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architektur Fachmagazin Ausgabe 3 2019

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Architektur Fachmagazin April-Mai 2019, Thema: Wie wohnen wir? Wissen, Bildung, Architektur, Information für die Bauwirtschaft, Fachmagazin

architektur FACHMAGAZIN 80 Wie wohnen wir? Unter Palmen Villa in the Palms / Sangolda / Abraham John Architects Fotos: Edmund Sumner, Atul Pratap Chanaki, Alan Abraham

www.architektur-online.com 81 Abraham John Architects Ihren Namen bezieht diese Architektur – eine dorfähnliche Villenanlage für einen privaten Kunden – von den 19 Kokospalmen, jede ca. 80 Jahre alt, um die sich die Baukörper herumwinden. Kein einziger Baum wurde gefällt, als man den Entwurf der Abraham John Architects im indischen Bundesstaat Goa umsetzte. So erreichte man auch einen kleinstmöglichen ökologischen Footprint. Eingebettet in die Landschaft erscheint dieses Anwesen mit vier Schlafzimmern, Wohn- und Essbereich, Pool und allen erdenklichen Nebenräumen fast wie ein kleines Dorf, durchzogen von Wasserflächen, Terrassen, Wegen und Palmen. Von der Straße aus ist es fast unsichtbar und die Tatsache, dass die Bäume schon seit Jahrzehnten an dieser Stelle existieren, gibt der Architektur auch eine entsprechende Verortung. Das Design ist auf eine (Wieder)Verbindung mit der Natur gerichtet. Hätte man einen annähernd rechteckigen Komplex realisiert, wären – um das gesamte Funktionsprogramm unterzubringen – einige Bäume dem Projekt zum Opfer gefallen. Um das zu vermeiden, schlängeln sich die einzelnen Volumina sorgfältig durch die Landschaft, immer darauf bedacht keine Unterbrechungen in der Ökologie zu erzeugen. Somit ist die ganze Struktur eher fragmentiert als monolithisch – eine Reminiszenz an die traditionellen Bauweisen der Siedlungen auf Goa, gleichzeitig aber ausgesprochen modern. Im Erdgeschoss, zum Beispiel, fühlt sich jedes Schlafzimmer wie ein eigenes Zuhause an, ausgestattet mit Bad, Gartenbereich vor und hinter dem Zimmer und einem internen Hofbereich hinter einer Lateritmauer. Diese unabhängigen Körper sind durch Terrassen, Wege und Brücken verbunden, alles fließt an den Palmen vorbei und zwischen den Pools im Garten hindurch. Die Materialität der Gebäude bezieht sich auf die regionalen und örtlichen Gegebenheiten des Küstengebietes von Goa: unverputzte Wände aus Lateritsteinen, Pultdächer und Wände aus hundert Jahre altem, recycelten Teakholz. Die Landschaftsgestaltung beinhaltet ebenfalls nur lokale Pflanzenarten, meist Palmen und ist das ganze Jahr über grün. Die Dächer mit ihren verschiedenen Neigungen nehmen Rücksicht auf den Monsunregen, sammeln das Regenwasser und akzentuieren auch die architektonische Fragmentierung der Anlage. Die Grenzen zwischen Innen- und Außenräumen sind hier verwischt und große, offene Bereiche verbinden alle Einzelkörper mit dem großen Wohnraum. Obwohl alles sehr offen und von Licht erfüllt ist, haben die Häuser doch ihre eigene Privatheit. Die Lateritwände schirmen thermisch und optisch die einzelnen Räume gegeneinander ab, bieten Intimität und gleichzeitig sorgen sie für den bestmöglichen Ausblick auf die Natur. An den Nordfassaden sind große, leicht zurückgesetzte, verglaste Öffnungen mit Ausblick auf die Felder. Die Fensteröffnungen bieten eine Verschattung und wirken so gegen den solaren Hitzeeintrag. Durch die thermische Masse der Lateritwände, die nördlichen Öffnungen und die internen Höfe ist das Anwesen so nachhaltig, wie ein privater Wohnbau in dieser Gegend nur sein kann. Er respektiert seine Umgebung und die geografische Lage. u Man kann auch in Indien mit einem gewissen Aufwand (und dem nötigen Kleingeld) nachhaltige und luxuriöse Eigenheime bauen. Das zeigt das Beispiel der Villa unter Palmen der Abraham John Architects im Bundesstaat Goa.

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