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D'HANDWIERK APRIL 2019

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MAGAZINE<br />

THÉMATIQUE<br />

Redaktion: Frank Weyrich ■ Fotos: Frank Weyrich /Archiv<br />

ZUSAMMENSCHLUSS DER RUHESTÄNDLER: „HANDWIERKERRONN MOSAIC“<br />

Handwerk macht zufrieden<br />

und erfolgreich.<br />

Dass Unternehmer sich durch Initiativgeist und Motivation auszeichnen, dürfte bekannt sein. Viele Jahre im Berufsleben<br />

prägen meistens auch die Persönlichkeit. Kommt dann einmal der Ruhestand, bleibt der Unternehmergeist vielfach erhalten.<br />

So auch bei Norbert Geisen, dem wohlbekannten langjährigen Präsidenten des Handwerkerverbands (Fédération des Artisans).<br />

Kaum ist er 2015 nach 20 Jahren von seinem Posten zurückgetreten, schon hat er eine neue Firma, pardon, einen neuen<br />

Verein gegründet. Zusammen mit langjährigen Weggefährten entstand die Idee, etwas gemeinsam auf die Beine<br />

zu stellen und daraus wurde die „Handwierkerronn mosAIC.“<br />

Norbert Geisen,<br />

der Präsident<br />

von mosAIC.<br />

„Es ist wichtig, dass bereits bei den Eltern die<br />

Wichtigkeit des Handwerks erkannt wird.“<br />

„Wir haben uns gesagt, wir waren so viele Jahre zusammen<br />

im aktiven Berufsleben für die Belange des Luxemburger<br />

Handwerks im Einsatz, dass wir auch jetzt die Kontakte<br />

weiterhin aufrecht halten wollten“, erklärt Geisen.<br />

Wie der Namenszusatz „Ronn“ schon ahnen lässt, ist der<br />

Grundgedanke denn auch eher in der Linie der Serviceclubs<br />

angesiedelt. Der Name „mosAIC“ und andererseits bildungssprachlich<br />

die allgemeine Auffassung, die Gepflogenheiten,<br />

Sitten und Gebräuche(latein mos/singular mores) der Berufsgruppen<br />

AIC (Artisans-Indépendants-Commerçants) des<br />

neugegründeten Vereins wiederum spiegelt die Vielfältigkeit<br />

der Mitglieder und der Berufssparten wieder. Ob nun<br />

ehemalige Bäcker oder Elektriker oder vom Installateur zur<br />

Autowerkstatt haben sie alle eines gemeinsam: eine erfolgreiche<br />

Karriere im Handwerk. Zusätzlich haben die Gründungsmitglieder<br />

noch eine weitere Eigenschaft die sie eint. Sie waren<br />

alle zu dem einen oder anderen Zeitpunkt Mitglied im Vorstand<br />

der Handwerkerkammer, der Fédération des Artisans eines<br />

Fachverbandes oder waren Lehrbeauftragte.<br />

Der Stolz auf die geleistete Arbeit bringt jede Menge Motivation<br />

Allerdings sollte bei dem neuen Verein mehr herauskommen<br />

als der gelegentliche gemeinsame Abend. „Uns war von Anfang<br />

an klar, dass wir das Handwerk unterstützen wollten.“<br />

So wurde schnell klar, dass man die langjährige Erfahrung<br />

der Mitglieder in den Dienst der jungen Leute stellen<br />

wollte. Ganz oben auf die Prioritätenliste des neuen<br />

Vereins setzte man die Imagepflege des Handwerks.<br />

Des Weiteren möchte mosAIC den Jugendlichen den<br />

Berufsstand näher bringen. „Wohin man heute schaut,<br />

herrscht akuter Mangel an Nachwuchshandwerkern.<br />

Deshalb wollen wir den jungen Leuten zeigen wie attraktiv<br />

der Berufszweig tatsächlich ist“, gibt Geisen die<br />

Marschrichtung der Vereinsaktivitäten vor. Vorbei sind<br />

die Zeiten, wo Handwerk gleichbedeutend mit beschwerlicher<br />

Arbeit war. Durch die Automatisierung und die Digitalisierung<br />

haben sich vielfach die Arbeitsbedingungen vereinfacht.<br />

Und was gibt es Schöneres, als ein greifbares und sichtbares<br />

Ergebnis seiner Arbeit zu sehen? Geisen kommt ins<br />

Schwärmen: „Das ist doch einfach nur toll, sagen zu können,<br />

schau her, das Haus da, das habe ich gebaut. Oder wie das<br />

bei mir persönlich war, die Genugtuung und der Stolz,<br />

die man empfindet, wenn man einen guten Kuchen<br />

gebacken hat.“ Das Wissen, dass man etwas geschaffen oder<br />

geschafft hat, ist durch nichts zu ersetzen und liefert jede<br />

Menge Motivation. Die Wertschätzung der geleisteten<br />

Arbeit möchte mosAIC bei den Jugendlichen fördern.<br />

Aber nicht nur dort!<br />

„Es ist wichtig, dass bereits bei den Eltern die Wichtigkeit<br />

des Handwerks erkannt wird. Nur so können sie ihren<br />

Kindern mit auf den Weg geben, sich für manuelle Berufe zu<br />

begeistern und sich letztendlich dafür zu entscheiden“,<br />

unterstreicht Geisen. Auch bei den Schulen möchte mosAIC<br />

im Sinne des Handwerks aktiv werden. Derzeit werden<br />

die Ideen gesammelt, um dann im nächsten Schritt auf<br />

die verschiedenen Bildungsträger zuzugehen.<br />

Sein eigener Herr sein ist ein großer Vorteil<br />

Ein weiterer Vorteil des Handwerkerberufs soll den<br />

Jugendlichen aber auch näher gebracht werden.<br />

Mit etwas Geschick und Ausdauer führt der berufliche<br />

Werdegang in die Selbstständigkeit. Auch hier ist Norbert<br />

Geisen überzeugt, dass es die einzige Möglichkeit ist um<br />

sich wirklich zu entfalten: „Sein eigener Herr zu sein ohne,<br />

dass immer irgendjemand noch gefragt werden muss,<br />

das ist es, was Unabhängigkeit bedeutet.“ Im gleichem<br />

Atemzug fügt er dann noch etwas hinzu, was auf den ersten<br />

Blick vielleicht nicht so selbstverständlich erscheint:<br />

„Wissen Sie, es wird vielfach vergessen, dass man als<br />

Arbeitgeber auch eine Genugtuung aus der sozialen<br />

Komponente des Geschäftes erzielen kann. Es ist doch<br />

auch ein schönes Gefühl, wenn man als Arbeitgeber für<br />

das Wohlergehen seiner Mitarbeiter und deren Familien<br />

beitragen kann.“ Und mit einem Augenzwinkern fügt er<br />

hinzu: “Abgesehen davon, kann man ein ganz ordentliches<br />

Leben führen.“ Die Gesellenprüfung ist dabei der erste<br />

Schritt zu einer späteren Karriere als Firmeninhaber.<br />

Weiterführende Bildung bis hin zur Betriebsführung ist<br />

dann der Weg zu einer eigenen Firma.<br />

Wie Romain Schmit, Generalsekretär der FDA vor Kurzem<br />

feststellte, bringt die Berufsausbildung in Luxemburg<br />

nur sehr wenige Nachwuchskräfte hervor, die dann noch<br />

zu einem guten Teil von öffentlichen Arbeitgebern<br />

abgeworben werden. In den Betrieben, die dem Handwerkerverband<br />

angeschlossen sind, wurde nur einer von zehn<br />

Mitarbeitern hier ausgebildet. Auch aus der Großregion<br />

wird es immer schwieriger qualifizierte Leute anzuwerben.<br />

Norbert Geisen seinerseits weist auf eine weitere Auswirkung<br />

/04/<strong>2019</strong><br />

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