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architektur Fachmagazin Ausgabe 3 2019

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Architektur Fachmagazin April-Mai 2019, Thema: Wie wohnen wir? Wissen, Bildung, Architektur, Information für die Bauwirtschaft, Fachmagazin

architektur FACHMAGAZIN 84 Licht Human Centric Lighting Licht wirkt immer visuell, emotional und biologisch. Licht wirkt sich somit auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit eines Menschen aus. Der Mensch hat sich über Millionen Jahre hinweg in Einklang mit seiner natürlichen Umgebung entwickelt. Gutes Licht ist nicht nur die Voraussetzung für gutes Sehen, sondern steuert auch die innere Uhr. Die ganze Kraft des Tageslichts lässt sich jedoch nicht auf die künstliche Beleuchtung umlegen. Viele wissenschaftliche Untersuchungen belegen inzwischen aber, dass eine an der Natur orientierte Beleuchtung Wohlbefinden und Motivation steigern kann. Text und Fotos: Alexander Magyar Blaues Licht weckt auf Der Hormonhaushalt funktioniert nur dann reibungslos, wenn er durch äußere Reize unterstützt wird. Dafür ist das richtige Licht notwendig. Licht mit hohen Blauanteilen am Morgen sorgt dafür, dass die Produktion von Melatonin unterdrückt wird und Cortisol seine Wirkung entfalten kann. Der Mensch ist munter und motiviert. Warmes Licht am Tagesende Zum Ende des Tages sollte die Beleuchtung nur noch eine möglichst geringe Wirkung auf das biologische System haben. Die Beleuchtung sollte zwei Stunden vor dem Zubettgehen auf eine möglichst geringe Beleuchtungsstärke am Auge wechseln. Nur noch die Sehaufgabe und das Umfeld müssen beleuchtet werden, und zwar so hell, wie es für „gutes Sehen“ entsprechend gültiger Normen erforderlich ist.

www.architektur-online.com 85 Licht In diesem Zusammenhang spricht man auch von der zirkadianen Beleuchtung. Dieser Begriff ist korrekt, wenn die Beleuchtung darauf ausgerichtet ist, den Tag- Nacht-Rhythmus des Menschen zu stabilisieren. Moderne Beleuchtungskonzepte berücksichtigen heute neben den visuellen auch die biologischen Lichtwirkungen und fördern Wohlbefinden, Stimmung und Gesundheit des Menschen. Ein Trend, der sich seit einiger Zeit deutlich abzeichnet, ist das Human Centric Lighting (HCL). Das bedeutet, dass der Mensch im Mittelpunkt der Lichtplanung steht. Die drei wichtigsten Hormone, die den zirkadianen Rhythmus steuern sind: • Melatonin: Macht müde, verlangsamt die Körperfunktionen und senkt die Aktivität, bringt den Körper zur Ruhe. • Cortisol: Stresshormon, wird ab 3 Uhr morgens produziert, regt den Stoffwechsel an, programmiert den Körper für den Tag. • Serotonin: Während der Cortisolspiegel im Blut über den Tag abfällt und dabei gegenläufig zum Melatoninspiegel wird, hilft das Serotonin als Motivator dabei, den Energiepegel zu erhöhen. Der Mensch steht im Vordergrund der Planung Bei dem G & G Friseur & Day Spa in Baden versuchten die Lichtplaner nun, dieses Thema im Lichtsektor aufzugreifen, um den Kunden und dem Personal einen emotional ausgeglichenen Tag zu verschaffen. Dem biologischen Tagesverlauf angepasst, verändert das Licht die Stimmung im Frisiersalon. Durch Veränderung der Lichtfarbe und der Beleuchtungsstärke führt die HCL-Lichtlösung durch den Tag, und hilft, die Arbeit leichter zu verrichten oder sich zu entspannen, wo und wenn es notwendig ist: Man bietet somit „personalisiertes Licht“. Mit diesem Beleuchtungskonzept wurde es möglich, die Lichtqualität in den Innenräumen deutlich zu verbessern. Die in dem Projekt eingeplanten Leuchtkörper erzeugen durch eine indirekte Lichtabstrahlung eine Tageslichtatmosphäre im Salon und vermeiden dabei auch jegliche Blendung für Kunden und Angestellte. Sie decken viele Faktoren der Lichtplanung ab: emotional, biologisch, Beleuchtungsstärke, Lichtrichtung, die Farbe des Lichts (warm oder kalt), besonders stimmungsvoll, sachliche Ausleuchtung bis hin zur Wohlfühlbeleuchtung. HCL versucht eine Art Tageslichtverlauf nachzubilden, um dem Menschen, der unter chronischem Tageslichtmangel leidet, einen Ausgleich zu bieten. Oft geht es hier in erster Linie um die Aktivierung des Menschen, um die Unterdrückung des Schlafhormons Melatonin. Je höher der Blauanteil im Licht, desto weniger Melatonin wird von der Zirbeldrüse ausgeschüttet. Umgesetzt wird dies mit Leuchten, die mit Lichtquellen unterschiedlicher Farbtemperaturen bestückt und separat voneinander regelbar sind. Für den User sind HCL-Lösungen kostenintensiver. Denn es müssen warme und kalte Lichtquellen vorhanden sein, um die Lichtfarbe den jeweiligen Bedürfnissen der Menschen anzupassen. Beim Tageslicht herrscht eine permanente Dynamik in Bezug auf die Beleuchtungsstärke und die Farbtemperatur. Der Lichtwechsel in den Innenräumen soll sich langsam und unmerklich vollziehen, genau wie auch in der Natur. Die HCL – Lichtplanung ist kein Ersatz für das wirkliche Tageslicht. Biologisch und emotional wirksames Licht (HCL) steigert aber nur dann Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit, wenn nicht nur das Beleuchtungskonzept, sondern auch dessen Steuerung durchdacht ist. Dabei stehen die Bedürfnisse der verschiedenen User und der Anwendungszweck im Vordergrund.

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