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greenup #06 Leseprobe

Das Magazin für einen nachhaltigen Lebensstil.

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Nachhaltiger leben!<br />

Datenbank des Lebens<br />

Über das Entschlüsseln und<br />

Speichern sämtlichen Erbguts<br />

I 70<br />

UNSER TÄGLICH<br />

WASSER<br />

Wie es um die Qualität steht<br />

und was wir tun können<br />

I 36<br />

Reisen für die gute Sache<br />

Perfekt vorbereitet in den<br />

Freiwilligenurlaub<br />

I 86<br />

<strong>#06</strong><br />

Mai – Oktober<br />

€ 6,00


36 UNSER TÄGLICH WASSER<br />

Wasser unbedenklich aus dem Hahn zu trinken, ist ein<br />

Privileg weniger Menschen. Doch wie gut ist unser Trinkwasser<br />

wirklich und wie wird es zukünftig sein?<br />

Inhalt<br />

© sweetake/Shutterstock.com<br />

© Antonio Guillem/Shutterstock.com<br />

20 FASER DER ZUKUNFT?<br />

Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen überhaupt. Sie ist<br />

robust, ihr Anbau gelingt ökologisch. Durch moderne technische<br />

Verfahren lassen sich daraus mittlerweile auch feine<br />

Fäden für die Textilindustrie herstellen<br />

60 LAND OHNE PLASTIK<br />

Vorbildlich: Seit über zehn Jahren sind in Ruanda Tüten und<br />

Verpackungen aus Plastik streng verboten. Darüber wachen<br />

Zoll und Polizei. Und das Recycling-Geschäft boomt<br />

© Sarine Arslanian/Shutterstock.com<br />

102 ES VERKOMMT NICHTS<br />

Essensreste sind einfach zu gut, um sie wegzuwerfen.<br />

Schau, wie du sie geschickt einfrierst oder daraus kreativ<br />

und schmackhaft Neues zauberst<br />

© Arina P Habich/Shutterstock.com<br />

4


<strong>greenup</strong> | INHALT<br />

3 EDITORIAL<br />

PINBOARD<br />

6 BAUSTEINE DER WIRTSCHAFT<br />

KLUGE KONZEPTE UND INNOVATIONEN<br />

9 IM DIALOG MIT UNSEREN LESERN<br />

10 KOHLE, KUPFER, ERDÖL: DEIN LEBENSVERBRAUCH<br />

DIE (ÜBER-)NUTZUNG VON ROHSTOFFEN<br />

12 AM ENDE EINE POSITIVE ÖKOBILANZ<br />

DAS AMBITIONIERTE VORHABEN DES DR. GRATZEL<br />

15 EVENTS, CLUBS & KULTUR<br />

KONZEPTE MIT ÖKOLOGISCHER ORIENTIERUNG<br />

FASHION<br />

DIY<br />

16 AUSGEFALLENES IST ANGESAGT<br />

ÖKO-FASHION UND COOLE YOGA-OUTFITS<br />

20 HANFKLEIDUNG, AUS LIEBE ZUR NATUR<br />

MODERNE FASER – REGIONAL, ÖKOLOGISCH UND SOZIAL<br />

BEAUTY<br />

STORY<br />

24 ENTDECKE WIEDERVERWENDBARES<br />

DO-IT-YOURSELF UND LIFEHACKS<br />

28 NATÜRLICHE SOMMERPFLEGE<br />

SONNENSCHUTZ UND KÜHLE HELFER<br />

34 VON KOPF BIS FUSS<br />

ERFRISCHENDE BEAUTY-ENTDECKUNGEN<br />

36 KOSTBARES LEBENSELEXIER<br />

WIE GUT IST UNSER TRINKWASSER?<br />

BUILDING<br />

LIVING<br />

48 DER BEWOHNTE BAUM<br />

WOHN-PROJEKT IN DER STADT ANGERS (FR)<br />

50 MODERNE FIRMENKULTUR<br />

ALNATURA SETZT MASSSTÄBE IN DARMSTADT<br />

54 GEMÜSEBEET STATT BLUMENKISTE<br />

URBAN GARDENING AUF BALKON UND TERRASSE<br />

58 MÖBEL MIT STIL<br />

DESIGNT AUS RECYCELTEN STOFFEN<br />

PROFILE<br />

60 NO PLASTIC BAGS!<br />

RUANDAS VORBILDLICHE UMWELTPOLITIK<br />

66 NIEDRIGE PREISE DANK BILLIGER ARBEIT<br />

DAS GESCHÄFT MIT DER BANANE<br />

70 DIGITALISIERTE GENOME<br />

DAS TIER- UND PFLANZENLEBEN IN DATENBANKEN<br />

74 L(I)EBENSWERTE STADTENTWICKLUNG<br />

STÄDTE BAUEN AUF DIE AGENDA 2030<br />

STARTUP<br />

78 EINZELSTÜCKE AUS AFRIKA<br />

NEU DEFINIERTER LUXUS IN HANDARBEIT<br />

INVESTMENT<br />

JOBS<br />

80 ZINSEN UND RENDITEN<br />

INVESTIEREN NACH ÖKOLOGISCHEN GRUNDSÄTZEN<br />

82 ETHIK UND MORAL BEI GELDANLAGEN<br />

IM INTERVIEW: ÖKOWORLD GRÜNDER ALFRED PLATOW<br />

84 GRÜNER INPUT FÜR HOTEL-AZUBIS<br />

BERUFSAUSBILDUNG MIT NACHHALTIGKEITS-ZERTIFIKAT<br />

MOBILITY<br />

FOOD<br />

86 AUSZEIT MIT SINN<br />

REISEN UND FREIWILLIG ARBEITEN<br />

92 URBANE MOBILITÄT<br />

CARGOBIKE SPEZIAL UND AUTONOME IDEEN<br />

94 GRÜNES REISEZIEL SCHWARZWALD<br />

NACHHALTIG PRAKTIZIERTER TOURISMUS<br />

96 KÜMMEL, ZIMT & CO<br />

GEWÜRZE UND IHRE WIRKUNG<br />

98 ICH KAUFE MIR EIN „E“<br />

E-NUMMERN AUF LEBENSMITTELN RICHTIG DEUTEN<br />

100 TRADITIONSLOKAL ODER FINE DINING?<br />

GUTES SPEISEN FÜR BEWUSST-ESSER<br />

102 DIY FÜR FOODIES<br />

DIE ZERO WASTE KÜCHENPHILOSOPHIE<br />

106 AUS DER HEIMATKÜCHE<br />

LECKERE REZEPTE VON SARAH<br />

110 FOOD-NEUHEITEN<br />

DIE LIEBLINGS-SNACKS DER REDAKTION<br />

112 SCHWEIZER TROPFEN AUS NACHHALTIGEM WEINBAU<br />

EMPFEHLUNGEN VON FAIR ’N GREEN<br />

MIXED<br />

113 LESERUMFRAGE<br />

MITMACHEN UND GEWINNEN<br />

116 MARKTPLATZ<br />

PRODUKTE & DIENSTLEISTUNGEN<br />

118 BÜCHER- UND FLIMMERKISTE<br />

NEUER FILM- UND LESESTOFF<br />

119 KOLUMNE: ACHTUNG SMOMBIES!<br />

GUCKST DU NUR ODER TELEFONIERST DU SCHON?<br />

NAVIGATOR<br />

120 MESSEN & VERANSTALTUNGEN 2019<br />

121 IMPRESSUM / ABONNEMENT<br />

122 VORSCHAU<br />

5


Cooling-Stars –<br />

nicht nur für Sportler<br />

Natürlich ist die kleine Serie #SPORTis von Puregreen ideal für<br />

Sporttreibende. Doch: Wer das Arnika-Gel Cool Lavender in den<br />

Kühlschrank legt und danach auf den Körper reibt, bekommt<br />

den Frischekick schlechthin. Enthalten sind unter anderem Berg-<br />

Arnika-Extrakt, Bio-Lavendelöl und Tiroler Bergquellwasser. Es<br />

duftet nach Lavendel und entspannt. Arnika-Gel und Hair & Body<br />

Wash Lemongrass je 100 ml € 5<br />

NATÜRLICH SCHÖN<br />

IN DEN SOMMER<br />

Rückblick Supersommer 2018. Jeder hat ihn noch in Erinnerung, Sonne satt und hohe Temperaturen.<br />

Zeit sich zu fragen: War ich an heißen Tagen gut zu Haut und Körper? Falls nicht, nutze die<br />

Möglichkeiten, es in der kommenden Heißzeit besser zu machen. Auf natürliche Weise versteht sich<br />

Hitze, Sonne, Salz, UV<br />

Im Sommer musst du deine Haut<br />

gut verteidigen: Sonnenschutz als<br />

Creme, Milch oder Spray sollte dein<br />

permanenter Begleiter sein.<br />

© Andrey Yurlov/Shutterstock.com, Triopfen: Cosmic_Design/Shutterstock.com,<br />

Sonnen: Nikolaeva/Shutterstock.com<br />

28


<strong>greenup</strong> | BEAUTY<br />

Schütze dich ...<br />

... und deine Haut vor zu viel Sonne,<br />

denn sie ist empfi ndlicher als du<br />

denkst. Insbesondere helle Hauttypen<br />

müssen aufpassen. Beherzige<br />

die zwei folgenden Regeln:<br />

1. Lass die Sonne nicht zu lange an deine<br />

Haut, egal ob du in Hamburg oder<br />

Südspanien weilst. Bedecke sie mit der<br />

entsprechenden Kleidung. Hut und<br />

Qualitäts-Sonnenbrille sind Pflicht, um<br />

eine Überdosis auszuschließen. Achtung<br />

bei grobem oder dünnem Gewebe, das<br />

Strahlung nicht genügend abschirmt!<br />

2. Freiliegende Hautpartien mit einem<br />

geeigneten naturkosmetischen Sonnenmittel<br />

eincremen. Wichtig bei der Wahl<br />

des geeigneten Lichtschutzfaktors<br />

(LSF) sind unter anderem Hauttyp,<br />

geografischer Standort (Intensität der<br />

Sonnenstrahlung) und Bewölkungsstatus.<br />

Für die tagesaktuelle Lichtschutzfaktorempfehlung<br />

gibt es die App LSF<br />

Tipp. Lichtschutzfaktor 30 ist das Minimum<br />

bei empfindlicher Haut! Meide<br />

besonders intensive Strahlungszeiten<br />

um die Mittagszeit (12 bis 15 Uhr).<br />

Wieviel Zeit kann ich in der Sonne verbringen?<br />

Hauttyp Kinder 1 2 3 4<br />

Hautfarbe sehr hell sehr hell hell hellbraun braun<br />

Haarfarbe alle Farben hellblond, rötlich blond dunkelblond dunkel<br />

Augenfarbe alle Farben häufi g blau blau, grün dunkel, braun dunkel<br />

Sonnenbrand sehr schnell sehr schnell schnell selten sehr selten<br />

Eigenschutzzeit 5 bis 10 Min. 5 bis 10 Min. 10 – 20 Min. 15 – 25 Min. 20 – 30 Min.<br />

Geeigneter LSF 30 – 50 30 – 50 20 – 30 15 – 30 10 – 15<br />

Tabelle: Lichtschutzfaktor-Empfehlung nach Hauttypen<br />

Eigenschutzzeit<br />

deiner Haut<br />

x Lichtschutzfaktor<br />

(LSF)<br />

=<br />

Minuten, die du dich geschützt<br />

der Sonne aussetzen kannst<br />

© Sonnenbrille: lassedesignen/Shutterstock.com<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1 Höchsten Schutz verspricht die Speick Sun Sonnencreme<br />

50+ für Körper und Gesicht. Mit Granatapfel-Zellschutzkomplex<br />

und Extrakten der hochalpinen<br />

Speick-Pfl anze. Ideal für Kinderhaut. 60 ml € 15,99<br />

2 Für jeden Tag geeignet ist das ey! Sun Spray mit<br />

Lichtschutzfaktor 20 von Eco Cosmetics. Komplett<br />

biologisch abbaubar. Sprühtube 100 ml € 15,90<br />

3 Hergestellt im Schwarzwald: Das Sonnen-Fluid<br />

mit Lichtschutzfaktor 30 und UVA-/UVB-Filter von<br />

Börlind bietet hohen Schutz. Enthält Panthenol, die<br />

leichte Textur zieht sofort ein. 125 ml € 14,95<br />

4 Für nachhaltige Feuchtigkeit und Schutz steht die<br />

exklusive Sunny Day Tagescreme von cobicos mit<br />

Lichtschutzfaktor 30. Mit Magnolienextrakt, Hibiskus<br />

und Sanddornöl. 50 ml € 45<br />

29


LEHM UND LICHT FÜR<br />

EINE NEUE ARBEITSWELT<br />

Die jüngst bezogene Firmenzentrale von Alnatura ist das größte Bürogebäude aus Lehm<br />

in Europa. Überhaupt ist der gesamte fünfeinhalb Hektar große Campus in Darmstadt<br />

nach allen Regeln der Kunst nachhaltig und offen konzipiert<br />

50


<strong>greenup</strong> | BUILDING<br />

Darmstadt<br />

Schul-<br />

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und<br />

Erl<br />

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lt<br />

mit<br />

Bio-Restaurantant<br />

© haascookzemmrich STUDIO2050<br />

Über 94 Meter lang, 41 Meter breit und knapp 19 Meter hoch (First) ist die Alnatura Arbeitswelt. Das Gebäude<br />

ist Teil eines Flächenkonzeptes, das auf Begegnung und Integration in naturnaher Umgebung setzt<br />

© haascookzemmrich STUDIO2050<br />

Offenheit ist ein vielgepriesenes<br />

Schlüsselwort in allen<br />

Lebensbereichen. Ein Haus<br />

tangiert viele Lebensbereiche.<br />

Erst Recht, wenn es um das<br />

Errichten und Gestalten eines Gebäudes<br />

geht, in dem hunderte Menschen<br />

arbeiten, kommunizieren und Ideen<br />

entwickeln sollen. Offenheit, das bedeutet<br />

wenig Barrieren, viel Raum<br />

und flache Hierarchien. Wer das Atrium<br />

der neuen Firmenzentrale der<br />

Bio-Lebensmittelmarke Alnatura in<br />

Darmstadt betritt, bekommt einen<br />

Eindruck davon, wie facettenreich<br />

Offenheit architektonisch umgesetzt<br />

werden kann: Es zeigen sich ein großes<br />

Eingangsportal, zwei geschwungene,<br />

offene Etagen, die über einsehbare<br />

Treppen erreicht werden und die<br />

über Brücken miteinander verbunden<br />

sind. Der Besucher fühlt sich beinahe<br />

wie unter freiem Himmel. Das Holzdach<br />

und die transparenten Stirnfassaden<br />

lassen so viel Sonnenlicht bis<br />

zur Bodenebene herein, dass der gesamte<br />

Innenraum taghell erleuchtet<br />

wird. Das gesamte Erdgeschoss fungiert<br />

als Treffpunkt, als Raum für die<br />

Kommunikation und unkomplizierte<br />

Begegnungsstätte für Besucher und<br />

Mitarbeiter. Ein deutlich spürbarer<br />

Kontrast zu jedem konventionell gestalteten<br />

Bürogebäude.<br />

EINE MODERNE PHILOSOPHIE VON<br />

ARBEIT UND AUSTAUSCH<br />

Durch Türen oder Wände abgetrennte<br />

Bereiche sucht man in dem Bürokomplex<br />

mit 13.500 Quadratmetern<br />

Bruttogeschossfläche vergebens. Zum<br />

Büroalltag der rund 420 Mitarbeiter<br />

gehören stattdessen flexible akustisch<br />

wirksame Vorhänge und akustikabgeschirmte<br />

Arbeitsplätze für Telefonate<br />

oder Stillarbeiten. Schallgeschützte<br />

Sitzgruppen stehen für vertrauliche<br />

Besprechungen zur Verfügung. Zur<br />

Vermeidung unangenehmer Geräusche<br />

finden sich Absorberstreifen in<br />

der Betondecke. Begegnungen sollen<br />

auch in den offenen Teeküchen<br />

Der Arbeitsplatz ist<br />

nicht nur der Bürostuhl<br />

stattfinden, die als Besprechungsort<br />

genutzt werden können. Tischkicker<br />

oder Clubsessel wie in den Büros von<br />

Google gibt es nicht. Dafür haben<br />

die Mitarbeiter von Alnatura ihren<br />

Arbeitsplatz drinnen und draußen:<br />

Auf dem Lümmelbrett entlang der<br />

Galeriebrüstung, in den Sitznischen<br />

der Lehmwandfenster oder auf dem<br />

Holzdeck am Seerosenteich.<br />

51


SALAT STATT GERANIEN<br />

© Sebastian Magnani<br />

Städtische Balkone und Terrassen<br />

werden immer mehr als<br />

neues Refugium von Gartenliebhabern<br />

entdeckt, denn bereits<br />

wenige Quadratmeter Nutzfl äche<br />

reichen aus, um Obst, Gemüse<br />

und gesunde Kräuter anzupfl anzen.<br />

Kreatives Urban Gardening<br />

und vertikales Gärtnern verwandeln<br />

sonnige sowie schattige<br />

Plätze in kleine Biofarmen. Und<br />

die eigene Ernte steigert den<br />

Genussfaktor beim Essen<br />

Ein Balkon in der Stadt, der den<br />

meisten Menschen als Rückzugsort<br />

dient und an lauschigen<br />

Abenden mit Freunden geteilt<br />

werden kann, wird auch immer häufiger<br />

in einen charmanten Bio-Garten verwandelt.<br />

Dafür nutzen die neuen Gärtner jeden<br />

Quadratzentimeter aus. Sie hängen<br />

Blumenkästen an die Geländer, stellen<br />

raffinierte Pflanztaschen und platzsparende<br />

Hochbeete auf oder verwandeln<br />

Euro-Paletten und Regale in vertikale<br />

Pflanzwände. Sie leben ihre Gartenträume<br />

einfach auf dem Balkon aus.<br />

Unkonventionell wachsen dort in zahllosen<br />

Töpfen die unterschiedlichsten<br />

Gemüse, Salate und Kräuter. Diese<br />

Bewegung des Urban Gardening zeigt,<br />

wie einfach es ist, frische Zucchini und<br />

Kartoffeln vom eigenen Balkon zu ernten<br />

oder aus gestapelten Weinkisten<br />

süße Erdbeeren zu naschen.<br />

© Franz Peter Rudorf/Shutterstock.com<br />

54


<strong>greenup</strong> | LIVING<br />

GÄRTNERN IST EINE HERZENSSACHE<br />

Jeder Hobby-Gärtner bekommt ein Gefühl<br />

dafür, was wie wo wächst, welche<br />

Erde, wie viel Sonne oder Schatten und<br />

wie viel Wasser welche Pflanze braucht.<br />

Wenn er erst einmal angefangen hat,<br />

mehr aus seinem Stadtbalkon zu machen,<br />

dann macht es ihm auch bald<br />

> ES WIRD GEPFLANZT,<br />

WAS GEFÄLLT UND WAS<br />

NEUGIERIG MACHT <<br />

Spaß zu experimentieren, improvisieren<br />

und expandieren. Von gelegentlichen<br />

Flops sollte man sich dabei nicht entmutigen<br />

lassen. Es gehört einfach dazu,<br />

dass mal eine Pflanze eingeht.<br />

JEDER KANN GÄRTNERN<br />

Bei der Planung lohnt es sich kreativ<br />

zu sein und nicht nur in einer Ebene zu<br />

denken. Durch eine geschickte Verteilung<br />

der Pflanzen auf verschiedene Höhen,<br />

wird der verfügbare Raum besser<br />

genutzt.<br />

Obere Ebene: Rankgitter, Hängeampeln,<br />

Regale<br />

Mittlere Ebene: Balkonkästen, Tische,<br />

Pflanztaschen an der Wand<br />

Untere Ebene: Blumentöpfe und Kübel<br />

GEGENWÄRTIG GELANGEN VIELE NEUE PRODUKTE EXPLIZIT FÜR<br />

BALKONGÄRTNER AUF DEN MARKT. INNOVATIVE TOOLS ZUM<br />

PUNKTUELLEN BEWÄSSERN UND NEUARTIGE PFLANZGEFÄSSE<br />

ERLEICHTERN DIE ARBEIT<br />

1 Kartoffeln im Sack: Mit dieser Anbaumethode<br />

gelingt eine reiche Kartoffelernte: Den Sack mit<br />

einer Schicht Kies und bis zu einem Viertel mit<br />

Blumenerde befüllen und die Pfl anzkartoffeln<br />

setzen. Nach und nach kommt regelmäßig Erde<br />

darauf, bis das Gefäß voll ist. Nach etwa 100 Tagen<br />

können die ersten Knollen geerntet werden<br />

2 3 Das Bewässerungssystem mit Tonkegel<br />

(Marke Blumat) ist eine Alternative, wenn kein<br />

Wasseranschluss vorhanden ist. Für jede<br />

Pfl anze wird einer oder mehrere der Tonkegel<br />

mit Wasser gefüllt und in die Erde gesteckt. Der<br />

Tonkegel saugt das Wasser durch einen feinen<br />

Schlauch aus dem daneben gestellten Eimer<br />

oder aus einer Wasserfl asche. 1,5 Liter reichen<br />

je nach Pfl anze für einige Tage<br />

2 3<br />

Fotos: © Blumat GmbH<br />

1<br />

© Esschert Design<br />

Welche Pflanzen passen wohin?<br />

Balkone und Terrassen sind bekanntermaßen unterschiedlich<br />

gebaut und deren Ausrichtung zur Sonne<br />

einer der wichtigsten Faktoren zum erfolgreichen<br />

Gärtnern. Die Unterteilung der Pflanzen in die beiden<br />

Spalten „sonnig“ und „halbschattig/schattig“ ist in der<br />

Praxis häufig nicht eindeutig. Viele Pflanzen kommen in<br />

beiden Lagen zurecht. Aber was genau bedeutet „Sonne“,<br />

„Halbschatten“ und „Schatten“?<br />

• Sonnig: täglich ca. 6 Stunden direktes Sonnenlicht<br />

• Halbschattig: tägl. ca. 4 Stunden direktes Sonnenlicht<br />

• Schattig: wenig bis kein direktes Sonnenlicht<br />

Gemüse/Salate<br />

Kräuter<br />

Essbare Blumen<br />

Erbsen, Gurken, Kartoffeln, Kürbis,<br />

Möhren, Paprika, Tomaten, Zucchini<br />

Basilikum, Bohnenkraut, Koriander<br />

Oregano, Rosmarin, Salbei, Thymian<br />

Borretsch, Gänseblümchen, Hornveilchen,<br />

Kapuzinerkresse, Ringelblume<br />

Blattsalate, Bohnen, Feldsalat, Kohlrabi,<br />

Mangold, Radieschen, Rote Bete, Spinat<br />

Ampfer, Bärlauch, Dill, Kerbel (Suppenkraut),<br />

Minze, Petersilie, Schnittlauch<br />

Funkien, Kapuzinerkresse, Pfirsichsalbei,<br />

Schnittlauch<br />

Obst/übrige Pflanzen<br />

Erdbeeren, Hopfen, Ingwer, Kiwi,<br />

Lavendel, Zitrone<br />

Blaubeere, Himbeere, Johannisbeere,<br />

Jasmin, Stachelbeere, Walderdbeeren<br />

55


© mattiaath/AdobeStock<br />

MONETEN MIT MORAL<br />

Wer Geld anlegt, trifft auch eine moralische Entscheidung.<br />

Wie Verantwortung in die Finanzwirtschaft einzieht und<br />

dennoch Anleger durch Greenwashing getäuscht werden.<br />

Ein Interview mit Alfred Platow, dem Ökoworld Gründer<br />

mit zukunftsfähigen Investments auch<br />

eine ordentliche Rendite erwirtschaften<br />

kann. Investitionen in umweltfreundliche<br />

Geschäftsmodelle erzeugen<br />

selbstverständlich neben ökologischen<br />

auch ökonomischen Mehrwert. Die<br />

globalen Herausforderungen durch das<br />

Bevölkerungswachstum und damit verbundenen<br />

Investmentchancen heißen<br />

insbesondere Gesundheit, Bildung und<br />

Ernährung. Rendite und Nachhaltigkeit<br />

sind kein Widerspruch bzw. dürfen kein<br />

Widerspruch sein. Wichtig im Rahmen<br />

der Wachstumsmaxime ist, dass es im<br />

Sinne eines gesunden, maßvollen und<br />

achtsamen Kapitalismus um eine gesunde<br />

Gewinnorientierung geht und<br />

nicht um Gewinnmaximierung um jeden<br />

Preis. Nehmen wir, um Ihre Frage<br />

mit Zahlen zu beantworten, unseren<br />

Ökoworld Ökovision Classic. In fünf<br />

Jahren erwirtschaftete der Fonds Stand<br />

28. Februar 2019 für die Anleger über 48<br />

Prozent Rendite, in drei Jahren über 30<br />

Prozent und seit Auflage im Mai 1996<br />

über 244 Prozent. Seit Beginn des Jahres<br />

2019 sind es Stand 28. Februar über 12<br />

Prozent Plus.<br />

Herr Platow, Sie behaupten, auch als<br />

geldhungriger Sparer und Kapitalanleger<br />

kann ich das Klima schützen und die Welt<br />

verbessern.<br />

Aber natürlich. Auch geldhungrige<br />

Sparer und Kapitalanleger können ihrem<br />

Geld eine gute Richtung geben.<br />

Wir nennen das schon seit Jahrzehnten<br />

„Gewinn mit Sinn“. In einer global entwickelten<br />

Wirtschaft ist Geld das entscheidende<br />

Mittel, um Veränderungsprozesse<br />

zur Wirkung zu bringen. Die<br />

Richtung wird bestimmt durch die Ziele<br />

und Wertvorstellungen des Menschen,<br />

der investiert. Wir wollen, gemeinsam<br />

mit unseren Kundinnen und Kunden,<br />

die Gemeinschaft beeinflussen und bewegen.<br />

Durch die Meinungen, die wir<br />

äußern, und durch die Richtung, die wir<br />

dem Geld geben. Die Welt kann auch<br />

in Zukunft als überlebensfähiger Pla-<br />

net existieren, wenn wir als Menschen<br />

richtig handeln – uns sozial, ökologisch<br />

und ethisch in unserer Um- und Mitwelt<br />

verhalten. Nachhaltigkeit wollen wir es<br />

nicht mehr nennen. Der Begriff ist zum<br />

Marketingwort verkommen. Also: Zukunftsfähigkeit<br />

– nicht Nachhaltigkeit –<br />

bedeutet, etwas Konkretes zu tun für<br />

den Einklang von Ökonomie und Ökologie.<br />

Für das ökologische Gleichgewicht,<br />

die ökonomische Sicherheit und<br />

die soziale Gerechtigkeit. Das verstehen<br />

wir unter „die Ökologisierung der Wirtschaft“.<br />

Muss ich als Anleger von nachhaltig ausgerichteten<br />

Fonds nicht Idealist sein und auf<br />

eine Top-Rendite verzichten?<br />

Schaut man sich unsere erzielte Rendite<br />

der vergangenen Jahre an, so wird<br />

man zweifelsohne erkennen, dass man<br />

In der Finanzwelt wird der Begriff Nachhaltigkeit<br />

durch das Akronym ESG – kurz für<br />

Environmental, Social und Governance –<br />

ersetzt. Gibt es für ESG-Fonds einheitliche<br />

Regeln wie dort Finanzinvestitionen erfolgen<br />

müssen?<br />

Es gibt natürlich keine einheitlichen<br />

Regeln. Der Marketingzug der Nachhaltigkeit<br />

führt automatisch dazu, dass<br />

die Grünfärber auf den Plan gerufen<br />

werden. Dann finden sich plötzlich sehr<br />

fragwürdige und umweltunverträgliche<br />

Aktien in Ökofonds. Das liegt daran,<br />

dass für diese Produkte dann entweder<br />

gar keine oder stark aufgeweichte Kriterien<br />

angewandt werden. Das heißt,<br />

dass Nachhaltigkeit dann sehr gefällig<br />

ausgelegt wird und z. B. das „Best-inclass-Prinzip“<br />

gespielt wird. Und somit<br />

darf dann auch das „beste Erdölunternehmen“<br />

und der „beste Atomkraftbetreiber“<br />

in einem Ökofonds auftauchen.<br />

Ich halte das für Irreführung und Betrug<br />

82


<strong>greenup</strong> | INVESTMENT<br />

am Anleger. Bei Ökoworld sind Erdöl<br />

und Atomkraft seit jeher Ausschlusskriterien.<br />

Es gibt also in diesen Branchen<br />

auch keine Minimalumsätze, sondern<br />

0,0 Prozent. Für Ökoworld gehörten<br />

Unternehmen wie RWE, BP oder Rheinmetall<br />

schon immer in den Mülleimer.<br />

Welche Kriterien sehen Sie als geeignete<br />

Instrumente zur Anlageauswahl eines<br />

nachhaltig ausgerichteten Fonds an?<br />

Es braucht einfach transparente und<br />

auch konsequente Anlagerichtlinien<br />

im Sinne von Ausschlusskriterien, Positiv-<br />

und Negativkriterien. Denn nur so<br />

kann der Anleger, der Wiederverkäufer<br />

in der Bank oder auch Tester wie die<br />

Verbraucherzentralen nachvollziehen,<br />

wie hart der Produktgeber Nachhaltigkeit,<br />

also soziale Aspekte, Ökologie und<br />

Ethik, anwendet oder nur als Window<br />

Dressing missbraucht. Wir bieten mit<br />

unserem Ansatz die Alternative in der<br />

Kapitalanlage, denn zu viele Menschen<br />

investieren Geld in Unternehmen, die<br />

Gewinne damit erzielen, an dem Ast zu<br />

sägen, auf dem wir alle sitzen. Unsere<br />

Kunden setzen auf Investmentfonds,<br />

deren Investitionsziele auf ethischen<br />

Anspruch, Sozialverträglichkeit und<br />

ökologische Kriterien geprüft wurden.<br />

Die Verbraucherzentrale Bremen und<br />

Stiftung Warentest bewerteten ethische<br />

und ökologische Kriterien von 46 Investmentfonds.<br />

Nur ein Finanzprodukt<br />

meidet laut deren Auswertung umstrittene<br />

Geschäftsfelder konsequent: Unser<br />

Ökoworld Ökovision Classic. Im Ökotest-Magazin<br />

10/2018 steht der Ökoworld<br />

Rock’n’Roll Fonds als erster Elternfonds<br />

der Welt im Vergleichstest mit<br />

30 grünen Mischfonds auf dem 1. Rang.<br />

Wie ordnen Sie in diesem Zusammenhang<br />

den Best-in-Class-Ansatz ein, der ebenfalls<br />

von vielen ESG-Fonds genutzt wird?<br />

Gegenfrage: Kann es einen guten Atomkraftbetreiber<br />

unter den schlechten<br />

geben? Kann es ein gutes Erdölunternehmen<br />

unter dieser umweltunverträglichen<br />

Branche geben? Was hat<br />

Volkswagen in sogenannten Nachhal-<br />

tigkeitsfonds zu suchen? Die ganz bewusst<br />

in Anführungszeichen gesetzte<br />

„Nachhaltigkeitsanalyse“ hat häufig<br />

ihre größte Schwäche in dem Analyseprozess<br />

selbst. Die Fondsgesellschaften<br />

untersuchen anhand der Nachhaltigkeitsberichte<br />

der Unternehmen jedes<br />

Unternehmen anhand der ESG Kriterien<br />

im Vergleich zur Branche und zum<br />

Markt. Dabei führen oftmals schon<br />

Maßnahmen zur Verbesserung zu guten<br />

Bewertungen. Das ist natürlich<br />

grundsätzlich auch wichtig, allerdings<br />

darf die Frage nach dem Aussagegehalt<br />

dieser relativen Betrachtungsweise und<br />

der Ergebnisse gestellt werden. Wir arbeiten<br />

bei Ökoworld mit einer absoluten<br />

Betrachtung. Unternehmen, die für<br />

uns vollkommen undenkbar sind, wie<br />

die Autohersteller (BMW, Volkswagen,<br />

Daimler und MAN), Top-Umweltverschmutzer<br />

und Umweltvernichter wie<br />

RWE und Eon erhalten bei einer relativen<br />

Betrachtung irrwitziger Weise gute<br />

Noten durch ESG-Researcher. Schaut<br />

man sich eine Nachhaltigkeitsanalyse<br />

zu den 30 DAX-Unternehmen an, wird<br />

man feststellen, dass die größtenteils<br />

hervorragend wegkommen. Viele dieser<br />

Unternehmen sind genau auf Grund ihrer<br />

Produkte oder Unternehmensart bei<br />

uns jedoch ausgeschlossen. In der relativen<br />

Betrachtung könnte man einen Top-<br />

Nachhaltigkeitsfonds mit genau den<br />

von uns ausgeschlossenen Titeln bauen.<br />

Aus meiner Sicht gehört der Best-in-<br />

Class-Ansatz also ganz klar auch in den<br />

Mülleimer.<br />

Was glauben Sie, wie lange es noch dauern<br />

wird, bis eine nachhaltige Geldanlage sich<br />

zu einem „Normalfall“ für einen FondS<br />

etablieren wird?<br />

Ich bin da eher pessimistisch oder sagen<br />

wir sehr vorsichtig mit freudigen<br />

Prognosen, wie Sie meinen vorherigen<br />

Antworten auch bereits entnehmen<br />

konnten. Es fehlt an Wollen, Ausdauer,<br />

Strenge, Konsequenz und Transparenz.<br />

Es fehlt an Überzeugungstätern. Denn<br />

„Nachhaltigkeit“ als ausgewaschener<br />

Marketingbegriff bedeutet nur an der<br />

Oberfläche, dass sich echte ethischökologische<br />

Fonds zum Normalfall<br />

entwickeln werden. Ich gehe hier noch<br />

von vielen Jahren Greenwashing und<br />

„Best-in-Class“ aus. Vor einer „Vollendung“<br />

sehe ich die Finanzwelt weiterhin<br />

meilenweit bis Lichtjahre entfernt.<br />

Denn es gibt zu viele Abhängigkeiten<br />

und Vetternwirtschaft. Wir sind dahingehend<br />

frei, da wir politisch und<br />

auch wirtschaftlich völlig unabhängig<br />

agieren können. Wir sind banken- und<br />

konzernunabhängig. Keiner redet uns<br />

rein, nimmt Einfluss, stellt Bedingungen<br />

oder entscheidet mit. Niemand – keine<br />

Deutsche Bank, kein RWE, kein Bayer<br />

Konzern. Denn die Abhängigkeiten sind<br />

es, die vielen Instituten die konsequente<br />

Umsetzung unmöglich machen. •<br />

ALFRED<br />

PLATOW,<br />

Jahrgang 1946,<br />

gilt als Pionier<br />

der ethischökologisch-sozialen<br />

Geldanlage.<br />

Er studierte<br />

Sozialarbeit und Erziehungswissenschaften,<br />

bevor er 1975 ins Geldfach<br />

wechselte und zusammen mit dem<br />

Mathematiker Klaus Odenthal die<br />

Alfred & Klaus – kollektive Versicherungsagentur<br />

gründete. Aus dieser<br />

kleinen GbR ist die heutige Ökoworld<br />

AG entstanden. Ihre Luxemburger<br />

Tochtergesellschaft Ökoworld<br />

Lux S.A. ist die erste und einzige<br />

Kapitalanlagegesellschaft in Europa,<br />

die ausschließlich Fonds aufl egt, die<br />

ökologischen, ethischen und sozialen<br />

Kriterien folgt. Sie verwaltet heute<br />

ca. 1,3 Mrd. Euro in sechs Fonds.<br />

Interview: Johannes Großpietsch<br />

83


REISEN UND ARBEITEN<br />

FÜR EINE BESSERE WELT<br />

© iStockphoto.com/PJPhoto69<br />

Nachhaltigkeit spielt bei der Urlaubsplanung zunehmend eine wichtige Rolle. Neben umweltbewusstem<br />

Reisen wird Freiwilligenurlaub, der sogenannte Voluntourismus, immer beliebter.<br />

Eine Auszeit mit Sinn, bei der Land und Leute auf zweierlei Weise so authentisch<br />

wie möglich erlebt werden wollen<br />

Der Begriff „Voluntourismus“<br />

verbindet Tourismus<br />

und Volunteering miteinander.<br />

Gemeint ist damit<br />

eine Kombination aus Reise, Ehrenamt<br />

und Arbeit. Im Vordergrund steht das<br />

touristische Erlebnis im Rahmen eines<br />

kurzfristigen Aufenthaltes, bei dem<br />

unentgeltliche Arbeitseinsätze vor Ort<br />

übernommen werden, die zur Verbesserung<br />

ökologischer und gesellschaftlicher<br />

Verhältnisse beitragen. Während<br />

das klassische Volunteering oder eine<br />

Freiwilligenarbeit auf Dauer ausgelegt<br />

ist und kaum touristischen Charakter<br />

zeigt, basiert die „Voluntour“ auf der<br />

Zielsetzung, die Ferien oder den Jahresurlaub<br />

mit „einer guten Tat“ zu verbinden.<br />

Der gravierende Unterschied<br />

ist jedoch, dass der Voluntourist für<br />

seine freiwillige Arbeit bezahlt. Neben<br />

dem erlebnisreichen, kulturellen<br />

Austausch stehen vor allem persönliche<br />

Weiterentwicklung, ehrenamtliches<br />

Engagement sowie der aktive Beitrag<br />

gegen Armut, Umweltverschmutzung<br />

oder Naturzerstörung im Vordergrund.<br />

So entscheiden sich gerade Abiturienten<br />

oder Studenten, zunehmend aber<br />

auch Berufstätige oder Best Ager, für<br />

einen organisierten, freiwilligen Arbeitseinsatz<br />

im Ausland wie beispielsweise<br />

die Mithilfe beim Bau einer<br />

Bewässerungsanlage in Tansania, umrahmt<br />

von einem erlebnisreichen Touristikprogramm.<br />

86


<strong>greenup</strong> | MOBILITY<br />

Bereits zu Beginn der 1990er Jahre<br />

gab es schon vereinzelt Angebote für<br />

freiwillige Kurzreisen. Seither ist die<br />

Nachfrage in allen Altersgruppen kontinuierlich<br />

gestiegen und viele Reiseanbieter<br />

haben den Trend aufgegriffen.<br />

Ob man sich nun einer Forschungsgruppe<br />

anschließen will, Computerkenntnisse<br />

an Kinder weitergeben oder<br />

auf Teeplantagen helfen möchte – die<br />

Möglichkeiten sind heutzutage extrem<br />

vielfältig. Daraus einen verantwortungsvollen<br />

Anbieter zu identifizieren<br />

ist nicht mehr so leicht. Während<br />

einerseits das Interesse vieler Menschen,<br />

sich in Entwicklungsländern<br />

ehrenamtlich zu engagieren und die<br />

damit verbundene touristische Weiterentwicklung<br />

begrüßt wird, melden<br />

sich auch viele Kritiker zu Wort. Denn<br />

die Sinnsuche nach „ein klein bisschen<br />

die Welt zum Guten verändern“ öffnet<br />

nicht selten auch die Türen für reine<br />

Businessprojekte, die ökologische und<br />

gesellschaftliche Nachhaltigkeit nach<br />

allen Seiten zugunsten ihres eigenen<br />

Profits opfern. Unabhängige, zentrale<br />

Anlaufstellen wie freiwilligenarbeit.de<br />

oder ww-volunteers.de bieten im Netz<br />

erste Orientierungshilfen worauf man<br />

bei der Planung einer Freiwilligenarbeit<br />

im Ausland achten sollte und welche<br />

Projekte wirklich zu einem passen.<br />

Eine verlässliche Organisation, mit der<br />

man zusammenarbeiten möchte, lässt<br />

sich damit gut finden.<br />

DIE LEISTUNGSPAKETE DER ANBIE-<br />

TER ZU FREIWILLIGENPROJEKTEN<br />

SOLLTE MAN GRÜNDLICH STUDIEREN<br />

UND SICH VORAB ÜBER FOLGENDES<br />

INFORMIEREN:<br />

Im Zielland betreut der Veranstalter<br />

nachhaltige Projekte mit kompetenten<br />

und dauerhaft ansässigen Mitarbeitern,<br />

sodass die Integration als Kurzeit-Arbeitskraft<br />

reibungslos funktioniert.<br />

In den Reisekosten sind nicht nur<br />

Unterkunft und Betreuung enthalten,<br />

sondern auch Mittel zum Fortbestand<br />

der Hilfsprojekte. Seriöse Anbieter zeigen<br />

transparent, wohin die Gelder fl ießen und<br />

wofür sie eingesetzt werden.<br />

„Fake“-Waisenhäuser in Drittländern, um<br />

sozial engagierte Hilfskräfte auszubeuten<br />

oder Löwenaufzuchtstationen, die letztlich<br />

nur Jungtiere für die in Verruf stehende<br />

Gatterjagd großziehen, sind leider keine<br />

Seltenheit. Viele Entsende-Stellen verzichten<br />

gänzlich auf solche Projektangebote.<br />

Die Teilnahme an manchen Projekten<br />

erfordert eine gewisse Grundkompetenz<br />

wie beispielsweise medizinisches Basiswissen,<br />

spezielle Fremdsprachenkenntnisse<br />

oder pädagogische Fertigkeiten, aber auch<br />

oftmals eine gute gesundheitliche Konstitution.<br />

Dies wird von vertrauensvollen Travel-<br />

Agenturen vorab abgefragt und geprüft.<br />

Ein pfl ichtbewusster Service beinhaltet<br />

auch die intensive Vor- und Nachbereitung<br />

der Voluntour.<br />

Freiwillig reisen lässt es sich auch,<br />

ohne ehrenamtlich tätig zu werden.<br />

Hierbei wird ein Teil der Reisegebühren<br />

direkt in die Hilfsprojekte umgeleitet. Dies<br />

geschieht in der Regel transparent organisiert<br />

über den Reiseveranstalter.<br />

Die Mission sowie die Vision der Organisation<br />

sollten offenkundig und stimmig<br />

sein. Eine strategische und langfristig<br />

angelegte nachhaltige Entwicklung im<br />

Zielland ist bestenfalls der Leitgedanke.<br />

Der Blick hinter das touristische Abenteuer<br />

lohnt sich daher bereits vor Reiseantritt.<br />

Die Auswahl der Zielländer und der<br />

angebotenen Hilfsprojekte ist riesig und<br />

erweitert sich ständig. Um Freiwilligendienst<br />

zu leisten, muss man jedoch nicht<br />

immer weit reisen. Auch in vielen Ländern<br />

Europas wird Unterstützung in Krankenhäusern,<br />

Tierheimen, Forschungsstationen<br />

oder Kindergärten benötigt. Eine<br />

erste Anlaufstelle mit Überblick möglicher<br />

ehrenamtlicher Arbeitseinsätze auf Reisen<br />

ist beispielsweise reset.org/act/urlaub-mitsinn.<br />

Die umfangreiche Aufl istung individueller<br />

Voluntourismus-Programme inspiriert<br />

mit vielen Ideen zu einer spannenden und<br />

nachhaltigen Erlebnisreise.<br />

© iStockphoto.com/bluecinema<br />

87


FÜR DICH<br />

ENTDECKT>FOOD<br />

GESUNDE BIO-NEUHEITEN UND LECKERE<br />

SNACKS FÜR ZWISCHENDURCH<br />

ENERGIESPENDER<br />

AUS DER BÜROSCHUBLADE FIT IM JOB<br />

Sei es die Tafel Schokolade in der Schreibtischschublade,<br />

die Schachtel Kekse oder<br />

eine Handvoll Gummibärchen, die deine<br />

angespannten Nerven beruhigen sollen,<br />

mit dem Wellness Premium Snack<br />

kommst du garantiert ohne schlechtes<br />

Gewissen durch den Tag!<br />

ER IST FREI VON<br />

• Farbstoffen<br />

• künstlichen Aromen<br />

• Gentechnik<br />

• Konservierungsstoffen<br />

60 g € 3,90<br />

wellnuss.de<br />

IDEENBOXEN FÜR<br />

FRÜHSTÜCK UND<br />

LUNCH<br />

Gezählt sind die Tage der immer gleichen<br />

Frühstücksroutine und des Fast Foods<br />

unterwegs. Die Ideenboxen von SONNEN-<br />

TOR schenken Inspiration für die Küche.<br />

Mit „Wake me up“ wird der Frühstückstisch<br />

bunt und köstlich gedeckt. „Before you go<br />

go“ liefert Ideen für einen gesunden Lunch<br />

to go. Ganz einfach mit frischen Zutaten zu<br />

Hause vorbereiten und unterwegs genießen.<br />

Jede Box beinhaltet 7 unterschiedliche<br />

Gewürze, 3 Tees und einen kleinen Aufsteller<br />

mit Rezepten und vielen Tipps.<br />

Je Ideenbox: € 5,99<br />

sonnentor.com<br />

DIY KIT FÜR SCHOKOLADENFANS<br />

Cocoa<br />

Love, der<br />

Traum aller<br />

Schoko-<br />

Liebhaber:<br />

Das DIY Set<br />

enthält alles,<br />

was du<br />

zur Herstellung<br />

deiner<br />

dunklen<br />

Schokolade<br />

brauchst.<br />

€ 24,99<br />

enaissance.de<br />

LAKTOSEFREI & FAIR<br />

Die Bio-Alpenmilch der<br />

Molkerei Berchtesgadener<br />

Land kommt<br />

von ca. 400 Naturland<br />

Bauernhöfen aus der<br />

Berg- und Alpenregion<br />

zwischen Watzmann<br />

und Zugspitze. Erweitert<br />

wurde das laktosefreie<br />

Sortiment um die länger<br />

haltbare frische Bio-Alpenmilch<br />

(3,5%) sowie den Bioghurt ® (3,5%)<br />

im 400 g Becher. Das Beste der Berge<br />

unbeschwert genießen trotz Laktoseintoleranz.<br />

Bio-Alpenmilch € 1,59<br />

Bioghurt ® € 1,29<br />

bio-alpenmilch.de<br />

110


100 % GUAYUSA<br />

DAS PFLANZENWUNDER<br />

DES AMAZONAS<br />

SOUL FOOD FÜR<br />

UNTERWEGS<br />

Zwei der dänischen Frucht-Nuss<br />

Riegel von Rawbite gibt es jetzt im<br />

handlichen Mini-Format. Der CACAO<br />

aus weichen Datteln, knackigen Nüssen<br />

und herbem Kakao oder der süße<br />

Geschmack des APPLE CINNAMON<br />

aus Äpfeln mit Mandelstücken und<br />

Zimt – natürlicherweise vegan, glutenund<br />

milchfrei.<br />

15 Riegel: 450 g € 20,00<br />

rawbite.com<br />

GUYA – ein junges Start-up aus Berlin,<br />

bietet zwei Bio-Neuheiten an: Tee-<br />

Aufguss und Limonade auf Basis von<br />

Guayusa. Insbesondere beim Tee<br />

entspricht der Koffeingehalt dem von<br />

Kaffee, jedoch ist die Wirkung deutlich<br />

länger anhaltend und angenehmer<br />

durch eine Art Depoteffekt.<br />

20 Beutel € 6,99<br />

drinkguya.com<br />

KRÄUTER VON DER<br />

FENSTERBANK<br />

Wer Kräuter auch ohne grünen Daumen<br />

anbauen möchte, greift zu Heimgart. Der<br />

Mini-Garten „Microgreens“ funktioniert ganz<br />

ohne Erde und das an 365 Tagen im Jahr. Das<br />

Starterkit besteht aus einer Porzellanschale<br />

von Seltmann Weiden, ein Edelstahleinsatz<br />

sowie zwei bio-zertifi zierte Saatpads.<br />

€ 34,90<br />

heimgart.com<br />

SCHLEMMEN OHNE REUE<br />

Mit der verführerischen Eiscreme aus Großbritannien<br />

will OPPO jetzt auch den Sommer in Deutschland<br />

versüßen. Zur Freude der Genießer<br />

hat die Kugel je nach Sorte zwischen 37<br />

und 43 Kilokalorien – weniger als die Hälfte<br />

vergleichbarer Eissorten. Die mehrfach ausgezeichnete<br />

OPPO Eiscreme basiert auf Weidemilch sowie nativem<br />

Kokosnuss-Öl und ist mit Stevia gesüßt.<br />

500 ml € 4,99<br />

oppobrothers.de


NEXT<br />

Backe, backe Brot<br />

Brot ist vielseitig – nicht nur in seiner Quantität, sondern auch in seiner<br />

Bedeutung. Brot ist Kultur, Religion und lebenswichtig. Brotpreise haben<br />

bereits Revolutionen ausgelöst und sind in der Bevölkerung Gradmesser für<br />

die Infl ationsrate. Jedes Land hat ein anderes typisches Brotrezept. Unser<br />

Bäckerhandwerk ist für seine Vielseitigkeit berühmt, aber wie viel Handwerkskunst<br />

steckt wirklich noch in unserem Brot? 3.200 Brotsorten führt das Deutsche<br />

Brotregister. Wir backen mit Weizen, Roggen, Dinkel und gerne Bio. Es<br />

gibt allergikerverträgliche oder vegane Sorten. Und wir freuen uns über immer<br />

neue, womöglich gesündere oder ursprünglichere Rezepte.<br />

Mehr dazu in der nächsten Ausgabe<br />

<strong>greenup</strong> #07 – ab 08.11.2019 im Handel<br />

© Pexels<br />

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