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Paracelsus Today

September 2020; Ausgabe II

September 2020; Ausgabe II

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DAS MAGAZIN DER PARACELSUS PRIVATUNIVERSITÄT FÜR SALZBURG UND NÜRNBERG<br />

PARACELSUS<br />

TODAY<br />

2<br />

September 2020<br />

Das Auge<br />

im Blick<br />

Noch nicht 30 Jahre, schon Fachärztin und eine eigene Praxis:<br />

die steile Karriere der Alumna Marie Dietrich<br />

CORONA-GESPRÄCH<br />

Wir sollen ohne Angst mit<br />

der Situation umgehen.<br />

PHARMAZIE IN SALZBURG<br />

Bachelor geschafft,<br />

Ziel ist der Master.


EDITORIAL<br />

eben lernen mit Corona“. So haben wir den Inhalt<br />

„Leines Round-Table-Gesprächs mit Expertinnen<br />

und Experten zum derzeit allgegenwärtigen Thema CO-<br />

VID-19-Pandemie im Titel zusammengefasst. Das Virus<br />

Covid-19 hinterlässt in unserer Gesellschaft ökonomische,<br />

psychische und politische Folgen. Darüber herrscht<br />

Einigkeit. Die <strong>Paracelsus</strong> Medizinische Privatuniversität<br />

(PMU) hat in den vergangenen Monaten in diesem Umfeld<br />

gearbeitet und den Blick stets nach vorne gerichtet.<br />

Die Bedeutung eines funktionierenden Gesundheitssystems<br />

ist offensichtlicher geworden, eine qualitätsvolle<br />

Ausbildung von motivierten jungen Menschen für ärztliche<br />

und pflegerische Berufe wohl unstrittig.<br />

Die PMU lebt diese Einstellung seit der Gründung<br />

und war in einigen Bereichen Vorreiter. Ein Beispiel: seit<br />

zehn Jahren bilden wir Bachelors für Pflege in einem<br />

Sicher sein im<br />

Tun und Handeln<br />

Online-Studium erfolgreich aus. In der Pharmazie haben<br />

die ersten Bachelor ihren Abschluss erreicht. Gratulation!<br />

Mit Stolz verfolgen wir die Entwicklungen von<br />

unseren Alumni. Redakteurin Sabine Ritzinger hat sich<br />

mit einer Fachärztin für Augenheilkunde getroffen und<br />

deren bisherige Laufbahn vom Aufnahmetest in Salzburg<br />

vor vielen Jahren bis zum heutigen Tag für Sie,<br />

werte Leserinnen und Leser in diesem Heft beschrieben.<br />

20 Jahre gibt es in Österreich mittlerweile Privatuniversitäten.<br />

Anlass für <strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong> mit PMU-Kanzler<br />

Michael Nake Rückschau zu halten, denn der Kluge<br />

lebt aus der Vergangenheit für die Zukunft. Klugheit<br />

kalkuliert den nächsten möglichen Schritt im Sinne des<br />

eigenen Interesses. Der Kluge bedenkt im Jetzt die Folgen<br />

seines Handelns. Die <strong>Paracelsus</strong> Universität wird<br />

weiterhin das Heft des Handelns in die Hand nehmen.<br />

Inhalt<br />

Viel Freude beim Lesen.<br />

Ihr Dr. Gottfried Stienen<br />

Chefredakteur<br />

34<br />

30<br />

Spotlight Rektor Wolfgang Sperl über die Gesundheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Roundtable Eine hochkarätige Gesprächsrunde diskutiert die Folgen der COVID-19-Pandemie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6<br />

Education Der Zeit voraus: Das Online-Studium der Pflegewissenschaft gibt es an der <strong>Paracelsus</strong> Universität seit zehn Jahren. .12<br />

Alumni Marie Dietrich entdeckte ihre Leidenschaft für die Augenheilkunde schon früh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16<br />

Research Kleine Bläschen im Inneren von Zellen tragen große Hoffnung von Forschern. Salzburg steht in der ersten Reihe. . . . 20<br />

FocusOn Sepsis, auch „Blutvergiftung“ genannt, ist eine unterschätzte Gefahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24<br />

Inside Digitale Lehre hat in den Uni-Hörsälen Einzug gehalten. Weiterentwicklungen stehen an der <strong>Paracelsus</strong> Universität auf<br />

der Tagesordnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

Outside Die PMU feiert ihre ersten Pharmazie-Bachelors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

Update Privatuniversitäten gibt es in Österreich seit zehn Jahren. Reflexion und Vorschau vom Kanzler der PMU, Michael Nake. . 34<br />

Pointof View Universitäre Lehrordinationen sind das Paradebeispiel für eine Win-win-win-Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

paracelsus today 2 | 20<br />

3


SPOTLIGHT<br />

Impressum<br />

Autor: Gottfried Stienen • Foto: <strong>Paracelsus</strong> Uni<br />

Des Rektors Appell<br />

Die neuen Medizin- und Pharmaziestudierenden wurden mit<br />

einem Welcome Day an der <strong>Paracelsus</strong> Universität begrüßt.<br />

Im Jahreszyklus gibt es<br />

Tage, auf die man sich<br />

schon lange vorher<br />

freut. Die Vorfreude an<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />

galt diesmal dem 31. August:<br />

ein von Aufregung und<br />

Geschäftigkeit geprägter Tag,<br />

an dem die neuen Studierenden<br />

der Humanmedizin und<br />

der Pharmazie offiziell mit einem<br />

gemeinsamen „Welcome<br />

Day“ begrüßt wurden.<br />

„Hybride“ Begrüßung. Aufgrund<br />

der COVID-19-Restriktionen<br />

– die PMU hat ein eigenes vierstufiges<br />

Corona-Ampelsystem mit ausgefeiltem Sicherheitskonzept<br />

– wurde auf eine Aufteilung<br />

in Gruppen in den Häusern C und D sowie<br />

genug Abständen zwischen den Sitzplätzen<br />

geachtet. Die Medizinstudierenden des<br />

Standorts Nürnberg waren via Tele-Meeting<br />

zugeschaltet. Die Studierenden der Pflegewissenschaft,<br />

der übrigen Studiengänge und<br />

Universitätslehrgänge sowie die Mitarbeitenden<br />

der Universität konnten ebenfalls online<br />

dabei sein.<br />

„Ihre Gesundheit und<br />

Ihre psychisch-seelische<br />

Zufriedenheit sind<br />

wichtig, um den hohen<br />

Anforderungen im<br />

Studium an der PMU<br />

gewachsen zu sein.“<br />

PMU-Rektor Univ.-Prof. Dr.<br />

Wolfgang Sperl<br />

in seiner Rede an die neuen<br />

Studierenden<br />

Auf Körper und Psyche achten. Sperl appellierte<br />

in seiner Ansprache an die „Neuen“, auf<br />

sich zu achten, gesund zu leben und zu bleiben.<br />

Gesundheit setze sich aus vier Faktoren<br />

zusammen: Genetik, Umwelt, Bewegung und<br />

Ernährung. Die Genetik wird uns mitgegeben,<br />

sei ergo nicht veränderbar.<br />

Den Faktor Umwelt präzisierte<br />

der Rektor folgendermaßen:<br />

Dazu gehörten der<br />

Wohnort und die Art und<br />

Weise, wie man wohnt, darüber<br />

hinaus aber auch die persönlichen<br />

Beziehungen im<br />

bio-psycho-sozialen Sinn. „Es<br />

ist sehr wesentlich, auf unsere<br />

psychisch-seelische Gesundheit<br />

zu achten. Dazu gehören<br />

gute Beziehungen zu<br />

Menschen und ein intaktes<br />

persönliches Umfeld“, ergänzte<br />

Sperl. In wissenschaftlichen<br />

Studien sei nachgewiesen worden,<br />

dass Babys ohne feste Beziehungen und Bezugspersonen<br />

sterben können. Auch wenn<br />

Findelkinder von verschiedenen Hebammen<br />

aufgezogen werden, sei dies der falsche oder<br />

zumindest ein risikoreicher Weg.<br />

Anforderungen ohne Überforderung. Energie<br />

erhalte der Mensch aus Nahrung – im Idealfall<br />

einer ausgewogenen; Bewegung schaffe Kraft.<br />

„Achten Sie auf die Kombination aus allen vier<br />

Faktoren, dann werden Sie die psychisch-seelische<br />

Zufriedenheit in einem guten Maß erreichen“,<br />

gab der Rektor den jungen Leuten mit.<br />

In Zeiten von COVID-19 sei dies eine sehr<br />

gute Grundlage, vor allem bei den hohen Anforderungen<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Uni an ihre Studierenden.<br />

Und Sperl riet zum Abschluss:<br />

„Überhitzen Sie Ihren Motor nicht!“ Ω<br />

<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong><br />

ist das Magazin der <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinischen Privatuniversität in<br />

Salzburg<br />

Auflage: 32.100 Stück<br />

Medieninhaber und Herausgeber:<br />

<strong>Paracelsus</strong> Medizinische Privatuniversität<br />

Salzburg - Privatstiftung,<br />

Strubergasse 21, 5020 Salzburg, Tel.<br />

+43 (0)662/24200, www.pmu.ac.at<br />

Verlag: Magazinmanagement und<br />

Verleger: Schoba & Partner GmbH,<br />

Friaulweg 4, 8042 Graz, www.schoba.<br />

at, Geschäftsführerin: Mag. Eva<br />

Schoba<br />

Chefredakteur: Dr. Gottfried Stienen<br />

Chefin vom Dienst: Sabine Ritzinger<br />

Art-Direktion: Erich Schillinger<br />

Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe:<br />

Andreas Aichinger, Wolfgang Bauer,<br />

Mario Gimona, Dr. Maximilan Horetzky,<br />

Sabine Ritzinger, Ilse Spadlinek,<br />

Dr. Gottfried Stienen,<br />

Fotos: i-Stock, Alamy Stock Photo,<br />

Klinikum Nürnberg/Rudi Ott, Julian<br />

Kocher, <strong>Paracelsus</strong> Universität/Sabine<br />

Ritzinger, SALK, wild&team fotoagentur<br />

gmbH<br />

Coverfoto: SALK<br />

Hersteller: Walstead Leykam Druck<br />

GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21,<br />

7201 Neudörfl<br />

Alle Angaben ohne Gewähr. Haftung<br />

für Irrtümer und Änderungen ausgeschlossen.<br />

Satz- und Druckfehler sowie<br />

alle Rechte vorbehalten.<br />

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<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong> würde sich über<br />

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3375<br />

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4<br />

paracelsus today 2 | 20


Der neue EQC.<br />

Enjoy electric.<br />

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berücksichtigt;­ vorbeh.­ Bonitätsprüfung,­ Änderungen­ und­ Druckfehler;­ Details­ und­ weitere<br />

­Informationen­können­Sie­den­AGB­entnehmen­(www.mercedes-benz.at/leasing-agb);­Vollkaskoversicherung­optional;­Stromverbrauch­kombiniert:­19,7–20,8­kWh/100­km;­CO<br />

2<br />

-Emissionen<br />

kombiniert:­0­g/km;­angegebenen­Werte­wurden­nach­dem­vorgeschriebenen­Messverfahren­<br />

(WLTP)­ ermittelt;­ die­ Werte­ variieren­ in­ Abhängigkeit­ der­ gewählten­ Sonderausstattung;­<br />

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Unternehmen von Pappas sind: Georg Pappas Automobil GmbH, Pappas Automobilvertriebs GmbH,<br />

Pappas Auto GmbH, Pappas Tirol GmbH, Pappas Steiermark GmbH, www.pappas.at


Leben lernen<br />

mit Corona<br />

Update | Die Pandemie hält uns in Atem. Reisebeschränkungen, Maskenpflicht und<br />

andere Regelungen werden wild diskutiert, der Blick in die Infektionsstatistik gehört<br />

bereits zum Alltag – wie in Zukunft auch das Virus, sagen Experten.<br />

6<br />

paracelsus today 2 | 20


D ie psychischen, ökonomischen<br />

und politischen Folgen der Krise<br />

werden immer deutlicher spürbar. Die<br />

Erforschung der medizinischen Nebenund<br />

Nachwirkungen von SARS-CoV-2,<br />

besser bekannt als „Coronavirus“, beginnt<br />

gerade. Der Countdown zu einem wirksamen<br />

Impfstoff oder Medikament läuft.<br />

Dennoch zeigt sich, dass wir wohl weiterhin<br />

mit COVID-19 leben werden, besser: leben<br />

lernen müssen. Eine Expertin und<br />

zwei Experten der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />

Privatuniversität (PMU), die in ihrem<br />

Fachgebiet auch unmittelbar mit den<br />

Folgen von Covid-19 befasst sind, standen<br />

in einem Round Table Rede und Antwort.<br />

Autorin: Ilse Spadlinek<br />

Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni/wildbild; iStock<br />

Dreifach-Expertise. Der Einladung an den<br />

Runden Tisch gefolgt waren Maria Flamm,<br />

Vorständin des Instituts für Allgemein-,<br />

Präventiv- und Familienmedizin und Leiterin<br />

des Zentrums für Public Health und<br />

Versorgungsforschung der PMU, und Leonhard<br />

Thun-Hohenstein, Vorstand der<br />

Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

an der Christian-Doppler-Klinik.<br />

Auch Josef Niebauer, Leiter des Universitätsinstituts<br />

für präventive und rehabilitative<br />

Sportmedizin am Uniklinikum<br />

Salzburg, des Instituts für Sportmedizin<br />

des Landes Salzburg sowie des neuen Ludwig<br />

Boltzmann-Instituts für digitale Gesundheit<br />

und Prävention, hatte sich als Gesprächspartner<br />

eingefunden.<br />

An den Beginn sei ein Satz von Leonhard<br />

Thun-Hohenstein gestellt: „Es ist<br />

enorm wichtig, vor Corona nicht zu kapitulieren.<br />

Wir alle kennen mittlerweile die<br />

vernünftigen Vorsichtsmaßnahmen und<br />

müssen unser Leben entsprechend ein-<br />

Flamm: In unseren Breitengraden standen<br />

bislang eher chronische Erkrankungen im<br />

Fokus, aber Infektionskrankheiten waren<br />

immer schon ein Thema im Public Health-Bereich.<br />

Das vollkommen neue Virus<br />

hat darüber hinaus eine Vielzahl von Fragen<br />

aufgeworfen, und weltweit ist die Forschung<br />

gerade erst dabei, Antworten zu<br />

finden. Aktuell beschäftigen wir uns im<br />

Zentrum mit zwei Projekten: Wir haben<br />

über viele Wochen eine Erhebung zum<br />

Thema „Corona in der hausärztlichen Primärversorgung“<br />

durchgeführt, die wir<br />

jetzt auswerten und analysieren. Es geht<br />

um die Erfahrungen der Ärztinnen und<br />

Ärzte in ihren Ordinationen, und was wir<br />

daraus lernen können. Die allgemeinmedizinische<br />

Grundversorgung wird als erste<br />

Anlaufstelle verstärkt eingebunden sein<br />

müssen, denn im Herbst werden – abgesehen<br />

von allen anderen Krankheiten – bei<br />

der Diagnostik die ganz „normalen“ Erkältungskrankheiten<br />

und auch Influenza eine ><br />

richten, ohne alles aufzugeben und zuzusperren!“<br />

Der Klinikvorstand gehört zum<br />

Beraterstab der Task Force im Gesundheitsministerium,<br />

wo er den „psychischen<br />

Part“ vertritt. Er zeigt sich vom kollegialen<br />

und sachlichen Umgangston bei den Diskussionen<br />

dort sehr angetan, betont aber,<br />

dass „wir nicht entscheiden; wir versuchen<br />

nur, die Fragen des Ministers so gut und effizient<br />

wie möglich zu beantworten“. Die<br />

Entscheidung für konkrete Maßnahmen<br />

liege immer bei der Politik<br />

<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>: Welchen Stellenwert<br />

hatten eigentlich „Infektionskrankheiten“ im<br />

großen Bereich von Public Health bislang?<br />

paracelsus today 2 | 20<br />

7


entscheidende Rolle spielen. Die Hotline<br />

alleine ist ja nicht in der Lage, differentialdiagnostische<br />

Aspekte bei einem<br />

Patienten zu erkennen und zu berücksichtigen.<br />

´<br />

In einem anderen Projekt erstellen<br />

wir gemeinsam mit Partnern aus Salzburg<br />

und den USA wissenschaftliche<br />

Grundlagen zur kontrollierten gesundheitlichen<br />

Überwachung von Fußballprofis<br />

der österreichischen Fußball-<br />

Bundesliga, unter Berücksichtigung<br />

neuer Erkenntnisse der COVID-19-Risikofaktoren<br />

und -Präventionsmaßnahmen.<br />

Das hat auch Relevanz für andere<br />

Spitzensportarten, für den Schulund<br />

auch für den Breitensport.<br />

„Durch das Befolgen der<br />

strengen Maßnahmen<br />

sind andere Infektionskrankheiten<br />

eklatant zurückgegangen.<br />

Das sollte<br />

viel mehr kommuniziert<br />

werden.“<br />

Univ.-Prof. Dr. Leonhard<br />

Thun-Hohenstein,<br />

Vorstand der Universitätsklinik<br />

für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

in Salzburg<br />

hungen im Ludwig Boltzmann-Institut.<br />

Das eigene Verhalten genau zu kennen,<br />

ist die Voraussetzung für gesundheitsfördernde<br />

Lebensstiländerungen<br />

– und dabei wollen wir mithilfe neuer<br />

digitaler Möglichkeiten nicht nur Patientinnen<br />

und Patienten unterstützen,<br />

sondern später auch die breitere Bevölkerung<br />

miteinbeziehen. Bei unseren<br />

„Open-Innovation-in-Science“-Studienansätzen<br />

(= offene Innovation in der<br />

Wissenschaft) sind Ärzte, Patienten<br />

und deren Umfeld aktiv mit eingebunden.<br />

Den Patienten können wir<br />

dann beispielsweise einen sicheren und<br />

benutzerfreundlichen digitalen „Gesundheitsassistenten“<br />

zur Seite stellen,<br />

der unter anderem daheim dabei hilft,<br />

den inneren Schweinehund zu überwinden.<br />

<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>: Wer gewöhnt sich<br />

eigentlich schneller und besser an veränderte<br />

Situationen: Kinder oder Erwachsene?<br />

Und kann man sich gegen psychische<br />

Belastungen wappnen?<br />

<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>: Hätten wir uns bisher<br />

stets gesund ernährt und genügend<br />

Sport betrieben, wären dann unsere Abwehrkräfte<br />

auch besser gegen das Sars-<br />

CoV-2-Virus gerüstet?<br />

Niebauer: Na, da müssen wir die Kirche<br />

im Dorf lassen. Es ist ja aus vielen<br />

Studien bekannt, dass gesunde Ernährung<br />

und genügend Bewegung sich auf<br />

die Gesundheit positiv auswirken.<br />

Doch hier haben wir es mit einem<br />

übermächtigen Gegner zu tun, der ganze<br />

Kohorten unterschiedlichster Menschen<br />

angreifen kann und von dem wir<br />

noch viel zu wenig wissen. Schön wär’s,<br />

wenn die Daten zu gesundem Lebensstil<br />

zur Abwehr hier ausreichen würden,<br />

das tun sie aber nicht. Aber natürlich<br />

ist ein gesunder Lebensstil als Prävention<br />

enorm wichtig; das zu<br />

erreichen ist auch Ziel unserer Bemü-<br />

Thun-Hohenstein: Kinder gewöhnen<br />

sich in dem Maße an veränderte Situationen,<br />

wie gut oder schlecht Erwachsene<br />

damit umgehen. Mich berührt es,<br />

wie sorgsam Kinder in den Schulen picobello<br />

Hände waschen, Masken tragen,<br />

Abstand halten. Und ich denke, wie<br />

„Die allgemeinmedizinische<br />

Grundversorgung<br />

muss als erste Anlaufstelle<br />

verstärkt eingebunden<br />

sein. Sie ist in der Lage,<br />

differentialdiagnostische<br />

Aspekte bei einem Patienten<br />

schön es wäre, würden sich alle Erwachsenen<br />

auch daran halten. Je klarer<br />

Richtlinien und Regeln sind, desto eher<br />

können sich Kinder diese aneignen und<br />

daran gewöhnen. Das gilt übrigens<br />

auch für Erwachsene: Auch wir sind<br />

dankbar für klare Anweisungen, die<br />

zu erkennen und zu<br />

wir verstehen und akzeptieren können.<br />

Diesbezüglich sind wir jetzt in einer<br />

berücksichtigen.“<br />

eher diffusen Phase, in der es schwierig<br />

Univ.-Prof. Dr. Maria Flamm,<br />

ist, sich zu orientieren. Und daher haben<br />

wir jetzt – sagen wir: diese allge-<br />

Vorständin des Instituts für Allgemein-,<br />

Familien- und Präventivmedizin<br />

der PMU,<br />

Leiterin des Zentrums für Public<br />

Health und Versorgungsforschung<br />

meine Unruhe und Ungewissheit. Wer<br />

sich in sicheren Strukturen befindet<br />

oder diese durch motivierende Tätig- ><br />

8<br />

paracelsus today 2 | 20


keiten wie Sport, Malen oder Lesen aktivieren<br />

kann, ist auch besser gegen<br />

psychische Belastungen gewappnet.<br />

Wenn aber Arbeitsstrukturen und in<br />

deren Folge Motivation, Anerkennung<br />

und soziale Kontakte wegfallen, ist das<br />

ein großer Risikofaktor für eine psychische<br />

Erkrankung. Das Problem der Arbeitslosigkeit<br />

ist also von der Politik<br />

ganz besonders im Auge zu behalten.<br />

<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>. Das Thema Angst<br />

wird im Zusammenhang mit den Maßnahmen<br />

sehr kritisch diskutiert. Aber<br />

kann die Furcht vor einer konkreten Erkrankung,<br />

sozusagen als Schwester der<br />

Vorsicht, nicht auch ein geeigneter Motor<br />

für mehr Eigenverantwortung sein?<br />

Thun-Hohenstein: Natürlich, das haben<br />

wir ja zu Beginn des Lockdowns gesehen,<br />

als die Angst vor COVID-19 groß<br />

war. Jetzt, wo die Gefahr immer noch<br />

groß, aber die Angst davor weniger geworden<br />

ist, wächst die Sorglosigkeit. Es<br />

wird also in Zukunft darum gehen, die<br />

Balance zu finden, ohne übermäßige<br />

Angst vernünftig mit der Situation umzugehen.<br />

Tatsache ist, dass Menschen<br />

mit psychischen Vorerkrankungen<br />

und traumatischen Lebenserfahrungen<br />

mit deutlich erhöhten Angstzuständen<br />

auf die Corona-Krise reagieren.<br />

Wir müssen alles daransetzen, dass<br />

es zu keiner zweiten Welle kommt –<br />

und das ist ein vernünftiger Mix aus<br />

Regeln und Eigenverantwortung. Das<br />

Problem ist, dass viele keine reale Gefahr<br />

erkennen, denn das Virus ist kein<br />

sichtbarer Feind; man riecht es nicht,<br />

„Das eigene Verhalten<br />

genau zu kennen, ist die<br />

Voraussetzung für gesundheitsfördernde<br />

Lebensstiländerungen.“<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Josef Niebauer,<br />

Vorstand des Universitätsinstituts<br />

für präventive und rehabilitative<br />

Sportmedizin in Salzburg und des<br />

Instituts für Sportmedizin des<br />

Landes Salzburg<br />

Maria Flamm, Leonhard Thun-<br />

Hohenstein und Josef Niebauer im<br />

Gespräch mit Ilse Spadlinek<br />

man hört es nicht. Was man viel zu wenig<br />

hört, ist, dass durch das Befolgen<br />

der strengen Maßnahmen andere Infektionskrankheiten<br />

eklatant zurückgegangen<br />

sind. Das sollte viel mehr<br />

kommuniziert werden, das Wissen darum<br />

könnte die Glaubwürdigkeit vernünftiger<br />

Maßnahmen wesentlich stärken.<br />

Niebauer: Wir sollten auch an andere<br />

Länder denken, in denen man gelernt<br />

hat, mit ansteckenden Krankheiten<br />

umzugehen. Es gibt beispielsweise Gegenden,<br />

wo so gut wie jeder behandelnde<br />

Arzt schon mal das Dengue-Fieber<br />

gehabt und überstanden hat. Das kann<br />

man sich bei uns gar nicht vorstellen.<br />

Hierzulande hofft man auf einen geeigneten<br />

Impfstoff, der möglichst rasch<br />

daherkommen soll, verlässt sich auf ein<br />

wirksames Medikament. Aber man<br />

sollte sich darauf einstellen, dass dies<br />

nicht morgen oder übermorgen der<br />

Fall sein wird, dass Leben ohne Risiko<br />

auch hierzulande so schnell nicht möglich<br />

ist – und dass bestimmte Maßnahmen<br />

von der ganzen Gesellschaft mitgetragen<br />

werden müssen.<br />

Flamm: Ich möchte hier die Ottawa-<br />

ECharta der WHO zitieren: „Gesundheit<br />

entsteht dadurch, dass man sich um<br />

sich selbst und für andere sorgt, dass<br />

man in der Lage ist, selbst Entscheidungen<br />

zu fällen und die Kontrolle über die<br />

eigenen Lebensumstände auszuüben<br />

sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in<br />

der man lebt, Bedingungen herstellt,<br />

die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen.“<br />

Es gilt, dies alles zu verbinden<br />

und besonders jetzt den richtigen<br />

Weg für den weiteren Verlauf zu finden.<br />

Arbeitslosigkeit, Bildung, Schule, soziale<br />

Kontakte – alles wirkt sich auf die Gesundheit<br />

der Bevölkerung aus – es geht<br />

um die Gesamtsicht und nicht ausschließlich<br />

um die Infektionsgefahr<br />

durch COVID-19.<br />

Ω<br />

10<br />

paracelsus today 2 | 20


Plastikfrei<br />

einkaufen<br />

Noch ist es viel zu oft im Haushalt<br />

zu finden: Plastik. Dabei ist es gar<br />

nicht schwer, darauf zu verzichten.<br />

Viele Produkte lassen sich durch<br />

„grüne“ Alternativen ersetzen.<br />

NACHHALTIG<br />

GETRAGEN<br />

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Das nachhaltige Gegenstück zum<br />

Shampoo aus der Flasche: Die festen<br />

Shampoos in den Duftrichtungen Mandarine-Basilikum,<br />

Kokos und Mandel<br />

pflegen das Haar. Auch für den<br />

zweiten Step braucht es kein<br />

Plastik mehr – dank der ten Spülung von<br />

fes-<br />

alverde.<br />

COMEBACK DES SEIFEN-<br />

STÜCKS<br />

Die Seife im Karton avanciert<br />

zum Kultprodukt und hat ein<br />

weiteres Plus: Die neue Generation<br />

ist dank reichhaltiger Öle<br />

sanft zur Haut – wie die Pflanzen-Ölseife<br />

mit Bio-Verveine von<br />

alverde: Die Haut wird regeneriert<br />

und vor dem Austrocknen<br />

geschützt.<br />

UMWELTFREUNDLICHE<br />

STÄBCHEN<br />

Papier statt Plastik – auch beim<br />

Entfernen von Schminkpatzern.<br />

Der Schaft der Wattestäbchen<br />

von ebelin ist nicht nur umweltfreundlich,<br />

sondern auch stabil.<br />

Die Baumwolle ist besonders<br />

weich und reinigt sanft.<br />

EINMAL NACHFÜLLEN BITTE!<br />

In insgesamt 28 dm Filialen in Österreich<br />

gibt es Abfüllstationen, an<br />

denen Kunden zwei Bio-Waschmittel<br />

und zwei Bio-Geschirrspülmittel von<br />

Planet Pure abzapfen können. Ganz<br />

ohne Plastik geht es nicht: Das passende<br />

Leergebinde wird einmalig<br />

gekauft, kann dann aber nahezu unbegrenzt<br />

wiederverwendet werden.<br />

Pro Nachfüllung werden so bis zu 70<br />

Prozent Plastikmüll eingespart.<br />

BIS ZU<br />

70%<br />

PLASTIKMÜLL<br />

EINSPAREN<br />

HOLZ AUF DEN ZÄHNEN<br />

Die vegane Holzzahnbürste besteht<br />

aus FSC-zertifiziertem Holz aus<br />

nachhaltig bewirtschafteten Wäldern<br />

in der Schweiz. Die Borsten sind aus<br />

bis zu 100 Prozent biologischen und<br />

nachwachsenden Rohstoffen auf Basis<br />

von Rizinusöl. Die umweltfreundliche<br />

Verpackung besteht aus Kraftkarton<br />

und ist recycelbar.


2020<br />

ist das Jahr,<br />

in dem die<br />

Welt lernen<br />

musste, in großem Stil online zu leben<br />

und zu arbeiten. Online-Veranstaltungen<br />

aller Art und Remote-Arbeit entwickelten<br />

sich angesichts der Corona-Krise<br />

endgültig zu unverzichtbaren Werkzeugen.<br />

Auch in Forschung und Lehre<br />

war das nicht anders. Doch was zuletzt<br />

in vielen Fällen aus der Not geboren<br />

wurde, hatte die <strong>Paracelsus</strong> Medizinische<br />

Privatuniversität in Salzburg<br />

schon viel früher aus visionärer Überzeugung<br />

ins Leben gerufen. Und schon<br />

vor mehr als einem Jahrzehnt klar die<br />

Vorteile eines Online-Studiums erkannt.<br />

Vor allem dessen maximale Flexibilität.<br />

Letztlich wurde 2010 das Jahr,<br />

in dem das erste Online-Studium tatsächlich<br />

an den Start gehen konnte.<br />

Noch viel wichtiger als die Pioniertat<br />

an sich ist jedoch: Zum zehnten Geburtstag<br />

des Studiums „Pflegewissenschaft<br />

Online“ kann eine rundum positive<br />

Bilanz gezogen werden:<br />

Kompatibel mit Beruf und Familie.<br />

„Berufsbegleitend und von zu Hause aus<br />

Pflegewissenschaft studieren: 2010<br />

setzt die <strong>Paracelsus</strong> Universität den<br />

nächsten Schritt in Richtung Zukunft.“<br />

Das war 2009 in <strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong> zu<br />

lesen. Die tatsächlichen Anwesenheitszeiten<br />

am Universitätsstandort Salzburg<br />

beschränkten sich von Beginn an<br />

auf lediglich eine Woche pro Studienjahr.<br />

Und tatsächlich war die Möglichkeit,<br />

mit individueller Zeiteinteilung<br />

studieren zu können, gerade für Studierende<br />

der Pflegewissenschaft – die oftmals<br />

längst in der Pflegepraxis beruflich<br />

tätig waren und sind – ein gewichtiges<br />

Argument. Und dennoch war der<br />

ehrgeizige Plan des Teams rund um Institutsvorstand<br />

Jürgen Osterbrink, der<br />

für die strategische Konzeptionierung<br />

des Studiums verantwortlich gewesen<br />

war, natürlich auch ein Wagnis. Doch<br />

Der Zeit<br />

voraus<br />

Education | Das Online-<br />

Studium Pflegewissenschaft<br />

feiert seinen<br />

zehnten Geburtstag.<br />

Die visionäre Pionierleistung<br />

mit interaktiven<br />

virtuellen Hörsälen hat<br />

nicht nur in Corona-<br />

Zeiten reichlich<br />

Früchte getragen.<br />

Autor: Andreas Aichinger<br />

Fotos: PMU/wildbild<br />

Das Studium bietet zeitlich<br />

flexibles Studieren in dialogorientierten<br />

Hörsälen mit<br />

Tutorenbetreuung sowie<br />

interaktiven und vertonten<br />

Lerninhalten.<br />

wer wagt, gewinnt: Bis heute konnten<br />

175 Absolventinnen und Absolventen<br />

den akademischen Grad des Bachelors<br />

(Masters) of Science in Nursing in Rahmen<br />

des innovativen Online-Studiums<br />

erwerben. Eine von ihnen ist die Gesundheits-<br />

und Krankenpflegerin Uta<br />

Hansen.<br />

Schlaganfall: Therorie & Praxis. Im<br />

vergangenen März hat die Flensburgerin,<br />

die seit 2004 im Diakonissenkrankenhaus<br />

ihrer Heimatstadt tätig ist, zudem<br />

auch noch das Masterstudium erfolgreich<br />

abgeschlossen. Hansens Fazit:<br />

„Das zeitlich flexible Online-Studium<br />

hat es mir ermöglicht, das Studium der<br />

Pflegewissenschaft neben meiner Berufstätigkeit<br />

zu absolvieren“. Das im<br />

Studium erworbene Wissen kann die<br />

Pflegewissenschafterin, die seit 2007<br />

auf der neurologischen Station mit integrierter<br />

Stroke Unit arbeitet und<br />

2019 die pflegerische Bereichsleitung<br />

übernommen hat, jetzt in der Praxis<br />

12<br />

paracelsus today 2 | 20


umsetzen. Und zwar in Form einer Mitarbeit<br />

an einer multizentrischen Studie<br />

zum Thema Delir (Anm.: Zustand geistiger<br />

Verwirrung) nach einem Schlaganfall.<br />

Konkret untersucht Hansen dabei<br />

den Effekt der Implementierung eines<br />

Delir-Managements auf der Stroke<br />

Unit auf die Delir-Schwere bei Schlaganfall-Patienten.<br />

Dass selbst in einem<br />

Online-Studium noch mehr online notwendig<br />

werden kann als erwartet, verrät<br />

die Absolventin dann auch noch:<br />

Interaktiv und dialogorientiert. „Mein<br />

persönliches Highlight war die corona-<br />

bedingt improvisierte Prüfung aus dem<br />

Hotelzimmer. Diese pragmatische Lösung<br />

hat es uns ermöglicht, noch unmittelbar<br />

vor dem Lockdown unseren<br />

Abschluss zu erwerben.“ Aktuell sind<br />

übrigens rund 200 Studierende in den<br />

„Das zeitlich flexible Onlinestudium<br />

hat es mir ermöglicht,<br />

das Studium der<br />

Pflegewissenschaft neben<br />

meiner Berufstätigkeit zu<br />

absolvieren.“<br />

Absolventin Uta Hansen<br />

Das Online-Studium Pflegewissenschaft<br />

wurde bereits mehrfach ausgezeichnet,<br />

unter anderem freute sich<br />

das Team 2012 über den Förderpreis<br />

der Stadt Salzburg für Wissenschaft<br />

und Forschung.<br />

Studiengang eingeschrieben. Alexander<br />

Kraus, Studiengangsleiter des Bachelorstudiums<br />

Pflegewissenschaft<br />

Online, kann somit ebenfalls eine positive<br />

Bilanz ziehen: „Seit zehn Jahren<br />

läuft das Studium nun äußerst erfolgreich,<br />

das Konzept des Online-Studiums<br />

hat sich bewährt.“ Apropos Konzept:<br />

Zu den besonderen Markenzeichen<br />

des Studiums gehören die<br />

virtuellen Hörsäle mit maximal sechs<br />

Studierenden, die wie selbstverständlich<br />

in den Alltag von Lernenden und<br />

Lehrenden eingebettet sind. Vieles geschieht<br />

„live“ und dialogorientiert, statisch<br />

vermittelte Inhalte hingegen machen<br />

nur einen kleinen Anteil aus. Neben<br />

interaktiven und vertonten<br />

Lernprogrammen gibt es spezielle Prüfungssysteme,<br />

Web-Conferencing und<br />

ein zielgruppenspezifisches Online-Tutoring.<br />

Vielfach ausgezeichnet. Bereits 2011<br />

war der Online-Studiengang mit seiner<br />

topmodernen Umsetzung mit dem „Comenius-Award“<br />

der wissenschaftlichen<br />

Fachgesellschaft für digitale Medien,<br />

Mediendidaktik und Bildungstechnologie<br />

(GPI) ausgezeichnet<br />

worden. 2012 wurde auch noch das<br />

Projektteam um Jürgen Osterbrink,<br />

den ersten Studiengangsleiter Andre<br />

Ewers und eLearning-Expertin Sabine<br />

Revers mit dem Förderpreis der Stadt<br />

Salzburg für Wissenschaft und Forschung<br />

geehrt. Doch zurück in die Gegenwart.<br />

Was sind denn aus der Sicht<br />

von Studiengangsleiter Alexander<br />

Kraus die erfreulichsten Aspekte des<br />

Studiums? „Das sind die Berichte der<br />

Studierenden, die bereits während des<br />

Studiums sehr häufig von einem erfolgreichen<br />

Transfer der Lerninhalte in<br />

den pflegerischen Alltag erzählen.“<br />

Perfekte Symbiose. Auch nach dem<br />

Abschluss würden die meisten Absolventinnen<br />

und Absolventen in der direkten<br />

pflegerischen Versorgung aktiv<br />

bleiben und dort die Verbindung mit<br />

Aufgaben der Pflegewissenschaft und<br />

-forschung herstellen. Alexander Kraus:<br />

„Der Name des Instituts ist hier also<br />

wirklich zum Leitsatz des Studiums geworden:<br />

die Studierenden erlangen die<br />

essenziellen Kompetenzen der Pflegewissenschaft<br />

für den Einsatz in der Praxis<br />

der pflegerischen Versorgung der<br />

Menschen.“ Detail am Rande: „Aufgrund<br />

dieses Erfolges ist inzwischen<br />

ein weiteres Angebot in diesem Format<br />

etabliert, das Masterstudium Public<br />

Health Online.“ Zuletzt hat das Institut<br />

für Pflegewissenschaft und -praxis<br />

auch ein Stipendium zu Ehren einer besonderen<br />

Frau ausgelobt: Florence<br />

Nightingale, deren Geburtstag sich dieses<br />

Jahr zum 200. Mal gejährt hat. Gerade<br />

Nightingale hat die Verbindung<br />

von Wissenschaft und Praxis in der<br />

Pflege nämlich perfekt vorgelebt. Nur<br />

halt ohne Internet.<br />

Ω<br />

Infos: www.pmu.ac.at/onlinestudium<br />

paracelsus today 2 | 20<br />

13


mentöse Therapie und es ist fasziniecirca<br />

300 Arzneistoffe erfolgt in 25<br />

Vorlesungen und 50 E-Learningeinheiten.<br />

„Dabei steht nicht das Auswendiglernen<br />

von Beipackzetteln im Fokus. Die<br />

Studierenden sollen zunächst die pathophysiologischen<br />

Grundlagen verstehen,<br />

um die pharmakologischen Angriffspunkte<br />

der verschiedenen Arzneistoffgruppen<br />

ableiten zu können“, betont der<br />

Pharmakologie-Professor.<br />

Die Info-Broker<br />

Education | Die Wirkstoffliste PMU300.at liefert den<br />

Studierenden der <strong>Paracelsus</strong> Universität praxisnahes<br />

und evidenzbasiertes Wissen über die wichtigsten<br />

Arzneistoffe. Ihre studentischen Editoren sind die<br />

„Pharmakologie“-Taskforce der Lehre.<br />

Autorin: Sabine Ritzinger • Foto: <strong>Paracelsus</strong> Uni<br />

Mit dem neuen Vorstand<br />

des Instituts<br />

für Pharmakologie<br />

und Toxikologie, Antonio<br />

Sarikas, zog<br />

2019 in der Lehre an der <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinischen Privatuniversität (PMU)<br />

auch eine besonders praxisnahe und<br />

evidenzbasierte Ausbildung über Arzneistoffe<br />

ein. Mit der Wirkstoffliste<br />

PMU300.at lernen die Studierenden<br />

der Medizin und der Pharmazie die<br />

300 wichtigsten Arzneistoffe und deren<br />

pharmakologische Eigenschaften,<br />

vom Wirkmechanismus von Acetylsalicylsäure<br />

bis zur Wirkdauer des<br />

Schlafmittels Zopiclon. „Die meisten<br />

Erkrankungen erfordern eine medika-<br />

rend zu sehen, wie viel man mit Arzneistoffen<br />

bewirken kann. Deshalb sollte<br />

die Vermittlung des Wissens über Arzneistoffe<br />

besonders praxisnah und evidenzbasiert<br />

sein“, erklärt Sarikas.<br />

„Grundkanon“ der Pharmakologie.<br />

Grundlage für die Lehre bildet die Positivliste<br />

PMU300.at, die sich unter anderem<br />

an der „WHO List of Essential<br />

Medicines“, dem Arzneimittelverordnungsreport<br />

sowie aktuellen Leitlinien-<br />

empfehlungen medizinischer Fachgesellschaften<br />

orientiert. Die PMU300-<br />

Liste wird jährlich des gemäß aktuellem<br />

Forschungsstands und in Abstimmung<br />

mit den klinischen Kolleginnen<br />

und Kollegen am Uniklinikum Salzburg<br />

aktualisiert. Die Besprechung der<br />

Interprofessioneller Ansatz. Im nächsten<br />

Schritt beschäftigen sich die Studierenden<br />

mit den pharmakokinetischen<br />

und -dynamischen Details der Wirkstoffe,<br />

beispielsweise deren Biotransformation,<br />

Elimination oder unerwünschten<br />

Arzneimittelwirkungen<br />

und Kontraindikationen. Da diese Liste<br />

den pharmakologischen Grundkanon<br />

sowohl für Studierende der Medizin als<br />

auch der Pharmazie darstellt, bietet sie<br />

die Basis für eine interprofessionelle<br />

Zusammenarbeit. Die Studierenden<br />

beider Disziplinen werden ab dem Studienjahr<br />

2021/22 in einer gemeinsamen<br />

Lehrveranstaltung Pharmakologie<br />

zusammengeführt, was die fachliche<br />

Expertise und gegenseitige<br />

Wertschätzung beider Gruppen fördern<br />

sollte.<br />

PMU300 Section Editoren. Eine Besonderheit<br />

der Pharmakologieausbildung<br />

in Salzburg ist die aktive Mitarbeit von<br />

Studierenden an der Redaktion der<br />

PMU300-Liste und somit den Lehrinhalten<br />

in Pharmakologie. Voraussetzung<br />

für die Ernennung zum Section<br />

Editor ist die Note 1 und > 90. Perzentile<br />

in der Pharmakologieprüfung. Derzeit<br />

besteht das PMU300-Editorenteam<br />

aus drei Medizin- und zwei Pharmaziestudierenden.<br />

Zusammen mit den Dozentinnen<br />

und Dozenten des Instituts<br />

für Pharmakologie und Toxikologie<br />

sind sie für die inhaltliche Überarbeitung<br />

und Redaktion von Teilbereichen<br />

der PMU300-Liste verantwortlich. Ω<br />

14<br />

paracelsus today 2 | 20


GEMEINSAM FÜR<br />

TIERGESUNDHEIT<br />

Das Wohl unserer Kühe ist uns und<br />

unseren Bauern ein ganz besonderes<br />

Anliegen. Regelmäßige Gesundheits-<br />

Checks, bestes Futter und frisches<br />

Wasser sind Teil unserer einzigartigen<br />

Tiergesundheitsinitiative.<br />

milch.com/tiergesundheit


Der Interviewtermin an der <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinischen Privatuniversität<br />

(PMU) findet nach einem<br />

langen Tag zwischen Ambulanzdienst,<br />

Operationen und Patientenbetreuung<br />

statt: Und dennoch erscheint Marie<br />

Dietrich strahlend und in sich ruhend,<br />

nimmt sich Zeit für das Gespräch, erzählt mit<br />

Begeisterung von ihrer Arbeit am Universitätsklinikum<br />

Salzburg und ihren Zukunftsplänen.<br />

Sprung in die Selbstständigkeit. Die Absolventin<br />

des Medizinstudiums an der PMU hat vor<br />

kurzem die letzte Prüfung ihrer Ausbildung zur<br />

Fachärztin für Augenheilkunde bestanden, die<br />

sie an der Universitätsklinik für Augenheilkunde<br />

und Optometrie in Salzburg absolviert hatte. Und<br />

nun ist Marie Dietrich (wortwörtlich) auf dem<br />

Weg zum nächsten Karriereschritt. Ein paar Tage<br />

nach dem Gespräch wird sie Salzburg verlassen:<br />

und zwar in Richtung Spittal an der Drau in<br />

Kärnten – mit einem konkreten Vorhaben. „Sobald<br />

ich geeignete Räumlichkeiten gefunden<br />

habe, möchte ich in meiner Heimatstadt eine eigene<br />

Facharztpraxis für Augenheilkunde eröffnen<br />

und schnellstmöglich einen Kassenvertrag<br />

erhalten“, erzählt die junge Medizinerin. Zur<br />

Freude über die künftige Herausforderung gesellt<br />

sich ein wenig Wehmut: Der Abschied von<br />

der Augenklinik in Salzburg, dem Team und ihrer<br />

Arbeit fällt Marie Dietrich nicht leicht.<br />

Vom Zauber des<br />

Augenblicks<br />

Alumni | PMU-Alumna Marie Dietrich ist noch<br />

keine 30 Jahre alt, bereits Fachärztin und schon<br />

auf dem Sprung in die eigene Praxis. Ihre<br />

Leidenschaft für die Augenheilkunde entdeckte<br />

sie schon früh im Medizinstudium.<br />

Autorin: Sabine Ritzinger • Fotos: SALK; privat<br />

Gelebter Mädchentraum. Die Liebe zur Medizin<br />

hatte Marie Dietrich schon früh entdeckt:<br />

Ihr Vater arbeitet als Zahnarzt, ihre Mutter hilft<br />

in dessen Ordination mit und ihr Onkel ist Vorstand<br />

der Inneren Medizin am Krankenhaus<br />

Spittal an der Drau. „Mein Mädchentraum, Ärztin<br />

zu werden, hatte sich mit den Jahren zu einem<br />

konkreten Wunsch entwickelt“, erinnert<br />

sie sich. Also bewarb sie sich nach der Matura<br />

an der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität<br />

in Salzburg – und landete nach bestandenem<br />

Aufnahmeverfahren vor einem der Interviewgremien,<br />

welche die Kandidatinnen und<br />

Kandidaten schlussendlich auswählen. Dass ihr<br />

späterer Chef, der Vorstand der Uniklinik für<br />

Augenheilkunde und Optometrie Herbert Reitsamer,<br />

unter ihren Interviewern saß, ist eine<br />

Marie Dietrich liebt ihren Beruf und wird in Kürze eine<br />

eigene Facharztpraxis für Augenheilkunde eröffnen.<br />

16<br />

paracelsus today 2 | 20


eiderseits gern erzählte Anekdote. „Marie<br />

wirkte sehr bescheiden. Aber im Hearing wurde<br />

mir schnell klar, dass sie neben den guten<br />

Noten auch viel Sportsgeist und eine enorme<br />

Zielstrebigkeit besitzt: diese Kombination ist<br />

fast wie ein Lottosechser“, erzählt Herbert Reitsamer<br />

(siehe auch Seite 16 f.).<br />

Fachliches Multitalent. Maries Interesse für die<br />

Augenheilkunde entstand schon früh im Studium<br />

in den einschlägigen Vorlesungen. Durch<br />

den engen Kontakt der Lehrenden des Universitätsklinikums<br />

Salzburg zu den Studierenden<br />

könnten diese die Liebe zu ihrem Fach leichter<br />

rüberbringen, sagt die Kärntnerin. Sie nutzte<br />

die Möglichkeit, schon während des Studiums<br />

im Team von Primar Reitsamer an der Augenklinik<br />

mitzuarbeiten. Daher war es naheliegend,<br />

dass sie ihr Forschungstrimester im vierten<br />

Studienjahr ebendort absolvierte. Bereits zwei<br />

Wochen nach ihrer Promotion 2014 startete die<br />

frisch gebackene „Dr. med. univ.“ ihre Facharztausbildung<br />

in Augenheilkunde an der Salzburger<br />

Uniklinik. „Das Auge ist ein kleines Organ<br />

mit vielen Krankheitsbildern, die Augenheilkunde<br />

ein extrem ästhetisches Fach mit vielen<br />

Möglichkeiten“, schwärmt die 29-Jährige<br />

von ihrem Fachgebiet. Von der Mikrochirurgie<br />

über die Forschung bis zur Patientenberatung,<br />

-betreuung und -nachbetreuung: Die angehende<br />

Fachärztin machte sich in allen Bereichen gut.<br />

Rasche Spezialisierung. Die begabte Medizinerin<br />

und Chirurgin spezialisierte sich auf Hornhaut-<br />

und Refraktive Chirurgie, arbeitete bis<br />

zuletzt in der Hornhautsprechstunde, in der Refraktiven<br />

Beratungsstelle und als stellvertretende<br />

Leiterin in der Hornhautbank für Transplantationen.<br />

Ihre erste Operation führte sie – mit der<br />

erfahrenen Fachärztin Sarah Moussa an ihrer<br />

Seite – bereits im zweiten Ausbildungsjahr<br />

durch. „Für die Mikrochirurgie braucht man eine<br />

feine Hand. Es ist aufregend, am Auge zu arbeiten,<br />

und erfreulich, dass man bei Laser- und<br />

Linsenoperationen bereits einen Tag später Erfolge<br />

an den (erfreuten) Patienten sieht“, erklärt<br />

Marie Dietrich. Da sie in der eigenen Facharztpraxis<br />

keine Operationen anbieten wird, werde<br />

sie das Operieren schon ein wenig vermissen,<br />

„Man feiert und<br />

weint zusammen,<br />

übersteht<br />

miteinander<br />

die Prüfungen,<br />

teilt wirklich<br />

alles – das<br />

verbindet.“<br />

Dr. Marie Dietrich<br />

Das Medizinstudium<br />

brachte Freundschaften<br />

fürs Leben:<br />

Marie Dietrich mit ihren<br />

Freundinnen Carmen<br />

Portenkirchner<br />

und Nora Frick. Die<br />

Dritte im Bunde, Alumna<br />

Andrea Peitler, fehlt<br />

auf diesem Foto.<br />

mehr jedoch „den Chef und die Kolleginnen und<br />

Kollegen, mit denen ich gerne, viel und gut zusammenarbeitete<br />

und von denen ich viel lernen<br />

konnte“.<br />

Apropos vermissen ... Der Hauptgrund für ihre<br />

Rückkehr nach Kärnten hat einen Namen:<br />

Lucas, den sie „beinahe ewig“ kennt und seit sieben<br />

Jahren zum Partner hat. Dieser kehrt nach<br />

längeren Aufenthalten im Ausland und in Wien<br />

nach Spittal zurück und steigt in das Familienunternehmen<br />

ein – also ein guter Zeitpunkt, um<br />

die Fern- in eine Nahbeziehung zu verwandeln.<br />

Ihre Kündigung an der Augenklinik wurde von<br />

Vorstand Herbert Reitsamer zwar verständnisvoll,<br />

aber dennoch etwas betrübt aufgenommen.<br />

Schließlich verliert seine Klinik eine hervorragende<br />

Spezialistin, die „nicht nur die Technik,<br />

sondern auch den Umgang mit den<br />

Patienten mit viel Gespür, einer unendlichen<br />

Freundlichkeit, aber auch großer Bestimmtheit<br />

beherrscht“, streut ihr der langjährige Mentor<br />

und Vorgesetzte Rosen. Er erwartet sich in ihr<br />

für die Zukunft eine „super Verbündete und<br />

kompetente Zuweiserin in der Peripherie“.<br />

Weniger Pendeln, mehr Zeit. Neben ihrer neuen<br />

Tätigkeit als niedergelassene Fachärztin<br />

plant die Medizinerin, ihre etwas vernachlässigten<br />

Hobbies Yoga, Laufen und Bergwandern<br />

wieder zu intensivieren. Vielleicht bleibt ja<br />

auch etwas mehr Zeit für Freundschaften,<br />

wenn das Pendeln zwischen Salzburg und<br />

Kärnten aufhört. Auch wenn ihre besten Freundinnen<br />

durch ihre Wohnsitze in Berlin und Zürich<br />

nicht gerade schnell verfügbar seien: Mit<br />

ihren Studienkolleginnen aus PMU-Zeiten,<br />

Nora Frick, Carmen Portenkirchner und Andrea<br />

Peitler, habe sie Freundschaften fürs Leben geknüpft,<br />

erzählt Marie Dietrich.<br />

„Man feiert und weint<br />

zusammen, übersteht miteinander<br />

die Prüfungen,<br />

teilt wirklich alles – das<br />

verbindet.“ Und auch wenn<br />

das Medizinstudium extrem<br />

anspruchsvoll war:<br />

„Der Spaß ist nie zu kurz gekommen.“<br />

<br />

Ω<br />

paracelsus today 2 | 20<br />

17


Talenteschmiede<br />

Uniklinikum<br />

Education | Angehende Fachärzte wie Marie Dietrich seien<br />

„wie ein Lottosechser“, sagt Herbert Reitsamer. Der Vorstand<br />

der Uniklinik für Augenheilkunde und Optometrie in Salzburg<br />

erklärt gemeinsam mit der jungen Medizinerin, was<br />

eine gute Facharztausbildung und gute Ärzte ausmacht.<br />

Interview: Sabine Ritzinger • Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni/wildbild<br />

„Im Umgang mit<br />

Patienten muss<br />

man neben der<br />

medizinischen Expertise<br />

auch Geduld<br />

aufbringen und sie<br />

gut und kompetent<br />

beraten können.“<br />

Dr. Marie Dietrich,<br />

Fachärztin für Augenheilkunde<br />

in Ausbildung (Abschluss<br />

im Oktober 2020)<br />

<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>: Wie kommt man als<br />

Klinikvorstand zu Talenten wie Marie Dietrich?<br />

Und was reizt die Studierenden an einer<br />

Mitarbeit und Ausbildung in Ihrer Klinik?<br />

Herbert Reitsamer: Es ist sehr wichtig, bei<br />

den Medizinstudierenden bereits in den<br />

frühen Fächern das Interesse für ein Fach<br />

und für die Mitarbeit bzw. für Praktika zu<br />

wecken und gute Kontakte zu knüpfen.<br />

Dass ich Marie bereits als Interviewer im<br />

Aufnahmeverfahren mit auswählte, sie mir<br />

als Vortragender in den Vorlesungen so positiv<br />

auffiel, sie das Forschungstrimester<br />

und die Facharztausbildung bei mir absolvierte,<br />

das ist allerdings ein besonders<br />

schöner und seltener persönlicher Reigen.<br />

Marie Dietrich: Die Augenklinik hat bei<br />

den Medizinstudierenden der PMU einen<br />

guten Ruf. Primar Reitsamer fördert Talente<br />

und das Team besteht aus kompetenten<br />

jungen Oberärzten und engagierten<br />

Assistenzärzten. Sie alle sind motiviert und<br />

haben Drive, das Arbeitsklima ist gut: Das<br />

ist natürlich reizvoll. Es gibt immer wieder<br />

PMU-Alumni an der Klinik und ich habe<br />

mich jedes Mal gefreut, wenn wieder welche<br />

zum Team gestoßen ist.<br />

Herr Prof. Reitsamer, Sie sagten, Sie seien<br />

„eine wirkliche Ausbildungsklinik“. Was bedeutet<br />

das?<br />

Herbert Reitsamer: Wir bauen uns an der<br />

Klinik selbst Leute auf, haben tollen<br />

Nachwuchs – das ist unter<br />

den Absolventen der Medizinunis<br />

bekannt und wir haben keinen<br />

Mangel an Bewerbern. Zurzeit<br />

gibt es drei PMU-Studierende, die<br />

Interesse an einer Mitarbeit an<br />

unserer Klinik haben. Um aufgenommen<br />

zu werden, werden sie<br />

einige Tage lang zur Probe arbeiten,<br />

danach entscheiden wir gemeinsam<br />

im Team, ob die Kandidaten<br />

zu uns passen.<br />

Das Salzburger Dreamteam der Refraktiven<br />

Chirurgie (v.l.n.r.): Marie Dietrich, Herbert Reitsamer,<br />

Josef Ruckhofer und Sarah Moussa.<br />

Wie steht es an Ihrer Klinik mit der<br />

Forschung: Sind alle (Assistenz-)<br />

Ärzte auch wissenschaftlich tätig?<br />

18<br />

paracelsus today 2 | 20


„Jeder Arzt und jede<br />

Ärztin sollen es einmal<br />

mit Forschung<br />

versucht haben, um<br />

den Mehrwert für<br />

die Patientenarbeit<br />

zu erkennen.“<br />

Univ.-Prof. Dr. Herbert<br />

Reitsamer,<br />

Vorstand der Universitätsklinik<br />

für Augenheilkunde<br />

und Optometrie in Salzburg<br />

Herbert Reitsamer: Forschen ist nicht<br />

Pflicht. Allerdings sollten jeder Arzt und<br />

jede Ärztin es einmal mit Forschung versucht<br />

haben, um den Mehrwert für die Patientenarbeit<br />

zu erkennen. Marie zum Beispiel<br />

hat gewusst, dass sie die Forschung<br />

nicht zum Hauptthema ihres Berufs machen<br />

will, dennoch hat sie in einem gewissen<br />

Ausmaß geforscht. Ihre wissenschaftliche<br />

Arbeit im Forschungstrimester widmete<br />

sich einer Speziallinsen-Studie.<br />

Marie Dietrich: Es braucht ein gewisses<br />

Maß an Leidenschaft für die Forschung, da<br />

man diese neben der Patientenversorgung<br />

ja auch in der Freizeit betreiben muss. Und<br />

Interesse an wissenschaftlichen Arbeiten<br />

bzw. Papers ist wichtig, weil man Informationen<br />

auch finden und hinterfragen können<br />

muss.<br />

Wie setzt sich Ihr Team zusammen?<br />

Herbert Reitsamer: Es gibt Generalisten<br />

und Spezialisten an unserer Klinik, aber jeder<br />

und jede Einzelne hat ganz individuelle<br />

Talente. Spezialisten suchen sich ihr Gebiet<br />

selbst. Bei Marie war es erst das Glaukom-Thema,<br />

ehe sie das Linsen-Gebiet für<br />

sich entdeckte und dabeiblieb. Generell ist<br />

es wichtig, Interesse zu haben und sich ein<br />

Mehr an Wissen aneignen zu wollen. Deshalb<br />

berate ich Assistenzärzte bei der Ausund<br />

Weiterbildung.<br />

Was macht einen guten Arzt / eine gute Ärztin<br />

aus?<br />

Herbert Reitsamer: Die Dankbarkeit der<br />

Patienten ist angenehm, sollte aber nicht<br />

das Hauptmotiv sein, um Arzt zu werden.<br />

Von der Persönlichkeit her gehören Leidenschaft<br />

und Interesse an den Funktionen des<br />

menschlichen Körpers dazu, um ein guter<br />

Arzt / eine gute Ärztin zu sein. Doch es ist<br />

auch wichtig, vor lauter Leidenschaft nicht<br />

auszubrennen und darauf achte ich in meinem<br />

Team. Die Augenheilkunde ist ein chirurgisches,<br />

aber auch ein sehr klinisch beobachtendes<br />

Fach, es gibt am Auge nichts<br />

zum direkt Angreifen, aber viel zu sehen.<br />

Man muss all die Feinheiten ziseliert unterscheiden<br />

können, denn das macht große<br />

Unterschiede in der Diagnose aus.<br />

Marie Dietrich: Ich denke, dass unter anderem<br />

auch ein starkes Interesse am Fach<br />

und an den Patienten bestehen muss, dazu<br />

Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung<br />

und zum Dazulernen. Durch meine Mitarbeit<br />

in der Allgemeinen Ambulanz und in<br />

der Sehschule konnte ich zusätzlich viel<br />

lernen. Und als ich im Lockdown zu Hause<br />

saß, habe ich trotzdem Fortbildungen<br />

gemacht.<br />

Was machte den Erfolg von Frau Dr. Dietrich<br />

aus?<br />

Herbert Reitsamer: Unter anderem, dass<br />

der Erfolg von Operationen nicht nur von<br />

der perfekten Technik abhängig ist, sondern<br />

auch von der Beratung und der<br />

Nachkontrolle. Neben ihrer hohen fachlichen<br />

Kompetenz bewundere ich die unerschütterliche<br />

Freundlichkeit Marie Dietrichs<br />

den Patienten gegenüber, daneben<br />

ihre große Bestimmtheit. Ihr Gespür für<br />

Leute ist unglaublich.<br />

Marie Dietrich: Im Umgang mit Patienten<br />

muss man neben der medizinischen Expertise<br />

auch Geduld aufbringen und sie<br />

gut und kompetent beraten können. Speziell<br />

in meinen Beratungsgesprächen<br />

muss ich Patienten auch durchaus hartnäckig<br />

von unrealistischen Erwartungshaltungen<br />

abbringen, wenn zum Beispiel<br />

eine gewünschte Operation nicht für sie<br />

geeignet ist oder kontraproduktiv wäre.<br />

Sind Sie mit allen PMU-Studierenden und<br />

-Alumni so zufrieden? Wie ist Ihr Eindruck<br />

von der medizinischen Ausbildung an der<br />

PMU?<br />

Herbert Reitsamer: PMU-Studierende<br />

sind auf einem außergewöhnlich aktuellen<br />

Stand der Literatur, fachlich sehr fit<br />

und professionell. Die Absolventinnen<br />

und Absolventen der PMU sind sowohl<br />

vom praktischen Level als auch vom wissenschaftlichen<br />

Hintergrund her auf einem<br />

hohen Standard – das ist für die ärztliche<br />

Tätigkeit enorm wichtig. Ω<br />

19


Das Expertise-<br />

Netzwerk<br />

Research | Das EB-Haus Salzburg<br />

koordiniert ein internationales<br />

Forschungsprojekt zum Thema<br />

„Big Medical Data“. Damit beweist<br />

die von DEBRA Austria initiierte<br />

und von der Universitätsklinik für<br />

Dermatologie in Salzburg betriebene<br />

Institution einmal mehr<br />

ihren hervorragenden Ruf als<br />

Expertisezentrum.<br />

Autorin: Sabine Ritzinger•Foto: SALK<br />

„Wir arbeiten an der effizient umsetzbaren<br />

Gewinnung und Verwertung von<br />

hochvaliden quantitativen und<br />

qualitativen Daten, um unsere patientenorientierte<br />

Forschung zu verbessern.“<br />

a.o. Univ.-Prof. Dr. Martin Laimer, MSc<br />

Leiter des Studienzentrums des EB Haus Austria<br />

Univ.-Prof. Dr. Johann Bauer koordiniert<br />

„die besten Statistiker und Mathematiker<br />

Europas, die sich gemeinsam die Köpfe<br />

zerbrechen“.<br />

Das EB-Haus Austria am Universitätsklinikum Salzburg<br />

ist die weltweit erste umfassende Spezialklinik<br />

für Diagnose und Behandlung sowie Forschung und<br />

Ausbildung im Bereich von Epidermolysis bullosa<br />

(EB) und Expertisezentrum für seltene Hauterkrankungen.<br />

Ab Oktober 2020 übernimmt die renommierte Einrichtung<br />

nun zwei Jahre lang die Rolle des koordinierenden Zentrums<br />

eines internationalen Forschungsprojekts zu Big Medical Data. Dieses<br />

wird von der Europäischen Union im Rahmen des „European<br />

Joint Programm on Rare Diseases“ mit 220.000 Euro gefördert.<br />

Drei-Länder-Projekt. Partner sind das Intelligent Data Analytics<br />

Lab (IDA), ein Kooperationsprojekt der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />

Privatuniversität und der Paris Lodron Universität Salzburg unter<br />

der Leitung von Georg Zimmermann, und Zentren in Löwen (Belgien)<br />

und Uppsala (Schweden). „Ich sehe die Förderung der EU als<br />

Anerkennung für unsere Arbeit im EB-Haus Austria und als wichtigen<br />

Schritt für den Forschungsstandort Salzburg“, freut sich Johann<br />

Bauer, Vorstand der Universitätsklinik für Dermatologie und<br />

Allergologie sowie Medizinischer Leiter des EB-Hauses.<br />

Selten, aber zahlreich. Unter „seltenen Krankheiten“ versteht man<br />

Erkrankungen, an denen nur eine vergleichsweise kleine Anzahl<br />

von Menschen leidet, nämlich nur bis zu zwei unter 10.000 Personen.<br />

Es handelt sich bei den seltenen Krankheiten oft um genetisch<br />

bedingte, chronische und häufig die Lebensqualität schwer beeinträchtigende<br />

Veränderungen, deren Mehrheit als unheilbar gilt.<br />

Weltweit sind derzeit rund 8000 seltene Krankheiten bekannt, in<br />

der EU gibt es insgesamt 100.000 Betroffene. Durch die geringen<br />

Fallzahlen war es bisher kaum möglich, innovative Therapieansätze<br />

im Zuge von klinischen Studien aussagekräftig zu kontrollieren<br />

und zu bewerten.<br />

Teamwork der klugen Köpfe. Mittels statistischer und anderer<br />

methodischer Ansätze wollen das EB-Haus Austria und seine Projektpartner<br />

die Gewinnung und Verwertung der Daten über seltene<br />

Krankheiten effizienter gestalten. „Vereinfacht gesagt werden<br />

sich die besten Statistiker und Mathematiker Europas die Köpfe<br />

zerbrechen, wie die wenigen Daten systematisch geordnet und verarbeitet<br />

werden können“, bringt es Bauer auf den Punkt. „Das Team<br />

des EB-Hauses steuert die Ausgangsdaten für die Sondierung und<br />

Evaluation der statistischen Methoden bei. Im Zuge der Bemühungen<br />

um die Optimierung dieser Verfahren sind wir für die Sicherstellung<br />

einer klinisch relevanten, patientenorientierten Umsetzung<br />

verantwortlich“, ergänzt Projektpartner Martin Laimer, Leiter<br />

des Studienzentrums des EB Haus Austria. Ziel ist die Entwicklung<br />

einer App, die Medizinerinnen und Medizinern sowie Forschenden<br />

für Studien zu seltenen Krankheiten zur Verfügung gestellt werden<br />

kann.Ω<br />

20<br />

paracelsus today 2 | 20


Winzlinge mit<br />

Riesenpotenzial<br />

Research | Winzige Zell-Bläschen stehen<br />

derzeit als sichere und schnell einsetzbare<br />

Alternative zu Stammzelltherapien hoch<br />

im Kurs. Das GMP-Labor in Salzburg gehört<br />

zu den wenigen Einrichtungen weltweit,<br />

die diese „Vesikel“ herstellen können.<br />

Autor: Andreas Aichinger • Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni/Wildbild<br />

ie sind klein, sehr klein. Und doch ruhen<br />

überaus große Hoffnungen der Regenerativen<br />

Medizin auf ihnen: Die Rede ist von so<br />

genannten Vesikeln. Vereinfacht gesagt<br />

handelt es sich dabei um winzige Bläschen im Inneren<br />

von Zellen. Werden diese Zellbestandteile<br />

durch die Zellmembran nach außen abgegeben, so<br />

spricht man von extrazellulären Vesikeln, kurz EV.<br />

Das Spannende dabei: Diese extrazellulären Vesikel<br />

stellen eine einzigartige und noch viel zu wenig<br />

erforschte Form der Kommunikation zwischen<br />

den Zellen dar. Sie übertragen also etwa Signale,<br />

die für Zellprozesse und -funktionen wichtig sind.<br />

Geradezu aufregend wird es, wenn die Vesikel von<br />

Stammzellen abgesondert werden: Die derzeitige<br />

Datenlage deutet nämlich darauf hin, dass solche<br />

EV die geradezu gehypten positiven Effekte „ganzer“<br />

Stammzellen auslösen können, und zwar ohne<br />

deren Nachteile.<br />

Salzburgs frühe Vögel. Kein Wunder also, dass<br />

man sich weltweit für das neue, überaus faszinierende<br />

Forschungsfeld interessiert. Für Nicht-Insider<br />

schon überraschender könnte sein, dass Forscher<br />

und Forscherinnen aus Salzburg dabei in der<br />

ersten Reihe stehen. International gut sichtbarer<br />

Beweis dafür war auch ein Übersichtsbeitrag in der<br />

Juni-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift<br />

Nature („Outlook: Inside the stem-cell pharmaceutical<br />

factory”), in der internationale Experten<br />

um einen Ausblick zum Thema gebeten worden<br />

waren. Eine von ihnen ist Eva Rohde, Vorständin<br />

des Universitätsinstituts für Transfusionsmedizin,<br />

und selbst auf Entwicklung und Herstellung von<br />

neuen Therapeutika aus humanen<br />

(Stamm-)Zellen spezialisiert. Mehr noch:<br />

Dass die Universität rechtzeitig in ein<br />

GMP-Labor – „GMP“ steht für „Good Manufacturing<br />

Practice“ und generell für<br />

die Einhaltung höchster Standards – investiert<br />

hat, ist wesentlich auf das Engagement<br />

von Rohde zurückzuführen.<br />

Und das macht sich jetzt bezahlt:<br />

Dass die PMU rechtzeitig in ein<br />

GMP-Labor investiert hat, macht<br />

sich jetzt bezahlt.<br />

GMP-Unit als Herzstück. Im GMP-Labor<br />

kann nach State of the Art (fast) alles hergestellt<br />

werden, was das Zelltherapie-Herz begehrt. Beispielsweise<br />

humane multipotente Zellen mit<br />

Stamm- oder Vorläuferzell-Charakter, aber eben<br />

22<br />

paracelsus today 2 | 20


auch Vesikel. Mehr noch: Die Salzburger GMP-Einheit<br />

ist weltweit führend auf dem Gebiet der Herstellung<br />

anwendungsbereiter Vesikelpräparate unter<br />

Reinraumbedingungen. Die entsprechenden<br />

Verfahren sind nämlich überaus aufwändig und<br />

komplex, so dass derzeit nur eine Handvoll akademischer<br />

Zentren in der Lage sind, Vesikel für kontrollierte<br />

klinische Tests am Menschen herzustellen.<br />

Das GMP-Labor, das zum Zentrum für Querschnitt-<br />

und Geweberegeneration (SCI-TReCS) der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Uni gehört, ist konsequenter Weise<br />

auch das Herzstück einer noch jungen Einrichtung,<br />

die als Transferzentrum für „Extracellular Vesicles<br />

Theralytic Technologies“ (kurz: EV-TT) an der Spitze<br />

der Salzburger Vesikel-Forschung steht. Konkret<br />

sollen aus der anwendungsorientierten<br />

Grundlagenforschung neue Technologien für den<br />

therapeutischen Einsatz von EV entwickelt werden.<br />

Realisiert wurde das Zentrum in Form einer Kooperation<br />

aus <strong>Paracelsus</strong> Universität, Universitätsklinikum<br />

Salzburg und Paris Lodron Universität<br />

Salzburg.<br />

EV-TT-Transferzentrum. Herstellungsleiter des Zentrums<br />

ist der erfahrene Genetiker und Zellbiologe<br />

Mario Gimona, der ebenfalls im erwähnten Nature-<br />

Outlook zitiert wird. Im Gespräch mit <strong>Paracelsus</strong><br />

<strong>Today</strong>, gibt Gimona – der als Konsortialführer auch<br />

EV-TT-Projektleiter ist – spannende Einblicke in<br />

das zelltherapeutische Potenzial der extrazellulären<br />

Vesikel. Gimona: „Vesikel verändern das Immunsystem<br />

möglicherweise so, dass der Körper mehr<br />

Zeit bekommt, um den Heilungsprozess zu starten.“<br />

Die Voraussetzung dafür sei eine „halbwegs akute“<br />

Intervention. „Wenn jemand einmal vier Jahre im<br />

Rollstuhl sitzt, dann ist die Narbenbildung wahrscheinlich<br />

so weit fortgeschritten, dass auch die<br />

Vesikel das nicht mehr regeln können.“ Innerhalb<br />

der ersten 48 bis 72 Stunden nach einem Unfall – in<br />

diesem Zeitfenster behindern Entzündungsvorgänge<br />

den Heilungsprozess – könnten EVs aber unter<br />

Umständen die oft erst wirklich schlimmen Sekundärschäden<br />

aufhalten. „Denkbar ist enorm viel,<br />

trotzdem ist es schwierig“, sagt Gimona.<br />

Sichere Stammzellen-Alternative? Warum ausgerechnet<br />

die früher als Abfall der Zelle betrachteten<br />

Vesikel die Hoffnungen – Stichwort: „Zelltherapie<br />

2.0“ – so sehr beflügeln, ist an sich leicht erklärt. Sie<br />

„Vesikel verändern<br />

das Immunsystem<br />

möglicherweise so, dass<br />

der Körper mehr Zeit<br />

bekommt, um den<br />

Heilungsprozess zu<br />

starten.“<br />

Univ.-Doz. Dr. Mario Gimona,<br />

Leitung Herstellung GMP, Projektleiter<br />

und Konsortialführer EV-TT<br />

haben offenbar das regenerative Potenzial von<br />

Stammzellen, allerdings ohne deren Nachteile: also<br />

Gewebeabstoßung und Immunreaktionen, unkontrolliertes<br />

Wachstum und Tumorgefahr, das relativ<br />

große Volumen bei einer Implantation, aber auch<br />

die hohen Kosten, die große Komplexität der Herstellung<br />

und die schwierige Lagerung. Umgekehrt<br />

gibt es Grund zu der Annahme, dass der therapeutische<br />

Effekt von Stamm- und Vorläuferzellen eben<br />

nicht so sehr in einem Zellersatz besteht, sondern<br />

von den Zellen freigesetzte nanovesikuläre Substanzen<br />

die Stimulation von gewebeeigenen Reparaturmechanismen<br />

anstoßen. Die EV könnten sich somit<br />

im Idealfall als einfache und sichere<br />

Alternative zu Stammzellen<br />

erweisen. „Es gibt attraktive Ansätze<br />

in der Therapie, die sich mit<br />

Zellen nie bewerkstelligen lassen<br />

würden“, erklärt Mario Gimona.<br />

Nanovesikuläre Therapien. Untersucht<br />

werden solche Ansätze<br />

im Rahmen des Forschungsprogramms<br />

„Nanovesikuläre Therapien“<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Universität.<br />

Naturgemäß sei die zentrale Frage<br />

gewesen, ob zellabhängige<br />

Vesikel tatsächlich das leisten<br />

können, was die Zellen selbst bewirken.<br />

„Und genau das hat funktioniert,<br />

wir haben positive Resultate<br />

bekommen“, erzählt der Wissenschafter.<br />

Im Fokus der Salzburger<br />

Forscherinnen und Forscher steht dabei Sehnengewebe,<br />

das bekanntlich nicht nur in Schulter und<br />

Knie sehr oft Probleme macht. Die Herausforderung:<br />

Sehnen heilen nicht gut bis gar nicht. Mario<br />

Gimona beschreibt den Hebel der EV so: „Heilung<br />

betrifft immer sehr viele verschiedene Elemente,<br />

und das Immunsystem ist dabei sogar ein zentrales<br />

Element. Im Endeffekt kann Heilung nur aus dem<br />

Körper kommen, und nicht aus einer Flasche.“ Abschlussfrage:<br />

Kann eine Zelltherapie ohne Zellen<br />

wirklich funktionieren? Mario Gimona nickt: „Ja<br />

durchaus. Wir telefonieren ja heute auch ohne Kabel.“Ω<br />

Info: https://evtt.pmu.ac.at, www.pmu.ac.at/<br />

forschung/forschungsprogramme/<br />

nanovesikulaeretherapien<br />

paracelsus today 2 | 20<br />

23


SEPSIS<br />

die unterschätzte Gefahr<br />

Nur ein kleiner Ausrutscher<br />

für einen Studenten, und<br />

doch ein großer Einschnitt<br />

für die Medizingeschichte.<br />

Und leider auch für den Pathologen<br />

und Gerichtsmediziner Jakob Kolletschka:<br />

Ein Student hatte dem Professor<br />

bei einer Leichensektion mit dem<br />

Skalpell eine kleine Schnittwunde am<br />

Finger zugefügt. Am 13. März 1847 verstarb<br />

Kolletschka schließlich an den<br />

Folgen der resultierenden Infektion.<br />

Der letztlich tödliche Verlauf der Erkrankung<br />

bestätigte allerdings einen<br />

schweren Verdacht eines befreundeten<br />

Assistenzarztes. Sein Name: Ignaz Semmelweis.<br />

Dem heute als „Retter der<br />

Mütter“ legendären – aber zu Lebzeiten<br />

im Wesentlichen verkannten, unterschätzten<br />

und angefeindeten – Evidenz-Pionier<br />

waren nämlich die Parallelen<br />

zum Krankheitsbild des damals<br />

ebenfalls häufig tödlichen Kindbettfiebers<br />

aufgefallen. Und Semmelweis lag<br />

goldrichtig: Kausal waren da wie dort<br />

von Leichen stammende Krankheitserreger<br />

gewesen. Ebenso richtig lag der<br />

Austro-Ungar mit seinen visionären<br />

Gegenmaßnahmen rund um die Händehygiene,<br />

für die er jedoch viel Spott<br />

über sich ergehen lassen musste. Händehygiene<br />

sei „Zeitverschwendung“, so<br />

seine Gegner in der Ärzteschaft damals.<br />

Antisepsis-Pionier Lister. Doch die Medizingeschichte<br />

sollte für den verkannten<br />

Vordenker noch einen weiteren<br />

Schlag bereithalten. Sein Name: Joseph<br />

Lister. Tatsächlich gilt der britische<br />

Mediziner bis zum heutigen Tag als Pi-<br />

FocusOn | Verkannt, unterschätzt, lebensgefährlich:<br />

Die Sepsis – im Volksmund oft als „Blutvergiftung“<br />

missverstanden – ist eine der häufigsten Todesur-sachen.<br />

Darüber hinaus leidet mehr als die Hälfte<br />

der Überlebenden an schweren Spätfolgen.<br />

Autor: Andreas Aichinger •Fotos: Pictorial Press Ltd / Alamy Stock Photo; iStock<br />

Der britische Chirurg<br />

Joseph Lister (Bildmitte)<br />

gilt als Pionier der<br />

antiseptischen Medizin.<br />

Er ließ bei und<br />

nach Operationen desinfizierende<br />

Phenollösung<br />

über dem Operationsfeld<br />

vernebeln.<br />

24<br />

paracelsus today 2 | 20


onier der „antiseptischen Chirurgie“,<br />

die unter dem Schlagwort „Listerismus“<br />

auch seinen Namen trägt. Lister kannte<br />

nicht nur die Arbeiten des französischen<br />

Mikrobiologie-Pioniers Louis<br />

Pasteur, sondern war 1956 auch nach<br />

Wien gereist. Dort nahm sich sich der<br />

Pathologe und Semmelweis-Unterstützer<br />

Karl Freiherr von Rokitansky –<br />

Semmelweis selbst war zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits überhastet nach (Buda)<br />

Pest gewechselt – Listers an. Heute ist<br />

nicht mehr nachweisbar, was Rokitansky<br />

dem jungen Briten über die<br />

bahnbrechenden Erkenntnisse von<br />

Semmelweis mit auf den Weg gegeben<br />

hat. Doch es spricht ohnedies viel dafür,<br />

gerade auch Semmelweis als Pionier<br />

im Kampf gegen jene Erkrankung zu<br />

würdigen, die die Mütter zuvor hinweggerafft<br />

hatte. Die Rede ist von der<br />

Sepsis, die im Volksmund häufig als<br />

„Blutvergiftung“ verkannt – und vor allem<br />

sträflich unterschätzt wird. Dabei<br />

gilt sie – neben Herzinfarkt und Schlaganfall<br />

– als drittes zentrales Krankheitsbild<br />

in der Intensivmedizin. Und<br />

auch eine Sepsis ist immer ein Notfall.<br />

Problemfall Immunsystem. Grundsätzlich<br />

ist die Sepsis eine systemische Entzündungsreaktion<br />

auf eine Infektion,<br />

die sich über das Blut im ganzen Körper<br />

ausbreitet. Das Problem ist dabei<br />

das Immunsystem: Die Abwehrreaktion<br />

des Körpers auf die Infektion kann<br />

so heftig ausfallen, dass eigenes Gewebe<br />

und Organe angegriffen werden.<br />

Ebenso problematisch wie die Überreaktion<br />

des Immunsystems kann in Folge<br />

des Fortschreitens der Sepsis dessen<br />

Zusammenbruch – Stichwort: Immunkollaps<br />

– werden. Im schlimmsten Fall<br />

WAS EINER NICHT SCHAFFT,<br />

DAS SCHAFFEN VIELE.<br />

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stehen Multiorganversagen und der<br />

Tod am Ende der Entwicklung. Häufigste<br />

Ursache für eine Sepsis ist in unseren<br />

Breiten eine Lungenentzündung,<br />

aber auch Harnwegsinfekte, Infektionen<br />

im Bauchraum, an sich harmlose<br />

Verletzungen oder chirurgische Eingriffe<br />

kommen in Frage. Auslöser des<br />

lebensbedrohlichen Zustands sind in<br />

erster Linie Bakterien, aber auch Pilze,<br />

Parasiten oder verschiedene Viren, darunter<br />

auch Influenza- und Coronaviren.<br />

Bemerkenswert: Seit Jahresbeginn<br />

ist die Sepsis wieder in aller Munde.<br />

Lancet: alarmierende Zahlen. Zu verdanken<br />

ist das einer im renommierten<br />

Fachmagazin The Lancet publizierten<br />

umfangreichen Studie, deren Ergebnisse<br />

nicht nur in Fachkreisen für Aufsehen<br />

sorgten (https://bit.ly/3jpe5Ev). Demnach<br />

gab es 2017 weltweit 48,9 Millionen<br />

Sepsis-Fälle und elf Millionen Sepsis-Tote,<br />

was sage und schreibe knapp 20 Prozent<br />

sämtlicher weltweiten Todesfälle<br />

entspricht. Mit anderen Worten: Einer<br />

von fünf Toten geht im Schnitt auf das<br />

Konto einer Sepsis. Besonders betroffen<br />

sind Afrika südlich der Sahara, aber<br />

auch Teile Asiens. Für Europa hat man<br />

– allerdings schon vor der Lancet-Publikation<br />

– rund 680.000 Sepsis-Todesfälle<br />

hochgerechnet. Die gute Nachricht:<br />

Seit 1990 ist immerhin eine Halbierung<br />

der Sterblichkeit zu beobachten. Die<br />

schlechte Nachricht: Die in The Lancet<br />

veröffentlichten Zahlen sind doppelt so<br />

hoch wie bisher angenommen. Eine der<br />

Erklärungen: Die wahre Todesursache<br />

wird in vielen Fällen nicht erkannt oder<br />

Patienten-Information:<br />

Sepsis<br />

geht alle<br />

an!<br />

Das deutsche<br />

„Aktionsbündnis<br />

Patientensicherheit“<br />

hat in Zusammenarbeit<br />

mit der „Sepsis-Stiftung“ den neuen<br />

Patientenratgeber „Sepsis geht<br />

alle an! Was Sie darüber wissen<br />

sollten“ veröffentlicht. Die leicht<br />

verständliche Broschüre ist auch<br />

online unter der Adresse<br />

https://bit.ly/31r5z1p verfügbar.<br />

wenigstens nicht richtig dokumentiert.<br />

Tritt etwa infolge einer Lungenentzündung<br />

eine Sepsis auf und kommt es<br />

schließlich zum Ableben eines Patienten,<br />

so hat nicht die Lungenentzündung<br />

zum Tod geführt, sondern streng genommen<br />

die Sepsis.<br />

Schwere Spätfolgen. Dass die auftretenden<br />

Symptome teils schwer zu deuten<br />

sind, macht die Sache nur noch gefährlicher.<br />

Auftreten können unter anderem:<br />

Schüttelfrost und Fieber,<br />

Muskelschmerzen, undeutliches Sprechen<br />

und Verwirrtheit, Atemlosigkeit<br />

und generell ein extremes Krankheitsgefühl.<br />

Die berühmten „roten Striche“<br />

an Arm oder Bein hingegen deuten lediglich<br />

auf eine Entzündung der<br />

Lymphbahnen hin und sind somit keineswegs<br />

ein zuverlässiges Leitsymp-<br />

tom für eine Sepsis. Eine „rote Linie“<br />

wird hingegen leider oft sogar bei den<br />

Überlebenden überschritten. Mehr als<br />

die Hälfte von ihnen haben nämlich mit<br />

schweren Spätfolgen bis hin zum Verlust<br />

von Gliedmaßen oder schweren<br />

Konzentrationsstörungen zu kämpfen.<br />

Auch erneute Infektionen, Nierenversagen<br />

oder Herz-Kreislauferkrankungen<br />

treten nach einer Sepsis öfter auf.<br />

Forscherinnen und Forscher der TU<br />

Braunschweig konnten zuletzt zudem<br />

in einer Studie mit Mäusen zeigen, dass<br />

eine Sepsis auch nach der Genesung<br />

noch langfristige Auswirkungen auf<br />

Gehirn und Lernverhalten haben kann.<br />

Dass die Sepsis als Nummer eins unter<br />

den an sich leicht vermeidbaren Todesursachen<br />

gilt, ist aber auch eine Chance:<br />

Man kann gegensteuern.<br />

Früherkennung durch Biomarker? Im<br />

Alltag kommt der Hände-, Lebensmittel-<br />

und Krankenhaushygiene sowie<br />

dem Wahrnehmen von Schutzimpfungen<br />

eine besondere Rolle zu. Die deutsche<br />

„Sepsis-Stiftung“ empfiehlt allen<br />

(insbesondere älteren und immungeschwächten)<br />

Risikopatienten, sich gegen<br />

das Influenzavirus und gegen<br />

Pneumokokken impfen zu lassen. Und<br />

dann wäre da die zentrale Bedeutung<br />

einer Früherkennung: Forscher der TU<br />

Graz wollen eine „bahnbrechende“ Methode<br />

entwickelt haben, um eine Sepsis<br />

bereits zwei bis drei Tage vor dem Auftreten<br />

klinischer Symptome erkennen<br />

zu können. Dazu der Grazer Bio-Informatiker<br />

Christoph W. Sensen: „Unser<br />

Team hat 24 Biomarker identifiziert, mit<br />

26<br />

paracelsus today 2 | 20


SAMBA 2<br />

Hören leicht gemacht<br />

Der neue SAMBA 2 Audioprozessor für BONEBRIDGE und VIBRANT SOUNDBRIDGE passt<br />

Einstellungen an die Umgebung an und unterdrückt Störgeräusche. Sein intelligentes<br />

System lernt, wie Nutzer am besten hören. Die Handhabung ist äußerst einfach.<br />

Batterie und Abdeckung lassen sich im Handumdrehen tauschen. Und mit der SAMBA 2<br />

Remote App können Nutzer bequem zwischen Einstellungen wechseln, die in der<br />

audiologischen Anpassung vordefiniert wurden.<br />

Sie möchten mehr erfahren? Auf blog.medel.pro/de/SAMBA2 finden Sie alles Wissenswerte.<br />

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welchen eine bakterielle oder durch Pilze<br />

hervorgerufene Sepsis mittels Klassifizierungs-Algorithmen<br />

in einem früheren<br />

Stadium als bisher nachgewiesen<br />

werden kann.“ Und auch Wissenschafter<br />

des Universitätsklinikums Heidelberg<br />

erforschen in einem EU-geförderten<br />

Projekt frühe Diagnose-Möglichkeiten.<br />

Arbeitsgruppen-Leiter Florian<br />

Uhle untersucht dabei auch die molekularen<br />

Mechanismen des bislang diagnostisch<br />

schwer greifbaren Zustandes.<br />

Und er spricht Klartext: „Viele Krankheitsmechanismen<br />

im Verlauf der Sepsis<br />

sind noch nicht verstanden oder<br />

schlicht noch völlig unbekannt.“<br />

Jede Minute zählt. Ziemlich klar ist<br />

hingegen, was wirklich zählt: Zeit. Je<br />

früher eine Sepsis erkannt wird, umso<br />

eher kann sie auch erfolgreich behandelt<br />

werden. Und es kommt auf jede<br />

Minute an. „Wir behandeln die Sepsis<br />

mit einem Maßnahmenbündel und beginnen<br />

gemäß den Richtlinien innerhalb<br />

der ersten Stunde“, bestätigte auch<br />

Wird die Sepsis<br />

zu spät erkannt<br />

und das Immunsystem<br />

läuft Amok,<br />

besteht akute<br />

Lebensgefahr.<br />

„Wir behandeln die Sepsis mit<br />

einem Maßnahmenbündel und<br />

beginnen gemäß den Richtlinien<br />

innerhalb der ersten Stunde.“<br />

Dr. med. Arnim Thorsten Geise,<br />

Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin<br />

3, Schwerpunkt Pneumologie der Universitätsklinik<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />

Privatuniversität in Nürnberg<br />

Arnim Thorsten Geise anlässlich des<br />

Welt-Sepsis-Tages, der alljährlich am<br />

13. September die gesellschaftliche<br />

Sensibilisierung fördern soll. Und Geise,<br />

tätig an der Universitätsklinik für Innere<br />

Medizin 3 der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />

Privatuniversität und Bereichsleiter<br />

Intensivmedizin im Klinikum<br />

Nürnberg Nord, appellierte bei dieser<br />

Gelegenheit: „Bei einem Herzinfarkt<br />

wartet man ja auch nicht erst fünf<br />

Stunden ab.“ Doch noch sieht die Realität<br />

in vielen Teilen der Welt anders aus.<br />

Sepsis wird in Krankenhäusern oft zu<br />

spät erkannt, Symptome falsch gedeutet.<br />

Die Patientensicherheit bleibt auf<br />

der Strecke, warnt auch die WHO.<br />

Sepsis & Corona. Händehygiene hingegen<br />

ist – eineinhalb Jahrhunderte nach<br />

Semmelweis –naturgemäß nach wie<br />

vor ein Riesenthema. Eines, das durch<br />

die Corona-Krise endlich auch in breiten<br />

Bevölkerungsschichten angekommen<br />

ist. Apropos COVID-19: Auch wenn<br />

es noch kaum thematisiert wird, so besteht<br />

auch hier ein wichtiger Konnex.<br />

Eine im März ebenfalls in The Lancet<br />

veröffentlichte Studie zeigt deutlich den<br />

Zusammenhang zwischen COVID-19<br />

und Sepsis (https://bit.ly/2EzFdkG). Erfasst<br />

wurden dabei die Fälle von 191 Patienten,<br />

die wegen eines schweren Verlaufs<br />

in einer Klinik im chinesischen<br />

Wuhan behandelt werden mussten.<br />

Das Ergebnis: 59 Prozent von ihnen<br />

entwickelten im Verlauf der Krankheit<br />

auch eine Sepsis. Bei den Patienten die<br />

verstarben, lag der Anteil noch höher –<br />

bei untrügerischen 100 Prozent. Ω<br />

28<br />

paracelsus today 2 | 20


Technik trifft<br />

Fantasie<br />

Inside | Die intensive persönliche Begleitung<br />

der Studierenden ist ein Markenzeichen der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Universität. Digitale Lehrmethoden<br />

ergänzten schon bisher dieses Modell und legten<br />

in der COVID- 19-Krise den Grundstein für<br />

zahlreiche Weiterentwicklungen.<br />

Autor: Wolfgang Bauer • Foto: <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />

Außergewöhnliche Zeiten erfordern<br />

Kreativität und rasche<br />

Lösungen. Daniel Nobis, Leiter<br />

der Abteilung Informationstechnologie<br />

an der <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinischen Privatuniversität (PMU) in<br />

Salzburg, und sein Team waren durch die<br />

Krise besonders gefordert. Von heute auf<br />

morgen lag es bei ihnen, die universitäre<br />

Lehre vom Präsenzunterricht auf neue digitale<br />

Lehr- und Lernformen umzustellen.<br />

„Wir hatten während des COVID-19-bedingten<br />

Lockdowns im Frühjahr – und auch bis<br />

heute – kaum Ausfälle zu verzeichnen, was<br />

die Lehre und die Abhaltung von Prüfungen<br />

betrifft“, erzählt Nobis. Bis zu 700 Studierende<br />

pro Tag nutzten die digitalen Angebote;<br />

zuerst ausschließlich und seit Ende des<br />

Lockdowns in der so genannten hybriden<br />

Lehre, also in Verbindung mit Präsenz-Zeiten.<br />

Das Angebot werde zunehmend ausgebaut<br />

und virtuell ergänzt, „auch dank der<br />

tollen Mitarbeit vonseiten der Studiengangsorganisationen“,<br />

wie er betont.<br />

Daniel Nobis im neuen Media-Lab, wo digitale Lehrinhalte,<br />

Web-Seminare znd Tutorials produziert werden.<br />

Hybride Lehre. Um den Unterricht für die<br />

Studierenden und für die Lehrenden noch<br />

interaktiver und flexibler gestalten zu können,<br />

wurden am Standort Salzburg in 16<br />

Hörsälen Kameras installiert, am Standort<br />

Nürnberg wurden sechs Hörsäle derart aufgerüstet.<br />

Sollten die Maßnahmen gegen das<br />

Corona-Virus wieder verschärft werden, ist<br />

man also bestens vorbereitet. „Wenn zum<br />

Beispiel aufgrund strengerer Abstandsregeln<br />

nur mehr 20 von 50 Studierenden einer<br />

Lehrveranstaltung in den Hörsaal dürfen,<br />

können die restlichen 30 Studierenden<br />

den Unterricht problemlos von zu Hause<br />

aus besuchen“, erklärt Nobis. Die Kameras<br />

liefern den Livestream mit optimaler Bildund<br />

Tonqualität aus dem Hörsaal. In den<br />

großen Hörsälen wird zudem die Bewegung<br />

der Lehrenden von den Kameras „verfolgt“,<br />

wenn sie sich zum Beispiel vom Pult zur Tafel<br />

bewegen. Diese Lehrmethode ermöglicht<br />

auch eine interaktive Teilnahme am Unterricht<br />

von zu Hause aus. Mithilfe von Notebooks,<br />

idealerweise mit integrierter Kamera<br />

30<br />

paracelsus today 2 | 20


und Mikrophon, und einer stabilen Internetverbindung<br />

können die Studierenden Fragen<br />

stellen wie in einem Hörsaal auch. Die<br />

Lehrenden wiederum werden vom IT-Team<br />

für die digitale Wissensvermittlung bestmöglich<br />

geschult und unterstützt. Eigens<br />

ausgebildete technische Assistenten sollen<br />

schon bald für den technischen Support bei<br />

Lehrveranstaltungen sorgen.<br />

XR-Student. Schier unendliche Möglichkeiten<br />

der digitalen Lehre und Wissensvermittlung<br />

bietet der so genannte „XR-<br />

Student“ der <strong>Paracelsus</strong> Universität, eine<br />

Plattform zur virtuellen Teilnahme an Vorlesungen,<br />

Seminaren und auch Kongressen.<br />

Das „X“ beim XR-Student steht stellvertretend<br />

für Virtual-, Augmented- und Mixed Reality.<br />

Das Herzstück bildet eine 360°-Kamera,<br />

die Bilder für Virtual-Reality-Brillen liefert,<br />

mit denen die Studierenden seit dem aktuellen<br />

Studienjahr ausgestattet werden.<br />

Durch die 3D-Visualisierung können die<br />

Medizinstudierenden beispielsweise Organe<br />

aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten<br />

oder virtuelle Operationen durchführen. Die<br />

Pharmaziestudierenden können sich virtuell<br />

durch den Apotheker-Kräutergarten an der<br />

Naturwissenschaftlichen Fakultät der Paris<br />

Lodron Universität Salzburg bewegen und<br />

verschiedene Heilpflanzen betrachten, Informationen<br />

über diese abrufen und pharmazeutische<br />

Mischungen herstellen. „Die<br />

Infrastruktur für den XR-Studenten steht<br />

bereits zur Verfügung, derzeit arbeiten wir<br />

mit Hochdruck am Erweitern der Virtual<br />

Reality- und Lehrinhalte“, sagt IT-Experte<br />

Nobis. Zur Erstellung digitaler Lehrinhalte,<br />

Web-Seminare und professioneller Video-<br />

Tutorials wurde ein top ausgestattetes Media-Lab<br />

eingerichtet. Hier wird auch intensiv<br />

an einer PMU-App gearbeitet, welche<br />

künftig die „Digitale Welt der PMU“ abbilden<br />

wird.<br />

Mehrwert zur Marke. Trotz aller Innovationen<br />

und Investitionen in weitere Digitalisierungsprojekte:<br />

Die intensive Betreuung<br />

durch die Studiengangsorganisationen und<br />

„Die hybride Lehre und<br />

der XR-Student stellen<br />

für die Lehrenden und<br />

Studierenden phantastische<br />

Möglichkeiten der<br />

Wissensvermittlung und<br />

-aneignung dar. Doch die<br />

PMU will keine Online-Uni<br />

werden.“<br />

Daniel Nobis, MSc, BA,<br />

Leiter Informationstechnologie<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />

Privatuniversität<br />

die persönliche Begleitung der Studierenden<br />

durch die Lehrenden vor Ort sind und bleiben<br />

das Markenzeichen des Studiums an der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität.<br />

„Die hybride Lehre und der XR-Student stellen<br />

für die Lehrenden und Studierenden<br />

phantastische Möglichkeiten der Wissensvermittlung<br />

und -aneignung dar, sie bieten<br />

eine unglaubliche Vertiefung des Lernerlebnisses<br />

und eine Steigerung der Lerneffektivität.<br />

Doch die <strong>Paracelsus</strong> Universität will<br />

keine Online-Uni werden“, betont der<br />

IT-Leiter. Damit sich Besucher und Gäste –<br />

auch Teilnehmende von Kongressen, die an<br />

der PMU stattfinden – innerhalb des Campus<br />

orientieren können, wurde ein ausgeklügeltes<br />

Wegeleitsystem etabliert. In jedem<br />

der vier universitätseigenen Gebäude<br />

steht ein interaktives Terminal, welches den<br />

Weg zu gesuchten Personen, Instituten, Abteilungen<br />

und Räumen anzeigt. Für weniger<br />

mobile Personen gibt es die Möglichkeit,<br />

sich barrierefreie Wege anzeigen zu lassen.<br />

Außerdem kann das eigene Smartphone den<br />

Weg zur gewünschten Adresse weisen.<br />

Technik-affin im Privaten. Wie hält es der<br />

Chef einer IT-Abteilung mit der privaten<br />

Nutzung von Internet, Social Media, Smartphone<br />

und Co? Schließlich war Daniel Nobis<br />

bereits vor seinem Wechsel an die <strong>Paracelsus</strong><br />

Universität 2018 mehr als 20 Jahre lang<br />

im Bereich der Informationstechnologie eines<br />

großen Konzerns beschäftigt. Von einem<br />

Computer-Junkie sei er weit entfernt,<br />

betont Nobis, doch eine starke Affinität zur<br />

Technik sei natürlich auch privat vorhanden.<br />

So hat er vor einigen Jahren als Masterthesis<br />

seines berufsbegleitenden Facility-Management-Studiums<br />

einen Selbstrettungslift<br />

entwickelt. Mit diesem Fahrstuhl<br />

können sich mobilitätseingeschränkte Personen<br />

im Rollstuhl im Brandfall aus oberen<br />

Geschoßen öffentlicher Gebäude selbst retten;<br />

ein Projekt, das allerdings noch auf die<br />

Umsetzung wartet. Der Vater dreier Kinder<br />

selbst ist als begeisterter Sportler in Tennis,<br />

Fußball und Segeln uneingeschränkt mobil,<br />

wann immer es seine Zeit erlaubt. Ω<br />

paracelsus today 2 | 20<br />

31


Die bunte<br />

Welt der<br />

Pharmazie<br />

Education | Nach ihrem erfolgreichen<br />

Bachelorabschluss gehen die ersten<br />

Pharmaziestudierenden der <strong>Paracelsus</strong><br />

Uni in die Masterrunde. Ihre<br />

Schwerpunktsetzungen sind ebenso<br />

vielfältig wie ihre Berufsperspektiven.<br />

Autor: Andreas Aichinger • Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni; iStock<br />

edem Anfang wohnt<br />

ein Zauber inne, schrieb einst Hermann<br />

Hesse. Und wenn eine Universität,<br />

die mit den Studienrichtungen Humanmedizin<br />

und Pflegewissenschaft<br />

an den Start gegangen ist, mit der<br />

Pharmazie ein drittes Kernstudium an<br />

den Start bringt, so ist das tatsächlich<br />

etwas ganz Besonderes. Das Pharmaziestudium<br />

an der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />

Privatuniversität in Salzburg<br />

wird seit Herbst 2017 angeboten. Mit<br />

dem Abschluss der Bachelorarbeiten<br />

ist nun nach sechs Semestern der erste<br />

Jahrgang über die erste wichtige Ziellinie<br />

gegangen. Die Vielfalt der studentischen<br />

Schwerpunktsetzungen gibt dabei<br />

Anlass für einen überaus optimistischen<br />

Blick in die weitere Zukunft. Mit<br />

dem Übertritt in das Masterstudium<br />

Pharmazie, das Anfang September<br />

2020 sein Debüt gegeben hat, beginnt<br />

die nächste Etappe und damit wieder<br />

so ein zauberhafter Anfang.<br />

Von Bachelor- zu Masterpionieren.„Wir<br />

sind natürlich sehr stolz auf unsere<br />

ersten Bachelors, die ihre wissenschaftlichen<br />

Arbeiten mithilfe von Literaturrecherche<br />

oder verknüpft mit<br />

praktischen Arbeiten in den Bereichen<br />

Industrie, Apotheke oder Public Health<br />

geschrieben haben“, freut sich Waltraud<br />

Seitz. Die Studiengangsleiterin des Bachelor-<br />

und Masterstudiums gibt auch einen<br />

Ausblick: „Im Masterstudium Pharmazie<br />

erwartet unsere Studierenden nun viel<br />

Praxis. So können sie im Rahmen von<br />

Pflichtpraktika in der Apotheke, der Industrie,<br />

der Forschung und auch der<br />

Klinik in alle zukünftigen Betätigungsfelder<br />

von Pharmazeuten eintauchen.“<br />

Wichtiger Nachsatz von Seitz: „Der Klinischen<br />

Pharmazie wird auch bei den<br />

Vorlesungen ein Schwerpunkt eingeräumt,<br />

was in Österreich einzigartig ist.“<br />

Durchdachter Unterschied. Zu den Besonderheiten,<br />

die das fünfjährige Phar-<br />

32<br />

paracelsus today 2 | 20


„Im Masterstudium Pharmazie<br />

können die Studierenden<br />

im Rahmen von Pflichtpraktika<br />

in der Apotheke, der Industrie,<br />

der Forschung und<br />

auch der Klinik in alle zukünftigen<br />

pharmazeutischen<br />

Betätigungsfelder hineinschnuppern.“<br />

Mag. Waltraud Seitz,<br />

Studiengangsleiterin des Pharmaziestudiums<br />

an der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />

Privatuniversität<br />

maziestudium der <strong>Paracelsus</strong> Uni bewusst<br />

von den Angeboten an staatliche<br />

Universitäten unterscheiden, zählen<br />

unter anderem: Unterricht in Kleingruppen,<br />

ein garantierter, eigener Laborplatz<br />

ohne Wartezeiten, modernste<br />

Infrastruktur für Lehre und Forschung,<br />

ein optionales Auslandssemester sowie<br />

– dank Humanmedizin und Pflegewissenschaft<br />

am gleichen Campus – die<br />

Chancen des interprofessionellen Lernens.<br />

Zudem vermittelt das innovative<br />

Curriculum auch kaufmännische Inhalte<br />

und gesundheitsökonomische<br />

Grundkenntnisse und legt Wert auf die<br />

Formung von sozialen sowie kommunikativen<br />

Kompetenzen. Wie bunt die<br />

Pharmaziewelt an der <strong>Paracelsus</strong> Uni<br />

ist und wie vielfältig die potenziellen<br />

Berufsfelder sind, zeigen auch die Bachelorarbeiten<br />

des ersten Jahrgangs.<br />

Eine Auswahl:<br />

Wissenschaftlicher Themenreigen. „Digitalisierung<br />

in der Apotheke“, „Morbus<br />

Parkinson – Pathophysiologie & Behandlungsmöglichkeiten“<br />

oder „Traditionelle<br />

Europäische Heilkunde: Bitterstoffe<br />

am Beispiel des Mariazeller Bitterelixiers“<br />

– um nur einige wenige<br />

Themen zu nennen. Stellvertretend für<br />

ihre Mitstudierenden erklärt Constanze<br />

Lainer („Anwendung und Wirksamkeit<br />

traditioneller Arzneipflanzen bei<br />

Harnwegsinfekten unter besonderer<br />

Berücksichtigung von zwei phytotherapeutischen<br />

Handelspräparaten“) ihren<br />

Zugang. Da Antibiotika-Resistenzen<br />

durch einen oft inflationären Einsatz<br />

immer mehr zum Problem<br />

geworden seien, wären Alternativen<br />

gefragt. Lainer, die sich auch aus eigener<br />

Betroffenheit für das Thema Nieren-<br />

und Blasenleiden interessiert: „Daher<br />

wollte ich alternative Behand-<br />

lungsmöglichkeiten, zum Beispiel<br />

mittels Arzneipflanzen und Phytotherapeutika,<br />

untersuchen.“ Ihre berufliche<br />

Zukunft sieht die angehende Masterstudentin<br />

derzeit zwar eher in der<br />

Apotheke, freut sich aber auch auf das<br />

noch ausstehende Industriepraktikum.<br />

Viele Karrierewege offen. Die bisherigen<br />

Schwerpunktsetzungen der erfolgreichen<br />

Bachelor-Absolventinnen und<br />

-Absolventen zeigen ganz klar: Auch<br />

wenn die öffentliche Apotheke nach<br />

wie vor ein beliebter Klassiker unter<br />

den pharmazeutischen Berufswegen<br />

ist, so hat sich in den letzten Jahren<br />

doch viel getan. Vor allem sorgt das unverwechselbare<br />

„Salzburger Curriculum“<br />

mit zahlreichen Praktika und Forschungsmöglichkeiten<br />

sowie interdisziplinären<br />

Lehrveranstaltungen auch<br />

für reges Interesse an (und die Befähigung<br />

zu) einem Einstieg in die pharmazeutische<br />

Industrie, die Pharmaforschung<br />

oder die immer wichtiger werdende<br />

Klinische Pharmazie. Mit<br />

anderen Worten: Selbst wenn jedem<br />

Anfang ein Zauber innewohnt, die Zukunft<br />

des Pharmaziestudiums an der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Universität wird noch viel<br />

spannender. Man darf auf die Fortsetzung<br />

gespannt sein.<br />

Ω<br />

Info: www.pmu.ac.at/pharmazie<br />

Ein herzliches Dankeschön den Freunden und Förderern<br />

ACM austrian capital management GmbH | Agrana Zucker GmbH | Aicher, Max | Alumni Club der <strong>Paracelsus</strong> Universität | Angelini Pharma Österreich<br />

| Apomedica | Ball Beverage Packaging Ludesch Corporation | Bayer Austria Ges.m.b.H. | BTU Beteiligungs GmbH | Capital Bank | Commend<br />

Österreich GmbH | DBS Gesellschaft für digitale Bildsysteme m.b.H. | Die Hayward Privatstiftung | dm drogeriemarkt GmbH | DOLL Bauunternehmen<br />

GmBH | DS Smith Packaging Deutschland Stiftung & Co. KG | | EVER Neuro Pharma GmbH | Frey, Andrea | G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft<br />

m.b.H. | Gassner GmbH | Gebro Holding GmbH | Gebrüder Woerle Ges.m.b.H. | Greither, Andreas | Hagleitner Hygiene International GmbH |<br />

Hansjörg Wyss Foundation | Herba Chemosan | Hinteregger Immobilien OG | HYPO Salzburg | Jacoby GM Pharma | Johnson & Johnson Medical Products<br />

GmbH | M. Kaindl OG / Kaindl Flooring GmbH | KASTNER | Kellerhals, Helga | Koller, Norbert | KS Pharma GmbH | Kuhn Holding GmbH | Kuhn,<br />

Irmgard | Kuhn, Stefan | Kwizda Pharmahandel GmbH | Lethmate Stiftung | Lukesch, Edith | MED-EL Elektromed. Geräte GesmbH | Melasan Produktions-<br />

& Vertriebsges.m.b.H. | Miele GesmbH | Moosleitner Ges.m.b.H | NUTROPIA PHARMA GmbH | Österreichische Lotterien GesmbH | Pappas Holding<br />

GmbH | <strong>Paracelsus</strong> Rotary Club | Rangnick, Ralf | Rauch Fruchtsäfte GmbH & Co OG | Red Bull - Mateschitz, Dietrich | Richter Pharma AG | Rhedey<br />

Internationale Transporte Ges.m.b.H. | Roche Austria GmbH | SALLMANN GmbH | Salzburg AG für Energie, Verkehr und Telekommunikation |<br />

Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke Gesellschaft m.b.H. | Salzburger Sparkasse Bank AG | Schön Holding SE & Co. KG | Schröcksnadel,<br />

Peter | Schülke & Mayr GmbH | Schwarzbraun, Familie | Sedlmayer, Felix | Senoplast Klepsch & Co GmbH & Co KG | Siemens AG Österreich<br />

| Siemens Healthcare Diagnostics GmbH | SPAR Österreichische Warenhandels-AG | Stahlwerk Annahütte Max Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei<br />

zu Salzburg GmbH | teampool personal service gmbh | Train, Detlef | von Schilgen, Eva Maria | VR - meine Raiffeisenbank eG, Altötting-Mühldorf<br />

(D) | Winkler, Fritz Wolfgang und Winkler-Berger, Helga | Zürcher Kantonalbank Österreich AG<br />

paracelsus today 2 | 20<br />

33


Privat – und smart!<br />

Update | Privatuniversitäten gibt es in Österreich nun seit gut 20 Jahren. Michael<br />

Nake, Kanzler der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität (PMU), sprach mit<br />

<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong> über die Entwicklung und Zukunft dieses Universitätstyps.<br />

<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>: Wie geht es den Privatuniversitäten<br />

in Österreich?<br />

Michael Nake: Meinen Beobachtungen<br />

zufolge entwickelt sich dieser Sektor<br />

hervorragend. Einerseits ist die Anzahl<br />

der privaten Unis auf aktuell 14 gestiegen,<br />

andererseits wird das Bildungsangebot<br />

selbst vielfältiger: Es gibt eine<br />

starke Zunahme an Studiengängen,<br />

universitären Lehrgängen und Studierenden<br />

– und insgesamt verzeichnet<br />

der Sektor den stärksten Zuwachs im<br />

Vergleich zu den staatlichen Unis und<br />

Fachhochschulen.<br />

Das Parlament hat kürzlich ein neues<br />

Privathochschulgesetz erlassen. Was<br />

sind die Beweggründe dafür?<br />

Neben den vorher schon erwähnten<br />

Einrichtungen soll es nun einen vierten<br />

Hochschultypus, die „privaten Hochschulen“<br />

geben. Diese unterscheiden sich<br />

von den Privatunis durch das Fehlen von<br />

Doktoratsstudiengängen. Offenbar sollen<br />

dies Einrichtungen sein, an denen die<br />

Forschung nicht so stark ausgeprägt ist<br />

wie an den Universitäten, aber ähnlich<br />

wie an Fachhochschulen signifikant vertreten<br />

sein muss. Aus den Gesetzesmaterialien<br />

lässt sich ein klares Profil nicht<br />

wirklich erkennen. Ich erwarte, dass<br />

alle Privatuniversitäten, die derzeit keine<br />

Doktoratsstudien anbieten, diese nun<br />

rasch etablieren möchten. Damit blieben<br />

als künftige Privathochschulen nur<br />

neu gegründete Einrichtungen übrig.<br />

Die Gründungsphase neuer Bildungseinrichtungen<br />

hätte man allerdings<br />

auch anders regeln können, wie Beispiele<br />

aus anderen Ländern zeigen.<br />

„Die Kundenorientierung,<br />

Flexibilität und Effizienz<br />

der Privatunis werden<br />

geschätzt“, sagt PMU-<br />

Kanzler Dr. Michael Nake.<br />

Wie wird sich das neuen Gesetz auf die<br />

<strong>Paracelsus</strong> Universität auswirken?<br />

Die <strong>Paracelsus</strong> Universität wird daraus<br />

keine größeren Änderungen zu erwarten<br />

haben. Wir betreiben aktuell<br />

zwei sehr erfolgreiche PhD-Studiengänge<br />

in den Bereichen der Medizinischen<br />

Wissenschaften und der Pflegewissenschaft<br />

und streben die Einrichtung<br />

von zwei weiteren Doktoratsstudiengängen,<br />

„Doctor of Nursing Practise“<br />

und „Pharmazie“, an.<br />

Die öffentliche Diskussion scheint auch<br />

nach 20 Jahren noch immer von einer<br />

gewissen Skepsis gegenüber privaten Bildungseinrichtungen<br />

geprägt zu sein.<br />

Das ist zweifellos zu beobachten,<br />

wenngleich die Gründe dafür unklar<br />

sind. Der Glaube, dass private Universitäten<br />

ein Geschäftsmodell sind, ist ein<br />

großer Irrtum. Die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />

– und auch die anderen Privatunis<br />

– investieren alles, was möglich ist, in<br />

Innovationen in der Lehre und in Forschung.<br />

Anders könnten wir die Qualitätsanforderungen<br />

der Studierenden<br />

bzw. deren Eltern und auch jene, die<br />

von den Qualitätsagenturen gestellt<br />

werden, nicht erfüllen. Aktuell fordern<br />

uns die Entwicklungen rund um CO-<br />

VID-19, und man kann guten Gewissens<br />

behaupten, dass die Umstellungen<br />

in der Lehre sehr gut gelungen sind. Es<br />

bedarf also großer Anstrengungen und<br />

der Hilfe vieler Unterstützer, um auf<br />

dem Bildungsmarkt so auftreten zu<br />

können, dass jene Akzeptanz entsteht,<br />

die sich in den steigenden Zahlen widerspiegelt.<br />

34<br />

paracelsus today 2 | 20


„Solange der Bund die<br />

Privatuniversitäten nicht<br />

fördert, sind Studienbeiträge<br />

unumgänglich.“<br />

Dr. Michael Nake,<br />

Kanzler der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />

Privatuniversität<br />

Erlebt die <strong>Paracelsus</strong> Universität eine<br />

starke Konkurrenz zwischen den Unis<br />

und Hochschulen am Standort?<br />

Ganz im Gegenteil! In Salzburg hat<br />

man schon vor Jahren erkannt, dass die<br />

Chance als eher kleine Hochschulregion<br />

in der Zusammenarbeit liegt, und<br />

auch die Landespolitik unterstützt diesen<br />

Weg nachhaltig. Die Institutionen<br />

am Standort kooperieren auf vielen Gebieten<br />

der Lehre, aber besonders auch<br />

in der Forschung. Die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />

arbeitet besonders intensiv mit<br />

der Paris Lodron Universität Salzburg<br />

und der Fachhochschule Salzburg zusammen.<br />

Institutionelle Zusammenarbeit<br />

findet in der vitalen Salzburger<br />

Hochschulkonferenz statt: Dabei geht<br />

es um die Wahrnehmung von Synergien<br />

und natürlich die Vertretung gemeinsamer<br />

Interessen, wie der Forschungsförderung,<br />

gegenüber den politisch<br />

Verantwortlichen.<br />

Ein immer wieder kehrendes Thema in<br />

der Diskussion um Privatunis sind die<br />

Studiengebühren. Gibt es hier langsam<br />

eine Akzeptanz in der Öffentlichkeit?<br />

Solange der Bund die Privatuniversitäten<br />

nicht fördert, sind Studienbeiträge<br />

unumgänglich. Unser Bestreben<br />

war es immer, diese so festzusetzen,<br />

dass – unterstützt durch unser gutes<br />

Stipendiensystem – niemand von der<br />

Möglichkeit ausgeschlossen wird, bei<br />

uns zu studieren. Ich denke, dass es generell<br />

gut wäre, solche Beiträge auch<br />

an den staatlichen Unis einzuführen.<br />

Warum sollen Studierende, die in der<br />

Lage sind, einen Teil der Kosten privat<br />

zu übernehmen, von allen Steuerzahlern<br />

in diesem Ausmaß unterstützt<br />

werden?<br />

Werden Privatuniversitäten nur von<br />

Studierenden aus Familien der höheren<br />

Einkommensklasse besucht?<br />

Nein, die letzte Erhebung über die<br />

soziale Lage der Studierenden in Österreich<br />

(http://www.sozialerhebung.at)<br />

hat wieder bestätigt, dass sich der „soziale<br />

Mix“ an den Privatuniversitäten<br />

nicht von jenem an den staatlichen<br />

Universitäten unterscheidet. Das trifft<br />

sich mit den Beobachtungen an der <strong>Paracelsus</strong><br />

Universität. Im Rechenmodell<br />

machen die kürzere Studiendauer an<br />

der PMU, die wir durch unsere Effizienz<br />

erreichen können, die Studiengebühren<br />

mehr als wett. Berechnen wir<br />

doch nur einmal den zwei Jahre früheren<br />

Eintritt in das Erwerbsleben, der an<br />

unserer Universität Realität ist: Da<br />

kommt ein deutlich positiver Saldo heraus.<br />

Alternativ könnte der Bildungsminister<br />

jeder jungen Österreicherin<br />

und jedem jungen Österreicher einen<br />

Bildungsscheck in die Hand geben, der<br />

dann bei jeder Bildungsinstitution eingelöst<br />

werden kann. Dann müssten<br />

Studienbeiträge kein Thema mehr sein.<br />

Die Studierendenbefragung hat sich<br />

auch mit der Zufriedenheit der Studierenden<br />

an Privatunis beschäftigt …<br />

… und dabei wurde den privaten Universitäten<br />

ein durchwegs gutes Zeugnis<br />

ausgestellt. Die „Kundenorientierung“,<br />

die Flexibilität und Effizienz der kleineren<br />

Einrichtungen scheinen hier besonders<br />

geschätzt zu werden. Diese positiven<br />

Punkte aufrecht zu erhalten,<br />

wird auch für die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />

eine der wesentlichen Herausforderungen<br />

der Zukunft sein. In diesem Zusammenhang<br />

müssen wir darauf achten,<br />

in unseren internen Systemen<br />

beweglich zu bleiben. Aus diesem<br />

Grund wünschen wir uns von den Qualitätsagenturen<br />

und den auf Bundesebene<br />

politisch Verantwortlichen, uns<br />

nicht mit Regelungen zu überhäufen,<br />

die uns in unserer Bewegungsfreiheit<br />

so einschränken, dass wir die Vorteile<br />

einer privaten Einrichtung nicht mehr<br />

zur Geltung bringen können.<br />

Was wünschen Sie sich für die Zukunft<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Universität?<br />

Die <strong>Paracelsus</strong> Medizinische Privatuniversität<br />

wird gerne an ihren Ergebnissen<br />

gemessen: am Forschungsoutput,<br />

an der Qualität und Zahl der Innovationen<br />

aus der Forschung, an der<br />

Akzeptanz unserer Absolventinnen und<br />

Absolventen im Berufsleben und der<br />

Wahrnehmung ihrer Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten. Wie wir diese Resultate<br />

erzielen, sollte uns aber selbst überlassen<br />

werden. Das wäre eine Herangehensweise,<br />

die alle Bildungseinrichtungen<br />

in Österreich weiterbringen würde.<br />

Das wäre sicherlich effizienter als Vorschriften<br />

über die Ausstattung von<br />

Räumen oder darüber, wie die Beschäftigungsverhältnisse<br />

von Professorinnen<br />

und Professoren sein müssen. Die<br />

Möglichkeiten zur Kreativität und Freiheit<br />

in der Entfaltung sind Treibstoff<br />

für unsere Entwicklung!<br />

Ω<br />

paracelsus today 2 | 20<br />

35


Hilfe,<br />

es brennt!<br />

BodyCheck | Wenn es zieht, brennt und man<br />

ständig auf die Toilette muss, ist häufig eine<br />

Blasenentzündung die Ursache.<br />

Symptome<br />

Die Blasenentzündung (lat. Zystitis) gehört zu<br />

den häufigsten Infektionen des menschlichen<br />

Körpers. Knapp die Hälfte aller Frauen<br />

in Österreich leidet mindestens einmal im<br />

Leben an dieser durch Bakterien hervorgerufenen<br />

Infektion. Männer sind durch ihre längere<br />

Harnröhre, die eine natürliche Barriere<br />

gegen aufsteigende Keime darstellt, weitaus<br />

seltener betroffen. Typische Beschwerden<br />

bei Vorliegen einer Zystitis sind Schmerzen<br />

und Brennen beim Wasserlassen, Blasenkrämpfe<br />

und häufiger Harndrang mit jedoch<br />

kleinen Urinmengen. Auch Blutbeimengungen<br />

im Urin können auftreten.<br />

Diagnose<br />

Die Diagnose einer Zystitis kann zwar klinisch<br />

gestellt werden – also durch Erhebung<br />

der Anamnese und Durchführung einer körperlichen<br />

Untersuchung und ohne Labortests<br />

–, dennoch ist die Durchführung einer<br />

Urinanalyse ratsam. Sie hilft, die Diagnose zu<br />

sichern und andere beschwerdeerklärende<br />

Ursachen zu erkennen. Üblicherweise wird<br />

hierfür eine Portion des Mittelstrahlurins gewonnen.<br />

Das heißt, die erste und die letzte<br />

Urinportion werden verworfen. Wichtig ist,<br />

dass das Genitale hierfür sorgfältig gesäubert<br />

und desinfiziert ist, denn normale Schleimhautflora<br />

kann den Befund maßgeblich verfälschen<br />

und somit zu einer falschen Diagnose<br />

und Therapie führen.<br />

Therapie<br />

Zwar ist die antibiotische Therapie nicht immer<br />

nötig, doch oft unumgänglich. Das verschriebene<br />

Präparat richtet sich nach lokalen/geografischen<br />

Resistenzen der Erreger,<br />

Komorbiditäten der Patienten und Vorliegen<br />

eventueller Harnkulturen (das beschwerdeerregende<br />

Bakterium wird hierbei gezüchtet<br />

und diverse Antibiotika werden auf ihre<br />

Wirksamkeit getestet). Eine zielgerichtete<br />

Therapie in korrekter Dosierung und Dauer<br />

verhindert wortwörtlich ein Aufsteigen der<br />

Infektion, was bis zu einer Nierenbeckenentzündung<br />

oder gar Blutvergiftung führen<br />

kann.<br />

Prävention<br />

Um das Auftreten einer Harnblasenentzündung<br />

zu vermeiden hilft das Wissen, dass die<br />

Haupterreger der Erkrankung aus dem<br />

Darmbereich stammen. Korrekte Intim- und<br />

Sexualhygiene sind somit eine sehr gute Prophylaxe.<br />

Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />

gewährleistet eine adäquate „Durchspülung“<br />

der Harnwege und beugt Infekten vor.<br />

Sollten sich bei Frauen nach der Menopause<br />

Infektionen häufen, hilft es auch, die Scheidenflora<br />

durch Östrogenpräparate wiederherzustellen<br />

und die körpereigene Abwehr<br />

zu stärken.<br />

Spätestens bei wiederkehrenden Harnblasenentzündungen<br />

ist es ratsam, eine umfangreiche<br />

urologische Abklärung durchführen<br />

zu lassen.<br />

Ω<br />

Der Autor:<br />

Dr. Maximilian Horetzky ist Facharzt für Urologie und Andrologie<br />

am Universitätsklinikum Salzburg. Nach seiner Promotion 2012 an<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität absolvierte er die<br />

Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin und zum Militärarzt.<br />

36<br />

paracelsus today 2 | 20


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Pandemie und Süchte<br />

Outside | Stress und Ängste können den Konsum von Alkohol und Tabak fördern<br />

und das Suchtverhalten intensivieren. Eine Studie des Klinikums Nürnberg und<br />

des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit Mannheim ging dem Konsumverhalten<br />

im Covid-19-Shutdown auf den Grund.<br />

Autorin: Sabine Ritzinger • Fotos: Klinikum Nürnberg/Rudi Ott; iStock<br />

38<br />

paracelsus today 2 | 20


Der in der SARS-CoV-2-Pandemie verhängte<br />

Shutdown limitierte über Wochen den Alltag<br />

und die persönlichen Freiheiten der Bevölkerung<br />

auf bisher unvorstellbare Weise. Die<br />

Einschränkung der sozialen Kontakte, existenzielle<br />

Sorgen und die Angst vor Ansteckung stellten für<br />

viele Menschen eine große psychische Herausforderung dar.<br />

„Oft verstärken Krisen, Stress und Ängste bereits vorhandene<br />

Verhaltensmuster: So isolieren sich zurückgezogen lebende<br />

Menschen noch stärker, Nachdenkliche grübeln noch mehr,<br />

Agressive sind noch reizbarer“, erklärt Thomas Hillemacher,<br />

Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie der <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinische Privatuniversität Nürnberg. Bereits vorhandene<br />

psychische Erkrankungen können sich durch die Ausnahmesituation<br />

verstärken, zum Teil gibt die Krise auch den<br />

Ausschlag für psychische Probleme.<br />

„Sorgenbremse“ Alkohol. Bereits zu Beginn des fast weltweiten<br />

Shutdowns warnte die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) vor einem erhöhten Alkoholkonsum, der in der sozialen<br />

Isolation drohen könnte. In persönlichen,<br />

aber auch gesellschaftlichen Krisen<br />

ist der Konsum von Alkohol für viele Menschen<br />

ein eingelernter Bewältigungsmechanismus,<br />

um Ängste und Sorgen abzumildern,<br />

um zu entspannen und sich zu beruhigen.<br />

Schon aus früheren Epidemien ist<br />

bekannt, dass Stress und Ängste den Konsum<br />

von Alkohol und Tabak fördern sowie<br />

das Suchtverhalten intensivieren können.<br />

Das bestätigten auch Zahlen der Gesellschaft<br />

für Konsumforschung in Nürnberg:<br />

Demnach seien in den ersten Wochen des<br />

Shutdowns die Verkaufszahlen bei Alkohol<br />

um rund 6 Prozent gestiegen. „Ob das<br />

nur Hamsterkäufe waren oder schon gestiegener<br />

Konsum, lässt sich aber aus diesen<br />

Zahlen nicht ableiten“, erläutert Thomas<br />

Hillemacher.<br />

Anonyme Befragung. Gemeinsam mit Falk Kiefer von der<br />

Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut<br />

für Seelische Gesundheit Mannheim initiierte<br />

der Nürnberger Klinikvorstand eine Online-Befragung zum<br />

Konsumverhalten während des Shutdowns, an der rund<br />

3200 Personen teilnahmen. Repräsentativ sei die Befragung<br />

trotz hoher Beteiligung nicht. „Wir wollten möglichst<br />

schnell reagieren und die Daten erheben und das war nur<br />

online möglich. Deshalb haben wir nur Leute erreicht, die<br />

„Ängste, Sorgen, Kontaktbeschränkungen<br />

und Leerlauf<br />

führen häufig dazu, dass<br />

mehr Alkohol getrunken<br />

wird.“<br />

Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher,<br />

Ärztlicher Leiter der Klinik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, Universitätsklinik<br />

der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />

Privatuniversität Nürnberg<br />

im Internet aktiv sind“, sagt Psychologin Ekaterini Georgiadou,<br />

die die Befragung mit ausgewertet hat. „Trotz dieser<br />

Einschränkung waren alle Bevölkerungsgruppen gut vertreten“,<br />

ergänzt Hillemacher. Im Fokus der Untersuchung standen<br />

nicht nur Alkohol und Tabak, sondern auch der so genannte<br />

stoffungebundene Konsum, also etwa Spielsucht,<br />

Kaufsucht oder Medienkonsum.<br />

Konsumverstärker Pandemie. 37,4 Prozent der Befragten<br />

gaben an, während des Shutdowns mehr als vorher zu trinken.<br />

Von den Rauchern, das waren rund 28 Prozent der Teilnehmenden,<br />

gaben 42,7 Prozent eine Steigerung ihres Tabakkonsums<br />

zu Protokoll. Jene Personen, die ihre Tagesstruktur<br />

durch die berufliche Beschäftigung weitgehend beibehalten<br />

konnten, scheinen weniger von einem erhöhten Konsum von<br />

Alkohol und Tabak betroffen zu sein. Hingegen dürften jene,<br />

die bereits vor Beginn der Ausgangseinschränkungen regelmäßig<br />

Alkohol konsumiert hatten, besonders gefährdet sein.<br />

Befragte mit geringerer Schulbildung und höherem, subjektiven<br />

Stressempfinden griffen laut Auswertung vermehrt zu<br />

Alkohol und Tabak. „Ein Teil der Menschen<br />

wird ihre geänderten Konsummuster vielleicht<br />

nicht wieder zurückregulieren, darüber<br />

hinaus besteht immer das Risiko,<br />

dass sich eine Abhängigkeit entwickelt. Der<br />

höhere Alkoholkonsum in Kombination mit<br />

erhöhtem Stress und geringer Bildung birgt<br />

ein erhöhtes Aggressionspotenzial – und<br />

damit ein höheres Risiko für häusliche Gewalt“,<br />

befürchtet Suchtexperte Hillemacher.<br />

Aufklären und helfen. Im Hinblick auf eine<br />

zweite Welle raten die Autoren der Studie,<br />

die Bevölkerung schon während der Akutphase<br />

der COVID-19-Pandemie über die<br />

Risiken und mögliche Langzeitfolgen eines<br />

vermehrten Alkohol- und Tabakkonsums<br />

während dieser Ausnahmesituation zu informieren.<br />

Niederschwellige medizinische<br />

und soziale Hilfsangebote, etwa in Form von (anonymen) telefonischen<br />

oder Online-Beratungsangeboten, sollten etabliert<br />

werden. „Es ist aus unserer Sicht wichtig, dass sich alle im<br />

Gesundheitssystem Tätigen dessen bewusst sind und Patienten<br />

bereits bei ersten Anzeichen für eine Steigerung des Alkoholoder<br />

Tabakkonsums darauf ansprechen und an Hilfsangebote<br />

weitervermitteln“, empfiehlt das Studienteam. Um zusätzlich<br />

zu den Ergebnissen der ersten Studie Schlüsse auf längerfristige<br />

Verhaltensänderungen durch die Krise ziehen zu<br />

können, ist im Herbst eine zweite Studie geplant. Ω<br />

paracelsus today 2 | 20<br />

39


Wer die Räumlichkeiten von Anima Mentis<br />

in der Wiener Innenstadt das erste<br />

Mal betritt, hat eventuell nur eine vage<br />

Vorstellung davon, wie ein „Fitnessstudio<br />

für mentale Stärke“ funktioniert.<br />

Helle Bereiche, ruhige Atmosphäre, geschmackvolle Einrichtung<br />

und viele Naturmaterialen schaffen eine Wohlfühl-Oase,<br />

die mit klassischen Fitnessstudios nichts gemein<br />

hat. Aber das wirklich Einmalige steckt (eher versteckt) im<br />

persönlichen Programm, das sich den Kunden bietet.<br />

Peter Kirschner (li.) und Jürgen Osterbrink wollen<br />

die mentale Stärke von belasteten Menschen<br />

primärpräventiv fördern – maßgeschneidert,<br />

multiprofessionell und evidenzbasiert.<br />

Multidisziplinäres Team. Der Anspruch lautet, Seele, Geist<br />

und Körper wieder in Einklang zu bringen und somit auch<br />

Burnout und Depression vorzubeugen. Der „mentale Fitness-Check“<br />

eruiert die individuellen Bedürfnisse der Kundinnen<br />

und Kunden und bildet die Basis für ein persönliches<br />

Angebot aus unterschiedlichen Anwendungen, Seminaren<br />

und Coachings, das regelmäßig evaluiert und angepasst<br />

wird. Ein Team aus Psychologen, Trainern und Therapeuten<br />

bietet auch Einzel-Coachings an und fördert durch Kleingruppen-Seminare<br />

die eigene Gesundheitskompetenz. Angeleitete<br />

Übungen sollen die Entspannung fördern, Yogaund<br />

Cycling-Angebote darüber hinaus auch die Fitness.<br />

Hightech und Virtual Reality. Wirklich neu und spektakulär<br />

sind die Hightech-gestützten Anwendungen, die wie alle<br />

Angebote in Zusammenarbeit mit der <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />

entwickelt wurden – unterstützt von einem nationalen und<br />

internationalen Ärzte- und Psychologenbeirat. So wurden<br />

Lichtanwendungen entwickelt, die Blutdruck und Herzfrequenz<br />

senken und die Stimmung heben. Der Besuch des Na-<br />

Alles anders,<br />

alles im Lot<br />

Outside | Als „Fitnessstudio für mentale<br />

Stärke“ bietet Anima Mentis ein umfassendes<br />

Programm zur Stärkung der<br />

inneren Ressourcen. Das medizinischwissenschaftliche<br />

Fundament<br />

liefert die <strong>Paracelsus</strong> Universität.<br />

Autorin: Sabine Ritzinger• Fotos: Julian Kocher<br />

Rundum-Paket für mentale Fitness:<br />

Hightech-Anwendungen<br />

und Virtual Reality ergänzen<br />

Seminare und Coachings.<br />

40<br />

paracelsus today 2 | 20


ture-360°-Kinos geht mit gesenktem Blutdruck, Pulsregulierung,<br />

Abnahme der Stresshormone und Steigerung des<br />

subjektiven Wohlbefindens einher; ähnliche Effekte bietet<br />

auch der Virtual Reality Raum, der in eine virtuell simulierte<br />

Naturumgebung mit optischen, akustischen und taktilen<br />

Sinnesreizen entführt. Der „Sinnes Raum“ ermöglicht durch<br />

individuell wählbare sensorische Reize die Stimulation einzelner<br />

Sinne oder multisensorische Stimulation.<br />

Unterhaltung mit Folgen. Die Geschichte von Anima Mentis<br />

begann in Südafrika, als Jürgen Osterbrink, Vorstand des Instituts<br />

für Pflegewissenschaft und -praxis der <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinischen Privatuniversität (PMU), zufällig auf Andreas<br />

Spechtler, vormals Präsident von Dolby International, traf.<br />

Die beiden kamen ins Gespräch – und auf die Idee für ein<br />

Start-up, die später in Wien auf offene Ohren stoßen sollte.<br />

Rudolf Öhlinger, als Gründer und ehemaliger Inhaber der<br />

SeneCura Kliniken- und Heimebetriebs-GmbH ein langjähriger<br />

Kooperationspartner Osterbrinks, gefiel die Vorstellung<br />

eines Unternehmens zur Stärkung mentaler Ressourcen<br />

auf medizinisch-wissenschaftlicher Basis. Damit war<br />

die Gründung einer Gesellschaft besiegelt und ging im Mai<br />

2017 über die Bühne. Zu PMU-Ehrensenator Öhlinger als Eigentümer<br />

der Anima Mentis-Gruppe und PMU-Vorstand<br />

Osterbrink als Chief Scientific Advisor gesellte sich bald<br />

PMU-Alumnus Peter Kirschner hinzu. Der „Mitarbeiter<br />

Nummer eins“ war zunächst Chief Product Officer und ist<br />

seit April 2020 Geschäftsführer von Anima Mentis.<br />

Vorbeugen statt Reparieren. „“Leider hat unsere Gesellschaft<br />

noch immer den Hang zum Reparieren, statt auf Prävention<br />

zu setzen“, erklärt Jürgen Osterbrink. In einem System<br />

mit dem Anspruch „Es geht noch immer mehr“ müsse<br />

man das Bewusstsein schärfen, dass die menschlichen Ressourcen<br />

auch Grenzen haben und gut eingeteilt gehören. Er<br />

habe viele Menschen erlebt, die an Burnout und Depression<br />

erkranken und nicht mehr so wie früher seien, wenn sie in<br />

den Alltag zurückkehren. Deshalb ist es ihm wichtig, „Kunden“<br />

zu begleiten und zu unterstützen, bevor sie zu Patienten<br />

werden – mit einer Kombination aus analogen und<br />

digitalen Methoden. Er erforscht mit seinem Team an der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Universität den Wirksamkeitsnachweis der angewendeten<br />

Maßnahmen.<br />

Wissenschaft statt Esoterik. „Meine Aufgabe ist es, wissenschaftlich<br />

basierte Angebote zu kreieren und ins Digitale<br />

vorzudenken, darüber hinaus möchte ich in der Bevölkerung<br />

und bei Ärzten bewusstseinsbildend wirken“, ergänzt<br />

Peter Kirschner. Er versteht das Portfolio von Anima Mentis<br />

als Weiterentwicklung klassischer Unterstützungsangebote:<br />

„Wir wollen nicht nur mentale Krankheit verhindern, sondern<br />

mittels evidenzbasierter Angebote die Resilienz und<br />

das Körpergefühl von Menschen entwickeln und stärken –<br />

quasi einen ,roten Faden durchs Leben´ fernab der Esoterikecke“,<br />

betont der „leidenschaftliche Schulmediziner“. Neu<br />

ist die die Integration von Smartwatches, die Puls, Sauerstoffsättigung<br />

und Herzratenvariabilität der Kunden messen,<br />

und die neue „Academy“ mit einem vielfältigen Online-Angebot<br />

aus Seminaren, Coachings und Podcasts. Letztere<br />

war während des pandemiebedingten Lockdowns und<br />

der damit einhergehenden Schließung des Unternehmens<br />

mit Hochdruck ausgebaut worden.<br />

Ω<br />

„Wir sind davon überzeugt,<br />

dass wir die Lösung für ein<br />

relevantes Problem haben, das<br />

Menschen belastet und somit<br />

auch die ganze Gesellschaft –<br />

und auch die Volkswirtschaft.“<br />

Prof. Rudolf Öhlinger,<br />

Eigentümer der Anima Mentis-Gruppe<br />

paracelsus today 2 | 20<br />

41


Wer die Räumlichkeiten von Anima Mentis<br />

in der Wiener Innenstadt das erste<br />

Mal betritt, hat eventuell nur eine vage<br />

Vorstellung davon, wie ein „Fitnessstudio<br />

für mentale Stärke“ funktioniert.<br />

Helle Bereiche, ruhige Atmosphäre, geschmackvolle Einrichtung<br />

und viele Naturmaterialen schaffen eine Wohlfühl-Oase,<br />

die mit klassischen Fitnessstudios nichts gemein<br />

hat. Aber das wirklich Einmalige steckt (eher versteckt) im<br />

persönlichen Programm, das sich den Kunden bietet.<br />

Peter Kirschner (li.) und Jürgen Osterbrink wollen<br />

die mentale Stärke von belasteten Menschen<br />

primärpräventiv fördern – maßgeschneidert,<br />

multiprofessionell und evidenzbasiert.<br />

Multidisziplinäres Team. Der Anspruch lautet, Seele, Geist<br />

und Körper wieder in Einklang zu bringen und somit auch<br />

Burnout und Depression vorzubeugen. Der „mentale Fitness-Check“<br />

eruiert die individuellen Bedürfnisse der Kundinnen<br />

und Kunden und bildet die Basis für ein persönliches<br />

Angebot aus unterschiedlichen Anwendungen, Seminaren<br />

und Coachings, das regelmäßig evaluiert und angepasst<br />

wird. Ein Team aus Psychologen, Trainern und Therapeuten<br />

bietet auch Einzel-Coachings an und fördert durch Kleingruppen-Seminare<br />

die eigene Gesundheitskompetenz. Angeleitete<br />

Übungen sollen die Entspannung fördern, Yogaund<br />

Cycling-Angebote darüber hinaus auch die Fitness.<br />

Hightech und Virtual Reality. Wirklich neu und spektakulär<br />

sind die Hightech-gestützten Anwendungen, die wie alle<br />

Angebote in Zusammenarbeit mit der <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />

entwickelt wurden – unterstützt von einem nationalen und<br />

internationalen Ärzte- und Psychologenbeirat. So wurden<br />

Lichtanwendungen entwickelt, die Blutdruck und Herzfrequenz<br />

senken und die Stimmung heben. Der Besuch des Na-<br />

Alles anders,<br />

alles im Lot<br />

Outside | Als „Fitnessstudio für mentale<br />

Stärke“ bietet Anima Mentis ein umfassendes<br />

Programm zur Stärkung der<br />

inneren Ressourcen. Das medizinischwissenschaftliche<br />

Fundament<br />

liefert die <strong>Paracelsus</strong> Universität.<br />

Autorin: Sabine Ritzinger• Fotos: Julian Kocher<br />

Rundum-Paket für mentale Fitness:<br />

Hightech-Anwendungen<br />

und Virtual Reality ergänzen<br />

Seminare und Coachings.<br />

40<br />

paracelsus today 2 | 20


ture-360°-Kinos geht mit gesenktem Blutdruck, Pulsregulierung,<br />

Abnahme der Stresshormone und Steigerung des<br />

subjektiven Wohlbefindens einher; ähnliche Effekte bietet<br />

auch der Virtual Reality Raum, der in eine virtuell simulierte<br />

Naturumgebung mit optischen, akustischen und taktilen<br />

Sinnesreizen entführt. Der „Sinnes Raum“ ermöglicht durch<br />

individuell wählbare sensorische Reize die Stimulation einzelner<br />

Sinne oder multisensorische Stimulation.<br />

Unterhaltung mit Folgen. Die Geschichte von Anima Mentis<br />

begann in Südafrika, als Jürgen Osterbrink, Vorstand des Instituts<br />

für Pflegewissenschaft und -praxis der <strong>Paracelsus</strong><br />

Medizinischen Privatuniversität (PMU), zufällig auf Andreas<br />

Spechtler, vormals Präsident von Dolby International, traf.<br />

Die beiden kamen ins Gespräch – und auf die Idee für ein<br />

Start-up, die später in Wien auf offene Ohren stoßen sollte.<br />

Rudolf Öhlinger, als Gründer und ehemaliger Inhaber der<br />

SeneCura Kliniken- und Heimebetriebs-GmbH ein langjähriger<br />

Kooperationspartner Osterbrinks, gefiel die Vorstellung<br />

eines Unternehmens zur Stärkung mentaler Ressourcen<br />

auf medizinisch-wissenschaftlicher Basis. Damit war<br />

die Gründung einer Gesellschaft besiegelt und ging im Mai<br />

2017 über die Bühne. Zu PMU-Ehrensenator Öhlinger als Eigentümer<br />

der Anima Mentis-Gruppe und PMU-Vorstand<br />

Osterbrink als Chief Scientific Advisor gesellte sich bald<br />

PMU-Alumnus Peter Kirschner hinzu. Der „Mitarbeiter<br />

Nummer eins“ war zunächst Chief Product Officer und ist<br />

seit April 2020 Geschäftsführer von Anima Mentis.<br />

Vorbeugen statt Reparieren. „“Leider hat unsere Gesellschaft<br />

noch immer den Hang zum Reparieren, statt auf Prävention<br />

zu setzen“, erklärt Jürgen Osterbrink. In einem System<br />

mit dem Anspruch „Es geht noch immer mehr“ müsse<br />

man das Bewusstsein schärfen, dass die menschlichen Ressourcen<br />

auch Grenzen haben und gut eingeteilt gehören. Er<br />

habe viele Menschen erlebt, die an Burnout und Depression<br />

erkranken und nicht mehr so wie früher seien, wenn sie in<br />

den Alltag zurückkehren. Deshalb ist es ihm wichtig, „Kunden“<br />

zu begleiten und zu unterstützen, bevor sie zu Patienten<br />

werden – mit einer Kombination aus analogen und<br />

digitalen Methoden. Er erforscht mit seinem Team an der<br />

<strong>Paracelsus</strong> Universität den Wirksamkeitsnachweis der angewendeten<br />

Maßnahmen.<br />

Wissenschaft statt Esoterik. „Meine Aufgabe ist es, wissenschaftlich<br />

basierte Angebote zu kreieren und ins Digitale<br />

vorzudenken, darüber hinaus möchte ich in der Bevölkerung<br />

und bei Ärzten bewusstseinsbildend wirken“, ergänzt<br />

Peter Kirschner. Er versteht das Portfolio von Anima Mentis<br />

als Weiterentwicklung klassischer Unterstützungsangebote:<br />

„Wir wollen nicht nur mentale Krankheit verhindern, sondern<br />

mittels evidenzbasierter Angebote die Resilienz und<br />

das Körpergefühl von Menschen entwickeln und stärken –<br />

quasi einen ,roten Faden durchs Leben´ fernab der Esoterikecke“,<br />

betont der „leidenschaftliche Schulmediziner“. Neu<br />

ist die die Integration von Smartwatches, die Puls, Sauerstoffsättigung<br />

und Herzratenvariabilität der Kunden messen,<br />

und die neue „Academy“ mit einem vielfältigen Online-Angebot<br />

aus Seminaren, Coachings und Podcasts. Letztere<br />

war während des pandemiebedingten Lockdowns und<br />

der damit einhergehenden Schließung des Unternehmens<br />

mit Hochdruck ausgebaut worden.<br />

Ω<br />

„Wir sind davon überzeugt,<br />

dass wir die Lösung für ein<br />

relevantes Problem haben, das<br />

Menschen belastet und somit<br />

auch die ganze Gesellschaft –<br />

und auch die Volkswirtschaft.“<br />

Prof. Rudolf Öhlinger,<br />

Eigentümer der Anima Mentis-Gruppe<br />

paracelsus today 2 | 20<br />

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Die Win-win-win-Situation<br />

Die <strong>Paracelsus</strong> Universität gehört zu den Pionieren bei der Einrichtung der<br />

„universitären Lehrordinationen“<br />

in der Allgemeinmedizin.<br />

Point of View<br />

ist das Paradebeispiel einer Win-win-Situation. Als Lehrärztin<br />

kann ich mein Können und Wissen weitergeben, erhalte aber ebenso Wissens-Input<br />

durch Studierende. Wenn man das positive Feedback durch die Patienten hinzuzählt,<br />

kann sogar von einer Win-win-win-Situation gesprochen werden.“<br />

Learning by doing. Michaela Grafinger, Allgemeinmedizinerin in Elixhausen bei Salzburg,<br />

freut sich auf den kommenden cand. med. (candidatus medicinae) der <strong>Paracelsus</strong><br />

Universität in ihrer Lehrordination, der (oder die) vier Wochen lang den hausärztlichen<br />

Berufsalltag in all seinen Facetten – und vor allem die Vielfalt an Patienten – aktiv miterleben<br />

wird. Kleinkinder und Säuglinge, Erwachsene bis hin zu sehr alten Menschen<br />

mit unterschiedlichsten Erkrankungen und Symptomen, akut kranke Menschen, aber<br />

auch chronisch oder psychisch Kranke: nahezu alle Fachrichtungen der Medizin sind<br />

vertreten. „Die angehenden Medizinerinnen und Mediziner werden unter meiner Anleitung<br />

klassische Ordinationstätigkeiten ausüben, wie Lungenfunktionstests durchführen,<br />

EKGs anlegen, Verbände wechseln. Alles Tätigkeiten, die im Praxisalltag eine große Hilfe<br />

sind“, erklärt Grafinger.<br />

Autorin: Ilse Spadlinek • Foto: iStock<br />

Pionierleistung Lehrordinationen. Die Allgemeinmedizin hat seit der Gründung des Instituts<br />

für Allgemein-, Präventiv- und Familienmedizin der PMU 2006 einen hohen Stellenwert.<br />

Vorständin Maria Flamm kooperiert mit etwa 80 Lehrordinationen – großteils<br />

in Stadt und Land Salzburg – und setzt sich für einen möglichst frühen und durchgehenden<br />

Praxiskontakt der Studierenden ein. Schon im ersten Studienjahr gewinnen sie<br />

am Praktikumstag Einblick in die Hausärztliche Praxis, im 2. Studienjahr gibt es den<br />

„Klinischen Untersuchungskurs“ im Krankenhaus und in der Hausarztpraxis. Ein vierwöchiges<br />

Praktikum ist verpflichtend im Curriculum verankert, und zwar im 5. Studienjahr,<br />

dem so genannten „Klinisch-Praktischen Jahr“ (KPJ). Den Pionieren und Pionierinnen<br />

an der PMU, der Salzburger Gesellschaft für Allgemeinmedizin, der Ärztekammer<br />

und vor allem den Lehrärztinnen und -ärzten gebührt Dank, dass sich die „universitäre<br />

Lehrordination“ ihren festen Platz in der medizinischen Ausbildung gesichert hat und<br />

ständig weiterentwickelt wird.<br />

Gefragt, wie es allen Beteiligten – also der Lehrärztin, den jungen „Doctores“ und den<br />

Patienten – dabei geht, meint Michaela Grafinger: „Eine hausärztliche Praxis ist ja irgendwie<br />

auch ein familiärer Betrieb, daher fallen die Reaktionen auch dementsprechend<br />

aus: oft freundlich, zumeist neugierig und, wie in jeder Familie, gelegentlich skeptisch.<br />

Eine Situation, mit der man zeitlebens als Arzt oder Ärztin konfrontiert bleibt.“Ω<br />

42<br />

paracelsus today 2 | 20


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