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JANUAR 2020<br />
ÖSTERREICH 6,30 € SCHWEIZ 9,70 SFR ITALIEN € 7,50 SPANIEN € 7,50 BELGIEN 6,50 € LUXEMBURG 6,50 € FINNLAND 7,40 €<br />
DEUTSCHLANDS GROSSES PFERDEMAGAZIN<br />
www.st-georg.de<br />
Mitteilungen des Deutschen<br />
Reiter- und Fahrer-Verbandes<br />
SILVESTER-WAHNSINN<br />
So kommt Ihr<br />
Pferd unbeschadet<br />
ins Neue Jahr!<br />
Helen Langehanenberg<br />
auf Annabelle<br />
ES GEHT DOCH!<br />
Weltspitze ganz<br />
ohne Vitamin B<br />
SPECIAL:<br />
NACHHALTIGKEIT<br />
0 1<br />
4 1 9 0 6 0 5 8 0 5 5 0 9<br />
5,50 €<br />
TRAININGS-TIPPS<br />
DIE WICHTIGSTE<br />
BELOHNUNG<br />
12<br />
TIPPS<br />
für warme<br />
Füße<br />
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19. bis 22. Dezember 2<strong>01</strong>9<br />
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Daia, Emanuela Dalla Costaa, Alessia Giordanoa, c, Eugenio U.L. Heinzla, Piermario Giongob, Gracia Pagnozzi, Simona Cannasa,<br />
Giulietta Minozzia, Michela Mineroa, Dipartimento di Medicina Veterinaria, Universita di Milano (in publication)<br />
**<br />
Anwenderbeobachtung Pferdeklinik Mühlen, Dr. Genn 2<strong>01</strong>7
EDITORIAL<br />
JAN TÖNJES, Chefredakteur<br />
jan.toenjes@st-georg.de<br />
WAS FÜR EIN JAHR!<br />
Das Jahr 2<strong>01</strong>9 war in vielerlei Hinsicht<br />
bemerkenswert. Licht und Schatten<br />
– na klar! Sportlich top: die Europameisterschaften<br />
– drei deutsche<br />
Damen in der Kür alleine auf dem Podium<br />
ließen im vorolympischen Jahr Vorfreude<br />
aufkeimen. Dazu das Abschneiden der deutschen<br />
Springreiter, der Titel von Ingrid Klimke und die<br />
Goldmedaille des deutschen Vielseitigkeitsteams<br />
bieten Anlass zu Optimismus. Auch wenn der<br />
Umstand mitschwingt, dass die Deutsche Reiterliche<br />
Vereinigung (FN) bei der Kaderbesetzung<br />
kein Problem mit Athleten hat, die wegen des<br />
Missbrauchs Schutzbefohlener verurteilt worden<br />
sind. Ja, so war 2<strong>01</strong>9 eben leider auch.<br />
2020: ein olympisches Jahr! In Tokio erlebt der<br />
Sport im August seinen Siedepunkt, vermutlich<br />
sogar wortwörtlich. Klimatisch ist Tokio im<br />
Hochsommer eher unerquicklich. Der Marathon<br />
der Leichtathleten wurde schon verlegt, über den<br />
Geländekurs der Vielseitigkeit wird diskutiert.<br />
Die Frage, warum sportliche Großveranstaltungen<br />
nicht in Regionen stattfinden können,<br />
in denen alle Sportler angenehme<br />
Bedingungen vorfinden, wird vom<br />
Internationalen Olympischen Komitee<br />
(IOC) ungern gehört.<br />
Ähnlich ungeniert agiert auch der<br />
Weltreiterverband (FEI). Der Versuch,<br />
dem CHIO Aachen die Nationenpreise<br />
zu entziehen, weil Aachens<br />
Hauptsponsor der FEI nicht genehm<br />
ist, ist gescheitert (S. 18) – vorerst. Beim Geld<br />
trägt die FEI Scheuklappen. Das Weltcup-Finale<br />
Springen und Dressur wird 2024 in Riad stattfinden.<br />
Saudi Arabien! Ein heißes Wüstenland, in<br />
dem Frauen nahezu rechtelos sind, das Inhaftierte<br />
auspeitschen und steinigen lässt, als Gastgeber<br />
des Sports, in dem Frauen und Männer gleichberechtigt<br />
gegeneinander reiten? Befremdlich!<br />
Auch bei Personalentscheidungen zuckt man<br />
zusammen. Im FEI-Dressurkomitee, dessen<br />
Entscheidungen indirekt auch immer Einfluss<br />
auf den „nationalen“ Sport haben, ist Klaus<br />
Roeser turnusgemäß ausgeschieden. Damit gibt<br />
es nun keine deutsche Stimme mehr in diesem<br />
Gremium. An seiner Stelle sitzt nun Patrik Kittel.<br />
Der Mann dient dank blauer Zungen, blutender<br />
Klaus Balkenhol<br />
im Podcast<br />
Wo lang geht es im Jahr 2020?<br />
Mäuler und unschönem Abreiten nicht gerade als<br />
Aushängeschild, sollte man meinen. Er ist aber<br />
als Vertreter der Veranstalter (Roeser organisiert<br />
als Geschäftsführer der PST-Marketing u. a.<br />
das Turnier in Neumünster) nun mit im Boot.<br />
Kittel, der im Münsterland auf der ehemaligen<br />
Reitanlage von Pony-Bundestrainerin Cornelia<br />
Endres sein Domizil hat, als Turnierveranstalter?<br />
Ja! Denn für den Dressurteil des Stockholmer<br />
Turniers gilt er als Veranstalter.<br />
Doch wollen wir die schönen Dinge<br />
nicht vergessen. Deutschland hat ein<br />
neues Thema: Nachhaltigkeit! Dem<br />
haben wir unser Special (ab S. 56) gewidmet.<br />
In der Februar-Ausgabe machen<br />
wir weiter, mit Produkten zum<br />
Thema. Schließlich noch das: Ich hatte<br />
das Glück, mit Klaus Balkenhol kurz<br />
vor seinem 80. Geburtstag sprechen zu<br />
können. Das Ergebnis ist ein Podcast (auf www.<br />
st-georg.de), den zu hören ich Ihnen ans Herz<br />
legen möchte. Balkenhols Betrachtung des Sports<br />
und sein Plädoyer für einen fairen Umgang mit<br />
dem Pferd, nicht nur im Spitzensport, passen in<br />
die Zeit der Besinnung rund ums neue Jahr. Aber<br />
nicht nur dann.<br />
Für den anstehenden Jahreswechsel (Tipps<br />
dazu ab S. 80) wünschen wir alle vom St.GEORG-<br />
Team Ihnen und Ihren Pferden Glück und Gesundheit<br />
im Stall. Und fröhliche Weihnachten!<br />
Herzlichst Ihr<br />
Foto: www.toffi-images.de<br />
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Lucatoni<br />
Lancer II - Loutano - Reichsgraf<br />
Köranwärter a.d. 1. Jahrgang<br />
bis Grand Prix gefördert<br />
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Feldjunge<br />
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Hocherfolgreich über<br />
Bundeschampionat bis Dressurklasse S<br />
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und Hengsthaltung<br />
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Hartmut Rönnau<br />
Tel. <strong>01</strong>70-8110344<br />
Für 2020 viel Züchterglück
INHALT<br />
JANUAR 2020<br />
SPECIAL<br />
NACH-<br />
HALTIG-<br />
KEIT<br />
Foto: Slawik<br />
56<br />
Special: Nachhaltigkeit –<br />
gute Ideen für den Stallalltag<br />
36<br />
Trainings-Tipps:<br />
Die wichtigste Belohnung<br />
– mach mal Pause!<br />
Foto: Schupp Foto: Lafrentz<br />
Helen Langehanenberg<br />
und Damsey<br />
28<br />
Es geht doch! Weltspitze<br />
ganz ohne Vitamin B: Helen<br />
Langehanenberg, Kent Farrington<br />
und Jonelle Price<br />
86<br />
12 Tipps für warme Füße<br />
Foto: von Hardenberg<br />
Foto: Bronkhorst<br />
80<br />
Silvester-Wahnsinn:<br />
So kommt Ihr Pferd<br />
unbeschadet ins neue Jahr!<br />
4 1/2020
AKTUELLES<br />
PFERDE & LEUTE 9<br />
SPORT AKTUELL 10<br />
Pferd des Monats, Sieger des Monats<br />
DOSSIER 18<br />
Entscheidungen der FEI-Generalversammlung<br />
NAMEN DES MONATS 22<br />
ZUCHT AKTUELL 74<br />
REPORTAGE<br />
◆ WO EIN WILLE IST, DA IST AUCH EIN WEG! 28<br />
Helen Langehanenberg, Kent Farrington und Jonelle Price<br />
haben es geschafft – trotz schwieriger Voraussetzungen<br />
REITEN<br />
◆ MACH MAL PAUSE! 36<br />
Zum richtigen Zeitpunkt eine Pause einlegen – eine oft<br />
unterschätzte Methode im Training<br />
SPECIAL<br />
◆ DER GROSSE KREISLAUF 42<br />
Nachhaltigkeit im Reitsport: Wir geben Tipps für den Stallalltag<br />
und zeigen Vorreiter in puncto Klimaschutz<br />
ZUCHT<br />
PRÄMIENFLUT UND EIN 1,9 MILLIONEN-HENGST 70<br />
Großzügige Urteile bei der Körung in Westfalen<br />
HOCH HINAUS 72<br />
In Oldenburg sprangen einige Hengste auffällig<br />
RATGEBER<br />
PFERDE & PRAXIS 77<br />
FRAGEN & ANTWORTEN 78<br />
Galoppvolten, Kündigungsfristen, Fesselträgerprobleme<br />
◆ ALLE JAHRE WIEDER STRESS 80<br />
Das bringt die Silvesternacht für Pferdebesitzer<br />
◆ NIE MEHR KALTE FÜSSE 86<br />
Warm durch den Winter kommen<br />
LICHT, LUFT UND GUTE IDEEN 88<br />
Wettbewerb „Qualitätsbetrieben gehört die Zukunft“<br />
MEDIZINNEWS 91<br />
Studie zu Pellets, Kritik an engen Nasenriemen uvm.<br />
AKTUELL 92<br />
Pferde in Tschernobyl, Naturfotografen uvm.<br />
KOMBI ODER SUV? 94<br />
Reiterautos im Praxistest<br />
JEDEN MONAT<br />
EDITORIAL 3<br />
LESERBRIEFE 6<br />
DER MOMENT 24<br />
XENOPHON 75<br />
IMPRESSUM 93<br />
TIPPS&TRENDS 96<br />
GEORGIE 98<br />
VORSCHAU 112<br />
FUSSNOTE 114<br />
DRFV AKTUELL<br />
CHANCE FÜR EINEN NEUANFANG 45<br />
Rolf Schettler, Vorsitzender der Fachgruppe Fahren,<br />
über den Status quo im Fahrsport und das Bundeschampionat<br />
der Fahrpferde in Moritzburg<br />
ANNA FÄHRT 46<br />
Zu Besuch bei Anna Sandmann<br />
BBR- UND DRFV-NEWS 51<br />
u. a. Fortbildungen und News<br />
◆ Das sind unsere Titelthemen<br />
Helen Langehanenberg<br />
hat sich selbst kaum<br />
Pausen gegönnt, um es<br />
bis an die Weltspitze zu<br />
schaffen – ihren Pferden<br />
aber schon, so wie hier<br />
Stute Annabelle.<br />
Bild: www.equitaris.de<br />
Jahr Top Special Verlag GmbH & Co KG,<br />
Troplowitzstr. 5, 22529 Hamburg<br />
REDAKTION:<br />
Tel.: 040/38 906-1<strong>01</strong>,<br />
Fax: 040/38 906-308<br />
e-mail: redaktion@st-georg.de<br />
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st.georg.pferdesport<br />
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Janina Kwiedor-Jacobsen<br />
Tel.: 040/38 906-260, Fax: -3<strong>01</strong>,<br />
e-mail: janina.jacobsen@st-georg.de<br />
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Tel.: 040/38 906-880,<br />
Fax: 040/38 906-885<br />
e-mail: service@st-georg.de<br />
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LESERBRIEFE<br />
BRIEF<br />
DES<br />
MONATS<br />
Ich blättere regelmäßig in Pferdezeitschriften, schaue mir die Inhalte<br />
an und kaufe dann fast immer St.GEORG. Diesmal habe ich mit großer<br />
Freude den Artikel über Vollblüter in der Zucht gelesen: ein besseres,<br />
klügeres Pferd als mein leider verstorbenes ,,Blüter“-Stütchen ist mir<br />
noch nicht wieder begegnet. Häufige Reaktionen bei Erstkontakt – sowohl<br />
des Schmiedes, als auch des Pferdedentisten – waren: ,,Oh, nein, das<br />
ist doch ein Blüter, oder!? Muss ich die sedieren?“ In der Folge waren sie dann<br />
durch das vernünftige Verhalten des Pferdes mehr als versöhnt. Der Nachfolger meiner<br />
Stute – ein über viele Generationen blutfreier Wallach, sicherlich auch ein gutes Pferd<br />
und besser ausgebildet – und ich haben nie richtig zueinander gefunden, weil mir der<br />
im Artikel beschriebene „schnelle Draht zum Hirn“ gefehlt hat. Martina Ihle per e-mail<br />
WIR VERLOSEN dieses<br />
Mal unter allen Leserbrief-<br />
Einsendern ein Paar Ariat<br />
„Devon Nitro“ Stiefeletten<br />
(in schwarz mit Reißverschluss<br />
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ZUM GLÜCK NICHT<br />
GEKÖRT<br />
St.GEORG 12/19, Editorial,<br />
S. 3, „Millionen-Macker“,<br />
kritischer Blick auf Körungen<br />
Ich freue mich immer,<br />
wenn ich endlich den neuen<br />
St.GEORG im Briefkasten<br />
habe. Zwei Stunden danach<br />
bin ich erst einmal nicht<br />
„erreichbar“... Verschlinge die<br />
Zeitschrift, trotz abonniertem<br />
Newsletter! Vielen Dank für<br />
Ihre gute Arbeit – weiter so!<br />
Ihr neues Editorial in der<br />
Dezember-Ausgabe spricht<br />
mir aus der Seele! Ich war<br />
dieses Jahr mit meiner Freundin,<br />
die selbst zum ersten Mal<br />
Hengst-Ausstellerin war, bei<br />
einer Körung. Je länger die<br />
Veranstaltung ging, desto<br />
mehr Zweifel schlichen sich in<br />
mein Gewissen. War das die<br />
richtige Veranstaltung für unser<br />
Pferd? Als mir dann auch<br />
noch ein Insider zuraunte,<br />
dass der ein oder andere Junghengst<br />
schon in den Genuss<br />
des Deckens gekommen ist,<br />
um ihn selbstbewusster und<br />
reifer erscheinen zu lassen, da<br />
wurde mein Herz schwer.<br />
Wo kommen wir hin, wenn<br />
eine johlende Zuschauermenge<br />
sich den Körsieger<br />
aussucht? Wenn Erziehung<br />
und artgerechte Haltung mit<br />
„Familienanschluss“ zu „nicht<br />
hengstig genug“ und „nicht gekört“<br />
führt? Ich wünsche mir:<br />
gestandene „Männer“ im Ring<br />
um den Besten des Zuchtgebietes,<br />
bei denen neben der<br />
Erscheinung vor allem das<br />
Interieur und die Rittigkeit<br />
bewertet werden kann.<br />
Foto: www.slawik.com<br />
Nicht für jeden Rentner ist die Haltung im Offenstall geeignet.<br />
Unser Pferd hat es zum<br />
Glück gut getroffen, er wird<br />
Wallach und bekommt ein<br />
gutes Zuhause... Mit Wiese<br />
im ambitionierten Amateurbereich<br />
– zum Glück wurde er<br />
nicht gekört!<br />
Sabine Mertens per e-mail<br />
VERTUSCHT<br />
www.st-georg.de, Blog vom 12.<br />
November, „Wenn der Pferdehalter<br />
auf den Wolf trifft …“, wie<br />
der Vorfall eines toten Fohlens<br />
durch einen Wolf in einem<br />
schleswig-holsteinischen Stall<br />
behandelt wurde (siehe auch<br />
Seite 16)<br />
Ich habe soeben Ihren<br />
Bericht gelesen – so ähnlich<br />
geschehen 2<strong>01</strong>8 in Neuwied.<br />
Hier fand ein Jäger in seinem<br />
Revier ein gerissenes Reh,<br />
welches zwei Kitze im Bauch<br />
hatte. Dem Jäger mit ca.<br />
30 Jahren Berufserfahrung<br />
war sofort klar, dass es sich<br />
hierbei um einen Wolf handeln<br />
musste. Der zuständige<br />
Wolfsbeauftragte musste fast<br />
nahezu genötigt werden, den<br />
Reh kadaver zwecks DNA-<br />
Tests abzuholen. Dieser wollte<br />
unbedingt glaubhaft machen,<br />
es handele sich um einen<br />
wildernden Hund. Der Wolfsbeauftragte<br />
fuhr mit dem,<br />
in einem blauen Müllbeutel<br />
verpackten Kadaver im Auto<br />
los und versuchte, diesen im<br />
Straßengraben zu entsorgen.<br />
Nur einer aufmerksamen<br />
Autofahrerin, welche an<br />
eine illegale Müllentsorgung<br />
dachte, war es zu verdanken,<br />
dass dies herauskam. Es ist<br />
ganz offensichtlich, dass hier<br />
von Seiten der Behörden die<br />
Ausmaße insgesamt vertuscht<br />
werden sollen.<br />
Name der Redaktion bekannt<br />
HILFREICH FÜR UNS<br />
St.GEORG 12/19, Medizinnews,<br />
S. 104, „Achtung Falle!“, Traktorund<br />
LKW-Reifen eignen sich<br />
nicht als Heuraufe<br />
Sehr interessant und<br />
hilfreich für mich finde ich<br />
den Artikel „Achtung Falle“<br />
LKW- oder Traktorreifen als<br />
Heuraufe! Bei uns im Stall<br />
wurde gerade genau über<br />
dieses Thema heiß diskutiert<br />
– ob diese Reifen als Heuraufe<br />
in Zukunft genutzt und<br />
angeschafft werden sollen.<br />
Uns Einstellern war nicht<br />
bewusst, dass diese Reifen so<br />
eine hohe Gefahrenquelle für<br />
Pferde darstellen. Vielen Dank<br />
für den Artikel, wir Einsteller<br />
werden uns jetzt nach anderen<br />
Alternativen umschauen, die<br />
nicht so gefährlich für unsere<br />
Fellnasen sind.<br />
Richarda Ziomek per e-mail<br />
ALTER KRACHER<br />
St.GEORG 12/19, Ratgeber,<br />
S. 86-93, „Fit durch den Winter“,<br />
alte Pferde gut durch die kalte<br />
Jahreszeit bringen<br />
Ihr hervorragender Oldie-<br />
Artikel reizt mich als langjährige<br />
Leserin erstmals zu einem<br />
Leserbrief. Die Rentnerweide<br />
muss kein Glücksfall für ein<br />
altes Pferd sein und käme für<br />
meinen alten Kracher auch<br />
nach aktiver Zeit nicht in<br />
Fra ge. Der 27-jährige, stark<br />
blutgeprägte westfälische Riese<br />
von Carte d‘or-Corde steht<br />
in einem Turnierstall in einer<br />
Paddockbox, ist fit, energiegeladen,<br />
wird noch regelmäßig<br />
leicht geritten und beschwert<br />
sich lautstark, wenn sein halb<br />
so alter Nachbar vor ihm aus<br />
der Box geholt wird. Auf einer<br />
Rentnerweide gäbe er sich mit<br />
Sicherheit ganz schnell auf.<br />
Hiltrud Oelschläger per e-mail<br />
SCHREIBEN SIE UNS<br />
Redaktion ST.GEORG,<br />
Troplowitzstr. 5, 22529 Hamburg,<br />
Fax: 040/38906-308 oder per<br />
e-mail: redaktion@st-georg.de<br />
Leserbriefe geben die per sönliche Meinung des Absenders, aber nicht un bedingt die Meinung der Redak tion wieder. Sie können von der Redak tion gekürzt werden.<br />
6 1/2020
Bayerns großes<br />
Fest des Pferdesports<br />
21. – 24. Nov. 2<strong>01</strong>9 · Olympiahalle<br />
Großer Preis der Deutschen Kreditbank AG: Triumph für Guido Klatte und Asagan M – Stefan Unterlandstättner, Vorstandsvorsitzender<br />
der Deutschen Kreditbank AG (r.) und Veranstalter Volker Wulff (l.) gratulierten dem strahlenden Sieger von München.<br />
Jean-François Pignon: Der Meister der<br />
Freiheitsdressur begeisterte das Publikum<br />
bei der MUNICH INDOORS Horse Gala<br />
mit seiner Show "Black & White".<br />
© EN GARDE Marketing GmbH | Fotos: Stefan Lafrentz, Thomas Hellmann | www.munich-indoors.de<br />
MEGGLE Champion of Honour 'over all':<br />
Christoph Koschel wurde als Gesamtsieger<br />
dieser Serie geehrt, die 'Dressur in<br />
Harmonie' in den Mittelpunkt rückt.<br />
J.J. Darboven Vereins-Initiative: Sönke<br />
Lauterbach von der FN (l.), Ute Lund (J.J.<br />
Darboven, 2.v.r.) und Volker Wulff (r.) mit<br />
Mitgliedern des RV Münchsmünster.<br />
Equipe Riders Lounge: Finja Bormann,<br />
Harm Lahde, Jens Baackmann und Felix<br />
Haßmann verfolgen das Geschehen am<br />
Rande des Parcours.<br />
Championat der Deutsche Vermögensberatung AG – DVAG: Mit<br />
seiner Erfolgsstute Queentina deklassierte Tobias Meyer die Konkurrenz<br />
im 4-Sterne-Hochkaräter am Samstagnachmittag.<br />
Deutsche Bank Preis: Die Britin Emma Hindle gewann mit<br />
der 13-jährigen Romy del Sol den Grand Prix Special am Sonntagmorgen<br />
und genoß die Ehrenrunde in der Olympiahalle.<br />
Finale Bayernchampionat 2<strong>01</strong>9: Der neue Bayernchampionat Hans-<br />
Peter Konle sowie Tobias Bachl (Platz 2) und Maximilian Ziegler (Platz 3)<br />
feierten die Rückkehr von Bayerns Besten zu den MUNICH INDOORS.<br />
IDEE KAFFEE Preis: Veranstalter Volker Wulff (EN GAR-<br />
DE) und Winfried Thaller (Sales Manager J.J. Darboven)<br />
gratulieren David Will und Spring Dark zum Sieg.<br />
MEGGLE Grand Prix Kür: Marina und Toni Meggle sowie Turnierchef<br />
Volker Wulff (r.) freuen sich mit Matthias Bouten und<br />
Meggle's Bosten über den Sieg in der Kür.<br />
Equiline Youngster Cup: Nisse Lüneburg (mit Look at me<br />
R) gewann die Serie für 8-jährige Springpferde. Gesamtsieger<br />
bei den 7-jährigen Youngstern wurde Holger Wulschner.
PFERDE LEUTE<br />
Nachrichten, Meldungen und Meinungen aus der Pferde-Welt<br />
Helden in<br />
Strumpfhosen<br />
MUNICH INDOORS Wie heißt das?<br />
Man muss es halt tragen können…<br />
Und nein, dies ist keine Neuauflage<br />
des Hollywood-Klassikers<br />
„Ein Pyjama für zwei“. Die beiden<br />
Herren, die sich hier einmal disziplinübergreifend<br />
betätigen, sind<br />
Guido Klatte jr. und Maximilian Lill.<br />
Sie übten sich beim Voltigieren.<br />
Offensichtlich eine gute Vorbereitung,<br />
denn Guido Klatte jr. und<br />
Asagan M siegten am nächsten<br />
Tag im Großen Preis (S. 16).<br />
Foto: sportfotos-lafrentz.de<br />
1/2020<br />
9
PFERDE LEUTE<br />
SIEGER DES<br />
MONATS<br />
PFERD<br />
DES<br />
MONATS<br />
Lisa Müller und<br />
Stand by me siegten<br />
im Grand Prix<br />
für den German<br />
Master 2<strong>01</strong>9.<br />
1<br />
BEN MAHER (GBR)<br />
Explosion W v. Chacco-Blue<br />
CSI5* GCL Play off<br />
Prag (CZE)<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
GEWINNSUMME:<br />
300.000 Euro<br />
SIMON DELESTRE (FRA)<br />
Hermes Ryan v.<br />
Hugo Gesmeray<br />
CSI5* Grand Prix<br />
Paris (FRA)<br />
GEWINNSUMME:<br />
99.000 Euro<br />
PIETER DEVOS (BEL)<br />
Apart v. Larino<br />
CSI5* World Cup<br />
Stuttgart (GER)<br />
GEWINNSUMME:<br />
80.000 Euro<br />
Adrienne Sternlicht (USA)<br />
Just A Gamble v. Toulon<br />
CSI4* Grand Prix<br />
Wellington (USA)<br />
GEWINNSUMME:<br />
ca. 62.300 Euro<br />
MARCUS EHNING (GER)<br />
Pret A Tout v. Hiram<br />
Chambertin<br />
CSI5* World Cup<br />
Madrid (ESP)<br />
GEWINNSUMME:<br />
53.130 Euro<br />
Foto: FEI/Thomas Reiner Foto: ESP<br />
Foto: FEI Foto: EEM<br />
Foto: GC Playoffs/G<br />
Stedi – der, der immer will<br />
Bei der Platzierung des Grand Prix von Stuttgart rieb sich manch einer<br />
die Augen: Platz eins Lisa Müller, Platz zwei Ingrid Klimke, Platz drei<br />
Isabell Werth? Was war denn da los?<br />
Eeine Sternstunde in Stuttgart war da los. Nämlich<br />
die von Lisa Müller, die den zwölfjährigen<br />
Oldenburger STAND BY ME zu einem 75,913<br />
Prozent-Sieg im Grand Prix des German Dressage<br />
Master ritt und im Special Dritte wurde mit<br />
76,553 Prozent. Noch vor einigen Jahren wären<br />
das Ergebnisse gewesen, die auch in Deutschland<br />
für einen Teamplatz gereicht hätten. Stand by me,<br />
vollständig Gut Wettlkam’s Stand by Me OLD,<br />
kurz Stedi, ist ein Sohn des Stedinger aus einer<br />
De Niro-Mutter und seit gut drei Jahren bei Lisa<br />
Müller: „Ich persönlich sage, das ist ein sehr gutes<br />
Pferd! Ich muss noch besser werden, dann wird<br />
das was mit uns.“ Tatsächlich hat der Wallach<br />
keine Schwächen, punktet dafür insbesondere in<br />
der Piaffe-Passage -Arbeit – etwas, was nicht zuletzt<br />
auch mit seinem Charakter zusammenhängt,<br />
denn ein faules Pferd wird kaum je ausdrucksvoll<br />
piaffieren. Stand by me ist das Gegenteil von faul,<br />
bekräftigt Lisa Müller: „Er will immer! Ich brauche<br />
ihn nie zu bitten, er macht und nimmt mich<br />
mit.“ Wenn Fehler passierten, dann meistens,<br />
weil sie die Lektionen nicht gut genug vorbereitet<br />
habe oder weil es ihr nicht gelungen sei, Stedis<br />
Übereifer zu dosieren, so die 29-Jährige, deren<br />
Fußballer-Ehemann Thomas sich auch als Züchter<br />
einen Namen gemacht hat (s. S. 70/71). Übereifer<br />
ist ja eher ein Luxusproblem für den Reiter. Und<br />
Stedi hat nicht nur Go, er liebt auch den großen<br />
Auftritt. „Wenn geklatscht wird, schaut er sich um<br />
und genießt. Angst hat er keine und guckig ist er<br />
eigentlich auch nicht.“<br />
Ehe er zu Lisa Müller kam, ging Stedi unter<br />
Sandra Nuxoll, die ihn bis zur schweren Klasse<br />
ausgebildet hat. Das erste Gefühl auf ihm beim<br />
Ausprobieren war „Liebe auf den ersten Ritt“, so<br />
Müller. „Wir haben sofort zusammengepasst. Es<br />
war, als kannten wir uns schon ewig.“ Trotzdem<br />
hat sie sich viel Zeit gelassen. Im ersten Jahr konzentrierten<br />
sie sich aufs Kennenlernen in Prix St.<br />
Georges und Intermédiaire I. Parallel dazu lernte<br />
der Wallach schon mal Piaffe und Passage an der<br />
Hand. Die ersten Prüfungen in der Königsklasse<br />
ritt noch Lisa Müllers Trainerin Isabell Werth, ehe<br />
schließlich Müller selbst übernahm. 2<strong>01</strong>8 stellte<br />
sie ihn in den ersten nationalen Grand Prix-Prüfungen<br />
vor. Dieses Jahr starteten sie international<br />
durch. Und wie! Bei sämtlichen Auftritten erhielten<br />
sie 70 Prozent-Plus-Bewertungen, Tendenz<br />
steigend. So richtig ins Gespräch brachten sie<br />
sich mit ihren beiden zweiten Plätzen in Fritzens<br />
(AUT), jeweils hinter Trainerin Isabell Werth<br />
und vor Olympiareiterin Judy Reynolds. Stuttgart<br />
waren ihre bislang besten Ergebnisse. Und Lisa<br />
Müller ist sicher, da geht noch was: „Wir als Kombination<br />
sicherlich noch nicht, aber Stedi ist eines<br />
der besten Pferde des Landes.“<br />
DW<br />
Foto: Karl-Heinz Frieler<br />
10 1/2020
KOMMENTAR<br />
Immer diese Neider!<br />
Kaum war die Meldung vom Erfolg Lisa<br />
Müllers in Stuttgart online, kamen auf Facebook<br />
die ersten fiesen Kommentare mit dem<br />
Tenor „Ohne das Geld ihres Mannes würde sie da ja gar nicht<br />
mitreiten“. Es ist nun mal so, dass gute Pferde viel Geld kosten,<br />
keine Frage. Aber knapp 76 Prozent im Grand Prix kann man<br />
sich nicht erkaufen, dafür muss man reiten können. Lisa Müller<br />
ist vor neun Jahren noch L-Dressur geritten. So schnell an<br />
die Weltspitze schafft man es sicherlich nicht ohne finanzielle<br />
Unterstützung. Doch es gibt einige Reiter ihres Alters, die die<br />
gleichen Möglichkeiten haben, aber nicht halb so erfolgreich<br />
unterwegs sind. Also bitte lasst doch einfach dieses Gehate in<br />
den Sozialen Netzwerken! Dominique Wehrmann<br />
Die Queen tanzt<br />
STUTTGART Wie sagte JESSICA VON<br />
BREDOW -WERNDL neulich? „Wenn ich<br />
mit meinem Pferd tanzen will, muss<br />
ich ihm ein guter Tanzpartner<br />
sein.“ Dieser Gedanke nahm bei<br />
den Stuttgart German Masters<br />
Gestalt an, als sie und Dalera<br />
(„Queen Dalera“) mit 88,440 Prozent<br />
die Weltcup-Kür gewannen.<br />
So leicht und harmonisch und mit so<br />
viel offensichtlicher Freude am gemeinsamen<br />
Tun sieht man selten eine Prüfung! Für die<br />
Harmonie zwischen Reiter und Pferd<br />
gaben die Richter zweimal die 10, dreimal<br />
die 9,5. Das Nachsehen hatten die dreifachen<br />
Finalsieger ISABELL WERTH und<br />
Weihegold. Werth konnte sich im Grand<br />
Jessica von<br />
Bredow-Werndl<br />
und Dalera BB.<br />
Der Gott auf dem Bock<br />
FAHRSPORT Der<br />
in den Niederlanden<br />
beheimatete<br />
Australier Boyd<br />
Exell ist seit April<br />
zwölf Prüfungen<br />
gefahren und hat alle<br />
gewonnen (bis auf<br />
das Jump and Drive<br />
in Aachen, wo er in<br />
der Staffel fuhr) –<br />
inklusive sämtlicher<br />
Weltcup-Stationen:<br />
Lyon, Maastricht,<br />
Stuttgart und zuletzt<br />
Stockholm.<br />
Foto: Karl-Heinz Frieler<br />
Boyd Exell bei<br />
seinem Sieg in<br />
Stockholm<br />
Foto: ROLAND THUNHOLM<br />
Dieselbe Ehrung wurde auch BENJAMIN<br />
WERNDL für Famoso zuteil. Das Piaff<br />
Förderpreis-Finale ging an die<br />
Deutsche Bank Reitsport-Akademistin<br />
BIANCA NOWAG<br />
mit Sir Hohenstein. German<br />
Master im Parcours wurde<br />
MARTIN FUCHS auf Tam Tam<br />
du Valon. Im Weltcup-Springen<br />
waren Mannschaftseuropameister<br />
PIETER DEVOS (BEL) und Apart<br />
wie schon 2<strong>01</strong>8 nicht zu schlagen.<br />
German<br />
Master im<br />
Parcours:<br />
Martin<br />
Fuchs und<br />
Tam Tam<br />
du Valon.<br />
Foto: Karl-Heinz Frieler<br />
Sieg im Piaff<br />
Förder-Preis<br />
Bianca Nowag und<br />
Sir Hohenstein<br />
Prix Special trösten als sie zum 15. Mal (!)<br />
den German Master-Titel holte und zum<br />
vierten Mal in Folge mit Emilio. Zweiter<br />
war mit persönlicher Bestleistung von<br />
77,936 Prozent HUBERTUS SCHMIDT<br />
auf Escolar, gefolgt von Lisa Müller und<br />
Stand by me (siehe S. 10). Reitmeister<br />
Schmidt hatte noch einen weiteren Grund<br />
zur Freude, als ihm der Otto-Lörke-Preis<br />
für die Ausbildung des besten Nachwuchs-<br />
Grand Prix-Pferdes verliehen wurde.<br />
Foto: Karl-Heinz Frieler
SPORT AKTUELL<br />
NOTIZEN<br />
SPORT<br />
Frauenpower<br />
Beim Weltcup-Springen<br />
in Poznan (POL) wurde<br />
JANI NE RIJKENS (29)<br />
mit C Vier Vierte und<br />
ZOE OSTERHOFF (20)<br />
auf Chacenny Siebte. Die<br />
Rheinländerin LOUISA<br />
MÜLLER und Salitos<br />
wurden Fünfte im Großen<br />
Preis von Rouen (CSI4*).<br />
Viele gute Ideen<br />
Beim ersten FN-FORUM<br />
ZUR ZUKUNFT DES<br />
TURNIERSPORTS<br />
wurden viele gute Ideen<br />
vorgestellt, manche schon<br />
bewährt, andere neu:<br />
Sieger ehrungen ohne<br />
Pferd, die Möglichkeit,<br />
spontan nachzunennen,<br />
Teilung nach Leistungsklassen,<br />
Nachwuchs -<br />
prüfungen, in denen zwei<br />
Pferde auf dem Viereck<br />
sind, damit eines sich<br />
parallel an die Umgebung<br />
gewöhnen kann … Aber<br />
noch sind viele Fragen<br />
offen – Fortsetzung folgt.<br />
Badminton ohne<br />
Sponsor?<br />
Sehr wahrscheinlich findet<br />
der CCI5* Badminton 2020<br />
ohne Titelsponsor statt.<br />
Mitsubishi Motors hat sich<br />
nach 28 Jahren zurückgezogen.<br />
Gleichzeitig gibt<br />
es zwei neue „bedeutende“<br />
Unterstützer: Mars<br />
Equestrian und Science<br />
Supplements.<br />
Foto: Crawford Foto: Toffi<br />
Foto: FEI/Daniel Kaiser<br />
Isabell Werth und Emilio<br />
Aktuelle Meldungen finden Sie auf www.st-georg.de<br />
Isabells Sieg & Bennis Best<br />
Die Stars von morgen<br />
in Aachen<br />
Bei den Aachen Youngstars des Salut Festivals<br />
hieß es für die besten deutschen Nachwuchsspringreiter<br />
kurz vor Ende des Jahres noch<br />
einmal ein Zeichen setzen. Denn viele, die einst<br />
beim Salut Festival antraten, reiten inzwischen<br />
im internationalen Spitzensport mit. Die<br />
CHAMPIONS 2<strong>01</strong>9 beim „kleinen Aachen“<br />
wurden in vier Altersklassen gekürt.<br />
Bei der Siegerehrung galoppierten Charlotte<br />
Stuppi und Asterix bei den Children und Lara<br />
Tönnissen mit Clarissa im Bereich der Ponys<br />
an der Spitze der Ehrenrunde. Beste Juniorin<br />
war Alina Sparwel auf Ma Petite, beste Junge<br />
Reiterin Mylen Kruse mit Chaccmo.<br />
Wichtige Weltcup-Punkte gab es für die Dressurreiter<br />
bei den Amadeus Horse Indoors in Salzburg.<br />
Die meisten davon sicherte sich ISABELL<br />
WERTH auf Emilio. Die beiden waren weder im<br />
Grand Prix (78,957 Prozent) noch in der entscheidenden<br />
Kür (85,906) zu schlagen. BENJAMIN<br />
WERNDL stellte mit Daily Mirror gleich zweimal<br />
ein persönliches Bestergebnis auf: im Grand Prix<br />
mit 77,717 Prozent und in der Kür mit 84,705<br />
Prozent, Platz zwei. Da Werth als Vorjahressiegerin<br />
bereits für das Finale in Las Vegas im<br />
April 2020 qualifiziert ist, führt Benjamin Werndl<br />
das Zwischenranking der Westeuropa-Liga nach<br />
den ersten fünf Etappen nun vorläufig an. Zweite<br />
ist momentan HELEN LANGEHANENBERG,<br />
die mit Annabelle, „Mausi“, in Salzburg Platz vier<br />
belegte (78,15) – für die elfjährige Holsteiner Stute<br />
war es erst die zweite internationale Kür ihrer<br />
Karriere. Das Paar landete hinter VICTORIA<br />
MAX-THEURER auf Benaglio (78,525), die außerdem<br />
den Grand Special auf Rockability für sich<br />
entscheiden konnte (72,149).<br />
Der Sieg im Großen Preis ging an den US-<br />
Amerikaner ANDREW KOCHER auf Squirt Gun<br />
(0 Fehler/39,54 Sekunden). Platz zwei sicherte sich<br />
der Belgier Wilm Vermeir mit Jacqmotte (0/41,26)<br />
vor Alexandra Thornton (GBR) mit Cornetto<br />
K (0/43,30). Einzige deutsche Teilnehmer am<br />
Stechen waren FELIX HASSMANN und Cayenne,<br />
die nach zwei Abwürfen Sechste wurden. Das<br />
Finale des European Youngster Cup dominierte<br />
TERESA JURK aus Bayern auf Waikadia.<br />
40. PSI Auktion mit<br />
Rekordergebnis<br />
Die PSI-Auktion in Ankum avancierte zur<br />
erfolgreichsten in ihrer 40-jährigen Geschichte.<br />
Dressurspitze wurde V-PLUS GOLD v. Vivaldi,<br />
der für 1,3 Millionen Euro nach Luxemburg in<br />
den Stall Dressage Grand-Ducal ging und weiter<br />
von seinem Reiter Frederic Wandres ausgebildet<br />
werden soll. Teuerstes Springpferd war Chacco‘s<br />
Lando v. Chacco-Blue. Er wurde für 1,25 Millionen<br />
Euro verkauft. Die Auktion mit 49 Pferden<br />
lieferte den bisher höchsten Gesamterlös: 19,15<br />
Millionen Euro. Die Dressurkollektion brachte<br />
insgesamt 9,59 Million Euro (Durchschnittspreis:<br />
383.960 Euro). Die Springpferde brachten 9,56<br />
Million Euro (Durchschnittspreis: 398.333 Euro).<br />
12 1/2020
Exklusives über Explosion W<br />
Der erst zehnjährige KWPN-Wallach EXPLOSION W springt<br />
nicht, er fliegt. Wissenswertes über Ben Mahers Wunderpferd<br />
● Explosion W ist im November 2<strong>01</strong>9 an zwei Britinnen verkauft worden, bleibt aber<br />
im Beritt von Ben Maher. Das war Bedingung der Vorbesitzer, der Familie Moffitt.<br />
● Geboren 2009, Züchter ist Willy Wijnen, Grundausbildung in den Niederlanden<br />
von Marielle de Veer. Züchter Wijnen: „In dieser Zeit erhielt ich 150 Anrufe aus der<br />
ganzen Welt, ob ich das Pferd verkaufen will.“ Aber er hatte bestimmte Reiter im<br />
Kopf, die passen könnten, darunter Ben Maher.<br />
● 2<strong>01</strong>6 erster internationaler Start unter Ben Maher.<br />
● Erster Nationenpreis 2<strong>01</strong>8 mit Emily Mason, ehemals Stallreiterin der Poden Farms<br />
(Familie Moffit): Sieg mit zwei Null-Fehler-Runden. Danach übernimmt Ben Maher.<br />
● Sechs Global Champions Tour Grand Prix-Siege in zwei Saisons.<br />
● Jüngstes Pferd, das je die Global Champions Tour-Gesamtwertung gewann.<br />
● Bisherige Lebensgewinnsumme: rund 1,67 Millionen Euro.<br />
SAISON 2<strong>01</strong>9<br />
● CHIO Aachen: Sieger im Preis von Europa, Dritter im Großen Preis.<br />
● EM Rotterdam: Team-Bronze, Silber in der Einzelwertung.<br />
● Global Champions Tour und -League-Finale: zweiter Gesamtsieg in Folge.<br />
● Global Champions Tour Super Grand Prix: Sieg!<br />
STATISTIK<br />
● 2<strong>01</strong>8: 63 Parcours, 46 ohne Fehler<br />
● 2<strong>01</strong>9: 56 Parcours, 45 ohne Fehler<br />
Atlantic Turnout<br />
www.bucas.com
SPORT AKTUELL<br />
NOTIZEN<br />
LEBENSLAUF<br />
GEWINN-<br />
SPIEL<br />
Baden Classics 2020 –<br />
Karten zu gewinnen!<br />
Vom 30. Januar bis 2. Februar<br />
blickt die Pferdewelt<br />
nach Offenburg zum CSI<br />
BADEN CLASSICS mit<br />
Voltigierprüfungen. Wir<br />
verlosen 3 x 2 Eintrittskarten<br />
für einen Tag Ihrer<br />
Wahl. Die Zeiteinteilung<br />
finden Sie unter www.<br />
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geworden? Dann schnell<br />
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gewinn/baden-classics-2020<br />
gehen und<br />
mitmachen! Viel Glück!<br />
Olympia-Aus für<br />
Kanada?<br />
Bei der kanadischen<br />
Springreiterin NICOLE<br />
WALKER wurde im<br />
Rahmen der Pan-Amerikanischen<br />
Spiele bei einer<br />
Dopingprobe ein Kokain-<br />
Abbauprodukt im Organismus<br />
gefunden. Walker<br />
ist vorläufig gesperrt. Was<br />
noch schwerer wiegt: Sollte<br />
Walker vom FEI-Tribunal<br />
schuldig gesprochen<br />
werden, bedeutet dies das<br />
Olympia-Aus für Kanada,<br />
da die Mannschaft sich bei<br />
den Pan-Am-Games für<br />
Tokio qualifiziert hatte und<br />
Walkers Ergebnis gestrichen<br />
werden würde.<br />
Carlos kann‘s<br />
Mit Pony-Hengst Carlos<br />
WE gewann JULIE SOFIE<br />
SCHMITZ-HEINEN (12,<br />
s. S. 1<strong>01</strong>) das Bundesnachwuchschampionat<br />
der Ponydressurreiter.<br />
Bundestrainerin Cornelia<br />
Endres: „Julie Sofie ist ein<br />
tolles Talent!“<br />
Foto: Baden Classics<br />
Er war das letzte Zuchtprodukt von Friedrich Butt, dessen Pferde das Geschehen im<br />
Vielseitigkeitssport über Jahre prägten. Die Rede ist von BUTTS AVEDON, den Andreas<br />
Dibowski nun aus dem großen Sport verabschiedete. „Ave“ wird jetzt Lehrmeister<br />
Als letzter deutscher Reiter musste<br />
Andreas Dibowski mit Leon, der<br />
ebenso wie Abraxxas aus der Zucht<br />
des verstorbenen Friedrich Butt<br />
stammt, ins Viereck. Auch er zeigte<br />
sich seit Luhmühlen und Aachen<br />
stark verbessert. „Ihm hat gut<br />
getan, dass ich mich in Warendorf<br />
und hier in Hongkong nur um ihn<br />
gekümmert habe“, meinte Andreas<br />
Dibowski, der mehr als zufrieden<br />
mit seinen 39,6 Punkten war. Auch<br />
er hatte noch nie so oft diese Aufgabe<br />
geritten.<br />
2003<br />
Ein Hengstfohlen<br />
v. Heraldik<br />
xx erblickt bei<br />
Friedrich Butt<br />
im niedersächsischen<br />
Bülkau<br />
das Licht der Welt: Butts Avedon. Seine<br />
Mutter Andora (Bild links) verhalf<br />
Vielseitigkeitsreiter Andreas Dibowski<br />
054_062_STG_0908 Olympia_VS.qxp:Layout 1 21.08.2008 12:52 Uhr Seite 6<br />
2009<br />
galoppiert Butts<br />
Avedon bei den Weltmeisterschaften<br />
der<br />
jungen Vielseitigkeitspferde<br />
auf Rang neun<br />
bei den Sechsjährigen.<br />
Im Sattel wie immer:<br />
Andreas Dibowski.<br />
Der Geländekurs<br />
„Wir hatten hier ein sehr heterogenes<br />
Feld“, stellte Chefrichter Martin<br />
Plewa nach der ersten Teilprüfung<br />
fest. „Die Topreiter ritten auf sehr<br />
hohen Niveau, wir hatten elf Pferde<br />
mit weniger als 40 Strafpunkten<br />
in der Dressur. Das ist schon sehr<br />
erfreulich.“<br />
Der vom Briten Mike Etherington-Smith<br />
erdachte Geländekurs<br />
58 ST.GEORG 9/2008<br />
Hongkong 2008 Hongkong 2008 Hongkong 2008<br />
Abb 09_2008_neu.indd 2 02.12.19 16:54<br />
im Golf- und Country-Club von<br />
Beas River war deutlich schwerer<br />
als der bei den Olympischen Spielen<br />
in Athen. Dort hatte die Vielseitigkeit<br />
erstmals im neuen Prüfungsformat<br />
ohne Rennbahn und<br />
Wegestrecken stattgefunden. „Weil<br />
man keine richtigen Erfahrungswerte<br />
hatte, musste man sich in<br />
Athen erst einmal an die Formel<br />
herantasten“, so Rüdiger Schwarz,<br />
der bei den Weltreiterspielen in<br />
Aachen für den Geländeaufbau zuständig<br />
war. 29 Hindernisse mit<br />
insgesamt 39 „jumping-efforts“, also<br />
Sprüngen, standen auf dem<br />
4560 Meter langen Kurs, der deutlich<br />
um zwei Minuten verkürzt<br />
worden war. „Wir mussten mit großer<br />
Hitze rechnen und können<br />
dem Herrgott danken, dass es an<br />
diesem Tag bewölkt war“, so Mike<br />
Ethe rington-Smith später. „Wir reiten<br />
hier ein Stechen über 4560 Meter“,<br />
meinte Andreas Dibowski angesichts<br />
der Schlag auf Schlag folgenden<br />
Hindernisse. Lange Galoppstrecken<br />
suchte man ver geblich,<br />
die Pferde hatten es daher<br />
schwer, auf dem kringeligen Kurs<br />
ihren Rhythmus zu finden. So hätte<br />
man sich vor allem im ersten<br />
Viertel eine motivierende Linienführung<br />
gewünscht. Bereits das<br />
erste Hindernis war schräg zu<br />
springen und nicht gerade anzureiten.<br />
Das zog sich durch den ganzen<br />
Kurs, auch in den Kombinationen,<br />
hindurch. Die deutschen<br />
Reiter sind ihn bis zu sechs Mal<br />
abgegangen, um genau den richtigen<br />
Wendepunkt, das richtige Timing<br />
für das Aufnehmen der Pferde<br />
zu finden. Es gab viele Aufgaben,<br />
die zum Standardprogramm<br />
eines Geländekurses ge hören, wie<br />
z.B. die beiden schräg stehenden<br />
Häuschen im ersten Wasser oder<br />
Sprung 9 a,b und c – ein Tiefsprung<br />
mit schmalen Elementen<br />
dahinter. Einen Coffin oder eine<br />
Sunken Road hingegen suchte man<br />
vergeblich. Auf Anweisung von<br />
FEI Präsidentin Prinzessin Haya<br />
2<strong>01</strong>7<br />
Der Einschnitt in der<br />
Karriere von Butts Avedon.<br />
Beim abschließenden<br />
Springen des CCI4* in<br />
Luhmühlen verletzt er sich<br />
schwer, fällt lange aus.<br />
2<strong>01</strong>8<br />
kehrt Avedon<br />
zurück in den<br />
Sport und ist als<br />
Reservist für die WM in<br />
Tryon vorgesehen. Dort<br />
geht Corrida, während<br />
der Rest der Saison für<br />
Ave „eine Achterbahn der<br />
Gefühle“ ist, wie Dibo beschreibt:<br />
Sturz in Burghley,<br />
Verweigerung in Pau.<br />
Reiter ohne Hindernisfehler: 45<br />
Verweigerungen insgesamt: 30<br />
Stürze von Pferd und/oder<br />
Reiter: 4<br />
Prüfung beendet: 57 Paare<br />
musste Aufbauer Mike Etherington-Smith<br />
am Tag vor dem Geländeritt<br />
am Einsprung zum Hinderniskomplex<br />
18 eine „kosmetische“<br />
Änderung vornehmen. Anstelle<br />
von Steinen als Absprunghilfe<br />
mussten Hecken gepflanzt werden.<br />
Die Ground Jury erfuhr von dem<br />
Umbau erst, so Chefrichter Martin<br />
Plewa, als er fertig geste lt war. Diese<br />
ungewöhnliche und nicht regelkonforme<br />
Änderung sorgte für allerlei<br />
Diskussionen (siehe Seite 66).<br />
Es war ein „Geschenk des Himmels“,<br />
dass der zweifache Olympiasieger<br />
von 1984 und 1988, Mark<br />
Todd, als „Pfadfinder“ (erster Reiter)<br />
auf die Strecke ging. Er kam sicher<br />
und ohne Hindernisfehler ins<br />
der blut iden ti sche<br />
Butts Abraxxas (li.,<br />
die Mütter waren<br />
Schwestern) mit<br />
Ingrid Klimke Teil<br />
der Gold-Equipe<br />
bei den Olympischen<br />
Spielen in<br />
Hongkong.<br />
2<strong>01</strong>0<br />
wird der Rappwallach<br />
unter<br />
Dibo Zweiter<br />
der Weltmeisterschaft<br />
der<br />
siebenjährigen<br />
Vielseitigkeitspferde.<br />
2<strong>01</strong>1<br />
gewinnt Butts<br />
Avedon den CCI3* in<br />
Boekelo – für Dibo die<br />
Antwort darauf, dass<br />
sie nur als Reservisten<br />
für die Europameisterschaft<br />
in Luhmühlen<br />
vorgesehen waren.<br />
2<strong>01</strong>3<br />
ist das Jahr der Europameisterschaft<br />
in Malmö<br />
(SWE), das erste und einzige<br />
Senioren-Championat, das<br />
Andreas Dibowski und „Ave“<br />
bestreiten. Sie holen Mannschaftsgold<br />
und platzieren<br />
sich in der Einzelwertung<br />
auf Platz 16.<br />
2<strong>01</strong>9<br />
läuft‘s – Platz drei beim CCI4*-S in Kronenberg,<br />
Sieg beim CCI4*-S in Strzegom<br />
und die Krönung: Rang acht beim CCI5*-L<br />
in Pau. Wenn‘s am schönsten ist, soll man<br />
aufhören. Dibo: „Es gibt Pferde, mit denen<br />
ist alles anders. Mit ihnen ist alles besonders.<br />
Es gibt Avedon.“ Der wird nun Schulmeister<br />
für die Enkelin seines Besitzers, Dr.<br />
Manfred Giensch. Alles Gute, Avedon!<br />
1997 bei der EM in Burghley<br />
zum internationalen Durchbruch.<br />
Großmutter Anatevka<br />
(re.) v. Wiesenbaum xx ist<br />
die Stammstute der Zucht<br />
von Friedrich Butt. Er ritt<br />
Anatevka selbst Vielseitigkeit,<br />
Springen und Dressur,<br />
nachdem sie zuvor bereits<br />
23 Rennen gegangen war.<br />
2008<br />
Butts Avedon wird<br />
Bundeschampion<br />
der fünfjährigen<br />
Vielseitigkeitspferden<br />
mit Andreas<br />
Dibowski.<br />
Wertnote im<br />
Gelände: 9,5. Im<br />
selben Jahr ist<br />
2<strong>01</strong>2<br />
werden Andreas<br />
Dibowski und<br />
Butts Avedon<br />
Dritte beim CCI4*<br />
in Luhmühlen,<br />
dem, was heute<br />
der CCI5*-L ist,<br />
sozusagen ihrem<br />
Heimturnier.<br />
Fotos: Toffi, Hogrebe, Rau (3), Archiv St.GEORG, Privat<br />
14 1/2020
„Er ist zweifelsohne<br />
ein abnormal<br />
gutes Pferd!“<br />
Christian Ahlmann über Dominator<br />
2000 Z<br />
Foto: FEI/Thomas Reiner<br />
Christian Ahlmann braucht sich mit Dominator 2000 Z um die Zukunft keine Sorgen zu machen.<br />
Deutscher Dreifach-Erfolg<br />
MADRID Dorothee Schneider und Sammy<br />
Davis Jr. waren das Maß der Dinge auf dem<br />
Dressurviereck der Weltcup-Etappe von Madrid.<br />
Marcus Ehning gewann mit Pret a Tout<br />
(„Er hat viel Erfahrung und ich ja auch ein<br />
bisschen …“) das Weltcup-Springen. Christian<br />
Ahlmann wurde „nur“ Zweiter, aber<br />
angesichts dessen, dass es die erste Weltcup-<br />
Etappe für den erst neunjährigen Dominator<br />
Z war, war das so wertvoll wie ein Sieg.<br />
gesund<br />
bleiben.<br />
Pferde-<br />
Krankenversicherung<br />
inklusive OP-Versicherung<br />
15 MINUTEN MIT …<br />
… MEREDITH MICHAELS BEERBAUM, deren vier<br />
Pferde Calle, Cool Hand Luke, La Caramba und<br />
Carlito’s Way gerade zu Rodrigo Pessoa gegangen<br />
sind, der wie sie von den Artemis Farms unterstützt<br />
wird und von der Olympiateilnahme 2020 träumt<br />
Frau Michaels-Beerbaum, was bedeutet<br />
der Verlust der Pferde für Sie?<br />
Wir sind sehr traurig darüber! Mit<br />
z. B. Cool Hand Luke ist Markus<br />
Nationen preise geritten, mit Calle<br />
siegte er in Nörten-Hardenberg. Mit La<br />
Caramba habe ich gerade den Großen<br />
Preis von Riesenbeck gewonnen. Aber<br />
wir sind auch sehr dankbar für die<br />
langjährige Unterstützung, etwa mit<br />
Fibo nacci, mit dem ich Bronze in Rio<br />
gewonnen habe.<br />
Was ist eigentlich mit Charmed? Und haben<br />
Sie noch weitere Nachwuchspfer de?<br />
Charmed gehört ja uns. Sie war verletzt,<br />
aber befindet sich nun wieder im<br />
Aufbautraining. Ich habe außerdem noch<br />
einen sehr guten Sechsjährigen: I’m Blue.<br />
Wie sehen Sie Ihre Zukunft?<br />
Ich würde gerne weiterreiten, auch gerne<br />
für Deutschland, wenn ich das richtige<br />
Pferd habe. Ich suche immer noch das<br />
Superpferd. Aber ich bin auch froh,<br />
jetzt mehr zuhause zu sein und Zeit für<br />
andere Dinge zu haben wie für meine<br />
Charity-Aktivitäten, z. B. für das Kinderhospiz<br />
Löwenherz oder die Special<br />
Olympics, für Lehrgänge, Training usw.<br />
Das Gespräch führte<br />
Dominique Wehrmann<br />
Foto: Toffi<br />
Erstattungen<br />
Pferde faszinieren und<br />
berühren. Sie. Uns. Alle.<br />
Daher bieten wir Ihnen für die<br />
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NOTIZEN<br />
SPORT<br />
Vielseitigkeitskader<br />
2020<br />
Das DOKR hat die Kaderbesetzungen<br />
der Vielseitigkeitsreiter<br />
festgelegt. Im<br />
Championatskader reiten<br />
im Olympiajahr SANDRA<br />
AUFFARTH mit Viamant<br />
du Matz und Let’s Dance,<br />
ANDREAS DIBOWSKI<br />
mit Corrida, MICHAEL<br />
JUNG mit Chipmunk und<br />
Rocana sowie INGRID<br />
KLIMKE mit Hale Bob<br />
und Asha P.<br />
Miss Adelaide<br />
HAZEL SHANNON (27)<br />
und Clifford sind die Stars<br />
des CCI5*-L in Adelaide/<br />
AUS. 2<strong>01</strong>9 holten sie hier<br />
ihren dritten Sieg.<br />
Estermann aus dem<br />
Kader<br />
Nachdem er auch in zweiter<br />
Instanz wegen Tierquälerei<br />
verurteilt wurde, hat<br />
der Schweizer Springreiter<br />
PAUL ESTERMANN<br />
sich aus dem Championatskader<br />
des Landes<br />
zurückgezogen. Er wägt<br />
noch ab, ob er in Berufung<br />
geht. Sein Verband steht<br />
noch hinter ihm: Er sieht<br />
„aufgrund der Unschuldsvermutung<br />
zum jetzigen<br />
Zeitpunkt von verbandsinternen<br />
Sanktionen ab“.<br />
Foto: Toffi Foto: FEI<br />
Foto: FEI/Law<br />
Foto: Stockholm Horse Show<br />
Aktuelle Meldungen finden Sie auf www.st-georg.de<br />
Top Ten-Dreamteam<br />
Seit Juniorentagen<br />
ein eingeschworenes<br />
Team: Cathrine<br />
Dufour und<br />
Cassidy.<br />
Der Klatte-Coup<br />
MÜNCHEN U25-Springreiter GUIDO KLATTE JR. ist<br />
ja spätestens seit seinem sechsten Platz beim Weltcup-<br />
Finale in Omaha kein Geheimtipp mehr. Aber die Art,<br />
wie er in München den Großen Preis mit Asagan M<br />
gewann, das hatte was! „Guido war nicht zu holen“,<br />
brachte der mit Cornet Kalua zweitplatzierte Max Kühner<br />
(AUT) es auf den Punkt. Den Grand Prix sicherte<br />
sich Frederic Wandres auf Westminster. In der Kür<br />
hatte Matthias Bouten mit Boston die Nase vorn und im<br />
Special Emma Hindle (GBR) auf Romy del Sol.<br />
JEDEN DIENSTAG AUF WWW.ST-GEORG.DE<br />
STOCKHOLM „Als ich heute morgen<br />
aufgewacht bin, musste ich mich<br />
erstmal kneifen und in mein iPhone<br />
schauen, um sicherzugehen, dass ich<br />
den Tag gestern nicht geträumt habe“,<br />
schreibt Dänemarks CATHRINE<br />
DUFOUR auf Facebook. „Gestern“<br />
hatte sie beim Top Ten-Finale in Stockholm<br />
sensationell Isabell Werth und<br />
Weihegold geschlagen. Mit fast 89,445<br />
Prozent in der Kür. Eine persönliche<br />
Bestleistung, nach der sie nun Fünfte<br />
der Weltrangliste sind. Den Großen<br />
Preis gewann Jessica Springsteen auf<br />
Volage du Val Henry.<br />
Guido Klatte Jr.<br />
und Asagan M<br />
Pferdemensch trifft Wolf<br />
Als der Holsteiner Deckstellenleiter Gunnar<br />
Mohr aus Haselau sein Fohlen tot auf der<br />
Weide fand, wies dieses „erhebliche Rissverletzungen“<br />
auf. Es muss „ein ziemlich großes<br />
Raubtier“ gewesen sein, mutmaßte Mohr.<br />
Klarheit sollte eine DNA-Untersuchung bringen.<br />
Mohr informierte die „Wolfshotline“, es<br />
kam jemand vom „Wolfsinformationszentrum<br />
Schleswig-Holstein“, der nahm das tote Fohlen<br />
zwecks Untersuchung mit. In drei Wochen werde<br />
man das Ergebnis haben, ob es wirklich ein<br />
Wolf war, der das Fohlen tot gebissen hatte oder<br />
womöglich doch ein wildernder Hund, wurde<br />
Mohr gesagt. Das war vor vier Monaten. Er<br />
wartet bis heute und ist frustriert. Mohrs Nachfragen<br />
verliefen im Sande, es müssten weitere<br />
Untersuchungen angestellt werden, wurde er<br />
vertröstet, es müsse erst von einer Universität<br />
ein Wolfsgutachten eingeholt werden. Und das<br />
dauert halt. So lange, dass Zweifel angebracht<br />
sind, ob das Interesse, einen Wolf als Täter<br />
nachzuweisen, besonders groß ist. Handelte es<br />
sich eindeutig um einen Hundebiss, so mutmaße<br />
ich mal, läge das Ergebnis längst vor.<br />
Foto: Schreiner<br />
16 1/2020
PFERDE & LEUTE<br />
Quer durch die Mongolei<br />
für ein Lächeln<br />
MENSCH<br />
DES<br />
MONATS<br />
Klein, aber zäh und ausdauernd<br />
sind die Pferde der Mongolei, auf denen<br />
es im Juli 3000 Kilometer durch die Wüste geht.<br />
Ein 3000 Kilometer-Ritt quer durch die Mongolei, 50 Kilometer<br />
pro Tag – klingt anstrengend, ist es auch. Aber es ist auch das<br />
ultimative Abenteuer! Und es dient einem guten Zweck<br />
Misheel“ ist mongolisch und bedeutet<br />
Lächeln. Die Schweizer Dentalhygienikerin<br />
Gabriella Schmidt-Corsitto<br />
hat vor drei Jahren die „Misheel Kids<br />
Foundation“ ins Leben gerufen, die es sich<br />
zur Aufgabe gemacht hat, sozial benachteiligten<br />
Kindern in der Mongolei ein schönes<br />
Lächeln zu schenken. Schmidt-Corsitto<br />
organisiert die zahnmedizinische Versorgung<br />
der Kinder durch<br />
nahegelegene Praxen. Dafür<br />
sammelt sie Spenden,<br />
um die Zahnärzte entlohnen<br />
zu können. „Das<br />
ist eigentlich nicht mein<br />
Spezialgebiet“, schmunzelt<br />
die gebürtige Schweizerin.<br />
„Aber man wächst ja mit<br />
seinen Aufgaben!“ Da sie schon immer eine<br />
begeisterte Reiterin war, kam ihr die Idee,<br />
einen Charity-Ritt zu veranstalten, bei dem<br />
Geld für die Misheel Kids Foundation gesammelt<br />
werden sollte. Am 20. Juli 2020 ist<br />
es nun so weit: „The Great Mongolian Ride“<br />
startet. Zehn Wochen lang geht es für Reiter<br />
und Pferde vom Altai Gebirge im Westen<br />
bis in die Provinz Dornod an der Grenze<br />
zu China. Auch wenn die Betreuung von<br />
Mensch und Tier gewährleistet ist, die 3000<br />
Kilometer sind ein Test auf Herz und Nieren<br />
für Reiter und Pferde! Aber man kann auch<br />
eine verkürzte Version mitreiten und nur<br />
zehn Tage dabei sein. Wer sich fragt, wie die<br />
kleinen mongolischen Pferde es aushalten,<br />
Erwachsene über Wochen quer durchs Land<br />
zu tragen, dem versichert Schmidt-Cositto:<br />
„Das sind die zähesten Pferde, die ich je gesehen<br />
habe! Sie sind unermüdlich, egal, ob<br />
„Es ist der längste<br />
Charity-Ritt der<br />
Welt, ein einmaliges<br />
Abenteuer!“<br />
es durch Wälder, die Wüste oder reißende<br />
Flüsse geht.“ Kleiner Vorgeschmack darauf,<br />
was die Teilnehmer geographisch erwartet<br />
bei dem Ritt …<br />
Gabriella Schmidt-Corsitto selbst setzt<br />
sich schon seit mehr als 30 Jahren für die<br />
medizinische Versorgung der Menschen in<br />
fremden Ländern ein. Begonnen hat alles<br />
1988 als sie sich freiwillig für ein zahnmedizinisches<br />
Projekt in<br />
Lambarene in Gabun<br />
bewarb. Dort lernte sie<br />
ihren Mann kennen,<br />
der für die „Deutsche<br />
Gesellschaft für Internationale<br />
Zusammenarbeit“,<br />
kurz GIZ, arbeitet.<br />
Fortan bereisten sie<br />
zusammen die Welt, gemeinsam mit ihren<br />
zwei Kindern. Ihr Weg führte sie auch in<br />
die Mongolei, wo Schmidt-Corsitto von der<br />
Zahnklinik in Ulan-Bator gebeten wurde,<br />
Studenten in Sachen Zahnhygiene und<br />
Prophylaxe zu unterrichten. Dafür ging<br />
sie mit den Studenten in Waisenhäuser –<br />
und war geschockt, wie schlecht es um die<br />
Zahngesundheit der Kinder bestellt war.<br />
„Das war eine Katastrophe“, bringt sie es<br />
auf den Punkt. So kam sie auf die Idee, die<br />
Misheel Kids Foundation zu gründen, die<br />
nun im ganzen Land im Dienste gesunder<br />
Kinderzähne unterwegs ist. Bereits rund 600<br />
Kindern konnte sie helfen. Wer Lust hat,<br />
das Projekt zu unterstützen und dabei auch<br />
noch ein unvergessliches Abenteuer zu erleben,<br />
der sollte sich anmelden für „The Great<br />
Mongolian Ride 2020“. Alle Infos: ◆ www.<br />
saraas-horse-trek-mongolia.com.<br />
Gabriella<br />
Schmidt-<br />
Corsitto<br />
ZUR PERSON<br />
GABRIELLA<br />
SCHMIDT-CORSITTO<br />
Seit 2<strong>01</strong>3 lebt die gebürtige Schweizerin<br />
Gabriella Schmidt-Corsitto mehr<br />
oder weniger ständig in der Mongolei.<br />
Zuvor war sie mit ihrem Mann und<br />
ihren zwei Kindern aber auch schon<br />
in anderen Ländern im Einsatz. Unter<br />
anderem hat sie schon in Afrika für<br />
gesündere Zähne gesorgt. Ihre Leidenschaft<br />
für Pferde brachte sie auf die<br />
Idee für den längsten Charity-Ritt der<br />
Welt, dessen Erlöse sämtlich der von<br />
Schmidt-Corsitto ins Leben gerufenen<br />
„Misheel Kids Foundation“ zu Gute<br />
kommen. Infos hierüber:<br />
◆ www.misheel-kids-foundation.com<br />
1/2020<br />
17
PFERDE LEUTE<br />
DOSSIER<br />
Entscheidungen der<br />
FEI-Generalversammlung<br />
Bei der FEI GENERALVERSAMMLUNG in Moskau stand der CHIO Aachen im Fokus. Und es wurde<br />
diskutiert in Sachen Doping, Reining, Distanz und Ponys. Die Ergebnisse<br />
Zukünftig kein<br />
Nationenpreis<br />
mehr beim CHIO<br />
Aachen?<br />
Foto: www.ludwiga-von-korff.de<br />
Die wichtigste Entscheidung<br />
bei der FEI<br />
Generalversammlung fiel<br />
nicht, weil der Antrag schon am<br />
Vortag zurückgezogen wurde.<br />
Es ging vordergründig um das<br />
große „O“, also um sogenannte<br />
„Offizielle“ Turniere in Verbindung<br />
mit einem Nationenpreis,<br />
von denen jedes Land in jeder<br />
Disziplin nur eines im Jahr<br />
ausrichten darf. In Deutschland<br />
sind beim CHIO Aachen gleich<br />
fünf „Os“ zu Hause: Springen,<br />
Dressur, Vielseitigkeit, Fahren<br />
und Voltigieren. Es obliegt<br />
dem nationalen Verband, in<br />
Deutschland also der Deutschen<br />
Reiterlichen Vereinigung<br />
(FN), den Veranstalter auszuwählen.<br />
Das ist so seit 110 Jahren,<br />
1909 wurde um den ersten<br />
Springreiter-Nationenpreis<br />
geritten. Der CHIO wird seit<br />
vielen Jahren, mit nur wenigen<br />
Unterbrechungen, in Aachen<br />
ausgetragen. Keine Pferdesportveranstaltung<br />
weltweit verfügt<br />
über eine derartige großzügige<br />
Anlage, in der im Übrigen viele<br />
Steuermillionen stecken, und<br />
über so viel Rückhalt in der Bevölkerung.<br />
Das Selbstbewusstsein<br />
der CHIO-Macher, manche<br />
nennen es auch Arroganz, muss<br />
nicht jedem gefallen, aber es hat<br />
eine solide Basis. Im Laufe der<br />
Jahrzehnte gab es immer mal<br />
andere Sponsoren, mal hieß der<br />
Nationenpreis „Prince Philipp<br />
Trophy“ nach dem damaligen<br />
FEI-Präsidenten, mal waren es<br />
Meydan, Samsung oder Furusiyya,<br />
die ihren Namen (und ihr<br />
Geld) gaben. Seit 2<strong>01</strong>8 ist der<br />
Luxusuhrenhersteller Longines<br />
offizieller FEI-Sponsor, und<br />
auch der Nationenpreisserie,<br />
und damit fingen die Probleme<br />
an. Einige CSIO wie Calgary,<br />
Rom und Aachen werden seit<br />
vielen Jahren von Longines’<br />
Konkurrent Rolex gesponsert,<br />
Calgary und Aachen sind auch<br />
Stationen des Zwei-Millionen-<br />
Jackpots namens „Rolex Grand<br />
Slam“. Der Aachen-Laurensberger<br />
Rennverein (ALRV)<br />
weigerte sich, Rolex rauszukicken<br />
und durch den offiziellen<br />
FEI-Sponsor zu ersetzen.<br />
Aachen wurde daraufhin<br />
abgestraft, gehört nicht mehr<br />
zur ersten Nationenpreisliga<br />
„Wir sind Rolex seit vielen<br />
Jahren verbunden und werden<br />
es auch weiterhin bleiben“, sagt<br />
Turnierleiter Frank Kemperman.<br />
Der Niederländer trug in<br />
Moskau gleich drei Hüte: als<br />
Veranstalter, als Vorsitzender<br />
des Dressurkomitees und als<br />
18 1/2020
DISTANZREITEN: MEHR<br />
TIERSCHUTZ<br />
PONYS: NUR EINMAL IM<br />
LEBEN AN DIE MESSLATTE<br />
Für die<br />
Distanzreiter<br />
gibt es ein<br />
neues Regelwerk.<br />
Die skandalgeschüttelte<br />
Disziplin Distanzreiten muss<br />
sich auf strengere Regeln<br />
zum Schutz der Pferde einstellen.<br />
Ein neues Regelwerk<br />
war von einem eigens dafür<br />
einberufenen Komitee erarbeitet<br />
und im Frühjahr beim<br />
FEI-Sportforum vorgestellt<br />
worden (SG berichtete). Es<br />
wurde jetzt nach erneuter<br />
Diskussion mit großer Mehrheit,<br />
94:19 Stimmen, von der<br />
Vollversammlung angenommen.<br />
Es sieht schärfere<br />
Kontrollen bei Verletzungen<br />
und Todesfällen vor, längere<br />
Ruhezeiten zwischen den<br />
Ritten für die Pferde und ein<br />
Qualifikations system, das<br />
sicherstellen soll, dass nur<br />
Reiter und Pferde an Langstreckenritten<br />
teilnehmen,<br />
die der Aufgabe gewachsen<br />
sind. Hier gab es noch einige<br />
Änderungen, auch wurde<br />
sogenannten „Elitereitern“<br />
gestattet, mit Pferden zu<br />
starten, die ihre Qualifikation<br />
unter anderen Reitern erlangt<br />
haben. Es ist für einige<br />
Auserwählte also nach wie<br />
vor möglich, auf einem Pferd<br />
in einem Championat loszureiten,<br />
auf dem sie noch nie<br />
vorher gesessen haben. Die<br />
19 Nein-Stimmen zum neuen<br />
Reglement kamen vorwiegend<br />
aus den arabischen<br />
und einigen asiatischen Ländern.<br />
Das neue Regelwerk<br />
gilt ab 1. Januar.<br />
Foto: www.toffi-images.de<br />
Ponys werden künftig nicht<br />
mehr auf Turnieren gemessen,<br />
sondern bei besonderen<br />
Sammelterminen, die Anfang<br />
des Jahres bekannt gegeben<br />
werden. Da sich die meisten<br />
Ponys am oberen erlaubten<br />
Limit (1,48 Meter Widerristhöhe,<br />
mit Eisen 1,49) bzw.<br />
knapp darüber befinden, kam<br />
es immer wieder zu stressigen<br />
Situationen mit Reitern, Eltern<br />
und messenden Tierärzten.<br />
Und immer wieder tauchen<br />
bis heute Ponys auf Turnieren<br />
auf, die eindeutig deutlich<br />
größer sind. „Das ist der<br />
richtige Ansatz, den wir voll<br />
unterstützen, auch wenn das<br />
neue Modell für die Verbände<br />
mehr Aufwand bedeutet“, sagte<br />
FN-Generalsekretär Soenke<br />
Günstiger<br />
Einstieg.<br />
Diskussion:<br />
Stockmaß<br />
von Ponys<br />
Lauterbach, als Delegierter<br />
in Moskau vor Ort. Dem<br />
deutschen Vorschlag, das<br />
Ponymaß um einen Zentimeter<br />
anzuheben, weil die Kinder<br />
heute größer als vor 30 Jahren<br />
seien, folgte keine andere<br />
Nation. Für ältere Ponys, die<br />
bereits „eingemessen sind“<br />
gilt eine Art Bestandsschutz.<br />
Im Prinzip wird jedes Pony<br />
jetzt nur noch einmal im Erwachsenenalter<br />
gemessen.<br />
ab 4.790,-<br />
+ Frachtkosten/Fahrzeugpapiere<br />
Foto: www.ludwiga-von-korff.de<br />
„Board“-Mitglied. „Die Reiter<br />
gehen dahin, wo es Geld gibt“,<br />
sagt er ungerührt und das ist in<br />
Aachen nicht wenig, 330.000<br />
Euro für den Sieger im großen<br />
Preis, plus Grand Slam-Chance.<br />
Jetzt unternahm die FEI-<br />
Führung einen weiteren<br />
Versuch, das „Weltfest des<br />
Pferdesports“ zu disziplinieren.<br />
Der Weltverband sollte künftig<br />
das letzte Wort haben, wer ein<br />
O-Turnier ausrichten darf. Also<br />
wenn Aachen den falschen<br />
Sponsor hat, bekommt halt<br />
irgendein anderer den Zuschlag<br />
für Deutschland. Nicht mal das<br />
Wort „Nationenpreis“ sollte<br />
verwendet werden dürfen, nur<br />
die Bezeichnung „International<br />
Team Competition“. Alle westeuropäischen<br />
Nationen, der<br />
Europaverband EEF, Kanada<br />
und USA lehnten das Ansinnen<br />
am Vortag der Generalversammlung<br />
so energisch ab, dass<br />
FEI-Präsident Ingmar de Vos<br />
zurückrudern musste und den<br />
Antrag fallen ließ, bevor er zur<br />
Abstimmung kam. Vom Tisch<br />
ist das Thema deswegen noch<br />
nicht, Ingmar de Vos will weiter<br />
zusammen mit Longines versuchen,<br />
die Nationenpreisserie<br />
„aufzuwerten“.<br />
Gabriele Pochhammer<br />
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PFERDE LEUTE<br />
„SAUBERER SPORT“ –<br />
EIN DAUERTHEMA<br />
Nervenschnitt<br />
bald nachweisbar?<br />
Während der FEI-Generalversammlung<br />
wurde eine<br />
Methode vorgestellt, mit der<br />
Nervenschnitte nachgewiesen<br />
werden können. Untersucht<br />
wurden Distanzpferde. Hier<br />
wirken sich Nervenschnitte,<br />
mit denen der untere Teil des<br />
Beines durch Durchtrennung<br />
eines Nervs empfindungslos<br />
gemacht werden kann,<br />
besonders verhängnisvoll aus.<br />
Verletzungen und Verschleißerscheinungen<br />
sind dann<br />
nicht mehr schmerzhaft, aber<br />
die Gefahr, dass es zu spontanen<br />
Brüchen kommt, ist groß.<br />
Zur Überprüfung wird dem<br />
Pferd eine Manschette an der<br />
Fessel angelegt, es wird ein<br />
gewisser Luftdruck eingeleitet.<br />
Wenn das Pferd nicht oder<br />
nur verzögert reagiert, ist das<br />
nach Ansicht der Forscher ein<br />
sicheres Zeichen für Hyposensibilität<br />
(das Gegenteil von<br />
Hypersensibilität), also eine<br />
gestörte Empfindsamkeit, die<br />
auf einen unzulässigen Eingriff<br />
schließen lässt. Das Verfahren<br />
soll noch weiter erprobt werden,<br />
bevor es ins Regelwerk<br />
aufgenommen wird.<br />
Die Pferdebeine sollen<br />
zukünftig verstärkt<br />
kontrolliert werden.<br />
Speichel- und Haartests:<br />
Um seltenen Dopingsubstanzen<br />
auch in geringen Mengen<br />
auf die Spur zu kommen, sollen<br />
Haartests eingeführt und<br />
ein Speicheltest entwickelt<br />
werden.<br />
• Trainingskontrollen: Mit Hilfe<br />
eines elektronischen Systems<br />
sollen Trainingskontrollen<br />
auf Dopingsubstanzen<br />
ermöglicht werden. Deutsche<br />
Kaderpferde werden bereits<br />
seit einigen Jahren durch die<br />
nationale Doping-Agentur<br />
NADA auch im Training kontrolliert.<br />
• Die Empfindlichkeit der<br />
Beine – sowohl Überempfindlichkeit<br />
als auch mangelnde<br />
Empfindlichkeit – soll verstärkt<br />
kontrolliert werden.<br />
• Beschränkungen beim<br />
Scheren der Beine werden<br />
im überarbeiteten Veterinärreglement<br />
festgelegt: Die<br />
Gliedmaßen dürfen nur bis zu<br />
drei Tage vor Turnierbeginn<br />
geschoren werden und nur<br />
mit einer Klinge, die mindestens<br />
zwei Millimeter Haar<br />
stehen lässt. (Extrem kurz geschorene<br />
Vorderbeine sollen<br />
ein Springpferd „vorsichtiger“<br />
machen.)<br />
Foto: Rau<br />
REINING BLEIBT – VORERST<br />
Die Disziplin Reining<br />
(Westerndressur) bleibt Teil<br />
der FEI. Das stand zuletzt auf<br />
der Kippe, weil die FEI und der<br />
Dachverband der Westernreiter,<br />
NRHA (National Reining<br />
Horse Association), sich in wesentlichen<br />
Punkten uneins waren.<br />
Das betraf vor allem den<br />
Pferdeschutz, wie Dopingkontrollen<br />
und das Alter der<br />
in Wettkämpfen eingesetzten<br />
Pferde. Laut FEI muss ein Pferd<br />
mindestens siebenjährig<br />
sein für das höchste Level.<br />
Die NRHA hingegen erlaubt<br />
bereits Vierjährige und veranstaltete<br />
Turniere nach eigenen<br />
Regeln, deren Datum nicht<br />
im FEI-Kalender veröffentlicht<br />
wurden („wilde Turniere“). Die<br />
Teilnahme an solchen Veranstaltungen<br />
konnte eine Sperre<br />
von bis zu sechs Monaten<br />
nach sich ziehen. Man einigte<br />
sich: Alle Turniere, an denen<br />
mindestens vier Nationen teilnehmen,<br />
sind FEI-Events, bei<br />
denen die FEI-Regeln gelten.<br />
Daneben gibt es jetzt sog.<br />
„Joint Events“, die zur selben<br />
PATRIK KITTEL<br />
Patrik Kittel<br />
folgt auf Klaus<br />
Roeser, dem<br />
Vorsitzenden<br />
des Dressurausschusses<br />
im DOKR,<br />
der turnusmäßig nach vier<br />
Jahren aus dem FEI-Dressurausschuss<br />
ausschied.<br />
Marc Koene<br />
ersetzt Jan Swagemakers,<br />
der<br />
turnusmäßig<br />
ausschied als<br />
Mitglied im FEI<br />
Veterinär-Komitee.<br />
Beide Tierärzte betreiben<br />
die Pferdeklinik Lüsche und<br />
betreuen die deutschen<br />
MARC KOENE<br />
IN KÜRZE<br />
Zeit am selben Ort, von NRHA<br />
und FEI ausgetragen werden,<br />
auch hier gilt uneingeschränkt<br />
das FEI-Recht. Außerdem<br />
wollen beide Seiten die Zahl<br />
der Reiter in den nächsten vier<br />
Jahren um bis zu 75 Prozent<br />
erhöhen. Die Vereinbarung<br />
gilt zunächst für vier Jahre,<br />
Die Reiner bleiben<br />
„auf Bewährung“<br />
in der FEI.<br />
eine „Bewährungszeit“, in der<br />
die Disziplin innerhalb der<br />
FEI wachsen und die Angebote<br />
für Jugendliche erhöht<br />
werden sollen. Die gleiche<br />
Vereinbarung soll mit dem<br />
anderen Westernreitverband,<br />
der AQHA (American Quarter<br />
Horse Association) getroffen<br />
werden.<br />
Dressur- und Springreiter als<br />
Mannschaftstierärzte.<br />
Keinen Volti-Weltcup wird<br />
es in der Saison 2<strong>01</strong>9/2020<br />
geben. Der Grund: Zu wenige<br />
Veranstalter zeigten Interesse.<br />
Für die Top Ten der Welt<br />
wird stattdessen in Wien und<br />
Leipzig eine „CVI Masterclass“<br />
ausgetragen.<br />
Leipzig erhielt den Zuschlag<br />
für das Weltcup-Finale 2022<br />
(6.-10. April) und zwar in vier<br />
Disziplinen: Dressur, Springen,<br />
Fahren und Voltigieren.<br />
In Schildau wird die WM 2022<br />
im Para-Einspänner-Fahren<br />
ausgetragen (6.-9. August).<br />
Foto: Rau<br />
20 1/2020
PFERDE LEUTE<br />
PRO & CONTRA<br />
ADIEU ZYLINDER<br />
Der Weltreiterverband (FEI) hat beschlossen, dass ab 2021<br />
in Dressurprüfungen der Helm Pflicht wird.<br />
Das ist das Ende des Zylinders im Dressursport, ist das richtig?<br />
Dream<br />
Team<br />
JA<br />
INGRID KLIMKE<br />
Reitmeisterin,<br />
Europameisterin 2<strong>01</strong>9<br />
NEIN<br />
ISABELL WERTH<br />
mehrfache<br />
Olympiasiegerin<br />
PFIFF Reithose<br />
„Tiara“ Damen Grip<br />
Art.-Nr. 102825 //<br />
UVP € 89,95 (Stk.)<br />
Egal wie talentiert oder<br />
sattelfest ein Reiter ist,<br />
jeder kann stürzen, egal von<br />
welchem Pferd. Allein diese Tatsache<br />
sollte doch eigentlich ausreichen, um<br />
sich für einen Helm zu entscheiden,<br />
wann auch immer man aufs Pferd steigt.<br />
Die Entwicklung von Reithelmen hat<br />
in den letzten zwei Jahrzehnten einen<br />
Quantensprung gemacht: Passform,<br />
Belüftung, Leichtigkeit – alles ist heute<br />
so optimiert, dass man oft vergisst, dass<br />
man überhaupt einen Helm trägt. Es gibt<br />
sie mittlerweile in den unterschiedlichsten<br />
Formen und Farben – ausgefallen,<br />
schlicht, modern, klassisch, für jeden<br />
Geschmack etwas.<br />
„HELME STEHEN ZY-<br />
LINDERN VOM STYLE-<br />
FAKTOR HER LÄNGST<br />
IN NICHTS NACH.”<br />
Der Helm hat seine absolute<br />
Berechtigung in allen Prüfungen<br />
mit jungen Reitern<br />
oder jungen Pferden. Ich selbst war eine<br />
der ersten, die mit Helm Grand Prix<br />
geritten ist. Ich habe dann aber auch<br />
festgestellt, dass die gesamte Eleganz des<br />
Dressursports leidet. Frack und Zylinder<br />
gehören einfach zusammen! Wenn man<br />
sich Fotos anschaut, sieht man: Unter<br />
dem Helm kann man die einzelnen<br />
Reiter kaum wiedererkennen. Bei Siegerehrungen<br />
kann ja jeder mit Helm reiten,<br />
wenn ihm danach ist. Was ich fordere,<br />
ist eine Wahlfreiheit: Wer möchte, kann<br />
gerne mit Helm reiten. Aber der Zylinder<br />
muss weiterhin auch erlaubt bleiben.<br />
„ICH MÖCHTE MIR<br />
DEN HELM NICHT<br />
AUFZWINGEN<br />
LASSEN.”<br />
elastischer<br />
Beinabschluss<br />
PFIFF Lederstiefelette<br />
„Cosmo“<br />
Art.-Nr. 102807 //<br />
UVP € 149,95 (Paar)<br />
farblich<br />
passend<br />
abgesetzter<br />
Million Dollar in<br />
den Niederlanden<br />
NIEDERLANDE/HOLSTEIN Der Holsteiner<br />
Verband hat einen seiner begehrtesten<br />
Hengste zur weiteren Ausbildung in den<br />
Stall von Jos Lansink gestellt: Million<br />
Dollar. Der Niederländer Frank Schuttert<br />
soll den Plot Blue-Sohn reiten – sehr<br />
zum Unmut von unter anderem Bundestrainer<br />
Otto Becker, der das Talent lieber<br />
unter einem deutschen Reiter gesehen<br />
hätte. Nun hat ihm der Verband angeboten,<br />
künftig einmal jährlich zur Talentsichtung<br />
vorbeizukommen, damit die<br />
besten Hengste im Land bleiben.<br />
George Morris<br />
bleibt gesperrt<br />
USA Die Organisation SafeSport kämpft<br />
gegen Missbrauch im Sport. Vor einigen<br />
Monaten waren sexuelle Vergehen des<br />
berühmten Springtrainers George Morris<br />
ans Licht gekommen. SafeSport hat<br />
Morris gesperrt, der legte Widerspruch<br />
ein. Erfolglos. Die Sperre bleibt bestehen,<br />
Morris darf keine Turniere besuchen.<br />
Von Seiten der Organisation heißt es in<br />
einem Statement: „Niemand steht über<br />
dem Gesetz, egal, wie wichtig er in seinem<br />
Sport ist oder wie alt die Vorwürfe<br />
sind. (…)“<br />
„Meine Marke“<br />
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PFERDE LEUTE<br />
NAMEN DES MONATS<br />
Was war los? Wer war wo? Wer hat was gesagt? St◆GEORG weiß es …<br />
Nach 16 Jahren ist<br />
Felix Haßmanns<br />
Balzaci aus Lienen<br />
aufs Gestüt Bonhomme<br />
gezogen.<br />
Foto: Instagram<br />
80 JAHRE KLASSIK-KLAUS<br />
Nicht ohne unsere<br />
Hunde! Judith und<br />
Klaus Balkenhol<br />
feierten auf Sylt<br />
u. a. mit Flo Klaus‘<br />
80. Geburtstag.<br />
Wenn es einen Namen gibt, den man mit klassischer<br />
Dressurreiterei in Verbindung bringt, dann diesen: KLAUS<br />
BALKENHOL. Ob in Polizeigrün mit Streifenpferd Goldstern<br />
auf olympischem Viereck, als Trainer der deutschen<br />
Dressurreiter oder der US-Amerikaner, Reitmeister Balkenhol<br />
war und ist stets ein Herr mit Haltung. Freundlich,<br />
höflich, aber klar und geradeaus, wenn es darum geht,<br />
unschöne Wahrheiten anzusprechen. Das brachte ihm<br />
nicht nur Freunde ein. Aber das gute Gefühl, stets in den<br />
Spiegel schauen zu können. Wer ihn einmal mit Pferden<br />
erlebt hat, der weiß: Die Liebe zu ihnen ist nicht nur ein<br />
Lippenbekenntnis, sondern prägt sein ganzes Leben. Und<br />
das seiner Frau Judith, die ihren Klaus als Mädchen im<br />
Stall kennen- und lieben lernte. Nun hat er am Nikolaustag<br />
(daher der Name Klaus) seinen 80. Geburtstag gefeiert. Wir<br />
gratulieren von Herzen!<br />
Foto: Toffi<br />
BALZACI BALZT<br />
AUF BONHOMME<br />
13 Jahre lang waren FELIX HASSMANN und der Westfalen-<br />
Hengst Balzaci ein Team, das durch dick und dünn ging. Bereits<br />
als Fohlen kam der hübsche Fuchs zur Familie Haßmann. Unzählige<br />
Schleifen hat er gewonnen. Wie Felix Haßmann sagt: „Er<br />
ist ein absoluter Kämpfer und Freund!“ Nun sei es an der Zeit,<br />
den bald 17-jährigen Hengst fit wie er ist aus dem Sport und in<br />
die Zucht zu verabschieden. Er hat sein neues Zuhause schon bezogen.<br />
Auf Gestüt Bonhomme bei Potsdam hat man versichert:<br />
„Lieber Felix, wir versprechen Dir, Balzaci das schönstmögliche<br />
Leben bei uns zu bereiten!“<br />
Hello Sanctos<br />
wird Tschüss<br />
Sanctos<br />
Als mehrfacher Millionär kann sich<br />
SCOTT BRASHs 17-jähriger Rolex<br />
Grand Slam-Sieger Hello Sanctos<br />
nun getrost zur Ruhe setzen. Der<br />
belgische Wallach verhalf seinem<br />
Reiter zu olympischem Mannschaftsgold<br />
(was den besonders<br />
freute, weil er meinte, die Mädels<br />
fliegen bestimmt auf einen Olympiasieger)<br />
sowie dem EM-Titel<br />
mit der Mannschaft und Bronze<br />
in der Einzelwertung in Herning<br />
2<strong>01</strong>3. Und er machte ihn<br />
zum ersten und bislang einzigen<br />
Sieger des Rolex Grand Slam of<br />
Showjumping, nachdem sie gemiensam<br />
die Großen Preise von<br />
Genf, Aachen und Spruce<br />
Meadows 2<strong>01</strong>5 gewannen.<br />
Scott Brash: „Ich habe davon<br />
geträumt, ein Pferd wie Baloubet<br />
du Rouet oder Milton zu<br />
haben. Dank Sanctos hatte ich<br />
ein unglaubliches Leben.“<br />
Ein wahrer Champion: Hello Sanctos<br />
Foto: Caremans<br />
22 1/2020
Verdienter<br />
Sachse<br />
GEWINNER<br />
30 Jahre lang war DR.<br />
MATTHIAS GÖRBERT als<br />
Landstallmeister in Moritzburg<br />
Herr der Hengste und später<br />
Leiter der Sächsischen Gestütsverwaltung.<br />
Er hat das Landgestüt<br />
Moritzburg zu DDR-<br />
Zeiten am Laufen gehalten und<br />
nach der Wende den Weg in die<br />
Zukunft geebnet. Für seine Verdienste<br />
erhielt er nun aus der<br />
Hand des Ministerpräsidenten<br />
Michael Kretschmer die größte<br />
Auszeichnung der Sächsischen<br />
Staatsregierung: den Sächsischen<br />
Verdienstorden.<br />
GLITZER &<br />
GLAMOUR<br />
Gleich zwei deutsche Reiterinnen<br />
wurden dieses Jahr mit FEI-Awards<br />
ausgezeichnet, über deren Vergabe<br />
zu je 50 Prozent eine Jury und das Publikum<br />
entscheiden: INGRID KLIM-<br />
KE und SEMMIEKE ROTHENBER-<br />
GER. Klimke, zum zweiten Mal in<br />
Folge Vielseitigkeits-Europameisterin,<br />
ist „Athlete of the<br />
Year“. Semmieke<br />
Rothenberger,<br />
die<br />
bei den<br />
Dressur-<br />
Europameisterschaften<br />
der<br />
Jungen<br />
Reiter gewonnen<br />
hat, was<br />
man gewinnen<br />
kann,<br />
ist „FEI<br />
Rising<br />
Star“.<br />
Fotos: FEI/Gregg<br />
Foto: Philipp Eggers<br />
Foto: Toffi<br />
Michael Kretschmer<br />
überreichte Dr. Matthias<br />
Görbert den Sächsischen<br />
Verdienstorden.<br />
Das ist ja die<br />
Krönckung!<br />
Nun auch vor Gott –<br />
KATHLEEN KELLER und<br />
NIKOLAS KRÖNCKE,<br />
der schon zu Ponyzeiten<br />
bei Kathleens Reitmeister-<br />
Papa Dolf-Dietram Keller<br />
trainiert hat, haben sich<br />
kirchlich getraut. Besonderes<br />
Highlight: Die Hamburger<br />
Reitsportmanufaktur<br />
Anna Klose, Sponsorin<br />
von „Kathi“, entwarf extra<br />
eine weiße Pferdedecke<br />
und Turnierhaube, an der<br />
dieselbe Spitze verwendet<br />
wurde, wie beim Hochzeitskleid.<br />
ADIEU<br />
DRESSUR<br />
ARENEN<br />
In Stuttgart wurde ein<br />
verdienter deutscher 5*-Richter<br />
verabschiedet: DR. DIETRICH<br />
PLEWA. Der 72-jährige Jurist will sich in Zukunft<br />
mehr als natio naler Richter betätigen und der Beurteilung<br />
junger Pferde widmen.<br />
Foto: Sosnowski<br />
Das Landgestüt Warendorf<br />
hat dem 18-jährigen<br />
CALVIN BÖCKMANN<br />
den international mit<br />
Marcus Ehning und später<br />
Kendra Claricia Brinkop<br />
erfolgreichen Landbeschäler<br />
Cordynox v.<br />
Cornado anvertraut. Calvin<br />
Böckmann ist sowohl im<br />
Vielseitigkeits- als auch im<br />
Springsport zuhause und<br />
zählt zu den erfolgreichsten<br />
Nachwuchsreitern Europas<br />
mit diversen Medaillen in<br />
beiden Disziplinen.<br />
VERLIERER<br />
Foto: Pauline von Hardenberg<br />
Foto: Facebook<br />
Pechvogel des Monats<br />
Aua! Gerade erst hatte<br />
STELLA-CHARLOTT<br />
ROTH ihren 30. Geburtstag<br />
gefeiert, da stürzte sie<br />
im Training („ausgerechnet<br />
von meinem größten<br />
Pferd“) und zog sich einen<br />
dreifachen Beckenbruch<br />
zu. Nun muss sie erst<br />
einmal Reitpause einlegen,<br />
konnte aber schon wieder<br />
erste Gehversuche an<br />
Krücken unternehmen. Wir<br />
wünschen der Dressurreiterin<br />
gute Besserung!<br />
1/2020<br />
23
DER MOMENT<br />
24 1/2020
Jagd im<br />
Flugmodus<br />
127 neue Likes auf Instagram,<br />
sechs neue Nachrichten auf<br />
WhatsApp und der Facebook<br />
Messenger brummt. In digitalen<br />
Zeiten ist es der Klick,<br />
der kickt. Vielleicht ist es aber<br />
auch nur ein INFLUENCER,<br />
der seinen Followern in<br />
Echtzeit die Faszination des<br />
Jagdreitens näherbringt.<br />
#abervorbildlichistesnicht<br />
#daskanninsaugegehen<br />
#imflugmoduskannmannixposten<br />
#alleshalalioderwas<br />
Foto: Thomas Ix<br />
1/2020<br />
25
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REPORTAGE<br />
WO EIN WILLE IST, DA<br />
IST AUCH EIN WEG!<br />
NACH GANZ OBEN kommt<br />
man im Reitsport nur mit Vitamin<br />
B und dem nötigen Kleingeld?<br />
Weit gefehlt! Dass es auch<br />
ganz anders geht, zeigen drei<br />
Weltklassereiter, denen Olympia<br />
nicht in die Wiege gelegt wurde<br />
TEXT: DOMINIQUE WEHRMANN<br />
Helen Lange hanenberg<br />
mit der Oldenburger<br />
Stute Candy,<br />
die bei ihr in den<br />
großen Sport<br />
hineinwächst.<br />
28 1/2020
Foto: Equitaris/Becker<br />
1/2020<br />
29
REPORTAGE<br />
London 2<strong>01</strong>2. Helen Langehanenberg,<br />
damals 30 Jahre jung, ist mit<br />
Damon Hill die Säule des deutschen<br />
Dressurteams der Olympischen<br />
Spiele. Etwas, was sie nie<br />
für möglich gehalten hätte. Und<br />
was ihr auch noch bis zum letzten Moment<br />
vollkommen unwirklich vorkommt.<br />
Bis sie vor Ort ist. „Auf einmal war ich da<br />
mutterseelen alleine im Stadion. Da habe ich<br />
erstmal geheult wie ein kleines Kind! Erst in<br />
diesem Moment wurde mir klar, dass sich<br />
hier gerade mein Kindheitstraum erfüllt.“<br />
Sie gewinnt Silber mit der Mannschaft<br />
und wird Vierte in der Einzelwertung.<br />
Nicht der einzige Erfolg,<br />
den sie mit dem wunderbaren<br />
Westfalen Damon Hill<br />
erringt, den sie fünfjährig<br />
schon zum Weltmeister<br />
der jungen Dressurpferde<br />
gemacht<br />
hatte. Doch der Weg<br />
dorthin war lang<br />
und alles andere als<br />
vorherbestimmt.<br />
Helen Langehanenberg<br />
stammt<br />
nicht aus einer<br />
Reiterfamilie. Zu<br />
den Pferden<br />
kommt sie schon<br />
in der Grundschule<br />
über eine Freundin.<br />
Die wohnt auf einem<br />
Ponyhof und Helen<br />
Langehanenberg ist<br />
schnell mit dem Pferdevirus<br />
infiziert. Zunächst reitet<br />
sie einmal pro Woche. Dann<br />
lernt sie in der fünften Klasse ein<br />
Mädchen kennen, deren Eltern sogar<br />
einen eigenen Ausbildungsstall haben.<br />
FLUMMI: INDIANER- UND DM-PONY<br />
„Wir sind noch immer beste Freundinnen“,<br />
so Helen heute. Hier ist sie oft auf dem Hof,<br />
darf auch reiten, träumt aber vor allem von<br />
einem eigenen Pony. „Ich war ständig da<br />
und irgendwann haben meine Eltern sich<br />
erbarmt.“ So kommt Flummi zu ihr, damals<br />
vierjährig. „Ich konnte nichts, er konnte<br />
nichts – das war alles andere als ideal!“ Aber<br />
leistungsorientiertes Reiten ist sowieso noch<br />
kein Thema, „mehr Indianer spielen“. Doch<br />
auch ein Indianer muss sein Pferd beherrschen<br />
und mit viel Hilfe seitens der Eltern<br />
ihrer Freundin und anderen Einstellern<br />
raufen Helen und Flummi sich zusammen.<br />
Dass sie sich für die Dressur entscheidet,<br />
liegt an Flummi. Der macht seinem Namen<br />
Foto: Toffi<br />
eigentlich alle Ehre und kann gut springen,<br />
aber „er war dermaßen glotzig, ich hatte<br />
keine Chance, ihn auf dem Turnier durch<br />
einen Parcours mit bunten Stangen zu bekommen“,<br />
erinnert Helen Langehanenberg<br />
sich an ihre Versuche mit Hindernissen.<br />
Dabei ist sie eigentlich gerne gesprungen.<br />
Aber dass man ein Pferd zu nichts zwingen<br />
kann, was es nicht will, das bringt Flummi<br />
ihr schon damals bei. „Irgendwann wollte<br />
Die 84,377 Prozent von Helen Langehanenberg<br />
und Damon Hill sicherten<br />
Deutschland Mannschaftsgold bei der<br />
Europameisterschaft 2<strong>01</strong>3.<br />
ich nicht mehr“ – der Anfang einer großen<br />
Dressurkarriere, die auf Flummi begonnen<br />
hat. „Ich war schon ehrgeizig. Wenn ich<br />
nur eine grüne oder eine braune Schleife<br />
bekam, wie es sie damals noch in Jugendreiterprüfungen<br />
gab, war ich frustriert.“<br />
Und ja, klammheimlich träumt sie auch<br />
von der großen Karriere: „Ich hätte mich<br />
nie getraut, das laut auszusprechen, aber<br />
ich habe von Olympia geträumt. Ich hätte<br />
allerdings nie gedacht, dass das klappt. Das<br />
war einfach ein Traum.“ Falsch gedacht!<br />
Mit Indianer pony Flummi nimmt Helen<br />
sogar an Deutschen Meisterschaften teil.<br />
Doch dann kommt der Moment, den jeder<br />
Ponyreiter fürchtet: der 16. Geburtstag.<br />
Wobei die Sache für Helen klar ist: „Flummi<br />
abzugeben, war indiskutabel und ich komme<br />
nicht aus einem reichen Elternhaus. Ein<br />
Großpferd war nicht drin.“ Also entscheidet<br />
sie, Flummi weiterzureiten, ihm fliegende<br />
Wechsel beizubringen und zu schauen, wie<br />
weit sie gemeinsam kommen. Doch ihr<br />
Umfeld sieht das anders: „Die haben alle<br />
auf mich eingeredet. Ich hätte doch Talent<br />
und ich müsste weitermachen. So habe ich<br />
mich überreden lassen.“ Flummi geht an<br />
ein anderes Mädchen, allerdings lässt Helen<br />
sich das Versprechen geben, dass er später<br />
zu ihr zurückkommt (was tatsächlich<br />
passiert ist). Flummis Nachfolger<br />
ist Princeton, ein Hannoveraner<br />
Prince Thatch xx-Sohn, der<br />
seine Vollblut-Vorfahren<br />
nicht leugnen kann.<br />
Pro blematisch war vor<br />
allem sein Temperament.<br />
„Dieses Pferd<br />
einem Ponyumsteiger<br />
zu verkaufen,<br />
war nicht korrekt“,<br />
sagt Helen unumwunden.<br />
„Er hat<br />
gebockt, wie eine<br />
Wildsau!“ Heruntergefallen<br />
ist sie<br />
nur ein einziges<br />
Mal von dem Wallach,<br />
aber sie hatte<br />
regelrecht Angst<br />
vor ihm. „Ich bin<br />
wirklich niemand, der<br />
Widerworte gibt beim<br />
Reiten. Aber manchmal,<br />
wenn ich Unterricht hatte<br />
und Ingrid (Klimke) mich<br />
aufforderte, dieses oder jenes zu<br />
machen, dann habe ich mich einfach<br />
nicht getraut. Ich wusste, wenn ich das<br />
versuche, wird er wieder bocken.“ Wo heute<br />
viele Eltern sagen würden, „der Bock muss<br />
weg“, muss Helen sich durchbeißen. „Er war<br />
kein Superstar, aber das, was wir uns leisten<br />
konnten“, so Helen. Ihr zur Seite steht Ingrid<br />
Klimke. Im Stützpunkttraining lernt Helen<br />
die spätere Reitmeisterin kennen, fasst sich<br />
ein Herz und fragt, ob sie häufiger kommen<br />
dürfe. Sie durfte. Mit Hilfe von Ingrid Klimke<br />
raufen sie und Princeton sich zusammen:<br />
„Irgendwann ging es ganz gut.“ Da stapelt<br />
Helen Langehanenberg tief. Sie bildet<br />
Princeton bis Grand Prix aus und nimmt<br />
mit ihm am Piaff Förderpreis teil. „Er hat<br />
alles gelernt. Nicht super, aber er ging alle<br />
Lektionen.“<br />
2003/2004 lernt sie Klaus Balkenhol kennen<br />
und die Stute Responsible. Sie kommt<br />
30 1/2020
„Zum Erfolg<br />
gehört auch<br />
Misserfolg!“<br />
Helen Langehanenberg hat sich durch<br />
Rückschläge nie entmutigen lassen.<br />
Helen Langehanenberg<br />
auf der Holsteiner Stute<br />
Annabelle.<br />
Foto: Equitaris/Grömping<br />
1/2020<br />
31
REPORTAGE<br />
KENT FARRINGTON – AUS DEM<br />
KUTSCHSTALL ZUR NUMMER EINS<br />
Danke, Gazelle!<br />
Mit ihr gewann<br />
Kent Farrington<br />
im Juli 2<strong>01</strong>9 den<br />
Großen Preis von<br />
Aachen.<br />
Foto: Libby Law<br />
Kent Farrington wächst in<br />
Chicago auf. Er ist acht<br />
Jahre alt, als er ein altes<br />
Foto von seiner Mutter auf dem<br />
Rücken eines Pferdes findet und<br />
daraufhin beschließt, er will reiten<br />
lernen. Die Gelegenheit bietet<br />
sich in einem Kutschstall in Chicago,<br />
wo er einmal die Woche<br />
Unterricht nimmt. Ziemlich<br />
rasch ist klar: Klein-Kent liebt<br />
Geschwindigkeit und hat vor<br />
nichts Angst. Er wird angesprochen,<br />
ob er nicht Lust hätte, Ponyrennen<br />
zu reiten. Aber sicher!<br />
Doch Jockey will er dann doch<br />
nicht werden. Er sieht eine Übertragung<br />
aus Spruce Meadows im<br />
Fernsehen. Von da an weiß er:<br />
Das ist genau sein Ding! Er ist<br />
damals elf oder zwölf Jahre alt,<br />
so genau weiß er das nicht mehr.<br />
Seine ersten Turniere sind „eher<br />
auf Kirmes-Niveau“, sagt er. Viel<br />
Geld hatte die Familie nicht.<br />
Kent Farringtons erstes Pferd<br />
wird gegen einen gebrauchten<br />
Computer eingetauscht. Doch<br />
der Junge hat Talent, und gute<br />
Reiter sind immer gefragt. So<br />
reitet er schon als Junior für<br />
Profiställe – eine hervorragende<br />
Schule. „Die Szene hat mich<br />
dahin gebracht, wo ich nun bin“,<br />
sagt er heute. Vieles habe er sich<br />
aber auch selbst beigebracht:<br />
„Ich habe jedes Jahr das Video<br />
vom Weltcup-Finale bekommen<br />
und stand dann vor dem<br />
Fern seher und habe so getan, als<br />
würde ich reiten und sei Nick<br />
Skelton oder Rodrigo Pessoa.“<br />
Und wann immer er Gelegenheit<br />
hat, schaut er bei großen Turnieren<br />
zu. Fragt man ihn danach,<br />
was er jungen Reitern mit auf<br />
den Weg geben würde, wäre das<br />
z. B. dies: sich von den Großen<br />
abschauen, wie es funktioniert.<br />
„Ich wollte alles wissen: Welches<br />
Equipment benutzen sie? Welche<br />
Gebisse? Wie gestalten sie das<br />
Abreiten? Benutzen sie Sporen?<br />
Oder eine Gerte? Wie kurz sind<br />
ihre Steigbügel? Schließen sie das<br />
Training mit einem Oxer oder<br />
Kent Farrington<br />
und Voyeur bei<br />
den Weltreiterspielen<br />
2<strong>01</strong>4.<br />
ZUR PERSON<br />
KENT<br />
FARRINGTON<br />
US-Amerikaner, Jahrgang<br />
1980, geboren und<br />
aufgewachsen in Chicago,<br />
heute hat er einen Stall in<br />
Wellington, Florida. Seit<br />
1999 Berufsreiter, größte<br />
Erfolge z. B. Platz fünf bei<br />
den Olympischen Spielen<br />
2<strong>01</strong>6 in Rio und Silber mit<br />
dem Team, WM-Bronze mit<br />
der Mannschaft 2<strong>01</strong>4.<br />
Foto: Toffi<br />
einem Steilsprung ab? Wieviele<br />
Sprünge machen sie?“ Für ihn<br />
sei das wie „Gratis-Training“<br />
gewesen. Allein dadurch habe<br />
er einen Großteil seines Wissens<br />
erlangt. Die Pferde, die Farrington<br />
zu reiten bekommt, werden<br />
immer besser, die Turniere<br />
immer wichtiger. Mit 18 gewinnt<br />
er den North American Young<br />
Riders International Competition.<br />
1999 macht Kent Farrington<br />
den Springsport zu seinem<br />
Beruf, arbeitet zunächst bei<br />
dem britischen Olympiareiter<br />
Tim Grubb und wechselt dann<br />
zu Leslie Howard. Schon in<br />
den ersten drei Jahren als Profi<br />
gewinnt Farrington mehr als<br />
eine Million Euro. Seinen ersten<br />
Fünf-Sterne-Sieg verdankt er<br />
der Stute Madison. Seine ersten<br />
großen Championate bestreitet<br />
er mit dem KWPN-Wallach<br />
Voyeur. Der trägt Farrington<br />
zu Mannschaftsbronze bei den<br />
Weltreiterspielen in Caen 2<strong>01</strong>4<br />
und Mannschaftssilber bei den<br />
32 1/2020
Olympischen Spielen 2<strong>01</strong>6. 2<strong>01</strong>7<br />
ist Farrington erstmals die Nummer<br />
eins der Welt und zudem<br />
FEI Athlete of the Year. Doch<br />
dann kommt ein Schicksalstag<br />
im Leben des Kent Farrington.<br />
In einem Trainingsspringen in<br />
Wellington stürzt er und bricht<br />
sich das rechte Schien- und Wadenbein.<br />
„Beide Knochen kamen<br />
aus dem Bein heraus“, beschreibt<br />
er. Das Pferd, von dem er fällt,<br />
ist übrigens der Oldenburger Lucifer<br />
V, der später Millionen mit<br />
dem Ägypter Nayel Nassar im<br />
Sattel verdient. Farrington, der<br />
Weltranglisten-Erste, hätte eine<br />
großartige Saison vor sich gehabt.<br />
Doch statt im Sattel findet<br />
er sich zwischen Monitoren und<br />
Infusionsständern im Krankenhaus<br />
wieder. Bitter! Die erste Zeit<br />
kann er vor Schmerzen kaum<br />
schlafen. Aber schon im Bett<br />
beginnt er, seine Beine zu beugen<br />
und zu strecken, immer wieder.<br />
Er setzt alles daran, so schnell<br />
wie möglich gesund zu werden.<br />
Nur drei Monate später ist er zurück.<br />
Heute sagt er: „Der Unfall<br />
hat mir aufgezeigt, dass das, was<br />
ich bislang für die Normalität<br />
hielt – reiten, mit den Pferden<br />
reisen, die Turniere – alles andere<br />
als normal ist. Der Unfall hat mir<br />
gezeigt, wie sehr ich die Arbeit<br />
mit den Pferden liebe und wie<br />
schön es ist, mit ihnen zu einem<br />
Team zusammenzuwachsen.“<br />
So, wie mit der gerade mal 1,55<br />
Meter kleinen Kashmir van<br />
Schuttershof-Tochter Gazelle.<br />
Ihr verdankt er den bislang<br />
größten Erfolg seiner Karriere:<br />
den Sieg im Großen Preis von<br />
Aachen. Kent Farrington hat<br />
alles erreicht. Sein Tipp: „Dies<br />
ist ein Sport, in dem jede Menge<br />
schiefläuft und in dem man viele<br />
Niederlagen einstecken muss.<br />
Wir alle kennen Gedanken wie:<br />
,Ich werde niemals die Pferde<br />
haben, um dort hin zu kommen,<br />
oder die Unterstützung. Ich<br />
werde es niemals schaffen.‘ Aber<br />
es ist wichtig zu wissen, dass<br />
ausnahmslos jeder diese Gedanken<br />
kennt, und dass sie einfach<br />
immer weiter gemacht haben. Es<br />
ist eine Frage des Wollens!“<br />
Mit „Resi“<br />
gelang Helen<br />
Langehanenberg<br />
der<br />
Durchbruch.<br />
ZUR PERSON<br />
HELEN<br />
LANGEHANENBERG<br />
Jahrgang 1982, Ausbildung zur Pferdewirtin<br />
bei Ingrid Klimke, schon währenddessen<br />
Erfolge bis Grand Prix und<br />
Weltmeisterin der jungen Dressurpferde<br />
mit Damon Hill. Danach lange Training<br />
mit Klaus Balkenhol. Seit Anfang 2<strong>01</strong>6 arbeitet<br />
sie mit dem Berufsreiter Christian<br />
Wendel zusammen, der damit großen<br />
Anteil an der Entwicklung von Helens<br />
aktuellem Erfolgspferd Damsey hat.<br />
Ende fünfjährig als Berittpferd zu ihr. Mit<br />
ihr schafft Helen Langehanenberg den<br />
Durchbruch in den Grand Prix-Sport.<br />
Berittpferd? Inzwischen ist Helen Langehanenberg<br />
Pferdewirtin. Die Ausbildung hat<br />
sie bei Ingrid Klimke gemacht. „Mir war<br />
klar, dass ich Pferdewirtin werden wollte,<br />
seitdem ich wusste, dass es diesen Beruf<br />
gibt“, so Helen. Ihre Eltern hingegen sind<br />
besorgt. Pferdewirtin? Ist das das Richtige<br />
für eine kleine zarte Frau? Der Kompromiss:<br />
Helen darf die Ausbildung machen, soll aber<br />
anschließend studieren. Sie entscheidet sich<br />
für Jura: „Ich wollte halt etwas, bei dem ich<br />
nebenbei noch reiten kann.“ Aber sie stellt<br />
schnell fest, dass Uni, Hörsaal und Studentenkneipen<br />
nicht ihre Welt sind. „Es war<br />
furchtbar für mich! Ich war ein paarmal mit<br />
denen abends weg, aber ich konnte mich<br />
damit überhaupt nicht identifizieren.“ Also<br />
wägt sie ab – zu Ende studieren, um am<br />
Ende einen Job zu machen, der ihr genauso<br />
wenig Spaß macht wie das Studium, oder<br />
Foto: Toffi<br />
Schon<br />
immer<br />
das<br />
Beste<br />
Helen Langehanenberg, Damsey<br />
www.stassek.com
REPORTAGE<br />
Fotos: Libby Law<br />
JONELLE PRICE –<br />
„BIZARRE PFERDEBESESSENHEIT“<br />
Jonelle Price und Classic<br />
Moet auf dem Weg zum Sieg<br />
im CCI4* Badminton 2<strong>01</strong>8.<br />
Jonelle und Tim Price sind<br />
heute in der Vielseitigkeit<br />
das, was einst Prinzessin<br />
Anne und Captain Mark<br />
Phillips waren – ein richtiges<br />
Power-Paar. 2<strong>01</strong>6 schrieben sie<br />
Geschichte als erstes Ehepaar,<br />
das gemeinsam in einem Team<br />
sein Land bei Olympischen<br />
Spielen vertrat (und Platz vier<br />
belegte). 2<strong>01</strong>8 gewann Jonelle<br />
in Badminton und Tim in<br />
Burghley – der Lohn für lange<br />
Jahre harter Arbeit.<br />
Die am 14. Oktober 1980<br />
geborene Jonelle Price wuchs<br />
in Motoueka, Neuseeland, auf.<br />
Pferdehintergrund? Fehlanzeige!<br />
„Meine Mutter hatte Angst<br />
vor Tieren und mein Vater hat<br />
sie gehasst“, bringt Jonelle es<br />
auf den Punkt. Sie selbst hatte<br />
allerdings von Kindesbeinen an<br />
eine geradezu „bizarre Pferdebesessenheit“.<br />
Und die Liebe<br />
zur Vielseitigkeit entwickelte<br />
sich bei ihr wie die zum Springreiten<br />
bei Kent Farrington: vor<br />
dem Fernseher. Wie gebannt<br />
saß sie vor dem Bildschirm<br />
und sah Mark Todd dabei zu,<br />
wie er durch den Cross von<br />
Badminton flog. Rund 30 Jahre<br />
später ritt sie nicht nur Seite an<br />
Seite mit der lebenden Legende,<br />
sondern schlug ihn auch noch<br />
aus dem Feld.<br />
Die erste Station auf dem<br />
Weg dorthin war der Ponyclub.<br />
Sie schaffte es immer zu reiten.<br />
Doch beruflich hätte sie eigentlich<br />
in Robe im Gerichtssaal<br />
Plädoyers halten sollen, statt<br />
in Reithosen durchs Gelände<br />
zu galoppieren. Sie begann<br />
ein Jura -Studium. Doch nach<br />
einem Jahr der Uni war der<br />
Wunsch, sich auf die Pferde und<br />
das Reiten zu konzentrieren,<br />
einfach übermächtig. Jonelle<br />
beschloss, sich ein Jahr Auszeit<br />
zu gönnen, zu reiten und zu<br />
schauen, wie es funktioniert.<br />
Es hat nie einen Weg zurück<br />
gegeben. Sie lebte davon, Pferde<br />
auszubilden und zu verkaufen.<br />
Dann lernte sie ihren Mann<br />
Tim kennen und 2005 zogen<br />
die beiden nach England, wo<br />
sie heute einen professionellen<br />
Vielseitigkeitsstall mit rund 30<br />
Pferden leiten. Sie sind ganz<br />
oben angekommen und auch<br />
Jonelle Price sagt, dass es „ein<br />
bisschen Talent und harte Arbeit“<br />
war, die dafür gesorgt ha-<br />
abbrechen, weiter reiten und riskieren, dass<br />
sie davon vielleicht nicht leben kann? Sie<br />
muss nicht lange überlegen. Ein neuer Deal<br />
mit ihren Eltern: Sie soll ein, zwei Jahre<br />
ausprobieren, wie es läuft. Heute würde<br />
man sagen: Läuft. Rückwärts und bergab,<br />
aber läuft. Denn tatsächlich hat Helen von<br />
Anfang an viel zu tun. Aber es war auch<br />
hart – jedes Wochenende Turnier mit zehn<br />
Pferden, keine Freizeit, dafür eine Menge<br />
auch körperlich harter Arbeit. Aber es<br />
macht Helen nichts aus. „Ich denke, wenn<br />
man etwas wirklich will, dann schafft man<br />
es auch!“ Eine Kämpferin ist sie bis heute.<br />
Sie erarbeitet sich einen Namen. Als Ingrid<br />
Klimke sich 2005 den Arm bricht, darf sie<br />
Damon Hill bei den Weltmeisterschaften der<br />
jungen Dressurpferde in Verden vorstellen.<br />
„Als Ingrid mir sagte, wir gehören zu den<br />
Favoriten, bin ich fast hintenübergekippt.<br />
Klar, Dami war für mich das Nonplusultra,<br />
aber der Jockey passte doch nicht. Ich hatte<br />
ja keinen Namen.“ Und doch wird sie Weltmeisterin.<br />
Einer der Schlüsselmomente ihrer<br />
Karriere. Obgleich sie damals noch gar nicht<br />
an das denkt, was später noch auf sie warten<br />
wird. „Mir hat das Turnierreiten immer Spaß<br />
gemacht. Aber ich habe nie ernsthaft über<br />
die Weltspitze nachgedacht. Das war ein<br />
Traum, ja, aber völlig unrealistisch.“ Responsible,<br />
Resi, belehrt sie eines Besseren. 2007<br />
ist ihr erstes Grand Prix-Jahr, 2008 sind<br />
sie Reservisten für die Olympischen<br />
Spiele in Hongkong. Ein Erfolg reiht<br />
sich an den anderen und Helen lernt<br />
dazu, nicht nur reiterlich, sondern<br />
auch mental. „Ich habe nie einen<br />
Mentalcoach gebraucht, ich bin mit<br />
mir im Reinen, ich habe mich selbst<br />
therapiert“, sagt sie. Aber auch das<br />
will erst einmal gelernt sein. Es<br />
kommen Phasen, in<br />
denen sie nicht<br />
weiterkommt,<br />
unzufrieden<br />
ist mit sich,<br />
weil sie das<br />
Gefühl hat,<br />
im Viereck<br />
nur 70 bis<br />
80 Prozent<br />
dessen<br />
abrufen zu<br />
können,<br />
wozu sie<br />
und ihr<br />
Pferd eigentlich<br />
in der<br />
Foto: Toffi<br />
Lage wären. „Ich habe mich zu doll unter<br />
Druck gesetzt. Ich wollte es zu gut machen.“<br />
Die Lösung ist ein Satz von Resis Züchterin<br />
und Besitzerin: „Du hast Geld bezahlt,<br />
dass Du hier sieben Minuten Prüfung<br />
reiten kannst, also genieß es auch!“ Das<br />
hat bei Helen Langehanenberg einen<br />
Schalter umgelegt. „Plötzlich war es<br />
mir nicht<br />
egal, aber<br />
egaler, was<br />
passiert.<br />
Und dann<br />
funktionierte<br />
es wieder.“<br />
2<strong>01</strong>0 wartet<br />
dann die Chance<br />
ihres Lebens auf<br />
Helen: Damon Hill.<br />
Besitzer Christian<br />
Becks vertraut ihr den<br />
von Ingrid Klimke bis<br />
Grand Prix ausgebildeten<br />
Hengst an. Die<br />
Vier Jahre lang<br />
gehörten Helen<br />
Langehanenberg<br />
und Damon Hill zur<br />
Dressur-Weltspitze.<br />
34 1/2020
Power-Paar: Die Vielseitigkeitsreiter<br />
Jonelle und Tim Price.<br />
ZUR PERSON<br />
JONELLE<br />
PRICE<br />
Jahrgang 1980, geboren<br />
und aufgewachsen<br />
in Neuseeland. Seit<br />
2005 mit Mann Tim in<br />
Großbritannien zuhause.<br />
Siegerin beim CCI4*<br />
Badminton 2<strong>01</strong>8,<br />
Mannschaftsbronze<br />
Olympia 2<strong>01</strong>2, Platz<br />
vier WM 2<strong>01</strong>4.<br />
ben, dass sie inzwischen Erfolge<br />
verbuchen konnten, die jenseits<br />
allem sind, was sie sich je erträumt<br />
haben. „Es zeigt, dass<br />
man am Ende alles erreichen<br />
kann, wenn man nur will.<br />
Es ist eine Ansammlung<br />
an Jahren, in denen man<br />
immer wieder an die Tür geklopft<br />
hat. Und wenn man nur<br />
lange genug klopft, dann öffnet<br />
sich die Tür langsam.“ Spätestens<br />
nach ihrem Badminton-<br />
Sieg hatten auch Jonelles Eltern<br />
realisiert, was ihre Tochter alles<br />
erreicht hat: „Für den Pferdesport<br />
ist es wie Wimbledon<br />
fürs Tennis. Ich bin sicher, über<br />
Jahre dachten sie: ,Was zur<br />
Hölle macht sie da eigentlich,<br />
wenn sie diesem verrückten<br />
Traum nachjagt?‘ Inzwischen<br />
ist bei ihnen angekommen, dass<br />
das etwas ziemlich Großes ist.“<br />
Fürwahr!<br />
Das Highlight am Freitagabend:<br />
Die Sparkassen Sport-Gala<br />
beiden sind Teil einer neuen Dressurbewegung,<br />
weg von der holländischen Brutalo-<br />
Reiterei hin zu Harmonie und Leichtigkeit,<br />
tanzen statt strampeln. Dami – oder „Mister<br />
Hill“ – trägt Helen zum ersten Aachen-Sieg,<br />
zum ersten Championat, zu den ersten<br />
Olympischen Spielen, zum Weltcup-Titel.<br />
2<strong>01</strong>4 knacken sie die 90 Prozent-Marke in<br />
der Grand Prix-Kür von Neumünster. Und<br />
wenn einer wie Carl Hester sagt, er bewundert,<br />
wie ein zartes Persönchen wie Helen<br />
Langehanenberg ihre Hengste motiviert,<br />
dann ist dem nicht viel hinzuzufügen. Ob sie<br />
einen Tipp hat für ehrgeizige junge Reiter?<br />
„Ich denke, man muss es wirklich wollen<br />
und sich dafür einsetzen! Glück gehört auch<br />
dazu, aber vor allem der Glaube daran, es<br />
schaffen zu können, dafür kämpfen und hart<br />
an sich arbeiten.“ Und last, but not least, sich<br />
nicht unterkriegen zu lassen, auch wenn der<br />
Frust noch so groß ist: „Zum Erfolg gehört<br />
auch Misserfolg. Aber am Ende wollte ich<br />
es immer und habe die Zähne zusammengebissen.“<br />
Das hat funktioniert. Aktuell ist<br />
Helen Langehanenberg mit Damsey Mitglied<br />
des Olympiakaders, die Nummer sechs der<br />
Weltrangliste und glücklich: „Ich wollte immer<br />
reiten und das ist es, was ich heute tue.<br />
Ich würde es immer wieder so machen.“<br />
16. – 19. JANUAR 2020<br />
Leipziger Messe<br />
Sparkassen-Cup<br />
Longines FEI Jumping World Cup <br />
FEI Driving World Cup <br />
FEI Top Indoor Vaulting Masters<br />
Expo mit über 250 Ausstellern<br />
Leipziger Pferdenacht<br />
Sparkassen Sport-Gala<br />
www.partner-pferd.de
REITEN<br />
MACH<br />
MAL<br />
PAUSE!<br />
Eine der effektivsten und<br />
dennoch wohl am meist<br />
unter schätztesten Trainingsmethoden<br />
ist die PAUSE zum<br />
rechten Zeitpunkt. Denn<br />
sie wirkt sich gleich dreifach<br />
positiv aufs Pferd aus<br />
TEXT: DOMINIQUE WEHRMANN<br />
Fotos: Toffi<br />
Anhalten, loben, stehen lassen und<br />
entspannen – ein großes Lob nach einer<br />
gelungenen Lektion und zugleich eine<br />
erzieherische Maßnahme.<br />
36 1/2020
KLAUS<br />
BALKENHOL<br />
DIE EXPERTEN<br />
ALOIS POLLMANN-<br />
SCHWECKHORST<br />
Einer der renommiertesten Dressurausbilder<br />
der Welt, ehemaliger<br />
Bundestrainer, Mannschaftsolympiasieger,<br />
Trainer von Weltmeistern und<br />
Olympiasiegern.<br />
Ehemaliger Weltklassespringreiter,<br />
der sich<br />
heute als Trainer und Ausbilder<br />
auf der ganzen Welt<br />
einen Namen gemacht hat.<br />
1/2020<br />
37
REITEN<br />
Reitmeister Klaus Balkenhol<br />
hat in seinem<br />
Leben schon unzählige<br />
Grand Prix-Pferde<br />
ausgebildet und<br />
von ihnen gelernt:<br />
Wenn sie Widerstand leisten<br />
beim Reiten, liegt es meistens<br />
daran, dass ihnen die Muskulatur<br />
weh tut. Sie können nicht mehr.<br />
Darum benutzt er auch nicht das<br />
Wort „Pause“, sondern nennt die<br />
Unterbrechung des Trainings<br />
„Erholungszeit“. Spätestens,<br />
wenn das Pferd unwillig wird<br />
und beginnt sich zu widersetzen,<br />
muss der Reiter aufhören. Doch<br />
eigentlich ist es dann schon zu<br />
spät. Die Unterbrechung muss<br />
kommen, noch ehe das Pferd so<br />
stark ermüdet, dass es sich wehrt.<br />
Wie Klaus Balkenhol sagt: „Der<br />
Reiter muss den Punkt erfühlen,<br />
an dem er aufhören muss, das<br />
Pferd zu fordern, noch ehe das<br />
Pferd fordert, aufzuhören! Das ist<br />
eine Frage des Horsemanship.“<br />
Reitet man über diesen Punkt<br />
hinweg, zieht das gleich mehrere<br />
Probleme nach sich. Das<br />
schwerwiegendste: Der Reiter<br />
fängt „Streit“ mit dem Pferd an,<br />
obwohl es körperlich gar nicht<br />
mehr in der Lage ist, seinen<br />
Wünschen Folge zu leisten. Auf<br />
Dauer verliert das Pferd so das<br />
Vertrauen. Klaus Balkenhol: „Ich<br />
erlebe es oft, dass ein Schüler<br />
sagt, er komme nicht weiter.<br />
Ich sage dann: ,Halt mal an und<br />
entspannt euch kurz!‘ Und siehe<br />
da, nach kurzer Zeit hat sich die<br />
Muskulatur des Pferdes erholt, ist<br />
wieder gut durchblutet und mit<br />
Sauerstoff versorgt. Was vorher<br />
nicht ging, klappt wieder.“<br />
Alois Pollmann-Schweckhorst<br />
bestätigt das und hat einen<br />
anschaulichen Vergleich: „Wenn<br />
ich im Fitnessstudio mit Gewichten<br />
arbeite, mache ich nach<br />
einer Einheit ja auch eine Pause,<br />
schüttele mich aus und setze<br />
dann erneut an.“ Beide sind sich<br />
einig, es geht nicht darum, dass<br />
Pferde nicht gefordert werden<br />
dürfen. Im Gegenteil, sie sollen<br />
sich anstrengen – aber nur so<br />
lange sie Kraft haben. Das ist ein<br />
schmaler Grat. Alois Pollmann-<br />
Schweckhorst: „Wenn ich spüre,<br />
dass ich mehr will, als das Pferd<br />
Foto: Rau<br />
In-Out Reihen sind<br />
pures Krafttraining<br />
fürs Pferd. Und wie im<br />
Fitnessstudio braucht es<br />
nach einer Einheit eine<br />
Erholungsphase.<br />
38 1/2020
in diesem Moment zu geben<br />
bereit ist, muss ich einen Gang<br />
zurückschalten. Das ist ein Gefühl,<br />
als stecke man fest.“ Diese<br />
Situationen kennt man als Reiter,<br />
der Moment, in dem man geneigt<br />
ist zu denken: „Da muss er<br />
jetzt mal durch!“ Das sei genau<br />
die falsche Denkweise, betont<br />
der Profi. Eine wichtige Lektion<br />
habe er von seiner Partnerin<br />
Pia Scheffer gelernt. Die habe<br />
nämlich ein Pferd, das „manchmal<br />
einen Käfer- und manchmal<br />
einen Porsche-Tag hat“, wie<br />
Pollmann-Schweckhorst es<br />
nennt. „An einem Porsche-Tag<br />
springt er ohne Probleme über<br />
einen S***-Parcours. An einem<br />
Käfer-Tag muss man ihn in Ruhe<br />
lassen.“ Das zu respektieren, war<br />
ein Schlüssel auf dem Weg zum<br />
Erfolg mit dem betreffenden<br />
Pferd.<br />
ERHOLUNG FÜR DEN KOPF<br />
Es ist nicht nur die Muskulatur<br />
des Pferdes, die sich zwischendurch<br />
immer wieder erholen<br />
muss, sondern auch der Kopf.<br />
Je ehrgeiziger und sensibler die<br />
Pferde sind, desto schneller geraten<br />
sie auch in Stress und dann<br />
unter Spannung. Erfolgspferd<br />
Dablino sei so ein Pferd gewesen,<br />
berichtet Klaus Balkenhol. Geholfen<br />
hat ein Tipp von Westernausbilder<br />
Peter Kreinberg: die<br />
Pferde einfach mal stehen lassen!<br />
Und zwar so lange, bis sie sich<br />
wirklich entspannen, tief ausatmen<br />
und zur Ruhe kommen.<br />
„Die Pferde finden ihre Ruhe<br />
und ihre Balance“, hat Balkenhol<br />
festgestellt. Das kommt dem<br />
Reiter auch im Dressurviereck<br />
zugute . Hat das Pferd gelernt,<br />
dass Halten Entspannung<br />
bedeutet, wird es bei den<br />
Grußaufstellungen<br />
nicht mehr herumzappeln.<br />
Auch Alois<br />
Pollmann -<br />
-Schweckhorst<br />
Alois<br />
Pollmann-<br />
Schweckhorst<br />
ist inzwischen<br />
als<br />
Trainer<br />
erfolgreich<br />
im Einsatz.<br />
Foto: Toffi<br />
weiß, bei sehr ehrgeizigen<br />
Kandidaten wirkt eine Unterbrechnung<br />
manchmal Wunder:<br />
„Die hoch im Blut stehenden<br />
Pferde heutzutage sind unglaublich<br />
motiviert und eifrig. Wenn<br />
sie eine Aufgabe noch nicht<br />
ganz verstanden haben, verunsichert<br />
sie das und sie wollen<br />
sie möglichst schnell hinter sich<br />
bringen. Sie brauchen dann Zeit,<br />
um herunterzukommen und<br />
das Neue erst einmal sacken<br />
zu lassen.“ Die Pause könnte<br />
dann eine Runde Schritt reiten<br />
sein, aber manchmal helfe<br />
auch schon eine Veränderung<br />
der Aufgabenstellung, um die<br />
Pferde wieder zu beruhigen.<br />
Vor allem, wenn es etwas ist,<br />
was dem Pferd vertraut ist, und<br />
was es gut kann. Das stärkt das<br />
Selbstbewusstsein und die Motivation.<br />
„Wenn die Pferde hek-<br />
NUR NICHT KALT WERDEN LASSEN!<br />
TIPP FÜR DIE<br />
SPRINGSTUNDE<br />
Als Springtrainer hat „Alo“ eine Maxime: Er unterrichtet<br />
höchstens drei Reiter gleichzeitig. Aus gutem<br />
Grund: „Wenn wir Parcours reiten, müssen die<br />
anderen Reiter ja warten. In dieser Zeit schalten<br />
die Pferde ab. Ich kann nicht verlangen, dass sie<br />
dann voll da sind, wenn sie an der Reihe sind.“<br />
Darum steht neben dem Parcours, wann immer<br />
es geht, auch ein kleines Kreuz in seiner Reithalle.<br />
„Ich fordere den jeweils nächsten Reiter<br />
dann schon mal auf, sich vorzubereiten, das<br />
Pferd zu traben, zu galoppieren und über<br />
das Kreuz springen zu lassen, damit es<br />
weiß, jetzt passiert gleich was.“<br />
Foto: von Hardenberg<br />
© collage © Foto Durand<br />
Klaus Balkenhol beim Training<br />
eines jungen Pferdes<br />
unter Tochter Anabel.<br />
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REITEN<br />
Entspannung nach einer Anstrengung ist eine große<br />
Belohnung fürs Pferd und damit eine Motivation.<br />
Das kann der Reiter sich zu Nutze machen.<br />
Foto: www.toffi-images.de<br />
DAS PFERD MOTIVIEREN<br />
PAUSE = LOB<br />
Die Pause ist für den Reiter<br />
auch ein Instrument, mit<br />
seinem Pferd zu kommunizieren.<br />
Jedes Pferd ist<br />
bestrebt, seine Situation<br />
zu verbessern. Das ist sein<br />
Antrieb. Und Entspannung<br />
nach einer Anstrengung ist<br />
eine enorme Verbesserung<br />
der aktuellen Situation. Für<br />
den Reiter heißt das, wenn<br />
er dem Pferd eine Pause<br />
gönnt, nachdem es sich<br />
besonders angestrengt hat,<br />
motiviert er das Pferd, sich<br />
beim nächsten Mal mindestens<br />
genauso viel Mühe zu<br />
geben, wenn nicht sogar<br />
noch mehr.<br />
tisch werden, ist das nicht böse<br />
gemeint“, betont Alois Pollmann-<br />
Schweckhorst. „Im Gegenteil!<br />
Sie wollen alles richtig machen,<br />
und dass es ihnen noch nicht voll<br />
gelingt, macht sie nervös.“ Umso<br />
wichtiger, dass der Reiter dann<br />
wieder Ruhe ins Pferd bringt.<br />
Wie sehr es Pferden körperlich<br />
und seelisch schadet, sie schon<br />
in jungen Jahren wie Achtjährige<br />
zu reiten, sei etwas, das man<br />
gar nicht sofort realisiere, warnt<br />
Klaus Balkenhol: „Aber irgendwann<br />
in ihrem Leben bekommen<br />
diese Pferde einen Knacks!“<br />
Denn die Gefahr der Überbelastung<br />
von Sehnen und Gelenken<br />
ist bei Pferden, die noch<br />
unausbalanciert sind und deren<br />
Muskulatur noch nicht ausgereift<br />
ist, besonders groß. Manche<br />
Pferde werden durch frühe<br />
Überforderung auch mental<br />
zerstört. Sie schalten ab, werden<br />
„sauer“, blockieren. So weit darf<br />
man es nicht kommen lassen! Es<br />
ist wesentlich schwieriger, wenn<br />
nicht gar unmöglich, einem<br />
Pferd das Vertrauen zum Reiter<br />
und den Spaß an der Arbeit<br />
zurückzugeben, als zu erhalten.<br />
Darum rät Klaus Balkenhol auch<br />
unbedingt dazu, mit allen Pferden,<br />
jungen wie „erwachsenen“,<br />
auch regelmäßig zu springen,<br />
auszureiten etc., damit sie nicht<br />
abstumpfen. „Abwechslung in<br />
der Ausbildung ist sehr wichtig!<br />
Sie erhält die Gehfreude und die<br />
Gesundheit des Pferdes“, betont<br />
der Reitmeister.<br />
PAUSE ALS MOTIVATOR<br />
Neben der Erholung haben<br />
Pausen noch einen weiteren positiven<br />
Effekt: Das Pferd nimmt<br />
sie wie ein Lob wahr. Gute<br />
Ausbilder wissen das für sich<br />
zu nutzen. Nicht umsonst heißt<br />
es, man soll aufhören, wenn<br />
es am schönsten ist. Beispiel<br />
Rückwärtsrichten – tritt das<br />
Pferd willig zurück, wird dann<br />
gelobt und darf sich entspannen,<br />
speichert es ab, dass es nicht<br />
mehr weiter rückwärts gehen<br />
muss, wenn es dem Wunsch des<br />
Reiters Folge geleistet hat. Das<br />
nächste Mal wird es sehr wahrscheinlich<br />
sofort rückwärts treten,<br />
sobald es aufgefordert wird.<br />
Das Prinzip „Druck – weichen<br />
– Druck wegnehmen“ ist das<br />
effektivste Mittel, um Tieren –<br />
nicht nur Pferden – etwas beizubringen.<br />
Denn eines muss man<br />
sich als Reiter vor Augen halten:<br />
Für Reiter gibt es viele Anreize,<br />
morgens aufzustehen und<br />
sich anzustrengen: Preisgelder,<br />
Medaillen etc. Für Pferde gibt es<br />
erst einmal keinen Anreiz, mit<br />
uns Menschen zu kooperieren.<br />
Aber sie tun es gerne und willig,<br />
wenn sie merken, sie haben<br />
etwas davon – zum Beispiel Entspannung<br />
und Lob. Wie Alois<br />
Pollman-Schweckhorst sagt:<br />
„Pferde denken nicht wie wir.<br />
Im Grunde ist es ihnen egal, ob<br />
sie Erster oder Letzter werden.<br />
Der Reiter muss sein Pferd also<br />
zum Mitmachen motivieren!“<br />
Dafür gibt es nur einen Weg,<br />
der auf Dauer zum Erfolg führt:<br />
Belohnung. Sich anzustrengen,<br />
muss sich rentieren. Und eine<br />
Pause im rechten Moment ist<br />
eine sehr große Belohnung.<br />
„Das ist als Anreiz alternativlos“,<br />
so Pollmann-Schweckhorst.<br />
Die Art, wie Pferde lernen,<br />
verlangt aber auch Sensibilität<br />
und vorausschauendes Handeln,<br />
denn wie Reitmeister Balkenhol<br />
sagt: „Die Entscheidungen,<br />
wann Pause gemacht wird,<br />
darf der Reiter nicht dem Pferd<br />
überlassen! Er muss das Pferd<br />
lesen können und aufhören, ehe<br />
das Pferd sich widersetzt. Der<br />
Ausbilder muss die Sprache des<br />
Pferdes verstehen.“ Schließlich<br />
soll es merken, dass sein Leben<br />
angenehmer wird, wenn es mit<br />
dem Menschen zusammenarbeitet.<br />
Darum: lieber zu früh<br />
Foto: Toffi<br />
als zu spät einen Gang zurück<br />
schalten! Es wird dennoch Situationen<br />
geben, in denen man<br />
diesen Moment verpasst. Dann<br />
ist es besser, auch mal Fünfe<br />
gerade sein zu lassen, statt sich<br />
auf einen Kampf einzulassen.<br />
Eine Pause zu machen, wenn<br />
man sich an einem Problem<br />
„festgebissen“ hat, hat nichts mit<br />
aufgeben zu tun, sondern damit,<br />
auf den Partner Pferd einzugehen.<br />
„Pferde merken nur, dass es<br />
gerade unangenehm wird. Wenn<br />
Wichtig:<br />
Auch beim<br />
Schritt reiten<br />
auf Fleiß<br />
achten!<br />
40 1/2020
ich dann immer weiter mache,<br />
baue ich immer härtere Fronten<br />
auf, statt die Situation aufzulösen“,<br />
weiß Alois Pollmann-<br />
Schweckhorst aus Erfahrung.<br />
ERHOLUNG – ABER WIE?<br />
Bei älteren Pferden gilt im Stall<br />
Balkenhol die Faustregel: spätestens<br />
alle 15 Minuten Erholungszeit<br />
einplanen. Klaus Balkenhol<br />
findet übrigens, dass die<br />
Erfindung des Handys für die<br />
Pferde ein Segen sein kann: „Da<br />
klingelt plötzlich das Telefon,<br />
der Reiter hält an, das Pferd hat<br />
Pause und danach geht plötzlich<br />
alles viel besser.“ Trotzdem gehört<br />
das Handy eigentlich nicht<br />
aufs Pferd!<br />
Gerade Remonten, die auch<br />
noch lernen müssen, einen<br />
Reiter auf ihrem Rücken auszubalancieren,<br />
ermüden schnell.<br />
Nicht nur körperlich, sondern<br />
auch psychisch. Darum muss<br />
man bei ihnen besonders gut<br />
aufpassen, ihnen rechtzeitig<br />
Erholung zu gönnen. Wie häufig<br />
das ist, hängt vor allem vom<br />
Temperament des Pferdes ab.<br />
Von Hause aus gehfreudige<br />
Pferde haben es leichter. Sie<br />
können schon länger am Stück<br />
traben und galoppieren. Pferde,<br />
die nicht so gehlustig sind, brauchen<br />
hingegen öfter eine Pause.<br />
Schrittpausen dienen grundsätzlich<br />
der Erholung. Doch<br />
um mit einem älteren Pferd die<br />
Lösungsphase abzuschließen<br />
und die Arbeitsphase einzuleiten,<br />
kann es sehr sinnvoll sein,<br />
es Schenkelweichen zu lassen<br />
oder Kurzkehrt zu reiten, um<br />
die Versammlung einzuleiten.<br />
Aber immer darauf achten, dass<br />
die Pferde anschließend wieder<br />
frei schreitend Schritt gehen und<br />
sich ans Gebiss herandehnen!<br />
Wenn man neue Lektionen<br />
übt oder besonders intensiv<br />
mit dem Pferd arbeitet, sollte<br />
eine Schrittpause allerdings<br />
eher nicht genutzt werden, um<br />
andere Lektionen zu reiten.<br />
Dann bedeutet Schritt Erholung<br />
für Körper und Geist und eine<br />
Belohnung für die geleisteten<br />
Anstrengungen. Ein weiterer<br />
positiver Effekt: An der Universität<br />
Göttingen konnte man<br />
inzwischen wissenschaftlich<br />
nachweisen, dass Schrittpausen<br />
dafür sorgen, dass sich Erlerntes<br />
setzt und festigt.<br />
Springausbilder Alois<br />
Pollmann-Schweckhorst sagt,<br />
in der Lösungsphase, wenn die<br />
Pferde körperlich und mental<br />
auf die kommenden Aufgaben<br />
vorbereitet werden sollen, sei es<br />
nicht nötig, aber wenn es an die<br />
kräftezehrende Versammlungsarbeit<br />
geht und die Pferde sich<br />
anstrengen müssen, sollte der<br />
Reiter nach ca. zehn Minuten<br />
eine Schrittpause einlegen. „Die<br />
Lösungsphase soll für das Pferd<br />
möglichst angenehm sein“, erklärt<br />
er. „Ich lasse dabei die Zügel<br />
aus der Hand kauen. Die Nase<br />
darf ruhig den Boden berühren“,<br />
so „Alo“. Allerdings sollte die<br />
Pause auch nicht zu lang sein.<br />
Eine Runde Schritt reiche aus,<br />
betont Pollmann-Schweckhorst:<br />
„Bei einer Pause, die länger als<br />
fünf Minuten dauert, fange ich<br />
sonst wieder von Null an.“<br />
Jedoch wehrt sich der Springprofi<br />
gegen Pauschalisierungen.<br />
„Es gibt keine allgemeingültigen<br />
Gebrauchsanweisungen. Pferde<br />
sind Individuen. Zu lernen, sie<br />
zu verstehen, jedes von ihnen<br />
lesen zu können, ist unsere<br />
wichtigste Aufgabe als Reiter.<br />
Wichtiger als alles Technische!<br />
Die Persönlichkeit eines Pferdes<br />
muss nicht ,geknackt‘, sondern<br />
verstanden werden!“ Was er<br />
damit meint: Manche Pferde<br />
brauchen Herausforderungen,<br />
anderen muss man Sicherheit<br />
geben, ihr Selbstbewusstsein<br />
stärken. Manchmal muss man<br />
etwas Druck machen bzw. Grenzen<br />
setzen, sei es nun unter dem<br />
Sattel oder im Umgang. Aber<br />
man muss eben auch wissen,<br />
wann es Zeit ist, den Druck herauszunehmen.<br />
Das gilt für jede<br />
einzelne Trainingsstunde wie<br />
auch für die Planung über die<br />
gesamte Saison. Der Reiter muss<br />
ein Gespür dafür entwickeln,<br />
was sein Pferd gerade braucht.<br />
Pollmann-Schweckhorst ist<br />
sicher, jedes Pferd ist bereit,<br />
seinem Reiter alles zu geben,<br />
wenn man es nur zu nehmen<br />
weiß. Es geht darum, die Pferde<br />
„abzuholen“.<br />
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hinnehmen.<br />
Die Entscheidung, ihren Anhänger<br />
gegen einen Transporter<br />
einzutauschen, fasste Marion<br />
Hagedorn im Frühjahr 2<strong>01</strong>7.<br />
Wir treffen sie in dem Casino<br />
der Reitanlage, unweit von<br />
Münster, auf der sie zwei Boxen für ihre<br />
Dressurpferde angemietet hat. „Mein Anhänger<br />
war spitze“, erinnert sich Hagedorn, „aber<br />
ständig roch mein Auto nach Pferd und das<br />
Rückwärtsfahren war ich leid. Ich dachte mir:<br />
dass was du hier machst ist dein Hobby; soll<br />
Spaß bringen.“<br />
Sie macht sich daraufhin auf die Suche nach<br />
einem Transporter für ihre Pferde. Im Internet,<br />
auf Turnieren: Hagedorn arbeitet sich in<br />
das Thema ein. Schnell tat sich die Frage auf:<br />
Kann ich so einen LKW überhaupt bedienen?<br />
Wie sieht es mit der Zuladung aus? Offizielle<br />
Angaben gibt es dazu wenig. Weil sie mit<br />
ihrem Pferdeanhänger gute Erfahrungen<br />
gemacht hat, kontaktiert sie den Hersteller<br />
der, wie Marion weiß, auch Pferdetransporter<br />
produziert. Sie erkundigt sich nach Mietoptionen,<br />
zum Ausprobieren.<br />
„Das ging super,“ erzählt Hagedorn und<br />
nippt an ihrem Kaffee. „Die hatten eine Art<br />
Schnuppermiete mit Pauschalpreis. Das war<br />
perfekt für den Praxis-Test.“<br />
Bei der Übergabe am Werk betont der Mitarbeiter<br />
die Mehrwerte des eigenen Fabrikats:<br />
keine scharfen Kanten, Vollaluminium-Aufbau,<br />
gerade Rampe, Garantie, und so weiter.<br />
Worauf Sie achten müsse: das Gesamtgewicht.<br />
Das Mietfahrzeug war auf 4,25 t<br />
zugelassen. Damit hatte es eine Zuladung von<br />
1,45 t, da es im unbeladenen Zustand 2,80 t<br />
wog. Mit dieser Zulassung gilt Tempolimit 80<br />
km/h. „Mit meinem Anhänger bin ich auch<br />
nie schneller gefahren“, sagt Hagedorn. „Ich<br />
meine, man transportiert immerhin zwei<br />
Pferde.“<br />
Diese Art der Offenheit ist, wie sich zeigen<br />
wird, unter Verkäufern in der Branche eher<br />
ungewöhnlich.<br />
DIE FRAGE DER NUTZLAST<br />
Marion Hagedorn ist nach dem Test so<br />
überzeugt, dass Sie die Kaufentscheidung<br />
trifft. Das getestete Modell erscheint ihr aber<br />
zu teuer. „Auch wenn die Beratung top war,“<br />
erzählt sie, „mir war klar, dass es günstigere<br />
Alternativen gibt.“ Hagedorn verabredet sich<br />
auf einem Reitturnier.<br />
Während des Verkaufsgesprächs am Stand<br />
des Verkäufers geht es hauptsächlich um die<br />
Frage der Zulassung. Es wird ihr erklärt, sie<br />
42 1/2020
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könne das Fahrzeug ohne Weiteres auf 3,5<br />
t zulassen, wie ein normales Auto. Anmeldung<br />
und Versicherung wären damit auch<br />
viel einfacher zu organisieren und Tempolimits<br />
sowieso kein Thema mehr. Produktfeatures?<br />
Seien alle ähnlich. Auch dass der<br />
Pferdestandsbereich im Vergleich zu ihrem<br />
Mietfahrzeug insgesamt kleiner ausfällt, wäre<br />
unbedenklich. Immerhin würden ja viele<br />
Fahrzeuge der Marke im Straßenverkehr unterwegs<br />
sein. Der Transport von zwei Pferden<br />
wäre kein Problem.<br />
Hagedorn unterschreibt die Auftragsbestätigung<br />
noch am selben Tag. Was sie zu dem<br />
Zeitpunkt noch nicht weiß: Ihr neuerworbenes<br />
Fahrzeug verfügt über eine Zuladung von<br />
weniger als 700 kg.<br />
Die Selbstfahrer haben in den letzten Jahren<br />
einen rasanten Zuwachs erlebt. Wer an den<br />
Parkwiesen von ländlichen oder großen Turnieren<br />
vorbeifährt bemerkt, dass mehr und<br />
mehr Reiterinnen und Reiter—oder deren Eltern—die<br />
Einschätzung von Hagedorn teilen:<br />
Der Komfort eines Zwei-Pferde-Transporters<br />
ist größer. Besonders dann, so scheint es,<br />
wenn das Fahrzeug mit dem „normalen Autoführerschein“<br />
der Klasse B geführt werden<br />
kann. Dafür muss der Transporter über ein<br />
zulässiges Gesamtgewicht (zGG) von bis zu<br />
3,5 t verfügen.<br />
Viele Aufbau-Hersteller haben dies verstanden<br />
und sich den Bedarf für leichte Fahrzeuge<br />
zunutze gemacht. Es wird mit Slogans<br />
wie „der echte 3,5 Tonner“, „superlight“ oder<br />
„ohne Tempolimit“ geworben. Mit Erfolg:<br />
Ein Großteil dieser Fahrzeuge wird als PKW<br />
zugelassen. Nur wirklich ausreichend ist die<br />
dafür benötigte Nutzlast in den wenigsten<br />
Fällen.<br />
100 KG FÜR DEN AUFBAU?<br />
Manche Hersteller gehen sogar soweit,<br />
dass sie Gewichtsangaben in den Papieren<br />
anpassen. Bewegliche Teile werden vor der<br />
Wiegung kurzerhand ausgebaut, das Gewicht<br />
des Fahrers wird in den Angaben nicht<br />
berücksichtigt, und die Tankfüllung herausgerechnet.<br />
Legal ist das nicht. Die Leermasse<br />
im Feld G des Fahrzeugscheins, der Zulassungsbescheinigung<br />
Teil 1, ist in §42, Abs. (3)<br />
der StVZO klar definiert:<br />
„Das Leergewicht ist das Gewicht des<br />
betriebsfertigen Fahrzeugs […] mit zu 90%<br />
gefüllten eingebauten Kraftstoffbehältern […]<br />
einschließlich des Gewichts aller im Betrieb<br />
mitgeführten Ausrüstungsteile […] zuzüglich<br />
75 kg als Fahrergewicht […].<br />
Der Schwindel fällt oftmals erst auf, wenn es<br />
zu spät ist: während der Polizei-Kontrolle.<br />
In dem Casino schenkt Marion Hagedorn<br />
die zweite Runde Kaffee aus. „Ich dachte<br />
wirklich, dass ein paar extra Kilos weiter<br />
nichts ausmachen. Der Eindruck wurde mir<br />
zumindest vermittelt“, sagt sie. „Das hätte<br />
wirklich böse enden können.“ Ihre Einschätzung<br />
trifft zu, nur gesprochen wird darüber<br />
wenig. Überladung ist kein Kavaliersdelikt.<br />
Einen Grund für die Achtlosigkeit liefert<br />
möglicherweise der Bundeseinheitliche<br />
Tatbestandskatalog selbst. Auf den ersten<br />
Blick wird erst eine Gewichtsüberschreitung<br />
von mehr als 20% des zGG mit Punkten<br />
geahndet. Bei 3,5 t immerhin 700 kg. Was<br />
übersehen wird: es ist immer ein Verstoß und<br />
kann auch bei geringerer Überladung mit<br />
Verwarnungsgeldern bestraft werden. Doch<br />
selbst dies erwähnen die wenigsten Verkäufer.<br />
Im Gegenteil. Ein Hersteller spricht sogar von<br />
einer ‚internationalen Wiegetoleranz‘. Eine<br />
Verkaufsmasche. Fakt ist, wie das Verkehrsministerium<br />
auf Nachfrage klarstellt, dass<br />
„sofern das tatsächliche Gewicht des Kraftfahrzeuges<br />
[...] deutlich über dem zulässigen<br />
Gesamtgewicht liegt, ist schon aus technischen<br />
Gründen eine Gefährdung von Verkehrsteilnehmern<br />
zu erwarten. Damit ist nach § 19,<br />
Absatz 2 der Straßenverkehrs-Zulassungs-<br />
Ordnung die Betriebserlaubnis erloschen und<br />
ein Weiterbetrieb unzulässig.“<br />
Es drängt sich die Erkenntnis auf, dass viele<br />
Reiterinnen und Reiter — oder deren Eltern<br />
— dem Risiko mit Gleichgültigkeit begegnen,<br />
oder um die potentielle Gefährdung<br />
von Mensch und Tier schlichtweg nicht<br />
wissen. Technisch ausgelegt sind die meisten<br />
3,5 t Fahrzeuge für die Belastung mit zwei<br />
Großpferden nicht. Verwunderlich ist auch<br />
der Kompromiss, der in Sachen Verarbeitung,<br />
Qualität und Stabilität für ein möglichst<br />
geringes Gewicht scheinbar willens in Kauf<br />
genommen wird.<br />
Geschätzt wiegt ein Fahrgestell, ganz gleich<br />
von welchem Hersteller, ca. 1.700 kg, zwei<br />
Pferde 1.200 kg, der Boden mit Gummibelag<br />
210 kg, Fahrer und Beifahrer zusammen 150<br />
kg, Diesel 90 kg und Equipment 50 kg. Bei<br />
einer 3,5 t Zulassung verbleiben damit 100<br />
kg für den Aufbau. Das ist nicht viel. Zum<br />
Vergleich: Ein einfacher Anhänger aus Holz<br />
wiegt zwischen 800 und 900 kg.<br />
HOHES RISIKO<br />
Und dennoch: Anders als bei Anhängern,<br />
die durch Sicherheit aufgrund von stabilen<br />
Baustoffen wie Aluminium überzeugen, ist<br />
Leichtbau bei Pferdetransportern marktfähig.<br />
Kosten soll das Fahrzeug letztlich auch nicht<br />
viel. Kann es bei einem 100 kg schweren Aufbau<br />
dann auch nicht. Aber das Risiko steigt.<br />
Wie dies enden kann, hat Marion Hagedorn<br />
erlebt. Sie führt aus, wie sie zwei Monate nach<br />
Abschluss des Kaufs mit ihrem Transporter<br />
in einen Unfall verwickelt war. „Zum Glück<br />
war es nichts Schlimmes“, sagt sie. Auf der<br />
Rückreise von einem Dressurturnier nahm<br />
ihr ein Verkehrsteilnehmer die Vorfahrt und<br />
fuhr in die Seite des beladenen Fahrzeugs.<br />
Die Polizei nimmt den Fall noch an der<br />
Unfallstelle auf, die Sachlage scheint klar.<br />
Reiterin und Pferde kommen mit einem<br />
Schrecken davon.<br />
„Ich war nur froh, dass der nicht schneller<br />
gefahren ist“, sagt Hagedorn und lehnt sich<br />
zurück in den Sessel. „Die Seitenwand war<br />
ja so schon hinüber.“ Lachend fügt sie an:<br />
„Zum Glück ist Bella nicht so groß. Aber im<br />
Ernst, mehr Schwung und ich würde nicht<br />
mehr lachen.“<br />
KEIN VERSICHERUNGSSCHUTZ?<br />
Hagedorn gibt die Reparatur ihres Transporters<br />
in Auftrag. Dass sie am Unfallhergang<br />
unbeteiligt ist, bestätigt der Bericht<br />
der Polizei. „Ich dachte natürlich, dass die<br />
Versicherung zahlt“, sagt Hagedorn. „Dafür<br />
hab‘ ich sie ja.“ Doch das tat sie nicht. Denn<br />
aus dem Bericht ging ebenfalls hervor, dass<br />
zwei Pferde während des Unfalls geladen<br />
waren. „Das haben die mit dem Leergewicht<br />
verglichen“, erklärt Hagedorn, „und dann haben<br />
sie festgestellt, dass ich zu dem Zeitpunkt<br />
klar überladen war. Deshalb würden sie nicht<br />
zahlen.“<br />
Das scheint für die meisten Versicherer zu<br />
gelten. In einer offiziellen Stellungnahme<br />
erklärt die Öffentliche Versicherung auf<br />
Anfrage, dass<br />
„eine Überladung der Fahrzeuge eine Obliegenheitsverletzung<br />
[…] darstellt. Das erhöhte<br />
Risiko führt zu Leistungsminderung oder sogar<br />
Leistungsfreiheit im Schadenfall. […]“<br />
Damit wird klar, dass jeder, der die Überladung<br />
durch seine Pferde akzeptiert, neben<br />
Verwarnungsgeld, Punkten oder dem<br />
Abladen am Straßenrand auch den Verlust<br />
des Verssicherungsschutzes riskiert. Kämen<br />
andere Verkehrsteilnehmer oder die Tiere zu<br />
Schaden, wären die möglichen Folgen fatal.<br />
Es ist fraglich, in welchem Verhältnis dieses<br />
Risiko zu dem Entfall eines Tempolimits oder<br />
Erwerb eines zusätzlichen Führerscheins<br />
stehen kann. Oder zu dem Verantwortungsbewusstsein<br />
von Teilnehmern einer Sportart,<br />
die ihre Pferde und sich durch moderne Gamaschen,<br />
Schutzbandagen, Reithelme oder<br />
Sicherheitswesten schützen.<br />
Marion Hagedorn hat sich entschieden. Sie<br />
fährt heute ihren damaligen Miettransporter,<br />
den sie als Gebrauchtfahrzeug erworben hat.<br />
Zugelassen hat sie das Fahrzeug auf 4,25 t.<br />
1/2020<br />
43
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DRFVAktuell<br />
Mitteilungen des Deutschen Reiter- und Fahrer-Verbandes<br />
Seit diesem Jahr finden alle Bundeschampionate der Fahrpferde<br />
und -ponys im Land gestüt Moritzburg statt.<br />
Inhalt<br />
Januar<br />
Chance für einen<br />
Neuanfang<br />
Rolf Schettler über<br />
die Entwicklung im<br />
Fahrsport 45<br />
Anna fährt<br />
Zu Besuch bei der<br />
Vierspänner-Fahrerin<br />
Anna Sandmann 46<br />
Foto: Schettler<br />
Rolf Schettler<br />
ist Vorsitzender<br />
der Fachgruppe<br />
Fahren<br />
DAS IST UNS WICHTIG!<br />
Chance für einen Neuanfang<br />
Die Verlegung des Fahr-Bundeschampionats nach Moritzburg bringt<br />
viel Positives mit sich, betont Rolf Schettler, Vorsitzender der Fahrer.<br />
Trotzdem muss der Fahrsport weiter vorangebracht werden<br />
Das Fahrpferde-Bundeschampionat war seit<br />
1991 Bestandteil des großen Schaufensters<br />
der deutschen Pferdezucht. Während die<br />
Fahrponys ihre Champions von Anfang an im<br />
Landgestüt Moritzburg ermittelten, kürten die<br />
vier- bis siebenjährigen Fahrpferde der Rassegruppe<br />
Deutsches Reitpferd bis 2<strong>01</strong>8 die Besten in Warendorf.<br />
Aber drastisch gesunkene Starterzahlen<br />
zwangen zum Umdenken und zur Entscheidung,<br />
ab 2<strong>01</strong>9 alle Fahrpferde- und Fahrpony-Championate<br />
gemeinsam in Moritzburg durchzuführen.<br />
Dass damit die über die Jahre sehr wirkungsvolle<br />
Präsentation des Fahrsports als eines denselben<br />
Prinzipien klassischer Ausbildung, derselben Ausbildungsskala<br />
und denselben Beurteilungskriterien<br />
folgenden Zweiges des modernen Pferdesports<br />
– sozusagen der Beweis für die Einheitlichkeit der<br />
Lehre – wegfiel, war und ist ein Wermutstropfen.<br />
Ein Sieg der Spezialisierung gegenüber der pferdesportlichen<br />
Vielfalt. Per Saldo überwogen die<br />
Vorteile des Standortwechsels für Fahrer, Züchter,<br />
Veranstalter und letztlich sogar für die Zuschauer.<br />
Aber der Wechsel der Örtlichkeit ist für sich allein<br />
genommen noch keine Lösung des Problems,<br />
dass zu wenige junge Pferde mit der Arbeit im<br />
Geschirr vertraut gemacht werden und frühzeitig<br />
den Weg in den Fahrsport finden, obwohl<br />
die Eignungs prüfung für Fahrpferde eine ideale<br />
und unkomplizierte Ergänzung der vielseitigen<br />
Grundausbildung ist. Die Erfahrung hat gezeigt,<br />
dass über 50 Prozent der Fahrpferde im großen<br />
Sport auf dem „Zweiten Bildungsweg“ in den<br />
Fahrsport gefunden haben, nach einer mehr oder<br />
weniger unglücklichen Karriere im Dressur- oder<br />
Springsport. 30 Prozent entstammen spezialisierten<br />
Fahrpferdezuchten (Schweres Warmblut bzw.<br />
Tuigpaarden und Gelderländer aus Holland). Nur<br />
zehn Prozent haben eine kontinuierliche sport liche<br />
Entwicklung im Fahrsport hinter sich, obwohl<br />
fast alle Toppferde des Fahrpferde-Championats<br />
ihren frühen Ruhm im mittleren und großen Sport<br />
bestätigen konnten. Dass Fahrpferde deutlich<br />
schlechter bezahlt werden als gute Reitpferde, ist<br />
eben nicht unbedingt ein Anreiz. „Fahren schadet<br />
nicht!“ – diese Devise muss weiterhin offensiv und<br />
glaubwürdig vertreten werden, denn der Fahrsport<br />
braucht gute Nachwuchspferde. Nicht zu vergessen<br />
das große Potenzial unserer älter werdenden<br />
Gesellschaft, in der eine nicht zu unterschätzende<br />
Zahl von Menschen als Wieder- oder Neueinsteiger<br />
über den Fahrsport einen wunderbaren Start<br />
in den Umgang mit dem Pferd finden könnte.<br />
Anna Sandmann im<br />
Marathon-Wettkampf<br />
BBR News<br />
Azubitagung, EM-<br />
Bewegungstrainer,<br />
Versicherungsblog 51<br />
Westfalen hat die<br />
besten Azubis<br />
Ergebnisse des Bundesberufswettbewerbs<br />
2<strong>01</strong>9 für angehende<br />
Pferdewirte 52<br />
Das Team Westfalen<br />
siegte in Warendorf.<br />
DRFV-News<br />
Berichte aus den DRFV-<br />
Fachgruppen 54<br />
Foto: Toffi<br />
Foto: Frerich<br />
1/2020<br />
45
Berufsreiter aktuell<br />
Könnerin an den Leinen: Anna<br />
Sandmann saß das erste Mal mit<br />
vier Jahren auf einem Kutsch bock,<br />
seit 2<strong>01</strong>6 fährt sie vierspännig.<br />
ZU BESUCH BEI ANNA SANDMANN<br />
Anna fährt<br />
Sie ist 24 Jahre jung und behauptet sich<br />
erfolgreich im männerdominierten Fahrsport:<br />
Anna Sandmann. Stippvisite bei einer<br />
zupackenden Emsländerin, die dieses Jahr<br />
Team-Europameisterin geworden ist<br />
TEXT: CHRISTINE MEYER ZU HARTUM<br />
FOTOS: JACQUES TOFFI<br />
Fahren wir zweispännig oder vierspännig?“,<br />
fragt Anna Sandmann, als wir<br />
sie an einem goldenen Herbsttag zu<br />
Hause in Lähden besuchen. „Mir ist es egal“,<br />
sagt sie. In beiden Anspannungs arten fährt<br />
die Emsländerin erfolgreich bei Championaten,<br />
ist ganz oben angekommen. Die Wahl<br />
für das Training bei dem wir zuschauen<br />
dürfen, fällt an diesem Tag auf den Vierspänner.<br />
Die beiden Jack Russels Jacky und<br />
Pita sind bei jeder Trainingsfahrt dabei. Sie<br />
haben sichtlich Spaß, als Fredie, Harley,<br />
Fantast und Glenn locker auf dem riesigen<br />
Grasplatz traben. Noch besser gefallen<br />
ihnen die Hindernisdurchfahrten. Anna<br />
Sandmann entspricht in vielerlei Hinsicht<br />
so gar nicht dem Klischee des Fahrsportlers.<br />
Dessen Bild wurde über Jahrzehnte bei den<br />
Zwei-, besonders aber bei den Vierspännern<br />
geprägt von gestandenen Männern, die auch<br />
den Spitzensport mehr oder weniger robust<br />
ausübten. Und obwohl inzwischen auch<br />
etliche junge Männer große Erfolge feiern,<br />
bleibt Anna Sandmann als eine der wenigen<br />
Frauen ein echter „Hingucker“. Nicht nur<br />
wenn sie im knappen Blazer und mit elegantem<br />
Hut in der Dressurprüfung an den<br />
Start geht, macht sie Bella Figura. Sportlich<br />
chic in Jeans und Turnschuhen ist sie nicht<br />
minder attraktiv, das Rot der Fingernägel ist<br />
perfekt abgestimmt auf die Farbe der Turnschuhe.<br />
Wie auch immer das Outfit, ob mit<br />
fröhlich wippendem Pferde schwanz oder<br />
die langen blonden Haare offen getragen, sie<br />
kann richtig zupacken, wenn es darauf ankommt.<br />
Damit hat die 24-Jährige schon vor<br />
zwanzig Jahren begonnen, als sie mit den<br />
Ponys Rocket und Blitze nachmittags über<br />
den Trainingsplatz kurvte, immer begleitet<br />
von Opa Johannes Sandmann, Papa Christoph<br />
hatte ja keine Zeit. Sechs Jahre jung<br />
war sie bei ihrem ersten Turnierstart mit<br />
den schwarzen Welsh A-Ponys, die übrigens<br />
immer noch fit sind und ihr Rentnerdasein<br />
bei Freunden auf der Weide genießen.<br />
Das Training mit dem Großvater war<br />
erfolgreich, bald durfte Anna die erfahrenen<br />
Pferde ihres Vaters Christoph fahren, auch<br />
Turniere. So ganz konnte und wollte sie sich<br />
aber vom Ponysport nicht lossagen, sie begann<br />
parallel eine Karriere im Spring sattel,<br />
startete mit ihren Ponys durch bis zu internationalen<br />
Erfolgen. Annas Leidenschaft<br />
war und blieb aber weiterhin der Fahrsport,<br />
und so hängt schon seit acht Jahren der<br />
Springsattel an der Wand.<br />
STARTSCHUSS CHAMPIONATSKARRIERE<br />
Sie war erst 15 Jahre alt, da wurde sie aufgefordert,<br />
an den Sichtungsterminen für die<br />
Weltmeisterschaften der Zweispänner teilzunehmen.<br />
Als die Ergebnisse des Teenagers<br />
dann eine Teilnahme an dem Championat<br />
rechtfertigten, musste erstmal die Genehmigung<br />
eingeholt werden, dass eine noch<br />
15-Jährige gegen „die Großen“ antreten<br />
46 1/2020
ZUR PERSON<br />
ANNA<br />
SANDMANN<br />
Geboren 1995, ist 2<strong>01</strong>1 bei ihrem<br />
ersten internationalen Fahrwettbewerb<br />
an den Start gegangen. Ihr Vater<br />
Christoph Sandmann gehört seit Jahren<br />
zu den deutschen Spitzen-Fahrern. Anna<br />
Sandmann ist wie ihr Vater Mitglied im<br />
Championatskader der Vierspänner.<br />
Ebenso gehört sie zum Championatskader<br />
der Zweispänner.<br />
Ihre größten Erfolge: Team-Gold bei der<br />
Vierspänner-EM 2<strong>01</strong>9, Team-Bronze bei<br />
der Zweispänner-WM 2<strong>01</strong>5, Siebte bzw.<br />
Sechste im Einzel bei der Zwei spänner-<br />
WM 2<strong>01</strong>7 und 2<strong>01</strong>9.<br />
darf, das ist nach dem Reglement erst ab 16<br />
Jahren erlaubt. Analog zu den Regularien<br />
im Reitsport darf starten, wer in demselben<br />
Jahr noch 16 Jahre alt wird. Anna bekam<br />
die Genehmigung. Gemeinsam mit Carola<br />
Diener, zu dem Zeitpunkt Stallmeisterin im<br />
Pferdebetrieb Sandmann, fuhren die beiden<br />
nach Conty in Frankreich. Carola Diener<br />
wurde Weltmeisterin, Anna fuhr auf einen<br />
respektablen 18. Platz.<br />
Auf der Anlage der<br />
Familie Sandmann<br />
gibt es viele Fahr-<br />
Trainingsmöglichkeiten.<br />
Nach zahlreichen Erfolgen im Jugendbereich<br />
folgte 2<strong>01</strong>4 der erste große Erfolg<br />
mit dem Gewinn der Silbermedaille bei den<br />
Deutschen Meisterschaften in Drebkau.<br />
Diesen Platz verteidigte sie 2<strong>01</strong>5 bei der DM<br />
in Lähden, 2<strong>01</strong>6 in Schwaiganger reichte es<br />
zu Bronze. Ab 2<strong>01</strong>6 griff Anna Sandmann<br />
auch bei den Vierspännern an. Eher zufällig,<br />
wie sie erzählt. Boyd Exell war auf dem Hof<br />
Sandmann, um mit Christoph Sandmann<br />
zu trainieren, als Anna zu ihren Zweispännern<br />
ein junges und ein erfahrenes Pferd<br />
aus dem Gespann ihres Vaters anspannte,<br />
damals noch ohne den Plan, auch in dieser<br />
Anspannungsart Turniere zu fahren. Das<br />
Training klappte so gut, dass sie bereits zwei<br />
Wochen später ihr erstes Turnier mit dem<br />
Vierspänner bestritt, „noch ganz vorsichtig<br />
im Gelände, aber es hat total Spaß gemacht“,<br />
erinnert sie sich. 2<strong>01</strong>7 stand wieder der<br />
Zweispänner im Fokus, es ging um die Weltmeisterschaft.<br />
Und wenn Vater Christoph<br />
sich nicht im April 2<strong>01</strong>8 beim Hindernisbau<br />
verletzt hätte, wäre sie heute nicht<br />
Team-Europameisterin, denn vierspännig<br />
fahren stand zu dem Zeitpunkt nicht auf der<br />
Agenda. So aber mussten die Pferde in Gang<br />
gehalten werden, Anna trainierte nicht nur,<br />
sie fuhr auch Turniere. „Ich war erst nicht<br />
sicher, ob ich die schweren Marathonfahrten<br />
auch hinkriege, aber Papa hat gesagt: Das<br />
schaffst Du schon! Also habe ich weiter-<br />
1/2020<br />
47
Berufsreiter aktuell<br />
Kraft, Tempo und Geschwindigkeit:<br />
Beim Marathon eines Fahr-<br />
Wettkampfes ist Action angesagt.<br />
gemacht. Und als ich dann in Lähden und<br />
Riesenbeck gut abgeschnitten habe, kam die<br />
Einladung nach Aachen.“ Das war wie ein<br />
Ritterschlag! Als junge Einzelfahrerin durfte<br />
sie sich mit den Besten der Welt messen. Mit<br />
einem ausgezeichneten neunten Platz rechtfertigte<br />
sie die Einladung, seitdem fährt sie<br />
auch mit dem Vierspänner ganz oben mit.<br />
WAS FÜR EIN JAHR!<br />
2<strong>01</strong>9 wurde zum Erfolgsjahr: Gold, Silber<br />
und Bronze liegen im Trophäenschrank.<br />
Bronze gab es bei der Deutschen Meisterschaft<br />
der Vierspänner in Riesenbeck,<br />
Silber bei der Deutschen Meisterschaft der<br />
Zweispänner in Zeiskam und als Höhepunkt<br />
die Goldmedaille mit dem Team bei der<br />
Europameisterschaft der Vierspänner in<br />
Donaueschingen. „Beide Medaillen mit dem<br />
Vierspänner habe ich eigentlich Mareike<br />
Harm zu verdanken. In Riesenbeck hatte<br />
sie eigentlich die Bronzemedaille schon<br />
sicher, als ihr im Kegelparcours ein großer<br />
Patzer unterlief und sie viele Strafpunkte<br />
kassierte. Und in Donaueschingen fiel eines<br />
ihrer Pferde aus, dadurch kam ich in die<br />
Mannschaft“, berichtet die Glücklichere der<br />
beiden deutschen Vierspänner-Fahrerinnen,<br />
voller Anteilnahme für Mareike Harm. Sie<br />
war die erste Frau, die für ein deutsches<br />
Team an Championaten teilgenommen<br />
hat. Anna Sandmann punktet derzeit mehr<br />
auf dem Viereck, am meisten jedoch im<br />
Kegel parcours. U. a. konnte sie sich bei der<br />
diesjährigen WM in Drebkau mit einer<br />
guten Fahrt durch den Kegelparcours noch<br />
um zwei Plätze verbessern, beendete das<br />
Championat auf dem sechsten Platz. Bei<br />
aller Freude über den persönlichen Erfolg<br />
kommt bei dem Gespräch über die WM in<br />
Brandenburg eine Menge Frust hoch. „Ich<br />
war fest davon ausgegangen, dort für die<br />
Mannschaft zu fahren, meine Enttäuschung<br />
war und ist riesengroß.“ Anna ist immer<br />
noch nicht darüber hinweg. Vater Christoph<br />
nimmt kein Blatt vor den Mund: „Ganz<br />
klar haben sie dem Mädchen eine Medaille<br />
geklaut! Nach den Vorleistungen hätte Anna<br />
ins Team gehört, ich verstehe bis heute<br />
nicht, warum das nicht geschehen ist. Mit<br />
ihr hätten die Deutschen Team-Silber gehabt,<br />
so mussten sie froh sein, dass es noch<br />
mit Bronze geklappt hat.“<br />
Gefragt nach ihrer Lieblingsdisziplin<br />
muss Anna gar nicht nachdenken. „Ich<br />
fahre eigentlich alle drei Disziplinen gleich<br />
gern. Am meisten trainiere ich Dressur, sie<br />
48 1/2020
Foto: www.toffi-images.de<br />
ist die Grundlage allen guten Fahrens. Am<br />
erfolgreichsten war ich im letzten Jahr im<br />
Kegelparcours unterwegs, aber auch der<br />
Marathon macht mir Riesenspaß“, sagt sie<br />
fröhlich. Sie muss auch dafür kein Krafttraining<br />
machen, in kein Fitnessstudio gehen.<br />
„Wenn man so viel fährt wie ich, wird man<br />
allein dadurch immer stärker. Am Anfang<br />
war das nicht so, inzwischen ist es auch im<br />
Gelände kein Thema mehr. Ich kann mich<br />
spontan an keine Situation erinnern, bei der<br />
etwas schiefgegangen ist, weil mir die Kraft<br />
ausgegangen wäre.“ Damit hat sie auch die<br />
Vorbehalte ihres Vaters ausgeräumt, der<br />
noch „vor zwei bis drei Jahren Bedenken<br />
hatte, ob Frauen mit dem Vierspänner<br />
genauso erfolgreich durchs Gelände fahren<br />
können wie Männer. Aber Mareike Harms<br />
hat es ja vorgemacht, und als Anna im vorigen<br />
Jahr in Aachen einen so tollen Marathon<br />
gefahren hat, war ich davon überzeugt,<br />
dass es geht. Die beiden Frauen haben es<br />
bewiesen, sie können mithalten. Nächstes<br />
Jahr sind wieder Weltmeisterschaften für die<br />
Vierspänner, da wird Anna sicher versuchen,<br />
dabei zu sein“. Dafür trainiert sie mit<br />
dem Weltmeister Boyd Exell.<br />
WIE DER VATER, SO DIE TOCHTER<br />
Nun ist ja so eine Marathonfahrt beileibe<br />
keine Kaffeefahrt – das weiß niemand besser<br />
als Christoph Sandmann, der seit 1990 im<br />
internationalen Fahrsport unterwegs ist<br />
und mit besonders starken Geländefahrten<br />
seine größten Erfolge verbuchte. „Da muss<br />
man unterwegs auch schon mal richtig<br />
zufassen, das ist unvermeidlich. Hinterher<br />
bin ich total nassgeschwitzt und fertig. Und<br />
ja: Ich habe Angst, wenn Anna unterwegs<br />
ist. Nicht mit dem Zweispänner, das ist<br />
kein Problem, aber mit dem Vierspänner.<br />
Ich kenne die Risiken sehr genau, weiß wie<br />
schnell etwas passieren kann. Manchmal<br />
geschieht etwas ganz ohne Fahrfehler, wie<br />
zum Beispiel der Sturz meiner Stute Wanita<br />
bei den Weltreiter spielen in Tryon. Verletzt<br />
war am Ende glücklicherweise niemand,<br />
auch das Pferd nicht – es hatte sich nur in<br />
dem Lederzeug des Vorderpferdes verheddert,<br />
war wohl unter Schock und stand nicht<br />
auf. Aber der Schreck war erstmal groß.“<br />
Früher ist er als Groom bei seiner Tochter<br />
mitgefahren, das macht heute Annas Freund<br />
Patryk Szymczak, mit dem sie in einer Wohnung<br />
in unmittelbarer Nähe zu den Pferden<br />
wohnt. „Wenn Anna und ich gleichzeitig<br />
im Gelände unterwegs sind, muss einer<br />
meiner Grooms immer Handy-Kontakt zu<br />
ihrem Groom halten, damit ich weiß wie es<br />
ihr ergeht. Es ist mir total wichtig, sauber<br />
zu fahren, das macht Anna gut. Manchmal<br />
fährt sie etwas längere Wege, aber bleibt<br />
dann im Fluss und hat ganz gute Zeiten“,<br />
gibt der Vater zu.<br />
Zehn bis zwölf Turniere stehen pro Saison<br />
an, das sind für Reiter nicht viele, für Fahrer<br />
schon. Und wenn man gerade so im Flow<br />
ist, locken dann nicht die Weltcup-Turniere<br />
Annas Freund Patryk Szymczak ist als<br />
Groom immer mit dabei – so wie die Jack<br />
Russels Jacky und Pita.<br />
in der Halle? „Ist für uns kein Thema“,<br />
antworten Vater und Tochter spontan.<br />
„Heutzutage braucht man dafür ein Extra-<br />
Gespann, dann sind da auch nur noch Profis<br />
unterwegs. Und der Aufwand ist riesengroß<br />
für eine Zweiminutenfahrt nachts in irgendeiner<br />
Halle“. Die Turnierpferde des Stalles<br />
Sandmann bekommen Pause von September<br />
bis Februar. In der Zeit kommen sie<br />
auf die Weide, werden nur ein- bis zweimal<br />
wöchentlich angespannt und leicht gefahren<br />
ohne zu arbeiten. Der Schwerpunkt liegt in<br />
dieser Zeit auf der Ausbildung der jungen<br />
Pferde. Die leistet neben Christoph und<br />
Anna auch Patryk Szymczak. Im Winter<br />
steht dann mehr Büroarbeit an, die während<br />
der Saison häufig aufgeschoben werden<br />
muss. 230 Mitarbeiter sind in der Spedition<br />
beschäftigt, allein 50 im Büro. Zwei ständige<br />
Mitarbeiter kümmern sich um die zwanzig<br />
Pferde, Praktikanten (wie in den meisten<br />
Pferdeställen meist Praktikantinnen) sind<br />
häufig zur Unterstützung dabei. Um die<br />
Anlage so tadellos sauber zu halten, Hof<br />
und Wege blitzblank gefegt, den Rasenfahrplatz<br />
kurz gemäht, den 40 mal 100 Meter<br />
großen Sandplatz (mit Flutlicht ausgestattet)<br />
gepflegt, die Fahrhindernisse und die Zäune<br />
rund um den Betrieb in Schuss zu haben,<br />
müssen schon alle mächtig fleißig sein.<br />
„Hier standen früher die LKW in Reih‘ und<br />
Glied“, erzählt Anna Sandmann, als wir mit<br />
dem Vierspänner vom Stall Richtung Fahrplatz<br />
unterwegs sind. „Vor 23 Jahren haben<br />
meine Eltern hier angefangen, die Spedition<br />
aufgebaut und auch den ersten Pferdestall<br />
errichtet.“ Mittlerweile stehen die LKW auf<br />
dem Grundstück nebenan, daneben ein<br />
modernes, zweckmäßiges Bürogebäude,<br />
das erst im vorigen Jahr bezogen wurde.<br />
„Bis dahin waren wir mit unseren Büros<br />
in Containern untergebracht, nachdem<br />
der Keller unseres Hauses zu klein wurde.“<br />
Jetzt sind Spedition und Pferdebetrieb eng<br />
beieinander, aber räumlich getrennt. Ideale<br />
Voraussetzungen für Amateure, die im<br />
Hochleistungssport unterwegs sind und<br />
keine Zeit mit langen Wegen verschwenden<br />
dürfen. Für die zwanzig eigenen Pferde,
Berufsreiter aktuell<br />
Anna und ihre<br />
Holländer – die<br />
Fahrpferde der<br />
Familie kommen<br />
ausnahmslos aus<br />
dem<br />
Nachbarland.<br />
eine Führanlage, eine große Remise für die<br />
zahlreichen Kutschen und einen verpachteten<br />
Stalltrakt ist viel Platz. Zum jährlichen<br />
Hausturnier helfen Freunde und Fans aus<br />
dem Dorf mit, „da haben wir ein ganz gutes<br />
Team“, sagt Christoph Sandmann. Wie<br />
überhaupt der Teamgedanke ganz groß<br />
geschrieben wird. „Es ist immer ein großer<br />
Aufwand, wenn wir beide zum Turnier<br />
fahren. Wir leisten uns den Luxus und<br />
nehmen drei Pflegerinnen mit, wir haben<br />
ein gutes Team an Freiwilligen, die immer<br />
mitfahren. Bei mir fährt seit vielen Jahren<br />
Rob Olders, ein Freund aus Holland, auf<br />
der Kutsche mit. Eine große Stütze ist auch<br />
mein Schwager Adolf Fischer, der eigentlich<br />
immer dabei ist. Das macht ja auch unseren<br />
Sport aus: Unterm Strich ist es immer die<br />
Teamleistung, die entscheidet. Doch wir<br />
können nicht nur feste arbeiten, wir können<br />
auch Feste feiern. Im Fahrerlager machen<br />
wir gern Party, das genießen alle, essen und<br />
trinken zusammen. Einer meiner Freunde<br />
ist Koch, der hat immer einen fertigen<br />
Essensplan und verpflegt uns alle.“ Auf dem<br />
Turnier kommt auch Anna mal zum Feiern,<br />
zuhause „ist nicht viel mit Disco oder so.<br />
Wir können schon mal abends etwas unternehmen,<br />
das ist aber die Ausnahme. Allerdings<br />
machen wir immer Winterurlaub und<br />
fahren Ski, das ist ein schöner Ausgleich.“<br />
Mutter Karin Sandmann ist immer dabei,<br />
wenn es zum Turnier geht, Anna kannte<br />
schon als Baby alle Turnierplätze. Als sie<br />
eingeschult war und nicht mehr mitfahren<br />
konnte, zu Hause bei den Großeltern bleiben<br />
musste, gab es Tränen. Auch ihr zwei Jahre<br />
jüngerer Bruder Jan vergoss Tränen, aber<br />
nicht weil er zu Hause bleiben, sondern weil<br />
er mit zum Turnier fahren musste. Bis heute<br />
hat der Sohn kein Interesse am Sport des<br />
Vaters und der großen Schwester. Paula, die<br />
17-jährige Schwester, ist da nicht ganz so<br />
strikt. „Ihr Interesse am Sport ist auch nicht<br />
so groß, aber wenn es ein schönes Turnier<br />
ist und auch noch eine Party in Aussicht<br />
steht, fährt sie mit“, schmunzelt der Vater.<br />
FAIBLE FÜR HOLLÄNDER<br />
Sie sind Amateure, aber den Fahrsport<br />
betreiben Vater und Tochter Sandmann<br />
hochprofessionell. Im Stall stehen nur<br />
Championatskader im Doppelpack: Anna<br />
Sandmann mit Vater Christoph.<br />
KWPN-Pferde, ohne Ausnahme drei- und<br />
vierjährig in Holland gekauft. Beim Kauf<br />
wird vor allem auf das Gangwerk geachtet.<br />
Alle Pferde werden selbst ausgebildet. „Für<br />
mich sind die Tuigpaarden die Besten, ich<br />
will keine anderen haben. Zwar ist es bei<br />
ihnen häufig ein schmaler Grat zwischen<br />
Genie und Wahnsinn, aber sie haben den<br />
richtigen Geist. Trotzdem ist es verdammt<br />
schwer, zwei ganz gute Vierspänner, wie wir<br />
sie gern haben möchten, aufzustellen. Wir<br />
haben dieses Jahr viel Zeit und auch Geld<br />
investiert, es hat dennoch nicht geklappt“,<br />
so Sandmanns Erklärung für seine eigene,<br />
weniger erfolgreiche Saison mit dem neuen<br />
Gespann. Sein Lieblingspferd Wierd hat<br />
er an die Tochter abgegeben. „Der Wallach<br />
ist der Dienstälteste, ein ganz tolles Pferd.<br />
Der hat auch in einem langen Marathon<br />
nach dem achten Hindernis noch Geist,<br />
gibt niemals auf. Alle meine Siege im<br />
Gelände hat eigentlich Wierd für mich<br />
errungen, er ist ein absolutes Ausnahmepferd“,<br />
schwärmt er, der von Hause aus<br />
auch bei Gesprächen über Pferde nicht zu<br />
großen Emotionen neigt. Anna war es klar,<br />
dass Wierd bei ihrem Vater hoch im Kurs<br />
steht. „Bei mir ist es Fredie, den mögen aber<br />
alle, er ist ein richtiges Mädchenpferd“. Ein<br />
Herzenspferd hat sie verloren. „Das war<br />
Andy. Ich hatte ihn selbst ausprobiert, selbst<br />
ausgebildet, auf ihm ruhten alle meine Hoffnungen.<br />
Dann lag er eines Tages tot auf der<br />
Weide. Ich war supertraurig, meine Mutter<br />
hat schon befürchtet, dass ich aufhöre zu<br />
fahren“. Gut, dass Fredie diese Lücke ausfüllen<br />
konnte. Auch wenn vier Pferde eine<br />
Kutsche ziehen, hat auch bei Fahrern eines<br />
einen besonders großen Platz im Herzen.<br />
50 1/2020
Gut versichert<br />
REITBETEILIGUNGEN<br />
Fremdreiter – ein Problem?<br />
Mit Reitbeteiligungen können Kosten gesenkt und Reitpferden möglichst oft Bewegung<br />
verschafft werden. Reitbeteiligungen sind regelmäßige Fremdreiter, die sich oft<br />
an den Pferde-Unterhaltskosten beteiligen. Das Urteil des Oberlandesgerichts Nürnberg<br />
(4.10.2<strong>01</strong>7) „Pferdehalterin haftet bei Unfall von Reitbeteiligung mit“ sorgte unter<br />
Pferdehaltern für große Unsicherheit bzgl. des Versicherungsschutzes innerhalb der<br />
Pferde-Haftpflichtversicherung. Ein Beispiel: Ihre Reitbeteiligung fällt von Ihrem Pferd<br />
und verletzt sich schwer. Im Krankenhaus wird der Unfallhergang aufgenommen, die<br />
Krankenkasse Ihrer verletzten Reitbeteiligung wird bei Ihnen als Pferdehalter Regressansprüche<br />
für die Behandlungskosten stellen. Zusätzlich macht Ihre Reitbeteiligung<br />
weitere Ansprüche wie Schmerzensgeld und Verdienstausfall etc. bei Ihnen geltend.<br />
Wenn Sie jetzt nicht die richtige Pferde-Haftpflichtversicherung haben, kann Sie dieser<br />
Schaden u.U. Ihre finanzielle Unabhängigkeit kosten! Viele ältere Pferde-Haftpflichtversicherungen<br />
bieten nicht automatisch Versicherungsschutz für den Pferdehalter.<br />
Teilweise musste eine Reitbeteiligung namentlich bei der Haftpflichtversicherung für<br />
den Versicherungsschutz angemeldet werden. Unser Tipp: Fragen Sie nach, ob auch<br />
Schadenersatzansprüche Ihrer Reitbeteiligungen gegen Sie mit abgesichert sind!<br />
Alle Kunden, die über Schütz & Thies Versicherungskontor KG eine Pferde-Haftpflichtversicherung<br />
haben, genießen auch Versicherungsschutz für Ansprüche von Reitbeteiligungen<br />
gegenüber dem Pferde halter. Hierbei muss eine Reitbeteiligung nicht<br />
namentlich genannt werden und es dürfen auch Kostenbeteiligungen fließen.<br />
Ansprechpartner in Versicherungsfragen für DRFV-Mitglieder:<br />
Schütz & Thies Versicherungskontor KG, Tel.: 0421/33111200<br />
◆ www.berufsreiter-versicherungen.de<br />
DRESSUR<br />
Lehrgangsoffensive<br />
Dressurexperte, Reitmeister und Grand Prix-<br />
Ausbilder Dolf-Dietram Keller geht im Januar<br />
und Februar für die BBR auf „Lehrgangsreise“,<br />
um seine Expertise im Dressurviereck weiterzugeben.<br />
Die Termine: am 26. + 27.1. in Ansbach<br />
(Bayern), am 2. + 3.2. in NRW sowie am 9. +<br />
10.2. in Nieder sachsen (genaue Orte werden<br />
noch bekannt gegeben). Weitere Infos und<br />
Anmeldung: ◆ www.berufsreiter.com<br />
Versicherungsschutz auch für die<br />
Reitbeteiligung? Prüfen Sie<br />
Ihre Haftpflichtversicherung.<br />
Nicht<br />
vergessen!<br />
Bundesberufsreitertag<br />
„Spitzenzucht und -sport“<br />
am 21. und 22. März<br />
auf dem Gestüt Fohlenhof<br />
in Haßloch mit Dorothee<br />
Schneider und Dirk<br />
Ahlmann<br />
Foto: www.slawik.com<br />
Foto: www.slawik.com<br />
FORTBILDUNG<br />
EM Bewegungstrainer<br />
werden<br />
Im Islandpferdezentrum Wiesenhof im baden-württembergischen<br />
Marxzell-Burbach<br />
gibt es 2020 für Berufsausbilder („Klassische<br />
Reitausbildung“ und „Spezialreitweisen“) die<br />
Möglichkeit, sich zum EM Bewegungstrainer<br />
fortbilden zu lassen. Geleitet wird der Kurs<br />
von Gabriele Nimsky-Magnussen. Er startet<br />
mit einer Eingangsklausur Mitte Februar<br />
und geht über drei Wochenend-Module im<br />
Mai, Oktober und November. Neben den<br />
Bewegungslehre in allen Sätteln – darum<br />
geht es bei einer Fortbildung zum EM-<br />
Bewegungstrainer auf dem Wiesenhof.<br />
Pferdewirten und Pferdewirtschaftsmeistern<br />
gibt es für dieses Pilotprojekt letztmalig eine<br />
offene Zulassung für Trainer „Gangreiten“,<br />
die Mitglied der BBR sind. Infos und Anmeldung:<br />
◆ www.berufsreiter.com<br />
GOLDENE STENSBECKPLAKETTE<br />
Single geehrt<br />
Für sein Lebenswerk wurde Karl Single,<br />
ehemaliger Ausbildungsleiter des Baden-<br />
Württembergischen Haupt- und Landgestütes<br />
Marbach, mit der<br />
Stensbeck-Plakette<br />
in Gold geehrt. Single<br />
hat in 48 Dienstjahren<br />
520 Auszubildende<br />
betreut.<br />
Zudem engagiert er<br />
sich ehrenamtlich<br />
für die Berufsausbildung.<br />
Bis heute<br />
ist er Mitglied der<br />
Prüfungskommission<br />
für<br />
Karl Single<br />
Pferdewirte.<br />
Foto: Busse<br />
1/2020<br />
51
Berufsreiter aktuell<br />
Prüfungsfach<br />
Unterrichtserteilung<br />
– darauf können sich<br />
Azubis in Warendorf<br />
vorbereiten.<br />
SCHULUNGMASSNAHMEN<br />
Optimal<br />
unterrichten<br />
Auszubildende der Fachrichtung „Klassische<br />
Reitausbildung“ aufgepasst: Als<br />
Vorbereitung auf die Abschlussprüfung<br />
gibt es im Februar zweimal die Möglichkeit,<br />
sich in Warendorf Tipps in Theorie<br />
und Praxis zu holen. Am 3. und 4. Februar<br />
sowie am 5. und 6. Februar liegt der<br />
Fokus auf dem Bereich Unterrichtserteilung.<br />
In der Theorie wird die Struktur<br />
einer Lehrprobe und eines Prüfungsgesprächs<br />
erläutert, in der Praxis geht<br />
es um Exterieurbeurteilung sowie das<br />
Arbeiten von Dressur- und Springpferden<br />
und parallel um das Üben und die<br />
Analyse des Prüfungsgesprächs. Hannes<br />
Müller hat die Leitung der Fortbildungen<br />
inne. Weitere Infos und Anmeldung:<br />
◆ www.berufsreiter.com<br />
Foto: HIM/Brandel<br />
BUNDESBERUFSWETTBEWERB<br />
Westfalen hat die<br />
besten Azubis<br />
Die angehenden Pferdewirte aus Westfalen<br />
haben den Bundesberufswettbewerb<br />
2<strong>01</strong>9 der Fachrichtungen<br />
„Pferdehaltung & Service“ sowie<br />
„Pferdezucht“ in Warendorf<br />
gewonnen. Mit 717 Punkten<br />
insgesamt setzte sich das Team<br />
Westfalen (Laura Schwarz, Kristina<br />
Speer, Ann-Sophie Holtmann)<br />
vor Weser-Ems (Jana Böhmann,<br />
Franziska Mensink, Moritz<br />
Friemelt, 678) und Berlin-Brandenburg<br />
(Franziska Früh, Silas<br />
Prokisch, Gabriel Lucano, 676).<br />
Bei der „Deutschen Meisterschaft<br />
der Auszubildenden“<br />
traten elf Mannschaften und 33<br />
angehende Pferdewirte in Theorie<br />
und Praxis an. Die Azubis der<br />
Foto: Frerich<br />
Laura Schwarz hat die Einzelwertung<br />
„Pferdehaltung & Service“ gewonnen.<br />
Einzelsieg<br />
„Pferdezucht“ für<br />
Gabriel Lucano<br />
Fotos: Frerich<br />
Das Team Westfalen blieb ungeschlagen:<br />
Laura Schwarz, Kristina<br />
Speer und Ann-Sophie Holtmann.<br />
Fachrichtung „Pferdehaltung &<br />
Service“ bestritten eine Dressurprüfung<br />
auf A-Niveau. In<br />
der Fachrichtung „Pferdezucht“<br />
mussten die Teilnehmer ein Pferd<br />
auf der Dreiecksbahn vormustern.<br />
Anschließend mussten alle<br />
ein Pferd beurteilen und ein<br />
zugelostes Thema theoretisch<br />
präsentieren. Die drei besten Teilnehmer<br />
jeder Fachrichtung zogen<br />
dann ins Einzelfinale ein. In der<br />
Fachrichtung „Pferdehaltung &<br />
Service“ mussten die Teilnehmer<br />
ein Pferd longieren und in einem<br />
Kundengespräch die Eindrücke schildern<br />
und ihn beraten. Am besten gelang das<br />
Laura Schwarz, die am NRW-Landgestüt ihre<br />
Lehre absolviert (8,0). Zweite wurde Natalie<br />
Grüneisl (7,7/Reitanlage Grüneisl, Bayern)<br />
vor Ann-Sophie Holtmann (7,5/Warendorf).<br />
In der Fachrichtung „Pferdezucht“ ging es<br />
darum, aus drei verschiedenen Hengsten<br />
den passenden Kandidaten für eine Stute<br />
auszuwählen und dies zu begründen.<br />
Gabriel Lucano vom Trakehner-Gestüt Staffelde<br />
tat sich hier hervor (8,5/Berlin-Brandenburg).<br />
Julia Wilk (Sportpferde Brähler,<br />
Hessen) wurde Zweite (8,3) vor Adriana De<br />
Peppe (8,1/Joachim Wahlers, Hannover).<br />
Wir gratulieren:<br />
95 Jahre<br />
Maria Günther, Hamburg (30.1.)<br />
85 Jahre<br />
Hans-Dieter Hornung,<br />
Freiburg (1.1.)<br />
80 Jahre<br />
Hans-Georg Gerlach,<br />
Schloß Holte Stukenbrock (1.1.)<br />
Jutta Groven, Pulheim (11.1.)<br />
Neue Mitglieder<br />
75 Jahre<br />
Franz Martin Stankus,<br />
Kirchnüchel (8.1.)<br />
Eckhardt Meyer, Hermannsburg<br />
(29.1.)<br />
70 Jahre<br />
Hans Tegelmann, Ladbergen (4.1.)<br />
Richard Otto Klaassen, Melle (6.1.)<br />
Hannelore Heintz, Nutha (7.1.)<br />
Friedrich Günther, Radeburg (13.1.)<br />
Esther Pavie-Klein, Nalbach-<br />
Piesbach (19.1.)<br />
Gabriele Disterer, Neunkirchen (21.1.)<br />
65 Jahre<br />
Renate Hoffarth, Jülich (3.1.)<br />
Dr. vet. Gerit Matthesen,<br />
Grävenwiesbach (17.1.)<br />
Christian J. Gabrielse,<br />
Dinslaken (28.1.)<br />
60 Jahre<br />
Susanne Ridderbusch, Bochum<br />
(11.1.)<br />
Judith Eberhard, Konstanz-<br />
Dingelsdorf (12.1.)<br />
Carmen Hanken, Filsum (12.1.)<br />
Conrad Beck, Altenkirchen (13.1.)<br />
Reinhard Heikamp, Duisburg (14.1.)<br />
Holger Hetzel, Goch-Pfalzdorf<br />
(16.1.)<br />
Hubert Brinkmann, Lüdinghausen<br />
(19.1.)<br />
Gerhard Pietsch, Rödermark (24.1.)<br />
Anke Gumper, Belzig-Bergholz<br />
(27.1.)<br />
Wir trauern um<br />
Paul Kühler, Helstedt (geb. 28.3.<br />
1940, verst. 17.11. 2<strong>01</strong>9)<br />
A. Bauer, Bolanden; A.-L. Boehmer, Wuppertal; D. Buddenberg, Melle; schmitt, Offenbach; V. Leis, Aurach; F. Merkel, Bermatingen; M. Ohlemeyer,<br />
Minden; C. Peiker, Königstein; F. Schmidt, Lauenau; A. Schweg-<br />
A. Drütschel, Scheßlitz; A. Fano, Ehrenburg; P. Gietenbruch, Wuppertal;<br />
A. Goldbeck, Menslage; J. Grabow, Vechta; Reitmeister S. Holzmayr, Karl-Heinz Finsing; S. Klein-<br />
Streng (ganz mann, rechts) Neuenkirchen; mit F. Seemüller, Langenhahn; J. Weschke, Düren<br />
den „Vorreitern“ des Berufsreitertages in Moritz<br />
52 1/2020
Erstmals hat die BBR eingeladen zur<br />
Azubi-Tagung in Warendorf.<br />
Unser Büro ist<br />
vom 23.12.2<strong>01</strong>9 bis zum<br />
3.1.2020 geschlossen.<br />
Ab<br />
dem 6.1.2020<br />
sind wir wieder<br />
für Sie da.<br />
Wir wünschen allen<br />
schöne Weihnachtstage<br />
und einen<br />
guten Rutsch<br />
ins Jahr 2020.<br />
AUSZUBILDENDEN-TAGUNG<br />
Gut vorbereitet auf den<br />
Pferdewirt-Beruf<br />
Die Azubis standen im Mittelpunkt bei der<br />
Premiere der „Tagung der Auszubildenden<br />
im Beruf Pferdewirt“ in Warendorf. Bei der<br />
Tagung konnten sich Auszubildende, die am<br />
Anfang ihrer Lehrzeit stehen, über alles rund<br />
um den Beruf des Pferdewirts informieren. Im<br />
theoretischen Teil ging Tagungsleiter Hannes<br />
Müller zunächst auf das Berufsbild und die<br />
geforderten Kompetenzen ein und er gab<br />
Einblicke in die Prüfungsmodalitäten, welche<br />
Aufgabenbereiche wie geprüft werden und auf<br />
welche Kernkompetenzen es in den verschiedenen<br />
Fachrichtungen ankommt. Um einen<br />
„Azubi-Knigge“ ging es in dem Vortrag von<br />
Dr. Birthe Gärke, die demonstrierte, wie der<br />
richtige Umgang mit Vorgesetzten, Kunden und<br />
Kollegen funktioniert, wie man kommuniziert –<br />
angefangen bei der richtigen Begrüßung – und<br />
worauf gutes Benehmen basiert. Friederieke<br />
Rohlfing sprach über mentale Strategien in<br />
schwierigen Situationen und über Stress in der<br />
Ausbildung – was<br />
Stress bedeutet, wie<br />
er verursacht wird und wie man ihn bewältigen<br />
kann. Instagram, Facebook & Co. waren<br />
Themen des Vortrags von Frederieke Wenning<br />
von e-horses. Der praktische Teil wurde dem<br />
korrekten Longieren eines Pferdes gewidmet<br />
und die Teilnehmer konnten selbst in den Sattel<br />
steigen und ihren Sitz schulen lassen. Außerdem<br />
wurde das Reiten in der Abschlussprüfung<br />
der Fachrichtung Pferdehaltung und Service<br />
thematisiert und die Teilnehmer konnten<br />
ihre Fragen loswerden. Teilgenommen haben<br />
Auszubildende der Fachrichtungen Klassische<br />
Reitausbildung, Pferdehaltung und Service sowie<br />
Zucht – eine davon war Sina Bänfer, Azubi<br />
am Landgestüt Dillenburg: „Ich fand die Tagung<br />
sehr informativ und wir haben ein gutes<br />
Rüstzeug für Situationen im Alltag an die Hand<br />
bekommen.“ Das Pilotprojekt soll in nächstem<br />
Jahr fortgeführt werden.<br />
SIE WOLLEN MITGLIED WERDEN?<br />
Der Deutsche Reiter- und Fahrer-Verband ist ein Zusammenschluss aktiver Reiter und Freunde des<br />
Reit sports in ingesamt acht Fachgruppen, wobei die Bundesvereinigung der Berufsreiter die größte<br />
Fachgruppe ist. Nutzen Sie die Vorteile der Mitgliedschaft, profitieren Sie von tollen Fortbildungsangeboten<br />
und Seminaren! Infos:<br />
www.drfv.de<br />
www.berufsreiter.com<br />
Foto: BBR<br />
Berufsreiter tag<br />
Hessen auf dem<br />
Kronen hof in Bad Homburg<br />
am 19. Januar<br />
in Zusammenarbeit mit der LK<br />
Hessen zum Thema „Kür“ mit<br />
Dolf-Dietram Keller, Richter<br />
Knut Danzberg und<br />
Michael Erdmann.<br />
JETZT SCHON VORMERKEN!<br />
TERMINE<br />
15.2. Infoveranstaltung über<br />
den Beruf des Pferdewirt in<br />
Langenfeld<br />
17.2. Bewegungstrainer EM<br />
Spezialreitweisen in Marxzell<br />
4.–6.5. Modul 1<br />
12.–14.10. Modul 2<br />
23.–25.11. Modul 3<br />
21.-24.1. vlf-Bundesseminar für<br />
Pensionspferdehalter 2020 in<br />
Warendorf<br />
3.+ 4.2. sowie 5.+ 6.2.<br />
Schulungsmaßnahmen in<br />
Warendorf für Auszubildende<br />
in Hinblick auf die Abschlussprüfung<br />
für die Fachrichtung<br />
„Klassische Reitausbildung“<br />
26. + 27.1. Dressurlehrgang mit<br />
Dolf Keller in Ansbach<br />
2. + 3.2. Dressurlehrgang mit<br />
Dolf Keller in NRW<br />
9. + 10.2. Dressurlehrgang mit<br />
Dolf Keller in Niedersachsen<br />
◆ www.berufsreiter.com<br />
INFOVERANSTALTUNG<br />
Kann ich<br />
Pferdewirt?<br />
Wer sich für den Beruf des<br />
Pferde wirts interessiert, ist bei<br />
der Infoveranstaltung am 15.<br />
Februar in der Landes-Reitund<br />
Fahrschule Rheinland in<br />
Langenfeld genau richtig. Dort<br />
informiert die BBR über das<br />
Berufsbild, persönliche Voraussetzungen,<br />
Arbeitsalltag, Ausbildungsbetriebe<br />
und Berufsaussichten.<br />
Wer möchte, kann vor<br />
einer Testkommission vorreiten<br />
(Reithelm und -kleidung nicht<br />
vergessen!). Weitere Infos:<br />
◆ www.berufsreiter.com<br />
1/2020<br />
53
Deutscher Reiter- und Fahrer-Verband<br />
Der „Formel 1-Wagen unter den Gespannen“: die Quadriga, eine in der<br />
Antike olympische Renn-, Jagd- und Kriegsanspannung.<br />
Foto: DRFV/Schettler<br />
FACHGRUPPE FAHREN<br />
Formel 1 mit vier PS<br />
Selten war ein Lehrgang der<br />
FG Fahren so gefragt wie das<br />
Praxisseminar „Sonderanspannungen“,<br />
das am letzten<br />
September-Wochenende<br />
gemeinsam mit der Deutschen<br />
Reitschule im NRW-Landgestüt<br />
Warendorf durchgeführt wurde.<br />
Obersattelmeister Christian<br />
Koller, Leiter des Fahrstalles im<br />
Landgestüt, bot zum Anfassen<br />
und Selbstfahren an, was man<br />
sonst allenfalls auf Hengstparaden<br />
oder in Schaubildern<br />
zu sehen bekommt: Römische<br />
Kampfwagen, Einhorn, Ungarische<br />
Fünfspänner und Random.<br />
Welches Equipment für diese<br />
Sonderanspannungen benötigt<br />
wird, welche Leinen, vor allem<br />
welche Grifftechniken und wie<br />
man Pferde darauf vorbereitet,<br />
das war Thema dieses tagfüllenden<br />
Lehrgangs. Aber auch<br />
der theoretische Background<br />
zum Ursprung und zur praktischen<br />
Bedeutung der speziellen<br />
Anspannungsarten kam nicht<br />
zu kurz. Welche Anspannungsart<br />
am meisten faszinierte? Die<br />
in der griechischen Antike einst<br />
olympische Renn-, Jagd- und<br />
Kriegsanspannung Quadriga,<br />
der „Formel 1-Wagen“ unter<br />
den Gespannen: vier Pferde<br />
nebeneinander vor einem ungefederten,<br />
stehend zu fahrenden<br />
zweirädrigen Wagen. RS<br />
Zur Jahrestagung ihrer Fachgruppe trafen sich die Fahrer in Greiz. Unter anderem<br />
ging es um die Ausbildung von der Remonte bis zum Championatssieger.<br />
Foto: DRFV/Schwarzl<br />
FACHGRUPPE FAHREN: JAHRESTAGUNG<br />
Wie macht man Champions?<br />
Es hätte kaum einen besseren Ort geben<br />
können zur Durchführung der Jahrestagung<br />
2<strong>01</strong>9 der Fachgruppe Fahren als das<br />
Gestüt Bretmühle im thüringischen Greiz.<br />
Hanno Strauß und Bettina Winkler betreiben<br />
dort gemeinsam eine erfolgreiche Pferdezucht<br />
und einen nicht minder erfolgreichen<br />
Ausbildungsstall, der inzwischen mit<br />
elf Bundes championatstiteln und zwei FEI-<br />
Weltmeisterschärpen für Junge Fahrpferde<br />
geadelt wurde. So konnte das Ausbildungsprogramm<br />
von der Remonte bis zum Championatssieger<br />
in allen Schritten demonstriert<br />
werden und brachte zudem noch die Erkenntnis<br />
zutage, wie gut auch späteren Reitpferden<br />
die Arbeit im Geschirr bekommt. Ob<br />
das Einfahren mit oder ohne Scheuklappen,<br />
im Ein- oder Zweispänner besser ist, war<br />
ausgiebiges Diskussions thema. Im Seminarteil<br />
der Tagung ließ Hanno Strauß, gelernter<br />
Redefiner Gestüts wärter und Diplom-<br />
Landwirt die Entwicklung des Fahrsports in<br />
der DDR und nach der Wende Revue passieren,<br />
überaus passend zum 30-jährigen<br />
Jubilä um der Deutschen Einheit. Dr. Matthias<br />
Görbert, pensionierter Landstallmeister<br />
und Leiter der Sächsischen Gestütsverwaltung,<br />
präsentierte seine Überlegungen<br />
zur Marktchance deutscher Fahrpferde gegenüber<br />
der Konkurrenz aus Holland und<br />
Polen. Rudolf Temporini, Vorsitzender des<br />
DOKR-Fahrausschusses, bilanzierte die erfreulichen,<br />
teilweise sogar ganz unerwarteten<br />
Medaillen deutscher Fahrer bei den internationalen<br />
Championaten. Dass auch das<br />
FEI-Weltchampionat der Jungen Fahrpferde<br />
unbedingt mehr in die Mitte Europas gehört<br />
(statt an den östlichen Rand Ungarns),<br />
war die einhellige Meinung der Teilnehmer.<br />
Einige denkbare deutsche Veranstalter sollen<br />
hier für eine aussagekräftige Bewerbung<br />
angesprochen werden. Eine sehr lebhafte<br />
Podiumsdiskussion befasste sich mit den<br />
Perspektiven des Fahrpferde-Bundeschampionats,<br />
dass 2<strong>01</strong>9 erstmals komplett für<br />
Deutsche Reitpferde, Schweres Warmblut<br />
und Ponys in Moritzburg stattgefunden hat.<br />
<br />
Rolf Schettler<br />
54 1/2020
NICHT VERPASSEN!<br />
Amateurausbilder:<br />
Jahrestagung 2020<br />
Die Fachgruppe der Amateurausbilder lädt ein zur Jahrestagung am 18. und<br />
19. Januar im Hotel Waldhütte in Telgte sowie in der Westfälischen Reit- und<br />
Fahrschule in Münster. Die Teilnehmer erwartet ein umfangreiches und interessantes<br />
Programm – theoretisch wie auch praktisch. Am Samstag wird DOKR-<br />
Mannschaftstierarzt Dr. Sebastian Bartke über „Lahmheitsursachen beim Pferd“<br />
referieren, gefolgt vom Vorsitzenden Uwe Spenlen mit einem Vortrag zum<br />
„Pferdegerechten Reiten und Ausbilden“. Anschließend werden Klaus und Anabel<br />
Balkenhol demonstrieren, wie die „Dressurausbildung gestern und heute“<br />
aussieht. Es stehen Neuwahlen für den Vorsitz an und es wird einen festlichen<br />
Empfang geben. Der Sonntag steht dann ganz im Zeichen der Pferdebeurteilung<br />
(Martin Stammkötter) sowie der Springausbildung von Klasse A bis L<br />
(Martin Plewa). Weitere Infos und Anmeldung: www.drfv.de<br />
NEUE PERSONALIEN<br />
SAVE<br />
THE DATE<br />
CDV-Ball<br />
in Sudermühlen<br />
am 15. Februar<br />
2020<br />
Die Springausbildung von Klasse A bis L – nur eines der Themen der Jahrestagung<br />
der Amateurausbilder am 18. und 19. Januar in Münster und Telgte.<br />
Uwe Spenlen<br />
Foto: privat<br />
Wolfgang Egbers und Uwe<br />
Spenlen mit neuen Aufgaben<br />
Im DRFV wurden zwei Posten<br />
neu vergeben. Uwe Spenlen, der<br />
über 20 Jahre lang als FEI-Richter<br />
Dressur tätig war und Träger<br />
des Deutschen Reiterkreuzes<br />
in Silber ist, übernimmt zum<br />
Jahreswechsel den Posten des<br />
DRFV-Geschäftsführers. Er folgt<br />
damit auf Carolin Lux, die dieses<br />
Amt seit 2<strong>01</strong>4 inne hatte, und<br />
sich als Geschäftsführerin um<br />
die Belange der BBR kümmert.<br />
Grand Prix-Ausbilder Wolfgang<br />
Foto: St.GEORG<br />
DEUTSCHE SCHLEPPJAGDVEREINIGUNG<br />
Ritt der Sieben<br />
Kostbarkeiten<br />
Im Wald von Wietzetze wachsen Austern. Aber nur<br />
an einem einzigen Tag im Jahr – wenn der Schleppjagdverein<br />
Warendorfer Meute zum „Ritt der Sieben<br />
Kostbarkeiten“ aufruft. Dann können Jagdreiter auch<br />
Schritt reiten, durch die herrliche Herbstlandschaft<br />
der Göhrde, mit entspannten Pferden und dem<br />
Anlass entsprechend adrett gewandet plaudernd<br />
durch Wald und Heide. Wie hingezaubert steht dann<br />
auf einer Lichtung eine festliche Tafel, wo Meisterkoch<br />
Max Schulze und sein Team vom Hotel Pferdeschulze<br />
Gastlichkeit in Hochform zelebrieren: mehrarmige<br />
Kerzenleuchter, feine Tischwäsche, herbstliche Dekoration.<br />
Und an einer der Stationen eben auch Austern<br />
mit Chablis, dazu klassische Musik „aus der Dose“<br />
in einer Astgabel. Seit zwanzig Jahren gibt es diese<br />
gastronomische – und logistische! – Meisterleistung<br />
als Kontrapunkt zu vier sportlichen Schleppjagden im<br />
Rahmen der Jagdwoche. Petra Schlemm<br />
Ein „Wald-Dinner deluxe“ gibt es für Jagdreiter beim<br />
„Ritt der Sieben Kostbarkeiten“.<br />
Egbers, der den Vechtehof in<br />
Niedersachsen betreibt, wurde<br />
einstimmig zum Vorsitzenden<br />
der Fachgruppe Dressur<br />
gewählt. Egbers ist Pferdewirtschaftsmeister,<br />
Richter Dressur<br />
bis Klasse S, BBR-Delegierter und<br />
im DOKR-Vorstand im Bereich<br />
Ausbildung und Wirtschaft sowie<br />
im FN-Vorstand Sport. Außerdem<br />
gehört er zur Prüfungskommission<br />
für Pferdewirte/Pferdewirtschaftsmeister.<br />
Wolfgang Egbers<br />
Foto: Schröder Foto: Schlemm<br />
1/2020<br />
55
SPECIAL NACHHALTIGKEIT<br />
DER GROSSE<br />
KREISLAUF<br />
Hand aufs Herz: Wie halten Sie es mit der Klimakrise? Sind Sie eher<br />
Team „Dafür-hab-ich-keine-Zeit“ oder ist NACHHALTIGKEIT schon<br />
ein Thema auf Ihrer Stallgasse? Ja, der ökologische Hufabdruck des<br />
Pferdes ist ziemlich groß. Ein Grund mehr, um etwas zu ändern!<br />
TEXT: JANA HERRMANN, KERSTIN WACKERMANN<br />
SPECIAL<br />
INHALT<br />
DER ÖKOLOGISCHE HUFABDRUCK<br />
Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit? S. 58<br />
LOS GEHT‘S!<br />
Umdenken im Stall, Mülltrennung S.60<br />
Foto: www.slawik.com, Adobe Stock<br />
DIE VORREITER<br />
Mit gutem Beispiel voran S.61<br />
„GRÜNE“ PFERDEHALTUNG<br />
Tipps für Pferdebetriebe S. 64<br />
WIR BRAUCHEN WEIDE<br />
So geht nachhaltiges Weidemanagement<br />
S.68<br />
56 1/2020
Einfach im Müll versinken? Das ist<br />
keine Option, finden wir. Auch der<br />
Reitsport muss nachhaltiger<br />
werden – Schritt für Schritt.<br />
1/2020<br />
57
SPECIAL NACHHALTIGKEIT<br />
Foto: Adobe Stock<br />
Der ökologische Fuß- bzw.<br />
Hufabdruck umschreibt<br />
unsere Ökobilanz.<br />
58 1/2020
DER ÖKOLOGISCHE<br />
HUFABDRUCK<br />
Ein Wort ist momentan in aller Munde: Nachhaltigkeit! Aber was verbirgt sich eigentlich hinter<br />
dem Begriff, an dem wir spätestens seit Greta Thunberg und der Fridays for Future-Bewegung<br />
nicht mehr vorbeikommen? Und vor allem: Was können wir Reiter tun?<br />
Es ist Dienstagabend, 18 Uhr, Feierabend<br />
für Karla Klima. Ein ungemütlicher<br />
Nieselregen begrüßt sie, als sie das Büro<br />
verlässt und sich auf ihr Fahrrad schwingt.<br />
Auf dem Weg zum Reitstall gerät Karla ordentlich<br />
ins Schwitzen und muss mehrmals<br />
anhalten, weil der Sack Möhren auf dem<br />
Gepäckträger gefährlich ins Rutschen gerät.<br />
Immerhin kommt sie trotzdem nah an ihre<br />
Bestzeit heran – eine Stunde und 4 Minuten<br />
für die knapp 20 Kilometer zum Stall.<br />
Beim Umziehen gibt der Reißverschluss der<br />
Reithose seinen Geist auf – ärgerlich, aber ist<br />
eben SecondhandWare. Der Putzbeutel aus<br />
Jute ist leider auch klatschnass, den hat die<br />
Reitbeteiligung gestern draußen vergessen<br />
… Sie ahnen schon, worauf dieses kleine<br />
Gedankenspiel hinausläuft: Nachhaltigkeit<br />
kann unbequem sein – zumindest wenn<br />
man alles auf einmal ändern möchte. Führt<br />
man sich vor Augen, wie viel Müll, Abgase<br />
und CO2 rund um das Pferd produziert<br />
werden, müsste man den Reitsport sogar<br />
genau genommen ganz an den Nagel hängen.<br />
Keine Option? Finden wir auch! Umso<br />
wichtiger ist es, jetzt schnellstmöglich die<br />
Reißleine zu ziehen, um unseren schönen<br />
Sport so zu betreiben, dass es uns zukünftige<br />
Generationen nicht übel nehmen werden.<br />
WAS IST NACHHALTIGKEIT?<br />
Der Duden definiert Nachhaltigkeit als<br />
„Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht<br />
werden darf, als jeweils nachwachsen,<br />
sich regenerieren oder künftig<br />
wieder bereitgestellt werden kann“. Es<br />
geht also vor allem darum, verantwortungsvoll<br />
mit der Natur umzugehen und<br />
Ressourcen so zu nutzen, dass auch unsere<br />
Kinder und Kindeskinder ein gutes Leben<br />
auf der Erde führen können. Oft ist auch die<br />
Rede vom „ökologischen Fußabdruck“, der<br />
– so das Ziel einer nachhaltigen Lebensweise<br />
– möglichst klein gehalten werden<br />
sollte. Dieser Fußabdruck errechnet sich<br />
aus den Rohstoffen und der Energie, die<br />
wir verbrauchen, sowie aus dem Abfall und<br />
den Abgasen, die wir produzieren. Wie<br />
wohne ich? Wie ernähre ich mich? Trenne<br />
ich meinen Müll? Was konsumiere ich? Wie<br />
bewege ich mich fort? Aus den Antworten<br />
auf diese Fragen lässt sich der individuelle<br />
ökologische Fußabruck errechnen. Wer es<br />
genau wissen möchte, kann beispielsweise<br />
auf www.fussabdruck.de einen kostenlosen<br />
Online-Test machen.<br />
Anfang 2<strong>01</strong>9 fand sich das Pferd plötzlich<br />
als großer Klimasünder in den Medien wieder.<br />
ESU-Services, ein Schweizer Unternehmen,<br />
hatte die Ökobilanzen verschiedener<br />
Haustiere untersucht und kam zu dem<br />
Ergebnis, dass die Pferdehaltung pro Jahr<br />
ungefähr einer 21.500 Kilometer langen<br />
Autofahrt entspricht. Zum Vergleich: Im<br />
Durchschnitt legt ein Auto in Deutschland<br />
etwa 13.000 Kilometer pro Jahr zurück.<br />
ANJA SCHMITZ<br />
Promovierte Pferdewissenschaftlerin<br />
und Ökologin, die<br />
an der Schnittstelle zwischen<br />
Pferd und Umwelt forscht.<br />
Sie ist wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin in der Abteilung<br />
Graslandwissenschaft an der Universität<br />
Göttingen und befasst sich u. a. mit<br />
nachhaltigem Weidemanagement (s. S. 68).<br />
UNSERE EXPERTEN<br />
Damit kommt das Pferd mit Abstand<br />
schlechter weg als Hund (3700 Kilometer)<br />
oder Katze (1400 Kilometer). Je größer das<br />
Haustier, umso größer die Umweltbelastung<br />
– so lautet die logische Folgerung. Deswegen<br />
heißt es gerade für Pferdehalter, an den<br />
Stellen zu handeln, die sich beeinflussen<br />
lassen: Das fängt bei der Mülltrennung an<br />
(S. 60) und hört beim Weidemanagement<br />
(S. 68) noch lange nicht auf … Die Studie<br />
zeigt auch, dass Haltung und Fütterung<br />
einen großen Einfluss auf die Umweltbelastung<br />
haben können. „Es ist zwar nicht<br />
zu erwarten, dass ein Pferd bei optimal<br />
umweltfreundlicher Haltung auf das Niveau<br />
eines Hundes kommt, aber werden anstelle<br />
von Stroh bspw. lokale Hobelspäne als Einstreu<br />
verwendet, sinkt die Umweltbelastung<br />
immerhin um fast 30 Prozent“, so heißt es<br />
in der Studie. Dass bereits viel in Bewegung<br />
geraten ist, zeigen positive Beispiele aus dem<br />
Reitsport (S. 61). Und bei all der Schwarzmalerei<br />
darf natürlich auch eines nicht<br />
vergessen werden: Pferde machen gesund<br />
und glücklich!<br />
GEORG W. FINK<br />
Gründer und Inhaber des<br />
Ingenieurbüros Fink Reitanlagen,<br />
berät seit über<br />
45 Jahren bei der Planung<br />
und dem Bau von Reitanlagen<br />
im In- und Ausland.<br />
Reitet selbst, ist FN-Amateurreitlehrer,<br />
Richter und Parcourschef.<br />
www.fink-reitanlagen.de<br />
1/2020<br />
59
SPECIAL NACHHALTIGKEIT<br />
LOS GEHT’S!<br />
Der gute Wille ist da, aber wo anfangen? Wir haben positive<br />
Beispiele für Nachhaltigkeit im Reitsport gesammelt und zeigen<br />
auf, in welchen Bereichen ein Umdenken möglich und nötig ist<br />
Weniger Plastik, weniger Konsum,<br />
weniger Abfall … Beim Thema<br />
Nachhaltigkeit scheint es oft in<br />
erster Linie um Verzicht zu gehen. Dabei<br />
kann Nachhaltigeit richtig Spaß machen!<br />
Die Plastik-Putzbox durch eine langlebigere<br />
Alternative aus Metall oder Holz ersetzen?<br />
Klingt gar nicht so furchtbar! Auf dem<br />
Reiter-Flohmarkt endlich die Schabracke<br />
finden, auf die man schon ewig scharf ist –<br />
und sich diese sogar leisten können? Super!<br />
Statt alles in der Restmülltone zu versenken,<br />
drei Sekunden darüber nachdenken, ob der<br />
gelbe Sack vielleicht die bessere Wahl wäre?<br />
Ist machbar! Nachhaltiger zu leben, heißt<br />
auch bewusster zu leben. Ein erster Schritt ist<br />
es daher, erst einmal eine Art Bestandsaufnahme<br />
zu machen. Welche Produkte nutze<br />
ich im Stall, gibt es vielleicht umweltfreundlichere<br />
Alternativen – und brauche ich die<br />
alle? Muss ich jeden<br />
Tag mit dem<br />
Auto zum Stall<br />
fahren oder<br />
darf es auch<br />
mal das Fahrrad<br />
sein? Kann<br />
ich vielleicht<br />
Fahrgemeinschaften<br />
bilden?<br />
AB IN DIE TONNE<br />
Gehört die alte Abschwitzdecke wirklich in<br />
den Müll oder kann ich damit vielleicht noch<br />
den Schulpferden im Reitverein etwas Gutes<br />
tun? Bei Futter- und Pflegeprodukten geht es<br />
häufig darum, wie diese verpackt sind. Einige<br />
Hersteller setzen bereits auf nachhaltigere<br />
Materialien, eine kleine Recherche lohnt<br />
sich. Und auch nachfüllen statt neu kaufen<br />
ist eine gute Option! Für viele Produkte gibt<br />
es Nachfüllpackungen, die mehr Inhalt und<br />
weniger Müll liefern. Apropos: Die sorgfältige<br />
Mülltrennung ist ein ganz zentraler Punkt,<br />
auch im Reitstall. Denn ohne die<br />
kein Recycling, keine Schonung<br />
von natürlichen<br />
Ressourcen<br />
– und<br />
vielleicht keine<br />
Zukunft. Wer<br />
Aller Anfang ist<br />
schwer? Nicht<br />
unbedingt!<br />
sich unsicher<br />
ist, was wo<br />
hinein gehört:<br />
siehe unten.<br />
Fotos: www.slawik.com<br />
Restmüll<br />
Pflegeprodukte<br />
(Huffet & Co.)<br />
Verpackungen,<br />
die noch nicht leer<br />
sind, gehören in die<br />
schwarze Tonne.<br />
(Achtung: Medizinische<br />
Produkte<br />
kommen in den<br />
Sondermüll!<br />
Müslisäcke<br />
✗<br />
Futtereimer<br />
Der richtige Platz<br />
für mehrfach verwendete<br />
oder fest<br />
installierte Futtereimer,<br />
da diese nicht<br />
als Verpackung<br />
gelten. Noch besser<br />
wäre allerdings die<br />
Wertstofftonne.<br />
Pferdedecken,<br />
Gamaschen & Co.<br />
Hier sind wir<br />
richtig!<br />
Sättel<br />
Ab in die schwarze<br />
Tonne … Noch<br />
besser wäre allerdings<br />
ein zweites<br />
Leben als kreative<br />
Dekoration oder<br />
Kinderspielzeug …<br />
Reitbekleidung<br />
Lumpen und sehr<br />
stark verschmutzte<br />
Kleidung (z. B. mit<br />
Öl oder Farbe) sind<br />
hier richtig. Der<br />
Rest gehört in die<br />
Alttextilsammlung!<br />
Gelbe Tonne<br />
Leere Verpackungen<br />
kommen hier<br />
rein! Vorausgesetzt,<br />
sie sind nicht aus<br />
Papier oder Glas.<br />
Wenn der Sack<br />
innen mit Plastik<br />
ausgekleidet ist: Ab<br />
dafür!<br />
Stichwort Verpackung!<br />
War etwas<br />
darin eingepackt,<br />
gehören Futtereimer<br />
hier hin. Bei<br />
Papieretiketten<br />
usw. die einzelnen<br />
Bestandteile möglichst<br />
trennen.<br />
✗<br />
✗<br />
✗<br />
✗<br />
Verpackungen mit<br />
einem geringeren<br />
Kunststoffanteil<br />
als fünf Prozent<br />
dürfen bzw. sollen<br />
in der Papiertonne<br />
entsorgt werden.<br />
Das wäre dann der<br />
richtige Platz für die<br />
Papieretiketten …<br />
✗<br />
✗<br />
✗<br />
Papiertonne<br />
ÜBRIGENS: Für Silofolien und weitere Kunststoffe, die in der<br />
Landwirtschaft bei der Ernte anfallen, haben die Mitglieder<br />
der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. ein<br />
Rücknahmesystem aufgebaut, mehr Informationen finden Sie<br />
unter: www.erde-recycling.de/rund-um-die-abgabe/erntekunststoffe-abgeben.html<br />
60 1/2020
DIE VORREITER<br />
VIELE<br />
ANSÄTZE<br />
ENERGIE AUS<br />
PFERDEMIST<br />
Wie nachhaltig denkt<br />
und handelt die Deutsche<br />
Reiterliche Vereinigung (FN)? Wir haben Pressesprecherin<br />
Julia Basic gefragt:<br />
„Die FN beschäftigt sich seit vielen Jahren mit<br />
den Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel.<br />
Auf den Stallungen und Reithallen am<br />
Bundestützpunkt sowie weiteren Gebäuden<br />
sind Solar-Panele installiert, die Strom produzieren.<br />
Auf unseren Turnieren verwenden<br />
wir in der eigenen Gastronomie nur Mehrweggeschirr<br />
und haben darauf verzichtet, auf<br />
dem Turniergelände feste Wege anzulegen,<br />
sondern nutzen dafür Hackschnitzel, die hinterher<br />
wiederverwendet<br />
werden können und am<br />
Ende in einer Biogasanlage<br />
verwertet werden.<br />
Mit der Initiative „Pferde<br />
fördern Vielfalt“ wollen<br />
wir Vereine und Betriebe<br />
dazu animieren, ihre<br />
Stall- und Grünanlagen<br />
so zu gestalten, dass<br />
sich möglichst viele Tierund<br />
Pflanzenarten dort<br />
ansiedeln können und vor allem erhalten<br />
bleiben. In dem Buch „Pferdehaltung, Ställe &<br />
Reitanlagen – Orientierungshilfen für Bau und<br />
Modernisierung“ von Gerlinde Hoffmann (FN-<br />
Verlag) geben wir u. a. Tipps zur Nachhaltigkeit,<br />
erneuerbaren Energien und Klimaschutz.<br />
Wir empfehlen Vereinen und Betrieben auch<br />
den Öko-Check, den wir selbst vor einigen<br />
Jahren am Bundestützpunkt haben durchführen<br />
lassen. Viele Landessportbünde bieten<br />
Programme an, die helfen, Sportstätten klima-freundlich<br />
zu sanieren. Ansprechpartner<br />
für Nachhaltigkeit ist bei uns<br />
THOMAS UNGRUHE<br />
Foto: Schrsgfsdfg sdfg<br />
Thomas Ungruhe, Leiter<br />
der Abteilung Vereine,<br />
Umwelt, Breitensport<br />
und Betriebe. Natürlich<br />
würden wir es<br />
unterstützen, wenn<br />
Modelle wie Helsinki<br />
(siehe rechts) auch auf<br />
deutschen Turnieren<br />
Schule machen würden. Die<br />
Verbrennung von Pferdemist ist hierzulande<br />
bislang noch nicht verbreitet, aber wir stehen<br />
mit der Politik in Berlin in Kontakt.“<br />
Die Helsinki International Horse Show<br />
in Finnland setzt seit fünf Jahren auf eine<br />
besonders nachhaltige Energiequelle:<br />
Pferdemist. Sämtliche Elektrizität für das<br />
Weltcup-Turnier wird aus dem Mist gewonnen,<br />
den die vierbeinigen Athleten während<br />
des Events produzieren. 2<strong>01</strong>9 kamen an vier<br />
Turniertagen insgesamt 100 Tonnen Mist zusammen<br />
– macht umgerechnet mehr als 150<br />
Megawattstunden. Damit konnte nicht nur<br />
die Energie für die gesamte Beleuchtung und<br />
die Anzeigetafeln bereitgestellt, sondern auch<br />
Haushalte in der Umgebung geheizt werden.<br />
Zum Vergleich: Mit dem Mist, den zwei Pferde<br />
pro Tag produzieren, könnte ein Einfamilienhaus<br />
ein ganzes Jahr lang beheizt werden.<br />
Hinter dem Projekt steht der Energieversorger<br />
Fortum. 2<strong>01</strong>4 am Schreibtisch entworfen,<br />
zeigt das „Modell Helsinki“, wie Pferdemist als<br />
erneuerbare Energie genutzt werden kann.<br />
„Das Mist-zu-<br />
Energie System hat<br />
enormes Potenzial<br />
für Länder mit<br />
großen Pferdepopulationen<br />
und es<br />
hat gezeigt, dass<br />
neue Lösungen<br />
gebraucht werden,<br />
wenn wir uns<br />
nicht länger auf<br />
fossile Brennstoffe<br />
verlassen wollen“,<br />
so Anssi Paalanen,<br />
Vize-Präsident des<br />
Unternehmens.<br />
Und so funktioniert<br />
das Ganze:<br />
Fortum versorgt<br />
Ställe mit Einstreu,<br />
aus nachhaltigen<br />
Sägespänen, die<br />
aus der finnischen<br />
Forstwirtschaft<br />
stammen. Der<br />
Pferdemist, der<br />
Sägespäne und Pferdemist<br />
werden in Finnland<br />
in erneuerbare Ernergien<br />
umgewandelt.<br />
in diesen Ställen anfällt, wird an Kraftwerke<br />
in ganz Finnland geliefert, wo er als Rohstoff<br />
genutzt wird, um saubere und umweltfreundliche<br />
Energie zu produzieren. Seit 2<strong>01</strong>5 sind<br />
so schon mehr als 70.000 Tonnen Pferdemist<br />
weiterverarbeitet worden.<br />
Fotos: www.slawik.com<br />
nachhaltige<br />
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Pferdepflege<br />
Pferdepflege<br />
auch<br />
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nachhaltige bei Hautproblemen<br />
bei Hautproblemen<br />
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SPECIAL NACHHALTIGKEIT<br />
Fotos: ABZ Lambach<br />
IM UNTERRICHT<br />
Die Jugend geht nicht nur auf die Straße, sie arbeitet auch aktiv<br />
an Lösungen für den Klimaschutz. Ein tolles Beispiel dafür sind<br />
die Schüler des Agrarbildungszentrums Lambach in Österreich,<br />
an dem auch Pferdewirtschaft unterrichtet wird. Der Praxisunterricht<br />
findet im benachbarten Pferdezentrum Stadl-Paura statt, wo<br />
regelmäßig internationale Turniere und große Pferdeveranstaltungen<br />
ausgetragen werden. „Wir stoßen dort immer wieder auf<br />
die Leichtsinnigkeit vieler Pferdeliebhaber, die achtlos ihren Müll<br />
hinterlassen“, erzählen die Jugendlichen.<br />
Daher haben die höheren Klassen<br />
an einem Projekt zur Mülltrennung<br />
gearbeitet. Dafür haben die<br />
Schüler im gesamten Pferdezentrum<br />
Stadl-Paura selbstgestaltete Hinweisschilder<br />
aufgestellt. Außerdem<br />
kommen jedes Jahr neue Schüler an<br />
die Schule, die ein eigenes Putzset<br />
für den Praxisunterricht benötigen.<br />
Viele müssen die Putzsachen neu<br />
kaufen, allerdings bestehen diese<br />
zum größten Teil aus Plastik. Daher<br />
sind die Schüler auf die Idee gekommen,<br />
ein umweltfreundlicheres<br />
Putzset zu entwickeln. Das Ergebnis:<br />
ein selbstgenähter Stoffbeutel aus<br />
Vom nachhaltigen Putzbeutel<br />
bis hin zur richtigen<br />
Mülltrennung – die Schüler<br />
beschäftigen sich aktiv mit<br />
dem Thema Nachhaltigkeit.<br />
Bio-Baumwolle, gefüllt mit Tierhaar-<br />
Holzbürsten und einem selbstgeschmiedeten<br />
Hufauskratzer mit<br />
Holzgriff. www.abzlambach.at<br />
RIDERS<br />
FOR FUTURE<br />
Emily Thümmel ist 14 Jahre alt, wohnt mit ihren Eltern auf<br />
einem Pferdehof in Niedersachsen – und möchte die (Reiter-)<br />
Welt zukünftig ein bisschen „grüner“ machen. Deswegen hat<br />
die Schülerin das<br />
Projekt „Riders For<br />
Future“ (RFF) ins Leben<br />
gerufen. Selbst<br />
im Ponyspringsport<br />
erfolgreich, kam<br />
Emily zunächst auf<br />
die Idee, einen Großteil<br />
ihrer Preisgelder<br />
an „Plant for the<br />
Planet“ zu spenden.<br />
Die Non-Profit-<br />
Organisation pflanzt<br />
Riders For Future will ein Zeichen setzen.<br />
Bäume und setzt sich für die weltweite Aufforstung ein. „Da viele<br />
Turnierreiter freitags schon auf den Turnierplätzen sind und eher<br />
nicht bei Demonstrationen anwesend sein können, kam mir eine<br />
weitere Idee. Warum nicht auf dem Pferderücken ein Zeichen<br />
setzen?“, schreibt Emily. Gemeinsam mit ihren Eltern hat sie eine<br />
Webseite erstellt, die als Anlaufstelle für alle interessierten Reiter<br />
dienen soll. In dem dazugehörigen Online-Shop werden zukünftig<br />
nachhaltig und umweltfreundlich produzierte Reitsportartikel<br />
verkauft, die aus fairen Arbeitsbedingungen stammen und mit<br />
dem RFF-Logo versehen sind. Der Erlös aus dem Verkauf der<br />
Produkte soll an Plant for the Planet gespendet werden.<br />
www.ridersforfuture.com<br />
Fotos: Riders For Future<br />
DEN GUTEN WILLEN BESIEGELN<br />
Wer nachhaltiger konsumieren möchte, trifft auf verschiedene Siegel und Label. Diese sind (noch) nicht speziell auf den Reitsport gemünzt,<br />
dennoch werden Sie Ihnen vielleicht auch rund ums Pferd früher oder später begegnen. Bei den Nachhaltigkeitssiegeln werden ökologische<br />
und soziale Aspekte und die ökonomische Tragfähigkeit für zukünftige Generationen berücksichtigt. Stiftung Warentest hat fünf dieser Label<br />
genauer unter die Lupe genommen. Ein kleiner Guide für die nächste Einkaufstour:<br />
Naturland Fair will<br />
ökologischen Landbau,<br />
soziale Verantwortung<br />
und fairen Handel<br />
regional und weltweit<br />
vereinen. Die Situation<br />
der Bauern soll langfristig<br />
verbessert werden.<br />
Bei Stiftung Warentest<br />
schnitt das Siegel am<br />
besten ab, ist aber noch<br />
nicht so weit verbreitet.<br />
Das Fairtrade-Siegel<br />
soll die Handelsbedingungen<br />
für benachteiligte<br />
landwirtschaftliche<br />
Produzenten und<br />
Arbeiter in Entwicklungsländern<br />
verbessern.<br />
Stichwort: faire<br />
Preise und langfristige<br />
Handelsbeziehungen.<br />
Bei Stiftung Warentest<br />
auf Platz zwei.<br />
Das Hand in Hand-<br />
Siegel von Rapunzel<br />
Naturkost zeichnet<br />
Produkte aus, die zum<br />
größten Teil aus fair<br />
produzierten Rohstoffen<br />
bestehen. Wie auch<br />
Fairtrade und Naturland<br />
Fair garantiert Hand in<br />
Hand Mindestpreise<br />
und Prämien für die<br />
Produzenten.<br />
UTZ Certified ist global<br />
weit verbreitet. Das<br />
Versprechen: nachhaltige<br />
Anbaumethoden und<br />
gerechte Arbeitsbedingungen.<br />
Laut Stiftung<br />
Warentest sind die Kriterien<br />
für die Vergabe aber<br />
weniger anspruchsvoll.<br />
Produzenten erhalten<br />
zudem keine Mindestpreise<br />
für ihre Ware.<br />
Das Rainforest<br />
Alliance-Siegel will<br />
die biologische Vielfalt<br />
in den Tropen erhalten.<br />
Bei Stiftung Warentest<br />
schnitt es am schlechtesten<br />
ab. Es will den<br />
nachhaltigen Anbau<br />
fördern, setzt aber auf<br />
Produktionssteigerung.<br />
Mindestpreise für die<br />
Bauern? Fehlanzeige!<br />
62 1/2020
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SPECIAL NACHHALTIGKEIT<br />
Eine Wiese mit Obstbäumen – so kann man zum<br />
Beispiel kompensieren, dass Flächen für Wege<br />
oder Parkplätze versiegelt werden mussten.<br />
Auch im Bereich Stallbau und<br />
Pferdehaltung können wir<br />
einiges tun, um nachhaltiger<br />
zu agieren.Wie das geht, hat<br />
Stallbau-Experte Georg W.<br />
Fink zusammengetragen<br />
„GRÜNE“<br />
PFERDEHALTUNG<br />
Die Medien überschlagen sich, die<br />
Politik reagiert statt zu agieren, die<br />
Gesellschaft spaltet sich in Umweltschützer<br />
und solche, die andere Themen für<br />
wichtiger erachten. Ist die Studie darüber,<br />
dass Pferde den größten ökologischen Fußabdruck<br />
aller Haustiere haben, Anlass für<br />
Empörung oder ist sie ein guter Ansatz, um<br />
über die Auswirkungen der Pferdehaltung<br />
auf unsere Umwelt nachzudenken?<br />
FLÄCHENVERBRAUCH<br />
Ob Neuplanung oder traditioneller Bestandsbetrieb<br />
– stets werden mehr oder weniger<br />
große Flächen überbaut. Stall gebäude,<br />
Lager für Betriebsmittel, Maschinen und<br />
Geräte, Reithallen bis hin zu Park- und<br />
Wege flächen, Reitflächen, Ausläufe und<br />
Grünbereiche. Für viele Baumaßnahmen<br />
gibt es konkrete Flächenvorgaben, z. B.<br />
durch die „Leitlinien zur Beurteilung<br />
von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“.<br />
Die Größe der Reit flächen<br />
werden vorgegeben durch die Leistungsprüfungsordnung<br />
der FN, der IPO bei den<br />
Islandpferden und den EWU-Vorschriften<br />
im Westernsport. Hinzu kommen die länderspezifischen<br />
Anforderungen an Weideflächen<br />
und in der landwirtschaftlichen<br />
Pferdehaltung an Futterflächen. Da kommen<br />
schnell einige Hektar (ha) an Flächenverbrauch<br />
zusammen, je nach Art und Größe<br />
des Betriebs. Die Bundesregierung will den<br />
Flächenverbrauch jedoch bremsen: Bundesweit<br />
soll er bis 2020 auf maximal 30 ha und<br />
ab 2030 auf 20 ha pro Tag reduziert werden!<br />
Da<br />
müssen<br />
gerade<br />
neu geplante<br />
Pferdebetriebe<br />
den „Gürtel enger<br />
schnallen“!<br />
VERSIEGELTE FLÄCHEN<br />
Problematisch sind die überbauten, das<br />
heißt ganz oder teilweise versiegelten<br />
Flächen. Hier spielen der Eingriff in die ursprüngliche<br />
Fläche und die Entsorgung des<br />
Niederschlagswassers eine große Rolle. Der<br />
Eingriff muss nach der Kompensations-Verordnung<br />
durch entsprechende Maßnahmen<br />
ausgeglichen werden: Dies können Streuobstwiesen,<br />
Waldrandvorpflanzungen oder<br />
sonstige Natur-verbessernde Maßnahmen<br />
sein. Auch besteht die Möglichkeit, Ökopunkte<br />
durch Zahlung zu erwerben. Das<br />
anfallende Niederschlagswasser sollte dort<br />
entsorgt werden, wo es anfällt, zum Beispiel<br />
durch Versickerung.<br />
In den vergangenen Jahrzehnten wurden<br />
aus arbeitswirtschaftlichen Gründen nur<br />
noch wenige Gebäude mit Obergeschoss in<br />
der Pferde haltung gebaut. Heute sollten wir<br />
über genau solche Lösungen nachdenken.<br />
Mit entsprechender Technik können durchaus<br />
deckenlastige Lagerungen für Betriebsmittel<br />
errichtet werden. Auch Nebenräume<br />
können oft in einen ersten Stock posi tioniert<br />
werden. Es gibt viele Ansätze, die<br />
weniger Flächen verbrauchen und weniger<br />
Böden versiegeln.<br />
Foto: Fink<br />
NATÜRLICHE BAUSTOFFE<br />
Eine ökologisch sehr große Rolle spielen<br />
eingesetzte Baustoffe. Nachhaltigkeit, das<br />
heißt der behutsame Umgang mit natürlichen<br />
Ressourcen, muss in Zukunft viel<br />
mehr beachtet werden. So können bei vie-<br />
Stroh und Heu über den<br />
Stallungen lagern – das<br />
spart Flächen ein.<br />
64 1/2020
len, vor allem kleineren Bauten statt<br />
Betonfundamenten auch Schraubfundamente<br />
verwendet werden,<br />
die sogar öfters eingesetzt werden<br />
können. Holz eignet sich besonders<br />
im Stallbau bestens. Es<br />
speichert im Wachstum CO2,<br />
hat hervorragende stallklimatische<br />
Eigenschaften<br />
und kann – sofern es nicht<br />
chemisch behandelt ist –<br />
sehr gut recycelt werden.<br />
Es ist ein nachwachsender<br />
Rohstoff, mit hoher<br />
Tragfähigkeit und besten<br />
Umwelteigenschaften. In<br />
den südlichen Ländern wird<br />
oft Lehm statt Ziegelmaterial<br />
eingesetzt. Lehm hat, richtig<br />
verarbeitet, wie Holz sehr gute<br />
raumklimatische Eigenschaften<br />
und lässt sich ebenfalls sehr<br />
gut recyceln. Auch in unserer<br />
Klimazone lässt sich Lehm sehr<br />
gut einsetzen – in punkto Umweltfreundlichkeit<br />
eine gute Wahl, die es<br />
zu prüfen gilt. Wer neue Gebäude für die<br />
Pferdehaltung plant, sollte unbedingt über<br />
solche Lösungen nachdenken!<br />
Verbundbaustoffe, in denen mehrere<br />
verschiedene Materialien durch Kleber oder<br />
Hitze verbunden werden, sind zu vermeiden,<br />
da sie nur schwer wieder verwertet<br />
oder zumindest umweltfreundlich entsorgt<br />
werden können. Bereits beim Bau an die<br />
CO2-Bilanz der Baustoffe, den Energieaufwand<br />
und an die Entsorgung denken – das<br />
ist nachhaltig!<br />
Fotos: www.slawik.com<br />
REITBÖDEN – BELASTEND?<br />
Besonders Reitböden stehen aktuell in der<br />
Kritik der Umweltschützer. Vor allem die in<br />
den Tretschichten eingesetzten Zuschlagstoffe<br />
aus Vliesflocken, Fasern, Gelen und<br />
Wachsen aber auch Tretbeläge aus reinen<br />
Teppich schnitzeln gelten als umweltbelastend.<br />
Hier sollte nicht hysterisch reagiert<br />
werden. Vielmehr erfordert dieses Thema<br />
eine fachlich fundierte und sorgfältig abgewogene<br />
Behandlung. Außenplätze müssen<br />
stets so feucht gehalten werden, dass die<br />
Tretschicht nicht staubt und die Zuschlagstoffe<br />
nicht durch Wind verfrachtet werden.<br />
Hecken oder niedrige Windschutznetze<br />
(etwa einen Meter hoch) um Reitplätze herum<br />
verhindern in der Regel die ungewollte<br />
Verbreitung von Flocken und Fasern.<br />
Auswaschungen, die das Grundwasser<br />
belasten, sind zwar theoretisch vorstellbar,<br />
aber bis heute noch nicht wissenschaftlich<br />
nachgewiesen. Die Filterwirkung der zwischen<br />
Reitboden und Grundwasser liegenden<br />
Baugrundschichten ist in der Regel voll<br />
ausreichend, das Grundwasser zu schützen.<br />
Sind Tretbeläge mit synthetischen<br />
Zuschlagstoffen verbraucht, so werden sie<br />
bereits heute durch große Siebanlagen in die<br />
einzelnen Bestandteile getrennt. Die ausgesiebten<br />
Flocken werden der thermischen<br />
Verwertung, die Sande dem Landschaftsbau<br />
oder dem Neubau von Reitplätzen zugeführt.<br />
Aber: Augen auf bei der Baustoffwahl<br />
für Reitböden! Es lassen sich auch sehr<br />
gute Böden aus reinem Sand oder aus Sand<br />
und organischen Zuschlagstoffen (Holz,<br />
Bambus fasern, Baumwolle etc.) bauen. Und<br />
stets die Entsorgung vor der Kaufentscheidung<br />
mit der zuständigen Behörde prüfen!<br />
Vor dem Kauf eines<br />
neuen Bodens<br />
stets prüfen, wie<br />
er später entsorgt<br />
werden kann.<br />
VON FUTTER BIS FROSTSCHUTZ<br />
Jeder Pferdebetrieb benötigt eine Reihe von<br />
Betriebsmitteln wie Rau- und Kraftfutter,<br />
Einstreu, Frostschutz für Reitböden oder<br />
Auftausalze für Wegeflächen. Diese sollten<br />
regelmäßig auf Umweltaspekte geprüft werden.<br />
Hierbei spielen Transportentfernungen,<br />
Verpackungen und Produktionsverfahren eine<br />
große Rolle. Unsere heimische Landwirtschaft<br />
produziert nachhaltig alle für die Pferdehaltung<br />
benötigten Betriebsmittel. Da müssen<br />
keine Spezialprodukte aus fernen Ländern importiert<br />
werden. Es fallen jedes Jahr tausende<br />
Tonnen an Silofolien und Verpackungen an,<br />
die durch intelligenten Einkauf und geeignete<br />
Lagermöglichkeiten im eigenen Betrieb vermieden<br />
oder in der Menge reduziert werden<br />
können. Denken Sie an losen Bezug statt<br />
Sackware für Kraftfutter, an gemeinsamen<br />
Möhreneinkauf in Bigpacks statt in einzelnen<br />
Verpackungseinheiten.<br />
GRÜNE DÄCHER UND WÄNDE<br />
In bestehenden Betrieben können zahlreiche<br />
Fassaden mit Spalieren oder Begrünungen in<br />
einen Lebensraum für Bienen und andere Insekten<br />
und Vögel umgewandelt werden. Hin<br />
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Begrünte Dächer bieten Insekten<br />
einen Lebensraum.<br />
zu kommt ein ausgesprochen positiver Einfluss<br />
auf das Stallklima. Noch mehr Wirkung<br />
zeigen begrünte Dächer. Auch auf Bestandsdächern<br />
können durchaus Grün dächer mit<br />
Blühwiesen für Insekten aufgebracht werden.<br />
Der Effekt ist so groß, dass manche Betriebe<br />
dadurch eigene Bienenvölker halten können!<br />
Bei Neubauten reduzieren Grün dächer die<br />
zu entsorgende Menge an Niederschlagswasser,<br />
gelten als Ausgleichsmaßnahmen für<br />
die baulichen Eingriffe und sorgen für beste<br />
Klimaverhältnisse in den Stallungen.<br />
KOPPELN UND AUSLÄUFE<br />
Alle Zielgruppen, vom Freizeitreiter bis<br />
zum Turnierreiter der höchsten Klassen,<br />
verlangen regelmäßigen Koppelgang für<br />
ihre Pferde. Die gesundheitliche Wirkung ist<br />
unbestritten: Koppelgang dient vollumfänglich<br />
dem Tierwohl. Turnierpferde werden<br />
entgegen allen Vorurteilen auch nicht müde<br />
und matt, sondern fit und leistungsbereit.<br />
Daher müssen Grünflächen sorgfältig<br />
gepflegt und möglichst über viele Monate<br />
nutzbar sein. Die Leitlinien Pferdehaltung<br />
fordern täglich mindestens zwei, besser mehr<br />
Stunden freie Bewegung, wenn möglich<br />
im Freien. Gerade die Umweltreize Sonne,<br />
Wind, Regen und Aktivitäten auf dem Hof<br />
fördern die Thermoregulation und das<br />
Wohlbefinden. Daher sollten Ausläufe so<br />
groß sein, dass die Pferde auch traben und<br />
galoppieren können. Zudem benötigen sie einen<br />
stabilen Bodenaufbau, der gut zu pflegen<br />
ist. Matschkoppeln sind weder für die Pferde<br />
noch für den Bodenhaushalt gut. Sie sollten<br />
daher zunehmend weniger entstehen. In<br />
manchen Regionen Deutschlands sind sie<br />
bereits verboten.<br />
ENERGIE- UND WASSERKONZEPT<br />
Je nach technischer Ausstattung und<br />
Be triebs management haben Pferdebetriebe<br />
einen hohen Verbrauch an Energie (Strom,<br />
Heizung) und Trinkwasser. Der Einsatz<br />
stromsparender Technologien, z. B. LED-<br />
Lampen, Helligkeitssteuerungen und gute<br />
Gebäudeisolierungen in beheizten Bereichen,<br />
tragen zu erheblichen Energie- und<br />
damit Kosteneinsparungen bei. Auch der<br />
Trinkwasserverbrauch lässt sich durch den<br />
Einsatz von gesammeltem Regenwasser<br />
erheblich reduzieren (s. rechts unten). All<br />
diese Maßnahmen tragen zu einer Verbesserung<br />
der CO2-Bilanz und der Wirtschaftlichkeit<br />
bei.<br />
FAHRGEMEINSCHAFTEN<br />
Gerade Pensionsbetriebe verursachen in der<br />
Summe erhebliche Verkehrsbewegungen.<br />
Viele Pferdebesitzer fahren alleine zum Stall<br />
– man „braucht auf niemanden Rücksicht zu<br />
nehmen und hat stets alles dabei“. Doch oft<br />
ließen sich Fahrgemeinschaften organisieren,<br />
die Kosten sparen und das Verkehrsaufkommen<br />
reduzieren. Kinderreitschulen organisieren<br />
Shuttlebusse oder setzen sogar große<br />
Planwagen ein, die die Kinder von und zur<br />
nächsten Bahn- oder Bushaltestelle transportieren.<br />
Hier sollten Betriebsleiter informieren<br />
und auf ihre Kunden einwirken.<br />
Jedes Kind einzeln in den Stall fahren? Eltern<br />
können eine Fahrgemeinschaft bilden oder<br />
Reitschul inhaber einen Shuttlebus vom<br />
nächst gelegenen Bus oder Bahnhof anbieten.<br />
Foto: www.slawik.com Foto: Fink<br />
66 1/2020
MÜLLMANAGEMENT<br />
Es gibt Pferdebetriebe, die haben ein vorbildliches<br />
Müllmanagement. Was ein Pferdebe<br />
sitzer mitbringt, ob Medikamentenverpackung,<br />
Möhrennetze oder Papiersäcke für Zusatzfutter<br />
– alles muss wieder mit genommen<br />
werden. (s. S. 60) Für die anfallenden Folien<br />
gibt es Sammelbehälter, in Kooperation mit<br />
anderen Betrieben sogar Pressen, die den<br />
gesammelten Plastikmüll zu Ballen pressen.<br />
Diese werden zur weiteren Verarbeitung zu<br />
den Recyclingbetrieben gefahren.<br />
WOHIN MIT DEM MIST?<br />
Ein bundesweites Problem ist die Entsorgung<br />
von Pferdemist. Obwohl darin wertvolle<br />
Nährstoffe stecken, viel CO2 gebunden ist<br />
und es zahlreiche Verwertungsvarianten gibt,<br />
gilt Pferdemist vor allem in gewerblichen<br />
Betrieben als Abfall. Der Landwirt denkt an<br />
den wertvollen organischen Dünger, mit dem<br />
er Nährstoffe dem Boden zurückgibt, die<br />
durch die Futterproduktion oder Beweidung<br />
entnommen werden (s. a. S. 68). Mit geeigneten<br />
Maßnahmen, z. B. einer Kompostierung,<br />
können die befürchteten parasitologischen<br />
Probleme voll vermieden werden. Trotzdem<br />
sperren sich viele Behörden gegen diese sehr<br />
sinnvolle Verwertungsmöglichkeit. Gleiches<br />
gilt für die Mistverbrennung, die schon einen<br />
hohen technischen Standard hat. Statt Mülldeponien<br />
mit Pferdemist zu belasten, wären<br />
Kompostierung oder thermische Verwertung<br />
umweltfreundlich und für die Betriebe sehr<br />
wirtschaftlich. Eine Dissertation 2<strong>01</strong>7 kommt<br />
Wie Mist sinnvoll entsorgt bzw. genutzt werden<br />
kann, darüber wird noch viel diskutiert.<br />
zu dem Ergebnis, dass Pferde mist durchaus in<br />
Biomassekraftwerken als Brennstoff sinnvoll<br />
eingesetzt werden kann. Hier ist die Politik<br />
gefragt, praxistaugliche und umweltfreundliche<br />
Lösungen zuzulassen!<br />
PRO PFERD EIN BAUM<br />
Eine tolle Idee hatte der Laufstall Pionier<br />
Hanns Ullstein junior. Er schlägt vor, dass<br />
jeder Pferdebesitzer pro Pferd einen Baum<br />
pflanzen soll. Das kostet nicht viel, bewirkt<br />
aber pro Jahr weit über eine Million neue<br />
Bäume! Das ist praktizierter Umweltschutz,<br />
kommt den Insekten, Vögeln aber auch den<br />
Pferden auf den Weiden zugute und stellt<br />
einen wertvollen Beitrag zum Erhalt unseres<br />
Lebensraumes dar!<br />
Foto: www.galoppfoto.de<br />
CO<br />
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St. Hippolyt Pellets<br />
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St. Hippolyt Mühle Ebert -<br />
St.<br />
ein<br />
Hippolyt<br />
lebender<br />
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Organismus<br />
Ebert -<br />
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lebender<br />
Tradition<br />
Organismus<br />
verbindet<br />
und Moderne<br />
Tradition<br />
und Moderne<br />
Ausschließlich<br />
GVO Ausschließlich<br />
freie Rohstoffe<br />
GVO im freie Einsatz Rohstoffe<br />
im Einsatz<br />
Grüne Dächer<br />
zum Grüne Wohle Dächer der Natur<br />
zum und der Wohle Umgebung der Natur<br />
und der Umgebung<br />
Hochwertige, nachhaltig<br />
gewonnene Rohstoffe<br />
Hochwertige, nachhaltig<br />
vorwiegend aus<br />
gewonnene Rohstoffe<br />
regionalem<br />
vorwiegend aus<br />
Vertragsanbau<br />
regionalem<br />
Vertragsanbau<br />
REGENWASSER SINNVOLL NUTZEN<br />
Josef und<br />
Sabine Eders<br />
„Grand River<br />
Ranch“ erhielt<br />
eine Auszeichnung<br />
(s. S. 88).<br />
Sabine und Josef Eder von der<br />
Grand River Ranch im bayerischen<br />
Tuntenhausen haben sich für ihre<br />
Anlage etwas besonderes einfallen<br />
lassen, um Wasser zu sparen! Neben<br />
einer Halle stecken unter der Erde<br />
zwei Tanks, die ursprünglich von einer<br />
Tankstelle stammen. Diese wurden<br />
ausgebaut, gründlich gereinigt und<br />
beim Bau der Reitanlage in der Erde<br />
versenkt. Nun wird in den Tanks Regenwasser<br />
gesammelt und überwiegend<br />
zum Bewässern des Reithallenbodens<br />
genutzt. Etwa 160.000 Liter<br />
fassen die Tanks, das entspricht etwa 800 gefüllten Badewannen. Die Grand River Ranch<br />
hat sich aufs Westernreiten spezialisiert. „Die Reitböden für diese Disziplin werden am<br />
besten nicht über eine Beregnungsanlage an der Decke bewässert“, erklärt Sabine Eder.<br />
Stattdessen wird das Wasser aus einem Behälter auf dem Abziehgerät ausgebracht – und<br />
dieses stammt aus den unterirdischen Tanks. Im Sommer 2<strong>01</strong>8 leistete das gebrauchte<br />
Wasser auch noch weitere gute Dienste. „Als es letztes Jahr so heiß war, haben wir die<br />
Reit halle, den Außenplatz und die Weiden damit gewässert“, erzählt Sabine Eder. „Und<br />
falls es tatsächlich mal bei uns brennen sollte, hat die Feuerwehr einen Wasservorrat.“<br />
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der Futtermittel<br />
Natürliche durch Kräuter, Konservierung<br />
Essigspezialiäten<br />
der Futtermittel<br />
durch und Öle Kräuter,<br />
Essigspezialiäten<br />
und Öle
SPECIAL NACHHALTIGKEIT<br />
WIR BRAUCHEN WEIDE!<br />
Weide ist nicht gleich Weide, Pferd ist nicht gleich Pferd – und vor allem: Pferd ist nicht gleich<br />
Kuh. Die Pferdewissenschaftlerin und Ökologin Anja Schmitz beschäftigt sich mit nachhaltigem<br />
Weidemanagement. Ihr Grundsatz: Wer viel weiß, hat schon halb gewonnen<br />
Seit den 1950er-Jahren ist die Zahl<br />
der Grünlandflächen in Europa stark<br />
zurückgegangen. „Besonders extrem<br />
war diese Entwicklung in Deutschland“, sagt<br />
Anja Schmitz von der Universität Göttingen.<br />
Ein Grund hierfür liegt in der Leistungssteigerung<br />
unserer modernen Milchkühe.<br />
Um mehr Milch zu geben, brauchen Kühe<br />
besonders energiereiches Grünfutter. Wenn<br />
Weiden entsprechend kultiviert werden,<br />
verlieren sie an Artenreichtum. Die Ökologen<br />
sprechen von einer „Intensivierung des<br />
Grünlands“. Dieser Prozess erreichte in den<br />
1990er-Jahren einen Höhepunkt. Etwa zur<br />
gleichen Zeit wünschten sich immer mehr<br />
Pferdehalter eine artgerechtere Haltung und<br />
Weidegang für ihre Tiere. Viele ehemalige<br />
Rinderweiden werden heute für die Pferdehaltung<br />
genutzt. Das Problem dabei: Pferde<br />
und Kühe haben unterschiedliche Ansprüche<br />
an ihr Futter. „Stelle ich ein Pferd auf<br />
eine für das Milchvieh kultivierte Weide, ist<br />
das so, als ob ein Mensch den ganzen Tag<br />
Schokoriegel isst“, beschreibt Schmitz. Die<br />
falsche Weide kann ein Pferd krank machen,<br />
Stoffwechselerkrankungen sind die Folge.<br />
Denn im Gegensatz zu Kühen brauchen<br />
Pferde Grundfutter mit höherem Rohfaseranteil.<br />
Gerade das artenreichere Grünland<br />
erfüllt diesen Anspruch. Und darin sieht<br />
Anja Schmitz eine große Chance: „Nachhaltiges<br />
Weidemanagement ist deshalb so wichtig,<br />
weil das Grünland aus landwirtschaftlicher<br />
Sicht die wichtigste Ressource für den<br />
Erhalt von Biodiversität ist.“ Und wenn die<br />
biologische Vielfalt geschützt werden kann,<br />
hat das einen posi tiven Nebeneffekt: Artenreichere<br />
Systeme sind widerstandsfähiger<br />
gegen Umwelteinflüsse und kommen zudem<br />
besser mit Klimaschwankungen zurecht.<br />
VORHANDENES SCHÜTZEN<br />
Aber was genau verbirgt sich nun hinter dem<br />
Konzept des nachhaltigen Weidemanagements?<br />
Schmitz findet folgende Definition:<br />
„Nachhaltiges Weidemanagement überfordert<br />
nie die Ertragsleistung einer Fläche über<br />
einen längeren Zeitraum. Die Nutzung des<br />
Grünlands richtet sich nach der Wüchsigkeit<br />
Als Leuchtturmprojekt<br />
wurde der Biolandbetrieb<br />
Hofgut Ashege von<br />
Christiane Spahn-Rempen<br />
und Prof. Thomas Rempen<br />
im nordrhein-westfälischen<br />
Drensteinfurt-Rinkerode<br />
beim Wettbewerb „Qualitätsbetrieben<br />
gehört die<br />
Zukunft“ bezeichnet (s. S.<br />
88). Ökologie, behutsames<br />
Wirtschaften und regenerative<br />
Landwirtschaft werden<br />
auf dem Betrieb groß geschrieben,<br />
auf dem aktuell<br />
15 Pferde zuhause sind.<br />
Dazu kommen 35 Schafe,<br />
neun Rinder und 13 Hühner,<br />
die zu den vom Aussterben<br />
bedrohten Haustierrassen<br />
gehören. Für Familie<br />
Rempen ist der nachhaltige<br />
Umgang mit der Ressource<br />
Boden elementar – denn<br />
nur von einem fruchtbaren,<br />
aktiven Boden kann<br />
qualitativ hochwertiges,<br />
nährstoffreiches Futter für<br />
die Pferde geerntet werden.<br />
„Unsere grundsätzliche Herangehensweise<br />
ist die der<br />
eines Standortes, den individuellen Möglichkeiten<br />
eines Betriebes und den Ansprüchen<br />
der Pferde, die es ernähren soll, ohne dabei<br />
langfristige Schäden an Böden oder Vegetation<br />
zu verursachen.“ Studien belegen,<br />
dass auf Pferdeweiden in der Regel mehr<br />
Artenvielfalt herrscht, als auf Rinderweiden.<br />
Das liegt unter anderem daran, dass Pferde<br />
selektiver grasen und die Nährstoffe im Boden<br />
anders umverteilen. Ökologen sprechen<br />
vom „spezifischen Weideeffekt“ des Pferdes,<br />
Landwirte von „schwierigen Weidetieren“.<br />
Gemeint sind damit unter anderem die<br />
Fraß- und Geil stellen, die häufig auf Pferdeweiden<br />
entstehen. Auch ist bewiesen, dass<br />
Pferde die Grasnarbe stärker beanspruchen<br />
als andere Weidetiere und diese – vor allem<br />
bei Überbelegung – dauerhaft schädigen<br />
können. Wo das Pferd mit Vorliebe seine<br />
Äpfelhaufen hinterlässt, an den sogenannten<br />
Geilstellen, wird der Boden vermehrt mit<br />
Nährstoffen versorgt. „Dort wächst das Gras<br />
höher, oft findet man an den Geilstellen<br />
weniger schmackhafte Pflanzen wie Ampfer,<br />
Disteln und Brennnesseln. Pferde meiden<br />
diese Bereiche“, erklärt Schmitz. Hat das<br />
Pferd die Wahl, frisst es lieber die jüngere<br />
Vegetation, also das neu gewachsene, kurze<br />
BEST PRACTICE – AKTIVSTALL ASHEGE<br />
ursprünglichen Landwirtschaft.<br />
Wir müssen Humus<br />
aufbauen und wieder<br />
Vielfalt in unsere Pferdeweiden<br />
hereinbringen, das<br />
Wachstum gesunder Kräuter<br />
anregen“, so die Hofbetreiberin.<br />
„Wir betreiben die<br />
Gemischtweidehaltung, da<br />
bei jeder Art der Weidevertritt,<br />
der Verbiss und<br />
die Parasitenverbreitung<br />
anders ist. Die Pferde grasen<br />
kurzfristig kleine Portionsweiden<br />
ab und ziehen nach<br />
kurzer Zeit auf das nächste<br />
Stück. Die Rinder und die<br />
Schafe beweiden zusätzlich<br />
dieses Weidestück, da sie<br />
die Gräser fressen, die von<br />
Pferden verschmäht werden<br />
(Geilstellen). Danach werden<br />
die Flächen mit Plocher<br />
eingesprüht, was eine<br />
schnellere Rotte fördert. Der<br />
Kot bleibt als kostbarer hofinterner<br />
Dünger mit wenig<br />
Aufwand auf den Flächen.<br />
Dank dieses ganzheitlichen<br />
Weidemanagements ist der<br />
Parasitendruck geringgradig.<br />
„Wir hatten in den<br />
vielen Jahren bisher nur<br />
vereinzelt Probleme mit<br />
pathologischen Wurmbelastungen.<br />
Entwurmt wird<br />
selektiv, mit Kotproben und<br />
in Augenscheinnahme der<br />
Tiere und in einem engen<br />
Austausch mit den Einstallern.“<br />
Zusätzlich werden auf<br />
dem Biolandbetrieb Hofgut<br />
Ashege u. a. mit Lamm- und<br />
Rindfleisch hochwertige Lebensmittel<br />
produziert. Auch<br />
der Mist auf Hofgut Ashege<br />
wird sinnvoll kompostiert:<br />
„Wir arbeiten mit dem<br />
Konzept der Kreislaufwirtschaft<br />
und setzen bereits<br />
der Stalleinstreu Plocher zu,<br />
unser Mist rottet danach ca.<br />
sechs bis acht Monate. In<br />
dieser Zeit wird er regelmäßig<br />
gepflegt und vorsichtig<br />
gewendet, damit er gut<br />
belüftet wird. So erhalten<br />
wir hochwertigen Kompost<br />
für unsere Flächen.“ Wer Interesse<br />
hat oder sich ein Bild<br />
vor Ort machen möchte:<br />
www.aktivstall-ashege.de<br />
Foto: www.slawik.com<br />
68 1/2020
Gras – es bilden sich Fraßstellen. Eben diese<br />
verschiedenen Mikrohabitate sind der Grund<br />
dafür, warum Pferdeweiden weitaus mehr<br />
Artenreichtum aufweisen.<br />
WAS KANN ICH TUN?<br />
Schmitz hat in einer Studie 700 deutsche<br />
Pferdebetriebe befragt, um mehr über deren<br />
Weidemanagement zu erfahren. 70 Prozent<br />
gaben an, die Pferde zum reinen Vergnügen<br />
zu halten, also ohne wirtschaftliches Interesse.<br />
Gerade in diesen Hobbyhaltern sieht<br />
Schmitz großes Potenzial in punkto Nachhaltigkeit:<br />
„Pauschale Tipps sind nicht immer<br />
zielführend, denn jeder Betrieb ist anders,<br />
jedes Grünland ist anders und jedes Pferd ist<br />
anders, es gibt sehr viele Variablen. Aber viele<br />
Hobbyhalter bewirtschaften kleinere Flächen<br />
– und gerade die sind für uns Ökologen<br />
interessant.“ Denn die kleinen Flächen lassen<br />
sich für Landwirte meist schlechter bearbeiten.<br />
„Dadurch sind sie aber auch meist noch<br />
artenreicher, wenn sie von Hobbyhaltern<br />
übernommen werden“, so Schmitz.<br />
Etwas gilt dann aber doch für alle Pferdebesitzer<br />
gleichermaßen, egal ob Profi oder<br />
Liebhaber: Wer nachhaltiges Weidemanagement<br />
betreiben möchte, sollte die Vegetation<br />
auf seiner Weide genau kennen. „Ich muss<br />
kein Botaniker sein, aber ich sollte wissen,<br />
welche Arten auf meiner Weide zu finden<br />
sind, wie deren Futterwert aussieht und auch<br />
wie die Pflanzen über das Jahr verteilt wachsen“,<br />
fasst Schmitz zusammen. Wer sich das<br />
selbst nicht zutraut, kann sich Hilfe holen,<br />
beispielsweise bei den Landwirtschaftskammern<br />
oder auch von Umwelt- und Naturschutzberatern.<br />
„Zudem muss ich natürlich<br />
berücksichtigen, dass eine laktierende<br />
Oldenburger Zuchtstute andere Ansprüche<br />
an eine Weide hat, als ein rehegefährdeter<br />
Isländer. Ich sage oft:<br />
Gutes Weidemanagement<br />
ist genauso wichtig wie der Tierarzt“, betont<br />
Schmitz. „Außerdem rate ich Pferdehaltern<br />
dazu, ruhig etwas Unordnung auf der Weide<br />
zu erlauben, auch mal einen Busch stehen zu<br />
lassen.“ Aber nicht nur die Vegetation gilt es<br />
laut der Pferdewissenschaftlerin zu schützen,<br />
die Fruchtbarkeit des Bodens sollte ebenso<br />
erhalten bleiben. Die bereits erwähnte Studie<br />
ergab auch, dass Hobbyhalter vor allem<br />
auf mineralischen Dünger (Kunstdünger)<br />
zurückgreifen – und damit automatisch weniger<br />
nachhaltig agieren. Denn im Gegensatz<br />
zu ökologischem Dünger, wie Mist oder<br />
Gülle, fällt dieser nicht im Betriebs ablauf<br />
an und muss zugekauft werden. Zudem<br />
werden die organischen Substanzen nicht<br />
zurück in den Boden geführt, was wiederum<br />
die Kreislaufwirtschaft unterbricht und die<br />
Artenvielfalt reduziert. Wer wirklich sinnvoll<br />
(und nachhaltig!) düngen möchte, sollte<br />
alle zwei bis drei Jahre eine Bodenprobe von<br />
seiner Weide untersuchen lassen. Die Kosten<br />
hierfür liegen je nach Labor bei etwa 25 Euro.<br />
Bei der Untersuchung der Grundnährstoffe<br />
werden die Nährstoffgehalte einer Probe<br />
(auch in Abhängigkeit von der Bodenart) in<br />
die Klassen A bis E eingeordnet. „Die Empfehlungen<br />
zielen auf die Gehaltsklasse C ab.<br />
In der Pferdehaltung ist aber auch Gehaltsklasse<br />
B noch vollkommen in Ordnung, um<br />
eine dem Pferd zuträgliche Futterproduktion<br />
zu gewährleisten“, erklärt Schmitz.<br />
Mehr als 90 Prozent der befragten Pferdehalter<br />
gaben übrigens an, dass sie ihr Wissen<br />
zum nachhaltigen Weidemanagement verbessern<br />
möchten. Entsprechende Workshops<br />
werden zum Teil schon von den Landwirtschaftskammern<br />
angeboten, auch die Forschung<br />
arbeitet daran, ihr Wissen zukünftig<br />
für die breite Masse zugänglich zu machen.<br />
Und wie heißt es doch so schön? Wo ein<br />
Wille ist, da ist auch ein Weg!<br />
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kalte Jahreszeit!<br />
Nachhaltiges Weidemanagement<br />
setzt umfangreiches Wissen auf<br />
Seiten der Pferdehalter voraus.<br />
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ZUCHT KÖRUNGEN<br />
PRÄMIENFLUT UND EIN<br />
1,9 MILLIONEN-HENGST<br />
KÖRSTATISTIK<br />
WESTFALEN<br />
35 Dressur- und 15 Springhengste<br />
wurden in Münster-<br />
Handorf gekört, 18 prämiert. Von 7<br />
Sattelkörungskandidaten erhielten<br />
6 die Zuchterlaubnis. 37 gekörte<br />
Hengste kosteten im Durchschnitt<br />
123.486 Euro. Für die 14 nicht<br />
gekörten Hengste mussten im<br />
Durchschnitt 22.393 Euro<br />
angelegt werden.<br />
76 Hengste, 15 gekört, 18 prämiert – in WESTFALEN<br />
war man großzügig! Und setzte auf Altbewährtes<br />
Niederländisches Blut<br />
ist in Westfalen stets<br />
gefragt. Das war dieses<br />
Jahr nicht anders. Allein acht der<br />
gekörten Dressurhengste gehen<br />
auf Vivaldi zurück, darunter der<br />
Sieger über seinen Vater Dream<br />
Boy, dem WM- und EM-Partner<br />
von Hans Peter Minderhoud.<br />
Der bildschöne Braune wechselte<br />
für in Münster nie dagewesene<br />
1,9 Millionen Euro zu Andreas<br />
Helgstrand und Familie<br />
Kasprzak nach Dänemark.<br />
In aller Munde war noch ein<br />
anderer der 18 (!) prämierten<br />
Jünglinge: Katalog nummer 59,<br />
Raven, einer der ersten Nachkommen<br />
der 2<strong>01</strong>5er Sensation<br />
des Hannoveraner Hengstmarkts,<br />
Revolution, der hier auf<br />
eine Christ-Mutter traf, die einen<br />
hoch erfolgreichen Springstamm<br />
vertritt. Im Gegensatz zum<br />
Siegerhengst war er allerdings<br />
nicht zu verkaufen – sehr zum<br />
SCHÖN UND GUT<br />
Der in den Niederlanden gezogene<br />
westfälische Siegerhengst<br />
v. Dream Boy-Sir Donnerhall-<br />
Arpeggio-Weinberg, der bei der Mitbesitzer-Familie<br />
Gießelmann vorbereitet<br />
wurde, brachte Westfalens Interimszuchtleiter<br />
Thomas Münch ins Schwärmen:<br />
„Westfälisches Ur-Blut, angepaart<br />
an die Moderne. Langbeinig, genügend<br />
gewinkelt und die Versammlungsmomente<br />
schon an der Hand<br />
lassen Größeres erahnen.“ Er brachte<br />
einen neuen Körungs- Rekordpreis: 1,9<br />
Millionen Euro. Verbleib: Dänemark im<br />
Gemeinschaftsbesitz von Helgstrand<br />
Dressage und Familie Kasprzak.<br />
70 1/2020
Alles Müller, oder was? Thomas Müller kann nicht nur<br />
Tore schießen, er landet auch züchterische Volltreffer.<br />
Ein solcher ist der Spring-Reservesieger v. Cornet<br />
Obolensky-Gaillard de la Pomme, der einst bei der<br />
Global Jumping-Fohlenauktion in Berlin für 31.000<br />
Euro nach Hamburg verkauft wurde und nun für<br />
87.000 Euro in den Stall von Dressurolympiasiegerin<br />
Sissy Max-Theurer wechselte.<br />
Starker Antritt – einer von zehn Prämienhengsten<br />
zusätzlich zu den acht Kandidaten auf dem Endring:<br />
Raven v. Revolution-Christ (Z.: ZG Wehrs, Lehrte). Er<br />
stand – sehr zum Bedauern von Helgstrand & Co. –<br />
nicht zum Verkauf, kommt zunächst auf der Station<br />
der Familie Tebbel zum Einsatz und wechselt 2021<br />
zu seinen Besitzern vom Gut Schönweide, wo derzeit<br />
eine EU-Besamungsstation entsteht.<br />
Internationales Hallen-Springturnier<br />
Bedauern gewisser Einkäufer. Besitzer ist das<br />
Gut Schönweide der Familie Gasser, die ihn im<br />
Frühjahr entdeckt und zugeschlagen hatten. Alexandra<br />
Gasser: „Wir wurden von diversen Seiten<br />
angesprochen, auch von Andreas Helgstrand. Aber<br />
wir haben ihn für unsere eigene Station erworben.“<br />
Die soll 2021 eröffnen, wo Raven dann neben<br />
Follow Him und Fürst Fabrice in den Deckeinsatz<br />
geht. So lange steht er auf der Station Tebbel.<br />
Bei den Springern war das Furioso II-Blut sehr<br />
präsent, zum einen durch den Sieger über seinen<br />
Vater Kannan und zum anderen über den zweiten<br />
Reservesieger v. For Pleasure. Dessen Auftritt war<br />
mit Spannung erwartet worden, ist doch nicht nur<br />
sein Vater eine Ausnahmeerscheinung, sondern<br />
auch die Mutter. Das ist nämlich Katrin Eckermanns<br />
Bundeschampionesse 2<strong>01</strong>8 und Weltmeisterin<br />
2<strong>01</strong>9, Chao Lee v. Comme il faut. Der Youngster<br />
aus der Zucht der Familie Eckermann war teuerster<br />
Springer mit 240.000 Euro. Für seine sportliche<br />
Zukunft ist nun der Stall Beerbaum verantwortlich.<br />
DW<br />
Kannan-Chin Chin lautet die Abstammung<br />
von Westfalens Springsieger<br />
2<strong>01</strong>9, einem KWPN-Hengst (Z. u. B.: S.<br />
Wichers, A.: BG Beckmann, Kohlenbrenner),<br />
der für 95.000 Euro zugeschlagen<br />
wurde und künftig unter<br />
dem Namen Kanzone im Landgestüt<br />
Moritzburg wirkt.<br />
Fotos: Beelitz<br />
Olympiasieger x Weltmeisterin – da hüpft ja<br />
schon das Papier aus der Schublade! Der zweite<br />
Reservesieger, den Otmar Eckermann von<br />
Olympia sieger For Pleasure aus seiner Weltmeisterin<br />
Chao Lee gezogen hat, war teuerster<br />
Springer und gehört nun anteilig der Familie<br />
Eckermann und Ludger Beerbaum. Unter dem<br />
Namen Forlee geht er in Riesenbeck auf Station.<br />
30. Jan. - 2. Feb.<br />
MESSE OFFENBURG<br />
1/2020<br />
71
1<br />
2<br />
HOCH HINAUS<br />
Sehr<br />
Bei der Körung in OLDENBURG sprangen<br />
die Springpferde auffällig. In der<br />
Dressur gab es sechs Prämienhengste<br />
mit einem Sieger v. Bon Coeur<br />
DIE SPITZE<br />
Bellany wurde der Siegerhengst v. Bon<br />
Coeur (Z.: Sigrid Schmidt) getauft. Der<br />
Fuchs, zukünftig in Lodbergen beheimatet,<br />
bewegte sich in jeder Phase<br />
kraftvoll und bergauf. Seine Familie<br />
hat mit u .a. Quantensprung,<br />
Hohenstaufen und Ramiro‘s<br />
Bube sport- und zuchterfolgreiche<br />
Hengste<br />
hervorgebracht. Auf<br />
den Plätzen zwei und<br />
drei folgten ein großer<br />
Schwarzbrauner<br />
v. Sezuan und ein<br />
charakterstarker<br />
Morricone-Sohn. Die<br />
beiden weiteren Prämienhengste<br />
hatten For Romance II<br />
und Bon Coeur als Väter.<br />
KÖRSTATISTIK<br />
OLDENBURGER<br />
Beim Oldenburger Verband<br />
wurden 24 Dressurhengste gekört<br />
und 6 prämiert. Der Siegerhengst v.<br />
Bon Coeur wurde für 660.000 Euro an<br />
das Dressurpferde leistungszentrum<br />
Lodbergen verkauft (Durchschnittspreis<br />
der 11 gekörten Hengste: 129.364 Euro).<br />
22 positive Körurteile gab es beim<br />
Springpferdezuchtverband Oldenburg<br />
International und 5 Prämien. Der<br />
teuerste Hengst, ein Don Diarado-<br />
Sohn, kostete 300.000 Euro. 17<br />
Hengste erzielten durchschnittlich<br />
85.765<br />
Euro.<br />
hoch, viele meinten zu hoch, sprangen viele der<br />
38 Hengste, die sich beim Springpferdezuchtverband<br />
Oldenburg International um die Zuchtzulassung bewarben.<br />
Wer weniger als 30 Zentimeter Luft zwischen<br />
Stange und Vorderbein hatte, wirkte schon beinahe „normal“.<br />
Die Körkommission schickte einen der sich extrem<br />
überspringenden Hengste aus der<br />
Arena. „Wir sehen uns nicht in<br />
der Lage, dieses Pferd heute<br />
objektiv zu bewerten“,<br />
so Zuchtleiter<br />
Dr. Wolfgang<br />
3<br />
72 1/2020
4<br />
329. Leonberger<br />
Pferdemarkt<br />
7.-11. 2. 2020<br />
5<br />
1 | Der Reservesieger der Springpferde<br />
v. Heartbreaker-Voltaire<br />
vertrat internationale Genetik<br />
wie viele andere Hengste auch.<br />
2 | Eine Besonderheit: Der Fuchs<br />
v. Kannan, der „kleine Bruder“<br />
von Olympiasieger Nino des<br />
Buissonnets, wurde gekört, fand<br />
aber keine neuen Besitzer.<br />
3 | Maximal vermögend: Siegerhengst<br />
v. Conthargos aus der<br />
Familie von Chacco‘s Son I und II.<br />
4 | Unverkäuflich war der<br />
HAUPTPRÄMIEN<br />
Reservesiegerhengst v. Sezuan-<br />
Sir Donnerhall. An ihm hält<br />
Helgstrand Dressage Anteile.<br />
5 | Auf der Station Sosath wird<br />
der formschöne Prämienhengst<br />
Moreno v. Morricone sein Zuchtdebüt<br />
geben.<br />
6 | Erstmals<br />
versteigerte<br />
Thorsten<br />
Castle<br />
Pferde in<br />
6<br />
Oldenburg.<br />
Schulze-Schleppinghoff. Ein anderer Hengst übersprang sich hinten<br />
derart, dass er sich nicht balancieren konnte und mit der Nase<br />
dicht am Boden landete – „nicht gekört“, lautete das Urteil. Der<br />
Siegerhengst v. Conthargos zeigte mächtige Sätze, blieb dabei aber<br />
unverkrampft so wie andere Hengste auch. Der typstarke Braune<br />
wurde von Paul Schockemöhle für 230.000 Euro ersteigert.<br />
Bei den Dressurpferden ging das Gros der Hengste auf Furioso<br />
II zurück, vor allem über Florestan. Hengste mit einem sicheren<br />
„8er“ oder gar „9er“ Schritt waren rar gesät. JT<br />
Foto: große Feldhaus<br />
In Oldenburg werden nach Talentschwerpunkt jährlich zwei<br />
„Hauptprämiensieger“ gekürt. Den Titel erhält der Hengst, der<br />
sich gut weiterentwickelt hat und u. a. bei der Leistungsprüfung<br />
überzeugen konnte. Entscheidend<br />
ist auch die Qualität<br />
des ersten Fohlenjahrgangs.<br />
Diesmal standen Armison v.<br />
Armitage beim OS-Verband (li.)<br />
und Follow Him Schönweide<br />
v. Follow Me (re.) in puncto<br />
Dressur vererbung vorne.<br />
Fotos: Beelitz<br />
Fachtagungen und<br />
Pferdeveranstaltungen<br />
Freitag, 7. 2., 9.30-14 Uhr<br />
Reiterzentrum Tilgshäusle<br />
Seminar für Therapeutisches Reiten<br />
Marion Hoffmann<br />
»Angst« – ein Tabuthema unter Reitern?<br />
Lösungen und neue Wege<br />
Samstag, 8. 2., 14 Uhr<br />
Reiterzentrum Tilgshäusle<br />
Schaureiten<br />
Sonntag, 9. 2., ab 11.15 Uhr<br />
Reiterstadion an der Fichtestraße<br />
Gespannwettbewerb und Prämierung der Kleinpferde<br />
Ca. 13 Uhr Showprogramm Teil 1<br />
mit dem Islandpferdereiter Lixhof e.V., Prämierung Siegerpferde<br />
und Schaunummer des Vereins »Deutscher Club für Leonberger<br />
Hunde«.<br />
Ca. 16 Uhr Showprogramm Teil 2<br />
Überraschungsshow mit dem Ponyhof Müller.<br />
Ca. 11 Uhr Ponyreiten<br />
Montag, 10. 2., 9.30-12.30 Uhr<br />
Reiterzentrum Tilgshäusle<br />
Seminar für Reitlehrer – Training im Springreiten<br />
Eva Bitter, mehrfache Deutsche Meisterin<br />
»Der Weg zum rhythmischen Reiten« (Praxisteil)<br />
14 Uhr, Stadthalle Leonberg<br />
Vorträge bei der<br />
Hippologischen Fachtagung<br />
Eva Bitter, mehrfache Deutsche Meisterin<br />
»Die Ausbildung vom jungen Pferd bis zur schweren Klasse«<br />
Prof. Dr. Michael Röcken und Dr. Dietrich Plewa<br />
»Pferdeankauf und -verkauf aus juristischer und<br />
medizinischer Sicht«<br />
Dienstag 11. 2. (Haupttag)<br />
Pferdehandel, Prämierung der Großpferde, Gespannwettbewerb,<br />
Krämermarkt, Vergnügungspark, Schau der Leonberger<br />
Hunde, Festumzug<br />
Alle Veranstaltungen sind kostenfrei. Karten für die Fachtagungen<br />
können über die Stadtverwaltung vorbestellt werden.<br />
Tel. 07152 990-1410, Fax 990-1490,<br />
E-Mail: pferdemarkt@leonberg.de<br />
www.leonberg.de
ZUCHT AKTUELL<br />
NOTIZEN<br />
Escolar ganz<br />
frisch<br />
Nachdem<br />
2<strong>01</strong>9 das<br />
Deckgeschäft<br />
zugunsten<br />
des<br />
Sports<br />
zurückstehen<br />
Escolar mit<br />
Hu ber tus Schmidt<br />
musste,<br />
ist Gestüt Gut Neuenhofs<br />
Grand Prix-Sieger<br />
ESCOLAR 2020 wieder<br />
über Frischsamen verfügbar.<br />
Hubertus Schmidt, der<br />
den Estobar-Sohn ausgebildet<br />
hat, ist sicher, dass<br />
Escolar die Doppelbelastung<br />
mit Zucht und Sport<br />
gut wegstecken wird.<br />
Foto: Toffi<br />
Das ist ja ganz was Neues!<br />
Online-Auktion macht ja inzwischen<br />
jeder. Die Hengsthaltung<br />
Kemper aus Heide<br />
hat nun eine für ein einziges<br />
Pferd veranstaltet. Für 68.500<br />
Euro fand die Deutsche<br />
Stutenchampionesse und<br />
Hannoveraner Siegerstute<br />
STARENA v. Stalypso per<br />
Mausklick ein neues Zuhause<br />
in Luxemburg.<br />
HLP ab 2020 ohne<br />
Mindestleistung<br />
Bislang mussten die Hengste<br />
einen bestimmten Notendurchschnitt<br />
bei ihren<br />
HENGSTLEISTUNGSPRÜ-<br />
FUNGEN erreichen, um ins<br />
Hengstbuch I eingetragen<br />
werden zu können. Ab 2020<br />
brauchen sie zwar eine Prüfung,<br />
aber die Note ist egal.<br />
Das hat der FN-Beirat Zucht<br />
entschieden. Auch war man<br />
sich einig, dass Hinterhandgamaschen<br />
in sämtlichen<br />
HLP verboten werden und<br />
dass Hengsthalter ihre<br />
Pferde auf eigenen Wunsch<br />
von begonnenen Prüfungen<br />
zurückziehen können.<br />
Außerdem wird es neue<br />
Standardparcours geben.<br />
Foto: Westf. Pferdestammbuch<br />
HLP In Schlieckau, Neustadt (Dosse) und Adelheidsdorf<br />
gingen die 50 Tage-Tests 2<strong>01</strong>9 zu Ende.<br />
Hengste, die hier eine Wertnote von 7,8 und besser<br />
erhalten, werden endgültig ins Hengstbuch I<br />
ihrer Verbände aufgenommen und haben damit<br />
unbeschränkte Deckerlaubnis. Brillieren konnte<br />
in Schlieckau einmal mehr Bundeschampion<br />
DAMASCHINO v. Danone mit einer Endnote<br />
von 9,35, Gesamteindruck: 10,0. In Neustadt<br />
(Dosse) lieferte der vierjährige Holsteiner<br />
CASALINOS v. Casall fürs Landgestüt Celle das<br />
beste Ergebnis: 8,66. Und schließlich wurde auch<br />
in Adelheidsdorf geprüft. Hier konnte sich der<br />
Philipp Klingbeil nun<br />
Zuchtleiter in Westfalen<br />
Foto: Toffi<br />
ZUCHT<br />
Aktuelle Meldungen finden Sie auf www.st-georg.de<br />
50 Tage für das HB I<br />
WESTFALEN Die Frage, wer Nachfolger<br />
von Wilken Treu als Zuchtleiter<br />
des Westfälischen Pferdestammbuchs<br />
wird, ist beantwortet: PHILIPP<br />
KLINGBEIL. Der 31-Jährige war Assistent<br />
der Gestütsverwaltung am sächsischen<br />
Hauptgestüt Graditz und wurde<br />
Philipp Klingbeil<br />
als künftiger Leiter gehandelt. Diese<br />
Stelle ist nun neu ausgeschrieben. Klingbeil fängt am 1.<br />
Januar in Münster-Handorf an, Seite an Seite mit Carsten<br />
Rotermund als Geschäftsführer und Thomas Münch als<br />
Vermarktungsleiter. Bernd Richter geht in Rente.<br />
Zuchtwertschätzungen<br />
2<strong>01</strong>9 umfassender<br />
FN Die FN hat<br />
die ZUCHTWERT-<br />
SCHÄTZUNGEN<br />
2<strong>01</strong>9 veröffentlicht<br />
– erstmals mit einer<br />
Rubrik, in der<br />
die internationalen<br />
Ergebnisse deutscher<br />
Pferde erfasst<br />
Cumano unter Jos Lansink<br />
werden. Bester<br />
Dressurvererber war hier der KWPN-Hengst<br />
Jazz. Bei den Springern steht der Holsteiner Cumano<br />
an der Spitze. National dominieren Damon<br />
Hill und Heartbreaker. Im Bereich Jungpferde<br />
sind Escolar und Diacontinus top.<br />
Foto: Equitaris/Grömping<br />
Damaschino mit<br />
Hannah Laser beim<br />
Bundeschampionat.<br />
KWPN-Hengst KARAT DU PLESSIS in Szene<br />
setzen. Der Redefinder Landbeschäler v. Paddock<br />
du Plessis kam auf eine Gesamtnote von 8,96.<br />
1. Winter-Chance<br />
HOLSTEIN 130.000 Euro kostete der<br />
mit Rolf-Göran Bengtsson international<br />
erfolgreiche CASALTINO v. Casall bei<br />
der 1. Holsteiner Winter-Chance, einer<br />
neuen Zwischenauktion<br />
des Verbandes.<br />
Casall auf der<br />
Mutterseite hatte der<br />
teuerste Zweijährige,<br />
ein Diarado-Sohn,<br />
der 35.000 Euro<br />
brachte. Im Durchschnitt<br />
kosteten 70<br />
Pferde 16.264 Euro.<br />
Helgstrand-Hegemonie<br />
HLP In Dänemark ging<br />
für die Nachwuchsvererber<br />
der 35-Tage-Test<br />
zu Ende. Mit dabei:<br />
zahlreiche prominente<br />
Youngster aus Deutschland,<br />
die alle für den<br />
Stall Helgstrand antraten.<br />
So wurde der Siegerhengst<br />
der 2<strong>01</strong>8er Westfalen-Körung,<br />
DANCIERO v. Dancier, zweitbester Hengst hinter<br />
dem „Cassidy-Neffen“ ATTERUP GAARDS BAR-<br />
CELO v. Bon Coeur (ebenfalls Helgstrand). Der<br />
Oldenburger Siegerhengst GLOBAL PLAYER v.<br />
Grand Galaxy Win wurde Dritter und der 2,<strong>01</strong><br />
Millionen-Hengst der Hannoveraner Körung,<br />
VIVINO v. Vivaldi, belegte Platz vier.<br />
Foto: Bugtrup<br />
Foto: Tammo Ernst<br />
74 1/2020
XENOPHON AKTUELL<br />
„RICHTIG REITEN REICHT!“<br />
Der Verein XENOPHON hat sich<br />
benannt nach dem altgriechischen<br />
Philosophen, Feldherren<br />
und Schriftsteller Xenophon, dem<br />
Autor der ältesten schriftlichen<br />
Reitlehre: „Über die Reitkunst“.<br />
XENOPHON e.V. setzt sich<br />
nachdrücklich für den Erhalt der<br />
klassischen Reitkunst ein – zum<br />
Wohle der Pferde und zur Freude<br />
ihrer Reiter. Weitere Infos:<br />
www.xenophon-klassisch.org<br />
Xenophon setzt sich ein für den Erhalt der klassischen Reitkultur<br />
Spaß statt Frust –<br />
Gedanken zum neuen Jahr<br />
Winterzeit – Hallenzeit.<br />
Da können 20 x 60<br />
Meter schon mal zum<br />
Kriegsschauplatz werden, wenn<br />
nach Feierabend so ca. zehn<br />
bis zwölf gestresste Reiter noch<br />
ihre Pferde bewegen wollen.<br />
Und wenn es dann auch noch<br />
mit dem vierbeinigen Partner<br />
nicht so läuft, wie man es gerne<br />
hätte, dann liegt Dynamit in<br />
der Luft. An dieser Stelle ist es<br />
Zeit, Stopp zu sagen! Situationen<br />
wie diese kennt jeder<br />
Reiter. Aber wahrscheinlich<br />
hat auch jeder schon feststellen<br />
können, dass es rein gar nichts<br />
bringt, sich in einer solchen<br />
Situation auf Streit mit dem<br />
Pferd einzulassen. Man mag es<br />
für das „Gesetz von Murphy“<br />
halten, dass ausgerechnet an<br />
einem solchen Tag gar nichts<br />
klappt im Sattel. Tatsächlich<br />
ist es wohl weniger höhere<br />
Gewalt, die hier ihre Finger im<br />
Spiel hat, sondern vielmehr das<br />
sensible Gespür des Pferdes<br />
für die Stimmungen seines<br />
Reiters. Ist der gestresst, ist es<br />
auch das Pferd – keine guten<br />
Voraussetzungen für konstruktive<br />
Zusammenarbeit. Besser:<br />
An einem solchen Tag nur<br />
longieren (wenn möglich), laufen<br />
lassen (auch im Winter ist<br />
freie Bewegung unverzichtbar!)<br />
Ist der Reiter entspannt, ist es meist auch das Pferd. Und wenn nicht, hilft die richtige Einstellung des<br />
Reiters bei der Suche nach konstruktiven Lösungen für Probleme beim Reiten.<br />
oder nur leichttraben, auf jeden<br />
Fall aber ein bis drei Gänge<br />
zurückschalten. Denn: Viele<br />
Probleme beim Reiten sind das<br />
Ergebnis zu hoher Erwartungen<br />
und damit verbundener<br />
Überforderung, sowohl des<br />
Reiters als auch des Pferdes.<br />
Die meisten Pferde sind gutmütig<br />
und bemühen sich, den<br />
Wünschen ihres Reiters Folge<br />
zu leisten. Aber man verscherzt<br />
es sich früher oder später mit<br />
dem Vierbeiner, wenn man ihn<br />
überfordert und/oder ungerecht<br />
behandelt. Der Beginn<br />
eines Teufelskreises. Die Pferde<br />
werden, je nach Temperament,<br />
widersetzlich oder resignieren,<br />
der Reiter greift zu immer drastischeren<br />
Maßnahmen, reitet<br />
immer aggressiver. Irgendwann<br />
geht nichts mehr.<br />
Was wir uns wünschen würden:<br />
Reiter, die sich selbst mehr<br />
hinterfragen, die kritischer in<br />
sich hineinhorchen und sich<br />
mehr Mühe geben, ihre Pferde<br />
zu verstehen. Es geht darum,<br />
sich kleine Ziele zu setzen, kleine<br />
Erfolge zu honorieren. Jedes<br />
Lob, jeder Schritt in die richtige<br />
Richtung trägt dazu bei, aus<br />
dem Teufelskreis auszubrechen,<br />
ja, ihn sogar in das Gegenteil zu<br />
verkehren. Lob motiviert, das<br />
Pferd strengt sich mehr an, um<br />
wieder gelobt zu werden. Um<br />
es mit Paul Stecken zu sagen:<br />
„Pferde gehen gerne richtig.“<br />
Beide Seiten bekommen wieder<br />
Freude am gemeinsamen Tun.<br />
Voraussetzung: Selbstreflektion<br />
des Reiters, ein Konzept beim<br />
Training, realistische Ziele und<br />
Einfühlungsvermögen für die<br />
Situation des Pferdes. Das wäre<br />
doch mal ein schöner Vorsatz<br />
fürs neue Jahr! In diesem Sinne<br />
wünschen wir viel Freude im<br />
Stall und mit den Pferden!<br />
Foto: www.galoppfoto.de<br />
Lehrgangstermine und aktuelle Neuigkeiten von Xenophon finden Sie unter ◆ www.xenophon-klassisch.org<br />
1/2020<br />
75
PFERDEMARKT<br />
Hengst von Askari / Kolibri<br />
Geb.: 2<strong>01</strong>7<br />
Vater: Askari<br />
Stckm.: L<br />
Mutter: v. Kolibri<br />
Farbe: Schimmel<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Tür an Tür mit DSP Alice: Springgenetik vom Feinsten!<br />
Hengst von Chacoon Blue / Balou du Rouet<br />
Geb.: 2<strong>01</strong>7<br />
Vater: Chacoon Blue<br />
Stckm.: L<br />
Mutter: v. Balou du Rouet<br />
Farbe: Dunkelfuchs<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Vermögendes Springen in Idealmanier!<br />
Hengst von Diarado / Caretino<br />
Geb.: 2<strong>01</strong>7<br />
Vater: Diarado<br />
Stckm.: L<br />
Mutter: v. Caretino<br />
Farbe: braun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Kompletter Hengst aus S-erfolgreicher Mutter.<br />
PLZ:<br />
Web: www.deutsches-sportpferd.de<br />
Preis: Auktion Tel.: +49 (0) 1525 / 2 71 78 88<br />
PLZ:<br />
Web: www.deutsches-sportpferd.de<br />
Preis: Auktion Tel.: +49 (0) 1525 / 2 71 78 88<br />
PLZ:<br />
Web: www.deutsches-sportpferd.de<br />
Preis: Auktion Tel.: +49 (0) 1525 / 2 71 78 88<br />
17. DSP-Hengsttage<br />
Körung<br />
DSP-Hengst-Gala<br />
Auktion<br />
Fotos: Krenz, Schroeder Fischer<br />
Hengst von Cornet Obolensky / Casall<br />
Geb.: 2<strong>01</strong>7<br />
Vater: Cornet Obolensky<br />
Stckm.: L<br />
Mutter: v. Casall<br />
Farbe: Schimmel<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Geniale Genetik und beeindruckende Sportlichkeit.<br />
22.–25. Januar 2020<br />
Olympia-Reitanlage<br />
München-Riem<br />
Karten, Kataloge<br />
Tel. +49 (0) 1 51/54 77 99 86<br />
Die 75 Hengste mit Videoclips<br />
www.deutsches-sportpferd.de<br />
Hengst von Baccardi / Millennium<br />
Geb.: 2<strong>01</strong>7<br />
Vater: Baccardi<br />
Stckm.: M<br />
Mutter: v. Millennium<br />
Farbe: Fuchs<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Tanzmeister der Extraklasse für das große Viereck<br />
prädestiniert.<br />
PLZ:<br />
Web: www.deutsches-sportpferd.de<br />
Preis: Auktion Tel.: +49 (0) 1525 / 2 71 78 88<br />
Süddeutsche Pferdezuchtverbände<br />
Vermarktungs GmbH<br />
Wiedersbach 10–12 – 91578 Leutershausen<br />
PLZ:<br />
Web: www.deutsches-sportpferd.de<br />
Preis: Auktion Tel.: +49 (0) 1525 / 2 71 78 88<br />
Hengst von Fürst William / Sir Donnerhall<br />
Geb.: 2<strong>01</strong>7<br />
Vater: Fürst William<br />
Stckm.: L<br />
Mutter: v. Sir Donnerhall<br />
Farbe: braun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Eine ganz besondere Offerte mit überragender<br />
Bewegungsqualität.<br />
Hengst von Dante Weltino / Stedinger<br />
Geb.: 2<strong>01</strong>7<br />
Vater: Fürst William<br />
Stckm.: M<br />
Mutter: v. Sir Donnerhall<br />
Farbe: dunkelbraun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Weltmeisterlicher Dressuraspirant mit maximaler<br />
Trabdynamik.<br />
Hengst von Vitalis / Fürst Piccolo<br />
Geb.: 2<strong>01</strong>7<br />
Vater: Vitalis<br />
Stckm.: L<br />
Mutter: v. Fürst Piccolo<br />
Farbe: Fuchs<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Drei hervorragende Grundgangarten und ein<br />
Top-Mutterstamm.<br />
76<br />
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Web: www.deutsches-sportpferd.de<br />
76 Preis: Auktion Tel.: +49 / (0) 1525 / 2 71 78 88<br />
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Web: www.deutsches-sportpferd.de<br />
Preis: Auktion Tel.: +49 (0) 1525 / 2 71 78 88<br />
PLZ:<br />
Web: www.deutsches-sportpferd.de<br />
Preis: Auktion Tel.: +49 (0) 1525 / 2 71 78 88
PFERDE PRAXIS<br />
Beratung, Tipps und Lösungen von unserem Experten-Team<br />
SILVESTER-FEUERWERK<br />
„Happy“ new year<br />
Ohrenbetäubender Lärm, enorme<br />
Feinstaubbelastung – Feuerwerke zu<br />
Silvester stehen stark in der Kritik. Was<br />
Pferdebesitzer erlebt haben und wie<br />
man dem Silvester-Stress vorbeugen<br />
kann SEITE 80<br />
AUSSERDEM<br />
FRAGEN & ANTWORTEN<br />
Galoppvolten, fristlose<br />
Kündigung u.m. S.78<br />
NIE MEHR KALTE FÜSSE<br />
Diese zwölf Produkte und<br />
Tipps helfen S.86<br />
MEDIZINNEWS<br />
Gesündere Pellets, zu enge<br />
Nasenriemen u.m. S.88<br />
AKTUELL<br />
News rund ums Pferd S.92<br />
BESSERE HALTUNG<br />
Gute Ideen beim Wettbewerb<br />
„Qualitätsbetrieben<br />
gehört die Zukunft“ S.94<br />
Foto: www.slawik.com<br />
TIPPS UND TRENDS<br />
Schickes und Praktisches<br />
fürs neue Jahr S.96<br />
1/2020<br />
77
PFERDE PRAXIS<br />
FRAGE & ANTWORT<br />
Unser Expertenteam weiß Rat<br />
in (fast) allen Lebenslagen.<br />
DRESSUR<br />
HUBERTUS SCHMIDT<br />
Reitmeister, Vize-Europameister,<br />
Mann schafts-Olym pia sieger und<br />
Deutscher Meister der Dressurprofis<br />
weiß Rat in Sachen Dressur.<br />
SPRINGEN<br />
KARSTEN HUCK <br />
Olympia-Dritter 1988, Reitmeister<br />
und erfolgreicher Springtrainer;<br />
Kursangebote unter<br />
www.karstenhuck.de.<br />
PROBLEME RUND UMS PFERD<br />
CHRISTINE MEYER<br />
ZU HARTUM<br />
Aktive Züchterin und Reitwartin,<br />
beantwortet alle Fragen zur<br />
Haltung und Grundausbildung.<br />
HALTUNG & STALLBAU<br />
GEORG W. FINK<br />
Fachmann auf den Gebieten<br />
Pferdehaltung und Stallbau.<br />
Er baute zahlreiche Anlagen<br />
im In- und Ausland.<br />
MEDIZIN<br />
DR. ANNETTE WYRWOLL<br />
Fachtierärztin für Pferde, Pferdewirtschaftsmeisterin,<br />
Züchterin;<br />
belegte u.a. bei den Olympischen<br />
Spielen 2000 Platz 19 im Busch.<br />
PHYSIOTHERAPIE<br />
HELLE KLEVEN<br />
Ausgebildete Physiotherapeutin<br />
für Pferde und Menschen, gibt<br />
Ratschläge bei Knochen-, Gelenkund<br />
Muskelproblemen.<br />
HUFE & BESCHLAG<br />
DIETER KRÖHNERT<br />
Hufschmiedemeister, betreute<br />
mehrfach die deutschen Championatspferde.<br />
Er kümmert sich um<br />
ihre Huf- und Beschlagsprobleme.<br />
FÜTTERUNG<br />
OTFRIED LENGWENAT<br />
Dipl.-Ing. agr. und Ausbilder<br />
an berufsbildenden Schulen,<br />
Fachautor, gilt als erste Adresse<br />
in Sachen Fütterung.<br />
RECHT<br />
CHRISTIAN WEISS<br />
Bundesweit tätiger Anwalt,<br />
aktiver Reiter und<br />
Herausgeber eines Buches zum<br />
Pferderecht.<br />
SO GEHT’S: ◆ Schreiben Sie (bitte Telefon-<br />
Nr. dazu und maximal eine halbe DIN-A4 Seite) an:<br />
Redaktion St. GEORG, Kennwort: Leserfragen,<br />
Troplowitzstraße 5, 22529 Hamburg ◆ Fax: 040/<br />
38906-308 ◆ e-mail: leserfragen@st-georg.de<br />
Foto: www.toffi-images.de<br />
FRAGE<br />
DES<br />
MONATS<br />
Bei Problemen in den<br />
Galoppvolten sollte man die<br />
Volte zunächst größer anlegen.<br />
FRAGEN &<br />
Korrekte Galoppvolte<br />
FRAGE: Mit meinem zehnjährigen Wallach,<br />
der dressurmäßig bis zur Klasse S ausgebildet<br />
ist, habe ich Probleme in den<br />
Galoppvolten. Wenn ich im Arbeitsgalopp<br />
auf dem Zirkel bin und die Galoppsprünge<br />
und den Zirkel verkleinern möchte, gelingt<br />
es mir nicht, die Hinterhand des Pferdes vor<br />
der Vorhand zu halten. Der Galoppsprung<br />
verliert dabei auch immer mehr an Qualität<br />
und Takt. Der Wallach macht sich dabei<br />
extrem hohl. Haben Sie einen Rat?<br />
Gloria Müller<br />
HUBERTUS SCHMIDT: Ganz gleich ob Sie<br />
auf dem Zirkel oder eine Volte reiten: Die<br />
Vorhand des Pferdes bleibt stets der Hinterhand<br />
vorausgerichtet.<br />
Ihr Pferd tut sich damit schwer, schreiben<br />
Sie, der Wallach läuft also über die Schulter<br />
nach außen. Zur Korrektur verlangen Sie zunächst<br />
ganz wenig Längsbiegung, lediglich<br />
die Stellung im Genick. Sie wenden nur am<br />
äußeren Zügel, der innere Zügel gibt lediglich<br />
leicht die Stellung. Vielleicht müssen Sie<br />
zunächst ganz auf die Biegung verzichten.<br />
Dabei treibt der innere Schenkel energisch<br />
an den äußeren Zügel, die Schulter des<br />
Pferdes muss nach innen. Sie dürfen dabei<br />
an Schenkelweichen denken, dann haben<br />
Sie die richtige Vorstellung, wie Sie treiben<br />
müssen.<br />
Ist das alles auf der gebogenen Linie noch<br />
zu mühsam und wenig erfolgreich, reiten<br />
Sie zunächst wieder die lange Seite, mit<br />
ganz leichter Stellung, aber natürlich ohne<br />
Biegung. Oberstes Prinzip: Die Vorhand des<br />
Pferdes hineinholen, also ohne Kompromiss<br />
vor die Hinterhand. Besonders gut schulen<br />
Sie den Wallach, wenn die Vorhand eine<br />
Handbreit in der Bahn ist. Dabei dürfen Sie<br />
am Ende auch auf dem zweiten Hufschlag<br />
angekommen sein. Wichtig ist, dass der<br />
Wallach sich nicht hohl macht und nicht mit<br />
der Hinterhand in die Bahn kommt.<br />
Die gebogene Linie reiten Sie zunächst auf<br />
dem Zirkel, dann auf großen Volten. Ganz<br />
wichtig ist und bleibt der äußere Zügel, den<br />
Sie unter gar keinen Umständen vernachlässigen<br />
dürfen. Stets diagonal treiben: innerer<br />
Schenkel – äußerer Zügel. Kein falscher<br />
Ehrgeiz auf zu kleinen Volten, lieber die<br />
größere Volte korrekt reiten, als zu früh den<br />
Galoppsprung zu klein zu machen und in<br />
den alten Fehler zurückzufallen.<br />
78 1/2020
ANTWORTEN<br />
Fristlose Kündigung<br />
Fesselträgerproblem<br />
FRAGE: Mein Pferd hatte vor einem<br />
Jahr Probleme mit dem Knochen am<br />
Fesselträgerursprung. Da es mittlerweile<br />
leichte Gallen oberhalb der<br />
Fesselgelenke hat und eine leicht<br />
angelaufene Fesselbeuge-Sehnenscheide,<br />
riet mir die Tierärztin zu einem<br />
Beschlag mit Breitschenkel eisen<br />
mit verlängerten Schenkelenden.<br />
Eventuell wäre auch ein Ringeisen<br />
eine Alternative. Was halten Sie für<br />
sinnvoll?<br />
Name der Redaktion bekannt<br />
FRAGE: Unser Stallbesitzer<br />
bietet ab übernächstem Monat<br />
(November) nicht mehr<br />
den Dienst an, die Pferde<br />
auf die Winterpaddocks zu<br />
führen. Die Info darüber<br />
bekamen wir fünf Wochen<br />
vor der Abstellung dieses<br />
Dienstes. In Zukunft würde<br />
man die Pferde einfach<br />
hinlaufen lassen, was uns zu<br />
gefährlich erscheint. Deswegen<br />
haben wir den Stall<br />
fristlos verlassen, etwa eine<br />
Woche, nachdem wir die Info<br />
erhalten haben. Nun möchte<br />
der Stallbesitzer die restliche<br />
Miete für den Monat, in dem<br />
der Dienst noch angeboten<br />
wird. Ist das rechtens?<br />
Name der Redaktion<br />
bekannt<br />
CHRISTIAN WEISS: Vorbehaltlich<br />
der Prüfung eines<br />
eventuell schriftlichen Vertrages<br />
zwischen Ihnen und<br />
dem Stallbetreiber scheint<br />
mir viel dafür zu sprechen,<br />
dass das Recht in diesem<br />
Wer den Stall fristlos<br />
verlässt, sollte vorher<br />
prüfen, ob und wie lange<br />
er noch Boxenmiete<br />
zahlen muss.<br />
Fall auf seiner Seite ist: Die<br />
Kündigungsfrist endet nach<br />
Ihren Schilderungen nunmal<br />
zu November. Und so<br />
lange ist der Einstallvertrag<br />
auch was die Boxenmiete<br />
betrifft in Geltung – und<br />
zwar meines Ermessens in<br />
voller Höhe (schon aufgrund<br />
eines ‚entgangenen<br />
Gewinns‘). Ein Entgegenkommen<br />
des Betreibers<br />
was Futter oder ähnliches<br />
betrifft, dürfte allenfalls<br />
Verhandlungssache sein.<br />
Foto: www.toffi-images.de<br />
DIETER KRÖHNERT: Ich würde Ihnen<br />
zu einem Hufeisen raten, das dem<br />
Pferd das Abrollen erleichtert – zum<br />
Beispiel ein Equilibrium-Hintereisen.<br />
Von einem Rundeisen würde ich<br />
Bei Fesselträgerproblemen<br />
sollte das<br />
Abrollen des<br />
Hufes<br />
erleichtert<br />
werden.<br />
Foto: www.slawik.com<br />
Ein Hamburger Reitsportverein wollte im<br />
März Turniere und Schleppjagden in Niedersachsen<br />
veranstalten und meldete dies bei<br />
der zuständigen Behörde an. Diese ordnete<br />
an, dass der Verein detaillierte Veranstaltungspläne<br />
und Teilnehmer listen erstellen<br />
müsse, um die Verbreitung von Tierseuchen,<br />
inbesondere Infektiöse Anämie (EIA)<br />
und Rotz zu verhindern. Dagegen klagte der<br />
Verein, denn eine solche Maßnahme belaste<br />
die ehrenamtlich organisierten Veranstaltungen<br />
mit riesigem Verwaltungsaufwand.<br />
§ RECHTS-URTEIL §<br />
Zudem seien diese Infektionen nur vereinzelt<br />
in Deutschland aufgetreten und für die<br />
Insekten, die die EIA übertragen, sei es im<br />
März auch zu kalt. Das Verwaltungsgericht<br />
Lüneburg stimmte diesen Punkten zu, gab<br />
dem Reitverein Recht (6 B 17/19) und kippte<br />
die Anordnung. Um eine Seuche einzugrenzen,<br />
würden diese Maßnahmen nichts<br />
taugen, man könne allenfalls nachträglich<br />
die Infektionswege besser feststellen.<br />
Quelle: OnlineUrteile.de – Wir machen Urteile<br />
verständlich!<br />
allerdings abraten, da<br />
dadurch der Zug auf<br />
den Fesselträger erhöht<br />
wird. Gegen die gefüllten<br />
Sehnen scheiden kann man<br />
über den Beschlag nicht<br />
viel ausrichten. Ich habe die<br />
Erfahrung gemacht, dass<br />
Einreibungen mit Absorbine<br />
ein wenig helfen<br />
können.<br />
Der Fesselträger (rot)<br />
wird belas tet,<br />
wenn die Hufspitze<br />
nach<br />
unten geht.<br />
1/2020<br />
79
PFERDE PRAXIS<br />
SILVESTER<br />
Fotomontage: www.arnd.nl, Fotolia<br />
Panik zu Silvester – Feuerwerke<br />
setzen das Fluchttier<br />
Pferd unter Stress.<br />
Alle Jahre wieder Stress<br />
Jedes Jahr erneut steht das Feuerwerk an SILVESTER in der Kritik: Enorme Feinstaubbelastung,<br />
tonnenweise Müll, zu viel Geld in die Luft geböllert und zu viele Risiken für<br />
Mensch, Umwelt und Tier. Nun appelliert auch die tierärztliche Vereinigung an Gesetzgeber,<br />
Feuerwerke einzuschränken<br />
Eine Zahl, die sprachlos<br />
macht: Über 100 Millionen<br />
Euro werden in Deutschland<br />
an Silvester für Raketen<br />
und Böller ausgegeben. Was<br />
für dieses Geld alles Gutes<br />
getan werden könnte? Die<br />
Diskussion ist wohl endlos und<br />
führt dennoch nicht zu einem<br />
Umdenken. Genauso wenig<br />
wie die zahlreichen Unfallund<br />
Schreckensmeldungen,<br />
die nach Silvester jährlich aufs<br />
Neue die Zeitungen füllen.<br />
Leid, Schmerz, Verletzungen<br />
und Tote – was im Tierreich<br />
passiert, schafft es seltener in<br />
die Medien.<br />
FEUER IN ZWEI STÄLLEN<br />
Besonders gefährlich: Raketen,<br />
die in Stroh und Heu<br />
landen und einen ganzen Stall<br />
abfackeln können oder durch<br />
laute Böller panische Pferde,<br />
die durch den Zaun gehen. In<br />
der Berliner Stadtrandsiedlung<br />
Malchow brannten zum letzten<br />
Jahreswechsel zwei Ställe ab,<br />
wobei ein elf- und ein 14-jähriges<br />
Pferd starben. Die Polizei<br />
ermittelte wegen des Verdachts<br />
auf Brandstiftung durch Silvesterböller.<br />
Den Tod von gleich<br />
zwei Pferden musste Janett<br />
Wittig-Kretzulesco, Inhaberin<br />
eines kleinen Reitstalls am Berliner<br />
Stadtrand, verschmerzen:<br />
Zum Jahreswechsel 2<strong>01</strong>7/2<strong>01</strong>8<br />
geriet ihre rund zehnköpfige<br />
Herde bei der Detonation einer<br />
extrem lauten Rakete in Panik,<br />
ein Friesenwallach stürzte,<br />
wurde niedergetrampelt, brach<br />
sich das Röhrbein und musste<br />
eingeschläfert werden. Auch<br />
den letzten Jahres wechsel<br />
2<strong>01</strong>8/2<strong>01</strong>9 erlebte sie als<br />
Albtraum: Ein Hengstfohlen<br />
begann stark zu koliken, musste<br />
zu viert in den Pferdeanhänger<br />
getragen werden, um in die<br />
80 1/2020
GESETZLICHE REGELN<br />
FEUERWERK<br />
ERLAUBT?<br />
Foto: Wreide<br />
Uniklinik transportiert zu<br />
werden. Der Weg dorthin: „Wie<br />
im Krieg. Unfassbar, es wurden<br />
Raketen und Böller direkt vor<br />
unser Auto und auf den Hänger<br />
geworfen, wäre hinten die Plane<br />
nicht zu gewesen, wären sie<br />
auch dorthinein geschossen<br />
worden“, so die Reitlehrerin. In<br />
der Klinik angekommen, hätte<br />
nur eine Operation das Leben<br />
des Fohlens retten können,<br />
doch die Narkose-Einleitung<br />
überlebte es nicht. „Durch den<br />
Stress des Feuerwerks und des<br />
damit verbundenen rastlosen<br />
Hin- und Herlaufens war das<br />
Fohlen stark dehydriert, dazu<br />
kam die Stresskolik. Für mich<br />
besonders bitter: Ich habe vor<br />
Silvester das Gespräch mit den<br />
Nachbarn gesucht, ihnen von<br />
dem Tod des Friesens erzählt<br />
und es wurde keine Rücksicht<br />
genommen.“<br />
ZITTERN VOR SILVESTER<br />
Vor dem nun anstehenden<br />
Jahres wechsel hat die Berlinerin<br />
zwei neue Boxen gebaut,<br />
dennoch reicht der Platz nicht,<br />
um alle Pferde aus der Gruppe<br />
einzeln aufzustallen und so<br />
müssen drei Pferde in einen<br />
anderen Stall gebracht werden.<br />
„Wir lassen rund um Silvester<br />
kein Pferd mehr draußen. Noch<br />
vor einigen Jahren war das<br />
kein Problem. Heute ist es ein<br />
Zittern, wie die Nacht verläuft.“<br />
Für die Berlinerin ist<br />
eindeutig: „Ich bin ganz klar<br />
für ein Verbot von privatem<br />
Feuerwerk. Leider scheinen die<br />
Menschen immer verrückter<br />
zu werden und können damit<br />
nicht vernünftig umgehen. Ein<br />
Feuerwerk bei uns in Berlin<br />
hat nichts mehr mit kleinen<br />
Böllern und fröhlichen Feiern<br />
zu tun, da werden teils illegal<br />
beschaffte „Polen-Böller“ abgefeuert,<br />
die extreme Detonationen<br />
hervorrufen und durch<br />
Mark und Bein gehen. Die<br />
Gefahr für Mensch und Tier<br />
ist einfach zu groß geworden,<br />
so dass von Seiten der Regierung<br />
gehandelt werden muss“,<br />
fordert die Reitlehrerin.<br />
VERBOTE AUSWEITEN<br />
Stimmen gegen private Feuerwerke<br />
werden immer lauter.<br />
Auch die tierärztliche Vereinigung<br />
für Tierschutz (TVT),<br />
der rund 1.300 Tierärzte<br />
angehören, hat jüngst einen<br />
Appell veröffentlicht. In ihrer<br />
Nachricht führen sie nicht nur<br />
die Brandgefahr von Feuerwerkskörpern<br />
in Stall-Nähe<br />
auf, sondern auch die Folgen<br />
für die Tierwelt: „Pferde sind<br />
Fluchttiere und werden durch<br />
Feuerwerke in Stress und<br />
Panik versetzt. Dabei kommt<br />
es schnell zu Verletzungen bei<br />
Raketen, die im Stroh landen, können<br />
einen Stall abfackeln – so geschehen<br />
beim letzten Jahreswechsel in Berlin.<br />
den Tieren, wenn die Pferde in<br />
Panik versuchen, Zäune oder<br />
Boxenabtrennungen zu durchbrechen<br />
und zu fliehen. Freilaufende<br />
Pferde sind wiederum<br />
eine Gefahr für den Straßenverkehr<br />
und verursachen häufig<br />
Unfälle.“ Auch die Problematik<br />
bei Wild-und Heimtieren wird<br />
im Appell des TVT aufgeführt.<br />
Sie fordert den Gesetzgeber auf,<br />
das Verbot des Abbrennens pyrotechnischer<br />
Gegenstände von<br />
der derzeitigen Geltung (Verbot<br />
in der Nähe von Kirchen,<br />
Krankenhäusern, Kinder- und<br />
Altersheimen sowie besonders<br />
brandempfindlichen Gebäuden<br />
und Anlagen) auszuweiten:<br />
„Die TVT appelliert diesbezüglich<br />
an den Gesetzgeber,<br />
Nutztier-und Pferdeställe<br />
ebenso wie Tierparks und die<br />
Umgebung von Naturschutzund<br />
Landschaftsschutzgebieten<br />
explizit aufzuführen.“ Sprich:<br />
Auch dort sollte das Abfeuern<br />
von Pyrotechnik verboten sein.<br />
Der Pferdesportverband<br />
Hannover hat einen Appell<br />
zum Böllerverbot, verfasst von<br />
Marco Warstat von der Colorful<br />
Horse Ranch Dangersen,<br />
veröffentlicht. Er hält mit seiner<br />
Familie privat vier Pferde und<br />
fordert das Verbot der Silvesterknallerei<br />
in der Nähe von<br />
Reitställen und Pferdeweiden<br />
und ein generelles Böllerverbot<br />
Deutschland erlaubt das<br />
Abbrennen von Silvester-<br />
Feuerwerkskörpern vom<br />
31. Dezember, 24 Uhr bis<br />
zum 1. Januar, 24 Uhr.<br />
Verbote gelten in Naturschutzgebieten<br />
wie dem<br />
Harz, dem Wattenmeer<br />
mit Ruhezonen, EU-Vogelschutzgebieten<br />
sowie in der<br />
Nähe von Kirchen, Krankenhäusern,<br />
Kinder- und Altenheimen<br />
und Reetdach- und<br />
Fachwerkhäusern. In<br />
einigen Städten ist zudem<br />
das Böllern in der Innenstadt<br />
wegen Brandgefahr<br />
untersagt – unter anderem<br />
in Göttingen, Lüneburg,<br />
Goslar, Osterode, Northeim,<br />
Hannover. Zudem<br />
haben manche Städte wie<br />
Berlin in einigen Stadtteilen<br />
Verbotszonen eingerichtet.<br />
Verkauft werden dürfen Silvesterböller<br />
nur an Silvester<br />
sowie zwei Werktage zuvor.<br />
In der Europäischen Union<br />
kann jedes Land selbst<br />
über Feuerwerke entscheiden<br />
(Richtlinie 2<strong>01</strong>3/29/<br />
EU). In Brüssel, Wien, Paris,<br />
Dublin und Prag ist Böllern<br />
verboten. In Frankreich und<br />
Griechenland sind private<br />
Feuerwerke unüblich und<br />
vielerorts verboten, in<br />
Italien ist es in rund 850<br />
Städten eingeschränkt oder<br />
ganz verboten. In Schweden<br />
dürfen Raketen nur an<br />
Personen mit Sondergenehmigung<br />
verkauft werden, in<br />
Irland sind nur Feuerwerke<br />
der Kategorie 1 erlaubt<br />
(Tischbomben, Wunderkerzen)<br />
und in Großbritannien<br />
darf nur bis 1 Uhr geböllert<br />
werden, wobei auch<br />
dort die Verkaufsbeschränkungen<br />
verschärft<br />
wurden.<br />
Foto: Adobe
PFERDE PRAXIS<br />
SILVESTER<br />
Stress schlägt Pferden<br />
auf den Magen, Koliken<br />
können die Folge sein.<br />
Foto: www.galoppfoto.de<br />
FAKTEN ZU SILVESTER<br />
Über 1.200 Jahre reicht die Geschichte<br />
des Feuerwerks zurück. Taoistische<br />
Mönche in China hatten das explosive<br />
Schwarzpulver – eine Mischung aus Kohle,<br />
Schwefel und Salpeter – im Auftrag des<br />
chinesischen Kaisers auf der Suche nach<br />
einem Elixier für die Unsterblichkeit gefunden.<br />
Diente es damals kriegerischen<br />
Zwecken und dem Austreiben böser<br />
Geister, brachten arabische Händler<br />
das Feuerwerk im 14. Jahrhundert nach<br />
Europa, wo es sich besonders zu Zeiten<br />
des vergnügungsaffinen Barock an den<br />
europäischen Höfen stark verbreitete. Im<br />
19. Jahrhundert begeisterten öffentliche<br />
Feuerwerks-Vorführungen zu Silvester<br />
und besonderen Anlässen die Menschen,<br />
zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden<br />
erstmals Feuerwerkskörper frei verkauft.<br />
Übrigens ist China noch heute der weltgrößte<br />
Produzent und Exporteur von<br />
Feuer werkskörpern.<br />
FARBEN<br />
Alles Chemie – neben dem explosiven<br />
Schwarzpulver enthalten Feuerwerks körper<br />
unterschiedliche chemische Zu sätze, die für<br />
bunte Farben und Pfeif-Effekte sorgen. Für<br />
Rot ist Strontium verantwortlich, blau wird<br />
es durch Kupfer, Barium macht grün und<br />
Calcium orange-gelb.<br />
4000 TONNEN FEINSTAUB<br />
KATEGORIEN<br />
Es gibt vier Kategorien von Feuerwerkskörpern:<br />
F1 umfasst das ganzjährig erhältliche<br />
Tischfeuerwerk, F2 beinhaltet Böller<br />
und Raketen zur Nutzung im Freien und<br />
darf ab 18 Jahre gezündet werden. F3-<br />
und F4-Feuerwerke dürfen nur mit Befähigungsschein<br />
gezündet werden.<br />
LÄRM<br />
Feuerwerkskörper der Kategorie II dürfen<br />
in einer acht Meter betragenden Entfernung<br />
nicht lauter als 120 Dezibel sein<br />
– doch die Schallenergie erhöht sich bei<br />
kleiner Entfernung drastisch: Bei zwei Metern<br />
Distanz ist sie zehnmal höher als bei<br />
acht Metern. Ein Knalltrauma kann in zwei<br />
Millisekunden entstehen: Explodiert ein<br />
Böller oder eine Rakete in unmittelbarer<br />
Ohr-Nähe, ruft der Schalldruck von 140<br />
Dezibel und mehr Schäden im Innenohr<br />
hervor, die dauerhaft sein können. Bei<br />
anhaltendem Taubheitsgefühl, Schwindel,<br />
Ohrenschmerzen und -summen muss ein<br />
Etwa 15 Prozent der jährlichen<br />
Staubbelastung macht das<br />
Silvester-Feuerwerk aus.<br />
Arzt aufgesucht werden, der gegebenenfalls<br />
Kortison-Infusionen verschreibt.<br />
FEINSTAUB<br />
Rund 4.000 Tonnen Feinstaub entstehen<br />
in der Silvesternacht in Deutschland – das<br />
entspricht rund 15 Prozent der jährlichen<br />
Feinstaub-Menge aus dem Straßenverkehr.<br />
Die Luftbelastung ist vor allem in den<br />
Städten an Silvester so hoch wie sonst im<br />
ganzen Jahr nicht.<br />
Das Gefährliche: Winzige Feinstaubpartikel<br />
reizen die Atemwege und können besonders<br />
für Asthmatiker gefährlich werden.<br />
MÜLL<br />
2<strong>01</strong>8 meldete München rund 60 Tonnen<br />
Böllermüll, in Köln waren es rund 50 Tonnen.<br />
Rund 600 Mitarbeiter waren allein in<br />
Berlin mit 150 Fahrzeugen am Werk, um<br />
die Stadt anschließend zu reinigen.<br />
Foto: Adobe<br />
82 1/2020
auf allen Gebieten mit Weidetierhaltung.<br />
„Ich habe Anfang<br />
Januar an Reitstall-Betreiber,<br />
Reitvereine und Pferdebesitzer<br />
in unserer Region rund<br />
um Buchholz appelliert, ihre<br />
Bürgermeister oder zuständigen<br />
Behörden zu diesem Verbot<br />
aufzufordern. Es gab einiges an<br />
überwiegend positiver Resonanz,<br />
aber eine Umsetzung<br />
von der Politik ist uns bisher<br />
nicht bekannt“, so Warstat. Er<br />
gibt den Kampf nicht auf. „Die<br />
Kommunalpolitiker können Anträge<br />
stellen, um weitere örtliche<br />
Böllerverbotszonen einzurichten.<br />
Dies geschieht bereits in<br />
vielen Städten. Hierfür bedarf es<br />
allerdings Mehrheiten und für<br />
Mehrheiten benötigen wir meist<br />
eine starke Lobby und daran<br />
kann jeder aktiv mitwirken.“<br />
Denken Sie beim Rausstellen der Pferde daran, dass manchmal schon<br />
am Nachmittag des 31.12. und noch tagsüber am 1.1. geböllert wird.<br />
EINE PETITION STARTEN<br />
Wer selbst für ein Böller-Verbot<br />
aktiv werden möchte, sollte<br />
in seiner Region Stimmen<br />
sammeln und sich an die Kommunalpolitik<br />
werden. Online<br />
gibt es mehrere Petitionen,<br />
denen man sich anschließen<br />
kann. Laut einer Online-Meinungsumfrage<br />
(Portal YouGov)<br />
sind 61 Prozent der Deutschen<br />
dafür, Silvesterknaller in<br />
Innenstädten zu verbieten. 60<br />
Prozent wären dafür, dass in<br />
großen Städten nur offizielle<br />
Feuerwerke erlaubt sind und 43<br />
Prozent sind für ein gänzliches<br />
Feuerwerk-Verbot. Auf dem<br />
Petitions-Portal Change.org<br />
(www.change.org) wurden im<br />
August 100.000 Unterschriften<br />
für die Beschränkung privater<br />
Feuerwerke an den Deutschen<br />
Städtetag übergeben. Auch<br />
aktuell werden dort Stimmen<br />
gesammelt.<br />
WIE ÜBERSTEHT DAS PFERD<br />
SILVESTER AM BESTEN?<br />
Erste Regel: Rein in den Stall.<br />
Denn nur dort steht ein Pferd<br />
– sicher gebaute Stallungen vorausgesetzt<br />
– ausbruchsfest. Eine<br />
Foto: www.galoppfoto.de<br />
noch so gut eingezäunte Weide<br />
kann ein Pferd, das in Panik<br />
gerät, nicht aufhalten: So geschehen<br />
bei zwei Pferden 2<strong>01</strong>6<br />
in Wesel-Bislich, von deren<br />
Weide keine 200 Meter entfernt<br />
nachts ein Feuerwerk abgefeuert<br />
wurde. „Die Pferde durchbrachen<br />
zunächst die durchaus<br />
pferdegerechte Einzäunung<br />
ihres Offenstallgeländes und<br />
verschwanden in die Nacht,<br />
wobei einer der beiden sich<br />
rund acht Kilometer vom Stall<br />
entfernte und dabei mehrere<br />
Bundesstraßen überquerte“, berichtet<br />
Pferde-Fachtierarzt Dr.<br />
Ulrich Mengeler aus Hamminkeln.<br />
„Aufgrund seiner vielen<br />
massiven unterwegs entstandenen<br />
Verletzungen endete für<br />
Frisco die panikartige Flucht<br />
leider tödlich.“ Er konnte,<br />
nachdem er mit Unterstützung<br />
von Polizei, Nachbarn und weiteren<br />
Helfern endlich gefunden<br />
wurde, nur noch eingeschläfert<br />
werden. Sein Stallgenosse<br />
reagierte trotz des gleichen<br />
VERBOT PRIVATER FEUERWERKE<br />
DIE DEUTSCHE UMWELTHILFE<br />
Sie fordert in bundesweit<br />
98 Städten, in denen die Luft<br />
im Jahresmittel mit über<br />
20 Mikrogramm Feinstaubpartikeln<br />
je Kubikmeter<br />
belastet ist, ein Verbot<br />
privater Silvesterfeuerwerke.<br />
Die Deutsche Umwelthilfe<br />
kritisiert neben der Feinstaubbelastung<br />
die durch<br />
Pyrotechnik entstehende<br />
Verschmutzung. Zudem<br />
argumentiert sie neben Umwelt-<br />
und Sicherheitsaspekten<br />
auch mit dem Tierwohl<br />
und nennt als Vorbild für ein<br />
zukunftsfähiges Silvester die<br />
bayerische Stadt Landshut:<br />
Dort gibt es anstelle von<br />
Böllern eine Lasershow mit<br />
Musik. Die Problematik:<br />
„Die DUH empfiehlt, die<br />
Knallerei an die Randgebiete<br />
zu ver lagern, raus aus der<br />
Stadt. Das halte ich für sehr<br />
unüberlegt, denn so leiden<br />
die Tiere am meisten“, so<br />
Marco Warstat, der sich für<br />
ein Böllerverbot in der Nähe<br />
von Reitställen und Weidetierhaltung<br />
stark macht.<br />
Die Deutsche Umwelthilfe<br />
hat ein Rechtsgutachten<br />
vorgelegt, das nach ihren<br />
Angaben Möglichkeiten<br />
für entsprechende Verbotsregelungen<br />
durch Kommunen<br />
aufzeigt. Jedoch hält<br />
der Verband der pyrotechnischen<br />
Industrie ein<br />
Rechtsgutachten dagegen,<br />
wonach Feuerwerksverbote<br />
in Kommunen nicht zulässig<br />
seien, sondern nur das<br />
Verbot von Knall körpern<br />
umfassen könne.<br />
DERBY – DER NEUE REITSTIEFEL<br />
AUS DEM HAUSE MUCK BOOT.<br />
PERFEKT FÜR ALLE REITERINNEN!<br />
Reitsportbegeisterte wissen um die Bedeutung eines komfortablen und<br />
wintertauglichen Stiefels, sei es für den Ausritt oder für die Stallarbeit. Der<br />
neue Derby von The Original Muck Boot Company wurden daher so konzipiert,<br />
dass er ein Maximum an Komfort und Kälteschutz bietet. Möglich ist dies durch<br />
die durchdachte Kombination aus Kautschuk und strapazierfähigem sowie<br />
atmungsaktivem Neopren, wodurch der Stiefel zu 100% wasserdicht ist.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
www.muckbootcompany.de
PFERDE PRAXIS<br />
SILVESTER<br />
Foto: www.arnd.nl<br />
Pferde in den Stall, Fenster zu und Licht anlassen – die wichtigsten Maßnahmen, um Stress vorzubeugen.<br />
Auslösers weniger panisch und<br />
wurde später in der Nacht nur<br />
wenige hundert Meter vom<br />
Stall entfernt unversehrt auf<br />
einer Wiese gefunden.<br />
Dr. Mengeler kann in seiner<br />
Praxis an Silvester und Neujahr<br />
jedoch kein grundsätzlich<br />
höheres Aufkommen von<br />
Verletzungen und Koliken<br />
verzeichnen. „Es gibt grob<br />
gesehen zwei verschiedenen<br />
Pferde-Typen und natürlich<br />
Nuancen dazwischen: Den<br />
Phlegmatiker, der kurz aufguckt<br />
und sich wundert, wenn es<br />
draußen knallt und zischt, und<br />
den Angsthasen, der sich je<br />
nach Stresslevel in seine Angst<br />
hineinsteigern kann“, so der<br />
Tierarzt. „Pferde sind Augenund<br />
Ohrentiere und wie stark<br />
sie in ihrem Reizspektrum auf<br />
visuelle und akustische Reize<br />
reagieren, hängt von ihrem individuellen<br />
Typ ab.“ Dr. Mengeler<br />
rät, sich als Pferdebesitzer<br />
darüber Gedanken zu machen<br />
und entsprechend zu reagieren.<br />
„Ängstlichen Pferden kann es<br />
helfen, dass eine Vertrauensperson<br />
vor Ort ist und beruhigend<br />
einwirken kann.“ Generell<br />
gibt es jedoch eine ganze Reihe<br />
an Maßnahmen, die dazu beitragen,<br />
die Silvesterzeit weniger<br />
stressig zu gestalten (siehe<br />
Kasten rechts).<br />
Vorsicht: Auch rund um<br />
Silvester und Neujahr werden<br />
vereinzelt Böller gezündet – je<br />
nach Lage Weide-/Paddockgang<br />
und Ausritte überdenken!<br />
Julia Kathmann<br />
NATÜRLICH BERUHIGEN<br />
HOMÖOPATHIE GEGEN STRESS<br />
Um auf individuelle Verhaltensauffälligkeiten<br />
eines Pferdes einzugehen,<br />
sollte ein Heilpraktiker konsultiert werden,<br />
der passende homöopathische Präparate<br />
zusammenstellt. Jedoch gibt es einige<br />
Präparate, die auch ohne besondere<br />
Therapie- Anweisung prophylaktisch<br />
ge geben werden können:<br />
• Aconitum C 30 (Furcht/Schock): Fünf<br />
Globuli gegen 23 Uhr ins Maul geben,<br />
danach beim Feuerwerk alle 15 bis 30<br />
Minuten je fünf Globuli in 100 ml Wasser<br />
auflösen, mit Plastiklöffel verrühren (kein<br />
Metall-Löffel!) und dem Pferd aufs Futter<br />
geben oder per Maulspritze verabreichen.<br />
• Bachblüten Rescue Tropfen sollen<br />
ebenfalls stresslindernd wirken und können<br />
Einige homöopathische Präparate können<br />
vorbeugend gegeben werden.<br />
Foto: Fotolia<br />
ab dem Silvestermorgen alle zwei bis<br />
drei Stunden in einer Dosis von 10 bis<br />
15 Tropfen verabreicht werden.<br />
• Arnica kann an Silvester zweimal<br />
verabreicht werden.<br />
• Phosporus C 30 (große Angst/<br />
Unruhe) zwei Tage vorher beginnen<br />
mit zweimal täglich je fünf Globuli.<br />
• Borax C 30 (Angst vor Knallgeräuschen/<br />
Zittern) Bereits zwei Tage<br />
vor Silvester beginnen, zwei- bis dreimal<br />
täglich fünf Globuli geben.<br />
• Auch pflanzliche Stoffe wie<br />
Baldrian, Hopfen, Melisse sollen<br />
beruhigend wirken, ebenso können<br />
Magnesium und B-Vitamine das<br />
Nervensystem entspannen.<br />
84 1/2020
CHECKLISTE<br />
GUT VORBEREITET FÜR DIE SILVESTERNACHT?<br />
In der Nacht sollte eine<br />
Person Stallwache halten.<br />
Foto: www.slawik.com<br />
• Liegt der Stall in einer Siedlung: mit den<br />
Anwohnern sprechen und sie bitten, ihr<br />
Feuerwerk nicht zum Stall auszurichten<br />
(auf Brandgefahr durch Stroh und Heu<br />
hinweisen, interessierten Personen die<br />
Schreckhaftigkeit der Pferde und die damit<br />
verbundenen Gefahren verdeutlichen).<br />
• Licht im Stall anlassen! „So werden<br />
die visuellen Reize durch das Feuerwerk<br />
gemindert, da das Pferd sie weniger stark<br />
wahrnimmt als in der Dunkelheit“, betont<br />
Dr. Mengeler.<br />
• Alle Außenfenster schließen,<br />
wodurch die Geräuschbelastung<br />
etwas verringert und das Risiko,<br />
dass Feuerwerkskörper in die Boxen<br />
fliegen, ausgeschlossen wird.<br />
• Gegebenenfalls Außenfenster<br />
verdunkeln, so dass die optischen<br />
Reize von außen vom Pferd kaum<br />
wahrgenommen werden können –<br />
Fenster können auch mit Pferdedecken<br />
zugehängt werden.<br />
• Radio in der Stallgasse laut<br />
anstellen, um Geräusche von außen<br />
zu übertönen – manche Reiter<br />
schwören dabei auf klassische<br />
Musik, die zusätzlich beruhigend<br />
wirken soll.<br />
• Rund eine halbe Stunde vor Mitternacht<br />
nochmal Heu füttern,<br />
damit die Pferde abgelenkt sind<br />
und sich durch das Fressen beruhigen<br />
können. Beim Fressen wird der<br />
Parasympathikus angesprochen<br />
– der Teil des vegetativen Nervensystems,<br />
der für Beruhigung sorgt. Beim Feuerwerk<br />
selbst kann eine Leckerei wie Möhren<br />
zusätzlich für Ablenkung sorgen. Vorsicht:<br />
Bei sehr aufgeregten Pferden besteht beim<br />
Fressen die Gefahr des Verschluckens, was<br />
eine Schlundverstopfung nach sich ziehen<br />
kann. Im Zweifelsfall auf geraspelte Möhren<br />
zurückgreifen. „Pferdebesitzer lernen ihre<br />
Pferde über die Jahre immer besser kennen<br />
und auch die Pferde selbst haben je nach<br />
Alter ja schon etliche Silvester erlebt und<br />
Ausreichend<br />
Heu kann<br />
die Pferde<br />
ablenken.<br />
lernen daraus auch“, berichtet Dr. Mengeler.<br />
„Wenn wir an Mitternacht in den Stall gehen<br />
und die Pferde beobachten, stehen sie<br />
meist kurze Zeit aufmerksam mit gespitzten<br />
Ohren am Fenster. Panisch reagiert aber<br />
keines. Aus meinem Praxis-Alltag, der auch<br />
dicht besiedelte Ruhrgebietsstädte wie<br />
Bottrop, Gelsenkirchen und Oberhausen<br />
umfasst, kann ich nicht über eine Häufung<br />
von Verletzungen oder Koliken berichten.“<br />
• Den Stall und die Pferde kontrollieren.<br />
„Eine Vertrauensperson sollte<br />
anwesend sein und die Pferde<br />
kontrollieren“, rät der Tierarzt. Ist<br />
der Stallbesitzer nicht vor Ort,<br />
können die Einstaller untereinander<br />
organisieren, wer „Stallwache“<br />
hält. Das Thema ist umso wichtiger,<br />
je näher die Stallungen sowie Heuund<br />
Strohlager an Siedlungen<br />
liegen – Brandgefahr unbedingt<br />
beachten!<br />
• Stallplan überdenken – stehen<br />
zwei extrem stressanfällige Pferde<br />
nebeneinander, besser die Pferde<br />
ein paar Tage vor Silvester so umstellen,<br />
dass ein ruhiger Vertreter<br />
neben einem ängstlichen Kandidaten<br />
steht und panische Pferde<br />
von der Außen- in eine Innenbox<br />
wechseln.<br />
• Wer sich Sorgen macht, dass<br />
sein Pferd in der Box herumspringt<br />
und sich dabei verletzt, kann alle<br />
vier Beine einbandagieren.<br />
Foto: www.slawik.com<br />
1/2020<br />
85
Fotos: Adobe Stock, www.paulinevonhardenberg.com<br />
PFERDE PRAXIS<br />
1<br />
WARME FÜSSE<br />
HEISSE<br />
SOHLEN…<br />
…gibt es in den unterschiedlichsten Varianten.<br />
Ein kleines Wunderwerk sind die Thermo-Soles.<br />
Sie sind die ersten kabelfreien und wieder aufladbaren<br />
Heizsohlen, die mit Thermostatsensoren<br />
ausgestattet sind. Diese messen die aktuelle<br />
Fußtemperatur und geben dann entsprechend<br />
Wärme ab. Bei weniger als 31 Grad werden sie<br />
automatisch aktiviert, bei über 41 Grad schalten<br />
sie ab. Die Wärme wird je nach Außentemperatur<br />
und Schuhen zwischen zwei und acht Stunden<br />
lang abgegeben. Die Sohlen sind ergonomisch<br />
geformt, haben kein störendes Kabel und der integrierte<br />
Hochleistungsakku wird über USB geladen.<br />
Die Sohlen sind in den Größen 36 bis 47 (jeweils<br />
in Zweier-Schrittgrößen) erhältlich und<br />
kosten 99 Euro. www.thermosoles.eu<br />
ESSEN FÜR<br />
2<br />
KALTE TAGE<br />
Ihnen steht ein langer Tag in der Kälte<br />
bevor? Dann essen Sie doch Ihre Füße warm!<br />
Energiereiches Essen kann dazu beitragen, dass der<br />
Körper seine Temperatur besser halten kann. Optimal<br />
ist eine Mischung aus Kohlenhydraten, Proteinen und<br />
Fett. Der Hüttenklassiker beim Skifahren, Spaghetti<br />
Bolognese, kann also auch für Reiter im wahrsten Sinne<br />
der „Burner“ sein.<br />
3<br />
RAUS<br />
AUS DEN<br />
BÜGELN<br />
Bewegen Sie immer wieder<br />
Ihre Zehen im Schuh, um<br />
die Durchblutung anzu regen.<br />
So gelangt wärmendes<br />
Blut auch in die Füße.<br />
Beim Reiten immer wieder<br />
Schrittpausen einlegen, die<br />
Füße aus den Steigbügeln<br />
nehmen und die Zehen<br />
bewegen.<br />
4<br />
WARM DURCH<br />
DEN STALL<br />
Ein guter Allrounder ist der Pfiff<br />
Thermoschuh, der zum einen warm<br />
und zudem auch im unteren Schuhbereich<br />
wasserfest ist. Einfach schnell<br />
hineinschlüpfen und trockenen Fußes<br />
die Pferde vom Paddock holen oder misten.<br />
Erhältlich beim Fachhändler für 32,95 Euro.<br />
www.pfiff.com<br />
Wer seine Stallstiefel gerne etwas<br />
höher geschnitten mag und die<br />
Schuhe etwa auch zum Gassi<br />
gehen durch den tiefen Schnee<br />
nutzen möchte, sollte einen Blick<br />
auf die Thermo Outdoorstiefel<br />
Bergen von Covalliero werfen.<br />
Der modische Schnür-Kurzstiefel<br />
ist mit festem Warmfutter<br />
ausgestattet, hat einen Webpelz-<br />
Kragen und ein wasserdichtes<br />
Fußteil mit rutschhemmender<br />
Sohle. Im Fachhandel erhältlich für<br />
49,99 Euro. www.covalliero.de<br />
5<br />
Nie mehr<br />
… das wünschen sich<br />
viele Reiter im Winter.<br />
Mit diesen 12 heißen<br />
Helfern und Tipps wird<br />
dieser Wunsch wahr<br />
BEWEGUNGSFREIHEIT<br />
Damit Ihre Füße im Stall nicht kalt werden, sollte Ihr Fuß genug<br />
Bewegungsfreiheit im Schuh haben – so kann sich ein Luft polster<br />
bilden, das gegen die Kälte isolierend wirkt.<br />
6<br />
SCHÖN<br />
TROCKEN<br />
Wer zu schwitzenden Füßen neigt,<br />
sollte einen Sportstrumpf tragen, der<br />
die Feuchtigkeit vom Fuß wegleitet<br />
und abtransportiert. Denn Feuchtigkeit<br />
leitet Kälte und der Fuß kühlt<br />
noch schneller aus. Aus diesem<br />
Grund sollten Sie auch immer darauf<br />
achten, dass Sie wasserdichte Schuhe<br />
tragen, etwa wenn Sie die Pferde<br />
vom Paddock holen, und dass Ihre<br />
Reitstiefel nach der Benutzung gut<br />
trocknen können.<br />
86 1/2020
7<br />
SOCKEN AUS<br />
8<br />
WARM UND GEFÜHL-<br />
VOLL IM SATTEL<br />
Kein Gefühl in den Füßen, weil sie zu kalt<br />
geworden sind oder der Winterstiefel<br />
zu klobig ist? Das war einmal. Für jeden<br />
Geschmack und jede Preisklasse gibt es<br />
nun Modelle, in denen der Kontakt zum<br />
Pferdebauch erhalten bleibt:<br />
Busse bietet mit seinem Thermostiefel<br />
Trondheim einen günstigen Klassiker an,<br />
der viele Vorteile bietet: Der Schaft besteht<br />
aus synthetischem Kautschuk, so dass sich<br />
der warm gefütterte Stiefel optimal an<br />
9<br />
die Wade anpasst. Zusätzlich ist<br />
der Schuh im Fußteil wasserdicht.<br />
Schmale Reflektoren<br />
entlang des Reißverschlusses sorgen auch im<br />
Dunkeln für gute Sichtbarkeit. Für 79 Euro im Fachhandel<br />
erhältlich. www.busse-reitsport.de<br />
KERAMIKFASERN<br />
Keramikfasern steigern die Durchblutung und halten<br />
somit die Füße auch im Winter schön warm. Die<br />
Socken von Cera Tex sind außerdem so gestrickt,<br />
dass sie keine drückende Kettelnaht haben<br />
und ihr Bündchen ist elastisch – so wird die<br />
Durchblutung nicht abgeschnürt und der Fuß<br />
nicht kalt. Die Socken können bei 30 bis 40 Grad<br />
gewaschen werden und sind in drei Größen erhältlich (S= bis 39, M=<br />
40-43 und L= ab 43), Preis: 35,90 Euro. www.ceratex.de<br />
ALLROUNDER<br />
FÜR STALL<br />
UND SATTEL<br />
Wer vor dem Reiten ungern noch in<br />
andere, vielleicht kalte Schuhe schlüpfen<br />
möchte und lieber mit Chaps aufs Pferd<br />
steigt, für den könnten die Stiefeletten<br />
Stockholm von USG genau das Richtige sein.<br />
Die weiche Schaffell-Fütterung hält den Fuß<br />
schön warm, der seitliche Reißverschluss erleichtert<br />
gerade mit dicken Socken das An- und Ausziehen. Für<br />
133,95 Euro erhältlich.<br />
www.usg-reitsport.de<br />
kalte Füße<br />
Mit seinem Lammfell-Innenfutter im Fuß- und<br />
Schaftbereich hält der Winter-Reitstiefel<br />
Lappland von Loesdau auch bei niedrigen<br />
Temperaturen schön warm. Der Schuh ist<br />
aus weichem, gewachsten Nubukleder<br />
gefertigt. Der lange, lederverdeckte Reißverschluss<br />
an der Schaftaußenseite erlaubt ein<br />
schnelles und einfaches An- und Ausziehen.<br />
Für 169,95 Euro erhältlich.<br />
www.loesdau.de<br />
10<br />
DER ZWIEBELLOOK<br />
Mehrere Strümpfe übereinander wirken isolierend –<br />
aber Achtung: Der Fuß darf dabei nicht eingeschnürt<br />
werden bzw. die Strümpfe dürfen nicht auf den Fuß drücken. Das<br />
behindert die Durchblutung, der Fuß wird kalt. Hochwertige<br />
Wollstrümpfe wärmen besonders gut.<br />
11<br />
TRIBÜNEN-TRETER<br />
Kalte Füße beim Zuschauen – ein Graus. Die<br />
neuen Allwetterstiefel<br />
Davos von HKM ähneln<br />
von der Optik her UGG-Schuhen,<br />
kosten aber wesentlich<br />
weniger. Für 39,95 sind die<br />
wasserdichten Schuhe mit Teddy-<br />
Innenfutter erhältlich bei<br />
www.hkmsport.de<br />
Ein schickes Modell, das<br />
auch in verschiedenen Schaftweiten erhältlich<br />
ist, kommt aus dem Hause Krämer. Der sportliche<br />
Winterstiefel Roma aus italienischem,<br />
vollnarbigem Rindsleder ist mit echtem Lammfell<br />
gefüttert und passt sich an die Wade an –<br />
zum einen wegen der individuellen Schaftweite,<br />
zum anderen wegen eines Elastikeinsatzes neben<br />
dem Reißverschluss an der Außenseite des<br />
Stiefels. Auch von unten hält der Schuh<br />
gut warm: Das Fußbett ist mehrlagig. Für<br />
339,00 Euro erhältlich bei www.kraemer.de<br />
12<br />
RUTSCHFESTE UND<br />
WARME GUMMISTIEFEL<br />
Trockene, warme Füße, auch wenn man gerade die<br />
Pferde vom Matschpaddock holt: das garantiert der<br />
Muckboot Arctic Ice. Die Schuhe haben einen Innenstiefel<br />
aus acht Millimeter dickem Neopren und warmem<br />
Fleecefutter für eine super Wärmeisolierung. Der obere<br />
Teil des Stiefels besteht aus Stretch-Fit-Material, so dass<br />
der Stiefel gut anliegt und warme Luft nicht entweichen<br />
kann. Die Laufsohle ist mit einer speziellen Technologie<br />
(Vibram Arctic Grip) ausgestattet, die selbst auf<br />
eisigen Wegen einen sicheren Tritt ermöglichen<br />
soll. Erhältlich für 215 Euro unter<br />
www.muckbootcompany.de<br />
1/2020<br />
87
PFERDE PRAXIS<br />
HALTUNG<br />
Ein Paradies, in<br />
dem sich Western -<br />
und Polizeireiter<br />
die Klinke in die<br />
Hand geben: die<br />
Grand River Ranch<br />
bei Rosenheim.<br />
Foto: Grand River Ranch<br />
Licht, Luft und gute Ideen<br />
Sieben Reitställe hatten es ins Finale beim Wettbewerb QUALITÄTSBETRIEBEN GEHÖRT<br />
DIE ZUKUNFT geschafft. Von allen kann man etwas lernen<br />
Mit viel Geld lassen sich<br />
viele Dinge einfach<br />
realisieren. Das weiß<br />
auch Familie Rempen, die sich<br />
ihren Traum vom eigenen (Bio!)<br />
Betrieb unweit von Münster<br />
realisiert hat. Deren Hofgut<br />
Ashege war einer von zwei<br />
Sieger betrieben. Auch die Grand<br />
River Ranch im bayerischen<br />
Tuntenhausen, ein weiterer<br />
Neubau, überzeugte die Jury.<br />
Doch Design-Professor Rempen<br />
aus Düsseldorf sagt auch: „Ich<br />
habe so viel Neues und Interessantes<br />
von den anderen<br />
prämierten Betrieben gelernt.“<br />
Und darunter waren viele<br />
Betriebe, deren Erfolgs rezept in<br />
etwa so aussieht: „Man nehme<br />
viel Idealismus, Eigeninitiative<br />
und handwerkliches Geschick<br />
und mische das mit jeder Menge<br />
Liebe fürs Pferd – fertig!“ Über<br />
30 Betriebe hatten sich beworben,<br />
die Jury, die Tierärzte Petra<br />
Mehn und Dr. Marc Lämmer,<br />
hatten ein straffes Besuchsprogramm.<br />
Bei diesem Wettbewerb<br />
geht es weniger um Optik, sondern<br />
um Fragen des praktischen<br />
Managements: Gesundheitsvorsorge,<br />
Wurmprophylaxe, wie<br />
wird das Futter gelagert? Wie<br />
sieht das Weidemanagement<br />
aus? Kurzum: Was ist von essenzieller<br />
Bedeutung fürs Pferd<br />
– und was wird auf dem Betrieb<br />
dafür getan?<br />
ZWEI SIEGER<br />
Der Fragenkatalog ist lang und<br />
eigentlich kann nur einer gewinnen.<br />
Da ist „Qualitätsbetrieben<br />
gehört die Zukunft“ ein bisschen<br />
wie Germany’s Next Topmodel.<br />
Doch dieses Jahr siegten eben<br />
zwei Betriebe.<br />
Auf dem Hofgut Ashege sind<br />
nicht nur Pferde zu Hause,<br />
sondern auch Coburger<br />
Fuchsschafe und rotes Höhenvieh<br />
– beide ideal zum Nachweiden<br />
der Weideflächen,<br />
wenn die Pferde die Parzellen<br />
wählerisch abgegrast haben. 40<br />
Hektar Land, plus zehn weitere<br />
Hektar hinzugepachtete Weiden<br />
und Paddocks, dazu eine 2,5<br />
Kilometer lange Rennbahn<br />
inmitten eines Landschafts- und<br />
Naturschutzgebiets – das ist der<br />
Bioland-Betrieb<br />
inklusive Aktivstall.<br />
Eingestreut<br />
werden<br />
Liegeflächen mit<br />
Miscanthus-Einstreu.<br />
Alle drei<br />
Monate werden<br />
Kotproben jedes<br />
einzelnen Pferdes<br />
auf Wurmbefall<br />
untersucht.<br />
Entwurmt wird<br />
dann gezielt.<br />
Übrigens<br />
mit gängigen<br />
Wurmkuren – das ist auch auf<br />
einem Bioland-Betrieb kein<br />
Problem. Die Pferde werden<br />
nach Geschlechtern getrennt in<br />
Gruppen gehalten.<br />
MIT ALPENPANORAMA<br />
Auf der Grand River Ranch ist<br />
ebenfalls Vielfalt Trumpf: Viele<br />
Western-, aber auch Sportpferde<br />
Das Stroh in der „Pferdetoilette“ animiert zum Urinieren,<br />
ein Gully darunter dient der Entsorgung.<br />
Foto: Pferdeland Am Elm<br />
88 1/2020
1 2<br />
4 5<br />
Fotos: Flurhof Fischer, Der Lindenhof, Pferdeland Elm<br />
3<br />
1 ❘ Der Aktivtrail auf dem Flurhof<br />
Fischer bietet den Pferden<br />
Abwechslung – mal Sand, mal<br />
Steine, mal Gras oder Stufen.<br />
2 ❘ Gute Belüftung und viel<br />
natürliches Licht standen im<br />
Mittelpunkt der Stallplanung auf<br />
der Grand River Ranch.<br />
3 ❘ Wer hätte das gedacht? Pferde<br />
ziehen zum Liegen auf dem<br />
Lindenhof den (trockenen) Kies<br />
dem Sand vor.<br />
4 ❘ Auf dem Lindenhof wird<br />
individuell nach Parelli gefüttert.<br />
5 ❘ Tiefer Sand, separat abgeteilt<br />
– der Nachtschlafplatz im<br />
Pferdeland Elm.<br />
und Spanier sind hier beheimatet.<br />
Sabine Eder, die die Anlage<br />
mit ihrem Mann Josef betreibt,<br />
ist Westernreiterin. Auch die<br />
Rosenheim Cops, die Polizeireiter<br />
aus der benachbarten Kreisstadt,<br />
haben ihre Pferde auf der<br />
Reitanlage untergestellt. Zwölf<br />
Jahre wurde geplant. Herausgekommen<br />
ist eine Anlage mit<br />
Hallen, die den internationalen<br />
Maßen für den Reiningsport,<br />
30 mal 70 Meter, entsprechen.<br />
56 Pferde haben hier Platz. 46<br />
residieren in Paddockboxen (16<br />
Quadratmeter) mit 25 Quadratmeter<br />
großen Ausläufen. Beim<br />
Bau ist viel Glas verwendet worden.<br />
Das spart Energie, weil das<br />
Licht seltener angeschaltet wird.<br />
In einem 200.000 Liter-Tank<br />
wird Regenwasser aufgefangen,<br />
das auf dem Hof dort zum Einsatz<br />
kommt, wo kein Trinkwasser<br />
vonnöten ist. Geheizt wird<br />
mit einer Hackschnitzelheizung.<br />
Der Rohstoff wächst im zur<br />
Ranch gehörenden Wald nach.<br />
Besonders geachtet wurde auf<br />
die Auswahl der Böden. Es gibt<br />
Kiesbereiche auf den Paddocks,<br />
Pflastersteine in der Führanlage<br />
und wo Sand zum Einsatz<br />
gekommen ist, wurde schnell<br />
trocknendes Material gewählt<br />
und so verbaut, dass die oberste<br />
Schicht nie nass ist. Die Alpen<br />
sind nicht weit, der Winter hart.<br />
PRÄMIERTE BETRIEBE<br />
Das Bioland-Siegel prangt auch<br />
über dem Flurhof Fischer von<br />
Ina und Martin Fischer im<br />
Westerwald. Er liegt 465 Meter<br />
über dem Meeresspiegel. Regen<br />
gibt es reichlich. 2<strong>01</strong>6 wurde<br />
umgebaut. Aus dem Offen- wurde<br />
ein Aktivstall. Fischers setzen<br />
auf geschlechter-gemischte<br />
Herden und haben damit gute<br />
Erfahrungen gemacht. In dem<br />
reinen Barhufstall sind die Pferde<br />
gefordert. Es gibt einen Aktivtrail:<br />
Um Futter und Wasser zu<br />
erreichen, geht es buchstäblich<br />
über Stock und Stein. Damit die<br />
Pferde ihre Figur halten, kommt<br />
zweimal im Jahr die Pferdewaage.<br />
Bio-Mineralfutter ist eine<br />
Selbstverständlichkeit. Martin<br />
Fischer verrät einen Tipp für die<br />
Heuraufe: „Wir haben drei Netz<br />
übereinander, so sind die Pferde<br />
gut beschäftigt, wir sparen Futter<br />
und weil nichts herumfliegt, ist<br />
auch die Säuberung der Bereiche<br />
weniger zeitintensiv.“ Schafe<br />
sorgen dafür, dass die Weiden<br />
natürlich in Schuss gehalten<br />
werden. Und das Heu wird nicht<br />
nur selbst angebaut, dank einer<br />
Heutrocknungs-Anlage ist es<br />
auch von bester Qualität.<br />
DEN TRAUM LEBEN<br />
Vornehmlich Westernpferde<br />
finden sich bei Kathleen<br />
Ullrich-Metzner. Sie hat sich im<br />
Erzgebirge einen Herzenswunsch<br />
erfüllt. Ein alter Rinderbetrieb<br />
wurde zur Silver Rock Ranch:<br />
50 Pferde, 35 davon Einstaller,<br />
Reithalle plus drei Außenplätze.<br />
Fortbildungen haben Chefin<br />
„Lene“ selbst vorangebracht, und<br />
das ist ihr auch wichtig: Während<br />
die Pferde es im Laufstall<br />
– 1200 Quadratmeter Fläche<br />
– gut haben, können die Reiter<br />
sich fortbilden. Vor allem die<br />
Jüngsten schätzen die Angebote<br />
der Ranch. Das HIPPOLINI-<br />
Konzept versorgt Kinder mit<br />
Basiswissen. 130 Reitschüler pro<br />
Wochen kommen auf die Silver<br />
Rock Ranch.<br />
Wir denken nicht<br />
in Jahren –<br />
Wir denken<br />
in Generationen.<br />
PFERDEBOXEN<br />
H.-J. Döring<br />
GmbH + Co KG<br />
Zechenstraße 17-25<br />
45772 Marl<br />
Deutschland<br />
Telefon: +49 2365 - 9 66 91-0<br />
Fax: +49 2365 - 9 66 91 22<br />
@-mail: info@doeringmarl.de<br />
www.doeringmarl.de<br />
1/2020<br />
89
1 ❘ Mehr als 100 Kinder aus der<br />
Region bevölkern dank des<br />
HIPPOLINI-Konzepts wöchentlich<br />
die Silver Rock Ranch im<br />
Erzgebirge.<br />
1<br />
3 4<br />
2<br />
Fotos: Silver Rock Ranch, Flurhof Fischer, Horses Home, Hofgut Ashege<br />
2 ❘ Nicht nur traute Zweisamkeit,<br />
sondern sogar die Konstellation<br />
Mutter, Kind plus Vater findet sich<br />
in Horse Home in Syke bei<br />
Bremen.<br />
3 ❘ Exzellentes Heu will gut<br />
geerntet und vor allem gut<br />
getrocknet sein! Um möglichst<br />
ideales Grundfutter zu erhalten,<br />
kommt auf dem Flurhof Fischer<br />
eine Heutrocknungsanlage zum<br />
Einsatz. So entsteht bestes<br />
Bio-Heu.<br />
4 ❘ Gute Erfahrungen mit<br />
Miscanthus-Einstreu – auch als<br />
„Elefantengras“ bekannt – hat das<br />
Team auf dem Hofgut Ashege im<br />
Münsterland gemacht, vor allem<br />
in den Ruhebereichen.<br />
Cowboyhüte kann man auch<br />
auf dem Betrieb „Der Lindenhof<br />
“ in Gackenbach im Westerwald<br />
antreffen. Elena Bader,<br />
die den Hof mit ihrem Mann<br />
führt, ist Parelli-Instruktorin<br />
und Tierkommunikatorin. Hier<br />
wird sogar nach Parelli gefüttert.<br />
Der Rangfolge entsprechend<br />
bekommen die Pferde ihre<br />
Fress eimer – und das funktioniert!<br />
„Chef “ Stefan Heberlein-<br />
Bader ist Hufheilpraktiker. Die<br />
Pferde trainieren ihre Beine<br />
schon im Alltag. Dafür sorgen<br />
unterschiedliche Untergründe.<br />
Mal Rundkies, mal Pflastersteine,<br />
Erdflächen, Sand oder<br />
Schotter. Der Kies ist auch im<br />
Winter trocken. Die Gruppen<br />
werden nach Geschlechtern<br />
getrennt. Wie sinnvoll die „selektive<br />
Entwurmung“ ist, zeigt<br />
die Statistik des Lindenhofs. Von<br />
28 Pferden mussten nur sechs<br />
entwurmt werden. Reiter finden<br />
unterschiedliche Betätigungsfelder.<br />
Die Hälfte des benötigten<br />
Heus werden auf den Wiesen im<br />
Westerwald selbst gewonnen.<br />
Bereits 26 Jahre Laufstallerfahrung<br />
kennzeichnen „Horses<br />
Home“ in Syke bei Bremen<br />
aus. Der Betrieb, der zunächst<br />
für zwei Fjordstuten der Familie<br />
Kuhne geplant war, hat sich<br />
über die Jahre immer weiterentwickelt.<br />
Dieser HIT-Aktivstall<br />
bietet eine besondere Haltungsform<br />
an: Familie, Hengst, Stute<br />
und Fohlen in einem eigenen<br />
Areal. Optimiert wird der<br />
Betrieb ständig. Eine energiesparende<br />
LED-Beleuchtung<br />
wird kommen. Geheizt wird<br />
mittlerweile mit Pferdemist.<br />
Organisiert wird alles über eine<br />
webbasierte Anwendung.<br />
Pferdwirtin war Kerstin Köchy<br />
schon länger, als sie sich 2<strong>01</strong>4<br />
in der Nähe von Wolfenbüttel<br />
selbstständig gemacht hat: Das<br />
„Pferdeland am Elm“ entstand.<br />
32 Milchkühe verließen den<br />
Hof, 20 Pferde zogen ein. Dazu<br />
zwischen zehn und zwölf Ponys.<br />
Im Laufstall wird alles aufgezeichnet.<br />
Die computergesteuerte<br />
Fütterung ist so eingestellt,<br />
dass die Pferde tagsüber eine<br />
Stunde fressen können, dann<br />
folgt eine einstündige Fresspause<br />
an den Heuraufen. „Sonst<br />
wurden die einfach alle zu dick“,<br />
sagt die Betriebsleiterin. Nachts<br />
gibt es die Möglichkeit auf einen<br />
Snack 30 Minuten lang, danach<br />
ist eineinhalb Stunde Nulldiät<br />
angesagt. Rehepferde können<br />
individuell gefüttert werden.<br />
Tolle Ideen zum Nachbauen finden<br />
sich im Pferdeland am Elm:<br />
Eine „Toilette“, ein mit Baumstämmen<br />
eingegrenzter Bereich,<br />
der mit Stroh eingestreut wird<br />
und unter dem Urin in einem<br />
Gully ablaufen kann, wird gut<br />
angenommen. Ca. 60 Prozent<br />
der Pferde seien „stubenrein“, so<br />
die Erfahrung. Auch der Außenschlafplatz,<br />
ein eingefriedetes<br />
Terrain mit deutlich mehr Sand<br />
als in den sonstigen Paddockbereichen,<br />
wird gern genutzt. JT<br />
DEUTSCHLAND SUCHT DEN SUPERSTALL<br />
QUALITÄTS BETRIEBEN GEHÖRT DIE ZUKUNFT 2<strong>01</strong>9<br />
SIEGER<br />
• Hofgut Ashege, NRW<br />
www.aktivstall-ashege.de<br />
• Grand River Ranch, Bayern<br />
www.grand-river-ranch.com<br />
PRÄMIERT<br />
• Der Lindenhof, Rheinland-Pfalz<br />
www.der-lindenhof.de<br />
• Flurhof Fischer, Rheinland-Pfalz<br />
www.aktivstall-westerwald.de<br />
• Horses Home, Niedersachsen<br />
www.horseconsulting-kuhne.de<br />
• Silver Rock Ranch, Sachsen<br />
www.silver-rock-ranch.com<br />
• Pferdeland am Elm, Niedersachsen<br />
www.pferdeland-am-elm.info<br />
90 1/2020
PFERDE PRAXIS<br />
GESUNDHEIT<br />
Normal große Pellets werden<br />
wenig gekaut, so dass das Pferd<br />
auch wenig „magen schützenden“<br />
Speichel produziert.<br />
NOTIZEN<br />
Foto: Schnell<br />
Foto: Lenz<br />
Größere Pellets<br />
sind gesünder<br />
FÜTTERUNG Kleine Veränderungen können<br />
große Wirkung haben – und Kraftfutter zu<br />
einer besser verdaulichen Futterquelle machen.<br />
Dr. Mandy Bochnia vom Institut für Agrar- und<br />
Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-<br />
Universität Halle-Wittenberg und ihr Team<br />
haben in einem Forschungs projekt herausgefunden,<br />
dass größere und härtere Pellets länger<br />
gekaut werden und damit einen riesengroßen<br />
Vorteil bieten: Das Pferd frisst langsamer,<br />
intensiver und produziert mehr Speichel, so dass<br />
Magengeschwüren vorgebeugt werden kann.<br />
Denn eine hohe Speichelproduktion ist wichtig,<br />
um die Magensäure zu neutralisieren. Gerade<br />
für Sportpferde, denen oft große Mengen an<br />
Kraftfutter gegeben wird, wäre dies eine sinnvolle<br />
Variante, um das Risiko für Magengeschwüre<br />
zu verringern. Die Wissenschaftler vermuten zudem,<br />
dass die Zähne durch die härteren Pellets<br />
besser und gleichmäßiger abgenutzt werden.<br />
Für den Test wurden beide Pellets, die kleinen<br />
und die großen, extra hergestellt und zwar aus<br />
dem gleichen Grundfutter. Die großen Pellets<br />
waren sechsmal härter als übliche Pellets, hatten<br />
eine Länge von 54 mm und einen Durchmesser<br />
von ca. 15 mm – die kleinen Pellets waren ca.<br />
22 mm lang und 5 mm dick.<br />
◆ www.landw.uni-halle.de<br />
Zu enge Nasenriemen – Kritik an der FEI<br />
Die Internationale<br />
Gesellschaft für<br />
Pferdewissenschaft<br />
fordert eine bessere<br />
Über wachung der<br />
Verschnallung des<br />
Nasenriemens.<br />
ISES Die internationale Gesellschaft<br />
für Pferdewissenschaft (ISES) kritisiert<br />
erneut, dass viele Pferde mit zu engen<br />
Nasen riemen geritten werden. ISES<br />
hat ein neues Positionspapier herausgegeben,<br />
das sich vor allem an die<br />
Internationale Reiterliche Vereinigung<br />
(FEI) richtet, die nach Ansicht der<br />
Gesellschaft die Verschnallung des Nasenriemens<br />
zu wenig überprüft – neue<br />
wissenschaft liche Studien zeigen jedoch,<br />
wie negativ sich zu enge Nasen riemen<br />
auswirken. Unter anderem setzen sie<br />
das Pferd unter Stress, sie verringern die<br />
Fähigkeit des Pferdes, frei zu schlucken,<br />
zu kauen oder zu gähnen und üben<br />
hohen Druck auf empfindliche Gewebeteile<br />
am Kopf aus. Auch Maulverletzungen<br />
werden bei engen Nasenriemen<br />
häufiger beobachtet.<br />
◆ www.equitationscience.de<br />
Foto: www.arnd.nl<br />
Eisengehalt bei<br />
Cushing-Pferden<br />
Amerikanische Forscher<br />
der „Equine Cushing’s and<br />
Insulin Resistance Group“<br />
haben die Daten von 33<br />
Pferden mit zu hoher Insulinkonzentration<br />
(Hyperinsulinämie)<br />
untersucht und<br />
herausgefunden, dass bei<br />
allen Pferden die Eisenwerte<br />
(Serumferritin) über dem<br />
Referenzbereich lagen. Ein<br />
hoher Eisengehalt allein ist<br />
aber nicht zwingend nur<br />
ein Indiz für Insulinprobleme,<br />
auch bei Bewegung,<br />
anderen Krankheiten oder<br />
Verletzung kann der Wert<br />
ansteigen. Dennoch sind<br />
sich die Forscher einig, dass<br />
dieser Faktor eine weitere<br />
Untersuchung wert ist und<br />
bei hyperinsulinämischen<br />
Pferden berücksichtigt werden<br />
sollte. Denn erhöhte<br />
Eisenspeicher seien ein<br />
Risikofaktor für die Insulinresistenz,<br />
was wiederum<br />
gefährlich für Cushing und<br />
Hufrehe ist.<br />
◆ www.ecirhorse.org<br />
Hormon verboten<br />
Pferde, die ab dem 1. Dezem<br />
ber 2<strong>01</strong>9 an Veranstaltungen<br />
der United States<br />
Equestrian Federation<br />
(USEF) teilnehmen, dürfen<br />
das synthetische Hormon<br />
Medroxyprogesteronacetat<br />
(MPA) nicht erhalten.<br />
Die USEF hatte das<br />
Hormon, das Sport stuten<br />
verabreicht wird, um die<br />
Rosse zu unter drücken,<br />
verboten, nachdem einige<br />
Todesfälle von Pferden<br />
aufgetreten waren.<br />
◆ www.usef.org<br />
1/2020<br />
91
PFERDE PRAXIS AKTUELL<br />
NOTIZEN<br />
Foto: YV-PHOTO-ART<br />
Für sein Bild „Ein Augenblick<br />
von Leben und Tod“ wurde<br />
Yongqing Bao als Naturfotograf<br />
des Jahres 2<strong>01</strong>9<br />
ausgezeichnet.<br />
Stil im Stall<br />
„Eine Marke von Reitern<br />
für Reitern“ haben die<br />
Schwestern Charlott und<br />
Johanna Schürmann unter<br />
dem Namen SAYA. gegründet.<br />
Die gepolsterten<br />
Helm- und Stiefeltaschen<br />
sollen Funktionalität<br />
und Design kombinieren,<br />
zukünftig sind noch<br />
weitere Accessoires für<br />
modebewusste Reiter<br />
geplant. Während Charlott<br />
selbst bis Grand Prix im<br />
Dressursattel erfolgreich<br />
ist, hat Schwester Johanna<br />
vor ihrem BWL-Studium<br />
das Schneiderhandwerk<br />
von der Pike auf gelernt.<br />
Erfahrungen haben die<br />
beiden Gründerinnen<br />
auch im eigenen Betrieb<br />
der Familie Schürmann<br />
gesammelt, der Kleidung<br />
für Menschen mit Behinderungen<br />
herstellt.<br />
◆ www.saya-shop.com<br />
Hippomanie<br />
Ställe, Pferdeschwemmen,<br />
Reitplätze<br />
– historische<br />
Schlossanlagen<br />
zeugen<br />
bis heute<br />
davon, dass<br />
der Umgang<br />
mit Pferden ein zentraler<br />
Bestandteil der höfischen<br />
Kultur war. Unter dem<br />
Titel „Hippomanie am<br />
Hofe“ hat die Stiftung<br />
Thüringer Schlösser und<br />
Gärten einen Sammelband<br />
veröffentlicht. Das<br />
Buch mit 240 Seiten kostet<br />
34,90 Euro. ◆ www.<br />
thueringerschloesser.de<br />
Fotos: University of Georgia<br />
Ganz nah dran<br />
FOTOGRAFIE Der Wettbewerb „Wildlife Photographer<br />
of the Year“ ist quasi die Weltmeisterschaft<br />
der Naturfotografen. Seit 1965 kürt das<br />
renommierte Natural History Museum in London<br />
die außergewöhnlichsten Bilder. Zum einen, um<br />
die Arbeit von Naturfotografen zu fördern, zum<br />
anderen um das öffentliche Interesse für den<br />
Tier- und Naturschutz zu stärken. Das Besondere:<br />
An dem Wettbewerb kann jeder teilnehmen,<br />
Profis und Amateure, gestandene und sehr junge<br />
Fotografen. Nach der feierlichen Preisverleihung<br />
Ende Oktober reisen die hundert ausgezeichneten<br />
Bilder als große Ausstellung um die ganze Welt.<br />
FORSCHUNG Vor 15 Jahren starteten Forscher<br />
den Versuch die vom Aussterben bedrohten<br />
Przewalski-Pferde in Tschernobyl anzusiedeln.<br />
Mit Erfolg, wie nun aktuelle Aufnahmen der<br />
University of Georgia beweisen. Kameras mit<br />
Bewegungsmeldern haben im weißrussischen Teil<br />
der Sperrzone mehr als 11.000 Fotos der seltenen<br />
Rasse aufgenommen. Diese zeigen auch: Die Tiere<br />
suchen Unterschlupf in verlassenen Gebäuden<br />
und kehren regelmäßig an diese Orte zurück,<br />
um dort zu schlafen oder sich fortzupflanzen.<br />
Die Deutschlandpremiere findet in diesem Jahr<br />
erneut im Westfälischen Pferdemuseum statt,<br />
wo die Ausstellung seit dem 30. November 2<strong>01</strong>9<br />
bis zum 5. April 2020 exklusiv in Nordrhein-<br />
Westfalen zu sehen ist. Gesamtsieger und „Wildlife<br />
Photographer of the Year 2<strong>01</strong>9“ wurde der Chinese<br />
Yongqing Bao für seine Action-Aufnahme mit<br />
dem Titel „Ein Augenblick von Leben und Tod“.<br />
Das Bild entstand im Hochland von Tibet und<br />
zeigt das spektakuläre Aufeinandertreffen eines<br />
Tibetfuchses mit einem Murmeltier. Kleiner Spoiler:<br />
Das Murmeltier zog am Ende den Kürzeren.<br />
◆ www.pferdemuseum.de<br />
Neue Heimat in der Sperrzone<br />
Die Przewaslki-Pferde scheinen sich in der<br />
Sperrzone von Tschernobyl wohl zu fühlen.<br />
In den Gebäuden suchen die Pferde Schutz.<br />
Ursprünglich waren 36 Tiere im ukrainischen<br />
Teil der menschenleeren Sperrzone ausgewildert<br />
worden, inzwischen hat sich die Herde verdoppelt.<br />
Die Forscher hoffen, dass sie zukünftig auch im<br />
ukrainischen Teil der Zone Kameras installieren<br />
dürfen, die insgesamt etwa so groß wie Luxemburg<br />
ist. Die Przewalski-Pferd galten lange als die<br />
letzten Wildpferde der Welt. Neue DNA-Tests<br />
haben allerdings ergeben, dass auch sie nur verwildert<br />
sind, ähnlich wie die Mustangs in den USA.<br />
Foto: Yongqing Bao<br />
92 1/2020
Foto: Presse<br />
Für Schönwetter-Reiter<br />
DIGITAL Der tollste<br />
Ausritt kann buchstäblich<br />
ins Wasser<br />
fallen, wenn sich ein<br />
Wolkenbruch über<br />
Reiter und Pferd<br />
entlädt. Abhilfe<br />
schafft wetteronline<br />
home, eine neue<br />
Ein Ausritt-Planer für den Reitstall.<br />
WLAN-Wetterstation.<br />
Einmal mit dem Internet verbunden, findet sie<br />
automatisch ihren Standort, kann aber auch auf Wunsch<br />
das Wetter jedes beliebigen Standorts in Deutschland und<br />
Österreich anzeigen. Auf der großen Wetter-radarkarte<br />
lassen sich die Bewegungen von Regenfronten, Wolken<br />
oder Sonnenschein beobachten. Dazu kommen eine<br />
aktuelle Wettervorhersage, Unwetter- und Sturmwarnungen.<br />
Auf Wunsch informiert die Wetterstation auch über<br />
Pollenflug, Windgeschwindigkeit oder Sonnenauf- und<br />
Sonnenuntergang. ◆ www.wetteronline.de<br />
TRADITION IM ALLTAG<br />
LITERATUR Jana Harder zählt zu den populärsten<br />
Pferdemalerinnen der Gegenwart. Dass die gebürtige<br />
Berlinerin nicht nur gut mit Stift und Pinsel<br />
umgehen kann, sondern auch mit der Fotokamera,<br />
beweist sie in ihrem neuen Bildband „Edle Pferde<br />
an der Dosse“. Auf fast 300 Seiten gewährt sie einen<br />
Blick hinter die Kulissen des traditionsreichen Brandenburgischen<br />
Haupt- und Landgestüts Neustadt<br />
(Dosse). Harder fängt herzerwärmende Momente<br />
genauso ein, wie Situationen, die den Betrachter<br />
schmunzeln lassen, aber auch die tägliche Arbeit im<br />
Gestüt zeigen. Der Bildband ist für 25 Euro unter<br />
www.freunde-neustaedter-gestuete.de oder info@<br />
neustaedter-gestuete.de erhältlich. Herausgeber ist<br />
der Verein der Freunde und Förderer des Brandenburgischen<br />
Haupt- und Landgestüts Neustadt<br />
(Dosse). ◆ www.harder-pferdebilder.de<br />
V 06<br />
St. Georg erscheint monatlich in der<br />
JAHR TOP SPECIAL VERLAG GMBH & CO. KG<br />
Troplowitzstraße 5, 22529 Hamburg<br />
IMPRESSUM<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Alexandra Jahr<br />
HERAUSGEBERIN<br />
Gabriele Pochhammer<br />
REDAKTION<br />
CHEFREDAKTEUR: Jan Tönjes<br />
REDAKTION: Gloria Alter, Laura Becker, Jana<br />
Herrmann, Alexandra Jahr, Gabriele Pochhammer,<br />
Kerstin Wackermann, Dominique<br />
Wehrmann<br />
MITARBEITER DIESER AUSGABE: Dr. Tanja<br />
Becker, Arnd Bronkhorst, Sabine Brose,<br />
Ulrike Beelitz, Janne Bugtrup, Tammo Ernst,<br />
Georg W. Fink, Karl-Heinz Frieler, Pauline<br />
von Hardenberg, Thomas Hartig, Tomas<br />
Holcbecher, Karsten Huck, Helle K. Kleven,<br />
Ludwiga von Korff, Dieter Kröhnert, Stefan<br />
Lafrentz, Otfried Lengwenat, Mirka Nilkens,<br />
Kerstin Niemann, Julia Rau, Jan Reumann,<br />
Bente Rudat, Petra Schlemm-Poellein,<br />
Barbara Schnell, Hubertus Schmidt,<br />
Maximilian Schreiner, Christiane Slawik,<br />
Frank Sorge, Jacques Toffi, Christian Weiss,<br />
Dr. Annette Wyrwoll<br />
INTERNET<br />
www.st-georg.de<br />
MARKETING/KOOPERATION<br />
Jellina Mey, Tel: 040 38906-152<br />
E-Mail: linda.weller@jahr-tsv.de<br />
PRODUKTION<br />
PRODUKTIONSMANAGEMENT:<br />
Hauke Rieffel (Ltg.), Ilja Badekow,<br />
Sybille Hagen, Andreas Meyer,<br />
LITHOGRAPHIE UND GRAFIK:<br />
Gass Medienservice, Hamburg<br />
DRUCK: NEEF+STUMME GmbH, Schillerstr. 2,<br />
29378 Wittingen<br />
VERTRIEB<br />
DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH,<br />
Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg,<br />
www.dpv.de<br />
VERKAUFSPREIS EINZELHEFT: 5,50 €<br />
Die Auslieferung in Österreich erfolgt<br />
durch die Firma Morawa & Co., Presse<br />
Großvertrieb, Wollzeile 11, A-1<strong>01</strong>1 Wien,<br />
Telefon: Österreich 0222 51562, Fax:<br />
0222 5125778<br />
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© St.GEORG, soweit nicht anders<br />
angegeben. Keine Haftung für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte, Bilder, Dateien<br />
und Datenträger. Kürzung und Bearbeitung<br />
von Beiträgen und Leserbriefen bleiben<br />
vorbehalten.<br />
ISSN 0944-5854<br />
Zuschriften und Bilder können ohne<br />
ausdrücklichen Vorbehalt veröffentlicht<br />
werden.<br />
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Annalena Lüder, Tel: 040 38906-472<br />
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Nr. 62 vom 1. Januar 2<strong>01</strong>9<br />
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Reiterlichen Vereinigung (FN) gilt der<br />
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DIE<br />
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DES LEBENS.<br />
aktuell<br />
www.jahr-tsv.de
PFERDE PRAXIS<br />
RATGEBER<br />
Kombi – Passat Alltrack –<br />
oder …<br />
… doch ein SUV wie der<br />
Touareg?<br />
Kombi oder SUV?<br />
Welches ist das bessere Reiterauto, der Kombi oder der SUV?<br />
Im PRAXISTEST haben wir zwei Modelle verglichen<br />
Autos sind ein bisschen wie<br />
Pferde, nicht nur weil ihre<br />
Leistung in Pferdestärken<br />
gemessen wird. Man mag sie in<br />
allen Formen und Farben. Alles<br />
eine Frage der Geschmackssache.<br />
Für den St.GEORG-Test<br />
haben mehrere Reiterinnen und<br />
Reiter einen SUV, den Touareg<br />
3,0 l V6 TDI SCR 4MOTION,<br />
und einen Kombi, den Passat<br />
Alltrack 2,0 l TSI OPF 4MOTI-<br />
ON, im Dauereinsatz getestet.<br />
Was brauchen Pferdeleute?<br />
So viel schon mal vorab: Die<br />
Geschichte mit den unterschiedlichen<br />
Geschmäckern<br />
bewahrheitete sich auch hier.<br />
Jeder hat so seine Schwerpunkte.<br />
So wurde geguckt, wie viel<br />
Stauraum die Autos haben – mit<br />
Pferde utensilien, auf Reisen und<br />
bei Turnierstarts – aber auch<br />
im Alltag. Die berühmte Kiste<br />
Mineralwasser, der Einkauf …<br />
Wie kommt man mit dem<br />
Auto im Stadtverkehr zurecht?<br />
Wie verhält es sich auf<br />
der Autobahn? Komfort im<br />
Innenbereich, die Bedienbarkeit,<br />
auch und gerade beim<br />
Anhängen waren weitere<br />
Kriterien. Schlussendlich stand<br />
über allem sobald man mit<br />
Pferdeanhänger und Ladung<br />
unterwegs war die Frage: Was<br />
sagen unsere vierbeinigen Testkandidaten?<br />
Bei allen Fahrten<br />
standen die Pferde ruhig.<br />
DER VERGLEICH<br />
Erster Eindruck beim Passat<br />
Alltrack 2,0 l TSI OPF 4MOTI-<br />
ON: Irgendwie wie ein Passat,<br />
aber irgendwie auch anders.<br />
Vor allem die Einstiegshöhe<br />
unterscheidet sich. Wobei sie im<br />
Vergleich zum Touareg immer<br />
noch deutlich niedriger ist.<br />
Trotzdem sitzt man höher als im<br />
Standard-Kombi. Das ist komfortabel,<br />
gerade bei längeren<br />
Fahrten auf der Autobahn. Man<br />
hat mehr Überblick. Diesbezüglich<br />
bietet der Touareg aufgrund<br />
seiner Dimensionen noch mehr<br />
– der Punkt geht an den SUV.<br />
Wobei das Einsteigen auf die<br />
Hinterbank des Touareg mit<br />
einer noch größeren Hintertür<br />
vermutlich noch etwas angenehmer<br />
wäre.<br />
Schlüssel rein und los – das war<br />
gestern. Also den Startknopf<br />
gedrückt und angefahren. Im<br />
Alltrack findet man sich als Otto<br />
bzw. Ottilie Normalautofahrer<br />
auf Anhieb gut zurecht. Der<br />
Touareg mit seinem gewölbten<br />
Display hat etwas von Heimkino<br />
und es braucht etwas Zeit, bis<br />
man die Orientierung hat. Diese<br />
Version des Touareg wartete<br />
mit vielen raffinierten Ideen<br />
im Innenraum auf: beheizbare<br />
Rücksitze, Massageprogramm<br />
für Fahrer und Beifahrer<br />
und eine LED-Ambiente-<br />
Innenbeleuchtung. Letztere ist<br />
gewöhnungsbedürftig, gerade<br />
beim Blick in die Außenspiegel<br />
kann sie, je nach selbstgewählter<br />
Farbe, etwas blenden.<br />
Akustisch gab es für beide<br />
Modelle ein „Daumen hoch“.<br />
Das Innengeräusch war selbst<br />
im Kombi eher ein Surren, trotz<br />
des zur Ladefläche hin offenen<br />
Innenraums – unentschieden.<br />
Die PS-starken Modelle, die<br />
zum Test zur Verfügung standen,<br />
waren beide spritzig. Den<br />
mit zwei großen Pferden beladenen<br />
Anhänger spürte man<br />
zwar, ein Problem war das aber<br />
für die beiden Autos nicht. Beim<br />
Anhängen zeigte sich, dass der<br />
hohe Radstand des Alltrack mit<br />
älteren Anhängern ein Problem<br />
hat. Die Deichseln mussten bis<br />
zum Anschlag hochgekurbelt<br />
werden. Dann erst fanden<br />
Kugelkupplung und Kopf der<br />
Anhängerkupplung zusammen.<br />
Der Blick in die Gebrauchsanweisung<br />
zeigte aber: Der Wagen<br />
lässt sich hinten absenken,<br />
dann passt zusammen, was<br />
94 1/2020
zusammengehört. Der Touareg,<br />
deutlich höher in allem, lässt sich<br />
sowieso einfach absenken. Und<br />
wenn wir gerade im hinteren Bereich<br />
sind: Der Alltrack erschien<br />
uns etwas geräumiger als der<br />
Touareg in Sachen Kofferraum,<br />
ein Plus für den Kombi.<br />
RICHTIG REISEN REICHT<br />
Insgesamt war der Alltrack etwas<br />
sportlicher gefedert, es gab beim<br />
Fahren mehr Feedback vom<br />
Straßenbelag als beim SUV. Auch<br />
dies eine Frage der Einstellung.<br />
Die lässt sich beim Touareg<br />
bequem per Drehknopf an der<br />
Mittelkonsole verändern, „Sport“<br />
für die, die es etwas härter mögen.<br />
Für den Pferdetransport war<br />
das nicht unser Favorit.<br />
Insgesamt war das Fahren<br />
trotz Anhänger und Pferden<br />
eher ein Gleiten. Der Alltrack<br />
war gut, der Touareg ein Traum.<br />
Hier hatte der SUV die Nase<br />
vorn.<br />
In Sachen Wendekreis<br />
machen sich die Unterschiede<br />
weniger beim Rangieren im<br />
Pferdebereich bemerkbar. Aber<br />
Hamburgs Parkhäuser mit<br />
ihren engen Kurven sind konzipiert<br />
worden, als noch niemand<br />
wusste, dass man Geländewagen<br />
für die Verwendung in<br />
der Innenstadt zu bauen hat.<br />
Punkt für den Alltrack. Wobei<br />
sich der Wendekreis der beiden<br />
Testwagen um gerade einmal 50<br />
Zentimeter unterscheid. Aber<br />
ein halber Meter macht schon<br />
etwas aus, gerade im Parkhaus.<br />
Der Anhängerrangierassistent<br />
„Trailer Assist“ und auch die<br />
Einparkhilfe sind gewöhungsbedürftig.<br />
Aber hat man sich<br />
erst einmal „eingefuchst“, leisten<br />
sie wertvolle Dienste. Die<br />
Rückfahrkamera des Touareg<br />
will man schnell nicht mehr<br />
missen.<br />
FAZIT<br />
Kein Sieger, aber beileibe auch<br />
kein Verlierer. Wie gesagt, es ist<br />
eine Geschmacksfrage. Wie mit<br />
den Pferden. Der eine mag den<br />
kompakten Kraftprotz, der andere<br />
bevorzugt die etwas leichtere<br />
Version mit längeren Linien. Wer<br />
aber durch wirklich tiefe Böden,<br />
Wasser und Schlamm fahren<br />
muss, ist mit dem Touareg besser<br />
bedient.<br />
Aber wer will das schon …? JT<br />
Der Passat Alltrack hat<br />
viel Platz. Selbst wenn<br />
das Equipment für zwei<br />
Pferde verstaut ist, könnte<br />
man auch noch den<br />
Wochenendeinkauf für<br />
die fünfköpfige Familie<br />
unterbringen.<br />
DER KOMBI<br />
PASSAT ALLTRACK 2,0 L TSI OPF 4MOTION*<br />
Fotos: st-georg.de, Volkswagen AG<br />
Grundpreis<br />
49.925 Euro<br />
Außenmaße<br />
4,78 x 1,85 x 1,52 m<br />
Kofferraumvolumen<br />
639 bis 1769 l<br />
Hubraum/Motor<br />
1.984 cm³ / 4 Zylinder<br />
Leistung<br />
200 kW<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
250 km/h<br />
Verbrauch (kombiniert)<br />
7,1 l/100 km<br />
Zul. Anhängelast gebremst bei 12% 2.200 kg<br />
*Herstellerangaben<br />
DER SUV<br />
Touareg – tolles<br />
Turnierauto!<br />
TOUAREG 3,0 L V6 TDI SCR 4MOTION*<br />
Multimedia dominiert das<br />
Cockpit des Touareg.<br />
Grundpreis<br />
57.975 Euro<br />
Außenmaße<br />
4,88 x 1,98 x 1,72 m<br />
Kofferraumvolumen<br />
810 bis 1800 l<br />
Hubraum/Motor<br />
2967 cm³<br />
Leistung<br />
170 kW<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
218 km/h<br />
Verbrauch (kombiniert)<br />
6,6 l/100 km<br />
Zul. Anhängelast gebremst bei 12% 3.500 kg<br />
*Herstellerangaben
PFERDE PRAXIS<br />
TIPPS & TRENDS<br />
„Schneeflöckchen,<br />
TIPPS &<br />
TRENDS<br />
VOLLE MÖHRE!<br />
Ob Karotte, Möhre, Mohrrübe,<br />
Riebli oder Wurzel – ganz egal, wie<br />
man es nennt: Zu dem knackigen<br />
Gemüse sagt eigentlich kein Pferd<br />
nein. Daher gibt es ab Dezember<br />
von LEXA Pferdefutter ein neues<br />
Karotten Mash, das mit Rote Beete<br />
verfeinert wird und für Abwechslung<br />
im Trog sorgen soll. Komplett<br />
getreide frei und zuckerarm, ist das<br />
Mash für alle Pferde schmackhaft<br />
und leicht bekömmlich. Der 15<br />
Kilogramm-Sack kostet 26,20 Euro.<br />
◆ www.lexa-pferdefutter.de<br />
GUT KOMBINIERT<br />
Sattelzeug putzen gehört für viele Reiter nicht<br />
unbedingt zu ihren Lieblingsbeschäftigungen<br />
– umso besser, wenn es schnell geht! Das<br />
neue Leder Ruck Zuck von leovet kombiniert<br />
Sattelseife und Lederfett und ermöglicht so<br />
eine effektive und einfache Lederpflege, frei<br />
von Mineralölen. Das Leder wird aufgefrischt,<br />
geschützt und erhält einen natürlichen Glanz.<br />
Die 250 Milliliter Sprühflasche kostet im<br />
Reitsport-Fachhandel 7,95 Euro.<br />
◆ www.leovet.de<br />
Hallo Winter!<br />
Weißröckchen, wann kommst du geschneit? Ist<br />
mir doch egal, denn ich bin gefeit!“ So oder so ähnlich könnte der<br />
Slogan zum neuen Parka Alania aus der PIKEUR Prime Kollektion<br />
lauten. Wind- und wasserdicht sowie mit einer wärmenden Fütterung<br />
in Rumpf und Ärmeln versehen, hält der Mantel zuverlässig<br />
warm. Die Kapuze mit Faux Fur-Rand ist abnehmbar, eine innenliegende<br />
Kordel an der Taille sorgt für eine gute Passform. In glänzendem<br />
Nightblue und den Größen 34 bis 46 verfügbar, kostet der<br />
Parka 349,95 Euro. ◆ www.pikeur-shop.de<br />
wohlig-warm<br />
Sich warm einkuscheln kann<br />
sich Pferd mit der THERMO<br />
Master Winter-Stalldecke<br />
Angoon von Krämer. Die<br />
atmungsaktive Stalldecke<br />
im klassischen Karomuster<br />
eignet sich dank 300 Gramm<br />
Füllung gut für eisige Tage.<br />
Ein wärmender Fleecekragen<br />
und das glatte Innenfutter<br />
sollen zusätzlich Komfort<br />
bieten. Die Stalldecke ist in<br />
den Größen 125 bis 165 Zentimeter<br />
für 84,90 Euro erhältlich.<br />
◆ www.kraemer.de<br />
Ganz schön geschützt<br />
Optimaler Schutz für die empfindlichen Pferdebeine, so lautet<br />
das Versprechen der Leder-Gamaschen Vermont von Hillbury. Da<br />
auch die Außenseite des Fesselgelenks nicht komplett eingeschlossen<br />
wird, bieten die anschmiegsamen Gamaschen viel<br />
Bewegungsfreiheit. Das echte Lammfell ist temperaturausgleichend,<br />
besitzt eine hohe Selbstreinigungskraft sowie medizinische<br />
Eigenschaften. Die Gamaschen<br />
eignen sich für alle Disziplinen,<br />
sind für Vollblüter und Warmblüter<br />
in den Farben Schwarz<br />
oder Havanna erhältlich und<br />
kosten pro Paar 99 Euro.<br />
◆ www.hillbury.de<br />
96 1/2020
AUF DEN<br />
KNOTEN<br />
GEKOMMEN …<br />
… ist PFIFF mit dem neuen<br />
Knotenhalfter-Set. Bestehend<br />
aus einem aufwendig gearbeiteten<br />
Knotenhalfter und einem<br />
farblich darauf abgestimmten, vier<br />
Meter langen Seil mit Karabinerhaken,<br />
eignet sich das Set bestens<br />
für die Bodenarbeit. Das Halfter<br />
aus Polypropylen ist variabel verstellbar und passt somit auf alle<br />
Pferdeköpfe. Erhältlich ist das Set in den Farben blau-grün, blaupink,<br />
grau-orange und den Größen Shetty, Pony, Cob, Full oder<br />
XFull für 18,95 Euro. ◆ www.pfiff.com<br />
VOLL IM FLOW<br />
Wer bei der Bewässerung seiner Reitböden nachhaltig agieren<br />
möchte, kann auf AquaFlow von der PHG International GmbH<br />
setzen. Das Reitplatzsystem verwendet überschüssiges Wasser<br />
(z. B. Regen) wieder, ist wartungsarm und kann je nach Wunsch<br />
manuell oder vollautomatisch betrieben werden. Praktisch ist auch<br />
die Reinigungsfunktion: Der Platz flutet sich, befördert so den<br />
Dreck an die Oberfläche und lässt den Sand dann durch Ablassen<br />
des Wassers wieder auf eine ebene Fläche absinken. Ab 19 Euro<br />
pro Quadratmeter. ◆ www.phg-international.com<br />
HEIZUNG FÜR DIE HÄNDE<br />
„Kalte Finger ade!“ heißt es mit den beheizbaren Reithandschuhen<br />
Thermo-Gloves, die über Loesdau erhältlich sind. Ohne Kabel,<br />
dafür mit einem austauschbaren Akku versehen, wärmen die<br />
Handschuhe bis zu fünf Stunden. Dank dreistufiger Temperatureinstellung<br />
und dünnem, elastischen<br />
Material eignen sie<br />
sich sowohl für drinnen,<br />
als auch für draußen.<br />
Inklusive Adapter, Y-Kabel,<br />
zwei Akkus und praktischer<br />
Tragetasche kostet das Paar<br />
129 Euro. ◆ www.loesdau.de<br />
Für<br />
Warmduscher<br />
GEWINN-<br />
SPIEL<br />
Auch die kalte Jahreszeit schützt nicht vor<br />
Schweiß und Schmutz. Wer seinem Pferd im<br />
Winter etwas Gutes tun möchte, kann auf NAF<br />
Warming Wash zurückgreifen. Wir verlosen zehn<br />
Flaschen: www.st-georg.de/gewinn/warmingwash.<br />
Dank Ingwer und Salbei hat das Shampoo<br />
einen reinigenden und wärmenden Effekt und<br />
muss zudem nicht ausgespült werden. Einfach<br />
einige Tropfen in warmes Wasser geben und mit<br />
dem Schwamm verteilen – fertig! 500 Milliliter<br />
kosten 14,95 Euro. ◆ www.naf-equine.eu<br />
Langeweile-Killer<br />
Für mehr Schwung<br />
im Stallalltag möchte<br />
der neue Mühldorfer<br />
HeuGaudi sorgen. Wobei<br />
das mit dem Schwung<br />
durchaus wörtlich zu<br />
nehmen ist, denn der<br />
getreidefreie Knabberspaß<br />
in den Geschmacksrichtungen<br />
Karotte, Apfel<br />
oder Natur soll am besten<br />
freischwingend aufgehängt<br />
werden. Reich an Pflanzenfasern, mit 100 Prozent natürlichen<br />
Zutaten und ohne zugesetzten Zucker oder Melasse, können auch<br />
stoffwechselempfindliche Pferde ihren Spaß haben. Den HeuGaudi<br />
gibt‘s für 12,90 Euro, das Aufhängeseil für 6,90 Euro.<br />
◆ www.muehldorfer-pferdefutter.de<br />
GUTES KLIMA IM STALL<br />
Beim Stallbau müssen<br />
individuelle<br />
Wünsche, Bauvorschriften<br />
sowie die<br />
Bedürfnisse von<br />
Mensch und Pferd<br />
unter einen Hut<br />
gebracht werden.<br />
Architektonisch<br />
ansprechende<br />
Lösungen, von der<br />
ersten Beratung bis hin zur Montage, bietet Römmelt Hallenbau.<br />
Da der Trend immer mehr zu natürlicheren und artgerechten<br />
Pferdestallungen geht, setzt Römmelt auf Licht- und Luftfirste<br />
sowie Vollholzdecken oder -wände für ein helles und angenehmes<br />
Stallklima. ◆ www.roemmelt-hallenbau.de<br />
1/2020<br />
97
FÜR JUNGE PFERDEFANS!<br />
HALLO<br />
GEORGIE-LESER!<br />
Bei uns in der St.GEORG-<br />
Redaktion haben wir oft<br />
Schülerpraktikanten, die<br />
in den Beruf als Journalist<br />
einmal hineinschnuppern<br />
wollen. Das hat dieses<br />
Jahr auch Anna aus<br />
Hamburg getan. Allerdings<br />
war es mit Anna<br />
ein bisschen anders als<br />
sonst, denn sie ist gehörlos.<br />
Das hindert sie aber<br />
zum Beispiel nicht daran,<br />
ihre Reitabzeichen zu<br />
machen. Anna ist leidenschaftliche<br />
Reiterin und<br />
hat ihre Geschichte mit<br />
den Pferden für euch aufgeschrieben.<br />
Außerdem<br />
könnt ihr im Treffpunkt<br />
einen tierisch schicken<br />
Reithelm gewinnen!<br />
EURE JANA<br />
Anna und die Pferde<br />
Moin ihr alle! Ich bin<br />
Anna, gerade 14 Jahre<br />
alt geworden und gehe<br />
in die neunte Klasse einer<br />
Gehörlosenschule in Hamburg.<br />
Schon mit sechs Monaten<br />
durfte ich das erste Mal auf<br />
dem Pferderücken sitzen. Kein<br />
Wunder, ich komme aus einer<br />
richtigen Pferdefamilie: Mein<br />
Urgroßvater züchtete Holsteiner<br />
und besaß einige Zuchtstuten.<br />
Auch mein Großonkel,<br />
meine Oma und meine Mutter<br />
hatten immer Pferde und<br />
Ponys. Da war zum Beispiel<br />
Pünktchen, ein Appaloosa-Knabstrupper<br />
Mix,<br />
braun auf weiß gepunktet.<br />
Er war das Lieblingspferd<br />
meiner Mutter und unser<br />
letztes eigenes Pferd, ist<br />
aber leider schon vor einigen<br />
Jahren gestorben.<br />
Mit vier Jahren fing ich an<br />
das Reiten zu lernen und zu<br />
lieben. Als ich zum ersten<br />
Mal den Stall betrat, sah ich<br />
direkt ein kleines Schimmelpony.<br />
Ich schaute es an – und<br />
das Pony erwiderte meinen<br />
Blick. Es starrte mich rich-<br />
Pony Lanthano<br />
hat Anna ganz<br />
besonders ins Herz<br />
geschlossen.<br />
Anna liebt Pferde, reitet seit vielen Jahren und hat dieses Jahr beim St.GEORG<br />
ein Schülerpraktikum gemacht. Das war auch für uns eine spannende Erfahrung,<br />
denn Anna ist seit ihrer Geburt gehörlos. Wie Annas Alltag mit den<br />
Pferden so aussieht? Gar nicht so anders!<br />
Anna und<br />
ihre Mutter<br />
auf Pünktchen<br />
im<br />
Jahr 2007.<br />
98 1/2020
Anna beim Reitabzeichen-Lehrgang auf dem Hof von Kai Rüder.<br />
tig an. Vielleicht war das so,<br />
weil ich nicht hören kann.<br />
Ich denke, das Pony hat das<br />
irgendwie gespürt. Auch meine<br />
Reitlehrerinnen wussten erst<br />
einmal nicht, wie sie mit mir<br />
kommunizieren sollen. Das war<br />
aber normal für mich, diese<br />
Situation kannte ich schon.<br />
Zum Glück wusste ich schon<br />
einiges aus Büchern, zum Beispiel<br />
wie man ein Pferd putzt<br />
oder führt. Aber natürlich war<br />
ich noch lange nicht perfekt –<br />
alles kann man aus Büchern<br />
dann doch nicht lernen. Ihr<br />
fragt euch vielleicht, wie mein<br />
Reitunterricht funktioniert?<br />
Ganz einfach: Meine Reitlehrerinnen<br />
geben mir Anweisungen<br />
per Handzeichen. Zeigefinger<br />
nach oben heißt zum Beispiel<br />
Schritt, zwei Finger hoch heißt<br />
Trab usw. … Wenn meine<br />
Reitlehrerinnen mich korrigieren<br />
wollen, machen sie das per<br />
Zeichen- oder Körpersprache.<br />
Kompliziertere Dinge schreiben<br />
Sie auf ein Notizblatt. So<br />
brauche ich bei den Reitstunden<br />
keinen Dolmetscher.<br />
Besondere Pferde<br />
Eines Tages kam ein neues<br />
Pony in den Stall, das nur ein<br />
Auge hatte. Es war Freundschaft<br />
auf den ersten Blick<br />
zwischen uns beiden. Der<br />
Wallach war anfangs sehr<br />
ängstlich, aber dann durfte ich<br />
ihn auch mal reiten. Und siehe<br />
da: Es klappte gut! Ich hatte<br />
nur ein bisschen Probleme mit<br />
dem Zaun, weil das Pony nicht<br />
auf beiden Seiten sehen konnte.<br />
Deswegen fürchtete es sich<br />
auch etwas vor den anderen<br />
Die Zeit mit den Pferden genießt<br />
Anna sehr!<br />
Ponys. Außerdem<br />
war der Wallach etwas hellhöriger<br />
und erschreckte sich bei<br />
jedem Geräusch. Eine sehr neue<br />
Erfahrung für mich, denn ich<br />
konnte all diese Geräusche ja<br />
selbst nicht hören.<br />
Ich bin in meinem Reitverein<br />
schon ziemlich viele verschiedene<br />
Pferde geritten. Manche<br />
von ihnen waren ganz anders,<br />
als ich es mir vorher ausgemalt<br />
hatte. Wie etwa eine Haflingerstute,<br />
die viel schneller<br />
lief, als ich es erwartet hatte<br />
und kaum zu bremsen war.<br />
Und dann kam mein geliebter<br />
Lanthano: Ein Norweger-Mix<br />
mit einem wunderhübschen<br />
Streifen auf dem Rücken, dem<br />
sogenannten Aalstrich. Lanthano<br />
stand schon eine ganze<br />
Weile in unserem Reitstall, ich<br />
hatte ihn aber bisher kaum beachtet.<br />
Eines Sommers bin ich<br />
dann aber doch einmal auf ihm<br />
geritten. Die Reitlehrerin veranstaltete<br />
kleine Wettspiele mit<br />
unserer Gruppe. Auch eines,<br />
bei dem mit Wasser gefüllte<br />
Plastikbecher mit dem Mund<br />
im Schritt oder Trab von der<br />
Bande eingesammelt werden<br />
mussten. Alle von meinen Mitreiterinnen<br />
schafften diese Aufgabe.<br />
Als ich dran war, trabte<br />
ich mit Lanthano los. Und siehe<br />
da: Gemeinsam gelang es uns,<br />
alle Becher einzusammeln und<br />
den Becher im Mund – heil und<br />
noch voll Wasser – ins Ziel zu<br />
bringen. Als ich über die Ziellinie<br />
trabte und dann anhielt,<br />
rutschte ich langsam aus dem<br />
Sattel und musste lachen. Das<br />
war eine sehr witzige Erfahrung.<br />
Und sie hat Lanthano<br />
und mich richtig zusammengeschweißt!<br />
Meine Reitlehrerin<br />
wusste, dass ich von da an<br />
eigentlich nur noch auf ihm<br />
im Unterricht reiten wollte.<br />
Lanthano gab mir immer ein<br />
unbeschreibliches und sicheres<br />
Gefühl. Wir waren eins. Inzwischen<br />
bin ich in einen anderen<br />
Reitverein gewechselt und reite<br />
ihn leider seit über einem Jahr<br />
nicht mehr.<br />
Mission Reitabzeichen<br />
Irgendwann fühlte ich mich auf<br />
dem Pferd auch sicher genug,<br />
um die Reitabzeichen (RA)<br />
in Angriff zu nehmen. In<br />
den letzten Jahren habe ich<br />
das RA 9, 8 und 7 abgelegt<br />
– mit Erfolg. In den<br />
Frühjahrsferien wollte ich<br />
dann mein RA 6 schaffen.<br />
Dafür habe ich einen<br />
viertägigen Lehrgang auf<br />
dem Gestüt von Vielseitigkeitsreiter<br />
Kai Rüder auf<br />
der Insel Fehmarn gemacht,<br />
um gut vorbereitet zu<br />
sein. Ich habe mit meinem<br />
Prüfungspferd Dressur<br />
geübt, bin gesprungen und<br />
Fotos: privat<br />
am Strand ausgeritten, um<br />
Vertrauen aufzubauen. Zuerst<br />
hatte ich die Theorieprüfung.<br />
Dort musste ich zum Beispiel<br />
die einzelnen Teile der Trense<br />
richtig benennen können – und<br />
das ist mir auch gelungen! Die<br />
Fragen in der Theorieprüfung<br />
habe ich schriftlich oder durch<br />
Zeigen beantwortet.<br />
Der Prüfungstag war einmalig:<br />
Ich musste nicht nur<br />
eine Dressuraufgabe reiten,<br />
sondern auch über ein Cavaletti<br />
springen. Das hatte ich in<br />
meinem ganzen Leben vorher<br />
vielleicht fünf Stunden trainiert,<br />
wenn überhaupt. Mein<br />
Herz ist fast stehengeblieben,<br />
als ich das Hindernis für die<br />
Prüfung sah. Weil ich ein<br />
großes Pferd geritten bin, war<br />
es ziemlich hoch. Ich versuchte<br />
trotzdem cool zu bleiben, aber<br />
innerlich war ich so nervös,<br />
dass ich den Sprung beim<br />
ersten Versuch vermasselte.<br />
Meine Beine haben so gezittert!<br />
Dank Kai Rüder durfte ich es<br />
aber noch einmal versuchen.<br />
Und was soll ich sagen? Ich bin<br />
echt drüber gesprungen! Ob<br />
der Sprung besonders gut war,<br />
weiß ich nicht. Aber diesen<br />
Moment werde ich auf jeden<br />
Fall für immer in Erinnerung<br />
behalten! Das Wichtigste: Ich<br />
habe tatsächlich mein Reitabzeichen<br />
bestanden. Und darauf<br />
bin ich wirklich unbeschreiblich<br />
gigantisch stolz. Mit der<br />
Urkunde für das RA 6 in der<br />
Tasche, freue ich mich jetzt auf<br />
meine nächsten Abenteuer mit<br />
den Pferden. Anna Deul<br />
In diesem<br />
Jahr hat<br />
Anna ihr<br />
Reitabzeichen<br />
6<br />
geschafft.<br />
1/2020<br />
99
Foto: Leipziger Messe/Schulze<br />
? ??<br />
Wisst ihr eigentlich …<br />
Alles rund<br />
ums Pferd<br />
GEWINNSPIEL<br />
Schreibt das Lösungswort auf<br />
eine Post karte und schickt<br />
diese an:<br />
Jahr Top Special Verlag,<br />
Re da k tion St.GEORG,<br />
Stichwort: GEORGIE-Rätsel,<br />
Troplowitzstr. 5,<br />
22529 Hamburg.<br />
Oder noch besser: Malt oder<br />
fotografiert die Lösung.<br />
Eure Bilder könnt ihr entweder<br />
per Post an die obige Adresse<br />
schicken oder per e-mail an:<br />
georgie@st-georg.de<br />
Einsendeschluss:<br />
15. Januar 2020<br />
Das Lösungswort aus<br />
Georgie 11/2<strong>01</strong>9: STEIGEN.<br />
Die tollen Pflegeprodukte von<br />
Soulhorse loves Bense & Eicke<br />
hat gewonnen: Felicitas Frühling.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
GEORGIE<br />
TIPP<br />
Der Wilde Westen, Stallführungen, eine<br />
Selfie-Station und viele andere tolle Attraktionen<br />
warten bei der PARTNER PFERD in<br />
Leipzig auf euch! Vom 16. bis 19. Januar<br />
2020 geht es auf der Messe nicht nur um<br />
Shopping, Sport und Show, sondern es wird<br />
auch wieder eine große Kinder-Erlebniswelt<br />
geben. Dort könnt ihr euch unter anderem<br />
schminken lassen, ein Steckenpferd basteln<br />
oder gemeinsam mit einem Sattlermeister<br />
Lederanhänger anfertigen. Und natürlich<br />
gibt es auch Gelegenheit zum Ponyreiten,<br />
striegeln und Mähne flechten! Alle Infos<br />
findet ihr hier: www.partner-pferd.de<br />
Von mir hat jedes Pferd ganz viele, deswegen ist meine Bezeichnung in der<br />
Mehrzahl gesucht. Wir wachsen vor allem am Pferdemaul und sorgen<br />
dafür, dass Pferde nicht aus Versehen etwas falsches fressen.<br />
LÖSUNG:<br />
Wenn ein Pferd sich beim Angurten wehrt und<br />
die Ohren anlegt, hat es Sattelzwang.<br />
… was Sattelzwang ist?<br />
Sattel rauf und los? Manchmal ist das<br />
nicht ganz so einfach! Zum Beispiel<br />
dann, wenn ein Pferd unter Sattelzwang<br />
leidet. Die Anzeichen dafür sind meist<br />
deutlich: Das Pferd legt beim Satteln<br />
die Ohren an, will nach dem Sattel<br />
oder dem Reiter beißen oder wird<br />
panisch. Bei manchen Pferden ist<br />
der Sattelzwang so schlimm, dass sie<br />
steigen, austreten oder sich hinschmeißen<br />
wollen. Die Ursachen sind ganz<br />
unterschiedlich, oft ist aber ein unpassender<br />
Sattel der Auslöser. Sattelzwang<br />
entsteht vor allem, wenn das Pferd<br />
im Bereich der Sattel- oder Gurtlage<br />
Schmerzen hat. Das Pferd erinnert sich<br />
dann immer wieder an dieses unangenehme<br />
Gefühl. Daher ist es nicht nur<br />
wichtig, dass der Sattel richtig passt,<br />
sondern man sollte beim Satteln auch<br />
vorsichtig vorgehen und den Gurt langsam<br />
nach und nach anziehen.<br />
➜ Ihr habt auch eine dringende Frage zum<br />
Thema Pferd? Dann schickt sie uns doch<br />
per E-Mail an: georgie@st-georg.de<br />
Was bin ich?<br />
Foto: www.galoppfoto.de<br />
Der Gewinn: Wow,<br />
dieser Reithelm ist<br />
wirklich tierisch<br />
schick! Wir<br />
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diesmal den uvex exxential<br />
mit Zebraprint in der Farbe<br />
black mat. Der Helm ist<br />
ganz leicht, gut belüftet,<br />
größenverstellbar und für<br />
Freizeit oder Turnier super geeignet. Bitte gebt<br />
unbedingt eure Größe an: XXXS–S (52–55 Zentimeter),<br />
S–M (55–57 Zentimeter) oder M–L (57–59<br />
Zentimeter). www.uvex-sports.com<br />
Foto: Kathmann<br />
100 1/2020
Treffpunkt<br />
Habt ihr einen tollen Ausritt im<br />
Schnee gemacht? Oder zeichnet<br />
ihr gerne euer Lieblingspony?<br />
Dann schickt uns eure Bilder an:<br />
Redaktion St.GEORG,<br />
Troplowitzstr. 5,<br />
22529 Hamburg<br />
oder per E-Mail an:<br />
georgie@st-georg.de<br />
Felicitas hat das<br />
November-Lösungswort<br />
„Steigen“ gemalt …<br />
Steckbrief<br />
Julie Sofie Schmitz-Heinen<br />
und Carlos beim Bundesnachwuchschampionat<br />
der Ponydressurreiter<br />
2<strong>01</strong>9.<br />
Fotos: Grömping/Equitaris<br />
… genauso wie Mara.<br />
Name: Julie Sofie Schmitz-<br />
Heinen (12 Jahre)<br />
Disziplin: Dressur<br />
Lorena (6 Jahre) und ihr<br />
bester Freund Akito<br />
(19 Jahre). Wenn Lorena<br />
mal groß ist, möchte sie<br />
„Pferdeflüsterin“<br />
werden.<br />
Aus dem Ponyalltag<br />
Welsh-Pony Josie hat ein ziemlich<br />
abwechslungsreiches Ponyleben – und<br />
davon erzählt sie nun in ihrem eigenen<br />
Buch. Darin lernt man, wie Josie lebt,<br />
was sie besonders gerne mag und wovor<br />
sie ein bisschen Angst hat. Kleine<br />
Pferdefans erfahren alles über die<br />
Pferdepflege, das Satteln und Trensen<br />
und die Dressurstunde. Und warum<br />
qualmt es eigentlich, wenn der Hufschmied<br />
da ist? Josie weiß es!<br />
Verena Prym, Elisa Sieg: Josie und<br />
das Ponyleben, FNverlag, November<br />
2<strong>01</strong>9, 72 Seiten, ab 5 Jahren, 15 Euro<br />
Buchtipps<br />
Familiengeschichte<br />
Ein Brief stellt das Leben der 17-jährigen Sophia<br />
völlig auf den Kopf: Ihr Vater, der angeblich im<br />
Ausland lebte, hat in Wahrheit ein traumhaftes<br />
Gestüt auf Rügen geleitet … und es Sophia<br />
vererbt. Ein Besuch auf dem Gestüt Rosencarree,<br />
das Zusammentreffen mit ihrem Großvater sowie<br />
ein magischer Moment mit der besonderen Stute<br />
Finja und es ist klar: Sophia will auf Rosencarree<br />
bleiben. Doch warum will ihre Mutter alles verbieten,<br />
was Sophia glücklich macht?<br />
Antje Szillat: Lass frei, was du liebst, Kosmos Verlag,<br />
Oktober 2<strong>01</strong>9, 304 Seiten, ab 12 Jahren, 14,99 Euro<br />
Reiterliche Laufbahn:<br />
Julie kommt aus einer richtigen<br />
Pferdefamilie, ihre Eltern haben<br />
einen eigenen Stall am Haus.<br />
Mit vier Jahren bekam sie ihr<br />
erstes Pony, den kleinen Udo,<br />
der auch heute noch bei ihr ist. Übrigens: Auf ihrem<br />
zweiten Pony Versace ist Julie vor allem Springen geritten.<br />
Erst als dann letztes Jahr das Belgische Reit-pony<br />
Design du Jade (Jack) zu ihr kam, ist sie so richtig in die<br />
Dressur eingestiegen. Seit Anfang 2<strong>01</strong>9 reitet sie außerdem<br />
Carlos, der unter Paulina Holzknecht auch schon in<br />
S-Dressuren platziert ist.<br />
Lieblingspony: Da kann und möchte sich Julie<br />
nicht entscheiden. „Alle sind meine Lieblingsponys!“,<br />
sagt sie. Der elfjährige Dunkelfuchs Carlos, mit dem sie<br />
im November das Bundesnachwuchschampionat der<br />
Ponydressurreiter gewonnen hat, ist zum Beispiel „sehr<br />
schmusig, lieb und verfressen“.<br />
Größter Erfolg: Der Sieg im Bundesnachwuchschampionat,<br />
wo sie auch ein großes Lob von<br />
der Bundestrainerin bekam. In Ankum haben Julie und<br />
Carlos außerdem ein L-Dressur mit der Note 8,8 gewonnen,<br />
das war auch ein besonderer Moment für sie.<br />
Trainer: Julie trainiert hauptsächlich mit ihrer Mutter.<br />
Vorbild: „In der Dressur: meine Mama!“<br />
Hobbys: Nach der Schule geht Julie meist direkt zum<br />
Reiten, früher hat sie auch noch voltigiert.<br />
Ziel: „Ich möchte nächstes Jahr gerne in den Pony-<br />
FEI-Sport einsteigen und später vielleicht auch mal<br />
M- und S-Dressuren reiten.“<br />
@sh_julie07<br />
1/2020<br />
1<strong>01</strong>
PFERDEMARKT<br />
Rasse: Oldenburger Springpferd Alter: 6 Jahre<br />
Geschlecht: Wallach<br />
Stckm.: 176 cm<br />
Vater: Cellestial<br />
Kl./Ausb.: Springen M<br />
Mutter: v. Zeus<br />
Farbe: Fuchs<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Zum Verkauf steht ein 6-jähriges Nachwuchspferd mit großer<br />
Galoppade und viel Vermögen am Sprung. Der Wallach ist<br />
bis M-Springen siegreich. Er ist gut in der Anlehnung und<br />
bequem zu sitzen. Röntgenaufnahmen liegen vor, Videos<br />
können per WhatsApp verschickt werden.<br />
PLZ: 23999 E-Mail: timmendorf@reitanlage-plath.de<br />
Preis: VHB Tel.: +49 163 / 8 59 34 00<br />
Rasse: Deutsches Sportpferd Alter: 6 Jahre<br />
Geschlecht: Stute<br />
Stckm.: 170 cm<br />
Vater: Laspari<br />
Kl./Ausb.: Springen A<br />
Mutter: v. Saccor<br />
Farbe: braun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Schöne rahmige Stute, einfach in der Anlehnung, bequem<br />
zu sitzen, am Sprung nicht guckig, ehrlich und zuverlässig.<br />
Springpferde A gewonnen u. platziert. Brav im Charakter<br />
und artig im Gelände. TÜV vorhanden, Videos können per<br />
WhatsApp verschickt werden. Ein Pferd für Sport u. Freizeit.<br />
PLZ: 23999 E-Mail: timmendorf@reitanlage-plath.de<br />
Preis: VHB Tel.: +49 163 / 8 59 34 00<br />
Rasse: Holsteiner<br />
Alter: 9 Jahre<br />
Geschlecht: Wallach<br />
Stckm.: 168 cm<br />
Vater: Larimar<br />
Kl./Ausb.: M* / M**<br />
Mutter: v. Lancer II<br />
Farbe: braun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Kompakter Wallach, der leicht zu reiten ist, sehr braver<br />
Charakter. Übersicht am Sprung, Einstellung und Zuverlässigkeit<br />
zeichnen ihn aus, erfolgreich bis zur Kl. M,<br />
von Amateur und Profi vorgestellt. TÜV vorhanden, Videos<br />
können verschickt werden.<br />
PLZ: 23999 E-Mail: timmendorf@reitanlage-plath.de<br />
Preis: VHB Tel.: +49 163 / 8 59 34 00<br />
Rasse: Hannoveraner Geb.: 2<strong>01</strong>4<br />
Geschlecht: Stute<br />
Stckm.: 170 cm<br />
Abstammung:<br />
Kl./Ausb.: DrPf. L<br />
Sir Winston Churchill - Brentano Farbe: Fuchs<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Eine typvolle großrahmige Fuchsstute mit sehr guter<br />
Grundqualität und einem angenehmen Charakter. Santana<br />
hat inzwischen die Anwartschaft auf Staatsprämie erreicht.<br />
Direkt vom Züchter.<br />
Rasse: Hannoveraner Geb.: 2<strong>01</strong>4<br />
Geschlecht: Wallach<br />
Stckm.: 168 cm<br />
Abstammung:<br />
Kl./Ausb.: DrPf. L<br />
Sir Winston Churchill - Ginsberg Farbe: Fuchs<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Ein elegantes geschlossenes Dressurpferd mit 3 sehr<br />
guten Grundgangarten. Toll zu reiten mit sehr freundlichem<br />
Wesen im Umgang. Direkt vom Aufzüchter.<br />
Web: www.johann-brunkhorst.de<br />
Preis auf Anfrage Tel.: <strong>01</strong> 72 / 4 20 88 72<br />
Web: www.johann-brunkhorst.de<br />
Preis auf Anfrage Tel.: <strong>01</strong> 72 / 4 20 88 72<br />
Rasse:<br />
Alter: 9 Jahre<br />
Geschlecht: Stute<br />
Stckm.:<br />
Vater: Catoki<br />
Kl./Ausb.: L / M<br />
Mutter: v. Werther<br />
Farbe: braun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Mit 13-j. mehrfach L gesiegt, M platziert.<br />
Traumhaftes Childrenpferd!<br />
Rasse:<br />
Alter: 10 Jahre<br />
Geschlecht: Stute<br />
Stckm.:<br />
Vater: Clarimo<br />
Kl./Ausb.: S**<br />
Mutter: v. Carolus<br />
Farbe: Schimmel<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Absolutes Ausnahmepferd!<br />
Unter Jun. hocherfolgreich bis S**, akt. Landesmeister.<br />
Rasse:<br />
Alter: 11 Jahre<br />
Geschlecht: Stute<br />
Stckm.:<br />
Vater: Quidams Rubin<br />
Kl./Ausb.: S**<br />
Mutter: v. Argentinus<br />
Farbe: braun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Feines, bedienungsfreundliches Speedpferd mit Amateur<br />
M** und S* ges., S** platziert.<br />
Top Juniorenpferd!<br />
102<br />
Web: www.pferdeservice-karle.de Tel.: <strong>01</strong> 71 / 7 41 13 05<br />
Preis: VHB<br />
1/2020<br />
E-Mail: mail@saleshorses.com<br />
Web: www.pferdeservice-karle.de Tel.: <strong>01</strong> 71 / 7 41 13 05<br />
Preis: VHB<br />
E-Mail: mail@saleshorses.com<br />
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Preis: VHB<br />
E-Mail: mail@saleshorses.com
Rasse: Belgisches Warmblut Geb.: 2<strong>01</strong>4<br />
Geschlecht: Wallach<br />
Stckm.: 170 cm<br />
Vater: Aragon (Argentinus)<br />
Kl./Ausb.:<br />
Mutter: Perle Fine VH Lambroeck Farbe: braun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Super Allrounder. Leichtrittiger Wallach, mit der nötigen<br />
Vorsicht ausgestattet für den Parcours. Turniermäßig<br />
vorgestellt. Auch für den schüchternen Reiter geeignet.<br />
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E-Mail: info@schulzewierling.de<br />
Preis: VHB Tel.: 0 25 05 / 25 61 + <strong>01</strong> 71 / 4 33 88 10<br />
Rasse: Westfale Geb.: 2<strong>01</strong>5<br />
Geschlecht: Wallach<br />
Stckm.: 173 cm<br />
Vater: Franziskus<br />
Kl./Ausb.:<br />
Mutter: v. Rocky Lee<br />
Farbe: dunkelbraun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Top Nachwuchspferd! In wunderschöner Aufmachung<br />
besticht dieser typvolle Franziskus-Sohn mit perfekter<br />
Körperharmonie und Bewegungseleganz. Hierzu kommen<br />
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Preis: VHB Tel.: 0 25 05 / 25 61 + <strong>01</strong> 71 / 4 33 88 10<br />
Rasse: Westfale Geb.: 2<strong>01</strong>5<br />
Geschlecht: Wallach<br />
Stckm.: 166 cm<br />
Vater: Cayetano<br />
Kl./Ausb.:<br />
Mutter: v. Großadmiral<br />
Farbe: braun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Wunderschöner Nachkomme des Cayetano. Exzellenter<br />
Bewegungsablauf, leichtrittig und fein in der Handhabung.<br />
Ideales Damen- und Juniorenpferd.<br />
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Westenfeld 62<br />
48341 Altenberge, Tel.: 0 25 05 / 25 61<br />
www.schulzewierling.de<br />
Rasse: Westfale Geb.: 2<strong>01</strong>4<br />
Geschlecht: Stute<br />
Stckm.: 168 cm<br />
Vater: Cayetano<br />
Kl./Ausb.:<br />
Mutter: v. Cornet Obolensky Farbe: Schimmel<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Eine besonders schöne Sportstute mit vielen Talenten.<br />
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zwecks Vermarktung oder Turniervorstellung.<br />
Inzahlungnahme u. Transport möglich.<br />
Rasse: Westfale Geb.: 2<strong>01</strong>6<br />
Geschlecht: Stute<br />
Stckm.: 168 cm<br />
Vater: Chaman<br />
Kl./Ausb.:<br />
Mutter: v. Cordalme<br />
Farbe: Fuchs<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
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Preis: VHB Tel.: 0 25 05 / 25 61 + <strong>01</strong> 71 / 4 33 88 10<br />
Rasse: Westfale Geb.: 2<strong>01</strong>3<br />
Geschlecht: Wallach<br />
Stckm.: 168 cm<br />
Vater: Codex One<br />
Kl./Ausb.:<br />
Mutter: v. Raphael<br />
Farbe: Fuchs<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
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Rasse: Westfale Geb.: 2<strong>01</strong>4<br />
Geschlecht: Stute<br />
Stckm.: 166 cm<br />
Vater: Rock Forever<br />
Kl./Ausb.:<br />
Mutter: v. Cornet Obolensky Farbe: dunkelbraun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Leichtfüßige Stute mit der nötigen Vorsicht am Sprung.<br />
Ausgestattet mit drei guten Grundgangarten.<br />
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Rasse: Deutsches Reitpferd Geb.: 2<strong>01</strong>2<br />
Geschlecht: Wallach<br />
Stckm.: 170 cm<br />
Vater: Casper (Catox)<br />
Kl./Ausb.:<br />
Mutter: v. Großadmiral<br />
Farbe: dunkelbraun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Zuverlässiger, bereits hoch erfolgreich vorgestellter<br />
Springkandidat. Dressurmäßig bis Klasse M ausgebildet.<br />
Ein Top-Pferd mit ganz vielen Möglichkeiten in beiden<br />
Sparten.<br />
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Rasse: Westfale Geb.: 2<strong>01</strong>3<br />
Geschlecht: Wallach<br />
Stckm.: 167 cm<br />
Vater: Contini<br />
Kl./Ausb.: M / L<br />
Mutter: v. Lord Caletto<br />
Farbe: braun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Wunderbar zu reitender, im Hengsttyp stehender Wallach mit Traum-<br />
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Rasse: Mecklenburger<br />
Alter: 4 Jahre<br />
Geschlecht: Wallach<br />
Farbe: Fuchs<br />
Vater: Do It<br />
Mutter: v. Don Rubin<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Reiten<br />
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Rasse: Trakehner<br />
Alter: 3 Jahre<br />
Geschlecht: Hengst<br />
Farbe: Dunkelbraun<br />
Vater: EH Goldschmidt<br />
Mutter: v. EH Opernball<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
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Drei qualitätsvolle GGA sowie Übersicht und Manier am Sprung.<br />
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Rasse: Hannoveraner Geb.: 2<strong>01</strong>1<br />
Geschlecht: Stute<br />
Stckm.: 162 cm<br />
Vater: Belissimo M<br />
Kl./Ausb.: A<br />
Mutter: v. Brentano II<br />
Farbe: braun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
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Heißgeliebte, schöne, hochbegabte Stute mit E- / A-Dressur-<br />
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Preis: VHB 15.000,– Tel.: 0 56 61 / 31 66<br />
104<br />
Rasse: Deutsches Sportpferd Alter: 6 Jahre<br />
Geschlecht: Stute<br />
Stckm.: 168 cm<br />
Vater: Don Diamond<br />
Kl./Ausb.: L<br />
Mutter: Levina - Locksley II<br />
Farbe: Dunkelfuchs<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Sehr ausgeglichene und zuverlässige Stute für den Turniersport.<br />
Dressupferde A platziert, SLP mit 8,5 gewonnen.<br />
AKU klinisch und röntgenologisch ohne Befund. Schmiedeund<br />
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Preis: VHB 28.000,– Tel.: 0 98 1/2020 42 / 7 09 02 54<br />
Rasse: Hannoveraner Geb.: 2<strong>01</strong>6<br />
Geschlecht: Stute<br />
Stckm.: z. Zt. 166 cm<br />
Vater: Dr. Watson<br />
Kl./Ausb.: gut anger.<br />
Mutter: v. Lochley II - Garibaldi II Farbe: dunkelbraun<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Brave und umgängliche, doppelt veranlagte Stute im<br />
mittleren Rahmen stehend, direkt vom Züchter, sucht neue<br />
Lebensstellung. Am linken Sprunggelenk hat sie als kleinen<br />
Schönheitsfehler eine ganz geringgradige Piephacke. Weitere<br />
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Standort: LK Cuxhaven E-Mail: info@gestuet-muehlenberge.de<br />
Preis: VHB 9.900,– Tel.: 0 47 04 / 13 17 + <strong>01</strong>62 / 8 66 02 04<br />
Rasse: Hannoveraner Geb.: 2<strong>01</strong>6<br />
Geschlecht: Stute<br />
Stckm.: z. Zt. 174 cm<br />
Vater: Livaldon<br />
Kl./Ausb.: gut anger.<br />
M.: v. Lauries Crusador - Weltruhm Farbe: Fuchs<br />
Dressur Vielseitigkeit Fahren Zucht<br />
Springen Freizeit Sonstiges<br />
Livaldon´s Laurella. Liebenswerte, brave, großrahmige<br />
Stute mit besten Grundgangarten und Talent, immer<br />
bereit mitzuarbeiten. Weitere Verkaufspferde unter<br />
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Standort: LK Cuxhaven E-Mail: info@gestuet-muehlenberge.de<br />
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Spezifische Voraussetzungen:<br />
- Turniererfahrung als Amateur erwünscht (Springen oder Dressur oder Vielseitigkeit)<br />
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Die Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN) ist der Dachverband aller<br />
Züchter, Reiter, Fahrer und Voltigierer in Deutschland. Der Verband setzt<br />
sich aus 17 Landesverbänden, 25 Zuchtverbänden, 59.000 Persönlichen<br />
Mitgliedern und neun Anschlussorganisationen zusammen. Die FN ist<br />
damit Interessenvertreter von 3.700 Mitgliedspferdebetrieben und 7.400<br />
Reitvereinen mit 687. Vereinsmitgliedern sowie rund 80.000 Züchtern.<br />
Dem Bereich Sport der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN)<br />
gehört u.a. das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei e.V. (DOKR) als<br />
Mitgliedsverband an.<br />
Im Rahmen einer Nachfolgeregelung suchen wir einen<br />
Geschäftsführer m/w/d<br />
für den Bereich Personal und Finanzen<br />
In dieser Funktion sind Sie Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes<br />
im Sinne des § 26 BGB der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V., des<br />
Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei e.V. sowie Geschäftsführer<br />
in unserem Tochterunternehmen der FNverlags GmbH.<br />
Ihre Aufgaben:<br />
➢ Mitwirkung bei der strategischen Planung und Entwicklung des<br />
Gesamtverbandes.<br />
➢ Verantwortliche Personalsteuerung und -entwicklung (z. Z. 218 MA).<br />
➢ Verantwortliche Steuerung von Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen.<br />
➢ Steuerung der allgemeinen Verwaltung (Beschaffungswesen,<br />
Versicherungen, Hausverwaltung, IT).<br />
➢ Finanzplanung u. –steuerung einschl. Bilanzierung.<br />
➢ Begleitung von Investitionen in den verschiedenen Abteilungen<br />
und Bereichen.<br />
➢ Ansprechpartner für Wirtschafts- u. Rechnungsprüfer, Bundesund<br />
Finanzbehörden.<br />
➢ Verantwortlich für die steuerlichen Belange der Unternehmen,<br />
insbesondere der Ansprechpartner zu Fragen der Gemeinnützigkeit.<br />
➢ Begleitung von Sponsorenengagements.<br />
Ihr Profil:<br />
➢ Abgeschlossenes kaufmännisches Studium.<br />
➢ Mehrjährige Berufserfahrung mit Personalverantwortung<br />
ist unabdingbar.<br />
➢ Kostenbewusstsein, kaufmännischer Spürsinn, Umsetzungsstärke<br />
und sehr gute Kommunikations-, Team- und Organisationsfähigkeit<br />
gepaart mit einer strategischen Denkweise.<br />
➢ Ausgeprägtes unternehmerisches Denken.<br />
➢ Motivierende und moderne Führungspersönlichkeit mit einem<br />
lösungsfokussierten und durchsetzungsstarken Charakter sowie<br />
Weitsicht und Verhandlungsgeschick.<br />
➢ Kenntnisse des Pferdesports.<br />
➢ Gute Kenntnisse des Gemeinnützigkeitsrechts sind von Vorteil.<br />
Wir bieten:<br />
➢ Eine der Verantwortung entsprechende leistungsgerechte Vergütung<br />
und sehr gute Nebenleistungen.<br />
➢ Anspruchsvolle Aufgaben mit täglich neuen Herausforderungen.<br />
➢ Ein kreatives und modernes Arbeitsumfeld in einem großen<br />
Sportverband.<br />
Wenn Sie sich angesprochen fühlen, freuen wir uns über Ihre<br />
vollständigen Bewerbungsunterlagen mit Ihren Gehaltsvorstellungen.<br />
Bitte senden Sie diese per E-Mail an Frau Walburga Topheide<br />
wtopheide@fn-dokr.de bis zum 15.<strong>01</strong>.2020.<br />
Für Fragen vorab steht Ihnen Herr Rainer Reisloh (derzeitiger<br />
Geschäftsführer für den Bereich Personal und Finanzen) unter<br />
der Rufnummer 02581/6362-161 zur Verfügung.<br />
Diskretion ist selbstverständlich.<br />
Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V.<br />
Fédération Equestre Nationale (FN)<br />
Bundesverband für Pferdesport<br />
und Pferdezucht<br />
Freiherr-von-Langen-Str. 13<br />
48231 Warendorf<br />
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auf einer TÜV Waage betrug<br />
2.240 kg. Der Hersteller gab die Zuladung<br />
einschließlich der 3 %igen Wiegetoleranz<br />
korrekt mit 1.365 kg an. Mit<br />
dieser Nutzlast ist das Fahrzeug auch mit<br />
zwei schweren Pferden im grünen Bereich.<br />
Die Fahreindrücke: Ohne Pferde läuft<br />
der Stablehopper wie ein gut motorisierter<br />
PKW von 0 auf 100 in 9,8 Sek., von 100<br />
auf Null benötigt er 44 m. Die Höchstgeschwindigkeit<br />
des leeren Fahrzeugs:<br />
fahrstabile und geräuscharme 174 km/h.<br />
Doch nun zu den Fahreindrücken mit<br />
zugeladenen Pferden: sportliche Messungen<br />
von Bremsweg, Beschleunigung<br />
und Endgeschwindigkeit spielen hierbei<br />
natürlich keine Rolle. Das hohe Potenzial<br />
des Fahrzeugs in diesen Bereichen spiegelt<br />
sich aber sehr wohl im beladenen Zustand<br />
wieder: Der enorm stabile, selbsttragende<br />
MSG Aufbau trägt hier einen Großteil dazu<br />
bei. Das Fahrzeug liegt satt und wankfrei<br />
auf der Straße. Federung und Bremsanlage<br />
bewältigen das Gesamtgewicht von 3,5<br />
Tonnen völlig problemlos.<br />
Einhelliges Urteil zum Interieur des<br />
MSG: Besser kann ein Fahrzeug zum<br />
Transport von Pferden nicht konstruiert<br />
sein: Keinerlei scharfe Ecken und Kanten,<br />
ergonomische Polsterung und eine bis ins<br />
Detail durchdachte Funktionalität aller<br />
Bauteile.<br />
Pferde stehen im MSG um ein Vielfaches<br />
komfortabler und vor allem sicherer<br />
als in jedem marktgängigen Hänger, so<br />
der Hersteller. Auch das Be- und Entladen<br />
selbst schwieriger Pferde funktioniert<br />
reibungslos und risikofreier. Gerade in<br />
Gefahrensituationen bleibt der MSG<br />
Stablehopper leicht beherrschbar und<br />
spurstabil.<br />
Fazit<br />
Das Gesamtpaket MUSS stimmen!<br />
• Die Gesamtzuladung muss 1.200 bis<br />
1.400 kg betragen.<br />
• Der Pferderaum muss funktional und<br />
pferdegerecht sein.<br />
• Fahrgestell und Aufbau müssen die<br />
Fahreigenschaften moderner PKW<br />
garantieren.<br />
• Ein optimales Fahrzeug kann durchaus<br />
unter 50 Tsd Euro kosten.<br />
Der MSG Stablehopper erfüllt damit alle<br />
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1/2020<br />
111
VORSCHAU<br />
DER<br />
NÄCHSTE<br />
ERSCHEINT AM<br />
Mittwoch,<br />
22. Januar<br />
Ohren auf!<br />
SPECIAL Schon Friedrich Nietzsche wusste: „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“ Wir finden, da hat<br />
er recht! Und genau deswegen dreht sich bei uns in der nächsten Ausgabe auch alles um die Macht der<br />
Töne. Welche Auswirkung hat Musik auf das Pferd? Können die richtigen Songs den Reiter motivieren?<br />
Aktuelle Studien liefern Antworten. Außerdem Thema: Unsere Playlist für den Stall, Beats passend zu den<br />
Gangarten und Kürreiten. Wie haben Experten gefragt, worauf es bei der Musikauswahl ankommt.<br />
Foto: Sorge<br />
Foto: Ix<br />
Wenn der Hammer fällt …<br />
REPORTAGE Wertvolle Pferde aus vernachlässigter Haltung – so<br />
lautete der Anlass für eine Auktion, die zahlreiche Interessenten<br />
nach Schleswig-Holstein lockte. Immer auf der Suche nach dem<br />
großen Schnäppchen … Wir waren dabei, als knapp 60 verwahrloste<br />
Pferde aus besten Linien eine neue Heimat fanden.<br />
Ein Blick hinter die Kulissen einer Zwangsversteigerung.<br />
112 1/2020
Finalisten in Frankfurt<br />
SPORT Traditionell treffen sich<br />
kurz vor Weihnachten die besten<br />
deutschen Nachwuchsdressurpferde<br />
in der Frankfurter<br />
Festhalle. 2<strong>01</strong>8 waren Dorothee<br />
Schneider und First Romance unangefochtene<br />
Stars des Nürnberger<br />
Burg-Pokals. Dieses Jahr hat<br />
die Reitmeisterin mit Quantum<br />
Vis und Mister-C im Louisdor-<br />
Preis gleich zwei Eisen im Feuer.<br />
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Vorsicht,<br />
Virus!<br />
GESUNDHEIT Ist ihr Pferd korrekt<br />
„durchgeimpft“? Vor allem jetzt,<br />
wo das West-Nil-Virus immer<br />
mehr auf dem Vormarsch ist,<br />
keine ganz unwichtige Frage!<br />
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das richtige Impfmanagement<br />
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– gerade im Winter<br />
lässt sich das oft<br />
nur schwer unterscheiden.<br />
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einmal genauer unter<br />
die Lupe zu nehmen.<br />
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Die nächste Ausgabe erscheint am 22. Januar und<br />
ist garantiert zu erhalten in folgenden Geschäften:<br />
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SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg, Gläubiger-<br />
Identifikationsnummer DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein<br />
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mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von 8 Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages<br />
verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
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Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr.<br />
1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen.<br />
Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: St.GEORG Abo-Service, 20080<br />
Hamburg, Telefon: 040-389 06 880, Telefax: 040-389 06 885, E-Mail: abo@st-georg.de.<br />
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FUSSNOTE<br />
Greta, meine Heldin<br />
Geschichten von DON HITMEYER und Co.<br />
Sie ist mutig, entschlossen und wenn sie in der Öffentlichkeit<br />
auftritt, dann nur eingeflochten – schon als ich Greta Thunberg<br />
das erste Mal gesehen habe, spürte ich diese tiefe innere Verbindung<br />
zu ihr. Die Parallelen unseres Seins und Handelns sind<br />
einfach zu zahlreich. Nicht nur die Zöpfe, auch die wilde Entschlossenheit<br />
gepaart mit einer bewundernswerten Beharrlichkeit,<br />
mit der wir uns alten weißen Männern in den Weg stellen, eint<br />
uns. Greta, du meine Schwester. Und deine Mission in Übersee<br />
– „make America Greta again!“ Toll! Und weißt du was, Greta?<br />
Ich werde jetzt auch CO2-neutral. Also zumindest versuche ich<br />
es. Das Problem dabei: Der Reitmensch versteht mal wieder die<br />
Zeichen der Zeit nicht. Hört er „fünf vor zwölf “, dann denkt er<br />
maximal ans Essen. Lecker Rindfleisch aus Argentinien,<br />
das unter Zuhilfenahme von Sojabohnen,<br />
angebaut auf brandgerodeten<br />
Urwaldflächen, von gehörnten<br />
Pups-Bomben produziert wurde.<br />
Wenn etwas noch größer ist als das<br />
Ozonloch, dann das Unverständnis<br />
meines Reitmenschens. Er<br />
fährt mit dem Geländewagen<br />
1,2 Kilometer zum Brötchen<br />
kaufen! Und die drei Kilometer<br />
in den Stall schafft er<br />
auch nicht mit dem Fahrrad.<br />
Ich glaube er hat gar keins.<br />
Stattdessen hat er ja mich, den<br />
klimaneutralen Don Hitmeyer.<br />
Greta, ich nehme die Herausforderung<br />
an!<br />
„How dare you“, habe ich ihm<br />
zu verstehen gegeben, als er neulich<br />
zum Turnier FAHREN wollte.<br />
Womöglich noch EIN Pferd<br />
auf einem ZWEIpferde-Anhänger.<br />
Oder gar EIN Pferd auf<br />
einem LKW. Das macht doch niemand!<br />
Nein, ab sofort geht es zu Fuß zum Turnier. Das Problem<br />
dabei: Mein Reitmensch hat eine einfache Nennungsstrategie.<br />
Großes Starterfeld, kleine Platzierungschance, vier Kilometer Anfahrt.<br />
So etwas wird nicht genannt. Mein Reitmensch bevorzugt<br />
das Turnier in Klein Kleckershausen, 28 Kilometer entfernt, kaum<br />
Abreitemöglichkeiten, der Parkplatz grenzt an ein Atomkraftwerk.<br />
Da will keiner hin, außer meinem Reitmenschen. Kleine Starterfelder<br />
= große Platzierungschance. Dafür muss er früh aufstehen,<br />
zieht sich noch zwei Tassen Kapselkaffee rein, fertig. Aber nicht<br />
mit mir. Wir reiten dahin, habe ich beschlossen. Bewegung an frischer<br />
Luft, die ja allein dank deines Einsatzes, liebe Greta, täglich<br />
frischer wird, ist gesund. Problem dabei: Der dämliche Reitmensch<br />
versteht die gute Absicht nicht. Dabei habe ich mich dem<br />
Anhänger ganz bewusst nicht genähert. Schon 30 Meter vorher<br />
habe ich die Bremse gezogen. Gezogen hat er dann auch. Erst ne,<br />
pardon, „blöde Fresse“, dann am Führstrick und letztendlich den<br />
Kürzeren. Was hat er geflucht! Akustische Umweltverschmutzung,<br />
Greta, da müssen wir auch noch ran! Dann hat er die lila Longierpeitsche<br />
geholt und tat, was die herrschende Klasse weltweit mit<br />
Umweltaktivisten wie uns beiden tut. Er hat Gewalt angewendet.<br />
Das war nicht angenehm, aber was hält man nicht alles aus für das<br />
Weltklima. Was mich aber echt ein Stück weit betroffen gemacht<br />
hat: Der Abrieb der Peitsche, die wieder und wieder daneben traf<br />
und somit Mutter Erde für etwas strafte, das sie doch gar nicht zu<br />
verantworten hatte. Was da an Teilchen abging. Mikroplastik –<br />
überall! Nein, Greta, kein Mitleid! Für größere Ziele müssen<br />
wir unseren individuellen Schmerz auch einmal<br />
dem Gemeinwohl unterstellen. Was hast du nicht<br />
alles auf dich genommen! Du bist durch<br />
den Atlantik in die USA geschwommen.<br />
In einem Juteeinteiler, der<br />
in einem Projekt für klimaneutral-Alleinerziehende<br />
im<br />
Kongo gewebt wurde und<br />
der dann per Kamel karawane<br />
und mit einem solarbetriebenen<br />
Fischerboot übers<br />
Mittelmeer und anschließend<br />
per Ochsenkarren (eine wenig<br />
pupsende Rasse, wie mir versichert<br />
wurde) über die Alpen<br />
bis nach Schweden seinen Weg<br />
genommen hat. Was sind da<br />
schon ein paar Peitschenschläge?<br />
Und noch was, Greta. Mein<br />
Engage ment bezieht sich nicht<br />
nur auf Turniereinsätze. Ich<br />
lebe jetzt in allem nach deinem<br />
Vorbild. Du plädierst doch<br />
auch für Kreislaufwirtschaft, für<br />
Nachlässigkeit, habe ich gehört. Nachlässig statt durchlässig! Das<br />
gefällt mir. Meine Skala der Ausbildung heißt jetzt Takt, Nachlässigkeit,<br />
Anlehnung. Und wenn wir es dann mal aufs Turnier<br />
schaffen und die reaktionären Richter den Trend der Zeit nicht<br />
erkennen und mich wegen der Nachlässigkeit nicht platzieren,<br />
dann ist das ja auch ein Zeichen! Eine Platzierung? Ne Rosette am<br />
Kopf, während die Sommer heißer werden und der Meeresspiegel<br />
steigt? In diesen Zeiten renn ich doch nicht mit Makroplastik am<br />
Kopf durch die Gegend! Ach Greta, eine Bitte: Wenn du mal nach<br />
Deutschland kommst, komm in unseren Stall. Ich muss Dich<br />
umarmen! Vielleicht an einem Freitag? Fridays for Knutscher?<br />
114 1/2020
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Casall - Clearway<br />
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Danone I - Fidertanz<br />
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De Niro - Weltmeyer<br />
Dante Alighieri<br />
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Donnerhall - Akzent II<br />
Dostojewski<br />
De Niro - Latimer<br />
Escalito<br />
Escolar - Conello<br />
Helium<br />
Millennium - Induc<br />
In My Mind<br />
Asgard‘s Ibiza - Fidermark<br />
Karajan<br />
Kannan - Verdi<br />
Quantensprung<br />
Quando-Quando - Donnerhall<br />
Q-Sieben<br />
Quantansprung - Fidertanz<br />
Valdiviani<br />
Veneno HC - Fidertanz<br />
Fotos: Ulrike Beelitz<br />
HENGSTSCHAU 26. JANUAR 2020<br />
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