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1 year ago

Compendium Volume 8 German

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ALLES GUTE NICHT IMMER

ALLES GUTE NICHT IMMER GANZ VEGETARISCH, ABER DER NACHHALTIGKEIT VERPFLICHTET 1 1 L’ENCLUME, LAKE DISTRICT, VEREINIGTES KÖNIGREICH Cartmel ist ein mittelalterliches Städtchen im idyllischen Lake District, und doch hätte wohl kaum jemand von dem winzigen Ort gehört, wäre es nicht Heimat für eines der spannendsten Restaurants Großbritanniens. Simon Rogan, vom Michelin 2022 mit drei Sternen ausgezeichnet, hat sein Restaurant in der alten Dorfschmiede („L’Enclume“ ist französisch für Amboss) eingerichtet und zum Mekka für Feinschmecker gemacht. Über 90 Prozent dessen, was hier auf den Tisch kommt, stammt von der eigenen Öko-Farm, die ein paar Minuten vom Restaurant entfernt liegt. Farmto-fork – selten ist der etwas überstrapazierte Slogan so zutreffend wie hier, denn viele Zutaten des abendlichen Menüs wurden nur Stunden zuvor geerntet, darunter so Ungewöhnliches wie Japanische Weinbeeren, Geweihfarn oder Krähenfuß-Wegerich, ein leicht bitter-säuerliches Kraut, das als Gemüse serviert wird. Die Köche streifen auch durch die umliegenden Wälder und ernten Liebstöckel, Bergminze und Holunder. Die Natur als Speisekammer in Kombination mit neuester Küchentechnologie und dem überlieferten Wissen um Fermentation und andere Methoden, um die Früchte des Sommers für das ganze Jahr haltbar zu machen, bilden das Rückgrat der Küche. Und die ist bei Rogan immer für eine Überraschung gut – von Ziegenmilchmousse mit Herzmuschelbutter und verkohlter Birne bis zur Tarte von Roter Bete, Rose und geräuchertem Zanderrogen. 48

2 3 4 FOTOS IM UHRZEIGERSINN VON LINKS OBEN: KRISTOFFER PAULSEN, © LOWE, PEDRO NAPOLITANO PRATA, © NARISAWA, SIMEON JOHNKE; LINKE SEITE: © L'ENCLUME 2 BRAE, BIRREGURRA, AUSTRALIEN Weltklasse-Küche im sprichwörtlichen „middle of nowhere“, anderthalb Autostunden südwestlich von Melbourne. Dan Hunter, kreativ geprägt von seiner Zeit im baskischen Mugaritz, eröffnete sein erstes eigenes Restaurant auf einer Öko-Farm mit zwölf Hektar Land. Olivenhaine, Bienenstöcke und frei laufende Hühner prägen das Bild, ein Großteil der Zutaten stammt aus eigener Produktion. Saisonales Gemüse, Früchte, Nüsse, Beeren und Getreide prägen wechselnde Tasting-Menüs mit 15 Gängen. Destination Dining at its best! 3 LOWE, DUBAI (Noch) ungewöhnlich für die Emirate setzt das Chef-Duo Kate Christou und Jesse Blake den Fokus im puristisch gestalteten Lokal mit viel hellem Holz, Beton und offener Küche strikt auf Nachhaltigkeit. Gemüse aus dem eigenen Küchengarten wird komplett verarbeitet, auch für Strünke, Blätter und Stiele findet sich kreative Verwendung. Selbst das Signature-Sauerteig-Eis entstand aus der Idee, keine Brotreste wegwerfen zu müssen. Vieles wird über offenem Feuer gekocht, wenn Fleisch angeboten wird, dann nose-to-tail. 5 4 CORRUTELA, SÃO PAULO Chef Cesar Costa traut sich was: Mitten im fleischliebenden São Paulo eröffnete der Alice-Waters-Schüler sein Restaurant, wo sich alles um Pflanzliches, Körner und nachhaltig gefischtes Seafood dreht. Ökologisches Bewusstsein steht im Zentrum aller Aktivitäten. Costa hat auch seinen eigenen Kompost und kocht mit eigener Solarenergie. Wichtigste Einkaufsquelle ist der Farmer’s Market Feira Livre, der einen kurzen Fußweg entfernt liegt. Ein Signature Dish ist das „falsche“ Risotto aus Sonnenblumenkernen, Pekannüssen und Steinpilzen. 6 5 ESSIGBRÄTLEIN, NÜRNBERG Jeden Morgen, 365 Tage im Jahr, ist Andree Köthe ab sechs Uhr im Nürnberger Umland unterwegs. Dort sammelt er all das, was seine Küche so tagesfrisch und unverwechselbar macht, von vergessenen Kräutern über Wurzeln, Triebe, Blätter und Stiele bis hin zu Dill- oder Scheinquittenblüten. Was er von diesen Streifzügen mitbringt, verarbeiten er und sein Mitstreiter Yves Ollech zu Gerichten voller Ideenreichtum und Würzkunst – zum großen Teil auf Gemüsebasis. Eine einzigartige Küche, die dem Michelin zwei Sterne wert ist. 6 NARISAWA, TOKIO Seinen Küchenstil nennt Yoshihiro Narisawa „Satoyama Cuisine“, von den japanischen Worten „sato“ für „Dorf“ und „yama“ für „Wald“. Das extrem saisonale Menü ist direkt von Japans Natur inspiriert, alle Zutaten bezieht die Küche direkt von kleinen Produzenten, ohne Zwischenhändler. „Alles stammt aus ökologischem Anbau, wir kaufen nur die Menge, die wir brauchen, sodass wir keinen food waste haben“, sagt der Zwei-Sterne-Koch. Sein Signature-Gericht: Brot des Waldes, das auf dem Tisch gebacken wird und von Gräsern, Blumen und Früchten umgeben ist. 49

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