Verdot aus der Yatir Winery nennen, einziges Weingut<br />

bei diesem Gipfel aus der Negev. Dieser Wein aus der Wüste war in<br />

seiner Eleganz vielleicht sogar die größte Überraschung für mich.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Deutschmann.<br />

GARÇON<br />

101


RUBRIKEN Fuhrmanns Früchtekorb<br />

Dieter und Marcus Fuhrmann.<br />

Wenn in Berlin oder Brandenburg die weißen<br />

7,5-Tonnen- Kühltransporter mit dem<br />

Zeichen der Kirsche Hotels, Krankenhäuser,<br />

Kantinen oder Res taurants ansteuern,<br />

heißt es bei den Küchenchefs dort<br />

meist kurz und knapp: Fuhrmann kommt.<br />

Dieter Fuhrmann, Chef des gleichnamigen<br />

Fruchtgroßhandels und der Grand<br />

Old Man seines Berufsstandes in Berlin,<br />

gehört zu den kenntnisreichsten Männern<br />

seiner Branche. Lieber klein, dafür fein —<br />

mit diesem Motto startete er 1977 auf einem<br />

Charlottenburger Hinterhof ins Obstund<br />

Gemüsegeschäft.<br />

1980 Umzug auf den Fruchthof an der<br />

Beusselstraße, 1996 Eintritt seines Sohnes<br />

Marcus in die Firma, 2007 Übernahme<br />

einer neuen Kühlhalle.<br />

Inzwischen beschäftigen die Fuhrmänner<br />

28 Mitarbeiter, die mit 18 Kühltransportern<br />

rund 1.500 Produkte ausliefern,<br />

pünktlich, zuverlässig und in hoher Qualität.<br />

Von A wie Artischocke bis Z wie Zitronengras.<br />

Für unser <strong>Magazin</strong> Garcon stellen die<br />

beiden Großhändler Dieter und Marcus<br />

Fuhrmann im Wechsel ihre Früchte vor.<br />

Heute: Cherimoya<br />

FUHRMANNS FRÜCHTEKORB<br />

TROPISCHER ZUCKERAPFEL<br />

VON MARCUS FUHRMANN<br />

Als mich die Garcon-Redaktion bat, für<br />

meinen Bericht in dieser Ausgabe ein zum<br />

Titel-Thema „Peru“ passendes Obst oder<br />

Gemüse auszuwählen, dachte ich zuerst an<br />

Ananas oder Avocado. Beide gehören zur<br />

Palette der peruanischen Superfoods, für<br />

die das lateinamerikanische Land zum Beispiel<br />

auf der letzten Fruit Logistica hier in<br />

Berlin ziemlich kräftig die Werbetrommel<br />

gerührt hatte.<br />

Dass ich mich dann doch für eine weit<br />

exotischere Frucht entschieden habe, lag<br />

daran, dass ein Berliner Küchenchef – sozusagen<br />

mitten in mein Nachdenken hinein<br />

– eine Kiste Cherimoya bestellte.<br />

Das passiert bestenfalls zwei-, dreimal<br />

im Jahr – also, dachte ich, das ist ein guter<br />

Anlass, sich mit dieser Exotin mal etwas näher<br />

zu beschäftigen.<br />

Was hierzulande so selten ist wie Apfelsinen<br />

im Schrebergarten, gibt es in Peru an<br />

jeder Ecke. Cherimoya ist überall zwischen<br />

102 GARÇON


Fuhrmanns Früchtekorb RUBRIKEN<br />

Tumbes im Norden und Tacna im Süden<br />

eine Alltagsfrucht, allerdings mit nicht alltäglichem<br />

Geschmack.<br />

Gourmets zählen sie seit langem zu den<br />

wohlschmeckendsten Früchten überhaupt –<br />

süß und sahnig, wie Erdbeere, Himbeere und<br />

Birne zugleich, mit einem Hauch von Zimt,<br />

säurearm und saftig.<br />

Außerdem hat die Cherimoya, die auch<br />

Zucker- oder Rahmapfel genannt wird, aus<br />

der Familie der Annonengewächse stammt<br />

und am besten in den kühleren Höhenlagen<br />

der nördlichen Anden gedeiht, einen<br />

hohen Traubenzuckergehalt und ist reich<br />

an Vitamin C sowie an Eisen und Phosphor.<br />

Das weißliche bis cremefarbene Fruchtfleisch<br />

schmeckt nach meiner Erfahrung<br />

eisgekühlt an besten und kann zu Cremes,<br />

diversen Desserts, Obstsalaten und Mixgetränken<br />

verarbeitet werden.<br />

Eine besondere Variante ist die Kombination<br />

mit geräuchertem Schinken, geriebenem<br />

Meerrettich und je einer Prise Pfeffer<br />

und Zucker – die Kerne übrigens sind in<br />

keinem Fall essbar.<br />

www.dieter-fuhrmann.de<br />

Ursprünglich in den Andenregionen<br />

Pe rus, Kolumbiens und Ecuadors be -<br />

hei matet und von den dortigen Ureinwoh<br />

nern als Obstbaum kultiviert, gelangten<br />

einige Cherimoya-Pflanzen<br />

via Mexi ko 1757 nach Spanien. Der<br />

englische Botaniker und Gärtner Philip<br />

Miller (1691-1771, Bild oben) war der<br />

erste, der sie wissenschaftlich beschrieb.<br />

Ihm zu Ehren trägt die Cherimoya,<br />

ein Annonengewächs, neben<br />

dem lateinischen Namen Annona cherimola<br />

den Zusatz Mill.<br />

Miller übrigens, Sohn eines Gemüsegärtners<br />

aus Deptford, war Kurator<br />

des Chelsea Physic Gardens in London,<br />

Mitglied der Royal Society und Autor<br />

des berühmten Gardener's Dictionary<br />

(Bild unten), das zwischen 1731 und<br />

1768 in acht Ausgaben erschien und<br />

noch heute weltweit zu den Standardwerken<br />

der Botanik zählt.<br />

GARÇON<br />

103


RUBRIKEN Marktnischen<br />

Berlin-Wedding 1926: Der Toppmarkt.<br />

Wochenmärkte haben in Berlin eine lange<br />

Tradition. Der erste urkundlich erwähnte<br />

Markt ist der Spandauer, bereits im Stadtgründungsdokument<br />

vom 7. März 1232 wird<br />

er genannt. Im benachbarten Berlin sind<br />

der Molkenmarkt und der 1728 von Friedrich<br />

Wilhelm I. per Kabinettsbeschluss<br />

ge schaffene Gendarmenmarkt die wichtigsten<br />

öffentlichen Verkaufsplätze für<br />

Butter, Eier, Honig, Käse, Korn und Wolle.<br />

Deren Zahl stieg mit der Zeit zunehmend,<br />

so gab es 1882 innerhalb der Stadtgrenzen<br />

19 Wochenmärkte mit rund 10.500<br />

Marktständen, die jedoch mit dem Bau<br />

der Markthallen wieder verschwanden.<br />

1952, die meisten Markthallen waren<br />

zerstört, forderte der Regierende Bürgermeister<br />

Ernst Reuter: „Vor's Rathaus gehört<br />

ein Markt!“ Er meinte das Rathaus<br />

Schöneberg und beendete mit seinem<br />

Machtwort eine jahrelange Diskussion um<br />

den wichtigsten Wochenmarkt Berlins.<br />

Heute gibt es wieder rund 120 Wochenmärkte<br />

in Berlin – nicht nur vor Rathäusern<br />

– die sich wachsender Beliebtheit erfreuen.<br />

Unter der Rubrik „Marktnischen“<br />

stellt Garcon Händler vor, deren Offerten<br />

auch eine weite Anreise wert sind.<br />

BERLINER MARKTNISCHEN<br />

ENTDECKUNGEN ZWISCHEN ARMINIUSHALLE UND MAYBACHUFER<br />

„Eierbrett mit Salzablage“ nennt die Holzgestalterin<br />

Johanna de Vos ihr funktional und<br />

unverspielt designtes Accessoir für den Frühstückstisch.<br />

Das kleine Brett wird aus dem vollen<br />

Eschenholz geschnitten, feingeschliffen und<br />

le diglich mit Öl eingelassen. Die hohe Dichte<br />

und eine entsprechende Feinporigkeit des Hart -<br />

holzes aus den Wäldern der Mecklenburgischen<br />

Seen platte garantieren eine leicht zu reinigende<br />

Oberfläche.<br />

Sie spricht über Nachhaltigkeit, wir halten<br />

dagegen. Was ist daran nachhaltig, wenn<br />

eine Designerin von der Mecklenburgischen<br />

Seenplatte Olivenholz aus Italien verarbeitet?<br />

Die Holländerin lächelt ihr nettestes<br />

Meisje-Lächeln und fragt zurück: „Wo ist<br />

hier Olivenholz? Ich sehe nur Esche, Eiche<br />

und Birne.“ 1:0 für Johanna de Vos.<br />

Alle Hölzer, aus denen die 32-Jährige<br />

Frühstücksbretter, Magnetleisten und andere<br />

praktische Küchenaccessoires fertigt,<br />

stammen aus der waldreichen Region rund<br />

um die Müritz.<br />

Johanna de Vos wuchs in der niederländischen<br />

Provinz Seeland auf und studierte<br />

in Tilburg und Paris Kunstgeschichte und<br />

Gestaltung. Während eines Berlin-Praktikums<br />

lernte sie Jakob kennen, Jakob Zunk,<br />

damals Student an der Eberswalder Hochschule<br />

für nachhaltige Entwicklung. Die<br />

Liebe hielt und beide entschieden sich für<br />

ein Leben im Dörfchen Lärz in Mecklenburg.<br />

104 GARÇON


Marktnischen RUBRIKEN<br />

Designerin Johanna de Vos.<br />

Hier gründeten sie auch ihr Start-up Jakob&Johanna, das in der<br />

E-Welt auf den ersten Blick ziemlich anachronistisch wirkt, aber<br />

eben nur auf den ersten Blick. Jakob Zunk, 34, inzwischen Ranger<br />

im Müritz-Nationalpark, offeriert „Wildnis Workshops“: Ein Tag im<br />

Wald, die Natur erleben, Bäume fällen, Flöße bauen. Motto: Elan<br />

ist besser als W-Lan. Und die Designerin Johanna de Vos widmet<br />

sich den Hölzern der Gegend und fertigt daraus jene stilvollen Küchenaccessoires,<br />

die in der Markthalle Neun viel Aufmerksamkeit<br />

finden. „Holz ist meine Leidenschaft“, sagt sie und fügt, wieder mit<br />

dem nettesten Meisje-Lächeln hinzu, dass es an der Müritz tatsächlich<br />

Eschen gibt, deren Holz in Farbe und Maserung der Olive ähnelt.<br />

Markthalle Neun, Berlin-Kreuzberg<br />

auch bei „Schaufenster Uckermark“<br />

Samstag, 10.00 – 16.00 Uhr<br />

und im Online-Shop www.jakobjohanna.com<br />

GARÇON<br />

105


RUBRIKEN Kulinarische Nachlese<br />

Johannes Mohr und Swen Kernemann-Mohr, v.re.<br />

„Trotz Internet und Fernsehküche – Kochbücher<br />

werden immer ein Kulturgut bleiben“,<br />

davon sind Johannes Mohr und Swen<br />

Kernemann-Mohr überzeugt.<br />

Die beiden Männer zogen im Januar 2010<br />

aus dem Ruhrpott nach Berlin und betreiben<br />

seitdem in einem restaurierten<br />

Altbau-Souterrain in Berlin-Mitte, in der<br />

Nähe des Rosenthaler Platzes, Deutschlands<br />

vermutlich größtes, auf jeden Fall<br />

aber Berlins einziges Kochbuchantiquariat.<br />

Rund 60.000 Titel aus zweieinhalb<br />

Jahrhunderten umfasst ihre Bibliotheca<br />

Culinaria. Neben bibliophilen Ausgaben,<br />

etwa von Auguste Escoffier, stehen büttengedruckte<br />

Originale, handgeschriebene<br />

Unikate, kulinarische Enzyklopädien,<br />

<strong>Magazin</strong>e und Zeitschriften, Promikochbücher<br />

von Sophia Loren bis Vico Torriani,<br />

Kriegs- und Nachkriegskochbücher.<br />

„Das Stöbern in diesem Fundus ist<br />

immer auch eine Art besonderer Geschichtsstunde“,<br />

sagen die Antiquare.<br />

Nun stöbern Johannes Mohr und Swen<br />

Kernemann-Mohr sozusagen auch öffentlich.<br />

Für Garcon blättern sie in Kochbüchern<br />

aus vergangenen Zeiten und notieren,<br />

was sie dabei bewegt.<br />

KULINARISCHE NACHLESE<br />

IN ALTEN KOCHBÜCHERN GEBLÄTTERT<br />

VON JOHANNES MOHR UND SWEN KERNEMANN-MOHR<br />

Die Kartoffelküche<br />

Lina Morgenstern<br />

1. Auflage<br />

64 Seiten, 122 Rezepte<br />

Verlag von Hermann Michel<br />

Charlottenburg 2<br />

Ohne Jahresangabe (wahrscheinlich 1906/07)<br />

Krolls Buchdruckerei Berlin, Sebastianstraße 76<br />

Preis (antiquarisch): 22,50 Euro<br />

106 GARÇON


Kulinarische Nachlese RUBRIKEN<br />

Jeder, der sich als Antiquar, Archivar oder<br />

Bibliothekar von Berufs wegen mit Kochbüchern<br />

beschäftigt, kennt natürlich Henriette<br />

Davidis und ihr „Praktisches Kochbuch<br />

für die gewöhnliche und feinere Küche“, das<br />

zwischen 1844 und 1942 immerhin 62 Auflagen<br />

erlebte.<br />

Nicht annähernd so berühmt wie die<br />

Pfarrerstochter aus Wengern an der Ruhr,<br />

aber als Kochbuchautorinnen immer noch<br />

bekannt genug, sind auch Marie Schreiber<br />

(„Berliner Kochbuch für herrschaftliche Tafeln“,<br />

1785), Sophie Juliane Weiler („Neuestes<br />

Augsburgisches Kochbuch“, 1801) oder<br />

Hedwig von Hohenwald, die 1891 im Verlag<br />

Eduard Freyhoff in Oranienburg ihr „Illustriertes<br />

Viktoria-Kochbuch der nord- und<br />

süddeutschen Küche“ herausbrachte.<br />

Wann wir zum ersten Mal ein Kochbuch<br />

von Lina Morgenstern in den Händen hielten,<br />

wissen wir nicht mehr genau und –<br />

ehrlich gesagt – wir schenkten dem Titel<br />

auch nicht sonderlich viel Beachtung. Es<br />

war die soundsovielte Auflage des „Illustrierten<br />

Universal-Kochbuchs für Gesunde<br />

und Kranke“, erschienen 1905 oder 1906,<br />

in einer Zeit also, in der Bücher dieser Art<br />

den Markt förmlich fluteten.<br />

Unser Interesse wuchs, als wir Monate<br />

später eine Billigbroschur von Lina Morgenstern<br />

entdeckten: „Kochrecepte der Berliner<br />

Volksküchen“.<br />

Der Band „Die Kartoffelküche“, den wir<br />

heute im Garcon vorstellen, gab schließlich<br />

endgültig den Ausschlag, uns auf Spurensuche<br />

zu begeben. Wer war diese Frau?<br />

Unsere ersten Internet-Recherchen belegten<br />

es: Lina Morgenstern, Jüdin, 1830 in<br />

Breslau als Tochter eines Möbelfabrikanten<br />

geboren, war weit mehr als eine Kochbuchautorin.<br />

Bereits als 18-Jährige hatte sie, noch in<br />

Breslau, den Pfennigverein zur Unterstützung<br />

armer Schulkinder gegründet. In Berlin<br />

folgten später der Kinderschutzverein<br />

(1868), der Bildungsverein für Arbeiterinnen<br />

(1869), der Berliner Hausfrauenverein gegen<br />

Verteuerung und Verfälschung der Lebensmittel<br />

(1873) und der Frauenverein zur<br />

Rettung sittlich verwahrloster minderjähriger<br />

Mädchen (1880).<br />

Höhepunkt ihres sozialen Engagements<br />

war jedoch die Gründung des Vereins der<br />

Volksküchen in Berlin. Im Jahr 1866, Preußen<br />

rüstete zum Krieg gegen Öster reich<br />

und eine Teuerungswelle vor allem für Nah -<br />

rungsmittel rollte durchs Land, machte Lina<br />

Morgenstern den Vorschlag, sogenannte<br />

Volksküchen in allen Berliner Stadtteilen<br />

ein zurichten, „um gesunde und nahrhafte<br />

Speisen zum Selbstkostenpreis an jedermann<br />

zu verkaufen.“<br />

Lina Morgenstern – Zeitgenossen beschreiben<br />

sie als „Frau mit praktischem<br />

Sinn und hervorragendem Organisationstalent“<br />

– suchte Verbündete, überzeugte<br />

u.a. Franz Duncker, Adolf Lette und Rudolf<br />

Virchow und eröffnete am 9. Juli 1866 die<br />

erste Berliner Volksküche in der Charlottenstraße,<br />

die zweite folgte neun Tage später<br />

in der Brunnenstraße. Insgesamt zehn<br />

solcher Anstalten entstanden bis 1868, die<br />

täglich über 10.000 Berliner mit warmen<br />

Mahlzeiten versorgten.<br />

Lina Morgenstern verfasste ein Kochbuch<br />

für Volksküchen und beschrieb in der<br />

„Gartenlaube“, einem damals volkstümlichen<br />

und freigeistigen Wochenblatt für die<br />

ganze Familie, das Prinzip der Volksküchen:<br />

„Sie verabfolgen keine beschämenden Almosen<br />

und verschenken nichts.“<br />

Lina Morgenstern ist in Berlin nicht vergessen.<br />

Eine Gesamtschule im Kreuzberger<br />

Bergmannkiez trägt ihren Namen, an<br />

Häusern in der Friedrich-, Linien- und Potsdamer<br />

Straße gibt es Gedenktafeln.<br />

Ihr Grab auf dem Jüdischen Friedhof in<br />

Weißensee (s. Foto u. rechts) – ein Berliner<br />

Ehrengrab – ist gepflegt, die abgelegten<br />

Steine zeugen von vielen Besuchern.<br />

Und 1997 schließlich setzten der Berliner<br />

Schriftsteller Heinz Knobloch (1926-2003)<br />

und sein Verlag, die Edition Hentrich, Lina<br />

Morgenstern mit dem Band „Die Suppenlina<br />

– Wiederbelebung einer Menschenfreundin“<br />

auch ein literarisches Denkmal.<br />

GARÇON<br />

107


BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

Tsuyoshi Kitakaji, Shinanoya Tokyo/Japan.<br />

Emmanuel Dron, The Auld Alliance Bar Singapur.<br />

WHISKY – ONLY THE BEST<br />

Das, was da am 8. und 9. Juni in der Orangerie des Schlosses<br />

Charlottenburg über die Bühne ging, hatte das häufig strapazierte<br />

Attribut „exklusiv“ wirklich mal voll und ganz verdient. „Die Möglichkeiten,<br />

Whisky in Einstiegsqualitäten zu probieren, gibt es in<br />

der Stadt bereits reichlich“, so Organisator und Whisky-Händler<br />

Uwe Wagmüller, „auf der Finest Whisky deluxe wollten wir uns dem<br />

höchsten Niveau des Whiskys widmen.“ Wagmüller und sein Partner<br />

Marcus Weber holten 16 Aussteller nach Berlin, die genau das<br />

gewährleisten konnten. Da waren beispielsweise Japans führender<br />

Whisky-Händler Shinanoya aus Tokio, der bekannte Raritätenhändler<br />

Whisky Auctioneer aus dem schottischen Perth oder Emmanuel<br />

Dron von The Auld Alliance in Singapur, der mit 1.400 Flaschen<br />

wahrscheinlich bestsortierten Whisky-Bar der Welt. Das Fazit der<br />

Messebesucher: Ein gelungener Auftakt, nächstes Jahr bitte mehr.<br />

www.finestwhisky-deluxe.de<br />

Ramona Achten, Whisky Auctioneer Perth/Schottland.<br />

108 GARÇON


Nachrichten und Neuigkeiten BOUQUET GARNI<br />

Slow-Food-Gründer Carlo Petrini auf der Terra Madre 2016.<br />

TERRA MADRE 2018 ANTE PORTAS<br />

Slow Food, eine internationale Organisation mit rund 100.000 Mitgliedern<br />

und über einer Million Anhängern in 160 Ländern, setzt<br />

sich für eine gute, saubere und faire Lebensmittelproduktion ein.<br />

Gut, sauber und fair für die Produzenten, die Verbraucher und natürlich<br />

für die Umwelt.<br />

Die größte internationale Veranstaltung der Organisation trägt<br />

den Titel „Terra Madre Salone del Gusto“ und findet seit 1996 aller<br />

zwei Jahre in Turin statt – 2018 vom 20. bis 24. September. Tausende<br />

Delegierte aus Ländern aller Kontinente werden an diesen Tagen<br />

die wichtigste Herausforderung für die Zukunft unseres Planeten<br />

diskutieren: alle Menschen ausreichend zu ernähren, ohne die Erde<br />

zu zerstören.<br />

Welche Dimension diese Herausforderung hat, macht die kürzlich<br />

veröffentlichte Prognose der Vereinten Nationen deutlich, wie<br />

viele Menschen künftig auf der Erde leben werden. Die Weltbevölkerung<br />

wird, so die UN-Experten, bis 2050 um 2,2 Milliarden anwachsen,<br />

auf dann 9,8 Milliarden Menschen. Menschen, die täglich<br />

<strong>Essen</strong> brauchen – und nicht nur das...<br />

Herzstück von Terra Madre Salone del Gusto ist der Markt italienischer<br />

und internationaler Lebensmittelerzeuger, auf dem in<br />

diesem Jahr über 900 Aussteller erwartet werden, deren Produkte<br />

erstmalig eine Reihe von Auswahlkriterien erfüllen müssen.<br />

So werden beispielsweise nur Backwaren zugelassen, die mit<br />

Hilfe von Sauerteig hergestellt wurden. „Backwaren, die Stabilisatoren<br />

oder Konservierungsstoffe enthalten, dürfen nicht ausgestellt<br />

und verkauft werden“, heißt es bei Slow Food International.<br />

Ähnlich strenge Regelungen gelten auch für Fleischerzeugnisse.<br />

„Wir geben Produkten aus nitritfreiem Fleisch den Vorrang, die von<br />

Höfen mit vollständiger oder zumindest teilweiser Freilandhaltung<br />

der Tiere stammen.“<br />

www.salonedelgusto.com/en<br />

GARÇON<br />

109


BOUQUET GARNI Nachrichten und Neuigkeiten<br />

PERSONALIEN<br />

► Eine der ersten Amtshandlungen des<br />

neuen Berliner DEHOGA-Präsidenten: Christian<br />

Andresen kritisierte die Anbieter privater<br />

Ferienwohnungen in der Hauptstadt,<br />

die zumeist weder Übernachtungssteuern<br />

noch Einkommenssteuern auf die erzielten<br />

Gewinne abführen und forderte von den<br />

Christian Andresen,<br />

Hotelier und Präsident des DEHOGA Berlin.<br />

Katja Grünler-Erchinger,<br />

Konditormeisterin und Unternehmerin.<br />

► Die Oranienburgerin Kat ja Grünler-Erchinger<br />

machte sich mit 24 selbstständig und<br />

betreibt heute sechs Bäckerei-Filialen. Für<br />

ihr unternehmerisches Engagement wurde<br />

sie am 17. Mai in Potsdam ausgezeichnet:<br />

3. Platz im Wettbewerb „Unternehmerin des<br />

Landes Brandenburg 2018“.<br />

www.grünlers.de<br />

► Dr. Stefan Elfenbein (Feinschmecker),<br />

Vorsitzender der Jury Berliner Meisterköche<br />

und sein Stellvertreter Bernd Matthies<br />

(Tagesspiegel) haben die Crème de la crème<br />

des hauptstädischen Food-Journalismus<br />

um sich versammelt – insgesamt 14 unabhängige,<br />

höchst kompetente Berufsesser,<br />

die alle Facetten der Berliner Gastronomie<br />

aus dem Effeff kennen und natürlich auch<br />

bestens vernetzt und dementsprechend informiert<br />

sind.<br />

Dass selbst eine solche Elitetruppe nicht<br />

vor unliebsamen Überraschungen gefeit ist,<br />

zeigte sich bereits beim 2017er Jahrgang<br />

der Berliner Meisterköche, erst recht jedoch<br />

in diesem Jahr.<br />

politisch Verantwortlichen eine stärkere<br />

Kontrolle des Marktes.<br />

Wenige Tage zuvor, am 14. Mai 2018,<br />

war Christian Andresen, 52, von der Vollversammlung<br />

des Hotel- und Gaststättenverbandes<br />

Berlin in das Ehrenamt gewählt<br />

worden. Damit trat der gebürtige Oberbayer,<br />

der im Hamburger Atlantic Hotel eine<br />

Ausbildung zum Hotelfachmann absolvierte<br />

und seit 1998 als geschäftsführender Gesellschafter<br />

des The Mandala Hotels Potsdamer<br />

Platz und der The Mandala Suites in<br />

der Friedrichstraße tätig ist, die Nachfolge<br />

von Willy Weiland an.<br />

Weiland, inzwischen 70, stand dem Berliner<br />

DEHOGA – für das Hotel- und Gaststättengewerbe<br />

der Hauptstadt zugleich<br />

Wirtschafts- und Arbeitgeberverband sowie<br />

moderner Dienstleister – knapp 15 Jahre<br />

als Präsident vor und war, wie es häufig<br />

hieß, „das Gesicht der Berliner Gastronomie<br />

und Hotellerie“. Ein Anspruch, dem<br />

nun auch Andresen gerecht werden muss.<br />

www.dehoga-berlin.de<br />

Ottmar Pohl-Hoffbauer,<br />

Küchenchef Restaurant Scent.<br />

► Ottmar Pohl-Hoffbauer, 42, Küchenchef<br />

im COSMO-Hotel Berlin-Mitte, gehört seit<br />

Ende Mai zur bundesweiten Vereinigung<br />

der BIOSpitzen köche in Deutschland. „Ich<br />

will zeigen, dass der Weg zur biologischnachhaltigen<br />

Küche auch in der Großstadt<br />

möglich ist“, so Pohl-Hoffbauer.<br />

www.cosmo-hotel.de/restaurant<br />

Dr. Stefan Elfenbein,<br />

Jury-Vorsitzender Berliner Meisterköche.<br />

Kaum hatte die Jury die Namen der Nominierten<br />

bekanntgegeben, bat der Meisterkoch-Kandiat<br />

Gal Ben Moshe, ihn bei der<br />

Wahl nicht zu berücksichtigen, weil er sein<br />

Restaurant „Glass“ schließen müsse.<br />

Wenige Tage später dann kündigte ein<br />

weiterer Kandidat, der Spitzenkoch Daniel<br />

Achilles, die Schließ ung seines Restaurants<br />

„Reinstoff“ zum Jahresende an.<br />

Natürlich könnte man den 42-jährigen<br />

Zwei-Sterne-Koch zum „Meisterkoch 2018“<br />

wählen, immerhin war er bereits siebenmal<br />

für den Titel nominiert, steht auf jeden Fall<br />

bis Sylvester an seinem Berliner Herd, und<br />

wer weiß, was in den nächsten Monaten<br />

noch so passiert...<br />

110 GARÇON


Guide <strong>GARCON</strong><br />

WEGWEISER FÜR ESSEN, TRINKEN & LEBENSART<br />

Den Garcon-Guide gibt es ab sofort auch online unter: guide.garcon24.de<br />

BLEICHE RESORT & SPA<br />

Hotel im Biossphärenreservat,<br />

prämiertes Spa-Konzept,<br />

Gourmetrestaurant 17fuffzig<br />

Bleichestraße 16<br />

03096 Burg im Spreewald<br />

Tel. 03 56 03 – 620<br />

www.bleiche.de<br />

POPCORN BAKERY BERLIN<br />

Handgemachtes, leckeres<br />

Gourmet Popcorn<br />

MANUFAKTUR:<br />

Freimuthstr. 22<br />

14612 Falkensee (ab 01.05.2018)<br />

Tel. 030 – 58 58 209 58<br />

HOFLADEN:<br />

Hackesche Höfe, Hof VIII<br />

Rosenthaler Str. 40-41<br />

10178 Berlin-Mitte<br />

Mo-Do 11.00-18.00 Uhr<br />

Fr-Sa 11.00-19.00 Uhr<br />

So 13.00-17.00 Uhr<br />

www.popcornbakery.de<br />

info@popcornbakery.de<br />

www.facebook.com/popcornbakery<br />

AS-GASTRO GMBH<br />

Partner der Gastronomie!<br />

Restaurant-, Großküchenund<br />

Imbisseinrichtungen<br />

Planung, Lieferung und Montage, Service<br />

Berlin – Elsterwerda – München<br />

SB-Märkte in Berlin & Elsterwerda<br />

(auch Second Hand)<br />

von Aufschnittmaschine<br />

bis Zitruspresse<br />

Holzmarktstraße 34<br />

10243 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 030 – 76 10 94 95<br />

Mo-Do 9.00-17.00 Uhr<br />

Fr 9.00-15.00 Uhr<br />

www.as-gastro.de<br />

info@as-gastro.de<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Stehcafé,<br />

wochentags mittags leckere Suppen<br />

Winsstraße 34<br />

10405 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Tel. 030 – 441 20 54<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 7.00-14.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

SWEMA LEBENSMITTEL<br />

Gemüsebrühe als Paste nur aus<br />

Gemüse, Salz, Gewürzen<br />

Wochenmarkt Kollwitzplatz<br />

10435 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Sa 10.00-16.30 Uhr<br />

...in weiteren Bio-Läden in Berlin<br />

oder im Online-Shop unter<br />

www.swema-lebensmittel.de<br />

info@swema-lebensmittel.de<br />

Tel. 0176 – 61 09 60 73<br />

DUBENKROPP<br />

Schokolade & Salziges<br />

Pranlinenentwicklung,<br />

Firmengeschenke,<br />

feierliche Anlässe<br />

Kurse für Pralinenfreunde,<br />

Ambitionierte und Business<br />

Grolmanstraße 20<br />

10623 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 31 38 33 0<br />

Mo-Fr 10.00-18.00 Uhr<br />

Sa 10.00-14.00 Uh<br />

www.dubenkropp.com<br />

HANABIRA<br />

Japanische Lebensmittel & Feinkost<br />

Colbestraße 5<br />

10247 Berlin-Friedrichshain<br />

Tel. 030 – 57 79 12 22<br />

Mo-Do 11.00-18.00 Uhr<br />

Fr-Sa 11.00-19.00 Uhr<br />

www.hanabira.eu<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Café,<br />

wochentags Mittagstisch.<br />

Sa + So „Offene Backstube“<br />

Hufelandstraße 9<br />

10407 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Tel. 030 – 425 45 25<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 7.00-16.00 Uhr<br />

So 8.00-16.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

BLOMEYER'S KÄSE<br />

Beeindruckende Auswahl<br />

an handgemachten,<br />

deutschen Käsespezialitäten<br />

Pestalozzistraße 54 A<br />

10627 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 23 92 64 40<br />

Di-Fr 12.00-19.00 Uhr<br />

Sa 10.00-17.00 Uhr<br />

www.facebook.com/blomeyers.kaese<br />

GARÇON<br />

111


<strong>GARCON</strong> Guide<br />

RESTAURANT FRÄULEIN FIONA<br />

Gehobene, kreative Deutsche Küche<br />

Fritschestraße 48<br />

10627 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 95 60 22 72<br />

Di-Sa 18.00-0.00 Uhr<br />

www.fraeulein-fiona.de<br />

ELLINGTON HOTEL<br />

Lässige Eleganz mitten in Berlin<br />

Nürnberger Straße 50-55<br />

10789 Berlin-Schöneberg<br />

Tel. 030 – 68 315 - 0<br />

www.ellington-hotel.com<br />

ÖLMÜHLE AN DER HAVEL<br />

Regionale Bio-Öle, eigene<br />

Tee- und Gewürzmischungen,<br />

Naturkosmetik<br />

Bergmannstraße 104<br />

10961 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 50 56 71 15<br />

Mo-Sa 10.15-19.00 Uhr<br />

www.oelgenuss.de<br />

auch in Potsdam,<br />

Friedrich-Ebert-Straße 28<br />

CHRISTA LUTUM<br />

BÄCKERMEISTERIN<br />

Backwaren aus Roggen und<br />

Dinkel in Bio-Qualität, alle Brote<br />

und Gebäcke – weizenfrei<br />

und ohne Zusätze<br />

Giesebrechtstraße 22<br />

10629 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 23 39 67 23<br />

Di-So 8.00-18.30 Uhr<br />

www.christa-lutum.de<br />

SARDINEN.BAR<br />

Feinkostbistro speziell für<br />

Fischkonserven, französische<br />

Käsespezialitäten, ausgewählte<br />

Weine aus Portugal und Frankreich<br />

Grunewaldstraße 79<br />

10823 Berlin-Schöneberg<br />

Tel. 030 – 58 84 41 70<br />

Mo-Fr 16.00-23.30 Uhr<br />

Sa 12.00-23.30 Uhr<br />

www.sardinen.bar<br />

BRASSERIE LE BON MORI<br />

„Paris an der Spree“<br />

Restaurant, Weinhandel und Feinkost<br />

Stresemannstraße 21<br />

10963 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 25 29 12 46<br />

Di-Fr 11.00-23.00 Uhr<br />

Sa 17.30-23.30 Uhr<br />

www.lebonmori.de<br />

MAÎTRE PHILIPPE & FILLES<br />

Berlins erste Adresse für traditionellen<br />

Käse, Fischkonserven, Feinkost und<br />

Wein aus Frankreich und Portugal –<br />

ein Paradies für Gourmets<br />

Emser Straße 42<br />

10719 Berlin-Charlottenburg<br />

Tel. 030 – 88 68 36 10<br />

Mi-Fr 10.00-19.00 Uhr<br />

Sa 10.00-14.00 Uhr<br />

www.maitrephilippe.de<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Stehcafé,<br />

Kaffee- und Teespezialitäten,<br />

wochentags Mittagstisch<br />

Zossener Straße 34<br />

10961 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 61 20 94 72<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 8.00-15.00 Uhr<br />

So 9.00-16.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei & Café,<br />

wochentags Mittagstisch,<br />

schöner Außenbereich<br />

Südstern, Körtestraße 36<br />

10967 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 69 17 264<br />

Mo-Fr 7.00-19.00 Uhr<br />

Sa 7.00-17.00 Uhr<br />

So 8.00-17.00 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

112 GARÇON


Guide <strong>GARCON</strong><br />

BEUMER & LUTUM<br />

Bio-Handwerksbäckerei, Konditorei & Café,<br />

wochentags Mittagstisch<br />

Cuvrystraße 22<br />

10997 Berlin-Kreuzberg<br />

Tel. 030 – 61 23 119<br />

Mo-Fr 7.00-18.30 Uhr<br />

Sa 7.00-13.30 Uhr<br />

So 8.00-13.30 Uhr<br />

www.beumer-lutum.de<br />

facebook.com/beumer.lutum<br />

KNUSPERMÜSLIMANUFAKTUR<br />

GOLDKÖRNER<br />

Gesund aber mit Genuss, frisch<br />

geröstetes Bio Granola mit<br />

Chia-Samen und Kokosöl in außergewöhnlichen<br />

Geschmacksrichtungen<br />

Finckensteinallee 1<br />

12205 Berlin-Lichterfelde<br />

Mo, Di, Fr 10.00-18.00 Uhr<br />

Do 12.00-18.00 Uhr<br />

Sa 10.00-14.00 Uhr<br />

info@goldkoerner-berlin.de<br />

www.goldkoerner-berlin.de<br />

STRANDHOTEL<br />

DÜNENMEER<br />

Der Wohlfühlort für Erwachsene,<br />

bestes SPA in Meckl.-Vorpommern,<br />

Yoga, indiv. Ferienhäuser<br />

Birkenallee 20<br />

18347 Ostseebad Dierhagen OT Neuhaus<br />

Tel. 03 82 26 – 501 0<br />

www.duenenmeer.com<br />

25 TEICHE<br />

Forelle, Stör, Saibling, Lachsforelle<br />

frisch und geräuchert<br />

Markthalle Neun<br />

Eisenbahnstraße 42/43<br />

10997 Berlin-Kreuzberg<br />

Fr-Sa 10.00-18.00 Uhr<br />

www.facebook.com/25Teiche<br />

MY DRAMS<br />

Entdecken Sie neue und außergewöhnliche<br />

Whisk(e)ys mit uns.<br />

Wochenmarkt Kollwitzplatz<br />

10435 Berlin-Prenzlauer Berg<br />

Sa 10.00-16.30 Uhr<br />

oder online unter<br />

www.mydrams.de<br />

Tel. 0176 – 83 00 25 62<br />

hello@mydrams.com<br />

STRANDHOTEL<br />

FISCHLAND<br />

Hotel im privaten Küstenwald<br />

mit SPA, Yoga und<br />

Sternerestaurant OSTSEELOUNGE<br />

Angebote für Kids & Teens<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Straße 6<br />

18347 Ostseebad Dierhagen Strand<br />

Tel. 03 82 26 – 520<br />

www.strandhotel-fischland.de<br />

JUNGBLUTH<br />

Frische, regionale, kreative Küche<br />

überzeugend in Geschmack und Preis<br />

Lepsius Straße 63<br />

12163 Berlin-Steglitz<br />

Tel. 030 – 79 78 96 05<br />

Di-So 12.00-0.00 Uhr<br />

www.jungbluth-restaurant.de<br />

FORELLENHOF<br />

ROTTSTOCK<br />

Fisch... kaufen, angeln,<br />

räuchern, essen!<br />

Hofladen und Bistro<br />

Dorfstraße 26 A<br />

14793 Gräben OT Rottstock<br />

Tel. 03 38 47 – 402 41<br />

Di-So 10.00-18.00 Uhr<br />

www.forellenhof-rottstock.de<br />

GÄRTNEREI SCHNELLES<br />

GRÜNZEUG<br />

Fermentierte Gemüseraritäten, roh,<br />

probiotisch, köstlich, Anbau und<br />

Verarbeitung aus einer Hand!<br />

Dorow 9<br />

18513 Grammendorf<br />

Tel. 03 83 34 – 28 30 60<br />

www.schnelles-gruenzeug.de<br />

erhältlich unter<br />

shop.schnelles-gruenzeug.de<br />

Mehr Informationen auf guide.garcon24.de<br />

GARÇON<br />

113


<strong>GARCON</strong>-QUIZ<br />

VERLAG UND REDAKTION<br />

Bild Art Media Verlag<br />

Inh. Yvonne Weinlich<br />

Marzahner Promenade 26<br />

12679 Berlin<br />

Fon 0 30 - 28 86 79 70<br />

Fax 0 30 - 28 86 79 69<br />

info@bildart-verlag.de<br />

www.garcon24.de | facebook.de/garcon24<br />

HERAUSGEBER<br />

Yvonne Weinlich (V.i.S.d.P.)<br />

REDAKTION<br />

Petra Leonhardt (Leitung)<br />

Hans-Jürgen Bergs, Heiko Gralki, Corinna<br />

Hägele, Marc Steyer, Wolf-Dietrich Strobel<br />

Laura Jokisch, Thomas Schmidt (Praktikanten)<br />

AUTOREN UND KOLUMNISTEN<br />

Uwe Ahrens, Anaïs Causse, Hans Diener,<br />

Stephan Falke, Dieter Fuhrmann, Marcus<br />

Fuhrmann, Swen Kernemann-Mohr, Shoko<br />

Kono, Johannes Mohr, Jörg Teuscher, Thorsten<br />

Tonski, Ruben Voisard, Marion Wiese<br />

GRAFIK, ILLUSTRATIONEN UND LAYOUT<br />

Melanie Budinger<br />

www.melanie-budinger.de<br />

Auszug aus der Speisenkarte der Conti-Fischstuben in der Charlottenburger Sybelstraße,<br />

eines der ersten Berliner Sternerestaurants (Inhaber Rudi Raguse).<br />

TITELBILD<br />

Marie Geißler<br />

www.mariegeissler.de<br />

Wenn man den Michelin-Stern als das Maß<br />

aller kulinarischen Dinge ansieht, dann ist<br />

Berlin die Nummer eins in Deutschland:<br />

20 Restaurants tragen derzeit die begehrte<br />

Auszeichnung. Gemessen an Paris sind das<br />

zwar Peanuts, dort gibt es 106 Sterne-Restaurants,<br />

aber das nur am Rande.<br />

Die erste deutsche Michelin-Ausgabe erschien<br />

1964, zwei Jahre später vergaben die<br />

Inspektoren des französischen Guides dann<br />

zum ersten Mal ihre Sterne auch in Deutschland.<br />

Insgesamt 66 Restaurants wur de damals<br />

die Ehre zuteil; 16 in Baden-Württemberg,<br />

15 in Nordrhein-Westfalen, neun in<br />

Niedersachsen.<br />

Wir wollen heute wissen, wieviele Berliner<br />

Restaurants zur deutschen Sterne-Premiere<br />

des Guide Rouge 1966 mit dem Michelin-<br />

Stern geehrt wurden:<br />

A<br />

B<br />

C<br />

vier<br />

fünf<br />

sechs<br />

Ihre Antwort bitte an:<br />

Bildart Media Verlag GmbH<br />

Redaktion GARÇON<br />

Marzahner Promenade 26<br />

12679 Berlin<br />

E-Mail: info@bildart-verlag.de<br />

Die Gewinne, drei wertvolle Kochbücher, werden<br />

unter den Teilnehmern verlost, die die Frage richtig<br />

beantwortet haben.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Einsendeschluss: 30. August 2018.<br />

Die Gewinne werden per Post zugesandt.<br />

FOTOS<br />

Heiko Gralki, Jörg Teuscher, Ruben Voisard,<br />

Archiv Garcon, Gastón Acurio (1/S.3 Mitte),<br />

PROMPERÚ (11/S.9, 10 u. 11), Voelkel<br />

GmbH (1/S.9 Mitte), Kurpfalz Weinstuben<br />

(3/S. 56), Anaïs Causse privat (1/S.73 u.),<br />

Thierry Roquet (1/S.73 o.), Eberhard Lange<br />

privat (4/S.83), Bertelsmann (5/S.94 u. 95),<br />

Sabine Mosbacher-Düringer privat (1/S.98<br />

u.), thesmartergardener (1/S.103 o.), Nus Hub<br />

(1/S.103 u.), L.I.K.E. Hospitality Consulting<br />

UG/Steven Romsits (1/S.110 li.), Grünlers<br />

Backstuben GmbH (1/S.110 Mi. o.), BLE Bonn/<br />

Markus Gloger (1/S.110 Mi. u.), www.bleiche.<br />

de (1/S.111), Popcorn Bakery Berlin (1/S.111),<br />

Hanabira (1/S.111), AS-GASTRO GmbH/Lars<br />

Reßler Fotografie (1/S.111), Beumer&Lutum/<br />

Magali Fuhs-Balster (5/S.111-113), Maître<br />

Philippe/PWB Philipp Weber-Bertram (1/S.112),<br />

Hotel Ellington/Amin Akhtar (1/S.112),<br />

25 Teiche/BVLH/Rosendahl (1/S.112), Goldkörner/Patricja<br />

Zienterski (1/S.113), Strandhotel<br />

Fischland (1/S.113), Strandhotel Dünenmeer<br />

(1/S.113), Olaf Schnelle (1/S.113)<br />

ANZEIGEN<br />

Yvonne Weinlich, Henriette Jüngel<br />

anzeigen@bildart-verlag.de<br />

DRUCK<br />

www.erfolgssysteme24.de<br />

BEZUGSHINWEISE<br />

Zu beziehen im Zeitschriftenhandel oder im Abonnement.<br />

Einzelheftbestellung: Jedes Heft kostet<br />

6,00 Euro, zuzüglich 1,45 Euro Versandkosten pro<br />

Sendung. Bezahlung nach Erhalt der Rechnung<br />

oder im Lastschrifteinzugsverfahren. Alle Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Jede Verwertung bedarf der Zustimmung des Verlages.<br />

Aufnahme in Online-Dienste, Internet und<br />

Ver vielfältigung auf Datenträgern nur nach schriftlicher<br />

Bestätigung des Verlages.<br />

114 GARÇON


Verbunden mit einer fast 700-jährigen Geschichte schlägt<br />

die heutige Hofpfisterei eine Brücke zwischen Tradition<br />

und Zukunft. Sie beruft sich mit ihren Bauernbroten auf<br />

alte bayerische Tradition.<br />

Mit ihrer rein ökologischen Herstellungsweise zeigt sie<br />

gleichzeitig ihr zukunftsorientiertes Engagement für einen<br />

sorgsamen Umgang mit der Natur und deren Ressourcen.<br />

Erfahrung und Tradition haben gezeigt, dass Qualität und<br />

Geschmack um so besser sind, je natürlicher die Herstellungsweise<br />

ist. Das bedeutet, was heute selten ist, sich Zeit<br />

zu nehmen – für den natürlichen Verlauf des Sauerteigs<br />

und für den langsamen, aufwändigen Backvorgang.<br />

Aus diesem Grund verzichtet die Hofpfisterei beim Brotbacken<br />

auf künstliche oder chemische Lebensmittelzusatzstoffe<br />

jeglicher Art.<br />

Der Dreistufen-Sauerteig der Hofpfisterei wird nach alter<br />

handwerklicher Tradition hergestellt und mit langer Reifezeit<br />

geführt. Es dauert 24 Stunden bis der Teig fertig ist. Dieser<br />

lange Vorgang harmonisiert die natürliche Entwicklung der<br />

Hefen und der Milch- und Essigsäuren zu dem typischen<br />

feinen Geschmack und garantiert Genuss und Natürlichkeit.<br />

Besuchen Sie uns in Bayern, Berlin oder Baden-Württemberg<br />

und entdecken Sie eine große Auswahl an bayerischen<br />

Bauernbrot-Spezialitäten.<br />

IHRE HOFPFISTEREI-FILIALEN IN BERLIN:<br />

Charlottenburg: Goethestraße 39/40, Reichsstraße 105, Mitte: Rosenthaler Straße 31, Prenzlauer Berg: Schönhauser Allee 118 a,<br />

Schöneberg: Ansbacher Straße 21, Nollendorfstraße 8, Spandau: Carl-Schurz-Straße 33, Steglitz: Schloßstraße 107,<br />

Tempelhof: Manfred-von-Richthofen-Straße 10, Rheinstraße 12, Wilmersdorf: Westfälische Straße 55, Zehlendorf: Teltower Damm 25,<br />

Drakestraße 46<br />

Nutzen Sie unseren Brotversand, bestellen Sie bequem und kostenlos<br />

unter 0800/1010135 oder unter www.hofpfisterei.de<br />

www.hofpfisterei.de<br />

Ludwig Stocker Hofpfisterei GmbH | Kreittmayrstr. 5 | 80335 München


Bio seit 1973.<br />

Laktosefrei & Fair<br />

Unsere Bio-Alpenmilch kommt nur von Bauernhöfen aus der<br />

Berg- und Alpenregion zwischen Watzmann und Zugspitze.<br />

Unsere Landwirte halten im Durchschnitt 27 Kühe – eine<br />

artgerechte Tierhaltung mit Weidegang ist garantiert.<br />

Das Naturland-Fair Siegel bestätigt: unsere Milch ist FAIR.<br />

Nachhaltig handeln – für Mensch, Tier und Umwelt.<br />

www.bio-alpenmilch.de

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