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EPP 07-08.2016

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Gemeinsam werden wir 80

Gemeinsam werden wir 80 LPKF ebenfalls vor 40 Jahren gegründet Eigentlich wollte er Digitialuhren herstellen – der wirtschaftliche Erfolg stellte sich aber auf ganz anderem Gebiet ein: Weil Gründer Jürgen Seebach nicht mehr mit ätzenden Chemikalien hantieren wollte, suchte er nach einer neuen Lösung, um Leiterplatten zu strukturieren. Foto: LPKF LPKF Unkonventionelle Lösungen stehen bei LPKF immer noch ganz oben auf der Liste. Sie sind der Stoff, aus dem Fortschritt entsteht. Im Rückblick lassen sich viele Weichenstellungen identifizieren, die in neue, leistungsfähigere Produktionsprozesse mit neuen, innovativen Produkten mündeten. Aber von Anfang an. Keine Ätzchemie mehr – das war also der Ausgangspunkt. Seebach hatte die Idee, Leiterplatten mit einer kleinen Fräse herzustellen. Die Fräse legt Isolationskanäle auf beiden Seiten der gewünschten Leiterbahn an und lässt die Leiterbahn stehen. Die erste Erfindung war eine Leiterplatten-Kopierfräse – und die findet sich als Akronym immer noch im Namen des heute international operierenden Konzerns. Gemeinsam mit den Partnern Klaus Sülter und Klaus Barke – der spätere Aufsichtsratschef Bernd Hildebrand kam etwas später dazu – gründete der Erfinder die LPKF Jürgen Seebach GmbH in einer kleinen Hinterhofwerkstatt in Hannover. Der schnellste Cognacschwenker der Welt: ein der LPKF High-Speed-Tisch Anfang der 90er Jahre. Werbung muss sein: Ein Firmengründer skizzierte den Entwurf für die Anzeige LPKF 39 handschriftlich auf Karo-Papier. Mit den ersten Geräten wurden Leiterplatten manuell hergestellt: Ein Lichtzeiger übertrug maßstabsgerecht gezeichnete Schaltungen vom Millimeterpapier auf eine Fräse, die die gleichen Bewegungen auf einer vollflächig beschichteten Leiterplatte nachvollzog. Bereits auf der Hannover Messe 2016 stellten die Gründer ihr System LPKF 39 öffentlich vor – und sammelten viel Zustimmung ein. Bald war ein System mit sechs Frässpindeln für die Kleinserienproduktion verfügbar, gefolgt von einer neuen Maschine, die manuell eingespielte Bewegungen selbstständig reproduzieren konnte: „Vormachen mittels Handsteuerung“ hieß dies in der Maschinenanleitung. In der Folge wurde der Funktionsumfang der Maschinen durch leistungsfähige Steuerungs- und Computertechnologie immer weiter ausgebaut. Die Entwicklung lief rasant ab: Bereits Mitte der 80er Jahre Vertriebspartner in mehreren europäischen Ländern, den USA und Asien, später wurden dort auch Vertriebs- und Serviceniederlassungen gegründet. Das Produktspektrum wuchs – LPKF entwickelte CAD/CAM-Lösungen, die auch heute noch ihren Beitrag zur Bedienung und Funktionalität der Systeme des Unternehmens leisten. Wirtschaftlich hatte das Unternehmen großen Erfolg: Der Umsatz wuchs von bescheidenen 29.000 DM (1976) auf 5,8 Mio. DM in 1986. 1990 war Grundsteinlegung am Standort der heutigen Konzernzentrale in Garbsen bei Hannover, 1991 fand der Umzug statt. Seit damals hat sich die verfügbare Fläche rund verzehnfacht, im letzten Jahr wurde die neue Firmenzentrale eingeweiht. Wichtige Aspekte für die Unternehmens-Geschichte sind die Gründungen von Tochtergesellschaften und die Entwicklung neuer Technologien. Mehr als einmal treffen beide Ereignisse zusammen. Foto: LPKF 18 EPP Juli/August 2016

1989 entwickelte LPKF Prototypingverfahren zur Herstellung von Multilayern und eine laborgeeignete, kompakte galvanische Durchkontaktierung. Schon 1989 spricht ein Geschäftsbericht von „einer marktbeherrschenden Stellung im Fräsbohrplotterbereich“ – und das gilt für das PCB Prototyping bis heute. Ein wichtiger Meilenstein war die Erprobung erster Lasertechnologien im Jahr 1989. Ursprünglich sollte der Laser wie der mechanische Fräsbohrplotter Isolationskanäle erzeugen, aber bis dahin war noch viel Grundlagenarbeit zu leisten. Die bisher verfügbaren Antriebe und Steuerungen waren für die mit der Lasertechnik verbundenen Anforderungen nicht mehr ausreichend. Daher gründete das Unternehmen 1991 mit Wissenschaftlern der TU Illmenau eine Tochtergesellschaft (ab 1998 Motion & Control GmbH, später LPKF SolarQuipment), die sich speziell auf hochdynamische Steuerungen und Positioniersysteme spezialisierte. Entscheidend waren Präzision, Schnelligkeit und Zuverlässigkeit – diese Fähigkeiten sind auch heute noch unverzichtbare Faktoren für die Leistungsfähigkeit moderner LPKF-Systeme. Die heutige LPKF SolarQuipment GmbH ist Spezialist für das Laser-Scriben von großen Dünnschicht-Solarmodulen, bei denen es auf schonende Behandlung der Substrate und eine hochdynamische Strukturierung der hauchdünnen Schichtsysteme ankommt. Das Potential ist erheblich: 2011, als die gesamte Solarbranche unter Absatzschwierigkeiten litt, konnten die Suhler mit rund 43 Mio. Euro den größten Einzelauftrag der Firmengeschichte verzeichnen. 1992 wurde die amerikanische Tochtergesellschaft gegründet, im gleichen Jahr kam das erste LPKF-Lasersystem auf den Markt: Ein StencilLaser erzeugt Löcher in Metallfolien für den Druck von Lotpaste. Die Lasertechnologie ersetzte die bisherigen Ätzverfahren. Die Entwicklung ist eindrucksvoll: Aus ursprünglich 2.000 Blenden/ Stunde sind mittlerweile rund 25.000 Blenden geworden, und das bei erheblich gestiegener Präzision. Dank einer besonderen Technologie erzielen die StencilLaser bis zum 600.000 Löcher in der Stunde – mit einem Seriensystem! Auch die LDS-Technologie, bei der per Laser Leiterbahnen auf dreidimensionalen Kunststoffkörpern hergestellt werden, stammt aus den 90ern. Es dauerte dann noch rund 15 Jahre, bis sich die Idee als serienreifes Verfahren mit den benötigten Systemen am Markt durchsetzen konnte. Diese Entwicklung setzte eine intensive Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen, insbesondere der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Lemgo voraus. Hier zeigt sich die Komplexität der Entwicklung spezieller Technologien: Erst nach 15 Jahren Forschung und Entwicklung konnten nennenswerte Umsätze im LDS-Bereich verzeichnet werden. Die steigende Nachfrage nach Systemen des Unternehmens erforderte die Ausweitung der Produktionskapazitäten – und da kam 1994 die LPKF Elektronika d.o.o. ins Spiel. Im slovenischen Naklo (Nahe Ljubljana) werden bis heute verschiedene LPKF-Systeme aufgebaut und gemeinsam mit den Konstruktions- und Entwicklungsabteilungen in Garbsen weiterentwickelt. Die Slovenen erweiterten das PCB-Prototyping-Spektrum um eine Multilayer-Presse, verschiedene Stencil-Druckrahmen und zwei Placer für SMT-Bauteile. Heute entstehen hier spezielle Laserquellen, die auf die besonderen Anforderungen der Mikromaterialbearbeitung optimiert sind. Der wohl größte Schritt war der Börsengang im Jahr 1998. Aus einer GmbH wurde eine Aktiengesellschaft. Die Erweiterung der Arbeitsgebiete, die Entwicklung neuer Technologien und der Ausbau internationaler Aktivitäten forderten ein breites Finanzpolster. Der große Tag war der 30. November 1998. Die Nachfrage war gewaltig: Die 2,1 Mio. LPKF-Aktien am Neuen Markt waren fünfzigfach überzeichnet. Die Börse ist ein Auf und Ab: Dank hervorragender Umsatzzahlen wurde das Unternehmen 2012 in den TecDax aufgenommen, musste ihn im Frühjahr 2016 jedoch wieder verlassen. Die Größe der Kreise steht für die Auflösung beim Stencilschneiden: Über die Jahre ist eine Menge passiert … Foto: LPKF Foto: LPKF EPP Juli/August 2016 19

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