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4-2022 REISE & PREISE

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LADAKH Fotos: Martina

LADAKH Fotos: Martina Katz Kamelreiten gehört zu den Attraktionen im Nubra-Tal Der abenteuerliche Weg ins Königreich Drei Stunden warten wir jetzt schon auf dem schmalen Highway von Manali nach Leh vor dem Rohtang- Pass. Aus den Bergen waren kurz zuvor Felsen heruntergekommen, haben die Zufahrt blockiert und gleichzeitig den Boden gespalten. Zum Glück wurde niemand verletzt. Noch immer räumen die Männer und Frauen das Geröll von der Straße – in Handarbeit. Mit uns warten rund hundert weitere Pkw in einer scheinbar endlosen Schlange. Immer wieder versperren hier Naturgewalten den Weg. »Ich kenne es nicht anders. 68 REISE-PREISE.de 4-2022 Mais-Stand an der Straße zum Rohtang-Pass Deutlich wird das in der Hauptstadt Leh, wo sich Trekkingagenturen, Restaurants und Geschäfte mit Thermoskannen, Gebetsmühlen und Gebetshäuschen aus Blech aneinanderreihen, während in der höhergelegenen Altstadt noch 200 tibetische Häuser aus Stein, Lehmziegel, Wacholder- und Weidenholz in das traditionelle Ladakh entführen. Rund 6.000 Tibeter, die meisten Flüchtlinge, die 1959 vor der chinesischen Besatzung flohen, und 30.000 Ladakhi leben hier, im Service, als Fahrer oder Händler. Zur Hauptsaison sind es doppelt so viele. Zugereiste erhalten weder eine Arbeitserlaubnis, noch dürfen sie ein Geschäft eröffnen oder Land kaufen, es sei denn, ein Ladakhi ist beteiligt. »Im Winter haben nur noch ein paar Minimärkte geöffnet, dann gleicht Leh einer Geisterstadt«, sagt Reekhu Ram. Der 62-jährige Schuhmacher hat seine Utensilien am Straßenrand ausgebreitet: Schnürsenkel, Gummisohlen, Garne, ein Schuhputzhocker und Wachs in allerlei Farben. An eine Mauer hat er ein Plakat gepinnt. »Bag repairing in here« steht dort. Daneben Bilder von Trekkingrucksäcken, Wanderstiefeln – und zweier hübsch geschminkter Hindu-Frauen. »Ich spüre noch immer die Auswirkungen von Corona. Die Leute haben weniger Geld in der Tasche und reparieren viel selbst. Nur noch 200 bis 800 Ru- Das beste Geschäft mache ich, wenn hier Stau ist«, sagt Hausala Prsad. Der 49-Jährige verkauft geröstete Maiskolben. Die meist indischen Autofahrer greifen zu und genießen den tollen Blick auf das Solang-Tal. Denn wer weiß schon, ob es anschließend ohne Unterbrechung weitergeht. Irgendwann aber werden sie Höhenkreuz am ankommen auf dem unwirtlichen Pass auf fast 4.000 Rohtang- Meter Höhe. Sie werden an Pass drei Meter hohen Schneewänden entlangstapfen, in geliehenen Overalls Abhänge herunterrutschen und sich auf Pferden durch die Winterlandschaft führen lassen (ab € 6 pro Pferd) – vor der Kulisse des gewaltigen Himalayas. Für den Pass werden ein Permit und ein Passierticket verlangt (zusammen ab € 6,60/Auto, buchbar auf www.rohtang permits.nic.in). Seit Oktober 2020 gibt es aber eine Alternative zur Passstraße nach Ladakh: den Atal-Tunnel. Der neun Kilometer lange, kostenlose Tunnel spart rund vier Stunden Fahrzeit. zugängliche Hochgebirgslandschaften und abgeschiedene tibetisch-buddhistische Klöster. Schneeweiße Stupas bzw. Chörten verwahren die Reliquien wichtiger Mönche und weisen den Weg durch das schroffe Terrain. Gebetsfahnen flattern im Wind. An den Bergflüssen grasen Pashmina-Ziegen, Rebhühner flitzen über die Pisten. Auf den Oasen-Feldern spazieren Bauern mit geflochtenen Holzkörben auf dem Rücken. Das ehemals unabhängige buddhistische Königreich zählt zwar noch viele Selbstversorger, doch der Anteil derer, die vom Tourismus leben, hat längst Überhand. Die buddhistische Bergregion lebt heute vom Tourismus »IM THIKSE-KLOSTER

Viele Geschäfte auf der Main Bazaar Road haben nur in der Touristensaison geöffnet ist verboten, Alkohol gibt es nur in einer Bar, in der auch die Hotels kaufen und ihn stillschweigend an ihre Gäste weitergeben. Sieben Monate im Jahr ist das so. Da leben die Nubra-Einwohner von den Wanderern, die von Dorf zu Dorf ziehen, und von ihren Kamelen, auf denen die Urlauber durch eine gewaltige Dünen-Landschaft reiten und die atemberaubenden Sto-Kangri-Berge bestaunen. Die restliche Zeit des Jahres bleibt der Khardung La gesperrt, das Nubra-Tal abgeschieden. Nur Trampeltiere transportieren dann noch Baumaterial und Lebensmittel über die Pässe zu den Soldaten an die Grenze. Denn Pakistan ist nur 35 Kilometer entfernt. Damit es friedlich bleibt im immer mal wieder aufbrodelnden Grenzkonflikt, legen Pilger hier regelmäßig Butterkerzen und Weizenmehl in die weißen Tempelchen am Berghang – Opfergaben für den Frieden. pien Umsatz kommen am Tag zusammen«, ergänzt Reekhu. Das sind umgerechnet drei bis zehn Euro. Ein Touristenpaar und eine Großmutter, die ihren Enkel Huckepack trägt, spazieren vorbei und grüßen mit einem freundlichen »Julley«, dem ladakhischen »Hallo«. Sie sind auf dem Weg zur Main Bazaar Road. Die Fußgängerzone ist der Treff in Leh. Hier entspannt man mit einem Softeis in der Hand auf einer der zahlreichen Sitzbänke, schwatzt mit Bekannten und beobachtet das Treiben vor den schicken Läden mit Namen wie Pashmina House, Kashmir Art Gallery oder Silk Route Arts & Craft. So wie die 39-jährige Aditi und ihre 19-jährige Tochter Masti aus dem westindischen Bundesstaat Gujarat. Die beiden machen Urlaub in Ladakh. »Morgen schauen wir uns den Königspalast und die hiesige Residenz des Dalai Lama an. Seine Heiligkeit war dieses Jahr ja wieder einmal für Unterweisungen in Leh. Übermorgen geht’s dann ins Nubra-Tal«, erzählt Aditi. »Wir wollen unbedingt auf den Kamelen reiten und ein Selfie mit dem knall- gelben Kilometerstein auf dem Khardung La machen, dem höchsten befahrbaren Pass der Welt« ergänzt Masti. 130 Kilometer und fünf Autostunden führen von Leh über den auf 5.602 Meter gelegenen Pass in das »Tal der Blumen«, das einst Teil der Handelsroute zwischen Tibet und Turkistan war. Ein Kontrast, der größer nicht sein kann. Kein Baum, kein Strauch, nur Steine, Geröll und Schnee am Pass. Im fruchtbaren Tal dagegen Apfelbäume, Aprikosen, Sanddorn und die sich windenden Flüsse Shyok und Nubra. Im Hauptort Hunder säumen Silberpappeln plätschernde Wasserkanäle, in den Gärten wachsen Zucchini, Schnittlauch und Zwiebeln. Manchmal liegen braune Lehmziegel zum Trocknen auf dem Boden. Kinder in löchrigen Schuhen hüpfen durch die Gassen, auf einer Sandpiste messen zwei Dzo, eine Kreuzung aus Yak und Hausrind, ihre Kräfte. Frühmorgens beten die Mönche in den Klöstern, mittags ruft der Muezzin. Das Nubra-Tal hat eine muslimische Minderheit – und seine eigenen Regeln: Für den Besuch brauchen Ausländer ein Permit. Rauchen Wie beim berühmten Potala-Palast in Tibet stapeln sich die Gebäude des Thikse-Klosters am Hügel Der Klimawandel bedroht die Wandmalereien im Kloster Alchi Frieden wünscht sich auch Kachen Lobzang Tsultim. Der freundliche Mönch ist so etwas wie der Manager der Klosters Alchi. Die unscheinbaren Gebäude am Ufer des westlichen Indus gelten – zusammen mit dem Lamayuru-Kloster – als die älteste Klosteranlage Ladakhs und als Meisterwerk buddhistischer Kunst. »Leider ist die Decke undicht und vor der Corona-Pandemie sollten Archäologen die Wandmalereien restaurieren. Doch das ist gründlich schiefgegangen«, Kachen zeigt auf ein paar große Buddhamalereien im Sumtsek, dem dreistufigen Tempel. Dessen Wände sind ansonsten komplett mit Miniatur-Zeichnungen aus dem 11. Jh. übersät: Elefanten, Schlangen, Palmen, tanzende Frauen und nur zehn Zentimeter hohe Buddhafiguren, 27 Stück in der Höhe, 40 Stück in der Breite, jede in anderer Pose, die Farben leuchtend in Blau, Rot und Gelb. Allein an einer Wand! Kachen schüttelt den Kopf. »Um die Wasserschäden zu beheben, haben wir Handwerker beauftragt, aber für die Korrekturen im Inneren fehlt nun das Geld.« Trotzdem ist der Anblick der Zeichnungen fantastisch. 32 Künstler aus Kaschmir sollen die atemberaubenden Fresken einst erschaffen haben. Dazu auch drei bis zu fünf Meter hohe Gottheiten, deren Hüfttücher mit Szenen aus dem damaligen Alltagsleben bemalt sind. »Die Malereien konnten so lange überdauern, weil keine Sonne draufschien und es hier kaum regnete. Durch den Klimawandel sieht das nun anders aus. Aber diese Schönheiten müssen wir unbedingt erhalten in unserem kleinen Tibet.« Das ist auf jeden Fall zu hoffen! WIRD DER DALAI LAMA VEREHRT.« PERFEKT GEPLANT MIT Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg zum günstigsten Anbieter. www.reise-preise.de/ladakh 4-2022 REISE-PREISE.de 69

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