Paracelsus Today
September 2020; Ausgabe II
September 2020; Ausgabe II
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DAS MAGAZIN DER PARACELSUS PRIVATUNIVERSITÄT FÜR SALZBURG UND NÜRNBERG<br />
PARACELSUS<br />
TODAY<br />
2<br />
September 2020<br />
Das Auge<br />
im Blick<br />
Noch nicht 30 Jahre, schon Fachärztin und eine eigene Praxis:<br />
die steile Karriere der Alumna Marie Dietrich<br />
CORONA-GESPRÄCH<br />
Wir sollen ohne Angst mit<br />
der Situation umgehen.<br />
PHARMAZIE IN SALZBURG<br />
Bachelor geschafft,<br />
Ziel ist der Master.
EDITORIAL<br />
eben lernen mit Corona“. So haben wir den Inhalt<br />
„Leines Round-Table-Gesprächs mit Expertinnen<br />
und Experten zum derzeit allgegenwärtigen Thema CO-<br />
VID-19-Pandemie im Titel zusammengefasst. Das Virus<br />
Covid-19 hinterlässt in unserer Gesellschaft ökonomische,<br />
psychische und politische Folgen. Darüber herrscht<br />
Einigkeit. Die <strong>Paracelsus</strong> Medizinische Privatuniversität<br />
(PMU) hat in den vergangenen Monaten in diesem Umfeld<br />
gearbeitet und den Blick stets nach vorne gerichtet.<br />
Die Bedeutung eines funktionierenden Gesundheitssystems<br />
ist offensichtlicher geworden, eine qualitätsvolle<br />
Ausbildung von motivierten jungen Menschen für ärztliche<br />
und pflegerische Berufe wohl unstrittig.<br />
Die PMU lebt diese Einstellung seit der Gründung<br />
und war in einigen Bereichen Vorreiter. Ein Beispiel: seit<br />
zehn Jahren bilden wir Bachelors für Pflege in einem<br />
Sicher sein im<br />
Tun und Handeln<br />
Online-Studium erfolgreich aus. In der Pharmazie haben<br />
die ersten Bachelor ihren Abschluss erreicht. Gratulation!<br />
Mit Stolz verfolgen wir die Entwicklungen von<br />
unseren Alumni. Redakteurin Sabine Ritzinger hat sich<br />
mit einer Fachärztin für Augenheilkunde getroffen und<br />
deren bisherige Laufbahn vom Aufnahmetest in Salzburg<br />
vor vielen Jahren bis zum heutigen Tag für Sie,<br />
werte Leserinnen und Leser in diesem Heft beschrieben.<br />
20 Jahre gibt es in Österreich mittlerweile Privatuniversitäten.<br />
Anlass für <strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong> mit PMU-Kanzler<br />
Michael Nake Rückschau zu halten, denn der Kluge<br />
lebt aus der Vergangenheit für die Zukunft. Klugheit<br />
kalkuliert den nächsten möglichen Schritt im Sinne des<br />
eigenen Interesses. Der Kluge bedenkt im Jetzt die Folgen<br />
seines Handelns. Die <strong>Paracelsus</strong> Universität wird<br />
weiterhin das Heft des Handelns in die Hand nehmen.<br />
Inhalt<br />
Viel Freude beim Lesen.<br />
Ihr Dr. Gottfried Stienen<br />
Chefredakteur<br />
34<br />
30<br />
Spotlight Rektor Wolfgang Sperl über die Gesundheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Roundtable Eine hochkarätige Gesprächsrunde diskutiert die Folgen der COVID-19-Pandemie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6<br />
Education Der Zeit voraus: Das Online-Studium der Pflegewissenschaft gibt es an der <strong>Paracelsus</strong> Universität seit zehn Jahren. .12<br />
Alumni Marie Dietrich entdeckte ihre Leidenschaft für die Augenheilkunde schon früh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16<br />
Research Kleine Bläschen im Inneren von Zellen tragen große Hoffnung von Forschern. Salzburg steht in der ersten Reihe. . . . 20<br />
FocusOn Sepsis, auch „Blutvergiftung“ genannt, ist eine unterschätzte Gefahr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24<br />
Inside Digitale Lehre hat in den Uni-Hörsälen Einzug gehalten. Weiterentwicklungen stehen an der <strong>Paracelsus</strong> Universität auf<br />
der Tagesordnung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
Outside Die PMU feiert ihre ersten Pharmazie-Bachelors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Update Privatuniversitäten gibt es in Österreich seit zehn Jahren. Reflexion und Vorschau vom Kanzler der PMU, Michael Nake. . 34<br />
Pointof View Universitäre Lehrordinationen sind das Paradebeispiel für eine Win-win-win-Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
paracelsus today 2 | 20<br />
3
SPOTLIGHT<br />
Impressum<br />
Autor: Gottfried Stienen • Foto: <strong>Paracelsus</strong> Uni<br />
Des Rektors Appell<br />
Die neuen Medizin- und Pharmaziestudierenden wurden mit<br />
einem Welcome Day an der <strong>Paracelsus</strong> Universität begrüßt.<br />
Im Jahreszyklus gibt es<br />
Tage, auf die man sich<br />
schon lange vorher<br />
freut. Die Vorfreude an<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
galt diesmal dem 31. August:<br />
ein von Aufregung und<br />
Geschäftigkeit geprägter Tag,<br />
an dem die neuen Studierenden<br />
der Humanmedizin und<br />
der Pharmazie offiziell mit einem<br />
gemeinsamen „Welcome<br />
Day“ begrüßt wurden.<br />
„Hybride“ Begrüßung. Aufgrund<br />
der COVID-19-Restriktionen<br />
– die PMU hat ein eigenes vierstufiges<br />
Corona-Ampelsystem mit ausgefeiltem Sicherheitskonzept<br />
– wurde auf eine Aufteilung<br />
in Gruppen in den Häusern C und D sowie<br />
genug Abständen zwischen den Sitzplätzen<br />
geachtet. Die Medizinstudierenden des<br />
Standorts Nürnberg waren via Tele-Meeting<br />
zugeschaltet. Die Studierenden der Pflegewissenschaft,<br />
der übrigen Studiengänge und<br />
Universitätslehrgänge sowie die Mitarbeitenden<br />
der Universität konnten ebenfalls online<br />
dabei sein.<br />
„Ihre Gesundheit und<br />
Ihre psychisch-seelische<br />
Zufriedenheit sind<br />
wichtig, um den hohen<br />
Anforderungen im<br />
Studium an der PMU<br />
gewachsen zu sein.“<br />
PMU-Rektor Univ.-Prof. Dr.<br />
Wolfgang Sperl<br />
in seiner Rede an die neuen<br />
Studierenden<br />
Auf Körper und Psyche achten. Sperl appellierte<br />
in seiner Ansprache an die „Neuen“, auf<br />
sich zu achten, gesund zu leben und zu bleiben.<br />
Gesundheit setze sich aus vier Faktoren<br />
zusammen: Genetik, Umwelt, Bewegung und<br />
Ernährung. Die Genetik wird uns mitgegeben,<br />
sei ergo nicht veränderbar.<br />
Den Faktor Umwelt präzisierte<br />
der Rektor folgendermaßen:<br />
Dazu gehörten der<br />
Wohnort und die Art und<br />
Weise, wie man wohnt, darüber<br />
hinaus aber auch die persönlichen<br />
Beziehungen im<br />
bio-psycho-sozialen Sinn. „Es<br />
ist sehr wesentlich, auf unsere<br />
psychisch-seelische Gesundheit<br />
zu achten. Dazu gehören<br />
gute Beziehungen zu<br />
Menschen und ein intaktes<br />
persönliches Umfeld“, ergänzte<br />
Sperl. In wissenschaftlichen<br />
Studien sei nachgewiesen worden,<br />
dass Babys ohne feste Beziehungen und Bezugspersonen<br />
sterben können. Auch wenn<br />
Findelkinder von verschiedenen Hebammen<br />
aufgezogen werden, sei dies der falsche oder<br />
zumindest ein risikoreicher Weg.<br />
Anforderungen ohne Überforderung. Energie<br />
erhalte der Mensch aus Nahrung – im Idealfall<br />
einer ausgewogenen; Bewegung schaffe Kraft.<br />
„Achten Sie auf die Kombination aus allen vier<br />
Faktoren, dann werden Sie die psychisch-seelische<br />
Zufriedenheit in einem guten Maß erreichen“,<br />
gab der Rektor den jungen Leuten mit.<br />
In Zeiten von COVID-19 sei dies eine sehr<br />
gute Grundlage, vor allem bei den hohen Anforderungen<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Uni an ihre Studierenden.<br />
Und Sperl riet zum Abschluss:<br />
„Überhitzen Sie Ihren Motor nicht!“ Ω<br />
<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong><br />
ist das Magazin der <strong>Paracelsus</strong><br />
Medizinischen Privatuniversität in<br />
Salzburg<br />
Auflage: 32.100 Stück<br />
Medieninhaber und Herausgeber:<br />
<strong>Paracelsus</strong> Medizinische Privatuniversität<br />
Salzburg - Privatstiftung,<br />
Strubergasse 21, 5020 Salzburg, Tel.<br />
+43 (0)662/24200, www.pmu.ac.at<br />
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Verleger: Schoba & Partner GmbH,<br />
Friaulweg 4, 8042 Graz, www.schoba.<br />
at, Geschäftsführerin: Mag. Eva<br />
Schoba<br />
Chefredakteur: Dr. Gottfried Stienen<br />
Chefin vom Dienst: Sabine Ritzinger<br />
Art-Direktion: Erich Schillinger<br />
Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe:<br />
Andreas Aichinger, Wolfgang Bauer,<br />
Mario Gimona, Dr. Maximilan Horetzky,<br />
Sabine Ritzinger, Ilse Spadlinek,<br />
Dr. Gottfried Stienen,<br />
Fotos: i-Stock, Alamy Stock Photo,<br />
Klinikum Nürnberg/Rudi Ott, Julian<br />
Kocher, <strong>Paracelsus</strong> Universität/Sabine<br />
Ritzinger, SALK, wild&team fotoagentur<br />
gmbH<br />
Coverfoto: SALK<br />
Hersteller: Walstead Leykam Druck<br />
GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21,<br />
7201 Neudörfl<br />
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4<br />
paracelsus today 2 | 20
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Leben lernen<br />
mit Corona<br />
Update | Die Pandemie hält uns in Atem. Reisebeschränkungen, Maskenpflicht und<br />
andere Regelungen werden wild diskutiert, der Blick in die Infektionsstatistik gehört<br />
bereits zum Alltag – wie in Zukunft auch das Virus, sagen Experten.<br />
6<br />
paracelsus today 2 | 20
D ie psychischen, ökonomischen<br />
und politischen Folgen der Krise<br />
werden immer deutlicher spürbar. Die<br />
Erforschung der medizinischen Nebenund<br />
Nachwirkungen von SARS-CoV-2,<br />
besser bekannt als „Coronavirus“, beginnt<br />
gerade. Der Countdown zu einem wirksamen<br />
Impfstoff oder Medikament läuft.<br />
Dennoch zeigt sich, dass wir wohl weiterhin<br />
mit COVID-19 leben werden, besser: leben<br />
lernen müssen. Eine Expertin und<br />
zwei Experten der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität (PMU), die in ihrem<br />
Fachgebiet auch unmittelbar mit den<br />
Folgen von Covid-19 befasst sind, standen<br />
in einem Round Table Rede und Antwort.<br />
Autorin: Ilse Spadlinek<br />
Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni/wildbild; iStock<br />
Dreifach-Expertise. Der Einladung an den<br />
Runden Tisch gefolgt waren Maria Flamm,<br />
Vorständin des Instituts für Allgemein-,<br />
Präventiv- und Familienmedizin und Leiterin<br />
des Zentrums für Public Health und<br />
Versorgungsforschung der PMU, und Leonhard<br />
Thun-Hohenstein, Vorstand der<br />
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
an der Christian-Doppler-Klinik.<br />
Auch Josef Niebauer, Leiter des Universitätsinstituts<br />
für präventive und rehabilitative<br />
Sportmedizin am Uniklinikum<br />
Salzburg, des Instituts für Sportmedizin<br />
des Landes Salzburg sowie des neuen Ludwig<br />
Boltzmann-Instituts für digitale Gesundheit<br />
und Prävention, hatte sich als Gesprächspartner<br />
eingefunden.<br />
An den Beginn sei ein Satz von Leonhard<br />
Thun-Hohenstein gestellt: „Es ist<br />
enorm wichtig, vor Corona nicht zu kapitulieren.<br />
Wir alle kennen mittlerweile die<br />
vernünftigen Vorsichtsmaßnahmen und<br />
müssen unser Leben entsprechend ein-<br />
Flamm: In unseren Breitengraden standen<br />
bislang eher chronische Erkrankungen im<br />
Fokus, aber Infektionskrankheiten waren<br />
immer schon ein Thema im Public Health-Bereich.<br />
Das vollkommen neue Virus<br />
hat darüber hinaus eine Vielzahl von Fragen<br />
aufgeworfen, und weltweit ist die Forschung<br />
gerade erst dabei, Antworten zu<br />
finden. Aktuell beschäftigen wir uns im<br />
Zentrum mit zwei Projekten: Wir haben<br />
über viele Wochen eine Erhebung zum<br />
Thema „Corona in der hausärztlichen Primärversorgung“<br />
durchgeführt, die wir<br />
jetzt auswerten und analysieren. Es geht<br />
um die Erfahrungen der Ärztinnen und<br />
Ärzte in ihren Ordinationen, und was wir<br />
daraus lernen können. Die allgemeinmedizinische<br />
Grundversorgung wird als erste<br />
Anlaufstelle verstärkt eingebunden sein<br />
müssen, denn im Herbst werden – abgesehen<br />
von allen anderen Krankheiten – bei<br />
der Diagnostik die ganz „normalen“ Erkältungskrankheiten<br />
und auch Influenza eine ><br />
richten, ohne alles aufzugeben und zuzusperren!“<br />
Der Klinikvorstand gehört zum<br />
Beraterstab der Task Force im Gesundheitsministerium,<br />
wo er den „psychischen<br />
Part“ vertritt. Er zeigt sich vom kollegialen<br />
und sachlichen Umgangston bei den Diskussionen<br />
dort sehr angetan, betont aber,<br />
dass „wir nicht entscheiden; wir versuchen<br />
nur, die Fragen des Ministers so gut und effizient<br />
wie möglich zu beantworten“. Die<br />
Entscheidung für konkrete Maßnahmen<br />
liege immer bei der Politik<br />
<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>: Welchen Stellenwert<br />
hatten eigentlich „Infektionskrankheiten“ im<br />
großen Bereich von Public Health bislang?<br />
paracelsus today 2 | 20<br />
7
entscheidende Rolle spielen. Die Hotline<br />
alleine ist ja nicht in der Lage, differentialdiagnostische<br />
Aspekte bei einem<br />
Patienten zu erkennen und zu berücksichtigen.<br />
´<br />
In einem anderen Projekt erstellen<br />
wir gemeinsam mit Partnern aus Salzburg<br />
und den USA wissenschaftliche<br />
Grundlagen zur kontrollierten gesundheitlichen<br />
Überwachung von Fußballprofis<br />
der österreichischen Fußball-<br />
Bundesliga, unter Berücksichtigung<br />
neuer Erkenntnisse der COVID-19-Risikofaktoren<br />
und -Präventionsmaßnahmen.<br />
Das hat auch Relevanz für andere<br />
Spitzensportarten, für den Schulund<br />
auch für den Breitensport.<br />
„Durch das Befolgen der<br />
strengen Maßnahmen<br />
sind andere Infektionskrankheiten<br />
eklatant zurückgegangen.<br />
Das sollte<br />
viel mehr kommuniziert<br />
werden.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Leonhard<br />
Thun-Hohenstein,<br />
Vorstand der Universitätsklinik<br />
für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
in Salzburg<br />
hungen im Ludwig Boltzmann-Institut.<br />
Das eigene Verhalten genau zu kennen,<br />
ist die Voraussetzung für gesundheitsfördernde<br />
Lebensstiländerungen<br />
– und dabei wollen wir mithilfe neuer<br />
digitaler Möglichkeiten nicht nur Patientinnen<br />
und Patienten unterstützen,<br />
sondern später auch die breitere Bevölkerung<br />
miteinbeziehen. Bei unseren<br />
„Open-Innovation-in-Science“-Studienansätzen<br />
(= offene Innovation in der<br />
Wissenschaft) sind Ärzte, Patienten<br />
und deren Umfeld aktiv mit eingebunden.<br />
Den Patienten können wir<br />
dann beispielsweise einen sicheren und<br />
benutzerfreundlichen digitalen „Gesundheitsassistenten“<br />
zur Seite stellen,<br />
der unter anderem daheim dabei hilft,<br />
den inneren Schweinehund zu überwinden.<br />
<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>: Wer gewöhnt sich<br />
eigentlich schneller und besser an veränderte<br />
Situationen: Kinder oder Erwachsene?<br />
Und kann man sich gegen psychische<br />
Belastungen wappnen?<br />
<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>: Hätten wir uns bisher<br />
stets gesund ernährt und genügend<br />
Sport betrieben, wären dann unsere Abwehrkräfte<br />
auch besser gegen das Sars-<br />
CoV-2-Virus gerüstet?<br />
Niebauer: Na, da müssen wir die Kirche<br />
im Dorf lassen. Es ist ja aus vielen<br />
Studien bekannt, dass gesunde Ernährung<br />
und genügend Bewegung sich auf<br />
die Gesundheit positiv auswirken.<br />
Doch hier haben wir es mit einem<br />
übermächtigen Gegner zu tun, der ganze<br />
Kohorten unterschiedlichster Menschen<br />
angreifen kann und von dem wir<br />
noch viel zu wenig wissen. Schön wär’s,<br />
wenn die Daten zu gesundem Lebensstil<br />
zur Abwehr hier ausreichen würden,<br />
das tun sie aber nicht. Aber natürlich<br />
ist ein gesunder Lebensstil als Prävention<br />
enorm wichtig; das zu<br />
erreichen ist auch Ziel unserer Bemü-<br />
Thun-Hohenstein: Kinder gewöhnen<br />
sich in dem Maße an veränderte Situationen,<br />
wie gut oder schlecht Erwachsene<br />
damit umgehen. Mich berührt es,<br />
wie sorgsam Kinder in den Schulen picobello<br />
Hände waschen, Masken tragen,<br />
Abstand halten. Und ich denke, wie<br />
„Die allgemeinmedizinische<br />
Grundversorgung<br />
muss als erste Anlaufstelle<br />
verstärkt eingebunden<br />
sein. Sie ist in der Lage,<br />
differentialdiagnostische<br />
Aspekte bei einem Patienten<br />
schön es wäre, würden sich alle Erwachsenen<br />
auch daran halten. Je klarer<br />
Richtlinien und Regeln sind, desto eher<br />
können sich Kinder diese aneignen und<br />
daran gewöhnen. Das gilt übrigens<br />
auch für Erwachsene: Auch wir sind<br />
dankbar für klare Anweisungen, die<br />
zu erkennen und zu<br />
wir verstehen und akzeptieren können.<br />
Diesbezüglich sind wir jetzt in einer<br />
berücksichtigen.“<br />
eher diffusen Phase, in der es schwierig<br />
Univ.-Prof. Dr. Maria Flamm,<br />
ist, sich zu orientieren. Und daher haben<br />
wir jetzt – sagen wir: diese allge-<br />
Vorständin des Instituts für Allgemein-,<br />
Familien- und Präventivmedizin<br />
der PMU,<br />
Leiterin des Zentrums für Public<br />
Health und Versorgungsforschung<br />
meine Unruhe und Ungewissheit. Wer<br />
sich in sicheren Strukturen befindet<br />
oder diese durch motivierende Tätig- ><br />
8<br />
paracelsus today 2 | 20
keiten wie Sport, Malen oder Lesen aktivieren<br />
kann, ist auch besser gegen<br />
psychische Belastungen gewappnet.<br />
Wenn aber Arbeitsstrukturen und in<br />
deren Folge Motivation, Anerkennung<br />
und soziale Kontakte wegfallen, ist das<br />
ein großer Risikofaktor für eine psychische<br />
Erkrankung. Das Problem der Arbeitslosigkeit<br />
ist also von der Politik<br />
ganz besonders im Auge zu behalten.<br />
<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>. Das Thema Angst<br />
wird im Zusammenhang mit den Maßnahmen<br />
sehr kritisch diskutiert. Aber<br />
kann die Furcht vor einer konkreten Erkrankung,<br />
sozusagen als Schwester der<br />
Vorsicht, nicht auch ein geeigneter Motor<br />
für mehr Eigenverantwortung sein?<br />
Thun-Hohenstein: Natürlich, das haben<br />
wir ja zu Beginn des Lockdowns gesehen,<br />
als die Angst vor COVID-19 groß<br />
war. Jetzt, wo die Gefahr immer noch<br />
groß, aber die Angst davor weniger geworden<br />
ist, wächst die Sorglosigkeit. Es<br />
wird also in Zukunft darum gehen, die<br />
Balance zu finden, ohne übermäßige<br />
Angst vernünftig mit der Situation umzugehen.<br />
Tatsache ist, dass Menschen<br />
mit psychischen Vorerkrankungen<br />
und traumatischen Lebenserfahrungen<br />
mit deutlich erhöhten Angstzuständen<br />
auf die Corona-Krise reagieren.<br />
Wir müssen alles daransetzen, dass<br />
es zu keiner zweiten Welle kommt –<br />
und das ist ein vernünftiger Mix aus<br />
Regeln und Eigenverantwortung. Das<br />
Problem ist, dass viele keine reale Gefahr<br />
erkennen, denn das Virus ist kein<br />
sichtbarer Feind; man riecht es nicht,<br />
„Das eigene Verhalten<br />
genau zu kennen, ist die<br />
Voraussetzung für gesundheitsfördernde<br />
Lebensstiländerungen.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Dr. Josef Niebauer,<br />
Vorstand des Universitätsinstituts<br />
für präventive und rehabilitative<br />
Sportmedizin in Salzburg und des<br />
Instituts für Sportmedizin des<br />
Landes Salzburg<br />
Maria Flamm, Leonhard Thun-<br />
Hohenstein und Josef Niebauer im<br />
Gespräch mit Ilse Spadlinek<br />
man hört es nicht. Was man viel zu wenig<br />
hört, ist, dass durch das Befolgen<br />
der strengen Maßnahmen andere Infektionskrankheiten<br />
eklatant zurückgegangen<br />
sind. Das sollte viel mehr<br />
kommuniziert werden, das Wissen darum<br />
könnte die Glaubwürdigkeit vernünftiger<br />
Maßnahmen wesentlich stärken.<br />
Niebauer: Wir sollten auch an andere<br />
Länder denken, in denen man gelernt<br />
hat, mit ansteckenden Krankheiten<br />
umzugehen. Es gibt beispielsweise Gegenden,<br />
wo so gut wie jeder behandelnde<br />
Arzt schon mal das Dengue-Fieber<br />
gehabt und überstanden hat. Das kann<br />
man sich bei uns gar nicht vorstellen.<br />
Hierzulande hofft man auf einen geeigneten<br />
Impfstoff, der möglichst rasch<br />
daherkommen soll, verlässt sich auf ein<br />
wirksames Medikament. Aber man<br />
sollte sich darauf einstellen, dass dies<br />
nicht morgen oder übermorgen der<br />
Fall sein wird, dass Leben ohne Risiko<br />
auch hierzulande so schnell nicht möglich<br />
ist – und dass bestimmte Maßnahmen<br />
von der ganzen Gesellschaft mitgetragen<br />
werden müssen.<br />
Flamm: Ich möchte hier die Ottawa-<br />
ECharta der WHO zitieren: „Gesundheit<br />
entsteht dadurch, dass man sich um<br />
sich selbst und für andere sorgt, dass<br />
man in der Lage ist, selbst Entscheidungen<br />
zu fällen und die Kontrolle über die<br />
eigenen Lebensumstände auszuüben<br />
sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in<br />
der man lebt, Bedingungen herstellt,<br />
die all ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen.“<br />
Es gilt, dies alles zu verbinden<br />
und besonders jetzt den richtigen<br />
Weg für den weiteren Verlauf zu finden.<br />
Arbeitslosigkeit, Bildung, Schule, soziale<br />
Kontakte – alles wirkt sich auf die Gesundheit<br />
der Bevölkerung aus – es geht<br />
um die Gesamtsicht und nicht ausschließlich<br />
um die Infektionsgefahr<br />
durch COVID-19.<br />
Ω<br />
10<br />
paracelsus today 2 | 20
Plastikfrei<br />
einkaufen<br />
Noch ist es viel zu oft im Haushalt<br />
zu finden: Plastik. Dabei ist es gar<br />
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COMEBACK DES SEIFEN-<br />
STÜCKS<br />
Die Seife im Karton avanciert<br />
zum Kultprodukt und hat ein<br />
weiteres Plus: Die neue Generation<br />
ist dank reichhaltiger Öle<br />
sanft zur Haut – wie die Pflanzen-Ölseife<br />
mit Bio-Verveine von<br />
alverde: Die Haut wird regeneriert<br />
und vor dem Austrocknen<br />
geschützt.<br />
UMWELTFREUNDLICHE<br />
STÄBCHEN<br />
Papier statt Plastik – auch beim<br />
Entfernen von Schminkpatzern.<br />
Der Schaft der Wattestäbchen<br />
von ebelin ist nicht nur umweltfreundlich,<br />
sondern auch stabil.<br />
Die Baumwolle ist besonders<br />
weich und reinigt sanft.<br />
EINMAL NACHFÜLLEN BITTE!<br />
In insgesamt 28 dm Filialen in Österreich<br />
gibt es Abfüllstationen, an<br />
denen Kunden zwei Bio-Waschmittel<br />
und zwei Bio-Geschirrspülmittel von<br />
Planet Pure abzapfen können. Ganz<br />
ohne Plastik geht es nicht: Das passende<br />
Leergebinde wird einmalig<br />
gekauft, kann dann aber nahezu unbegrenzt<br />
wiederverwendet werden.<br />
Pro Nachfüllung werden so bis zu 70<br />
Prozent Plastikmüll eingespart.<br />
BIS ZU<br />
70%<br />
PLASTIKMÜLL<br />
EINSPAREN<br />
HOLZ AUF DEN ZÄHNEN<br />
Die vegane Holzzahnbürste besteht<br />
aus FSC-zertifiziertem Holz aus<br />
nachhaltig bewirtschafteten Wäldern<br />
in der Schweiz. Die Borsten sind aus<br />
bis zu 100 Prozent biologischen und<br />
nachwachsenden Rohstoffen auf Basis<br />
von Rizinusöl. Die umweltfreundliche<br />
Verpackung besteht aus Kraftkarton<br />
und ist recycelbar.
2020<br />
ist das Jahr,<br />
in dem die<br />
Welt lernen<br />
musste, in großem Stil online zu leben<br />
und zu arbeiten. Online-Veranstaltungen<br />
aller Art und Remote-Arbeit entwickelten<br />
sich angesichts der Corona-Krise<br />
endgültig zu unverzichtbaren Werkzeugen.<br />
Auch in Forschung und Lehre<br />
war das nicht anders. Doch was zuletzt<br />
in vielen Fällen aus der Not geboren<br />
wurde, hatte die <strong>Paracelsus</strong> Medizinische<br />
Privatuniversität in Salzburg<br />
schon viel früher aus visionärer Überzeugung<br />
ins Leben gerufen. Und schon<br />
vor mehr als einem Jahrzehnt klar die<br />
Vorteile eines Online-Studiums erkannt.<br />
Vor allem dessen maximale Flexibilität.<br />
Letztlich wurde 2010 das Jahr,<br />
in dem das erste Online-Studium tatsächlich<br />
an den Start gehen konnte.<br />
Noch viel wichtiger als die Pioniertat<br />
an sich ist jedoch: Zum zehnten Geburtstag<br />
des Studiums „Pflegewissenschaft<br />
Online“ kann eine rundum positive<br />
Bilanz gezogen werden:<br />
Kompatibel mit Beruf und Familie.<br />
„Berufsbegleitend und von zu Hause aus<br />
Pflegewissenschaft studieren: 2010<br />
setzt die <strong>Paracelsus</strong> Universität den<br />
nächsten Schritt in Richtung Zukunft.“<br />
Das war 2009 in <strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong> zu<br />
lesen. Die tatsächlichen Anwesenheitszeiten<br />
am Universitätsstandort Salzburg<br />
beschränkten sich von Beginn an<br />
auf lediglich eine Woche pro Studienjahr.<br />
Und tatsächlich war die Möglichkeit,<br />
mit individueller Zeiteinteilung<br />
studieren zu können, gerade für Studierende<br />
der Pflegewissenschaft – die oftmals<br />
längst in der Pflegepraxis beruflich<br />
tätig waren und sind – ein gewichtiges<br />
Argument. Und dennoch war der<br />
ehrgeizige Plan des Teams rund um Institutsvorstand<br />
Jürgen Osterbrink, der<br />
für die strategische Konzeptionierung<br />
des Studiums verantwortlich gewesen<br />
war, natürlich auch ein Wagnis. Doch<br />
Der Zeit<br />
voraus<br />
Education | Das Online-<br />
Studium Pflegewissenschaft<br />
feiert seinen<br />
zehnten Geburtstag.<br />
Die visionäre Pionierleistung<br />
mit interaktiven<br />
virtuellen Hörsälen hat<br />
nicht nur in Corona-<br />
Zeiten reichlich<br />
Früchte getragen.<br />
Autor: Andreas Aichinger<br />
Fotos: PMU/wildbild<br />
Das Studium bietet zeitlich<br />
flexibles Studieren in dialogorientierten<br />
Hörsälen mit<br />
Tutorenbetreuung sowie<br />
interaktiven und vertonten<br />
Lerninhalten.<br />
wer wagt, gewinnt: Bis heute konnten<br />
175 Absolventinnen und Absolventen<br />
den akademischen Grad des Bachelors<br />
(Masters) of Science in Nursing in Rahmen<br />
des innovativen Online-Studiums<br />
erwerben. Eine von ihnen ist die Gesundheits-<br />
und Krankenpflegerin Uta<br />
Hansen.<br />
Schlaganfall: Therorie & Praxis. Im<br />
vergangenen März hat die Flensburgerin,<br />
die seit 2004 im Diakonissenkrankenhaus<br />
ihrer Heimatstadt tätig ist, zudem<br />
auch noch das Masterstudium erfolgreich<br />
abgeschlossen. Hansens Fazit:<br />
„Das zeitlich flexible Online-Studium<br />
hat es mir ermöglicht, das Studium der<br />
Pflegewissenschaft neben meiner Berufstätigkeit<br />
zu absolvieren“. Das im<br />
Studium erworbene Wissen kann die<br />
Pflegewissenschafterin, die seit 2007<br />
auf der neurologischen Station mit integrierter<br />
Stroke Unit arbeitet und<br />
2019 die pflegerische Bereichsleitung<br />
übernommen hat, jetzt in der Praxis<br />
12<br />
paracelsus today 2 | 20
umsetzen. Und zwar in Form einer Mitarbeit<br />
an einer multizentrischen Studie<br />
zum Thema Delir (Anm.: Zustand geistiger<br />
Verwirrung) nach einem Schlaganfall.<br />
Konkret untersucht Hansen dabei<br />
den Effekt der Implementierung eines<br />
Delir-Managements auf der Stroke<br />
Unit auf die Delir-Schwere bei Schlaganfall-Patienten.<br />
Dass selbst in einem<br />
Online-Studium noch mehr online notwendig<br />
werden kann als erwartet, verrät<br />
die Absolventin dann auch noch:<br />
Interaktiv und dialogorientiert. „Mein<br />
persönliches Highlight war die corona-<br />
bedingt improvisierte Prüfung aus dem<br />
Hotelzimmer. Diese pragmatische Lösung<br />
hat es uns ermöglicht, noch unmittelbar<br />
vor dem Lockdown unseren<br />
Abschluss zu erwerben.“ Aktuell sind<br />
übrigens rund 200 Studierende in den<br />
„Das zeitlich flexible Onlinestudium<br />
hat es mir ermöglicht,<br />
das Studium der<br />
Pflegewissenschaft neben<br />
meiner Berufstätigkeit zu<br />
absolvieren.“<br />
Absolventin Uta Hansen<br />
Das Online-Studium Pflegewissenschaft<br />
wurde bereits mehrfach ausgezeichnet,<br />
unter anderem freute sich<br />
das Team 2012 über den Förderpreis<br />
der Stadt Salzburg für Wissenschaft<br />
und Forschung.<br />
Studiengang eingeschrieben. Alexander<br />
Kraus, Studiengangsleiter des Bachelorstudiums<br />
Pflegewissenschaft<br />
Online, kann somit ebenfalls eine positive<br />
Bilanz ziehen: „Seit zehn Jahren<br />
läuft das Studium nun äußerst erfolgreich,<br />
das Konzept des Online-Studiums<br />
hat sich bewährt.“ Apropos Konzept:<br />
Zu den besonderen Markenzeichen<br />
des Studiums gehören die<br />
virtuellen Hörsäle mit maximal sechs<br />
Studierenden, die wie selbstverständlich<br />
in den Alltag von Lernenden und<br />
Lehrenden eingebettet sind. Vieles geschieht<br />
„live“ und dialogorientiert, statisch<br />
vermittelte Inhalte hingegen machen<br />
nur einen kleinen Anteil aus. Neben<br />
interaktiven und vertonten<br />
Lernprogrammen gibt es spezielle Prüfungssysteme,<br />
Web-Conferencing und<br />
ein zielgruppenspezifisches Online-Tutoring.<br />
Vielfach ausgezeichnet. Bereits 2011<br />
war der Online-Studiengang mit seiner<br />
topmodernen Umsetzung mit dem „Comenius-Award“<br />
der wissenschaftlichen<br />
Fachgesellschaft für digitale Medien,<br />
Mediendidaktik und Bildungstechnologie<br />
(GPI) ausgezeichnet<br />
worden. 2012 wurde auch noch das<br />
Projektteam um Jürgen Osterbrink,<br />
den ersten Studiengangsleiter Andre<br />
Ewers und eLearning-Expertin Sabine<br />
Revers mit dem Förderpreis der Stadt<br />
Salzburg für Wissenschaft und Forschung<br />
geehrt. Doch zurück in die Gegenwart.<br />
Was sind denn aus der Sicht<br />
von Studiengangsleiter Alexander<br />
Kraus die erfreulichsten Aspekte des<br />
Studiums? „Das sind die Berichte der<br />
Studierenden, die bereits während des<br />
Studiums sehr häufig von einem erfolgreichen<br />
Transfer der Lerninhalte in<br />
den pflegerischen Alltag erzählen.“<br />
Perfekte Symbiose. Auch nach dem<br />
Abschluss würden die meisten Absolventinnen<br />
und Absolventen in der direkten<br />
pflegerischen Versorgung aktiv<br />
bleiben und dort die Verbindung mit<br />
Aufgaben der Pflegewissenschaft und<br />
-forschung herstellen. Alexander Kraus:<br />
„Der Name des Instituts ist hier also<br />
wirklich zum Leitsatz des Studiums geworden:<br />
die Studierenden erlangen die<br />
essenziellen Kompetenzen der Pflegewissenschaft<br />
für den Einsatz in der Praxis<br />
der pflegerischen Versorgung der<br />
Menschen.“ Detail am Rande: „Aufgrund<br />
dieses Erfolges ist inzwischen<br />
ein weiteres Angebot in diesem Format<br />
etabliert, das Masterstudium Public<br />
Health Online.“ Zuletzt hat das Institut<br />
für Pflegewissenschaft und -praxis<br />
auch ein Stipendium zu Ehren einer besonderen<br />
Frau ausgelobt: Florence<br />
Nightingale, deren Geburtstag sich dieses<br />
Jahr zum 200. Mal gejährt hat. Gerade<br />
Nightingale hat die Verbindung<br />
von Wissenschaft und Praxis in der<br />
Pflege nämlich perfekt vorgelebt. Nur<br />
halt ohne Internet.<br />
Ω<br />
Infos: www.pmu.ac.at/onlinestudium<br />
paracelsus today 2 | 20<br />
13
mentöse Therapie und es ist fasziniecirca<br />
300 Arzneistoffe erfolgt in 25<br />
Vorlesungen und 50 E-Learningeinheiten.<br />
„Dabei steht nicht das Auswendiglernen<br />
von Beipackzetteln im Fokus. Die<br />
Studierenden sollen zunächst die pathophysiologischen<br />
Grundlagen verstehen,<br />
um die pharmakologischen Angriffspunkte<br />
der verschiedenen Arzneistoffgruppen<br />
ableiten zu können“, betont der<br />
Pharmakologie-Professor.<br />
Die Info-Broker<br />
Education | Die Wirkstoffliste PMU300.at liefert den<br />
Studierenden der <strong>Paracelsus</strong> Universität praxisnahes<br />
und evidenzbasiertes Wissen über die wichtigsten<br />
Arzneistoffe. Ihre studentischen Editoren sind die<br />
„Pharmakologie“-Taskforce der Lehre.<br />
Autorin: Sabine Ritzinger • Foto: <strong>Paracelsus</strong> Uni<br />
Mit dem neuen Vorstand<br />
des Instituts<br />
für Pharmakologie<br />
und Toxikologie, Antonio<br />
Sarikas, zog<br />
2019 in der Lehre an der <strong>Paracelsus</strong><br />
Medizinischen Privatuniversität (PMU)<br />
auch eine besonders praxisnahe und<br />
evidenzbasierte Ausbildung über Arzneistoffe<br />
ein. Mit der Wirkstoffliste<br />
PMU300.at lernen die Studierenden<br />
der Medizin und der Pharmazie die<br />
300 wichtigsten Arzneistoffe und deren<br />
pharmakologische Eigenschaften,<br />
vom Wirkmechanismus von Acetylsalicylsäure<br />
bis zur Wirkdauer des<br />
Schlafmittels Zopiclon. „Die meisten<br />
Erkrankungen erfordern eine medika-<br />
rend zu sehen, wie viel man mit Arzneistoffen<br />
bewirken kann. Deshalb sollte<br />
die Vermittlung des Wissens über Arzneistoffe<br />
besonders praxisnah und evidenzbasiert<br />
sein“, erklärt Sarikas.<br />
„Grundkanon“ der Pharmakologie.<br />
Grundlage für die Lehre bildet die Positivliste<br />
PMU300.at, die sich unter anderem<br />
an der „WHO List of Essential<br />
Medicines“, dem Arzneimittelverordnungsreport<br />
sowie aktuellen Leitlinien-<br />
empfehlungen medizinischer Fachgesellschaften<br />
orientiert. Die PMU300-<br />
Liste wird jährlich des gemäß aktuellem<br />
Forschungsstands und in Abstimmung<br />
mit den klinischen Kolleginnen<br />
und Kollegen am Uniklinikum Salzburg<br />
aktualisiert. Die Besprechung der<br />
Interprofessioneller Ansatz. Im nächsten<br />
Schritt beschäftigen sich die Studierenden<br />
mit den pharmakokinetischen<br />
und -dynamischen Details der Wirkstoffe,<br />
beispielsweise deren Biotransformation,<br />
Elimination oder unerwünschten<br />
Arzneimittelwirkungen<br />
und Kontraindikationen. Da diese Liste<br />
den pharmakologischen Grundkanon<br />
sowohl für Studierende der Medizin als<br />
auch der Pharmazie darstellt, bietet sie<br />
die Basis für eine interprofessionelle<br />
Zusammenarbeit. Die Studierenden<br />
beider Disziplinen werden ab dem Studienjahr<br />
2021/22 in einer gemeinsamen<br />
Lehrveranstaltung Pharmakologie<br />
zusammengeführt, was die fachliche<br />
Expertise und gegenseitige<br />
Wertschätzung beider Gruppen fördern<br />
sollte.<br />
PMU300 Section Editoren. Eine Besonderheit<br />
der Pharmakologieausbildung<br />
in Salzburg ist die aktive Mitarbeit von<br />
Studierenden an der Redaktion der<br />
PMU300-Liste und somit den Lehrinhalten<br />
in Pharmakologie. Voraussetzung<br />
für die Ernennung zum Section<br />
Editor ist die Note 1 und > 90. Perzentile<br />
in der Pharmakologieprüfung. Derzeit<br />
besteht das PMU300-Editorenteam<br />
aus drei Medizin- und zwei Pharmaziestudierenden.<br />
Zusammen mit den Dozentinnen<br />
und Dozenten des Instituts<br />
für Pharmakologie und Toxikologie<br />
sind sie für die inhaltliche Überarbeitung<br />
und Redaktion von Teilbereichen<br />
der PMU300-Liste verantwortlich. Ω<br />
14<br />
paracelsus today 2 | 20
GEMEINSAM FÜR<br />
TIERGESUNDHEIT<br />
Das Wohl unserer Kühe ist uns und<br />
unseren Bauern ein ganz besonderes<br />
Anliegen. Regelmäßige Gesundheits-<br />
Checks, bestes Futter und frisches<br />
Wasser sind Teil unserer einzigartigen<br />
Tiergesundheitsinitiative.<br />
milch.com/tiergesundheit
Der Interviewtermin an der <strong>Paracelsus</strong><br />
Medizinischen Privatuniversität<br />
(PMU) findet nach einem<br />
langen Tag zwischen Ambulanzdienst,<br />
Operationen und Patientenbetreuung<br />
statt: Und dennoch erscheint Marie<br />
Dietrich strahlend und in sich ruhend,<br />
nimmt sich Zeit für das Gespräch, erzählt mit<br />
Begeisterung von ihrer Arbeit am Universitätsklinikum<br />
Salzburg und ihren Zukunftsplänen.<br />
Sprung in die Selbstständigkeit. Die Absolventin<br />
des Medizinstudiums an der PMU hat vor<br />
kurzem die letzte Prüfung ihrer Ausbildung zur<br />
Fachärztin für Augenheilkunde bestanden, die<br />
sie an der Universitätsklinik für Augenheilkunde<br />
und Optometrie in Salzburg absolviert hatte. Und<br />
nun ist Marie Dietrich (wortwörtlich) auf dem<br />
Weg zum nächsten Karriereschritt. Ein paar Tage<br />
nach dem Gespräch wird sie Salzburg verlassen:<br />
und zwar in Richtung Spittal an der Drau in<br />
Kärnten – mit einem konkreten Vorhaben. „Sobald<br />
ich geeignete Räumlichkeiten gefunden<br />
habe, möchte ich in meiner Heimatstadt eine eigene<br />
Facharztpraxis für Augenheilkunde eröffnen<br />
und schnellstmöglich einen Kassenvertrag<br />
erhalten“, erzählt die junge Medizinerin. Zur<br />
Freude über die künftige Herausforderung gesellt<br />
sich ein wenig Wehmut: Der Abschied von<br />
der Augenklinik in Salzburg, dem Team und ihrer<br />
Arbeit fällt Marie Dietrich nicht leicht.<br />
Vom Zauber des<br />
Augenblicks<br />
Alumni | PMU-Alumna Marie Dietrich ist noch<br />
keine 30 Jahre alt, bereits Fachärztin und schon<br />
auf dem Sprung in die eigene Praxis. Ihre<br />
Leidenschaft für die Augenheilkunde entdeckte<br />
sie schon früh im Medizinstudium.<br />
Autorin: Sabine Ritzinger • Fotos: SALK; privat<br />
Gelebter Mädchentraum. Die Liebe zur Medizin<br />
hatte Marie Dietrich schon früh entdeckt:<br />
Ihr Vater arbeitet als Zahnarzt, ihre Mutter hilft<br />
in dessen Ordination mit und ihr Onkel ist Vorstand<br />
der Inneren Medizin am Krankenhaus<br />
Spittal an der Drau. „Mein Mädchentraum, Ärztin<br />
zu werden, hatte sich mit den Jahren zu einem<br />
konkreten Wunsch entwickelt“, erinnert<br />
sie sich. Also bewarb sie sich nach der Matura<br />
an der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität<br />
in Salzburg – und landete nach bestandenem<br />
Aufnahmeverfahren vor einem der Interviewgremien,<br />
welche die Kandidatinnen und<br />
Kandidaten schlussendlich auswählen. Dass ihr<br />
späterer Chef, der Vorstand der Uniklinik für<br />
Augenheilkunde und Optometrie Herbert Reitsamer,<br />
unter ihren Interviewern saß, ist eine<br />
Marie Dietrich liebt ihren Beruf und wird in Kürze eine<br />
eigene Facharztpraxis für Augenheilkunde eröffnen.<br />
16<br />
paracelsus today 2 | 20
eiderseits gern erzählte Anekdote. „Marie<br />
wirkte sehr bescheiden. Aber im Hearing wurde<br />
mir schnell klar, dass sie neben den guten<br />
Noten auch viel Sportsgeist und eine enorme<br />
Zielstrebigkeit besitzt: diese Kombination ist<br />
fast wie ein Lottosechser“, erzählt Herbert Reitsamer<br />
(siehe auch Seite 16 f.).<br />
Fachliches Multitalent. Maries Interesse für die<br />
Augenheilkunde entstand schon früh im Studium<br />
in den einschlägigen Vorlesungen. Durch<br />
den engen Kontakt der Lehrenden des Universitätsklinikums<br />
Salzburg zu den Studierenden<br />
könnten diese die Liebe zu ihrem Fach leichter<br />
rüberbringen, sagt die Kärntnerin. Sie nutzte<br />
die Möglichkeit, schon während des Studiums<br />
im Team von Primar Reitsamer an der Augenklinik<br />
mitzuarbeiten. Daher war es naheliegend,<br />
dass sie ihr Forschungstrimester im vierten<br />
Studienjahr ebendort absolvierte. Bereits zwei<br />
Wochen nach ihrer Promotion 2014 startete die<br />
frisch gebackene „Dr. med. univ.“ ihre Facharztausbildung<br />
in Augenheilkunde an der Salzburger<br />
Uniklinik. „Das Auge ist ein kleines Organ<br />
mit vielen Krankheitsbildern, die Augenheilkunde<br />
ein extrem ästhetisches Fach mit vielen<br />
Möglichkeiten“, schwärmt die 29-Jährige<br />
von ihrem Fachgebiet. Von der Mikrochirurgie<br />
über die Forschung bis zur Patientenberatung,<br />
-betreuung und -nachbetreuung: Die angehende<br />
Fachärztin machte sich in allen Bereichen gut.<br />
Rasche Spezialisierung. Die begabte Medizinerin<br />
und Chirurgin spezialisierte sich auf Hornhaut-<br />
und Refraktive Chirurgie, arbeitete bis<br />
zuletzt in der Hornhautsprechstunde, in der Refraktiven<br />
Beratungsstelle und als stellvertretende<br />
Leiterin in der Hornhautbank für Transplantationen.<br />
Ihre erste Operation führte sie – mit der<br />
erfahrenen Fachärztin Sarah Moussa an ihrer<br />
Seite – bereits im zweiten Ausbildungsjahr<br />
durch. „Für die Mikrochirurgie braucht man eine<br />
feine Hand. Es ist aufregend, am Auge zu arbeiten,<br />
und erfreulich, dass man bei Laser- und<br />
Linsenoperationen bereits einen Tag später Erfolge<br />
an den (erfreuten) Patienten sieht“, erklärt<br />
Marie Dietrich. Da sie in der eigenen Facharztpraxis<br />
keine Operationen anbieten wird, werde<br />
sie das Operieren schon ein wenig vermissen,<br />
„Man feiert und<br />
weint zusammen,<br />
übersteht<br />
miteinander<br />
die Prüfungen,<br />
teilt wirklich<br />
alles – das<br />
verbindet.“<br />
Dr. Marie Dietrich<br />
Das Medizinstudium<br />
brachte Freundschaften<br />
fürs Leben:<br />
Marie Dietrich mit ihren<br />
Freundinnen Carmen<br />
Portenkirchner<br />
und Nora Frick. Die<br />
Dritte im Bunde, Alumna<br />
Andrea Peitler, fehlt<br />
auf diesem Foto.<br />
mehr jedoch „den Chef und die Kolleginnen und<br />
Kollegen, mit denen ich gerne, viel und gut zusammenarbeitete<br />
und von denen ich viel lernen<br />
konnte“.<br />
Apropos vermissen ... Der Hauptgrund für ihre<br />
Rückkehr nach Kärnten hat einen Namen:<br />
Lucas, den sie „beinahe ewig“ kennt und seit sieben<br />
Jahren zum Partner hat. Dieser kehrt nach<br />
längeren Aufenthalten im Ausland und in Wien<br />
nach Spittal zurück und steigt in das Familienunternehmen<br />
ein – also ein guter Zeitpunkt, um<br />
die Fern- in eine Nahbeziehung zu verwandeln.<br />
Ihre Kündigung an der Augenklinik wurde von<br />
Vorstand Herbert Reitsamer zwar verständnisvoll,<br />
aber dennoch etwas betrübt aufgenommen.<br />
Schließlich verliert seine Klinik eine hervorragende<br />
Spezialistin, die „nicht nur die Technik,<br />
sondern auch den Umgang mit den<br />
Patienten mit viel Gespür, einer unendlichen<br />
Freundlichkeit, aber auch großer Bestimmtheit<br />
beherrscht“, streut ihr der langjährige Mentor<br />
und Vorgesetzte Rosen. Er erwartet sich in ihr<br />
für die Zukunft eine „super Verbündete und<br />
kompetente Zuweiserin in der Peripherie“.<br />
Weniger Pendeln, mehr Zeit. Neben ihrer neuen<br />
Tätigkeit als niedergelassene Fachärztin<br />
plant die Medizinerin, ihre etwas vernachlässigten<br />
Hobbies Yoga, Laufen und Bergwandern<br />
wieder zu intensivieren. Vielleicht bleibt ja<br />
auch etwas mehr Zeit für Freundschaften,<br />
wenn das Pendeln zwischen Salzburg und<br />
Kärnten aufhört. Auch wenn ihre besten Freundinnen<br />
durch ihre Wohnsitze in Berlin und Zürich<br />
nicht gerade schnell verfügbar seien: Mit<br />
ihren Studienkolleginnen aus PMU-Zeiten,<br />
Nora Frick, Carmen Portenkirchner und Andrea<br />
Peitler, habe sie Freundschaften fürs Leben geknüpft,<br />
erzählt Marie Dietrich.<br />
„Man feiert und weint<br />
zusammen, übersteht miteinander<br />
die Prüfungen,<br />
teilt wirklich alles – das<br />
verbindet.“ Und auch wenn<br />
das Medizinstudium extrem<br />
anspruchsvoll war:<br />
„Der Spaß ist nie zu kurz gekommen.“<br />
<br />
Ω<br />
paracelsus today 2 | 20<br />
17
Talenteschmiede<br />
Uniklinikum<br />
Education | Angehende Fachärzte wie Marie Dietrich seien<br />
„wie ein Lottosechser“, sagt Herbert Reitsamer. Der Vorstand<br />
der Uniklinik für Augenheilkunde und Optometrie in Salzburg<br />
erklärt gemeinsam mit der jungen Medizinerin, was<br />
eine gute Facharztausbildung und gute Ärzte ausmacht.<br />
Interview: Sabine Ritzinger • Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni/wildbild<br />
„Im Umgang mit<br />
Patienten muss<br />
man neben der<br />
medizinischen Expertise<br />
auch Geduld<br />
aufbringen und sie<br />
gut und kompetent<br />
beraten können.“<br />
Dr. Marie Dietrich,<br />
Fachärztin für Augenheilkunde<br />
in Ausbildung (Abschluss<br />
im Oktober 2020)<br />
<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>: Wie kommt man als<br />
Klinikvorstand zu Talenten wie Marie Dietrich?<br />
Und was reizt die Studierenden an einer<br />
Mitarbeit und Ausbildung in Ihrer Klinik?<br />
Herbert Reitsamer: Es ist sehr wichtig, bei<br />
den Medizinstudierenden bereits in den<br />
frühen Fächern das Interesse für ein Fach<br />
und für die Mitarbeit bzw. für Praktika zu<br />
wecken und gute Kontakte zu knüpfen.<br />
Dass ich Marie bereits als Interviewer im<br />
Aufnahmeverfahren mit auswählte, sie mir<br />
als Vortragender in den Vorlesungen so positiv<br />
auffiel, sie das Forschungstrimester<br />
und die Facharztausbildung bei mir absolvierte,<br />
das ist allerdings ein besonders<br />
schöner und seltener persönlicher Reigen.<br />
Marie Dietrich: Die Augenklinik hat bei<br />
den Medizinstudierenden der PMU einen<br />
guten Ruf. Primar Reitsamer fördert Talente<br />
und das Team besteht aus kompetenten<br />
jungen Oberärzten und engagierten<br />
Assistenzärzten. Sie alle sind motiviert und<br />
haben Drive, das Arbeitsklima ist gut: Das<br />
ist natürlich reizvoll. Es gibt immer wieder<br />
PMU-Alumni an der Klinik und ich habe<br />
mich jedes Mal gefreut, wenn wieder welche<br />
zum Team gestoßen ist.<br />
Herr Prof. Reitsamer, Sie sagten, Sie seien<br />
„eine wirkliche Ausbildungsklinik“. Was bedeutet<br />
das?<br />
Herbert Reitsamer: Wir bauen uns an der<br />
Klinik selbst Leute auf, haben tollen<br />
Nachwuchs – das ist unter<br />
den Absolventen der Medizinunis<br />
bekannt und wir haben keinen<br />
Mangel an Bewerbern. Zurzeit<br />
gibt es drei PMU-Studierende, die<br />
Interesse an einer Mitarbeit an<br />
unserer Klinik haben. Um aufgenommen<br />
zu werden, werden sie<br />
einige Tage lang zur Probe arbeiten,<br />
danach entscheiden wir gemeinsam<br />
im Team, ob die Kandidaten<br />
zu uns passen.<br />
Das Salzburger Dreamteam der Refraktiven<br />
Chirurgie (v.l.n.r.): Marie Dietrich, Herbert Reitsamer,<br />
Josef Ruckhofer und Sarah Moussa.<br />
Wie steht es an Ihrer Klinik mit der<br />
Forschung: Sind alle (Assistenz-)<br />
Ärzte auch wissenschaftlich tätig?<br />
18<br />
paracelsus today 2 | 20
„Jeder Arzt und jede<br />
Ärztin sollen es einmal<br />
mit Forschung<br />
versucht haben, um<br />
den Mehrwert für<br />
die Patientenarbeit<br />
zu erkennen.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Herbert<br />
Reitsamer,<br />
Vorstand der Universitätsklinik<br />
für Augenheilkunde<br />
und Optometrie in Salzburg<br />
Herbert Reitsamer: Forschen ist nicht<br />
Pflicht. Allerdings sollten jeder Arzt und<br />
jede Ärztin es einmal mit Forschung versucht<br />
haben, um den Mehrwert für die Patientenarbeit<br />
zu erkennen. Marie zum Beispiel<br />
hat gewusst, dass sie die Forschung<br />
nicht zum Hauptthema ihres Berufs machen<br />
will, dennoch hat sie in einem gewissen<br />
Ausmaß geforscht. Ihre wissenschaftliche<br />
Arbeit im Forschungstrimester widmete<br />
sich einer Speziallinsen-Studie.<br />
Marie Dietrich: Es braucht ein gewisses<br />
Maß an Leidenschaft für die Forschung, da<br />
man diese neben der Patientenversorgung<br />
ja auch in der Freizeit betreiben muss. Und<br />
Interesse an wissenschaftlichen Arbeiten<br />
bzw. Papers ist wichtig, weil man Informationen<br />
auch finden und hinterfragen können<br />
muss.<br />
Wie setzt sich Ihr Team zusammen?<br />
Herbert Reitsamer: Es gibt Generalisten<br />
und Spezialisten an unserer Klinik, aber jeder<br />
und jede Einzelne hat ganz individuelle<br />
Talente. Spezialisten suchen sich ihr Gebiet<br />
selbst. Bei Marie war es erst das Glaukom-Thema,<br />
ehe sie das Linsen-Gebiet für<br />
sich entdeckte und dabeiblieb. Generell ist<br />
es wichtig, Interesse zu haben und sich ein<br />
Mehr an Wissen aneignen zu wollen. Deshalb<br />
berate ich Assistenzärzte bei der Ausund<br />
Weiterbildung.<br />
Was macht einen guten Arzt / eine gute Ärztin<br />
aus?<br />
Herbert Reitsamer: Die Dankbarkeit der<br />
Patienten ist angenehm, sollte aber nicht<br />
das Hauptmotiv sein, um Arzt zu werden.<br />
Von der Persönlichkeit her gehören Leidenschaft<br />
und Interesse an den Funktionen des<br />
menschlichen Körpers dazu, um ein guter<br />
Arzt / eine gute Ärztin zu sein. Doch es ist<br />
auch wichtig, vor lauter Leidenschaft nicht<br />
auszubrennen und darauf achte ich in meinem<br />
Team. Die Augenheilkunde ist ein chirurgisches,<br />
aber auch ein sehr klinisch beobachtendes<br />
Fach, es gibt am Auge nichts<br />
zum direkt Angreifen, aber viel zu sehen.<br />
Man muss all die Feinheiten ziseliert unterscheiden<br />
können, denn das macht große<br />
Unterschiede in der Diagnose aus.<br />
Marie Dietrich: Ich denke, dass unter anderem<br />
auch ein starkes Interesse am Fach<br />
und an den Patienten bestehen muss, dazu<br />
Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung<br />
und zum Dazulernen. Durch meine Mitarbeit<br />
in der Allgemeinen Ambulanz und in<br />
der Sehschule konnte ich zusätzlich viel<br />
lernen. Und als ich im Lockdown zu Hause<br />
saß, habe ich trotzdem Fortbildungen<br />
gemacht.<br />
Was machte den Erfolg von Frau Dr. Dietrich<br />
aus?<br />
Herbert Reitsamer: Unter anderem, dass<br />
der Erfolg von Operationen nicht nur von<br />
der perfekten Technik abhängig ist, sondern<br />
auch von der Beratung und der<br />
Nachkontrolle. Neben ihrer hohen fachlichen<br />
Kompetenz bewundere ich die unerschütterliche<br />
Freundlichkeit Marie Dietrichs<br />
den Patienten gegenüber, daneben<br />
ihre große Bestimmtheit. Ihr Gespür für<br />
Leute ist unglaublich.<br />
Marie Dietrich: Im Umgang mit Patienten<br />
muss man neben der medizinischen Expertise<br />
auch Geduld aufbringen und sie<br />
gut und kompetent beraten können. Speziell<br />
in meinen Beratungsgesprächen<br />
muss ich Patienten auch durchaus hartnäckig<br />
von unrealistischen Erwartungshaltungen<br />
abbringen, wenn zum Beispiel<br />
eine gewünschte Operation nicht für sie<br />
geeignet ist oder kontraproduktiv wäre.<br />
Sind Sie mit allen PMU-Studierenden und<br />
-Alumni so zufrieden? Wie ist Ihr Eindruck<br />
von der medizinischen Ausbildung an der<br />
PMU?<br />
Herbert Reitsamer: PMU-Studierende<br />
sind auf einem außergewöhnlich aktuellen<br />
Stand der Literatur, fachlich sehr fit<br />
und professionell. Die Absolventinnen<br />
und Absolventen der PMU sind sowohl<br />
vom praktischen Level als auch vom wissenschaftlichen<br />
Hintergrund her auf einem<br />
hohen Standard – das ist für die ärztliche<br />
Tätigkeit enorm wichtig. Ω<br />
19
Das Expertise-<br />
Netzwerk<br />
Research | Das EB-Haus Salzburg<br />
koordiniert ein internationales<br />
Forschungsprojekt zum Thema<br />
„Big Medical Data“. Damit beweist<br />
die von DEBRA Austria initiierte<br />
und von der Universitätsklinik für<br />
Dermatologie in Salzburg betriebene<br />
Institution einmal mehr<br />
ihren hervorragenden Ruf als<br />
Expertisezentrum.<br />
Autorin: Sabine Ritzinger•Foto: SALK<br />
„Wir arbeiten an der effizient umsetzbaren<br />
Gewinnung und Verwertung von<br />
hochvaliden quantitativen und<br />
qualitativen Daten, um unsere patientenorientierte<br />
Forschung zu verbessern.“<br />
a.o. Univ.-Prof. Dr. Martin Laimer, MSc<br />
Leiter des Studienzentrums des EB Haus Austria<br />
Univ.-Prof. Dr. Johann Bauer koordiniert<br />
„die besten Statistiker und Mathematiker<br />
Europas, die sich gemeinsam die Köpfe<br />
zerbrechen“.<br />
Das EB-Haus Austria am Universitätsklinikum Salzburg<br />
ist die weltweit erste umfassende Spezialklinik<br />
für Diagnose und Behandlung sowie Forschung und<br />
Ausbildung im Bereich von Epidermolysis bullosa<br />
(EB) und Expertisezentrum für seltene Hauterkrankungen.<br />
Ab Oktober 2020 übernimmt die renommierte Einrichtung<br />
nun zwei Jahre lang die Rolle des koordinierenden Zentrums<br />
eines internationalen Forschungsprojekts zu Big Medical Data. Dieses<br />
wird von der Europäischen Union im Rahmen des „European<br />
Joint Programm on Rare Diseases“ mit 220.000 Euro gefördert.<br />
Drei-Länder-Projekt. Partner sind das Intelligent Data Analytics<br />
Lab (IDA), ein Kooperationsprojekt der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität und der Paris Lodron Universität Salzburg unter<br />
der Leitung von Georg Zimmermann, und Zentren in Löwen (Belgien)<br />
und Uppsala (Schweden). „Ich sehe die Förderung der EU als<br />
Anerkennung für unsere Arbeit im EB-Haus Austria und als wichtigen<br />
Schritt für den Forschungsstandort Salzburg“, freut sich Johann<br />
Bauer, Vorstand der Universitätsklinik für Dermatologie und<br />
Allergologie sowie Medizinischer Leiter des EB-Hauses.<br />
Selten, aber zahlreich. Unter „seltenen Krankheiten“ versteht man<br />
Erkrankungen, an denen nur eine vergleichsweise kleine Anzahl<br />
von Menschen leidet, nämlich nur bis zu zwei unter 10.000 Personen.<br />
Es handelt sich bei den seltenen Krankheiten oft um genetisch<br />
bedingte, chronische und häufig die Lebensqualität schwer beeinträchtigende<br />
Veränderungen, deren Mehrheit als unheilbar gilt.<br />
Weltweit sind derzeit rund 8000 seltene Krankheiten bekannt, in<br />
der EU gibt es insgesamt 100.000 Betroffene. Durch die geringen<br />
Fallzahlen war es bisher kaum möglich, innovative Therapieansätze<br />
im Zuge von klinischen Studien aussagekräftig zu kontrollieren<br />
und zu bewerten.<br />
Teamwork der klugen Köpfe. Mittels statistischer und anderer<br />
methodischer Ansätze wollen das EB-Haus Austria und seine Projektpartner<br />
die Gewinnung und Verwertung der Daten über seltene<br />
Krankheiten effizienter gestalten. „Vereinfacht gesagt werden<br />
sich die besten Statistiker und Mathematiker Europas die Köpfe<br />
zerbrechen, wie die wenigen Daten systematisch geordnet und verarbeitet<br />
werden können“, bringt es Bauer auf den Punkt. „Das Team<br />
des EB-Hauses steuert die Ausgangsdaten für die Sondierung und<br />
Evaluation der statistischen Methoden bei. Im Zuge der Bemühungen<br />
um die Optimierung dieser Verfahren sind wir für die Sicherstellung<br />
einer klinisch relevanten, patientenorientierten Umsetzung<br />
verantwortlich“, ergänzt Projektpartner Martin Laimer, Leiter<br />
des Studienzentrums des EB Haus Austria. Ziel ist die Entwicklung<br />
einer App, die Medizinerinnen und Medizinern sowie Forschenden<br />
für Studien zu seltenen Krankheiten zur Verfügung gestellt werden<br />
kann.Ω<br />
20<br />
paracelsus today 2 | 20
Winzlinge mit<br />
Riesenpotenzial<br />
Research | Winzige Zell-Bläschen stehen<br />
derzeit als sichere und schnell einsetzbare<br />
Alternative zu Stammzelltherapien hoch<br />
im Kurs. Das GMP-Labor in Salzburg gehört<br />
zu den wenigen Einrichtungen weltweit,<br />
die diese „Vesikel“ herstellen können.<br />
Autor: Andreas Aichinger • Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni/Wildbild<br />
ie sind klein, sehr klein. Und doch ruhen<br />
überaus große Hoffnungen der Regenerativen<br />
Medizin auf ihnen: Die Rede ist von so<br />
genannten Vesikeln. Vereinfacht gesagt<br />
handelt es sich dabei um winzige Bläschen im Inneren<br />
von Zellen. Werden diese Zellbestandteile<br />
durch die Zellmembran nach außen abgegeben, so<br />
spricht man von extrazellulären Vesikeln, kurz EV.<br />
Das Spannende dabei: Diese extrazellulären Vesikel<br />
stellen eine einzigartige und noch viel zu wenig<br />
erforschte Form der Kommunikation zwischen<br />
den Zellen dar. Sie übertragen also etwa Signale,<br />
die für Zellprozesse und -funktionen wichtig sind.<br />
Geradezu aufregend wird es, wenn die Vesikel von<br />
Stammzellen abgesondert werden: Die derzeitige<br />
Datenlage deutet nämlich darauf hin, dass solche<br />
EV die geradezu gehypten positiven Effekte „ganzer“<br />
Stammzellen auslösen können, und zwar ohne<br />
deren Nachteile.<br />
Salzburgs frühe Vögel. Kein Wunder also, dass<br />
man sich weltweit für das neue, überaus faszinierende<br />
Forschungsfeld interessiert. Für Nicht-Insider<br />
schon überraschender könnte sein, dass Forscher<br />
und Forscherinnen aus Salzburg dabei in der<br />
ersten Reihe stehen. International gut sichtbarer<br />
Beweis dafür war auch ein Übersichtsbeitrag in der<br />
Juni-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift<br />
Nature („Outlook: Inside the stem-cell pharmaceutical<br />
factory”), in der internationale Experten<br />
um einen Ausblick zum Thema gebeten worden<br />
waren. Eine von ihnen ist Eva Rohde, Vorständin<br />
des Universitätsinstituts für Transfusionsmedizin,<br />
und selbst auf Entwicklung und Herstellung von<br />
neuen Therapeutika aus humanen<br />
(Stamm-)Zellen spezialisiert. Mehr noch:<br />
Dass die Universität rechtzeitig in ein<br />
GMP-Labor – „GMP“ steht für „Good Manufacturing<br />
Practice“ und generell für<br />
die Einhaltung höchster Standards – investiert<br />
hat, ist wesentlich auf das Engagement<br />
von Rohde zurückzuführen.<br />
Und das macht sich jetzt bezahlt:<br />
Dass die PMU rechtzeitig in ein<br />
GMP-Labor investiert hat, macht<br />
sich jetzt bezahlt.<br />
GMP-Unit als Herzstück. Im GMP-Labor<br />
kann nach State of the Art (fast) alles hergestellt<br />
werden, was das Zelltherapie-Herz begehrt. Beispielsweise<br />
humane multipotente Zellen mit<br />
Stamm- oder Vorläuferzell-Charakter, aber eben<br />
22<br />
paracelsus today 2 | 20
auch Vesikel. Mehr noch: Die Salzburger GMP-Einheit<br />
ist weltweit führend auf dem Gebiet der Herstellung<br />
anwendungsbereiter Vesikelpräparate unter<br />
Reinraumbedingungen. Die entsprechenden<br />
Verfahren sind nämlich überaus aufwändig und<br />
komplex, so dass derzeit nur eine Handvoll akademischer<br />
Zentren in der Lage sind, Vesikel für kontrollierte<br />
klinische Tests am Menschen herzustellen.<br />
Das GMP-Labor, das zum Zentrum für Querschnitt-<br />
und Geweberegeneration (SCI-TReCS) der<br />
<strong>Paracelsus</strong> Uni gehört, ist konsequenter Weise<br />
auch das Herzstück einer noch jungen Einrichtung,<br />
die als Transferzentrum für „Extracellular Vesicles<br />
Theralytic Technologies“ (kurz: EV-TT) an der Spitze<br />
der Salzburger Vesikel-Forschung steht. Konkret<br />
sollen aus der anwendungsorientierten<br />
Grundlagenforschung neue Technologien für den<br />
therapeutischen Einsatz von EV entwickelt werden.<br />
Realisiert wurde das Zentrum in Form einer Kooperation<br />
aus <strong>Paracelsus</strong> Universität, Universitätsklinikum<br />
Salzburg und Paris Lodron Universität<br />
Salzburg.<br />
EV-TT-Transferzentrum. Herstellungsleiter des Zentrums<br />
ist der erfahrene Genetiker und Zellbiologe<br />
Mario Gimona, der ebenfalls im erwähnten Nature-<br />
Outlook zitiert wird. Im Gespräch mit <strong>Paracelsus</strong><br />
<strong>Today</strong>, gibt Gimona – der als Konsortialführer auch<br />
EV-TT-Projektleiter ist – spannende Einblicke in<br />
das zelltherapeutische Potenzial der extrazellulären<br />
Vesikel. Gimona: „Vesikel verändern das Immunsystem<br />
möglicherweise so, dass der Körper mehr<br />
Zeit bekommt, um den Heilungsprozess zu starten.“<br />
Die Voraussetzung dafür sei eine „halbwegs akute“<br />
Intervention. „Wenn jemand einmal vier Jahre im<br />
Rollstuhl sitzt, dann ist die Narbenbildung wahrscheinlich<br />
so weit fortgeschritten, dass auch die<br />
Vesikel das nicht mehr regeln können.“ Innerhalb<br />
der ersten 48 bis 72 Stunden nach einem Unfall – in<br />
diesem Zeitfenster behindern Entzündungsvorgänge<br />
den Heilungsprozess – könnten EVs aber unter<br />
Umständen die oft erst wirklich schlimmen Sekundärschäden<br />
aufhalten. „Denkbar ist enorm viel,<br />
trotzdem ist es schwierig“, sagt Gimona.<br />
Sichere Stammzellen-Alternative? Warum ausgerechnet<br />
die früher als Abfall der Zelle betrachteten<br />
Vesikel die Hoffnungen – Stichwort: „Zelltherapie<br />
2.0“ – so sehr beflügeln, ist an sich leicht erklärt. Sie<br />
„Vesikel verändern<br />
das Immunsystem<br />
möglicherweise so, dass<br />
der Körper mehr Zeit<br />
bekommt, um den<br />
Heilungsprozess zu<br />
starten.“<br />
Univ.-Doz. Dr. Mario Gimona,<br />
Leitung Herstellung GMP, Projektleiter<br />
und Konsortialführer EV-TT<br />
haben offenbar das regenerative Potenzial von<br />
Stammzellen, allerdings ohne deren Nachteile: also<br />
Gewebeabstoßung und Immunreaktionen, unkontrolliertes<br />
Wachstum und Tumorgefahr, das relativ<br />
große Volumen bei einer Implantation, aber auch<br />
die hohen Kosten, die große Komplexität der Herstellung<br />
und die schwierige Lagerung. Umgekehrt<br />
gibt es Grund zu der Annahme, dass der therapeutische<br />
Effekt von Stamm- und Vorläuferzellen eben<br />
nicht so sehr in einem Zellersatz besteht, sondern<br />
von den Zellen freigesetzte nanovesikuläre Substanzen<br />
die Stimulation von gewebeeigenen Reparaturmechanismen<br />
anstoßen. Die EV könnten sich somit<br />
im Idealfall als einfache und sichere<br />
Alternative zu Stammzellen<br />
erweisen. „Es gibt attraktive Ansätze<br />
in der Therapie, die sich mit<br />
Zellen nie bewerkstelligen lassen<br />
würden“, erklärt Mario Gimona.<br />
Nanovesikuläre Therapien. Untersucht<br />
werden solche Ansätze<br />
im Rahmen des Forschungsprogramms<br />
„Nanovesikuläre Therapien“<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Universität.<br />
Naturgemäß sei die zentrale Frage<br />
gewesen, ob zellabhängige<br />
Vesikel tatsächlich das leisten<br />
können, was die Zellen selbst bewirken.<br />
„Und genau das hat funktioniert,<br />
wir haben positive Resultate<br />
bekommen“, erzählt der Wissenschafter.<br />
Im Fokus der Salzburger<br />
Forscherinnen und Forscher steht dabei Sehnengewebe,<br />
das bekanntlich nicht nur in Schulter und<br />
Knie sehr oft Probleme macht. Die Herausforderung:<br />
Sehnen heilen nicht gut bis gar nicht. Mario<br />
Gimona beschreibt den Hebel der EV so: „Heilung<br />
betrifft immer sehr viele verschiedene Elemente,<br />
und das Immunsystem ist dabei sogar ein zentrales<br />
Element. Im Endeffekt kann Heilung nur aus dem<br />
Körper kommen, und nicht aus einer Flasche.“ Abschlussfrage:<br />
Kann eine Zelltherapie ohne Zellen<br />
wirklich funktionieren? Mario Gimona nickt: „Ja<br />
durchaus. Wir telefonieren ja heute auch ohne Kabel.“Ω<br />
Info: https://evtt.pmu.ac.at, www.pmu.ac.at/<br />
forschung/forschungsprogramme/<br />
nanovesikulaeretherapien<br />
paracelsus today 2 | 20<br />
23
SEPSIS<br />
die unterschätzte Gefahr<br />
Nur ein kleiner Ausrutscher<br />
für einen Studenten, und<br />
doch ein großer Einschnitt<br />
für die Medizingeschichte.<br />
Und leider auch für den Pathologen<br />
und Gerichtsmediziner Jakob Kolletschka:<br />
Ein Student hatte dem Professor<br />
bei einer Leichensektion mit dem<br />
Skalpell eine kleine Schnittwunde am<br />
Finger zugefügt. Am 13. März 1847 verstarb<br />
Kolletschka schließlich an den<br />
Folgen der resultierenden Infektion.<br />
Der letztlich tödliche Verlauf der Erkrankung<br />
bestätigte allerdings einen<br />
schweren Verdacht eines befreundeten<br />
Assistenzarztes. Sein Name: Ignaz Semmelweis.<br />
Dem heute als „Retter der<br />
Mütter“ legendären – aber zu Lebzeiten<br />
im Wesentlichen verkannten, unterschätzten<br />
und angefeindeten – Evidenz-Pionier<br />
waren nämlich die Parallelen<br />
zum Krankheitsbild des damals<br />
ebenfalls häufig tödlichen Kindbettfiebers<br />
aufgefallen. Und Semmelweis lag<br />
goldrichtig: Kausal waren da wie dort<br />
von Leichen stammende Krankheitserreger<br />
gewesen. Ebenso richtig lag der<br />
Austro-Ungar mit seinen visionären<br />
Gegenmaßnahmen rund um die Händehygiene,<br />
für die er jedoch viel Spott<br />
über sich ergehen lassen musste. Händehygiene<br />
sei „Zeitverschwendung“, so<br />
seine Gegner in der Ärzteschaft damals.<br />
Antisepsis-Pionier Lister. Doch die Medizingeschichte<br />
sollte für den verkannten<br />
Vordenker noch einen weiteren<br />
Schlag bereithalten. Sein Name: Joseph<br />
Lister. Tatsächlich gilt der britische<br />
Mediziner bis zum heutigen Tag als Pi-<br />
FocusOn | Verkannt, unterschätzt, lebensgefährlich:<br />
Die Sepsis – im Volksmund oft als „Blutvergiftung“<br />
missverstanden – ist eine der häufigsten Todesur-sachen.<br />
Darüber hinaus leidet mehr als die Hälfte<br />
der Überlebenden an schweren Spätfolgen.<br />
Autor: Andreas Aichinger •Fotos: Pictorial Press Ltd / Alamy Stock Photo; iStock<br />
Der britische Chirurg<br />
Joseph Lister (Bildmitte)<br />
gilt als Pionier der<br />
antiseptischen Medizin.<br />
Er ließ bei und<br />
nach Operationen desinfizierende<br />
Phenollösung<br />
über dem Operationsfeld<br />
vernebeln.<br />
24<br />
paracelsus today 2 | 20
onier der „antiseptischen Chirurgie“,<br />
die unter dem Schlagwort „Listerismus“<br />
auch seinen Namen trägt. Lister kannte<br />
nicht nur die Arbeiten des französischen<br />
Mikrobiologie-Pioniers Louis<br />
Pasteur, sondern war 1956 auch nach<br />
Wien gereist. Dort nahm sich sich der<br />
Pathologe und Semmelweis-Unterstützer<br />
Karl Freiherr von Rokitansky –<br />
Semmelweis selbst war zu diesem Zeitpunkt<br />
bereits überhastet nach (Buda)<br />
Pest gewechselt – Listers an. Heute ist<br />
nicht mehr nachweisbar, was Rokitansky<br />
dem jungen Briten über die<br />
bahnbrechenden Erkenntnisse von<br />
Semmelweis mit auf den Weg gegeben<br />
hat. Doch es spricht ohnedies viel dafür,<br />
gerade auch Semmelweis als Pionier<br />
im Kampf gegen jene Erkrankung zu<br />
würdigen, die die Mütter zuvor hinweggerafft<br />
hatte. Die Rede ist von der<br />
Sepsis, die im Volksmund häufig als<br />
„Blutvergiftung“ verkannt – und vor allem<br />
sträflich unterschätzt wird. Dabei<br />
gilt sie – neben Herzinfarkt und Schlaganfall<br />
– als drittes zentrales Krankheitsbild<br />
in der Intensivmedizin. Und<br />
auch eine Sepsis ist immer ein Notfall.<br />
Problemfall Immunsystem. Grundsätzlich<br />
ist die Sepsis eine systemische Entzündungsreaktion<br />
auf eine Infektion,<br />
die sich über das Blut im ganzen Körper<br />
ausbreitet. Das Problem ist dabei<br />
das Immunsystem: Die Abwehrreaktion<br />
des Körpers auf die Infektion kann<br />
so heftig ausfallen, dass eigenes Gewebe<br />
und Organe angegriffen werden.<br />
Ebenso problematisch wie die Überreaktion<br />
des Immunsystems kann in Folge<br />
des Fortschreitens der Sepsis dessen<br />
Zusammenbruch – Stichwort: Immunkollaps<br />
– werden. Im schlimmsten Fall<br />
WAS EINER NICHT SCHAFFT,<br />
DAS SCHAFFEN VIELE.<br />
Dieser Gedanke hat Raiffeisen zur stärksten Gemeinschaft Österreichs gemacht – mit über<br />
4 Millionen Kunden. Das schafft Sicherheit – und davon hat jeder Einzelne etwas. In mehr als<br />
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Nutzen auch Sie die Vorteile der stärksten Gemeinschaft Österreichs.<br />
Mehr auf salzburg.raiffeisen.at
stehen Multiorganversagen und der<br />
Tod am Ende der Entwicklung. Häufigste<br />
Ursache für eine Sepsis ist in unseren<br />
Breiten eine Lungenentzündung,<br />
aber auch Harnwegsinfekte, Infektionen<br />
im Bauchraum, an sich harmlose<br />
Verletzungen oder chirurgische Eingriffe<br />
kommen in Frage. Auslöser des<br />
lebensbedrohlichen Zustands sind in<br />
erster Linie Bakterien, aber auch Pilze,<br />
Parasiten oder verschiedene Viren, darunter<br />
auch Influenza- und Coronaviren.<br />
Bemerkenswert: Seit Jahresbeginn<br />
ist die Sepsis wieder in aller Munde.<br />
Lancet: alarmierende Zahlen. Zu verdanken<br />
ist das einer im renommierten<br />
Fachmagazin The Lancet publizierten<br />
umfangreichen Studie, deren Ergebnisse<br />
nicht nur in Fachkreisen für Aufsehen<br />
sorgten (https://bit.ly/3jpe5Ev). Demnach<br />
gab es 2017 weltweit 48,9 Millionen<br />
Sepsis-Fälle und elf Millionen Sepsis-Tote,<br />
was sage und schreibe knapp 20 Prozent<br />
sämtlicher weltweiten Todesfälle<br />
entspricht. Mit anderen Worten: Einer<br />
von fünf Toten geht im Schnitt auf das<br />
Konto einer Sepsis. Besonders betroffen<br />
sind Afrika südlich der Sahara, aber<br />
auch Teile Asiens. Für Europa hat man<br />
– allerdings schon vor der Lancet-Publikation<br />
– rund 680.000 Sepsis-Todesfälle<br />
hochgerechnet. Die gute Nachricht:<br />
Seit 1990 ist immerhin eine Halbierung<br />
der Sterblichkeit zu beobachten. Die<br />
schlechte Nachricht: Die in The Lancet<br />
veröffentlichten Zahlen sind doppelt so<br />
hoch wie bisher angenommen. Eine der<br />
Erklärungen: Die wahre Todesursache<br />
wird in vielen Fällen nicht erkannt oder<br />
Patienten-Information:<br />
Sepsis<br />
geht alle<br />
an!<br />
Das deutsche<br />
„Aktionsbündnis<br />
Patientensicherheit“<br />
hat in Zusammenarbeit<br />
mit der „Sepsis-Stiftung“ den neuen<br />
Patientenratgeber „Sepsis geht<br />
alle an! Was Sie darüber wissen<br />
sollten“ veröffentlicht. Die leicht<br />
verständliche Broschüre ist auch<br />
online unter der Adresse<br />
https://bit.ly/31r5z1p verfügbar.<br />
wenigstens nicht richtig dokumentiert.<br />
Tritt etwa infolge einer Lungenentzündung<br />
eine Sepsis auf und kommt es<br />
schließlich zum Ableben eines Patienten,<br />
so hat nicht die Lungenentzündung<br />
zum Tod geführt, sondern streng genommen<br />
die Sepsis.<br />
Schwere Spätfolgen. Dass die auftretenden<br />
Symptome teils schwer zu deuten<br />
sind, macht die Sache nur noch gefährlicher.<br />
Auftreten können unter anderem:<br />
Schüttelfrost und Fieber,<br />
Muskelschmerzen, undeutliches Sprechen<br />
und Verwirrtheit, Atemlosigkeit<br />
und generell ein extremes Krankheitsgefühl.<br />
Die berühmten „roten Striche“<br />
an Arm oder Bein hingegen deuten lediglich<br />
auf eine Entzündung der<br />
Lymphbahnen hin und sind somit keineswegs<br />
ein zuverlässiges Leitsymp-<br />
tom für eine Sepsis. Eine „rote Linie“<br />
wird hingegen leider oft sogar bei den<br />
Überlebenden überschritten. Mehr als<br />
die Hälfte von ihnen haben nämlich mit<br />
schweren Spätfolgen bis hin zum Verlust<br />
von Gliedmaßen oder schweren<br />
Konzentrationsstörungen zu kämpfen.<br />
Auch erneute Infektionen, Nierenversagen<br />
oder Herz-Kreislauferkrankungen<br />
treten nach einer Sepsis öfter auf.<br />
Forscherinnen und Forscher der TU<br />
Braunschweig konnten zuletzt zudem<br />
in einer Studie mit Mäusen zeigen, dass<br />
eine Sepsis auch nach der Genesung<br />
noch langfristige Auswirkungen auf<br />
Gehirn und Lernverhalten haben kann.<br />
Dass die Sepsis als Nummer eins unter<br />
den an sich leicht vermeidbaren Todesursachen<br />
gilt, ist aber auch eine Chance:<br />
Man kann gegensteuern.<br />
Früherkennung durch Biomarker? Im<br />
Alltag kommt der Hände-, Lebensmittel-<br />
und Krankenhaushygiene sowie<br />
dem Wahrnehmen von Schutzimpfungen<br />
eine besondere Rolle zu. Die deutsche<br />
„Sepsis-Stiftung“ empfiehlt allen<br />
(insbesondere älteren und immungeschwächten)<br />
Risikopatienten, sich gegen<br />
das Influenzavirus und gegen<br />
Pneumokokken impfen zu lassen. Und<br />
dann wäre da die zentrale Bedeutung<br />
einer Früherkennung: Forscher der TU<br />
Graz wollen eine „bahnbrechende“ Methode<br />
entwickelt haben, um eine Sepsis<br />
bereits zwei bis drei Tage vor dem Auftreten<br />
klinischer Symptome erkennen<br />
zu können. Dazu der Grazer Bio-Informatiker<br />
Christoph W. Sensen: „Unser<br />
Team hat 24 Biomarker identifiziert, mit<br />
26<br />
paracelsus today 2 | 20
SAMBA 2<br />
Hören leicht gemacht<br />
Der neue SAMBA 2 Audioprozessor für BONEBRIDGE und VIBRANT SOUNDBRIDGE passt<br />
Einstellungen an die Umgebung an und unterdrückt Störgeräusche. Sein intelligentes<br />
System lernt, wie Nutzer am besten hören. Die Handhabung ist äußerst einfach.<br />
Batterie und Abdeckung lassen sich im Handumdrehen tauschen. Und mit der SAMBA 2<br />
Remote App können Nutzer bequem zwischen Einstellungen wechseln, die in der<br />
audiologischen Anpassung vordefiniert wurden.<br />
Sie möchten mehr erfahren? Auf blog.medel.pro/de/SAMBA2 finden Sie alles Wissenswerte.<br />
29359 r1.0<br />
medel.com
welchen eine bakterielle oder durch Pilze<br />
hervorgerufene Sepsis mittels Klassifizierungs-Algorithmen<br />
in einem früheren<br />
Stadium als bisher nachgewiesen<br />
werden kann.“ Und auch Wissenschafter<br />
des Universitätsklinikums Heidelberg<br />
erforschen in einem EU-geförderten<br />
Projekt frühe Diagnose-Möglichkeiten.<br />
Arbeitsgruppen-Leiter Florian<br />
Uhle untersucht dabei auch die molekularen<br />
Mechanismen des bislang diagnostisch<br />
schwer greifbaren Zustandes.<br />
Und er spricht Klartext: „Viele Krankheitsmechanismen<br />
im Verlauf der Sepsis<br />
sind noch nicht verstanden oder<br />
schlicht noch völlig unbekannt.“<br />
Jede Minute zählt. Ziemlich klar ist<br />
hingegen, was wirklich zählt: Zeit. Je<br />
früher eine Sepsis erkannt wird, umso<br />
eher kann sie auch erfolgreich behandelt<br />
werden. Und es kommt auf jede<br />
Minute an. „Wir behandeln die Sepsis<br />
mit einem Maßnahmenbündel und beginnen<br />
gemäß den Richtlinien innerhalb<br />
der ersten Stunde“, bestätigte auch<br />
Wird die Sepsis<br />
zu spät erkannt<br />
und das Immunsystem<br />
läuft Amok,<br />
besteht akute<br />
Lebensgefahr.<br />
„Wir behandeln die Sepsis mit<br />
einem Maßnahmenbündel und<br />
beginnen gemäß den Richtlinien<br />
innerhalb der ersten Stunde.“<br />
Dr. med. Arnim Thorsten Geise,<br />
Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin<br />
3, Schwerpunkt Pneumologie der Universitätsklinik<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität in Nürnberg<br />
Arnim Thorsten Geise anlässlich des<br />
Welt-Sepsis-Tages, der alljährlich am<br />
13. September die gesellschaftliche<br />
Sensibilisierung fördern soll. Und Geise,<br />
tätig an der Universitätsklinik für Innere<br />
Medizin 3 der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität und Bereichsleiter<br />
Intensivmedizin im Klinikum<br />
Nürnberg Nord, appellierte bei dieser<br />
Gelegenheit: „Bei einem Herzinfarkt<br />
wartet man ja auch nicht erst fünf<br />
Stunden ab.“ Doch noch sieht die Realität<br />
in vielen Teilen der Welt anders aus.<br />
Sepsis wird in Krankenhäusern oft zu<br />
spät erkannt, Symptome falsch gedeutet.<br />
Die Patientensicherheit bleibt auf<br />
der Strecke, warnt auch die WHO.<br />
Sepsis & Corona. Händehygiene hingegen<br />
ist – eineinhalb Jahrhunderte nach<br />
Semmelweis –naturgemäß nach wie<br />
vor ein Riesenthema. Eines, das durch<br />
die Corona-Krise endlich auch in breiten<br />
Bevölkerungsschichten angekommen<br />
ist. Apropos COVID-19: Auch wenn<br />
es noch kaum thematisiert wird, so besteht<br />
auch hier ein wichtiger Konnex.<br />
Eine im März ebenfalls in The Lancet<br />
veröffentlichte Studie zeigt deutlich den<br />
Zusammenhang zwischen COVID-19<br />
und Sepsis (https://bit.ly/2EzFdkG). Erfasst<br />
wurden dabei die Fälle von 191 Patienten,<br />
die wegen eines schweren Verlaufs<br />
in einer Klinik im chinesischen<br />
Wuhan behandelt werden mussten.<br />
Das Ergebnis: 59 Prozent von ihnen<br />
entwickelten im Verlauf der Krankheit<br />
auch eine Sepsis. Bei den Patienten die<br />
verstarben, lag der Anteil noch höher –<br />
bei untrügerischen 100 Prozent. Ω<br />
28<br />
paracelsus today 2 | 20
Technik trifft<br />
Fantasie<br />
Inside | Die intensive persönliche Begleitung<br />
der Studierenden ist ein Markenzeichen der<br />
<strong>Paracelsus</strong> Universität. Digitale Lehrmethoden<br />
ergänzten schon bisher dieses Modell und legten<br />
in der COVID- 19-Krise den Grundstein für<br />
zahlreiche Weiterentwicklungen.<br />
Autor: Wolfgang Bauer • Foto: <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
Außergewöhnliche Zeiten erfordern<br />
Kreativität und rasche<br />
Lösungen. Daniel Nobis, Leiter<br />
der Abteilung Informationstechnologie<br />
an der <strong>Paracelsus</strong><br />
Medizinischen Privatuniversität (PMU) in<br />
Salzburg, und sein Team waren durch die<br />
Krise besonders gefordert. Von heute auf<br />
morgen lag es bei ihnen, die universitäre<br />
Lehre vom Präsenzunterricht auf neue digitale<br />
Lehr- und Lernformen umzustellen.<br />
„Wir hatten während des COVID-19-bedingten<br />
Lockdowns im Frühjahr – und auch bis<br />
heute – kaum Ausfälle zu verzeichnen, was<br />
die Lehre und die Abhaltung von Prüfungen<br />
betrifft“, erzählt Nobis. Bis zu 700 Studierende<br />
pro Tag nutzten die digitalen Angebote;<br />
zuerst ausschließlich und seit Ende des<br />
Lockdowns in der so genannten hybriden<br />
Lehre, also in Verbindung mit Präsenz-Zeiten.<br />
Das Angebot werde zunehmend ausgebaut<br />
und virtuell ergänzt, „auch dank der<br />
tollen Mitarbeit vonseiten der Studiengangsorganisationen“,<br />
wie er betont.<br />
Daniel Nobis im neuen Media-Lab, wo digitale Lehrinhalte,<br />
Web-Seminare znd Tutorials produziert werden.<br />
Hybride Lehre. Um den Unterricht für die<br />
Studierenden und für die Lehrenden noch<br />
interaktiver und flexibler gestalten zu können,<br />
wurden am Standort Salzburg in 16<br />
Hörsälen Kameras installiert, am Standort<br />
Nürnberg wurden sechs Hörsäle derart aufgerüstet.<br />
Sollten die Maßnahmen gegen das<br />
Corona-Virus wieder verschärft werden, ist<br />
man also bestens vorbereitet. „Wenn zum<br />
Beispiel aufgrund strengerer Abstandsregeln<br />
nur mehr 20 von 50 Studierenden einer<br />
Lehrveranstaltung in den Hörsaal dürfen,<br />
können die restlichen 30 Studierenden<br />
den Unterricht problemlos von zu Hause<br />
aus besuchen“, erklärt Nobis. Die Kameras<br />
liefern den Livestream mit optimaler Bildund<br />
Tonqualität aus dem Hörsaal. In den<br />
großen Hörsälen wird zudem die Bewegung<br />
der Lehrenden von den Kameras „verfolgt“,<br />
wenn sie sich zum Beispiel vom Pult zur Tafel<br />
bewegen. Diese Lehrmethode ermöglicht<br />
auch eine interaktive Teilnahme am Unterricht<br />
von zu Hause aus. Mithilfe von Notebooks,<br />
idealerweise mit integrierter Kamera<br />
30<br />
paracelsus today 2 | 20
und Mikrophon, und einer stabilen Internetverbindung<br />
können die Studierenden Fragen<br />
stellen wie in einem Hörsaal auch. Die<br />
Lehrenden wiederum werden vom IT-Team<br />
für die digitale Wissensvermittlung bestmöglich<br />
geschult und unterstützt. Eigens<br />
ausgebildete technische Assistenten sollen<br />
schon bald für den technischen Support bei<br />
Lehrveranstaltungen sorgen.<br />
XR-Student. Schier unendliche Möglichkeiten<br />
der digitalen Lehre und Wissensvermittlung<br />
bietet der so genannte „XR-<br />
Student“ der <strong>Paracelsus</strong> Universität, eine<br />
Plattform zur virtuellen Teilnahme an Vorlesungen,<br />
Seminaren und auch Kongressen.<br />
Das „X“ beim XR-Student steht stellvertretend<br />
für Virtual-, Augmented- und Mixed Reality.<br />
Das Herzstück bildet eine 360°-Kamera,<br />
die Bilder für Virtual-Reality-Brillen liefert,<br />
mit denen die Studierenden seit dem aktuellen<br />
Studienjahr ausgestattet werden.<br />
Durch die 3D-Visualisierung können die<br />
Medizinstudierenden beispielsweise Organe<br />
aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten<br />
oder virtuelle Operationen durchführen. Die<br />
Pharmaziestudierenden können sich virtuell<br />
durch den Apotheker-Kräutergarten an der<br />
Naturwissenschaftlichen Fakultät der Paris<br />
Lodron Universität Salzburg bewegen und<br />
verschiedene Heilpflanzen betrachten, Informationen<br />
über diese abrufen und pharmazeutische<br />
Mischungen herstellen. „Die<br />
Infrastruktur für den XR-Studenten steht<br />
bereits zur Verfügung, derzeit arbeiten wir<br />
mit Hochdruck am Erweitern der Virtual<br />
Reality- und Lehrinhalte“, sagt IT-Experte<br />
Nobis. Zur Erstellung digitaler Lehrinhalte,<br />
Web-Seminare und professioneller Video-<br />
Tutorials wurde ein top ausgestattetes Media-Lab<br />
eingerichtet. Hier wird auch intensiv<br />
an einer PMU-App gearbeitet, welche<br />
künftig die „Digitale Welt der PMU“ abbilden<br />
wird.<br />
Mehrwert zur Marke. Trotz aller Innovationen<br />
und Investitionen in weitere Digitalisierungsprojekte:<br />
Die intensive Betreuung<br />
durch die Studiengangsorganisationen und<br />
„Die hybride Lehre und<br />
der XR-Student stellen<br />
für die Lehrenden und<br />
Studierenden phantastische<br />
Möglichkeiten der<br />
Wissensvermittlung und<br />
-aneignung dar. Doch die<br />
PMU will keine Online-Uni<br />
werden.“<br />
Daniel Nobis, MSc, BA,<br />
Leiter Informationstechnologie<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität<br />
die persönliche Begleitung der Studierenden<br />
durch die Lehrenden vor Ort sind und bleiben<br />
das Markenzeichen des Studiums an der<br />
<strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität.<br />
„Die hybride Lehre und der XR-Student stellen<br />
für die Lehrenden und Studierenden<br />
phantastische Möglichkeiten der Wissensvermittlung<br />
und -aneignung dar, sie bieten<br />
eine unglaubliche Vertiefung des Lernerlebnisses<br />
und eine Steigerung der Lerneffektivität.<br />
Doch die <strong>Paracelsus</strong> Universität will<br />
keine Online-Uni werden“, betont der<br />
IT-Leiter. Damit sich Besucher und Gäste –<br />
auch Teilnehmende von Kongressen, die an<br />
der PMU stattfinden – innerhalb des Campus<br />
orientieren können, wurde ein ausgeklügeltes<br />
Wegeleitsystem etabliert. In jedem<br />
der vier universitätseigenen Gebäude<br />
steht ein interaktives Terminal, welches den<br />
Weg zu gesuchten Personen, Instituten, Abteilungen<br />
und Räumen anzeigt. Für weniger<br />
mobile Personen gibt es die Möglichkeit,<br />
sich barrierefreie Wege anzeigen zu lassen.<br />
Außerdem kann das eigene Smartphone den<br />
Weg zur gewünschten Adresse weisen.<br />
Technik-affin im Privaten. Wie hält es der<br />
Chef einer IT-Abteilung mit der privaten<br />
Nutzung von Internet, Social Media, Smartphone<br />
und Co? Schließlich war Daniel Nobis<br />
bereits vor seinem Wechsel an die <strong>Paracelsus</strong><br />
Universität 2018 mehr als 20 Jahre lang<br />
im Bereich der Informationstechnologie eines<br />
großen Konzerns beschäftigt. Von einem<br />
Computer-Junkie sei er weit entfernt,<br />
betont Nobis, doch eine starke Affinität zur<br />
Technik sei natürlich auch privat vorhanden.<br />
So hat er vor einigen Jahren als Masterthesis<br />
seines berufsbegleitenden Facility-Management-Studiums<br />
einen Selbstrettungslift<br />
entwickelt. Mit diesem Fahrstuhl<br />
können sich mobilitätseingeschränkte Personen<br />
im Rollstuhl im Brandfall aus oberen<br />
Geschoßen öffentlicher Gebäude selbst retten;<br />
ein Projekt, das allerdings noch auf die<br />
Umsetzung wartet. Der Vater dreier Kinder<br />
selbst ist als begeisterter Sportler in Tennis,<br />
Fußball und Segeln uneingeschränkt mobil,<br />
wann immer es seine Zeit erlaubt. Ω<br />
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Die bunte<br />
Welt der<br />
Pharmazie<br />
Education | Nach ihrem erfolgreichen<br />
Bachelorabschluss gehen die ersten<br />
Pharmaziestudierenden der <strong>Paracelsus</strong><br />
Uni in die Masterrunde. Ihre<br />
Schwerpunktsetzungen sind ebenso<br />
vielfältig wie ihre Berufsperspektiven.<br />
Autor: Andreas Aichinger • Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni; iStock<br />
edem Anfang wohnt<br />
ein Zauber inne, schrieb einst Hermann<br />
Hesse. Und wenn eine Universität,<br />
die mit den Studienrichtungen Humanmedizin<br />
und Pflegewissenschaft<br />
an den Start gegangen ist, mit der<br />
Pharmazie ein drittes Kernstudium an<br />
den Start bringt, so ist das tatsächlich<br />
etwas ganz Besonderes. Das Pharmaziestudium<br />
an der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität in Salzburg<br />
wird seit Herbst 2017 angeboten. Mit<br />
dem Abschluss der Bachelorarbeiten<br />
ist nun nach sechs Semestern der erste<br />
Jahrgang über die erste wichtige Ziellinie<br />
gegangen. Die Vielfalt der studentischen<br />
Schwerpunktsetzungen gibt dabei<br />
Anlass für einen überaus optimistischen<br />
Blick in die weitere Zukunft. Mit<br />
dem Übertritt in das Masterstudium<br />
Pharmazie, das Anfang September<br />
2020 sein Debüt gegeben hat, beginnt<br />
die nächste Etappe und damit wieder<br />
so ein zauberhafter Anfang.<br />
Von Bachelor- zu Masterpionieren.„Wir<br />
sind natürlich sehr stolz auf unsere<br />
ersten Bachelors, die ihre wissenschaftlichen<br />
Arbeiten mithilfe von Literaturrecherche<br />
oder verknüpft mit<br />
praktischen Arbeiten in den Bereichen<br />
Industrie, Apotheke oder Public Health<br />
geschrieben haben“, freut sich Waltraud<br />
Seitz. Die Studiengangsleiterin des Bachelor-<br />
und Masterstudiums gibt auch einen<br />
Ausblick: „Im Masterstudium Pharmazie<br />
erwartet unsere Studierenden nun viel<br />
Praxis. So können sie im Rahmen von<br />
Pflichtpraktika in der Apotheke, der Industrie,<br />
der Forschung und auch der<br />
Klinik in alle zukünftigen Betätigungsfelder<br />
von Pharmazeuten eintauchen.“<br />
Wichtiger Nachsatz von Seitz: „Der Klinischen<br />
Pharmazie wird auch bei den<br />
Vorlesungen ein Schwerpunkt eingeräumt,<br />
was in Österreich einzigartig ist.“<br />
Durchdachter Unterschied. Zu den Besonderheiten,<br />
die das fünfjährige Phar-<br />
32<br />
paracelsus today 2 | 20
„Im Masterstudium Pharmazie<br />
können die Studierenden<br />
im Rahmen von Pflichtpraktika<br />
in der Apotheke, der Industrie,<br />
der Forschung und<br />
auch der Klinik in alle zukünftigen<br />
pharmazeutischen<br />
Betätigungsfelder hineinschnuppern.“<br />
Mag. Waltraud Seitz,<br />
Studiengangsleiterin des Pharmaziestudiums<br />
an der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität<br />
maziestudium der <strong>Paracelsus</strong> Uni bewusst<br />
von den Angeboten an staatliche<br />
Universitäten unterscheiden, zählen<br />
unter anderem: Unterricht in Kleingruppen,<br />
ein garantierter, eigener Laborplatz<br />
ohne Wartezeiten, modernste<br />
Infrastruktur für Lehre und Forschung,<br />
ein optionales Auslandssemester sowie<br />
– dank Humanmedizin und Pflegewissenschaft<br />
am gleichen Campus – die<br />
Chancen des interprofessionellen Lernens.<br />
Zudem vermittelt das innovative<br />
Curriculum auch kaufmännische Inhalte<br />
und gesundheitsökonomische<br />
Grundkenntnisse und legt Wert auf die<br />
Formung von sozialen sowie kommunikativen<br />
Kompetenzen. Wie bunt die<br />
Pharmaziewelt an der <strong>Paracelsus</strong> Uni<br />
ist und wie vielfältig die potenziellen<br />
Berufsfelder sind, zeigen auch die Bachelorarbeiten<br />
des ersten Jahrgangs.<br />
Eine Auswahl:<br />
Wissenschaftlicher Themenreigen. „Digitalisierung<br />
in der Apotheke“, „Morbus<br />
Parkinson – Pathophysiologie & Behandlungsmöglichkeiten“<br />
oder „Traditionelle<br />
Europäische Heilkunde: Bitterstoffe<br />
am Beispiel des Mariazeller Bitterelixiers“<br />
– um nur einige wenige<br />
Themen zu nennen. Stellvertretend für<br />
ihre Mitstudierenden erklärt Constanze<br />
Lainer („Anwendung und Wirksamkeit<br />
traditioneller Arzneipflanzen bei<br />
Harnwegsinfekten unter besonderer<br />
Berücksichtigung von zwei phytotherapeutischen<br />
Handelspräparaten“) ihren<br />
Zugang. Da Antibiotika-Resistenzen<br />
durch einen oft inflationären Einsatz<br />
immer mehr zum Problem<br />
geworden seien, wären Alternativen<br />
gefragt. Lainer, die sich auch aus eigener<br />
Betroffenheit für das Thema Nieren-<br />
und Blasenleiden interessiert: „Daher<br />
wollte ich alternative Behand-<br />
lungsmöglichkeiten, zum Beispiel<br />
mittels Arzneipflanzen und Phytotherapeutika,<br />
untersuchen.“ Ihre berufliche<br />
Zukunft sieht die angehende Masterstudentin<br />
derzeit zwar eher in der<br />
Apotheke, freut sich aber auch auf das<br />
noch ausstehende Industriepraktikum.<br />
Viele Karrierewege offen. Die bisherigen<br />
Schwerpunktsetzungen der erfolgreichen<br />
Bachelor-Absolventinnen und<br />
-Absolventen zeigen ganz klar: Auch<br />
wenn die öffentliche Apotheke nach<br />
wie vor ein beliebter Klassiker unter<br />
den pharmazeutischen Berufswegen<br />
ist, so hat sich in den letzten Jahren<br />
doch viel getan. Vor allem sorgt das unverwechselbare<br />
„Salzburger Curriculum“<br />
mit zahlreichen Praktika und Forschungsmöglichkeiten<br />
sowie interdisziplinären<br />
Lehrveranstaltungen auch<br />
für reges Interesse an (und die Befähigung<br />
zu) einem Einstieg in die pharmazeutische<br />
Industrie, die Pharmaforschung<br />
oder die immer wichtiger werdende<br />
Klinische Pharmazie. Mit<br />
anderen Worten: Selbst wenn jedem<br />
Anfang ein Zauber innewohnt, die Zukunft<br />
des Pharmaziestudiums an der<br />
<strong>Paracelsus</strong> Universität wird noch viel<br />
spannender. Man darf auf die Fortsetzung<br />
gespannt sein.<br />
Ω<br />
Info: www.pmu.ac.at/pharmazie<br />
Ein herzliches Dankeschön den Freunden und Förderern<br />
ACM austrian capital management GmbH | Agrana Zucker GmbH | Aicher, Max | Alumni Club der <strong>Paracelsus</strong> Universität | Angelini Pharma Österreich<br />
| Apomedica | Ball Beverage Packaging Ludesch Corporation | Bayer Austria Ges.m.b.H. | BTU Beteiligungs GmbH | Capital Bank | Commend<br />
Österreich GmbH | DBS Gesellschaft für digitale Bildsysteme m.b.H. | Die Hayward Privatstiftung | dm drogeriemarkt GmbH | DOLL Bauunternehmen<br />
GmBH | DS Smith Packaging Deutschland Stiftung & Co. KG | | EVER Neuro Pharma GmbH | Frey, Andrea | G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft<br />
m.b.H. | Gassner GmbH | Gebro Holding GmbH | Gebrüder Woerle Ges.m.b.H. | Greither, Andreas | Hagleitner Hygiene International GmbH |<br />
Hansjörg Wyss Foundation | Herba Chemosan | Hinteregger Immobilien OG | HYPO Salzburg | Jacoby GM Pharma | Johnson & Johnson Medical Products<br />
GmbH | M. Kaindl OG / Kaindl Flooring GmbH | KASTNER | Kellerhals, Helga | Koller, Norbert | KS Pharma GmbH | Kuhn Holding GmbH | Kuhn,<br />
Irmgard | Kuhn, Stefan | Kwizda Pharmahandel GmbH | Lethmate Stiftung | Lukesch, Edith | MED-EL Elektromed. Geräte GesmbH | Melasan Produktions-<br />
& Vertriebsges.m.b.H. | Miele GesmbH | Moosleitner Ges.m.b.H | NUTROPIA PHARMA GmbH | Österreichische Lotterien GesmbH | Pappas Holding<br />
GmbH | <strong>Paracelsus</strong> Rotary Club | Rangnick, Ralf | Rauch Fruchtsäfte GmbH & Co OG | Red Bull - Mateschitz, Dietrich | Richter Pharma AG | Rhedey<br />
Internationale Transporte Ges.m.b.H. | Roche Austria GmbH | SALLMANN GmbH | Salzburg AG für Energie, Verkehr und Telekommunikation |<br />
Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke Gesellschaft m.b.H. | Salzburger Sparkasse Bank AG | Schön Holding SE & Co. KG | Schröcksnadel,<br />
Peter | Schülke & Mayr GmbH | Schwarzbraun, Familie | Sedlmayer, Felix | Senoplast Klepsch & Co GmbH & Co KG | Siemens AG Österreich<br />
| Siemens Healthcare Diagnostics GmbH | SPAR Österreichische Warenhandels-AG | Stahlwerk Annahütte Max Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei<br />
zu Salzburg GmbH | teampool personal service gmbh | Train, Detlef | von Schilgen, Eva Maria | VR - meine Raiffeisenbank eG, Altötting-Mühldorf<br />
(D) | Winkler, Fritz Wolfgang und Winkler-Berger, Helga | Zürcher Kantonalbank Österreich AG<br />
paracelsus today 2 | 20<br />
33
Privat – und smart!<br />
Update | Privatuniversitäten gibt es in Österreich nun seit gut 20 Jahren. Michael<br />
Nake, Kanzler der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität (PMU), sprach mit<br />
<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong> über die Entwicklung und Zukunft dieses Universitätstyps.<br />
<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>: Wie geht es den Privatuniversitäten<br />
in Österreich?<br />
Michael Nake: Meinen Beobachtungen<br />
zufolge entwickelt sich dieser Sektor<br />
hervorragend. Einerseits ist die Anzahl<br />
der privaten Unis auf aktuell 14 gestiegen,<br />
andererseits wird das Bildungsangebot<br />
selbst vielfältiger: Es gibt eine<br />
starke Zunahme an Studiengängen,<br />
universitären Lehrgängen und Studierenden<br />
– und insgesamt verzeichnet<br />
der Sektor den stärksten Zuwachs im<br />
Vergleich zu den staatlichen Unis und<br />
Fachhochschulen.<br />
Das Parlament hat kürzlich ein neues<br />
Privathochschulgesetz erlassen. Was<br />
sind die Beweggründe dafür?<br />
Neben den vorher schon erwähnten<br />
Einrichtungen soll es nun einen vierten<br />
Hochschultypus, die „privaten Hochschulen“<br />
geben. Diese unterscheiden sich<br />
von den Privatunis durch das Fehlen von<br />
Doktoratsstudiengängen. Offenbar sollen<br />
dies Einrichtungen sein, an denen die<br />
Forschung nicht so stark ausgeprägt ist<br />
wie an den Universitäten, aber ähnlich<br />
wie an Fachhochschulen signifikant vertreten<br />
sein muss. Aus den Gesetzesmaterialien<br />
lässt sich ein klares Profil nicht<br />
wirklich erkennen. Ich erwarte, dass<br />
alle Privatuniversitäten, die derzeit keine<br />
Doktoratsstudien anbieten, diese nun<br />
rasch etablieren möchten. Damit blieben<br />
als künftige Privathochschulen nur<br />
neu gegründete Einrichtungen übrig.<br />
Die Gründungsphase neuer Bildungseinrichtungen<br />
hätte man allerdings<br />
auch anders regeln können, wie Beispiele<br />
aus anderen Ländern zeigen.<br />
„Die Kundenorientierung,<br />
Flexibilität und Effizienz<br />
der Privatunis werden<br />
geschätzt“, sagt PMU-<br />
Kanzler Dr. Michael Nake.<br />
Wie wird sich das neuen Gesetz auf die<br />
<strong>Paracelsus</strong> Universität auswirken?<br />
Die <strong>Paracelsus</strong> Universität wird daraus<br />
keine größeren Änderungen zu erwarten<br />
haben. Wir betreiben aktuell<br />
zwei sehr erfolgreiche PhD-Studiengänge<br />
in den Bereichen der Medizinischen<br />
Wissenschaften und der Pflegewissenschaft<br />
und streben die Einrichtung<br />
von zwei weiteren Doktoratsstudiengängen,<br />
„Doctor of Nursing Practise“<br />
und „Pharmazie“, an.<br />
Die öffentliche Diskussion scheint auch<br />
nach 20 Jahren noch immer von einer<br />
gewissen Skepsis gegenüber privaten Bildungseinrichtungen<br />
geprägt zu sein.<br />
Das ist zweifellos zu beobachten,<br />
wenngleich die Gründe dafür unklar<br />
sind. Der Glaube, dass private Universitäten<br />
ein Geschäftsmodell sind, ist ein<br />
großer Irrtum. Die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
– und auch die anderen Privatunis<br />
– investieren alles, was möglich ist, in<br />
Innovationen in der Lehre und in Forschung.<br />
Anders könnten wir die Qualitätsanforderungen<br />
der Studierenden<br />
bzw. deren Eltern und auch jene, die<br />
von den Qualitätsagenturen gestellt<br />
werden, nicht erfüllen. Aktuell fordern<br />
uns die Entwicklungen rund um CO-<br />
VID-19, und man kann guten Gewissens<br />
behaupten, dass die Umstellungen<br />
in der Lehre sehr gut gelungen sind. Es<br />
bedarf also großer Anstrengungen und<br />
der Hilfe vieler Unterstützer, um auf<br />
dem Bildungsmarkt so auftreten zu<br />
können, dass jene Akzeptanz entsteht,<br />
die sich in den steigenden Zahlen widerspiegelt.<br />
34<br />
paracelsus today 2 | 20
„Solange der Bund die<br />
Privatuniversitäten nicht<br />
fördert, sind Studienbeiträge<br />
unumgänglich.“<br />
Dr. Michael Nake,<br />
Kanzler der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität<br />
Erlebt die <strong>Paracelsus</strong> Universität eine<br />
starke Konkurrenz zwischen den Unis<br />
und Hochschulen am Standort?<br />
Ganz im Gegenteil! In Salzburg hat<br />
man schon vor Jahren erkannt, dass die<br />
Chance als eher kleine Hochschulregion<br />
in der Zusammenarbeit liegt, und<br />
auch die Landespolitik unterstützt diesen<br />
Weg nachhaltig. Die Institutionen<br />
am Standort kooperieren auf vielen Gebieten<br />
der Lehre, aber besonders auch<br />
in der Forschung. Die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
arbeitet besonders intensiv mit<br />
der Paris Lodron Universität Salzburg<br />
und der Fachhochschule Salzburg zusammen.<br />
Institutionelle Zusammenarbeit<br />
findet in der vitalen Salzburger<br />
Hochschulkonferenz statt: Dabei geht<br />
es um die Wahrnehmung von Synergien<br />
und natürlich die Vertretung gemeinsamer<br />
Interessen, wie der Forschungsförderung,<br />
gegenüber den politisch<br />
Verantwortlichen.<br />
Ein immer wieder kehrendes Thema in<br />
der Diskussion um Privatunis sind die<br />
Studiengebühren. Gibt es hier langsam<br />
eine Akzeptanz in der Öffentlichkeit?<br />
Solange der Bund die Privatuniversitäten<br />
nicht fördert, sind Studienbeiträge<br />
unumgänglich. Unser Bestreben<br />
war es immer, diese so festzusetzen,<br />
dass – unterstützt durch unser gutes<br />
Stipendiensystem – niemand von der<br />
Möglichkeit ausgeschlossen wird, bei<br />
uns zu studieren. Ich denke, dass es generell<br />
gut wäre, solche Beiträge auch<br />
an den staatlichen Unis einzuführen.<br />
Warum sollen Studierende, die in der<br />
Lage sind, einen Teil der Kosten privat<br />
zu übernehmen, von allen Steuerzahlern<br />
in diesem Ausmaß unterstützt<br />
werden?<br />
Werden Privatuniversitäten nur von<br />
Studierenden aus Familien der höheren<br />
Einkommensklasse besucht?<br />
Nein, die letzte Erhebung über die<br />
soziale Lage der Studierenden in Österreich<br />
(http://www.sozialerhebung.at)<br />
hat wieder bestätigt, dass sich der „soziale<br />
Mix“ an den Privatuniversitäten<br />
nicht von jenem an den staatlichen<br />
Universitäten unterscheidet. Das trifft<br />
sich mit den Beobachtungen an der <strong>Paracelsus</strong><br />
Universität. Im Rechenmodell<br />
machen die kürzere Studiendauer an<br />
der PMU, die wir durch unsere Effizienz<br />
erreichen können, die Studiengebühren<br />
mehr als wett. Berechnen wir<br />
doch nur einmal den zwei Jahre früheren<br />
Eintritt in das Erwerbsleben, der an<br />
unserer Universität Realität ist: Da<br />
kommt ein deutlich positiver Saldo heraus.<br />
Alternativ könnte der Bildungsminister<br />
jeder jungen Österreicherin<br />
und jedem jungen Österreicher einen<br />
Bildungsscheck in die Hand geben, der<br />
dann bei jeder Bildungsinstitution eingelöst<br />
werden kann. Dann müssten<br />
Studienbeiträge kein Thema mehr sein.<br />
Die Studierendenbefragung hat sich<br />
auch mit der Zufriedenheit der Studierenden<br />
an Privatunis beschäftigt …<br />
… und dabei wurde den privaten Universitäten<br />
ein durchwegs gutes Zeugnis<br />
ausgestellt. Die „Kundenorientierung“,<br />
die Flexibilität und Effizienz der kleineren<br />
Einrichtungen scheinen hier besonders<br />
geschätzt zu werden. Diese positiven<br />
Punkte aufrecht zu erhalten,<br />
wird auch für die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
eine der wesentlichen Herausforderungen<br />
der Zukunft sein. In diesem Zusammenhang<br />
müssen wir darauf achten,<br />
in unseren internen Systemen<br />
beweglich zu bleiben. Aus diesem<br />
Grund wünschen wir uns von den Qualitätsagenturen<br />
und den auf Bundesebene<br />
politisch Verantwortlichen, uns<br />
nicht mit Regelungen zu überhäufen,<br />
die uns in unserer Bewegungsfreiheit<br />
so einschränken, dass wir die Vorteile<br />
einer privaten Einrichtung nicht mehr<br />
zur Geltung bringen können.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Universität?<br />
Die <strong>Paracelsus</strong> Medizinische Privatuniversität<br />
wird gerne an ihren Ergebnissen<br />
gemessen: am Forschungsoutput,<br />
an der Qualität und Zahl der Innovationen<br />
aus der Forschung, an der<br />
Akzeptanz unserer Absolventinnen und<br />
Absolventen im Berufsleben und der<br />
Wahrnehmung ihrer Kenntnisse und<br />
Fähigkeiten. Wie wir diese Resultate<br />
erzielen, sollte uns aber selbst überlassen<br />
werden. Das wäre eine Herangehensweise,<br />
die alle Bildungseinrichtungen<br />
in Österreich weiterbringen würde.<br />
Das wäre sicherlich effizienter als Vorschriften<br />
über die Ausstattung von<br />
Räumen oder darüber, wie die Beschäftigungsverhältnisse<br />
von Professorinnen<br />
und Professoren sein müssen. Die<br />
Möglichkeiten zur Kreativität und Freiheit<br />
in der Entfaltung sind Treibstoff<br />
für unsere Entwicklung!<br />
Ω<br />
paracelsus today 2 | 20<br />
35
Hilfe,<br />
es brennt!<br />
BodyCheck | Wenn es zieht, brennt und man<br />
ständig auf die Toilette muss, ist häufig eine<br />
Blasenentzündung die Ursache.<br />
Symptome<br />
Die Blasenentzündung (lat. Zystitis) gehört zu<br />
den häufigsten Infektionen des menschlichen<br />
Körpers. Knapp die Hälfte aller Frauen<br />
in Österreich leidet mindestens einmal im<br />
Leben an dieser durch Bakterien hervorgerufenen<br />
Infektion. Männer sind durch ihre längere<br />
Harnröhre, die eine natürliche Barriere<br />
gegen aufsteigende Keime darstellt, weitaus<br />
seltener betroffen. Typische Beschwerden<br />
bei Vorliegen einer Zystitis sind Schmerzen<br />
und Brennen beim Wasserlassen, Blasenkrämpfe<br />
und häufiger Harndrang mit jedoch<br />
kleinen Urinmengen. Auch Blutbeimengungen<br />
im Urin können auftreten.<br />
Diagnose<br />
Die Diagnose einer Zystitis kann zwar klinisch<br />
gestellt werden – also durch Erhebung<br />
der Anamnese und Durchführung einer körperlichen<br />
Untersuchung und ohne Labortests<br />
–, dennoch ist die Durchführung einer<br />
Urinanalyse ratsam. Sie hilft, die Diagnose zu<br />
sichern und andere beschwerdeerklärende<br />
Ursachen zu erkennen. Üblicherweise wird<br />
hierfür eine Portion des Mittelstrahlurins gewonnen.<br />
Das heißt, die erste und die letzte<br />
Urinportion werden verworfen. Wichtig ist,<br />
dass das Genitale hierfür sorgfältig gesäubert<br />
und desinfiziert ist, denn normale Schleimhautflora<br />
kann den Befund maßgeblich verfälschen<br />
und somit zu einer falschen Diagnose<br />
und Therapie führen.<br />
Therapie<br />
Zwar ist die antibiotische Therapie nicht immer<br />
nötig, doch oft unumgänglich. Das verschriebene<br />
Präparat richtet sich nach lokalen/geografischen<br />
Resistenzen der Erreger,<br />
Komorbiditäten der Patienten und Vorliegen<br />
eventueller Harnkulturen (das beschwerdeerregende<br />
Bakterium wird hierbei gezüchtet<br />
und diverse Antibiotika werden auf ihre<br />
Wirksamkeit getestet). Eine zielgerichtete<br />
Therapie in korrekter Dosierung und Dauer<br />
verhindert wortwörtlich ein Aufsteigen der<br />
Infektion, was bis zu einer Nierenbeckenentzündung<br />
oder gar Blutvergiftung führen<br />
kann.<br />
Prävention<br />
Um das Auftreten einer Harnblasenentzündung<br />
zu vermeiden hilft das Wissen, dass die<br />
Haupterreger der Erkrankung aus dem<br />
Darmbereich stammen. Korrekte Intim- und<br />
Sexualhygiene sind somit eine sehr gute Prophylaxe.<br />
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />
gewährleistet eine adäquate „Durchspülung“<br />
der Harnwege und beugt Infekten vor.<br />
Sollten sich bei Frauen nach der Menopause<br />
Infektionen häufen, hilft es auch, die Scheidenflora<br />
durch Östrogenpräparate wiederherzustellen<br />
und die körpereigene Abwehr<br />
zu stärken.<br />
Spätestens bei wiederkehrenden Harnblasenentzündungen<br />
ist es ratsam, eine umfangreiche<br />
urologische Abklärung durchführen<br />
zu lassen.<br />
Ω<br />
Der Autor:<br />
Dr. Maximilian Horetzky ist Facharzt für Urologie und Andrologie<br />
am Universitätsklinikum Salzburg. Nach seiner Promotion 2012 an<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität absolvierte er die<br />
Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin und zum Militärarzt.<br />
36<br />
paracelsus today 2 | 20
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Pandemie und Süchte<br />
Outside | Stress und Ängste können den Konsum von Alkohol und Tabak fördern<br />
und das Suchtverhalten intensivieren. Eine Studie des Klinikums Nürnberg und<br />
des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit Mannheim ging dem Konsumverhalten<br />
im Covid-19-Shutdown auf den Grund.<br />
Autorin: Sabine Ritzinger • Fotos: Klinikum Nürnberg/Rudi Ott; iStock<br />
38<br />
paracelsus today 2 | 20
Der in der SARS-CoV-2-Pandemie verhängte<br />
Shutdown limitierte über Wochen den Alltag<br />
und die persönlichen Freiheiten der Bevölkerung<br />
auf bisher unvorstellbare Weise. Die<br />
Einschränkung der sozialen Kontakte, existenzielle<br />
Sorgen und die Angst vor Ansteckung stellten für<br />
viele Menschen eine große psychische Herausforderung dar.<br />
„Oft verstärken Krisen, Stress und Ängste bereits vorhandene<br />
Verhaltensmuster: So isolieren sich zurückgezogen lebende<br />
Menschen noch stärker, Nachdenkliche grübeln noch mehr,<br />
Agressive sind noch reizbarer“, erklärt Thomas Hillemacher,<br />
Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie der <strong>Paracelsus</strong><br />
Medizinische Privatuniversität Nürnberg. Bereits vorhandene<br />
psychische Erkrankungen können sich durch die Ausnahmesituation<br />
verstärken, zum Teil gibt die Krise auch den<br />
Ausschlag für psychische Probleme.<br />
„Sorgenbremse“ Alkohol. Bereits zu Beginn des fast weltweiten<br />
Shutdowns warnte die Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) vor einem erhöhten Alkoholkonsum, der in der sozialen<br />
Isolation drohen könnte. In persönlichen,<br />
aber auch gesellschaftlichen Krisen<br />
ist der Konsum von Alkohol für viele Menschen<br />
ein eingelernter Bewältigungsmechanismus,<br />
um Ängste und Sorgen abzumildern,<br />
um zu entspannen und sich zu beruhigen.<br />
Schon aus früheren Epidemien ist<br />
bekannt, dass Stress und Ängste den Konsum<br />
von Alkohol und Tabak fördern sowie<br />
das Suchtverhalten intensivieren können.<br />
Das bestätigten auch Zahlen der Gesellschaft<br />
für Konsumforschung in Nürnberg:<br />
Demnach seien in den ersten Wochen des<br />
Shutdowns die Verkaufszahlen bei Alkohol<br />
um rund 6 Prozent gestiegen. „Ob das<br />
nur Hamsterkäufe waren oder schon gestiegener<br />
Konsum, lässt sich aber aus diesen<br />
Zahlen nicht ableiten“, erläutert Thomas<br />
Hillemacher.<br />
Anonyme Befragung. Gemeinsam mit Falk Kiefer von der<br />
Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut<br />
für Seelische Gesundheit Mannheim initiierte<br />
der Nürnberger Klinikvorstand eine Online-Befragung zum<br />
Konsumverhalten während des Shutdowns, an der rund<br />
3200 Personen teilnahmen. Repräsentativ sei die Befragung<br />
trotz hoher Beteiligung nicht. „Wir wollten möglichst<br />
schnell reagieren und die Daten erheben und das war nur<br />
online möglich. Deshalb haben wir nur Leute erreicht, die<br />
„Ängste, Sorgen, Kontaktbeschränkungen<br />
und Leerlauf<br />
führen häufig dazu, dass<br />
mehr Alkohol getrunken<br />
wird.“<br />
Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher,<br />
Ärztlicher Leiter der Klinik für Psychiatrie<br />
und Psychotherapie, Universitätsklinik<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität Nürnberg<br />
im Internet aktiv sind“, sagt Psychologin Ekaterini Georgiadou,<br />
die die Befragung mit ausgewertet hat. „Trotz dieser<br />
Einschränkung waren alle Bevölkerungsgruppen gut vertreten“,<br />
ergänzt Hillemacher. Im Fokus der Untersuchung standen<br />
nicht nur Alkohol und Tabak, sondern auch der so genannte<br />
stoffungebundene Konsum, also etwa Spielsucht,<br />
Kaufsucht oder Medienkonsum.<br />
Konsumverstärker Pandemie. 37,4 Prozent der Befragten<br />
gaben an, während des Shutdowns mehr als vorher zu trinken.<br />
Von den Rauchern, das waren rund 28 Prozent der Teilnehmenden,<br />
gaben 42,7 Prozent eine Steigerung ihres Tabakkonsums<br />
zu Protokoll. Jene Personen, die ihre Tagesstruktur<br />
durch die berufliche Beschäftigung weitgehend beibehalten<br />
konnten, scheinen weniger von einem erhöhten Konsum von<br />
Alkohol und Tabak betroffen zu sein. Hingegen dürften jene,<br />
die bereits vor Beginn der Ausgangseinschränkungen regelmäßig<br />
Alkohol konsumiert hatten, besonders gefährdet sein.<br />
Befragte mit geringerer Schulbildung und höherem, subjektiven<br />
Stressempfinden griffen laut Auswertung vermehrt zu<br />
Alkohol und Tabak. „Ein Teil der Menschen<br />
wird ihre geänderten Konsummuster vielleicht<br />
nicht wieder zurückregulieren, darüber<br />
hinaus besteht immer das Risiko,<br />
dass sich eine Abhängigkeit entwickelt. Der<br />
höhere Alkoholkonsum in Kombination mit<br />
erhöhtem Stress und geringer Bildung birgt<br />
ein erhöhtes Aggressionspotenzial – und<br />
damit ein höheres Risiko für häusliche Gewalt“,<br />
befürchtet Suchtexperte Hillemacher.<br />
Aufklären und helfen. Im Hinblick auf eine<br />
zweite Welle raten die Autoren der Studie,<br />
die Bevölkerung schon während der Akutphase<br />
der COVID-19-Pandemie über die<br />
Risiken und mögliche Langzeitfolgen eines<br />
vermehrten Alkohol- und Tabakkonsums<br />
während dieser Ausnahmesituation zu informieren.<br />
Niederschwellige medizinische<br />
und soziale Hilfsangebote, etwa in Form von (anonymen) telefonischen<br />
oder Online-Beratungsangeboten, sollten etabliert<br />
werden. „Es ist aus unserer Sicht wichtig, dass sich alle im<br />
Gesundheitssystem Tätigen dessen bewusst sind und Patienten<br />
bereits bei ersten Anzeichen für eine Steigerung des Alkoholoder<br />
Tabakkonsums darauf ansprechen und an Hilfsangebote<br />
weitervermitteln“, empfiehlt das Studienteam. Um zusätzlich<br />
zu den Ergebnissen der ersten Studie Schlüsse auf längerfristige<br />
Verhaltensänderungen durch die Krise ziehen zu<br />
können, ist im Herbst eine zweite Studie geplant. Ω<br />
paracelsus today 2 | 20<br />
39
Wer die Räumlichkeiten von Anima Mentis<br />
in der Wiener Innenstadt das erste<br />
Mal betritt, hat eventuell nur eine vage<br />
Vorstellung davon, wie ein „Fitnessstudio<br />
für mentale Stärke“ funktioniert.<br />
Helle Bereiche, ruhige Atmosphäre, geschmackvolle Einrichtung<br />
und viele Naturmaterialen schaffen eine Wohlfühl-Oase,<br />
die mit klassischen Fitnessstudios nichts gemein<br />
hat. Aber das wirklich Einmalige steckt (eher versteckt) im<br />
persönlichen Programm, das sich den Kunden bietet.<br />
Peter Kirschner (li.) und Jürgen Osterbrink wollen<br />
die mentale Stärke von belasteten Menschen<br />
primärpräventiv fördern – maßgeschneidert,<br />
multiprofessionell und evidenzbasiert.<br />
Multidisziplinäres Team. Der Anspruch lautet, Seele, Geist<br />
und Körper wieder in Einklang zu bringen und somit auch<br />
Burnout und Depression vorzubeugen. Der „mentale Fitness-Check“<br />
eruiert die individuellen Bedürfnisse der Kundinnen<br />
und Kunden und bildet die Basis für ein persönliches<br />
Angebot aus unterschiedlichen Anwendungen, Seminaren<br />
und Coachings, das regelmäßig evaluiert und angepasst<br />
wird. Ein Team aus Psychologen, Trainern und Therapeuten<br />
bietet auch Einzel-Coachings an und fördert durch Kleingruppen-Seminare<br />
die eigene Gesundheitskompetenz. Angeleitete<br />
Übungen sollen die Entspannung fördern, Yogaund<br />
Cycling-Angebote darüber hinaus auch die Fitness.<br />
Hightech und Virtual Reality. Wirklich neu und spektakulär<br />
sind die Hightech-gestützten Anwendungen, die wie alle<br />
Angebote in Zusammenarbeit mit der <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
entwickelt wurden – unterstützt von einem nationalen und<br />
internationalen Ärzte- und Psychologenbeirat. So wurden<br />
Lichtanwendungen entwickelt, die Blutdruck und Herzfrequenz<br />
senken und die Stimmung heben. Der Besuch des Na-<br />
Alles anders,<br />
alles im Lot<br />
Outside | Als „Fitnessstudio für mentale<br />
Stärke“ bietet Anima Mentis ein umfassendes<br />
Programm zur Stärkung der<br />
inneren Ressourcen. Das medizinischwissenschaftliche<br />
Fundament<br />
liefert die <strong>Paracelsus</strong> Universität.<br />
Autorin: Sabine Ritzinger• Fotos: Julian Kocher<br />
Rundum-Paket für mentale Fitness:<br />
Hightech-Anwendungen<br />
und Virtual Reality ergänzen<br />
Seminare und Coachings.<br />
40<br />
paracelsus today 2 | 20
ture-360°-Kinos geht mit gesenktem Blutdruck, Pulsregulierung,<br />
Abnahme der Stresshormone und Steigerung des<br />
subjektiven Wohlbefindens einher; ähnliche Effekte bietet<br />
auch der Virtual Reality Raum, der in eine virtuell simulierte<br />
Naturumgebung mit optischen, akustischen und taktilen<br />
Sinnesreizen entführt. Der „Sinnes Raum“ ermöglicht durch<br />
individuell wählbare sensorische Reize die Stimulation einzelner<br />
Sinne oder multisensorische Stimulation.<br />
Unterhaltung mit Folgen. Die Geschichte von Anima Mentis<br />
begann in Südafrika, als Jürgen Osterbrink, Vorstand des Instituts<br />
für Pflegewissenschaft und -praxis der <strong>Paracelsus</strong><br />
Medizinischen Privatuniversität (PMU), zufällig auf Andreas<br />
Spechtler, vormals Präsident von Dolby International, traf.<br />
Die beiden kamen ins Gespräch – und auf die Idee für ein<br />
Start-up, die später in Wien auf offene Ohren stoßen sollte.<br />
Rudolf Öhlinger, als Gründer und ehemaliger Inhaber der<br />
SeneCura Kliniken- und Heimebetriebs-GmbH ein langjähriger<br />
Kooperationspartner Osterbrinks, gefiel die Vorstellung<br />
eines Unternehmens zur Stärkung mentaler Ressourcen<br />
auf medizinisch-wissenschaftlicher Basis. Damit war<br />
die Gründung einer Gesellschaft besiegelt und ging im Mai<br />
2017 über die Bühne. Zu PMU-Ehrensenator Öhlinger als Eigentümer<br />
der Anima Mentis-Gruppe und PMU-Vorstand<br />
Osterbrink als Chief Scientific Advisor gesellte sich bald<br />
PMU-Alumnus Peter Kirschner hinzu. Der „Mitarbeiter<br />
Nummer eins“ war zunächst Chief Product Officer und ist<br />
seit April 2020 Geschäftsführer von Anima Mentis.<br />
Vorbeugen statt Reparieren. „“Leider hat unsere Gesellschaft<br />
noch immer den Hang zum Reparieren, statt auf Prävention<br />
zu setzen“, erklärt Jürgen Osterbrink. In einem System<br />
mit dem Anspruch „Es geht noch immer mehr“ müsse<br />
man das Bewusstsein schärfen, dass die menschlichen Ressourcen<br />
auch Grenzen haben und gut eingeteilt gehören. Er<br />
habe viele Menschen erlebt, die an Burnout und Depression<br />
erkranken und nicht mehr so wie früher seien, wenn sie in<br />
den Alltag zurückkehren. Deshalb ist es ihm wichtig, „Kunden“<br />
zu begleiten und zu unterstützen, bevor sie zu Patienten<br />
werden – mit einer Kombination aus analogen und<br />
digitalen Methoden. Er erforscht mit seinem Team an der<br />
<strong>Paracelsus</strong> Universität den Wirksamkeitsnachweis der angewendeten<br />
Maßnahmen.<br />
Wissenschaft statt Esoterik. „Meine Aufgabe ist es, wissenschaftlich<br />
basierte Angebote zu kreieren und ins Digitale<br />
vorzudenken, darüber hinaus möchte ich in der Bevölkerung<br />
und bei Ärzten bewusstseinsbildend wirken“, ergänzt<br />
Peter Kirschner. Er versteht das Portfolio von Anima Mentis<br />
als Weiterentwicklung klassischer Unterstützungsangebote:<br />
„Wir wollen nicht nur mentale Krankheit verhindern, sondern<br />
mittels evidenzbasierter Angebote die Resilienz und<br />
das Körpergefühl von Menschen entwickeln und stärken –<br />
quasi einen ,roten Faden durchs Leben´ fernab der Esoterikecke“,<br />
betont der „leidenschaftliche Schulmediziner“. Neu<br />
ist die die Integration von Smartwatches, die Puls, Sauerstoffsättigung<br />
und Herzratenvariabilität der Kunden messen,<br />
und die neue „Academy“ mit einem vielfältigen Online-Angebot<br />
aus Seminaren, Coachings und Podcasts. Letztere<br />
war während des pandemiebedingten Lockdowns und<br />
der damit einhergehenden Schließung des Unternehmens<br />
mit Hochdruck ausgebaut worden.<br />
Ω<br />
„Wir sind davon überzeugt,<br />
dass wir die Lösung für ein<br />
relevantes Problem haben, das<br />
Menschen belastet und somit<br />
auch die ganze Gesellschaft –<br />
und auch die Volkswirtschaft.“<br />
Prof. Rudolf Öhlinger,<br />
Eigentümer der Anima Mentis-Gruppe<br />
paracelsus today 2 | 20<br />
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Wer die Räumlichkeiten von Anima Mentis<br />
in der Wiener Innenstadt das erste<br />
Mal betritt, hat eventuell nur eine vage<br />
Vorstellung davon, wie ein „Fitnessstudio<br />
für mentale Stärke“ funktioniert.<br />
Helle Bereiche, ruhige Atmosphäre, geschmackvolle Einrichtung<br />
und viele Naturmaterialen schaffen eine Wohlfühl-Oase,<br />
die mit klassischen Fitnessstudios nichts gemein<br />
hat. Aber das wirklich Einmalige steckt (eher versteckt) im<br />
persönlichen Programm, das sich den Kunden bietet.<br />
Peter Kirschner (li.) und Jürgen Osterbrink wollen<br />
die mentale Stärke von belasteten Menschen<br />
primärpräventiv fördern – maßgeschneidert,<br />
multiprofessionell und evidenzbasiert.<br />
Multidisziplinäres Team. Der Anspruch lautet, Seele, Geist<br />
und Körper wieder in Einklang zu bringen und somit auch<br />
Burnout und Depression vorzubeugen. Der „mentale Fitness-Check“<br />
eruiert die individuellen Bedürfnisse der Kundinnen<br />
und Kunden und bildet die Basis für ein persönliches<br />
Angebot aus unterschiedlichen Anwendungen, Seminaren<br />
und Coachings, das regelmäßig evaluiert und angepasst<br />
wird. Ein Team aus Psychologen, Trainern und Therapeuten<br />
bietet auch Einzel-Coachings an und fördert durch Kleingruppen-Seminare<br />
die eigene Gesundheitskompetenz. Angeleitete<br />
Übungen sollen die Entspannung fördern, Yogaund<br />
Cycling-Angebote darüber hinaus auch die Fitness.<br />
Hightech und Virtual Reality. Wirklich neu und spektakulär<br />
sind die Hightech-gestützten Anwendungen, die wie alle<br />
Angebote in Zusammenarbeit mit der <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
entwickelt wurden – unterstützt von einem nationalen und<br />
internationalen Ärzte- und Psychologenbeirat. So wurden<br />
Lichtanwendungen entwickelt, die Blutdruck und Herzfrequenz<br />
senken und die Stimmung heben. Der Besuch des Na-<br />
Alles anders,<br />
alles im Lot<br />
Outside | Als „Fitnessstudio für mentale<br />
Stärke“ bietet Anima Mentis ein umfassendes<br />
Programm zur Stärkung der<br />
inneren Ressourcen. Das medizinischwissenschaftliche<br />
Fundament<br />
liefert die <strong>Paracelsus</strong> Universität.<br />
Autorin: Sabine Ritzinger• Fotos: Julian Kocher<br />
Rundum-Paket für mentale Fitness:<br />
Hightech-Anwendungen<br />
und Virtual Reality ergänzen<br />
Seminare und Coachings.<br />
40<br />
paracelsus today 2 | 20
ture-360°-Kinos geht mit gesenktem Blutdruck, Pulsregulierung,<br />
Abnahme der Stresshormone und Steigerung des<br />
subjektiven Wohlbefindens einher; ähnliche Effekte bietet<br />
auch der Virtual Reality Raum, der in eine virtuell simulierte<br />
Naturumgebung mit optischen, akustischen und taktilen<br />
Sinnesreizen entführt. Der „Sinnes Raum“ ermöglicht durch<br />
individuell wählbare sensorische Reize die Stimulation einzelner<br />
Sinne oder multisensorische Stimulation.<br />
Unterhaltung mit Folgen. Die Geschichte von Anima Mentis<br />
begann in Südafrika, als Jürgen Osterbrink, Vorstand des Instituts<br />
für Pflegewissenschaft und -praxis der <strong>Paracelsus</strong><br />
Medizinischen Privatuniversität (PMU), zufällig auf Andreas<br />
Spechtler, vormals Präsident von Dolby International, traf.<br />
Die beiden kamen ins Gespräch – und auf die Idee für ein<br />
Start-up, die später in Wien auf offene Ohren stoßen sollte.<br />
Rudolf Öhlinger, als Gründer und ehemaliger Inhaber der<br />
SeneCura Kliniken- und Heimebetriebs-GmbH ein langjähriger<br />
Kooperationspartner Osterbrinks, gefiel die Vorstellung<br />
eines Unternehmens zur Stärkung mentaler Ressourcen<br />
auf medizinisch-wissenschaftlicher Basis. Damit war<br />
die Gründung einer Gesellschaft besiegelt und ging im Mai<br />
2017 über die Bühne. Zu PMU-Ehrensenator Öhlinger als Eigentümer<br />
der Anima Mentis-Gruppe und PMU-Vorstand<br />
Osterbrink als Chief Scientific Advisor gesellte sich bald<br />
PMU-Alumnus Peter Kirschner hinzu. Der „Mitarbeiter<br />
Nummer eins“ war zunächst Chief Product Officer und ist<br />
seit April 2020 Geschäftsführer von Anima Mentis.<br />
Vorbeugen statt Reparieren. „“Leider hat unsere Gesellschaft<br />
noch immer den Hang zum Reparieren, statt auf Prävention<br />
zu setzen“, erklärt Jürgen Osterbrink. In einem System<br />
mit dem Anspruch „Es geht noch immer mehr“ müsse<br />
man das Bewusstsein schärfen, dass die menschlichen Ressourcen<br />
auch Grenzen haben und gut eingeteilt gehören. Er<br />
habe viele Menschen erlebt, die an Burnout und Depression<br />
erkranken und nicht mehr so wie früher seien, wenn sie in<br />
den Alltag zurückkehren. Deshalb ist es ihm wichtig, „Kunden“<br />
zu begleiten und zu unterstützen, bevor sie zu Patienten<br />
werden – mit einer Kombination aus analogen und<br />
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<strong>Paracelsus</strong> Universität den Wirksamkeitsnachweis der angewendeten<br />
Maßnahmen.<br />
Wissenschaft statt Esoterik. „Meine Aufgabe ist es, wissenschaftlich<br />
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vorzudenken, darüber hinaus möchte ich in der Bevölkerung<br />
und bei Ärzten bewusstseinsbildend wirken“, ergänzt<br />
Peter Kirschner. Er versteht das Portfolio von Anima Mentis<br />
als Weiterentwicklung klassischer Unterstützungsangebote:<br />
„Wir wollen nicht nur mentale Krankheit verhindern, sondern<br />
mittels evidenzbasierter Angebote die Resilienz und<br />
das Körpergefühl von Menschen entwickeln und stärken –<br />
quasi einen ,roten Faden durchs Leben´ fernab der Esoterikecke“,<br />
betont der „leidenschaftliche Schulmediziner“. Neu<br />
ist die die Integration von Smartwatches, die Puls, Sauerstoffsättigung<br />
und Herzratenvariabilität der Kunden messen,<br />
und die neue „Academy“ mit einem vielfältigen Online-Angebot<br />
aus Seminaren, Coachings und Podcasts. Letztere<br />
war während des pandemiebedingten Lockdowns und<br />
der damit einhergehenden Schließung des Unternehmens<br />
mit Hochdruck ausgebaut worden.<br />
Ω<br />
„Wir sind davon überzeugt,<br />
dass wir die Lösung für ein<br />
relevantes Problem haben, das<br />
Menschen belastet und somit<br />
auch die ganze Gesellschaft –<br />
und auch die Volkswirtschaft.“<br />
Prof. Rudolf Öhlinger,<br />
Eigentümer der Anima Mentis-Gruppe<br />
paracelsus today 2 | 20<br />
41
Die Win-win-win-Situation<br />
Die <strong>Paracelsus</strong> Universität gehört zu den Pionieren bei der Einrichtung der<br />
„universitären Lehrordinationen“<br />
in der Allgemeinmedizin.<br />
Point of View<br />
ist das Paradebeispiel einer Win-win-Situation. Als Lehrärztin<br />
kann ich mein Können und Wissen weitergeben, erhalte aber ebenso Wissens-Input<br />
durch Studierende. Wenn man das positive Feedback durch die Patienten hinzuzählt,<br />
kann sogar von einer Win-win-win-Situation gesprochen werden.“<br />
Learning by doing. Michaela Grafinger, Allgemeinmedizinerin in Elixhausen bei Salzburg,<br />
freut sich auf den kommenden cand. med. (candidatus medicinae) der <strong>Paracelsus</strong><br />
Universität in ihrer Lehrordination, der (oder die) vier Wochen lang den hausärztlichen<br />
Berufsalltag in all seinen Facetten – und vor allem die Vielfalt an Patienten – aktiv miterleben<br />
wird. Kleinkinder und Säuglinge, Erwachsene bis hin zu sehr alten Menschen<br />
mit unterschiedlichsten Erkrankungen und Symptomen, akut kranke Menschen, aber<br />
auch chronisch oder psychisch Kranke: nahezu alle Fachrichtungen der Medizin sind<br />
vertreten. „Die angehenden Medizinerinnen und Mediziner werden unter meiner Anleitung<br />
klassische Ordinationstätigkeiten ausüben, wie Lungenfunktionstests durchführen,<br />
EKGs anlegen, Verbände wechseln. Alles Tätigkeiten, die im Praxisalltag eine große Hilfe<br />
sind“, erklärt Grafinger.<br />
Autorin: Ilse Spadlinek • Foto: iStock<br />
Pionierleistung Lehrordinationen. Die Allgemeinmedizin hat seit der Gründung des Instituts<br />
für Allgemein-, Präventiv- und Familienmedizin der PMU 2006 einen hohen Stellenwert.<br />
Vorständin Maria Flamm kooperiert mit etwa 80 Lehrordinationen – großteils<br />
in Stadt und Land Salzburg – und setzt sich für einen möglichst frühen und durchgehenden<br />
Praxiskontakt der Studierenden ein. Schon im ersten Studienjahr gewinnen sie<br />
am Praktikumstag Einblick in die Hausärztliche Praxis, im 2. Studienjahr gibt es den<br />
„Klinischen Untersuchungskurs“ im Krankenhaus und in der Hausarztpraxis. Ein vierwöchiges<br />
Praktikum ist verpflichtend im Curriculum verankert, und zwar im 5. Studienjahr,<br />
dem so genannten „Klinisch-Praktischen Jahr“ (KPJ). Den Pionieren und Pionierinnen<br />
an der PMU, der Salzburger Gesellschaft für Allgemeinmedizin, der Ärztekammer<br />
und vor allem den Lehrärztinnen und -ärzten gebührt Dank, dass sich die „universitäre<br />
Lehrordination“ ihren festen Platz in der medizinischen Ausbildung gesichert hat und<br />
ständig weiterentwickelt wird.<br />
Gefragt, wie es allen Beteiligten – also der Lehrärztin, den jungen „Doctores“ und den<br />
Patienten – dabei geht, meint Michaela Grafinger: „Eine hausärztliche Praxis ist ja irgendwie<br />
auch ein familiärer Betrieb, daher fallen die Reaktionen auch dementsprechend<br />
aus: oft freundlich, zumeist neugierig und, wie in jeder Familie, gelegentlich skeptisch.<br />
Eine Situation, mit der man zeitlebens als Arzt oder Ärztin konfrontiert bleibt.“Ω<br />
42<br />
paracelsus today 2 | 20
Das natürliche Heilmittel<br />
gegen trockene Kehlen<br />
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Braukunst auf höchster Stufe.
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