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Flip_Mai2016

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nachhaltig KUltUR JOKER 21<br />

Tirade für eine Präsidentengattin und viele Radio-Aktive<br />

Uraufführung auf einer Lastwagenbühne auf einer der sieben Rheinbrücken, auf der zum 30. Tschernobyl-Jahrestag<br />

tausende Europäerinnen und Europäer für die Abschaltung des AKW Fessenheim demonstrierten<br />

Die Seiten „NACHHALTIG“ werden unterstützt von:<br />

RegioKarte<br />

Schont Ihren<br />

Geldbeutel und<br />

unsere Umwelt.<br />

Ich habe gestern schlecht geschlafen.<br />

Wegen Fessenheim.<br />

Immer wieder die Frage: soll<br />

man schon die Notfalltasche<br />

bereitstellen? – wie damals am<br />

Ende der Schwangerschaft?<br />

Falls es mal ganz schnell gehen<br />

muss?<br />

Was einpacken? Zahnbürste,<br />

Unterwäsche … Was sagt die<br />

Notfallbroschüre?: Medikamente,<br />

Geld, persönliche Unterlagen,<br />

wichtige Papiere – was ist<br />

dann noch wichtig? Kleidung für<br />

2-3 Tage, … hmmm warm oder<br />

kalt? Wo würde ich hingehen?<br />

Ich wollte mich beruhigen,<br />

habe mir immer wieder die Hollande<br />

Rede angehört. Die vom<br />

12. September 2012:<br />

La centrale de Fessenheim,<br />

qui est la plus ancienne de notre<br />

parc, sera fermée à la fin de<br />

l‘année 2016 (Das Atomkraftwerk<br />

Fessenheim, das älteste<br />

in unserem Kraftwerkspark,<br />

wird am Ende des Jahres 2016<br />

geschlossen).<br />

Das hat mich beruhigt und ich<br />

bin eingeschlafen. Doch dann<br />

kam der Alptraum: Ich war<br />

plötzlich Mme Holland, stand<br />

mit François in der Küche und<br />

wir diskutierten über Energiepolitik.<br />

Ich gifte ihn an: „François,<br />

Du hast es versprochen, aber Du<br />

tust nichts dafür: Sieh Dir Eure<br />

Energieproduktion an: seit Jahrzehnten<br />

dümpeln<br />

die Erneuerbaren<br />

auf demselben Niveau<br />

rum! Du bist<br />

seit 4 Jahren Präsident!<br />

Und? Was<br />

hast Du auf den<br />

Weg gebracht?“<br />

Er druckste rum,<br />

murmelte was vom<br />

Energiewendegesetz,<br />

das den Anteil<br />

der Atomkraft<br />

auf 63 Gigawatt begrenzen soll.<br />

Deshalb könne Fessenheim erst<br />

vom Netz, wenn Flamanville eingeschaltet<br />

wird.<br />

„François, wo ist denn da die<br />

Logik?“, keife ich, „diese Verknüpfung<br />

macht doch nur Sinn,<br />

wenn Du nicht UNTER 63 Gigawatt<br />

fallen willst! Wenn ich<br />

in Deinen Rucksack nur 63 kg<br />

packen darf, und Dir für die Zukunft<br />

Erleichterung verspreche,<br />

kämst Du Dir ziemlich verarscht<br />

vor, wenn ich den Ziegelstein erst<br />

rausnehme, wenn ich einen neuen<br />

zum reinpacken habe.“ Er kaut<br />

verlegen auf seiner Lippe herum.<br />

„Werdet Ihr denn da fertig, in<br />

Flamanville? Wie lange seid Ihr<br />

da jetzt schon dran? 10 Jahre?“<br />

„Nein, erst seit 2007.“<br />

„Hör auf! Den Druckbehälter<br />

habt Ihr schon vorher geschmiedet.<br />

Und das war Murks!<br />

Ihr wisst das seit 2006. Was ist<br />

Verleihung des Kant-Allmende Preises 2016<br />

Die Kant-Stiftung ehrt Dr. med.<br />

Dennis Wolf, Freiburg, und Dr.<br />

Christoph Then, München, mit<br />

dem Kant-Allmende Preis 2016 –<br />

für ihre Verdienste um den Schutz<br />

unserer gemeinschaftlichen Lebensgrundlagen<br />

(Allmenden).<br />

Laudatoren bei der Preisübergabe<br />

am 28. Mai ab 14.30 Uhr im<br />

Refektorium des Adelhauser Klosters,<br />

Sitz der Stiftungsverwaltung<br />

Freiburg, sind die Biologin<br />

und international renommierte<br />

Umweltaktivistin Christine von<br />

Weizsäcker und Prof. Dr. Heiner<br />

Monheim, bekannter Geograph,<br />

Stadtplaner und Verkehrsexperte.<br />

Unsere globalen Allmenden der<br />

Erdatmosphäre, der Gewässer<br />

und Böden seien strukturell gefährdet<br />

durch private Profitinteressen,<br />

die sich in anonymen Beteiligungen<br />

und Anlagen tarnten,<br />

aber auch durch die Ignoranz<br />

und Gleichgültigkeit der breiten<br />

Masse von Konsumenten als deren<br />

„Mitspieler“. Das jedenfalls<br />

meint Berthold Lange, Gründer<br />

und Vorstand der Freiburger<br />

Kant-Stiftung, die seit kurzem<br />

auch mit der altehrwürdigen<br />

Kant-Gesellschaft kooperiert,<br />

und deren Unterstiftung „Schützt<br />

die Allmende!“ diesen Preis nun<br />

zum zweiten Mal auslobt.<br />

Dagegen helfe nur die mutige,<br />

unbestechliche und beharrliche<br />

Aufklärung, wie sie die beiden<br />

Preisträger betrieben, der eine,<br />

Dr. med. Dennis Wolf, mit seiner<br />

wissenschaftlichen Forschungsarbeit<br />

zu den Folgen von verkehrsbedingtem<br />

Feinstaub auf<br />

die Herzkranzgefäße, der andere,<br />

Dr. Christoph Then, früher<br />

als Greenpeace-Mitarbeiter und<br />

später als Gründer und Leiter des<br />

Testbiotech Institutes in München,<br />

das u. a. die problematischen<br />

Auswirkungen gentechnischer<br />

Veränderungen auf die<br />

Gesundheit des Menschen und<br />

auf seine Umwelt untersucht und<br />

anprangert.<br />

denn jetzt? Müsst Ihr ihn wieder<br />

ausbauen?“<br />

„Die Sicherheitsbehörde hat<br />

weitere Tests angefordert …“<br />

„Und dafür zersägen sie jetzt<br />

den Druckbehälter, der schon<br />

für Hinkley Point fertig im<br />

Regal lag. Um danach besser<br />

VERMUTEN zu können, ob<br />

das Herzstück von Flamanville<br />

tatsächlich dicht hält!“<br />

„Cherie, wer soll denn das alles<br />

bezahlen? Dein Staatskonzern<br />

hat 37 Mrd Euro Schulden! Aus<br />

dem CAC40* seid ihr rausgeflogen.<br />

Wie wollt Ihr die Schulden<br />

denn jemals abbauen? Guck Dir<br />

das an: Zur Grundsteinlegung<br />

von Flamanville 2007 hast Du<br />

mir EdF-Aktien geschenkt, 85<br />

Euro das Stück. Weißt Du was<br />

die heute wert sind? 12 Euro.“<br />

Er stammelt: „Ja aber was soll<br />

ich denn machen? Ich kann doch<br />

jetzt nicht zugeben, dass Flamanville<br />

nicht fertig<br />

wird. Dann kriegen<br />

wir das Geld<br />

für Hinkley doch<br />

nie zusammen.<br />

Wenn wir Hinkley<br />

aufgeben, dann<br />

kannst Du unsere<br />

rosige Zukunft als<br />

globaler Reaktorbauer<br />

vergessen.“<br />

Ich knalle unser<br />

Haushaltsbuch<br />

auf den Küchentisch: „Sag das<br />

nochmal! Zukunft? Reaktorbauer?<br />

Aus der Baureihe EPR<br />

ist weltweit noch NIE einer ans<br />

Netz gegangen. Die Baureihe ist<br />

eingestampft. Und jetzt willst Du<br />

auch noch das Tafelsilber der EdF<br />

verscherbeln – die Netzsparte, die<br />

Banken – nur um dieses Luxusspielzeug<br />

zu finanzieren? Deshalb<br />

lässt Du Fessenheim am Netz?<br />

Weil Du sonst zugeben würdest,<br />

dass Flamanville als Bauruine<br />

endet? Du willst nicht zugeben,<br />

dass Ihr keine Atomreaktoren<br />

mehr bauen könnt! Dass Ihr seit<br />

Jahrzehnten Tonnen von Stahl<br />

und Beton in Flamanville, Olkiluoto<br />

und Taishan verbaut, für vier<br />

Bauruinien, die NIE, NIEMALS,<br />

Strom produzieren! Kannst Du<br />

mir mal sagen wie Du aus der<br />

Nummer wieder rauskommen<br />

willst? ... Willst Du warten, bis<br />

Fessenheim hochgeht? Willst Du<br />

dann vor die Kameras treten, wie<br />

vor fünf Jahren de Japaner – mit<br />

gefalteten Händen und gesenktem<br />

Kopf – die Bürger Europas um<br />

Entschuldigung bitten? Dafür,<br />

dass sie gerade alles verloren<br />

haben, ihre Äcker, ihre Weiden,<br />

ihre Wälder, ihre Weinberge, ihre<br />

Häuser?“<br />

Und er stand wirklich mit gesenktem<br />

Kopf in der Küche. Ich<br />

habe getobt. Hab ihm das Spülhandtuch<br />

um die Ohren gehauen<br />

natürlich<br />

ist besser!<br />

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und gebrüllt: „Los Cowboy, steig<br />

aus dem Sattel, das Pferd, das Du<br />

reitest ist längst tot! Mach Dich<br />

nützlich und spül das Geschirr<br />

ab! Und übrigens, nur dass Du es<br />

weißt: ich hab jetzt bei Enercoop<br />

den Stromliefervertrag für den<br />

Elysseepalast unterschrieben.“<br />

Und Ihr könnt Euch nicht vorstellen,<br />

was dann passiert ist.<br />

Während ich lamentiere, dass der<br />

Fessenheimer Reaktordruckbehälter<br />

immer spröder wird, durch<br />

den permanenten Neutronenbeschuss,<br />

durch Lastwechsel, ständiges<br />

An- und Abfahren, setzt<br />

François den Wasserkessel auf.<br />

Ich brülle, ob er denn überhaupt<br />

weiß, ob in Fessenheim nicht<br />

auch eine Fehlschmiede eingebaut<br />

wurde, wie in Flamanville:<br />

„Mein lieber Mann, die haben<br />

1980 schon Risse gefunden. Das<br />

kannst Du in der Zeitung nachlesen!<br />

Was ist aus den Rissen<br />

eigentlich geworden? Hat das<br />

jemals einer vernünftig dokumentiert?<br />

Was sind das denn für<br />

Einschlüsse im Reaktorstahl?<br />

Wasserstoff? Carbon? Was?“<br />

Wie in Trance holt er die kalten<br />

Gläser vom Gartentisch und<br />

betrachtet eines ganz genau:<br />

eine Luftblase ist im Glas eingeschlossen.<br />

„Fehlschmiede“ wiederholt<br />

er geistesabwesend.<br />

Das Wasser kocht, er legt die<br />

Gläser ins Spülbecken, hält den<br />

Kessel mit kochendem Wasser<br />

über die kalten Gläser und …<br />

Ich schreie: „François! Niiiiicht!“<br />

Die Gläser zerbersten.<br />

Ich wache schweißgebadet auf,<br />

sitze bolzengerade im Bett und<br />

murmele vor mich hin „Fessenheim.<br />

Sprödbruch. Fessenheim.<br />

Sprödbruch…“<br />

Audiomitschnitt der Welt-Uraufführung:<br />

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