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ST. GINGOLPH – LE BOUVERET
Am grössten See Mitteleuropas
Bei einem Besuch am Genfersee staunt man immer wieder über seine
immense Ausdehnung. Auf Französisch wird er Lac Léman oder – eher
häufiger – einfach Le Léman genannt. Der Name ist keltischen Ursprungs
und stammt vom Ausdruck «Lem an», was «grosses Wasser» oder eben
«See» bedeutet. Ein witziges Detail der Namensgeschichte ist, dass die
Römer aus dem keltischen Ausdruck den lateinischen «lacus lemanus»
machten und so einen Pleonasmus bildeten, da sowohl lacus wie auch
lemanus See bedeuten.
Was unter dem «grossen Wasser» verborgen liegt, darüber ist noch
erstaunlich wenig bekannt. Erst seit kurzem wird der Genfersee genauer
untersucht, beispielsweise im Sommer 2011 mithilfe von russischen
U-Booten, welche schon unter dem Nordpol oder im Baikalsee im Einsatz
waren. Eine veritable Gebirgslandschaft soll sich in den Tiefen des
Sees verstecken, gebildet aus Unmengen von Geschiebematerial, das
die Rhone in den See verfrachtet.
Wesentlich realer sind für uns Wandernde die Gebirgslandschaften
über dem Seespiegel. Sie bilden den wunderschönen, teilweise auch
imposanten Hintergrund dieser Wanderung. Gleich hinter St. Gingolph
türmen sich nämlich erstaunlich steile Bergflanken in die Höhe, bis
weit hinauf bewaldet und erst hoch oben in Gras und Fels übergehend.
Wenig Raum bleibt daher für Siedlungen zwischen See und Bergen. Das
Dorf St. Gingolph hat auf dem Delta des Bergbachs «La Morge», welcher
mitten durch das Dorf rauscht, Platz gefunden. Die Morge bildet vom
Quellgebiet bis zur Seemündung die Grenze zwischen der Schweiz und
Frankreich. So gibt es denn auch einen französischen und einen schweizerischen
Teil von St. Gingolph. Wer an Grenzübergänge im Wallis
denkt, dem kommen vor allem hohe Pässe im Gebirge oder Tunnel in
den Sinn, aber kaum ein mediterran anmutendes Dorf am Genfersee, auf
rund 370 Meter über Meer gelegen.
Das geschäftliche und touristische Leben spielt sich jedoch mehr auf
der französischen Seite ab, wo die meisten Läden und Hotels zu finden
sind. Dieser bietet auch ein paar historische Sehenswürdigkeiten wie
das Schloss aus dem 16. Jahrhundert mit der Kapelle aus dem 17. Jahrhundert.
Im Schloss befindet sich zudem das «Musée des Traditions et
des Barques du Léman». Das Museum zeigt die Geschichte der Genferseeschifffahrt
sowie die Bedeutung der lokalen Wirtschaft und Kultur,
zum Beispiel der Kastanien. Kastanienbäume wurden von den Römern
eingeführt, sind an diesem Genferseeufer weit verbreitet und werden
zum Teil auch heute noch genutzt, wie man auf dieser Wanderung sehen
wird.
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Am grössten See Mitteleuropas