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Industrieanzeiger 28.18

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Themenschwerpunkte: Kunststoffverarbeitung und Composites zur Fakuma, Automatisiserung

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news & management Wenn Mitarbeiter den Schulter- und Nackenbereich ihres jeweiligen Vorgängers abklopfen, steckt unterhaltsames Ergonomie-Coaching dahinter. Wie Ergonomie 4.0. in der Praxis wirkt MAN mit frischem Ergotainment Mitarbeitergesundheit | Die Fresh-Ergonomics- Seminare bei MAN Truck & Bus bringen Mitarbeiter unterhaltsam in Bewegung. Wie das Konzept der intern ausgebildeten Coaches nachhaltig wirkt. Mehrere Menschen stehen in einer Reihe und klopfen zunächst den Lendenwirbel - bereich und danach die Schulter- und Nackenpartie ihres jeweiligen Vorgängers ab. „Stellen Sie sich vor, Sie haben einen alten Teppich, aus dem Sie den Staub herausklopfen müssen und anschließend wollen sie einen Teig für ihr Weihnachts - gebäck kneten“, sagt Christian Brunner, Trainer der UBGM- Unternehmensberatung für Betriebliches Gesundheitsmanagement und Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Rückenschullehrer (IGR). Die Teilnehmer erwidern mit schallendem Lachen. Die Szene entstammt einem so genannten Fresh-Ergonomics-Seminar für Ergonomie-Coaches bei MAN Truck & Bus. Das Konzept dahinter: Inhalte rund um Arbeitshaltungen in Form einer Mischung aus Wissenschaft und Erlebnis erfahren lassen und diese unterhaltsam und ohne erhobenen Zeigefinger vermitteln. Brunner: „Wir fahren einen modernen Ansatz, bei dem es nicht nur darum geht, Normen zu erfüllen, sondern vor allem die Menschen auch tatsächlich zu erreichen. Ergonomie und Anatomie können Spaß machen und bieten ein wirksames Gruppenerlebnis.“ Vom Ergonomie-Virus angesteckt Doch wie lässt sich ergonomisches Wissen auch tatsächlich in den Köpfen einer breiten Mitarbeiterschaft verankern? Für den Münchner Nutzfahrzeughersteller führte der Weg über eigens geschulte Mitarbeiter: Seit November 2017 wurden am Standort in München rund 50 Ergonomie-Coaches durch die Ergonomie-Experten ausgebildet. Sie unterstützen ihre Kollegen dabei, mehr Bewegung in ihren Arbeitsalltag zu integrieren, Stress und Lärmquellen zu reduzieren 20 Industrieanzeiger 28.18

Die Rolle der intern ausgebildeten Coaches ist es, ihre Kollegen mit dem Ergonomie-Virus anzustecken.“ ”und ihren Bildschirmarbeitsplatz ergonomisch einzustellen. „Jeweils ein ausgebildeter Ergonomie- Coach berät auf Anfrage in vierstündigen Veranstaltungen mit vier bis acht Mitarbeitern jeweils rund 60 bis 100 Kollegen aus seinem Arbeitsbereich und gibt Tipps für praktische Übungen“, erläutert Projekt - leiter Robert Rupertseder. Ob in der Produktion, der Verwaltung oder der Logistik – das Konzept ist so angelegt, dass alle 9500 Mitarbeiter am Standort ein Bewusstsein für ein gesundheitsförderliches Verhalten entwickeln. „Die Coaches kommen nicht als Ergonomie-Besserwisser da- Quelle: Robert Rupertseder, MAN-Projektleiter her. Ihre Rolle ist es vielmehr, ihre Kollegen mit dem Ergonomie-Virus anzustecken“, sagt Rupertseder, der das Konzept entwickelt hat. Stellschrauben für eine gesündere Arbeitsposition Wie viele Unternehmen der verarbeitenden Industrie steht auch MAN vor der Herausforderung: Durch die rasante technische Entwicklung gibt es nicht nur Steharbeitsplätze, sondern mittlerweile auch in der Produktion immer mehr Bildschirmarbeitsplätze mit sitzenden Tätigkeiten. Beides kann zu einseitigen Belastungen führen. Ergonomie und Anatomie können Spaß machen und bieten ein wirksames Gruppenerlebnis. Bilder: MAN Truck & Bus Warum ist der Wechsel von verschiedenen Körperhaltungen wichtig? Welche technischen Hilfsmittel können in der Produk - tion eingesetzt werden, wie zum Beispiel Transportwagen oder Hebehilfen, die schweres Schieben oder Heben und daraus resultierende Fehlhaltungen vermeiden helfen? In den Ergonomie-Coach-Seminaren der UBGM lernen die Teilnehmer mögliche Stellschrauben für eine gesündere Arbeitsposition und Anregungen für regelmäßige und kurze Bewegungspausen kennen, die sich gut in den Arbeitsprozess integrieren lassen. Bei der Vermittlung setzen die Ergonomie-Experten auch auf Visualisierungswerkzeuge. „In den Seminaren gehen wir exemplarisch an einen Arbeitsplatz und spielen eine typische Arbeitssituation nach. Durch die Sicht bekommt der Teilnehmer Einsicht – so das Spiegelprinzip, das Gelerntes viel stärker verankert als die verbale Vermittlung,“ sagt Robert Rupertseder – und ergänzt: „Es ist Kultur geworden, sich und andere zu mobilisieren. Dadurch sind wir auch messbar produktiver geworden“, zieht der MAN-Projektleiter ein Fazit. • Annette Neumann Freie Journalistin in Kleinmachnow/Berlin Ein Ergonomie-Coach berät auf Anfrage in vierstündigen Veranstaltungen und gibt Tipps für praktische Übungen. Industrieanzeiger 28.18 21

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