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INDIEN
Rajasthan-Rundreise
20.02.2016 - 04.03.2016
Bilder und Layout G. Hochl ©
Indien ist die größte Demokratie
der Erde. Seit 1947 nach dem
Abzug der Engländer ist das Volk
offiziell selbst bestimmend.
Indiens Bevölkerungszahl liegt
bei 1,3 Milliarden Menschen. Das
heißt, jeder sechster Mensch auf
der Erde ist ein Inder. Hier eine
demokratische Struktur aufzubauen
und zu erhalten war und
ist äußerst aufwendig.
Ganz nach dem englischen Vorbild
gibt es in der parlamentarischen
Demokratie ein Ober- und
ein Unterhaus. Das Unterhaus
hat 552 Mitglieder, 530 aus den
Bundesstaaten, 20 aus den Territorialgebieten
und 2 aus der
anglo-indischen Gemeinschaft.
Das Oberhaus hat 245 Mitglieder.
Alle 5 Jahre wird das Unterhaus
gewählt und das Oberhaus
alle 6 Jahre. Der Präsident wird
wie in Deutschland von einer
Versammlung von Wahlmännern
und Wahlfrauen gewählt. Die
Grundlagen der Politik bestimmt
der Premierminister mit seinem
Kabinett.
Wir besuchten den Bundesstaat
Rajasthan. Die Fläche beträgt
342.000 km² und es leben hier
ca. 70 Millionen Menschen.
Die Betreuung durch unsere Reiseleiter Crew
war hervorragend. Während uns Sandra bereits
vom Flughafen Wien betreute, wartete der Rest
der Crew bis weit nach Mitternacht in Delhi auf
uns. Wir legten mehr als 2000 km auf den indischen
Straßen zurück. Unfallfrei und das ist der
Kunst unseres Fahrers (mit dem Turban) zu verdanken.
Der Beifahrer versorgte uns mit kühlen
und preiswerten Getränken und war auch für unsere
Koffer zuständig, dabei hatte er jeden Koffer
über 30x in Händen.
Pradeep (ganz rechts) war unser indischer
Reisebegleiter. Er sprach ausgezeichnet deutsch
und brachte uns die indische Kultur näher.
Unser Transportmittel hatte mehr als 1 KS (Kamelstärke),
war klimatisiert und für die 23 Reiseteilnehmer gab es genügend
Sitzplätze und ausreichende Bequemlichkeit.
2 3
Das Ashok
Country Resort
war für 2
Nächte unser
Domizil.
Links unten die
tägliche Gemüseanlieferung.
Delhi am
Sonntag 21.02.
Nachdem wir
uns von der Anreise
erholt hatten,
startenden
wir am späten
Vormittag die
Besichtigung
von Alt- & Neu
Delhi. In Alt
Delhi besichtigten
wir die Freitagsmoschee
Jama Masjid,
eine der größten
Moscheen
in Indien,
wo mehr als
20.000 Menschen
ihre Gebete
verrichten
können.
Ob hier jeder seine eigenen
Schuhe wiederfindet? Diese „Bedienungsanleitung“
hilft nicht wirklich weiter!
Die Jama Masjid („Freitagsmoschee“), eigentlich Masjid-i
Jahan Numa (persisch: „Moschee, die auf die Welt blickt“), befindet
sich auf einer neun Meter hohen Erhebung im Zentrum
von Shahjahanabad, der nach dem Großmogul Shah Jahan
benannten Altstadt Delhis. Der Bau erfolgte auf Geheiß Shah
Jahans zwischen 1650 und 1656. 5000 Handwerker waren
daran beteiligt.
Die Jama Masjid erhebt sich an der Westseite eines ummauerten
Hofes, der über die von drei Seiten aufsteigenden Freitreppen
und drei doppelstöckigen Torbauten zugänglich ist. Das
östliche und größte Tor war früher dem Mogulkaiser vorbehalten.
Auf dem über 90 Meter langen Hof finden mehr als 20.000
Gläubige Platz. In seiner Mitte befindet sich ein Wasserbecken
für die Reinigung vor dem Gebet. Die Vorderfront der Moschee
ist symmetrisch. An das hohe mittige Portal (Pischtaq)
schließen sich beiderseits je fünf Arkaden an, an deren Ende
jeweils ein 40 Meter hohes Minarett aufragt. Jedes der beiden
Minarette krönt ein zwölfseitiger, offener Pavillon. Drei weiße,
mit senkrechten schwarzen Streifen versehene Zwiebelkuppeln,
deren mittlere die größte ist, schließen die Moschee ab.
Für den Bau wurde im Wesentlichen roter Sandstein verwendet.
Die Fassade ist zum Teil mit weißem Marmor verkleidet, in
den persische Inschriften eingelassen sind. Auch die Kuppeln
bestehen aus weißem Marmor, die Streifen aus schwarzem
Marmor. Die von 260 Säulen gesäumte Gebetshalle ist nach
Mekka im Westen ausgerichtet.
4 5
Der Bangla Sahib Gurudwara
Sikh Tempel ist das größte
Sikhs Heiligtum in Dehli. Der
Tempel wurde an der Stelle errichten
an dem der achte von
zehn Sikhs-Gurus, Guru Har
Krishnan, in Delhi seine Lehren
verkündigte.
Um 1664 war der Tempel nur ein
einfacher Bungalow. 1783 wurde
er als Tempel wieder aufgebaut.
Sein aktuelles Aussehen
erhielt er in der letzten Bauphase
1947.
Im Inneren werden tagsüber die
Verse aus dem heiligen Buch
der Sikhs rezitiert.
Besucher aus Europa sind hier
gern gesehen Gäste. Beim Besuch
des Tempels sind aber
verschiedene Regeln der Sikhs
einzuhalten. Wir wurden von
unserem Reiseleiter über die
Kleidungs- und Verhaltensmaßregeln
informiert. Ohne Schuhe
und mit turbanähnlicher Kopfbedeckung
betraten wir das Tempelgelände.
Der Sikhismus ist monotheistisch ausgerichtet.
Der eine Gott (Hari) lenkt die Ge-
Besucher anderer Religionen werden in den
Tempeln der Sikhs nicht nur geduldet, ihr Besuch
ist sogar erwünscht. Für die Sikhs sind
schicke der Menschen. Für die Sikhs steht
die Suche nach Weisheit an erster Stelle,
alle Menschen Brüder und Schwestern und
erst danach folgen religiöse Rituale und Gebote.
Materialismus und Egoismus sollen
sie lehnen das indische Kastensystem ab.
1469 sagten sich die Sikhs (Jünger) durch den
überwunden werden. Wie im Hinduismus
ersten Guru Nanak als Bruderschaft vom Kastensystem
ab. Seit dem Guru Gobind Singh,
glauben auch die Sikhs an das Karma, das
Nirwana und auch an die Seelenwanderung.
dem zehnten und letzten Guru trägt jeder Sikh
den Namen Singh (Löwe) mit in seinem Familiennamen.
Da Guru Gobind Singh keinen
Heute sind die Sikhs durch ihre Bildung,
ihre Lebensinhalte und die äußerst große
Nachfolger für sich ernannt hat, ist heute das
Hilfsbereitschaft eine tragende Säule im
heilige Buch Adi Granth die höchste Autorität.
Militär und in der Verwaltung Indiens. Mit
Im Gegensatz zum Hinduismus glauben die
23 Millionen Gläubigen sind die Sikhs die
Sikhs an nur einen Gott, die Gleichberechtigung
von Mann und Frau, sowie das alle Men-
fünftgrößte Religionsgemeinschaft auf
der Erde.
schen gleich sind.
Die Sikhs unterscheiden sich auch bewusst
Die Sikhs spenden regelmäßig einen Teil ihrer
vom Rest der Bevölkerung. Die Männer tragen
einen Turban und schneiden sich nicht
Freizeit für die Hilfsbereitschaft anderen Menschen
gegenüber. So gibt es tägliche kostenlose
Ausspeisungen. An Sonntagen werden
die Haare, dies aus Respekt gegenüber
Gott, da er allgegenwärtig ist. Der Turban
hunderte Inder verköstigt und das Essen wird
ist die Identifikation eines Sikhs und ein Geschenk
des letzten Gurus Gobind Singh.
in einer Großküche zubereitet.
Sie sind auch berechtigt in der Öffentlichkeit
einen Krummsäbel zu tragen.
6 7
Alai Minar
Dieses unvollendete Steinmonument
wurde von Alauddin
Khilji konzipiert
und sollte mal doppelt so
hoch werden wie die Siegessäule.
Nach Fertigstellung
der fast 25 Meter hohen
ersten Etage starb der
Herrscher und kein Nachfolger
wollte das ehrgeizige
Projekt weiter führen.
Heute steht dieses eigentümliche
Gebilde, das wie
eine umgedrehte kaputte
Teetasse aussieht etwas
abseits der Hauptattraktionen
des Qutb Minar Komplexes.
Nach der Mittagspause in einem Restaurant,
welches auch für unseren
europäischen Verdauungsapparat
geeignet war, ging es zum Qutab
Minar Komplex.
14 Kilometer südlich des Stadtkerns
von Neu-Delhi befindet sich die älteste
Spur islamischer Eroberungen
in Nordindien. Seit 1993 gehört diese
Anlage zum Weltkulturerbe der UN-
SESCO und ist eines der schönsten
Beispiele für die indisch-islamischen
Architektur.
Die Quwwat-ul-Islam Moschee
ist das älteste islamische Gebäude
in Indien. Herausragender Teil des
Qutb Minar Komplexes ist die fast
73 Meter hohe Siegessäule.
8
Die Siegessäule, aus Marmor und
rotem Sandstein gebaut und afghanischen
Minaretten nachempfunden,
ist wahrscheinlich der höchste
freistehende Turm aus Stein auf der
Welt. Möchte man an die Spitze gelangen
gilt es 379 Stufen nach oben
zu erklimmen. Der Durchmesser am
Boden beträgt fast 15 Meter und verjüngt
sich bis zur Spitze auf ungefähr
3 Meter.
Die eiserne Säule ist wohl das älteste
Monument hier. Sie wurde entsprechend
einer Inschrift, die in Sanskrit
gehalten ist, von Chandragupta
dem zweiten in seiner Regentschaft
von 375-431 nach Christi erstellt. Sie
ist ca. 7 Meter hoch und hat ein Gewicht
von annähernd 6 Tonnen und
ist kein bisschen rostig.
Dieses Streifenhörnchen
gefiel auch unserer Reiseleitung.
Der geplante abschließende
Besuch des „Triumphbogen“,
das lndia Gate fiel einer politischen
Demonstration zum
Opfer. Aber auch das ist Demokratie,
wie uns Pradeep
ganz trocken erklärte.
Die Nacht verbrachten wir
noch einmal im Ashok Country
Resort und am nächsten
Morgen ging es mit unseren
Reisebus Richtung Osten.
9
Montag 22.02. Delhi -
Mandawa (265km)
Am Vormittag fuhren wir
nach Mandawa, eine alte
verträumte Handelsstadt
an der Seidenstraße.
Bei den Bezirksgrenzen
wird für Busse und Lastkraftwagen
eine Steuer
eingehoben. RTO nennen
sich die „Mautstationen“.
Wir fuhren an vielen
Ziegelbrennereien vorbei
und die Ortsdurchfahrten
waren gesäumt von Minigeschäften
und Einzelpersonenunternehmen.
Bei einer „Harmoniepause“ konnten
wir eine, für indische Verhältnisse,
kleine Verlobungsfeier beobachten.
Zu Mittag erreichten wir Mandawa
und checkten im Hotel Desert N
Dunes ein.
Wir unternahmen am Nachmittag
einen Spaziergang durch die Stadt
und sahen einige der schönsten
Haveli Häuser.
10
11
Der Spaziergang führte uns
mitten durch die Ortschaft
Mandawa. Wir konnten die
Einwohner hautnah erleben
und ein wenig Einblick
in die Lebensgewohnheiten
erhalten. Vom Süßwarengeschäft
mit eigenem
Backofen über einfache
Handwerksbetriebe bis
zur bunten Bekleidung der
freundlichen und offenbar
sehr zufriedenen Menschen.
Der Raghu Nath Tempel
von Mandawa ist der
Inkarnation von Vishnu
geweiht. (Seite 13 links oben)
Das Wort Haveli stammt ursprünglich
aus dem persischen und bedeutet
„ein geschlossener Platz oder
Gebäude“. Zwischen 1830 und 1930
errichteten die Marwaris in dieser
Region von Rajasthan diese wunderschön
bemalten Havelis als Zeichen
ihres wirtschaftlichen Wohlstandes,
den sie durch den Handel mit den
hier vorbeiziehenden Karawanen erzielten.
12 13
Auf dem Weg nach Bikaner
machten wir bei einem
Hindu-Tempel Halt.
Für mehr als 80% der Inder
ist der Hinduismus die Lebensphilosophie
schlechthin.
Der Hinduismus ist
eine der ältesten Religionen
der Welt. Seine Wurzeln
reichen bis in das 3.
Jahrtausend vor Christus
zurück. Im Gegensatz zu
anderen Religionen hat der
Hinduismus keinen Gründer,
keinen Propheten und
keine feste Lehre. Der Hinduismus
ist nicht nur eine
Religion, sondern er ist
eine Lebensweise.
Nicht nur die Gottheiten werden
angebetet, sondern auch Naturelemente
werden verehrt z.B. die Luft,
der Himmel, der Baum, Tiere usw.
Das Hotel Desert N Dunes in Mandawa
war für eine Nacht unser Domizil.
Nach dem Frühstück und der allmorgendlichen
Koffer Identifikation, geht
es nach Bikaner, am Rande der großen
Wüste Thar gelegen. Bikaner hat
eine halbe Millionen Einwohner und
ist mit einer 7 Kilometer langen Stadtmauer
aus dem 18. Jahrhundert von
der Wüste getrennt.
14 15
Durch die strategisch günstige Lage
an den alten Karawanenrouten nach
Zentralasien wurde Bikaner in der
Vergangenheit zu einer sehr wohlhabenden
Stadt. Bikaner mit fast
700.000 Tausend Einwohnern verfügt
über ein reiches historisches und architektonisches
Erbe. Die Altstadt mit
dem alles überragenden Junagarh
Fort, gleichzeitig dem Stadtpalast, ist
von einer 7 Kilometer langen Mauer
mit fünf Eingangstoren umrahmt.
Die Geschichte der Stadt begann
1486, als Prinz Rao Bikaji, Sohn des
Begründers von Jodhpur, hier sein eigenes
kleines Reich gründete.
Pradeep erklärte uns die Bewandtnis
der Frauenhände die in Abdrücken neben
dem Burgtor zu sehen waren. Witwenverbrennung,
auch Sati genannt,
war seinerzeit eine Art der Selbsttötung.
Frauen, die gemeinsam mit der
Leiche ihres Ehemanns verbrannten,
wurden in hohen Ehren gehalten und
ihre Familie gewann hohes Ansehen.
Diese niemals eroberte Junagarh
Festungsanlage wurde 1593 von
Raja Rai Singh, einem der bedeutendsten
Generäle in der Armee des
Kaisers Akbar erbaut.
In der Festungsanlage gibt es prächtige
Paläste wie Anup Mahal (der
Audienzsaal), Ganga Niwas (Waffensammlung),
dem Sheesh Mahal
(Spiegelzimmer), Phool Mahal (Blumenpalast),
Chandra Mahal (Mondpalast)
und Gaij Mandir (Privatgemächer
von Maharadscha Gaij Singh).
Diese Paläste, gebaut aus rotem
Sandstein und Marmor, fügen sich zu
mit den Innenhöfen, Balkonen, Kiosken
und Fenstern zu einem märchenhaften
Ensemble zusammen. Auch
hier wurde uns wieder vor Augen
gehalten in welchem Reichtum und
Prunk die Herrscher der damaligen
Zeit leben konnten.
16
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Im großen Audienzsaal werden heute Sänften und Fahrzeuge sowie
ein Flugzeug des Maharadscha ausgestellt. Viele Bilddokumentationen
zeugen von der pompösen Vergangenheit.
Die obere Etage war den Frauen vorbehalten. Sie konnten ungesehen
hinter Ornament-Fenstern den Sitzungen und Besprechungen
folgen und nahmen auf diese Weise an den Zeremonien und
Gelagen teil.
Damit die Seele nicht am toten Körper
anhaften bleibt, geht es nach dem Tod
darum, die Verstorbenen möglichst
rasch zu verbrennen und die Asche
dem heiligen Element des Wassers
anzuvertrauen. Für die Verbrennung
wird der Leichnam entweder auf einem
allgemein zugänglichen Verbrennungsplatz,
in ein öffentliches Krematorium
oder privat im Bereich des
eigenen Besitztums auf einen Holzstoß
gelegt. Nach der Verbrennung
sammeln die männlichen Familienangehörigen
die Überreste des Verstorbenen.
Die Asche wird mit Girlanden
und Blumen ausgestreut.
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In Devi Kund (8 km von Bikaner entfernt)
stehen die königlichen Ehrenmäler
der Könige aus der Bika-Dynastie.
Beeindruckend ist das Chatri
des Maharadscha Surat Singh aus
weißem Marmor (1943-1949). Die
Totengedenkstätten für die Herrscher
von Bikaner wirken mit ihren
verspielten Kuppeldächern aus Ziegeln,
Sandstein oder Marmor und
den sie stützenden reich ornamentierten,
freistehenden Säulen eher
wie Sommerpavillons.
Hindus werden nach ihrem Tod verbrannt
und die Asche wird in einem
Gewässer verstreut. Am Verbrennungsort
wird für begüterte Verstorbene
ein Ehrendenkmal errichtet.
Hindus gehen davon aus, dass jeder
Mensch viele Male wiedergeboren
wird. (Fortsetzung Seite 19)
Kamelfarm. Einzigartig
in ganz
Asien ist sicherlich
die Farm für
Kamele. Dort
gibt es Hunderte
von Kamelen.
Die britische
Armee hatte im
1. Weltkrieg ein
Kamel-Corps,
dessen Tiere
aus Bikaner
stammten. Das
Zentrum wurde
1984 unter der
Schirmherrschaft
des Landwirtschafts-Ministeriums
zur
Verbesserung
von Kamelerbgut
gegründet.
19
Den KARNI MATA TEMPEL in Deshnok
ca. 32 km südlich von Bikaner
gelegen, besuchten wir außerhalb des
Reiseprogramms. Die zusätzlichen
bescheidenen Kosten haben sich gelohnt.
In unserer Reisegruppe gab es
verschiedene Auffassungen, während
sich einige mit Grauen abwandten,
waren die anderen fasziniert. Das Heiligtum
ist über 500 Jahre alt und die
Legende erzählt, dass eines Tages ein
verstorbener Junge zur heiligen Karniji
gebracht wurde, um ihn wieder ins Leben
zurück zu rufen. In Trance traf sie
auf den Todesgott Yama, von dem sie
die Seele des Jungen forderte. Doch
dieser behauptete, der Junge sei bereits
wiedergeboren worden. Er habe
keine Macht mehr über die Seele. Voller
Zorn schwor Karniji, dass Yama nie
wieder Macht über Verstorbene ihres
Volkes bekommen sollte. Nach dem
Tod sollten alle Seelen sofort in Ratten
einfahren und so später wiedergeboren
werden. Als Folge dieses Fluchs
werden alle Ratten geschützt und verehrt,
denn sie tragen die Seelen der
Verstorbenen.
Das Heritage Resort Bikaner
war für eine Nacht
unsere Bleibe. Am nächsten
Morgen, Mittwoch 24.02.
ging es von Bikaner nach
Jaisalmer (330km).
Beim Betreten des Tempels muss man zwar die Schuhe ausziehen, bekommt
aber Leinenpatschen, die man über die Socken zieht. Das haben
wir auch gemacht, denn der Boden ist stellenweise schmutzig und klebrig
vom Rattenfutter und sicher liegt überall auch etwas Rattenkot. Lederteile
wir Gürtel usw. werden vorher abgegeben. Die Gläubigen kaufen Futter an
den Verkaufsständen und übergeben das den Priestern im Tempel. Die
Gläubigen vertrauen der göttlichen Macht und nehmen die Süßigkeiten, Getreidekörner
und vor allem die Milch und das Wasser der Ratten als wundertätige
Heilmittel zu sich.
20 21
Die Busfahrten
waren kurzweilig
und interessant.
Pradeep erklärte
uns die Lebensweise
der Inder.
Auf, sowie neben
der Straße gab
es immer etwas
zu beobachten.
Der Brandschutz im Hotel entspricht zwar nicht ganz den europäischen Maßstäben, wird aber wahrscheinlich funktionieren,
wie so vieles in Indien. Verkehrsregeln sind z.B. Bestenfalls als Handlungsvorschlag zu werten.
Jaisalmer, nahe der Grenze zu Pakistan, der Felsen Jaisals, war der westlichste Punkt unserer Rundreise durch
Indien. Schon von weitem zeichnete sich das Fort aus der gleißenden Wüstenlandschaft gegen den Horizont ab. Die
Stadt erhielt ihren Namen, die goldene Stadt, aus ihrer Bausubstanz, dem gelbbraunen Sandstein. Die mit 65.000
Einwohnern für indische Verhältnisse eher kleine Stadt, wurde von Rawal Jaisal 1156 gegründet. (Forts. Seite 24)
Am späten
Nachmittag
erreichten
wir das Hotel
Heritage
Inn Jaisalmer.
28°
und blauer
Himmel.
Das Pool
lud zu einer
Abkühlung.
22 23
Zunächst war das Zentrum seines Reiches in Luderwa 16 Kilometer nordöstliche gelegen. Nachdem die Stadt von
afghanischen Eroberern zerstört wurde, baute er hier auf dem 80 Meter hohen Trikuta-Berg seine neue Festung.
An der Handelsroute nach Arabien und Ägypten gelegen boten vorbeiziehende Karawanen ein begehrtes Ziel für
Überfälle. Durch die isolierte Lage blieb Jaisalmer lange unberührt.
Erst im 14. Jahrhundert plante
der Sultan Ala-ud-din Khilji einen
Rachefeldzug gegen die Karawanenräuber,
die auch seine Waren
gestohlen hatten, und eroberte die
Stadt.
Erst unter der Mogulherrschaft
vom 16. - 18. Jahrhundert wuchs
Jaisalmer zu einer friedlichen und
durch Handel zu Wohlstand gekommenen
Stadt heran.
24
Mehrere Jain-Tempeln stehen
innerhalb des Forts. Sie stammen
aus dem 12. bis 15. Jahrhundert.
Die kunstvollen Verzierungen zeigen
die Verehrung der Gottheiten
Rikhabdevji sowie Sambhavathji.
25
Oft sieht man die weißgekleideten Jainisten mit einer weißen Baumwollmaske über Nase und Mund, damit auch
die kleinsten Insekten nicht zu Schaden kommen. Selten bekommt man die luftbekleideten Jainisten (Digambaras)
zu Gesicht, die gar keine Kleidung tragen. Wir mussten beim Betreten der Tempel nur die Schuhe ausziehen.
Anmerkung: Für den Besitzer dieser Schuhe wird die Gewaltlosigkeit auf eine harte Probe gestellt.
Jainismus hat viele Gemeinsamkeiten
mit dem Buddhismus. Beide wurden
etwa in der gleichen Zeit - im 6.
Jahrhundert v. Chr. - gegründet, als
eine Reaktion auf die Unzufriedenheit
mit dem Hinduismus. Mahavir war
verheiratet und hatte Kinder. Als er 30
Jahre alt war, verließ er seine Familie
und ging in den Wald. 12 Jahre lang
betete er und führte ein asketisches
Leben. Schließlich fand er Erlösung
und erkannte die drei edlen Prinzipien:
Rechter Glaube - Rechtes Wissen -
Rechtes Verhalten.
Die Jainisten essen kein Fleisch und
auch keine Wurzelgemüse wie Zwiebeln
oder Knoblauch, da diese die
fleischlichen Begierden fördern.
Ganesha, der Sohn von Shiva und Parvati, hat einen
Elefantenkopf mit geschwungenem Rüssel, große Ohren
und den dickbäuchigen Leib eines Menschen. Er ist der
Gott des Erfolgs und der Zerstörer von Bösem und Hindernissen.
Er wird auch als Gott der Bildung, des Wissens,
der Weisheit und des Wohlstands verehrt.
26 27
Im Verlauf des Stadtspaziergangs durch Jaisalmer besuchten wir ein sehr
schönes Haveli. Das Familienoberhaupt erklärte uns die Geschichte des
Hauses, in dem wir auch ein Portrait von Kaiser Franz Josef fanden.
In Jaisalmer besuchten wir eine Grundschule Unterstufe.
Die Kinder sitzen im Schneidersitz vor ihren Schultaschen,
sind auffallend diszipliniert und aufmerksam. Es
werden die Grundrechnungsarten und die Grundlagen
des Lesens unterrichtet. Als Lehrerinnen fungierten junge
Frauen, die durchaus strenge Erziehungsmethoden
anwenden, wie man am Stock in der Hand der Lehrerin
sehen kann. Die Kinder müssen nicht, wie schon
erwähnt, jeden Schultag zum Unterricht kommen. Am
Ende des Schuljahres müssen die Kinder eine Prüfung
ablegen, deren Bestehen zum Aufstieg in die nächste
Klasse berechtigt.
Das Schulsystem in Indien besteht
aus vier Stufen: Grundschule
Unterstufe (6 - 10 Jahre) Grundschule
Mittelstufe (11 - 12 Jahre)
und Oberstufe (13 - 15 Jahre). Die
Schulkinder bekommen vom Staat
Mittagessen, Schulkleidung, Bücher
und alle Utensilien, wie Schultasche
usw. Es besteht keine Schulpflicht
und daher liegt der Prozentsatz an
Analphabeten bei 40%. Jeder der
seinen Namen schreiben kann, ist
aber kein Analphabet, das verfälscht
die Statistik zusätzlich. Es gibt in jedem
größeren Dorf eine staatliche
Grundschule. Von den Religionsgemeinschaften
gibt es kirchliche
Schulen und für Familien, die es
sich leisten können, gibt es Privatschulen.
Gadi Sagar ist ein kleiner
See außerhalb der Stadt.
Vor Fertigstellung der
Wasserleitung aus dem
Himalajagebiet war der
See ein Wasserreservoir.
Anschließend besuchten
wir die Bada Bagh Gedenkstätte.
28 29
Jaisalmer die Stadt an der Wüste
Thar nahe der Grenze zu Pakistan lud
natürlich zu einer Kamelsafari ein um
den Sonnenuntergang in der Wüste
auf das romantischste zu erleben. Es
war ein Erlebnis, obwohl es für einige
von uns nicht ganz geheuer war, auf
den Wüstenschiffen zu schaukeln.
Gut dass das Abendessen erst nachher
geplant war.
Bei der Heimfahrt gab es eine Überraschung
unserer Reiseleitung. Indischer
Rum mit Cola heizte die Stimmung
ordentlich ein.
Freitag 26.02. Jaisalmer - Jodhpur (300km).
Unsere 1.Station war Jaswant Thada, ein Denkmal aus weißem Marmor,
das von Sardar Singh im Jahre 1899, in Erinnerung an Maharaja Jaswant
Singh II. erbaut wurde. Das Wahrzeichen besteht aus kunstvollen
geschnitzten Bögen aus Marmor. Die Schnitzerei zeigt die Brillanz der
Bildhauer. Es gibt ebenso schöne Marmor Jali-Arbeiten an dem Denkmal
zu sehen. Das Kenotaph des Maharaja Jaswant Singh zeigt Porträts der
Herrscher und Maharadschas von Jodhpur. Das Hauptdenkmal ist wie ein
Tempel gebaut. Das Jaswant Thada war ein traditioneller Verbrennungsplatz
der Jodhpur Herrscher.
Jodhpur liegt im
Osten der Wüste
Thar. Die Stadt hat
viele Beinamen, aber
am besten bekannt ist
sie unter dem Namen
„Die blaue Stadt“
aufgrund der blau
bemalten Häuser.
Jodhpur ist mit 1 Million
Einwohnern nach
Jaipur die zweitgrößte
Stadt in Rajasthan.
30 31
Die alles überragende Sehenswürdigkeit
von Jodhpur ist das auf einem
Bergrücken liegende Fort Mehrangarh.
Wir fuhren mit einem Lift ganz
nach oben, aber vorher wurden Eintrittskarten
und die Fotogebühr kontrolliert.
Das Fort wurde über einen Zeitraum
von mehreren Jahrhunderten von den
unterschiedlichsten Herrschern weitergebaut
und vergrößert.
Beim Rundblick über die Stadt fällt
das 5 Stern Luxus-Hotel auf, das im
Besitz der Maharadscha-Familie ist.
Im Innenhof zeigte uns ein Palastwächter das Binden eines Turbans.
Uns bot sich ein verschachtelter Komplex von unterschiedlichsten Gebäuden,
Museen, Terrassen und Innenhöfen. Auch die reich bestückte Waffenkammer
hat es mit über 1.000 Exponaten in sich. Als Highlight dieser
Waffenkammer ist das Schwert von Akbar dem Großen zu bestaunen. Man
sieht den unermesslichen Reichtum und die Pracht der Maharadschas.
32 33
Ein Spaziergang führte uns in die Altstadt von Jodhpur. Sie ist umgeben
von einer 10 km langen Mauer mit acht Toren. Die Stadt wurde 1459 von
Rao Jodha, dem Oberhaupt des Rajput Clans, gegründet. Den Reichtum
und dem schnellen Wachstum heben die Stadtherren dem Handel mit Opium,
Sandelholz und Kupfer zu verdanken.
Einst lebten
hier Könige
und ihre Frauen,
die behaupteten
von
der Sonne abzustammen.
Es waren die
Rathore-Krieger,
die das
Land mehr als
1000 Jahre
beherrschten.
34 35
Samstag 27.02. Jodhpur - Jaipur
(330km). Heute ging es weiter nach
Jaipur, der einstigen Hauptstadt und
„Stadt der Könige“. Die Stadt wurde
1876 zu Ehren des Besuches des
englischen Königs als Zeichen der
Gastfreundschaft rosa bemalt.
Auf dem Rücken eines Elefanten legten
wir den Aufstieg zum imposanten
Königspalast Fort Amber zurück.
Durch das Suray-Pol (Sonnentor) kamen
wir in den ersten Innenhof. Hier
endete der Elefantenritt.
Das Fort ist eine Mischung aus hinduistischer
und moghulischer Architektur
Auf einem Hügel über dem Fort, ist
eine noch wesentlich ältere Festung
aus dem 5. Jahrhundert. Der Glaspalast
und die Gartenanlage mit dem
künstlichen See waren weitere Höhepunkte
der Palastführung.
36 37
Die Toilettenanlagen waren anscheinend
ein gesellschaftlicher Treffpunkt.
Anschließend besuchten wir eine Stoffund
Teppich Manufaktur in Jaipur.
Das Observatorium Jantar Mantar
wurde zwischen 1727 und 1734 von
Maharadscha Jai Singh gebaut. In
Jaipur befindet sich die größte Sonnenuhr
(Samrat Yantra) der Welt. Das
Jantar Mantar gilt als eines der größten
Observatorien die jemals gebaut
wurde. Es ist eine Kombination von
Religion, Wissenschaft und Kunst. Insgesamt
14 große Messgeräte stehen
hier um die Zeit und das Universum
zu untersuchen. Unter anderen Instrumenten
und Messgeräten fand ich hier
den Vorläufer unseres Sextanten.
38 39
Nach dem Abendessen war ein typischer
indischer Abend mit Folkloretanz am
Besuchsprogramm.
Am Vormittag kamen wir schon einmal
am Palast der Winde vorbei. Am
Nachmittag fuhren wir mit der obligaten
Rikschatour noch einmal daran
vorbei. Eigentlich handelt es sich hierbei
nur um einen wunderschön dekorierten
Teil der Palastmauer. Dieses
wohl berühmteste Bauwerk der Stadt
ist eine mit 953 Fenstern durchbrochene
Fassade.
Über die innerhalb verlaufenen Treppen
konnten die Damen des Hofes
ungesehen dem Treiben in der Stadt
zuschauen und selber nicht gesehen
werden. Da es hinter diesen Fenstern
keine Räume gab, konnte ungehindert
Zugluft hinein dringen. Daher auch der
Name Palast der Winde.
Natürlich stand auch „Schoppen“ am Damenprogramm. Selbstverständlich
mit vollsten Verständnis und Akzeptanz der mitreisenden Männer.
Montag 29.02. Jaipur- Ranthambore (160km)
Wir checkten im Tiger Den Resort Hotel ein.
An diesem Nachmittag erwartete uns ein weiterer Höhepunkt dieser Rundreise:
Der Ranthambore Nationalpark. Der Ranthambore Nationalpark
war einstiges Jagdrevier der Maharajas. Seinen Namen erhielt er nach der
im Nationalparkgebiet gelegenen Festung Ranthambhor. Heute findet
man im Reservat die letzten freilaufenden Tiere. Das Gebiet ist bekannt für
seine Bengaltiger, die wenig scheu sind und auch am Tag gut beobachtet
werden können.
Wir hatten Glück und konnten zweimal einen Tiger und unzählige andere
Tiere bei der Pirschfahrt hautnah beobachten.
Neben dem Nationalpark-Ranger war auch Pradeep in unserem Fahrzeug.
Er machte uns mit den Sicherheitsvorschriften bekannt, erklärte aber unterwegs
unermüdlich alle Tiere und die Geschichte des Parks.
40 41
Der Ranthambore National Park besitzt
eine Fläche von 1.334 km². Früher
diente der Park den ehemaligen
Maharadschas von Jaipur als Jagdrevier.
Neben Tiger, Antilopen, Axishirschen,
Sambarhirschen, Wildschweinen,
Indische Gazellen und Affen, findet
man im Nationalpark unter anderem
ca. 270 verschieden Vogelarten, 12
verschiedene Reptilarten und über
300 verschiedene Baumarten. Es gibt
noch einige andere Raubtiere. Lippenbären,
Honigdachse, Hyänen, Goldschakale
und Mungos machen dem
Tiger die Beute streitig.
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Dienstag 01.03. Ranthambore - Karauli (80km)
Nach einer weiteren morgendlichen Pirschfahrt, bei der wir zwar keinen
Tiger sahen, aber viele andere Tiere, fuhren wir in die 600 Jahre alte Stadt
Karauli. Wir checkten im Bhanwar Vilas Palace Hotel ein. Der ehemalige
Maharadscha Palast wurde 1938 für den damaligen Herrscher der Stadt
gebaut. Die gesamte Herrscherfamilie zog aus dem großen Stadtpalast in
diese neue, im Kolonialstil errichtete Residenz. Vor einigen Jahren wurde
das Haupthaus von Bhanwar Vilas in ein Heritage Hotel umgestaltet. Die
Qualität der Zimmer war unterschiedlich, aber sonst Alles bestens.
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Am Nachmittag lernten wir Karauli bei einem Spaziergang durch die Stadt
näher kennen. Ein wahres Erlebnis war der 500 Jahre alte Altstadtpalast
mit seinen eindrucksvollen Fresken und Schnitzereien. Der Besucher wird
zuerst durch das imposante Elefanten-Tor beeindruckt. Hier ritt der Herrscher
standesgemäß auf einem Elefanten in seinen Palast. Der Tor-Palast
ist reich verziert und geschmückt. In den oberen Etagen finden sich wieder
Fenster mit Gitterwerk, von denen aus die Frauen des Palastes auf den
Vorhof schauen und die Ankunft des Herrschers oder anderer Besucher
mitverfolgen konnten.
Im großen Hof stößt man auf einige
sehr interessante Details. Die Wände
sind bunt bemalt - wie in vielen Palästen.
In den oberen Etagen rechts über
dem Hof befinden sich jedoch keine
Wohnräume, sondern Wassertanks.
Der Hof ist mit Steinplatten gepflastert,
zwischen denen kleine, ca. 1 cm
starke Wasserrohre ebenerdig eingelassen
sind. Diese Rohre sind mit den
oberen Wassertanks verbunden und
durch Öffnen entsprechender Ventile
hat man durch natürliches Gefälle einen
Mehrfach-Springbrunnen im Hof.
So ein Springbrunnen ist nicht nur als
Anblick schön, sondern auch wunderbar
zur Luftkühlung im Hof geeignet.
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Unweit des Eingangs zum Stadtpalast befindet sich die Polizeistation der
für indische Verhältnisse kleinen Stadt mit ca. 70.000 Einwohnern. Die getrockneten
Kuhfladen werden für die Befeuerung beim Kochen verwendet.
Die Stromversorgung ist in Indien zwar bis ins kleinste Dorf gegeben, aber
Normen scheint man hier nicht zu kennen. Die Tiere wohnen mit unmittelbaren
Kontakt zur Familie. Der Verkehr benutzt fast immer die linke Seite
(Linksverkehr), das scheint aber sehr oft die einzige Regel zu sein.
Ein Tuk Tuk (Motorradrikscha) oder ein Kleinmotorrad
mit 3 Personen sind nicht ausgelastet. Die
Übersetzung für Architekt, örtliche Bauaufsicht,
General unternehmer, Bauführer, Baukoordinator,
Projektleiter, Arbeitssicherheit, Arbeitsinspektor
in die indische Sprache sucht man vergebens.
Kühe haben einen heiligen Status, jeder weicht
aus, trotzdem hat jede Kuh einen Eigentümer.
Autos werden für Hochzeiten zu fahrenden Blumenkorsos.
Kinder können in die Schule gehen,
müssen aber nicht.
Zumindest auf dem Papier stehen Indiens Frauen besser da, als ihre Geschlechtsgenossinnen in vielen anderen
Ländern. Die Verfassung garantiert ihnen Gleichheit. Abtreibung ist legal. Zudem gibt es Gesetze, die ihre
Rechte schützen und die häusliche Gewalt unter Strafe stellt. In öffentlichen Bussen sind 40% der Sitzplätze für
Frauen reserviert. Auf den Liegebetten entlang der Dorfstraßen sahen wir tagsüber aber nur Männer liegen.
In der kurzen Zeit, die wir in Indien waren, gewannen wir den Eindruck, dass die Menschen zufrieden sind. Der
Umstand, dass der Lebensstandart für den Großteil der Bevölkerung bescheiden ist und viele Verhältnisse nicht
unseren Gewohnheiten entsprechen, berührt dort niemanden so wirklich.
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Die handwerkliche Tätigkeit wird vorherrschend im Schneidersitz ausgeübt. Wir sahen in den Ortschaften kleine
Schlosserbetriebe wo auch Elektroschweißarbeiten durchgeführt wurden. Offensichtlich haben die Inder bessere
Augen als wir Europäer, den niemand hatte einen Schweißschutzschirm oder eine Schutzbrille verwendet.
Mittwoch 02.03. Karauli - Fatehpur Sikri - Agra (180km)
Unterwegs machten wir einen Besuch einer indischen Schule. Es war dies eine Grundschule Mittelstufe und die
Kinder waren 11 - 12 Jahre alt. Die Disziplin der Kinder war auffallend gut.
Jedes Jahr werden rund 18 Millionen Kinder in Indien geboren. Kinder werden in Indien bis zu ihrem fünften Lebensjahr
als rein angesehen. Man sagt, in ihnen wohnen die Götter. Das fünfte Lebensjahr ist meist das Jahr der
Einschulung und mit ihr beginnt auch die Erziehung der Kinder. Den Kindern wird nun die Unterscheidungsfähigkeit
von „Gut und Böse“ zugetraut. Die Kindererziehung gestaltet sich als recht ambivalent. Zum einen zeichnet
sie sich durch besondere Verwöhnung und liebevolle Zuwendung der Eltern aus. Zum anderen erfahren indische
Kinder sehr viel Strenge in der Erziehung, die darauf ausgerichtet ist, ihnen den Respekt vor Älteren beizubringen.
Alle Älteren werden mit „Sie“ angesprochen. Es bezeugt den Respekt vor der anderen Person. Von den Kindern
wird Gehorsam erwartet, sie lernen Teilen und die Bedeutung der Gastfreundschaft.
Dann machten wir Halt in der Geisterstadt Fatehpur Sikri. Sie steht für die reichste Periode der Geschichte die
der Moghul-Zeit zugeschrieben werden kann. Akbar der Große, einer ihrer Kaiser, wollte hier ein aufwendiges
Denkmal zum Ruhm seiner Taten als Herrscher bauen. Fatehpur Sikri steht für all die architektonischen Wunder
mit persischen Einfluss, die ein Kaiser zu dieser Zeit erschaffen konnte.
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Akbar der Große baute aus Dankbarkeit über die Geburt seines Sohnes Fatehpur Sikri zwischen 1569 und 1585.
Er wollte zusammen mit Agra die gemeinsame Hauptstadt des Reiches werden. Da aber die Wassersysteme
nicht ausreichten um den Hof und die Bevölkerung zu versorgen wurde die Stadt nach kurzer Zeit wieder aufgegeben.
Am Nachmittag erreichten wir Agra und besichtigten das Agra Fort, eine Festungs- und Palastanlage aus der
Epoche der Mogulkaiser. Sie diente im 16. und 17. Jahrhundert mit Unterbrechungen als Residenz der Moguln.
Das Agra Fort, wie das Taj Mahal am Ufer des Yamuna-Flusses gelegen, stellt eine gewaltige Erscheinung mit
seinen riesigen fast 70 Meter hohen Mauern. Die Außenmauern sind von einem Wassergraben umgeben. Der
Haupteingang des Agra Fort ist das Delhi Gate. Man erreicht es über eine Zugbrücke die über den Wassergraben
führt. Das Rote Fort wurde 1983 in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.
Der Moghul Shah Jahan, der spätere
Erbauer des Taj Mahal, ließ das Rote
Fort von Agra ausbauen und verschönern.
Er machte aus dem Fort einen
Palast, der eines Herrschers würdig
ist und verwendete neben dem roten
Sandstein vor allem auch weißen Marmor.
Wände und Fußböden ließ er mit
Gold und Halbedelsteinen verzieren,
kunstvoll angelegte Gärten umgeben
die Prachtbauten hinter den 21 Meter
hohen und 12 Meter dicken Mauern.
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Der Blick auf das Taj Mahal vom roten Fort aus.
Beim Ausbau des Agra Forts wusste Shah Jahan noch
nicht, dass das Fort Agra, auch sein Gefängnis und
sein Grab werden sollte. 1658 wurde er von seinem
Sohn Aurangzeb vom Thron gestürzt und unter Hausarrest
gestellt. 8 Jahre später verstarb er hinter den dicken
Mauern. Der Legende soll sein letzter Blick dem
Taj Mahal gegolten haben, in dem seine geliebte Frau
ruhte und welches vom Marmorbalkon des achteckigen
Turmes Musamman Burj gut zu sehen ist.
Alles in Allem umfasst das Taj Mahal in Fläche von ca. 150.000 Quadratmetern. Sein
äußerer Grundriss neigt sich mit dem Gelände allmählich terrassenartig von Süden
nach Norden in Richtung des Flusses. Die erste Terrasse an der Südspitze ist der
Vorplatz mit dem Haupttor. Hier sind die Gräber von Akbarabadi Begum und Fathepuri
Begum, zwei anderen Frauen von Shah Jahan. Das Taj Mahal wurde 1983 mit
folgendem Kommentar in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen: „Das Taj Mahal
ist die größte architektonische Leistung der gesamten indo-islamischer Architektur.“
Donnerstag 03.03.
Den Höhepunkte unserer Indien Reise bildete der Besuch des berühmten Taj Mahals.
Das Taj Mahal ist ein Mausoleum das von Großmogul Shah Jahan zu Ehren seiner Frau Arjuman Bano Begum,
auch Mumtaz Mahal genannt, nach deren Tod von 1631 bis etwa 1650 gebaut wurde. Das schönste Bauwerk des
Islam in Indien wurde von etwa 20.000 Arbeitern vollständig aus Marmor gebaut und es gibt keine einzige Stelle
die nicht verziert wurde. Für die Verzierungen wurden unzählige Edel- und Halbedelsteine genutzt.
In einem achteckigen
Raum stehen
die Scheingräber
von Shah Jahan
und Mumtaz
Mahal. Ihre letzte
Ruhestätte findet
das Herrscherpaar
in einer Gruft direkt
darunter.
Im Durchschnitt
passieren täglich
20.000 Besucher
das Eingangstor.
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Das Gruppenfoto wurde von einem indischen Profi-Fotografen geschossen. Die Reisegruppe bestand aus 23
Teilnehmern, einer Reisebegleiterin, einem indischen Tourguide mit ausgezeichneten Deutschkenntnissen, Fahrer
und Beifahrer. Alle Reiseteilnehmer haben, jeder auf seine Art und Weise sehr gut zum Gelingen dieser anspruchsvollen
Reise beigetragen.
Es wurde auch die logistische Hürde des Trinkgeldes für die vierköpfige Reiseleitercrew zu guter Letzt auf einen
Gesamtnenner gebracht. Hoffentlich sind alle Reisenden wieder vollkommen gesund und vielleicht trifft man sich
wieder bei einer Reise.
Donnerstag 03.03. Nachmittag Agra - Delhi (205km)
Freitag 04.03. 02:00 Abflug nach Wien
Sandra Fukerieder
sandra.fukerieder@gmx.at
Die Texte und Erklärungen stammen vom „indischen Kulturunterricht“ durch Pradeep
und der Rest wurde im Internet und aus Reiseführern recherchiert. Die Dokumention
ist unsere private Meinung und darf nur informativ betrachtet werden. Die Bilder können
privat verwendet werden. Anneliese und Gerhard HOCHL gerhard.hochl@gmx.at