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Radiata2005(4)

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HALTUNG UND NACHZUCHT Im

HALTUNG UND NACHZUCHT Im Bestand Carapax- Gewicht seit länge [mm] [g] Weibchen 1 28.06.2000 140 290 Männchen 1 28.06.2000 150 268 Weibchen 2 16.02.2001 139 264 Männchen 2 16.02.2001 142 248 Belüftung sind in den beiden Seitenwänden jeweils drei Bohrungen von 60 mm Durchmesser angebracht. Dadurch entsteht eine konstant hohe Luftfeuchtigkeit im Terrarium. Der Wasserteil aus Glas ist 100 × 50 × 20 cm (L × B × H) groß und ca. 18 cm hoch mit Wasser gefüllt. Als Bodengrund ist Sand etwa 3 cm hoch eingefüllt. Den Übergang vom Wasser- zum Landteil bildet ein Stück Zierkork, das am Wasserbecken befestigt ist. Dieses wird gleichzeitig als Unterschlupf im Wasser genutzt. Der Landteil ist ca. 20 cm hoch mit einem Gemisch aus Walderde, Laub und einigen Moospolstern gefüllt. Nach meinen Beobachtungen hat sich Laub als oberste Schicht als günstig erwiesen, da sich P. platycephala gerne darin vergräbt. Außerdem befinden sich zwei größere Zierkorkstücke als Verstecke auf dem Landteil. Beleuchtet wird die Anlage mit einer 36-Watt- Leuchtstoffröhre, und zwar zwölf Stunden täglich ohne jahreszeitliche Schwankungen. Eine UV-Bestrahlung ist nicht notwendig. Eine zusätzliche Heizung ist nicht vorhanden, da das Becken auf einem Boden steht, der durch eine Fußbodenheizung erwärmt wird. Die Wassertemperaturen schwanken zwischen 24-25 °C im Winter und 27-30 °C im Sommer. Die Lufttemperatur liegt jeweils um etwa 2 °C darüber. Der Wasserteil wird über einen Innenfilter gereinigt. Einmal wöchentlich wird ein kompletter Wasserwechsel vorgenommen. Lebensweise Die Tiere leben größtenteils versteckt, unter Laub vergraben auf dem Landteil. Zur Futtersuche gehen sie aber regelmäßig ins Wasser. Einige Individuen sind allerdings Tabelle 1. Größe und Gewicht der von mir gehaltenen Platemys platycephala (Stand: März 2005) wesentlich aquatischer als andere. Sobald am Becken hantiert wird, werden sofort die Köpfe herausgestreckt, und die Schildkröten laufen dem Pfleger entgegen. Die Tiere sind äußerst gierige Fresser und betteln regelrecht um Futter, wenn der Pfleger am Becken steht. Platemys platycephala sonnt sich nach meinen Beobachtungen nie, weshalb ein anfänglich installierter Wärmestrahler wieder entfernt wurde. Fütterung Als Futter gebe ich Gelatinefutter nach ARTNER (1998), Regenwürmer, Süß- und Salzwasserfische, Zophobas, Mehlwürmer, Cichliden-Sticks, Katzentrockenfutter, Rote Mückenlarven und gelegentlich Rinderleber. Die Fütterung erfolgt jeden zweiten bis dritten Tag. Als günstig erwies sich das Füttern Roter Mückenlarven, da die Tiere jede einzelne Larve vom Boden absuchen und damit Beschäftigung haben. Trockenfutter wird ungern angenommen. Pflanzliche Nahrung wurde bisher nicht gefressen. Außerdem befindet sich generell in allen meinen Becken ein Stück Sepia-Schulp. Die Platemys habe ich allerdings noch nie daran knabbern sehen. Nach meinen Beobachtungen neigt P. platycephala bei abwechslungsreicher Ernährung nicht zu Mangelerscheinungen. Paarung und Eiablage Die erste Paarung beobachtete ich am 14.02.2004, etwa 3,5 Jahre nachdem ich die Tiere erworben hatte. Männchen 1 klammerte sich am Panzer von Weibchen 1 fest und führte mit dem Kopf pendelartige Bewegungen aus oder schnappte nach Kopf oder Hals des Weibchens. Die Paarung dauerte mehrere Stunden, wobei sie aber regelmäßig unterbrochen wurde. Sie fand statt, nachdem frische Erde und Laub eingebracht wurden. Ab diesem Zeitpunkt wurden vermehrt Paarungen beobachtet, wobei aber nach meinen Beobachtungen nur Männchen 1 daran be- 26 RADIATA 14 (4), 2005

HALTUNG UND NACHZUCHT teiligt war. In der Folgezeit verhielt sich Weibchen 1 sehr aggressiv gegenüber Weibchen 2. Sobald beide Weibchen gemeinsam im Wasser waren, wurde Weibchen 2 stürmisch verfolgt und gebissen. Dies fand aber nur im Wasser statt. An Land verhielten sich die Tiere nicht aggressiv. Das erste Ei entdeckte ich am 01.06.2004 unter einem Stück Korkrinde, das zweite am 21.07.2004. Ein drittes Ei fand ich nur zufällig beim Wechsel des Bodensubstrates am 03.10.2004; es lag vermutlich schon längere Zeit im Becken, wurde aber aufgrund seiner versteckten Lage nicht gleich entdeckt. Die Größe der Eier betrug 50-55 × 24-29 mm, das Gewicht 18- 20 g. Von Dezember 2004 bis März 2005 konnte ich wieder regelmäßige Paarungen beobachten, bisher aber kein Ei entdecken. Meiner Ansicht nach werden Paarungen durch einen Anstieg der Luftfeuchtigkeit ausgelöst. Da im Oktober/November die Fußbodenheizung eingeschaltet wird, erhöht sich langsam die Luftfeuchtigkeit im Becken. Ab diesem Zeitpunkt wird die Anlage auch täglich mit lauwarmem Wasser besprüht. Die Luftfeuchtigkeit steigt auf bis zu 100 % an. Dies wird bis Ende März beibehalten. Von April bis Oktober wird nur noch einmal wöchentlich gesprüht. Ich konnte noch keine Paarungen im Sommer beobachten, wenn es zwar wärmer im Becken ist, die Luftfeuchtigkeit aber auf 70 % sinkt. Ein spontanes Aufreiten nach der Fütterung oder einem Wasserwechsel findet zwar ganzjährig statt. Dies werte ich aber nicht als „echte“ Paarung, da das Aufreiten stets nur kurz dauert und bisher keine Eiablagen nach sich zog. Nach der Paarung vergehen etwa drei bis vier Monate bis zur Eiablage. Inkubation Die Eier wurden anfangs in einen Inkubator nach BUDDE (1980) überführt, dieser wurde später durch einen Inkubator von Bruja ® ersetzt. Die Eier wurden bei 28 °C und mindestens 95 % Luftfeuchtigkeit bebrütet. Als Substrat wurde bei Ei 1 Sphagnum verwendet, bei den Eiern 2 und 3 Vermiculite. Die Eier sind äußerst hartschalig, weshalb ich sie manuell öffnete. Ei 1 wurde nach 149 Tagen geöffnet und ein lebendes Jungtier mit fast komplett absorbiertem Dottersack befreit. Leider wies der Schlüpfling eine Schildanomalie auf. Der Schlüpfling maß 49 × 30 × 16 mm (L × B × H) und wog 14 g. Ei 2 wurde nach 145 Tagen geöffnet. Aus diesem wurde ebenfalls ein lebendes Jungtier befreit, das leider ebenfalls eine Schildanomalie aufwies. Dieses Jungtier war 52 × 34 × 15 mm (L × B × H) groß und 16 g schwer. Ei 3 wurde, nachdem es faul roch, geöffnet. Leider war der Embryo im Ei abgestorben. Aufzucht Die Jungtiere wurden in ein Kunststoffaquarium mit den Maßen 40 × 20 × 20 cm (L × B × H) und 3-4 cm Wasserstand überführt, das durch ein Heizkabel auf ca. 26 °C beheizt wurde. Als Landteil und Unterschlupf wurde ein Stück Zierkork eingebracht. Außerdem befanden sich im Wasser Plastikpflanzen zum Festhalten und Verstecken. Als Problem erwies sich anfänglich die Futteraufnahme von Jungtier 1, da selbst kleinste Wurmstücke, Wasserinsekten und Mückenlarven nicht gefressen wurden. Das Jungtier schnappte zwar nach Futter, es konnte die Futterbrocken aber nicht herunterschlucken. Nach drei Wochen brachte ich das Tier zu einer Tierärztin. Dort wurde 5%ige Glukose injiziert. Anschließend begann das Tier sofort mit der Nahrungsaufnahme. Bei Jungtier 2 gab es diese Probleme nicht. Offensichtlich herrschte durch die Anwesenheit von Jungtier 1 Futterneid. Jungtier 2 nahm von Anfang an gut Futter an. Als Nahrung erhalten die Jungtiere Rote Mückenlarven, kleinste Wür- Abb. 3. Blick in das Terrarium. RADIATA 14 (4), 2005 27

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