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BIBER 03_19 AT-3x-2

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Österreichische Post AG; PZ 18Z041372 P; Biber Verlagsgesellschaft mbH, Museumsplatz 1, E 1.4, 1070 Wien<br />

www.dasbiber.at<br />

MIT SCHARF<br />

MÄRZ<br />

20<strong>19</strong><br />

+<br />

NACKTE NÄCHTE<br />

+<br />

KNEISSL: 18 TIERE<br />

UND 8 SPRACHEN<br />

+<br />

(IL)LEGALE PÄSSE<br />

+<br />

„WALLAH,<br />

VOM KÜSSEN<br />

KRIEGT MAN AIDS!“<br />

DIE SEXLÜGEN UNSERER ELTERN


3<br />

minuten<br />

mit<br />

Bist Du<br />

unser nächster<br />

„top selling bread<br />

consultant“ ?<br />

Omar<br />

Sarsam<br />

„I say disco – you say party!“<br />

Der „Disco Brother“ Omar<br />

Sarsam moderiert seit<br />

Anfang Februar die Puls4-<br />

Comedyshow „Grenzgänger“.<br />

Das Motto der Sendung:<br />

„Ausländer rauf!“<br />

Von Samar El-Sebaei<br />

Foto: Soza Almohammad<br />

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Mindestgehaltes, das für diese Position bei einer Vollzeitbeschäftigung 1.500,- Euro brutto beträgt, ist vorgesehen.<br />

<strong>BIBER</strong>: Was ist die Idee hinter der<br />

Show „Grenzgänger“?<br />

OMAR SARSAM: Es geht darum, Menschen<br />

aus verschiedensten Ländern<br />

auf die Bühne zu holen und sie wie alle<br />

anderen Menschen zu behandeln. Das<br />

Grundkonzept: Lachen klingt in allen<br />

Sprachen gleich. Jede Nation kennt<br />

sich selbst und ihre Eigenheiten, findet<br />

sie lustig und kann drüber lachen.<br />

Deine arabischen Eltern müssen ja stolz<br />

auf dich sein, du bist schließlich Arzt,<br />

der Traumjob aller Araber.<br />

(lacht) Ja, ihr Wunsch ist in Erfüllung<br />

gegangen. Ich habe erst im Laufe<br />

meiner Jugend erkannt, dass ich das<br />

selber auch will. Ich wollte ursprünglich<br />

etwas mit Musik und Kunst machen.<br />

Jetzt mache ich beides!<br />

Erwarten Menschen aus deinem privaten<br />

Umfeld, dass du immer lustig bist?<br />

Im Witze erzählen bin ich schlecht.<br />

Und wenn jemand erwartet, dass ich<br />

als Kabarettist im Privatleben lustig<br />

drauf bin, dann sage ich: „Ich bin Arzt“<br />

(lacht).<br />

Wie ist der Song „Disco, Disco, Party,<br />

Party“ mit knapp 18 Millionen Abrufen<br />

auf Youtube entstanden?<br />

Den Text für den Song haben Songwriter<br />

Marc Bernhuber und ich in zehn<br />

Minuten geschrieben, im Anschluss<br />

an unser gemeinsames Kabarettstück<br />

„Eule und Pflicht“. Der Satz „Ich habe<br />

Bügeleisen... ist aber kaputt“ stammt<br />

von meinem Kindermädchen Milanka.<br />

Testest du Witze bei Familie und Freunden?<br />

Ich finde die Witze und das Wesen<br />

meiner Frau lustiger als mich selbst. Ich<br />

habe einmal meiner Familie etwas vorgetragen<br />

und werde es in Zukunft nicht<br />

mehr machen. Es hat keiner gelacht.<br />

Wie würdest du dich beschreiben?<br />

Ich würde mich als unverbesserlichen,<br />

unrealistischen Optimisten bezeichnen.<br />

Kann man sich Optimismus aneignen?<br />

Optimismus ist wie eine Taschenlampe:<br />

Wenn man immer in die staubigen<br />

Ecken leuchtet, sieht man natürlich, wie<br />

schmutzig es ist, und wenn man auf die<br />

sauberen Ecken leuchtet, sieht man,<br />

wie sauber es ist.<br />

Alter: 38<br />

Geburtsort: Wien<br />

Besonderes: Moderator der<br />

Comedyshow ”Grenzgänger” für<br />

deutschsprachige Comedians mit<br />

Migrationshintergrund. Ab Anfang<br />

Februar auf PULS 4.<br />

/ 3 MINUTEN / 3


3 3 MINUTEN MIT<br />

OMAR SARSAM<br />

Der „Disco, Disco! Party, Party!“-Sänger<br />

und Comedian.<br />

8 IVANAS WELT<br />

Was tun, wenn das Baby den Schlaf raubt und<br />

die Wochenenden aus dem Kalender streicht?<br />

LIFESTYLE<br />

45 BODY POSITIVITY FÜR DEN<br />

ARSCH<br />

Aleks über Augenringe, Richard Lugner und<br />

ihr Abenteuer auf der „Glow“.<br />

10 FACE OF THE MONTH<br />

Ein Abschiedsgeschenk für Biber-Babo und<br />

Süper-Chef Simon Kravagna.<br />

POLITIKA<br />

12 „DAS WAR ÄRGSTE“<br />

Wenn Migrantenkinder in zweiter und dritter<br />

Generation schlechtes Deutsch sprechen.<br />

18 „FRAU KNEISSL, WIE VIELE<br />

SPRACHEN SPRECHEN SIE?“<br />

Biber fragt in Worten, Außenministerin<br />

Karin Kneissl antwortet in Zahlen.<br />

20 KAZIM YILMAZ<br />

Über 60.000 Austro-Türken müssen keine<br />

Ausbürgerung mehr befürchten – der Grund:<br />

Kazim Yilmaz.<br />

20<br />

DER ANWALT<br />

FÜR 66.382<br />

FÄLLE<br />

Kazim Yilmaz als<br />

Retter von Austro-<br />

Türken<br />

28<br />

IN HALT MÄRZ<br />

20<strong>19</strong><br />

ALLAH<br />

SCHICKT DEN<br />

STORCH<br />

Arabische<br />

Mädchen über<br />

Aufklärungsmythen<br />

KARRIERE<br />

46 LERNEN UND LERNEN<br />

LASSEN<br />

Andrea hat ihre Oma um Rat gefragt<br />

48 WOHIN AUF DER BEST?<br />

Unser Kompass für die Best-Messe<br />

54 SCHMUCK AUS DEM<br />

DRUCKER<br />

Selbermacherin Marie Boltenstern kreiert<br />

modische Accessoires mit dem 3D-Drucker.<br />

TECHNIK<br />

56 AK-PRÄSIDENTIN ANDERL<br />

„Alle Gehälter offenlegen“<br />

24 PASS (IL)LEGAL?<br />

Mach den Test und finde heraus, wer mehrere<br />

Pässe haben darf!<br />

RAMBAZAMBA<br />

28 MAMA SAGT: „VOM KÜSSEN<br />

KRIEGT MAN AIDS!“<br />

Und andere schräge Aufklärungsmythen<br />

32 NACKTE NÄCHTE<br />

Sex-Positive-Partys haben in Wien Einzug<br />

gehalten. Heiße Nummer oder tote Hose?<br />

38 LACHEN MIT SOSO<br />

Dancing Star Soso darüber, wieso er Menschen<br />

gerne zum Lachen bringt.<br />

32<br />

PRICKELND<br />

ODER TOTE<br />

HOSE?<br />

Sex-Positive-Partys<br />

erobern Wiens<br />

Nachtszene<br />

18<br />

KNEISSL IN ZAHLEN<br />

Aussenministerin Kneissl hat 30 Leichen in<br />

ihrem Leben gewaschen<br />

Marko Mestrović, Susanne Einzenberger, Soza Almohammad, COVER: Marko Mestrović<br />

KULTUR<br />

58 ADAM1234<br />

Adam gibt euch Tipps für Sicherheit im<br />

Cyberspace<br />

60 ZEIT ZUM STUMMSCHALTEN<br />

Warum Jelena nie Geld für ein R. Kelly Konzert<br />

ausgeben würde<br />

62 DIE LEIDEN DES<br />

JUNGEN TODOR<br />

Kolumnist Todor Ovtcharov über vier Tonnen<br />

Sucuk, die in Bulgarien einen regelrechten<br />

Sucukgate auslösten.


IMPRESSUM<br />

Liebe LeserInnen,<br />

MEDIENINHABER:<br />

Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />

Musuemsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />

HERAUSGEBER<br />

BUSINESS DEVELOPMENT:<br />

Andreas Wiesmüller<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />

Wilfried Wiesinger<br />

Neo-Mama und bisherige stv. Chefredakteurin Delna Antia-<br />

Tatic hat ab nun zwei Babys unter ihren Fittichen: Ihren<br />

15 Monate alten Sohn Darian sowie Das Biber-Magazin.<br />

Superwoman Delna ist ab sofort unsere Chefredakteurin!<br />

Simon Kravagna<br />

CHEFREDAKTEURIN:<br />

Delna Antia-Tatić<br />

STV. CHEFREDAKTEUR:<br />

Amar Rajković<br />

CHEFiN VOM DIENST:<br />

Aleksandra Tulej<br />

FOTOCHEF:<br />

Marko Mestrović<br />

REDAKTIONSHUNDE:<br />

Tito, Casper<br />

KONTAKT: biber Verlagsgesellschaft mbH<br />

Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4,<br />

1070 Wien<br />

Tel: +43/1/ 9577528<br />

redaktion@dasbiber.at<br />

marketing@dasbiber.at<br />

abo@dasbiber.at<br />

WEBSITE: www.dasbiber.at<br />

Biber-Gründer Simon Kravagna sagt nach einem aufregenden<br />

KOLUMNIST/IN:<br />

Ivana Cucujkić, Todor Ovtcharov<br />

Jahrzehnt Doviđenja, Görüşürüz, Yallah bye und Auf<br />

Wiedersehen. Obwohl er Vater unseres biber-Babys bleibt, sind<br />

wir etwas melancholisch, wie ihr ab Seite 10 nachlesen könnt.<br />

Genug geheult, jetzt wird getanzt, geküsst und gefummelt<br />

– oder doch nur tote Hose? Sex-Positive-Partys haben Wien<br />

erreicht und wir haben uns in den Dark Room getraut. Ab S. 32<br />

Neu und Alt - Delna und Simon<br />

REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />

Soza Almohammad, Adam Bezeczky,<br />

Alex Dietrich, Susanne Einzenberger,<br />

Nada El-Azar, Andrea Grman, Christoph<br />

Liebentritt, Zoe Opratko, Jelena Pantić-<br />

Panić, Johanna Heiss, Samar El-Sebaei, Naila<br />

Baldwin<br />

ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />

LEKTOR<strong>AT</strong>:<br />

Birgit Hohlbrugger<br />

CONTENT CRE<strong>AT</strong>ION:<br />

Katja Trost<br />

ÖAK GEPRÜFT 1. HJ 2017:<br />

Druckauflage 85.000 Stück<br />

verbreitete Auflage 80.644 Stück<br />

DRUCK: Mediaprint<br />

Neue biber-Chefredakteurin<br />

Delna Antia-Tatic:<br />

„<br />

Journalismus mit scharf ist<br />

und bleibt der Anspruch! Biber<br />

hat mit seinen Geschichten<br />

aus den Lebenswelten der<br />

neuen ÖsterreicherInnen für<br />

Gesprächsstoff gesorgt, das soll<br />

so bleiben. Chefredakteurin der<br />

schärfsten Redaktion des Landes<br />

zu werden, empfinde ich als<br />

große Ehre – und es ist ein starkes<br />

Zeichen für alle Mütter dieses<br />

Landes: Führungsrolle und Familie<br />

sind kein Widerspruch.<br />

“<br />

6 / MIT SCHARF /<br />

Apropos fummeln – ab S. 28 könnt ihr einen humoristischen<br />

Blick auf die Aufklärungszeit vieler muslimisch-arabischer<br />

Familien werfen, inklusive mancher absurd anmutender<br />

Warnungen wie „Vom Küssen kriegt man Aids.“<br />

„Das war ärgste“ – denken uns nicht nur wir über die coole Zeit<br />

mit Simon als Chef, aber auch Kinder, die in dritter Generation<br />

in Österreich leben und immer noch kein richtiges Deutsch<br />

sprechen. Lest die Geschichte ab Seite 12.<br />

Was ihr auch wissen müsst: Diese Kids sind nicht verloren, wenn<br />

man sich für ihre Zukunft einsetzt. Wer selber noch nicht richtig<br />

weiß, wie es bei ihr oder ihm bildungsmäßig weitergeht, kann<br />

sich auf der Berufsbildungsmesse von 7.–10.3 in der Stadthalle<br />

und ab S. 46 informieren.<br />

Auf zu einer neuen Epoche – mit Steuerfrau Delna sind<br />

wir sicher, dass „biber“ noch mindestens hundert Jahre<br />

weiter Kurs Richtung exklusiven Aufdeckergeschichten und<br />

tabubrechenden Berichten halten wird. Seid ihr dabei?<br />

Scharfe Bussis, die Redaktion<br />

Marko Mestrović<br />

bmf.gv.at<br />

Entlastung<br />

Österreich<br />

Das Entlastungsprogramm<br />

bis 2022 auf einen Blick<br />

CAMPAIGN MANAGEMENT&SOCIAL MEDIA<br />

Aida Durić<br />

CORPOR<strong>AT</strong>E SOCIAL INNOV<strong>AT</strong>ION:<br />

Andrea Grman (karenziert)<br />

Wir wollen die Steuer- und Abgabenquote in Richtung 40 Prozent senken. Erste Maßnahmen,<br />

wie den Familienbonus Plus sowie die Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge und der<br />

Umsatzsteuer auf Nächtigungen, haben wir bereits umgesetzt.<br />

2020<br />

• Entlastung von Geringverdienern durch die<br />

Senkung der Sozialversicherungsbeiträge<br />

• Erhöhung des Werbungskostenpauschales<br />

• Vereinfachungen für Kleinunternehmer<br />

• Ökologisierung des Steuersystems<br />

2021/2022<br />

• Entlastung von Lohn- und<br />

Einkommensteuerzahlern<br />

• Attraktivierung des Wirtschaftsstandorts<br />

zur Sicherung von Arbeitsplätzen<br />

• Entbürokratisierung<br />

Entgeltliche Einschaltung | BMF/AdobeStock


In Ivanas WELT berichtet die biber-Redakteurin<br />

Ivana Cucujkić über ihr daily life.<br />

IVANAS WELT<br />

Ivan Minić<br />

MUTTI IST KAPUTTI<br />

Vor dem Baby machte ich mir über zu wenig Schlaf während der Woche<br />

keine großen Gedanken. Dazu wurden Wochenenden ja erfunden. Seit<br />

dem Baby hat meine Woche kein Ende mehr.<br />

Wochenende. Wie ging das nochmal? Jeder verdammte<br />

Tag ist bei mir Montag. Ich bin also jeden Tag<br />

im #butfirstcoffee Modus. Die selbstbemitleidenden<br />

Montagspostings in meinem Instagram-Feed über<br />

den ach so mühsamen Wochenstart scrollen sich wie<br />

ein kollektives kinderloses aber ausgeschlafenes Mimimi.<br />

War ich früher ganz vorne mit dabei beim digitalen<br />

Montagsbashing, liest sich das heute wie blanker<br />

Hohn auf meinem Handy.<br />

Dieses schaffe ich übrigens erst gegen Mittag das<br />

erste Mal einzuschalten. Wenn ich mich endlich nach<br />

einer mehrfach unterbrochenen Nacht aus dem Bett<br />

geschabt habe. Wir gehören da leider nicht zu den<br />

auserwählten Eltern, die sich mit ihren durchschlafenden<br />

Babys wichtig machen können. Irgendwann<br />

gegen 15 Uhr nehme ich meistens das erste Mal am<br />

Tag Nahrung zu mir. Wenn ich halt irgendwann kurz<br />

Zeit finde. Ja, und mit Zeit und Schlaf verhält es sich<br />

wie mit Geld. Es ist immer zu wenig. Also habe ich<br />

gelernt, effizient damit umzugehen. Statt zum Gym zu<br />

pilgern, brüllt mich der Drill-Instructor vom ‚Fast fat<br />

burn workout for mommys‘ auf YouTube an.<br />

KARL LAGERFELD H<strong>AT</strong> SO RECHT!<br />

Falls ich es mal aus dem Haus schaffe, wird das angezogen,<br />

was griffbereit und halbwegs kotz- und faltenfrei<br />

ist. Meistens jedoch besteht mein ‚outfit of the<br />

day‘ aus dem Oberteil vom Vortag und einer Jogginghose.<br />

Der kürzlich verstorbene Karl Lagerfeld hatte zu<br />

diesem Kleidungsstück eine deutliche Meinung: „Wer<br />

eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein<br />

cucujkic@dasbiber.at<br />

8 / MIT SCHARF /<br />

Leben verloren“. Ob er dabei vielleicht an Mütter in<br />

Karenz gedacht hat?<br />

Ich würde so gern mal wieder ein Sakko tragen, mein<br />

altes Leben mit Schulterpolstern und Knopfleiste<br />

überwerfen und einem geregelten Alltag nachgehen,<br />

mit wichtigen Terminen und Zumba. Eine Stunde regungslos<br />

auf der Couch liegen fänd’ ich auch schon<br />

leiwand. So viel Selbstbestimmung ist mit einem 10<br />

Kilo schweren Mitbewohner mit sechs Zähnen und<br />

ausgeprägtem Bewegungsdrang einfach nicht so drin.<br />

Zumindest nicht mit ganz viel externem Support.<br />

AUF LUDMILA IST VERLASS<br />

Ein afrikanisches Sprichwort besagt: ‚Um ein Kind<br />

großzuziehen, braucht man ein ganzes Dorf.‘ Oder<br />

eine vlahische Großverwandtschaft von Währing bis<br />

Brigittenau, in der ich als Kind großgeworden bin.<br />

Tanten, Omas, Großcousins. Alle waren sie verfügbar.<br />

Einer hatte immer Zeit. In den 90ern war das noch so.<br />

Heute hat kaum wer Zeit.<br />

Also habe ich angefangen outzusourcen. Den Haushalt<br />

zum Beispiel. Putzen, Wischen, Bügeln delegiere ich<br />

für zehn Euro die Stunde an Ludmila aus Weißrussland.<br />

Ein Novum in der Familie. Und heißes Gossip-Material.<br />

Alle, die sich jetzt denken „na selber schuld, hättest<br />

halt kein Kind bekommen…“, dürfen sich von meinem<br />

imaginären Mittelfinger angesprochen fühlen.<br />

Mutti ist kaputti. Manchmal will ich keine Mutti sein.<br />

Manchmal will ich einfach nur mit meinen BFFs Gin<br />

und Tonic abhängen. Oder nur abhängen. Und ein wenig<br />

schlafen.<br />

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GR<strong>AT</strong>IS-ENERGIE! *<br />

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* Die Gratis-Energie-Tage verteilen sich auf die ersten 2 Vertragsjahre (60 Gratis-Energie-Tage pro Jahr) bei einer Mindestvertragslaufzeit von 12 Monaten. Der gesamte Bonus<br />

kann nur bei einer Vertragsdauer von 2 Jahren in Anspruch genommen werden. Der Rabatt wird bei der jeweiligen Jahresabrechnung in Form einer Gutschrift berücksichtigt.<br />

Bei vorzeitigem Vertragsende oder vorzeitigem Tarifwechsel erfolgt eine anteilige Verrechnung. Gratis-Energie ist ein Nachlass auf den Energiepreis. Der Wert eines Tages<br />

Gratis-Energie ergibt sich aus der Division der jährlichen Energiekosten durch 365 Tage. Die Höhe ist damit verbrauchsabhängig, beträgt aber mindestens 25 Cent (exkl. USt.)<br />

für 365 Tage. Diese Bonus-Aktion gilt nur für Abschlüsse von OPTIMA Garant Strom- bzw. Erdgaslieferverträgen innerhalb des Aktionszeitraums von 22.2. bis 12.4.20<strong>19</strong> und gilt<br />

für jeden Tarif separat. Die Preisgarantie seitens Wien Energie für Garant Tarife gilt zwei Jahre ab Abschluss.<br />

**<br />

Mit jedem Abschluss eines OPTIMA Garant Tarifes im Aktionszeitraum erfolgt die Teilnahme am Gewinnspiel: Pro Woche wird eine Gewinnerin oder ein Gewinner nach dem<br />

Zufallsprinzip und unter Ausschluss der Öffentlichkeit gelost. Personen unter 18 Jahren, Wien Energie-MitarbeiterInnen sowie außerhalb des Netzgebiets der Wiener Netze GmbH<br />

wohnhafte Personen sind nicht teilnahmeberechtigt. Die GewinnerInnen werden schriftlich verständigt. Die Barablöse des Gewinns und der Rechtsweg sind ausgeschlossen.<br />

Wasserkraft 43,40 %<br />

Windenergie 10,45 %<br />

feste oder flüssige Biomasse 3,47 %<br />

Sonnenenergie 1,04 %<br />

Erdgas 40,63 %<br />

sonstige Ökoenergie 1,01 %<br />

CO2-Emissionen<br />

radioaktiver Abfall<br />

134,88 g/kWh<br />

0,00000 mg/kWh<br />

Wien Energie Vertrieb, ein Unternehmen der EnergieAllianz Austria.<br />

Stromkennzeichnung des Lieferanten: Gemäß § 78 Abs. 1 und 2 ElWOG 2010 und<br />

Stromkennzeichnungsverordnung hat die Wien Energie Vertrieb GmbH & Co KG<br />

im Zeitraum 1.1.2017 – 31.12.2017 auf Basis der in der nebenstehenden Tabelle<br />

angeführten Primärenergieträger Strom an Endverbraucher verkauft. Gemäß § 78<br />

Abs. 2 ElWOG 2010 und Stromkennzeichnungsverordnung entstanden bei der<br />

Stromerzeugung in diesem Zeitraum nebenstehende Umweltauswirkungen.<br />

Die Herkunftsnachweise stammen zu 100 % aus Österreich. Unsere Lieferungen<br />

sind frei von Atomstrom. Bei der Erzeugung entstehen keine radioaktiven Abfälle.<br />

Das Erdgas wird mit höchster Effizienz in modernen KWK-Kraftwerken zur gleichzeitigen<br />

Erzeugung von Strom und Fernwärme eingesetzt.<br />

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FACE OF THE ERA<br />

„WIR MACHEN DANN MAL,<br />

WIE WIR GLAUBEN“<br />

Eine Laudatio an unseren Ex-Chef und<br />

„biber-Babo“ Simon Kravagna<br />

Schock. Er geht. Das geht doch gar nicht. Bei biber<br />

geht (und kommt) zwar immer irgendwer – daran<br />

sind wir gewöhnt. Aber dass ER geht, scheint<br />

dann doch verboten. Doch Tatsache, Chefe hat einen<br />

neuen Job. Seit Mitte Februar ist er Geschäftsführer von<br />

fjum - dem Forum für Journalismus und Medien, arbeitet<br />

irgendwo da draußen in Sankt Marx und lässt uns hier in<br />

der Redaktion jetzt wirklich machen, wie wir glauben.<br />

Nach 10 Jahren mit scharf legt Gründer und Chefredakteur<br />

Dr. Simon Kravagna sein „Herzensprojekt“ in<br />

unsere Hände. Ein Vertrauensbeweis. Dafür und für alles<br />

andere wollen wir uns bedanken. Denn obwohl er Herausgeber<br />

und Haupteigentümer von biber bleibt, ist der<br />

Abschied groß.<br />

SÜPER-CHEF<br />

Tausend Projekte, jede Woche alles neu und keiner kennt<br />

sich aus: Wie oft haben wir gestöhnt. Vor allem, wenn<br />

Cover-Entscheidungen anstanden. Da wurde kurz vor<br />

Schluss die Facebook-Community und Büro-Nachbar<br />

Kenan Güngör um Expertenfeedback gebeten. Wir sind<br />

auch am Abgabetag noch ins Schwimmbad gefahren, um<br />

ein legendäres „Burkini“-Cover zu schießen. Trotz des<br />

kreativen Chaos oder wohl gerade deswegen: Simon ist<br />

Süper-Chef. Denn sein Führungscredo bewirkt, dass keine<br />

Wahl bleibt, als über sich hinauszuwachsen. „Mach, wie<br />

du glaubst!“ – es gibt keinen Satz, den wir öfter gehört<br />

haben. Unsere Reaktion war meist dieselbe: ungläubiges<br />

Augenaufreißen weil Aufgabe noch nie gemacht, hilflose<br />

Schockstarre weil keinen Schimmer, wie Aufgabe bewältigt<br />

werden soll, dann: machen, wie man glaubt. Und siehe da,<br />

hinterher war man um eine Fähigkeit reicher. Danke Simon.<br />

MENTOR<br />

Das sagt man eh viel zu selten. Wie viele „Bibers“ ihm<br />

die eigene Karriere mit zu verdanken haben, ist doch<br />

beachtlich. Und so kann Chefe stolz sein, wohin es die<br />

biber-Sprösslinge geschafft haben. Die Krone, Heute,<br />

Falter, der ORF, VICE und das Biber selbst sind nur einige<br />

Beispiele. Hier arbeiten inzwischen erfolgreich Absolventen<br />

der biber-Akademie mit ihren komischen Namen<br />

voll von „-ićs“ und „-oglus“. Vor zehn Jahren hatte kaum<br />

einE JournalistIN in Österreich Migrationshintergrund. Die<br />

subversive Unterwanderung der Medienlandschaft ist also<br />

gelungen. Simon spielte dabei besonders als Mentor eine<br />

Rolle. Der lange Kärntner, der schon Arafat und Haider<br />

interviewt hat, ist ein Eins-a-Journalist. Das beweist regelmäßig<br />

seine renommierte „Interview in Zahlen“-Reihe.<br />

Was hat Österreich nicht alles erfahren: etwa dass der<br />

Kanzler „0“ Lieder am Handy hat, Blümel dafür „2“ Tattoos<br />

und Frau Dichand erst ab „20“ Millionen Euro Menschen<br />

als reich empfindet.<br />

VISIONÄR<br />

Doch neben der journalistischen Qualität hat der 47-Jährige<br />

seinen Biberlingen wohl mit einer Begabung am<br />

meisten imponiert: Er hat nicht nur innovative Ideen, er<br />

setzt sie auch noch um – am liebsten aus dem Nichts<br />

heraus. „Biber – das Magazin für Neue Österreicher“ ist<br />

das schärfste Beispiel. Ein deutschsprachiges Magazin in<br />

Wien, das aus den Lebenswelten jener ÖsterreicherInnen<br />

berichtet, deren Eltern nicht Hans und Hannelore heißen.<br />

Von den sagenumwobenen Anfangsjahren kennen wir<br />

heute in der Redaktion fast nur Geschichten. Es war die<br />

Zeit der „Ivanas“, der Recherchen auf Gürtel und Balkanstraße,<br />

als man bis nachts unbezahlt vor den Rechnern saß<br />

und irgendwann Pizza bestellte. Gut, dass Amar Rajković<br />

sich damals dachte: Bei einem Magazin, das „Jugo“ aufs<br />

Cover schreibt, muss er arbeiten. Und gut, dass unser stv.<br />

Chefredakteur das auch heute noch tut. Simon hat mit<br />

biber eine Welt geschaffen, die oft mehr als nur Arbeit ist.<br />

Vor allem aber hat er „Journalismus mit scharf“ erfunden<br />

und der fährt – um es in seinen Worten zu sagen – heute<br />

wie damals.<br />

DADDY COOL<br />

Der Vater von drei Söhnen hat in der Redaktion vorgelebt,<br />

wie es dem modernen Mann mit der Vereinbarkeit von<br />

Kind und Karriere ergeht. Da kommt man morgens mit<br />

Augenringen und erzählt dramatische Geschichten von<br />

Kaffeehäusern, die in Neubau vor 7 Uhr nicht öffnen, da<br />

eilt man am Nachmittag, weil Kinder vom Kindergarten<br />

geholt werden müssen und antwortet auf E-Mails um Mitternacht.<br />

Und wenn die Babysitterin absagt, dann macht<br />

man den Termin im Außenministerium eben mit Sohnemann<br />

auf dem Schoß. Gerade wir Neo-Eltern bei biber<br />

konnten von Chefe viel lernen. Ob zum Thema Geburt,<br />

Fläschchen oder Kinderwagendiebstahl: Daddy cool kennt<br />

sich aus.<br />

DR. FEMINIST<br />

Für uns Frauen sind solche Beobachtungen natürlich<br />

prägend. Es zeigt, es geht. Simon ist überzeugter Feminist.<br />

Mehr noch, er ist promovierter. So ein Doktor führt<br />

zu guter Letzt dazu, dass er eine weibliche Nachfolgerin<br />

nominiert hat, die noch dazu Mama in Teilzeit ist. Feministischer<br />

geht es wohl nicht. Delna Antia-Tatić – so heißt<br />

die neue Chefredakteurin von biber (S.6) – will zwar keine<br />

Quote erfüllen, aber das muss man doch stehen lassen:<br />

Wie viele Chefredakteurinnen mit Windelmann daheim gibt<br />

es noch in Österreich? Eben.<br />

In diesem Sinn unser bester Rat von uns an dich: Mach<br />

genauso weiter wie du glaubst, Simon – und viel Spaß bei<br />

fjum.<br />

Tina Herzl<br />

10 / MIT SCHARF /<br />

/ MIT SCHARF / 11


DS<br />

WAR j<br />

ärgste<br />

Das gebrochene Deutsch der<br />

Migranten-Kids<br />

Sie sind in Wien geboren, aufgewachsen und<br />

gehen hier zur Schule: Trotzdem sprechen<br />

Kinder von Zuwanderern in zweiter und<br />

dritter Generation oft schlechtes Deutsch.<br />

Woran liegt das?<br />

Von Aleksandra Tulej<br />

Jetzt gib Rucksack zurück, sonst sag ich Frau Lehrerin“,<br />

ruft die 13-jährige Sanela* ihrem Sitznachbarn Mert *<br />

zu. Es ist Montagfrüh, ich stehe in der 4B an einer<br />

Wiener NMS im 21. Bezirk. Die 4B hat einen Migrationsanteil<br />

von fast 90 Prozent. Einige von Sanelas Klassenkameraden<br />

kommen aus Syrien oder Afghanistan und leben erst seit drei<br />

Jahren in Österreich. Auf meine Frage, wie lange Sanela schon<br />

in Österreich sei, antwortet sie in einem beleidigten Ton: „Na,<br />

ich bin hier geboren?“, als ob ich keinerlei Grundlage hätte, ihr<br />

diese Frage zu stellen. Doch die habe ich. Sie hat einen starken<br />

Akzent, rollt das „R“, macht bei der Aussprache Grammatikfehler<br />

und verwechselt Artikel. Sanelas Eltern kommen aus<br />

Mazedonien, zuhause spricht sie<br />

mit ihnen laut eigener Aussage<br />

Deutsch. Sanela ist also Österreicherin<br />

- doch ihr Deutsch lässt zu<br />

wünschen übrig.<br />

Anders ist es bei Sanelas Klassenkameraden<br />

Hafiz * . Der heute<br />

14-Jährige kam im Dezember 2016<br />

aus Syrien nach Österreich und<br />

hat erst hier Deutsch sowie das<br />

lateinische Alphabet gelernt. Sein<br />

sprachliches Niveau ist für diese<br />

Umstände hoch. Von einer seiner<br />

Lehrerinnen erfahre ich, dass seine<br />

Eltern oft in ihre Sprechstunden<br />

kommen, fragen, wie ihr Sohn sich<br />

in der Schule macht und wie er seine Sprachkenntnisse verbessern<br />

kann, damit er bald aufs Gymnasium kann. Dort wird<br />

er bessere Chancen auf eine gute Zukunft haben. Das wissen<br />

sowohl die Eltern als auch Hafiz. * Hier wird er nicht bleiben: Die<br />

NMS, die er jetzt besucht, würde man im Boulevardjargon unter<br />

„Brennpunktschule“ einstufen.<br />

„<br />

Wir bleiben in<br />

unserem Kulturkreis<br />

mit unseren eigenen<br />

Leuten<br />

“<br />

WAS IST DER ECHTE KULTURKAMPF<br />

IM KLASSENZIMMER?<br />

Im Zuge des biber-Newcomer-Schulprojekts sind wir als Redaktion<br />

oft an genau solchen Schulen jeweils eine Woche lang<br />

unterwegs, um den Schülern die österreichische Medienlandschaft<br />

näherzubringen.<br />

Die Kinder in diesen Schulen kommen oft aus bildungsfernen<br />

Elternhäusern, die Klassen haben einen hohen Migrationsanteil.<br />

Es sind genau die „Brennpunktschulen“, die<br />

Susanne Wiesinger in ihrem „Kulturkampf im Klassenzimmer“<br />

beschreibt. Von Kulturkämpfen kann man in den Klassen, mit<br />

denen wir arbeiten, nicht sprechen. Aber: Eine große Hürde,<br />

die wir dort oft zu bewältigen<br />

haben, ist die Sprache.<br />

Immer wieder gibt es in diesen<br />

Klassen Kinder wie Sanela*. Sie<br />

sind hier geboren, sie haben über<br />

ihre Eltern oder teilweise noch<br />

Großeltern Migrationshintergrund.<br />

Zuhause sprechen sie entweder<br />

die Muttersprache der Eltern oder<br />

Deutsch. Aber eben kein korrektes<br />

Deutsch, wie sich dann in<br />

ihren Sprachdefiziten zeigt. Artikel<br />

werden weggelassen, Endungen<br />

vertauscht. Viele von ihnen beginnen<br />

deutsche Sätze beim Sprechen<br />

sehr unsicher, fast stotternd – als<br />

müssten sie sich überlegen, wie sie die Worte aneinanderreihen<br />

sollen. Sätze wie „Ich geh’ nach Vierte dann KFZ-Lehre“,<br />

oder „Das war wo wir diese Schulausflug waren“ sind keine<br />

Seltenheit.<br />

Noch mehr von ihnen haben einen hörbaren Akzent. Oft<br />

sind die Jugendlichen sehr verwundert, wenn ich erzähle, dass<br />

12 / MIT SCHARF / / POLITIKA / 13


BT<br />

LEBN<br />

o<br />

„<br />

Es ist wichtig, den<br />

Kindern vorzulesen<br />

“<br />

14 / POLITIKA /<br />

ich selbst in Polen geboren bin und als sechsjähriges Kind ohne<br />

ein Wort Deutsch nach Österreich kam. „Was, aber wieso können<br />

Sie dann so gut Deutsch?!“ – Eine Frage, mit der ich bislang nicht<br />

konfrontiert war. Lange dachte ich, dass das selbstverständlich<br />

ist, die Sprache eines Landes zu können, in dem man lebt. Genau<br />

wie es normal für mich war, meine Muttersprache einwandfrei<br />

zu beherrschen. Für Kinder, die noch nicht in die Pubertät<br />

gekommen sind, ist das Erlernen beider Sprachen nachweislich<br />

am leichtesten. In der Sprachwissenschaft nennt man das eine<br />

„echte Zweisprachigkeit.“ Laut einer Studie des Translationswissenschaftlers<br />

Christopher Thiery spielen hier aber auch<br />

eine Kulturkompetenz in beiden Sprachgemeinschaften und die<br />

Akzentfreiheit eine wichtige Rolle. Diese „echte Zweisprachigkeit“<br />

ist aber in Österreich genau bei Kindern aus zweiter oder dritter<br />

Generation oft nicht vorhanden.<br />

„Ich rede mit meinen Freunden einen Mix aus Deutsch und<br />

Serbisch, weil es so einfacher ist“, erzählt mir der 13-jährige<br />

Aleks*. Er ist nach Österreich gekommen, als er drei Jahre alt war,<br />

und hier in den Kindergarten und in die Volksschule gegangen.<br />

Er hat einen hörbaren Akzent und macht zahlreiche Fehler beim<br />

Sprechen, vor allem bei Fällen und Artikeln. „Die meisten meiner<br />

Freunde können eh perfekt Deutsch, nur die Eltern, oder die, die<br />

noch nicht so lange hier sind, können es nicht so gut“, sagt er<br />

mit einem frechen Grinser. Seine Wahrnehmung und die Realität<br />

liegen weit voneinander entfernt: Von „perfektem“ Deutsch kann<br />

man weder bei ihm noch bei seinen Klassenkameraden sprechen.<br />

„Wenn die Eltern beispielsweise aus ländlichen Gegenden aus<br />

der Türkei und somit aus bildungsfernen Schichten stammen, ist<br />

es für diese Kinder besonders schwer, einen Aufstieg via Bildung<br />

zu erreichen.“ sagt Heidi Schrodt, langjährige AHS-Direktorin und<br />

Vorsitzende einer Bildungsinitative.<br />

„Im Vergleich dazu gibt und gab es immer wieder Menschen,<br />

die sich extrem schnell und gut integriert haben, man denke an<br />

Flüchtlinge aus dem Bosnienkrieg.“ , so Schrodt.<br />

„ES GIBT AFGHANISCHE SCHÜLER, DIE<br />

ERST ALPHABETISIERT WERDEN MÜSSEN“<br />

Die Gastarbeiterzeiten sind aber längst vorbei. Die im vergangenen<br />

Dezember erschienene OECD-Studie "Integration von Zuwanderern:<br />

Indikatoren 2018" ergibt trotzdem, dass 20 Prozent der<br />

Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Österreich nur einen<br />

niedrigen Bildungsabschluss erreichen, bei jenen ohne Migrationshintergrund<br />

sind es 7,5 Prozent.<br />

Es ist laut Schrodt aber kein Problem<br />

der Migration, dass die Kinder Deutschdefizite<br />

aufweisen. „Es ist vielmehr eine<br />

Kombination von sozioökonomischem<br />

Hintergrund und dem Bildungsniveau der<br />

Eltern. Es betrifft eben nur bestimmte<br />

soziale Schichten“, sagt sie. „Es gibt<br />

Quereinsteiger aus Syrien, die aus<br />

Akademikerfamilien kommen, da wird<br />

von den Eltern aus oft viel daran gesetzt,<br />

dass sie gut Deutsch lernen. Es gibt<br />

aber auch afghanische Schüler, die erst<br />

alphabetisiert werden müssen.“ Damit diese Kinder schneller und<br />

effizienter lernen, braucht es laut ihr mehr Unterstützungspersonal.<br />

Sprich mehr Ressourcen. Und an denen fehlt es<br />

in Österreich. „Hier stehen wir an letzter Stelle von allen<br />

OECD-Staaten. Und die Deutschklassen in dieser Form wie<br />

wir sie kennen sind nicht effektiv genug.“<br />

Künftig soll es auch weniger Deutschförderlehrer geben,<br />

da an den Geldern des Bildungsministeriums für Integrationsmaßnahmen<br />

auch eingespart wird.<br />

„IM EIGENEN KULTURKREIS MIT<br />

EIGENEN LEUTEN.“<br />

Neben dem schulischen Umfeld ist die Unterstützung<br />

durch die Eltern extrem wichtig, selbst wenn diese keinen<br />

hohen Bildungsgrad haben. Dabei geht es auch darum,<br />

dass die Kinder auch ihre Muttersprache gut beherrschen.<br />

Das erklärt mir eine Lehrerin aus einer NMS im neunten<br />

Wiener Gemeindebezirk. „Wenn ihnen zuhause vorgelesen<br />

wird oder Bildung allgemein als wichtiger Wert im Leben<br />

angesehen wird, dann gelingt auch das Lernen in der<br />

Schule leichter.“ Eigenmotivation des Kindes spielt hier<br />

auch eine große Rolle. Das kann eine andere Lehrerin, die<br />

an einer Wiener NMS mit hohem Migrationsanteil unterrichtet,<br />

bestätigen.<br />

„Es hängt stark davon ab, ob zuhause die Erstsprache<br />

gesprochen wird, oder eine Art Kauderwelsch-Deutsch mit<br />

den Eltern. Diese haben nämlich eine Vorbildrolle. Dazu<br />

gehört auch, wenn zuhause Türkisch gesprochen wird, den<br />

Kindern Bücher auf Deutsch zu kaufen. Um genau dieses<br />

‚Wir bleiben in unserem eigenen Kulturkreis mit unseren<br />

eigenen Leuten‘ zu vermeiden.“<br />

Aber auch im Klassenzimmer gibt es viel zu tun. Angenommen<br />

Ressourcen und Budget sind gegeben, resümiert<br />

die Lehrerin. Nicht nur das: Ob ein Kind in einen Kindergarten<br />

gegangen ist und wie gut die Volksschule es auf den<br />

späteren Bildungsweg vorbereitet hat, sind entscheidende<br />

Faktoren für den Spracherwerb.<br />

„IN MANCHEN BEZIRKEN WIENS<br />

BRAUCHT MAN DEUTSCH NICHT<br />

WIRKLICH“<br />

Eine Lehrerin an einer Volksschule in Wien Favoriten<br />

erzählt mir von einem Buben in „ihrer Klasse“ der in Wien<br />

geboren ist, allerdings Migrationshintergrund hat. Seine<br />

Mutter spricht recht gut Deutsch, er allerdings sehr<br />

schlecht. Das hat laut der Lehrerin damit zu tun, dass er<br />

weder Türkisch noch Deutsch als seine Muttersprache<br />

nennen kann Seine Mutter wollte unbedingt, dass er super<br />

Deutsch spricht. Sie hat also versucht, ihn zweisprachig<br />

zu erziehen – das ging allerdings nicht gut, da sie dafür zu<br />

wenig Deutschkenntnisse hatte.<br />

Das Resultat ist nun, dass er keine der zwei Sprachen<br />

perfekt kann – was ihm jegliches Lernen einer Sprache<br />

wesentlich erschwert, wie mir die Lehrerin erklärt. Sie hat<br />

in ihrer Klasse aber auch ein Mädchen aus Syrien, das<br />

beim Elternsprechtag immer mit ihren Eltern mitkommt,<br />

um für sie zu übersetzen. Sie kann für die kurze Zeit, die<br />

sie hier ist, wirklich gut Deutsch.<br />

Ein weiterer Faktor sind die Communities und auch<br />

„Jeder fängt mal<br />

klein an ...<br />

JOBS MIT<br />

ÖSTERREICH DRIN.


IH<br />

T<br />

<br />

„<br />

Das war da wo wir<br />

diese Schulausflug<br />

waren.<br />

+<br />

“<br />

Bezirke, in denen die Kinder aufwachsen, wie mir eine Lehrerin<br />

einer NMS im 20. Bezirk erzählt: „Die türkischsprachigen Schüler<br />

zum Beispiel haben eine große Community in Wien. Ich glaube,<br />

dass sie sich nicht so sehr anstrengen müssen, perfekt Deutsch<br />

zu lernen, weil sie in einigen Bezirken<br />

ihre Muttersprache in allen möglichen<br />

Lebensbereichen sprechen können –<br />

egal ob bei Institutionen wie Ämtern, bei<br />

Ärzten oder beim Einkaufen.“<br />

Laut ihr ist die peer group das<br />

Wichtigste, weil durch diese die Schüler<br />

besser eine Sprache lernen. Ihr Lösungsvorschlag<br />

wäre eine bessere Durchmischung,<br />

also Leistungsschwache und<br />

leistungsstarke Schüler aus derselben<br />

Sprachgemeinschaft in einer Klasse.<br />

Die Durchmischung scheint es tatsächlich<br />

auszumachen: In einer Klasse,<br />

die vergangenes Jahr Teil des Newcomer-Projekts war, war genau<br />

das der Fall: Die Kinder, die von Geburt an hier leben, helfen<br />

denen, die noch nicht so lange in Österreich sind. Sie erklären<br />

ihnen Vokabel in der Muttersprache und buchstabieren sie auf<br />

Deutsch. Man sieht daran: Es ist möglich. Es bedarf viel Engagement,<br />

aber es ist möglich. Vor allem das schulische Umfeld färbt<br />

auf die Kinder ab.<br />

Und wie sieht es außerhalb der Klassenzimmer aus?<br />

„BESTE LEBEN“<br />

Die meisten Jugendlichen aus den Newcomer-Schulen meinten<br />

„Rausgehen mit Freunden in den Park“ oder „Am Handy<br />

chillen“ wären ihre liebsten Hobbys – typisch für Jugendliche<br />

eben – unabhängig von Bildungsschicht oder Herkunft. Aber das<br />

sprachliche Problem wird dadurch nicht besser: Einige der Schüler<br />

erzählen auch, dass sie nur Serien in ihrer Muttersprache schauen.<br />

Die Musikrichtung, die sie am liebsten hören? Deutschrap. Und<br />

der ist heutzutage bekanntermaßen frei von jeglicher korrekter<br />

Grammatik. Lieder mit Titeln wie „beste Leben“ sind bei den<br />

Jugendlichen gerade beliebt. Von Ausdrücken wie „Bratan“ ganz<br />

zu schweigen. Es ist auch nicht die Aufgabe von Deutschrappern,<br />

ihrer Zielgruppe korrektes Deutsch beizubringen. Aber es färbt<br />

natürlich ab. Was genauso abfärbt, ist klarerweise ihr Umfeld.<br />

So kam es schon mal vor, dass uns ein Junge, der eigentlich<br />

gut Deutsch spricht, am letzten Tag der Newcomer-Projektwoche<br />

einen Feedbackbogen mit folgendem Satz lieferte „Das war<br />

ärgste.“<br />

Man mag über diesen Satz schmunzeln, aber in Wirklichkeit<br />

ist die Realität traurig. Traurig, weil dieser Schüler nicht weiß, wie<br />

der Satz richtig klingen würde. Wenn jemand, der hier geboren ist,<br />

nicht Deutsch kann, wird er außerhalb der Community nicht ernst<br />

genommen. Was daraus resultiert: Aus diesen Kindern werden<br />

Erwachsene, die weiter marginalisiert werden und nie in der<br />

Mitte der Gesellschaft ankommen. Und der Kreis wird sich immer<br />

weiterdrehen. Um das zu vermeiden, müssen wir aufhören, die<br />

Verantwortung vom Elternhaus auf die Schule und von der Schule<br />

auf die Medien und von den Medien auf die Bildungspolitik zu<br />

schieben – im Endeffekt sind wir alle verantwortlich. ●<br />

23,8 Prozent der SchülerInnen in<br />

Österreich sprechen eine andere<br />

Umgangssprache als Deutsch<br />

In Wien liegt der Anteil dieser Kinder<br />

bei 49,7 Prozent<br />

BKS und Türkisch sind nach wie vor<br />

führende Sprachen<br />

SchülerInnen mit arabischer Umgangssprache<br />

verzeichneten seit<br />

dem Schuljahr 2015/2016 den höchsten<br />

Zuwachs<br />

Quelle: medienservicestelle.at / 1.9.2017<br />

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16 / POLITIKA /<br />

JOBS MIT<br />

ÖSTERREICH DRIN.


Frau Kneissl, wie<br />

viele Tanzschritte<br />

waren es mit Putin?<br />

Wie viele<br />

Sprachen<br />

sprechen Sie?<br />

In wie vielen<br />

Ländern haben<br />

Sie länger<br />

gelebt?<br />

Wie viele Tiere<br />

haben Sie?<br />

Welche Schulnote<br />

geben<br />

Sie dem österreichischen<br />

Journalismus?<br />

Wie viele<br />

ausgezeichnete<br />

Journalisten<br />

hat Österreich?<br />

Wie viele<br />

Parteien haben<br />

Sie in Ihrem<br />

Leben gewählt?<br />

In wie vielen<br />

Ländern ist<br />

Österreich<br />

diplomatisch<br />

vertreten?<br />

Wie viele<br />

Menschen sind<br />

in Syrien von<br />

Minen bedroht?<br />

Interview in Zahlen:<br />

In der Politik wird schon genug<br />

geredet. Biber fragt in Worten,<br />

Außenministerin Karin Kneissl<br />

antwortet in Zahlen.<br />

8<br />

10<br />

18<br />

4<br />

5<br />

3<br />

<strong>19</strong>4<br />

6.400.000<br />

Von Simon Kravagna, Fotos: Marko Mestrović<br />

Einmal hat sich die Außenministerin über Kanzler Kurz und<br />

Vizekanzler Strache geärgert.<br />

Der österreichische Journalismus bekommt von Karin Kneissl<br />

nur die Schulnote „4“<br />

Drei Parteien hat die Ministerin bisher in ihrem Leben gewählt<br />

Kneissl hat in zehn Ländern länger gelebt und spricht<br />

acht Sprachen<br />

Wie viele<br />

Millionen Euro<br />

wird Österreich<br />

vorerst für die<br />

Entminung<br />

in Syrien<br />

aufwenden?<br />

Wie oft haben<br />

Sie sich bereits<br />

über Heinz-<br />

Christian<br />

Strache<br />

geärgert?<br />

Wie oft haben<br />

Sie sich bereits<br />

über Sebastian<br />

Kurz geärgert?<br />

Wie viele<br />

Frauen sind<br />

in Österreich<br />

genitalverstümmelt?<br />

Wie viele<br />

Leichen haben<br />

Sie gewaschen?<br />

Wie vielen<br />

Flüchtlingen<br />

wurde 2018 ein<br />

Deutschkurs<br />

ermöglicht?<br />

Wann kommt<br />

das von Ihnen<br />

angekündigte<br />

Kulturjahr<br />

Österreich -<br />

Türkei?<br />

Wie viele<br />

Tanzschritte<br />

waren es mit<br />

Wladimir<br />

Putin?<br />

Wie oft<br />

hatten Sie<br />

mit Wladimir<br />

Putin nach<br />

Ihrer Hochzeit<br />

Kontakt?<br />

Auf einer Skala<br />

von 0 bis 100:<br />

Wie viele Meter<br />

rechts von der<br />

Mitte stehen<br />

Sie politisch?<br />

5,3<br />

1<br />

1<br />

8.000<br />

30 *<br />

20.000<br />

2020<br />

20<br />

0<br />

13<br />

* Karin Kneissl arbeitete<br />

während ihres Studiums in<br />

Jerusalem in einem Hospiz<br />

18 / POLITIKA /<br />

/ POLITIKA / <strong>19</strong>


1 ANWALT FÜR<br />

66.382 FÄLLE<br />

Mit seiner erfolgreichen Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof<br />

hat sich der Vorarlberger Anwalt Kazim Yilmaz in den medialen Fokus<br />

gespielt – und hat damit die Ausbürgerung Tausender Austro-Türken<br />

verhindert, die auf einer ominösen Wählerliste standen.<br />

Von Amar Rajković, Naila Baldwin (Mitarbeit) Foto: Soza Almohammad<br />

Wien, Innere Stadt. Zwischen<br />

Justizpalast und Volkstheater<br />

liegen die Räumlichkeiten der<br />

Anwaltskanzlei „Kazim Yilmaz“. Minimalistisches<br />

Interieur, großzügige, helle<br />

Räume und moderne Möbel erwarten die<br />

Klienten, die sich hier vertreten lassen.<br />

An diesem Abend geht es etwas lockerer<br />

zu. Promis und Fotografen stehen sich<br />

gegenseitig auf den Füßen, die Blitzgeräusche<br />

hallen durch die Prunkräume,<br />

es wird ausgelassen Sekt getrunken und<br />

Finger Food gesnackt. Der Gastgeber,<br />

Kazim Yilmaz, bittet seine illustren Gäste<br />

mit aufs Foto: Rechts außen steht der<br />

Teppichhändler Ali Rahimi, daneben der<br />

Designer Atıl Kutoģlu, in der Mitte der<br />

Gastgeber und links außen der damalige<br />

Außen- und Integrationsminister Sebastian<br />

Kurz. Dieser spart bei seiner Eröffnungsrede<br />

nicht mit Komplimenten: „Ich<br />

habe Dr. Kazim Yilmaz als verlässlichen,<br />

kompetenten, service- und leistungsorientierten<br />

Partner und Integrationsbotschafter<br />

kennengelernt, der über soziale<br />

Verantwortung nicht nur spricht, sondern<br />

sie auch wirklich lebt.“<br />

„MIR KANN NIEMAND<br />

WAS VORMACHEN.“<br />

Das war der Abend des 14. Oktober<br />

2014. Laut der damals anwesenden<br />

Gäste ein rundum gelungener Abend.<br />

Mittlerweile ist Kurz Kanzler und Yilmaz<br />

Staranwalt. Staranwalt, das wäre<br />

sicher nicht die Eigenbeschreibung des<br />

37-Jährigen. Das ist jedoch einzig seiner<br />

Bescheidenheit geschuldet. Das von<br />

Yilmaz erwirkte Urteil des Verfassungsgerichtshofes<br />

trägt überall Sternenstaub<br />

auf den Papierrändern. Immerhin können<br />

zehntausende Betroffene aufatmen. Was<br />

war passiert?<br />

Am 17.12.2018 gab der Verfassungsgerichtshof<br />

bekannt, dass die<br />

nicht authentische „Wählerevidenzliste<br />

kein taugliches Beweismittel“ sei. Auf<br />

der Liste standen Personen, die angeblich<br />

noch ihren türkischen neben ihrem<br />

österreichischen Pass besitzen, was<br />

illegal ist und zum Verlust der österreichischen<br />

Staatsbürgerschaft geführt<br />

hätte. Es war ein Knalleffekt in der emotional<br />

geführten Debatte, die der Klub der<br />

Wiener Freiheitlichen mit der ominösen<br />

Liste angestoßen hatte. Insgesamt<br />

befanden sich darauf Daten von 66.382<br />

Personen. Die meisten von ihnen können<br />

dank Yilmaz‘ Beharrlichkeit nun aufatmen.<br />

Der Sohn von Gastarbeitern behält<br />

vor dem Verfassungsgerichtshof recht.<br />

Eine Schlagzeile mit Symbolcharakter,<br />

angesichts des Bildes, das einige Medien<br />

von Austrotürken zeichnen. Rückwärtsgewandt,<br />

frauenfeindlich, islamistisch<br />

und Erdogan-hörig. Eigenschaften, die<br />

beim Tête-à-Tête mit dem 37-jährigen<br />

Vorarlberger absurd erscheinen.<br />

KINDHEIT IN VORARLBERG<br />

Irgendwann mal in den späten 80ern<br />

muss es gewesen sein als der Grundstein<br />

für Yilmaz‘ Karriere gelegt wurde.<br />

Die Familie lebte in einer kleinen<br />

Gemeinde Vorarlbergs, unweit von Dornbirn,<br />

wo er geboren wurde. Sein Vater<br />

kam in den 70ern aus der Türkei, um am<br />

Bau zu arbeiten. Die Mutter war Hausfrau<br />

und passte auf die sieben Kinder<br />

auf. „Ich wusste, ich möchte einen Beruf<br />

ausüben, in welchem ich so viel Wissen<br />

in mir trage, dass mir und meiner Familie<br />

niemand was vormachen kann“, schildert<br />

Yilmaz, während er aus dem Fenster<br />

seiner Kanzlei in Richtung Justizpalast<br />

blickt. „Ich weiß nicht ganz genau wann,<br />

aber ich habe irgendwann erkannt, dass<br />

der Anwaltsberuf ein solcher Beruf ist“,<br />

so Yilmaz. Seine Augen fangen in diesem<br />

Moment zu leuchten an. Der kleine<br />

Kazim, dem die soziale Herkunft eher<br />

eine Lehre oder Schichtarbeit suggeriert,<br />

war beeindruckt und kam zum Entschluss:<br />

Ich werde Anwalt! Gerade weil<br />

seine Eltern zwar Teil der Gesellschaft<br />

waren, aber kein vollwertiger Teil. „Mir<br />

Der Anwalt Kazim Yilmaz hat<br />

mit seiner Beschwerde beim<br />

Verfassungsgericht über 60.000<br />

Menschen vor einer möglichen<br />

Ausbürgerung gerettet.<br />

20 / POLITIKA / / POLITIKA / 21


BEZAHLTE ANZEIGE<br />

wurde relativ rasch klar, dass wir (Anm.<br />

d. Red.: die „Türken“) anders behandelt<br />

werden, teilweise wie Menschen zweiter<br />

Klasse – sei es im privaten Umfeld, wenn<br />

die Nachbarin wiedermal unberechtigt<br />

nervt, weil angeblich die Kinder zu laut<br />

sind, oder beim Fußballmatch, wenn dir<br />

der Gegenspieler ‚Kanake‘ zuruft“, erinnert<br />

sich der FC Bayern München-Fan.<br />

AK WAHLEN WIEN 20<strong>19</strong><br />

DEINE STIMME ENTSCHEIDET<br />

„AUFGEBEN TUT MAN<br />

EINEN BRIEF.“<br />

Zurück in der Kanzlei. Yilmaz schildert<br />

den Fall einer Ärztin mit türkischem<br />

„Hintergrund oder Vordergrund“, wie er<br />

es formuliert. Sie sitzt in seinem Büro,<br />

aufgelöst, den Tränen nahe, verzweifelt.<br />

Sie habe Angst alles, was sie sich in<br />

Österreich aufgebaut hat, zu verlieren.<br />

„Das müssen sie sich vorstellen“, schlägt<br />

Yilmaz auf den Tisch. „Nur aufgrund<br />

einer Liste, von der niemand weiß, wer<br />

sie erstellt hat, werden Menschen hier<br />

vor die Trümmer ihrer Existenz gestellt“,<br />

so Yilmaz. Dieser Fall oder der Fall eines<br />

vor 40 Jahren in Österreich niedergelassenen<br />

Mannes, der seit <strong>19</strong>97 die<br />

Staatsbürgerschaft besitzt und der mit<br />

der Aberkennung ebendieser rechnen<br />

musste. Das Verwaltungsgericht erkannte<br />

die Entscheidung der Wiener Landesregierung<br />

an (MA35), die letzte Chance<br />

war der Gang zum obersten Gericht der<br />

Republik. In diesem Moment fühlte er<br />

sich an die Zeit im Innsbrucker Sportklub<br />

(ISK), bei dem er während seines<br />

Studiums aktiv war, erinnert. Dort fiel der<br />

Spruch, den jeder aus dem Fußballtirol<br />

kennt, nämlich „Aufgeben tut man an<br />

Brief.“ So simpel und trivial und doch<br />

passt der Satz als Lebensmotto des<br />

graumelierten Anwalts, der eigentlich<br />

im Wirtschaftsrecht zu Hause ist. Bei<br />

solcher evidenter Ungerechtigkeit und<br />

aufgrund seines türkischen Erbes konnte<br />

Yilmaz gar nicht anders als die Fälle<br />

seiner türkischen Mitmenschen anzunehmen.<br />

In der Zwischenzeit wurden immer<br />

mehr Ausbürgerungsverfahren eingeleitet,<br />

immer mehr Betroffene betraten<br />

die Kanzlei, die vier Jahre zuvor mit den<br />

Worten des jetzigen Bundeskanzlers<br />

eröffnet wurde. „Das komische dabei<br />

war ja, dass just im Wahlkampf zu den<br />

Nationalratswahlen 2017 der USB-Stick<br />

mit der ominösen Liste den Freiheitlichen<br />

urplötzlich in den Schoß gefallen ist“,<br />

Vor vier Jahren bei der Kanzleieröffnung. Der damalige Außenminister Kurz und<br />

Anwalt Yilmaz (v.l.n.r:)<br />

stellt Yilmaz verwundert fest. Trotzdem<br />

wolle er sich auf Verschwörungen<br />

nicht einlassen, die von allen Seiten auf<br />

den Fall einprasseln. „Ob innen- oder<br />

außenpolitische Akteure, die ein etwaiges<br />

Interesse daran haben könnten, dass<br />

tausende ÖsterreicherInnen mit türkischen<br />

Wurzeln ihre Staatsbürgerschaft<br />

verlieren, dahinter stecken, ist nicht<br />

klar“, so Yilmaz.<br />

DÜRÜM UND MELANGE<br />

Damit ist jetzt Schluss und alleine knapp<br />

20.000 Betroffene in Wien (über 60.000<br />

bundesweit) haben keine Ausbürgerung<br />

mehr zu befürchten. Die Genugtuung<br />

darüber kann Yilmaz nicht verbergen.<br />

Wie sich sein Verhältnis zum Bundeskanzler<br />

Kurz in den letzten vier Jahren<br />

verändert habe, wollen wir wissen.<br />

Yilmaz sieht es ganz nüchtern: „Ich habe<br />

ihn damals in Istanbul kennengelernt<br />

und unterstütze das Projekt noch immer<br />

(„Zusammen Österreich“ - erfolgreiche<br />

Migranten besuchen Kinder in sozial<br />

schwachen Schulen) vollinhaltlich. Die<br />

Zeit mit den Kids in der Schule ist so<br />

wertvoll, weil sie immer ehrlich zu dir<br />

sind“, schwärmt Yilmaz. Pikant ist die<br />

Tatsache, dass der Anwalt mit der Klage<br />

beim VfGh gegen den Koalitionspartner<br />

von Kurz‘ ÖVP – Straches FPÖ – erfolgreich<br />

war. Das hat anscheinend Yilmaz<br />

Beziehung zu Kurz nicht negativ beeinträchtigt.<br />

Die Zeit ist abgelaufen, der vielbeschäftigte<br />

Anwalt hat schon den nächsten<br />

Termin vor der Brust. Abschließend<br />

stellen wir die Frage, wie er sich seinen<br />

Lebensabend vorstellt. Yilmaz hält kurz<br />

inne. Dann schmunzelt er und sagt:<br />

„Irgendwo in einer Hütte in den Bergen,<br />

aber nicht zu weit weg von der Stadt.<br />

Dort arbeite ich an einzelnen Fällen und<br />

gehe an einem sonnigen Nachmittag<br />

auf den Naschmarkt, auf gemütlich. Mit<br />

Dürüm und Melange.“ ●<br />

Soza Almohammad<br />

Wir haben hier alle wichtigen Infos:<br />

Vom 20. März bis zum 2. April<br />

finden in Wien, Niederösterreich und im<br />

Burgenland die Arbeiterkammerwahlen<br />

statt. Neben dir wählen auch 3,7 Millionen<br />

Arbeitnehmer/innen österreichweit<br />

ihre Interessenvertretung - das sogenannte<br />

Arbeitnehmer/innen-Parlament<br />

– und bestimmen somit, was die Arbeiterkammer<br />

für uns Beschäftigte tun kann.<br />

WIE FUNKTIONIERT<br />

DAS GANZE?<br />

Wählen war noch nie so gemütlich - ob<br />

im Betrieb oder bei dir zuhause.<br />

In ganz Österreich werden tausende<br />

Betriebswahlsprengel eingerichtet,<br />

in denen Arbeitnehmer/innen an<br />

ihrem Arbeitsplatz wählen können. An<br />

welchen genau festgelegten Tagen<br />

du wählen gehen kannst, sagt dir die<br />

Arbeiterkammer noch rechtzeitig.<br />

Was ist, wenn in deinem Betrieb kein<br />

Wahllokal eingerichtet ist? Keine Sorge,<br />

dann wird dir eine Wahlkarte zugeschickt.<br />

In Wien wurden Angestellte<br />

im Februar per Post verständigt, ob sie<br />

„Briefwähler“ sind. Die Wahlkarte wird<br />

dann Mitte März direkt nach Hause<br />

geschickt und muss spätestens am<br />

zweiten April inklusive Poststempel am<br />

Postweg sein, damit sie rechtzeitig bei<br />

der AK Wahl berücksichtigt werden<br />

kann. Wenn du willst, kannst du auch,<br />

wie in den guten alten Zeiten, in einem<br />

der öffentlichen Wahllokale wählen.<br />

Du verhandelst gerade deinen<br />

ersten Job, weißt aber gar<br />

nicht, wie viel Lohn dir zusteht?<br />

Oder bist du gerade schwanger<br />

und fragst dich, wie das mit der<br />

Karenz eigentlich abläuft? Egal<br />

ob Beruf, Familie, Bildung, Konsumentenschutz<br />

oder Gesundheit<br />

- die Arbeiterkammer (AK)<br />

ist dein best Buddy und setzt<br />

sich immer für dich ein. Damit<br />

das weiterhin auch möglich<br />

ist, musst du der AK auch mitteilen,<br />

welche Sorgen du hast<br />

und welche Themen besonders<br />

wichtig für dich sind. Nur dann<br />

kann die Arbeiterkammer deine<br />

Interessen vertreten.<br />

Facts, die du über die AK<br />

Wahlen wissen solltest:<br />

● Die AK Wahlen finden<br />

nur alle 5 Jahre statt<br />

● Die AK berät jährlich<br />

rund 2 Millionen<br />

Arbeintehmer/innen<br />

● Die AK hilft dir, wenn du<br />

deine Überstunden nicht<br />

ausgezahlt bekommst<br />

● Die AK hilft dir, wenn du<br />

Fragen zu deinem Urlaub<br />

hast<br />

● Die AK gibt dir Steuertipps,<br />

und, und, und<br />

22 / MIT SCHARF /


PASS<br />

Dudu Gençel, 34 Anna Netrebko, 48<br />

IL/LEGAL?<br />

Die doppelte Staatsbürgerschaft in Österreich: Wer darf sie<br />

haben, wer nicht? Mach das Quiz auf der nächsten Seite und<br />

finde heraus, wie es jetzt wirklich um die Causa steht.<br />

Von Naila Baldwin<br />

Meine Eltern haben sie,<br />

viele meiner Freunde und<br />

Bekannten haben sie. Arnold<br />

Schwarzenegger auch. Die doppelte<br />

Staatsbürgerschaft. Aber sind Doppelstaatsbürgerschaften<br />

in Österreich nicht<br />

illegal? Immerhin wollte man sie Austrotürken<br />

aberkennen. (Lies das Portrait<br />

des Anwalts Kazim Yilmaz auf S.20)<br />

Andererseits liest man aktuell über politische<br />

Forderungen nach Doppel-Pässen<br />

für Südtiroler und Brexit-Österreicher.<br />

Doch wer darf jetzt und wer nicht?<br />

Wird in manchen Fällen ein Auge zugedrückt<br />

oder verläuft alles gesetzeskonform?<br />

Fragt man die Doppelstaatsbürger<br />

selbst, wissen sie auch keine Details<br />

– außer, dass sie stolze Besitzer von zwei<br />

Pässen sind. Verwirrung pur.<br />

Einer, der sich sehr wohl auskennt, ist<br />

Rechtsanwalt Balazs Esztegar, der sich<br />

unter anderem auf das Staatsbürgerschaftsrecht<br />

spezialisiert hat: „Das österreichische<br />

Staatsbürgerschaftsrecht lässt<br />

Doppel- oder Mehrfachstaatsangehörigkeiten<br />

in gewissen Fällen durchaus zu.“<br />

Laut Esztegar sind Doppelstaatsbürgerschaften<br />

in Österreich weder verboten<br />

noch illegal. „Tatsache ist allerdings, dass<br />

die Möglichkeiten sehr eingeschränkt<br />

sind und die Mehrfachstaatsangehörigkeit<br />

eher eine Ausnahme sein soll“, so<br />

der Rechtsanwalt.<br />

Auf gut Deutsch: Doppelstaatsbürgerschaft<br />

in Österreich ist nicht illegal<br />

– aber meistens die Ausnahme. Und<br />

wie kommt man jetzt zu zwei Pässen in<br />

Österreich?<br />

ABSTAMMUNG<br />

Eine der gängigsten Möglichkeiten<br />

ist, schon von Geburt an mehrere Staatsbürgerschaften<br />

zu haben. In Österreich<br />

herrscht das Abstammungsprinzip. Die<br />

Staatsbürgerschaft fließt also quasi<br />

durchs Blut (auf Latein: „ius sanguinis“,<br />

Recht des Blutes). Das bedeutet: Ist<br />

eines deiner Elternteile österreichisch,<br />

dann bist du es auch. Ist das andere<br />

Elternteil Staatsbürger eines anderen<br />

Staates und sieht das fremde Recht eine<br />

gleichartige Regelung vor, ist man sozusagen<br />

automatisch Doppelstaatsbürger.<br />

Aber es gibt noch andere Varianten:<br />

AUSNAHMEN<br />

Wenn du als Ausländer nach Österreich<br />

kommst, um dich hier einbürgern<br />

zu lassen, musst du grundsätzlich auf<br />

deine ursprüngliche Staatsbürgerschaft<br />

verzichten. Ähnlich ist es andersrum<br />

auch: Wenn du dich aus irgendeinem<br />

Grund dazu entscheiden solltest,<br />

Staatsbürger eines anderen Landes zu<br />

werden, verlierst du automatisch deine<br />

österreichische Staatsbürgerschaft.<br />

Ausnahme: Du darfst die Staatsbürgerschaft<br />

behalten, wenn diese 1. im<br />

Interesse der Republik Österreich liegt,<br />

2. ein besonders berücksichtigungswürdiger<br />

Grund im Privat- und Familienleben<br />

vorliegt (z.B. in Österreich lebende<br />

Verwandte, Karrierechancen, Eigentum in<br />

Österreich) oder 3. im Fall von Minderjährigen<br />

die Beibehaltung dem Kindeswohl<br />

entspricht.<br />

Aber wie sieht das in konkreten,<br />

echten Fällen aus? Mach unser Quiz und<br />

finde heraus, wer den doppelten Pass<br />

besitzen darf.<br />

Christoph Liebentritt, Artyom Geodakyan / Tass / picturedesk.com, bereitgestellt<br />

Dudu ist als Tochter türkischer Eltern <strong>19</strong>85 in der<br />

Provinz Burdur in der Türkei zur Welt gekommen.<br />

Als Siebenjährige kam sie mit ihrer Familie nach<br />

Österreich und lebt seitdem hier. Seit letztem Jahr<br />

ist Dudu im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft.<br />

Ist Dudu nun:<br />

a<br />

b<br />

c<br />

Österreicherin<br />

Doppelstaatsbürgerin: Österreich/Türkei<br />

Türkin<br />

Lösung:<br />

a, weil: Dudu ist ein klassischer Einbürgerungsfall:<br />

Mit dem Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft<br />

verlor sie automatisch ihre alte Staatsbürgerschaft,<br />

die türkische.<br />

Anna ist als Tochter russischer Eltern <strong>19</strong>71 in der<br />

damaligen Sowjetunion (heute Russland) auf die<br />

Welt gekommen. Die weltbekannte Opernsängerin<br />

fühlt sich in Wien, der Stadt der Musik, besonders<br />

daheim. Ohne in Österreich gelebt zu haben und die<br />

deutsche Sprache zu beherrschen, bekam sie 2006<br />

die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen.<br />

Ist Anna nun:<br />

a<br />

b<br />

c<br />

Österreicherin<br />

Doppelstaatsbürgerin: Österreich/Russland<br />

Russin<br />

Erklärung:<br />

b, weil: Annas Einbürgerung liegt aufgrund ihrer<br />

außerordentlichen Leistungen im musikalischen<br />

Bereich im „Interesse der österreichischen Republik“.<br />

Somit wurde ihr ausnahmsweise die österreichische<br />

Staatsbürgerschaft verliehen, ohne dass sie<br />

auf die russische verzichten musste.<br />

Unter außerordentlichen Leistungen (z.B. auf wissenschaftlichem,<br />

wirtschaftlichem, künstlerischem oder<br />

sportlichem Gebiet) können nur solche verstanden<br />

werden, die nicht auch von vielen anderen Personen<br />

des gleichen Bildungsgrades oder der gleichen Ausbildung<br />

erbracht werden können und die überdies den<br />

staatlichen Interessen dienen. Ob das Interesse der<br />

Republik Österreich an der Verleihung der Staatsbürgerschaft<br />

besteht, wird im Einzelfall geprüft.<br />

24 / POLITIKA /<br />

/ POLITIKA / 25


Guido Spannocchi, 37<br />

Sara Kazemi, 27<br />

Malak Seoudi, 17<br />

Darian Antia-Tatić, 1<br />

2001 ist Malak in Ägypten<br />

zur Welt gekommen. Als<br />

Tochter eines österreichischen<br />

Vaters und einer<br />

ägyptischen Mutter wuchs<br />

sie in Kairo auf. Nach dem<br />

Arabischen Frühling 2011<br />

zieht die Familie nach<br />

Wien. Aber was ist Malak<br />

nun auf dem Papier?<br />

a<br />

b<br />

c<br />

Ägypterin<br />

Österreicherin<br />

Doppelstaatsbürgerin: Österreich/Ägypten<br />

Darian wurde 2017 im<br />

Wiener Gemeindebezirk<br />

Ottakring geboren. Der<br />

15 Monate alte Winzling<br />

hat einen bosnischen<br />

Vater mit österreichischer<br />

Staatsbürgerschaft<br />

und eine Mutter mit<br />

deutschem Pass und<br />

persischen Wurzeln. Was<br />

ist der gebürtige Wiener<br />

nun?<br />

a<br />

b<br />

c<br />

Doppelstaatsbürger: Deutschland/Österreich<br />

Österreicher<br />

Bosnier<br />

Erklärung:<br />

a, weil: In Österreich herrscht das Abstammungsprinzip.<br />

In Darian‘s Fall herrscht aber in dem Herkunftsland<br />

seiner Mutter, also Deutschland, auch<br />

das Abstammungsprinzip. Das macht Darian zu<br />

einem geborenen Doppelstaatsbürger.<br />

Erklärung:<br />

c, weil: Obwohl Malak im Ausland geboren ist, hat sie<br />

den österreichischen Pass, da ein Elternteil ihn auch<br />

besitzt. Malak ist aber genauso ägyptische Staatsbürgerin,<br />

weil in Ägypten das Geburtsortprinzip gilt.<br />

Also ist sie automatisch Doppelstaatsbürgerin.<br />

Guido wurde als Italo-Österreicher <strong>19</strong>82 in Wien<br />

geboren. Sein Vater ist Italiener und seine Mutter<br />

Österreicherin. 2011 ist Guido nach London ausgewandert,<br />

um von seiner Jazz-Leidenschaft leben<br />

zu können. Was genau wäre der Musiker nach dem<br />

Brexit?<br />

a<br />

b<br />

c<br />

d<br />

Österreicher<br />

Brite<br />

Doppelstaatsbürger:<br />

Österreich/Großbritannien<br />

Italiener<br />

Als Tochter iranisch-stämmiger Eltern ist Sara <strong>19</strong>91<br />

in Wien zur Welt gekommen. Beide Eltern hatten<br />

bei Saras Geburt den österreichischen Pass. Was<br />

bedeutet das für Sara?<br />

a<br />

b<br />

c<br />

Österreicherin<br />

Iranerin<br />

Doppelstaatsbürgerin: Österreich/Iran<br />

Arbeit<br />

muss<br />

Erklärung:<br />

c, weil: Die Regierung plant – Achtung: es ist noch<br />

nicht Gesetz! – Österreichern in Großbritannien<br />

die Doppelstaatsbürgerschaft im Fall eines „Hard<br />

Brexits“ zu ermöglichen. Guido wäre so ein Fall.<br />

Dies ist laut Esztegar aber derzeit nur ein Vorhaben<br />

der Regierung. Argumentierbar wäre das etwa als<br />

„besonders berücksichtigungswürdiger Grund“.<br />

Besonders berücksichtigungswürdige Gründe<br />

im Privat- und Familienleben können ganz<br />

unterschiedliche sein. Es muss jedenfalls etwas<br />

sein, das den Antragsteller konkret und individuell<br />

betrifft und nicht jede Person in derselben<br />

Lebenslage in gleicher Weise treffen würde.<br />

Erklärung:<br />

c, weil: Sara ist befähigt die doppelte Staatsbürgerschaft<br />

zu besitzen. 1. weil sie laut dem Abstammungsprinzip<br />

österreichische Staatsbürgerin ist. 2.<br />

weil ihre Eltern zwar die österreichische Staatsbürgerschaft<br />

durch Verleihung erworben haben, aber<br />

der Iran seinen Staatsbürgern keine Möglichkeit<br />

eröffnet, auf die die iranische Staatsbürgerschaft<br />

zu verzichten.Saras Eltern konnten daher anlässlich<br />

ihrer Einbürgerung in Österreich nicht auf ihre<br />

bisherige Staatsbürgerschaft verzichten.<br />

sich<br />

lohnen.<br />

26 / POLITIKA /<br />

www.MehrRespekt.at<br />

Wir wählen Respekt.<br />

<strong>BIBER</strong>_207x135_2302<strong>19</strong>_Sujet5M_207x135.indd 1 15.02.<strong>19</strong> 08:42


MAMA SAGT:<br />

Von Nada El-Azar, Fotos: Marko Mestrovic<br />

Aufklärung und Sex sind oft keine einfachen<br />

Themen – besonders wenn die Eltern etwas konservativer<br />

ticken. Über Kurioses und Absurdes<br />

rund ums Thema Intimität erzählen junge Frauen<br />

aus arabisch-muslimischen Familien.<br />

„Vom Küssen<br />

kriegt man Aids!“<br />

Leila* ist 21 Jahre alt und hat sudanesische Wurzeln.<br />

Die junge Saxofonistin liebt es, auf Partys zu gehen<br />

und geht sehr freizügig mit ihrem Körper um. „Ich<br />

hatte bestimmt schon 80 One-Night-Stands. Ich führe sogar<br />

eine Liste!“. Sie öffnet auf ihrem Handy eine Notiz und scrollt<br />

durch eine ellenlange Liste von Personen, die mit Vor- und<br />

Nachnamen säuberlich archiviert wurden. „Nur damit ich mich<br />

auskenne“, lacht Leila. Auf ihren nächtlichen Feiertouren durch<br />

Wien begegnet sie manchmal muslimischen Männern, die ihr<br />

Vorwürfe machen. „Und sogar Österreicher sagen mir: ,Oida,<br />

du bist Muslimin und du hast Sex vor der Ehe?‘. Dabei ist das in<br />

der Bibel auch nicht erlaubt! Meine Mutter trägt zwar Kopftuch,<br />

aber sie hat mir nicht verboten, auszugehen. Hauptsache keine<br />

Drogen und kein Sex vor der Ehe.“ Tja, nicht alle Versprechen<br />

kann man einhalten. Einmal habe sie ihre Mutter zuhause in<br />

flagranti erwischt. „Sie hat meinen Kumpel aufs Ärgste auf Arabisch<br />

beschimpft… ich nehme nie wieder jemanden mit nach<br />

Hause. Das war so peinlich.“<br />

Leila kann sich trotz allem nicht daran erinnern, jemals von<br />

ihren Eltern aufgeklärt geworden zu sein. „Das hat die Schule<br />

erledigt.“ Ich fragte sie, ob ihre Eltern denn nichts gegen ihren<br />

ausschweifenden Lifestyle hätten. „Meine Mutter schimpfte<br />

nur, dass ich eine Straße sei und jeden auf mir gehen lassen<br />

würde... und wie war das bei dir eigentlich, Nada?“.<br />

„ALLAH SCHICKT DEN STORCH!“<br />

Ich musste nachdenken. Mein Vater ist Diplomkrankenpfleger<br />

und meine zwölf Jahre ältere Schwester studierte schon Medizin,<br />

als ich noch in die Volksschule ging. Dementsprechend<br />

hatten wir zuhause jede Menge Anatomiebücher. Ich wusste<br />

über Sex Bescheid, bevor es Thema in der Schule war. Und vor<br />

allem über den Ablauf der Geburt, der mir eine Höllenangst<br />

einjagte. Das Bild eines blutigen, verschleimten Babykopfes,<br />

der gerade aus einer Scheide herausguckt, hat sich bis heute<br />

in meinem Gedächtnis gehalten. Und ich fang erst gar nicht<br />

mit den Geschlechtskrankheiten an! Beim Aufklärungsgespräch<br />

waren meine Eltern eher kreativ als informativ: „Wenn ein<br />

Mann und eine Frau sich lieben – und HEIR<strong>AT</strong>EN! – dann schickt<br />

Allah ihnen den Storch!“ Natürlich habe ich kein Wort geglaubt.<br />

Aber zumindest haben sie versucht, den alten kinderbringenden,<br />

deutschen Klapperstorch mit islamischen Moralvorstellungen<br />

zu vereinbaren. Diese ulkige Erinnerung veranlasste<br />

mich dazu, bei anderen jungen Frauen aus meiner Community<br />

nachzufragen. Und ich wurde definitiv nicht enttäuscht.<br />

„VOM KÜSSEN KRIEGT MAN AIDS!“<br />

Wenn man Rabias* Handykontakte während ihrer ersten Jahre<br />

im Gymnasium sah, hätte man meinen können, sie ginge auf<br />

eine reine Mädchenschule. Ihre Mutter hatte einmal auf ihrem<br />

Nokia 5200 eine fragwürdige SMS eines Klassenkameraden<br />

mit den Worten „Ich will Schluss machen“, und verpasste ihr<br />

prompt wochenlang Handy- und Ausgehverbot. Obwohl diese<br />

SMS nicht an Rabia selbst gerichtet war, sondern einer ihrer<br />

Freundinnen galt, mussten solche Zwischenfälle in Zukunft<br />

trotzdem vermieden werden. Daher speicherte sie alle männlichen<br />

Freunde einfach unter Frauennamen ein. Um nicht den<br />

Überblick zu verlieren, wendete sie ein einfaches System an:<br />

Aus Michael wurde Michaela, aus Peter Petra, usw. Schon bald<br />

rückte die erste Skiwoche immer näher, und damit die Frage,<br />

ob ihre Eltern erlauben würden, dass sie mitfährt. „Falls du auf<br />

die Idee kommen solltest, irgendeinen Buben aus deiner Klasse<br />

zu küssen – wehe dir! Denn vom Küssen kriegt man Aids!“,<br />

28 / RAMBAZAMBA /<br />

/ RAMBAZAMBA / 29


Wie das mit den Bienchen<br />

und Blümchen funktioniert,<br />

erfahren muslimische Teens<br />

oft auf Umwegen<br />

se und wollte einen Film sehen. Ich<br />

wählte den europäischen Satelliten<br />

aus, weil ich wusste, dass es dort gute<br />

Filme gab.“ Stattdessen landete sie auf<br />

einem Erotikkanal. „Es war kein echter<br />

Porno, sondern nur eine sich räkelnde<br />

nackte Frau mit einem Telefon und einer<br />

eingeblendeten Hotline. Ich war total<br />

fasziniert!“. Mit großen Augen starrte sie<br />

auf den Bildschirm, den Daumen für den<br />

Fall der Fälle immer auf der OFF-Taste<br />

ruhend. Plötzlich machte alles Sinn.<br />

„Und dann wusste ich auf einmal, warum<br />

mein Bruder das Zimmer zum Fernsehen<br />

immer für sich alleine haben wollte! Und<br />

ich hatte mich schon gewundert, warum<br />

er so müde da rauskam!“<br />

„Wenn ein Mann und eine Frau sich lieben und<br />

heiraten, dann schickt Allah ihnen den Storch“<br />

warnte sie ihre Mutter. Rabia schüttelte<br />

darüber nur den Kopf. „Sie dachte<br />

wirklich, dass ich ihr das abnehme. Dabei<br />

wusste ich schon damals mit zwölf, dass<br />

man Aids nicht so bekommt. Außerdem<br />

ist meine Mutter sogar Ärztin, also sollte<br />

sie wissen, dass das Schwachsinn ist!“ .<br />

DAS „TUCH“ ZWISCHEN<br />

DEN BEINEN<br />

Zerya* wuchs, anders als Leila und<br />

Rabia, nicht in Europa auf, sondern in<br />

Syrien. „Aufklärung war so ein großes<br />

Tabu in meiner Familie. Selbst in den<br />

Büchern, die ich heimlich gelesen habe,<br />

wurde nur die Anatomie beschrieben,<br />

aber nicht, wie Sex funktioniert.“ Nicht<br />

Zeryas Mutter, sondern ihre acht Jahre<br />

ältere Schwester übernahm die Aufklärungsgespräche<br />

mit ihr. „Als ich noch ein<br />

Mädchen war, erzählte sie mir, dass ich<br />

zwischen meinen Beinen so etwas wie<br />

ein Tuch hätte, und wenn es reißt, würde<br />

ein ganzer Schwall Blut herauskommen.<br />

Ich hatte solche Angst!“ Reiten, schweres<br />

Heben, schnelles Laufen – all das<br />

könnte das „Tuch“ zerstören, dachte<br />

Zerya.<br />

Als sie 14 Jahre alt war, legte sich<br />

Zeryas Familie Satellitenfernsehen<br />

zu. Eines Tages gelang ihr endlich ein<br />

Durchbruch. „Ich war alleine zuhau-<br />

DIE ANDEREN „DREI<br />

BUCHSTABEN“<br />

Noch viel schambehafteter als die drei<br />

Buchstaben S-E-X war ein gefürchtetes<br />

arabisches Wort: A-I-B (allen Arabischsprechenden<br />

als „3eb“ bekannt). Allein<br />

bei der Aussprache dieses kleinen<br />

Wortes wird einem fast schlecht, denn<br />

den ersten Buchstaben bildet man mit<br />

einer Art Würgelaut, ganz tief hinten in<br />

der Kehle. Arabischlernende werden verstehen,<br />

was ich meine. „Aib“ kann man<br />

am ehesten mit „Schande“ oder „schamhaftem<br />

Verhalten“ übersetzen. Leila fielen<br />

dazu einige Beispiele ein. „Aib habe<br />

ich gehört, wenn ich zu knappe Sachen<br />

anhatte, wenn ich geschimpft habe, und<br />

überhaupt, wenn ich unladylike war.“<br />

Rabia ging es ganz ähnlich mit diesem<br />

Urteil. Zerya hingegen hat ein Erlebnis<br />

in Verbindung mit „Schande!“ besonders<br />

tief geprägt. Beim Teeservieren für<br />

Gäste zuhause konnte man einen Blick<br />

in ihr Oberteil erhaschen. „Meine Mutter<br />

hatte mich darauf angesprochen und<br />

ich habe mich damals so tief geschämt,<br />

dass ich bis heute null Ausschnitt zeigen<br />

kann“, sagt sie. Heute nehmen wir alle<br />

diese Erlebnisse mit Humor. Wer will, der<br />

kann auch. Egal wie streng behütet man<br />

aufgewachsen ist: Im Zeitalter des Internets<br />

wird sicherlich keiner im Dunklen<br />

gelassen. ●<br />

* Namen von der Autorin geändert.<br />

wgkk.at<br />

www.wgkk.at<br />

Die WGKK in den sozialen Medien – wir informieren vielseitig!<br />

Die WGKK ist auf Facebook!<br />

Wir wollen informieren, Service<br />

bieten und spannende Geschichten<br />

aus der Wiener Gebietskrankenkasse<br />

(WGKK) erzählen und freuen uns auf<br />

Ihr „Gefällt mir“!<br />

Wenn Sie Fragen oder Anregungen<br />

haben, schicken Sie uns gerne eine<br />

Nachricht!<br />

https://www.facebook.com/wgkk.at<br />

30 / RAMBAZAMBA /


Kathi und Sandro vom<br />

Kollektiv „Hausgemacht“<br />

zeigen euch vor, was man<br />

auf den Partys so Schönes<br />

miteinander machen kann.<br />

Alles kann, nichts muss.<br />

NACKTE NÄCHTE<br />

Was hat es mit den Sex-Positive-Partys in Wien auf sich<br />

und was passiert im Darkroom? Unsere Redakteurin<br />

lässt die Hüllen fallen und führt euch hinter den<br />

Vorhang des Verbotenen.<br />

Von Johanna Heiss, Fotos: Susanne Einzenberger<br />

Ich finde dich sehr schön, darf<br />

ich dich küssen?“, fragt mich der<br />

Typ, der schon eine Weile neben<br />

mir tanzt. Die Musik im Wiener<br />

Club Auslage ist laut, wir schwitzen. Ich<br />

schaue ihn an und lehne sein Angebot<br />

ab. Wir lachen gemeinsam und tanzen<br />

einfach weiter. „Ich war nur gerade so<br />

in Stimmung, da habe ich nicht nachgedacht<br />

und einfach spontan gefragt.“<br />

Ich erkläre ihm, dass es überhaupt kein<br />

Problem ist. Dann erzählt er mir kurz<br />

von seinem Job als Bartender, und dass<br />

er eigentlich mit seiner Musik berühmt<br />

werden will, während ich ihm einen<br />

Crash-Kurs in den Themen meines<br />

Soziologie-Studiums gebe. Ein normales<br />

Gespräch im Club könnte man meinen.<br />

Fast. Dass wir dabei in Unterwäsche voreinander<br />

stehen, nehmen wir in diesem<br />

Moment aber nicht einmal bewusst wahr.<br />

Er trägt eine schwarze Boxershort und<br />

eine seidene Weste, ich eine Kombination<br />

aus schwarzer Spitze und Kniestrümpfen.<br />

Die Motivation wieder im Takt<br />

der Musik zu tanzen holt uns ein und wir<br />

bahnen uns den Weg, an halbnackten<br />

Körpern vorbei, zurück in die Mitte des<br />

Dancefloors.<br />

Um uns herum ist es abgedunkelt.<br />

Abwechselnd blitzen bunte Lichter auf<br />

und lassen die Umrisse des Raumes<br />

erkennen. Mein Herzschlag hat sich<br />

den Beats, die aus der Anlage dröhnen,<br />

angepasst, sodass der Rhythmus und<br />

mein Puls zu einer Einheit verschmolzen<br />

sind. Wenn ein Lichtstrahl in die<br />

Nähe fällt, sieht man vor allem nackte<br />

Haut. Die Menschen unterscheiden sich<br />

hinsichtlich ihrer Optik sehr, doch eines<br />

haben sie alle gemeinsam: Sie haben<br />

sich ausgezogen. Und tanzen hier in<br />

Unterwäsche oder nackt. Oder in Kink,<br />

Lack und Leder und manche im Fetisch<br />

–Outfit. Wir befinden uns auf einer Sex-<br />

Positive-Party.<br />

SEX-POSITIVE IN WIEN?<br />

WIE GEHT DAS?<br />

Nein, das ist keine Sex-Party. Und nein,<br />

auch keine Swinger-Party. Sex-Positive<br />

-Partys stellen einen Rahmen dar, in dem<br />

die Sexualität und der Körper von allen<br />

gefeiert werden kann. Egal, welches<br />

Geschlecht. Egal, welche Herkunft, und<br />

egal, welche sexuelle Orientierung. So<br />

wird das Konzept zumindest auf der<br />

Webseite des Veranstalter-Kollektivs<br />

„hausgemacht“ dargestellt. Und auch<br />

wenn „Sex“ im Titel dieser Veranstaltungen<br />

steht, liegt dieser nicht im Fokus<br />

der Partys. (Fast) alles kann, nichts<br />

muss. Es soll immer noch hauptsächlich<br />

um die Musik und das Tanzen gehen.<br />

Nur unter anderen Grundbedingungen.<br />

Dieses Fest der Körper lässt einen Abend<br />

lang die Grenzen verschwimmen. Jene<br />

Grenzen, die aufgrund von moralischen<br />

Die Veranstalter der Sex-<br />

Positive Parties haben sich für<br />

unser Shooting ausgezogen.<br />

Danke und Bussi!<br />

32 / RAMBAZAMBA /<br />

/ RAMBAZAMBA / 33


Dessous, Lack, Leder oder<br />

einfach ganz nackt - all<br />

das ist erlaubt - Nur in<br />

Straßenkleidung darfst du<br />

nicht rein!<br />

Normvorstellungen in unseren Köpfen<br />

einzementiert sind.<br />

Während Partys dieser Art in anderen<br />

Hauptstädten wie Paris und Berlin - die<br />

meisten haben sicher schon den ein oder<br />

anderen Mythos aus dem KitKat Club<br />

gehört - schon lange einen fixen Bestanteil<br />

der Club- und Feierkultur einnehmen,<br />

gab es sowas in Wien noch nicht. Bis<br />

jetzt.<br />

Als eine der Veranstalterinnen des<br />

Kollektivs „hausgemacht“ bin ich für die<br />

Sex-Positive-Partys mitverantwortlich.<br />

Momentan sind wir die einzigen in Wien,<br />

die unter dem Motto der Reihe „Zusam-<br />

men.Kommen“ solche Partys veranstalten.<br />

Für mich sind diese Abende ein<br />

Zeichen gegen veraltete soziale Konventionen<br />

und gegen scheinheilige<br />

Moralvorstellungen, die oft unbewusst<br />

unser Handeln beeinflussen. Gleichzeitig<br />

sehe ich sie als einen feministischen<br />

Festakt, weil es für Frauen auch im Jahr<br />

20<strong>19</strong> noch oft schwieriger ist, sich in der<br />

Öffentlichkeit auf eine gewisse Art und<br />

Weise zu präsentieren. „Ich lege diese<br />

Party für mich als Body Positivity aus, da<br />

ich noch nie einen One Night Stand hatte.<br />

Wahrscheinlich, weil mir eingetrichtert<br />

wurde, dass nur leichte Mädchen Sex<br />

für eine Nacht haben.“ sagt die Gründerin<br />

des Kollektivs Frederika Ferkova.<br />

Sie ist davon überzeugt, dass wir<br />

unseren Blick auf Sexualität und Körper<br />

nicht nur auf Instagram verändern<br />

müssen. „Wir müssen aktiv an dem<br />

Bild arbeiten und eine Party fasst diese<br />

Message gut zusammen. Den Leuten<br />

geht’s nachher ja auch besser. Anders.<br />

Niemandem geht's besser oder anders,<br />

nachdem er seinen Instagram- Feed mit<br />

Hashtags wie #bodypositivity durchgescrollt<br />

hat.“, so Frederika.<br />

Damit sich drinnen alle Feiernden<br />

wohlfühlen können, gibt es an der Tür<br />

eine strenge Selektion. Dabei geht es vor<br />

allem darum, dass alle, die reinkommen,<br />

das Konzept der Partys kennen und auch<br />

verstanden haben. Des Weiteren ist es<br />

so möglich, das Geschlechterverhältnis<br />

ausgeglichen zu halten.<br />

Jeweils zwei Personen vom Kollektiv<br />

stehen dabei zusätzlich zur normalen<br />

Security an der Tür und schicken Personen<br />

wieder weg, die beispielsweise<br />

den Dresscode nicht eingehalten haben.<br />

Auf der Homepage der Veranstalter<br />

kann man lesen, dass unter „Dresscode“<br />

Dessous, Lingerie, jegliche Art von Kink,<br />

Lack und Leder, unpolitische Kostüme<br />

sowie Nacktheit fallen. Nicht erwünscht<br />

sind hingegen alte Boxershorts, Strandkleider,<br />

Sport BHs und Jeans-Shorts.<br />

Dresscode bedeutet hier aber nicht<br />

nur das, was man auf der Party trägt,<br />

sondern auch das Mitbringen eines<br />

Rucksacks oder Jutebeutels für die<br />

Strassenkleidung. Diesen gibt man beim<br />

Betreten der Party an der Garderobe<br />

ab. Wer den vergisst, kommt nicht rein.<br />

Außerdem müssen an der Tür bestimmte<br />

Fragen beantwortet werden können, vor<br />

allem zum Konzept oder zum Line-Up.<br />

„Wieso bist du heute hier? Was ist Sex<br />

Positive?“ gehören da beispielsweise<br />

ins Standard-Repertoire. Wer antwortet,<br />

dass er nur hier ist, um wen aufzureißen,<br />

wird weggeschickt. Gruppen über drei<br />

Personen kommen nicht gemeinsam rein.<br />

Und auch wenn einfach das Bauchgefühl<br />

gegenüber einer bestimmten Person<br />

nicht stimmt, wird sie von den Veranstaltern<br />

weggeschickt – ohne Erklärung.<br />

Die, die reingelassen werden, dürfen<br />

sich dann gleich beim Eingang ausziehen.<br />

Davor werden noch die Handykameras<br />

abgeklebt. Im Club drinnen gilt<br />

strenges Fotoverbot. Schließlich soll das,<br />

was auf der Party passiert, auch dort<br />

bleiben.<br />

ALLES AUF ANFANG –<br />

WILLKOMMEN IN DER<br />

GARDEROBE!<br />

In der Garderobe ist die Aufregung, die<br />

in der Luft liegt, zu spüren. Für viele, dich<br />

sich hier gerade mit mir ausziehen, ist es<br />

schließlich das erste Mal. „Darf ich dich<br />

Jill und Kathi von<br />

„Hausgemacht“ schätzen<br />

vor allem die vertrauensvolle<br />

Atmosphäre der Partys<br />

34 / RAMBAZAMBA /


Was ist Sex Positive<br />

(Fast) Alles kann, nichts muss:<br />

Das Sex Positive Konzept<br />

basiert auf dem Gedanken,<br />

dass alle Menschen, unabhängig<br />

von Geschlecht oder<br />

sexueller Orientierung an<br />

einem Ort frei und gemeinsam<br />

feiern können. Die Darkrooms<br />

können als Rückzugsort<br />

gesehen werden, sowie als ein<br />

Ort, an dem die Feiernden ihre<br />

Sexualität ausleben können.<br />

Damit das Konzept funktioniert,<br />

werden Konsens und<br />

Respekt vorausgesetzt.<br />

Der Dresscode<br />

Alle Personen, die auf die<br />

Party möchten, müssen den<br />

Dresscode einhalten. Erlaubt<br />

sind dabei jegliche Formen von<br />

Dessous und Lingerie, Kink,<br />

Lack & Leder Outfits sowie<br />

unpolitische Kostüme.<br />

Fühl dich frei – sei dabei<br />

Die nächste Sex-Positive-Party<br />

findet am 13.4. in der Grellen<br />

Forelle statt.<br />

für mehr Infos: http://www.<br />

hausgemachtinwien.at/<br />

Super Outfit, super Foto – Die Bilder sind allerdings im Studio<br />

entstanden. Auf der Party gilt nämlich striktes Fotoverbot.<br />

kurz was fragen?“. Ich drehe mich zur<br />

Stimme und blicke in das Gesicht eines<br />

hübschen jungen Mannes. „Was hältst<br />

du von meinem Outfit?“, fährt er fort.<br />

Er trägt ein edles dunkelrotes Bustier,<br />

dazu Kniestrümpfe und ein Federband<br />

im Haar. „Das ist das erste Mal, dass ich<br />

mich traue mich in der Öffentlichkeit so<br />

zu kleiden.“ Dass er Angst vor Ausgrenzung<br />

und bösen Kommentaren habe,<br />

erzählt mir Oliver dann. Und dass seine<br />

Freundin heute mit ihm hergekommen<br />

ist. Besondere Party– besondere Menschen,<br />

schließe ich daraus.<br />

Aber eine besondere Party braucht<br />

besondere Maßnahmen:<br />

Im Club selbst ist ein Awarenessteam<br />

eingeteilt, das sich um das Wohl der<br />

tanzenden Vögel(nden) kümmert und<br />

als Anlaufstelle für Probleme aller Art<br />

gedacht ist. Aus diesem Grund werden<br />

auch Gratis-Kondome auf der Party<br />

ausgeteilt.<br />

Auch wenn durch die Selektion<br />

an der Tür die Bedingungen für die<br />

Party-Community so sicher wie möglich<br />

gestaltet werden sollen, kann man nicht<br />

ausschließen, dass jemand aufdringlich<br />

angemacht oder angegriffen wird. Manche<br />

schätzten auch ihren eigenen Körper<br />

falsch ein, zum Beispiel in Bezug auf den<br />

Alkoholkonsum. Dann kann die Situation<br />

für so eine Person, die betrunken auch<br />

noch ihre Freundesgruppe im Club verloren<br />

hat, einfach zu viel werden. Und:<br />

Auch wenn sich hier nicht alles nur<br />

um Sex dreht, hat die Veranstaltung<br />

immerhin das Wort „Sex“ im Titel. Den<br />

gibt’s hier natürlich auch. Kommt mit in<br />

den Darkroom!<br />

ENDLICH: DER<br />

DARKROOM<br />

Viele der Schönen in Unterwäsche oder<br />

Lack und Leder sind mit ihrem Partner<br />

oder ihrer Partnerin gekommen. Oder<br />

haben im Laufe der Nacht eine Person<br />

gefunden, der sie zumindest für eine<br />

Nacht nicht widerstehen können. Und<br />

dann gibt’s da diesen Darkroom. Im hinteren<br />

Teil des Tanzbodens hängen dunkle,<br />

schwere Vorhänge von der Decke.<br />

Ich schiebe sie auseinander und trete<br />

ein. Hier ist es noch heißer und ich fühle<br />

mich, als würde ich nun in ein Geheimnis<br />

eingeweiht werden. Ein Geheimnis, das<br />

mit Weihe aber nicht viel zu tun hat.<br />

Obwohl es ziemlich dunkel hier ist,<br />

sehe ich, dass schwarze Bänke, die mit<br />

Leder bezogen sind, den Raum ausfüllen.<br />

Es gibt auch einige weiche Polster<br />

und Kissen hier. Ich erkenne Paare oder<br />

andere Personenkonstellationen, die eng<br />

umschlungen in der Ecke stehen oder<br />

auf den Bänken liegen. Ja, sie haben<br />

gerade Sex. Aber nicht alle. Am gegenüberliegenden<br />

Eck des Raumes sitzen ein<br />

Mann und eine Frau am Ende einer Bank.<br />

Er streicht ihr über den Arm und sie sind<br />

vertieft in eine angeregte Diskussion.<br />

Neben mir höre ich einen jungen Mann,<br />

der nervös zu der Frau, die neben ihm<br />

liegt, sagt: „Tut mir leid, ich kann das hier<br />

nicht, lass uns einfach wieder tanzen<br />

gehen.“ ●<br />

KOMMENTAR VON NADA EL-AZAR<br />

Alles kann, nichts muss<br />

„Wisst ihr, was das für eine Party heute<br />

ist? Wer sind die Veranstalter? Was<br />

für Musik wird gespielt? Was habt ihr<br />

an?“. Mein Freund und ich mussten<br />

uns nach anderthalb Stunden Schlange<br />

stehen am Eingang zur „Auslage“<br />

so einigen Fragen stellen. Obgleich ich genervt war, beantwortete<br />

ich sie geduldig. Selbst um drei Uhr morgens – um sechs<br />

wäre bereits Schluss – standen noch zahlreiche potenzielle Partygänger<br />

vor den Pforten des Clubs am Gürtel. Meinem Freund<br />

war die Empfehlung, doch in Unterwäsche zu tanzen, da sein<br />

Outfit nicht ganz zum Abend zu passen schien, jedoch nicht<br />

geheuer. Kurzum: Er kam nicht rein, aber ich schon.<br />

Wien zeigte sich plötzlich von einer Seite, die ich noch<br />

nie gesehen hatte. Jene Menschen, die ich noch draußen in<br />

der Schlange als „harmlos“ einschätzte, betraten im Club mit<br />

el-azar@dasbiber.at<br />

Voll Nice!<br />

Über 10.000 Kurse – von Arabisch<br />

bis Zumba® – an 34 Standorten<br />

in ganz Wien.<br />

Die Wiener Volkshochschulen:<br />

Bildung für alle.<br />

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den krassesten Fetisch-Outfits bis hin zum Hauch von Nichts<br />

den Dancefloor. So viel Nacktheit kannte ich bislang nur aus<br />

dem Berghain in Berlin. Sogar das eine oder andere bekannte<br />

Gesicht lief mir über den Weg. Mir stellte sich ein Typ namens<br />

David vor, der ganz lieb fragte, ob ich nicht mit ihm tanzen<br />

wolle. Ich lehnte dankend ab. David kam im Laufe der Nacht<br />

etwa fünf Mal auf mich zu und wurde zwar niemals aggressiv,<br />

dennoch strahlte er zunehmende Verzweiflung aus. Vielleicht<br />

spürte er den dezenten Druck, gerade an diesem Abend<br />

unbedingt etwas erleben zu müssen. Es gab viele wie mich,<br />

die einfach die Musik genossen. Aber auch viele, die sich beim<br />

Tanzen ständig umsahen, als ob ihnen sonst eine Gelegenheit<br />

in den Darkroom zu gehen flöten ginge. Bei so viel Lockerheit<br />

lag plötzlich ein gewisser Stress in der Luft – gerade für Singles<br />

– hatte ich das Gefühl. Trotz allem finde ich, dass diese Partys<br />

Wien besser stehen, als gedacht. In diesem Sinne: stay sexy!<br />

Eda,<br />

Mitarbeiterin<br />

KundInnenservice<br />

36 / RAMBAZAMBA /<br />

www.vhs.at<br />

Susanne Einzenberger<br />

Foto: Johannes Zinner


„Lachen<br />

lernst du<br />

nicht auf<br />

der Uni“<br />

Von Samar El-Sabaei, Foto: Soza Almohammad<br />

Name: Soso Mugiraneza<br />

Alter: 35<br />

Besonderes: Ab 15. März 20<strong>19</strong> bei Dancing Stars<br />

freitags auf ORF1 zu sehen.<br />

38 / RAMBAZAMBA /<br />

„Lachen ist etwas Natürliches, so wie<br />

Furzen. Wenn es raus muss, dann muss<br />

es eben raus!“ – das ist das Motto des<br />

35-jährigen Kabarettisten und Dancing<br />

Stars Soso Mugiraneza.<br />

<strong>BIBER</strong>: Am 15. März ist dein erster Auftritt bei Dancing Stars.<br />

Was bedeutet das Tanzen für dich?<br />

SOSO MUGIRANEZA: Tanzen ist für mich die Möglichkeit,<br />

Gefühle, die man in sich trägt, körperlich auszudrücken.<br />

Zu welcher Musik tanzt du am liebsten?<br />

Wenn ich runterkommen möchte, höre ich Reggae. Wenn ich<br />

die Sau rauslassen will, dann Afro-Beat, Old School Hip-Hop<br />

oder Dancehall.<br />

Warum bist du Comedian geworden?<br />

Ich war immer der Klassenclown mit dem Drang, Menschen zu<br />

unterhalten.<br />

Was machst du, um glücklich zu sein?<br />

Luft atmen und Lachen hat für mich denselben Stellenwert, es<br />

ist die beste Therapie. Wenn wir Menschen uns sagen, dass<br />

wir über bestimmte Themen nicht lachen dürfen, geben wir zu,<br />

dass dieses Thema uns unter Kontrolle hat. Und dann akzeptiert<br />

man in manchen Situationen auch diese Opferrolle, was<br />

Negativität verbreitet.<br />

Viele Menschen, vor allem in Wien, ticken ja nicht so.<br />

Deswegen sind wir ja auch die zweitunfreundlichste Stadt der<br />

Welt. Und ist das gut?<br />

Darf man also über alles lachen?<br />

Wenn ich über etwas lache, heißt es ja nicht, dass ich es unterstütze.<br />

Lachen ist etwas Natürliches, es ist wie Furzen. Und<br />

diese ganze Diskussion von wegen „Darf ich überhaupt über<br />

das oder das lachen?“ ist komplett überbewertet. Wenn du mal<br />

traurig bist und zufällig trotzdem etwas Witziges passiert, sollte<br />

man nicht sagen: „Oh, ich bin jetzt traurig, es wäre eigentlich<br />

lustig, aber ich lache nicht, ich trau mich nicht“. Weil du durchs<br />

Lachen am besten die Trauer verarbeitest. Das ist ein gratis<br />

Geschenk, das uns Menschen gegeben wurde. Diese Dinge<br />

lernt man nicht auf der Uni, sondern im wahren Leben.<br />

Was gefällt dir in Wien am meisten?<br />

Dass die Schere zwischen arm und reich nicht so groß ist. Ein<br />

Arzt wohnt im dritten Stock, die Putzfrau im Erdgeschoss. Wer<br />

fährt den Mercedes? Die Putzfrau. (lacht)<br />

Nervt es dich, dass dir Menschen immer wieder dieselben Fragen<br />

rund um Rassismus stellen?<br />

Die Medien wollen damit Emotionen erzeugen, indem sie<br />

mich über meine rassistischen Erfahrungen fragen. Auch linke<br />

Zeitungen denken, sie bekämpfen Rassismus, indem sie ihm<br />

viel Aufmerksamkeit schenken aber in Wirklichkeit ist es das<br />

Gegenteil. Da geht man hin mit der Erwartung, über etwas Spaßiges<br />

und Geiles zu reden und dann ist die erste Frage: „Wie<br />

geht’s dir mit Rassismus in Österreich?“. Kann mich irgendwer<br />

einladen, wenn es um etwas Schönes geht? Pandababy-Geburt<br />

oder keine Ahnung.●<br />

Februar 20<strong>19</strong><br />

Dream small<br />

and often<br />

...and take the leap<br />

How to be<br />

a rebel girl<br />

...and a rebel boy<br />

Heldinnen<br />

und Helden<br />

von Morgen<br />

www.meinezukunFt.at/heldenvonmorgen<br />

/ MIT SCHARF / 39<br />

Foto: istockphoto/ mediaphotos


2 · vorwort<br />

How to be<br />

a rebel girl ...<br />

Anzeige #auPair · 3<br />

Ein Jahr voller Möglichkeiten<br />

Reisen verbindet Menschen, lässt in neue Kulturen eintauchen und erweitert den Horizont.<br />

Man lernt so viele neue Dinge kennen und entwickelt sich persönlich weiter.<br />

Elena Favilli and Francesca<br />

Cavallo created with Good Night<br />

Stories for Rebel Girls modern and<br />

inspiring stories. Each of them<br />

proves a world-changing power of<br />

a trusting heart. So explore wildly,<br />

be ambitious, take a leap and be<br />

your own kind of rebel.<br />

elena Favilli (l) und<br />

Francesca Cavallo (r)<br />

Autorinnen<br />

■ elena, what was the reason<br />

you’ve created the good night<br />

Stories for rebel girls?<br />

It’s important for girls to see female role models.<br />

It helps them become more confident<br />

and set bigger goals for themselves. Research<br />

shows that by the time girls reach elementary<br />

school, they already have less confidence<br />

in themselves than boys. That's why changing<br />

the narrative early on is so important.<br />

■ if you could choose one rebel girl<br />

you would like to take to dinner and<br />

talk – who would it be?<br />

That's a tough one! It’s been magic to research<br />

and write about all these great examples<br />

of leadership, courage and compassion.<br />

But I might select Serena Wiliams. I'm<br />

a huge tennis fan and it would be great to<br />

hear from her about some of her greatest<br />

triumphs and challenges.<br />

■ what is the biggest aim you’ve<br />

wanted to achieve with your books?<br />

I wanted to offer parents a conversation<br />

Heldinnen und Helden von Morgen, 1. Ausgabe, Februar 20<strong>19</strong><br />

starter, to encourage them to teach their<br />

daughters, and their sons, that women<br />

don't have to be saints or have magical powers<br />

to impact the world.<br />

■ where do you find your source<br />

of inspiration?<br />

There is inspiration everywhere because<br />

there are women who are achieving great<br />

things all around the globe. So of course, I'm<br />

inspired by women throughout history like<br />

Serena Williams and Julia Childs. Mostly<br />

I'm inspired by the community that has been<br />

supporting the vision of rebel girls for a<br />

long time.<br />

■ what would you tell a woman<br />

who wants to gain a foothold in a<br />

male-dominated job?<br />

I want every little girl and every woman in<br />

the world to know that she can be anything<br />

they want. That they have the right to explore<br />

wildly, to be as ambitious as they<br />

want, and that – as Wang Zhenyi said –<br />

"Daughters can also be heroic."<br />

Projekt Manager: Sarah duller, ma · Business Developer: Claudia auer, ma · Editorial Manager: buket akkaya. · Layout: daniel Pufe · Managing Director: Sophia rüscher, mba<br />

Medieninhaber: mediaplanet gmbh · bösendorferstraße 4/23 · 1010 wien · atu 64759844 · Fn 322799f Fg wien<br />

Impressum: http://studio.mp/at/impressum-at · Kontakt bei Mediaplanet: Tel: +43 1 236 3438 40 E-Mail: redaktion.at@mediaplanet.com<br />

40 / MIT SCHARF /<br />

Elena Favilli /<br />

Francesca Cavallo:<br />

Good night Stories<br />

for Rebel Girls 2 -<br />

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Frauen<br />

ISBN: 978-3-446-26106-8<br />

Elena Favilli /<br />

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Foto: ZVG<br />

Als Au-pair hat man all diese Möglichkeiten und noch viel<br />

mehr. Ich war damals in der 12. Schulstufe und habe von<br />

dem Au-pair-Programm gehört, sodass ich mich sofort zu<br />

einem Infotreffen angemeldet habe, um alle Informationen<br />

zu bekommen, um zu wissen, ob ein Auslandsjahr das richtige<br />

für mich ist. Ich habe immer schon gern auf Kinder aufgepasst und<br />

hatte viel Erfahrung, da ich die Älteste von 4 Kindern bin.<br />

abenteuer au-pair<br />

Ich konnte aber nie viel reisen in meiner Kindheit und sah das Aupair<br />

Jahr als meine Chance, ein Abenteuer zu beginnen. Nach dem<br />

Bewerbungsprozess und dem Matching mit Gastfamilien, habe ich<br />

mich dann für eine Familie in Connecticut entschieden. In den USA<br />

angekommen, war die Cultural Care Trainingsschool der erste Halt<br />

meines Abenteuers. Au-pairs aus der ganzen Welt kamen dort zusammen<br />

und Freundschaften haben sich recht schnell geformt.<br />

Auch ich habe dort viele Freunde gefunden und eine davon ist heute<br />

noch meine beste Freundin. Ich war so dankbar, gleich jemanden<br />

gefunden zu haben, mit dem ich nach einer Woche schon unzertrennlich<br />

war. Unsere Freundschaft wurde stärker nach jedem<br />

Treffen, auch nachdem mehr und mehr Au-pairs sich zu einem<br />

Freundeskreis geformt hatten. Nach den ersten paar Monaten hatte<br />

ich also schon Freunde aus der ganzen Welt: Schweden, Mexiko,<br />

Deutschland, Australien, Großbritannien, Österreich und mehr.<br />

neue kultur, neuer lebensstil?<br />

Ein Grund, warum ich mich für das Au-pair-Programm entschieden<br />

hatte, war, die amerikanische Kultur und einen neuen Lebensstil<br />

kennenzulernen. Aber nach dem Jahr war ich auch durch all die<br />

anderen Kulturen meiner Freunde bereichert und mein Horizont<br />

hat sich enorm erweitert. Es hat richtig Spaß gemacht, über all die<br />

Traditionen wie Halloween, Weihnachten, Ostern und Thanksgiving<br />

mehr zu erfahren und dabei zu sein.<br />

Foto: camiLa<br />

work & travel ... quer<br />

durch amerika<br />

Ein wichtiger Teil des Au-pair-<br />

Programms ist neben der Kinderbetreuung<br />

natürlich auch<br />

das Reisen. Insgesamt war ich in<br />

Denver, Montreal, Philadelphia,<br />

Boston, Hamptons, Jackson Hole<br />

und in ganz Connecticut unterwegs.<br />

Meine Gastfamilie hat<br />

mich zwei Mal in den Urlaub<br />

mitgenommen und die restlichen<br />

Male war ich mit Freunden<br />

auf Reisen. Das Highlight<br />

des Jahres war der 10-Tages-Trip<br />

mit meiner besten<br />

Freundin quer durch Ame-<br />

rika. Zuerst sind wir über Toronto<br />

nach Calgary, Kanada, geflogen,<br />

um einen Tag im Banff Nationalpark<br />

zu verbringen. Danach ging<br />

es weiter nach Seattle. Nachdem<br />

wir wundervolle Tage dort verbracht<br />

hatten, sind wir zu unserer<br />

letzten Destination, San<br />

Francisco, geflogen. Wir haben<br />

auch dort einiges entdeckt<br />

und uns mit anderen Au-pairs<br />

getroffen, die wir am Anfang<br />

unseres Auslandsaufenthaltes<br />

in der Trainigsschool<br />

kennengelernt hatten.<br />

Julia Kojalek<br />

ONLINE WEITERLESEN UNTER<br />

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Was würdest du<br />

mit einem Jahr in<br />

den USA machen?<br />

Werde Au Pair.<br />

culturalcare.at<br />

Auf Kinder aufpassen,<br />

studieren und reisen<br />

in den USA.<br />

/ MIT SCHARF / 41<br />

Foto: aNa


4 · #Studium, lehre, Praktikum...? SPonSored Content<br />

Anzeige #howtobeasuperbrain · 5<br />

Foto: FhWN – campUs tULLN<br />

Werden Sie Teil<br />

der Biotech-Revolution!<br />

Biotechnische Verfahren und Bio Data Science<br />

– am Biotech-Campus Tulln studiert man nachhaltig,<br />

praxisorientiert und am Puls der Zeit!<br />

Seit 2002 bietet die Fachhochschule Wiener Neustadt in<br />

Tulln Biotechnische Verfahren als Bachelor- und Masterstudium<br />

an. Der Technopol Campus Tulln, an dem<br />

mittlerweile über 900 Menschen mit biobasierten Technologien<br />

forschen und arbeiten, ist dadurch nicht nur einer<br />

der bedeutendsten Forschungsstandorte in Österreich, sondern<br />

auch die erste Wahl für Studierende. Das Bachelorstudium<br />

vermittelt Schlüsselqualifikationen in Chemie und Analytik,<br />

Bio- und Umwelttechnologie und Verfahrenstechnik sowie Basiskenntnisse<br />

in Management. Ein ausgewogenes Theorie-Praxis-Verhältnis<br />

ist dabei garantiert.<br />

Das Masterstudium bietet zahlreiche individuelle Spezialisierungsmöglichkeiten<br />

in den Themenfeldern Zellfabrik, Umweltbiotechnologie,<br />

Lebensmittelqualität und Bioaktive Wirkstoffe.<br />

Studieninfotag!<br />

15.<strong>03</strong>.20<strong>19</strong> – infos auf<br />

biotechstudieren.at<br />

di birgit herbinger<br />

Studiengangsleitung Biotechnische<br />

Verfahren/Standortleitung<br />

Biotech-Campus Tulln<br />

arbeitsmarkt der zukunft<br />

Seit Herbst 2018 bietet die Fachhochschule mit "Bio Data Science"<br />

ein neues berufsbegleitendes Masterstudium an, das Menschen<br />

mit naturwissenschaftlichem Hintergrund befähigt, die wachsende<br />

Datenflut im Labor zu managen, bioanalytische Daten zu<br />

generieren, auszuwerten und zu interpretieren.<br />

Unser Ziel ist es, die Studierenden fit für den Arbeitsmarkt der<br />

Zukunft zu machen. Deshalb ist es uns besonders wichtig, das theoretische<br />

Wissen aus den Vorlesungen in Übungen praktisch umzusetzen<br />

und so greifbar zu machen. Hierfür bietet der<br />

Biotech-Campus Tulln die optimalen Bedingungen.<br />

Umgeben von zahlreichen renommierten<br />

Forschungsinstituten und Biotech-Firmen finden<br />

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… sondern echte Talente. Schon seit Jahrzehnten<br />

geben wir unsere Expertise von Generation zu<br />

Generation an den Nachwuchs weiter.<br />

Stiegl zeigt eine Vielzahl an beruflichen Herausforderungen<br />

in diversen Bereichen der Unternehmensgruppe –<br />

unter anderem in der Brauerei, dem Getränkehandel, der<br />

Gastronomie, dem Immobiliengeschäft oder auch dem<br />

Stiegl-Gut Wildshut.<br />

In der Stiegl-Akademie werden zusätzlich zu den fachlichen<br />

Qualifikationen der jungen StieglerInnen die Weiterentwicklung<br />

der sozialen und persönlichen Kompetenzen, wie Teamgeist,<br />

Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein, gesteigert.<br />

Besonders motivierten Lehrlingen bieten wir zusätzlich die Möglichkeit,<br />

ihre Fähigkeiten noch während der Lehre weiter auszubauen.<br />

Dieses Angebot reicht vom Projektmanagement, über<br />

Erste-Hilfe, bis zum Berufskraftfahrer.<br />

Stieglerin wird man nicht. Stieglerin ist man.<br />

Unsere Lehrberufe verbinden das Optimum an Praxis und Theorie<br />

und können teilweise als Doppellehre oder als Lehre mit Matura<br />

abgeschlossen werden. Dazu bieten wir eine Vielzahl an Benefits<br />

während der Ausbildung an.<br />

■ köchin/koch … hat Pfeffer & sorgt für das Salz in der Suppe.<br />

■ restaurantfachfrau/ -mann … ist perfekter Gastgeber.<br />

■ betriebslogistikkauffrau/ -mann … hat viel auf Lager.<br />

■ it-informatiker/-in … arbeitet am Puls der Zeit.<br />

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Spürst auch du die Begeisterung für unser Unternehmen?<br />

Dann bewirb dich bei uns unter www.stiegler.at/wirstiegler<br />

Foto: stieGL/ aNNa-maRia saLLeR<br />

Foto: JULia stiX<br />

Superfood für Superbrains<br />

Eva Fischer<br />

persönliches Superfood: Die Rote Rübe.<br />

Kann ohne diese Produkte nicht leben: Buchweizenmehl,<br />

Eier und Rote Rübe.<br />

eva Fischer bloggt seit dezember<br />

2013 sehr erfolgreich auf ihrem<br />

blog "Foodtastic". mit 21 Jahren<br />

wurde bei ihr zöliakie festgestellt.<br />

Seither sind ihr die themen<br />

rund um ernährung und lebensmittel<br />

noch wichtiger.<br />

■ was hat dich dazu bewegt,<br />

den blog zu starten?<br />

Mit dem Bloggen habe ich vor gut fünf Jahren<br />

als Hobby begonnen. Ich suchte ein Medium,<br />

mit dem ich alle meine Hobbies wie<br />

Kochen und Backen, Illustrieren und Schreiben<br />

ausleben konnte. Und eine Website,<br />

um meine Erfahrungen im Bereich glutenfreies<br />

Backen und Kochen mit anderen Betroffenen<br />

zu teilen. Damals machte ich das<br />

neben meinem 40-Stunden-Job, das Bloggen<br />

und die Qualität nahm ich aber schon immer<br />

sehr ernst. So arbeitete ich oft bis in die<br />

Morgenstunden und verbrachte fast jedes<br />

Wochenende mit Kochen oder Backen und<br />

Bloggen, welches das Fotografieren, Illustrieren<br />

und Berichten umfasste. Bis ich wiederholt<br />

Auftragsanfragen erhielt und mir<br />

das Ganze – Beruf und Blog – über den Kopf<br />

zu wachsen drohte. Das war der Zeitpunkt,<br />

als ich beschloss, mich selbstständig zu machen<br />

und zu versuchen, rein von der Bloggerei<br />

zu leben. „No risk, no fun“, dachte ich<br />

mir. „Du bist ja noch jung und kannst wenig<br />

verlieren. Ich schlimmsten Fall suchst du dir<br />

wieder einen neuen Job.“<br />

■ wo findest du die Quelle<br />

deiner inspiration?<br />

Ich reise sehr gern und viel und hole mir<br />

die meiste Inspiration auch auf Reisen. Und<br />

dann habe ich eine riesen Kochbuchsammlung,<br />

die mich immer wieder aufs Neue inspiriert.<br />

Ich suche mir dann Rezepte, die ich<br />

spannend und toll finde, und interpretiere<br />

sie neu.<br />

■ was heißt es für dich,<br />

eine bloggerin zu sein?<br />

Anderen Menschen meine Gefühle und Erfahrungswerte<br />

mitteilen zu können. Und<br />

auch eine gewisse Freiheit, Kreativität und<br />

Selbstständigkeit, mit der ich leidenschaftlich<br />

und abwechslungsreich arbeiten kann.<br />

■ was war bis jetzt deine<br />

größte errungenschaft?<br />

Der Gewinn als Newcomer des AMA Food<br />

Blogger Award 2014 und meine vier Kochbücher.<br />

■ was waren deine größten<br />

Stolpersteine zu beginn?<br />

Zu viele lange Arbeitsnächte, zu wenig<br />

Schlaf und zu wenig Pausen. Ich habe zu<br />

wenig auf mich selbst geachtet – gleichzeitig<br />

hat mir der Blog so viel Energie gegeben,<br />

weil ich die Arbeit liebe.<br />

■ was würdest du jungen<br />

menschen raten, die versuchen,<br />

in der bloggerwelt Fuß zu fassen?<br />

Authentisch zu sein, mit Herzblut und Leidenschaft<br />

einen Blog zu starten und nicht<br />

damit reich werden zu wollen. Außerdem ist<br />

es wichtig, einen Grund fürs Bloggen zu finden:<br />

Wie kann mein Blog andere Leute da<br />

draußen unterstützen oder ihnen helfen?<br />

Unabdingbar ist auch die kritische Auseinandersetzung<br />

mit Kooperationspartnern: Passen<br />

die zu mir und meiner Marke? Würde ich<br />

das Produkt auch privat kaufen, unabhängig,<br />

wieviel der Kunde bereit ist, zu zahlen?<br />

■ welche drei zutaten führen<br />

deiner meinung nach zu einem<br />

zufriedenen leben?<br />

Selbstliebe, eine positive Einstellung zum<br />

eigenen Körper und dessen Pflege mit gutem<br />

Essen und Sport und die Leidenschaft<br />

zum Beruf machen.<br />

■ was würdest du dir für die<br />

zukunft wünschen?<br />

Frieden und mehr Nächstenliebe, Menschen<br />

die sich mit dem Thema Klimawandel<br />

auseinandersetzten<br />

und sich auch<br />

dafür einsetzen!<br />

von Redaktion<br />

Buchtipp:<br />

Eva Fischer:<br />

Pizza ohne Reue<br />

Christian Brandstätter<br />

Verlag<br />

ISBN: 978-3-7106-0179-8<br />

ITSFOODTASTIC<br />

WWW.FOODTASTIC.<strong>AT</strong><br />

Mit den Pfanner Supersäften startest<br />

Du munter in Deinen Tag, lasst Dich von<br />

nichts unterkriegen und wirst in den Pausen<br />

tatsäftig unterstützt. Du bist interessiert am<br />

Entwicklungsprozess der leckeren, hochwertigen<br />

Getränke? Dann „be a fruit hero“ und werde Teil<br />

unseres Teams: Pfanner bietet eine vielfältige,<br />

spannende Lehrausbildung in interessanten<br />

Berufen für Deine chancenreiche Zukunft!<br />

Be a fruit hero!<br />

eNtGeLtLiche eiNschaLtUNG<br />

42 / MIT SCHARF /<br />

/ MIT SCHARF / 43


6 · #reaChFortheStarS www.meinezukunft.at/heldenvonmorgen<br />

Dream small and often<br />

From art & science to exploring faraway worlds in augmented reality for NASA:<br />

Sasha Samochina explains why dreaming small and often helps you take those scary<br />

leaps into your ideal career.<br />

LIFE & STYLE<br />

Mache mir die Welt, wie sie<br />

mir gefällt<br />

Aleksandra Tulej<br />

Sasha Samochina<br />

Immersive Visualization Producer<br />

NASA Jet Propulsion Laboratory<br />

Foto: LaUReN cReW<br />

Aren’t you always supposed to<br />

“dream big”? Not really. Dreams,<br />

like life, should change with time.<br />

Sticking to only one big, specific<br />

goal can be daunting. Space is infinite and<br />

ever-expanding, and your goals should be<br />

too. If we skip over the list of goals I had<br />

as a child, which included but were not limited<br />

to: concert pianist, librarian and<br />

truck driver, we arrive in my high school<br />

years where I was playing music and had<br />

a plan to study biology at an Ivy League<br />

school. A few weeks before university applications<br />

were due, my dream shifted<br />

and I applied to only art schools. I ended<br />

up choosing the School of the Art Institute<br />

of Chicago to study film, video and new<br />

media. My first word of advice to anyone is<br />

to get an internship in the field that you’re<br />

interested in and/or studying right away.<br />

I worked at the Field Museum of Natural<br />

History as a media producer and that grew<br />

into my first job after graduation. That job<br />

allowed me to create real work in the real<br />

world. The skillset I grew moved me to<br />

New York with a toolbox of expertise that<br />

was both: unique and practical. Practical<br />

may not seem like the most attractive<br />

word, but often times you have to prove<br />

those skills to keep moving in your career.<br />

My dream changed again in New York<br />

and I moved to Los Angeles for six months<br />

and I'm still here. I took a chance and applied<br />

online for a job at NASA Jet Propulsion<br />

Laboratory in Pasadena, California,<br />

in the media relations department. In my<br />

heart, I knew l would achieve this dream,<br />

and I did. That first position crafted many<br />

skills and I jumped again, this time to my<br />

current position at JPL. I am an Immersive<br />

Visualization Producer, creating web and<br />

augmented reality experiences that help<br />

scientists and engineers complete their<br />

work more efficiently with the help of new<br />

technologies. You have to realize when it’s<br />

time for a change in your life. Let your tiny<br />

dreams morph into more tiny dreams.<br />

Keep changing and seeing new opportunities.<br />

Take the leap. ■<br />

cloudsasha<br />

sashasamochina<br />

cloudsasha<br />

www.cloudsasha.com<br />

DM, Patschouli & Neroni, Marko Mestrović<br />

MEINUNG<br />

Body Positivity<br />

für den Arsch.<br />

Ich habe die ärgsten Augenringe der<br />

Welt. Ich sehe ungeschminkt aus wie<br />

ein uneheliches Kind von Benicio del<br />

Toro und Richard Lugner. Ich habe schon<br />

alle Concealer der Welt durchprobiert,<br />

Theaterschminke und Tattoo-Cover-<br />

Up inklusive. Nix Gurkenscheiben, nix<br />

Touche Éclat – hilft alles nix. Ja, ich<br />

schlafe genug, nein, ich habe keine<br />

gesundheitlichen Probleme. Und nein,<br />

es sieht einfach nicht schön aus. Sie sind<br />

genetisch und einfach immer da. Sobald<br />

ich mir eine OP leisten kann, werde ich<br />

das überall herausposaunen und es<br />

hundertprozentig durchziehen. Ich habe<br />

dieses pseudo-natürliche Getue einfach<br />

satt. Zu viel Body Positivity nervt. Egal ob<br />

Übergewicht, schlechte Haut oder eben<br />

krank arge Augenringe – das ist nicht<br />

schön und sieht nicht gesund aus, und<br />

das wissen wir alle ganz genau. Dass<br />

wir alle wunderschön sind, wie wir sind,<br />

versuchen uns oft Menschen einzureden,<br />

die selbst makellos aussehen. Hören wir<br />

bitte auf, uns so zwanghaft einzureden,<br />

dass wir alle wunderschön sind. Ich bin’s<br />

nämlich nicht. Zumindest bis ich für die<br />

OP gespart habe.<br />

tulej@dasbiber.at<br />

Ach du heiliger Nagel<br />

Bei den Stichwörtern Jesus und Nägel<br />

denkt man zugegebenermaßen an etwas<br />

anderes. Aber keine Sorge, das hier wird<br />

keine Religionsstunde: Auf Instagram<br />

scheint sich ein neuer Trend breitzumachen<br />

und zwar Nail-Art mit Jungfrau-<br />

Maria-Motiv. Und Motiven, wo andere<br />

Heilige oder Kreuze abgebildet sind. Viel<br />

Glitzer, Strasssteinchen und Bling inklusive.<br />

Besonders in Mexiko wird dieser<br />

Trend gerade gefeiert. You didn’t know,<br />

and now you do know. Amen.<br />

Haar-Tipp<br />

WAS IST DAS SCHON<br />

WIEDER: SEIFE FÜR DIE<br />

HAARE?<br />

Ich weiß nicht, wann ich das letzte<br />

Mal Bar Soap, also Seife im Block zum<br />

Händewaschen verwendet habe. Flüssigseifen<br />

scheinen die Seife, wie man<br />

sie aus der Kindheit kennt, abgelöst<br />

zu haben. Parallel dazu scheinen sich<br />

Haarseifen, auch feste Shampoos<br />

genannt, gegen die herkömmlichen<br />

Haarwasch-Produkte durchzusetzen.<br />

Den Umweltfaktor in diesem Diskurs<br />

zu analysieren würde zu lange<br />

dauern, deshalb probiert es einfach<br />

selbst aus: Das feste Shampoo des<br />

kroatischen Labels Tinktura gibt es<br />

in verschiedenen Duftrichtungen<br />

wie<br />

Lavendel<br />

oder<br />

Zitrone.<br />

Aleks’ Abenteuer<br />

ICH WAR AUF<br />

DER GLOW<br />

Pre-Teens mit Fake Lashes, Highlighter<br />

brighter than my future und Styling<br />

wie aus Modemagazinen. Oder,<br />

besser gesagt, millionenschweren<br />

Insta-Accounts.<br />

Und dann stand ich da – in einer<br />

Halle voller Mädchen, die im Schnitt<br />

meine Töchter sein könnten, und<br />

fühlte mich wie ein verwirrtes Kind<br />

am ersten Schultag. Auf der GLOW<br />

– der größten Beautyconvention in<br />

Österreich. Schmink-Ecke hier, Haar-<br />

Styling-Corner dort. Nicht zu vergessen<br />

die Meet&Greets mit Influencern<br />

(deren Mutter ich wohlbemerkt<br />

ebenfalls sein könnte), Bloggern<br />

und Make-up-Artists. Hätte es das<br />

alles zu meiner Teenie-Zeit gegeben,<br />

würde ich vermutlich heutzutage<br />

nicht mehr mit Make-up-Rand und<br />

schiefem Eyeliner herumlaufen. Oder<br />

hätte mein Augenringe-Problem<br />

ohne OP gelöst. Aber was weiß ich<br />

schon, zu meiner Zeit strahlte Paris<br />

Hilton vom Cover der „People“ mit<br />

hellrosa Lipgloss und glitzerndem<br />

Eyeliner - und ich durfte mich nicht<br />

mal schminken. Um es in moderner<br />

Meme-Sprache auszdrücken: And it<br />

shows.<br />

/ LIFESTYLE / 45


KARRIERE & KOHLE<br />

Studieren statt Saunieren<br />

Von Andrea Grman<br />

MEINUNG<br />

Lernen und<br />

lernen lassen<br />

Mein großer Bruder hat sich kürzlich<br />

einen Hund zugelegt. Saiki kann zuckersüß<br />

sein, aber auch extrem dickköpfig.<br />

Entweder sie macht etwas aus freien<br />

Stücken oder sie macht es gar nicht.<br />

Willst du mit ihr laufen gehen, während<br />

sie lieber schläft? Dann kannst du dir<br />

sicher sein, dass sie sich keinen Millimeter<br />

bewegen wird.<br />

So sehr mich dieser Hund manchmal<br />

nervt, so sehr muss ich gestehen, dass<br />

Saiki und ich uns äußerst ähnlich sind.<br />

Wenn ich zu etwas gezwungen werde,<br />

mache ich aus Sturheit oft das genaue<br />

Gegenteil. So ging es mir mit dem Lernen<br />

in der Schule. Unsere Lehrkräfte waren<br />

nicht besonders begabt darin, uns Lernen<br />

schmackhaft zu machen. Es wurde ein<br />

ständiger Zwang ausgeübt, sodass ich<br />

mich bis zum Schluss geweigert habe,<br />

irgendwas für die Schule zu tun. Erst in<br />

den letzten Jahren habe ich gemerkt, wie<br />

viel Freude mir Lernen bereitet und dass<br />

es weit darüber hinausgeht, für Schularbeiten<br />

zu pauken und sinnfreie Sätze von<br />

der Tafel abzuschreiben. Ganze 25 Jahre<br />

habe ich für diese Erkenntnis gebraucht.<br />

Zum Glück kann man nie zu alt sein, um<br />

etwas Neues zu lernen (siehe 3 Fragen<br />

an Omi).<br />

grman@dasbiber.at<br />

FOMO<br />

(„FEAR OF MISSING OUT“)<br />

WAR GESTERN!<br />

Heute reden alle von JOMO („Joy<br />

of Missing Out“), Achtsamkeit<br />

und Selbstliebe. In Zeiten von<br />

Hass und Gewalt im Netz, Fake<br />

News, Hoaxes und Cybermobbing<br />

ist das aber gar nicht so leicht.<br />

Du willst dich dagegen wappnen?<br />

Dann ist der modulare VHS-Lehrgang<br />

„DigitalbotschafterIn“ genau<br />

das Richtige: In fünf Modulen<br />

vermitteln Experten zentrale<br />

Kompetenzen für alle, die sich<br />

im Netz nicht mundtot machen<br />

lassen wollen. Bei Besuch aller<br />

Module winkt ein Zertifikat zum/<br />

zur „DigitalbotschafterIn“, die<br />

Module sind aber auch einzeln<br />

buchbar. Das erste Modul findet<br />

am 2. März in der VHS Mariahilf<br />

Neubau Josefstadt statt.<br />

Jetzt anmelden:<br />

http://bit.ly/digitalbotschafterin<br />

Du wirst heuer 80<br />

Jahre alt. Was war das<br />

Wertvollste, das du je<br />

gelernt hast?<br />

Das ist schwer zu<br />

sagen. Ich lerne jeden<br />

Tag etwas Neues. Mein<br />

Motto ist: „Und bist du<br />

alt wie eine Kuh, lernst<br />

du immer noch was<br />

dazu.“<br />

Du bist seit sechs<br />

Jahren Lesepatin in<br />

einer Volksschule. Was<br />

hat dich dazu bewogen?<br />

Mein Traum war es<br />

immer, Lehrerin zu<br />

werden. Ich habe<br />

stattdessen eine Lehre<br />

3<br />

FRAGEN AN:<br />

OMI<br />

Ich könnte mir keine bessere<br />

Expertin zum Thema Lernen<br />

vorstellen als eine Frau, die<br />

sich selbst in hohem Alter<br />

unermüdlich dem Lehren und<br />

Lernen hingibt.<br />

Gewinnspiel<br />

Apropos Lernen: Möchtest du<br />

dir den Mut antrainieren, einfach<br />

mehr du selbst zu sein? Wir<br />

verlosen drei Exemplare von der<br />

überraschend tiefgründigen Erzählung<br />

„Du musst nicht von allen<br />

gemocht werden“. Schreib ein<br />

Mail an grman@dasbiber.at – mit<br />

etwas Glück bist du bald BesitzerIn<br />

eines neuen Buches.<br />

in einer Versicherung<br />

abgeschlossen und<br />

dann 35 Jahre dort<br />

gearbeitet. Ich habe es<br />

gern gemacht. Doch<br />

erst in der Pension<br />

konnte ich mich dem<br />

hingeben, was ich<br />

wirklich machen wollte:<br />

unterrichten. Jetzt bin<br />

ich dreimal die Woche<br />

in der Schule, kann den<br />

Kindern etwas beibringen<br />

und selbst ganz<br />

viel von ihnen lernen.<br />

Was ist dein Tipp für<br />

Lehrlinge?<br />

Sei respektvoll, aber<br />

lass dir nichts gefallen.<br />

Marko Mestrović, bereitgestellt<br />

Alle reden von der Zukunft: Wir entwickeln sie.<br />

Jetzt mit Kombi aus Studium und Lehre durchstarten.<br />

Eine Lehre nach der Matura ist in Österreich<br />

leider noch immer mehr Ausnahme statt<br />

Regel: Während in Deutschland über 25<br />

Prozent aller Abiturienten eine Lehre beginnen,<br />

sind es in Österreich nur rund 2 Prozent<br />

der Maturanten. Mit unseren Ausbildungsgängen<br />

bieten wir dir einen direkten Einstieg<br />

in spannende Arbeitsgebiete. Wenn du auf<br />

ein Studium nicht verzichten willst, aber<br />

gleichzeitig auch die Praxis erleben möchtest,<br />

steigst du bei uns am besten ins duale<br />

Studium ein.<br />

Österreichs erster ausbildungsintegrierter<br />

Studiengang<br />

Die Kooperation zwischen Siemens und der<br />

Fachhochschule St. Pölten bietet für AHS-<br />

Absolventen den österreichweit ersten ausbildungsintegrierten<br />

Studiengang „Smart<br />

Engineering“ an. Parallel zum Studium absolvierst<br />

du bei Siemens die praktische Ausbildung<br />

zum Elektrotechniker. Nach sieben<br />

Semestern stehen dir mit dem Bachelor of<br />

Science in Engineering und einem Lehrabschluss<br />

mit starkem Digitalisierungsschwerpunkt<br />

alle Türen offen. Du übernimmst<br />

Neues duales Angebot<br />

kombiniert Studium mit Lehre<br />

Fokus auf Industrie 4.0<br />

Verantwortung, lernst eigene Entscheidungen<br />

zu treffen und treibst mit uns<br />

innovative Projekte voran.<br />

Während der Ausbildung liegt der Fokus<br />

auf Konzeption, Entwicklung und Umsetzung<br />

von Technologien und Prozessen<br />

innerhalb der Industrie 4.0. Klassische<br />

technische Disziplinen wie Maschinenbau<br />

und Elektrotechnik werden im Zeitalter<br />

der Digitalisierung mit modernem Know-<br />

How der Mensch-Maschine-Interaktion<br />

und Industrial Security verbunden.<br />

Beste Zukunftsaussichten für<br />

Fachkräfte<br />

Um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern<br />

bietet Siemens als österreichweit<br />

erstes Unternehmen die Lehre mit Studium<br />

an und bietet so den Auszubildenden beste<br />

Zukunftsaussichten und die richtigen<br />

Kompetenzen für einen perfekten Start<br />

ins Berufsleben.<br />

Mehr Informationen findest du auf<br />

www.siemens.at/ausbildung<br />

Mit Siemens zum Bachelor<br />

Während du an der FH St. Pölten<br />

deinen Bachelor im Fach „Smart<br />

Engineering“ absolvierst, machst<br />

du bei Siemens die praktische<br />

Ausbildung zum Elektrotechniker.<br />

So hast du nach sieben Semestern<br />

gleich zwei Abschlüsse in der<br />

Tasche:<br />

Du bist Bachelor of Science in<br />

Engineering und hast einen<br />

Lehrabschluss. Danach stehen dir<br />

die Türen für deine Zukunft offen.<br />

siemens.at/ausbildung<br />

46 / KARRIERE /<br />

Advertorial_DualesStudiumSiemens_Biber_15_02_OK.indd 1 18.02.20<strong>19</strong> 13:33:49


BeSter Start für deine Zukunft<br />

Du weißt genau was du machen willst oder hast noch keine<br />

Ahnung? Schau bei Österreichs größter Berufsmesse BeSt³<br />

vorbei, um herauszufinden, wie du deinen Traum umsetzen kannst,<br />

oder um zu entdecken, was zu dir passen könnte. Damit du den<br />

Durchblick behältst, haben wir hier die wichtigsten Messe-Tipps<br />

zusammengefasst und nach Karrieretyp sortiert.<br />

Typ 1: Alles unter Kontrolle<br />

Du möchtest am liebsten schon vor der Messe alles<br />

wissen und keine Veranstaltung verpassen? Informiere<br />

dich vorab unter www.bestinfo.at, welche Hochschulen<br />

oder potentiellen ArbeitgeberInnen vertreten sind<br />

und wann welcher Vortrag stattfindet. Qualität geht<br />

bekanntlich über Quantität. Deswegen ist es ratsam,<br />

dir einige AusstellerInnen herauszusuchen, dich gut<br />

über sie zu informieren und die richtigen Fragen zu<br />

stellen. Wenn du dich direkt vor Ort bewerben willst,<br />

nimm deinen Lebenslauf einige Male ausgedruckt mit,<br />

um ihn gezielt jenen Unternehmen geben zu können,<br />

die dich interessieren. Die Betonung liegt auf gezielt.<br />

Das ist ein Lebenslauf, kein Flyer.<br />

Typ 2: Fernweh-Kandidat<br />

Du möchtest am liebsten morgen schon in den nächsten<br />

Flieger steigen und die Welt bereisen? Immer<br />

mit der Ruhe. Auch das größte Abenteuer wird noch<br />

besser mit dem richtigen Plan. Für dich gibt es einen<br />

eigenen Bereich auf der BeSt-Messe voll mit Infos und<br />

Inspiration, die dein Entdecker-Herz höherschlagen<br />

lassen (Bereich S im Obergeschoss). Die nächste Reise<br />

lässt bestimmt nicht lange auf sich warten.<br />

Alles im Griff? Von A wie<br />

Aufnahmeprüfung bis Z wie<br />

Zertifikat erfährst du auf der<br />

BeSt alles zum Thema Studium.<br />

Brauchst du ein schickes Foto für<br />

deinen Lebenslauf oder deine nächste<br />

Bewerbung?<br />

Lass’ dich von Profi-Fotograf Christoph<br />

Liebentritt kostenlos von deiner<br />

Schokoladenseite ablichten.<br />

WANN?<br />

Freitag, 08.<strong>03</strong>.20<strong>19</strong>, 13 bis 17 Uhr<br />

WO?<br />

BeSt-Messe Wien, biber-Stand (EG)<br />

<strong>BIBER</strong>- BEST-TIPP:<br />

Willst du wissen, was eigentlich die<br />

biber-Akademie ist? Dann komm’ zum<br />

Journalismus-Crashkurs mit biber-<br />

Redakteur Amar Rajkovic.<br />

WANN?<br />

Freitag, 08.<strong>03</strong>.20<strong>19</strong>, 12:15<br />

WO?<br />

Der Workshop-Raum befindet sich<br />

außerhalb des direkten Messegeschehens.<br />

Treffpunkt ist kurz vor dem<br />

Termin beim Treffpunkt „Workshops“<br />

www.facebook.com/bestinfo.at<br />

www.twitter.com/bestinfo_at<br />

Eintritt frei<br />

www.bestinfo.at<br />

Typ 3: Irgendwas mit Medien<br />

Du musst nichts sagen. Wir verstehen dich auch so.<br />

Du fühlst dich ganz wohl mit vielen Zeitungen um dich<br />

herum und sprudelst nur vor Kreativität und guten<br />

Geschichten. Doch wenn es darum geht, was genau<br />

deine Zukunft bringt, weißt du meist keine zufriedenstellende<br />

Antwort. Wir haben den perfekten Workshop<br />

für dich: biber-Redakteur Amar Rajković erzählt euch<br />

bei Crashkurs Journalismus alles über die biber-Akademie<br />

(Freitag, 08.<strong>03</strong>.20<strong>19</strong>, 12:15, Anmeldung unter<br />

www.bestinfo.at). Ansonsten komm‘ uns jederzeit<br />

am biber-Stand besuchen und frag‘ uns Löcher in<br />

den Bauch. Das ist eine gute Generalprobe für deine<br />

Journalismus-Karriere.<br />

48 / KARRIERE /<br />

Christoph Liebentritt<br />

7. bis 10. März 20<strong>19</strong><br />

Wiener Stadthalle<br />

9 bis 18 Uhr, 10. März bis 17 Uhr<br />

D i e g r o ß e B i l d u n g s m e s s e<br />

Die neue<br />

APP


Do It The BeSt³ Way<br />

Auf der BeSt³ findest du alle Infos rund um Studium,<br />

Auslandsaufenthalte, Jobs und Weiterbildung. Mit<br />

unserem Biber BeSt³ -Kompass bist du bestens auf die<br />

Messe vorbereitet.<br />

DONNERSTAG<br />

07. MÄRZ 20<strong>19</strong><br />

12:15<br />

„Nix wie weg“<br />

Du willst was Neues machen und gleichzeitig in einem<br />

anderen Land leben? Von Au-Pair bis Freiwilliges Arbeiten:<br />

in diesem Workshop stellt „WienXtra-jugendinfo“<br />

verschiedene Auslandsaufenthaltsprogramme für junge<br />

Leute vor.<br />

Workshopraum 1(Anmeldung erforderlich * )<br />

10:40<br />

Uni oder FH?<br />

Du möchtest studieren, aber die Uni ist dir zu unpersönlich?<br />

Dann ist die Fachhochschule vielleicht eine gute<br />

Alternative für jene, die gerne Teil einer Klassengemeinschaft<br />

sind. Hier kriegst du alle nötigen Infos, um dir die<br />

Entscheidung leichter zu machen.<br />

Vortragssaal 3<br />

FREITAG<br />

08. MÄRZ 20<strong>19</strong><br />

16:00<br />

Vorbereitung auf das Aufnahmeverfahren der Polizei<br />

und Justizwache<br />

Du arbeitest gerne im Team, bist sportlich und du hast<br />

einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn? Vielleicht wärst<br />

du ja der/die perfekte Polizist/in!<br />

Vortragssaal 2<br />

12:15<br />

Crashkurs Journalismus *<br />

Du bist neugierig, schreibst gerne und kritisch? Dann<br />

schau doch bei unserem Biber-Workshop mit Vize-<br />

Chefredakteur Amar Rajkovic vorbei!<br />

Workshopraum 1(Anmeldung erforderlich * )<br />

SAMSTAG<br />

09. MÄRZ 20<strong>19</strong><br />

10:40<br />

Wie werde ich PsychotherapeutIn?<br />

Dich fasziniert das Innere eines Menschen, du bist<br />

hilfsbereit und behandelst Probleme gerne an der<br />

seelischen Wurzel? Möglicherweise kannst du das auch<br />

zum Beruf machen!<br />

Vortragssaal 1<br />

9:20<br />

Wie finde ich mein Studium?<br />

Du willst studieren, weißt aber nicht genau was? Dieser<br />

Workshop hilft dir ein geeignetes Studium zu finden.<br />

Workshopraum 1 ((Anmeldung erforderlich * )<br />

SONNTAG<br />

10. MÄRZ 20<strong>19</strong><br />

11:20<br />

Probier dich aus!<br />

Vielleicht doch eine Lehre? Mit dieser Bühnenshow wird<br />

dir die Lehre als gute Alternative nähergebracht.<br />

Vortragssaal 1<br />

13:30<br />

Schauspieler/in werden<br />

Warum nicht? Du bist ein Bühnenmensch und schlüpfst<br />

gerne in verschiedene Rollen? Die Schule des Theaters<br />

erklärt dir, wie du deinen Traum leben kannst!<br />

Workshopraum 1 (Anmeldung erforderlich * )<br />

* Achtung! Für diesen Workshop musst du dich rechtzeitig<br />

über die BeSt³ Homepage anmelden!<br />

Marko Mestrović<br />

Schildkröten retten<br />

in Costa Rica<br />

Samar El-Sabaei<br />

Dr. Roland_ Anzeige Biber_207x66mm<br />

In einer Gesellschaft, in der alles immer sehr<br />

schnell und zack zack gehen soll, kann es, vor<br />

allem für junge Menschen, sehr schwer sein,<br />

sein eigenes Tempo zu bestimmen. Aber du<br />

bist jung, mach einen Schritt zurück und atme.<br />

Geh in dich hinein und finde heraus, was du gerne machst. Bist<br />

du künstlerisch begabt und hast ein Auge für Details, dann ist<br />

vielleicht Grafik Design oder Architektur etwas für dich. Du bist<br />

ein sozialer und hilfsbereiter Mensch? Vielleicht interessiert<br />

dich Sozialarbeit oder Kinder- und Jugendbetreuung. Du liebst<br />

Tiere? In Costa Rica kannst du Teil eines Tierschutzprogramms<br />

für gestrandete Schildkröten werden. Und viele, viele andere<br />

Möglichkeiten, um dich selbst zu verwirklichen.<br />

Auch wenn so viele um dich herum scheinen,<br />

als wüssten sie genau was sie machen<br />

möchten oder sein möchten: Es ist dein Leben,<br />

entscheide dich nicht aus Druck für etwas, was<br />

gerade im Trend ist oder nur, weil es deine<br />

Familie vielleicht so will. Wenn du noch keine<br />

Ahnung hast, was du gerne machst, keine<br />

Panik. Du kannst es auf viele verschiedene<br />

Arten und Weisen herausfinden. Geh auf<br />

Entdeckungsreise in deinem Umfeld, in dir, oder<br />

rund um die Welt. Lass dich inspirieren, probier<br />

was Neues und informier dich. Vielleicht stolperst du auf dem<br />

Weg auf einen unerwarteten Impuls, der dich dort hinbringt,<br />

wo du auch hinpasst. In meiner Schulzeit bin ich zwar in erster<br />

Linie auf die Best Messe gegangen, um an dem Tag nicht in die<br />

Schule zu müssen – aber im Nachhinein war es die perfekte<br />

Chance und der erste Schritt, um sich über seine Möglichkeiten<br />

zu informieren!<br />

redaktion@dasbiber.at<br />

BERUFSREIFE PRÜFUNG UND M<strong>AT</strong>URA MIT DR. ROLAND<br />

• Hauptabschluss<br />

• AHS-Matura<br />

• Berufsreifeprüfung<br />

Beginn: Frühjahr & Herbst<br />

20<strong>19</strong> geht es hoch hinaus: Im Februar<br />

starten die Kurse für die Berufsreifeprüfung<br />

und im März folgen die Kurse zur<br />

AHS-Matura.<br />

Die Maturaschule Dr. Roland bereitet – der<br />

Name verrät es bereits – auf die Matura<br />

vor. Neben der AHS-Matura und der<br />

Berufsreifeprüfung werden nun auch Kurse<br />

zur Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss<br />

eröffnet.<br />

Die Kurse werden in kompakter Form<br />

angeboten. Damit ist es möglich, das<br />

gewünschte Bildungsziel in kurzer Zeit zu<br />

NEU!<br />

HÖCHSTE<br />

ERFOLGSZAHL<br />

ÖSTERREICHS<br />

erreichen. Die Gegenstände können auf Wunsch<br />

aber auch modular und nacheinander oder auch<br />

im Fernunterricht abgelegt werden. Bei entsprechender<br />

Vorbildung ist ein Einstieg in laufende<br />

Lehrgänge möglich.<br />

Schulleiter Mag. Matthias<br />

Roland motiviert seine<br />

Schüler und Neuzugänge<br />

wie folgt: „Wer wirklich<br />

will, kann jedes Ziel erreichen,<br />

und hat mit unserer<br />

Schule einen kompetenten<br />

Partner an seiner Seite!“<br />

Maturaschule<br />

Dr. Roland<br />

Neubaugasse 43,<br />

1070 Wien<br />

Individuelle und<br />

unverbindliche<br />

Beratung unter Tel.:<br />

+43 (0) 1 523 14 88<br />

oder info@roland.at<br />

50 / KARRIERE /<br />

Tel.: 01/523 14 88, Neubaugasse 43, 1070 Wien, www.roland.at


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der Stadt Wien!<br />

Ob Archiv- Bibliotheks- und Informationsassistenz,<br />

IT-Technikerin<br />

oder IT-Techniker, Gärtnerin oder<br />

Gärtner oder bautechnische Assistenz<br />

– die Stadt Wien bietet in<br />

mehr als 20 Lehrberufen eine Ausbildung<br />

für interessierte Lehrlinge<br />

an. Die Stadtverwaltung umfasst<br />

viele Bereiche: Vom Bezirksamt,<br />

über Labors, Apotheken, bis hin zu<br />

den Parks und Flüssen. Wenn du<br />

über einen positiven Pflichtschulabschluss<br />

und gute Allgemeinbildung<br />

verfügst, findest du bei der<br />

Stadt Wien deine passende Lehre.<br />

Als größte Arbeitgeberin Österreichs<br />

setzt die Wiener Stadtverwaltung<br />

auf modernste Standards<br />

bei der Lehrlingsausbildung. Dafür<br />

wurde der TOP-Lehrbetrieb bereits<br />

mehrfach mit offiziellen Gütesiegeln<br />

ausgezeichnet.<br />

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Besuche auch lehrreiche<br />

Trainings zu den Themen Kommunikation,<br />

soziale Kompetenz<br />

und dem richtigen Auftreten im<br />

Berufsleben. Neben der Lehrlingsentschädigung<br />

bietet die<br />

Stadt Wien Unterstützung bei<br />

der Lehre mit Matura ab dem<br />

2. Lehrjahr für den Beruf Verwaltungsassistenz.<br />

Klingt in deinen Ohren<br />

wie Musik? Mehr Infos<br />

zur Lehre bei der Stadt<br />

Wien findest du unter<br />

www.lehrlinge.wien.at<br />

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Lehrbetrieb.<br />

Mädls, dieser Tag gehört euch:<br />

Am 25. April ist Wiener Töchtertag!<br />

Am Töchtertag können Mädchen von 11 bis 16 Jahren<br />

bei Wiener Unternehmen hinter die Kulissen schauen,<br />

selbst die Initiative ergreifen und erfolgreiche weibliche<br />

Vorbilder aus den Branchen treffen. Das Beste<br />

daran? Die Teilnahme ist kostenlos. Unter „www.<br />

toechtertag.at/maedchen“ gibt’s bis zum 3. April<br />

noch die Chance sich anzumelden und in Sachen<br />

Berufsperspektiven über den Tellerrand zu schauen.<br />

Christoph ist 18 Jahre alt und Lehrling der Stadt Wien. Er macht zurzeit<br />

eine Ausbildung als Digitaldrucktechniker und ist schon im 3. Lehrjahr.<br />

Nadja ist <strong>19</strong> Jahre alt und Lehrling des TOP-Lehrbetriebs. Sie befindet sich<br />

ebenfalls im 3. Ausbildungsjahr und macht die Lehre zur Verwaltungsassistenz.


Selbermacherin<br />

Schicker<br />

Schmuck aus<br />

dem Drucker<br />

Marie Boltenstern<br />

kreiert mithilfe<br />

modernster 3D-Drucktechnik<br />

eindrucksvolle<br />

Schmuckdesigns. Wir<br />

besuchten sie in ihrem<br />

Studio im Herzen von<br />

Wien.<br />

Text: Nada El-Azar, Fotos: Soza Almohammad<br />

In der historischen Bräunerstraße<br />

im Ersten Bezirk liegt das Studio<br />

von Marie Boltenstern. Erst seit<br />

vier Monaten befindet sich das Atelier und<br />

der Shop in dem Friesschen Zinshaus.<br />

Die eigentlich studierte Architektin ist die<br />

weltweit erste Schmuckdesignerin, die ihre<br />

Stücke mithilfe von 3D-Drucktechnik herstellen<br />

lässt. „Architektur und Schmuckdesign<br />

verlangen von mir dieselbe Denkweise.<br />

Einzelne Teile und Tragstrukturen in beiden<br />

Bereichen werden sogar mit denselben Programmen<br />

berechnet“, so die 29-Jährige.<br />

Bereits während ihrem Studium der<br />

Architektur spezialisierte sie sich auf<br />

3D-Technologien. Die Entwürfe werden<br />

zunächst als Prototypen mit dem 3D-Drucker<br />

hergestellt, der sich direkt im Showroom<br />

befindet, bevor das Endprodukt von<br />

einem Gerät in London hergestellt wird.<br />

Dabei wird feinstes Gold- oder Silberpulver<br />

schichtenweise zu Figuren zusammengeschmolzen.<br />

„Was wir mit dem Drucker<br />

machen, geht mit Handwerk nicht“, sagt die<br />

Wienerin. Das sieht man etwa an den Stücken<br />

der „Embrace“-Kollektion, bei denen<br />

sich komplexe Metallformen an Edelsteine<br />

anschmiegen – sie also wirklich „umarmen“.<br />

KEIN „SUPER LEICHTER WEG“<br />

Der Name Boltenstern ist aber im Schmuckbusiness<br />

kein unbekannter. Maries Vater ist<br />

ein Künstler und Goldschmied – trotzdem<br />

interessierte sie sich als junges Mädchen<br />

weniger für Schmuck an sich, als für die<br />

komplexen Formen und Strukturen, die das<br />

harte Material annehmen könnte. Gerade zu<br />

Beginn ihrer Karriere als Schmuckdesignerin<br />

vor vier Jahren wurde sie oftmals mit ihrem<br />

Vater verglichen. „Die Leute meinten, es<br />

sei deshalb für mich ein super leichter Weg<br />

gewesen“, erinnert sie sich. Aber sie ließ<br />

sich niemals beirren.<br />

„Es ist sehr schwierig Menschen von<br />

etwas zu überzeugen, das es zuvor so<br />

nicht gegeben hat.“ Gerade hat Boltenstern<br />

die ersten Wholesale-Deals mit China<br />

und Hongkong abgeschlossen. „Das ist<br />

insofern super, dass man nicht mehr davon<br />

abhängig ist, ob Kunden unsere Produkte<br />

kaufen oder nicht.“ Fun fact: 2016 entwarf<br />

Bei den Kreationen<br />

aus der<br />

„Embrace“-Kollektion<br />

werden<br />

die Steine schon<br />

während des<br />

3D-Drucks in die<br />

Metallfassung<br />

inkorporiert.<br />

sie für Swarovski die Opernball-Tiaren der<br />

Debütantinnen. Und jetzt, in der aktuellen<br />

„Signature“-Kollektion ist es möglich, die<br />

eigene Handschrift mithilfe eines Programms<br />

in ein innovatives Schmuckdesign<br />

zu verwandeln. So ist jedes Stück garantiert<br />

ein Unikat.<br />

Boltenstern – 3D printed fine jewelry<br />

Bräunerstraße 11<br />

1010 Wien<br />

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Dienstleistungen online präsentieren?<br />

Mit wenigen Klicks und ohne Kosten?<br />

Das WKO Firmen A–Z macht's<br />

möglich und bietet zusätzlich<br />

wertvolle Services.<br />

WKO-WIEN HILFT<br />

Im Gründerservice der WKO-<br />

Wien kann man bei einem<br />

Beratungsgespräch alle Fragen<br />

stellen, die die Gründung eines<br />

Unternehmens betreffen. Im<br />

Vorhinein kann man sich auch<br />

schon eigenständig online<br />

informieren. Ob generelle<br />

Tipps zur Selbstständigkeit,<br />

rechtliche Voraussetzungen,<br />

Amtswege oder Finanzierungsund<br />

Förderungsmöglichkeiten:<br />

Auf der Website kommt man<br />

mit wenigen Klicks zu allen<br />

wichtigen Informationen.<br />

wko.at/wien<br />

www.gruenderservice.at<br />

Die Selbermacherw-Serie ist eine<br />

redaktionelle Kooperation von das<br />

biber mit der Wirtschaftskammer<br />

Wien.<br />

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54 / KARRIERE /


„Alle<br />

Gehälter<br />

offenlegen“<br />

<strong>BIBER</strong>: In Österreich wurde jüngst der<br />

ehemalige Kanzler Reinhold Mitterlehner als<br />

„links“ bezeichnet, weil er sich für Lehrlinge<br />

im Asylverfahren einsetzt. Was ist für Sie<br />

„links“?<br />

REN<strong>AT</strong>E ANDERL: Links bedeutet für mich<br />

solidarisch zu sein und für sozialen Ausgleich<br />

einzutreten.<br />

Warum brauchen wir in Österreich die<br />

Arbeiterkammer?<br />

Die AK vertritt 3,7 Millionen Beschäftigte,<br />

die dadurch stärker sind und mehr erreichen<br />

können, als jede Einzelperson. Das<br />

ist wichtig für den Interessenausgleich<br />

zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.<br />

Auch wenn der Chef auf dem längeren Ast<br />

sitzt: Wenn ein Mitarbeiter zu uns kommt,<br />

weil der Chef zu wenig zahlt, dann hilft die<br />

AK ihm dabei, zu seinem Recht zu kommen.<br />

Welche Dienstleistungen bietet die AK für<br />

Migranten?<br />

Am häufigsten wird die Beratung zum<br />

Arbeitsrecht in Anspruch genommen: Dort<br />

haben wir mehrsprachige ExpertInnen und<br />

einen Videodolmetsch-Service. Wichtig ist<br />

auch die Beratung zu Krankengeld oder<br />

Pension. Bei Problemen mit Banken und<br />

Versicherungen hilft unser Konsumentenschutz.<br />

Die Serviceleistungen der AK stehen<br />

natürlich allen Mitgliedern zur Verfügung -<br />

unabhängig von deren Herkunft.<br />

Mit welchen Problemen sind Migranten vorwiegend<br />

in der Arbeitswelt konfrontiert?<br />

Am häufigsten mit Diskriminierung. Damit<br />

verbunden sind niedriges Einkommen,<br />

schlechte Arbeitsbedingungen und respekt-<br />

Arbeiterkammerpräsidentin<br />

Renate<br />

Anderl über respektlosen<br />

Umgang mit<br />

Frauen in der Arbeitswelt,<br />

ihr erstes Gehalt<br />

und warum man zu<br />

den AK-Wahlen gehen<br />

sollte.<br />

Von Amar Rajković, Foto: Christoph Liebentritt<br />

loser Umgang - hier sind Frauen noch<br />

stärker betroffen.<br />

Sind Sie für eine Transparenz, was<br />

Gehälter in Österreich betrifft?<br />

Ja, die betriebliche Offenlegung aller<br />

Einkommen wäre notwendig, um die<br />

Lohnschere zu schließen.<br />

Was halten Sie von einer Frauenquote im<br />

Middle- und Uppermanagement?<br />

Sehr viel!<br />

Mütter, die zurück in die Arbeitswelt<br />

gehen, müssen noch immer mit großen<br />

Gehaltsunterschieden zu ihren männlichen<br />

Kollegen kämpfen. Was machen<br />

Sie dagegen?<br />

Wir beraten Frauen, wie sie ihre Rechte<br />

bestmöglich für den Wiedereinstieg nutzen<br />

können und setzen uns für Einkommensgerechtigkeit<br />

ein.<br />

Warum sollten alle Wahlberechtigen<br />

wählen gehen?<br />

Weil es in Österreich nicht nur um die<br />

Interessen von Wirtschaft und Industrie<br />

gehen darf und unser Sozialstaat verteidigt<br />

werden muss. Die AK steht für faire<br />

Arbeitszeiten, für faire Einkommen und<br />

leistbares Wohnen. Sie ist der Schutzschirm<br />

für alle, die jeden Tag arbeiten<br />

gehen und keine reichen Eltern haben.<br />

Je mehr Menschen wählen gehen, desto<br />

stärker wird dieser Schutzschirm.<br />

Wie beurteilen Sie die bisherige Regierungsarbeit?<br />

Bis jetzt lässt sie schon eine deutliche<br />

Schlagseite zugunsten von Wirtschaft<br />

und Industrie erkennen. Es fehlt außerdem<br />

das Gespür für soziale Fragen.<br />

Wie ist Ihre Meinung zu Sozialministerin<br />

Beate Hartinger Klein?<br />

Wir haben eine gute Gesprächsbasis,<br />

vertreten aber sehr unterschiedliche<br />

politische Positionen.<br />

Ist der 12-Stunden-Tag tatsächlich unzumutbar?<br />

Wenn ja, warum?<br />

Er ist nicht grundsätzlich unzumutbar.<br />

Aber das Arbeitszeitgesetz soll vor<br />

Ausbeutung schützen. Darum war der<br />

12-Stunden-Tag bisher nur als Ausnahme<br />

mit Zustimmung des Betriebsrats<br />

möglich. Jetzt kann er jederzeit und<br />

kurzfristig angeordnet werden. Und wir<br />

wissen alle, dass es mit der Freiwilligkeit<br />

in der echten Arbeitswelt nicht weit her<br />

ist.<br />

Mit wie vielen Jahren haben Sie das<br />

erste Mal gearbeitet?<br />

Mit ca. elf – für die nächsten vier Jahre<br />

war ich dann Studiokind bei der damaligen<br />

ORF-Sendung „Wer bastelt mit?“<br />

Wie hoch war Ihr erstes Gehalt?<br />

Das kann ich heute nicht mehr genau<br />

sagen, aber ich weiß noch, wie stolz ich<br />

damals war, meine Jeans selbst bezahlen<br />

zu können.<br />

Wie lange möchten Sie noch arbeiten?<br />

So lange ich meine Arbeit gerne mache,<br />

denke ich darüber nicht nach. Außerdem<br />

sind es noch ein paar Jahre bis zum<br />

gesetzlichen Pensionsalter. (Anm. der<br />

Redaktion: Anderl könnte in drei Jahren<br />

in Pension gehen)<br />

WER IST SIE?<br />

Name: Renate Anderl<br />

Alter: 57<br />

Funktion: Präsidentin der<br />

Bundeskammer für Arbeiter und<br />

Angestellte (AK) seit 2018<br />

Besonderes: Wuchs als Tochter eines<br />

Hausbesorgers in Favoriten auf<br />

56 / KARRIERE /


TECHNIK & MOBIL<br />

Alt+F4 und der Tag gehört dir.<br />

Von Adam Bezeczky<br />

KARRIERE<br />

Aleks Jobicić<br />

BEZAHLTE ANZEIGE<br />

MEINUNG<br />

Adam1234<br />

Wir brauchen eine Alternative zu<br />

Passwörtern. Erst kürzlich sind<br />

50 Millionen (!) geklaute Zugänge<br />

im Internet aufgetaucht.<br />

Der oft lässige Umgang mit der<br />

Sicherheit kann zum ernsten<br />

Problem werden, wenn diese<br />

Daten in die falschen Hände<br />

geraten. Deshalb sollten wir uns<br />

alle an der Nase nehmen und<br />

einmal im halben Jahr unsere<br />

Passwörter ändern. Das ist aber<br />

mühsam. Leider hat sich noch<br />

keine Alternative aufgetan: technische<br />

Lösungen wie Yubikey<br />

haben sich nicht durchgesetzt.<br />

Bleibt also nur, weiterhin den<br />

Passwortsafe und lange Schlüsselwörter<br />

mit Sonderzeichen<br />

zu verwenden. Anstatt neue<br />

Filter zu programmieren, sollten<br />

die Entwickler der Welt mal<br />

dieses Problem angehen - das<br />

wäre echter Fortschritt! Unter<br />

https://haveibeenpwned.com/<br />

kann überprüft werden, ob die<br />

eigene Mailadresse in einem der<br />

geklauten Datenbanken auftaucht.<br />

bezeczky@dasbiber.at<br />

Rakete<br />

kaputt<br />

Das neueste Raumschiff von SpaceX<br />

ist kaputt. Das Testvehikel fiel starken<br />

Winden zum Opfer und wurde<br />

beschädigt. Elon Musk, Gründer von<br />

SpaceX twitterte, dass der Schaden<br />

aber nicht zu dramatisch wäre. Das ist<br />

gut, denn diese neue Generation von<br />

wiederbenutzbaren Raumschiffen zielt<br />

auf den Massenmarkt: Passagier- und<br />

Gütertransport sind die hochgesteckten<br />

Ziele des Erfinders.<br />

ROBO-SAIL<br />

Wir haben fliegende, fahrende und nun<br />

auch segelnde Drohnen. Die Saildrone<br />

genannten automatischen Segelschiffe<br />

sammeln Umweltdaten auf den Ozeanen<br />

und helfen so, den Planeten noch<br />

besser zu verstehen. Hoffentlich fangen<br />

wir rechtzeitig etwas mit dieser Info an,<br />

sonst sind die Daten auch wurscht.<br />

Bock<br />

aufblosn<br />

Nike bringt mit den Nike Hyper<br />

Adapt BB einen selbstschnürenden<br />

Schuh auf den Markt.<br />

Wie in „Zurück in die Zukunft“<br />

passt sich der Schuh dem Fuß<br />

an. Die eingebaute Hardware<br />

merkt sich, wie fest der Nutzer<br />

den Schuh sitzen haben<br />

möchte. Und das alles für<br />

„nur“ 350 Dollar. Schnäppchen<br />

sehen anders aus!<br />

Marko Mestrović, Nike, SpaceX, Saildrone<br />

<strong>BIBER</strong> SUCHT<br />

DICH!<br />

Du möchtest lernen, wie man richtig<br />

recherchiert und gute Geschichten<br />

schreibt?<br />

Du hast es satt, wie über Migrant*innen<br />

geschrieben wird und möchtest wissen, wie<br />

die österreichische Medienlandschaft tickt?<br />

Dann bewirb dich für ein<br />

Stipendium an der biber-<br />

Akademie. Biber sucht für<br />

August und September zehn<br />

Jungtalente, die sich mit biber<br />

identifizieren können und die<br />

Medienlandschaft aufmischen<br />

wollen. Alle Stipendiat*innen<br />

erhalten eine zwei monatige<br />

journalistische Grundausbildung.<br />

Workshops mit externen<br />

Medienschaffenden, Diskussionsrunden<br />

über gesellschaftlich<br />

relevante Themen<br />

und Ausflüge in die großen<br />

Redaktionen Wiens stehen<br />

genauso auf dem Programm<br />

wie das Erarbeiten eigener<br />

Geschichten, Mobile Reporting<br />

und Beratungsstunden für den<br />

weiteren Berufsweg.<br />

Das Ziel der Akademie ist<br />

es, die kommende Mediengeneration<br />

zu rekrutieren und<br />

auszubilden. Das Stipendium<br />

ist mit 714 Euro brutto laut<br />

Kollektivvertrag monatlich<br />

dotiert. Bist du interessiert<br />

und zwischen 18 und 30 Jahre<br />

alt?<br />

Schick uns deinen Lebenslauf<br />

und schreib uns in einem<br />

Motivationsschreiben, warum<br />

du das Stipendium bekommen<br />

solltest, welche drei Geschichten<br />

du gerne schreiben<br />

würdest und sende uns eine<br />

Textprobe. Die interessantesten<br />

Bewerber*innen werden<br />

zu einem Gespräch eingeladen.<br />

Die österreichische<br />

Staatsbürgerschaft ist keine<br />

Voraussetzung. Für uns zählen<br />

deine Motivation und deine<br />

Ideen, nicht deine Nationalität.<br />

Alle Bewerbungsunterlagen<br />

an:<br />

rajkovic@dasbiber.at<br />

AKADEMIE<br />

Job?<br />

Fix!<br />

DIE BERUFSLEBENS KOLUMNE DES<br />

AMS WIEN<br />

Was ich geliebt habe, als ich so zirka 15 war:<br />

Beim Aufbau der Bühne zuzuschauen, am<br />

Tag vor einem Konzert. Ich hätte alles gegeben,<br />

da dazuzugehören. Männer und Frauen<br />

mit Headset, Kabeln, Werkzeuggürteln, jeder<br />

Handgriff muss sitzen. Hochkonzentriert,<br />

stundenlang. Auch ich, beim Zuschauen.<br />

Und am Schluss ist diese riesige Bühne auf<br />

der Donauinsel gestanden, statt einer Weisheit<br />

an der Tafel.<br />

Weil: Als ich im letzten Pflichtschuljahr war,<br />

habe ich eines mit Sicherheit gewusst – dass<br />

ich nicht weiter in die Schule gehen will.<br />

Wenn das so ist, ist es okay. Grundsätzlich.<br />

Nämlich dann, wenn du dir trotzdem Gedanken<br />

drüber machst, was du weiter lernst.<br />

Schule wie bisher muss es nicht sein, aber<br />

ohne Ausbildung geht’s nicht. Warum? Brutal<br />

gesagt: Weil du ohne Ausbildung in Wien<br />

keinen Job findest, in dem du bleiben und<br />

dich entwickeln kannst.<br />

Aber wenn man genau das lernt, was einen<br />

interessiert, dann macht es Spaß. Es gibt<br />

hunderte Lehrberufe. Technische. Kreative.<br />

Soziale. Forme Geigenbögen, Eisenbahnschienen<br />

oder den Charakter von Kindern.<br />

Egal. Forme deine Karriere.<br />

Tipp: Komm im März in eines der AMS-<br />

BerufsInfoZentren. Dafür brauchst du<br />

keinen klaren Berufswunsch. Nur ein paar<br />

Ideen, was dich interessiert und was du<br />

kannst. Du wirst sehen: Es gibt einen<br />

Beruf dazu. Frauen, die Bühnen bauen,<br />

zum Beispiel: das sind Veranstaltungstechnikerinnen.<br />

58 / TECHNIK /<br />

/ MIT SCHARF / 59


MEINUNG<br />

Zeit zum<br />

Stummschalten<br />

Nach der Doku “Surviving R. Kelly”<br />

sind wir wieder einmal bei der Frage<br />

angelangt: Wie sollen wir eigentlich<br />

mit berühmten Persönlichkeiten<br />

umgehen, die Abscheuliches tun?<br />

Die “Kunst vom Künstler trennen”,<br />

fordern manche. Aber wie soll das<br />

eigentlich gehen? “Nie wieder auch<br />

nur ein Werk konsumieren”, fordern<br />

die anderen. Das fällt einem natürlich<br />

sehr viel einfacher, wenn man für diesen<br />

Künstler sowieso nicht viel übrig<br />

hat. Ist man ein Fan, wird’s schwierig.<br />

Denn man selbst verbindet Erinnerungen<br />

mit gewissen Liedern, Filmen,<br />

etc. Ich versuche da eher den Ansatz:<br />

Verzichten, wo es wehtut. Und das<br />

tut es ihnen beim Geld. Ich werde<br />

nie für ein R. Kelly Konzertticket<br />

bezahlen. Mir nie irgendeines seiner<br />

Alben kaufen. Und auf Spotify kann<br />

man Künstler*innen, die einem nicht<br />

taugen, stummschalten. Letztendlich<br />

bleibt es jeder und jedem selbst überlassen,<br />

aber man sollte es sich hier<br />

nicht zu einfach machen. Denn wir<br />

Fans ermöglichen es, dass Vorwürfe<br />

sehr lange unter den Tisch gekehrt<br />

werden. Aufgrund ihrer Beliebtheit bei<br />

uns bleiben diese Leute verschont.<br />

Ich mach da nicht mehr mit.<br />

pantic@dasbiber.at<br />

KULTURA NEWS<br />

Verstaubte Museen sind<br />

Schnee von gestern.<br />

Von Jelena Pantić-Panić<br />

Filmtipp<br />

Liebe in Zeiten<br />

des Rassismus<br />

Der Film “Baele Street” von Oscar-<br />

Gewinner Barry Jenkins („Moonlight“)<br />

basiert auf dem Bestseller-Roman des<br />

preisgekrönten US-Autors James Baldwin.<br />

Trish und Fonny sind ein verlobtes<br />

junges Paar, das in den 70ern in Harlem<br />

lebt. Fonny wird fälschlicherweise der<br />

Vergewaltigung beschuldigt und kommt<br />

ohne Prozess unschuldig ins Gefängnis.<br />

Kurze Zeit später erfährt Tish, dass sie<br />

schwanger ist. Sie versichert Fonny, ihn<br />

noch vor der Geburt aus dem Gefängnis<br />

zu holen. Mit Hilfe der Familie versucht<br />

sie mit allen Mitteln, seine Unschuld zu<br />

beweisen. Wird es ihr gelingen?<br />

Das erfahrt ihr ab 8.3.20<strong>19</strong> in den Kinos.<br />

WIE<br />

BEGEGNEN<br />

GEFLÜCHTETE<br />

DER DEUTSCHEN<br />

SPRACHE?<br />

„Sprache ist der Schlüssel zur<br />

Integration“, heißt es immer wieder.<br />

Aber wie genau fühlt es für<br />

arabische Geflüchtete an, mit dem<br />

“Schlüssel” in Berührung zu kommen?<br />

Die deutsche Journalistin<br />

Dunja Ramadan, selbst zweisprachig<br />

aufgewachsen, schildert, wie<br />

eng Sprache mit Moralvorstellungen,<br />

Mentalitäten und gesellschaftlichen<br />

Normen verbunden<br />

ist. Ihr Buch “Khalid und das wilde<br />

Sprachpferd” behandelt nicht nur<br />

Deutsch als große gesellschaftspolitische<br />

Frage, sondern erzählt vor<br />

allem von individuellen Erfahrungen<br />

und Schicksalen.<br />

Duden Verlag, 15 Euro.<br />

MELY KIYAK NIMMT HALTUNG EIN<br />

Wäre Mely Kiyak Wienerin, würde dieses Buch vielleicht “Einfach mal die<br />

Bappn halten” heißen. Mely Kiyak ist aber eine preisgekrönte deutsche Journalistin,<br />

politische Kolumnistin und Buch- und Theaterautorin.<br />

Sie plädiert in ihrem Buch “Haltung - ein Essay<br />

gegen das Lautsein” für den Mut zum Leisesein in<br />

einer Welt, in der laute Meinungen am ehesten wahrgenommen<br />

werden. Sie kritisiert auch, dass Leute erst<br />

jetzt draufgekommen sind, dass es Zeit ist “Haltung zu<br />

zeigen” gegen antidemokratischen Populismus. “Man<br />

könne Haltung vorleben, indem man sie einnehme und<br />

zeige, so die Autorin.” Und zwar rechtzeitig und präventiv<br />

und nicht, wenn es schon zu spät zu sein scheint.<br />

Duden Verlag, 10 Euro.<br />

Marko Mestrović, Robert Maschke, Duden Verlag, Tatum Magnus - Annapurna Pictures<br />

Özcan Cosar hat über Umwege<br />

als Breakdancer, fast Balletttänzer,<br />

Sportlehrer, Barkeeper und<br />

Zahnarzthelfer (wirklich wahr) zur<br />

Comedy gefunden. Zum Glück,<br />

denn er ist derzeit, hands down,<br />

einer der besten deutschen<br />

Comedians. Ob in seinen Sketches<br />

über seine Beschneidung, Generation<br />

Aldi oder warum Türken kein<br />

Weihnachten feiern: Er switcht<br />

gekonnt zwischen Hochdeutsch<br />

und Deutschtürkisch und performt<br />

einen Mix aus Singen, Tanzen und<br />

Jokes so fresh, dass dir der Ayran<br />

aus der Nase schießt.<br />

Wer hat nicht an dich geglaubt?<br />

Natürlich gibt’s immer wieder Menschen, die nicht an dich<br />

glauben. Aber ich denk mir einfach nur so: Ey, wenn’s klappt,<br />

dann klappt’s. Wenn’s nicht klappt, dann klappt’s halt nicht.<br />

Und lieber bin ich 60 und blick‘ zurück und denk‘ mir: Cool,<br />

dass ich’s versucht hab, anstatt zu denken: Shit, hätte ich es<br />

doch ausprobiert. Zum Glück lebe ich in Deutschland, auch<br />

wenn alles schiefgeht: Was soll passieren? Es geht immer<br />

weiter.<br />

Erzähl nochmal wie du zur Comedy gekommen bist?<br />

Ich war eigentlich bekannt dafür, dass ich früher bei so Hip<br />

Hop Jams und Battles auf die Bühne gegangen bin, das Mikro<br />

„Ey, wenn’s klappt,<br />

dann klappt’s.”<br />

klappt’s.“<br />

DIE LEHRLINGE DER<br />

SPAR-AKADEMIE UND DER<br />

ÖSTERREICHISCHEN<br />

BUNDESGÄRTEN PRÄSENTIEREN<br />

DIE AUSSTELLUNG:<br />

Exotische<br />

P F L A N Z E N<br />

UND FRÜCHTE<br />

16. – 24. MÄRZ 20<strong>19</strong><br />

GROSSES PALMENHAUS<br />

SCHÖNBRUNN<br />

gepackt und lustige Sachen gesagt<br />

habe. Einmal hat ein Freund von<br />

mir die Initiative ergriffen und mich<br />

gefragt, ob ich Bock hätte, eine<br />

Veranstaltung zu moderieren. So<br />

hab‘ ich den Kontakt zur Bühne<br />

bekommen. Und irgendwann hat<br />

uns dann ein Freund gezwungen,<br />

bei ihm in der Bar aufzutreten und<br />

dann hab‘ ich Blut geleckt, als die<br />

Menschen das erste Mal wirklich<br />

gelacht haben.<br />

Was willst du deinen Kindern vermitteln,<br />

wie sie mit ihrer doppelten<br />

Identität umgehen?<br />

Wenn ich an die Zukunft denke, will<br />

ich meinen Kindern nur vermitteln:<br />

Lebt so, wie ihr denkt, dass es richtig<br />

ist. Natürlich wird‘ ich ihnen meine Erfahrungen nahebringen.<br />

Entscheidungen müssen sie dann selber treffen und selbst<br />

ihren Weg gehen.<br />

Wie bringst du Familie und Beruf unter einen Hut, wenn du so<br />

viel unterwegs bist?<br />

Ja, das schaff’ nicht ich, das macht meine Frau. Sie hält die<br />

Stellung und immer, wenn ich nach Hause komme, finde ich<br />

wirklich einen Ruhepol, um Energie gemeinsam mit der Familie<br />

zu tanken. Man sagt ja, hinter jedem erfolgreichen Menschen<br />

steckt ein starker Partner und ich habe da wirklich Glück. Das<br />

kann ich jedem nur wünschen.<br />

Infos zur<br />

Veranstaltung<br />

PRÄSENT<strong>AT</strong>IONEN &<br />

VERKOSTUNGEN:<br />

täglich, 10:00 – 12:00 Uhr<br />

und 13:00 – 15:00 Uhr<br />

Diese Sonderausstellung ist<br />

zu den normalen Eintrittspreisen<br />

zu besichtigen.<br />

ÖFFNUNGSZEITEN:<br />

09:30 – 16:30 Uhr<br />

EINTRITTSPREISE:<br />

6,00 € (4,50 € ermäßigt)<br />

60 / KULTURA /<br />

Insert_Biber_Exotenausstellung_207x135.indd 1 18.02.<strong>19</strong> 07:56


„Die Leiden des jungen Todor“<br />

Wählen<br />

Sie!<br />

Von Todor Ovtcharov<br />

Sucuk & Spiele<br />

Neulich stand in Bulgarien ein ehemaliger<br />

Parlamentsabgeordneter vor Gericht.<br />

Die Anklage ist, dass er von einem<br />

Geschäftsmann eine Bestechung in der Form von<br />

vier Tonnen Sucuk (Rindertrockenwurst) verlangt<br />

habe. Der Abgeordnete meint, er wollte den<br />

ganzen Sucuk dem Premierminister schenken. Die<br />

Geschichte wurde bekannt als „Sucukgate“. Der<br />

Premierminister leugnte natürlich alles – er esse<br />

überhaupt keinen Sucuk. Es blieb die Frage: Hätte<br />

der Geschäftsmann die Bestechung bezahlt, wo<br />

würde er wohl die ganzen vier Tonnen lagern? Vielleicht<br />

wollte er eine riesige Sucuk–Party schmeißen<br />

und den Sucuk an seine Wähler verteilen? So wird<br />

er zu einem modernen Sucuk Robin Hood, der von<br />

denjenigen nimmt, die etwas haben (in diesem Fall<br />

Sucuk), und es denjenigen, die nichts haben, gibt.<br />

Aber warum wurde der Premierminister verwickelt?<br />

Vielleicht wäre es besser gewesen, gleich zur EU<br />

oder noch besser zur UNO zu gehen. Dann wäre es<br />

schwieriger rauszubekommen, ob die Verantwortlichen<br />

Sucuk mögen oder nicht.<br />

ORGIE IM ANZUG<br />

Und wenn man von der UNO spricht: Ein Freund<br />

von mir hatte vor einigen Jahren den Auftrag,<br />

das Weltwirtschaftsforum in Davos zu filmen. Die<br />

Auftraggeber sagten klar, dass er keine Menschen<br />

filmen solle, die essen, trinken oder Spaß haben.<br />

Mein Freund war natürlich einverstanden. Während<br />

des Forums stellte er fest, dass die Delegierten<br />

62 / MIT SCHARF /<br />

nichts anderes taten als zu essen und zu trinken.<br />

Er versuchte heldenhaft auf allen Empfängen,<br />

Buffets und „Arbeitsfrühstücken“, die Weltpolitiker<br />

nicht beim Essen zu filmen, doch immer wenn er<br />

versuchte, die andere Seite des Raumes zu filmen,<br />

sah er unzählige Kellner, die Berge von Essen<br />

hereinbrachten. Es war nicht leicht, alle Delegierten<br />

gemeinsam zu filmen, denn in dem Moment,<br />

als das passieren sollte, tanzten alle gemeinsam zu<br />

„Gangnam style“. Mein Freund sollte eine trockene<br />

Wirtschaftsreportage im Auftrag der UNO drehen,<br />

doch er befand sich auf einer Orgie. Ich sagte<br />

ihm, dass er selber schuld sei. Als sie ihm gesagt<br />

haben, er solle keine Menschen filmen, die essen,<br />

musste er damit rechnen, dass alle nur essen<br />

werden.<br />

Vielleicht habt ihr schon den vielfach für den<br />

Oscar nominierten Film „The Favourite“ vom Regisseur<br />

Yorgos Lanthimos gesehen. Dort erzählt man<br />

über eine englische Königin aus dem 18. Jahrhundert.<br />

Die politischen Entscheidungen im Land werden<br />

von einer Hofdame getroffen, die die Königin<br />

manipuliert. Währenddessen laufen die Staatsmänner<br />

gepudert und mit Perücken herum und haben<br />

Spaß. Sie schauen sich ein Entenrennen an (der<br />

Premierminister geht nirgendwohin ohne seine<br />

geliebte Rennente, die er an einer Leine herumführt),<br />

bewerfen sich mit Essen, während das Volk<br />

in Scheiße und Elend versinkt.<br />

Im Lauf der Weltgeschichte sind vier Tonnen<br />

Sucuk echt gar nichts. ●<br />

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