01.12.2022 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 32

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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<strong>syndicom</strong><br />

<strong>Nr</strong>. <strong>32</strong> November-Dezember 2022<br />

<strong>magazin</strong><br />

Die Proleten<br />

des<br />

Algorithmus


Anzeige<br />

Pensionierung:<br />

Reicht das Geld auch später noch?<br />

Wie viel kostet die Frühpensionierung? Was bedeuten Vorsorgelücken und wann soll<br />

ich mich auf die Pensionierung vorbereiten? Als Leiter Finanzberatung der Bank Cler<br />

kennt Rolf Blumer die Antwort auf Fragen rund um die Pensionsplanung.<br />

Was umfasst eine Pensionsplanung?<br />

Die Vorsorge, die Steuern, das Vermögen, der Nachlass oder Immobilien<br />

sind einige der Themenbereiche, die dazugehören. Die<br />

Pensionsplanung führt diese und weitere Themenbereiche zusammen<br />

und beleuchtet deren finanziellen Auswirkungen und<br />

Wechselwirkungen im Zeitverlauf. Mit einer Pensionsplanung<br />

können Sie darüber hinaus verschiedene Varianten und mögliche<br />

Szenarien einander gegenüberstellen und miteinander vergleichen<br />

– emotional und finanziell. Rund um die Pensionierung<br />

stehen viele Entscheide an, welche die zukünftige finanzielle<br />

Lage enorm beeinflussen. Etwa wann jemand in Rente geht.<br />

Wenn man beispielsweise ein Jahr früher als üblich mit dem<br />

Arbeiten aufhört, kann das in der Gesamtbetrachtung schnell<br />

einmal einen Jahreslohn kosten.<br />

Wie kommen diese Kosten zustande?<br />

Das ist deshalb so teuer, weil mehrere Teilbereiche betroffen<br />

sind. Einerseits verzichten Frühpensionierte auf das Einkommen<br />

und haben damit weniger Vermögen. Andererseits bezahlen sie<br />

auch nichts mehr in die berufliche Vorsorge ein. Diese fällt damit<br />

ebenfalls geringer aus. Hinzu kommen allenfalls auch noch Kosten,<br />

welche man bisher nicht berücksichtigt hat. Ein typisches<br />

Beispiel sind mögliche Nichterwerbstätigenbeiträge für die AHV,<br />

welche man zusätzlich noch zu entrichten hat. Der Entscheid<br />

frühzeitig in Rente zu gehen, wirkt sich also auf das Vermögen,<br />

die Vorsorge und somit auch auf die Anlagemöglichkeiten aus.<br />

Was gibt es vor der Pensionierung zu beachten?<br />

Bei fast allen Berufstätigen gibt es Lücken in der Vorsorge. Das ist Vielen nicht bewusst oder wird unterschätzt. Die berufliche<br />

Vorsorge hat als zweite Säule neben der AHV als 1. Säule die Aufgabe, die Fortsetzung ihrer bisherigen Lebenshaltung<br />

zu ermöglichen. Sie strebt an, mit der ersten Säule zusammen ein Renteneinkommen von rund 60 % des letzten Lohnes zu<br />

erreichen. Lücken in der Pensionierung sind deshalb besonders einschneidend. Geht man diese frühzeitig an, kann man<br />

ihnen entgegenwirken. Beispielsweise mit einem Einkauf in die Pensionskasse. Welche Optionen in Frage kommen und ob<br />

die eigene Pensionskasse diese zulässt, prüfen wir in einer Pensionsplanung und diskutieren diese und weitere Optimierungsmöglichkeiten<br />

mit unseren Kundinnen und Kunden.<br />

Wann sollte man die Pensionsplanung in Angriff nehmen?<br />

Mit etwa 50 ist eine erste Beratung sinnvoll. Wir machen gemeinsam eine erste Auslegeordnung und besprechen, was in<br />

den kommenden Jahren und nach der Pensionierung wichtig ist. Vielen ist gar nicht bewusst, wie finanziell einschneidend<br />

der Austritt aus dem Berufsleben ist.<br />

Bestimmen Sie, wie Ihre Pensionierung aussieht: Mit einer Finanzplanung erhalten Sie<br />

ein harmonisches Gesamtkonzept und Antworten auf Ihre individuellen Fragen.<br />

Als Mitglied von <strong>syndicom</strong> profitieren Sie zudem von attraktiven Sonderkonditionen<br />

bei der Bank Cler. cler.ch/<strong>syndicom</strong>


Inhalt<br />

4 Kurz und bündig<br />

5 Gastautor<br />

6 Dossier: Algorithmen in<br />

der Arbeitswelt<br />

16 Aus unseren Branchen<br />

18 Die andere Seite<br />

20 Die Nationalbank-<br />

Initiative<br />

21 Recht so!<br />

26 Freizeit<br />

24 Bisch im Bild<br />

30 Aus dem Leben von ...<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

Mit der fortschreitenden Digitalisierung, die<br />

viele Bereiche unseres Lebens erfasst und verändert,<br />

stellen sich auch neue Herausforderungen<br />

für die Mitbestimmung von Gewerkschaft<br />

und Personalvertretungen am Arbeitsplatz.<br />

Wenn wir sie annehmen und mitgestalten,<br />

können wir die Vorteile nutzen – und die Risiken<br />

minimieren.<br />

Personalentscheide wurden bisher von Vorgesetzten<br />

und HR-Mitarbeitenden getroffen.<br />

Entsprechend konnten wir jeweils verlangen,<br />

dass uns der Arbeitgeber aufzeigt, auf welcher<br />

Grundlage der Entscheid gefällt wurde und wie<br />

er zustande kam.<br />

Dies ändert sich nun, wenn nicht mehr Menschen<br />

aufgrund von Protokollen, Aktennotizen<br />

und Gesprächen entscheiden, sondern an ihrer<br />

Stelle Algorithmen – automatisierte Entscheidungssysteme.<br />

Sogar wenn uns die Arbeitgeberin bereitwillig<br />

den Algorithmus offenlegen würde, der beim<br />

Entscheid angewendet wurde – wie wissen wir,<br />

ob dieser fair und frei von Diskriminierung ist<br />

und mit welchen Daten er trainiert wurde?<br />

Wir müssen deshalb die Arbeitnehmenden<br />

und ihre Vertretungen befähigen, beim Einsatz<br />

von algorithmischen Systemen für ihre Rechte<br />

einzustehen, und ihnen Handlungsmöglichkeiten<br />

aufzeigen. Genau dies bezwecken wir in<br />

einem Projekt mit AlgorithmWatch (siehe S. 12)<br />

– ein weiterer Schritt, um die Digitalisierung zugunsten<br />

der Arbeitnehmenden zu gestalten.<br />

6<br />

18<br />

20<br />

Daniel Hügli<br />

Leiter Sektor ICT bei <strong>syndicom</strong>


4 Kurz und<br />

bündig<br />

SGB stellt Wirtschaftsanalyse vor \ Uno-Schutz für Medienleute<br />

verlangt \ Prinzip «Nur Ja heisst Ja» muss ins Gesetz \ Genug<br />

kaputtgespart bei Tamedia \ Arbeitslosenkasse <strong>syndicom</strong> in den<br />

Top 3 \ Mehr Geld im Netzbau \ Umstellung Buchungssystem<br />

Höhere Löhne, gerechtere<br />

Steuern<br />

Daniel Lampart, Chefökonom SGB, hat<br />

eine neue Analyse vorgestellt. Die ungerechte<br />

Steuer- und Abgabenpolitik hält<br />

demnach seit 20 Jahren die kleinen Einkommen<br />

an der kurzen Leine, während<br />

hohe Einkommen strukturell begünstigt<br />

wurden. Solange die Inflation niedrig<br />

war, gab es immerhin kleine Verbesserungen<br />

bei den Normalverdienern und<br />

am unteren Ende. Mit dem aktuellen<br />

Preisschock im Energiesektor, Mieterhöhungen<br />

und den sehr bald um 6,6 %<br />

steigenden Krankenkassenprämien werden<br />

schmerzhafte Verluste herauskommen.<br />

Kein Luxus, sondern nötig,<br />

um die Probleme der Berufstätigen in<br />

den Griff zu bekommen, sind demnach<br />

höhere Prämienverbilligungen einerseits<br />

und anderseits Lohnabschlüsse von 4 %<br />

sowie ein Mindestlohn von 4500 Franken,<br />

so der SGB.<br />

Uno muss Medienschaffende<br />

besser schützen<br />

Nach der Ermordung von zwei französischen<br />

Journalisten in Mali am 2. November<br />

2013 bestimmte die Uno einen<br />

neuen Gedenktag: den «Internationalen<br />

Tag zur Beendigung der Straflosigkeit<br />

bei Verbrechen gegen Journalist:innen».<br />

<strong>syndicom</strong> und die Internationale Journalisten-Föderation<br />

rufen die Staatengemeinschaft<br />

auf, endlich mit einer<br />

Uno-Konvention die Sicherheit und den<br />

Schutz von Medienleuten zu garantieren.<br />

Mord darf kein Berufsrisiko sein.<br />

«Nur Ja heisst Ja»<br />

<strong>syndicom</strong> unterstützt mit Amnesty und<br />

vielen nationalen Organisationen die<br />

Lösung «Nur Ja heisst Ja» für das<br />

schweizerische Sexualstrafrecht.<br />

Würde das Gesetz nach dem Prinzip<br />

«Nein heisst Nein» kon struiert, sähe das<br />

auf den ersten Blick identisch aus, aber<br />

es bedeutet, dass eine verängstigte<br />

oder geschockte Person aktiv<br />

Widerstand gegen unerwünschten Sex<br />

leisten muss. Sonst kann es keine Anklage<br />

wegen Vergewaltigung geben.<br />

<strong>syndicom</strong> verlangt Sparstopp<br />

bei Tamedia<br />

So kann es nicht weitergehen: Tamedia,<br />

der grösste und rentabelste Schweizer<br />

Verlag, baut schleichend und lautlos<br />

Stellen ab, ganze Bereiche werden aus<br />

wirtschaftlichen Gründen eingespart.<br />

Frühpensionierungen werden aufgedrängt,<br />

freie Stellen nicht neu besetzt.<br />

Tamedia muss seine Unternehmenspolitik<br />

dringend korrigieren und endlich<br />

wieder in den Journalismus und in<br />

seine Mitarbeitenden investieren.<br />

Arbeitslosenkasse <strong>syndicom</strong><br />

in den Schweizer Top 3<br />

Das SECO hat die Arbeitslosenkassen<br />

einer unabhängigen Evaluation unterzogen,<br />

und unsere ALK bei <strong>syndicom</strong><br />

zählt zu den 3 besten der Schweiz.<br />

Wir sind stolz auf diese Leistung der<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

ALK <strong>syndicom</strong>. Danke für eure tolle<br />

Arbeit und herzlichen Glückwunsch!<br />

Mehr Lohn im Netzbau<br />

Die Lohnrunde in der Netzinfrastruktur-<br />

Branche ist erfolgreich abgeschlossen<br />

worden. Die Mindestlöhne werden um<br />

mindestens 220 Franken angehoben,<br />

dazu steigen sämtliche dem allgemeinverbindlichen<br />

GAV unterstellten Löhne<br />

um mindestens 140 Franken. Eine Netzelektrikerin<br />

EFZ mit 3 Jahren Berufserfahrung<br />

erhält neu mindestens 4920<br />

Franken in 13 Monatslöhnen.<br />

<strong>syndicom</strong>-Mitgliederbeiträge:<br />

Neues Datum für Abbuchung<br />

Die Umstellung des Zahlungssystems<br />

bei <strong>syndicom</strong> bewirkt eine Verschiebung<br />

der Buchungsdaten bei Debit Direkt<br />

und Lastschrift. Neu wird der Monatsbeitrag<br />

jeweils im aktuellen Monat<br />

belastet (ca. am 10.). Der Dezemberbeitrag<br />

wird noch Ende Dez. gebucht,<br />

der für Januar schon ca. am 10. 1. 23.<br />

Wir bitten um freundliche Beachtung.<br />

Agenda<br />

Dezember<br />

bis 8. 1. 23<br />

«Climate Fiction»<br />

Der Zürcher Strauhof, das «Museum<br />

ohne Sammlung» für Literatur, präsentiert<br />

eine Ausstellung literarischer<br />

Texte, die Klima und Klimaveränderung<br />

fassbar machen wollen. Kann die<br />

Literatur uns helfen, zu verstehen, zu<br />

akzeptieren, zu handeln?<br />

bis 13. 1. 23<br />

«Aufgeschrieben»<br />

Neue Techniken des Aufschreibens<br />

erobern unseren Alltag. In der Ausstellung<br />

«Aufgeschrieben» blickt die<br />

Nationalbibliothek in Bern zurück auf<br />

Federkiel und Schreibmaschine und<br />

testet eine Künstliche Intelligenz.<br />

bis 23. 7. 23<br />

«Planetopia»<br />

Klimawandel, Artensterben, extremes<br />

Wetter: Das Berner Museum für Kommunikation<br />

stellt mit «Planetopia» die<br />

Umwelt und verantwortungsvolles Leben<br />

ins Zentrum. Willkommen an Bord!<br />

bis Oktober 23<br />

«Natur. Und wir?»<br />

Das Stapferhaus in Lenzburg stellt die<br />

Natur aus: Wir verehren die unberührte<br />

Natur – und versuchen mit Technik, sie<br />

in den Griff zu bekommen. Können wir<br />

die Natur retten? Was ist Natur?<br />

14. Dezember 22<br />

Übergabe Post-Petition<br />

Wer eine hat, geht in Uniform: Wir<br />

übergeben der Post die Unterschriften<br />

der Petition «Preise steigen! Löhne<br />

rauf!». Um 11 Uhr in Bern-Wankdorf.<br />

Januar<br />

10. 1. 23<br />

Tagung Sozialpolitik<br />

Informieren, motivieren, vernetzen:<br />

Die Pensionierten <strong>syndicom</strong> laden ein<br />

zur Tagung mit hochkarätigen Referaten<br />

in Bern. ig.<strong>syndicom</strong>.ch<br />

<strong>syndicom</strong>.ch/agenda


Gastautor<br />

Die Welt schreitet voran und mit ihr<br />

die Technologie, die uns das Leben erleichtert.<br />

Einer der jüngsten Fortschritte liegt im Bereich<br />

der Künstlichen Intelligenz (KI). Viele Menschen<br />

glauben, dass KI irgendwann die Medienschaffenden<br />

ersetzen wird. Ich bin jedoch hier, um<br />

Ihnen zu sagen, dass dies nicht der Fall ist.<br />

Tatsäch lich wird es überhaupt keine Arbeitsplatzverluste<br />

geben! Alles wird gut werden.<br />

Die Schwarzmaler behaupten, dass die KI zu<br />

Massenarbeitslosigkeit führen wird, weil sie<br />

viele Arbeitsplätze automatisieren wird. Dabei<br />

wird jedoch ausser Acht gelassen, dass die<br />

Automati sierung schon seit Jahrhunderten<br />

stattfindet und stets zur Schaffung neuer und<br />

besserer Arbeitsplätze geführt hat. So führte<br />

beispielsweise die Erfindung des Automobils zur<br />

Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Automobilherstellung<br />

und -reparatur.<br />

Sicher, KI kann einige Dinge tun, die Journalisten<br />

und Medienschaffende tun. Sie kann Daten<br />

sammeln und Informationen zusammenstellen.<br />

Aber das wars auch schon. KI kann das menschliche<br />

Element im Journalismus nicht ersetzen.<br />

Sie kann nicht die kritische Analyse und Interpretation<br />

liefern, die nur Menschen leisten können.<br />

Sie kann nicht mit der gleichen Klarheit und<br />

dem gleichen Stil schreiben, wie es Menschen<br />

können. Und sie kann sicherlich nicht die originellen<br />

Inhalte generieren, die der Mensch kann.<br />

Schliesslich darf man nicht vergessen,<br />

dass es im Journalismus um mehr geht als nur<br />

um Fakten. Es geht darum, Geschichten zu<br />

erzählen, die die Menschen ansprechen, und<br />

den Stimmlosen eine Stimme zu geben. Dies ist<br />

etwas, das KI niemals ersetzen kann.<br />

Machen Sie sich also keine Sorgen, liebe Journalisten<br />

und Medienschaffende. Ihre Arbeitsplätze<br />

sind sicher. Die KI wird Sie nicht ersetzen.<br />

Alles wird gut werden.<br />

(Der Text wurde erstellt von GPT-3.<br />

Übersetzt aus dem Englischen von DeepL.)<br />

Alles wird gut werden<br />

Simon Felix ist in Klingnau AG aufgewachsen.<br />

Nach einer Lehre<br />

als Informatiker liess er sich zum<br />

Informatik ingenieur ausbilden und<br />

tüftelt seither an Algorithmen.<br />

Der Spezialist für Künstliche Intelligenz<br />

gründete 2016 das Software-Unternehmen<br />

Ateleris. Unter anderem hat<br />

er Software für die ESA-Raumsonde<br />

«Solar Orbiter» ent wickelt, die seit<br />

2018 die Sonne umkreist.<br />

Felix hält Vorlesungen an der Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz zu<br />

Algorithmen, Decision Intelligence,<br />

Data Science und Computergrafik.<br />

5


Dossier<br />

8 Wenn künstliche Intelligenzen alles alleine steuern<br />

11 Die Hightech-Oligopole und die Diktatur der Algorithmen<br />

12 Öffentliche Kontrolle für die Algorithmen der Arbeitswelt


Die neuen<br />

Götter


8<br />

Dossier<br />

Von künstlicher Intelligenz und<br />

überflüssigen Menschen<br />

Haben früher Maschinen die Körperkraft von<br />

Menschen ersetzt und Arbeitende zu Sicherheits-<br />

und Kontrollpersonal gemacht, steht<br />

heute die Kontrolle selber auf dem Spiel. Was<br />

passiert, wenn Künstliche Intelligenzen alles<br />

alleine steuern?<br />

Text: Oliver Fahrni<br />

Bilder: Siehe Seite 12<br />

Zeus, Athene, Apollon und die anderen Bewohner:innen<br />

des Olymp waren eine streitsüchtige, inzestuöse Party-<br />

Gang. Dabei erschufen sie die Welt. Odin, der alte Germane,<br />

düngte sie mit dem Blut der Trolle, auf einem achtbeinigen<br />

Pferd reitend. Und der grimmige Jahwe, Übervater<br />

von Juden und Christen, ersäufte kurzum (fast) die gesamte<br />

Menschheit, um sich eine bessere zu basteln (1. Buch<br />

Moses).<br />

Das waren noch Götter. Wir haben bloss Algorithmen.<br />

Das Konzept ist uralt. Benannt sind die Algorithmen<br />

nach einem persisch-arabischen Mathematiker des<br />

8. Jahrhunderts. Schon eine einfache Wegbeschreibung<br />

(«da vorne gehst du rechts, dann 100 Meter geradeaus,<br />

schliesslich links») oder ein Menü-Rezept (siehe Seite<br />

Grafiken) sind schlichte Algorithmen, also eindeutige<br />

Vorschriften für die Lösung einer Aufgabe. Irgendwann<br />

hat man das in Computersprache aufgeschrieben und damit<br />

die Maschinen gefüttert.<br />

Der Mensch, ein Anhängsel der Maschine<br />

Richtig gefährlich wurden sie uns erst in den letzten fünfzehn<br />

Jahren, als es gelang, exponentiell wachsende Datenmengen<br />

in immer rasender rechnende Super-Computer<br />

zu packen. Und daraus mit zunehmend komplexeren<br />

Algorithmus-Programmen IT-Werkzeuge zu bauen, die<br />

autonome Roboter programmieren, den Konsum und das<br />

Verhalten von Milliarden Menschen steuern und Wahlen<br />

manipulieren können.<br />

Die Digitalisierung, das wussten wir, ist eine industrielle<br />

Revolution. Das bedeutet, dass sie nicht nur die Wirtschaft,<br />

sondern unser ganzes Leben auf den Kopf stellt.<br />

Angefangen bei der Arbeit. Schon 2013 rechnete eine Studie<br />

der Universität Oxford mit dem Verlust von 47 Prozent<br />

aller Jobs in den USA durch Algorithmen, Roboter und<br />

Künstliche Intelligenz. Vorab im «Tertiär», also ausgerechnet<br />

in jenem Dienstleistungs-Sektor, der das Wachstum<br />

der letzten Jahrzehnte getragen hatte.<br />

Plötzlich zirkulierte das Wort vom «überflüssigen<br />

Menschen». Solche Prognosen sind mit hohen Unsicherheiten<br />

behaftet, und natürlich bestellten die Tech-Konzerne<br />

Gegengutachten. Alles bestens im Kapitalismus?<br />

Das wird sich schnell zeigen. Denn der massenweise Einsatz<br />

der neuen Techniken hat gerade erst begonnen – und<br />

beschleunigt sich derzeit rabiat. Beobachtet man, wie die<br />

Datenkonzerne des Silicon Valley seit März 2022 mehr als<br />

200 000 Stellen vernichtet haben, darf man skeptisch sein.<br />

Bereits heute erfahren Arbeitende die tiefgreifende<br />

Erschütterung der Arbeitswelt durch «algorithmisches<br />

Management», auch «digitaler Taylorismus» genannt. An<br />

den Arbeitsplätzen zieht ein, was zuerst in Callcentern erprobt<br />

wurde: Engste Überwachung der Arbeitsrhythmen<br />

und permanente Kontrolle des persönlichen Verhaltens<br />

(etwa via Tastaturbewegungen, Analyse der Stimme oder<br />

der Augen bewegungen), automatisierte Eingriffe der Maschine<br />

in die Arbeit selbst, undurchsichtige Bewertungssysteme,<br />

sofortige Sanktionen. Also Stress, wachsender<br />

Kontrollverlust und Isolation.<br />

Hier geschieht ein Epochenbruch. Wurde bei früheren<br />

industriellen Revolutionen vorab die physische Kraft der<br />

Arbeitenden durch Maschinenkraft ersetzt, übernehmen<br />

heute algorithmische Systeme zunehmend die ganze Kontrolle.<br />

Die Entscheidung wird an «ADM», automatische<br />

Entscheidungssysteme ausgelagert.<br />

Banal ist daran nichts. Dem Menschen kommt abhanden,<br />

was er seit drei Jahrhunderten unter den Titeln<br />

«Aufklärung», «Wissenschaft» und «Fortschritt» zum Kern<br />

seines Wesens erklärt hat. Der rational denkende und<br />

handelnde Mensch entschied in eigener Regie, götterfrei.<br />

Übernimmt nun aber die Maschine, ist das mehr als eine<br />

«digitale Kränkung», wie es die Philosophie nennt. Tendenziell<br />

wird der Mensch zu einer Funktionalität, zu einem<br />

Anhängsel der Maschine.<br />

Was geschieht da genau? Ein Algorithmus ist ein Programm,<br />

das erst einmal nach dem Prinzip «wenn – dann»<br />

funktioniert. Wird in der Strasse X gebaut, dann sollen die<br />

Ampeln so gestellt werden, dass der Verkehr über die<br />

Stras sen Y und Z geleitet wird. Was sich dann wieder an<br />

etlichen anderen Stellen auswirkt ... Komplex. Ein Computer-Algorithmus<br />

kann das besser und schneller. Allerdings<br />

nur, wenn man ihm vorher den Stadtplan und die<br />

Tausenden von Optionen und deren Konsequenzen einprogrammiert<br />

hat.<br />

Schachcomputer gewinnen gegen Profis, weil man<br />

ihre Algorithmen zuvor mit unzähligen gespielten Partien<br />

gefüttert hat. Automatische Übersetzungssysteme greifen<br />

auf riesige Datenbanken übersetzter Texte zurück, etwa<br />

die Beratungstexte der EU. Algorithmen sind gefrässig. So<br />

werden für die Gesichts erkennungssysteme, die schon für<br />

ein paar Franken zu kaufen sind, regelmässig alle Bilder<br />

von Facebook, TikTok, Instagram etc. illegal abgesaugt.<br />

Dafür setzen die Konzerne ganze Heere von Klickproletariern<br />

zu miesen Bedingungen ein.<br />

KI in den<br />

Callcentern<br />

bringt Stress,<br />

Kontrollverlust<br />

und<br />

Isolation


Entscheidend aber ist, dass Algorithmen heute so gebaut<br />

sind, dass sie selber lernen. Der Computer, der die<br />

Meister des hochkomplexen Brettspiels Go schlug, brachte<br />

sich das Spiel selber bei, indem er in rasendem Tempo<br />

mehrere Millionen Mal gegen sich selbst spielte. Da beginnt<br />

Künstliche Intelligenz (KI).<br />

Sind wir schon Avatare?<br />

«Künstliche Intelligenz<br />

ist eine tödliche<br />

Bedrohung für die<br />

Menschheit.» Elon Musk<br />

Noch deutlicher wird dies bei Algorithmen, wie sie etwa<br />

Google einsetzt. Tatsächlich gibt es nicht den einen Google-Algorithmus,<br />

der Konzern benützt eine komplexe<br />

Struktur verschränkter Algorithmen, die ständig aktualisiert<br />

werden. Sie beobachten mich, registrieren meine<br />

Suchabfragen, meine Internetnutzung, meine Bestellungen,<br />

meine Lektüren, meine Social-Media-Aktivitäten,<br />

meinen Mail-Verkehr, meine Kreditkarte und einiges<br />

mehr. Und ziehen daraus ihre eigenen Schlüsse. Besonders<br />

tückisch ist: Mit jeder Internetnutzung trainiere ich<br />

selbst das algorithmische System. Ich mache die Arbeit<br />

für Google. Kombiniert man diese Daten mit anderen Datensätzen,<br />

etwa meiner Krankenakte oder mit Bewegungsdaten<br />

(Handy) entsteht ein detailliertes Profil. Heute wissen<br />

die zehn grössten IT-Konzerne über 70 Prozent der<br />

globalen Bevölkerung mehr, als die Menschen über sich<br />

selbst.<br />

Dennoch gelten solche algorithmischen Systeme noch<br />

als «schwache künstliche Intelligenz». Doch schon sie<br />

liefern mich kommerziell aus und machen mich für politische<br />

Manipulation anfällig, wie die Manipulation von<br />

Abstimmungen und Wahlen, etwa durch den Konzern<br />

Cambridge Analytica, in den vergangenen Jahren belegt<br />

hat.<br />

Heute steht der Durchbruch zu einer «starken KI» kurz<br />

bevor. Und mit Programmen wie dem «Deep Coder» der<br />

Uni Cambridge soll die KI künftig selbst neue, wirksamere<br />

KI erfinden – ohne Zutun des Menschen.<br />

Elon Musk, der Algorithmus-Multimilliardär, ist fest<br />

davon überzeugt, dass er und wir alle bereits in einer virtuellen<br />

Welt leben, als machtlose Schatten (Avatare) unserer<br />

selbst, von intelligenten Robotern manipuliert. Künstliche<br />

Intelligenz nennt er «die tödlichste Bedrohung für<br />

die Menschheit». Davor will Musk auf den Mars flüchten,<br />

für diesen Zweck hat er den SpaceX-Konzern aufgebaut.<br />

Der Mann ist fraglos ein rechtsextremer Agitator, aber seine<br />

Raketen bringen gerade Hunderte von Satelliten ins<br />

All, und in Sachen KI kennt er sich aus: Der Rohstoff für<br />

seinen Twitter-Konzern sind unsere Leben, und er beutet<br />

sie mit besonders heimtückischen Algorithmen aus.<br />

Im Vergleich zu Musk wirkt Dirk Helbing unaufgeregt.<br />

Der Professor leitet an der ETH Zürich den Bereich Sozialwissenschaften<br />

im Computerzeitalter. «Wir sind zunehmend<br />

ferngesteuert», stellt Helbing fest: «Was wir für unseren<br />

eigenen Willen halten, ist längst von Algorithmen<br />

vorbestimmt.» Das hat er in jahrelanger Forschung mit<br />

Dutzenden von Studien belegt. Jetzt macht Helbing sich<br />

Sorgen. Denn der «digitale Faschismus» stehe vor der Tür.<br />

Menschen seien auch nur Algorithmen, meint die<br />

neuere «Wissenschaft vom Leben». Also können die<br />

Menschen auch gehackt werden, folgert der bekannte<br />

His toriker Yuval Noah Harari («Kurze Geschichte der<br />

Mensch heit»): «Firmen und Staaten arbeiten daran. Vor<br />

einer vergleichbaren Herausforderung stand die Menschheit<br />

noch nie.» Die Zeit dränge, sagt Harari, denn durch<br />

biotechnische Innovation könne bald eine neue Spezies<br />

entstehen, die den alten Homo sapiens versklave.


10 Dossier<br />

Warum sind Algorithmen neoliberal und rassistisch?<br />

Heisst man Leila,<br />

gerät man besser<br />

nicht an einen<br />

Algorithmus<br />

Solche Visionen möchten wir lieber ignorieren, indem wir<br />

sie als «dystopisch» abtun. Gewöhnlich benutzen wir dafür<br />

einen alten Trick. Egal, ob wir von diesen Techniken<br />

etwas verstehen oder nicht, sagen wir mit wissender Miene:<br />

Algorithmen und Big Data, Künstliche Intelligenz und<br />

neuronale Netze, Robotik und Profiling sind Chancen –<br />

doch sie enthalten auch Risiken.<br />

Das ist natürlich nicht falsch und gerade darum ein<br />

fürchterlich dummer Satz. Denn es kommt eben darauf<br />

an, wer über diese Techniken herrscht, was er damit anstellt<br />

und welche gesellschaftlichen Regeln dabei gelten.<br />

Im Kapitalismus, in Händen von Weltkonzernen wie den<br />

GAFAM und von repressiven Regierungen sind sie wie<br />

Massenvernichtungswaffen.<br />

Simpel ausgedrückt: Ein Algorithmus ist nicht aus eigenem<br />

Antrieb rassistisch. Aber er kann rassistisch programmiert<br />

sein. Das mussten etwa Zehntausende von<br />

hollän dischen Familien erfahren, deren Existenz durch<br />

einen Algorithmus vernichtet wurde, indem er sie des<br />

Sozialhilfe betrugs bezichtigte. Das war zwar in 94 Prozent<br />

der Fälle nachweislich falsch, wie sich Jahre später herausstellte,<br />

aber es hagelte automatische Strafbefehle und<br />

monströse Zahlungsforderungen und führte zum sofortigen<br />

Stopp von Kinderzulagen, Mietbeiträgen, Krankengeld,<br />

Arbeitslosengeld, Sozialhilfe etc. Familien verloren<br />

ihr Dach über dem Kopf, andere wurden auseinandergerissen.<br />

Und dann zeigte sich, dass besonders Migrant:innen<br />

und alleinerziehende Mütter mit afrikanisch oder<br />

arabisch tönenden Namen betroffen waren. Gerät man an<br />

einen Algorithmus, heisst man besser nicht Leila. Einsprüche<br />

wurden harsch abgelehnt, der Algorithmus hat<br />

immer recht, denn er ist ja Mathematik. Gnadenlos wurden<br />

fiktive Schulden eingetrieben. Betroffene nahmen<br />

sich das Leben. Dieser Gegner ist unsichtbar, er streitet<br />

nicht mit Dir, er muss nichts beweisen. Kafkaesk.<br />

Als der Skandal schliesslich ins Parlament kam, redete<br />

sich die Regierung mit «Programmierfehlern» heraus.<br />

Ein bedauerlicher Sonderfall also, vielleicht gar einem<br />

böswilligen Programmierer geschuldet? Unsinn. Vielmehr<br />

zeigt sich in Hunderten solcher Vorgänge in vielen<br />

Ländern und allen Bereichen die gleiche Logik. Die untere<br />

Hälfte der Gesellschaft und Migrant:innen werden bei Bewerbungen,<br />

Kredit, Strafvollzug auf Bewährung, Zuteilung<br />

von Studien- und Ausbildungsplätzen, präventiver<br />

Polizeiarbeit, Sozialversicherungen durch Algorithmen<br />

regelmässig diskriminiert. Offenbar ist die KI, wie sie derzeit<br />

zum Einsatz kommt, ein getreuer Spiegel neoliberaler<br />

Politik.<br />

Soziale KI<br />

Das beschreibt eine immense Herausforderung für die<br />

Gesellschaft. KI kann nützlich sein. Für die medizinische<br />

Versorgung. Für die Abwendung ökologischer Katastrophen.<br />

Für alle Formen von Gleichstellung. Für einen effizienten<br />

Service public. Sogar für bessere Arbeit. Dafür<br />

aber müssten die Algorithmen transparenter und dem<br />

alleini gen Nutzen der Konzerne entrissen werden.<br />

Soziale Künstliche Intelligenz bei <strong>syndicom</strong>:<br />

Dossier «Mensch vor Maschine»


Dossier<br />

Gewerkschaft gegen Konzerne:<br />

Lernen und mutig handeln<br />

11<br />

Bekommen die Gewerkschaften nicht schnell<br />

einen Fuss in die algorithmische Revolution,<br />

sieht es schlecht aus für unsere sozialen<br />

Errungenschaften.<br />

Text: Oliver Fahrni<br />

Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Die Revolution um die<br />

Künstliche Intelligenz (KI) hat gerade erst begonnen. Nur<br />

rast sie bereits. Der Umsatz mit lernenden Algorithmen,<br />

neuronalen Netzen und algorithmischem Management<br />

schnellte 2021 um mehr als 40 Prozent nach oben. Die<br />

Zahl der KI-Patente verdoppelt sich alle 15 Monate – 2021<br />

wurden 30 Mal so viele angemeldet wie 2015. Sieben der<br />

weltweit zehn grössten Konzerne machen heute ihr Geld<br />

im IT-Business.<br />

Bekommen die Organisationen der Arbeitenden nicht<br />

sehr schnell einen Fuss in diese Revolution, dürfte es um<br />

viele soziale und gesellschaftliche Errungenschaften bald<br />

geschehen sein. Big Data, Algorithmen und KI könnten<br />

starke Werkzeuge sein, um etwa die Verschwendung von<br />

Ressourcen und Energie einzudämmen, Transparenz in<br />

Ökonomie und Finanzströme zu bringen, Seuchen zu bekämpfen<br />

oder bessere, qualifizierende Arbeit zu fördern.<br />

Hybride Intelligenz aus Simulation und<br />

menschlichem Erfahrungswissen<br />

In der Technology Review hat der Wissenschaftsautor<br />

Niels Boeing ein solch hilfreiches Tool beschrieben, den<br />

«Zwilling»: Der Stahlkocher Tata, ein globaler Konzern,<br />

baute mit KI ein genaues Abbild seiner Produktion und<br />

spielte darin die Stahlproduktion im Computer eins zu<br />

eins durch. Resultat: Zahlreiche verbesserte Vorgänge,<br />

weniger Energiekosten – und die Erkenntnis, dass automatisierte<br />

Systeme ohne das Erfahrungswissen der Arbeitenden<br />

oft falsch entscheiden. Jetzt spricht man bei Tata<br />

von «Hybrider Intelligenz», dem Zusammenspiel von<br />

Mensch und Maschine.<br />

Das macht aus Tata noch keinen sozialen Konzern,<br />

und die kapitalistische Realität ist brutal. Die neuen Techniken<br />

werden vorab eingesetzt, um die Arbeitenden und<br />

die Gesellschaft in engste biometrische Kontrolle zu<br />

schnüren, das Verhalten und den Konsum von Milliarden<br />

zu steuern. Fast alle handelsüblichen Algorithmen diskriminieren<br />

Frauen, Farbige, Minoritäten – so verschärfen<br />

sie Chancenungleichheiten.<br />

Erstaunlich viele Gewerkschafter:innen sind sich dieser<br />

Gefahren bewusst, wie eine europaweite Studie der<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung ermittelt hat. Doch die konkreten<br />

Angriffspunkte der Organisationen zur Zähmung der<br />

KI-Welt sind vielfach noch unklar.<br />

Das liegt erstens daran, dass niemand genau weiss, wo<br />

welche Techniken eingesetzt werden. Eklatantes Beispiel<br />

sind die automatisierten, algorithmischen Beurteilungen<br />

im Personalmanagement. Einzelne Pharma-Konzerne<br />

und Grossbanken räumen ein, bei Einstellungen und<br />

Leistungskontrolle KI zu benützen. Aus den hohen Verkaufszahlen<br />

von vorgefertigten algorithmischen Personalprogrammen<br />

aber muss man schliessen, dass sehr viele<br />

Unternehmen sie verwenden.<br />

Da hilft nur Transparenz. Also die obligatorische Offenlegung.<br />

Zuerst muss die Transparenz in die GAV eingeschrieben<br />

werden. Neben anderen Regeln, die darauf zielen,<br />

die Datensouveränität der Arbeitenden zu schützen,<br />

respektive zu erzwingen. Hier müssen die Gewerkschaften<br />

ein zweites Handicap überwinden: Künstliche Intelligenz<br />

ist ein umfangreiches, technisches und daher<br />

schwierig zu meisterndes Fachgebiet.<br />

Also hilft nur ein Bündnis mit spezialisierten Organisationen<br />

der Zivilgesellschaft. Zahlreiche Forscher:innen<br />

und Spitzenleute haben der Industrie in den letzten Jahren<br />

den Rücken gekehrt und sind in diesen NGO aktiv.<br />

<strong>syndicom</strong> macht heute einen ersten Schritt durch ein gemeinsames<br />

Projekt mit der Organisation AlgorithmWatch<br />

(siehe Seite 12). So oder so kommen die Gewerkschaften<br />

um eine Bildungsanstrengung nicht herum. Ein erhellender<br />

Anfang könnten Algorithmus-Ateliers sein: Gewerkschafter:innen<br />

schreiben selber Code. Gemäss der alten<br />

Bauernregel: Nur wer selber eine Furche gezogen hat,<br />

weiss, wie die Kartoffel wirklich schmeckt.


12<br />

Dossier<br />

Transparente Algorithmen<br />

zum Schutz der Arbeitenden<br />

Ein gemeinsames Projekt von <strong>syndicom</strong> und<br />

AlgorithmWatch öffnet ein neues Kapitel der<br />

Gewerkschaftsarbeit in der Schweiz.<br />

Text: Mattia Lento<br />

Einst waren es die Patrons oder die Chefs eines Unternehmens,<br />

Menschen aus Fleisch und Blut, die bisweilen über<br />

den Gewerkschaftskampf zur Ordnung gerufen wurden.<br />

In der komplexeren Arbeitswelt heute sind Arbeitgeber<br />

und Chefs zwar nicht verschwunden, aber immer häufiger<br />

werden algorithmische Systeme eingesetzt, um die Aktivitäten<br />

der Arbeitnehmenden zu überwachen. Dies ist auch<br />

eine Herausforderung für die gewerkschaftliche Arbeit.<br />

Eine mögliche Reaktion darauf wäre, sich in der Haltung<br />

von «Maschinenstürmern» gegen Technik und Fortschritt<br />

zur Wehr zu setzen. Aber die Geschichte der Arbeit<br />

im Westen hat wiederholt gezeigt, dass dies falsch oder<br />

sogar kontraproduktiv wäre. Eine weitere Möglichkeit besteht<br />

darin, einen intelligenten Umgang mit Innovation<br />

und Digitalisierung zu finden, das heisst mit Blick auf<br />

Rechte und soziale Fragen.<br />

<strong>syndicom</strong> hat deshalb beschlossen, ein gemeinsames<br />

Projekt mit der NGO AlgorithmWatch Schweiz zu starten.<br />

Ziel ist, die Arbeitnehmenden zu befähigen, beim Einsatz<br />

von Algorithmen am Arbeitsplatz für ihre Rechte einzustehen<br />

und konkrete Handlungsmöglichkeiten abzuleiten.<br />

Für Angela Müller, Leiterin von AlgorithmWatch Schweiz,<br />

ist die Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft ein wichtiger<br />

Schritt für ihre Organisation: «AlgorithmWatch hat<br />

Sitze in Berlin und Zürich. In unserer Schwesterorganisation<br />

in Berlin stehen wir schon lange mit Gewerkschaften<br />

in Austausch. Aber es ist das erste Mal, dass wir so umfassend<br />

und langfristig mit einer Gewerkschaft in einem gemeinsamen<br />

Projekt zusammenarbeiten. Das bringt für<br />

beide Seiten viele Vorteile. Wir bringen unsere fachliche<br />

Expertise ein und <strong>syndicom</strong> vermittelt uns Zugang zu Unternehmen,<br />

Personalvertretungen und Arbeitnehmenden<br />

und ermöglicht uns Einblicke in die betriebliche Praxis<br />

und in die Sozialpartnerschaft. So erarbeiten wir gemeinsam<br />

praxisorientierte Handreichungen für die Arbeitnehmenden<br />

und ihre Vertretungen und können die Erkenntnisse<br />

aus dem Projekt für unsere politische Arbeit nutzen.»<br />

Um Transparenz beim Einsatz von Algorithmen herzustellen,<br />

will die Schweizer NGO «auf öffentliche Register<br />

setzen, in denen zentrale Informationen zu Algorithmen,<br />

dem Zweck ihres Einsatzes und ihren Entscheidungslogiken<br />

veröffentlicht werden». Dies ist eine grundlegende<br />

Voraussetzung, um öffentliche Aufsicht und Kontrolle<br />

über algorithmische Funktionen zu ermöglichen: «Nur<br />

wenn wir wissen, wo, wozu und von wem die Systeme verwendet<br />

werden, können wir auch prüfen, ob dies im Interesse<br />

der Arbeitnehmenden geschieht.»<br />

«Zweck und Logik<br />

der Algorithmen<br />

sollen öffentlich sein.»<br />

Angela Müller, AlgorithmWatch Schweiz<br />

Über diese Kontrolle ist es beispielsweise auch möglich,<br />

abzuschätzen, «ob der Einsatz eines Systems diskriminierende<br />

Folgen oder andere negative Auswirkungen<br />

auf Grundrechte der Betroffenen hat». Für Angela Müller<br />

ist es wichtig, dass «die Interessen der Arbeitnehmenden<br />

in die Entscheidungsfindung der Algorithmen einbezogen<br />

und in der Art und Weise, wie diese zum Einsatz kommen,<br />

berücksichtigt werden».<br />

Diese Zusammenarbeit wird unser Wissen über die Beziehung<br />

zwischen Digitalisierung und Arbeitsrechten<br />

nochmals verbessern und uns vor allem die Mittel an die<br />

Hand geben, uns nicht gegen die Technologie, sondern<br />

gegen den Missbrauch der Technologie durch das Kapital<br />

zu wehren. Abschliessend sagt Angela Müller: «Es ist nicht<br />

unser Ziel, Algorithmen zu bekämpfen, sondern ihren<br />

Einsatz so zu gestalten, dass er uns allen wirklich nützt.»<br />

Mehr über das gemeinsame Projekt:<br />

https://algorithmwatch.ch/de/projekt-mit-<strong>syndicom</strong><br />

Die Illustrationen<br />

Wie sieht die Arbeitswelt von morgen angesichts von Algorithmen<br />

aus? Unsere Bilder wurden fast alle von Systemen<br />

Künstlicher Intelligenz erstellt, denen wir diese Frage als<br />

Anweisung vorgelegt haben. Fast – eine Illustration ist<br />

darunter, die von einem menschlichen Künstler nach der<br />

gleichen Vorgabe erstellt wurde. Können Sie sie erkennen?<br />

Die Lösung finden Sie auf der Seite 27, beim Rätsel.<br />

Auch wenn die Systeme heute sichtbar an Grenzen stossen,<br />

besonders bei der Fähigkeit, eine abstrakte Anweisung wie<br />

unsere sinnvoll zu interpretieren, werfen doch ihre Schnelligkeit<br />

und Benutzerfreundlichkeit Fragen über die Zukunft<br />

der Arbeit in der grafischen Branche auf. <strong>syndicom</strong> wird sich<br />

deren Beantwortung weiter zur Aufgabe machen.<br />

Unser menschlicher Illustrator Micha Dalcol stammt aus<br />

Tremona, einem kleinen Tessiner Dorf. Er arbeitet für Bücher<br />

und Zeitschriften, besonders im didaktischen Bereich, und<br />

ist Koordinator für das SJW im Tessin. dalcolmicha.ch.


Was ist ein Algorithmus?<br />

Der Begriff geht zurück auf den Namen des persischen Mathematikers al-Khwarizmi, der<br />

um 825 die schriftlichen Rechenmethoden mit arabischen Zahlen systematisch darlegte.<br />

Ein Algorithmus ist eine geordnete Folge einfacher, klar definierter Handlungsanweisungen.<br />

Werden diese der Reihe nach ausgeführt, erhält man in einer endlichen Zeitspanne ein<br />

eindeutiges Ergebnis.<br />

Ein Algorithmus lässt sich mit einem Kochrezept vergleichen: ebenfalls eine Methode, die<br />

entwickelt wurde, um ein bestimmtes Problem zu lösen. Heute steht «Algorithmus» oft<br />

vereinfachend für «Künstliche Intelligenz» oder selbstlernende Systeme.<br />

Cloud-Computing im Dienste des Algorithmus<br />

Im gleichen Takt, wie die Rechenleistung von Computern in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, haben die<br />

Miniaturisierung der Preise für Datenspeicherung und ihre Fernverfügbarkeit über Cloud-Server die Verbreitung<br />

algorithmischer Systeme, die (fast) alle unsere Online-Aktionen speichern und interpretieren, möglich gemacht.<br />

1956<br />

1 GB = 26 000 000 CHF<br />

Die RAMAC 305 ist die erste<br />

Festplatte. Sie hat eine Kapazität<br />

von 5 MB und die Grösse von<br />

zwei Kühlschränken.<br />

1995<br />

1 GB = 800 CHF<br />

Festplatten überschreiten<br />

eine Kapazität von 1 GB und<br />

auf einer CD können 700<br />

MB gespeichert werden.<br />

2015<br />

1 GB = 0,05 CHF<br />

Festplatten können bis<br />

zu 10 TB gross sein.<br />

1980<br />

1 GB = 100 000 CHF<br />

Die erste 5¼-Zoll-Festplatte<br />

taucht auf. Sie hat eine<br />

Kapazität von 5 MB. Die<br />

5¼-Zoll-Disketten haben<br />

eine Kapazität von 1 MB.<br />

2002<br />

1 GB = 2 CHF<br />

Laufwerke mit 100 GB<br />

werden zum Standard.<br />

Quelle: Le Monde<br />

Spezialisierte Algorithmen sind heute im Alltag allgegenwärtig.<br />

Sie geben in vielen Berufen den Ablauf und Takt der Tätigkeiten vor.<br />

LOGISTIK<br />

Der Paketzusteller wird von seinem<br />

Scanner dirigiert.<br />

ONLINEMEDIEN<br />

In Onlinemedien werden die Lesegewohnheiten<br />

ebenfalls von Algorithmen<br />

ausgewertet und die Vorschläge darauf<br />

abgestimmt.<br />

POSTFINANCE<br />

Die Bankerinnen von PostFinance nutzen<br />

Algorithmen für die Anlageentscheide.<br />

PRESSE<br />

Sportnachrichten von lokaler Bedeutung<br />

werden bereits von KI erstellt, auch im<br />

Datenjournalismus laufen Algorithmen bei<br />

der Auswertung von grossen Datenmengen.<br />

BUCHHANDEL<br />

Im Buchhandel gibt es die Algorithmen,<br />

die einem als Kunde/Kundin neue Bücher<br />

nach den eigenen Lesegewohnheiten<br />

empfehlen.<br />

SWISSCOM<br />

Mitarbeitende von Swisscom haben die<br />

Spracherkennung für die Fernbedienung<br />

der Swisscom-Box trainiert<br />

Quelle: <strong>syndicom</strong> Sektoren<br />

Machine Learning: Maschinen, die von uns lernen<br />

Maschinelles Lernen (Machine Learning) bezeichnet Prozesse,<br />

bei denen Computeralgorithmen aus Daten und Handlungen<br />

von Menschen lernen. Im Internet werden beispielsweise jede<br />

Minute fast 6 Millionen Anfragen an Google gestellt, die von den<br />

Algorithmen sofort interpretiert werden.<br />

6 Millionen<br />

Quelle: LocaliQ


14<br />

Eine bessere<br />

Arbeitswelt<br />

Die Jugend macht sich Sorgen<br />

um die Zukunft!<br />

Das Jugendbarometer der Credit Suisse 2022 zeichnet ein düsteres<br />

Bild. Noch nie seit Befragungsbeginn vor 10 Jahren sahen<br />

Jugendliche und junge Erwachsene mit so wenig Zuversicht in<br />

ihre eigene und die Zukunft der Gesellschaft wie dieses Jahr.<br />

Jedes Jahr veröffentlicht die Credit<br />

Suisse das Jugendbarometer. In den<br />

USA, Singapur, Brasilien und der<br />

Schweiz wurden jeweils 1000 junge<br />

Leute zwischen 16 und 25 Jahren zu ihren<br />

Nöten und Sorgen befragt.<br />

Generation Realismus<br />

Der Optimismus der letzten Jahre<br />

weicht dem Realismus. Die über 1000<br />

befragten Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen in der Schweiz sehen<br />

weniger hoffnungsvoll in die Zukunft.<br />

Ein Trend, der sich seit Befragungsbeginn<br />

vor zehn Jahren abzeichnet – die<br />

Werte sinken Jahr für Jahr. Nur 44 Prozent<br />

aller Befragten sehen «eher zuversichtlich»<br />

in die Zukunft. Noch pessimistischer<br />

sind die Befragten, wenn es<br />

um die Zukunft der Gesellschaft geht.<br />

Junge Schweizerinnen und Schweizer<br />

sorgen sich um die Zukunft. Stand<br />

in den letzten zwei Jahren noch die Corona-Krise<br />

an erster Stelle der Sorgen,<br />

so wurde die nun von der Altersvorsorge<br />

verdrängt.<br />

Interessiert, aber nicht engagiert?<br />

Auf Platz 2 steht die Sorge um den<br />

Klima wandel, gefolgt von den Benzinund<br />

Ölpreisen und der Energiesicherheit.<br />

Aber auch Gleichstellungsthemen<br />

beschäftigen die junge Bevölkerung<br />

der Schweiz. Zustimmung zur Inklusion<br />

und ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn<br />

zeichnen die Jugend aus, sie<br />

spricht sich aus für Gleichstellung und<br />

gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.<br />

Dass diesen Anliegen viel<br />

Gewicht gegeben wird, ist also nicht<br />

erstaunlich. Umso erstaunlicher hingegen<br />

ist, dass das Engagement fürs<br />

Klima und für die Gleichstellung der<br />

Geschlechter leicht gesunken ist.<br />

Allerdings wurde die Frage falsch<br />

gestellt – die Motivation, für diese<br />

Anliegen auf die Strasse zu gehen, ist<br />

gesunken. Noch immer fühlen sich<br />

40 Prozent aller Jugendlichen der<br />

Klimabewegung zugehörig und sind<br />

der Meinung, dass man sich für diese<br />

Anliegen auch einsetzen muss.<br />

Dieser Generation, den Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen der<br />

Schweiz, ist die Zukunft nicht egal,<br />

und sie sind nicht zu unterschätzen.<br />

Jane Bossard,<br />

Jugendsekretärin <strong>syndicom</strong><br />

Und noch eine andere Studie:<br />

Jugend und Politik 2022, vom EDI<br />

Altersrenten und Klimakrise erzeugen aktuell die grösste Sorgenlast bei den Jungen, doch das Engagement scheint zurückgegangen. (© Markus Spiske / unsplash)


«Der Event unterstützt die Ausbildung und fördert die<br />

Vernetzung – wie dies die Gewerkschaft täglich tut.» Melina Schröter<br />

15<br />

Ausgebuchte Journée romande<br />

de la typographie<br />

Nachdem die Veranstaltung 2021 pandemiebedingt abgesagt<br />

werden musste, fand die 18. Journée romande de la typographie<br />

(JRT) am 1. Oktober bei UNI Global in Nyon statt.<br />

Grosses und junges Publikum an der erfolgreichen Rückkehr der JRT nach Corona. (© Virginie Zürcher)<br />

Diese alle zwei Jahre stattfindende<br />

Veranstaltung wird organisiert vom<br />

Berufsverband Swiss Graphic Designers<br />

(SGD) und von <strong>syndicom</strong>. 2022<br />

bot sich dem Publikum wieder die Gelegenheit,<br />

live den spannenden Vorträgen<br />

von vier international bekannten<br />

Referentinnen und Referenten<br />

beizuwohnen: Félicité Landrivon (Brigade<br />

Cynophile, F), André Baldinger<br />

(André Baldinger-Vu-Huu, CH/F) – der<br />

zum zweiten Mal an der JRT dabei<br />

war –, Ian Party (newglyph, CH) und<br />

Emilie Rigaud (A is for fonts, F).<br />

In der traditionellen Ausstellung<br />

waren die Schönsten Schweizer Bücher<br />

2021 zu sehen, die im Rahmen<br />

eines jährlich vom Bundesamt für<br />

Kultur durchgeführten Wettbewerbs<br />

ausgezeichnet worden sind.<br />

Das vom Komitee der Journée de la<br />

typographie zusammengestellte vielfältige<br />

und qualitativ hochstehende<br />

Programm überzeugte, denn alle 200<br />

Eintrittskarten zur Veranstaltung wurden<br />

verkauft. Wie in den Vorjahren bestand<br />

ein grosser Teil der Besucher:innen<br />

aus Studierenden der Visuellen<br />

Kommunikation in der Romandie.<br />

Für <strong>syndicom</strong> war dies eine Gelegenheit,<br />

auf diese jungen Berufsleute zuzugehen<br />

und ihnen zu zeigen, wie<br />

wichtig unsere Gewerkschaft für ihre<br />

künftigen Arbeitsbedingungen ist.<br />

Alter Event – neue Website<br />

Für die Veranstaltung 2022 wurde zudem<br />

eine neue Website gestaltet, auf<br />

der das diesjährige Programm und die<br />

Beschreibung der Beiträge sowie das<br />

Archiv aller vorangegangenen Ausgaben<br />

zu finden sind (journeetypo.ch).<br />

Die Journée de la typographie fand<br />

erstmals 1990 statt – damals an der<br />

Ecole romande des arts graphiques.<br />

Sie fördert die Vernetzung und unterstützt<br />

die Ausbildung, eine Arbeit, die<br />

unsere Gewerkschaft täglich leistet –<br />

gerade in der Branche der visuellen<br />

Kommunikation, deren Mitglieder oft<br />

selbständig tätig sind und solche Gelegenheiten,<br />

sich zu treffen, schätzen.<br />

Das Organisationskomitee, dem<br />

die Unterzeichnende vonseiten <strong>syndicom</strong><br />

angehört, freut sich bereits darauf,<br />

mit der Vorbereitung für die<br />

19. Journée de la typographie 2024 zu<br />

beginnen.<br />

Melina Schröter<br />

Hier gehts zur<br />

JRT-Website<br />

ILO-Übereinkommen<br />

190 jetzt ratifizieren!<br />

Daniel Hügli, Leiter Sektor ICT<br />

Es ist der 21. Juni 2019 in Genf, als die<br />

Internationale Arbeitskonferenz das<br />

Übereinkommen 190 annimmt. Es<br />

schützt erwerbstätige Personen vor<br />

(auch geschlechtsspezifischer) Gewalt<br />

und Belästigung am Arbeitsplatz,<br />

durch Dritte und auf dem Arbeitsweg<br />

sowie vor den Auswirkungen von häuslicher<br />

Gewalt (z. B. im Homeoffice).<br />

Auch die Schweiz stimmt ihm zu.<br />

Doch erst am 19. September 2022 berät<br />

der Ständerat die Ratifizierung:<br />

Die arbeitgebernahen Ständeräte treten<br />

nicht auf die Vorlage ein, da die<br />

Folgen noch nicht abzuschätzen seien.<br />

Was für Folgen befürchten sie?<br />

Die Ratifizierung verpflichtet einen<br />

Staat, das Recht aller Personen<br />

auf eine Arbeitswelt ohne Gewalt und<br />

Belästigung zu achten, zu fördern und<br />

zu verwirklichen. Unter Beteiligung<br />

der Arbeitenden und ihrer Vertretungen<br />

sind Gefahren zu ermitteln, Risiken<br />

zu bewerten und Massnahmen zu<br />

ihrer Verhinderung und Kontrolle zu<br />

ergreifen. Auch das Recht, sich bei Gefährdung<br />

ohne Nachteile von einer Arbeitssituation<br />

zu entfernen.<br />

Gewalt und Belästigung sind somit<br />

Aspekte der Arbeitssicherheit und des<br />

Gesundheitsschutzes, was Mitspracherechte<br />

nach sich zieht. Stellen sich<br />

die Ständeräte also tatsächlich gegen<br />

wirksame Massnahmen, die die Arbeitgeber<br />

etwas kosten und die sie<br />

gemeinsam mit Arbeitnehmenden<br />

demokratisch im Betrieb ausarbeiten<br />

müssen? Am Nationalrat wird es nun<br />

sein, diesen Fehlentscheid des Ständerats<br />

zu korrigieren.


16 Arbeitswelt<br />

«Gesellschaftspolitische Veränderungen brauchen<br />

einen langen Atem und die Macht der vielen.» Anna Stahl<br />

Bitte einmal<br />

fancy Arbeitsbedingungen!<br />

Was fancy klingt, soll mehr bieten als das Existenzminimum.<br />

Die selbständigen Grafikdesigner:innen fordern Selbstverständliches:<br />

Altersvorsorge, Auftragslosenversicherung und Schutz.<br />

Soziale Absicherung muss es für alle geben – auch die schicken Kreativen brauchen sie. (© Keystone-SDA)<br />

Angefangen hat alles mit einer ebenso<br />

simplen wie existenziellen Frage: Was<br />

ist meine Arbeit wert? Fünf selbständigerwerbende<br />

Grafikdesignerinnen<br />

haben sich auf die Suche nach Antworten<br />

gemacht. Das Ergebnis kann sich<br />

sehen lassen: In einem flammenden<br />

Manifest zeigen sie auf, was schiefläuft<br />

in ihrer Branche, was sich ändern<br />

muss und was sie bewegen wollen.<br />

Ihre Forderungen sind für viele Angestellte<br />

heute schon Realität: eine<br />

Zukunft ohne Altersarmut, dafür mit<br />

einer angemessenen Rente, die tatsächlich<br />

zum Leben reicht. Eine Versicherung,<br />

die in Zeiten fehlender Aufträge<br />

ein Sicherheitsnetz bietet. Und<br />

ein Einkommen, das es erlaubt, Reserven<br />

aufzubauen, sich selber einen<br />

13. Monatslohn auszuzahlen oder<br />

auch mal Urlaub zu nehmen.<br />

Langer Atem und viele<br />

Mitstreiter:innen<br />

Gesellschaftspolitische Veränderungen<br />

brauchen einen langen Atem,<br />

aber vor allem brauchen sie die Macht<br />

der vielen. Mit ihrer Streitschrift<br />

geben die Grafikdesigner:innen der<br />

Berufsgruppe von <strong>syndicom</strong> den Startschuss<br />

für eine langfristige und breit<br />

aufgestellte Organisation innerhalb<br />

ihrer Branche. Nur wenn aus der kleinen,<br />

aber feinen Gruppe von fünf<br />

Menschen eine ganze Bewegung entsteht,<br />

wird echte, tiefgreifende Veränderung<br />

möglich.<br />

Alle allein mit den gleichen Fragen<br />

Die Vernetzung mit Berufskolleg:innen<br />

ist deshalb ein zentrales Anliegen<br />

der Berufsgruppe: um zu verhindern,<br />

dass jede:r in seinem und ihrem Atelier<br />

mit den immer gleichen Fragen<br />

und Problemen alleine bleibt. Und gerade<br />

dem Nachwuchs bietet die gewerkschaftliche<br />

Organisation nach<br />

dem Abschluss der Ausbildung, wo<br />

der Klassenverband den Studierenden<br />

als Netzwerk diente, einen Anknüpfungspunkt.<br />

Denn wer sein Diplom in<br />

der Tasche hat, steht allzu oft von heute<br />

auf morgen alleine da und verfügt<br />

noch nicht über das Know-how, um<br />

sich im verwinkelten Labyrinth der<br />

Selbständigkeit zurechtzufinden.<br />

Nicht zuletzt ist das Manifest deshalb<br />

ein Appell an alle Grafikdesigner:innen,<br />

über der Liebe zum Handwerk,<br />

zur Kreativität und zur Freiheit<br />

nicht blind zu werden für eine einfache<br />

Tatsache: dass faire Arbeitsbedingungen<br />

und soziale Absicherung für<br />

alle möglich sind und seien müssen.<br />

Anna Stahl<br />

Die Grafikerinnen und Grafiker<br />

auf Instagram<br />

«Gesamtarbeitsvertrag»<br />

für Selbständige<br />

Michael Moser, Zentralsekretär Medien<br />

Der Sektor Medien hat einen «Gesamtarbeitsvertrag»<br />

für Selbständige verhandelt<br />

(siehe Interview Seite 20). Dieser<br />

sieht natürlich etwas anders aus<br />

als bei Angestellten, trotzdem funktioniert<br />

er gleich. Gemeinsam mit dem<br />

Arbeitgeber verhandelten wir Minimalstandards<br />

für die Arbeitsbedingungen,<br />

die in den individuellen Verträgen<br />

nicht unterschritten werden<br />

dürfen. Konkret also in der Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Comic-Verlag<br />

Edition Moderne und seinen publizierenden<br />

Illustrator:innen. Darüber<br />

hinaus haben wir in einer Vereinbarung<br />

festgehalten, dass wir diesen Basisvertrag<br />

jedes Jahr weiterverhandeln<br />

und wenn immer möglich verbessern.<br />

Dass sich Selbständige kollektiv<br />

organisieren, ist nicht neu; dass wir<br />

nun die Werkzeuge aus der bekannten<br />

Sozialpartnerschaft zwischen Angestellten<br />

und Arbeitgebern auch für die<br />

Selbständigen interpretieren, erweitert<br />

aber das Spektrum für Verbesserungen<br />

noch einmal. So können Selbständige<br />

von den Erfahrungen und<br />

Errungenschaften ihrer angestellten<br />

Kolleg:innen profitieren, gleichzeitig<br />

gewinnen auch die Angestellten, wenn<br />

die Arbeitsbedingungen der Selbständigen<br />

besser werden. Mit einer immer<br />

stärkeren Flexibilisierung der Arbeitsformen<br />

ist es wichtiger denn je, zu verhindern,<br />

dass «klassische» Arbeitsverhältnisse<br />

in selbständige umgewandelt<br />

werden, nur weil dort keine Sozialabgaben<br />

gezahlt werden, die Absicherung<br />

lückenhaft ist oder die Einkommen<br />

einfach generell tiefer sind.


«Es scheint an der Zeit für eine<br />

Verwarnung an PostNetz.» David Roth<br />

17<br />

Surreale Verkaufs-Ziele münden<br />

in Führungsversagen<br />

Verkaufsziele müssen messbar und änderbar sein. Angstmache und die blosse Weitergabe von Druck<br />

nach unten sind kontraproduktiv. (© Keystone-SDA)<br />

Egal, wen man fragte bei PostNetz:<br />

Alle berichteten, dass die Verkaufsziele<br />

bei weitem verfehlt wurden. <strong>syndicom</strong><br />

hatte früh gewarnt, dass die Ziele<br />

unrealistisch seien, und wurde ignoriert.<br />

Bereits im März 2022 war allen<br />

klar, dass sie nicht erreicht werden<br />

können. Und trotzdem gab es keine<br />

Korrekturen, der Druck auf Teamleader<br />

und Kundenberatende wurde konsequent<br />

hochgehalten.<br />

«Rennlisten» und öffentliche<br />

Blossstellung<br />

Einige Teamleader liessen sich von<br />

dem Zielwahnsinn nicht beeindrucken<br />

und haben einfach solide Arbeit<br />

abgeliefert. Unerfahrene Gebiets- und<br />

Teamleader waren verständlicherweise<br />

heillos überfordert und gaben<br />

dem Druck nach. Dies mündete zuerst<br />

in absurden Messmethoden, wahren<br />

Rennlisten, teilweise mit Blossstellung<br />

vermeintlich weniger erfolgreicher<br />

Kolleg:innen. <strong>syndicom</strong> hat über<br />

hundert Beispiele von problematischen<br />

bis schlicht schockierenden<br />

Führungsmethoden gesammelt und<br />

bei der nationalen Leitung protestiert.<br />

Der Austausch hierzu hat im Mai begonnen,<br />

aber die Wirkung ist nach wie<br />

vor zu zaghaft.<br />

Der Verkauf in den Poststellen ist<br />

eine Teamleistung<br />

Nach wie vor gibt es Teams, in denen<br />

individuelle Ziele gesetzt, Rennlisten<br />

präsentiert oder gar mit Akten notizen<br />

und Verwarnungen operiert wird,<br />

wenn Ziele nicht erreicht werden. Das<br />

steht im kompletten Widerspruch<br />

zum Führungs-1x1, wie es auch kleine<br />

Manager lernen. Und dagegen müssen<br />

wir uns wehren. Ziele müssen beeinflussbar<br />

und messbar sein. Der<br />

Verkauf auf Poststellen ist allerdings<br />

eine Teamleistung. Und Verkäufe<br />

können nur so gut wie die Produkte<br />

sein. Die <strong>syndicom</strong>-Regionalsekretär:innen<br />

arbeiten mit jenen Teams,<br />

die weiterhin Beispiele melden. Aber<br />

das Problem besteht nicht nur vor Ort,<br />

sondern zieht sich über alle Ebenen.<br />

Mehr Realismus, bessere Führung<br />

Es scheint an der Zeit für eine Verwarnung<br />

an PostNetz. 2023 braucht es realistische<br />

Ziele und bessere Führung<br />

auf fast allen Ebenen. Und Produkte,<br />

die sich besser verkaufen.<br />

David Roth<br />

Bewegter Herbst<br />

für private Paketboten<br />

Urs Zbinden, Zentralsekretär Logistik<br />

Es tut sich etwas in der Schweizer Gewerkschaftswelt<br />

diesen Herbst: In<br />

Genf streiken das Fahrpersonal der<br />

Verkehrsbetriebe TPG und die Staatsangestellten<br />

erfolgreich für mehr<br />

Lohn, die Bauarbeiter:innen protestieren<br />

lautstark gegen Verschlechterungen<br />

des GAV, und am Zürcher<br />

Flughafen werden Streiks der Arbeiter:innen<br />

von Swissport und der Pilot:-<br />

innen von Swiss durch bessere GAV<br />

knapp abgewendet. Diese Schlaglichter<br />

der Entwicklung in der Schweiz reihen<br />

sich ein in eine internationale<br />

Tendenz zu mehr Arbeitskämpfen.<br />

Auch in den privaten Logistikbetrieben<br />

der Schweiz macht sich diese<br />

Tendenz bemerkbar. In den letzten<br />

Monaten haben sich Arbeiter:innen<br />

von Planzer KEP und Quickpac bei<br />

<strong>syndicom</strong> gemeldet. Bei Planzer KEP<br />

geht es um die Einhaltung der gesetzlichen<br />

Vorschriften, um lange Arbeitstage,<br />

kurzfristige Arbeitsplanung und<br />

Arbeitssicherheit (überladene Fahrzeuge).<br />

Hinter den im Depot Zürich<br />

Altstetten aufgestellten Forderungen<br />

stehen 75 Prozent der Belegschaft.<br />

Auch beim Konkurrenten Quickpac<br />

steht eine übergrosse Mehrheit der<br />

Depots Winterthur und Dietikon hinter<br />

den Forderungen nach einem<br />

13. Monatslohn, gegen Wartetage bei<br />

Krankheit und gegen pauschale Abzüge<br />

bei Schäden am Fahrzeug.<br />

Mit den Verhandlungen zum GAV<br />

Logistik wird in der Branche der privaten<br />

Postdienstleister eine wichtige<br />

Grundlage für eine Regulierung gelegt.<br />

Die zunehmenden kollektiven<br />

Bewegungen in den Betrieben zeigen<br />

aber, dass dieser GAV kein Endziel,<br />

sondern ein Startpunkt für weitere<br />

Verbesserungen sein muss.


18 Politik<br />

Die Milliarden an alle<br />

zurückverteilen<br />

Rentenkrise. Die Erträge der Pensionskassen sind zusammengebrochen,<br />

die Renten reichen nicht mehr zum Leben, der<br />

AHV droht eine Unterfinanzierung. Bundesrat und Parlament<br />

klammern sich an die Idee des immer höheren Rentenalters.<br />

Es gibt eine andere Lösung: Die Schweizerische Nationalbank<br />

häuft weiter Milliardengewinne an. Dieses Geld gehört der<br />

Bevölkerung. Es ist fair, wenn es an uns alle zurückgeht. Eine<br />

Stärkung der AHV mit den Gewinnen der SNB: Das fordert<br />

die SNB-Initiative des Gewerkschaftsbundes. Wir haben mit<br />

Sarah Wyss, SP-Nationalrätin aus Basel-Stadt und Mitglied des<br />

Initiativkomitees, über die SNB-Initiative gesprochen.<br />

Text und Fragen: Federico Franchini<br />

Bilder: Keystone-SDA, Michael Waser (Porträt Sarah Wyss)<br />

Der Franken war in den letzten zehn<br />

Jahren eines der meist exportierten<br />

Produkte der Schweiz und übertraf<br />

damit sogar die Erzeugnisse der<br />

Pharma branche! Die ganze Welt<br />

wollte Franken kaufen – vor allem<br />

wegen der Unsicherheiten in der<br />

Euro zone. Die Schweizerische National<br />

bank (SNB) emittierte enorm<br />

viel Geld und verkaufte den Anlegern<br />

aus aller Welt diese Franken gegen<br />

Euro und Dollar. Und machte damit<br />

noch Gewinne. Die Grössenordnung<br />

dieser Frankenverkäufe ist astronomisch.<br />

Von 2016 bis 2021 erwirtschaftete<br />

die SNB dank dieser Politik<br />

Gewinne von über 26 Milliarden<br />

Franken pro Jahr.<br />

Die heutige Ausschüttungsvereinbarung<br />

mit der SNB (sie ist gültig<br />

bis 2025) hält fest, dass maximal<br />

6 Milliarden Franken an Bund und<br />

Kantone ausgeschüttet werden<br />

können, sofern der «Bilanzgewinn»<br />

der SNB mindestens 40 Milliarden<br />

Franken beträgt. Die SNB-Initiative<br />

schlägt vor, dass bei hohen Gewinnen<br />

und Ausschüttungsreserven ein<br />

Teil der Gewinne an die AHV ausgeschüttet<br />

wird. (ff)<br />

Frau Wyss, weshalb braucht es die<br />

SNB-Initiative?<br />

Es ist allen klar, dass wir ein Problem<br />

mit der Finanzierung der AHV<br />

haben. Das stellt sich nicht heute<br />

oder morgen, aber in etwa zehn Jahren.<br />

Wir haben deshalb Zeit, darüber<br />

nachzudenken, wie wir künftig<br />

eine zusätzliche Finanzierung für<br />

die erste Säule garantieren können.<br />

Die Initiative ist somit nötig, weil sie<br />

eine konkrete und effiziente Lösung<br />

für dieses Problem bietet.<br />

Die Finanzierungslücken der<br />

AHV können durch die Gewinne der<br />

SNB geschlossen werden. Und das,<br />

ohne die Kaufkraft durch neue Abgaben<br />

auf den Löhnen zu schmälern:<br />

Die Gewinnausschüttung der<br />

SNB an die AHV stärkt die Altersvorsorge,<br />

ohne das Portemonnaie<br />

der Arbeitnehmenden zu belasten.<br />

Dieses Jahr aber hat die Nationalbank<br />

hohe Verluste angekündigt<br />

und wird wahrscheinlich keine Gewinne<br />

machen. Das Timing scheint<br />

für die Initiative ungünstig zu sein.<br />

Stimmt das?<br />

Tatsächlich ist das Timing nicht<br />

optimal. 2022 ist für die SNB ein<br />

ausser gewöhnliches Jahr. Aber 2021<br />

hatte sie einen Gewinn von 21 Milliarden<br />

Franken ausgewiesen. Die<br />

Gewinne sind sehr stabil, und langfristig<br />

können wir davon ausgehen,<br />

dass die Nationalbank weiterhin<br />

positive Ergebnisse erzielen und<br />

folglich Geld in die Kassen des Bundes<br />

fliessen wird. Wenn wir analysieren,<br />

was in den letzten Jahren<br />

passiert ist, sehen wir, dass die SNB<br />

jährlich rund 2 Milliarden Franken<br />

an den Bund ausgeschüttet hat –<br />

eine schwache Quote, die nur von<br />

der Obergrenze für die Gewinnausschüttung<br />

vorgegeben wird.<br />

Was geschieht heute mit diesen<br />

Geldern von der Nationalbank?<br />

In der Regel werden zwei Drittel den<br />

Kantonen und ein Drittel dem Bund<br />

zugewiesen. Die Vereinbarung sieht<br />

eine Obergrenze von 6 Milliarden<br />

Franken vor. Vom Geld, das an den


«Es gibt nicht viele Lösungen für<br />

das Finanz problem der AHV.<br />

Für uns ist der Einsatz von SNB-Gewinnen<br />

besonders effizient – und gerecht.»<br />

19<br />

Sarah Wyss, Nationalrätin Basel-Stadt (SP) und aktiv im<br />

Komitee für die Nationalbank-Initiative<br />

Bund fliesst, sind ein Drittel für den<br />

ordentlichen und zwei Drittel für<br />

den ausserordentlichen Haushalt<br />

bestimmt. Dieser Anteil dient derzeit<br />

allein dem Schuldenabbau.<br />

Was keine gute Idee ist! Denn<br />

die Verschuldung der Schweiz ist<br />

bereits sehr tief. Es macht keinen<br />

Sinn, die Schulden mit den zusätzlichen<br />

Erträgen der SNB abzubauen.<br />

Viel sinnvoller wäre es, dieses Geld<br />

in die erste Säule zu investieren, da<br />

dies konkret der gesamten Bevölkerung<br />

zugutekäme. Deshalb bin ich<br />

der Meinung, dass diese Initiative<br />

vor dem Volk bestehen könnte.<br />

Laut Umfragen wäre tatsächlich<br />

eine Mehrheit in der Schweiz für<br />

eine Ausschüttung an die AHV.<br />

Wie ist das zu erklären?<br />

In der Diskussion um die AHV21<br />

hat sich klar gezeigt, dass die<br />

Schweiz bis 2035 eine neue AHV-<br />

Reform braucht. Wir sind mit einer<br />

ausser gewöhnlichen Situation konfrontiert,<br />

und wir müssen uns mit<br />

der langfristigen finanziellen Gesundheit<br />

der AHV beschäftigen.<br />

Dieser Gedanke wird von der<br />

Bevölkerung heute akzeptiert: Alle<br />

sind sich bewusst, dass eine zusätzliche<br />

Finanzierung gefunden werden<br />

muss. Die Parlamentsmehrheit<br />

will aber, dass die Überschüsse der<br />

SNB zur Reduktion der öffentlichen<br />

Verschuldung verwendet werden.<br />

Wie gesagt halte ich dies nicht für<br />

eine gute Idee. Dieses Geld in die<br />

erste Säule zu investieren, käme<br />

hingegen der gesamten Bevölkerung<br />

zugute.<br />

Es werden auch andere Lösungen<br />

vorgeschlagen, etwa die Erhöhung<br />

des Rentenalters …<br />

Eines ist sicher: Die Finanzierung<br />

der AHV muss innert rund zehn Jahren<br />

gestärkt werden. Es gibt nicht<br />

viele Lösungen. Mit der jüngsten<br />

Abstimmung über die AHV21 wurde<br />

das Frauenrentenalter von 64 auf<br />

65 Jahre angehoben. Das knappe<br />

Ergebnis zeigt aber, dass eine weitere<br />

Rentenaltererhöhung es vor dem<br />

Volk nicht leicht haben wird. Eine<br />

andere Lösung wäre die Erhöhung<br />

der Lohnabzüge. Wichtig ist, dass<br />

wir einen Vorschlag – in Form einer<br />

Volksinitiative – auf dem Tisch haben,<br />

wenn die Zeit für eine Debatte<br />

über dieses Thema gekommen ist.<br />

Die Jungfreisinnigen haben<br />

eine Volksinitiative eingereicht, welche<br />

die schrittweise Anhebung des<br />

Rentenalters von Männern und<br />

Frauen auf 66 Jahre verlangt. Das<br />

wird die erste Säule schwächen. Zudem<br />

lassen sich bereits heute viele<br />

vorzeitig pensionieren. Die Leidtragenden<br />

einer Rentenaltererhöhung<br />

sind deshalb Personen mit tiefen<br />

Einkommen, die sich keine Frühpensionierung<br />

leisten können.<br />

Unsere Lösung mit den SNB-Gewinnen<br />

scheint mir geeigneter. Aus<br />

unserer Sicht ist klar, dass wir die<br />

Renten stärken und nicht das Rentenalter<br />

erhöhen müssen.<br />

Die Gegner sagen, es sei gefährlich,<br />

die AHV mit den SNB-Gewinnen zu<br />

verknüpfen, da die erste Säule damit<br />

von der Schweizer Geldpolitik abhängen<br />

würde. Was sagen Sie dazu?<br />

Ich verstehe dieses Argument nicht<br />

ganz. Der Initiativtext ist moderat,<br />

er betrifft die Geldpolitik nicht –<br />

und lässt den Kantonsanteil von vier<br />

Milliarden jährlich unangetastet.<br />

Es scheint mir normal, dass<br />

der Bund entscheiden kann, was er<br />

mit den 2 Milliarden macht, die er<br />

von der SNB erhält. Das hat keinerlei<br />

Zusammen hang mit der Politik<br />

der Nationalbank. Heute dienen<br />

diese Mittel dazu, die öffentliche<br />

Verschuldung abzubauen. Sie könnten<br />

genauso gut für die AHV verwendet<br />

werden.<br />

Sonst wäre es auch problematisch,<br />

die Kantonshaushalte mit den<br />

Gewinnen der SNB zu finanzieren.<br />

Das hat aber noch nie jemanden<br />

gekümmert.<br />

Aus meiner Sicht besteht nur<br />

dann ein Problem, wenn die SNB<br />

wie in diesem Jahr keine Gewinne<br />

ausschütten kann. Aber frühere<br />

Durchschnittswerte und die Zukunftsaussichten<br />

zeigen, dass dies<br />

nur in aussergewöhnlichen Jahren<br />

der Fall sein wird.<br />

Wir haben von der Finanzierung<br />

gesprochen. Ein anderes grosses<br />

Problem sind aber die Altersrenten.<br />

Auch hier hat die Linke bereits eine<br />

Volksinitiative lanciert – für die<br />

13. AHV-Rente –, die zustande gekommen<br />

ist. Ist es wichtig, an zwei<br />

Fronten zu handeln?<br />

Für die Linke ist es sehr wichtig, an<br />

zwei Fronten – Finanzierung und<br />

Rentenerhöhung – zu handeln und<br />

unsere Lösungen für die wichtigste<br />

Sozialversicherung der Schweiz<br />

einzubringen. Allen ist klar, dass<br />

die Renten zu tief sind. Gemäss der<br />

Verfassung müssten diese hoch genug<br />

sein, um davon anständig leben<br />

zu können. Das ist nicht der Fall.<br />

Die Finanzierung ist sicher wichtig.<br />

Da rum geht es in unserer Initiative<br />

zu den SNB-Gewinnen.<br />

Aber auch bei den Renten muss<br />

gehandelt werden. Dafür haben wir<br />

die Initia tive für eine 13. AHV-Rente<br />

lanciert. Sie will denjenigen, die vor<br />

allem von der ersten Säule abhängig<br />

sind, etwas Luft verschaffen. Vor allem<br />

den Frauen, da ein Drittel der<br />

Rentnerinnen allein von der AHV<br />

lebt.<br />

Das Parlament behandelt bald auch<br />

die zweite Säule. Wie geht es weiter?<br />

Es braucht Lösungen für Teilzeitarbeitende<br />

in niedrigen Pensen und<br />

für Personen, die mehrere Jobs<br />

haben und nicht versichert sind.<br />

Aber ich sage nochmals, dass wir<br />

uns immer auf die Stärkung der<br />

ersten Säule konzentrieren müssen,<br />

denn es handelt sich um einen<br />

Generationen vertrag und ein Solidaritätsprojekt<br />

zwischen hohen und<br />

geringen Einkommen. Auch für die<br />

Gewerkschaften ist es wichtig, vor<br />

allem die AHV zu stärken. Darum<br />

wollen wir auch die SNB-Initiative<br />

durchbringen.<br />

Die SNB-Initiative kann sofort<br />

unterschrieben werden


20 Die andere<br />

Seite<br />

Ein «GAV» nach Mass<br />

für Freischaffende<br />

Marie-France Lombardo, Julia Marti und Claudio Barandun<br />

leiten den Verlag Edition Moderne mit Herzblut – und seit<br />

neuestem mit einem «Basisvertrag».<br />

der Zeit, die die Suche nach Papieren<br />

verschlingt, sind die Preise im<br />

Ungleichgewicht, da die Teuerungen<br />

nicht 1:1 weitergegeben werden<br />

können. Dazu kommen die sinkende<br />

Kaufkraft und der tiefe Euro -<br />

Kurs: Wir operieren nun mal international,<br />

unser wichtigster Markt ist<br />

Deutschland.<br />

Es braucht eine grundsätzliche<br />

Diskussion darüber, was uns als<br />

Gesellschaft eine lebendige Buchkultur<br />

wert ist, und den politischen<br />

Willen, diese zu unterstützen. Die<br />

strukturelle Förderung des Bundesamtes<br />

für Kultur für Verlage (die<br />

2021–2024 auch die Edition Moderne<br />

erhält) ist ein Beitrag dazu, aber<br />

leider auch der einzige dieser Art.<br />

Fragen: Michael Moser<br />

Bild: Anne Morgenstern<br />

<strong>syndicom</strong> und die Edition Moderne<br />

haben soeben einen Basisvertrag<br />

unterzeichnet. Worum geht es?<br />

Mit dem Basisvertrag wollen die Gewerkschaft<br />

<strong>syndicom</strong> und der Verlag<br />

Edition Moderne gemeinsam die<br />

Arbeitsbedingungen für Comicschaffende<br />

verbessern. Beide Seiten<br />

wollen zeigen, dass die Arbeit der<br />

Schaffung und Publikation von Comics<br />

entlang der Wertschöpfungskette<br />

fair und zum Vorteil aller<br />

Parteien gestaltet werden kann und<br />

soll. Die Edition Moderne hat mit<br />

dem Basisvertrag ein wichtiges Vermittlungsinstrument<br />

gewonnen,<br />

das künftig auch klarer macht, was<br />

wir als Verlag leisten.<br />

Was enthält die zum Basisvertrag<br />

gehörende «Vereinbarung über die<br />

weitere Zusammenarbeit»?<br />

Diese Vereinbarung hält unsere<br />

gemeinsamen Ziele fest und dass<br />

Edition Moderne und <strong>syndicom</strong> den<br />

Basisvertrag jährlich verlängern,<br />

aufgrund unseres Geschäftsganges<br />

neu verhandeln oder beenden können.<br />

Als Verlag verpflichten wir uns,<br />

die Bedingungen des verhandelten<br />

Basisvertrages vor Verhandlungsbeginn<br />

zu kommunizieren und in den<br />

individuellen Verhandlungen anschliessend<br />

nicht zu unterschreiten.<br />

Was genau ist die Edition Moderne<br />

eigentlich und was macht ihr?<br />

Die Edition Moderne ist der einzige<br />

Verlag für Comics und Graphic<br />

Novels der Deutschschweiz und der<br />

älteste im deutschsprachigen Raum.<br />

Er ist inhaltlich und gestalterisch<br />

hoch stehenden Büchern verpflichtet,<br />

die politisch relevant sind:<br />

Auch marginalisierte Stimmen und<br />

The men bekommen eine Plattform.<br />

2021 erhielt die Edition Moderne<br />

einen Swiss Design Award für «Vermittlung»<br />

und wurde zum Schweizer<br />

Verlag des Jahres gekürt.<br />

Der gesamte Buchmarkt ist aktuell<br />

sehr angespannt. Wo seht ihr die<br />

grössten Herausforderungen?<br />

Die Papierknappheit, die Unterbrechung<br />

von Lieferketten und die<br />

Preisexplosion bedrohen auch die<br />

Edition Moderne existenziell. Neben<br />

Seit 2020 sind die Illustrator:innen<br />

bei <strong>syndicom</strong> organisiert. Wie habt<br />

ihr diesen Prozess beobachtet?<br />

Bevor wir quer in die Verlagsbranche<br />

eingestiegen sind, waren Julia<br />

und Claudio als Grafiker:innen und<br />

Illustrator:innen und Marie-France<br />

in der Designförderung tätig – die<br />

Lage von selbständig erwerbenden<br />

Einzelkämpfer:innen kennen wir<br />

gut. Wir freuen uns für die Illustrationsbranche,<br />

dass sie sich nun bei<br />

<strong>syndicom</strong> kollektiv organisiert und<br />

den Diskurs um die Wertschöpfung<br />

dieser Arbeit anregt.<br />

Inwiefern passt das alles zu den<br />

Werten der Edition Moderne und<br />

zur Buchkultur, die ihr postuliert?<br />

Die letzten zwei Jahre haben wir den<br />

Verlag aus einer One-Man-Show zu<br />

einer kleinen kollektiven Struktur –<br />

uns dreien und unserem Lernenden<br />

Manuel – umgebaut. Unser Ziel ist,<br />

trotz bescheidenen 220 Stellenprozenten<br />

gute Bücher und ein wertschätzendes,<br />

inspirierendes Arbeitsklima<br />

zu schaffen. Wir begleiten die<br />

Bücher oft vom ersten Storyboard<br />

bis zur Gestaltung, Herstellung und<br />

Vermittlung. Mehr denn je sind wir<br />

überzeugt vom Wert des Mediums<br />

Buch: Vieles in der «Welt da<br />

draussen» ist in Veränderung und<br />

schafft Verunsicherungen. Die<br />

Welten, die wir in Büchern finden,<br />

können helfen, reflektierter, gelassener<br />

und humorvoller durch diese<br />

Aussenwelt zu gehen. Dafür brennen<br />

wir.


Recht so!<br />

21<br />

Guten Tag miteinander<br />

Ich war über 30 Jahre in der Druckerei.<br />

Diese musste schliessen, und ich habe<br />

mich bei der Arbeitslosenkasse angemeldet.<br />

In einem Kurs habe ich ein Bewerbungsdossier<br />

erstellt. Trotz zahlreicher<br />

Bewerbungen erhalte ich nur Absagen.<br />

Ich weiss, dass es in meinem Alter, 55, und<br />

mit meinem Beruf schwierig ist. Doch habe<br />

ich nun gelesen, dass in vielen grösseren<br />

Firmen die Bewerbungen gar nicht mehr<br />

angeschaut werden, sondern ein Algorithmus<br />

das macht. Stimmt das?<br />

Antwort des <strong>syndicom</strong>-Rechtsdienstes<br />

Ja, Algorithmen werden in der Arbeitswelt immer häufiger<br />

eingesetzt. Gerade im Bewerbungsprozess werden dafür<br />

Kriterien vordefiniert (sogenannte Keywords), um die<br />

offene Stelle optimal besetzen zu können. Erfüllt dein<br />

Lebenslauf gewisse Kriterien nicht, so wird dein Dossier<br />

automatisch ausgeschieden. Dies erhöht die Gefahr der<br />

Diskriminierung bei der Stellensuche aufgrund des Alters,<br />

des Geschlechts, der Nationalität, Familiensituation<br />

(verheiratet, Kinder) etc.<br />

Darauf haben sie uns im Bewerbungskurs<br />

nicht hingewiesen. Ich weiss nicht, ob mein<br />

Dossier von einem Algorithmus oder von<br />

der Personalabteilung geprüft wird und<br />

welche Kriterien bei der Auswahl gelten.<br />

Könnte ich denn mein Dossier entsprechend<br />

anpassen und z. B. das Alter und die<br />

Nationalität nicht angeben?<br />

Wenn das so ist, habe ich kaum eine<br />

Chance, eine Stelle zu finden. So ein<br />

Algorithmus ist doch diskriminierend.<br />

Kann man sich nicht juristisch dagegen<br />

zur Wehr setzen?<br />

Grundsätzlich gibt es da keine Vorschriften. Aber diese<br />

Angaben können für den Arbeitgeber wichtig sein. Die Algorithmen<br />

suchen also anhand dieser Keywords. Fehlen<br />

sie in den Unterlagen, wird die Bewerbung ausgeschieden.<br />

Hast du zudem ein Foto im Lebenslauf, kann der<br />

Algo rithmus bei Verwendung einer automatisierten Gesichtserkennung<br />

Rückschlüsse auf dein Alter machen.<br />

Diese Software wird immer häufiger eingesetzt, obschon<br />

bekannt ist, dass sie bloss Stereotypen erkennt und daher<br />

nicht aussagekräftig ist. Letztlich übernimmt der Algorithmus<br />

die Vorurteile der Personen, die die Kriterien<br />

festlegen. Und ein Algorithmus erkennt nur diejenigen<br />

Daten, die ihm zur Verfügung stehen. Je weniger dies<br />

sind, desto subjektiver wird das Auswahlverfahren.<br />

Du hast die Möglichkeit, gestützt auf Art. 28 ZGB eine<br />

Persönlichkeitsverletzung geltend zu machen. Diese muss<br />

widerrechtlich sein und hängt somit davon ab, ob der<br />

potenzielle Arbeitgeber überwiegende Interessen geltend<br />

machen kann oder nicht. Selbst wenn du beweisen<br />

kannst, dass die Absage nur wegen deines Alters erfolgt<br />

ist, hast du keinen Anspruch auf eine Anstellung. Du<br />

kannst nur eine Genugtuung gestützt auf Art. 28a ZGB verlangen.<br />

Doch gibt es diesbezüglich noch keine Entscheide<br />

des Bundesgerichts. Dies, weil der Arbeitgeber seine Absage<br />

nicht begründen muss, und eine Diskriminierung<br />

daher kaum beweisbar ist.<br />

<strong>syndicom</strong>.ch/rechtso


22 Freizeit<br />

Tipps<br />

© diaphanes<br />

Kurse bei Movendo: Der frühe<br />

Vogel fängt den Wurm<br />

Umgang mit Stress in Beruf und<br />

Alltag, Basiswissen Schlaf, Vorbereitung<br />

auf die Pensionierung, Word<br />

und Excel für Einsteiger:innen,<br />

Körper sprache lesen: Alle diese<br />

spannenden und nützlichen Kurse<br />

finden Anfang des Jahres bei Movendo,<br />

dem Bildungsinstitut der<br />

Gewerk schaften, statt. Und: Alle<br />

diese Kurse sind bereits belegt und<br />

höchstens noch über die Warteliste<br />

zugänglich. Gerade jetzt, wo das<br />

Jahres programm 2023 herausgekommen<br />

ist, lohnt es sich, das Programm<br />

durchzustudieren und sich<br />

für interessante Kurse schon anzumelden.<br />

«Der Arbeitsmarkt, mein Lebenslauf<br />

und ich», so der Titel des Kurses<br />

am 20. März 23. Er findet ganztägig<br />

in Bern statt, und Movendo gibt<br />

dazu die folgende Beschreibung:<br />

«Der Arbeitsmarkt verändert sich<br />

immer schneller. Viele Berufe gibt<br />

es nicht mehr, neue kommen laufend<br />

hinzu. Damit steigen auch die<br />

Anforderungen an die Arbeitnehmenden.<br />

Wir befassen uns mit der<br />

Arbeitsmarktfähigkeit der Teilnehmenden,<br />

mit ihren Bildungsmöglichkeiten,<br />

und wir erarbeiten kreative<br />

Ideen für die Suche nach einer<br />

neuen Stelle.» Gibt es ein besseres<br />

Gefühl, als für alle Fälle (oder auch<br />

für einen sehr konkreten Fall) einen<br />

aufdatierten, ansprechenden, fixfertigen<br />

Lebenslauf in der digitalen<br />

Schublade zu haben?<br />

Für alle Mitglieder kostenlos<br />

inkl. Verpflegung, für alle andern<br />

Interessierten 410 Franken, Verpflegung<br />

zuzügl. 50 Franken.<br />

(Red.)<br />

«Unrueh»<br />

© Filmcoopi<br />

Mit Anarchismus verbinden die<br />

meisten Menschen vor allem eines:<br />

Lärm, Protest, Widerstand. Nicht so<br />

im Film von Cyril Schäublin («Dene<br />

wos guet geit»).<br />

Er erzählt in ruhigen Bildern die<br />

Geschichte der jurassischen Uhrmacher:innen<br />

Ende des 19. Jahrhun<br />

derts, die den Anarchisten Piotr<br />

Kropotkin entscheiden prägen sollten.<br />

Ganz im Geiste des Anarchismus<br />

folgt der Film einer dezentralen<br />

Erzählweise: Es gibt keine<br />

eigentliche Handlung und die Figuren<br />

halten sich meist an den Bildrändern<br />

auf. Obwohl ein Historienfilm,<br />

ist die Thematik an Aktualität<br />

kaum zu überbieten. Wer kann sich<br />

nicht mit den Uhrmacher:innen<br />

identifizieren, deren Produktivität<br />

von ihren Vorgesetzten mit der<br />

Stopp uhr gemessen wird?<br />

Die leise Kapitalismuskritik in<br />

Form von tickenden Uhren durchzieht<br />

den gesamten Film. So geht<br />

die Uhr in der Uhrenfabrik immer<br />

8 Minuten vor, was als Metapher auf<br />

das ungebremste Wirtschaftswachstum<br />

interpretiert werden kann.<br />

Solidarität untereinander, selbst<br />

mit Anarchist:innen aus anderen<br />

Weltregionen, durchbricht den eintönigen<br />

Alltag in der Uhrenfabrik<br />

und hält die Bewegung zusammen.<br />

Der Film lässt durch die entschleunigte<br />

Erzählweise den eigenen Gedanken<br />

viel Platz. Obwohl geradezu<br />

experimentell, fliesst alles zu einem<br />

grossen Ganzen zusammen.<br />

«Unrueh» ist Anarchismus in<br />

seiner reinsten Form zu einer Zeit<br />

des technologischen Fortschritts,<br />

als Träume von einer besseren,<br />

ganz anderen Welt noch möglich<br />

schienen.<br />

Catalina Gajardo<br />

Eine neue Schweiz<br />

Wir haben es vielleicht spät bemerkt,<br />

aber die Schweiz hat sich<br />

definitiv verändert. Die Unterscheidung<br />

in Schweizerinnen und Ausländer<br />

existiert nur noch für Populisten,<br />

Traditionalisten, leider auch<br />

für das Ausländerrecht und teilweise<br />

den Arbeitsmarkt. Demografischen<br />

Daten zufolge haben 40 Prozent<br />

der Personen, die dauerhaft in<br />

der Schweiz leben, eine Migrationsgeschichte.<br />

Bei den Kindern sind es<br />

über 50 Prozent.<br />

Zweifelsohne gibt es neue Herausforderungen<br />

zu bewältigen, auch<br />

wenn diese Vielfalt grundsätzlich<br />

eine Bereicherung und sicher kein<br />

Problem ist, wie das Institut Neue<br />

Schweiz (INES) seit längerem immer<br />

wieder sagt. INES, dem einige der<br />

brillantesten Köpfe der antirassistischen<br />

und postkolonialen Schweiz<br />

angehören, hat jetzt das Handbuch<br />

Neue Schweiz herausgegeben – eine<br />

Orientierungshilfe in unserer komplexen,<br />

postmigrantischen Gesellschaft.<br />

Migration wird hier als Prozess<br />

gesehen, der erheblich zur Gestaltung<br />

der Gesellschaft beiträgt. Das<br />

Handbuch befasst sich intensiv mit<br />

dem Diskurs und liefert historische<br />

Schlüssel. Daneben enthält es bewegende<br />

poetische Beiträge, starke<br />

Stimmen der Schwarzen Schweiz<br />

und eine Vielfalt von Bildern. Die<br />

Aktivist:innen von INES haben<br />

Recht: die neue Schweiz ist bereits<br />

da. Wir müssen nur noch den systemischen<br />

Rassismus überwinden,<br />

der unsere Gesellschaft prägt.<br />

Mattia Lento<br />

Das ganze Jahresprogramm 2023:<br />

Movendo.ch<br />

«Unrueh» läuft jetzt in den Schweizer<br />

Programmkinos.<br />

INES Institut Neue Schweiz (Hg.): Handbuch<br />

Neue Schweiz, 384 Seiten, ca. 40 Fr.


1000 Worte<br />

Ruedi Widmer<br />

23


24 Bisch im Bild Ein Querschnitt durch die zahlreichen externen Aktivitäten von <strong>syndicom</strong>.<br />

Betriebsbesuche, Veranstaltungen, Schulungen, Pressekonferenzen<br />

und sogar Ausflüge. Und die Unterschriftensammlung für die Petition<br />

«Preise steigen! Löhne rauf!» geht weiter.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6


1–6 Im Rahmen der Unterschriftensammlung für die Petition «Preise steigen! Löhne rauf!» gab es zahlreiche Betriebsbesuche im Sektor Logistik. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

7 Medienkonferenz des Gewerkschaftsbunds, hier mit Matteo Antonini von <strong>syndicom</strong>, Pierre-Yves Maillard und Daniel Lampart (beide SGB)<br />

zu den Lohnforderungen 2022. (© SGB)<br />

8 Patrizia Mordini, Leiterin Gleichstellung bei <strong>syndicom</strong>, rechts, an der Konferenz der Digital Nomads Switzerland (1. Oktober, Bern). (© <strong>syndicom</strong>)<br />

9 Die Teilnehmenden des ICT-Seminars der Sektion Zürich. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

10 Zürcher Velokurier:innen überbringen eine Petition an die Firma FWG. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

11 27. August 2022: Gruppenbild vom Ausflug der Sektion Rhätia ins Valle di Lei. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

12 Die Teilnehmenden am Vertrauensleute-Kurs im Tessin hatten sichtlich Spass. (© <strong>syndicom</strong>)<br />

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Aus dem<br />

Leben von ...<br />

Mensur Memedi: «Ich schlafe nur gut,<br />

wenn ich anderen helfen konnte»<br />

Mensur Memedi ist 39 Jahre alt und<br />

Familienvater. Kurz nach der Jahrtausendwende<br />

migrierte er als 19-Jähriger<br />

aus Mazedonien in die Schweiz, wo<br />

sein Vater schon seit einem Jahrzehnt<br />

gearbeitet hatte. Er kam damals frisch<br />

vom Gymnasium und schrieb sich an<br />

der Universität Bern ein. Sein Fach:<br />

die Politikwissenschaften. Doch nach<br />

sechs Semestern fehlte seiner Familie<br />

das Geld. Um seine Familie zu unterstützen,<br />

suchte er sich einen Job –<br />

er fand diesen beim Arbeitgeber seines<br />

Vaters, der Schweizerischen Post. Dort<br />

ist Memedi in verschiedenen Funktionen<br />

bis heute tätig. Er arbeitet in der<br />

Agglomeration Bern und wohnt im<br />

Kanton Freiburg. Memedi ist aktives<br />

Mitglied von <strong>syndicom</strong>.<br />

Text: Basil Weingartner<br />

Bild: Alexander Egger<br />

«Ich möchte mich gern<br />

politisch einbringen»<br />

Ohne Gewerkschaften geht es nicht.<br />

Denn letztlich wollen alle Unternehmen<br />

ihrem Personal möglichst wenig<br />

bezahlen. Überall bei der Arbeit werden<br />

Menschen ungerecht behandelt.<br />

Ich habe Bekannte mit einer Migrationsgeschichte,<br />

die für dieselbe<br />

Arbeit viel weniger verdienten als<br />

Kolleg:innen mit Schweizer Pass.<br />

Deshalb braucht es Institutionen,<br />

die helfen. Bei meinen Bekannten<br />

hat die Gewerkschaft interveniert<br />

und Lohnerhöhungen herausgeholt.<br />

Ich bin einer, der probiert, überall zu<br />

helfen, wo er kann.<br />

Ich bin nicht nur Gewerkschafter,<br />

sondern auch Teamleiter bei der<br />

Post. Zu meiner Stelle bin ich durch<br />

Zufall gekommen. Als temporärer<br />

Angestellter konnte ich meine Fähigkeiten<br />

unter Beweis stellen.<br />

Ich kümmerte mich zunächst um<br />

das Verteilsystem und pflegte speziell<br />

Kundenwünsche ein. Schon bald<br />

war ich für die Planung der gesamten<br />

Touren in der Region Bern verantwortlich<br />

– und festangestellter stellvertretender<br />

Teamleiter. Später rückte<br />

ich zum Teamleiter nach. Nun<br />

führe ich 18 Angestellte. Die eine<br />

Gruppe besteht aus Frühaufstehern.<br />

Die andere Gruppe besteht aus Paketzustellern.<br />

Daneben leite ich auch Teamworkshops<br />

und bin Verantwortlicher<br />

für Lean Management. Dieses wird<br />

auch Kaizen genannt und hat seinen<br />

Ursprung in den Autowerken von<br />

Toyota in Japan. Kaizen versucht das<br />

Potenzial aller Angestellten zu nutzen,<br />

um den Betrieb erfolgreich zu<br />

machen. Die Leute an der Front wissen<br />

besser, was es braucht, um Abläufe<br />

zu optimieren. Die Philosophie<br />

ist folgende: Verschwendung eliminieren<br />

– aber nicht, um Personal einzusparen,<br />

sondern um die Zeit des<br />

Personals sinnvoller zu nutzen. Lean<br />

Management ist wertschätzend gegenüber<br />

den Angestellten. Diese können<br />

sich einbringen und empfinden<br />

Stolz, wenn die Ideen umgesetzt werden.<br />

Auch wird so eine konstruktive<br />

Fehlerkultur geschaffen.<br />

Das passt auch zu meiner eignen<br />

Lebensphilosophie und meinem<br />

muslimischen Glauben: Abends<br />

kann ich nur gut schlafen, wenn ich<br />

anderen geholfen habe. Wir sollten<br />

alle gemeinsam an einem Strang<br />

ziehen. Jeder bringt etwas mit, von<br />

dem du selber lernen und profitieren<br />

kannst. Nur so entsteht eine friedliche<br />

Welt.<br />

Zusammen mit meiner Familie<br />

habe ich mich vor einigen Jahren einbürgern<br />

lassen. Dabei habe ich gesehen,<br />

dass die Einbürgerung in der<br />

Schweiz nicht nur teuer ist, sondern<br />

auch von Kanton zu Kanton, von<br />

Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich<br />

funktioniert. Das ist willkürlich.<br />

Ich möchte mich gerne politisch<br />

einbringen, um das zu ändern.<br />

Auch Einbürgerungen müssen gerecht<br />

sein. Gerechtigkeit ist überall<br />

entscheidend.<br />

Die Leute gehen arbeiten, damit<br />

sie genug Geld für sich und ihre Familie<br />

haben. Doch viele werden einfach<br />

nur ausgebeutet. Wenn man das<br />

mitbekommt, muss man den Leuten<br />

helfen, sonst macht man sich zum<br />

Mittäter.


Impressum<br />

Redaktion: Robin Moret und Giovanni Valerio<br />

(Co-Leitung), Rieke Krüger, Lydia Schebesta<br />

Tel. 058 817 18 18, redaktion@<strong>syndicom</strong>.ch<br />

Übersetzungen: Alexandrine Bieri,<br />

Laurence Strasser, Gabriele Alleva<br />

Porträtzeichnungen: Katja Leudolph<br />

Layout und Druck: Stämpfli Kommunikation, Bern<br />

Adressänderungen: <strong>syndicom</strong>, Adressverwaltung,<br />

Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern<br />

Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17<br />

Inserate: priska.zuercher@<strong>syndicom</strong>.ch<br />

Das Abo ist für Mitglieder kostenlos. Für Nichtmitglieder:<br />

Fr. 35.– (Inland), Fr. 50.– (Ausland)<br />

Abo-Bestellung: info@<strong>syndicom</strong>.ch<br />

27<br />

Verlegerin: <strong>syndicom</strong> – Gewerkschaft<br />

Medien und Kommunikation, Monbijoustr. 33,<br />

Postfach, 3001 Bern<br />

Das <strong>syndicom</strong>-Magazin erscheint sechsmal im Jahr.<br />

Die Nummer 33 erscheint am 10. Februar 2023.<br />

Das <strong>syndicom</strong>-Kreuzworträtsel<br />

Zu gewinnen gibt es einen Einkaufsgutschein<br />

im Wert von 40 Franken, gespendet<br />

von Coop. Das Lösungswort wird in<br />

der nächsten Ausgabe zusammen mit<br />

dem Namen der Gewinnerin oder des<br />

Gewinners veröffentlicht.<br />

Lösungswort und Absender an:<br />

admin@<strong>syndicom</strong>.ch oder per Postkarte<br />

an: <strong>syndicom</strong>-Magazin, Monbijoustrasse<br />

33, Postfach, 3001 Bern.<br />

Einsendeschluss: 24. 12. 22 (wirklich)<br />

Der Gewinner<br />

Die Lösung des Rätsels aus dem <strong>syndicom</strong>-Magazin<br />

<strong>Nr</strong>. 31 lautet: INFLATION.<br />

Gewonnen hat Edwin Gisler aus Küsnacht.<br />

Der Silberbarren der Bank Cler ist<br />

unterwegs. Wir gratulieren herzlich!<br />

Des Rätsels Lösung:<br />

Das Bild auf Seite 6/7 stammt nicht von<br />

einer KI, sondern vom Illustrator Micha<br />

Dalcol. Das war einfach, gell?<br />

Anzeige<br />

Ein Auslandeinsatz<br />

macht‘s möglich!<br />

Gemeinsam bewirken wir echte Veränderungen! Im Rahmen von ein- bis<br />

dreijährigen Entwicklungseinsätzen vermitteln wir qualifizierte Berufsleute wie<br />

dich an unsere Partnerorganisationen in Afrika und Lateinamerika. Vor Ort hilfst<br />

du mit Lösungen zu finden für bessere Lebensbedingungen von Kindern,<br />

Jugendlichen und alten Menschen.<br />

comundo.org


28 Inter-aktiv<br />

<strong>syndicom</strong> social<br />

Entschädigung der Zwangsarbeiter der WM 13.11.2022<br />

Mehr als 6500 moderne Sklaven starben bei den Vorbereitungen<br />

für die Fussballweltmeisterschaft, die jetzt<br />

in Katar stattfindet. Tausende von Arbeitern schuften<br />

dort immer noch unter unmenschlichen Bedingungen<br />

für 1 Dollar pro Stunde. Die FIFA wird Milliardengewinne<br />

erzielen, weigert sich jedoch, die Arbeiter und ihre<br />

Familien zu entschädigen. Daher wurde eine Online-<br />

Petition gestartet, der sich Tausende von Menschen aus<br />

aller Welt spontan angeschlossen haben.<br />

secure.avaaz.org/page/de/<br />

Schockbericht über Amazon<br />

07.11.2022<br />

256 Bestellartikel pro Tag, das sind<br />

<strong>32</strong> pro Stunde, weniger als 2 Minuten<br />

pro Artikel. Das sind Zahlen von<br />

Amazon-Mitarbeitenden, die von der<br />

L’Humanité veröffentlicht wurden.<br />

Unerträgliche Stresslevel mit repetitiven,<br />

anstrengenden Bewe gungen.<br />

Eine:r von 5 Beschäftigten kündigt,<br />

während Amazon zuneh mend auf<br />

prekäre Arbeitsverhältnisse setzt:<br />

42 % der Angestellten sind Temporäre.<br />

Stopp für selbstfahrende Autos? 30.10.20220<br />

Nach fast 4 Milliarden US-Dollar, die in die Entwicklung<br />

autonomer Autos investiert wurden,<br />

erklärten Ford und Volkswagen, das Geschäft<br />

mit ihrem Jointventure Argo IA einzustellen.<br />

Der Anfang vom Ende dieser Art Mobilität?<br />

Medienfreiheit und Demokratie in Gefahr 30.10.2022<br />

In Chile ist, wie in vielen Ländern, eine Konzentration<br />

des Verlagsmarktes zu beobachten, die zu einem regelrechten<br />

ideologischen Monopol führt. Die Demokratie<br />

selbst ist in Gefahr, ebenso wie die Zeitung El Clarín,<br />

eine der wenigen unabhängigen Stimmen. Um sie zu<br />

unterstützen, ruft <strong>syndicom</strong> zur Unterzeichnung der<br />

Petition auf: <strong>syndicom</strong>.ch/9slze<br />

UN muss Sicherheit der Medien garantieren 02.11.2022<br />

Zum Internationalen Tag zur Beendigung der Straflosigkeit<br />

für Verbrechen gegen Journalist:innen fordern<br />

<strong>syndicom</strong> und die Internationale Journalistenföderation<br />

(FIJ) die internationale Gemeinschaft auf, endlich die<br />

Sicherheit und den Schutz der Medienschaffenden<br />

durch ein UN-Übereinkommen zu gewährleisten.<br />

Ständeratskommission schafft Chance<br />

für Konzernverantwortungs-Gesetz 07.09.2022<br />

Der Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungs -<br />

Initiative soll ergänzt werden mit einer Sorgfaltsprüfungs-Pflicht<br />

über Zwangsarbeit. Damit geht<br />

die Tür für eine umfassende Reform auf, mit der<br />

die Schweiz auf EU-Niveau aufschliessen kann.<br />

@Koalition für Konzernverantwortung<br />

<strong>syndicom</strong> ist auf Mastodon! 15.11.2022<br />

Wir sind ab sofort auch bei Mastodon!<br />

Vorerst findet ihr dort dieselben Inhalte wie<br />

auf unserem Twitter, aber wer weiss, was die<br />

Zukunft bringt. Bist du auch auf Mastodon?<br />

Folge uns!<br />

@gewerkschaft<strong>syndicom</strong>@swiss.social<br />

Neuer <strong>syndicom</strong>-Podcast 15.11.2022<br />

Auch in der Deutschschweiz sind wir<br />

neu mit einem Post-Podcast am<br />

Start. Dominik Dietrich und Senol Kilic<br />

beleuchten einmal im Monat den Arbeitsalltag<br />

der Post-Angestellten. Zu finden auf Spotify,<br />

hört rein!<br />

Algorithmen bei der Arbeit:<br />

Ressource oder Bedrohung? 18.11.2022<br />

Algorithmen werden zunehmend bei der Personalbeschaffung<br />

eingesetzt. Dies wurde bei RTS in einer<br />

TV-Debatte diskutiert, an der auch Daniel Hügli, Zentralsekretär<br />

ICT, teilnahm, kurz nach der Einigung zwischen<br />

<strong>syndicom</strong> und AlgorithmWatch! <strong>syndicom</strong>.ch/n0fr6<br />

Folge uns auf allen<br />

gängigen Kanälen!

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