Paracelsus Today
Ausgabe 1 | April 2022
Ausgabe 1 | April 2022
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DAS MAGAZIN DER PARACELSUS PRIVATUNIVERSITÄT FÜR SALZBURG UND NÜRNBERG<br />
PARACELSUS<br />
TODAY<br />
1<br />
April 2022<br />
HERZENSSACHE<br />
FORSCHUNG<br />
Am PMU-Standort in Nürnberg<br />
nehmen zwei Frauen das<br />
Management in die Hand<br />
IM GESPRÄCH<br />
Zwei Alumni, zwei Fächer,<br />
eine gemeinsame Praxis<br />
PHARMAZIE<br />
IM VERGLEICH<br />
Viel Potential in Salzburg<br />
und beste Karrierechancen<br />
BLICK IN DIE<br />
ZUKUNFT<br />
Die Pandemie belastet Kinder und Jugendliche,<br />
doch sie werden diese Zeit positiv verarbeiten
Innovative Hygiene.<br />
Berührungslos, aufbereitungsfrei*, monitoringfähig<br />
Je lückenloser die Händehygiene,<br />
desto sicherer<br />
Patienten und Mitarbeiter sollen<br />
geschützt sein, deshalb erfassen immer<br />
mehr Krankenhäuser jede einzelne<br />
Händedesinfektion.<br />
Die Nutzungsdaten kommen digital von<br />
einem Hygienespender, er sendet sie<br />
standardmäßig.<br />
XIBU DISINFECT hybrid<br />
spendet Händedesinfektionsmittel<br />
und Nutzungsdaten<br />
* ÖGHMP-Expertise bestätigt: Dieses Spendersystem eignet sich<br />
tadellos für Gesundheitseinrichtungen.<br />
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Unbenannt-4 2 16.03.22 17:03
EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser!<br />
Es ist schon erstaunlich, mit welchem Engagement und<br />
welcher Kraft die Menschen Krisen meistern, Herausforderungen<br />
bewältigen und die Zukunft gestalten wollen. In<br />
unserer Titelgeschichte haben wir uns mit dem Thema Long<br />
Covid bei Kindern und Jugendlichen auseinandergesetzt.<br />
Heute ist noch kein klares Bild von möglichen Auswirkungen<br />
zu erkennen, doch in den Meinungen von Experten überwiegt<br />
die Zuversicht, dass diese Generation nicht mit dem<br />
keinesfalls erwünschen Zusatz einer „Lost Generation“ leben<br />
wird müssen und schon gar nicht will.<br />
Wir richten in diesem Heft mehrmals den Blick in die Zukunft<br />
des Gesundheitswesens und suchen Antworten auf<br />
Fragen. Wie sieht die Pflege in einigen Jahren aus? Ist die<br />
Ausbildung in der Pharmazie an den Universitäten noch zeitgemäß?<br />
Welche Lehren werden in der universitären Medizin<br />
und Ausbildung der künftigen Ärztinnen und Ärzte aus der<br />
Covid-Pandemie gezogen? Wir laden Sie, verehrte Leserinnen<br />
und Leser ein, gedanklich ein wenig in das morgen mitzugehen.<br />
Die <strong>Paracelsus</strong> Universität wurde am 7. November 2002<br />
per Bescheid als erste private medizinische Universität in Österreich<br />
offiziell vom Bund anerkannt. 20 Jahre später hat<br />
sich die PMU etabliert, eine exzellente Entwicklung genommen<br />
und freut sich über viel Gelungenes, verbunden mit dem<br />
Dank an ungezählte Wegbegleiter und Unterstützer. Wir haben<br />
schöne Erinnerungen und Erfolge in unseren Köpfen<br />
und Herzen, beschäftigen uns jedoch leidenschaftlich mit der<br />
Zukunft. Spannend wird diese allemal.<br />
Genießen Sie die wärmere Jahreszeit.<br />
Ihr Dr. Gottfried Stienen<br />
Chefredakteur<br />
Inhalt<br />
14<br />
28<br />
Cover:iStock; PMU / wildbild<br />
Short Cuts Neues aus der Uni in aller Kürze 4<br />
Spotlight Hochkarätig besuchtes Symposium an der <strong>Paracelsus</strong> Uni 6<br />
Focus On Die Covid-Pandemie hat mit unseren Kindern und Jugendlichen etwas gemacht, das klare Bild fehlt noch 8<br />
Research Wissenschaftliche Zusammenarbeit von Uniklinikum Salzburg und der Pharmazie an der PMU<br />
für neue Krebstherapien 12<br />
Education Die Pharmazeuten der Zukunft. Moderne Ausbildung an der <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
in Salzburg und beste Karrierechancen danach 14<br />
Inside Herzschlag für Herzschlag: Ein Forschungsschwerpunkt der <strong>Paracelsus</strong> Uni in Nürnberg<br />
sind Herzerkrankungen 22<br />
Inside Das ist optimal an der <strong>Paracelsus</strong> Universität: sie vereint drei patientennah tätige Berufsgruppen<br />
und deren Zugänge: Medizin, Pharmazie und Pflege. Im Zentrum für Public Health und<br />
Versorgungsforschung arbeiten „die Drei“ intensiv zusammen 24<br />
Alumni „Arbeiten unter der Gürtellinie“: Das ist nicht anrüchig gemeint. Zwei Alumni betreiben<br />
eine Praxis unter gemeinsamer Adresse in Salzburg als Gynäkologe und als Urologe 28<br />
Point of View Sechs Schritte in die Zukunft der Pflege 34<br />
paracelsus today 1 | 22<br />
3<br />
03_Editotial_Inhalt.indd 3 18.03.22 14:03
SHORTCUTS<br />
Foto: istock<br />
Ukrainer Entdecker<br />
der Antibiotika<br />
1888<br />
wurde in einem<br />
kleinen<br />
Ort in der Nähe von Kiew Selman<br />
Waksman geboren. Als<br />
seine Schwester an Diphterie<br />
erkrankte und verstarb nahm<br />
er sich vor, sein Leben der Heilung<br />
von Krankheiten zu widmen.<br />
Waksman wanderte in<br />
die USA aus und arbeitete auf<br />
einer Farm seines Cousins in<br />
New Yersey, wo er sich mit Mikroorganismen<br />
in den Feldern<br />
beschäftigte. Er wollte studieren,<br />
bekam ein Stipendium an<br />
der berühmten University of<br />
California in Berkely. Waksman<br />
versuchte mit Studienkollegen<br />
in Tausenden Versuchsreihen,<br />
eine mögliche Wirksamkeit<br />
von Mikroorgansimen gegen gefährliche Krankheitserreger<br />
zu finden. 1943 gelang der Durchbruch mit der<br />
Entwicklung von Streptomycin, das eine Wirksamkeit gegen<br />
Tuberkulose zeigte. Für klinische Studien fehlte das Geld, deshalb<br />
wurde Waksman an zahlreichen Universitäten in den<br />
USA mit der Bitte um Unterstützung vorstellig. Letztlich willigte<br />
die Mayo Clinic ein, die Substanz zu testen, das Pharmaunternehmen<br />
Merck finanzierte. Später wurde von Merck<br />
die Herstellung und der Vertrieb übernommen und Streptomycin<br />
war das erste industriell produzierte Antibiotikum.<br />
1952 erhielt Waksman den Nobelpreis für Medizin, er verstarb<br />
1973 nach über 400 wissenschaftlichen Arbeiten, 28<br />
Fachbüchern und eine Autobiographie „Mein Leben mit den<br />
Mikroben“.<br />
Die Lange Nacht der<br />
Forschung am 20. Mai<br />
Die „Lange Nacht der Forschung“ in<br />
Österreich kann nach pandemiebedingter<br />
Absage nun wieder abgewickelt<br />
werden. Die <strong>Paracelsus</strong> Medizinische<br />
Privatuniversität in Salzburg lädt alle<br />
Interessierten ein, ab 17 Uhr in die Welt der<br />
Forschung einzutauchen. Unter dem Motto<br />
„Die neue Kunst des Heilens – das Spektrum<br />
der medizinischen Forschung in Salzburg:<br />
vom Wunderwerk Zelle bis zur Versorgungsforschung“<br />
gehen Sie auf eine medizinische<br />
Reise durch und rund um den<br />
menschlichen Körper: Begleiten Sie uns u.a.<br />
auf einen Test-Parcours durch die Sinne<br />
und auf einen virtuellen Ausflug in die Natur.<br />
Schauen Sie in Ihr eigenes Innerstes, erleben<br />
Sie rekonstruktive Chirurgie und<br />
spannende Zellforschung, probieren Sie<br />
Operationsroboter und Endoskopie-Trainer.<br />
Sie erfahren, wie fit Ihre Sehnen sind und<br />
wie Sie gewichts- und gesundheitsbewusster<br />
leben können.<br />
Eine attraktive Station sei hervorgehoben:<br />
Haben Sie sich schon mal vorgestellt, als<br />
Sanitäter*in Leben zu retten oder als Arzt/<br />
Ärztin mit gezielten Untersuchungen Patient*innen<br />
zu helfen? Angeleitet von Medizinstudierenden,<br />
können Sie für eine Nacht<br />
in beide Rollen schlüpfen: Versuchen Sie sich<br />
an „Phantomen“ in speziellen Untersuchungstechniken.<br />
Üben Sie die wirkungsvolle<br />
Laien-Reanimation und untersuchen Sie<br />
selbst mit dem Sonographen (Ultraschall).<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
4 paracelsus today 1 | 22<br />
04-05_ShortCuts.indd 4 18.03.22 13:58
Helle<br />
Köpfe<br />
Impressum<br />
Andreas Traweger<br />
Allergien als<br />
neuer Risikofaktor<br />
für Sehnenerkrankungen?<br />
Ob Heuschnupfen oder Hausstaub: Allergien<br />
sind lästig und betreffen viele Menschen.<br />
Das Team vom Institut für Sehnenund<br />
Knochenregeneration konnte jetzt aufzeigen,<br />
dass sie neben geschwollenen Augen und<br />
laufender Nase auch bisher unbekannte Folgen<br />
haben können. „Patientinnen und Patienten, die<br />
an einer Allergie leiden, haben bis zu 16 Prozent<br />
häufiger Schmerzen oder Operationen an ihren<br />
Sehnen“, erklärt Institutsleiter Andreas Traweger,<br />
der für seine Grundlagenforschung kürzlich<br />
im Rahmen der Kulturfondspreise der Stadt Salzburg<br />
in der Kategorie Wissenschaft & Forschung<br />
ausgezeichnet wurde.<br />
Die im Lancet- Magazin EBioMedicine publizierte<br />
Arbeit mit Christine Lehner als Erstautorin<br />
zeigt auf, dass Betroffene häufiger Probleme mit<br />
ihren Sehnen haben. Dazu wurden Teile der <strong>Paracelsus</strong><br />
10.000-Studie der PMU und der SALK<br />
ausgewertet, in deren Rahmen der Gesundheitsstatus<br />
von 10.000 Salzburgerinnen und Salzburger<br />
aufwändig erhoben wurde. Die Patienten haben<br />
bis zu 16 Prozent häufiger Schmerzen oder<br />
Operationen an ihren Sehnen als Nicht-Allergiker.<br />
In Laborexperimenten konnten auch mögliche<br />
zugrundeliegende Mechanismen aufgeklärt<br />
werden: Allergien führen zu einem erhöhten<br />
Spiegel an Entzündungsfaktoren im gesamten<br />
Körper. Diese Faktoren bewirken in Sehnen, dass<br />
die Zellen der Sehne ihre eigene Umgebung zu<br />
schädigen beginnen, was das Gewebe schwächt.<br />
Da diese Entzündungsfaktoren jedoch nicht nur<br />
bei Allergien eine Rolle spielen, sondern auch bei<br />
anderen häufigen chronischen Erkrankungen wie<br />
Diabetes oder Übergewicht, erweitert diese Arbeit<br />
insgesamt das Verständnis von Sehnenerkrankungen.<br />
Endlich wieder am<br />
Uni-Campus!<br />
Die Freude war groß, die Ungeduld<br />
schon seit Monaten spürbar. Am 16.<br />
März hat die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
wieder alle Türen für ihre Studierenden weit<br />
geöffnet, die herausfordernde Zeit während<br />
Corona mit Distance Learning etc. ist vorbei.<br />
Alle Studierenden und Uni-Mitarbeiter waren<br />
zu einem Vital-Frühstück eingeladen (SPAR unterstützte<br />
großartig, vielen Dank!) und genossen<br />
sichtlich nicht nur den heissen Kaffee, frische<br />
Fruchtsäfte oder Kipferl und Obst, sondern<br />
schlicht das Wiedersehen am Uni-Campus.<br />
Chirurgische Trainings an<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Uni<br />
Seit Gründung der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität (PMU) finden am<br />
Institut für Anatomie und Zellbiologie<br />
immer wieder Operationskurse und chirurgische<br />
Trainingskurse für Ärzt*innen sowie Demonstrationskurse<br />
für medizinisch, klinische<br />
Berufe statt. Die Veranstaltungen dienen einerseits<br />
der ärztlichen Fortbildung, indem junge<br />
Ärzte an Spender-Präparaten bereits etablierte<br />
Methoden erlernen, üben oder neue Operationstechniken<br />
erproben. Sie werden außerdem<br />
in der Verwendung neu entwickelter orthopädischer<br />
und unfallchirurgischer Implantate<br />
ausgebildet. Ein weiterer Aspekt stellt die Zusammenarbeit<br />
von Spezialfirmen mit medizinischem<br />
und klinischem Fachpersonal dar, mit<br />
dem Ziel der Innovation in allen klinisch relevanten<br />
Bereichen. Die hochwertigen Fortbildungsangebote<br />
werden intensiv angenommen.<br />
Kontakt: Dr. Eva Steidle-Kloc, 0043-662/2420-80410<br />
oder eva.steidle@pmu.ac.at<br />
<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong><br />
<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong> ist das Magazin der<br />
<strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität<br />
in Salzburg<br />
Auflage: 32.000 Stück<br />
Medieninhaber und Herausgeber:<br />
<strong>Paracelsus</strong> Medizinische Privatuniversität<br />
Salzburg - Privatstiftung,<br />
Strubergasse 21, 5020 Salzburg, Tel.<br />
+43 (0)662/24200, www.pmu.ac.at<br />
Verlag: Magazinmanagement und<br />
Verleger: Schoba & Partner GmbH,<br />
Friaulweg 4, 8042 Graz,<br />
www.schoba.at<br />
Geschäftsführerin: Mag. Eva Schoba<br />
Chefredakteur: Dr. Gottfried Stienen<br />
Art-Direktion: Erich Schillinger<br />
Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe:<br />
Andreas Aichinger, Mag. (FH) Christoph<br />
Dottolo, Julia Peter, Mag. Sabine<br />
Salzmann, Ilse Spadlinek, Dr. Gottfried<br />
Stienen, Mag. Wolfgang Bauer<br />
Fotos: iStock, PMU Nürnberg, Giulia<br />
Lannicelli, Salk, wild&team fotoagentur<br />
gmbH<br />
Coverfoto: I-Stock<br />
Hersteller: Walstead Leykam Druck<br />
GmbH & Co KG, Bickfordstraße 21,<br />
7201 Neudörfl<br />
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ausgeschlossen. Satz- und Druckfehler<br />
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paracelsus today 1 | 22<br />
5<br />
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SPOTLIGHT<br />
Universitäre Medizin und Covid<br />
Die <strong>Paracelsus</strong> Medizinische Privatuniversität (PMU) hat Ende März bei einem Fachsymposium<br />
Forum Medizin 21 mit dem brisanten Thema „Universitäre Medizin in der Covid-19 Pandemie“<br />
einen wissenschaftlichen Austausch in bester Qualität betrieben<br />
Autor: Christoph Dottolo. Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni/wildbild<br />
Der Einladung<br />
und gleichzeitig Fortschritte<br />
in Wissen-<br />
von Rektor<br />
Wolfgang Sperl<br />
schaft, Technologie, Forschung,<br />
nach Salzburg sind<br />
Telemedizin<br />
zahlreiche namhafte<br />
und Ausbildung in den<br />
Wissenschafter, Politiker,<br />
Gesundheitsberufen vofolgt,<br />
Rektoren uvm. geranbringen.<br />
Weltweit<br />
Mitveranstalter<br />
haben sich zum Teil<br />
waren die AAHCI (Association<br />
sehr unterschiedliche<br />
of Academic He-<br />
Herangehensweisen<br />
alth Centers International)<br />
zur Pandemiebewältikum<br />
und das Uniklinigung<br />
gezeigt. Bei politi-<br />
Salzburg. Das<br />
schen Entscheidungen<br />
Symposium ging vor allem<br />
der Frage nach, welche<br />
wurden vielfach Expertinnen<br />
und Experten zu<br />
Rolle die akademi-<br />
Rate gezogen. Aller-<br />
sche Welt und in diesem Gastgeber Wolfgang Sperl dings ist auch ein<br />
speziellen Kontext die<br />
Glaubwürdigkeitsver-<br />
medizinischen Universitäten und Universitätskliniken<br />
spielen, wenn es um<br />
Fragen bzgl. politische Entscheidungen<br />
in Pandemiezeiten, Lehren aus der Patientenversorgung,<br />
lust der Wissenschaft zu beobachten.<br />
Die Wissenschaft muss sich mit ihren<br />
Ergebnissen laufend neu erklären. Expertenwissen,<br />
Universitätsmedizin und<br />
zukünftige Ausbil-<br />
universitäres Knowhow schien in der<br />
dungsformen, die Veränderung in der<br />
Forschung hinsichtlich Zulassung und<br />
bürokratischer Abläufe und die Auswirkungen<br />
Krisenbewältigung von Covid-19 aber<br />
eine elementare Entscheidungsgrundlage<br />
zu sein.<br />
auf die Gesellschaft geht.<br />
Die Pandemie eröffnete auch in der universitären<br />
In den letzten beiden Jahren waren die<br />
Universitätskliniken einem schnellen<br />
Wandel unterworfen, um sich den Herausforderungen<br />
der Covid-19- Pandemie<br />
zu stellen. Sie mussten auf die außergewöhnlichen<br />
Anforderungen und<br />
das sich verändernde Umfeld reagieren<br />
Aus- und Weiterbildung<br />
neue Wege, die gerne unter den Schlagworten<br />
Distance Learning und Hybridlehre<br />
angeführt werden. Binnen kürzester<br />
Zeit wurden an den Universitäten<br />
neue Lernformate entwickelt und<br />
umgesetzt. So ist allerdings in Zeiten<br />
der Zugangsbeschränkungen zu Universitäten<br />
auch evident geworden, wie<br />
wichtig präsenzgebundene Lehrformate<br />
für die Entwicklung von Basiskompetenzen<br />
sind. Soziale Kontakte können<br />
mit und in Distance Learning nicht<br />
ersetzt werden. Medizinische Universitäten<br />
nehmen als Forschungsstätten<br />
eine wichtige Stellung ein, das wurde<br />
durch die Pandemie klar ersichtlich. Zu<br />
den Erfolgsrezepten der Zukunft gehört<br />
es, Forschungsschwerpunkte in der Gesamtstrategie<br />
von medizinischen Universitäten,<br />
Klinikverbänden oder gesamten<br />
Regionen gut sichtbar zu machen.<br />
Die Weichen dafür müssen<br />
rechtzeitig gestellt werden.<br />
Gesellschaftliche Auswirkungen. Die Corona-Pandemie<br />
hat allerdings Gräben<br />
in der Gesellschaft aufgerissen. Alle Bereiche<br />
unseres Lebens sind betroffen:<br />
von persönlicher Freiheit bis zu Rechtsstaat,<br />
Wirtschaftlichkeit, Arbeitsmarkt<br />
und Gesundheitswesen. Immer mehr<br />
Menschen ächzen unter den Auswirkungen.<br />
Zermürbend ist der lange Weg<br />
zurück in einen aktiven Alltag vor allem<br />
für all jene, die nach einer überstandenen<br />
Erkrankung Long-Covid mit<br />
Langzeitfolgen erfahren mussten. Wo<br />
liegen die Risikofaktoren? Was heißt<br />
das für die Gesellschaft insgesamt? Die<br />
Wissenschaft wird diese Fragen noch<br />
länger beschäftigen.<br />
Ω<br />
6 paracelsus today 1 | 22<br />
06_SpotLight.indd 6 18.03.22 13:54
AOG-Inserat.qxp_Layout 1 07.03.22 13:12 Seite 1<br />
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Unbenannt-4 7 16.03.22 17:04
Von wegen<br />
Lost Generation<br />
Focus on | Alarmierende Schlagzeilen und unüber-<br />
sehbare psychische Belastungen bei vielen Jungen, aber<br />
auch beruhigende Expertise aus berufenem Mund: Die<br />
Auswirkungen der Pandemie auf junge Menschen sind noch<br />
nicht völlig klar. Aber in Salzburg überwiegt die Zuversicht.<br />
Autor: Andreas Aichinger. Fotos: i-Stock, <strong>Paracelsus</strong> Uni<br />
8 paracelsus today 1 | 22<br />
08-10 FocusOn_Pandemiekinder.indd 8 18.03.22 13:57
„ D<br />
as ist schon ganz eindeutig<br />
eine extreme Belastung<br />
für Jugendliche<br />
gewesen“, sagt Wolfgang<br />
Sperl über die<br />
Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie<br />
auf junge Menschen. Und der Rektor<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Universität und<br />
langjährige Primar der Universitätsklinik<br />
für Kinder- und Jugendheilkunde<br />
hat zu diesem Thema viel zu sagen, das<br />
sich der tagespolitischen Pandemie-Aufgeregtheit<br />
entzieht. Aber der<br />
Reihe nach: Dass die vergangenen beiden<br />
Jahre für Kinder, Jugendliche und<br />
junge Erwachsene aus verschiedenen<br />
Gründen nicht gerade die einfachste<br />
Zeit ihrer jungen Leben waren, liegt auf<br />
der Hand. Über das Ausmaß und die<br />
wahren Ursachen der Negativfolgen,<br />
die in fast allen Familien in der einen<br />
oder eben der anderen Form Thema<br />
waren, scheiden sich jedoch die Geister.<br />
Einer der jüngsten Weckrufe in diesem<br />
Zusammenhang kam aus der Politik:<br />
„Es brennt an allen Ecken und Enden“,<br />
schlug Jugendstaatssekretärin Claudia<br />
Plakolm bei einer Pressekonferenz Mitte<br />
Februar Alarm und stellte ein „Maßnahmenpaket<br />
zur Bewältigung der<br />
psychosozialen Folgen der Covid-19<br />
Krise bei Kindern und Jugendlichen“<br />
vor. Im Beisein des damaligen Gesundheitsministers<br />
Wolfgang Mückstein<br />
und von Bildungsminister Martin Polaschek<br />
befand Plakolm, dass die Zahlen<br />
„leider eindrucksvoll zeigen, dass diese<br />
Unterstützung dringend notwendig ist<br />
und dass es nicht nur ein paar wenigen<br />
jungen Menschen in Österreich nicht gut<br />
geht“. Demnach hätte die Hälfte der jungen<br />
Menschen in Österreich mit depressiven<br />
Symptomen zu kämpfen, sechs von<br />
zehn mit Essstörungen, 16 Prozent gar<br />
mit Suizidgedanken. Basis der von der<br />
Politik kommunizierten Zahlen war im<br />
„Natürlich wird jetzt sehr<br />
viel auf die Pandemie<br />
zurückgeführt. Also ich bin<br />
da immer sehr vorsichtig.“<br />
BELINDA PLATTNER<br />
Wesentlichen eine Studie der Donau-Uni<br />
Krems, für die Schüler im Alter<br />
von 14 bis 20 Jahren einmalig befragt<br />
worden waren. Aussagekräftiger<br />
dürfte die jüngste Befragungsrunde der<br />
deutschen COPSY-Studie („Corona und<br />
Psyche“) des Universitätsklinikums<br />
Hamburg-Eppendorf (UKE) sein, immerhin<br />
international eine der wenigen<br />
Längsschnittstudien zum Thema. Das<br />
ebenfalls im Februar präsentierte<br />
Kurz-Fazit: Die psychische Belastung<br />
von Jugendlichen und Kindern ist weiterhin<br />
hoch – aber leicht rückläufig.<br />
„Ganz eindeutig hat die COVID-Zeit etwas<br />
mit den Kindern, den Jugendlichen<br />
und den Adoleszenten gemacht,“<br />
knüpft Wolfgang Sperl an sein Eingangs-Statement<br />
an. Eine valide Quantifizierung<br />
und Objektivierung des tatsächlichen<br />
Schadensausmaßes sei allerdings<br />
zum jetzigen Zeitpunkt noch<br />
nicht möglich. So wie man nach einem<br />
„Sturm erst eine gewisse Zeit der Aufräumarbeiten“<br />
benötige, um sich ein<br />
klares Bild machen zu können. Nachsatz:<br />
„Aber es ist ganz eindeutig, das<br />
war in allen Bereichen schon etwas Besonderes.“<br />
Und das übrigens auch auf<br />
der medizinischen Ebene, wie der <strong>Paracelsus</strong>-Rektor<br />
zu Beginn der Pandemie<br />
– damals auch noch als Vorstand der<br />
Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde<br />
– aus eigener Anschauung miterlebt<br />
hat. Sperl: „Wir hatten damals einen<br />
erstaunlichen Rückgang der Ambulanzbesuche<br />
durch kranke Kinder<br />
auf 20 bis 30 Prozent des normalen Niveaus.“<br />
Österreichweit wären versäumte<br />
Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen<br />
und verspätete Diagnosen etwa von Diabetes<br />
die Folge gewesen. Bemerkenswert:<br />
Sperl, der in wissenschaftlicher<br />
Hinsicht Spezialist für Mitochondriale<br />
Medizin und somit für die gleichnamigen<br />
Zell-Kraftwerke ist, verweist im Gespräch<br />
mehrmals auf gänzlich anders<br />
gelagerte menschliche Energiequellen:<br />
„Bindungen und Beziehungen sind<br />
grundlegend für die menschliche Entwicklung“,<br />
weiß Wolfgang Sperl, und<br />
Lebensenergie würde eben nicht nur<br />
über die Ernährung und somit die<br />
Mitochondrien gewonnen. Seine einprägsame<br />
Formel dazu: „Der Mensch<br />
lebt nicht vom Brot allein, sondern<br />
auch von Begegnungen und Beziehungen.“<br />
Gerade zwischen dem 17. und 25.<br />
Lebensjahr sei ein umfassender,<br />
„biopsychosozialer Ansatz“ entscheidend.<br />
Zwar hätten Social Distancing<br />
und Lockdowns während der Pandemie<br />
in vielfältiger Hinsicht Niederschlag<br />
gefunden, gleichzeitig würden<br />
sich 20 bis 30 Prozent der Jugendlichen<br />
besonders während der Pubertät ohnedies<br />
„nicht so wohl in ihrem Körper“<br />
fühlen, so Sperl. Zugleich hätten Befindlichkeitsstörungen,<br />
Kopf- und<br />
Bauchschmerzen und andere psychosomatische<br />
Symptome während der<br />
Pandemie „massiv“ zugenommen, und<br />
fallweise müssten die Probleme auch<br />
in einem ambulanten Setting aufgearbeitet<br />
werden. Gleichzeitig will der<br />
Rektor der <strong>Paracelsus</strong> Universität die<br />
Probleme aber „nicht überbewerten“<br />
und hat generell eine sehr zuversichtliche<br />
Sicht: „Jugendliche haben in ihrer<br />
Entwicklung eine wahnsinnig hohe<br />
Heilungskompetenz und ein hohes Potential,<br />
wieder in die Normalität zu<br />
paracelsus today 1 | 22<br />
9<br />
08-10 FocusOn_Pandemiekinder.indd 9 18.03.22 13:57
kommen.“ Nachsatz: „Man muss da<br />
wirklich am Boden bleiben.“<br />
Alarmismus ist auch Belinda Plattner<br />
fremd. Seit Februar 2021 ist die gebürtige<br />
Wienerin Primaria der Universitätsklinik<br />
für Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Universität. „Es<br />
mag sicher sein, dass sich die Situation<br />
für einige Kinder und Jugendliche sowohl<br />
schulisch als auch innerfamiliär<br />
deutlich verschlechtert hat“, konzediert<br />
sie im Gespräch mit <strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>.<br />
Vor allem gelte das für junge Menschen,<br />
die schon vor der Pandemie psychisch<br />
belastet gewesen seien und denen man<br />
bedingt durch die Einschränkungen<br />
nicht oder nur ungenügend hätte helfen<br />
können. Plattner: „Das hatte sicher<br />
Auswirkungen auf betroffene Jugendliche<br />
und gehört sicher nachbearbeitet.“<br />
Gleichzeitig seien die in ihrer Klinik behandelten<br />
Fälle „zumeist hochkomplex“,<br />
ob sie sich ohne Pandemie anders entwickelt<br />
hätten sei hingegen „wirklich<br />
schwer zu sagen“, so die 46-jährige Primaria.<br />
Plattner: „Natürlich wird jetzt sehr<br />
viel auf die Pandemie zurückgeführt. Die<br />
Frage ist aber, ob beispielsweise eine dadurch<br />
eskalierte familiäre Dysfunktion<br />
auch ohne Pandemie bestanden hat. Also<br />
ich bin da immer sehr vorsichtig.“<br />
Krise ja, Krankheit nein. „Mein Ansatz ist,<br />
dass der Großteil der Kinder und Jugendlichen,<br />
der psychiatrische oder<br />
psychotherapeutische Hilfe in Anspruch<br />
nimmt, unter Krisen leidet, aber eigentlich<br />
gesund ist“, brachte Belinda Plattner<br />
ihr Credo bereits anlässlich ihrer Präsentation<br />
im September 2020 auf den<br />
Punkt. Und dieser Ansatz klingt auch<br />
im Zusammenhang mit den eingangs<br />
erwähnten Studien durch: „Im Kindesund<br />
Jugendalter kommt es immer wieder<br />
zu Krisen, die sich natürlich auch in<br />
psychologischen Testverfahren niederschlagen:<br />
Körperschema-Probleme,<br />
Essstörungen, depressive Gedanken,<br />
„Jugendliche haben in<br />
ihrer Entwicklung eine<br />
wahnsinnig hohe Heilungskompetenz<br />
und ein hohes<br />
Potenzial, wieder in die<br />
Normalität zu kommen.“<br />
WOLFGANG SPERL<br />
Sinnfragen, Entwicklungs- und Versagensängste<br />
– all das ist auch ein Teil<br />
des Heranwachsens.“ All das gelte es<br />
ernst zu nehmen, wobei die Klinik-Chefin<br />
versucht, ihren jungen Patienten<br />
nicht das Gefühl einer schweren psychischen<br />
Erkrankung zu vermitteln.<br />
Großen Nachholbedarf sieht Plattner<br />
bei der niederschwelligen Verfügbarkeit<br />
und gleichzeitigen Entstigmatisierung<br />
der kinder- und jugendpsychiatrischen<br />
Hilfe, deren Angebot zudem<br />
„dringend“ ausgebaut werden müsse.<br />
Das Unwort von der Lost Generation,<br />
der verlorenen Generation, bereitet<br />
Plattner hörbar Unbehagen: „Das ist etwas,<br />
womit ich mir sehr schwertue.“<br />
Noch dazu, wo sogar eine erhöhte Resilienz<br />
bei Jugendlichen durch die erfolgreiche<br />
Bewältigung einer Krisensituation<br />
im Bereich des Möglichen sei. Belinda<br />
Plattner sieht ein breites<br />
Spektrum an Reaktionen: „Für manche<br />
ist es ein Resilienz-Training, manche<br />
haben einfach geschafft, für sich Ressourcen<br />
zu finden. Und manche haben<br />
dadurch leider mehr psychische Probleme<br />
bekommen.“ Wo sich die Situation<br />
durch die Pandemie verschlechtert<br />
hat, seien die in Aussicht gestellten<br />
Hilfsangebote zu begrüßen: „Aber das<br />
Gros der Jugendlichen hat einfach viel<br />
geleistet, hat die Matura bestanden<br />
oder eine Lehre abgeschlossen.“ Wie<br />
andere Generationen zuvor werde<br />
auch die aktuelle ihre Herausforderungen<br />
meistern, ist die Expertin zuversichtlich.<br />
Plattner: „Die Pandemie wird<br />
als historische Begebenheit ein Teil der<br />
Lebenserfahrung dieser Jugendlichen<br />
bleiben, ja von uns allen.“ Zuversichtliches<br />
Aber: „Ich habe großes Vertrauen<br />
in diese Generation. Wir haben wirklich<br />
gute Voraussetzungen, positiv in<br />
die Zukunft zu schauen.“<br />
Hilfe für Studierende. Bleibt noch eine<br />
besondere Gruppe, auf die nach Ansicht<br />
vieler im Verlauf der Pandemie<br />
gesamtgesellschaftlich eher vergessen<br />
worden ist: Studentinnen und Studenten,<br />
die nicht selten in einer Gemengelage<br />
aus Leistungsdruck, Spaßverzicht<br />
und Rücksichtnahme auf andere gefangen<br />
waren. Auch Plattner hat von<br />
Studierenden immer wieder Rückmeldungen<br />
bekommen, dass diese „sehr<br />
stark unter der Situation gelitten“ hätten.<br />
Versteht sich, dass sich Rektor<br />
Wolfgang Sperl daher ganz besonders<br />
über das Comeback der Präsenz-Lehre<br />
im Geist des „speziellen PMU-Exzellenz-Settings“<br />
freut – und natürlich<br />
über ein Mehr an „Beziehung und Bindung“.<br />
Plattner wiederum wünscht<br />
sich, dass gerade die traditionell besonders<br />
leistungsbereiten <strong>Paracelsus</strong>-Studierenden<br />
stolz auf sich und ihre unter<br />
schwierigen Verhältnissen erbrachten<br />
Leistungen sein sollten. Und die Primaria<br />
ermutigt sie, bei Problemen – auch<br />
jenseits der Pandemie – die Hilfe ihrer<br />
Klinik in Anspruch zu nehmen. Denn:<br />
„Wir von der Universitätsklinik für Kinder-<br />
und Jugendpsychiatrie fühlen uns<br />
auch für die Psyche der Studierenden<br />
verantwortlich, die Ansprechpartnerin<br />
ist Oberärztin Julia Trost-Schrems (j.<br />
trost@salk.at), sie kann von Studierenden<br />
gerne kontaktiert werden.“ Und<br />
zwar ganz ohne Scheu. Belinda Plattner:<br />
„Krisen gehören zum Leben, sie<br />
sind Teil unseres Seins.“<br />
Ω<br />
10 paracelsus today 1 | 22<br />
08-10 FocusOn_Pandemiekinder.indd 10 18.03.22 13:57
SCHÜTZ<br />
DAS KLIMA.<br />
SCHLUCK FÜR<br />
SCHLUCK.<br />
Der erste<br />
klimaneutrale Saft<br />
im Kühlregal.<br />
Klimaneutral durch<br />
Einsparungen & Kompensation<br />
Unbenannt-4 11 16.03.22 17:05
Die Forschungsteams<br />
rund um Vorständin<br />
Johanna Pachmayr<br />
und Professorin Daniela<br />
Schuster blicken<br />
mit ausgefeilten<br />
Mechanismen der Laborwelt auf Wirkstoffe,<br />
Wirkstoffkombinationen und Signalwege<br />
in den Zellen. Die Forschenden<br />
drehen dabei an winzigen Stellschrauben.<br />
Pachmayr arbeitet schon<br />
viele Jahr in diesem Feld. Sie untersucht,<br />
wie Wirkstoffe auf bestimmte<br />
Tumorarten wirken. Die großen Feinde<br />
in der Therapieentwicklung sind Tumorwachstum<br />
und Metastasierung.<br />
„Big Data-Analyse“ in der Zelle. Die Proteomanalyse<br />
bringt oft neue Perspektiven<br />
ein. Darin werden Proteine in der<br />
Zelle umfassend „gescannt“ und Proteinmuster<br />
erstellt. Pachmayr: „Eine<br />
Art Big Data-Analyse. So können wir<br />
Tumorgewebe mit gesundem Gewebe<br />
gut vergleichen.“ Basierend auf diesen<br />
Ergebnissen werden dann neue Zielstrukturen<br />
im Zell- oder Tiermodell<br />
identifiziert.<br />
Die Bedeutung der Schilddrüse. Es gilt<br />
auch, Rätsel rund um die Ausbildung<br />
von Resistenzen zu lösen. Warum reagieren<br />
manche Tumore nicht mehr<br />
auf die Therapie? Was macht sie noch<br />
widerstandsfähiger? Schwerpunkt in<br />
Pachmayrs Forschungsgruppe sind Tumore<br />
der Leber, ein Bereich, den sie<br />
noch aus München, ihrer vormalige<br />
Wirkungsstätte mitbrachte. Einer ihrer<br />
Doktoranden publiziert schon in der<br />
renommierten Zeitschrift Hepatology.<br />
In Salzburg kam ein weiteres Organ<br />
hinzu: die Schilddrüse, jene schmetterlingsförmige<br />
Drüse, die unzählige<br />
Funktionen im Körper reguliert und oft<br />
unterschützt wird. Christian Pirich,<br />
Vorstand der Nuklearmedizin am<br />
Uniklinikum Salzburg und Vize-Rektor<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Universität, bezog die<br />
Arzneimittelexpertinnen und -experten<br />
bei komplexen Fragenstellungen mit<br />
ein. Start der Forschungstätigkeit an<br />
der Pharmazie waren Analysen in Patienten-Biopsien<br />
aus Schilddrüsen-Knoten.<br />
Die Daten befinden sich in der Auswertung.<br />
Komplexe Messung. In einem noch jungen<br />
Stadium ist ein Forschungsprojekt<br />
in Zusammenarbeit mit Dozent Tarkan<br />
12 paracelsus today 1 | 22<br />
12-13_TReSearch_Pharmazie.indd 12 18.03.22 13:56
Pharma-Fakten<br />
für die<br />
Krebstherapie<br />
Research | Die Arzneimittelexpertinnen<br />
und -experten vom Institut für Pharmazie<br />
an der <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
leisten im Labor wertvollste Grundlagenforschung<br />
für die Onkologie. Immer<br />
mit dem Ziel, stärker zu sein als der<br />
Tumor. Studierende werden früh<br />
einbezogen. Jüngstes Beispiel: Medikamenten-Spülungen<br />
im Bauchraum<br />
sollen verträglicher werden.<br />
Autorin: Sabine Salzmann. Fotos: PMU/wildbild<br />
„Detektiv“ Philipp Schuster im Labor<br />
Jäger von der Salzburger Uniklinik für<br />
Chirurgie: „Wir versuchen, Therapien<br />
bei schweren, metastasierenden Karzinomen<br />
im Bauchraum genauer zu verstehen“,<br />
erklärt Daniela Schuster, Projektleiterin<br />
und Professorin der Pharmazeutischen<br />
und Medizinischen<br />
Chemie. Eine Möglichkeit der Behandlung<br />
ist es, die Metastasen bestmöglich<br />
operativ zu entfernen und dann den<br />
Bauchraum mit einer warmen Arzneimittellösung<br />
durchzuspülen. Diese<br />
Spülung tötet noch vorhandene Krebszellen<br />
ab, ist gleichzeitig als Zellgift<br />
aber sehr belastend für den Körper.<br />
Schuster: „Diese Lösung enthält Oxaliplatin.<br />
Wir werden hier an der PMU Blutund<br />
Urinproben der Patienten untersuchen,<br />
um festzustellen, in welchem<br />
Ausmaß der Arzneistoff in den Körper<br />
aufgenommen, verteilt und ausgeschieden<br />
wird.“<br />
Im Vorfeld wurden unter der Leitung<br />
von Philipp Schuster Labormethoden<br />
ausgearbeitet und im Haus etabliert,<br />
um die Messungen überhaupt<br />
durchführen können. So werden mit<br />
detektivischem Spürsinn Hinweise gesucht,<br />
ob Art und Ausmaß der Operation<br />
einen Einfluss auf die Menge des lebensverlängernden<br />
und zugleich<br />
schädlichen Wirkstoffs für den Körper<br />
haben. Sollte es Zusammenhänge geben,<br />
kann die Therapie weiter optimiert<br />
werden. Schuster: „Wir ergänzen<br />
hier die Arbeit der Mediziner mit pharmazeutischer<br />
Analytik.“ Die Erarbeitung<br />
der Messmethoden vor Ort ist aufwändig.<br />
Bald laufen die ersten Patientenproben<br />
ein.<br />
Kliniker interessiert an Zusammenarbeit.<br />
Starke Forschungsleistungen gehören<br />
am Institut für Pharmazie auch zu den<br />
wichtigen Säulen in der Lehre. Überall<br />
sind Studierende mit ihren Abschlussarbeiten<br />
eingebunden. Und die Institutsleiterin<br />
betont noch eine Besonderheit<br />
an der PMU: Die Wege ins Uniklinikum<br />
sind kurz, die Kontakte eng, der<br />
Transport von Proben einfach: „Für uns<br />
ist es wahnsinnig spannend, wenn wir<br />
Fragestellungen aus der Klinik bekommen.<br />
Die Mediziner sind an einer Zusammenarbeit<br />
sehr interessiert. Wir<br />
haben hier die idealen Voraussetzungen.“<br />
Und die Forschenden drücken<br />
auch in Folge weiter auf den Entwicklungsturbo,<br />
um Fortschritte möglichst<br />
schnell zu den Patientinnen und Patienten<br />
zu bringen.<br />
Ω<br />
paracelsus today 1 | 22<br />
13<br />
12-13_TReSearch_Pharmazie.indd 13 18.03.22 13:56
„Die Karriere-<br />
Chancen sind<br />
sehr gut“<br />
Education | Was macht das Pharmazie-Studium<br />
an der <strong>Paracelsus</strong> Uni so besonders? Und<br />
welche zusätzlichen Berufsperspektiven tun<br />
sich dadurch auf? Der Münchner Michael<br />
Wiechmann kennt als mit allen Wassern<br />
gewaschener Pharma-Manager die Antworten.<br />
Und er macht Lust auf die Zukunft.<br />
Autor: Andreas Aichinger. Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni/wildbild, privat<br />
„ W<br />
ir müssen neben den klassischen<br />
auch die Pharmazeutinnen und<br />
Pharmazeuten der Zukunft ausbilden“,<br />
gibt Michael Wiechmann<br />
gleich zu Beginn des Gesprächs<br />
mit <strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong> die Richtung vor. Diese<br />
müssten ein „wesentlich breiteres Profil“ unter anderem<br />
mit übergreifenden „Schnittstellenkenntnissen<br />
bei Themen wie Betriebswirtschaft und Führung“<br />
mitbringen. Gerade die Vermittlung dieser Kompetenzen<br />
ist ein zentrales Element für das Pharmaziestudium<br />
der Zukunft, ist sich Wiechmann sicher.<br />
Entsprechende Kenntnisse würden heute überall gebraucht,<br />
auch in einer Apotheke. Seine Ansage: Wir<br />
haben das Potential, auch Wissenschaftler, Führungskräfte<br />
und Unternehmerpersönlichkeiten auszubilden,<br />
die nicht klassischerweise in die Apotheke<br />
gehen wollen, sondern zum Beispiel in die pharmazeutische<br />
Industrie oder in die Unternehmensberatung.“<br />
Michael Wiechmann weiß, wovon er spricht: Ab 1986<br />
studiert der Deutsche zunächst an der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
seiner Heimatstadt München<br />
Medizin, wird Facharzt für Innere Medizin mit<br />
Schwerpunkt Hämato-Onkologie. Es folgen Studien<br />
der Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsökonomie,<br />
die Beschäftigung mit dem Thema Managed<br />
Care führt zum zweiten Doktortitel. Es folgt eine Karriere<br />
als Chefarzt, Manager und sogar Firmengründer<br />
in verschiedenen Unternehmen der Versicherungs-,<br />
Biotech-, Gesundheits- und Pharma-Branche. Heute<br />
ist Michael Wiechmann Vorstandsmitglied des<br />
Schweizer Traditionsunternehmens Sandoz, in dem<br />
der Novartis-Konzern seine Generika-Aktivitäten<br />
bündelt. Als „Global Head Medical Affairs“ ist er<br />
verantwortlich für weltweit knapp 200 Mediziner,<br />
Pharmazeuten und Biologen: „Wir sind Mediziner<br />
und Naturwissenschaftler, im Prinzip das medizinisch-wissenschaftliche<br />
Kompetenzzentrum des<br />
Unternehmens.“ Der jüngste Streich geht auf das<br />
Konto der <strong>Paracelsus</strong> Uni: Seit vergangenen Herbst<br />
14<br />
14-16_EduCation_Wiechmann.indd 14 18.03.22 13:56
unterrichtet Michael Wiechmann – der auch als<br />
Professor für Health Care Management und Business<br />
Administration an der Munich Business School lehrt<br />
– den 5. Jahrgang der Pharmazie-Studierenden im<br />
Fach „Management und Führung“.<br />
„Ich kenne die <strong>Paracelsus</strong> Universität schon seit langem,<br />
sie genießt auch in Deutschland einen sehr guten<br />
Ruf“, erzählt der Top-Manager. „Klein, fein, hochkarätig,<br />
dazu interdisziplinär, gut ausgestattet und<br />
individuell“ fasst er seine Assoziationen mit der <strong>Paracelsus</strong><br />
Medizinischen Privatuniversität positiv-prägnant<br />
zusammen. Den Kontakt zu Wiechmann, der<br />
auch lange Zeit in Salzburg gelebt hat, hat übrigens<br />
Pharmazie-Institutsvorständin Johanna Pachmayr<br />
hergestellt. Erfreuliche Konsequenz: Seit einigen Monaten<br />
können Pharmazie-Studierende<br />
von Wiechmanns umfassendem<br />
Wissen und seinen Insider-Erfahrungen<br />
profitieren: „Ich<br />
„Die aktuelle strategische<br />
Weiterentwicklung<br />
der Pharmazie hat sehr<br />
großes Potential, gerade<br />
auch im Vergleich mit<br />
großen staatlichen<br />
Massenuniversitäten.“<br />
se zu den öffentlichen Pharmazie-Studien an den<br />
Standorten Innsbruck, Graz und Wien. Evaluierungen<br />
wie der „Zusatzbericht der Studierenden-Sozialerhebung<br />
2019“ (Studierbarkeit und Studienzufriedenheit)<br />
des Instituts für Höhere Studien (IHS) würden<br />
diesen „kein gutes Zeugnis“ ausstellen. Während<br />
demnach durchschnittlich 39 Prozent der Studierenden<br />
an öffentlichen Unis ihr Studium als „gut studierbar“<br />
beschreiben, sind es in der Pharmazie lediglich<br />
sechs Prozent. „Die Pharmazie ist<br />
seit Jahren recht auffällig – im negativen<br />
Sinne“, zitiert der Standard<br />
IHS-Forscherin Bianca Thaler.<br />
Das im Wintersemester<br />
finde den Kontakt mit Studierenden<br />
sehr interessant, weil ich dadurch<br />
immer wieder neue Einblicke<br />
bekomme. Ich kann mein medizinisches<br />
und Praxis-Wissen<br />
weitergeben und lerne durch die<br />
2017/18 an der privaten <strong>Paracelsus</strong><br />
Uni gestartete Pharmazie-Studium<br />
hingegen hat von Stunde<br />
Null an ein Gegenkonzept etabliert:<br />
Interaktion mit der Uni und den<br />
Studierenden auch selbst immer<br />
wieder etwas dazu.“ Worin sieht<br />
er die USPs des Pharmazie-Studiums<br />
MICHAEL WIECHMANN<br />
Zu den Highlights dieses Konzepts<br />
gehören: Kleingruppen mit maximal<br />
50 Studierenden pro Jahrgang,<br />
in Salzburg? „Es ist ein kompaktes Studium, das<br />
sich durch eine hervorragende Ausstattung, hochkarätige<br />
Lehrende und die individuelle Betreuung der<br />
Studierenden, aber auch durch die enge Verzahnung<br />
mit der Medizin auszeichnet.“ Statt einer Massenveranstaltung<br />
gäbe es eine „überschaubare, fokussierte<br />
Gruppe an Studierenden, die individuell und sehr<br />
persönlich betreut“ wird. Wiechmanns Schlussfolgerung:<br />
„Die Uni kümmert sich um die Studierenden,<br />
sie ist das absolute Gegenteil einer Massenuniversität.“<br />
fixe Laborplätze, die Interdisziplinarität und die<br />
Vermittlung von Skills für sämtliche pharmazeutische<br />
Berufsfelder. Und last but not least der besondere<br />
Fokus auf Schnittstellenkompetenzen wie Betriebswirtschaft,<br />
Kommunikation, Recht und Projektmanagement.<br />
Klar ist: Diese neue und zeitgemäße<br />
Form eines Pharmazie-Studiums auf Basis eines modernen<br />
Curriculums will und kann auf alle in Frage<br />
kommenden Berufsfelder vorbereiten: Natürlich auf<br />
die Apotheke, übrigens an der <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
inklusive Lehrapotheken-Training. Dann aber auch<br />
auf eine Karriere als Klinischer Pharmazeut im Krankenhausbetrieb,<br />
Pharmazie-Studium – (k)ein Vergleich. Wie aktuell<br />
die Einschätzung des Sandoz-Managers ist, zeigt indes<br />
ein Blick auf einschlägige Medienberichte. So berichtete<br />
die Tageszeitung Der Standard am 7. März<br />
unter der Überschrift „Knock-out-Prüfungen, überlaufene<br />
Laborkurse: Rezepte für Problemfach Pharmazie<br />
in der Forschung und natürlich auch<br />
in der pharmazeutischen Industrie. „Grundsätzlich<br />
sind die Karrierechancen in der Industrie für Pharmazeuten<br />
heute und in Zukunft sehr gut“, weiß<br />
Wiechmann. Vor allem Pharmazeutinnen und Pharmazeuten<br />
mit den erwähnten Schnittstellenkompe-<br />
gesucht“ über ernüchternde Studienergebnistenzen<br />
könnten „in vielen Bereichen“ anfangen.<br />
><br />
paracelsus today 1 | 22<br />
15<br />
14-16_EduCation_Wiechmann.indd 15 18.03.22 13:56
Karriere in der Industrie. „Das reicht von der Medikamentenentwicklung<br />
und -produktion, der Applikationsentwicklung,<br />
Entwicklung und Durchführung von<br />
klinischen Studien, über Medizin und Beratung von<br />
Ärzten bis hin zu Kongress-Präsentationen und Schulungen.“<br />
Interessant ist auch Michael Wiechmanns<br />
Beobachtung zu einem möglichen Karriere-Pfad:<br />
„Wir sehen auch immer mehr Pharmazeutinnen und<br />
Pharmazeuten, die eine kommerzielle Karriere anstreben<br />
und oftmals im Außendienst als wissenschaftliche<br />
Berater für Kliniken und Ärzte anfangen, danach<br />
in Richtung Marketing, Promotion und Sales gehen<br />
und ihren Weg durchaus auch bis in den Vorstand gemacht<br />
haben.“ Die logische Konsequenz könnte in den<br />
Ohren junger Studierender wie süße Zukunftsmusik<br />
klingen: „Die Industrie kann Pharmazeuten heute sowohl<br />
die wissenschaftliche als auch die kommerzielle<br />
Laufbahn eröffnen.“<br />
Die enge Anbindung an das Uniklinikum Salzburg eröffnet<br />
Studierenden aber auch die Möglichkeit einer<br />
Karriere als Klinischer Pharmazeut in einem Krankenhaus.<br />
Wiechmann verweist darauf, dass in der<br />
Schweiz und den USA „Pharmazeuten bereits integraler<br />
Bestandteil“ der klinischen Versorgung seien. Konkret:<br />
„Sie führen umfangreiche Beratungen durch<br />
oder sind auch bei klinischen Visiten auf der Station<br />
mit dabei.“ Auch in anderen Bereichen der Patientenversorgung<br />
wird die klinische Rolle von Pharmazeuten<br />
in Zukunft deutlich erweitert sein, prophezeit der<br />
studierte Mediziner. Und Salzburg? „Die Verzahnung<br />
mit dem Universitätsklinikum ist mit gemeinsamen<br />
Lehrveranstaltungen und Visiten schon sehr fortgeschritten,<br />
das Potenzial und die zusätzlichen Möglichkeiten<br />
für die Studierenden der verschiedenen Fakultäten<br />
werden gerade weiter ausgebaut. Interdisziplinarität<br />
ist hier das Erfolgsgeheimnis.“ Dazu kommt<br />
eben der Fokus auf Schnittstellenkompetenzen, wichtige<br />
Themen wie Management und Führung würden<br />
„heute überall gebraucht“, übrigens auch in einer Apotheke.<br />
Spannende Ergänzung: „Das gilt auch für gehobene<br />
IT-Kenntnisse, ich denke da etwa an Artificial Intelligence<br />
und IT-basierte Medikamenten-Entwicklung.“<br />
Wiechmanns Fazit: „Die aktuelle strategische Weiterentwicklung<br />
der Pharmazie hat sehr großes Potential, auch<br />
im Vergleich mit staatlichen Massenuniversitäten.“<br />
Lust auf die Zukunft versprüht Michael Wiechmann<br />
auch mit einer Prognose, die Pharmazie-Studierende<br />
hellhörig machen sollte: „Das klassische Einsatzgebiet<br />
des Pharmazeuten im Bereich der Industrie wird<br />
TIPP<br />
2022 feiert die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
ihr 20-jähriges Jubiläum<br />
und stellt im Rahmen eines<br />
Jubiläumsstipendiums 5 kostenlose<br />
Pharmazie-Studienplätze<br />
zur Verfügung. Info: www.pmu.<br />
ac.at/studium-weiterbildung/<br />
masterstudien/pharmazie/stipendien-finanzierung.html<br />
deutlich wachsen. Mit den Fortschritten in Medizin<br />
und Medizintechnik, bei Biopharmazeutika oder auch<br />
der Artificial Intelligence und deren Anwendung im<br />
Drug-Design kommen ganz neue Berufsfelder auf<br />
Pharmazeuten zu, die sehr interessante Möglichkeiten<br />
bieten.“ Am Ende des Gesprächs hat Professor<br />
Wiechmann noch ein paar wichtige Tipps für derzeitige<br />
und angehende Pharmazie-Studierende: „Denkt<br />
strategisch über den Tellerrand hinaus, überlegt Euch<br />
frühzeitig, was Ihr machen wollt.“ Gefragt seien zusätzliche<br />
Kompetenzen und Qualifikationen, die etwa<br />
im Rahmen von Industriepraktika und Auslandsaufenthalten<br />
erworben werden. Denn Michael Wiechmann<br />
weiß ganz genau, was Recruiter suchen: „Wenn<br />
Ihr dann mit dem Studium fertig seid, bringt Ihr ein<br />
sehr interessantes Paket an Skills und Erfahrungen<br />
mit.“ Sein allerletzter Tipp schließlich eignet sich perfekt<br />
zum Weitersagen – oder als Bestätigung für eine<br />
bereits getroffene Wahl: „Sucht Euch eine Uni aus, die<br />
genau dieses Zukunftsfeld der innovativen Ausbildung<br />
anbietet.“<br />
Ω<br />
16 paracelsus today 1 | 22<br />
14-16_EduCation_Wiechmann.indd 16 18.03.22 13:56
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Unbenannt-4 17 16.03.22 17:06
Jubiläen – natürlich mit freudigem Hintergrund -<br />
werden gerne als Anlass zum Feiern gewählt, das ist<br />
durchaus Sitte und auch nicht abzulehnen. Jubiläen<br />
bewirken zuweilen den Blick zurück, obwohl der<br />
Blick nach vorne wohl eher angebracht wäre. Nach<br />
einem gewissen Zeitraum mal innezuhalten und zu reflektieren<br />
verführt auch zur Verklärung des Vergangenen.<br />
Am 7. November 2002 hat die damalige Bundesministerin<br />
für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Elisabeth<br />
Gehrer, den Akkreditierungsbeschluss für die erste private<br />
medizinische Universität in Österreich unterzeichnet.<br />
Die <strong>Paracelsus</strong> Medizinische Privatuniversität (PMU),<br />
war am Leben. Seitdem ist viel geschehen, die PMU hat<br />
ohne Dünger ein erstaunliches Wachstumstempo entwickelt,<br />
glänzt mit stets neuen Ideen, hochmotivierten und<br />
talentierten Studierenden, wunderbaren Lehrenden,<br />
großartigen Alumni im In- und Ausland und einer wissenschaftlichen<br />
Leistung in Verbindung mit dem Uniklinikum<br />
Salzburg, die große Beachtung verdient. Die PMU<br />
gibt es mittlerweile auch am Standort Nürnberg, vielleicht<br />
kommt da noch etwas. Mehr als 400 beschäftigte<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Campus, eine moderne<br />
Infrastruktur und ein ungemeiner Drang nach vorne.<br />
Nach dem Gründungsrektor Herbert Resch trägt seit<br />
2020 Wolfgang Sperl das Uni-Zepter und gibt Richtung<br />
und Takt vor. Zahlreiche großzügige Förderer und Mäzene<br />
unterstützen mit vielen Millionen das Tun dieser<br />
Universität, die seit dem Jahr 2003 eine enge Verbindung<br />
und Kooperation mit der weltberühmte Mayo Clinic unterhält.<br />
Wenn das nicht alles reicht, um ordentlich zu feiern,<br />
auf die Pauke zu hauen?<br />
Durchaus ja, ist man geneigt zu sagen. Doch die <strong>Paracelsus</strong><br />
Universität freut sich mehr im Stillen mit ihren<br />
starken und treuen Partnern und sieht die Sinnhaftigkeit<br />
ihres Daseins. Jungen Menschen eine sehr gute Ausbildung<br />
zu gewährleisten, ihnen ein Rüstzeug auf dem Weg<br />
für ihre beruflichen Aufgaben mitzugeben. Es geht um<br />
die Versorgung von Patientinnen und Patienten, um<br />
Menschen, die Hilfe benötigen. Es geht um Begleitung<br />
von Lebensbeginn bis zum Lebensende. Mit Humanität,<br />
Respekt und Würde.<br />
Was sind schon 20 Jahre? Heute Vergangenheit. Wir<br />
freuen uns auf die nächsten Jahre, auf weitere Jubiläen.<br />
<strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong> wird trotzdem in den folgenden<br />
Ausgaben ein bisschen zurückblicken und Persönlichkeiten,<br />
die zum bisherigen Erfolg beigetragen haben, erwähnen.<br />
Dies sei erlaubt.<br />
Autor: Gottfried Stienen.<br />
Schon 20 Jahre<br />
<strong>Paracelsus</strong> Uni<br />
Bild: <strong>Paracelsus</strong> Uni/wildbild<br />
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Unbenannt-4 19 16.03.22 17:07
Mit freundlicher<br />
Sachlichkeit<br />
Inside | Katharina Tschernutter stand nicht immer<br />
(auch gewollt) im Licht der internen und externen<br />
Aufmerksamkeit, doch sie stellte die <strong>Paracelsus</strong><br />
Medizinische Privatuniversität ins Licht der<br />
(wissenschaftlichen) Öffentlichkeit. Und tut dies<br />
seit mehr als 15 Jahren. Sehr erfolgreich.<br />
Autor: Gottfried Stienen. Foto: Patrick Daxenbichler<br />
Die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
wollte schon in<br />
jungen Jahren in der<br />
Welt der Wissenschaft<br />
auch als Veranstalter<br />
von Symposien,<br />
Kongressen, Fortbildungsveranstaltungen<br />
und dergleichen Forschende,<br />
Ärztinnen und Ärzte nach Salzburg<br />
zum Meinungsaustausch locken. Personell<br />
und finanziell in einem engen<br />
Korsett sollte ein „Kongress- und Veranstaltungsmanagement“<br />
dieses Vorhaben<br />
vorantreiben. Eine klassische<br />
Quereinsteigerin nahm ihr Herz in die<br />
Hand und begann Schritt für Schritt ein<br />
„Kongresswesen“ zu entwickeln. Katharina<br />
Tschernutter, eine studierte<br />
Kunsthistorikerin, begann täglich den<br />
richtigen Mosaikstein zu suchen, um<br />
möglichst rasch das perfekte Bild zusammenstellen<br />
zu können.<br />
„Das finale Ziel ist immer die gelungene<br />
Veranstaltung“, lautet ihr Credo.<br />
Katharina Tschernutter arbeitete akribisch,<br />
mit einer oft stoisch anmutenden<br />
Weise am Aufbau eines Kongresswesens<br />
an der PMU. In vielen Gesprächen<br />
(O-Ton Tschernutter: „Barbara Schwaiger<br />
von Salzburg Congress etwa war<br />
eine sehr wertvolle Sparringpartnerin“),<br />
Recherche, Weiterbildung, mit Lust auf<br />
Gestaltung, Neugier und unnachgiebiger<br />
Hartnäckigkeit hat Katharina<br />
Tschernutter für die <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
wissenschaftliche Veranstaltungen<br />
vor Ort gebracht und abgewickelt. Logistische<br />
Aufgaben, Raumbuchungen,<br />
Präsentationen, zigtausende Mails, die<br />
Vor-Ort-Betreuung von Gästen, Technik,<br />
Sicherheit, Bühnenaufbau und natürlich<br />
Angebote legen und Abrechnungen<br />
waren selbstverständlich. Man<br />
darf getrost von einer „One-Women-<br />
Show“ mit viel Teamspirit (Achtung:<br />
kein Gegensatz) sprechen. „Langweilig<br />
war mir eigentlich nie“, bekennt Katharina<br />
Tschernutter am Ende ihrer Arbeit<br />
an der <strong>Paracelsus</strong> Universität. Und:<br />
„Kleinigkeiten müssen passen.“<br />
Die Mutter von drei erwachsenen<br />
Kindern hat an der Uni Spuren hinterlassen.<br />
Ihr Fußabdruck ist in einer immensen<br />
Steigerung von wissenschaftlichen<br />
Veranstaltungen und einem Reputationsgewinn<br />
unübersehbar. Die<br />
gebürtige Finnin („Ich habe meine ersten<br />
zwölf Lebensjahrs in Helsinki verbracht“)<br />
hat mit ihrer Ruhe, ihrem<br />
überlegten Tun begeistert. Sie hat von<br />
Beginn an auch unerfahrene Veranstalter<br />
aus den eigenen universitären und<br />
klinischen Reihen mit ihrer „freundlichen<br />
Sachlichkeit“ (Eigendefinition)<br />
unterstützt. „Für Herbert Reitsamer<br />
oder Daniel Weghuber, heute beide<br />
Primarärzte am Uniklinikum, habe ich<br />
ihre ersten Kongresse aufbereitet. Kongresse<br />
sind für ärztliche Karrieren förderlich.<br />
Das muss dann schon passen“,<br />
meint Tschernutter. Sie darf sich als Pionierin<br />
in diesem universitären Bereich<br />
sehen und hat ihre Anerkennung<br />
und Expertise erarbeitet. Leise Kritik<br />
(gab´s selten) wurde von ihr ernst genommen<br />
und sofort in Verbesserungen<br />
gemünzt, lautes Lob (das gab`s häufig)<br />
genoss sie im Stillen. Natürlich waren<br />
in dieser vielfältigen Tätigkeit kleine<br />
Enttäuschungen zu verkraften oder<br />
Hindernisse zu beseitigen, doch „man<br />
kann nicht aufgeben, das Ziel muss erreicht<br />
werden“ (Tschernutter).<br />
Die <strong>Paracelsus</strong> Universität feiert in<br />
diesem Jahr ihr 20jähriges Jubiläum.<br />
Die PMU ist sichtbarer geworden, auch<br />
Dank Katharina Tschernutter!<br />
Alles Gute im Ruhestand. Ω<br />
20 paracelsus today 1 | 22<br />
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17:08
Forschung ist in Nürnberg<br />
HERZEN S<br />
An der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität<br />
am Standort Nürnberg<br />
liegt einer der Schwerpunkte<br />
der Forschungsaktivitäten<br />
deshalb auf einer verbesserten<br />
Diagnostik und Therapie von Herzerkrankungen.<br />
Aktuell ist zum Beispiel<br />
an der Universitätsklinik für Herzchirurgie<br />
ein Projekt mit Namen SMo-<br />
KI-PrE im Laufen, geleitet von Jurij Matija<br />
Kalisnik. Das Forschungsprojekt<br />
mit einem Gesamtwert von 645.000<br />
Euro wird mit 370.000 Euro vom Bayerischen<br />
Staatsministerium für Wirtschaft,<br />
Landesentwicklung und Energie<br />
gefördert. PMU und Klinikum Nürnberg<br />
arbeiten dabei mit der Corscience<br />
GmbH, einem Medizintechnik-Spezialisten<br />
aus Erlangen, zusammen.<br />
Die Abkürzung SMoKI-PrE klingt sperrig<br />
und steht für Smart Monitoring und<br />
Künstliche Intelligenz-unterstützte<br />
Prädiktion rhythmischer Ereignisse.<br />
Ziel der Forschenden ist die Entwicklung<br />
eines erweiterten EKG-Monitoring-System,<br />
das Herzrhythmusstörungen<br />
und Voraussetzungen dafür<br />
quasi vorhersagen kann. Das System<br />
Vizerektor,<br />
Forscher und Arzt in<br />
Nürnberg: Theodor<br />
Fischlein<br />
fusst auf telemedizinischer Überwachung<br />
sowie künstlicher Intelligenz<br />
(KI). „Wir erfassen die relevanten Daten<br />
von 500 ausgewählten herzchirurgischen<br />
Patientinnen und Patienten,<br />
die wir in eine Beobachtungsstudie eingeschlossen<br />
haben“, erklärt Theodor Fischlein,<br />
Ärztlicher Leiter der Klinik für<br />
Herzchirurgie und Vize-Rektor der<br />
PMU. Dazu gehören Analysen der Herzratenvariabilität,<br />
Mustern von unterschiedlichen<br />
Überleitungsstörungen<br />
sowie der Sinus-Rhythmus-Konversion.<br />
„Die in diesem Rahmen gewonnenen<br />
Datensätze werden klinisch annotiert<br />
und anonymisiert durch die KI<br />
ausgewertet. Wenn man so will, bringen<br />
wir der Maschine bei, ein Vorhofflimmern<br />
im Frühstadium sicher und<br />
schnell zu erkennen“, so Fischlein weiter.<br />
Am Ende soll eine technische Lösung<br />
entstehen, die in Serie gehen und<br />
ein weiteres Aushängeschild für den<br />
Innovations- und Technologie-Standort<br />
Bayern im Bereich von Medizin und<br />
Technik werden kann. Das Projekt läuft<br />
zunächst bis Ende Mai 2024.<br />
Enge Verzahnung von Heilen, Forschen<br />
und Lehren. Es sind Projekte wie SMo-<br />
KI-PrE, die den hohen Stellenwert der<br />
Forschung an der PMU Nürnberg untermauern.<br />
Eine enge Verzahnung von<br />
Forschen, Heilen und Lehren sowie der<br />
direkte Bezug zur klinischen Praxis –<br />
die PMU Nürnberg hat sich seit ihrer<br />
Gründung im Jahr 2014 mit rund 200<br />
wissenschaftlichen Publikationen und<br />
300 laufenden Forschungsprojekten<br />
pro Jahr zu einem echten Innovationstreiber<br />
in der Region gemausert. Die<br />
Forschungsaktivitäten sollen in Zukunft<br />
noch weiter verstärkt werden.<br />
So wurde in Nürnberg die neue Abteilung<br />
Forschungsmanagement-und<br />
Services (FMS) eingerichtet und mit Filiz<br />
Meseli und Barbara Ruder zwei<br />
hoch qualifizierte Frauen ins Team geholt.<br />
Meseli leitet seit Anfang des Jahres<br />
22 paracelsus today 1 | 22<br />
22-23_InSide_ Nürnberg.indd 22 23.03.22 11:21
die neue Abteilung FMS, Ruder ist als<br />
neue Forschungsreferentin mit an<br />
Bord. „Ich möchte mittel- und langfristig<br />
die Forschungslandschaft der PMU<br />
in Nürnberg weiter ausbauen sowie<br />
nachhaltige Kooperationen und Forschungsnetzwerke<br />
etablieren“, fasst<br />
Ruder ihre Motivation für den Start in<br />
Nürnberg zusammen. Die gebürtige<br />
Rotherin weiß, wie Forschen geht. Ruder<br />
hat an der FAU in Erlangen erst den<br />
Bachelorstudiengang Biologie und im<br />
Anschluss den Masterstudiengang Zellund<br />
Molekularbiologie erfolgreich abgeschlossen.<br />
Danach arbeitete sie in der<br />
gastroenterologischen Forschung am<br />
Universitätsklinikum Erlangen. Dort<br />
hat sie sich im Zuge Ihrer Dissertation<br />
unter anderem mit den Auswirkungen<br />
viraler und bakterieller Faktoren auf<br />
Frauen-Power<br />
für die Forschung:<br />
Filiz<br />
Meseli (links)<br />
und Barbara<br />
Ruder<br />
das Gleichgewicht im Darm befasst<br />
und die Entstehung von Darmentzündungen<br />
und Tumoren erforscht - mit<br />
dem Ziel, neue therapeutische Strategien<br />
und Behandlungen für Patientinnen<br />
und Patienten zu ermöglichen. „Forschende<br />
brauchen eine geeignete Ausstattung,<br />
Zugang zu Daten und Studien<br />
und natürlich eine solide Finanzierung.<br />
Und am besten noch ein engagiertes<br />
Team, denn eine gute wissenschaftliche<br />
Vernetzung ist die Basis für ein erfolgreiches<br />
Forschen.“<br />
Verzahnen und vernetzen sind auch<br />
für Filiz Meseli wesentliche Punkte ihrer<br />
Arbeit im Forschungsmanagement.<br />
Die 47-Jährige studierte Juristin und<br />
zugelassene Rechtsanwältin ist schon<br />
seit 2013 im Klinikum Nürnberg. Jetzt<br />
wird sie auf Basis des One-Stop-Shop<br />
Prinzip die neue Abteilung an der PMU<br />
Nürnberg aufbauen. „Meine Aufgabe<br />
lautet, das komplexe Thema Forschung<br />
in all seinen Facetten zu koordinieren<br />
und zu unterstützen. Dies beinhaltet<br />
die Forschungsförderung, die juristische<br />
Abwicklung aber auch den kaufmännischen<br />
Support. Gleichzeitig arbeite<br />
ich daran, die Grundlagen für die<br />
Durchführung von großen `Investiga-<br />
Jurij Matija Kalisnik<br />
tor Initiated Trials´, also wissenschaftsinitiierten<br />
klinischen Studien zu schaffen“,<br />
so Meseli. „Man muss sich das<br />
Ganze wie ein Uhrwerk vorstellen. Die<br />
einzelnen Räder können nur verzahnt<br />
etwas bewirken. Meine Aufgabe ist es<br />
dafür zu sorgen, dass das Uhrwerk präzise<br />
läuft.“<br />
Gemeinsames Herzensanliegen. ist eine<br />
erhöhte Sichtbarkeit der Forschung<br />
made by PMU Nürnberg. Filiz Meseli:<br />
„Wir sind ein Haus der Maximalversorgung<br />
und können mit den Patientenzahlen<br />
und Daten, die wir generieren,<br />
Forschung auf höchstem Niveau anbieten.<br />
Damit sind wir für internationale<br />
Forschergruppen, aber auch für Sponsoren<br />
interessant.“<br />
Ω<br />
SSACHE<br />
Inside | Erkrankungen des Herzens zählen zu den häufigsten<br />
Krankheiten weltweit und sind in Deutschland Todesursache<br />
Nummer eins. Besonders stark verbreitet sind Herzrhythmusstörungen<br />
– oft treten sie nach herzchirurgischen Eingriffen auf.<br />
Autorin: Julia Peter. Fotos: Jasmin Szabo, Guila Lanniceli<br />
paracelsus today 1 | 22<br />
23<br />
22-23_InSide_ Nürnberg.indd 23 23.03.22 11:21
„ D<br />
ie Pandemie hatte nicht<br />
nur Nachteile für Public<br />
Health, ganz im Gegenteil,<br />
die Themen sind<br />
viel sichtbarer geworden“,<br />
eröffnet Jürgen Osterbrink das<br />
Dreier-Gespräch mit <strong>Paracelsus</strong> <strong>Today</strong>.<br />
„Im Rückblick führen gerade Chaos und<br />
öffentlicher Druck oft zu Erfolgen“,<br />
freut sich der Vorstand des Instituts für<br />
Pflegewissenschaft und -praxis der <strong>Paracelsus</strong><br />
Universität. Die Vorgeschichte:<br />
Im Mai 2018 war das „Zentrum für<br />
Public Health und Versorgungsforschung“<br />
(ZPV) der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Privatuniversität aus der Taufe<br />
gehoben worden, um die „komplexen<br />
Aufgaben des Gesundheitswesens der<br />
Zukunft multiprofessionell, interdisziplinär<br />
und evidenzbasiert“ zu bewältigen.<br />
Als Gründer fungierten dabei Osterbrinks<br />
Institut für Pflegewissenschaft<br />
und -praxis, das Institut für Pharmazie<br />
sowie das Institut für Allgemein-, Familien-<br />
und Präventivmedizin. Dessen<br />
Vorständin Maria Flamm bringt knapp<br />
vier Jahre später Vergangenheit, Gegenwart<br />
und Zukunft des Zentrums in<br />
nur einem Satz auf den Punkt:<br />
„Wir haben ein einzigartiges Fundament<br />
gelegt, die Pandemie hat die Entwicklung<br />
befeuert, und jetzt nimmt der Zug<br />
Fahrt auf.“ Und Flamm – die übrigens<br />
auch selbst den Titel „Master of Public<br />
Health“ führt – verweist gleich eingangs<br />
auf die entsprechende WHO-Definition:<br />
Demnach meint „Public Health“<br />
die „Kunst und Wissenschaft der Prävention<br />
von Krankheit, der Lebensverlängerung<br />
und der Gesundheitsförderung<br />
durch organisierte Anstrengungen<br />
der Gesellschaft“. Gerade die Pandemie<br />
habe aber jetzt den Versorgungsforschungs-<br />
und Public-Health-Ansatz<br />
sehr gut deutlich gemacht: „Es geht<br />
nämlich nicht nur um die direkte therapeutische<br />
Versorgung von akut Erkrankten,<br />
sondern um den Schutz des<br />
„Der<br />
Zug<br />
nimmt<br />
Fahrt<br />
auf“<br />
Inside | Einzigartige<br />
Uni-Voraussetzungen,<br />
viele neue Ideen und ein<br />
paar Knoten Pandemie-<br />
Rückenwind: Jürgen<br />
Osterbrink, Maria Flamm<br />
und Johanna Pachmayr<br />
wollen das Zentrum für<br />
Public Health und Versorgungsforschung<br />
auf den<br />
„nächsten Level“ heben.<br />
Und sind dabei sogar auf<br />
den Fußball gekommen.<br />
Autor: Andreas Aichinger.<br />
Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni<br />
Gesundheitssystems und in der Folge<br />
auch um die kollateralen Effekte. Also<br />
etwa um die Auswirkungen der Pandemie<br />
auf den Rückgang von Vorsorgeuntersuchungen,<br />
um Auswirkungen<br />
auf psychische Gesundheit und Bildung.“<br />
Flamms Forderung: „Das sind<br />
ganz wichtige Public-Health-Themen,<br />
die man in Zukunft bearbeiten muss.“<br />
Die Dritte im Bunde der ZPV-Gründer ist<br />
Johanna Pachmayr, Vorständin des Instituts<br />
für Pharmazie. Ihre Lehre aus<br />
zwei Corona-Jahren: „Apotheken sind<br />
die ersten Anlaufstellen für die Bevölkerung,<br />
wenn es um Gesundheitsfragen<br />
geht. Während der Pandemie haben<br />
Pharmazeutinnen und Pharmazeuten<br />
sehr kompetent informiert, ihre<br />
Rolle in der Primärversorgung wird<br />
immer wichtiger.“ Aus der Sicht des<br />
jüngsten Instituts im Public-Health-Dreieck<br />
aus Medizin, Pflege und<br />
Pharmazie sei es aber gerade im<br />
deutschsprachigen Raum noch „notwendig,<br />
dass die drei Berufsgruppen<br />
weiter zusammenwachsen und sich<br />
besser unterstützen“, so Pachmayr.<br />
Entscheidender Nachsatz: „Die <strong>Paracelsus</strong><br />
Uni ist da als Universität der Gesundheitsversorgung<br />
mit Pharmazie,<br />
Medizin und Pflegewissenschaft auf einem<br />
Campus in der Tat eine Vorreiterin.<br />
Das fördert gemeinsame Projekte<br />
in Forschung und Lehre. Unsere Studierenden<br />
können und sollen so von<br />
Anfang an verinnerlichen, wie wichtig<br />
diese Zusammenarbeit ist.“<br />
„Das Geniale und Einzigartige an unserer<br />
Universität ist, dass sie drei patientennah<br />
tätige Berufsgruppen und deren<br />
Zugänge vereint: Medizin, Pharmazie<br />
und Pflege“, stößt auch Jürgen Osterbrink<br />
in dieses Horn. Und weiter: „Diese<br />
drei gehören genuin zusammen, oftmals<br />
wird aber eine künstliche Trennung<br />
herbeigeführt, wie uns etwa der<br />
Blick auf die Universität in Wien zeigt.<br />
24 paracelsus today 1 | 22<br />
24-26_InSide_Public Health.indd 24 18.03.22 13:55
Aber an der <strong>Paracelsus</strong> Universität ist<br />
genau dieser Schulterschluss das Spannende<br />
und Zielführende.“ Spannend ist<br />
in diesem Zusammenhang auch der<br />
„Schulterschluss“ mit der Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO, der Osterbrinks<br />
Institut bereits seit 2016 auch als<br />
Collaborating Centre (WHO-CC) verbunden<br />
ist. Osterbrink: „Während der<br />
vergangenen zwei Pandemie-Jahre war<br />
ich mit den Kolleginnen und Kollegen in<br />
der WHO-Zentrale in Genf und im<br />
WHO-Regionalbüro für Europa in Kopenhagen<br />
am ganz kurzen Draht.“<br />
Selbstbewusster Nachsatz: „Damit sind<br />
wir an der <strong>Paracelsus</strong> Universität in Salzburg<br />
das einzige Public-Health-Zentrum<br />
im deutschsprachigen Raum, das in<br />
dieser kritischen Phase quasi die Weltgesundheit<br />
mitbeeinflussen kann.“<br />
„Jetzt kommt das FIZ,<br />
das eine hervorragende<br />
Zukunft haben wird.“<br />
JÜRGEN OSTERBRINK<br />
„Die Pandemie hat die<br />
Entwicklung befeuert<br />
und jetzt nimmt der Zug<br />
Fahrt auf.“<br />
MARIA FLAMM<br />
Konkrete Kooperationen zwischen den<br />
drei Universitätsinstituten unter dem<br />
Dach des Zentrums für Public Health<br />
und Versorgungsforschung gibt es<br />
längst. Dazu Maria Flamm: „Es gibt diverse<br />
fachbereichsübergreifende Kooperationen<br />
bei Forschungsprojekten. Verschiedene<br />
übergreifende qualifizierende<br />
Abschlussarbeiten werden betreut und<br />
die Planung für weitere konsortiale Projektanträge<br />
ist aktiv.“ Auch für Pharmazie-Institutschefin<br />
Johanna Pachmayr<br />
werden Public-Health- und Versorgungsforschung<br />
„immer bedeutsamer“.<br />
Ihr Wunsch: „Es ist mir extrem wichtig,<br />
die Pharmazie in diesem Bereich zu<br />
stärken und unseren Beitrag zu erhöhen.“<br />
Positiv-Beispiele in Form „gemeinsamer<br />
und wirklich spannender<br />
Vorhaben aus dem klinischen Bereich“<br />
gibt es schon, etwa das Geriatrie-Projekt<br />
einer Doktorandin. „So etwas kann<br />
zur Keimzelle werden, aber wir müssen<br />
die Kooperation noch intensivieren“, so Pachmayrs Ansage.<br />
Corona-Schutzschirm für Fußballer. Ein anderes Beispiel für<br />
das erfolgreiche Zusammenwirken des interprofessionellen<br />
Public-Health-Dreiecks dreht sich um Fußball-Clubs wie Red<br />
paracelsus today 1 | 22<br />
25<br />
24-26_InSide_Public Health.indd 25 18.03.22 13:55
Bull Salzburg, Rapid, Austria und Swarovski<br />
Tirol: „Das Zentrum für Public<br />
Health und Versorgungsforschung hat<br />
die Fußball-Bundesliga gerettet!“,<br />
meint Jürgen Osterbrink lachend. Und<br />
erklärt die ernste Vorgeschichte so:<br />
„Wir haben zu dritt einen Anruf der Geschäftsführung<br />
des Österreichischen<br />
Fußballbundes bekommen. Und haben<br />
dann in der Frühphase der Pandemie<br />
im Mai 2020 sehr rasch eine Methodik<br />
aufgebaut, um die Spieler mit Hilfe von<br />
Heatmapping, Geotracking und weiteren<br />
digitalen Indikatoren von Corona-Hotspots<br />
fernzuhalten – und sie so<br />
vor einer Infektion zu bewahren.“ Aber<br />
auch Osterbrinks „InTherAKT“, ein älteres<br />
Projekt rund um die Arzneimitteltherapie-Sicherheit<br />
in Altersheimen,<br />
illustriert gut den Mehrwert einer interprofessionellen<br />
Kooperation: Pflegefachkräfte<br />
erfassen Medikationen mit<br />
einer in Salzburg entwickelten Software,<br />
Apotheker checken arzneimittelbedingte<br />
Interaktionen und die Mediziner<br />
stellen nochmals sicher, dass das<br />
Medikament auch wirklich zur Diagnose<br />
passt. Jürgen Osterbrink: „Dadurch<br />
konnten wir arzneimittelbedingte Nebenwirkungen<br />
um 30 Prozent reduzieren,<br />
ein großer Erfolg.“<br />
FIZ als Impulsgeber. Aber auch für zukünftige<br />
Erfolge wurden bereits Weichen<br />
gestellt. Im Rahmen des Entwicklungsplans<br />
2020-2026 der <strong>Paracelsus</strong><br />
Universität werden im nächsten Schritt<br />
geclusterte Forschungs- und Innovationszentren<br />
(FIZ) geschaffen, eines davon<br />
wird das neue „Forschungs- und Innovationszentrum<br />
Public Health und Versorgungsforschung“<br />
sein. Diese Zentren<br />
sollen als Plattformen und Impulsgeber<br />
für die Intensivierung der Zusammenarbeit<br />
von Forschungsarbeitsgruppen in<br />
den unterschiedlichen gesundheitswissenschaftlichen<br />
Bereichen wirken. „Damit<br />
wird das bestehende Zentrum quasi<br />
auf den nächsten Level gehoben, neben<br />
den bereits seit drei Jahren bestehenden Partnern sollen<br />
auch noch weitere Kliniken und Institutionen miteingebunden<br />
werden“, erklärt Maria Flamm. Und weiter: „Meine Aufgabe in<br />
nächster Zeit wird vor allem die Vernetzung<br />
der konsortialen Partner sein,<br />
um die vielen bestehenden kleinteiligen<br />
Ansätze auf eine größere und breitere<br />
Basis zu heben und damit auch die<br />
Leistungskraft dieses Forschungsbereichs<br />
weiter zu stärken.“ Osterbrink<br />
formuliert gewohnt pointiert: „Das Zentrum<br />
für Public Health und Versorgungsforschung<br />
wird bald Schnee von gestern<br />
sein. Jetzt kommt das FIZ, das eine<br />
hervorragende Zukunft haben wird.“<br />
„Unsere Studierenden<br />
sollen von Anfang an<br />
verinnerlichen, wie wichtig<br />
diese Zusammenarbeit ist.“<br />
JOHANNA PACHMAYR<br />
Die Zukunft gehört den Studierenden,<br />
und die interessieren sich gerade mehr<br />
denn je und quer durch alle Fachbereiche<br />
für Public Health. „Das studentische<br />
Interesse ist groß und dieses Feld<br />
ist sicherlich auch durch die Pandemie<br />
enorm bekannt geworden“, erklärt sich<br />
Flamm. Aktuell hat das 2019 ins Leben<br />
gerufene Masterstudium Public Health<br />
(Info: www.pmu.ac.at/public-health.<br />
html) an der <strong>Paracelsus</strong> Uni bereits 105<br />
Studierende, auch erste Absolventen<br />
gibt es schon. Flamm: „Wir haben hier einen<br />
USP und können mit der Ausbildung<br />
des Nachwuchses in den verschiedenen<br />
Fächern wirklich ein Zusammenwachsen<br />
antriggern. Das ist nicht nur wichtig,<br />
sondern innovativ und einzigartig, das<br />
kenne ich so von keiner anderen Universität.“<br />
Für die <strong>Paracelsus</strong> Uni ist es „sehr<br />
wichtig und gleichzeitig attraktiv, eine<br />
Universität der Gesundheitswissenschaften“<br />
zu sein, findet auch Johanna<br />
Pachmayr. Dass die Pharmazie an anderen<br />
Universitäten „komplett abgekoppelt<br />
bei den Naturwissenschaften angesiedelt“<br />
sei, würde dort gemeinsame Public-Health-Projekte<br />
erschweren.<br />
Pachmayr: „Hier an der <strong>Paracelsus</strong> Universität<br />
ist das hingegen möglich und erwünscht<br />
und das schätze ich sehr. Was<br />
wir hier am Standort Salzburg haben ist<br />
wirklich etwas ganz Besonderes.“ Ω<br />
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die Karrierewege<br />
der beiden PMU-Alumni.<br />
Und sie haben eines<br />
gemeinsam: einen<br />
Knochenjob, in dem sie<br />
voll aufgehen.<br />
Autorin: Sabine Salzmann. Fotos: <strong>Paracelsus</strong> Uni<br />
„Die Gynäkologie ist<br />
ein erfüllendes Fach,<br />
wo es sehr viel um<br />
Vorsorge geht.“<br />
Sebastian Pagitsch<br />
arbeiten beide unter<br />
der Gürtellinie“,<br />
erklären Maximilian<br />
Horetzky und Sebastian<br />
Pagitsch, „Wir<br />
zwei Alumni aus den Pionierjahrgängen<br />
der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen Privatuniversität<br />
(PMU) lachend. Die Praxis<br />
an der Faberstraße in Salzburg ist<br />
hell, freundlich, es mangelt nicht an<br />
Farbe. Aufgebaut hat die Ordination eigentlich<br />
Dr. Sol, Allgemeinmedizinerin,<br />
gebürtige Thai und Frau von Dr. Pagitsch.<br />
Und schon reisen wir zurück in<br />
die prägende Zeit an der Uni. Die beiden<br />
Kommilitonen des Jahrgangs 2007<br />
gingen damals gemeinsam auf Famulatur.<br />
Sie reisten mit der Transsibirischen<br />
Eisenbahn zuerst nach Omsk (Horetzky<br />
wählte Schlachtfeld-Chirurgie), dann<br />
nach Shanghai und für Pagitsch ging es<br />
weiter nach Bangkok, wo er seine heutige<br />
Frau kennenlernte. Sie die Studentin,<br />
er der Famulant – eine romantische<br />
Geschichte, die eigentlich Stoff für einen<br />
Film sein könnte. Dr. Sol - ein sympathischer<br />
Spitzname, den sie der Einfachheit<br />
halber hier bekam - ging mit<br />
nach Österreich. Er war damals in der<br />
Abteilung Emergency eingeteilt, lernt<br />
vieles dazu: „Wir durften dort voll<br />
Hand anlegen.“<br />
Zwei Karrieren, eine Mission. Ihre<br />
Freundschaft begann im Hörsaal, „als<br />
Burschen aus der letzten Reihe“, betonen<br />
beide grinsend. Dabei hätte es anders<br />
kommen sollen. Der Kärntner Sebastian<br />
Pagitsch wollte ursprünglich<br />
Schiffsbau studieren. „Ich bin damals<br />
mit Kollegen vom Zivildienst nach<br />
Salzburg mitgefahren, weil ich wissen<br />
wollte, ob die Aufnahmeprüfung schaffe.“<br />
Er bekam einen Studienplatz und<br />
bereute die Wahl nie. Vorteil an der<br />
PMU: „Wenn man eine Prüfung nicht<br />
schafft, hat man sofort die Chance es<br />
auszubügeln und verliert nicht gleich<br />
ein Jahr.“ Die USMLE-Prüfung (an der<br />
28 paracelsus today 1 | 22<br />
28-30_Alumni_Urologen.indd 28 23.03.22 11:21
„Es ist wichtig für Pati-<br />
entinnen und Patienten,<br />
die von einer ernsten<br />
Erkrankung erfahren<br />
haben, sofort ein Auf-<br />
fangnetz auszubreiten.“<br />
Maximilian Horetzky<br />
PMU verpflichtendes amerikanisches<br />
Staatsexamen) werden die Studienkollegen<br />
immer als intensive Zeit in Erinnerung<br />
behalten. Im Turnus wollten sie<br />
am liebsten noch länger bleiben. Pagitsch:<br />
„Wir waren glühende Turnusärzte.<br />
Jeder hat uns gekannt.“ Nach Erhalt<br />
des Diploms für Allgemeinmedizin<br />
haben sich beide dann doch entschieden<br />
als Fachärzte zu spezialisieren.<br />
Jüngster Kassen-Gynäkologe. Im Sommer<br />
2021 übernahm er eine Kassenstelle<br />
für Gynäkologie und teilt neben<br />
dem Familienleben mit einem gemeinsamen<br />
kleinen Sohn jetzt auch die Ordinationsräume<br />
an der Faberstraße mit<br />
seiner Frau. Er ist damit der jüngste<br />
Kassengynäkologe in Salzburg und<br />
wahrscheinlich in ganz Österreich.<br />
„Meine Frau hat die Ordination in der<br />
ersten Covid-19-Welle eröffnet, ich in der<br />
vierten“, erzählt Pagitsch. „Ich hatte großen<br />
Respekt vor der Situation, aber es<br />
war schlussendlich so, dass in der Ruhe<br />
mehr möglich ist.“ Der Jungmediziner<br />
fing bei null an. Was er an der Gynäkologie<br />
ungeheuer schätzt, ist die Vorsorgelastigkeit:<br />
„Ich habe Patientinnen, die<br />
wissen wollen, ob sie gesund sind.“ Vom<br />
jungen Mädchen oder der glücklichen<br />
Schwangeren bis zum älteren Semester<br />
ist das Altersspektrum bunt.<br />
Und wieder geben sich hier Studienkollegen<br />
von früher die Tür in die<br />
Hand: Sie decken gemeinsam eine bunte<br />
Palette an medizinischer Versorgung<br />
ab. Eines der wenigen Unterscheidungsmerkmale:<br />
„Ich bin einen Zentimeter<br />
größer“, behauptet Pagitsch unter<br />
heftigem Protest seines Freundes.<br />
Ihre Wege sind der beste Beweis, dass<br />
Know-how aus der Lehre an der PMU<br />
auch in Salzburg bleibt.<br />
Tausendsassa mit medizinischem Rundumblick.<br />
Maximilian Horetzky gehört<br />
als Wahlarzt zum Praxis-Team. Er, der<br />
Urologe mit starkem Willen und langem<br />
Atem, ist an intensive Arbeitstage<br />
gewöhnt. Als Oberarzt arbeitet er am<br />
Salzburger Uniklinikum, baut zudem<br />
gerade noch die Abteilung für Urologie<br />
an der EMCO-Privatklinik am Dürrnberg<br />
in Hallein neu auf und findet trotz<br />
allem noch Zeit für die eigene Ordination.<br />
Er weiß es, seine Tage voll medizinisch<br />
zu nutzen. Einziger Wunsch: „Die<br />
Woche sollte mehr als sieben Tage haben!“<br />
Weil die Ärzte Corona-bedingt mit<br />
vielen Eingriffen ausweichen mussten,<br />
operierte allein er 170 Mal an der EM-<br />
CO-Klinik: „Das war der erste Schritt<br />
dort.“ Der Ausbau geht jetzt in die<br />
nächste Phase. In der ersten Corona-Zeit<br />
meldete sich Maximilian Horetzky<br />
auch sofort für den Einsatz als<br />
Corona-Arzt im Triage-Zelt - damals<br />
als die Pandemie gerade erst in Österreich<br />
ankam: „Es war alles neu, kein<br />
Mensch wusste Bescheid, was hier passiert.<br />
Das war irre.“ Vom intubationspflichtigen<br />
Patienten bis zur an sich<br />
harmlosen Panikattacke bei Corona-Verdacht<br />
reichte die Bandbreite, wo<br />
es galt, schnell zu entscheiden.<br />
Ärzte wie er sind oft auch die Überbringer<br />
einer schlechten Botschaft, wie<br />
in der Tumorsprechstunde am Uniklinikum.<br />
Er nimmt sich Zeit, trotz Hektik<br />
in der Klinik. Horetzky: „Man muss ein<br />
Auffangnetz sein, für die Emotionen,<br />
die dann kommen.“ Goldene Regel:<br />
„Hoffnung geben, aber keine Illusion erzeugen.“<br />
Für ihn hieß es dann auch oft:<br />
Runterschlucken und dem nächsten<br />
Wartenden vielleicht eine freudige<br />
Nachricht zu überbringen. Alles, was er<br />
auch anpackt macht er mit Hingabe.<br />
Devise: „Stets bereit!“ Ein Leitspruch,<br />
der ihn schnell auch als Oberleutnant<br />
der Miliz im Bundesheer outet. An die<br />
persönlichen Grenzen geriet er trotz<br />
anstrengender 24-Stunden-Dienst<br />
nicht. Horetzky: „Wenn man sich für<br />
den Beruf Arzt entscheidet, wächst<br />
man sofort rein.“ ><br />
paracelsus today 1 | 22<br />
29<br />
28-30_Alumni_Urologen.indd 29 23.03.22 11:21
„Wir wollten schon die Klinik für ,Untenrum´ gründen.“<br />
Sebastian Pagitsch<br />
„An der PMU gewinnt man Freunde für Leben.“<br />
Maximilian Horetzky<br />
Die Selbstständigkeit in der Praxis<br />
motiviert ihn nach einem knallharten<br />
Tag im Uniklinikum: Es sei dann eine<br />
Freude, in die Ordination gehen zu können<br />
und dort Patientinnen und Patienten<br />
längerfristig zu begleiten. Der Terminkalender<br />
füllte sich schnell. Der<br />
Wiener bleibt Salzburg gleich mehrfach<br />
erhalten und bringt Männer, die<br />
als Vorsorge-Muffel bekannt ist, vermehrt<br />
zu wichtigen Untersuchungen.<br />
Begnadete Forscher wurden sie beide<br />
nicht. Das Forschungstrimester verbrachte<br />
Maximilian Horetzky in der<br />
Yale School of Medicine (USA), seine<br />
Doktorarbeit schrieb er über Dickdarmzotten.<br />
„So gut die Zeit im Labor<br />
war, ich habe dann genau gewusst,<br />
dass mir die Arbeit am Patienten tausendmal<br />
wichtiger ist“, erinnert er sich.<br />
Sein Wegbegleiter forschte am Institut<br />
für Regenerative Medizin an der <strong>Paracelsus</strong><br />
Universität, wählte dann auch<br />
lieber den Weg in die Patientenbetreuung.<br />
Sie können das Zwischenmenschliche<br />
am besten.<br />
Immer wieder <strong>Paracelsus</strong> Universität.<br />
Die damalige Entscheidung für Salzburg<br />
bereuten sie nie: „Das allerbeste<br />
an dieser Uni ist, dass man viele Freunde<br />
fürs Leben gewinnt.“ Beide würden<br />
sich heute wieder für die <strong>Paracelsus</strong><br />
Uni entscheiden. Horetzky: „42 Leute<br />
haben in diesen fünf intensiven Jahren<br />
immer zur selben Sekunde dasselbe<br />
Problem, das verbindet einfach enorm.“<br />
Dass sie genau in den Fächern Urologie<br />
und Gynäkologie einmal eine Nachprüfung<br />
hatten, ist heute höchstens noch<br />
eine Randnotiz zum Schmunzeln. Sie<br />
waren damals Teil einer aufstrebenden<br />
Junguniversität, die neuen Gebäude<br />
standen noch gar nicht. „Diverse Sommerfeste<br />
wurden damals von der Polizei<br />
aufgelöst“, gestehen die Alumni, die<br />
Kumpels für Leben geworden sind.<br />
Ausgiebige Relax-Phasen brauchen<br />
beide in ihrem stressigen Alltag nicht.<br />
Wichtige Energiequelle ist das gemeinsame<br />
Bier im Pub, wo auch viel über<br />
die Zukunft philosophiert wird.<br />
Zukunftspläne haben sie genug.<br />
„Das Uniklinikum werde ich nie aufgeben“,<br />
betont Horetzky. Außerdem: Er<br />
will in der EMCO-Klinik ein Vorsorgeund<br />
Therapiezentrum mit Schwerpunkt<br />
auf gutartige Prostatavergrößerung aufbauen<br />
und die gemeinsame Ordination<br />
noch weiter expandieren. Bleibt noch ein<br />
Rat für die Medizinstudierenden von<br />
heute, ihre angehenden Kolleginnen und<br />
Kollegen: „Über den Tellerrand schauen<br />
und Chancen ergreifen! Man muss nicht<br />
in einem festgefahrenen medizinischen<br />
Laufbahnkarussell verbleiben.“ Ω<br />
30 paracelsus today 1 | 22<br />
28-30_Alumni_Urologen.indd 30 23.03.22 11:21
530 Jahre Salzburger Biertradition<br />
Mit besten Zutaten und dem Mut zur Langsamkeit<br />
sorgt man bei Stiegl für Qualität und Biergenuss auf<br />
höchster Stufe.<br />
In der Stieglbrauerei zu Salzburg setzt man<br />
seit jeher auf Qualität und perfekten Biergenuss.<br />
Mit traditioneller Brauhandwerkskunst<br />
in Kombination mit modernster Technik werden<br />
mehr als 20 verschiedene Bierspezialitäten<br />
gebraut – damit bietet Stiegl die größte Biervielfalt<br />
im Land. Auch der Faktor „Zeit“ spielt<br />
in Österreichs führender Privatbrauerei eine<br />
große Rolle, denn hier gibt man den Bieren<br />
genau die Zeit, die sie brauchen, um gut zu reifen.<br />
Und so trägt das „Bier mit der roten Stiege“<br />
und die gesamte Brauerei das „Slow Brewing“-<br />
Siegel – das härteste, internationale Gütesiegel<br />
für Bier.<br />
Im Familienunternehmen mit mittlerweile 530<br />
Jahren Geschichte denkt man in Generationen.<br />
Die Eigentümerfamilie, Heinrich Dieter und<br />
Alessandra Kiener, verfolgt in ihrer Unternehmensphilosophie<br />
ein klares Bekenntnis zu<br />
Qualität, Regionalität, Wertschöpfung vor Ort<br />
und nachhaltigem Wirtschaften. Heimische<br />
Rohstoffe einzusetzen und respektvoll mit den<br />
natürlichen Ressourcen umzugehen, ist oberste<br />
Prämisse.<br />
Natürlich trübes Bio-Bier:<br />
Das „Stiegl-Paracelus Bio-Zwickl“<br />
Für die bernsteinfarbene, naturbelassene<br />
traditionsreiche Salzburger Bierspezialität werden<br />
ausschließlich heimische Rohstoffe aus<br />
100% biologischem Anbau verarbeitet. Beim<br />
Brauen dieses Bieres mengen wir Laufener<br />
Landweizen bei: Eine edle Urgetreidesorte,<br />
die wir am Stiegl-Gut Wildshut, Österreichs<br />
1. Biergut, auf gesundem Boden anbauen<br />
und selber mälzen. So wird der samtig milde<br />
Geschmack abgerundet – ein absoluter Hochgenuss.<br />
www.stiegl.at<br />
BRAUKUNST AUF HÖCHSTER STUFE.<br />
Unbenannt-4 31 18.03.22 10:21
Head bei Siemens<br />
Healthineers Österreich:<br />
Joachim Bogner<br />
Gemeinsame<br />
Interessen<br />
verbinden<br />
friends | Seit fast zwei<br />
Jahren leitet Joachim Bogner<br />
die Geschicke des weltweit<br />
agierenden Medizintechnik-<br />
Unternehmens Siemens Healthineers in<br />
Österreich. Als dessen Geschäftsführer ist<br />
er auch für die Partnerschaft des<br />
Unternehmens mit der <strong>Paracelsus</strong><br />
Universität zuständig. An ihr schätzt er<br />
besonders die qualitativ hochwertige<br />
Ausbildung der Studierenden.<br />
Autor: Wolfgang Bauer. Foto: Siemens<br />
eit dem Jahr 2009 ermöglicht Siemens<br />
Healthineers ein jährliches Stipendium<br />
für Studierende der <strong>Paracelsus</strong> Medizinischen<br />
Universität in Salzburg. Partnerschaften<br />
mit medizinischen Universitäten<br />
gehören seit langem zur Unternehmenskultur<br />
der Sparte Medizintechnik<br />
von Siemens. Vor allem, wenn sich die<br />
Werte einer Universität, ihre Forschungsaktivitäten<br />
und Ausbildungsrichtlinien<br />
mit der Philosophie des<br />
Unternehmens berühren und diese in<br />
befruchtende Diskussionen und gemeinsame<br />
Projekte münden. So schaffe<br />
man bestmögliche Voraussetzungen,<br />
um die großen Herausforderungen des<br />
Gesundheitswesens angehen zu können,<br />
meint Geschäftsführer Joachim<br />
Bogner. „Wir sind überzeugt, dass die<br />
PMU ein gezieltes und auf hoher Qualität<br />
fußendes Konzept verfolgt und die<br />
richtigen Schwerpunkte setzt“. Er verweist<br />
dabei auf die individuelle Begleitung<br />
der Studierenden durch die lehrenden<br />
Experten und auf das hohe Ansehen,<br />
das die Absolventinnen und<br />
Absolventen genießen. Außerdem<br />
deckt sich das universitäre Interesse an<br />
Innovationen im Bereich der Medizintechnik<br />
oder im Auf- und Ausbau digitaler<br />
Technologien im klinischen und<br />
operativen Bereich mit einigen<br />
Kernthemen seines Unternehmens.<br />
Naturwissenschaftlicher Background.<br />
Joachim Bogner, Jahrgang<br />
1967, hat an der Technischen<br />
Universität Wien technische<br />
Physik studiert. Nach dem<br />
Studium blieb er zunächst an der<br />
TU und widmete sich den Grundlagen<br />
des Magnetismus. Danach wechselte<br />
er an die Medizinische Universität<br />
Wien und betreute Hochpräzisionsbestrahlungen,<br />
auch in Verbindung<br />
mit angewandten Forschungsaktivitäten.<br />
Aus dieser Zeit dürfte die große Bedeutung<br />
herstammen, die Bogner der<br />
medizinischen Forschung und den<br />
32 paracelsus today 1 | 22<br />
32-33_Friends_Siemens Story.indd 32 18.03.22 13:52
Kontakten zu Universitäten beimisst.<br />
Nach Auslandsaufenthalten, etwa an<br />
der Universität von Philadelphia, kam<br />
er im Jahr 2006 als Experte für Strahlentherapie<br />
bzw. Radioonkologie in<br />
den Unternehmensbereich Medizintechnik<br />
bei Siemens. Dieser Bereich des<br />
Konzerns erhielt 2016 den Markennamen<br />
„Siemens Healthineers“, ein Unternehmen<br />
mit 66.000 Mitarbeitern in<br />
mehr als 70 Ländern der Welt, das Produkte<br />
und Lösungen für Bildgebung,<br />
Labordiagnostik und Krebstherapie anbietet.<br />
Das Hauptbüro befindet sich in<br />
Erlangen. Das Wort Healthineers setzt<br />
sich übrigens zusammen aus „health“,<br />
„engineer“ und „pioneer“ und bringt neben<br />
der Gesundheit auch das Ingenieurwesen<br />
und den Pioniergeist des Unternehmens<br />
zum Ausdruck. Seit Juli<br />
2020 leitet Joachim Bogner das Geschäft<br />
von Siemens Healthineers in<br />
Österreich, das sich vornehmlich den<br />
Themen der Digitalisierung im Gesundheitswesen<br />
und dem Ausbau der<br />
Präzisionsmedizin widmet.<br />
Lange Geschichte. „Seit mehr als 120<br />
Jahren widmet sich Siemens der Entwicklung<br />
von Medizintechnik“, sagt<br />
Bogner. So war der Konzern etwa an<br />
der Entwicklung der ersten Röntgenröhren<br />
beteiligt. In den 1970er und<br />
1980er Jahren wurde die Bildgebung<br />
durch die Entwicklung von Computertomographen<br />
und Magnetresonanztomographie-Systemen<br />
auf einen neuen<br />
Stand gehoben. Durch die Übernahme<br />
entsprechender Firmen folgte die Erweiterung<br />
des Geschäftsportfolios in<br />
Richtung Labordiagnostik und der<br />
Strahlentherapie.<br />
Innovation in der Bildgebung. Besonders<br />
stolz ist Joachim Bogner auf den ersten<br />
quantenzählenden CT-Scanner, der<br />
nach 15-jähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />
für den klinischen<br />
Einsatz in Europa und den USA zugelassen<br />
ist. Die quantenzählende Technologie<br />
liefert Bilder in deutlich höherer<br />
Auflösung und mit einer beinahe<br />
halb so niedrigen Strahlendosis im Vergleich<br />
zur konventionellen CT-Bildgebung.<br />
Ein High-Tech-Gerät, das wie andere<br />
Geräte der modernen bildgebenden<br />
Diagnostik eine Vielzahl an Daten<br />
generiert. Das gilt auch für die moderne<br />
Labormedizin. Alle Daten zusammen<br />
ergeben ein immer besseres Abbild<br />
des Menschen, sagt Bogner, aber<br />
die Daten müssen so aufbereitet werden,<br />
dass Ärztinnen und Ärzte durch<br />
einfache Zugriffe darauf die richtigen<br />
und optimalen Schlüsse für die Therapie<br />
ziehen können. Diesbezüglich setzt<br />
er auf eine auf Künstlicher Intelligenz<br />
beruhenden Software, die Entscheidungen<br />
in der Radiologie wesentlich<br />
erleichtern kann, weil sie aussagekräftige<br />
Zusammenhänge in unterschiedlichen<br />
medizinischen Datensätzen erkennt.<br />
„Eine gute Unterstützung für befundende<br />
Ärzte“, behauptet Bogner.<br />
Durch den Einsatz dieser Software<br />
kann nicht nur die Qualität, sondern<br />
auch die Produktivität der radiologischen<br />
Diagnostik verbessert werden.<br />
Auch in Sachen Telemedizin verfügt Siemens<br />
Healthineers seit Jahren über<br />
entsprechendes Know How und Produkte.<br />
Diese Technologien dienen<br />
ebenfalls der Unterstützung der Befundung<br />
– in diesem Fall aus der Ferne –<br />
für medizinische Leistungen an Patientinnen<br />
und Patienten, die nicht vor Ort<br />
sind.<br />
Zuwendung bleibt wichtiger Bestandteil<br />
der Medizin. Bogner ist überzeugt,<br />
dass die künstliche Intelligenz und andere<br />
digitale Lösungen Ärztinnen und<br />
Ärzte nicht ersetzen, sondern sie vor allem<br />
unterstützen werden. Trotz ausgefeiltester<br />
Technik kommt in der Medizin<br />
der ärztlichen Zuwendung zum jeweiligen<br />
Patienten bzw. zur jeweiligen<br />
Patientin nach wie vor ein hoher Stellenwert<br />
zu. So pflegt auch er selbst am<br />
liebsten persönliche Kontakte zur <strong>Paracelsus</strong><br />
Universität und kommt so oft<br />
es ihm möglich ist zu bestimmten Anlässen<br />
an die Uni nach Salzburg. In seiner<br />
Freizeit ist er gerne in der Natur<br />
beim Wandern, Klettern und Skifahren<br />
unterwegs. Außerdem reist er gerne<br />
und liest sehr viel.<br />
Ω<br />
Ein herzliches Dankeschön den Freunden und Förderern<br />
ACM austrian capital management GmbH | Agrana Zucker GmbH | Aicher, Max | Alumni Club der <strong>Paracelsus</strong> Universität | AP-Trading GmbH | Ball Beverage Packaging Ludesch Corporation | Bankhaus Carl Spängler & Co. AG | Bayer Austria<br />
Ges.m.b.H. | Biogena GmbH & Co KG | Capsumed Pharm | Commend Österreich GmbH | DBS Gesellschaft für digitale Bildsysteme m.b.H. | Die Hayward Privatstiftung | dm drogeriemarkt GmbH | DOLL Bauunternehmen GmBH | DS<br />
Smith Packaging Deutschland Stiftung & Co. KG | EVER Neuro Pharma GmbH | Frey, Andrea | G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft m.b.H. | Gassner GmbH | Gebro Holding GmbH | Gebrüder Woerle Ges.m.b.H. | Greither, Andreas | Hagleitner<br />
Hygiene International GmbH | Hansjörg Wyss Foundation | Herba Chemosan | Hinteregger Immobilien OG | HYPO Salzburg | J. Eder & Co OG | Jacoby GM Pharma | Johnson & Johnson Medical Products GmbH | M. Kaindl OG / Kaindl<br />
Flooring GmbH | KASTNER | Kellerhals, Helga | Koller, Norbert | Klenk, Christoph | KS Pharma GmbH | Kuhn Holding GmbH | Kuhn, Irmgard | Kuhn, Stefan | Kwizda Pharmahandel GmbH | Lethmate Stiftung | Lukesch, Edith | MED-EL Elektromed.<br />
Geräte GesmbH | Melasan Produktions- & Vertriebsges.m.b.H. | Miele GesmbH | Moosleitner Ges.m.b.H | Moser, Mag. Stephan | NUTROPIA PHARMA GmbH | Österreichische Lotterien GesmbH | Pappas Holding GmbH | <strong>Paracelsus</strong><br />
Rotary Club | Rangnick, Ralf | Rauch Fruchtsäfte GmbH & Co OG | Red Bull - Mateschitz, Dietrich | Rhedey Internationale Transporte Ges.m.b.H. | Richter Pharma AG | Roche Austria GmbH | SALLMANN GmbH | Salzburg AG für Energie,<br />
Verkehr und Telekommunikation | Salzburg Aluminium AG | Salzburger Sand- und Kieswerke Gesellschaft m.b.H. | Salzburger Sparkasse Bank AG | Schelhammer Capital Bank AG | Schön, Christopher | Schön Holding SE & Co. KG | Schröcksnadel,<br />
Peter | Schwarzbraun, Familie | Sedlmayer, Felix | Senoplast Klepsch & Co GmbH & Co KG | Siemens AG Österreich | Siemens Healthcare Diagnostics GmbH | SPAR Österreichische Warenhandels-AG | Stahlwerk Annahütte Max<br />
Aicher GmbH & Co KG | Stieglbrauerei zu Salzburg GmbH | teampool personal service gmbh | von Schilgen, Eva Maria | VR - meine Raiffeisenbank eG, Altötting-Mühldorf (D) | Winkler, Fritz Wolfgang und Winkler-Berger, Helga | Zürcher<br />
Kantonalbank Österreich AG<br />
paracelsus today 1 | 22<br />
33<br />
32-33_Friends_Siemens Story.indd 33 18.03.22 13:52
Sechs<br />
Schritte<br />
in die<br />
Zukunft<br />
der Pflege<br />
Point of View | Mit Hilfe des<br />
Nursing Development<br />
Center (NDC) wird akademisches<br />
Wissen in die<br />
Pflegepraxis transferiert.<br />
Am 5. Mai findet die erste<br />
NDC-Tagung statt.<br />
Autorin: Sabine Salzmann.<br />
Fotos^e: <strong>Paracelsus</strong> Uni/wildbild<br />
Nadja Nestler<br />
Irmela Gnass<br />
Die beiden Professorinnen<br />
Irmela<br />
Gnass und Nadja<br />
Nestler haben als<br />
Leitungs-Duo des<br />
NDC eine Vision:<br />
Die Pflegepraxis<br />
soll flächendeckend auf einem starken<br />
wissenschaftlichen Fundament stehen!<br />
Stichwort: Evidenzbasierte Pflege. „In<br />
der Pflege ist seit einigen Jahren vieles<br />
im Umbruch. Wir haben immer mehr<br />
akademische Pflegende in der Berufspraxis“,<br />
so Nadja Nestler. Dabei<br />
müssen Rahmenbedingungen geschaffen<br />
werden, um das neue Wissen in die<br />
Praxis zu transferieren. Mit dem Kardinal<br />
Schwarzenberg Klinikum<br />
Schwarzach, der Sozialstiftung in Bamberg<br />
und der Oberösterreichischen Gesundheitsholding<br />
bestehen Kooperationen.<br />
Das Center unterstützt und evaluiert<br />
Prozesse. Schulungen werden<br />
angeboten, Karriereprofile erstellt und<br />
Rollen neu definiert. Das alles immer in<br />
Abstimmung mit den Kooperationspartnern.<br />
„Pflegenden wird es so ermöglicht,<br />
Theorie und Praxis inhaltlich<br />
zu reflektieren und in gezielten Interventionen<br />
aktuelle Forschungsergebnisse<br />
im Alltag umzusetzen“, begrüßt<br />
Ines Hartmann, Pflegedirektorin in<br />
Schwarzach, das Projekt.<br />
„Es gibt unterschiedliche Wege, die<br />
man gehen kann“, meint Nestler. Potenzial<br />
gibt es überall dort, wo Pflege<br />
passiert. Es geht darum, im wissenschaftlichen<br />
Sinne zu recherchieren<br />
und zu bewerten. Akademisches Wissen<br />
wird zur gelebten Praxis.<br />
Qualitätsgewinn in der Praxis. Doch was<br />
heißt das für die Patientinnen und Patienten?<br />
Wird viel über den theoretischen<br />
Hintergrund diskutiert und philosophiert<br />
oder profitieren tatsächlich<br />
die individuell betreuten Patienten? Die<br />
Kluft zwischen Wissenschaft und Praxis<br />
soll sich schließen. Mit dem Zuwachs<br />
an Handlungskompetenz der<br />
Pflegenden steige auch die Berufszufriedenheit<br />
im Team. Gnass: „Wir zielen<br />
nicht nur auf die Hard facts, wie beispielsweise<br />
die Anzahl von Stürzen, ab.“<br />
So sind Medikamente nicht alles, auch<br />
Umgebungs- und Beziehungsgestaltung<br />
zeigen heilende Wirkungen. Die Akademisierung<br />
sorge dafür, dass sich Risiken<br />
für die Patienten minimieren. Auch die<br />
Mortalität sinke, besagen Studien.<br />
Entscheidend ist auch die Zugänglichkeit<br />
in den Führungsbereichen. Nestler:<br />
„Man muss als Leitung andere Aufgaben<br />
bei Pflegenden zulassen, z. B. auch, dass<br />
am Computer Literaturrecherche zu<br />
machen ist.“ Bislang sei die Pflege ausschließlich<br />
durch das Handeln am Patienten<br />
definiert worden. Dazu gehöre<br />
auch die wissenschaftliche Grundlage,<br />
nicht nur die Betreuung an sich, wo oft<br />
unter hohem Zeitdruck gearbeitet werden<br />
muss.<br />
Wie verändert sich der Alltag für<br />
Pflegende? Ärztinnen und Ärzte suchen<br />
die beste Therapie, Pflegefachpersonen<br />
die besten Versorgungsmaßnahmen<br />
mittels der Methode der Evidence-basierten<br />
Pflege. Diese funktioniert in<br />
sechs Schritten (nach Behrens/Langer)<br />
von der Auftragsklärung über Fragestellung,<br />
Recherche und Evaluation bis<br />
zu Implementierung und kritischer Beurteilung<br />
und bezieht dabei neben relevanter<br />
Forschung, eigenen Erfahrungen<br />
auch verfügbare Ressourcen sowie<br />
die Vorlieben der Pflegebedürftigen mit<br />
ein. Der wertvolle Wandel wird auch<br />
schnell messbar und spürbar, wenn<br />
beispielsweise ANPs (Pflegende mit Advanced<br />
Nursing Practice-Schwerpunkt)<br />
Patienten mit einem erhöhten Pflegebedarf,<br />
wie es etwa Menschen mit fortgeschrittener<br />
Demenz haben, betreuen.<br />
Oberstes Ziel: Erreichen einer bestmöglichen<br />
Lebensqualität für die Patientinnen<br />
und Patienten!<br />
Ω<br />
34 paracelsus today 1 | 22<br />
34_Point of View_Pflege.indd 34 23.03.22 13:55
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