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DIE ANDERE

Text Natalie Meleri

Photo Pixabay

Zum gesamten Interview

mit Christina Messerli:

Ohne Kaffee läuft hier nichts

Kaffee ist der Studierenden ständiger Begleiter. Nicht verwunderlich, denn die Schweiz hat weltweit

den dritthöchsten Kaffeekonsum. Koffein kann aber Psyche und Gesundheit beeinflussen.

Kaffee ist aus dem Alltag vieler Menschen

nicht mehr wegzudenken. Er

begleitet uns vom Aufstehen an durch den

gesamten Tag und fungiert als Genussmittel,

Muntermacher und fördert soziale

Bindungen. Es existiert aber auch die rare

Sorte von Menschen, die keinen Kaffee

trinkt. Zu der gehöre ich. Trotzdem ist das

Getränk auch in meinem Alltag ein ständiger

Begleiter.

07:00 Uhr

Der Wecker klingelt mal wieder viel zu

früh, aber die Pflichtvorlesung an der Uni

um acht Uhr verbietet mir das Weiterschlafen.

In der Küche fällt mein Blick als

erstes auf die Kaffeemaschine, die gerade

ziemlich verlockend auf mich wirkt. Dennoch

schnappe ich mir den Wasserkocher

und brühe mir einen Tee. Viele Leute hätten

wohl die Kaffeemaschine am liebsten

neben dem Bett, um die erste Dosis Koffein

noch vor dem Aufstehen erhalten zu

können. Zwei kanadische Forscher haben

jedoch herausgefunden, dass wir gleich

nach dem Aufstehen auf keinen Fall Koffein

zu uns nehmen sollten, da unser

Biorhythmus bereits dafür sorgt, dass wir

nach dem Aufwachen munter werden. Zu

diesem Zeitpunkt einen Kaffee zu trinken,

führt nicht dazu, dass wir munterer werden.

Da habe ich ja nochmals Glück gehabt!

10:15 Uhr

In der Pause gibt es Kaffee und einen Snack,

wie schon das Wort Kaffeepause zeigt. Auch

ich spreche häufig von einer Kaffeepause –

vergeblich habe ich versucht, die Teepause

durchzusetzen. Fragen wie: «Holen wir uns

einen Kaffee?», beantworte ich häufig einfach

mit einem Ja, anstatt jedes Mal zu erklären,

dass ich keinen Kaffee trinke. In der

weltweiten Rangliste des Kaffeekonsums

von 2018 schafft es die Schweiz auf den

dritten Platz hinter Deutschland und Norwegen.

1’110 Tassen Kaffee werden hierzulande

jährlich pro Person konsumiert.

Das entspricht einem Schnitt von drei Tassen

am Tag. Kein Wunder ernte ich oft ungläubige

Blicke, wenn ich erzähle, dass ich

Kaffee nicht mag. In der Schweiz gehöre ich

wirklich einer raren Spezies an.

12:45 Uhr

Das Mittagessen ist vorüber und langsam

setzt eine gewisse Trägheit ein. Um wieder

in Schwung zu kommen, greifen viele zu einer

weiteren Tasse Kaffee. Eine erwiesene

Wirkung des Getränks ist die Beseitigung

von Müdigkeitserscheinungen. Ausserdem

verbessert Kaffee die Speicherfähigkeit des

Gehirns sowie die Konzentration. Gerade

in Prüfungsphasen kann sich Koffein so

positiv auf die Lernleistung auswirken.

Klar also, dass sich das Heissgetränk unter

Studierenden grosser Beliebtheit erfreut.

15:20 Uhr

Nach zwei Stunden lernen in der Bibliothek

übermannt mich die Nachmittagsmüdigkeit.

Die Luft im Raum ist stickig und

verbraucht. In so einem Moment wünsche

ich mir tatsächlich, ich würde Kaffee mögen.

Die Vorstellung, dass mich ein Getränk

wieder munter macht, ist faszinierend.

Nicht selten werde ich gefragt, wieso

ich mich nicht einfach an Kaffee gewöhnen

würde. Doch möchte ich mich an etwas

gewöhnen, das mir unter Umständen

nicht guttut? Denn nebst den zahlreichen

positiven Wirkungen kann das Getränk

auch schädlich sein. Schlafstörungen,

Kopfschmerzen und Nervosität sind nur

einige Nebenwirkungen, die bei übermässigem

Konsum auftreten können. Von der

Stiftung Berner Gesundheit, die unter anderem

Suchtberatung anbietet, wollte ich

wissen, ob Koffein zur Sucht werden kann.

«Koffein ist ein Stimulans», sagt Christina

Messerli, Regionalleiterin des Zentrums

in Bern. Das bedeutet, dass Koffein eine

wahrnehmungsverändernde Substanz ist.

Übermässiger Konsum werde aber aus

fachlicher Sicht nicht als Sucht verstanden

wie die Abhängigkeit von legalen oder illegalen

Substanzen oder Verhaltenssüchte

wie Glücksspiel oder Onlinesucht. Es gebe

daher nur wenige Fälle davon. «Wenn man

aber das Gefühl hat, zu viel Koffein zu konsumieren,

sollte man dieses Unbehagen

ernst nehmen», erklärt Christina Messerli.

In einem ersten Schritt könne man den

Konsum reduzieren und die Auswirkungen

beobachten.

18:00 Uhr

Der Feierabend ruft. Für viele ist somit

auch die Zeit des Kaffeekonsums vorbei,

denn wir wollen nicht vom Schlafen abgehalten

werden. Wie bei vielem im Leben ist

auch Kaffee nur solange nicht schädlich,

wie er nicht übermässig konsumiert wird.

Ich habe für mich trotzdem entschieden,

dass mein Muntermacher der Schwarztee

bleibt. ■

Alle Infos zur Berner Gesundheit findest

du hier:

https://www.bernergesundheit.ch

Nur in Norwegen und Deutschland wird mehr Kaffee getrunken als in der Schweiz.

02.2020

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