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2023/05 | Unternehmen | Dezember 2023 | Ausgabe 90

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RESSORT 1<br />

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten <strong>Ausgabe</strong> <strong>90</strong> | <strong>Dezember</strong> <strong>2023</strong> | 3,00 €<br />

+<br />

spezial<br />

Laupheim<br />

und<br />

Läden, Praxen<br />

& Büros<br />

Gut, günstig,<br />

Generika<br />

Teva-Deutschland-Chef Andreas Burkhardt erklärt,<br />

welches Sparpotenzial Nachahmerpräparate haben<br />

und was im Gesundheitssystem falsch läuft.<br />

CANNABIS AUS DEM BUNKER<br />

Tiefe Einblicke in einen<br />

ungewöhnlichen Firmenstandort<br />

und das Geschäft der Canify AG.<br />

Seite 20<br />

WENIGER IST MEHR<br />

Bio, sortenrein, recyclebar: Wie<br />

die Branche an neuen Lösungen<br />

für Verpackungen arbeitet.<br />

Seite 24<br />

UMFRAGE<br />

Führungskräfte sprechen darüber,<br />

was ihnen wichtig ist, und was sie<br />

für 2024 zuversichtlich stimmt.<br />

Seite 42


2<br />

RESSORT<br />

Wie werden wir<br />

erfolgreich nachhaltig<br />

und nachhaltig<br />

erfolgreich?<br />

Gemeinsam finden wir<br />

die Antworten für morgen.<br />

Machen Sie den Wandel zur Chance: mit umfassender<br />

Beratung und der passenden Finanzierung.<br />

Mehr dazu: sparkasse.de/unternehmen<br />

In Partnerschaft mit:<br />

Weil’s um mehr als Geld geht.


unternehmen [!] INHALT/EDITORIAL 3<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

ja, es ist schon wieder fast Weihnachten. Dass die<br />

Jahre mit zunehmendem Alter wie im Flug vergehen,<br />

begründen Psychologen damit, dass jedes<br />

weitere Lebensjahr einen immer kleineren Anteil<br />

an der Lebenszeit ausmacht. Es mag auch daran<br />

liegen, dass wir Routinen entwickeln, unser<br />

Pflichten-Pensum im unruhigen Alltag abarbeiten<br />

und nur Weniges für erinnerungswürdig halten.<br />

Ganz sicher spielt auch das rasante Tempo<br />

fundamentaler Veränderungen eine Rolle. Mit dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong>, es ist die Neunzigste, will Ihnen das<br />

Team von unternehmen[!] eine kleine Auszeit verschaffen<br />

und im besten Fall Impulse geben: In unserer<br />

Umfrage (Seite 42) schauen Führungskräfte<br />

zurück, erinnern sich und verraten, was ihnen<br />

wichtig ist und warum sie für 2024 zuversichtlich<br />

sind. In unserem Artikel „Auf ein Date mit den<br />

Bewerbern“ (Seite 36) stellen wir Ihnen unkonventionelle<br />

Recruiting-Maßnahmen vor. In unserem<br />

Titelinterview gibt Teva-Deutschland-Chef<br />

Andreas Burkhardt Einblicke in die Führung der<br />

50 Jahre alten Marke Ratiopharm und das Teva-<br />

Basketball-Sponsoring. Nehmen Sie sich ein bisschen<br />

Zeit für eine anregende Lektüre!<br />

Ihr Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter unternehmen [!]<br />

FINANZIEREN<br />

6 Es bleibt in der Familie<br />

Wer sein Vermögen als Ganzes in einer<br />

Stiftung erhalten will, sollte einige<br />

Fallstricke kennen.<br />

TITELTHEMA<br />

10 Nur billig ist ein gefährlicher<br />

Ansatz<br />

Andreas Burkhardt, Teva-<br />

Deutschland-Chef, im Gespräch.<br />

MACHEN<br />

20 Cannabis frisch aus dem Bunker<br />

Die Pharma-Firma Canify handelt mit<br />

Cannabisblüten zur Schmerztherapie.<br />

28 Ein „R“ macht den Unterschied<br />

Das Bauunternehmen Rinninger will<br />

mit Recycling Beton zu einem<br />

besseren Ruf verhelfen.<br />

SPEZIAL<br />

24 Weniger ist mehr<br />

Die Verpackungsindustrie arbeitet an<br />

neuen Lösungen – nicht nur aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen.<br />

38 Reiche Geschichte, große Pläne<br />

Laupheim will als „Hidden<br />

Champion“ den Tourismus stärken.<br />

44 Design und Emotion als<br />

Umsatztreiber<br />

Um als Händler trotz Konkurrenz<br />

aus dem Netz attraktiv zu bleiben,<br />

braucht es durchdachte Konzepte.<br />

VERANTWORTEN<br />

36 Auf ein Date mit dem Bewerber<br />

Mit kreativen Ideen Fachkräfte<br />

werben – zahlen sich Tinder-Profile<br />

und Prämien wirklich aus?<br />

LEBEN<br />

32 Legenden auf der Spur<br />

Logistik-Unternehmer Marcello<br />

Danieli liebt Oldtimer und Rallyes.<br />

42 Gute Gründe für Zuversicht<br />

Umfrage unter Führungskräften<br />

NAMEN & NACHRICHTEN<br />

4 Forschungscampus ist vom Tisch<br />

22 Kaufkraft schwankt deutlich<br />

27 Hymer investiert 30 Millionen<br />

50 Impressum<br />

20 24<br />

28<br />

36<br />

32


4<br />

NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />

Campus ist vom Tisch<br />

Continental Der Autozulieferer baut in Neu-Ulm nun doch keinen Forschungsstandort für<br />

autonome Mobilität. Die Stadt will das Grundstück dennoch weiterentwickeln.<br />

Investition Mit Entlastungen<br />

von 400 Millionen Euro jährlich<br />

und tausenden Stellenstreichungen<br />

will der Automobilzulieferer<br />

und Reifenhersteller<br />

Continental seine kränkelnde<br />

Autozulieferer-Sparte wieder<br />

auf Kurs bringen. Der verkündete<br />

Sparkurs hat auch Auswirkungen<br />

auf die Region. Den für<br />

Neu-Ulm geplanten Forschungscampus<br />

für autonome<br />

Mobilität, der bereits vor einem<br />

Jahr auf Eis gelegt wurde, hat<br />

der Konzern nun komplett gestrichen.<br />

Eine Neubewertung<br />

der ursprünglich angedachten<br />

Baumaßnahmen habe in den<br />

vergangenen Monaten aufgezeigt,<br />

dass „der bestehende Gebäudebestand<br />

in Ulm und Neu-<br />

Ulm den vorhandenen Bedarf an<br />

Platz und Infrastruktur decken<br />

kann“, erklärte Michael Fieseler,<br />

Manager Technology and Partnership<br />

Communications Autonomous<br />

Mobility Business Area<br />

Automotive, das Aus.<br />

Aufgrund von hybriden Arbeitsmodellen<br />

sei die Anwesenheitsquote<br />

an den jetzigen drei<br />

Standorten in Ulm und Neu-<br />

Ulm deutlich niedriger als noch<br />

vor einigen Jahren. Der Forschungscampus<br />

für Fahrassistenz-Systeme<br />

und automatisiertes<br />

Fahren sollte hinter dem<br />

Arzneimittelforschungsinstitut<br />

Nuvisan entstehen. Geplant war<br />

auf einem firmeneigenen<br />

Grundstück im Gebiet Illerpark<br />

ein fünfstöckiger Komplex mit<br />

einer Nutzfläche von insgesamt<br />

15 500 Quadratmetern für bis zu<br />

700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Die Stadt zeigte sich enttäuscht<br />

über die Absage, ist aber<br />

nicht gänzlich unvorbereitet.<br />

„Spätestens nach der letzten<br />

Entscheidung, den Baubeginn<br />

zu verschieben, waren wir in gemäßigter<br />

Alarmbereitschaft“,<br />

sagte Oberbürgermeisterin Katrin<br />

Albsteiger. „Es gibt Interessenten<br />

für das Grundstück.“<br />

Doch bevor in diese Richtung<br />

weitergedacht werden könne,<br />

gelte es nun erst, mit Conti alles<br />

Nötige zu regeln. [!] nid<br />

Die Fahnen des Automobilzulieferers werden am Standort im<br />

Gebiet Illerpark nicht wehen. <br />

Foto: Continental<br />

Optimistischer Blick nach vorn<br />

In Geislingen kehrt Ruhe ein.<br />

Foto: © Markus Sontheimer<br />

WMF Nach all den Umstrukturierungen<br />

der vergangenen Jahre<br />

soll nun bei WMF in Geislingen<br />

Ruhe einkehren. Die Grundlage<br />

dafür haben zuletzt Betriebsrat<br />

und Geschäftsführung<br />

geschaffen – ein Interessenausgleich<br />

wurde von beiden Seiten<br />

ausgehandelt und auch unterschrieben.<br />

Ein wesentlicher<br />

Punkt dabei ist, dass sich beide<br />

Seiten darauf geeinigt haben,<br />

dass der Anerkennungstarifvertrag<br />

der Metall- und Elektroindustrie<br />

für die Bereiche Consumer,<br />

Business Unit und Shared<br />

Services bis zum 31. <strong>Dezember</strong><br />

2025 gelten soll. Ebenfalls gilt<br />

für die Mitarbeitenden ein Kündigungsschutz<br />

bis Ende <strong>Dezember</strong><br />

2030. Der Tarifvertrag der<br />

IG Metall gilt dagegen weiterhin<br />

und dauerhaft nur für den<br />

Bereich der professionellen Kaffeemaschinen,<br />

in dem etwa die<br />

Hälfte der Geislinger Belegschaft<br />

tätig ist.<br />

Die Geislinger Mitarbeiter<br />

aus der Buchhaltung, deren Stellen<br />

in zwei Wellen bis zum 30.<br />

September 2025 nach Warschau<br />

wandern, bekommen drei alternative<br />

Berufsangebote in Geislingen.<br />

Zudem haben die Betroffenen<br />

Chancen auf Weiterbildung<br />

sowie die Möglichkeit,<br />

sich auf interne Stellen selbst zu<br />

bewerben, um dann auch bevorzugt<br />

behandelt zu werden.<br />

Die Rückmeldungen aus der<br />

Belegschaft seien positiv, berichtete<br />

Betriebsrätin Karin Geiger.<br />

„Keiner hat sich beschwert.“<br />

Stefanie Leiterholt, President<br />

Human Ressources, sieht in dem<br />

Interessensausgleich einen Start<br />

für weiteres Wachstum. Gefragt<br />

seien nun die Mitarbeiter, sagt<br />

Geiger. „Wir haben den Weg bereitet<br />

mit dem Interessenausgleich.<br />

Die Beschäftigten müssen<br />

diesen nun selber gehen.“<br />

Weitere Umstrukturierungen<br />

sind CEO Oliver Kastalio zufolge<br />

derzeit nicht geplant. Die Integration<br />

in die Groupe SEB sei<br />

jetzt abgeschlossen. [!] ruw


unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 5<br />

Wieland leidet unter Auftragsflaute<br />

Industrie Die Ulmer Wieland<br />

Werke AG, Europas größten<br />

Kupferverarbeiter, bekommt<br />

seit Monaten die schrumpfende<br />

Nachfrage am Kupfermarkt zu<br />

spüren. Der Hintergrund: In<br />

dem für die Kupferbranche<br />

überproportional guten Vorjahr,<br />

in dem die Wieland-Gruppe ein<br />

Rekordergebnis erzielte, hatten<br />

viele Kunden aus Sorge vor Materialmangel<br />

große Mengen bestellt.<br />

Daher trifft die schleppende<br />

Nachfrage auf volle Lager bei<br />

wichtigen Abnehmergruppen.<br />

Besonders betroffen davon ist<br />

das Werk in Vöhringen (Kreis<br />

Neu-Ulm) und damit die beiden<br />

nach Mitarbeitern und Umsatz<br />

größten Geschäftsbereiche von<br />

Wieland: Walzprodukte sowie<br />

Press- und Ziehprodukte. Angesichts<br />

der flauen Auftragslage<br />

setzt Wieland auf einen Sparkurs.<br />

Dazu gehören unter anderem<br />

der Abbau von Überstunden<br />

sowie Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung.<br />

Für einen großen Teil der<br />

rund 3700 Beschäftigten in Ulm<br />

und Vöhringen gelten die entsprechenden<br />

Regeln in unterschiedlicher<br />

Ausprägung. Denn<br />

der Tarifvertrag – Wieland ist<br />

dieses Jahr in den Tarif zurückgekehrt<br />

– erlaubt eine sehr flexible<br />

Anwendung. Möglich ist<br />

eine Reduzierung der Arbeitszeit<br />

um bis zu vier Arbeitstage<br />

im Monat. Das <strong>Unternehmen</strong><br />

stockt in einem solchen Fall das<br />

Gehalt auf bis zu 89 Prozent auf.<br />

„Wir stehen hinter den Maßnahmen<br />

zur Beschäftigungssicherung.<br />

So sind die Arbeitsplätze<br />

gesichert“, sagt Christoph Dreher,<br />

Kassierer der IG Metall in<br />

Ulm. [!]<br />

amb<br />

Wieland ist Europas größter Kupferverarbeiter und einer der großen<br />

industriellen Arbeitgeber in der Region Ulm. Foto: Matthias Kessler<br />

Steil verlängert<br />

frühzeitig<br />

Teamviewer Der Aufsichtsrat<br />

des Softwareunternehmens<br />

Teamviewer hat beschlossen,<br />

Oliver Steil für weitere fünf Jahre<br />

zum Vorstandsvorsitzenden<br />

und Geschäftsführer zu bestellen.<br />

Steil ist seit Januar 2018<br />

CEO des <strong>Unternehmen</strong>s. Sein<br />

bisheriger Vertrag lief bis Oktober<br />

2024. Steils dritte Amtszeit<br />

beginnt mit sofortiger Wirkung<br />

und läuft bis<br />

Oktober 2028.<br />

Im Zentrum soll<br />

in den kommenden<br />

Jahren die<br />

Umsetzung der<br />

Oliver Steil<br />

bleibt Vorstandsvorsitzender<br />

bei<br />

Teamviewer.<br />

Wachstumsstrategie<br />

der Softwareschmiede<br />

stehen. Neben<br />

Steil gehören<br />

Michael Wilkens,<br />

Peter Turner<br />

und Mei Dent dem Vorstand<br />

an. Mit 1400 Beschäftigten erzielte<br />

das <strong>Unternehmen</strong> mit Sitz<br />

in Göppingen im vergangenen<br />

Jahr einen Umsatz von rund 566<br />

Millionen Euro. [!] rai<br />

Volksbanken<br />

fusionieren<br />

Finanzen Die Volksbank Allgäu-<br />

Oberschwaben mit Sitz in Leutkirch<br />

und die Volksbank Raiffeisenbank<br />

Laupheim-Illertal mit<br />

Sitz in Laupheim wollen im<br />

kommenden Jahr fusionieren.<br />

Sollten die Vertreterversammlungen<br />

der beiden Banken das<br />

Vorhaben absegnen, entsteht<br />

damit eine Genossenschaftsbank<br />

mit einer Bilanzsumme<br />

von knapp fünf Milliarden Euro<br />

und rund 620 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern. Damit würde<br />

die Volksbank Allgäu-Oberschwaben<br />

– unter diesem Namen<br />

soll der Zusammenschluss<br />

künftig firmieren – der Volksbank<br />

Ulm-Biberach den Rang<br />

als größte Genossenschaftliche<br />

in der Region ablaufen. Geführt<br />

werden soll das Kreditinstitut<br />

gemeinsam von Josef Hodrus,<br />

Vorstandssprecher der Volksbank<br />

Allgäu-Oberschwaben,<br />

dessen Leutkircher Vorstandskollegen<br />

Werner Mayer sowie<br />

den Laupheimer Vorstandsmitgliedern<br />

Stephanie Bernickel<br />

und Markus Langner. [!] jkl<br />

Kapazitäten erweitert<br />

Liqui Moly Eingeschoben zwischen<br />

der bisherigen Produktion<br />

und der Verwaltung hat der<br />

Schmiermittelhersteller Liqui<br />

Moly am Firmensitz in Ulm seine<br />

Produktionskapazitäten um<br />

40 Prozent erweitert. In einen<br />

Neubau und drei neue Abfüllanlagen<br />

investierte das <strong>Unternehmen</strong><br />

rund 8 Millionen Euro investiert.<br />

Bislang laufen die neuen<br />

Linien noch nicht unter Volllast.<br />

Wenn der Hochlauf im Lauf<br />

des kommenden Jahres erfolgt<br />

ist, sollen bis zu 25 Millionen<br />

Dosen mit einer Füllmenge von<br />

150 Milliliter bis 1 Liter abgefüllt<br />

werden können. Bisher waren in<br />

Spitzenjahren bis zu 18 Millionen<br />

Stück möglich. Neben den<br />

neuen Produktionsanlagen finden<br />

in dem neuen Gebäude auch<br />

200 Quadratmeter Büroflächen<br />

Platz. [!]<br />

mone<br />

Viele Fragen offen<br />

Wasserstoff Der regionalen<br />

Wirtschaft fehlen hinsichtlich<br />

der Nutzung und Versorgung<br />

mit Wasserstoff noch viele Informationen,<br />

wie Vertreter der<br />

IHK Bodensee-Oberschwaben,<br />

Ulm, Ostwürttemberg und<br />

Schwaben festgehalten haben.<br />

Es mangele vor allem an Planungssicherheit.<br />

Fragen zu Kosten<br />

und Verfügbarkeit stünden<br />

im leeren Raum. Die Kammern<br />

fordern einen frühzeitigen Anschluss<br />

der wirtschaftsstarken<br />

Region an das nationale und europäische<br />

Wasserstoffnetz. Gerade<br />

beim Neubau des Netzes<br />

seien rechtliche und finanzielle<br />

Unsicherheiten schon jetzt zu<br />

verringern. In den <strong>Unternehmen</strong><br />

laufe gerade jetzt die heiße<br />

Phase für Investitionen in die<br />

Technologie, um in 20 Jahren<br />

die von der Bundesregierung<br />

angestrebte CO 2<br />

-Neutralität zu<br />

erreichen. [!]<br />

jkl


6<br />

FINANZIEREN<br />

unternehmen [!]<br />

Heinz Hermann Thiele<br />

war ein Patriarch vom<br />

alten Schlage. Fast aus<br />

dem Nichts heraus<br />

baute er ein Imperium auf, das<br />

aus Beteiligungen an mehreren<br />

börsennotierten <strong>Unternehmen</strong><br />

bestand. Dazu gehörten der<br />

Bahntechnikhersteller Vossloh,<br />

die Lufthansa ebenso wie Knorr-<br />

Bremse, einem Spezialisten für<br />

Bremssysteme an Schienen- und<br />

Nutzfahrzeugen. Dazu kamen<br />

außerbörsliche Beteiligungen,<br />

Grundstücke und Immobilien.<br />

Mit einem Vermögen von rund<br />

17 Milliarden Euro stufte das<br />

„Manager Magazin“ 2020 ihn<br />

und seine Familie zu den acht<br />

reichsten Deutschen<br />

Bei allem Erfolg stellte der<br />

studierte Jurist eine Sache hintenan:<br />

die Regelung seines Erbes.<br />

Zwar hatte er per Testament<br />

verfügt, dass seine Aktienpakete<br />

in eine Familienstiftung übergehen<br />

sollten. Als Thiele 2021<br />

starb, war die Gründung dieser<br />

Stiftung aber noch nicht abgeschlossen.<br />

Folge: Ein Testamentsvollstrecker<br />

musste die<br />

Erbangelegenheiten regeln. Es<br />

kam zum Streit in der Familie,<br />

der vor Gericht endete.<br />

Familienstiftungen sind<br />

eine Möglichkeit, wenn es<br />

darum geht, vor allem unternehmerische<br />

Erbe zu<br />

Mit einer Familienstiftung<br />

können Unternehmer ihr<br />

Lebenswerk bewahren und<br />

die Nachkommen aus den<br />

Erträgen versorgen.<br />

Es bleibt<br />

in der<br />

Familie<br />

Erbe Das Vermögen in einer Stiftung als<br />

Ganzes zu erhalten, halten viele<br />

Unternehmer für eine gute Idee. Bei der<br />

Umsetzung lauern aber Fallstricke. Auf<br />

diese Punkte kommt es an.<br />

€<br />

€<br />

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€<br />

ILLUSTRATION: © ZENZEN/ADOBE.STOCK.COM<br />

regeln. Die Idee dabei: Das oder<br />

die <strong>Unternehmen</strong> werden aus<br />

dem Familienbesitz heraus in<br />

eine Stiftung übertragen. Der<br />

Stiftungszweck besteht darin,<br />

die Nachkommen aus den Erträgen<br />

des Vermögens zu versorgen.<br />

Das Vermögen selbst verwaltet<br />

die Stiftung im Stil einer<br />

Holding. Über die Satzung regelt<br />

der Erblasser, welcher Teil<br />

der Erträge jährlich entnommen<br />

werden darf und nach welchem<br />

Schlüssel er verteilt wird. Ein<br />

zusätzlich gemeinnütziger<br />

Zweck ist möglich, erhöht aber<br />

die Herausforderungen.<br />

Das Beispiel von Heinz Hermann<br />

Thiele zeigt: Bei der Planung<br />

und Ausgestaltung einer<br />

Familienstiftung kann es schnell<br />

zu Fehlern kommen – bis hin<br />

zum Scheitern des Vorhabens.<br />

Es braucht daher Erfahrung und<br />

Expertise, um das Projekt<br />

rechtssicher und im Sinne des<br />

Erblassers umzusetzen. „Dass<br />

der langjährige Steuerberater,<br />

Rechtsanwälte und meist auch<br />

Vertreter der Hausbank von Anfang<br />

an mit am Tisch sitzen, ist<br />

nahezu unumgänglich, damit<br />

das Konzept passt und das Projekt<br />

erfolgreich über die Bühne<br />

gebracht werden kann“, sagt Michael<br />

Huber, Prokurist beim Family<br />

Office Wealthgate in<br />

Schwäbisch Hall.<br />

Ziel des<br />

Konzepts ist<br />

es, das familiäre<br />

Vermögen als<br />

Einheit zu erhalten.<br />

Dieter Weisner<br />

Deutsche Stiftungstreuhand<br />

„Ziel bei diesem Konzept ist,<br />

das familiäre Vermögen, das neben<br />

dem <strong>Unternehmen</strong> auch<br />

noch weitere Bestandteile wie<br />

etwa Immobilien und Beteiligungen<br />

enthalten kann, als Einheit<br />

zu erhalten und dennoch<br />

unternehmerisch aktiv und flexibel<br />

zu bleiben“, erläutert Dieter<br />

Weisner, Stiftungsberater bei<br />

der Deutschen Stiftungstreuhand.<br />

Dass das Vermögen im<br />

Laufe der Zeit etwa durch weitere<br />

Erbgänge oder Scheidungen<br />

zersplittert, wird mit der Stif-


unternehmen [!] FINANZIEREN 7<br />

tung ausgeschlossen. „Die Familienstiftung<br />

wird zu einer Option,<br />

wenn der Nachwuchs beispielsweise<br />

nicht in das <strong>Unternehmen</strong><br />

einsteigen will oder<br />

kann, weil er eine andere Lebensplanung<br />

hat, und die Geschäftsführung<br />

langfristig geregelt<br />

ist.“ Der Unternehmer weiß<br />

seine Nachkommen versorgt<br />

und sowohl die Firma als auch<br />

die Beschäftigten haben Sicherheit.<br />

„Eine Familienstiftung<br />

kann auch ein sinnvolles Instrument<br />

sein, um die <strong>Unternehmen</strong>snachfolge<br />

langfristig zu<br />

planen und Auseinandersetzungen<br />

in der Familie dadurch gerade<br />

eben zu vermeiden“, ergänzt<br />

Gero Wittlinger, Teamleiter<br />

Private Banking Firmenkunden<br />

und Stiftungen bei der<br />

Kreissparkasse Göppingen, die<br />

bei der Stiftungsberatung mit<br />

der Deutschen Stiftungstreuhand<br />

zusammenarbeitet. „Das<br />

Über die Satzung regelt der Erblasser, welcher Teil der Erträge der Stiftung entnommen werden darf<br />

und wie diese aufgeteilt werden.<br />

Illustration: © izvector/adobe.stock.com<br />

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Das Lebenswerk sichern<br />

Familienstiftungen sichern unternehmerische<br />

Lebenswerke. Sie helfen, das Vermögen<br />

für die Familie zusammenzuhalten. Sie eignen<br />

sich nicht nur für Großunternehmen,<br />

sondern auch für so manchen größeren Mittelständler.<br />

Warum eine Familienstiftung?<br />

Eine Familienstiftung ermöglicht es, das Familienvermögen<br />

dauerhaft im Sinne des Stifters<br />

für kommende Generationen zu binden und<br />

die Familie an den Erträgen teilhaben zu lassen.<br />

Sie schützt das Vermögen vor Zersplitterung<br />

durch Erbgang, Scheidung, Kündigung, Konflikt.<br />

Wie wird eine Stiftung gegründet?<br />

Die Errichtung kann sowohl zu Lebzeiten des<br />

Stifters als auch von Todes wegen erfolgen. Die<br />

Stiftung benötigt die Anerkennung durch die<br />

Stiftungsaufsichtsbehörde, in Baden-Württemberg<br />

durch das Regierungspräsidium. In<br />

einer Satzung wird niedergelegt, welche Organe<br />

die Geschicke der Stiftung lenken sollen,<br />

welchen Zweck die Stiftung verfolgt und wer<br />

die Begünstigten der Stiftung (Destinatäre)<br />

sein sollen. In Deutschland ist es möglich, die<br />

Organe der Stiftung (Vorstand, ggf. Stiftungsrat)<br />

mit Familienangehörigen oder anderen<br />

Vertrauenspersonen zu besetzen.<br />

Vertrauen seit 1924<br />

Wir von der WAIBLINGER Partnerschaft von<br />

Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern und<br />

Rechtsanwälten mbB begleiten viele <strong>Unternehmen</strong><br />

seit Generationen. Unsere Kanzlei besteht<br />

seit 1924. Mit Nachfolgeregelungen –<br />

auch mit Familienstiftungen – haben wir viel<br />

Erfahrung. Von anderen Kanzleien unterscheidet<br />

uns die Mehrfachqualifikation als Wirtschaftsprüfer,<br />

Steuerberater und Rechtsanwalt<br />

in einer Person. So können wir umfassend<br />

beraten, ohne Koordinierungsaufwand.<br />

Nachfolgethemen sind hoch emotional. Die Wege<br />

können sehr unterschiedlich sein – Nachfolge<br />

in der Familie, Nachfolge durch eine Familienstiftung,<br />

in Einzelfällen auch Nachfolge im gemeinnützigen<br />

Bereich. Dabei braucht es ein<br />

breites fachliches Know-how (Erbrecht, Erbschaft-/Schenkungssteuer,<br />

laufende Steuer,<br />

Rechts- und Bilanzierungsfragen) und vor allem<br />

Berater mit Sinn für Unternehmertum und Familienzusammenhalt,<br />

mit Fingerspitzengefühl<br />

und mit Einfühlungsvermögen bei oft sehr persönlichen,<br />

hoch emotionalen Entscheidungen.<br />

Wir beraten Unternehmer auf Augenhöhe.<br />

Kompetent, verantwortungsbewusst, unabhängig<br />

und integer.<br />

Foto: WAIBLINGER<br />

WAIBLINGER Partnerschaft von<br />

Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern<br />

und Rechtsanwälten mbB<br />

Rosengasse 26, D-8<strong>90</strong>73 Ulm<br />

+ 49 731 15 25 30<br />

info@waiblinger.com<br />

www.waiblinger.com


8<br />

FINANZIEREN unternehmen [!]<br />

Neue Regeln, kostenlose Beratung<br />

Für Stifter in spe stehen bei den Regierungspräsidien Ansprechpartner zur Verfügung.<br />

Illustration: © zenzen/adobe.stock.com<br />

Zum 1. Juli dieses Jahres ist eine umfassende<br />

Reform des Stiftungsrechts in Kraft getreten,<br />

die erhebliche Auswirkungen auf Familienstiftungen<br />

hat. Die neuen Regelungen<br />

gelten auch für Bestandsstiftungen. Daher<br />

sollten sich Stiftungen und Stifter in spe<br />

über die neuen Regeln informieren. Sie können<br />

zum Beispiel eine Satzungsänderung<br />

notwendig machen. Die Regierungspräsidien<br />

in Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg stehen<br />

Interessenten, die eine rechtsfähige Stiftung<br />

errichten möchten, kostenlos als Ansprechpartner<br />

zu Verfügung (rp.baden-wuerttemberg.de/themen/stiftung/seiten/ansprechpartner).<br />

Basiswissen zu Stiftungen vermittelt<br />

der Bundesverband Deutscher Stiftungen<br />

(stiftungen.org). Bestimmte Inhalte sind<br />

nur Mitgliedern zugänglich.<br />

setzt allerdings voraus, dass Stiftung<br />

und Stiftungssatzung weit vor der<br />

Gründung passend konzeptioniert,<br />

ausgestaltet und richtig aufgesetzt<br />

werden. Dann lassen sich Erhaltung,<br />

Entwicklung und Nutzung des Vermögens<br />

optimal miteinander in Einklang<br />

bringen.“<br />

Freibeträge ausschöpfen<br />

Ein weiterer Vorteil der Familienstiftung<br />

ist, dass das Thema Schenkungs-<br />

und/oder Erbschaftsteuer geplant<br />

werden kann. Ehegatten können<br />

alle zehn Jahre 500 000 Euro<br />

steuerfrei erhalten, Kinder 400 000<br />

Euro. Bei größeren Vermögen sind<br />

diese Freibeträge schnell aufgebraucht.<br />

Allerdings gelten bei unternehmerischem<br />

Vermögen zusätzliche<br />

Regelungen, wenn bestimmte<br />

Bedingungen eingehalten werden.<br />

Bei Familienstiftungen gilt die<br />

Erbersatzsteuer. Der Fiskus simuliert<br />

dabei alle 30 Jahre den Erbfall,<br />

die entsprechende Steuer wird aus<br />

der Vermögenssubstanz der Stiftung<br />

Zur Person<br />

Michael Huber ist<br />

seit 15 Monaten Prokurist<br />

und Family Officer<br />

bei Wealthgate<br />

Family Office. Zuvor<br />

hatte er 16 Jahre bei<br />

der Südwestbank<br />

gearbeitet, unter anderem<br />

als Leiter Private<br />

Banking.<br />

gezahlt. Dadurch entsteht finanzielle<br />

Planungssicherheit. Denn die Stiftung<br />

kann den Zahlungsmodus frei<br />

wählen – entweder per Einmalzahlung<br />

oder durch Aufteilung auf 30<br />

(verzinste) Jahresbeiträge. „Durch<br />

entsprechende Konzeption können<br />

sich sowohl bei der Übertragung des<br />

Vermögens auf die Stiftung als auch<br />

danach bei den laufenden Erträgen<br />

Steuersätze zwischen sieben und<br />

fünfzig Prozent ergeben“, hebt Stiftungsexperte<br />

Huber hervor.<br />

„Das zeigt die gesamte Komplexität<br />

dieses Modells. Daher sollten<br />

auch andere Alternativen wie etwa<br />

die Gründung eines Familienunternehmens<br />

überlegt und geprüft werden.<br />

Erfahrungsgemäß kommt eine<br />

Familienstiftung erst ab einem Vermögen<br />

im höheren siebenstelligen<br />

Bereich infrage. Die einmaligen Aufwendungen<br />

summieren sich schnell<br />

mal auf ein paar zehntausend Euro.<br />

Dazu kommen die laufenden Kosten<br />

für den Geschäftsbetrieb der Stiftung.“<br />

Ein weiterer Nachteil der Familienstiftung<br />

ist, dass die Entscheidung<br />

dafür unwiderruflich ist. Das<br />

dort eingebrachte Vermögen ist später<br />

nicht rückholbar. „Das bedeutet,<br />

dass vor der Gründung die Pflichtteilsansprüche<br />

der Erben aktiv angesprochen<br />

werden und entsprechende<br />

Abfindungsvereinbarungen<br />

gefunden werden müssen. Sonst<br />

kommt es hinterher zu Auseinandersetzungen“,<br />

warnt Huber.<br />

Oft tauchen diese Differenzen<br />

schon im Vorfeld auf. „Sinnvollerweise<br />

sollten sich alle Beteiligten<br />

einschließlich der Experten im Rahmen<br />

zum Beispiel eines Workshops<br />

an einen Tisch setzen. Dort können<br />

alle Erwartungen und Interessen offen<br />

angesprochen werden“, empfiehlt<br />

Weisner. „Mitunter zeigt sich<br />

dann, dass man sich in der Familie<br />

doch nicht so einig ist, wie gedacht.“<br />

Die Konfliktpunkte zu klären, erfordert<br />

Zeit und Geld. Aber Heinz Hermann<br />

Thiele sollte eine Mahnung<br />

sein: Hinterher kann es viel teurer<br />

werden. [!] <br />

Thomas Luther


unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />

9<br />

Die Stiftung – das unbekannte Wesen<br />

Jeder kennt sie, doch kaum einer weiß, was sie<br />

eigentlich ist und wie sie funktioniert. Nur wenige<br />

Institutionen sind gleichzeitig so bekannt<br />

und so unbekannt wie die Stiftung. Doch nicht<br />

nur steuerlich bietet die Stiftung interessante<br />

Gestaltungsmöglichkeiten – Zeit, etwas Licht<br />

ins Dunkel zu bringen.<br />

Was ist eine Stiftung?<br />

Stiftungen sind besondere Vermögensmassen,<br />

die von einem Stifter zur Erreichung eines<br />

besonderen – meist gemeinnützigen – Zwecks<br />

errichtet werden. Sie können aber auch im<br />

Rahmen von Nachfolgegestaltungen als Familien-<br />

oder <strong>Unternehmen</strong>strägerstiftungen errichtet<br />

werden mit dem Zweck, die Versorgung<br />

des Stifters und seiner Angehörigen zu ermöglichen.<br />

Von öffentlich-rechtlichen Stiftungen spricht<br />

man, wenn diese in das System der staatlichen<br />

Verwaltung eingegliedert sind und öffentliche<br />

Aufgaben erfüllen; beispielhaft sei nur die Stiftung<br />

Preußischer Kulturbesitz genannt. Von<br />

Stiftung des bürgerlichen Rechts ist dagegen<br />

die Rede, wenn sie ganz allgemein zu gemeinwohlkonformen<br />

Zwecken ins Leben gerufen<br />

werden. Dort gibt es sehr große Stiftungen, wie<br />

etwa die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung,<br />

aber auch kleine Stiftungen, die<br />

mit ihrem Stiftungskapital gezielt meist gemeinnützige<br />

Zwecke unterstützen.<br />

Stiftungen bürgerlichen Rechts<br />

Als (nicht nur) steuerliches Gestaltungsinstrument<br />

sind demnach allein Stiftungen bürgerlichen<br />

Rechts interessant. Diese lassen sich einteilen<br />

in sog. rechtsfähige und nichtrechtsfähige<br />

Stiftungen, die auch treuhänderisch oder<br />

fiduziarisch genannt werden.<br />

Die rechtsfähige Stiftung ist per Gesetz definiert<br />

als eine mit einem Vermögen zur dauernden<br />

und nachhaltigen Erfüllung eines vom Stifter<br />

vorgegebenen Zwecks ausgestattete, mitgliederlose<br />

juristische Person. Sie hat auch<br />

keinen Eigentümer. Die Gründung erfolgt zu<br />

Lebzeiten oder von Todes wegen durch das<br />

sog. Stiftungsgeschäft des Stifters, der die Stiftung<br />

mit einem Dotationskapital von mindestens<br />

50.000 EUR und einer zweckentsprechenden<br />

Organisation auszustatten hat. Die<br />

rechtsfähige Stiftung bedarf zu ihrer Gründung<br />

der Anerkennung durch die Stiftungsaufsicht.<br />

Soll sie gemeinnützig sein, so prüft und bescheinigt<br />

das Finanzamt die Voraussetzungen.<br />

Die innere Verfassung der rechtsfähigen Stiftung<br />

wird dabei durch das Stiftungsgeschäft,<br />

durch eine Satzung sowie durch zwingende<br />

Bestimmungen des BGB bestimmt. Vertreten<br />

wird die rechtsfähige Stiftung durch einen<br />

ebenfalls zwingend vorgeschriebenen Stiftungsvorstand.<br />

Damit die unabhängige und<br />

dauerhafte Verwirklichung des Stifterwillens<br />

gewährleistet ist, wird die Stiftungstätigkeit<br />

durch die staatliche Stiftungsaufsicht begleitet<br />

und überwacht.<br />

Demgegenüber unterliegt die nichtrechtsfähige<br />

Stiftung bzw. Treuhandstiftung weit weniger<br />

strengen Bestimmungen:<br />

Bei der Treuhandstiftung überträgt der Stifter<br />

das Stiftungsvermögen auf einen Treuhänder,<br />

der das Stiftungsvermögen nach den Vorgaben<br />

des Stifters verwaltet. Die Übertragung<br />

kann dabei auf Grundlage eines Treuhandvertrags,<br />

einer Auflagenschenkung oder aufgrund<br />

einer Verfügung von Todes wegen, also durch<br />

Testament, erfolgen.<br />

Träger des Stiftungsvermögens ist ausschließlich<br />

der Treuhänder, da die nichtrechtsfähige<br />

Stiftung – wie sich schon aus ihrem Namen<br />

ergibt – keine eigene Rechtspersönlichkeit besitzt<br />

und dementsprechend auch nicht rechtsfähig<br />

ist. Die Treuhandstiftung bedarf keiner<br />

staatlichen Anerkennung, keines Mindestdotationskapitals<br />

und unterliegt auch nicht der Stiftungsaufsicht.<br />

Auch die Treuhandstiftung kann<br />

gemeinnützig und damit in jeder Hinsicht steuerlich<br />

privilegiert sein. Dies prüft und bescheinigt<br />

das Finanzamt bei der Gründung.<br />

Treuhandstiftungen erfreuen sich zunehmender<br />

Beliebtheit, weil sie unkompliziert sind. Sie<br />

können dauerhaft unter der Organisation eines<br />

bereits bestehenden Stiftungsträgers angesiedelt<br />

werden oder im Bedarfs- bzw. Todesfall<br />

des Stifters auch zur rechtsfähigen Stiftung<br />

erstarken.<br />

Die steuerliche Behandlung von Stiftungen<br />

Rechtsfähige Stiftungen und Treuhandstiftungen<br />

unterliegen der Körperschaftsteuer und,<br />

soweit sie ein Gewerbe betreiben, der Gewerbesteuer.<br />

Sind sie gemeinnützig, sind sie von<br />

der Besteuerung befreit und müssen ihre Erträge<br />

insoweit grundsätzlich nicht versteuern.<br />

Eine Ausnahme hiervon ergibt sich lediglich,<br />

soweit sog. wirtschaftliche Geschäftsbetriebe<br />

bestehen. Demgegenüber sind rein privatnützige<br />

Stiftungen, wie z.B. die in der Praxis anzutreffende,<br />

oft erbschaftsteuerlich motivierte<br />

Familienstiftung, nicht von der Körperschaftund<br />

Gewerbesteuer befreit.<br />

Gemeinnützige rechtsfähige und Treuhandstiftungen<br />

können für Zuwendungen Spendenbescheinigungen<br />

ausstellen. Spenden können<br />

beim Spender begrenzt auf 20 % des Gesamtbetrags<br />

der Einkünfte als Sonderausgaben<br />

(Spendenvortrag möglich) abgezogen werden.<br />

Vergleichbare Kürzungsmöglichkeiten bestehen<br />

bei der Körperschaftsteuer und bei der Gewerbesteuer.<br />

Spenden in den Vermögensstock<br />

einer Stiftung können bis zu 1 Mio. EUR, bei zusammenveranlagten<br />

Ehegatten/Lebenspartnern<br />

bis zu 2 Mio. EUR, zusätzlich abgezogen<br />

werden. Der Stiftungsbeitrag ist beliebig auf<br />

das Jahr der Zuwendung und die folgenden<br />

9 Jahre verteilbar.<br />

Zuwendungen an eine gemeinnützige Stiftung<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

Herr Ulrich Derlien<br />

Partner, Rechtsanwalt und Steuerberater<br />

SONNTAG (Ulm/Augsburg/Nürnberg)<br />

Ulrich.Derlien@sonntag-partner.de<br />

www.sonntag-partner.de<br />

unterliegen keiner Schenkung- und Erbschaftsteuer.<br />

Die Wahl der richtigen Stiftungsform<br />

Die Wahl der Stiftungsform hängt von den Zielen<br />

ab, die der Stifter verfolgt und davon, wieviel<br />

Flexibilität der Stifter sich und auch der<br />

Stiftung zugestehen will. Will der Stifter einen<br />

bestimmten Zweck auf ewig fördern und die<br />

entsprechende Mittelverwendung sicherstellen,<br />

bietet sich die rechtsfähige Stiftung an, die<br />

strengen Kontrollen unterliegt. Schließt der<br />

Stifter dagegen die Möglichkeit nicht aus, in<br />

Zukunft andere Zwecke zu fördern, ist die Treuhandstiftung<br />

flexibler.<br />

Häufig „üben“ Stifter zunächst auch über eine<br />

unselbständige Stiftung und lassen diese später<br />

zur Vollstiftung erstarken oder siedeln diese<br />

unter dem Dach eines bestehenden Stiftungsträgers<br />

an.<br />

Die obigen Ausführungen sind allgemein gehalten<br />

und können Besonderheiten des Einzelfalls<br />

nicht berücksichtigen. Bei tatsächlicher Betroffenheit<br />

sind auf jeden Fall eine individuelle<br />

Analyse und Beratung erforderlich. Gerne stehen<br />

Ihnen hierfür die Experten der Kanzlei<br />

SONNTAG zur Verfügung.<br />

Schillerstraße 1/1 | 8<strong>90</strong>77 Ulm<br />

www.sonntag-partner.de


Andreas Burkhardt steht<br />

seit zwei Jahren an der<br />

Spitze von Teva Deutschland.


unternehmen [!] TITELTHEMA 11<br />

„Nur billig ist ein<br />

gefährlicher Ansatz“<br />

Arzneimittel Es ist lange her, dass Deutschland als „Apotheke der Welt“ galt. Heutzutage<br />

fehlen immer wieder Medikamente. Der Mangel liegt im deutschen System, sagt<br />

Teva-Deutschland-Chef Andreas Burkhardt. Ein Gespräch über selbst verschuldete<br />

Engpässe, die Kraft der 50 Jahre alten Marke Ratiopharm und lohnendes Sport-Sponsoring.<br />

Nach dem brutalen Überfall der Hamas befindet sich<br />

Israel im Krieg mit der Terrororganisation: Wie sehr<br />

spüren Sie die Folgen im Alltag?<br />

Andreas Burkhardt: Wir sind erschüttert über das Leid,<br />

das israelische Zivilisten zugefügt wurde. Das hat uns<br />

als Teil eines israelischen <strong>Unternehmen</strong>s natürlich<br />

sehr getroffen. Viele unserer Mitarbeitenden haben<br />

täglich Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen in Israel<br />

und erfahren so von persönlichen Schicksalen.<br />

Das berührt uns tief, wir versuchen unsere Kolleginnen<br />

und Kollegen in Israel so gut wie möglich zu unterstützen.<br />

Hat der Krieg eine Auswirkung auf die globale Versorgung<br />

mit Medikamenten?<br />

Mehr als 92 Prozent unserer gesamten Produktion in<br />

US-Dollar erfolgt nicht in Israel. Zudem haben wir<br />

bei Schlüsselprodukten Backup-Lösungen<br />

in anderen Ländern. Momentan<br />

haben wir noch kein Problem,<br />

aber wir müssen improvisieren.<br />

Sie hatten eine große Feier geplant:<br />

50 Jahre Ratiopharm. Was wird aus<br />

der?<br />

Die mussten wir schweren Herzens<br />

absagen. Es ist nicht die Zeit zu feiern. Ein Ende des<br />

Konflikts ist derzeit nicht absehbar. Wenn wir bessere<br />

Zeiten haben, werden wir wieder darüber nachdenken.<br />

Die Gründung von Ratiopharm geht auf den verstorbenen<br />

Vorbesitzer Adolf Merckle zurück. Wie gut sind<br />

Ihre Kontakte zur Familie Merckle?<br />

Die sind sehr gut. Ich habe Ludwig Merckle im Vorfeld<br />

der geplanten Jubiläumsfeier getroffen. Er hätte<br />

auch einen kleinen Part auf der Feier gehabt. Das von<br />

seinem Vater gegründete <strong>Unternehmen</strong> liegt ihm nach<br />

wie vor am Herzen.<br />

Adolf Merckle<br />

war ein Pionier,<br />

der Generika nach<br />

Deutschland<br />

gebracht hat.<br />

Wie stufen Sie die Leistung von Adolf Merckle mit<br />

Blick auf Ratiopharm ein?<br />

Adolf Merckle war ein Pionier, der Generika nach<br />

Deutschland gebracht und damit die Gesundheitslandschaft<br />

maßgeblich verändert hat – zum Wohle aller.<br />

Ohne die kostengünstigen Nachahmerpräparate wäre<br />

die Versorgung mit Medikamenten nicht finanzierbar.<br />

Es gibt andere Länder, die sind bei weitem nicht so<br />

weit mit der Generika-Durchdringung.<br />

Und aus Marketingsicht?<br />

Die Marke Ratiopharm ist eine der stärksten Marken,<br />

die wir in Deutschland haben – mit einer gestützten<br />

Wiedererkennungsquote von 97 Prozent. Wir gehören<br />

zu den Top-5-Marken in Deutschland.<br />

Wie wichtig ist eine starke Marke im rezeptpflichtigen<br />

Generika-Geschäft?<br />

Das muss man ein bisschen größer sehen. Eine Marke<br />

schafft Vertrauen. Die Menschen, die eine Kaufentscheidung<br />

oder Verschreibungsentscheidung treffen,<br />

bauen ein Verhältnis zu ihr auf. Die<br />

Marke ist sozusagen der Schirm für<br />

alle Attribute, die ich diesem <strong>Unternehmen</strong><br />

zuordne. In den vergangenen<br />

Jahren haben wir es geschafft,<br />

eine große Vertrauensbasis und eine<br />

partnerschaftliche Ebene mit unseren<br />

Kunden zu finden, seien es Ärzte,<br />

Apotheken oder Patienten. Sie wissen,<br />

dass wir nicht nur einfach versuchen, billige Produkte<br />

auf den Markt zu werfen, sondern dass wir ein<br />

Partner sind, dass wir sie unterstützen, dass wir im<br />

Austausch sind, um in schwierigen Situationen gemeinsam<br />

eine Lösung zu finden. Allerdings versucht der<br />

Gesetzgeber, das alles irrelevant werden zu lassen, mit<br />

seinem Ansatz: Nur der billigste Preis ist entscheidend.<br />

Was ist die Folge?<br />

Wenn nur der Billigste die Ausschreibungen der Krankenkassen<br />

gewinnt, fallen viele Serviceleistungen weg,<br />

weil sie nicht mehr finanzierbar sind. Unsere Konkurrenten<br />

aus Asien haben ein deutlich niedrigeres Kostenniveau<br />

und werfen einfach billige Ware auf den<br />

Markt.<br />

Wie sieht die Partnerschaft mit Apotheken, Kliniken<br />

und Ärzten konkret aus?<br />

Zur Person<br />

Andreas Burkhardt<br />

arbeitet seit mehr als<br />

15 Jahren für den Teva-<br />

Konzern. 2006 wechselte<br />

der studierte Betriebswirt<br />

(Duale<br />

Hochschule in Mosbach)<br />

von einer schwäbischen<br />

Papierfabrik<br />

ins Beteiligungscontrolling<br />

von Ratiopharm.<br />

Der 47-Jährige<br />

hatte seither verschiedene<br />

Führungspositionen<br />

inne, unter anderem<br />

in der Europa-Zentrale<br />

als Vize-Präsident<br />

Controlling,als Finanzchef<br />

der deutschen<br />

Geschäftsführung Mitte<br />

der 2010er-Jahre<br />

oder als Chef der Generika-Sparte.<br />

Seit November<br />

2021 ist er General<br />

Manager für<br />

Deutschland und Österreich<br />

– und damit<br />

für die Standorte Ulm<br />

und Blaubeuren zuständig.<br />

Zudem ist er<br />

der Vorsitzende des<br />

Branchen-Verbandes<br />

Pro Generika. Burkhardt<br />

(verheiratet, zwei<br />

Töchter) treibt gerne<br />

Sport, absolvierte auch<br />

schon einen Jedermanns-Zehnkampf.<br />

Er<br />

fährt Snowboard und<br />

Mountainbike.


12<br />

TITELTHEMA unternehmen [!]<br />

„Die hochwertigsten<br />

Werbezeiten für unsere<br />

Produkte liegen vor der<br />

ARD-,Tagesschau‘ und im<br />

ZDF-Vorabend-Programm“,<br />

sagt Burkhardt.<br />

Die Zwillinge<br />

stehen für<br />

Qualität und<br />

einen günstigen<br />

Preis.<br />

Zu Beginn der Corona-Pandemie zum Beispiel, wusste<br />

niemand, welche Medikamente gebraucht werden.<br />

Viele Kliniken waren unterversorgt, weil es auf manche<br />

Produkte einen Riesenrun gab. Wir haben uns<br />

mit den Krankenhäusern in Verbindung gesetzt und<br />

versucht, gemeinsame Lösungen zu finden, damit alle<br />

gut versorgt sind. Da geht es sehr viel um die Prozesse<br />

und die Art der Abwicklung. Ähnliches haben wir<br />

mit den Apotheken im vergangenen Winter gemacht,<br />

als manche Medikamente knapp waren. Da haben wir<br />

versucht, über Kontingente die Verteilung zu sichern.<br />

Welchen Anteil am Umsatz haben Produkte, bei denen<br />

die Marke Ratiopharm einen Einfluss auf die<br />

Kaufentscheidung hat?<br />

Das lässt sich nicht genau zuordnen. Bei rezeptfreien<br />

Präparaten, sogenannten OTC-Produkten, ist der<br />

Markeneinfluss stärker als bei rezeptpflichtigen Generika.<br />

Aber eine Fernsehwerbung auf ein OTC-Präparat<br />

zahlt auch auf Wahrnehmung eines generischen<br />

Medikaments ein. Wenn nicht die Krankenkassen entscheiden,<br />

sondern Ärzte oder Apotheker, dann hilft<br />

es, dass diese wissen, dass das Medikament in Europa<br />

hergestellt worden ist, dass die Marke Ratiopharm<br />

lange am Markt ist und nicht nur ökonomisch attraktive<br />

Nischenprodukte anbietet, sondern auch ein breites<br />

Portfolio und ihrem sozialen Auftrag gerecht wird.<br />

Wie kam es zu der Werbung mit den Zwillingen?<br />

Anfang der 19<strong>90</strong>er Jahr hat der damalige Marketingchef<br />

mit einer Agentur gebrainstormt. Das<br />

Thema Zwillinge veranschaulicht die Kombination<br />

aus kompromissloser Qualität und einem<br />

attraktiven Preis. Und auch, dass Generika und<br />

Originalpräparate in gleicher Weise wirken.<br />

Gab es ein Zwillingspaar, das den Umsatz<br />

besonders stark nach oben getrieben hat?<br />

Das erste Zwillingspaar Gyde und Folke<br />

Schmidt hat für viele Produkte geworben<br />

und einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht,<br />

ebenso die Meise-Zwillinge. Aber<br />

wir machen kein Ranking nach dem<br />

ökonomischen Erfolg. Das lässt sich<br />

nicht eindeutig zuordnen und hängt<br />

von vielen Faktoren ab.<br />

Wie teuer ist ein TV-Werbespot?<br />

Von der Forschung über die Skripterstellung<br />

bis zum fertigen Produkt kostet<br />

so ein Spot einen niedrigen sechsstelligen<br />

Betrag. Für die Ausstrahlung kauft man<br />

ein Paket bei Agenturen über verschiedene Zeiten.<br />

Dieses beinhaltet Prime-Time Slots, aber auch andere<br />

Zeiten bei Spartensendern. Die hochwertigsten<br />

Werbezeiten für unsere Produkte liegen vor der „Tagesschau“<br />

in der ARD oder im Vorabend-Programm<br />

des ZDF, weil sie damit die größte Reichweite in unserer<br />

Zielgruppe erzielen.<br />

Laut dem Marktforscher Nielsen hat Ratiopharm<br />

2022 rund 20 Millionen Euro an Bruttowerbeaufwendungen<br />

für TV-Spots ausgegeben.<br />

Sehen Sie mir es nach, dass ich mich zu konkreten


unternehmen [!] TITELTHEMA 13<br />

Zahlen nicht äußere. So ein Budget hängt davon ab,<br />

welche Produkte ich in dem Jahr bewerben will und<br />

welche Sendezeiten ich buche. Das schwankt von Jahr<br />

zu Jahr.<br />

Lässt sich der Erfolg Ihrer Werbung messen?<br />

Bei OTC-Präparaten kann man das zum Teil, aber<br />

nicht auf Euro und Cent. Man kann Markenkontaktpunkte<br />

messen. Man weiß wie viele Menschen die<br />

Werbung angeschaut haben und wir sehen die Veränderung<br />

im Kaufverhalten.<br />

Sie sind seit 20 Jahren Trikot- und Hauptsponsor der<br />

Basketballer Ratiopharm Ulm. Welche Bedeutung haben<br />

die Bundesliga-Basketballer für die Marke?<br />

Das ist für uns ein toller Werbeträger. Basketball ist<br />

ein sympathischer, freundlicher und offener Sport. Zudem<br />

ist der Club auch für die Menschen in der Region<br />

positiv besetzt. Er macht nicht mit einem massiven<br />

finanziellen Budget alle anderen platt, sondern<br />

entwickelt Spieler und sorgt für positive Überraschungen.<br />

Das lädt die Marke in der Region positiv auf.<br />

Wie wichtig ist dieses Sponsoring für Ihre Arbeitgebermarke?<br />

Das Sponsoring macht uns auch als Arbeitgeber deutlich<br />

attraktiver, sowohl für neue Bewerber, die das immer<br />

sehr spannend finden, aber auch für unsere Mitarbeiterschaft.<br />

Wir haben eine große Fanbasis hier.<br />

Viele gehen zu den Spielen. Die Mitarbeiter können<br />

sich über eine Börse relativ einfach Tickets kaufen.<br />

Verraten Sie uns, was Sie fürs Basketball-Sponsoring<br />

ausgeben? Der Jahres-Etat von Ratiopharm Ulm liegt<br />

bei rund acht Millionen Euro.<br />

Im Gegensatz zu vielen anderen Bundesligisten decken<br />

wir als Hauptsponsor nicht 80 oder <strong>90</strong> Prozent<br />

des Budgets ab. Wir sind weit unter 50 Prozent.<br />

Wie haben Sie die vergangene Saison erlebt, die im<br />

Gewinn der Deutschen Meisterschaft gipfelte? Sie<br />

spielen ja selbst Basketball.<br />

Mittlerweile spiele ich nicht mehr viel, aber ich habe<br />

großen Spaß dran und bin regelmäßig in der Halle.<br />

Ich kenne die Spieler ganz gut und finde die Business-<br />

Seite des Sponsorings spannend. Das Meister-Wochenende<br />

war ein einziges Fest, eigentlich die ganze<br />

Playoff-Runde.<br />

Das Interesse der Medien war riesengroß.<br />

Ja, die gesamte Sportpresse hat permanent über Basketball<br />

und Ratiopharm Ulm berichtet, auch weil das<br />

Unser<br />

Anteil<br />

am Etat liegt<br />

weiter unter<br />

50 Prozent.<br />

© Robert Kittel/Schlossgut Oberambach<br />

Green Meetings mit Seeruhe<br />

Traumhafte Location für Tagungen und Incentives<br />

Mitten in der Natur und doch nur eine halbe Stunde von München entfernt<br />

liegt das Schlossgut Oberambach am Starnberger See. Das klimaneutrale Biohotel<br />

verbindet professionelle Tagungsmöglichkeiten mit außergewöhnlichem<br />

Rahmenprogramm. So stehen Gästen dort fünf lichtdurchflutete Seminarräume<br />

unterschiedlicher Größe (max. 99 Pers.) zur Verfügung. Zu jedem gehört<br />

ein separater Bereich im Seeblickpark, Meetings finden daher bei schönem<br />

Wetter auf Wunsch im Freien statt. Incentives wie Eisstockschießen auf der<br />

hotel eigenen Bahn (Nov. bis Apr.), eine Outdoor­Trophy durch die umliegenden<br />

Wälder und Wiesen oder ein abendlicher Waldspaziergang mit einem Fachmann<br />

aus dem Forstwesen sorgen für ein unvergessliches Teamerlebnis.<br />

Schlossgut Oberambach<br />

Oberambach 1 · 82541 Münsing · +49 8177 9323<br />

tagung@schlossgut.de · www.schlossgut.de


14<br />

TITELTHEMA unternehmen [!]<br />

„Wir lassen einmal im Jahr<br />

den Mediawert der<br />

Ratiopharm-Basketballer<br />

messen“, sagt Burkhardt,<br />

der selbst Basketball in<br />

einer Freizeit-Liga gespielt<br />

hat.<br />

so eine Cinderella-Story war: Gerade noch für die<br />

Playoffs qualifiziert und dann gegen alle großen Teams<br />

durchgestartet. Damit hatte niemand gerechnet.<br />

Wie oft lassen Sie den Mediawert der Ratiopharm-<br />

Basketballer messen?<br />

Das machen wir einmal im Jahr und sehen, dass der<br />

Zuspruch an der Liga jährlich steigt. Ratiopharm Ulm<br />

gehört aufgrund seiner innovativen Ansätze zu den<br />

Treibern der Entwicklung, neben den großen Clubs<br />

Bayern München und Alba Berlin.<br />

Warum will Teva seine Generika-Aktivitäten einschränken?<br />

Der generische Markt ist sehr schwierig. Jedes Land,<br />

allen voran Deutschland, versucht die Preise immer<br />

weiter nach unten zu drücken. Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen.<br />

Wir können keine Produkte herstellen,<br />

bei denen wir Verlust machen oder keinen<br />

Gewinn bei einem hohen Risiko haben. Daher fokussieren<br />

wir uns: Statt wie bisher 80 Prozent der Medikamente,<br />

deren Patent ausläuft, werden wir künftig<br />

60 Prozent als Generika auf den Markt bringen.<br />

Wie sehr lohnt sich das Sponsoring im Basketball aus<br />

ökonomischer Sicht?<br />

Das ist attraktiv, weil der Preis vergleichsweise günstig<br />

ist. Basketball ist nicht so durchvermarktet<br />

wie Fußball. Dort kann<br />

man Sponsoring in der Breite nicht<br />

mehr allein über den Preis rechtfertigen.<br />

Wenn ich zum Beispiel Menschen<br />

über Facebook oder Instagram<br />

gezielt ansprechen will und in<br />

die breite investiere, ist das teurer<br />

als Sportsponsoring im Basketball.<br />

Sponsoring<br />

im Basketball<br />

ist attraktiv, weil<br />

der Preis relativ<br />

günstig ist.<br />

Themenwechsel: Wie sehr hat das deutsche Gesundheitssystem<br />

von der Ratiopharm-Gründung profitiert?<br />

Das lässt sich schwer beziffern. Aktuell sind 80 Prozent<br />

der Arzneimittel, die in Deutschland verschrieben<br />

werden, Generika. Ihr Anteil am Gesamtbudget<br />

der Krankenkassen für Arzneimittel beträgt aber gerade<br />

mal 7 Prozent. Tendenz fallend. Im Durchschnitt<br />

verbilligt sich der Preis eines Medikaments, dessen<br />

Patent ausläuft, in den ersten ein bis zwei Jahren um<br />

<strong>90</strong> Prozent.<br />

Welchen Vorteil bringt das?<br />

Eine großes Sortiment bringt viele Herausforderungen<br />

und Themen mit sich, sowohl in der Entwicklung,<br />

der Beschaffung der Wirk- und Inhaltsstoffe<br />

als auch in der Fertigung.<br />

Wir haben globale Lieferketten, einen<br />

riesigen Preisdruck. Wenn diese<br />

Komplexität nicht bezahlt wird,<br />

können wir sie nicht mehr leisten.<br />

Auf welche Medikamente werden<br />

Sie Ihren Fokus legen?<br />

Teva kann sehr gut komplexe Generika<br />

herstellen. Bei anderen Produkten wissen wir,<br />

dass mit uns zehn andere Hersteller auf den Markt<br />

kommen. Dann ist klar, was passiert: Die Krankenkassen<br />

nutzen ihre Mechanismen, der Preis fällt sofort<br />

massiv, sodass wir manchmal nicht mal die Entwicklungskosten<br />

refinanzieren können.<br />

Wie wirkt sich die Fokussierung auf den Standort<br />

Ulm aus?<br />

Wir haben hier Vollauslastung und das wird auch in<br />

den nächsten drei Jahren so sein. Langfristig wird es


unternehmen [!] TITELTHEMA 15<br />

Die Politik<br />

in Berlin hat<br />

sich in einem<br />

Bürokratie-<br />

Geflecht verstrickt.<br />

Was sind weitere Nachteile des Standortes D?<br />

Unsere Bürokratie kostet viel Geld. Damit meine ich<br />

nicht, dass man Formulare bearbeiten muss. Die Vorschriften,<br />

die man erfüllen muss, die Sicherheitskriterien,<br />

die Umweltvorschriften, das alles kostet Geld.<br />

Diese Kosten müssen sie auf die Produkte umlegen.<br />

Die deutschen Lohnnebenkosten sind mit die höchsten<br />

in Europa. Irgendwann können sie dieses hohe<br />

Kostenniveau nicht mehr über eine hohe Effizienz ausgleichen.<br />

Finden Sie mit solchen Warnungen Gehör in der Berliner<br />

Politik?<br />

Die Bundespolitik hat sich in einem Bürokratie-Geflecht<br />

verstrickt. Das kann man nicht mit einer einzigen<br />

Bestimmung auflösen. Das ist wie ein Gordischer<br />

Knoten, der zerschlagen werden muss. Wenn wir das<br />

nicht schaffen, bekommt der gesamte Wirtschaftsstandort<br />

Deutschland ein Problem. Das ist ja kein<br />

pharmaspezifisches Thema.<br />

Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, wohin Investitionen<br />

künftig fließen?<br />

Dafür braucht es vor allem verlässliche Rahmenbedingungen.<br />

Investitionen und deren Amortisation haben<br />

einen Zyklus von mehreren Jahren. Daher helfen<br />

kurzfristige Eingriffe der Politik nicht. Nur weil die<br />

Politik die Festbetragsregeln für knappe Medikamente<br />

aussetzt, wird kein Hersteller in neue Maschinen<br />

investieren und die Produktion hochfahren. Wir<br />

schauen natürlich auch darauf, welche Technologien<br />

in Zukunft wichtig sind und auf die Konkurrenzsituation<br />

bei den unterschiedlichen Medikamenten.<br />

schwieriger werden, in Ulm Massenware herzustellen,<br />

wenn die Systeme der Politik und der Krankenkassen<br />

nur darauf ausgelegt sind, dass der Billigste<br />

profitiert. Wir werden in Ulm Biotech-Präparate herstellen.<br />

Wir können hier zudem alle Darreichungsformen<br />

produzieren, von festen Arzneimitteln, über Zäpfchen<br />

bis hin zu Säften. Da geht es darum, die richtige<br />

Balance für die Zukunft zu finden und zu entscheiden,<br />

welche Investitionen wir tätigen.<br />

Wie lange bleibt uns das Thema „Engpass von Medikamenten“<br />

erhalten?<br />

Die Lieferengpässe sind eine Folge des deutschen Systems:<br />

Die Produktion von Generika ist unattraktiv.<br />

Die Regularien der Kassen drücken den Preis so weit,<br />

dass <strong>Unternehmen</strong> Medikamente irgendwann nicht<br />

mehr profitabel herstellen können und aus der Produktion<br />

aussteigen. Dann bleibt die Versorgung des<br />

Marktes an ein oder zwei Anbietern hängen. Das war<br />

das Problem bei den Kinderfiebersäften im vergangenen<br />

Winter. Karl Lauterbach ist der erste Bundesgesundheitsminister,<br />

der versucht, gegen dieses System<br />

etwas zu tun und der sagt, der Preis ist nicht das einzige<br />

Kriterium. Das macht er bei Antibiotika und ein<br />

Stück weit bei Kinderarzneimitteln.<br />

Wie bewerten Sie diesen Ansatz?<br />

Dieser erste Schritt ist gut, aber er reicht nicht annä-<br />

baut fürs Gewerbe.<br />

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16<br />

TITELTHEMA unternehmen [!]<br />

Wichtiger Teil des weltweit größten Generikaherstellers<br />

Blick auf einen Teil des Teva-Standortes Ulm, der der größte im Konzernverbund ist.<br />

Foto: Teva Deutschland<br />

Seit dem Jahr 2010 gehört der Arzneimittelhersteller<br />

Ratiopharm (Jahresumsatz<br />

2021: rund 573 Millionen Euro) und damit<br />

Deutschlands bekannteste Arrzneimittelmarke,<br />

zum israelischen Pharmakonzern<br />

Teva. Ulm ist der größte Teva-Standort. Die<br />

Bandbreite reicht von Tabletten bis zu biotechnologischen<br />

Präparaten. Teva beschäftigt<br />

an den Standorten Ulm und Blaubeuren,<br />

wo sich Europas größte Nasensprayfertigung<br />

befindet, rund 2<strong>90</strong>0 Menschen.<br />

Im Gesamtkonzern, der seinen Sitz in Petach<br />

Tikwa nahe Tel Aviv hat, erwirtschafteten<br />

zuletzt 37 000 Mitarbeitende einen Jahresumsatz<br />

von 14,9 Milliarden Dollar (13,6<br />

Milliarden Euro). Teva ist in mehr als 60 Ländern<br />

vertreten und fertigt mehr als 3500<br />

Produkte. Von dem Umsatz entfielen nach<br />

Angaben des Datenportals Statista 2022<br />

rund 8,6 Milliarden Dollar auf Generika. Teva<br />

ist damit der weltweit größte Hersteller von<br />

Nachahmerprodukten, die auf den Markt<br />

kommen, wenn das Patent des Originalpräparats<br />

abgelaufen ist. Mit deutlichem Abstand<br />

folgen Sandoz (Novartis) mit 6,8 und<br />

Sun Pharmaceut. mit 5,3 Milliarden Dollar.<br />

hernd aus, die Gesamtsituation zu verbessern. Denn<br />

das Gesetz betrifft nur ein bis zwei Prozent aller Medikamente.<br />

Selbst Hersteller aus Indien überlegen<br />

sich, ob sie in der Produktion von Generika drinbleiben<br />

oder ins patentgeschützte Geschäft miteinsteigen.<br />

Der Preiskampf ist für alle ruinös. Man darf auch<br />

nicht vergessen: Die Inflation hat die Kosten nach<br />

oben getrieben, aber die Preise sind über die Festbetragsregeln<br />

fest.<br />

Droht erneut ein Mangel an Kinderfiebersäften?<br />

Bei Paracetamol-Fiebersaft sind wir nach wie vor der<br />

einzige Hersteller in Deutschland.<br />

Durch die kurzfristige Aufhebung der<br />

Festbetragsregel können wir kostendeckend<br />

produzieren, aber es ist kein neuer<br />

Hersteller hinzugekommen. Angenommen,<br />

wir haben ein Problem an der<br />

Maschine und diese fällt länger aus,<br />

oder ein Inhaltsstoff kommt aufgrund<br />

eines Lieferengpasses nicht, dann ist<br />

Deutschland unterversorgt.<br />

Die Pflicht<br />

zu einem<br />

Nachfrage-<br />

Puffer<br />

ist Irrsinn.<br />

Zuletzt gab es Unmut von Apothekern aufgrund der<br />

knappen Belieferung, was ist der Grund?<br />

Wir stehen mit den Apothekerinnen und Apothekern<br />

im engen Kontakt. In den vergangenen Jahren haben<br />

wir eine Winterbevorratung mit Aktionspreisen gemacht.<br />

Aktuell sind die Lager vieler Apotheken aus<br />

verschiedenen Gründen relativ leer. Wir haben zuletzt<br />

unsere Produktion von Kinderarzneimittel kräftig<br />

gesteigert, stoßen aber an technische Grenzen.<br />

Was hat das zur Folge?<br />

Je nach Infektionslage wird die Nachfrage größer sein,<br />

als das, was wir produzieren können. Vor diesem Hintergrund<br />

wäre es kontraproduktiv, eine Bevorratungsaktion<br />

für Apotheken zu machen. Wir wollen uns die<br />

Möglichkeit offen lassen, auf regionale Infektionsherde<br />

reagieren zu können. Es macht keinen Sinn, die Lager<br />

in Norddeutschland zu füllen, wenn es einen Infektionsherd<br />

in Süddeutschland gibt.<br />

Lässt sich sagen, ob es auch bei anderen Produkten<br />

in diesem Winter zu Engpässen kommen wird?<br />

Das Infektionsgeschehen nach Corona ist sehr schwer<br />

vorherzusagen. Die Schwankungen im Vergleich zu<br />

den Vor-Corona-Jahren sind größer geworden.<br />

Ein Produktionsprozess dauert<br />

– von der Rohstoffbeschaffung bis<br />

zur Auslieferung unter den üblichen Bedingungen<br />

etwa neun Monate. Wenn<br />

der Bedarf kurzfristig nach oben geht,<br />

lässt sich das nicht schnell ausgleichen.<br />

Hersteller sind seit diesem Jahr verpflichtet,<br />

bei bestimmten Präparaten einen Nachfrage-Puffer<br />

für sechs Monate anzulegen. Hilft diese Regelung?<br />

Um ehrlich zu sein, sie ist ein Desaster. Nehmen Sie<br />

ein Medikament, bei dem wir am Kapazitätslimit sind.<br />

Dann müssen Hersteller zuerst ihren Lagerbestand<br />

aufbauen, damit sie sich an einer Ausschreibung der<br />

Krankenkassen beteiligen können. Gleichzeitig gibt<br />

es Patienten, die das Medikament benötigen. Das ist<br />

Irrsinn. Zudem sind die Margen im Ausschreibungsgeschäft<br />

marginal. Die Lagerung eines Sechs-Monats-<br />

Bedarfs kostet viel Geld. Das macht das Geschäft noch<br />

einmal unattraktiver. Das gefährdet nicht die Versorgung<br />

mit Produkten, bei denen es 20 Anbieter gibt.


unternehmen [!] TITELTHEMA 17<br />

Sind es aber nur noch zwei oder drei Anbieter, kann<br />

das schnell ein Problem werden.<br />

Was muss sich denn ändern, damit sich das leidige<br />

Thema erledigt?<br />

Bei Medikamenten, bei denen ich nur noch zwei oder<br />

drei Hersteller habe, muss das Geschäft wieder attraktiver<br />

werden. Das System braucht dringend mehr<br />

Flexibilisierung. Den Ansatz, dass immer nur der Billigste<br />

zum Zug kommt, kann ich nur verfolgen, wenn<br />

ich genügend Anbieter habe und die Versorgung nicht<br />

gefährdet ist.<br />

Aber …<br />

Wenn ich Bereiche wie Antibiotika oder onkologische<br />

Medikamente habe, ist dieser Ansatz gefährlich. Nehmen<br />

sie das Medikament Tamoxifen als Beispiel, das<br />

in der Behandlung von Brustkrebs eingesetzt wird.<br />

Für das gibt es kein Austauschprodukt. Dafür gibt es<br />

gerade noch zwei Hersteller. Vor zwei Jahren gab es<br />

bereits einen Engpass. In einer solchen Lage ist es<br />

überfällig, dass man diese Medikamente aus der Preisregulierung<br />

nimmt. Und zwar nicht für ein oder zwei<br />

Jahre, sondern für fünf Jahre. Nur dann gibt es die<br />

Chance, dass wieder Hersteller in die Produktion einsteigen.<br />

Denn Deutschland ist ein Markt, der in der<br />

weltweiten Versorgung relativ weit hinten steht.<br />

Woran liegt das?<br />

Global tätige Pharmaunternehmen reißen sich nicht<br />

darum, den deutschen Markt zu beliefern. Sie lasten<br />

mit den Liefermengen nur ihre Fabriken aus. Wenn<br />

Sie einen lukrativen Absatzmarkt finden, werden andere<br />

Länder beliefert. Das ist eine Gefahr für die Versorgung.<br />

Und wir sprechen hier nicht über irgendwelche<br />

Konsum- und Luxusgüter, sondern über Medikamente,<br />

die Leben retten und verlängern.<br />

Neben dem ökonomischen gibt es ja auch den politischen<br />

Aspekt.<br />

Das ist richtig. In Sachen Arzneimittelversorgung befinden<br />

wir uns in einer hohen Abhängigkeit von China,<br />

das ein anderes Wertesystem hat als wir. Wenn<br />

sich hier die politischen Spannungen verschärfen, bekommen<br />

wir schnell ein Versorgungsproblem. Wir<br />

sprechen angesichts der aktuellen Kriege viel darüber,<br />

dass Deutschland wieder verteidigungsfähig sein<br />

muss. Für mich ist auch die Medikamentenversorgung<br />

ein essenzielles Gut, für das die Bundesregierung zuständig<br />

ist. Dafür tun wir bisher nichts. Es geht immer<br />

nur um billig, billig, billig. Das ist ein hochriskanter<br />

Ansatz.<br />

Das Interview mit Teva-<br />

Deutschlandchef Andreas<br />

Burkhardt führten Simone<br />

Dürmuth und Alexander<br />

Bögelein von der Redaktion<br />

der SÜDWEST PRESSE Ulm.<br />

Die Fotos stammen vom<br />

SWP-Fotografen Lars<br />

Schwerdtfeger.<br />

Interviewrunde im Büro von Andreas Burkhardt: (von links) Simone Dürmuth,<br />

Alexander Bögelein und Monika Huth von der Teva-<strong>Unternehmen</strong>skommunikation.


18 Anzeige RESSORT unternehmen [!]<br />

Souverän und sicher: Nachhaltiges<br />

Datenmanagement für <strong>Unternehmen</strong><br />

In Augsburg-Oberhausen baut LEW TelNet<br />

das LEW Green Data Center. <strong>Unternehmen</strong>,<br />

IT-Systemhäuser und Kommunen profitieren<br />

dort von einer IT-Infrastruktur mit zukunftsweisender<br />

Leistung und einem beispielgebenden<br />

Energiekonzept.<br />

<strong>Unternehmen</strong>s-IT muss stets up-to-date,<br />

sicher und vor allem auch zukunftsfähig sein.<br />

„Never touch a running system” ist hier keine<br />

Option. Die digitale Transformation der Arbeit<br />

in den <strong>Unternehmen</strong> und mit ihren Partnern<br />

und Kunden lässt den Bedarf an Leistung und<br />

Kapazität der IT-Systeme derzeit exponentiell<br />

wachsen. Gleichzeitig steigen auch die Anforderungen<br />

und Erwartungen an die <strong>Unternehmen</strong>,<br />

ihre IT-Infrastruktur möglichst klima- und<br />

ressourcenschonend zu betreiben. Beides –<br />

die Steigerung der Performance einerseits und<br />

möglichst nachhaltigem Betrieb andererseits<br />

– lässt sich in on-premise Serverräumen an<br />

den eigenen Firmenstandorten nur mit hohem<br />

Aufwand realisieren. LEW TelNet, das Telekommunikationsunternehmen<br />

der LEW-Gruppe,<br />

bietet für Kommunen, Industrie, Mittelstand<br />

oder IT-Systemhäuser deshalb eine weitaus<br />

wirtschaftlichere und zukunftssichere Möglichkeit:<br />

die Auslagerung ihrer Serversysteme<br />

in der wegweisenden Rechenzentrumsumgebung<br />

des LEW Green Data Center.<br />

Zuverlässige Infrastruktur für die<br />

<strong>Unternehmen</strong>s-IT<br />

Vier Serverräume für bis zu 600 Racks, ISO/<br />

IEC 27001 und DIN EN 50600 Zertifizierung,<br />

mehrfache Redundanz bei Stromversorgung,<br />

Kühlung und Datenleitungen, Kundenanbindungen<br />

mit bis zu mehreren hundert Gigabit<br />

pro Sekunde – das LEW Green Data Center bietet<br />

Colocation-Kunden eine hochsichere und<br />

hochverfügbare Infrastruktur. <strong>Unternehmen</strong>,<br />

IT-Systemhäuser und Kommunen können sie<br />

im Mietservice nutzen: Sie können eigene Server-<br />

und Speichersysteme installieren oder sie<br />

im Bundle inklusive Hardware und Serverbetreuung<br />

durch die LEW TelNet Datenspezialisten<br />

aufbauen und betreiben lassen. Beispielgebend<br />

macht das LEW Green Data Center auch<br />

sein nachhaltiges Energiekonzept.<br />

Neue Maßstäbe für eine grüne<br />

Informationstechnologie<br />

Das LEW Green Data Center soll im Regelbetrieb<br />

zu einhundert Prozent mit Grünstrom<br />

versorgt werden – über Photovoltaikmodule<br />

Im Augsburger Stadtteil Oberhausen entsteht aktuell ein nachhaltiges Colocation-Rechenzentrum,<br />

das LEW Green Data Center.<br />

Foto: LEW TelNet GmbH<br />

auf dem Dach, einem PV-Park direkt daneben<br />

sowie mit Strommengen aus regionaler Wasserkraft.<br />

Die Kühlung der IT-Systeme sollen<br />

hoch effiziente Luft-Luft-Wärmetauscher<br />

übernehmen, Abwärme kann als Nahwärme<br />

genutzt werden und sämtliche Techniksysteme<br />

sind auf Energieeffizienz getrimmt.<br />

Top-Performance für Wirtschaft und Umwelt<br />

Jeder Kundenserver arbeitet im LEW Green<br />

Data Center sowohl technisch als auch energetisch<br />

auf dem jeweils optimalen Level. Die für<br />

Kunden besonders relevanten Faktoren wie äußerst<br />

geringe Latenzzeiten, agile Rechenressourcen<br />

für Big Data-Analysen und KI-Systeme<br />

oder Echtzeit-Spiegelserver werden erfüllt.<br />

Zudem zahlen Colocation-Nutzer auf die CO2-<br />

Bilanz ihres <strong>Unternehmen</strong>s ein. „Im LEW Green<br />

Data Center vereinen wir Performance, Nachhaltigkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit unter einem<br />

Dach.“, sagt LEW TelNet Geschäftsführer Sebastian<br />

Haggenmüller. „So ermöglichen wir<br />

den <strong>Unternehmen</strong> in der Region, die wachsenden<br />

Chancen der Digitalisierung zu nutzen und<br />

parallel dazu Klimaschutzziele zu erreichen.“<br />

Die Inbetriebnahme der ersten zwei Serverräume<br />

des LEW Green Data Centers ist in der zweiten<br />

Jahreshälfte 2024 geplant. Wer von Anfang<br />

an vom grünen Rechenzentrum profitieren will,<br />

kann seine Racks bereits heute reservieren.<br />

Weitere Infos und Anfragen zum<br />

LEW Green Data Center:<br />

LEW TelNet GmbH<br />

Oskar-von-Miller-Straße 1b<br />

86356 Neusäß<br />

T +49 821 328 4477<br />

greendatacenter@lewtelnet.de<br />

www.green-data-center.de<br />

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Entscheiden Sie sich für nachhaltige IT:<br />

das LEW Green Data Center<br />

Das LEW Green Data Center ist das erste grüne Colocation-Rechenzentrum<br />

in der Region. Ob Industrie, Mittelstand oder IT-Systemhaus: Bewältigen Sie<br />

mit uns aktuelle und zukünftige Herausforderungen rund um Industrie 4.0,<br />

Big Data und Cloud- & High-Performance-Computing nachhaltig,<br />

effizient, sicher und hochverfügbar.<br />

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bis zur Konzeption und Nutzung von Cages<br />

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geringerer Investitionskosten<br />

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Anbindung an das LEW TelNet Hochgeschwindigkeitsnetz<br />

• Zuverlässige und hohe Sicherheitsstandards durch<br />

modernste bauliche und technische Infrastruktur<br />

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Cannabis<br />

frisch aus<br />

dem Bunker<br />

RESSORT unternehmen [!]<br />

Canify Die Pharma-Firma<br />

handelt mit Cannabisblüten<br />

zur Schmerztherapie.<br />

Einblicke in ein Geschäft<br />

mit strengen Regeln und<br />

viel Potenzial.<br />

Canify baut in Deutschland<br />

selbst kein Cannabis<br />

an, hier verpackt es die Ware<br />

und beliefert Kunden.<br />

Fotos: Lars Schwerdtfeger<br />

Sascha Mielcarek legt<br />

seine Hand auf den<br />

Scanner neben der<br />

Bunkertür. Sie erscheint<br />

– rot umrissen – auf einem<br />

Bildschirm. Ein Piepsen.<br />

Ein grüner Umriss. Einlass gewährt.<br />

„Mit einer abgehackten<br />

Hand würde das nicht funktionieren“,<br />

sagt Mielcarek und<br />

drückt die Tür auf. Der Scanner<br />

misst Blutströme, die in einer toten<br />

Hand nicht mehr fließen<br />

würden. Mielcarek ist Vorstandsvorsitzender<br />

der Canify<br />

AG – ein Cannabis-Pharmaunternehmen<br />

mit Produktionsund<br />

Lagerstandort in Leipheim.<br />

Genauer gesagt in einem ehemaligen<br />

Natobunker auf dem früheren<br />

Militärflugplatz.<br />

Die Canify AG ist einer von<br />

rund 30 Anbietern von Medizinalcannabis<br />

in Deutschland. Der<br />

Startschuss war 2017 als die<br />

Bundesrepublik als erstes europäisches<br />

Land die Verordnung<br />

von Cannabis zu medizinischen<br />

Zwecken erlaubte. Damit können<br />

die gesetzlichen Krankenkassen<br />

bei Schwerkranken die<br />

Therapiekosten übernehmen.<br />

Das eröffnet einen neuen Markt.<br />

2021 stellten Ärzte 370 000 Verordnungen<br />

von Cannabisblüten<br />

sowie cannabinoidhaltigen Extrakten<br />

und Fertigarzneimitteln<br />

aus. Das entsprach einem Umsatz<br />

von mehr als 185 Millionen<br />

Euro. Marktbeobachter sehen<br />

ein großes Potenzial. Zum einen<br />

verordnen viele Ärzte Cannabis<br />

noch nicht, zum anderen bewilligen<br />

die Krankenkassen bisher<br />

nur knapp zwei Drittel der Anträge<br />

auf Kostenerstattung. Für<br />

<strong>2023</strong> prognostiziert das Datenportal<br />

Statista einen Umsatz in<br />

Deutschland von etwa 313 Millionen<br />

Euro. Tendenz steigend.<br />

Doch das Geschäft mit medizinischem<br />

Cannabis hat seine<br />

Tücken. Es unterliegt den strengen<br />

Regeln des Betäubungsmittelgesetzes,<br />

wie auch Morphium<br />

oder Fentanyl. Das bedeutet für<br />

Mielcarek hohen bürokratischen<br />

Aufwand sowie strikte<br />

Hygiene- und Sicherheitsregeln.<br />

Der Weg ins Innere des Bunkers<br />

führt durch Umkleidekabinen.<br />

Eine Linie am Boden zeigt Beschäftigten<br />

und Besuchern, wo<br />

sie ihre Straßenkleidung ablegen<br />

und die steril verpackte<br />

Schutzkleidung anziehen – samt<br />

Unterhemd, Socken und Crocs.<br />

Mielcarek desinfiziert sich<br />

die Hände. Vor ihm liegt ein<br />

grell erleuchteter, weißer Flur –<br />

bestückt mit Überwachungskameras,<br />

Insektenfallen und Luftfiltern.<br />

Der Geruch von Desinfektionsmittel<br />

hängt in der Luft.<br />

Vor einer Glasscheibe bleibt er<br />

stehen. Dahinter wiegen drei<br />

Wir handeln<br />

mit einem<br />

als Droge<br />

empfundenen<br />

Rohmaterial.<br />

Sascha Mielcarek<br />

Vorstandschef Canify AG<br />

Mitarbeiterinnen die aus der<br />

ganzen Welt importierten Cannabisblüten<br />

ab und versiegeln<br />

diese in Dosen. Zu ihrer weißen<br />

Schutzkleidung tragen sie<br />

Mundschutz und Haarnetze. Zusätzlich<br />

sorgt ein spezielles<br />

Luftreinigungssystem dafür,<br />

dass jegliche Kontamination<br />

vermieden wird. „Wir handeln<br />

mit einem als Droge empfundenen<br />

Rohmaterial“, sagt Mielcarek.<br />

Jede Verunreinigung wäre<br />

fatal, jedes verlorene Milligramm<br />

eine Katastrophe. Es<br />

muss in der Lieferkette exakt<br />

nachverfolgt werden können.<br />

100 Kilo Blüten gelagert<br />

Aus dem Reinraum gehen die<br />

Dosen weiter an die Kunden,<br />

vorrangig an Apotheken. Dort<br />

wird das Cannabis erneut geprüft<br />

und gewogen. Denn die<br />

Apotheke ist für das finale Produkt<br />

verantwortlich, schildert<br />

Mielcarek den deutschen<br />

„Regulierungswahnsinn“.<br />

Ob das geplante Legalisierungsgesetz<br />

das vereinfachen würde?<br />

Dieses trifft trotz seiner Fokussierung<br />

auf den Freizeitmarkt<br />

indirekt auch das Geschäft mit<br />

Medizinalcannabis. „Nicht<br />

zwingend für uns Hersteller,<br />

aber wir gehen von einem deutlich<br />

positiven Ruck aus“, antwortet<br />

Mielcarek. Da Cannabis


unternehmen [!]<br />

MACHEN<br />

21<br />

Produktion wird ausgebaut<br />

als Betäubungsmittel gilt, haftet der<br />

Therapieform eine Stigmatisierung<br />

an. Allerdings wird Cannabis zunehmend<br />

gesellschaftsfähig, das neue<br />

Gesetz wäre für die Branche ein weiterer<br />

richtiger Schritt in diese Richtung.<br />

Mielcarek ist mittlerweile vor einer<br />

grünen, 4,5 Tonnen schweren<br />

Bunkertür angekommen. „Hier sind<br />

die Wände einen Meter dick. Die<br />

Leitungen zu legen, war kompliziert“,<br />

erzählt Mielcarek und geht<br />

durch die Tür. Jetzt vermischt sich<br />

mit jedem Schritt Richtung Lager<br />

der Geruch nach Desinfektionsmittel<br />

mit dem von Cannabis. Regal an<br />

Regal, Box auf Box, sorgfältig beschriftet.<br />

Darin: Cannabissorten mit<br />

unterschiedlichen THC- und CBD-<br />

Gehalten und Genetiken. Rund 100<br />

Kilogramm lagert Canify momentan<br />

hier. Je höher der THC-Gehalt, desto<br />

nachgefragter sei die jeweilige<br />

Kombination, sagt Mielcarek. Zur<br />

Anwendung verdampfen Patienten<br />

die Blüten, um den Dunst zu inhalieren.<br />

Zudem will Canify in den<br />

nächsten zwei Jahren Extrakte anbieten<br />

und in die Entwicklung neuer<br />

Produkte investieren.<br />

Canify soll zu den Top 10 gehören<br />

„Wir skalieren mit steigendem Erfolg“,<br />

sagt Mielcarek. Der Standort<br />

im Bunker hat einen zweistelligen<br />

Millionenbetrag gekostet. Mielcarek<br />

plant für 2024 weitere Investitionen,<br />

auch in Personal und ins Klinikgeschäft<br />

in Erwartung des neuen Betäubungsgesetzes.<br />

Die Canify AG,<br />

die aktuell mit 24 Beschäftigten einen<br />

Jahresumsatz in einstelliger Millionenhöhe<br />

erwirtschaftet, baut als<br />

weiteres Standbein ein telemedizinisches<br />

Angebot für Patienten auf.<br />

Zudem bietet sie Dienstleistungen<br />

für andere Firmen an, die Zugang<br />

zum europäischen Cannabismarkt<br />

suchen. Mitte 2024 soll die Gewinnzone<br />

erreicht werden.<br />

Es sind ehrgeizige Pläne, die der<br />

Vorstandschef auf dem Rückweg erzählt.<br />

Canify will 2024 zu den Top<br />

10 im Markt gehören. Ein weiteres<br />

Ziel ist der Börsengang. In fünf Jahren<br />

sieht Mielcarek Canify als öffentlich<br />

gehandelte Aktiengesellschaft<br />

in einem dreistelligen Millionenumsatzbereich.<br />

„Eine Behandlung<br />

wie jeder Pharmakonzern wäre<br />

wünschenswert“, sagt er noch. Vielleicht<br />

wären dann dicke Bunkerwände<br />

hinfällig. [!] Verena Eisele<br />

Oben: Drei Mitarbeiterinnen im „Reinraum“ wiegen die exakte Menge an Cannabisblüten ab;<br />

Mitte: Das Lager im Innern des Bunkers; Unten: Der ehemalige Nato-Bunker von außen.<br />

Sitz des <strong>Unternehmen</strong>s ist<br />

Herrsching. Es ging hervor aus<br />

einem Zusammenschluss von<br />

Bavaria Weed und der dänischen<br />

Canify AS. In Give (Dänemark)<br />

entsteht eine weitere<br />

Produktionsstätte, wo Cannabis<br />

auch angebaut wird.<br />

Die Wirkung von Cannabis<br />

auf den menschlichen Organismus<br />

ist auf Cannabinoide<br />

zurückzuführen. Die bekanntesten<br />

zwei sind Tetrahydrocannabinol<br />

(THC) und Cannabidiol<br />

(CBD). THC ist für das<br />

„Hochgefühl“ beim Konsum<br />

verantwortlich, CBD hat eine<br />

eher beruhigende Wirkung. Es<br />

ist nicht klar, in welchem Umfang<br />

welcher Bestandteil des<br />

Cannabis wirkt („Entourage-<br />

Effekt“). Vielmehr wirken die<br />

Stoffe in der Hanfpflanze in<br />

Kombination miteinander.<br />

FOTOS: LARS SCHWERDTFEGER/VOLKMAR KÖNNEKE


22<br />

NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />

Großauftrag für<br />

Pressenbauer<br />

Schuler Der Göppinger Pressenbauer<br />

Schuler hat zur Herstellung<br />

von Eisenbahnrädern<br />

vom indischen <strong>Unternehmen</strong><br />

Ramkrishna Titagarh Rail<br />

Wheels einen Großauftrag im<br />

oberen zweistelligen Millionen-<br />

Euro-Bereich erhalten. Darin<br />

enthalten ist eine schlüsselfertige<br />

Produktionslinie unter anderem<br />

mit einer Radwalze, zwei<br />

Schmiedepressen, Automation<br />

und einem Drehherdofen. Ramkrishna<br />

Forgings ist der zweitgrößte<br />

Anbieter von Schmiedeteilen<br />

in Indien. Die Andritz-<br />

Gruppe, zu der Schuler gehört,<br />

erzielte mit 29 100 Beschäftigten<br />

zuletzt einen Umsatz von<br />

7,5 Milliarden Euro.<br />

Azubis aus<br />

Marokko<br />

Gastronomie Das Donzdorfer<br />

Schloßrestaurant hat zwei<br />

22-jährige Azubis aus Marokko<br />

eingestellt, nachdem die Suche<br />

hierzulande in verschiedenen<br />

Medien und auf unterschiedlichen<br />

Kanälen erfolglos geblieben<br />

war. Daniel Schadwinkel,<br />

der das Restaurant seit drei Jahren<br />

führt, beschäftigt sieben<br />

festangestellte Mitarbeiter, drei<br />

Auszubildende und 25 Aushilfen<br />

– und sucht weiter Fachkräfte.<br />

Die Gastronomie versucht immer<br />

häufiger weltweit Auszubildende<br />

anzuwerben. So hat das<br />

Brauhaus zum Kaiser in Geislingen<br />

Azubis für Küche und Service<br />

in Vietnam gefunden.<br />

Millionen<br />

Überstunden<br />

Die Kaufkraft in Göppingen liegt mit knapp 7500 Euro unter dem Bundesschnitt.<br />

Kaufkraft schwankt deutlich<br />

Die Kaufkraft im Kreis Göppingen ist laut der IHK insgesamt<br />

hoch. Allerdings gebe es große Unterschiede<br />

in den einzelnen Städten und Gemeinden. Besonders<br />

schwierig ist es demnach in Geislingen, denn bei der<br />

Kaufkraft ist die Fünftälerstadt mit 6665 Euro pro<br />

Kopf das Schlusslicht innerhalb des Landkreises. Damit<br />

liegt Geislingen rund elf Prozent unter dem Bundeswert<br />

von 7463 Euro. Zum Vergleich: An der Spitze<br />

Arbeitszeit Rund zwei Millionen<br />

Überstunden haben die<br />

Menschen im Landkreis Göppingen<br />

im vergangenen Jahr am<br />

Arbeitsplatz geleistet. Davon<br />

1,23 Millionen Arbeitsstunden<br />

zum Nulltarif – ohne Bezahlung.<br />

Das geht aus dem „Überstunden-Monitor“<br />

des Pestel-Instituts<br />

hervor. Die Wissenschaftler<br />

haben die „Plus-Stunden im<br />

Job“ im Auftrag der Gewerkschaft<br />

Nahrung-Genuss-Gaststätten<br />

(NGG) untersucht. Alle<br />

Beschäftigten zusammengenommen<br />

haben den <strong>Unternehmen</strong><br />

im Landkreis so rund 17,7<br />

Millionen Euro quasi geschenkt,<br />

sagt NGG-Vertreter Michael<br />

Gutmann. Und das sei äußerst<br />

sparsam auf Mindestlohn-Basis<br />

berechnet.<br />

Stimmung trübt<br />

sich ein<br />

Konjunktur Noch hat die Anzahl<br />

der <strong>Unternehmen</strong>, die eine<br />

gute Geschäftslage vermelden,<br />

die Nase vorn. Aber die Zahl derer,<br />

die eine schlechte Geschäftslage<br />

melden, ist stark gestiegen.<br />

So beschreibt die IHK<br />

Bezirkskammer Göppingen die<br />

Stimmung ihrer Mitgliedsbetriebe.<br />

Laut der Herbst-Konjunkturumfrage<br />

der Kammer<br />

meldete jedes vierte <strong>Unternehmen</strong><br />

im Kreis eine schlechte<br />

Geschäftslage. Im Frühjahr<br />

lag der Wert noch bei 13,6 Prozent.<br />

„Nicht nur die Erwartungen,<br />

auch die Lage in den <strong>Unternehmen</strong><br />

hat sich deutlich verschlechtert“,<br />

konstatiert IHK-<br />

Bezirkskammerpräsidentin<br />

Edith Strassacker.<br />

Kaum Hoffnung<br />

auf Übernahme<br />

steht im Kreis Bad Überkingen mit 8697 Euro. Knapp<br />

hinter Bad Überkingen folgt Bad Boll mit 8538<br />

Euro. Die Stadt Göppingen hingegen liegt mit 7457<br />

Euro pro Kopf ebenfalls unter dem Durchschnittswert,<br />

allerdings nur leicht. Ein anderes Bild ergibt<br />

sich bei der Kaufkraftbindungsquote, also dem Zufluss<br />

an Kaufkraft aus dem Umland: Sie liegt für<br />

Geislingen bei 107 Prozent.<br />

Wettabäck Der Eigentümer der<br />

Wäschenbeurener Bäckerei<br />

Wettabäck, Jürgen Kottmann,<br />

findet trotz guter Geschäftsprognosen<br />

keinen Nachfolger<br />

für den derzeitigen Pächter. Der<br />

jetzige Betreiber, der die seit 100<br />

Jahren bestehende Bäckerei gepachtet<br />

hat, schließt aus Altersgründen<br />

zum Jahresende. Egal,<br />

ob bei Innung oder Handwerkskammer:<br />

es melde sich niemand,<br />

der eigenverantwortlich eine<br />

Bäckerei betreiben will. Auch<br />

Ketten zeigten kein Interesse.<br />

Stadt zeigt<br />

Interesse<br />

Foto: Giacinto Carlucci<br />

Insolvenz Mehr als ein Jahr<br />

nach der Insolvenz des Donzdorfer<br />

<strong>Unternehmen</strong>s Stahlbau<br />

Wendel zeigt die Stadt Interesse<br />

an einem Teil des Firmenareals.<br />

Plänen zufolge möchte<br />

die Gemeinde auf bis zu 4000<br />

Quadratmetern das Feuerwehrmagazin<br />

unterzubringen. Am<br />

Konzept werde derzeit gearbeitet,<br />

berichtet Bürgermeister<br />

Martin Stölzle. [!]


unternehmen [!] RESSORTAnzeige<br />

23<br />

Großartiger Wiederholungsauftrag –<br />

KESSLER in Bad Buchau spart weiter ein!<br />

Die Kessler GmbH in Bad Buchau setzt erneut auf die Firma Wintermayr. 1.980 LED-Lichtpunkte<br />

wurden auf einer Fläche von 24.000 m 2 (aufgeteilt auf 11 Hallen) neu verbaut und ca. 80% davon<br />

auf DALI-KNX umgestellt. Die Anschlussleistung konnte von 210 kW auf 69 kW reduziert werden.<br />

Die Rechenbeispiele<br />

der Wintermayr Gruppe,<br />

die genaue Prognose sowie<br />

die kurze Amortisationszeit<br />

haben uns 2011 schon<br />

überzeugt. Das hat uns die<br />

Entscheidung leicht gemacht,<br />

die Optimierungsmaßnahme <strong>2023</strong><br />

erneut mit ihnen umzusetzen. Die optimalen<br />

Einspareffekte von 2011 konnten um ein weiteres<br />

übertroffen werden und wir können die<br />

Firma Wintermayr nur weiterempfehlen.“<br />

Dominic Fischer, Leiter Gehäuse- und Lagerflanschfertigung<br />

/ Stellv. Bereichsleiter Fertigung<br />

Franz Kessler GmbH<br />

Übergabe des Wintermayr Zertifikats (v.l.n.r): Alexander Wintermayr (Geschäftsführer), Jürgen Wintermayr<br />

(Key Account Manager) der Wintermayr Gruppe, Joachim Hagg (Gebäudeinstandhaltung), Dominic Fischer<br />

(Leiter Gehäuse- und Lagerflanschfertigung, stellv. Bereichsleiter Fertigung) der Kessler GmbH.<br />

2011 optimierte die Kessler GmbH schon<br />

einmal ihre Beleuchtungsanlage mit der<br />

Wintermayr Gruppe und sparte damals 36 %<br />

Energie ein. Schon vor ca. 12 Jahren überzeugte<br />

das Konzept, die Arbeitsweise und das<br />

Ergebnis, so dass für die Kessler GmbH ganz<br />

klar war, die bestehende Beleuchtungsanlage<br />

nun zum 100jährigen Jubiläum wieder mit der<br />

Wintermayr Gruppe zu optimieren und auf einen<br />

aktuellen sowie energiesparenden Stand<br />

zu bringen.<br />

In nur vier Monaten wurde die gesamte Beleuchtungsanlage<br />

während des laufenden Betriebs<br />

erneuert. Das Ziel war klar: mehr Helligkeit<br />

bei gleichzeitiger Reduzierung des Energieverbrauchs<br />

und das ist der Wintermayr<br />

Gruppe erneut eindrucksvoll gelungen!<br />

LED-Beleuchtungsprojekt:<br />

Ergebnis in Zahlen<br />

Fotos: © Wintermayr, KESSLER<br />

· Energieeinsparung: 67 %<br />

· Einsparung Strom: 657.945 kWh/Jahr<br />

· CO2-Reduzierung: 482 Tonnen/Jahr<br />

· Durchschnittliche Lichtverbesserung: 43%<br />

Mit einer Steigerung von 67 % an eingesparter<br />

Energie und 43 % mehr Licht ist dieses<br />

Projekt ein voller Erfolg.<br />

Dank des neuen Beleuchtungskonzeptes der<br />

Firma Wintermayr Energiekonzepte Systemtechnik<br />

GmbH aus Ulm spart das <strong>Unternehmen</strong><br />

nun rund 657.945 kWh Strom pro Jahr.<br />

G R U P P E<br />

Wintermayr Energiekonzepte<br />

Systemtechnik GmbH<br />

Hörvelsinger Weg 11 · 8<strong>90</strong>81 Ulm<br />

T +49 731 96273-0 · F +49 731 96273-11<br />

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24<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Seit nicht mehr jeder auf<br />

eigene Faust als Jäger<br />

und Sammler sein<br />

Abendbrot selbst zusammensucht,<br />

wird verpackt.<br />

Nicht nur Lebensmittel, alles<br />

andere auch. Verpackungs-<br />

Grundstoff Nummer eins ist dabei<br />

Kunststoff. Rund die Hälfte<br />

aller Waren in Europa werden<br />

in Kunststoff verpackt. Der lässt<br />

sich quasi in jeder Form und<br />

Größe relativ billig herstellen<br />

und schützt das Verpackte vor<br />

fast allen Widrigkeiten.<br />

Nur: Kunststoff ist in Verruf<br />

geraten. Er wird meistens aus<br />

Erdöl oder Erdgas hergestellt,<br />

und wenn er – vor allem als Verpackung<br />

– nicht mehr gebraucht<br />

wird, landet er als Müll in der<br />

Landschaft oder dem Meer.<br />

Nachhaltigkeit ist dagegen ein<br />

Gebot der Stunde und als so<br />

richtig nachhaltig gelten Kunststoffverpackungen<br />

mit petrochemischer<br />

Grundlage nicht.<br />

Weniger<br />

ist mehr<br />

Verpackung Weniger Kunststoff<br />

aus Erdöl oder Erdgas, dafür<br />

mehr Bio-Plastik. Die Branche<br />

arbeitet an neuen Lösungen.<br />

Dabei rücken nicht nur<br />

nachwachsende<br />

Rohstoffe in<br />

den Fokus.<br />

Gewicht reduzieren<br />

Allerdings nicht immer zu<br />

Recht, denn: Man solle nicht<br />

nur den Müll am „Lebensende“<br />

der Kunststoffverpackung<br />

sehen, sondern<br />

das große Ganze, sagt<br />

Mara Hancker, Geschäftsführerin<br />

Kommunikation bei<br />

der Industrievereinigung<br />

Kunststoffverpackungen.<br />

In<br />

Kunststoff verpackte<br />

Lebensmittel<br />

blieben länger<br />

frisch, dadurch<br />

verderbe<br />

weniger und deshalb<br />

müsse weniger<br />

weggeworfen<br />

werden. Auch das sei<br />

nachhaltig.<br />

Aber: „Grundsätzlich<br />

müssen alle Verpackungen<br />

immer wieder auf<br />

den Prüfstand und Maßnahmen<br />

zur Reduktion des Umweltfußabdrucks<br />

geprüft werden“,<br />

sagt Benedikt Kauertz,<br />

Fachbereichsleiter Industrie<br />

und Produkte am Heidelberger<br />

Institut für Energie und Umweltforschung<br />

(IFEU). „Bei Einwegverpackungen<br />

sehen wir oft<br />

die Stellschrauben: Reduktion<br />

Schon seit gut 100<br />

Jahren wickeln<br />

Menschen Dinge<br />

in Kunststofffolie.<br />

FOTO: NEW AFRICA 6 1XPERTFOTOGRAF/ADOBE.STOCK.COM


unternehmen [!] SPEZIAL 25<br />

Es ist kein<br />

Freibrief,<br />

nachwachsende<br />

Rohstoffe zu<br />

verwenden.<br />

Benedikt Kauertz<br />

IFEU<br />

Aus Granulat wird<br />

Kunststoff hergestellt.<br />

der Verpackungsgewichte durch<br />

Anpassung des Designs und der<br />

Füllgrößen.“<br />

Tatsächlich tut sich in der<br />

Verpackungsbranche einiges.<br />

Statt „darf’s ein bisschen mehr<br />

sein?“ heißt es immer öfter:<br />

„darf’s ein bisschen weniger<br />

sein?“ So gibt es eine Kunststoff-<br />

Flasche, die mit knapp 6 Gramm<br />

nur noch rund die Hälfte einer<br />

Standard-500-Milliliter-Flasche<br />

wiegt und trotzdem robust und<br />

stapelbar ist. Auch Verpackungsfolien,<br />

die früher aus einem<br />

Verbund verschiedener<br />

Kunststoffe bestanden, gibt es<br />

heute sortenrein, damit sind sie<br />

besser recycelbar. „Erhöhung<br />

der Recyclingfähigkeit“ und<br />

„Optimierung der Prozesstechnik“,<br />

fasst Kauertz die Schlüssel<br />

zur mehr Nachhaltigkeit bei<br />

Verpackungen zusammen.<br />

Nicht nur weniger Kunststoff<br />

ist ein Weg, auch anderer Kunststoff.<br />

Biokunststoffe zum Beispiel.<br />

Diese werden ganz oder<br />

zum Teil aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen hergestellt. Also aus<br />

Holz – Cellulose oder aus Stärke,<br />

die aus Mais-, Weizen- oder<br />

Kartoffeln stammt. Auch aus<br />

Zucker oder Rapsöl, Soja und<br />

Sonnenblumen lässt sich Biokunststoff<br />

herstellen. Dabei ist<br />

die Idee nicht neu. Die ersten<br />

Kunststoffe waren auch so eine<br />

Art Biokunststoff. Zellglas, besser<br />

bekannt unter dem Markennamen<br />

Cellophan, gibt es seit<br />

gut 100 Jahren. Vor allem als<br />

Lebensmittelverpackung<br />

sorgte es für Furore. Bis in<br />

die 1950-Jahre war Cellophan<br />

praktisch die einzige<br />

Verpackungsfolie.<br />

Dann kamen immer<br />

mehr petrochemisch hergestellte<br />

Kunststoffe auf<br />

den Markt und setzten sich<br />

auf breiter Front durch. Und denen<br />

kommt jetzt die Nachhaltigkeit<br />

in die Quere und sorgt für<br />

den Vormarsch der Biokunststoffe.<br />

Einer der Haupttreiber<br />

der Entwicklung des neuen<br />

Stoffs ist die Verpackungsbranche.<br />

Fast die Hälfte des im vergangenen<br />

Jahr in der EU erzeugten<br />

Biokunststoffs landete in der<br />

Verpackungsindustrie. Noch<br />

recht neu ist PEF (Polyethylenfuranoat),<br />

das aus pflanzlichem<br />

Zucker hergestellt wird, der aus<br />

Zuckerrüben, Mais oder Weizen<br />

kommen kann. Das Schöne: PEF<br />

verhält sich wie PET, und das<br />

ist der Stoff, aus dem vor allem<br />

Plastik-Getränkeflaschen<br />

und Folien sind.<br />

Also eine schöne, neue<br />

Biokunststoff-Welt? „Der<br />

Einsatz nachwachsender<br />

Rohstoffe ist kein Freibrief<br />

für einen verschwenderischen<br />

Materialeinsatz“, sagt<br />

Kauertz. Der Austausch der<br />

FOTO: CEREALIST/ADOBE.STOCK.COM<br />

Nachhaltiges Mindset im Einklang mit<br />

individuellen Bedürfnissen von Menschen<br />

Metavers<br />

Internet<br />

wird 3D<br />

Flexibilität<br />

Zeit<br />

Säen<br />

um<br />

langfristig<br />

zu Ernten<br />

Hybride<br />

Arbeitsformen<br />

Arbeitsplatz<br />

der Zukunft<br />

Innovativ<br />

Neues erfinden<br />

und besser<br />

machen<br />

Miteinander<br />

füreinander<br />

erschaffen<br />

Liebe<br />

Vertrauen<br />

Mensch<br />

Familie<br />

Gemeinschaft<br />

Qualität<br />

Lebendig<br />

sein<br />

Prozesse<br />

um enkelfähige Entscheidungen<br />

treffen zu können<br />

Workflow<br />

Cloud<br />

Kreativ<br />

sein


26<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Erleichterung für <strong>Unternehmen</strong><br />

Anstatt auf Mülldeponien langsam zu verrotten, sollen Verpackungen recycelt werden.<br />

Foto: panaramka/adobe.stock.com<br />

Die EU arbeitet an einer neuen Verpackungsverordnung,<br />

die aber erst im kommenden<br />

Jahr in Kraft treten soll. In der neuen<br />

Verordnung geht es um Kunststoffreduzierung,<br />

aber auch um einheitliche Regeln.<br />

Bisher gelten in den EU-Ländern verschiedene<br />

Regeln, vor allem mit Blick auf das Recycling.<br />

„Die Vereinheitlichung ist eine gute Sache“,<br />

sagt Mara Hancker, Geschäftsführerin<br />

Kommunikation bei der Industrievereinigung<br />

Kunststoffverpackungen. Die Vereinheitlichung<br />

mache es für die international tätigen<br />

Kunststoffhersteller und die <strong>Unternehmen</strong>,<br />

die ihre Produkte in Kunststoff verpacken,<br />

einfacher.<br />

Zur Person<br />

Benedikt Kauer<br />

beschäftigt sich<br />

schon lange mit Biokunststoffen<br />

und<br />

Ökobilanzen von Verpackungen.<br />

Seit 17<br />

Jahren ist er am Heidelberger<br />

Institut für<br />

Energie und Umweltforschung<br />

(IFEU).<br />

Der Fachbereichsleiter<br />

Industrie und<br />

Produkte ist studierter<br />

Raum- und Umweltplaner.<br />

Rohstoffbasis könne ein Baustein in<br />

der individuellen Optimierungsstrategie<br />

einer Verpackung sein. Eine<br />

pauschale Aussage, es handle sich<br />

um „die Zukunft der Verpackungen“<br />

lasse sich aber aus wissenschaftlicher<br />

Sicht nicht bestätigen. Denn<br />

auch bei der Rohstoffbasis Biomasse<br />

sollte die Ökobilanz stimmen, gerade<br />

die Umweltfolgen der Agrarwirtschaft<br />

seien zu berücksichtigen.<br />

„Hier muss im Einzelfall im Rahmen<br />

einer Ökobilanz eine kritische Würdigung<br />

der Gesamtumweltprofile<br />

vorgenommen werden.“<br />

Auch das Recycling kann ein Problem<br />

sein. Es gibt biobasierte Kunststoffe,<br />

die aufgrund ihrer Zusammensetzung<br />

zu den Standardkunststoffen<br />

zählen und mit diesen im Recycling<br />

vermischt werden können.<br />

Andere könnten das nicht. Und dann<br />

gibt es noch bioabbaubare Kunststoffe.<br />

„Aus Sicht der ökobilanziellen<br />

Ergebnisse müssen wir den Einsatz<br />

dieser Werkstoffe als Material<br />

für Verpackungen ablehnen“, sagt<br />

Kauertz. Warum? Das Material werde<br />

in Deutschland nicht der Kompostierung<br />

zugeführt, weil am Eingang<br />

der Kompostierwerke nicht<br />

zwischen bioabbaubarem und nicht<br />

bioabbaubarem Kunststoff unterschieden<br />

werden könne. Zudem verleite<br />

die Aussage der Bioabbaubarkeit<br />

Verbraucher dazu, die Verpackung<br />

in der Umwelt zu entsorgen.<br />

Und: Kunststoffe erzielten in der<br />

Kompostierung keine nennenswerten<br />

Gutschriften für einen möglichen<br />

sekundären Nutzen. Im Gegensatz<br />

zu einer thermischen Verwertung,<br />

wo immerhin ein anderer,<br />

möglicherweise fossiler Energieträger<br />

ersetzt werden könne.<br />

Auch beim Recycling von „normalen“<br />

Kunststoffen ist noch Luft<br />

nach oben. Verpackungen aus Kunststoff-Verbunden,<br />

also verschiedenen<br />

Kunststoff-Sorten, lassen sich oft<br />

nicht sortenrein trennen. Und auch<br />

die Recycling-Quote dürfte höher<br />

sein. In vielen Sortieranlagen fällt<br />

alles kleiner DIN-A-5 durch das Raster<br />

und landet letztlich meist in der<br />

Verbrennungsanlage. Eine Alternative<br />

zum Kunststoff ist Mehrweg.<br />

„Grundsätzlich sollte bei jeder Produktverpackung<br />

eine Mehrweglösung<br />

zumindest einmal durchdacht<br />

und durchgerechnet werden“, sagt<br />

IFEU-Experte Kauertz.<br />

Bei Mehrweg kann Material, egal<br />

ob Kunststoff, Karton oder Glas<br />

durch Mehrfach-Nutzung gespart<br />

werden. Glas ist allerdings schwer,<br />

außerdem ist die Glasherstellung<br />

sehr energieintensiv. Die Ökobilanz<br />

von Mehrweg-Systemen ist vor allem<br />

mit Blick auf den Kohlendioxid-<br />

Ausstoß meistens dann positiv,<br />

wenn sich das System lokal beschränkt<br />

und die vergleichsweise<br />

schweren Pfand-Verpackungen nicht<br />

quer durch die ganze Republik oder<br />

EU gegondelt werden. Und: „Der<br />

Anwendungsfall muss nicht zwingend<br />

auf Lebensmittel beschränkt<br />

sein.“ Gerade bei Versand-, Um- und<br />

Transportverpackungen, bei denen<br />

die hygienischen Anforderungen etwas<br />

weniger strikt seien, sieht Kauertz<br />

Möglichkeiten für Mehrweglösungen.<br />

[!] <br />

Peter Buyer


unternehmen [!] NAMEN & NACHRICHTEN 27<br />

Wechsel bei<br />

Boehringer<br />

Pharma Die Deutschland-Chefin<br />

der Boehringer Ingelheim<br />

Pharma GmbH & Co. KG, Sabine<br />

Nikolaus, übergibt ihr Amt<br />

an Fridtjof Traulsen. Der 54-jährige<br />

promovierte Chemiker ist<br />

aktuell Standortleiter in Biberach.<br />

Zum 1. Januar 2024 rückt er<br />

auf und wird Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung. Er ist bereits<br />

seit 23 Jahren im <strong>Unternehmen</strong><br />

tätig. Boehringer Ingelheim ist<br />

eines der weltweit führenden<br />

forschenden Pharma-<strong>Unternehmen</strong><br />

mit rund 53 000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern, die<br />

zuletzt einen Jahresumsatz von<br />

24 Milliarden Euro erwirtschaftet<br />

haben.<br />

Vetter<br />

vergrößert sich<br />

Pharma Ende 2024 sollen die<br />

ersten Reinräume im neuen Produktionsgebäude<br />

der Vetter<br />

Pharma-Fertigung in Ravensburg<br />

installiert werden. Die 230<br />

Millionen Euro teure Konstruktion<br />

soll mehrere kommerzielle<br />

Abfülllinien beherbergen. Baubeginn<br />

war bereits vor zwei Jahren.<br />

Der Rohbau steht inzwischen.<br />

Das Familienunternehmen<br />

Vetter Pharma, das zuletzt<br />

einen Umsatz von 892 Millionen<br />

Euro erzielte, ist Spezialist für<br />

die aseptische Wirkstoff-Abfüllung<br />

in Spritzen oder Fläschchen.<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> beschäftigt<br />

über 6000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

Kuhn meldet<br />

Insolvenz an<br />

Im ersten Quartal 2024 sollen die Bauarbeiten für die neuen<br />

Produktions- und Logistikflächen beginnen. Foto: Erwin Hymer Group<br />

Hymer investiert<br />

30 Millionen<br />

Die Erwin Hymer Group wird ihre Produktions- und Logistikflächen am<br />

Standort Bad Waldsee erweitern. Dafür erwarb das <strong>Unternehmen</strong> eine<br />

Fläche von 21 000 Quadratmetern. Auf Teilflächen des Gewerbeparks<br />

Nord sollen die Sandwichbauteilefertigung von Hymer und das Logistik<br />

Center der neu gegründeten EHG Services GmbH untergebracht werden.<br />

Das Investitionsvolumen beträgt insgesamt 30 Millionen Euro. Die<br />

Bauarbeiten sollen im ersten Quartal 2024 beginnen und im zweiten<br />

Quartal 2025 abgeschlossen sein. Die Erwin Hymer Group ist eine<br />

100-prozentige Tochtergesellschaft von THOR Industries, einem der<br />

weltweit führenden Hersteller von Freizeitfahrzeugen mit über 32 000<br />

Beschäftigten. Der Umsatz liegt bei 2,9 Milliarden Euro.<br />

Baubranche Die Baufirma Kuhn<br />

Bau aus Bad Wurzach musste<br />

vorläufig Insolvenz anmelden.<br />

Gründe sind die gestiegenen<br />

Baukosten und ein gleichzeitiger<br />

Rückgang der Aufträge. Gemeinsam<br />

mit dem Insolvenzverwalter<br />

Wolfgang Müller aus<br />

Kempten wurde nun eine Auffanggesellschaft<br />

gegründet. Laufende<br />

Projekte werden vorerst<br />

weitergeführt. Kuhn ist seit 35<br />

Jahren Generalunternehmer für<br />

schlüsselfertige Büro- und Industriebauten<br />

zu Festpreisen.<br />

2019 hatte der Umsatz noch 30<br />

Millionen Euro betragen.<br />

Rasches<br />

Wachstum<br />

Propain Ein Durchschnittswachstum<br />

von 47 Prozent pro<br />

Jahr – das verzeichnet Propain<br />

Bicycles aus Vogt bei Ravensburg<br />

in den vergangenen zehn<br />

Jahren. Im Jahr 2025 soll der<br />

Umsatz von 40 auf 60 Millionen<br />

Euro gesteigert werden. Geplant<br />

ist außerdem der Neubau einer<br />

weiteren Halle und Investitionen<br />

im e-Bike-Bereich. Propain<br />

stellt individuell konfigurierte<br />

Mountainbikes her. Lediglich<br />

der Rahmen ist bei den verschiedenen<br />

Modellen derselbe.<br />

Am Standort Vogt beschäftigt<br />

das <strong>Unternehmen</strong> 180 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

Aus Feinguss<br />

wird Texmo<br />

Übernahme Aus Feinguss Blank<br />

wird Texmo Blank: Das britische<br />

<strong>Unternehmen</strong> Texmo Precision<br />

Castings (UK) Limited hat mit<br />

den Riedlingern eine Vereinbarung<br />

über den Erwerb einer<br />

Mehrheitsbeteiligung getroffen.<br />

Die Familie Blank wird eine<br />

Minderheitsbeteiligung halten.<br />

Damit entsteht der einzige Feinguss-Spezialist,<br />

der in den USA,<br />

Europa und Asien produzieren<br />

kann. Die Feinguss Blank<br />

GmbH ist der größte Arbeitgeber<br />

in Riedlingen. Die Blank-<br />

Gruppe hat rund 1000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter und<br />

erwirtschaftete im vergangenen<br />

Jahr einen Umsatz von 89 Millionen<br />

Euro.<br />

Neuer Chef bei<br />

Waldner<br />

Maschinenbau Jochen Früh ist<br />

neuer Geschäftsführer der Hermann<br />

Waldner GmbH & Co.<br />

KG aus Wangen im Allgäu. Der<br />

langjährige Geschäftsführer<br />

Karl Angele geht nach 50 Jahren<br />

in den Ruhestand. Er bleibt aber<br />

Beirat der <strong>Unternehmen</strong>sgruppe.<br />

Früh ist bereits Geschäftsführer<br />

der Waldner Laboreinrichtungen<br />

SE & Co. KG. Die<br />

Leitung der Sparte Dosomat<br />

übernimmt Muhammer Kör. Die<br />

Waldner <strong>Unternehmen</strong>sgruppe,<br />

die im vergangenen Jahr einen<br />

Umsatz von 300 Millionen Euro<br />

erwirtschaftete, entwickelt und<br />

produziert Abfüllanlagen, Prozessanlagen,<br />

Labore und Lernräume.<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> beschäftigt<br />

weltweit 1600 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.<br />

Verallia fördert<br />

Mehrweg<br />

Verpackung Anfang 2024 startet<br />

das neue Mehrwegsystem für<br />

Weinflaschen der Verallia<br />

Deutschland AG. Die Aktion ist<br />

Teil des 2021 definierten <strong>Unternehmen</strong>szwecks,<br />

Glas neu und<br />

nachhaltig zu denken. Dazu gehören<br />

die Förderung der Kreislaufwirtschaft,<br />

die Dekarbonisierung<br />

der Aktivitäten und die<br />

Bereitstellung eines sicheren<br />

und integrativen Arbeitsumfelds<br />

für alle. Bis 2<strong>05</strong>0 will das<br />

<strong>Unternehmen</strong> CO 2<br />

-neutral sein.<br />

Verallia aus Bad Wurzach ist<br />

führender Hersteller von Glasverpackungen<br />

und beschäftigt<br />

1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Zuletzt erzielte das <strong>Unternehmen</strong><br />

einen Umsatz von<br />

555 Millionen Euro. [!]


unternehmen [!]<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> liefert<br />

seinen Kunden komplette<br />

Rohr- und Schachtsysteme.<br />

Die Fertigteile<br />

werden mit<br />

schwerem<br />

Gerät<br />

platziert.<br />

Ein „R“ macht den<br />

Unterschied<br />

Rinninger und Sohn In Sachen Klimaschutz eilt Beton nicht der<br />

beste Ruf voraus. Das Bauunternehmen aus Kißlegg will das<br />

ändern und setzt auf Recycling.<br />

FOTO: © INGO FRIEDRICH/ADOBE.STOCK.COM<br />

Zur Person<br />

Marcus Winterfeld<br />

ist seit 2017<br />

Geschäftsführer der<br />

Hans Rinninger u.<br />

Sohn GmbH u. Co.<br />

KG. Bereits seit 2013<br />

leitet der 54-Jährige<br />

die Tochterfirma TKV<br />

Transport- und<br />

Kies-Verkaufsgesellschaft.<br />

Brücken, Hochhäuser, Staudämme,<br />

Keller, Tunnel,<br />

Rohre, Decken – Beton<br />

prägt große Teile unserer<br />

modernen Welt wie kaum ein anderer<br />

Baustoff. Das künstliche Gestein<br />

ist langlebig, robust und unglaublich<br />

vielseitig einsetzbar. Beton<br />

besteht neben Zement vor allem<br />

aus Sand und Kies. Das<br />

bescherte dem Baustoff in Sachen<br />

Umweltbilanz lange ein negatives<br />

Image. Dabei tut sich viel Grünes<br />

hinter den grauen Kulissen. Seit<br />

19<strong>90</strong> sanken etwa laut dem Verein<br />

Deutscher Zementwerke (VDZ)<br />

die spezifischen CO 2<br />

-Emissionen<br />

pro Tonne Zement um rund 22 Prozent.<br />

Die stetige Reduktion wurde<br />

etwa möglich durch die Verwendung<br />

alternativer Rohstoffe, wie<br />

Hüttensand oder Flugasche – oder<br />

dem Recycling von Altmaterial.<br />

Einer der Vorreiter der Betonhersteller<br />

im Raum Allgäu-Oberschwaben<br />

ist das Familienunternehmen<br />

Hans Rinninger u. Sohn<br />

aus Kißlegg. „Wir wollen unseren<br />

Beitrag leisten“, sagt Geschäftsführer<br />

Marcus Winterfeld. Eine<br />

Maßnahme: R-Beton – ein kleiner<br />

Buchstabe, der den Unterschied<br />

macht. Das „R“ steht für ressourcenschonend.<br />

Mindestens 25 Prozent<br />

Recyclingmaterial muss R-Beton<br />

enthalten. „R-Beton ist zu einem<br />

Standard-Beton bei uns geworden.<br />

Etwa 20 bis 25 Prozent des<br />

Bis zu 25<br />

Prozent des<br />

Transportbetons<br />

produzieren wir<br />

ressourcenschonend.<br />

Marcus Winterfeld<br />

Geschäftsführer


unternehmen [!]<br />

RESSORT MACHEN 29<br />

Marcus Winterfeld<br />

(links) führt<br />

gemeinsam mit Jörg<br />

Rinninger (rechts)<br />

und dessen Vater<br />

Hans die Geschäfte.<br />

Transportbetons produzieren<br />

wir mittlerweile ressourcenschonend“,<br />

erklärt Winterfeld.<br />

„Er wird zunehmend zum Normal-Beton.“<br />

Interesse an R-Beton wächst<br />

Nun war Rinninger in Wangen<br />

im Allgäu erstmals an einem<br />

Großprojekt mit R-Beton beteiligt.<br />

Auf dem Gelände eines<br />

ehemaligen Seniorenzentrums<br />

sind aus dem Altmaterial sechs<br />

neue Gebäude mit Wohnungen<br />

entstanden. Eine große Menge<br />

des Abbruchmaterials<br />

wurde vor Ort aufbereitet<br />

und von Rinninger zu<br />

R-Beton verarbeitet,<br />

der dann wiederum<br />

für die Neubauten<br />

verwendet werden<br />

konnte. 650 Kippsattelzüge<br />

an Rohstoffen<br />

habe man<br />

dadurch einsparen<br />

können, sagt Winterfeld.<br />

Das schone Abbauflächen wie<br />

Wald und Wiesen. Außerdem<br />

entstehe eine energieschonende<br />

Kreislaufwirtschaft. Das<br />

Projekt wurde von der Fakultät<br />

Bauingenieurwesen der<br />

Hochschule Konstanz Technik,<br />

Wirtschaft und Gestaltung<br />

(HTWG) begleitet.<br />

Was viele nicht wissen: In<br />

Deutschland stammen laut<br />

VDZ etwa zwei Prozent der<br />

CO 2<br />

-Emissionen aus der Zement-Industrie.<br />

Der weltweite<br />

Durchschnitt liege mit sechs<br />

bis neun Prozent deutlich höher.<br />

„Anfangs hat R-Beton<br />

Mehrkosten<br />

sagt Winterfeld. „Mittlerweile<br />

sind wir in<br />

der Lage, ihn zu<br />

gleichen Kosten<br />

anzubieten. Der<br />

be-<br />

also<br />

Kunde<br />

kommt<br />

verursacht“,<br />

ein nachhaltigeres Produkt<br />

zum gleichen Preis.“ Rinninger<br />

stellt mittlerweile sogar CO 2<br />

-<br />

reduzierten R-Beton her. „Über<br />

Zementwechsel haben wir eine<br />

Einsparung von 40 bis teilweise<br />

60 Prozent CO 2<br />

erreicht. Das<br />

sind 3600 Tonnen CO 2<br />

pro<br />

Jahr, die wir einsparen – nur<br />

beim Transportbeton“, erklärt<br />

der Geschäftsführer. Zum Vergleich:<br />

Jeder und jede Deutsche<br />

verursachte zuletzt laut<br />

Bundesumweltministerium im<br />

Schnitt pro Jahr 10,5 Tonnen<br />

CO 2<br />

.<br />

„Wir sind der Meinung: Besser<br />

selbst den Schritt zu ma-<br />

Beton ist ein vielseitig einsetzbarer Baustoff, dessen<br />

Ökobilanz Rinninger aufbessert.<br />

<br />

Foto: © Fernando Guerra Lissabon/Firmenfoto


30<br />

MACHEN unternehmen [!]<br />

Seit über 100 Jahren im Geschäft<br />

chen als zu warten, bis er durch<br />

Gesetze erzwungen wird“,<br />

sagt Winterfeld. Bis vor vier Jahren<br />

habe es keine Anfragen gegeben<br />

und der Anteil der Produktion<br />

von R-Beton lag somit bei null Prozent.<br />

„Mittlerweile schreibt auch<br />

die öffentliche Hand zunehmend<br />

R-Beton-Aufträge aus“, berichtet<br />

Winterfeld: „Anfangs waren es<br />

projektbezogene Baustellen, die einige<br />

wenige Kunden beziehungsweise<br />

Bauherren nachfragten. Die<br />

große Masse an Kunden, wie Bauunternehmer,<br />

waren eher verhalten.<br />

Inzwischen gibt es auch aktive<br />

Verbandsarbeit der Baubranche,<br />

das Thema zu pushen.“<br />

Die große<br />

Masse an<br />

Kunden, wie etwa<br />

Bauunternehmer,<br />

waren eher verhalten.<br />

Marcus Winterfeld<br />

Geschäftsführer<br />

Jeden Tag fahren 30 Lkw den fertigen Beton zu den Baustellen.<br />

Im Jahr 1<strong>90</strong>9 gründete Johann<br />

Rinninger eine Baumaterialienhandlung<br />

in Kißlegg im<br />

Allgäu und fertigte die ersten<br />

Betonprodukte. 1946 übernahm<br />

Franz Rinninger die Geschäfte.<br />

Mittlerweile leitet<br />

Jörg Rinninger gemeinsam mit<br />

Vater Hans Rinninger und Marcus<br />

Winterfeld die europaweit<br />

tätige Hans Rinninger u. Sohn<br />

GmbH & Co. KG in vierter Generation.<br />

Mit rund 220 Beschäftigten<br />

erzielt das <strong>Unternehmen</strong><br />

einen Umsatz im „guten“<br />

zweistelligen Millionenbereich.<br />

Jeden Tag verarbeitet<br />

die Firma im Schnitt 1000<br />

Tonnen Beton, die mit 30<br />

Lastwagen an ihren Bestimmungsort<br />

gebracht werden.<br />

Auch in anderen Bereichen tüftelt<br />

Rinninger an klimaschonenden<br />

Lösungen. Die Beschäftigten<br />

bearbeiten etwa mittlerweile den<br />

benötigten Stahl selbst. Exakt so,<br />

wie er für das jeweilige Produkt<br />

oder Projekt nötig ist. Dadurch fallen<br />

kaum noch Abfälle an. Den<br />

Großteil des Strombedarfs für Produktion<br />

und Maschinen erzeugt<br />

der Betrieb selbst über eine Photovoltaikanlage.<br />

In Baden-Württemberg wurden<br />

im Jahr 2020 etwa 340 000 Tonnen<br />

Recyclingmaterial als Gesteinskörnung<br />

für Beton eingesetzt.<br />

Möglich wäre theoretisch bedeutend<br />

mehr. Noch bis Ende 2024<br />

läuft ein Förderprogramm des Landes,<br />

um das Angebot von R-Beton<br />

weiter auszubauen und Anreize zu<br />

schaffen. <strong>Unternehmen</strong> können mit<br />

bis zu 100 000 Euro gefördert werden.<br />

Firmen wie Rinninger beweisen,<br />

dass Vieles möglich ist. „Wir bauen<br />

ja auch für Umweltschutz-Bereiche“,<br />

sagt Winterfeld. „Etwa<br />

Rohre und Entwässerungssysteme,<br />

um verunreinigte Abwässer aufzufangen<br />

und abzuleiten oder Straßendurchlässe<br />

für Kleinlebewesen.“<br />

Grauer Beton ist oftmals grüner<br />

als gedacht. [!] Julia Rizzolo


unternehmen [!] RESSORT 31<br />

5. Next Step<br />

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20.09.2024,<br />

Orange-Campus<br />

Neu-Ulm


Alfa Romeo: Design, Details und Technik aus den 1960er Jahren.<br />

Legenden<br />

auf der Spur<br />

Die private Seite Logistik-Unternehmer<br />

Marcello Danieli liebt Oldtimer und Rallyes.<br />

Mit seinen Kostbarkeiten verwirklicht er sich<br />

seine Träume und erlebt unvergessliche<br />

Momente, wie auf der Mille Miglia in Italien.<br />

Wenn ich eines der<br />

Fahrzeuge aus der<br />

Halle hole, frage ich<br />

mich immer, warum<br />

nicht öfter? Das Fahrgefühl<br />

ist unbeschreiblich und Oldtimer<br />

zaubern den meisten anderen<br />

Verkehrsteilnehmern ein Lächeln<br />

ins Gesicht“, erzählt Marcello<br />

Danieli. Der Unternehmer<br />

aus Neu-Ulm ist Autoliebhaber,<br />

Oldtimerfan und Besitzer diverser<br />

Old- und Youngtimer, aber<br />

ein Sammler ist er nicht. Die<br />

Oldtimer, die er über die Mitgliedschaft<br />

in entsprechenden<br />

Communitys und auf Messen erwirbt,<br />

erfüllen meist einen bestimmten<br />

Zweck – Ausnahmen<br />

inklusive.<br />

Wie zuletzt ein VW Käfer Cabrio<br />

von 1974, den er auf der<br />

Oldtimermesse in Bologna entdeckte,<br />

obwohl er eigentlich auf<br />

der Suche nach einem Fiat Panda<br />

war. Und dann ist da noch der<br />

Fiat 500, der für einen gebürtigen<br />

Italiener einfach dazugehört.<br />

Zumal dieses Auto, Baujahr<br />

1964, ihn mit einer Geschichte<br />

aus seiner Kindheit verbindet.<br />

Schon damals faszinierte ihn der<br />

weiße Fiat mit Nardi-Holz-<br />

Sportlenkrad, Borani-Leichtmetallfelgen<br />

und einem Abarth-<br />

Auspuff. Der Besitzer parkte ihn<br />

damals oft vor derselben Bar, in<br />

die ihn sein Vater immer wieder<br />

mal mitnahm. „Ich hatte leuchtende<br />

Augen, denn für mich<br />

stand da der Inbegriff eines Autos,<br />

das ich unbedingt haben<br />

wollte. Viele Jahre später konnte<br />

ich genau diesen Fiat 500 erwerben.<br />

Der Verkäufer erinnerte<br />

sich sogar noch an mich“, erzählt<br />

Danieli.<br />

Nervenkitzel in San Marino<br />

Mit seinen anderen Autos beschreibt<br />

er seine ganz persönlichen<br />

Geschichten und verwirklicht<br />

seine Träume, nach dem<br />

Motto once in a lifetime – einmal<br />

im Leben. Von diesen ganz<br />

besonderen Wünschen hat er<br />

noch einige auf der Agenda. Diese<br />

erfüllt er sich gemäß einer anderen<br />

Devise: jedes Jahr ein<br />

Highlight. In diesem Jahr war es<br />

die Teilnahme an den „Como<br />

Classics“.<br />

Für 2024 steht die Rallylegend<br />

in San Marino auf dem<br />

Programm. Ein spektakuläres<br />

Stelldichein ehemaliger Weltund<br />

Europameister mit ihren<br />

Oldtimern ab Baujahr 1970. Erfahrener<br />

Beifahrer im Team Danieli<br />

mit seinem Opel Ascona B<br />

Gruppe 2 BJ 1972 ist sein Sohn<br />

Johannes. „Die Rallye über die<br />

FOTO: © LARS SCHWERDTFEGER


unternehmen [!] LEBEN 33<br />

Marcello Danieli in einer italienischen Auto-Ikone:<br />

dem Alfa Romeo GT Junior (1964).<br />

In San Marino<br />

feiern die<br />

Zuschauer<br />

begeistert die<br />

Rallyefahrer.<br />

Marcello Danieli<br />

Oldtimer- und Rallyefan<br />

100 Mitarbeiter<br />

Die 2003 gegründete<br />

Harder Logistics GmbH &<br />

Co.KG (Neu-Ulm) ist ein<br />

Systemdienstleister für Betriebsverlagerungen<br />

und Industriemontagen.<br />

Zu ihrem<br />

Angebot gehört auch das<br />

Clean-up, bei dem Immobilien<br />

in deren Ursprungszustand<br />

gebracht werden, Aktenmanagement<br />

und Umzüge.<br />

Zuletzt erwirtschafteten<br />

100 Mitarbeiter einen<br />

Jahresumsatz von mehr als<br />

15 Millionen Euro. Weitere<br />

Büros befinden sich in Ulm,<br />

Leipzig und Bulgarien. Firmenchef<br />

ist Marcello Danieli,<br />

sein Sohn Johannes ist<br />

im <strong>Unternehmen</strong> als Junior-<br />

Projektleiter tätig.<br />

kurvigen Straßen des bergigen<br />

Kleinstaates in Italien ist ein<br />

Muss für ,verrückte‘ Rallye-Fahrer,<br />

die von den Zuschauern an<br />

der Strecke begeistert gefeiert<br />

werden“, beschreibt Danieli den<br />

Nervenkitzel, den er bisher nur<br />

als Fan erlebte.<br />

Für den geschäftsführenden<br />

Gesellschafter von Harder Logistics<br />

begann seine Oldtimerleidenschaft<br />

mit dem Ende seiner<br />

Zeit als passionierter Motorradfahrer.<br />

Der Supersportwagen,<br />

den er sich zunächst kaufte,<br />

weckte jedoch keinerlei Emotionen<br />

in ihm. Er verkaufte ihn wieder<br />

und ließ sich auf das Angebot<br />

ein, einen Alfa Romeo GT<br />

Junior Baujahr 1964 zu kaufen,<br />

um mit diesem an der Donau-<br />

Masters-Rallye Ulm-Budapest<br />

teilzunehmen. Bis es 2008 soweit<br />

war, dauerte es mehr als<br />

sechs Jahre. Der Alfa musste<br />

komplett zurückgebaut werden,<br />

da sich herausstellte, dass keine<br />

Originalteile verbaut waren. Die<br />

Teilnahme an mehreren Donau-<br />

Master-Rallyes war die Initialzündung<br />

für den Wunsch nach<br />

mehr und ein wichtiges Training<br />

für das Fahren mit Oldtimern.<br />

Ein unerfüllbarer Traum erschien<br />

ihm zu diesem Zeitpunkt<br />

die Teilnahme an der legendären<br />

Rallye Mille Miglia. Doch<br />

das änderte sechs Jahre später<br />

eine zufällige Begegnung einer<br />

seiner Onkel mit dem Vizepräsidenten<br />

der Mille Miglia, man<br />

unterhielt sich über die Mille<br />

Miglia, und die Möglichkeit zur<br />

Teilnahme an der legendären<br />

Rallye über 1800 Kilometer. Jetzt<br />

fehlte nur noch der passende<br />

Oldtimer, denn teilnehmen dürfen<br />

nur Fahrzeuge, die bereits<br />

einmal die historische Mille Miglia<br />

gefahren sind. 2014 entdeckte<br />

Marcello Danieli einen Mercedes<br />

Benz 220 a Ponton aus<br />

dem Jahr 1956, einen angepassten,<br />

sogenannten Bauern-Benz.<br />

Nicht gerade der Inbegriff sportlicher<br />

Eleganz, aber ein Hingucker.<br />

Ohne Stoßstange und mit<br />

schwarzen Felgen ohne Radkappen<br />

sieht die Rallye-Limousine<br />

im Feld der Klassiker und Edelkarossen<br />

von Maserati, Ferrari,<br />

Bentley, Porsche und anderen,<br />

zumindest bissig aus.<br />

Nach der Restaurierung und<br />

regelmäßigen Testfahrten war<br />

es 2019 soweit. „Als Mitglied des<br />

Mercedes Benz-Classic-Teams<br />

ging ich mit meinem Sohn Johannes<br />

als Greenhorns mit der<br />

Nummer 368 an den Start“. Bei<br />

der Mille Miglia geht es im Wesentlichen<br />

darum, die 120 Wer-<br />

NICHT<br />

ZU<br />

FASSEN !<br />

Digital ist praktisch.<br />

Aber leider alles andere<br />

als berührend.<br />

Sie wollen wirklich<br />

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Marcello Danieli mit einem Teil seiner Kostbarkeiten: Er lehnt an einem Opel Ascona (Baujahr 1970).<br />

Fahren ohne<br />

elektrische<br />

Unterstützung<br />

kostet Kraft und<br />

Konzentration.<br />

Ein besonderes Erlebnis für Vater und Sohn: Mit dem<br />

Mercedes Benz 220 a Ponton auf der Mille Miglia.<br />

<br />

Foto: © philipprupprecht<br />

tungsprüfungen mit möglichst<br />

geringer zeitlicher Abweichung<br />

zu absolvieren. Von den insgesamt<br />

2500 Fahrzeugen auf der<br />

Strecke sind 350 Oldtimer, die<br />

anderen im Tross sind Mechaniker,<br />

weitere Begleitfahrzeuge<br />

und Presse. „Nach 1,5 Stunden<br />

ist spätestens ein Fahrerwechsel<br />

erforderlich“, erzählt Danieli.<br />

Denn dann lässt die Konzentration<br />

nach. „Ohne elektronische<br />

Unterstützung ist das Fahren<br />

echte Handarbeit, die Kraft,<br />

Konzentration, vorausschauendes<br />

Fahren und – ganz wichtig<br />

– den Einsatz des ,Popometers‘<br />

erfordert“, sprich die Fähigkeit,<br />

das Limit eines Fahrzeugs zu erspüren.<br />

Doch eine Mille Miglia ohne<br />

Panne ist selten. „Das ging uns<br />

nicht anders. Der Schaden an<br />

unserem Fahrzeug konnte aber<br />

in einer Nachtschicht der Mechaniker<br />

behoben werden“, erzählt<br />

Danieli und merkt an:<br />

„Wenn der Traum ,Mille Miglia‘<br />

wegen fehlender Ersatzteile<br />

oder irreparabler Schäden vorzeitig<br />

platzt, sind das für die<br />

Fahrer regelrechte Tragödien.“<br />

Die andere Seite seien die<br />

einmaligen Erlebnisse, die in Erinnerung<br />

bleiben. Dazu gehören<br />

die Fahrt über rote Ampeln, der<br />

Motorrad-Polizist, der ein etwas<br />

zügigeres Fahren im Ort anmahnte,<br />

obwohl der Tacho bereits<br />

Tempo 140 anzeigte, oder<br />

der grandiose Empfang des Mille-Miglia-Trosses<br />

in Rom. Ein<br />

persönliches Highlight war nach<br />

seinen Worten die Feier mit seiner<br />

Verwandtschaft, die das Vater-Sohn-Gespann<br />

in Terni, dem<br />

Geburtsort seines Vaters, spontan<br />

am Straßenrand organisierte.<br />

„Die Stimmung war überwältigend<br />

und wird für mich ein<br />

einmaliges Erlebnis bleiben“, erzählt<br />

Danieli.<br />

Was er nicht mag, ist, Dinge<br />

zu wiederholen. Daher freute er<br />

sich im kommenden Jahr auf die<br />

Rallyelegend mit inzwischen erprobten<br />

Team Danieli/Danieli<br />

im Cockpit. [!]<br />

<br />

Sigrid Balke


unternehmen [!] RESSORT 35<br />

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ODER ONLINE ÜBER DEN QR-CODE:


36<br />

VERANTWORTEN unternehmen [!]<br />

Auf ein Date<br />

mit den Bewerbern<br />

Fachkräftemangel Auf der Suche nach Personal setzen<br />

Arbeitgeber vermehrt auf kreative Lösungen: vom Tinder-Profil<br />

über Parodien bis hin zu Prämien. Bringt das wirklich etwas?<br />

MONTAGE: MAX MESCHKOWSKI<br />

FOTO: © PROSTOCK-STUDIO,<br />

CONTRASTWERKSTATT &<br />

MARIIA/ADOBE.STOCK.COM<br />

Fachkräfte sind heiß begehrt,<br />

aber selten. Um junge Menschen<br />

für die Verwaltung zu<br />

gewinnen, hat die Stadt Heidenheim<br />

daher Anfang des Jahres die<br />

ungewöhnliche Kampagne „Aus Liebe<br />

zum Job“ gestartet – inklusive eines<br />

Profils bei der Datingplattform<br />

Tinder. Vom Valentinstag an war die<br />

Verwaltung etwa drei Monate als<br />

„Heide N. Heim“ dort unterwegs, um<br />

Auszubildende anzuwerben. Wohl<br />

mit Erfolg: „Wir sehen einen positiven<br />

Effekt“, sagt Julia Habla,<br />

Social Media Managerin bei<br />

der Stadt.<br />

Eine abschließende Bewertung<br />

sei aber noch nicht<br />

möglich, da Bewerbungsgespräche<br />

noch liefen. Doch die<br />

Zahl der Interessenten für die<br />

20 Ausbildungs- und Studienplätze<br />

sei gestiegen. So bewarben<br />

sich laut Habla 66<br />

Menschen im Verwaltungsbereich,<br />

während es im Vorjahr<br />

39 waren, im Bereich Bibliothek<br />

seien es mit nun 18 Bewerbungen<br />

zehn mehr. Aber Habla<br />

sagt auch, dass es Bereiche gibt,<br />

in denen die Zahl der Bewerbungen<br />

gleich blieb oder rückläufig war. So<br />

oder so ist die Stadt zufrieden, denn<br />

die Kampagne habe sie bekannter<br />

gemacht und für ein junges, modernes<br />

Image gesorgt. Noch einmal<br />

wolle man „Heide N. Heim“ aber<br />

nicht auf die Datingplattform schicken.<br />

Neue Wege geht nicht nur die<br />

Stadt Heidenheim, um neue Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter für sich<br />

zu gewinnen. Der Fachkräftemangel<br />

lässt vielen Betrieben auch gar keine<br />

andere Wahl. Rund 1,7 Millionen<br />

Stellen waren im dritten Quartal dieses<br />

Jahres offen, wie das Institut für<br />

Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

(IAB) zuletzt mitteilte. Der Mangel<br />

an Arbeitskräften beschäftigt Arbeitgeber<br />

inzwischen branchenübergreifend.<br />

Für die <strong>Unternehmen</strong><br />

bedeutet dies, auch unkonventionelle<br />

Strategien anzuwenden.<br />

Stelleninserate<br />

sind auf dem<br />

absteigenden Ast.<br />

Ulrich Walwei<br />

IAB-Vizedirektor<br />

„Bekanntheit und Image eines<br />

<strong>Unternehmen</strong>s spielen eine große<br />

Rolle bei der Besetzung von Stellen,<br />

sagt auch Ulrich Walwei, Vizedirektor<br />

des IAB. Der Arbeitsmarktforscher<br />

beobachtet kreative Suchen<br />

nach Mitarbeitern. „Dass <strong>Unternehmen</strong><br />

solche Wege gehen, zeigt, wie<br />

der Arbeitsmarkt geworden ist“,<br />

schildert er. Die große Mehrheit der<br />

Beschäftigungsverhältnisse erfolgt<br />

laut Walwei über Kontakte. In kleinen<br />

Betrieben erfolgten 60 Prozent<br />

der Neueinstellungen 2020 über persönliche<br />

Kontakte oder über eigene<br />

Mitarbeiter. „Stelleninserate sind<br />

auf dem absteigenden Ast.“ Es komme<br />

auf das Image und die Bekanntheit<br />

von <strong>Unternehmen</strong> an.<br />

„Dax-20-<strong>Unternehmen</strong> können<br />

sich nicht beschweren“, sagt Walwei.<br />

„Es gibt genug Menschen, die<br />

sie kennen und die für sie arbeiten<br />

wollen.“ Einen Nachteil haben demnach<br />

kleinere Betriebe. Dabei spielen<br />

dem Arbeitsmarktforscher zufolge<br />

soziale Medien eine besondere<br />

Rolle. „Zu warten, bis jemand mal<br />

auf die Website kommt, wäre verwegen“,<br />

schildert er. Deswegen<br />

müssten diese <strong>Unternehmen</strong> in digitalen<br />

wie analogen Netzwerken<br />

ihre Fühler ausstrecken.<br />

Man müsse die Leute dort erreichen,<br />

wo sie in ihrer Freizeit sind. Dafür<br />

gibt es zahlreiche humorvolle Bei-


unternehmen [!] VERANTWORTEN 37<br />

Beschäftigung auf Rekordniveau<br />

FOTO: © ALEXANDER RATHS/ADOBE.STOCK.COM<br />

Obwohl mehr Menschen in Arbeit sind, wächst der Bedarf an Fachkräften weiter an.<br />

Der Arbeitskräftemangel beschäftigt<br />

Arbeitgeber branchenübergreifend.<br />

Dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />

(IAB) zufolge gab es im<br />

vierten Quartal 2022 mit fast zwei Millionen<br />

offenen Stellen einen neuen Rekord.<br />

Im dritten Quartal <strong>2023</strong> waren es<br />

zwar weniger, aber immer noch waren<br />

rund 1,7 Millionen Stellen unbesetzt.<br />

Gleichzeitig steigt die Zahl der Erwerbstätigen<br />

laut dem Statistischen Bundesamt<br />

seit 2006 fast kontinuierlich an. So<br />

waren im dritten Quartal <strong>2023</strong> rund 46<br />

Millionen Menschen bundesweit erwerbstätig<br />

und damit so viele wie noch<br />

nie Deutschland. Doch der demografische<br />

Wandel verschärft laut IAB die Situation.<br />

Um bis zu 400 000 Menschen<br />

schrumpft dem IAB nach altersbedingt<br />

die Zahl derer, die dem Arbeitsmarkt<br />

grundsätzlich zur Verfügung stehen.<br />

Auffangen lässt sich dieser Rückgang<br />

nicht zwingend mit arbeitssuchenden<br />

Menschen. Denn die offenen Stellen<br />

passen dem IAB zufolge häufig nicht<br />

zu denjenigen, die arbeiten können und<br />

wollen. Ein Grund sei etwa, dass Betriebe<br />

und Arbeitssuchende nicht zusammen<br />

finden.<br />

spiele. Ein echter Internethit ist<br />

etwa der baden-württembergische<br />

Motoren- und Ventilatorenhersteller<br />

Ziehl-Abegg, der schon<br />

Preise für seinen Social Media<br />

Auftritt bekommen hat. Ebenfalls<br />

viral ging Ende vergangenen Jahres<br />

die Kampagne des Gartenbauunternehmens<br />

GB Gartenbau aus<br />

Nordrhein-Westfalen. Mitarbeiter<br />

stellten das Intro der beliebten<br />

Survival-Serie „7 vs. wild“ nach<br />

und kämpften um Bewerbungen.<br />

Erfolg schwer messbar<br />

Daneben zahlen viele <strong>Unternehmen</strong><br />

Prämien für die Vermittlung<br />

in Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Angebote.<br />

Die<br />

Deutsche Familienversicherung<br />

machte 2020 mit einer besonderen<br />

Prämienaktion auf<br />

sich aufmerksam: Alle Bewerberinnen<br />

und Bewerber, die<br />

zum Vorstellungsgespräch kamen,<br />

erhielten 500 Euro dafür.<br />

Der direkte Erfolg solcher Aktionen<br />

sei nur schwer messbar,<br />

sagt Walwei. „Dafür bräuchte<br />

man ja die Vergleichssituation.“<br />

Der Großteil der Neueinstellungen<br />

erfolge über Kontakte.<br />

Erst danach kommen<br />

Walwei zufolge Stellenausschreibungen<br />

bei Internetstellenbörsen.<br />

In Zeiten, in denen<br />

Diversität in <strong>Unternehmen</strong> an<br />

Bedeutung gewinnt, kann diese<br />

Art der Mitarbeitergewinnung<br />

problematisch sein. Werben<br />

Mitarbeiter andere Mitarbeiter<br />

an, besteht eine hohe<br />

Wahrscheinlichkeit dafür, dass<br />

die Mitarbeiter sich ähneln.<br />

„Das ist ein zweischneidiges<br />

Schwert“, sagt Walwei.<br />

Einerseits sei es wichtig, dass<br />

Mitarbeiter in einem Team sich<br />

verstehen und gut miteinander<br />

auskommen. Andererseits sei<br />

die Diversität wichtig. „Da steht<br />

dann Homogenität gegen eine<br />

neu entstehende Diversität“,<br />

sagt der Experte. Doch auch<br />

dem sei ein Arbeitgeber nicht<br />

hilflos ausgeliefert, man könne<br />

nachsteuern. „Es gibt einen<br />

Punkt, an dem ein Betrieb sagen<br />

muss: ‚Hoppla, wir brauchen<br />

neue Impulse.‘“<br />

Grundsätzlich verändere sich<br />

einfach die Marktsituation in<br />

vielen Branchen. Teilweise werden<br />

Studierende noch während<br />

des Studiums angeworben, Betriebe<br />

machen schon früh auf<br />

sich aufmerksam. „Der Trend<br />

geht eindeutig in die Richtung,<br />

dass <strong>Unternehmen</strong> sich bei Arbeitnehmern<br />

bewerben müssen“,<br />

sagt Walwei. [!] <br />

<br />

Katharina Schröder<br />

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Do, 14.12.<strong>2023</strong> | 19.30 Uhr | Glaubwürdigkeit<br />

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Veranstaltungszeit: 19.30 bis 21.00 Uhr<br />

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Standort<br />

im Porträt<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Reiche<br />

Geschichte,<br />

große Pläne<br />

Entwicklung Laupheim hat sich zwischen<br />

den größeren Nachbarstädten Ulm und<br />

Biberach in den vergangenen Jahrzehnten<br />

gemausert. Der wirtschaftliche „Hidden<br />

Champion“ will nun den Tourismus stärken.<br />

www.swp-unternehmen.de<br />

FOTO: © MARCEL HECHLER & PIXEL62/ADOBE.STOCK.COM;<br />

Was das Alter betrifft,<br />

hat Laupheim die<br />

Nase vorn. „20 Jahre<br />

älter als Ulm ist<br />

die Stadt“, wobei für Oberbürgermeister<br />

Ingo Bergmann nicht<br />

die zwei Dekaden ins Gewicht<br />

fallen, sondern dass das fünfmal<br />

kleinere Laupheim eine ebenso<br />

reiche Geschichte vorzuweisen<br />

hat wie die 30 Kilometer entfernte<br />

alte Reichsstadt an der<br />

Donau. Im Stadtbild mache sich<br />

die Historie im Unterschied<br />

dann weniger in Fachwerk bemerkbar<br />

als in Bauten des 19.<br />

Jahrhunderts und des Jugendstils.<br />

Ach ja, da wären dann noch<br />

die öffentlichen Bauten jüngeren<br />

Datums. Ihnen gilt ein besonderes<br />

Augenmerk des seit einem<br />

Jahr amtierenden Stadtobersten:<br />

„Weil wir effizienter<br />

werden wollen.“ Und das auf<br />

vielen Gebieten.<br />

Der offenbar vorhandene Sanierungsstau<br />

im Immobilienbestand<br />

soll mit einem im Rathaus<br />

neu etablierten Energie- und<br />

Gebäudemanagement abgetragen<br />

werden. Für die Digitalisierung<br />

der Stadtverwaltung werde<br />

ab Januar gar ein eigenes Amt<br />

eingerichtet. Erwartung sei, so<br />

auch intern die Effizienz zu verbessern.<br />

Eine Verwaltungsreform<br />

werde sich anschließen,<br />

die organisatorische Untersuchung<br />

sei schon angelaufen. Darüber<br />

hinaus verspricht sich der<br />

Verwaltungschef „Verbesserungen<br />

im Bürgerservice“. Ein<br />

„Weg, den wir gerade gehen“.<br />

Beide Wege, Sanierung und<br />

Digitalisierung, treffen sich im<br />

ehemaligen Klinikgebäude wieder.<br />

Die Stadt will es dem Landkreis<br />

abkaufen, sanieren und für<br />

die Stadtverwaltung und die<br />

Stadtwerke nutzbar machen. Ob<br />

er als Oberbürgermeister dann<br />

weiterhin im jetzigen Rathaus<br />

am Marktplatz seinen Dienstsitz<br />

haben wird, stünde noch in den<br />

Sternen. Das ist nämlich ebenfalls<br />

sanierungsbedürftig, die<br />

Konversion des Medizingebäudes<br />

gleichzeitig „unser Jahrhundertprojekt“.<br />

Die Sanierung<br />

der Kernstadt<br />

trägt längst<br />

gut sichtbare<br />

Früchte.<br />

Keine Frage: Bergmann ist einer,<br />

der etwas in Bewegung<br />

bringen will: ruhig im Auftreten<br />

und durchaus abwägend in seinen<br />

Antworten, aber mit klaren<br />

Zielen vor Augen. Überfordern<br />

will er „seine“ Stadt nicht, und<br />

dynamisch war sie auch schon<br />

vor seiner Zeit. „Die Sanierung<br />

der Kernstadt trägt längst gut<br />

sichtbare Früchte“, sei aber<br />

längst noch nicht abgeschlossen<br />

– aber wann wäre so ein Punkt<br />

je zu erreichen? Schon sind weitere<br />

Quartiere im Blick der im<br />

Rathaus ansässigen Stadtsanierer.<br />

Die Dynamik in Zahlen ausgedrückt:<br />

Um 4700 hat laut IHK-<br />

Standortanalyse die Zahl der Arbeitsplätze<br />

vor Ort seit 2001 zugelegt,<br />

von 19 000 auf 23 000 ist<br />

die Zahl der Einwohner seit<br />

2006 gewachsen.<br />

Zu Bergmanns erklärten Zielen<br />

gehört es, Laupheim besser<br />

sichtbar zu machen auf der touristischen<br />

Landkarte. „Wir sind<br />

das Tor zu Oberschwaben“,<br />

setzt der Sozialdemokrat einen<br />

Marker, um dann nachzulegen:


unternehmen [!] SPEZIAL 39<br />

„Und daraus wollen wir mehr<br />

machen.“<br />

Denn nicht nur geschichtlich<br />

habe Laupheim viel zu bieten,<br />

auch kulturell. Für ersteres stehen<br />

das Schloss, die jüdische<br />

Vergangenheit, der sich die<br />

Stadt nach Dekaden des Schweigens<br />

seit geraumer Zeit schon<br />

offensiv stellt. Zu nennen wäre<br />

der Carl Laemmle-Produzentenpreis,<br />

der an den aus der Stadt<br />

stammenden Pionier der Filmproduktion<br />

erinnert. Die Dauerausstellung<br />

im Museum zur Geschichte<br />

von Christen und Juden<br />

wird gerade einer Neugestaltung<br />

unterzogen und im<br />

Januar wiedereröffnet. Im kommenden<br />

Jahr werde sich im Feierkalender<br />

das Jubiläum „300<br />

Jahre Ansiedlung von Juden“<br />

niederschlagen.<br />

Lockmittel unerlässlich<br />

Für letzteres, das Kulturelle,<br />

steht zuvorderst das Kulturhaus,<br />

das bis weit in die Region strahlt<br />

und von dort Besucher anzieht.<br />

So wie auch das Planetarium,<br />

das ausgebaut werden solle. Alles<br />

„weiche Standortfaktoren“.<br />

Für Bergmann ergeben sie zusätzliche<br />

Lockmittel beim Ringen<br />

um Fachkräfte, die auch in<br />

Laupheim dringend gesucht<br />

werden. Bei der Kinderbetreuung<br />

gebe es ausreichende Kapazitäten:<br />

„Wir haben keine Wartelisten,<br />

vier neue Gruppen<br />

schon in Planung“, vermeldet er<br />

Vollzug. Bis in drei Jahren will<br />

er das auch bei der Breitbandversorgung<br />

erreichen. Der Ausbau<br />

in bisherigen „Grauen Flecken“<br />

sei angelaufen. Möglich<br />

macht’s ein Bundesprogramm.<br />

6,4 Millionen Euro erhalte Laupheim<br />

aus einem entsprechenden<br />

Fördertopf.<br />

Wohnungspolitisch setze die<br />

zweitgrößte Stadt im Landkreis<br />

Mit sieben Stimmen Vorsprung<br />

Seit 2022 im Amt: Oberbürgermeister Ingo Bergmann. <br />

<br />

Foto: Oliver Hofmann<br />

Ingo Bergmann,<br />

45, ist studierter<br />

Politologe, Historiker<br />

und nach einem<br />

Zweitstudium auch<br />

Master in Public<br />

Management. Bereits<br />

2017 trat er<br />

zur Oberbürgermeister-Wahl<br />

in<br />

Laupheim an, unterlag<br />

aber gegen<br />

Amtsinhaber Gerold<br />

Rechle. 2022<br />

erhielt Bergmann<br />

dann sieben Stimmen<br />

mehr als sein<br />

Konkurrent Kevin<br />

Wiest und wurde<br />

Oberbürgermeister.<br />

Davor war er bei<br />

der Stadt Ulm tätig.<br />

Nach der Mitarbeit<br />

im städtischen<br />

Europabüro übernahm<br />

er dort die<br />

Leitung der städtischen<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

und zuletzt<br />

federführend<br />

den Aufbau des Albert-Einstein-Museums.<br />

Biberach auf einen Mix. Wo<br />

nachverdichtet wird, folgten in<br />

der Regel Geschossbauten, aber<br />

auch Häuslebauer bekämen Gelegenheiten,<br />

sprich Bauplätze.<br />

Freilich: Die Nachfrage nach<br />

Grundstücken übersteige auch<br />

in Laupheim das Angebot bei<br />

weitem, räumt Bergmann ein.<br />

„Laupheim muss weiter wachsen“,<br />

sagt der OB, aber nicht unbedingt<br />

so rasant wie zuletzt.<br />

Mit dem seines Erachtens außergewöhnlichen<br />

Branchenmix<br />

der lokalen Wirtschaft ist Bergmann<br />

sehr zufrieden. In guten<br />

Zeiten überweist diese um die<br />

30 Millionen Euro in die städtischen<br />

Kassen, doch zuletzt ging<br />

die Kurve bei der Gewerbesteuer<br />

doch deutlich nach unten.<br />

Zwischen 15 und 18 Millionen<br />

Euro würden für 2024 prognostiziert.<br />

Corona-Spätfolgen, so<br />

das Stadtoberhaupt.<br />

Laupheim<br />

muss weiter<br />

wachsen, aber<br />

nicht unbedingt so<br />

rasant wie zuletzt.<br />

„Projekte priorisieren“, unter<br />

dieser Überschrift steht die Reaktion<br />

daraus aus dem Rathaus.<br />

Zudem werde das Gewerbegebiet<br />

Laupheim-Ost II in Angriff<br />

genommen. Knapp zehn Hektar<br />

stünden in etwa zwei Jahren für<br />

Neuansiedlungen oder die Erweiterung<br />

von Bestandsfirmen<br />

bereit. Und auch die Verkehrsanbindung<br />

der großen Kreisstadt<br />

löst bei Bergmann kein<br />

Stirnrunzeln aus: „Die B 30 ist<br />

für uns ein Glücksfall, die Südbahn<br />

ist elektrifiziert.“ Jetzt<br />

müsse nur noch die Einführung<br />

der Regio S-Bahn gelingen.<br />

<br />

Thomas Vogel


40<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Interessen bündeln<br />

Gewerbe Statt auf Außenwirkung setzt der Gewerbeverein in Laupheim auf Netzwerke und<br />

die Innenstadtentwicklung. Die ist elementar, um Fachkräfte zu gewinnen.<br />

Warum Laupheims<br />

<strong>Unternehmen</strong> eine<br />

so große Stabilität<br />

ausstrahlen und<br />

hier häufig erstaunliche Wachstumsgeschichten<br />

geschrieben<br />

haben, dazu hat Steffen Schweizer<br />

seine eigene Erklärung. Es<br />

handle sich zumeist um verhältnismäßig<br />

junge <strong>Unternehmen</strong> in<br />

der Hand von Familien. Dadurch<br />

seien die Besitzverhältnisse klarer<br />

und besser geordnet als dies<br />

oft bei älteren Traditionsbetrieben<br />

der Fall sei. Zudem sei die<br />

Identifikation der Chefetagen<br />

mit der Stadt hoch, der Bürgersinn<br />

„extrem ausgebildet“.<br />

Alles Gründe, warum sich<br />

Schweizer vor 21 Jahren für einen<br />

beruflichen Wechsel nach<br />

Laupheim entschieden hat, wie<br />

er sagt. Als Direktor der Volksbank<br />

Raiffeisenbank Laupheim-<br />

Das Gewerbe kann Vorschläge erarbeiten, die Entscheidungen fallen<br />

dann im Laupheimer Rathaus Foto: Johnny Krüger/Stadt Laupheim<br />

Illertal ist er dort für das Firmenkundengeschäft<br />

zuständig.<br />

Vor fünf Jahren übernahm<br />

Schweizer den Vorsitz im örtlichen<br />

Gewerbeverein, der mit<br />

seinen 140 Mitgliedern innerhalb<br />

des Bunds der Selbständigen<br />

angesiedelt, aber eigenständig<br />

ist. Die Öffentlichkeit erfährt<br />

vom Verein eher selten. Die letzte<br />

Gewerbeschau liegt schon einige<br />

Jahre zurück. „Unseren<br />

Mitgliedern erschien der Aufwand<br />

zu hoch, wir haben andere<br />

Formate gesucht“, sagt<br />

Schweizer. Das wesentliche seien<br />

mittlerweile die gegenseitigen<br />

Firmenbesuche, um das<br />

Netzwerk zu stärken.<br />

Interessen zu bündeln und<br />

gegenüber der Stadt zu vertreten,<br />

darin bestehe die Hauptaufgabe<br />

des Vereins. Gerade der<br />

Handel habe etwa schwierige<br />

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-herstellung und überzeugen durch eine hohe technologische<br />

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Bei uns finden Sie ein Arbeitsumfeld, in dem jeder seinen<br />

Beitrag zur Zukunft hochtechnologischer Produkte leistet<br />

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LiCON ist ein mittelständisches <strong>Unternehmen</strong> mit flachen<br />

Hierarchien und Gestaltungsfreiräumen. Bei uns zählen<br />

die Menschen – ihre Ideen und Leidenschaft für Technik<br />

machen uns zu dem, was wir sind:<br />

Ein innovatives <strong>Unternehmen</strong> mit Herz und Teamgeist.<br />

Mit Ideen und Teamgeist in die Zukunft<br />

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Systemlösungen von der Einzelmaschine bis zur vollautomatisierten<br />

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Bearbeitungszentren von LiCON sind für einen breiten Anwendungsbereich<br />

der hochpräzisen mechanischen Bearbeitung entwickelt. Unser<br />

modulares LiFLEX Baukastensystem für Ein-, Doppel- und Vierspindler<br />

bietet die nötige Flexibilität für die spezifische Bauteilbearbeitung.<br />

An unserem Standort in Laupheim entstehen für unsere Kunden Gesamtlösungen<br />

für höchste Bearbeitungsqualität. Von der Entwicklung<br />

und Produktion unserer Maschinen mit Automationskonzept bis hin zum<br />

Bearbeitungsprozess bei unseren Kunden, liefern wir alles aus einer<br />

Hand.<br />

licon.com


unternehmen [!] SPEZIAL 41<br />

Jahre hinter sich und sei auf ein<br />

weiterhin „attraktives Umfeld“<br />

angewiesen. „Noch funktioniert<br />

die Innenstadt“, lautet Schweizers<br />

Einschätzung, aber man<br />

müsse sich darum kümmern.<br />

Denn ein attraktives Umfeld sei<br />

ein wichtiger Faktor, um Fachkräfte<br />

anzuziehen. Derzeit pendeln<br />

8800 Berufstätige nach<br />

Laupheim ein, 6000 hingegen<br />

verlassen die Kommune, um zu<br />

ihrer Arbeitsstelle zu kommen.<br />

Schnelles<br />

Internet wird<br />

heute erwartet: im<br />

Beruflichen wie im<br />

Privaten.<br />

Steffen Schweizer<br />

Gewerbeverein Laupheim<br />

Der Mangel am Ort an Fachkräften<br />

sei extrem, wie eine<br />

IHK-Umfrage zum Wirtschaftsstandort<br />

jüngst zeigte. Noch<br />

größere Defizite reklamierten<br />

die rund 60 teilnehmenden Betriebe<br />

bei der Breitbandversorgung<br />

und im Wohnraum-Angebot.<br />

Simon Pflüger, Leiter Standortpolitik<br />

bei der IHK Ulm, sieht<br />

darin dringend zu erledigende<br />

Hausaufgaben für die Stadt.<br />

Letztlich hänge alles mit allem<br />

zusammen. „Schnelles Internet,<br />

das wird heute einfach erwartet:<br />

im Beruflichen wie im Privaten“,<br />

betont auch Schweizer. Und worin<br />

sehen Betriebe die besonderen<br />

Stärken ihrer Stadt? In der<br />

guten Verkehrsanbindung, der<br />

Versorgungssicherheit mit<br />

Strom und der allgemeinen Sicherheit,<br />

in den Freizeitangeboten<br />

und auch in den Einkaufsmöglichkeiten<br />

vor Ort.<br />

Zwar wirkten Biberach und<br />

vor allem aber auch Ulm auf die<br />

örtlichen Konsumenten als<br />

Magneten, andersherum habe<br />

Laupheim auch ein eigenes Einzugsgebiet,<br />

sagt Schweizer.<br />

Wichtig sei, nicht nachzulassen<br />

in den Bemühungen, „attraktiv<br />

zu bleiben – optisch und im Sinne<br />

von Belebung“. Die Vereinsmitglieder<br />

hätten es verstanden.<br />

Sie ersetzten Konkurrenzdenken<br />

durch die Einsicht, dass von<br />

vereinten Kräften alle profitierten:<br />

„Wir brauchen dazu jeden.“<br />

[!]<br />

Thomas Vogel<br />

Vielseitig aufgestellt<br />

Im offenen Wettbewerb<br />

um den<br />

besten Standort<br />

fiel bei der Kässbohrer<br />

Geländefahrzeug<br />

AG die<br />

Wahl auf Laupheim.<br />

Angelockt von passenden<br />

Standortbedingungen,<br />

eröffnete<br />

der Hersteller<br />

des bekannten<br />

Pistenbullys<br />

dort 2002 sein<br />

neues Werk, das in<br />

jüngerer Zeit um<br />

ein Logistik-Center<br />

erweitert wurde.<br />

Als „Hidden Champion“<br />

reihte sich<br />

Kässbohrer ein in<br />

eine Reihe namhafter<br />

<strong>Unternehmen</strong> in<br />

Laupheim. Der<br />

Pharmahersteller<br />

Rentschler Biotechnologie<br />

gehört<br />

ebenso dazu wie<br />

der Luftfahrtzulieferer<br />

Diehl Aviation,<br />

der am Hauptsitz<br />

Laupheim 1400<br />

Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Uhlmann,<br />

Hersteller von<br />

Pharmaverpackungsmaschinen,<br />

ist noch so ein Hidden<br />

Champion,<br />

ebenso wie der Auto-Tuner<br />

Hamann<br />

Motorsport.<br />

Das Jermi-Käsewerk<br />

in Ortsteil<br />

Baustetten vereinigt<br />

bereits in sich<br />

eine breite Aufstellung.<br />

Produziert<br />

wird mit insgesamt<br />

370 Mitarbeitern<br />

nicht allein Käse,<br />

Schmelzkäse, um<br />

genau zu sein. Jermi<br />

ist darüber hinaus<br />

gleich noch<br />

Anbieter von Anlagen<br />

zum Schneiden<br />

und Verpacken von<br />

Käse. Im Gegensatz<br />

zu vielen anderen<br />

Ortsgrößen ist Jermi<br />

ein Traditionsunternehmen,<br />

dessen<br />

Wurzeln zurück<br />

bis ins Gründungsjahr<br />

1889 reichen.<br />

Ebenso verhält es<br />

sich mit der Firma<br />

Bergmann, die seit<br />

1873 vor Ort Produkte<br />

aus Haar<br />

produziert, vornehmlich<br />

Perücken<br />

aller Art.<br />

Größter Arbeitgeber<br />

in Laupheim<br />

ist die Bundeswehr<br />

mit rund 1600 Arbeitsplätzen.<br />

Stationiert<br />

sind dort<br />

das Transporthubschrauberregiment<br />

25 sowie die Heeresfliegerunterstützungsstaffel<br />

10.<br />

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GWO-Vorstand: Herr Schnabel, Herr<br />

Schenkluhn, Herr Zimmermann<br />

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Foto: GWO<br />

Sicheres, attraktives, bezahlbares<br />

Wohnen ist in der Region untrennbar<br />

mit der Genossenschaft für<br />

Wohnungsbau Oberland eG (GWO)<br />

verbunden. Als starke Gemeinschaft<br />

sorgt die GWO seit mittlerweile<br />

fast 75 Jahren für bezahlbaren<br />

Wohnraum in der Region Laupheim,<br />

Ehingen, Ulm/Neu-Ulm und Biberach.<br />

Hier entwickeln und realisieren<br />

wir nicht nur Neubauprojekte, sondern<br />

halten auch unsere Bestandsimmobilien<br />

durch Sanierungs- und<br />

Modernisierungsmaßnahmen attraktiv<br />

und lebenswert. Durch unsere<br />

Zusammenarbeit mit regionalen<br />

Partnerunternehmen fördern wir<br />

darüber hinaus die Wertschöpfung<br />

in der Region und unterstützen die<br />

heimische Wirtschaft. Wir werden<br />

nicht müde auch in Zukunft dem<br />

steigenden Bedarf an bezahlbarem<br />

Wohnraum gerecht zu werden. Dafür<br />

stehen fast 400 seit 2018 gebaute<br />

Mietwohnungen wie z.B. der<br />

Marktplatz 14/16 in Laupheim (Foto<br />

oben rechts). Dabei achten wir auf<br />

nachhaltiges Bauen mit modernen<br />

und zukunftsfähigen Energiekonzepten<br />

zu bezahlbaren Mieten. Ein<br />

Ehingen<br />

eindrucksvolles Zeichen unserer<br />

Stärke sind die über 2.400 zufriedenen<br />

Mitglieder, rund 1.800 eigene<br />

Munderkingen<br />

Mietwohnungen sowie die über<br />

Biberach<br />

1.800 für Dritte verwalteten Wohnungen.<br />

Unsere Angebote berücksichtigen<br />

die Vielfalt der hier lebenden<br />

Menschen, ihre Bedürfnisse<br />

und Lebensmodelle.<br />

Schelklingen<br />

Oberdischingen<br />

Öpfingen<br />

Laupheim<br />

Ummendorf<br />

GWO-Standorte<br />

Ulm/Neu-Ulm<br />

Munderkingen<br />

Ochsenhausen<br />

Mietwohnungen<br />

Ehingen<br />

Eigentumswohnungen<br />

Biberach<br />

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Oberdischingen<br />

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Laupheim<br />

Ulm/Neu-Ulm<br />

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Daheim in der Region.<br />

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Genossenschaft für<br />

Wohnungsbau Oberland eG<br />

Marktplatz 18 88471 Laupheim<br />

T 07392/7097-0<br />

info@gwo.de<br />

www.gwo.de<br />

Mietwohnungen<br />

Eigentumswohnungen


42<br />

LEBEN unternehmen [!]<br />

Gute Gründe für<br />

Zuversicht<br />

Umfrage Ein turbulentes und ereignisreiches Jahr geht zu Ende, 2024 steht vor der Türe.<br />

Sechs Führungskräfte sagen, was ihnen wichtig ist – und blicken nach vorne.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK.COM<br />

Ann-Kathrin Maier, Inhaberin<br />

des Bekleidungsgeschäfts Annki<br />

Store setzt auf mehr Attraktivität<br />

im Göppinger Stadtbild.<br />

1Ich wäre gerne von städtischen<br />

Organen gefragt worden,<br />

wie sie mich und andere<br />

Einzelhändler konkret in der Innenstadt<br />

von Göppingen unterstützen<br />

können.<br />

2Mein größtes Anliegen, welches<br />

auch bereits öfters angesprochen<br />

wurde, ist die Verschönerung<br />

des Stadtbildes, um<br />

Göppingen für das gesamte Einzugsgebiet<br />

attraktiver zu machen<br />

– einerseits durch Maßnahmen<br />

gegen die Vermüllung<br />

der öffentlichen Räume und andererseits<br />

auch durch städtebauliche<br />

Projekte.<br />

3Die viele lieben Stammkunden,<br />

die dennoch immer<br />

wieder den Weg zu mir finden,<br />

mich unterstützen und mich auf<br />

meinem Weg mit einem Mode-<br />

Einzelhandel bestärken.<br />

FOTO: © EPICRAW/ADOBE.STOCK.COM FOTO: © CREATIVE_STUDIO/ADOBE.STOCK.COM<br />

1) Welche Frage hätten Sie in diesem<br />

Jahr gerne gestellt bekommen?<br />

2) Wie lautet Ihre Antwort?<br />

3) Was stimmt Sie für 2024<br />

zuversichtlich?<br />

1Wie gelingt Ihnen die Work-<br />

Life-Balance?<br />

2Ja, meine Tage sind lang, oft<br />

bin ich auch am Wochenende<br />

im Büro. Dem gegenüber<br />

steht jedoch ein großes Maß an<br />

Emotion, Herzblut, Leidenschaft<br />

und Stolz. All das spüre<br />

ich, wenn ich tagsüber durch unser<br />

Backdorf laufe. Zu erleben,<br />

wie die Besucherinnen und Besucher<br />

gebannt den Erklärungen<br />

der Bäckermeister bei den Backvorführungen<br />

lauschen. Das ist<br />

sehr erfüllend. Ich liebe es, Teil<br />

der Häussler-Geschichte zu<br />

sein. Das ist meine Balance.<br />

Rosemarie Häußler-Mayer,<br />

Geschäftsführerin der Karl-<br />

Heinz Häussler GmbH,<br />

setzt langen Tagen Leidenschaft<br />

und Stolz entgegen.<br />

3Dass Wurzeln und Werte<br />

wieder eine größere Rolle<br />

spielen. Ich habe den Eindruck,<br />

dass es umso wichtiger wird,<br />

woher ein Produkt stammt, welche<br />

Geschichte es hat, je lauter<br />

und verrückter die Welt da<br />

draußen spielt. Unsere Gäste<br />

und Kunden sehnen sich nach<br />

Halt. Sie suchen ganz bewusst<br />

bei ihrem Besuch im Backdorf<br />

den Austausch. Das ist schön.<br />

Und wir nehmen uns bei einem<br />

Stück frischer Dinnete immer<br />

Zeit für solche Gespräche.


unternehmen <br />

[!]<br />

LEBEN<br />

43<br />

1Wie erhalten wir den Anschluss<br />

in der Welt, um keine<br />

eingehende Innovationsstagnierung<br />

in Deutschland zu erleben?<br />

2Erhalt der hochtechnologischen<br />

Start-ups und vor allem<br />

auch Ausbau der dazugehörigen<br />

Nico Russ, Geschäftsführer der<br />

Biberacher Infinite Running<br />

GmbH, ist es bedeutend, dass<br />

hochtechnologische Start-ups<br />

erhalten bleiben.<br />

Produktion in Deutschland. Einheitliche<br />

Bildungsebene und Stärkung<br />

der MINT-Fächer um Innovation<br />

zu fördern.<br />

3Dass wir fortan nur noch ein<br />

Jahr bis zur nächsten Wahl<br />

haben.<br />

FOTO : © NEW AFRICA/ADOBE.STOCK.COM<br />

1Können Sie die Erwartungen<br />

ihrer Kunden und ihrer Mitarbeitenden<br />

erfüllen?<br />

2Wir entwickeln unser Produktportfolio<br />

permanent<br />

weiter. Unser Ziel ist es, unsere<br />

Kunden bei der digitalen Transformation<br />

zu begleiten. Für unsere<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

haben wir die Arbeitsbedingungen<br />

immer weiter verbessert<br />

und Anfang <strong>2023</strong> ein<br />

neues, hochmodernes Gebäude<br />

Anja Stegmann, Gesellschafterin<br />

der Soft-Consult Häge<br />

GmbH aus Langenau, setzt auf<br />

eine zeitgemäße Arbeitswelt<br />

mit optimalen Bedingungen für<br />

die Belegschaft.<br />

in Langenau bezogen. Soft-Consult<br />

bietet somit seinen Mitarbeitern<br />

eine zeitgemäße Arbeitswelt<br />

für optimales Arbeiten.<br />

3Wir haben eine großartige<br />

Mannschaft, innovative Produkte<br />

und wir haben immer ein<br />

Ziel. Wir wollen unsere Kundschaft<br />

in die digitale Welt begleiten,<br />

nach dem Motto: Ganzheitlich,<br />

persönlich und überzeugend.<br />

FOTO . © ELMI/ADOBE.STOCK.COM<br />

Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer<br />

der Handwerkskammer<br />

Ulm, unterstützt<br />

junge Menschen, die den Sinn<br />

des Lebens auch im Beruf<br />

suchen.<br />

1Was können wir als Menschen<br />

und als Gesellschaft<br />

vom Handwerk lernen?<br />

2Handwerker sind umfassend<br />

im Ehrenamt engagiert: Sei<br />

es in der Freiwilligen Feuerwehr<br />

oder als Ausbildungsbotschafter.<br />

So übernehmen diese Verantwortung<br />

für ihr Umfeld und<br />

zeigen, dass es für ein funktionierendes<br />

Gemeinwesen mehr<br />

braucht als eine individualistische,<br />

ausschließlich ökonomische<br />

Sichtweise. Handwerker<br />

haben eine Leidenschaft für ihr<br />

tägliches Tun, sehen einen Sinn<br />

darin und sind glücklicher als<br />

andere. Und Handwerk integriert,<br />

jeder bekommt eine<br />

Chance, ob Hauptschule oder<br />

abgeschlossenes Studium, und<br />

trotzdem sind tägliche Exzellenz<br />

und Nachhaltigkeit das<br />

Ziel.<br />

3Gerade junge Menschen sind<br />

vermehrt auf der Suche nach<br />

Sinn, im Beruf und im Privaten.<br />

Das wird ihnen dabei helfen, ihr<br />

Leben gut und zufrieden für<br />

möglichst viele zu gestalten.<br />

1Was können wir tun, um die<br />

drohende weltweite Klimakatastrophe<br />

zu verhindern?<br />

2Wir sollten auf die Wissenschaft<br />

hören. Die weltweite<br />

Staatengemeinschaft ist gefordert,<br />

nach weiteren Lösungen zu<br />

suchen, um das Abschmelzen<br />

der arktischen Eiskappe zu verhindern.<br />

Jeder Einzelne sollte<br />

sich so nachhaltig wie irgend<br />

möglich verhalten.<br />

Karl-Heinz Brosig, Geschäftsführer<br />

des Neu-Ulmer Autohauses<br />

Wuchenauer schöpft<br />

Kraft aus seiner Familie.<br />

3Für 2024 stimmt mich persönlich<br />

zuversichtlich, dass<br />

ich im Kreise meiner Familie<br />

und Freunde ein stabiles, harmonisches<br />

und geerdetes Umfeld<br />

habe aus dem ich meine<br />

Energie schöpfen kann. Geschäftlich<br />

stimmt mich sehr positiv,<br />

dass wir hier im Autohaus<br />

trotz aller Veränderungen, die<br />

uns die Mobilität der Zukunft<br />

beschert, ein ausgezeichnetes<br />

Team haben. Mit meiner Nichte<br />

und meinem Neffen steht die<br />

dritte Generation bereits am<br />

Start. [!] Stefan Loeffler


spezial<br />

Läden,<br />

Praxen,<br />

Büros<br />

SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Design und<br />

Emotion als<br />

Umsatztreiber<br />

Handel Eine Warenauslage reicht schon<br />

lange nicht mehr, um Kunden in einen Laden<br />

zu locken. Viel mehr brauchen Händler<br />

durchdachte Konzepte, um trotz Konkurrenz<br />

aus dem Netz attraktiv zu bleiben.<br />

www.swp-unternehmen.de<br />

FOTO: © AGCREATIVELAB/ADOBE.STOCK.COM<br />

Dass eine Wechselwirkung<br />

zwischen Gefühl<br />

und Raum besteht, liegt<br />

auf der Hand. Bereits in<br />

den 1950er Jahren ließ der amerikanische<br />

Verhaltenspsychologe<br />

Abraham Maslow dazu ein<br />

verblüffendes Experiment<br />

durchführen: Die Teilnehmer<br />

sollten sowohl in einem „beautiful<br />

room“ als auch einem „ugly<br />

room“ dieselben Porträts auf die<br />

von ihnen ausgehende Energie<br />

sowie das auslösende Wohlbefinden<br />

bewerten. Resultat: Die<br />

Objekte wurden im schöneren<br />

Raum wesentlich positiver<br />

wahrgenommen als im „hässlichen<br />

Zimmer“. Ganz klar: Für<br />

die, die Produkte präsentieren,<br />

um sie zu verkaufen, ist ein passendes<br />

Ambiente unverzichtbar.<br />

Das zeigen auch aktuelle Daten.<br />

Zwar hat die Pandemie<br />

kurzzeitig für eine Blockade gesorgt,<br />

aber bereits 2022 haben<br />

Handelsunternehmen für die<br />

Einrichtung neuer Läden in<br />

Deutschland wieder 1,74 Milliarden<br />

Euro ausgegeben. Auf den<br />

ersten Blick genau so viel wie<br />

zum Zeitpunkt der letzten Erhebung<br />

in 2019. Eine deutliche<br />

Steigerung bedeutet diese Zahl<br />

dennoch, da je nach Branche<br />

vergangenes Jahr zwischen 40<br />

und 60 Prozent weniger Geschäfte<br />

als 2019 eröffnet wurden<br />

– vor allem im Nonfood-Handel,<br />

der mit wenigen Ausnahmen<br />

während der Pandemie von monatelangen<br />

Schließungen betroffen<br />

war. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt eine Untersuchung des<br />

EHI Retail Institute in Köln.<br />

Laufende Neu- wie auch Umbauprojekte<br />

wurden demnach in<br />

der Corona-Zeit in vielen <strong>Unternehmen</strong><br />

heruntergefahren,<br />

länger ausgesetzt oder ganz gestrichen,<br />

verbunden mit zum<br />

Teil deutlich reduzierten Einrichtungsbudgets.<br />

Insgesamt<br />

sind so die <strong>Ausgabe</strong>n für die Einrichtung<br />

neuer Läden im Nonfood-Handel<br />

in gleichem Ausmaß<br />

gesunken, wie sie bei Lebensmittel-<br />

und Drogeriemärkten<br />

gestiegen sind. Sie haben als<br />

systemrelevante Branchen in<br />

den Corona-Jahren der Pandemie<br />

einen „überaus positiven“<br />

Geschäftsverlauf verzeichnen<br />

können und weiter eine hohe Investitionsbereitschaft<br />

bei Neuund<br />

Umbauten gezeigt.<br />

Höhere Investitionen nötig<br />

„Über alle Branchen hinweg ist<br />

jedoch der Investitionsbedarf<br />

für ein neues Geschäft beziehungsweise<br />

einen neuen Markt<br />

gestiegen“, kommentiert Claudia<br />

Horbert diese Entwicklung.<br />

Die Leiterin Forschungsbereich<br />

Ladenplanung und Einrichtung<br />

bei EHI ergänzt, dass neben<br />

„weiter hohen Ansprüchen an<br />

ein hochwertiges Storedesign“<br />

diese Entwicklung stark durch<br />

massive Preissteigerungen für<br />

Material, Energie und Personal<br />

getrieben worden sei.<br />

Die Gesamtinvestitionen des<br />

Einzelhandels in Deutschland<br />

für den Neu-, Aus- und Umbau<br />

seiner Geschäfte lagen 2022 bei<br />

9,12 Milliarden Euro – im Vergleich<br />

zur letzten Untersuchung<br />

2020 bedeutet das einen Anstieg<br />

um 15,4 Prozent. Diese Zunahme<br />

zeige die hohe Bedeutung<br />

von Umbau- und Instandsetzungsmaßnahmen<br />

der bestehenden<br />

Filialen gegenüber der<br />

Eröffnung neuer Objekte, erklärt<br />

Horbert. Mit Blick auf digitale<br />

Elemente als Ergänzungen zur


unternehmen [!] SPEZIAL 45<br />

Shop-Präsenz sei es die Aufgabe der<br />

Ladenplanungsabteilungen, ein<br />

möglichst ausgewogenes Verhältnis<br />

zwischen einer „wahrnehmbaren<br />

Digitalität und der gewünschten<br />

Emotionalisierung von Verkaufsflächen<br />

und Customer Journey zu<br />

schaffen“.<br />

Das sei auf die positiven Online-<br />

Erfahrungen der Kundschaft während<br />

der Lockdown-Phasen zurückzuführen.<br />

Onlineshops seien nun<br />

fester Bestandteil für die Kundschaft.<br />

Zugleich würden eigene<br />

Handelsflächen weiterhin die<br />

besten Chancen bieten, den eigenen<br />

Onlineshop zu vermarkten.<br />

Aufgrund weiter<br />

schwer abzuschätzender Preissteigerungen<br />

für Materialien,<br />

Energie und Personal rechnen<br />

Fachleute damit, dass längerfristige<br />

Investitionsplanungen<br />

und größere Neu- und Umbauprojekte<br />

für den Handel zukünftig<br />

kaum mehr möglich sein werden.<br />

Diese Einschätzung sieht Angela<br />

Krause vom Deutschen Ladenbau<br />

Verband (DLV) etwas differenzierter:<br />

„Es kommt auf die Branche<br />

an. Während der Pandemie haben<br />

manche Branchen sehr<br />

profitiert, etwa Bike-Läden<br />

Eine<br />

Kaffeemaschine<br />

gilt noch nicht<br />

als begeisterndes<br />

Highlight.<br />

Angela Krause<br />

Deutscher Ladenbau Verband<br />

Neben der<br />

Ware müssen<br />

Kunden ein<br />

Erlebnis im<br />

Ladengeschäft<br />

finden.<br />

FOTO: © AFXHOME /ADOBE.STOCK.COM<br />

oder Baumärkte. Auch der Onlinehandel<br />

hatte satte Zuwächse, hat<br />

aber jetzt seinen Höhenflug beendet<br />

und bleibt vorerst auf einem stabilen<br />

Niveau.“ Insgesamt herrsche<br />

weiterhin Krisenstimmung, Vorhersagen<br />

glichen eher einem Blick in<br />

die Glaskugel. „Insbesondere die Fashionbranche<br />

hat schon lange zu<br />

kämpfen, was man an den Leerständen<br />

in den Innenstädten sieht“, sagt<br />

die Leiterin der DLV-Geschäftsstelle.<br />

Händler und Marken benötigten<br />

gegenüber den Angeboten aus dem<br />

Internet mehr denn je eine physische<br />

Präsenz, um wahrgenommen<br />

zu werden.<br />

Insofern ist sie sich sicher, dass<br />

es Läden immer geben wird: „Aber<br />

sie müssen etwas bieten, was der<br />

Webshop nicht kann: ein überraschendes,<br />

gut kuratiertes und interessantes<br />

Sortiment. Und eine Kaffeemaschine<br />

aufzustellen gilt noch<br />

nicht als begeisterndes Highlight im<br />

Laden. Kunden kaufen ein, wo das<br />

Warenangebot stimmt, die Atmosphäre<br />

gut und der Service persönlich<br />

ist.“ Ob Gastronomiebereich,<br />

Werkstatt, Showroom, Eventfläche<br />

– der Laden der Zukunft sei keine<br />

Warenabverkaufsstelle mehr. [!]<br />

<br />

Wilfried Urbe<br />

Zur Person<br />

Angela Krause leitet<br />

die Geschäftsstelle<br />

des DLV Deutschen<br />

Ladenbau Verbandes.<br />

Für die Branche<br />

arbeitet die<br />

Rechtsanwältin seit<br />

2000 in verschiedenen<br />

Aufgabenfelder.<br />

Sie schreibt zudem<br />

Fachartikel und hält<br />

Vorträge.<br />

Weniger, aber detailreich<br />

FOTO: © AGCREATIVELAB/ADOBE.STOCK.COM<br />

Hochwertig in der Ausstattung: neue Schuhgeschäfte.<br />

Im Textil-,<br />

Schuh- und<br />

Sportfachhandel<br />

sind die Einrichtungskosten<br />

mit einem<br />

Plus von 22<br />

Prozent weiter gestiegen<br />

auf 653<br />

Euro pro Quadratmeter<br />

Verkaufsfläche.<br />

Zu diesem Ergebnis<br />

kommt die<br />

EHI-Studie Laden-<br />

Monitor <strong>2023</strong>. Unverändert<br />

prägten<br />

eine hochwertige<br />

Ladenoptik und<br />

detailreiche Wareninszenierung<br />

das<br />

Store-Design. Die<br />

wenigen neuen Läden<br />

in der Branche<br />

sollen etwas Besonderes<br />

sein, um<br />

für Aufmerksamkeit<br />

bei der Kundschaft<br />

zu sorgen.


46 RESSORT unternehmen [!]<br />

maler wies<br />

Ulm<br />

Foto: © WIES – Malerfachbetrieb<br />

Foto: © Alexander Burgert<br />

Foto: © Bernd<br />

Bergmann<br />

Foto: © Noel é Marquet<br />

Oben links: Der neue Showroom in Ulm. Oben rechts: Beispiel eines fugenlosen Bodenbelages. Unten links: Wandgestaltung im Betonlook.<br />

Unten rechts: Loungegestaltung mit Wandverkleidung, Stuckleisten und Beleuchtungskonzept, Anstrich mit hochwertiger Pigmentfarbe.<br />

Wies à vis – Alles aus einer Hand!<br />

Bereits seit 150 Jahren wird bei wies malerfachbetrieb<br />

aus Ulm-Wiblingen Handwerkskunst<br />

und Tradition großgeschrieben und Tag<br />

für Tag Zuverlässigkeit und Qualität gelebt.<br />

Malermeister Martin Wies und sein Team aus<br />

festangestellten Facharbeitern, das sich durch<br />

ein hohes Maß an Fachkompetenz und Zuverlässigkeit<br />

auszeichnet, gestalten nicht nur individuelle<br />

Oberflächen und Räume. Von der<br />

Visu alisierung bis hin zur schlüsselfertigen<br />

Ausführung bietet der Handwerksbetrieb alles<br />

aus einer Hand.<br />

Natürlichkeit und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten<br />

Mit wies malnatura legt man allergrößten<br />

Wert auf die Verwendung nachhaltiger Produkte<br />

auf Basis natürlicher und/oder nachwachsender<br />

Rohstoffe für natürliche und<br />

wohngesunde Oberflächen und ein gesundes<br />

Raumklima. Für hochwertige Malerarbeiten<br />

und exklusive Oberflächen an Decken, Wänden<br />

und Böden ist wies lebensart genau richtig.<br />

Aus natürlichen Materialien mit hoher Belastbarkeit<br />

und Widerstandsfähigkeit sowie<br />

einfacher Reinigung werden außergewöhnliche<br />

Oberflächen wie fugenlose Boden- und<br />

Wandflächen gestaltet. Und die perfekte Beleuchtung<br />

samt Installation setzt alles ins richtige<br />

Licht. Für besondere Behaglichkeit sorgen<br />

Infrarotheizungen, die unsichtbar in den Wänden<br />

oder der Decke verbaut werden können.<br />

Ein Blick in das Zuhause der Zukunft<br />

Neu seit diesem Jahr ist der wies à vis showroom,<br />

den man in der Ulmer Stadtmitte in der<br />

Neuen Straße findet, und in dem verschiedene<br />

Wohnbereiche für die Kunden visuell erlebbar<br />

sind. Beraten werden die Kunden hier von<br />

Martin Wies und seiner Frau Cinzia Bertini, die<br />

ihn bestens unterstützt. Zu sehen sind, wie<br />

sich Farben, Strukturen und Materialien von<br />

Oberflächen auf ein Raumerlebnis auswirken.<br />

So lässt sich eine bessere Vorstellung davon<br />

schaffen, wie das eigene Zuhause einmal aussehen<br />

könnte.<br />

Bei maler wies erhalten Sie alles aus einer<br />

Hand – vom Kleinauftrag bis zur kompletten<br />

Gestaltung von Wohnungen, Häusern und<br />

Gewerbeeinheiten.<br />

showroom<br />

Neue Straße 30, 8<strong>90</strong>73 Ulm<br />

Tel: +49-731-14395095<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di. – Do. 9-12 Uhr und Mi. 13.30 Uhr – 18 Uhr<br />

Fr. 14 bis 18 Uhr · Sa. 10 bis 15 Uhr<br />

Bitte vereinbaren Sie einen Beratungstermin!<br />

Weitere Infos unter: www.maler-wies.de<br />

maler wies<br />

Malermeister Martin Wies<br />

Lustgartenweg 13, 8<strong>90</strong>79 Ulm<br />

Tel: +49-731-41226<br />

Mail: info@maler-wies.de<br />

www.maler-wies.de


unternehmen [!] RESSORT 47<br />

BOHNACKER Ladeneinrichtungen GmbH<br />

Blaubeuren<br />

Bavarian Towers<br />

Foto: © Bohnacker<br />

Weitblick<br />

Foto: © Bohnacker<br />

Foto: © Hilti<br />

Foto: © picsandplan<br />

Hier sehen Sie eine Auswahl unserer Referenzprojekte. Weitere Details und Projekte finden Sie auf unserer Webseite www.bohnacker.com.<br />

BOHNACKER Ladeneinrichtungen –<br />

Wir geben Begeisterung Raum<br />

Die BOHNACKER Ladeneinrichtungen GmbH<br />

mit Sitz in Blaubeuren ist Ihr erfahrener Partner<br />

für individuelle Einrichtungslösungen im<br />

Laden-, Objekt- und Apothekenbau. Mit über<br />

40 Jahren Erfahrung sind wir ein zuverlässiger<br />

Experte für Design, Konzeption und Planung,<br />

sowie dem kompleten Projektmanagement<br />

von der ersten Konstruktionszeichnung<br />

bis zur Logistik und Montage.<br />

Als stetig wachsendes, europaweit tätiges<br />

Familienunternehmen, bietet BOHNACKER<br />

mit fünf europäischen Niederlassungen einen<br />

perfekten Service in der jeweiligen Landessprache.<br />

Zur BOHNACKER Gruppe gehören<br />

unter anderem auch die international bekannte<br />

Designagentur Wanda in London, das metallverarbeitende<br />

<strong>Unternehmen</strong> EdelteCH sowie<br />

der Schaufensterpuppen-Hersteller<br />

Wissler Mannequins.<br />

Das Leistungsspektrum erstreckt sich über<br />

sämtliche Phasen eines Projekts. BOHN-<br />

ACKER übernimmt nicht nur die Realisierung,<br />

sondern begleitet Sie von der ersten Idee bis<br />

zur Auslieferung und Montage - und das weltweit.<br />

Unsere langjährige Expertise ermöglicht<br />

es, individuelle Anforderungen zu verstehen<br />

und innovative, ästhetische und funktionale<br />

Einrichtungslösungen zu entwickeln. Das erfahrene<br />

BOHNACKER-Team überwacht den<br />

gesamten Prozess, um sicherzustellen, dass<br />

Termine sowie Budgets eingehalten werden.<br />

BOHNACKER versteht sich nicht nur als Lieferant<br />

hochwertiger Einrichtungen, sondern als<br />

Partner, der Sie durch den gesamten Prozess<br />

begleitet. Die Auslieferung und Montage erfolgt<br />

präzise und termingerecht, um einen<br />

reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.<br />

Neben dem Laden- und Objektbau bietet der<br />

Ladenbauer aus Blaubeuren auch innovative<br />

Shop-in-Shop-Lösungen und Displays. Das<br />

Produktportfolio ist vielseitig und flexibel, um<br />

Ihren spezifischen Anforderungen gerecht zu<br />

werden.<br />

Neben der Expertise im Einzelhandel ist<br />

BOHNACKER auch spezialisiert auf den Sektor<br />

Betriebsgastronomie. Ob Cafeteria, Res-<br />

taurant oder gastronomische Einrichtung in<br />

<strong>Unternehmen</strong> – es werden innovative Konzepte<br />

nach Ihren Bedürfnissen entworfen und<br />

realisiert.<br />

Mit einem engagierten Team und langjähriger<br />

Erfahrung weiß BOHNACKER, dass die wertvollsten<br />

Einkaufs- und Genussmomente nicht<br />

mit dem Kauf oder an der Kasse enden, sondern<br />

mit Begeisterung und nachhaltiger Inspiration.<br />

BOHNACKER Ladeneinrichtungen GmbH<br />

Karl-von-Ehmann-Straße 31<br />

D-89143 Blaubeuren<br />

T: +49 7344 96 <strong>90</strong>-0<br />

M: info@bohnacker.com<br />

www.bohnacker.com


48 RESSORT unternehmen [!]<br />

Scheurer RaumConcepte<br />

Ulm<br />

Ergonomische Arbeitsplätze –<br />

genau auf Sie abgestimmt<br />

Ob Arbeitsplätze, Garderoben, Küchen oder<br />

komplette Büro-Komplexe – die Einrichtungs-<br />

Spezialisten im Ulmer Norden verstehen ihr<br />

Handwerk und betreiben es mit Herzblut.<br />

Namhafte Großkunden in Ulm & Umgebung<br />

wissen das zu schätzen und erweitern die<br />

Stammkundschaft Jahr um Jahr.<br />

Geschäftsführerin Irmgard Scheurer betreibt<br />

ihren Job mit Begeisterung: „Wenn man nach<br />

Kundengesprächen, der Planung, der Bestellung<br />

und dem Aufbau einen fertig eingerichteten<br />

Raum hat, ist das eine große Bereicherung.<br />

Ganz egal ob bei großen oder kleineren Aufträgen.“<br />

Neben der Beratung und Planung nach Arbeitsstättenrichtlinien<br />

und ganzheitlichen Einrichtungen,<br />

Leuchten und Esstischen, finden<br />

sich auch Produkte im Sortiment, bei denen<br />

das ganz besondere Design im Vordergrund<br />

steht. Und nicht nur bei Büroeinrichtungen,<br />

sondern auch bei Wohneinrichtungen, ob privat<br />

oder geschäftlich sowie Schreinerlösungen<br />

steht der Name Scheurer RaumConcepte für<br />

eine hochwertige Ausstattung. Und das in Zusammenarbeit<br />

mit namhaften Herstellern. Ob<br />

es also ein großes Projekt oder einfach „nur“<br />

ein neuer Schreibtischstuhl ist, ein Besuch<br />

lohnt sich immer.<br />

Aktuelle Angebote noch bis 31.12.<strong>2023</strong>:<br />

Aktionen von motorischen Tischen und<br />

ergonomischen Stühlen.<br />

Öffnungszeiten: Termine nach Vereinbarung.<br />

Von hochwertigen Büro einrichtungen<br />

bis hin zu exklusiven<br />

Wohnmöbeln – bei Scheurer<br />

RaumConcepte findet jeder das<br />

Passende.<br />

Fotos: Hersteller-Bilder<br />

Scheurer RaumConcepte,<br />

Im Lehrer Feld 28,<br />

8<strong>90</strong>81 Ulm,<br />

0731-920610<br />

einrichtung@scheurer-rc.de<br />

www.scheurer-rc.de


unternehmen [!] RESSORT 49<br />

4plus5 GmbH<br />

Ulm<br />

Heilende Architektur<br />

Der Mensch steht mit all seinen Sinnen und<br />

Bedürfnissen im Mittelpunkt. Gerade für Projekte<br />

der Medizin, Therapie und Pflege entwickelt,<br />

plant und realisiert das Team der 4plus5<br />

Architekt/innen und Innenarchitekt/innen<br />

Projekte in ganz Deutschland.<br />

Von der Objektsuche zur Traumklinik. Projektentwicklung<br />

und Planung bei 4plus5 beginnt<br />

mit Standortsuche. Gemeinsam erkunden wir<br />

Anforderungen und setzen diese erfolgreich<br />

um, um beeindruckende medizinische Einrichtungen<br />

zu schaffen. Ihr Traum, unsere Realität.<br />

Sogar Bereiche wie unser jüngstes fertiggestelltes<br />

Projekt, die Neugestaltung der Kantine<br />

des Landratsamtes in Ulm, stehen in unserer<br />

Kompetenz.<br />

Kontakt<br />

4plus5 GmbH<br />

Scheffeltgasse 9<br />

8<strong>90</strong>77 Ulm<br />

+49 (0)731 40 70 <strong>90</strong> 00<br />

dialog@4plus5.de<br />

www.4plus5.de


50<br />

NAMEN & NACHRICHTEN unternehmen [!]<br />

Stiefel im Amt<br />

bestätigt<br />

Gerd Stiefel<br />

bleibt an der<br />

Spitze der<br />

IHK-Versammlung.<br />

IHK Die IHK-<br />

Regionalversammlung<br />

Neu-<br />

Ulm hat Gerd<br />

Stiefel (Fritz<br />

Stiefel Industrie-Vertretungen,<br />

Neu-Ulm)<br />

für weitere fünf<br />

Jahre zu ihrem<br />

Vorsitzenden<br />

gewählt. Als<br />

Stellvertreter wurden Alexander<br />

Kulitz (ESTA Apparatebau,<br />

Senden), Eva Treu (Rudi Treu,<br />

Neu-Ulm) und Viola Pfersich<br />

(Alfred Pfersich, Neu-Ulm) gewählt.<br />

Stiefel will nun „neben<br />

der gemeinsamen Bewältigung<br />

des Arbeitskräftemangels“ auch<br />

die Themen Energie, Mobilität<br />

und Digitalisierung in den Fokus<br />

rücken.<br />

Immer mehr<br />

Pendler im Land<br />

Den Zuschlag für die europaweite Ausschreibung erhielt Daimler Buses: 14 E-Busse vom Typ eCitaro<br />

kommen im SWU-Gebiet zum Einsatz.<br />

Foto: © Daimler Truck AG<br />

14 Stromer für den Nahverkehr<br />

Die Stadtwerke Ulm (SWU) setzen auch bei Bussen<br />

künftig auf Elektromobilität. In den kommenden<br />

zwei Jahren erhält die SWU 14 Elektrogelenkbusse<br />

vom Hersteller Daimler Buses. Nach Test- und Schulungsfahrten<br />

kommen die E-Busse voraussichtlich<br />

von Ende 2024 an regelmäßig im Liniennetz zum Einsatz.<br />

Bis dahin müssen an ausgewählten Haltestellen<br />

etwa Möglichkeiten zum Zwischenladen geschaffen<br />

werden, sagt SWU Verkehr-Geschäftsführer Ralf<br />

Gummersbach. Insgesamt belaufen sich die Kosten<br />

auf 13 Millionen Euro. Vom Bund gibt es eine Förderung<br />

in Höhe von 4,59 Millionen Euro.<br />

Arbeitsweg Die Zahl der Pendler<br />

in Baden-Württemberg<br />

nimmt zu. 2022 überquerten laut<br />

Statistischem Landesamt 3,81<br />

Millionen Menschen die Grenze<br />

ihres Wohnortes, um zu ihrer<br />

Arbeitsstätte zu gelangen – ein<br />

Plus von 1,5 Prozent im Vergleich<br />

zum Vorjahr. Rund 2,26<br />

Millionen Personen arbeiteten<br />

in der Gemeinde, in der sie auch<br />

wohnten. 312 000 Menschen<br />

pendelten nach Stuttgart, aber<br />

auch in die Hochschulstadt Ulm<br />

fuhren 80 800 Beschäftigte.<br />

Industrie<br />

ächzt<br />

Metallindustrie Weniger Aufträge,<br />

fehlendes Personal, überbordende<br />

Bürokratie: „Die Stimmung<br />

kippt langsam“, erklärte<br />

Oliver Wirth, Vorsitzender der<br />

Südwestmetall-Bezirksgruppe<br />

Ulm. Zudem fehle aufgrund gestiegener<br />

Energiekosten Geld,<br />

„um unsere Industrie für die Herausforderungen<br />

der Zukunft fit<br />

zu machen“. Viele <strong>Unternehmen</strong><br />

investierten daher mittlerweile<br />

im Ausland oder planten,<br />

Deutschland zu verlassen.<br />

Neue Mieter im<br />

Quartier<br />

Sedelhöfe Der Projektentwickler<br />

der Sedelhöfe, DC Developments,<br />

konnte zuletzt vier neue<br />

Mieter in dem Quartier am Ulmer<br />

Hauptbahnhof verkünden.<br />

Neben einer Kinderwunsch-<br />

Praxis, die eine Fläche von 430<br />

Quadratmeter anmietet, hat<br />

auch das KI-<strong>Unternehmen</strong> Alta<br />

Sigma 330 Quadratmeter in<br />

Haus 2 bezogen. Zudem schließt<br />

das Restaurant Babylon die Lücke,<br />

die nach der Schließung der<br />

Burger-Kette „Five Guys“ hinterlassen<br />

hatte. Auch die Franchisekette<br />

Subway eröffnet in<br />

dem Quartier eine Filiale. [!]<br />

Impressum<br />

Verlag & Herausgeber<br />

Neue Pressegesellschaft<br />

mbH & Co. KG<br />

Frauenstraße 77<br />

8<strong>90</strong>73 Ulm<br />

Redaktion<br />

Alexander Bögelein (verantwortlich)<br />

Julia Kling<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Gestaltung<br />

Alen Pahic (Art Director)<br />

Max Meschkowski (Junior Art Director)<br />

Astrid Müllerleile (Bild)<br />

Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />

Volkmar Könneke Werkfotos, PR, Archiv<br />

Anzeigen<br />

Stefan Schaumburg (verantwortlich)<br />

Anschrift wie Verlag<br />

Druck<br />

Druckerei R. le Roux GmbH<br />

Daimlerstraße 4<br />

89155 Erbach<br />

Objektleitung<br />

Tobias Lehmann<br />

Telefon 0731 156-515<br />

t.lehmann@swp.de<br />

Mediaberatung<br />

Christine Blum<br />

Telefon 0731 156-500<br />

E-Mail c.blum@swp.de<br />

Vertriebsservice<br />

unternehmen.vertrieb@swp.de<br />

Den Datenschutzbeauftragten<br />

erreichen Sie unter:<br />

datenschutz@swp.de<br />

Nächste <strong>Ausgabe</strong>: 9. März 2024<br />

Anzeigenschluss: 9. Februar 2024<br />

www.swp-unternehmen.de


unternehmen [!] RESSORT 51<br />

Markenführung im digitalen Zeitalter hat viele Facetten – wir<br />

kennen und können sie alle. Unsere Mission: Evolving Brands,<br />

die sich Richtung Zukunft bewegen. Mit analytischem Tiefgang<br />

und strategischem Weitblick. Mit mutigen Ideen und kreativer<br />

Gestaltungskompetenz. Kurz: Markenmagie mit Methode.<br />

mehr hier<br />

Ready to evolve?<br />

Lernen Sie uns kennen!<br />

evolving-brands.de


52<br />

RESSORT unternehmen [!]<br />

Menschen<br />

und<br />

Maschinen<br />

bewegen.<br />

Gemeinsam<br />

Ziele erreichen.<br />

Ingenieurwesen bei ZEISS<br />

Mario ist Projektleiter Move-IN in der ZEISS Halbleitertechniksparte. Sein Team und er begleiten neue Maschinen von<br />

der Laderampe bis zu ihrem endgültigen Bestimmungsort in der Fertigungshalle. Hier stellen sie sicher, dass die Anlagen<br />

mit allen notwendigen Medien versorgt werden. Die Bandbreite reicht dabei vom kompakten Messgerät bis hin zur<br />

raumgreifenden CNC-Anlage. Manchmal reicht dafür ein Gabelstapler – ab und zu muss es aber auch ein Schwerlastkran<br />

sein. Sind nicht irgendwann einmal alle Maschinen an ihrem Platz? Mario erklärt lächelnd: „Durch das starke Wachstum<br />

unserer Halbleitertechniksparte geht uns die Arbeit nicht aus.“ Gute Aussichten für Mario, sein Team und seine<br />

zukünftigen Kolleginnen und Kollegen.<br />

Erfahre mehr über Jobs im Ingenieurwesen bei ZEISS unter zeiss.de/ingenieurwesen

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