Schlesischer Gottesfreund - Herzlich Willkommen!
Schlesischer Gottesfreund - Herzlich Willkommen!
Schlesischer Gottesfreund - Herzlich Willkommen!
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
60. JAHRGANG – DEZEMBER 2009 – NR. 12<br />
ISSN 1861 - 9746 Verkaufspreis: 2,50 Euro H 6114<br />
<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong><br />
NACHRICHTEN UND BEITRÄGE AUS DEM EVANGELISCHEN SCHLESIEN<br />
Gott spricht:<br />
Ich will euch erlösen,<br />
daß ihr ein Segen sein sollt.<br />
Fürchtet euch nur nicht<br />
und stärkt eure Hände!<br />
Montsspruch Dezember<br />
Sacharja 8, 13
Geistliches Wort 178<br />
GEISTLICHES WORT S. 178<br />
Unsere Weihnachtsbitte S. 179<br />
BEITRÄGE<br />
Was bedeutet mir Schlesien S. 180<br />
Wittichenau - Eine Gemeinde S. 181<br />
feiert ihr hundertjähriges<br />
Kirchweihjubiläum<br />
Ort des Gedenkens in Zobten S. 183<br />
MELDUNGEN S.185<br />
Prof. Schulz zum<br />
80. Geburtstag S. 186<br />
AUS DEN LANDESARBEITS-<br />
GEMEINSCHAFTEN S. 187<br />
ZUR ADVENTSZEIT S. 189<br />
VERANSTALTUNGEN S. 189<br />
AUS DER LESERGEMEINDE S. 190<br />
BUCHEMPFEHLUNG S. 191<br />
Titelbild: Engel in der Kirche zu Daubitz. Foto: ANN<br />
Der Apostel Paulus schreibt: „Ihr wißt die Gnade unseres<br />
Herrn Jesus Christus, daß, ob er wohl reich ist, ward er<br />
doch arm um euretwillen, auf daß ihr durch seine Armut<br />
reich würdet“. II. Kor. 8, 9<br />
Ich greife ein Stichwort unserer Tage auf: Unzufriedenheit.<br />
Sie ist unübersehbar: Von der Begeisterung über das<br />
große Geschenk der Wiedervereinigung ist vielfach nur<br />
noch Unzufriedenheit geblieben Den Ostdeutschen dauert<br />
die Angleichung an das Westniveau zu lange, vielen Westdeutschen<br />
kostet sie zu viel. Hinzu kommt Unzufriedenheit<br />
über Politiker, Universitäten, Schulen, Europa, Klimaschutz,<br />
nicht zuletzt auch über die Kirchen. Es spricht viel<br />
dafür, daß die Unzufriedenheit ein Wesensmerkmal des<br />
Menschen ist - unabhängig von der Wirtschaftslage. Die<br />
Bibel zeigt uns ja, daß sogar die ersten Menschen mit ihrer<br />
Lage unzufrieden waren.<br />
Objektiv hatten sie keinen Grund dazu. Sie lebten im<br />
Paradies. Sie hätten zufrieden sein können. Aber irgendetwas<br />
fehlt ihnen. Die Schlange bringt es auf den Punkt: „Ihr<br />
werdet sein wie Gott“ (1. Mose 3,5). Offensichtlich haben<br />
sie sich mit der Frage herumgeschlagen: Da muß doch<br />
mehr drin sein im Leben, mehr Glanz, mehr Erfüllung!?<br />
Und das vermuten sie bei Gott.<br />
War das denn falsch? Der Wunsch nach einem erfüllten<br />
Leben ist doch richtig! In diesem Sinne ist Unzufriedenheit<br />
auch etwas Gutes. Die Frage ist allerdings, warum ist die<br />
Sache bei den ersten Menschen dann aber so schlecht ausgegangen?<br />
„Christi Geburt“<br />
Malerei an der Empore der Kirche zu Friedersdorf bei Görlitz<br />
Foto: Landesamt für Denkmalspflege Dresden, Wolfgang Junius<br />
Die Wendung nach unten<br />
CHRISTIAN-ERDMANN SCHOTT<br />
Weil sie die Erfüllung in der falschen Richtung gesucht<br />
haben. Darin lag schon der Betrug der Schlange. Sie hat die<br />
Menschen auf die falsche Fährte gelenkt, indem sie ihnen<br />
die Vermutung nicht ausgeredet hat, daß der Reichtum des<br />
Lebens in der Erhöhung unserer Möglichkeiten, in der<br />
Steigerung, vorn, oben, im Mehr zu finden ist. Das meinen<br />
wir in der Regel heute noch. Sein wie Gott - groß, hoch,<br />
ja allmächtig. Es gibt auch Stellen in der Bibel (Psalmen,<br />
Buch der Offenbarung), die uns Gott so zeigen. Aber sie<br />
sagen uns nie, daß wir ihm darin nacheifern sollen. Es<br />
bleibt eine Distanz, die auch bleiben muß. Aber der Gott<br />
der Bibel ist nie nur der auf dem Thron Sitzende. Viel häufiger<br />
wird er uns geschildert als der Gott, der auf uns<br />
zugeht, sich uns zuwendet, als der erbarmende, liebende<br />
Gott. Die Weihnachtbotschaft zeigt das überdeutlich: Gott<br />
wird Mensch, ein Kind, geboren im Stall. Er macht sich uns<br />
gleich. Wenn das so ist, dann meint, ihm gleich sein wollen,<br />
daß wir diese Bewegungsrichtung übernehmen und<br />
nicht nach dem Hohen und Großen über uns trachten, sondern<br />
uns nach unten wenden und uns denen zuwenden, die<br />
uns brauchen.<br />
Hier liegt der Schlüssel für das Scheitern von Adam und<br />
Eva. Sie haben Gott in der Höhe gesucht und darüber das<br />
Paradies und ihn selbst verloren. Weihnachten aber ist eine<br />
Demonstration Gottes, die uns auffordert, den Blick zu<br />
wenden und Zufriedenheit und Reichtum des Lebens in der<br />
Tiefe zu suchen, in der liebenden Zuwendung zu den<br />
Menschen, Mitgeschöpfen, Dingen. Von uns aus starren
179<br />
wir in die Höhe. Die Schlange und die Wünsche des<br />
Herzens bestärken uns darin. Von uns aus können wir das<br />
auch kaum ändern. Wir sind so. Die Gnade Gottes besteht<br />
auch darin, daß er sich uns in einem anderen Licht zeigt,<br />
nämlich als der Sich-Herab-Beugende, und deutlich macht,<br />
daß das zu seinem Wesen gehört.<br />
Die „Ankunft Jesu Christi im Fleisch“ korrigiert unser<br />
Gottesbild und sie korrigiert den Weg, auf dem wir das<br />
erfüllte Leben suchen. Der Sohn mußte kommen und uns<br />
den Weg dahin zeigen. Es ist ein scheinbar armer Weg.<br />
Aber er macht uns reich. Wir sollen nicht „etwas<br />
Besseres“ sein, sondern werden und bleiben Menschen.<br />
Menschen, die mit anderen mitfühlen, mitleiden, sich mitfreuen<br />
und so ihre Einsamkeit überwinden, weil sie die<br />
Nähe Gottes und der Menschen spüren, das Leben erleben,<br />
indem wir uns ihm aussetzen, auch in Niederlagen und<br />
Enttäuschungen. Christus ist diesen Weg gegangen. Er ist<br />
der Weg zu einem Leben, über dem immer auch ein geheimer<br />
Glanz liegt.<br />
Weihnachten muß alle Jahre wieder gefeiert werden,<br />
gegen unser Höher-Hinaus-Wollen. Ganz werden wir den<br />
Unsere Weihnachtsbitte<br />
WEIHNACHTSBITTE<br />
alten Adam und die alte Eva in uns bis zum Tod nicht ablegen<br />
können. Auch wehren wir uns insgeheim dagegen, weil<br />
dieser Weg Jesu unseren natürlichen Willen so massiv<br />
durchkreuzt. Aber wenn wir uns darauf einlassen, werden<br />
wir es erleben, daß wir nicht ärmer werden. Im Gegenteil,<br />
wir sehen Brüder, wo wir vorher nur Konkurrenten gesehen<br />
haben, wir sehen die Nöte und die Not der anderen, wo wir<br />
vorher nur auf unsere eigene Befindlichkeit gestarrt haben,<br />
wir werden dankbar, wo wir vorher nur Forderungen aufgestellt<br />
haben. Wir sehen das Leben, unser Leben, in einem<br />
neuen Licht.<br />
Sicher, schmerzhafte Krankheiten, Arbeitslosigkeit,<br />
Armut, der Verlust eines wichtigen Menschen etwa durch<br />
den Tod oder kränkende Benachteiligungen im Berufsleben<br />
sind damit nicht aufgehoben. Sie erzeugen berechtigte Unzufriedenheit<br />
und werden so zu einem wichtigen Motor für<br />
notwendige Veränderungen. Aber auch sie lassen sich besser<br />
ertragen und angehen, wenn wir glauben können, daß<br />
wir auch dann und trotz allem in der Nähe Gottes bleiben<br />
und immer sind.<br />
Ich wünsche uns allen eine gesegnete Weihnacht! �<br />
Liebe Mitglieder und Freunde der Gemeinschaft evangelischer Schlesier!<br />
Am Ende dieses erinnerungsreichen Jahres 2009 wünschen wir Ihnen ein gesegnetes und frohes Weihnachtsfest und<br />
dann einen behüteten Verlauf des neuen Jahres 2010. Wir hoffen, dass es uns allen Gutes bringt, persönlich wie für<br />
unsere evangelisch-schlesische Arbeit.<br />
Ihrer treuen Unterstützung ist es zu danken, daß wir im laufenden Jahr wieder eine Reihe von Projekten fördern konnten.<br />
Wir nennen hier besonders:<br />
- Unterstützung des Christlichen Gymnasiums in Hoyerswerda<br />
- Ausbau der Bibliothek der Kirchlichen Stiftung für das Evangelische Schlesien<br />
- <strong>Schlesischer</strong> Kirchentag der „Gemeinschaft“ in Jauernick-Buschbach und Görlitz<br />
- Unsere Präsenz beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Bremen<br />
- Unser Engagement beim Deutschlandtreffen der Schlesier in Hannover<br />
- Unterhalt und Ausbau des Archivs der „Gemeinschaft“<br />
- Die Schlesienhilfe - Schwerpunktmäßig die Erhaltung wertvoller schlesischer<br />
Kirchenbücher in Falkenberg<br />
- Zustiftung zum Stiftungskapital der „Kirchlichen Stiftung“<br />
- Zuschuss zum Filmprojekt „Vergessene schlesische Kirchen-Verlorene Geschichte“<br />
Im kommenden Jahr werden es im Wesentlichen diese Aufgaben sein, die wir gern weiter verfolgen würden. Dazu kommen<br />
Publikationen zum evangelischen Schlesien, aber auch immer wieder Unvorhergesehenes, wo unsere Hilfe<br />
gebraucht wird. Deshalb bitten wir Sie wieder um eine freundliche Spende für unsere Arbeit.<br />
Als herausragende Besonderheit steht im Jahr 2010 das Jubiläum „60 Jahre Gemeinschaft evangelischer Schlesier<br />
(Hilfskomitee) e. V.“ vor uns, das wir in Wiesbaden, der Partnerstadt von Breslau, feiern wollen. Der Film über vergessene<br />
Kirchen in Schlesien wird voraussichtlich im Frühjahr 2010 fertig gestellt sein und ist Bestandteil des Jubiläums.<br />
Wir werden dazu noch besonders einladen und ausführlich berichten.<br />
Ihre Hilfsbereitschaft erfüllt uns mit großer Dankbarkeit. Über den materiellen Wert hinaus ist sie uns immer auch ein<br />
Zeichen der persönlichen Verbundenheit mit unserer gemeinsamen Arbeit.<br />
Im Namen des Vorstandes grüßen wir Sie mit herzlichen Segenswünschen für die Advents- und Weihnachtszeit, Ihre<br />
Dr. Christian-Erdmann Schott Klaus-Ulrich Vogel<br />
Vorsitzender Schatzmeister
BEITRÄGE 180<br />
Dem Erbe verpflichtet<br />
Zuerst soll das Herz des Nichtschlesiers sprechen, dann der<br />
Kopf.<br />
Was bedeutet mir Schlesien?<br />
Da sind zunächst die Menschen, deren Geschichte und<br />
Geschick mir als Jugendlicher immer stärker bewußt werden.<br />
Sie leben in der Nachbarschaft, aber was mir Heimat<br />
ist, ist nicht ihr Zuhause. Zuhause sind sie in ihren<br />
Erinnerungen, manchmal erzählen sie davon. Heimat ist<br />
am ehesten noch der Gottesdienst und die Kirchgemeinde,<br />
in die ich nun selbst hineinwachse. Die Treue im Glauben<br />
berührt mich dann noch einmal ganz anders als junger<br />
Seelsorger. Tief in mein Herz dringt der Satz nach dem<br />
Erzählen von Erlebtem und Durchlittenem bei Flucht und<br />
Vertreibung: „Und doch möchte ich keinen Tag missen in<br />
meinem Leben, Herr Pastor, ich habe Gottes Schutz und<br />
Hilfe erfahren.“ Viel später werde ich die Ostdenkschrift<br />
der EKD lesen und spüren, das ist zu viel Kopf und zu<br />
wenig Herz.<br />
Da sind die Häuser und Dörfer, durch die wir mit den<br />
Rädern fahren, jenseits der sächsischen Grenze. Nicht<br />
Schlesien, noch nicht. ´Sudeten` habe ich von meinem<br />
Vater gelernt und so manchen ursprünglichen Namen von<br />
den alten Landkarten mir eingeprägt. Deutsche Inschriften<br />
entdeckt man noch an manchen alten, zum Teil leer stehenden<br />
Häusern und vereinzelten Wegkreuzen. Man erfreut<br />
sich nicht nur an der schöne Landschaft. Man sieht die<br />
Menschen vor sich, die einst hier gelebt haben, spürt den<br />
großen Bruch in der Geschichte und fährt sehr nachdenklich<br />
durch das Land.<br />
Da ist Breslau, Station auf der Hochzeitsreise 1966. Die<br />
Schäden des Krieges sind uns vertraut, die wir im zerstörten<br />
Dresden aufgewachsen sind. Aber da ist die Geschichte<br />
dieser Stadt und des Landes - oder richtiger: die<br />
Verdrängung und Verdrehung von Geschichte. In den<br />
Kirchen fällt es besonders auf. St. Elisabeth, dieser gewaltige,<br />
beeindruckende Bau. Von Lic. Dr. Konrad und der<br />
letzten evangelischen Predigt hier vor zwanzig Jahren, am<br />
30. Juni 1946, wußten wir noch nichts. Aber daß sie einst<br />
evangelisch war und in der Sprache Luthers Gottesdienst<br />
gefeiert wurde.<br />
Jetzt hängen rechts und links vom Altar die weiß-roten<br />
Fahnen mit dem weißen Adler auf rotem Grund. Es ist die<br />
1000-Jahrfeier der Christianisierung Polens, die zielgerichtet<br />
in Breslau besonders begangen wurde. Wer aus der<br />
DDR kommt, kennt die Macht der Propaganda, weiß aber<br />
auch um den großen Unterschied von Anspruch und Wirklichkeit.<br />
Was bedeutet mir Schlesien?<br />
Tief geprägt von der jahrhundertealten deutschen Geschichte Schlesiens, aber anders als man es von „Geschichts“-Vereinen<br />
sonst erwartet, sehr aktuell und sehr subjektiv, berichteten auf der Jahrestagung des Vereins für schlesische Kirchengeschichte<br />
neun zuvor darum gebetene Mitglieder zu dieser Frage: Was bedeutet mir Schlesien? Wir meinen, daß wir diese neun Antworten<br />
allen unseren Mitgliedern und Lesern in einer Fortsetzungsreihe weitergeben sollten. Der zweite Text steht unter der Überschrift:<br />
Zuletzt sind die Bücher. Sie kommen wirklich erst viel später.<br />
Kurt Ihlenfeld, ´Wintergewitter`. Gerhart Pohl, ´Bin ich<br />
noch in meinem Haus? Die letzten Tage Gerhart<br />
Hauptmanns`. Ruth Storm, ´Tausend Jahre - ein Tag:<br />
Lebensroman der heiligen Hedwig.` Sie kommen spät, die<br />
Geschichten zur Geschichte. Gute Begleiter sind sie bis<br />
heute.<br />
Was bedeutet mir Schlesien?<br />
1989 erhalte ich den Ruf in die Evangelische Kirche des<br />
Görlitzer Kirchengebietes, wie sie damals hieß. Mit der<br />
Verpflichtung zu treuem Dienst und Achtung der Ordnung<br />
der Kirche tauche ich zugleich ein in die schlesische<br />
Kirchengeschichte. Drei Jahre später erfolgt vor der<br />
Synode mein Plädoyer für die Änderung des Kirchennamens,<br />
um endlich wieder die Herkunft und Geschichte<br />
dieser Kirche auch in ihrem Namen nach außen hin zu verdeutlichen:<br />
Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz.<br />
Denn nur aus der schlesischen Geschichte ist nach<br />
dem 2. Weltkrieg die Konstituierung einer eigenen Landeskirche<br />
trotz Verlustes des Großteils der Kirchenprovinz<br />
Schlesien verstehbar und erklärbar. Die Einbindung in<br />
diese Geschichte und damit die Zugehörigkeit von<br />
Schlesien zur Evangelischen Kirche der (altpreußischen)<br />
Union waren maßgebend für die Neuordnung der Kirchenstrukturen,<br />
die wir innerhalb der Gemeinschaft der Evangelischen<br />
Kirche der Union gesucht haben. Es hat beim<br />
Kirchenneubildungsprozess ein ganze Reihe Stimmen<br />
gegeben, die für einen Anschluß an die Ev.-Luth. Landeskirche<br />
Sachsens plädiert haben. Dieser selbst wäre für eine<br />
einheitliche Landeskirche im Freistaat Sachsens auch<br />
wichtig gewesen. Aber gerade damit wäre die schlesische<br />
Geschichte nicht ernst genommen worden.<br />
Geschichte und Traditionen gehören zu jeder Kirche.<br />
Sie sind ihr Reichtum und ihre unverzichtbaren Wurzeln.<br />
Leider muß man eingestehen, daß das Schöpfen aus der<br />
Glaubens- und Kirchengeschichte nicht gerade zur starken<br />
Seite evangelischer Christen gehört. Überhaupt ist das<br />
Leben in und aus der Geschichte - abgesehen vom Feiern<br />
einzelner Jubiläen - in unserer Zeit unterentwickelt. Und da<br />
trifft es nun eine Region wie die schlesische Oberlausitz<br />
besonders. Können andere Landeskirchen partizipieren an<br />
vielfältigen landesgeschichtlichen Impulsen und verkörpern<br />
sie gleichsam in sich Landesgeschichte, so fehlt uns in<br />
der schlesischen Oberlausitz seit 1945 dieses Erfahrungspotential.<br />
Wer von Geburt und Herkunft evangelischer Schlesier<br />
ist, für den sind die schlesischen Wurzeln und die schlesische<br />
Identität ganz von selbst gegeben. Für einen, der hinzu
181<br />
kommt, sieht es ganz anders aus. Das gilt aber ebenso für<br />
eine Institution wie die Kirche, für einen Sprengel und eine<br />
Pfarrerschaft, die alle im Strom der Zeit strukturellen und<br />
personellen Veränderungen ausgesetzt sind. Und wenn<br />
außerdem alles einer solchen Zäsur, wie es das Geschehen<br />
von 1945 darstellt, unterliegt, muß man sich noch viel mehr<br />
als andere bemühen, um seiner geschichtlichen Wurzeln<br />
bewußt zu werden und bewußt zu bleiben. Dabei wird man<br />
sich als Kirche und als Verein für Schlesische Kirchengeschichte<br />
gar nicht auf die Vermittlung von Kirchen- und<br />
Frömmigkeitsgeschichte beschränken dürfen, sondern muß<br />
sich angesichts des Verlustes von Schlesien auch der Vermittlung<br />
der Landes- und Kulturgeschichte annehmen.<br />
Kurzum, ich sehe es für mich und für unsere Kirche als<br />
eine bleibende Aufgabe, eine innere Beziehung zur schlesischen<br />
Geschichte zu finden und eine Identifizierung mit ihr<br />
zu entwickeln. Ich sage dieses bewußt in dieser doppelten<br />
Wittichenau<br />
Eine Gemeinde feiert ihr hundertjähriges Kirchweihjubiläum<br />
DIETMAR NEß<br />
BEITRÄGE<br />
Bezogenheit. Die schlesische Kirche mit ihrem Reichtum<br />
an Glaubenszeugnissen ist zu einem Teil meines Lebens<br />
geworden. Meinen Leitspruch hierzu habe ich auf einer<br />
Glocke, die im alten Kirchhof der Stiftskirche von<br />
Herrenberg steht, gefunden: Vindicamus hereditatem -<br />
Dem Erbe verpflichtet.<br />
Hans-Jochen Kühne, geb. 25. September 1940 in<br />
Dresden. 1960-1965 Studium der Evangelischen Theologie<br />
an der Theol. Fakultät Leipzig. 1968 Ordination in<br />
Kamenz und dort Pfarrer bis 1988. 1989 Berufung zum<br />
Konsistorialrat der Ev. Kirche des Görlitzer Kirchengebietes,<br />
1990 Oberkonsistorialrat. Seit 1.10.2005 Ruhestand.<br />
Mitglied im Verein für Schlesische Kirchengeschichte.<br />
Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung<br />
„Evangelisches Schlesien“. �<br />
Regionalbischof Dr. Hans-Wilhelm Pietz hob es in seinem<br />
Grußwort hervor: das Charakteristikum der so versteckt<br />
hinter hoher Mauer in die Häuserzeile des jetzigen<br />
Kolpingplatzes hineingebauten Kirche ist ihr großes<br />
schmiedeeisernes Portal, durch das der Besucher zunächst<br />
den kleinen Innenhof betritt, ehe dann noch einmal eine<br />
schwere große Doppeltür Einlaß in die Kirche gewährt. Ein<br />
einladendes Tor in eine kleine, offene und lebendige<br />
Diasporagemeinde im Kirchenkreis Hoyerswerda, dem<br />
westlichen „Zipfel“ der früher so großen schlesischen<br />
Provinzialkirche, die heute fast nur noch als Anhängsel von<br />
Berlin-Brandenburg wahrgenommen zu werden droht. Das<br />
große Tor, unübersehbar, und davor, unüberhörbar, der<br />
Ökumenische Bläserchor: so luden sie ein zum hundertjährigen<br />
Kirchweihjubiläum der aus Mitteln des Gustav-<br />
Adolf-Werkes im Jahre 1909 erbauten Diasporakirche in<br />
der durch alle Jahrhunderte im wesentlich evangelischen<br />
Sachsen, (wendisch-)katholisch geprägten und gebliebenen<br />
Kleinstadt Wittichenau.<br />
Festprediger in der übervollen Kirche war Pfarrer Hans<br />
Schmidt, der Generalsekretär des Gustav-Adolf-Werkes.<br />
Sein Text war der Leitvers des Reformationstages: „Einen<br />
anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist,<br />
welcher ist Christus.“ In wechselnden Zeiten der gleiche<br />
Grund, unzerstörbar. Und deshalb und so lange sie auf diesem<br />
Grund bleibt, wird die Gemeinde bleiben.<br />
Hatte seinerzeit - und abermals nach dem 2. Weltkrieg<br />
durch eine Konfirmandengabe - das Gustav-Adolf-Werk<br />
der Gemeinde Wittichenau zu ihrer Kirche geholfen - die je<br />
kräftige Eigenleistung blieb nicht unerwähnt -, so lenkten<br />
zwei Gäste aus Brasilien und aus der Slowakei in ihren<br />
Grußworten auf heutige Nöte in weltweiter Diaspora.<br />
Daß „Diaspora“ nicht „Verlassenheit“ bedeuten muß,<br />
sprach in seinem Grußwort der katholische Stadtpfarrer Dr.<br />
Kresak unter Beifall aus; der Bürgermeister dokumentierte
BEITRÄGE 182<br />
Fürbittgebet während des Festgottesdienstes<br />
es durch eine Hilfszusage für weitere notwendige Baumaßnahmen<br />
der Gemeinde; Superintendent Koch wies darauf<br />
hin, daß die einstige (seit der Reformation, 1540, evangelische)<br />
„Muttergemeinde“ Hoyerswerda inzwischen selbst in<br />
einer „Diaspora“ lebe; die Partnergemeinde Kirchhatten/Oldenburg<br />
fehlte nicht unter den Gratulanten. Und<br />
der Ortspfarrer Jürgen Ouart fand nette Dankesworte für<br />
Über 200 Gläubige haben den evangelischen Festgottesdienst<br />
am 10. Oktober anläßlich der Grundsteinlegung der<br />
Gnadenkirche vor 300 Jahren mitgefeiert. Nach der<br />
Kranzniederlegung in Erinnerung an die Toten der Gemeinde<br />
in deutscher Zeit auf dem Friedhof kamen ehemalige<br />
Landeshuter aus der Bundesrepublik, die Evangelischen<br />
aus dem jetzigen Landeshut und Waldenburg und<br />
auch katholische Christen zum Gottesdienst zusammen.<br />
Die katholische gastgebende Gemeinde und der Bürgermeister<br />
der Stadt hießen die deutschen Gäste willkommen.<br />
Vier evangelische Pfarrer und zwei katholische Geistliche<br />
zogen zum Gottesdienst mit Lektoren ein. Der Görlitzer<br />
Kirchenmusikdirektor Seeliger und der Bläserkreis der<br />
evangelischen Frauenkirche Görlitz unter Diakon Pissang<br />
gaben mit ihrem Spiel dem Gottesdienst festlichen Glanz.<br />
Der Chor der Deutschen Sozialkulturellen Gesellschaft<br />
DFK Waldenburg unter der Leitung von Frau Stempowska<br />
förderte die Andacht.<br />
In der Predigt aus der Offenbarung Johannes 21,2-4<br />
zeigte Pfarrer Dr. Minke die Geschichte der Kirche als<br />
Raum für den Christlichen Glauben auf: erbaut wurde sie<br />
als Gnadenkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit unter großen<br />
Opfern der Evangelischen in der Gegenreformation. Heute<br />
ist sie katholische Kirche Zur Rosenkranzmadonna. „Die<br />
Hütte Gottes bei den Menschen“, wie es im Predigttext<br />
heißt, ist diese Kirche immer gewesen. Und die Christen<br />
sind Gottes Volk und sind untereinander zu Gespäch und<br />
Die Hütte Gottes bei den Menschen<br />
Der Jubiläums-Gottesdienst in Landeshut<br />
RUTH MINKE<br />
alle, die zum Fest auf ihre Weise und mit ihren Gaben beigetragen<br />
haben. Natürlich blieb man lange noch beisammen,<br />
genoß den „Imbiß“ (welch unzureichendes Wort!),<br />
studierte auch die Schautafeln, auf denen Frau Jana-Eva<br />
Scholz die 100jährige Geschichte der Kirche und das<br />
Leben der Gemeinde erforscht und dargestellt hat. Und<br />
nicht zu vergessen: sie schrieb und gestaltete auch eine<br />
kleine, feine Festschrift, 72 Seiten stark, mit vielen<br />
Dokumenten und Bildern. Dort erfährt man auch, daß<br />
Wittichenau im Reformationszeitalter eine wohl mehrheitlich<br />
lutherische Bevölkerung hatte, doch blieb die Pfarrkirche,<br />
weil die Stadt zum Besitz des Klosters Marienstern<br />
gehörte, katholisch, und es gelang der Äbtissin als Grundherrin<br />
auch, den durchweg katholischen Charakter wieder<br />
herzustellen.<br />
Unter schwedischem Schutz erhielten 1620 die<br />
Evangelischen für kurze Zeit die Kreuzkirche und wählten<br />
sogar einen Pastor. Der Berichterstatter ergänzt: aus den<br />
Jahren 1551, 1554 und 1564 stammen nachweislich vier lutherische<br />
Pfarrer aus dem kleinen Städtchen!<br />
Möchte der Gemeinde die einladende Offenheit erhalten<br />
bleiben, von der der Regionalbischof sprach; er wendete<br />
das Bild aber hin auf die allzeit offene Tür Gottes in sein<br />
Vaterhaus, in das einzuladen die Aufgabe seiner Gemeinde<br />
bleibt. Fotos: Jana-Eva Scholz �<br />
Versöhnung in der Lage. Das Abendmahl hatte darum in<br />
diesem Gottesdienst eine besondere, integrative Bedeutung.<br />
Nach alter schlesischer Tradition sang die Gemeinde stehend<br />
innerlich beteiligt „Ein feste Burg ist unser Gott“ und<br />
bekannte sich so zum Evangelium, nach dem die Gemeinde<br />
in den vergangenen dreihundert Jahren gelebt hatte. Nach<br />
dem Gottesdienst trafen sich Gäste und Einheimische zu<br />
einem Empfang im Stadtmuseum. Die emotionale Beteiligung<br />
aller, die diesen Tag miterlebten, war spürbar. �<br />
Fürbittgebet während des Festgottesdienstes
Ehemalige und heutige Bewohner Zobtens bei der Einweihung des Denkmals Foto: ANN<br />
Ein altes Luftbild gibt Auskunft über die einstige Gestalt<br />
der Gemeinde Zobten im Kreis Löwenberg. Drei Bauwerke<br />
dominieren das Ortsbild. Da ist zum einen die auf einem<br />
Berg gelegene katholische Dorfkirche, ein spätmittelalterlicher<br />
Bau mit barocker Turmhaube. In der Mitte des<br />
Dorfes, in einer Senke steht das Schloss, umgeben von<br />
Wirtschaftsgebäuden und Stallungen. Am anderen Dorfrand<br />
zieht ein weiteres sakrales Bauwerk die Blicke des<br />
Betrachters auf sich. Zwischen alten Bäumen sind ein hoher<br />
Turm und ein weit ausladendes Mansarddach zu erkennen.<br />
Diese im Jahre 1744 errichtete Bethauskirche diente<br />
den evangelischen Christen aus Zobten, Siebeneichen,<br />
Langneundorf, Hohndorf, Petersdorf, Radmannsdorf, Höfel,<br />
Märzdorf und Dippelsdorf als Versammlungsort. Im 19.<br />
Jahrhundert wurde der markante Turm errichtet.<br />
Viel ist vom früheren Ortsbild nicht geblieben. In den<br />
letzten Tagen des II. Weltkrieges verlief hier die Front und<br />
das Dorf wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die<br />
stark beschädigte evangelische Kirche wurde in den 1960er<br />
Jahren abgetragen. Auch vom Schloß fehlt heute jede Spur,<br />
und die alte katholische Kirche ist nunmehr nur noch als<br />
Ruine vorhanden. Bei aller Trostlosigkeit, die solche Schilderung<br />
vermuten lassen muß, sei aber auch gesagt, daß<br />
mittlerweile hier und da gut sichtbare Zeichen eines Neuanfangs<br />
in Zobten spürbar sind. Die Gebäude des Wirtschaftshofes<br />
befinden sich derzeit in einer Phase behutsamer<br />
Restaurierung und auch an vielen anderen Häusern im<br />
Ort ist rege Bautätigkeit wahrzunehmen.<br />
Das kann freilich nicht darüberhinwegtäuschen, daß,<br />
wie vielfach andernorts auch, Wertvolles und Charakteristisches<br />
für immer und unwiederbringlich aus dem<br />
Ortsbild verschwunden ist. Um so schöner ist es, davon<br />
berichten zu können, daß sich die heutigen Bewohner<br />
Zobtens allmählich des Ererbten annehmen, es erhalten und<br />
pflegen und daß sie Orte der Erinnerung für ehemalige<br />
deutsche Bewohner nicht nur zulassen, sondern bei deren<br />
Schaffung tatkräftig mit Hand anlegen.<br />
Ort des Gedenkens in Zobten<br />
ANDREAS NEUMANN-NOCHTEN<br />
Am 25. Oktober trafen sich ehemalige Zobtener in der alten<br />
Heimat, um ein sichtbares Zeichen des Erinnerns einzuweihen.<br />
In der zweiten Hälfte des Jahres 2008 hatte man begonnen,<br />
das Areal um die alte Bethauskirche zu beräumen. Bei<br />
diesen Arbeiten wurden auch deren Grundmauern wieder<br />
freigelegt. Einige Grabsteine vom ehemaligen Kirch-hof<br />
konnten ebenfalls geborgen werden.<br />
Die Initiative zur Errichtung eines Denkmals ging von<br />
Herrn Janßen und Herrn Wätjen, dem Sohn des letzten<br />
Gutsverwalters aus. Sie wurde von der Gemeinde Sobota,<br />
so der heutige Name Zobtens, tatkräftig unterstützt.<br />
Mauerteile des Turms und ein Grabstein in Form eines<br />
Kreuzes bilden den Mittelpunkt der Anlage. Unter dem<br />
Kreuz steht ein Stein, auf dessen aufgesetzter Gedenktafel<br />
in deutscher und polnischer Sprache zu lesen ist „IN<br />
MEMORIAM KIRCHE UND FRIEDHOF DER EVAN-<br />
GELISCHEN CHRISTEN 1744 - 1947.<br />
Es folgt die Aufzählung der neun Dörfer, die das<br />
Kirchspiel bildeten. Sie werden durch acht weitere Steine,<br />
die im Halbkreis um das zentrale Kreuz angeordnet sind,<br />
symbolisiert.<br />
Alte Ansichtskarte von Zobten
BEITRÄGE 184<br />
Das Grufthaus der Familie von Nostitz Foto: ANN<br />
In verschiedenen Redebeiträgen und Grußworten wurde<br />
auf die Beweggründe und das Ziel dieser Anlage verwiesen.<br />
„Das Denkmal erinnert an die hier begrabenen<br />
Menschen, die uns Nachfahren das Leben geschenkt haben.<br />
... Es erinnert aber auch die hier lebenden Polen, daß die<br />
auf diesem Friedhof beerdigten Menschen durch ihre<br />
Arbeit und Mühen die Grundlage geschafffen hatten, daß<br />
sie nach der Umsiedlung aus der Ukraine und Weißrußland<br />
hier leben konnten. ... So eint das Gedenken an die<br />
Gestorbenen die hier lebenden Polen und die von hier stammenden<br />
Deutschen im Leben und in der gemeinsamen<br />
Kenntnis von Leid. Diesem Verstehen soll das Denkmal<br />
gewidmet sein. Es soll zu Gesprächen zwischen Polen und<br />
Deutschen anregen, aus denen trotz unterschiedlichen<br />
Erlebens letztlich die Erkenntnis der Solidarität der<br />
Betroffenen entstehen wird“ (aus der Begrüßungsansprache<br />
von Henning Wätjen). In ähnlicher Weise äußerten sich<br />
auch die anwesenden polnischen Vertreter, deren Beiträge<br />
ins Deutsche übersetzt wurden.<br />
Ein herzlicher Dank ging an die Kommunalverwaltung<br />
Löwenberg, die ihrerseits das Vorhaben unterstützt, den<br />
Bauunternehmer Dudzis, der die praktische Umsetzung des<br />
Projektes übernommen hatte und den Steinmetzmeister, der<br />
die Gedenktafel gestaltete.<br />
Die Kosten für das Denkmal sind durch Spenden aus<br />
den Reihen ehemaliger Zobtener abgedeckt worden. Wie<br />
Henning Wätjen sagte, soll es ein Geschenk an die<br />
Gemeinde Sobota sein. Leider war es nicht gelungen, für<br />
die Einweihung einen Vertreter der örtlichen katholischen<br />
Kirchengemeinde zu gewinnen. Auch die in Frage kommenden<br />
polnischen evangelischen Pfarrer waren an diesem<br />
Nachmittag alle unabkömmlich. So erhielt der Redakteur<br />
des <strong>Gottesfreund</strong>es, der mit OKRin Margrit Kempgen aus<br />
Görlitz angereist war, die Gelegenheit, ein geistliches Wort<br />
an die versammelte Gemeinde zu richten. Bezugnehmend<br />
auf Worte des 126. Psalms verwies er auf den Schmerz des<br />
Verlustes, und von der Trauer, die Erinnerung an<br />
Unwiederbringliches erzeugt. „Es ist nicht der Verlust der<br />
Heimat, der das Herz schwer werden läßt, sondern die Art<br />
und Weise in der sie genommen wurde. Das ist die<br />
Erfahrung von der der Beter des Psalms spricht, die<br />
Erfahrung, die auch Deutsche und Polen miteinander teilen.<br />
Der Psalm kündet aber auch von der Hoffnung auf<br />
Wiederkehr. Und er tut es in einer Weise, die deutlich werden<br />
läßt, diese Wiederkehr, die allein in Gottes Hand liegt,<br />
wird so ganz anders sein, denn wir werden sein wie in<br />
gutem, glücklichem Traum. Wenn die einen ohne Bitterkeit<br />
im Herzen hier ihrer Kindheit und ihrer Vorfahren gedenken<br />
dürfen und die anderen ohne Bitterkeit im Herzen dies<br />
zulassen, ja mehr noch mit Hand angelegt haben bei der<br />
Errichtung eines Zeichens der Erinnerung, dann wird man<br />
unter den Völkern sagen: der Herr hat Großes an ihnen<br />
getan. Und er tut es immer wieder, ist mitten unter uns,<br />
überall da, wo Versöhnung Wirklichkeit wird.“<br />
Nach Beendigung des offiziellen Teils gab es noch die<br />
Gelegenheit zu einem kleinen Spaziergang, der die<br />
Das beräumte Kirchenschiff in Harpersdorf Foto: ANN<br />
Teilnehmer zum am Rande des vormaligen Schloßparks<br />
gelegenen Grufthaus der Familie von Nostitz führte. Das<br />
kleine Bauwerk hat im Gegensatz zum Schloß die letzten<br />
Jahrzehnte relativ unbeschadet überstanden.<br />
Eine besondere Überraschung wurde den aus Görlitz<br />
Angereisten auf der Rückfahrt noch zuteil. Die Ruine der<br />
Harpersdorfer Bethauskirche - vor Jahr und Tag zeigte sie<br />
sich noch als eine von Bäumen und Unkraut überwucherte<br />
riesige Müllhalde - ist fachgerecht beräumt worden. Auch<br />
das mag zum Zeichen der Hoffnung dafür gereichen, daß<br />
unsere Nachbarn auf einem guten Weg sind. �
185<br />
100 Jahre Schwenkfelder Kirche in den USA<br />
MARGRIT KEMPGEN<br />
Die Schwenkfelder Kirche hat ihren Ursprung in Schlesien.<br />
Sie geht zurück auf die Lehren Caspar von Schwenckfelds<br />
aus Ossig bei Lüben. Die Schwenkfelder gerieten schon<br />
recht bald in Konflikt mit dem orthodoxen Luthertum, der<br />
sich im Zuge der Gegenreformation in Schlesien noch verschärfte.<br />
Auf der Suche nach Schutz vor Verfolgung und<br />
einer dauerhaften Bleibe kamen sie insbesondere im 1.<br />
Drittel des 18. Jahrhunderts in die Oberlausitz. Sie sammelten<br />
sich dabei vor allem in Berthelsdorf bei Herrnhut. Dort<br />
steht heute noch ihr ehemaliges Versammlungshaus.<br />
1734 wanderten sie nach USA aus und fanden in Pennsylvania<br />
die Religionsfreiheit, die ihnen in Europa nicht gewährt<br />
wurde. Wie zuvor in Europa bildeten sie selbständige,<br />
voneinander unabhängige, Gemeinden. Erst 1909 vereinigten<br />
sich diese Gemeinden zur Schwenkfelder Kirche<br />
(Schwenkfelder Church). Dem geduldigen Bemühen der<br />
„Gründungsväter“ und der Bereitschaft der Gemeinden zur<br />
Veränderung, ist die Gründung der Schwenkfelder Kirche<br />
Boberröhrsdorf. Wie ein Relikt aus grauer Vorzeit ragt der<br />
wuchtige Ritterturm über die Dächer Boberröhrsdorfs hinaus.<br />
Er wurde wahrscheinlich um 1300 unter Herzog<br />
Heinrich I. von Schweidnitz errichtet. In seinem Inneren<br />
befinden sich überaus seltene, großflächige Wandmalereien,<br />
die anders als seinerzeit üblich nicht religöse<br />
Themen beinhalten, sondern das Leben Lancelots illustrieren.<br />
Die Fresken wurden vor einiger Zeit aufwendig restauriert.<br />
Das alles ist in den letzten Jahren in akute Gefahr<br />
geraten, da die Dachkonstruktion des Gebäudes vom<br />
Einsturz bedroht ist. Die deutsch-polnische Stiftung Denkmalschutz<br />
hat nun 50.000 Euro bereitgestellt, um dem<br />
Verfall Einhalt zu gebieten.<br />
�<br />
Eigentlich sollte alles klar sein. Im Vertrag über die<br />
Kirchenneubildung zwischen der Evangelischen Kirche<br />
Berlin-Brandenburg und der Evangelischen Kirche der<br />
schlesischen Oberlausitz ist festgeschrieben, daß im Falle<br />
einer Kirchengebietsreform Görlitz Sitz der Generalsuperintendentur<br />
bleibt. Wie schnell Zeit vergehen kann, wurde<br />
so manchem Synodalen erst auf der diesjährigen Herbsttagung<br />
deutlich.<br />
Die Sprengel Görlitz und Cottbus werden zum 1. Januar<br />
2010 fusionieren. Ein Teilnehmer der Synode beschrieb die<br />
Stimmung bei der teilweise sehr emotional geführten<br />
Diskussion mit den Worten, daß einigen Synodalen aus<br />
dem Sprengel Cottbus wohl erst jetzt klar geworden sei,<br />
daß auch die frühere EKiBB einen Preis für die Kirchen-<br />
Nachrichten aus dem Nachbarland<br />
ANDREAS NEUMANN-NOCHTEN<br />
Die Synode hat entschieden<br />
ANDREAS NEUMANN-NOCHTEN<br />
MELDUNGEN<br />
als Religionsgemeinschaft zu verdanken. An dieser Stelle<br />
gratuliert der GF zum 100. Geburtstag und freut sich auf<br />
die Begegnung im Juli nächsten Jahres. �<br />
Mitglieder der Schwenkfelder Kirche vor 100 Jahren<br />
Foto: The Schwenkfeldian 2009/109/3, S. 5<br />
Münster, Grojek. Eine Dame aus dem polnischen Hochadel<br />
stiftete zum Gedächtnis ihres verstorbenen Mannes<br />
1766 der Laurentiuskirche in Grojek eine Glocke. Nach der<br />
Besetzung Polens im II. Weltkrieg wurde die Glocke zu<br />
Rüstungszwecken beschlagnahmt, allerdings nie eingeschmolzen.<br />
1950 kam sie als „Leihgabe“ in die Münsteraner<br />
katholische Dreifaltigkeitskirche. Als vor nicht langer<br />
Zeit das Gotteshaus aufgegeben wurde, kam auch wieder<br />
die bewegte Geschichte der Glocke ans Licht. Kurzentschlossen<br />
entschied die Gemeinde, daß die Glocke als<br />
Zeichen der Versöhnung an ihren Ursprungsort zurückkehren<br />
soll. Dort wurde die lange verlorengeglaubte inzwischen<br />
in einem Festgottesdienst neu geweiht. �<br />
neubildung zu zahlen habe, einen Preis, der trotz allem<br />
geringer sei, als der, den die frühere Kirche der schlesischen<br />
Oberlausitz bereits entrichtet habe.<br />
Ein eingebrachter Antrag, die Fusion auf das Jahr 2015<br />
zu verschieben, dem Jahr in welchem die beiden Generalsuperintendenten<br />
Dr. Hans-Wilhelm Pietz (Görlitz) und<br />
Heilgard Asmus (Cottbus) aus dem Amt schieden, fand<br />
keine Mehrheit. Erstaunlicherweise fiel das Abstimmungsergebnis<br />
dann aber doch sehr eindeutig aus. Mit 14 Gegenstimmen<br />
beschloß die Synode (123 Stimmberechtigte) das<br />
Zusammengehen der beiden Sprengel, der als Ganzes künftig<br />
den Namen der niederschlesischen Stadt Görlitz tragen<br />
wird. Mit gut 210.000 Gemeindemitgliedern wird er fast<br />
den gleichen Umfang haben, wie der derzeitige Sprengel
MELDUNGEN 186<br />
Neuruppin. Während sich der Görlitzer Generalsuperintendent<br />
Regionalbischof Dr. Pietz mit dem Abstimmungsergebnis<br />
zufrieden zeigte, konnte seine Cottbuser Amtskollegin<br />
nur schwerlich mit ihrer Enttäuschung hinterm<br />
Berge halten. Ende kommenden Jahres wird die Wahl des<br />
neuen Generalsuperintendenten erfolgen.<br />
Das eigentliche Thema der Synode lautete „Migration,<br />
Integration und die Zukunft unserer Kirche“. Mehr als 20<br />
Vereine präsentierten sich begleitend auf der Orgelempore<br />
der Berliner St. Bartholomäuskirche, dem Tagungsort der<br />
Synode. Hier lud der Flüchtlingsrat Brandenburg ebenso<br />
zu Austausch und Gespräch ein, wie die Iranische PresbyterianischeGemeinde.<br />
Des weiteren standen umweltpolitische Themen auf<br />
dem Programm, wie Fragen der Energiepolitik. So wurde<br />
durch die Synodalen ein Antrag angenommen, der die<br />
Bundesregierung auffordert einer verlängerten Laufzeit der<br />
Atomkraftwerke nicht zuzustimmen.<br />
Prof. Schulz (3.v.l.) mit Dr. Schott, Bischof Krause und Bischof<br />
Bogusz während des Schles. Kirchentags 2001 in Goslar.<br />
Foto: Irmingard Gattner<br />
Am 27. Oktober 2009 feierte Prof. Dr. Eberhard Günter<br />
Schulz in Marburg seinen 80. Geburtstag. Dazu gratulieren<br />
wir ihm im Namen der „Gemeinschaft evangelischer<br />
Schlesier (Hilfskomitee) e. V.“ auch an dieser Stelle - und<br />
danken für sein jahrzehntelanges Engagement, das unter<br />
uns in bleibender Erinnerung festgehalten ist. Im Jahr 1973<br />
hatte der 5. Kirchentag, das höchste Beschlußgremium der<br />
„Gemeinschaft evangelischer Schlesier“, in Rastede/Oldenburg<br />
den damals 44-jährigen Dozenten Dr. Eberhard<br />
Günter Schulz zu seinem Präsidenten gewählt. Dreißig<br />
Jahre hindurch hat er dieses Amt, in Wahlen immer wieder<br />
Prof. Schulz zum 80. Geburtstag<br />
CHRISTIAN-ERDMANN SCHOTT<br />
Am Samstagnachmittag fand zum Ende der dreitägigen<br />
Synode ein Festgottesdienst statt, in dem Bischof Dr. Wolfgang<br />
Huber verabschiedet und sein Amtsnachfolger Bischof<br />
Markus Dröge in sein Amt eingeführt wurde. Die<br />
Berliner Marienkirche war buchstäblich bis auf den letzten<br />
Platz gefüllt. In einer anschließenden Grußstunde wurde<br />
Ersterem für sein 15jähriges verdienstvolles Wirken gedankt.<br />
EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann formulierte<br />
sinngemäß, Huber habe „den Evangelischen im Land eine<br />
Stimme und ein Gesicht gegeben, das mit Stolz erfüllte.“<br />
Nun ist es an den Gemeinden, sich der Beschlüsse anzunehmen<br />
und sich mit den künftigen Gegebenheiten auseinanderzusetzen.<br />
Daß das nicht immer einfach sein wird, ist<br />
eine Erfahrung, die in der schlesischen Oberlausitz in den<br />
letzten Jahren schon vielfach zu Buche schlug. Aber auch<br />
das gehört in gewisser Weise zu der Normalität, zu der die<br />
Kirche im heutigen Osten Deutschlands nach 1989 zurückfinden<br />
mußte und durfte. �<br />
neu bestätigt, wahrgenommen, - besonders herausgefordert<br />
in den Jahren nach der Wiedervereinigung, als es möglich<br />
wurde, mit den Menschen im Görlitzer Kirchengebiet<br />
und im polnischen Schlesien ungehindert Kontakte aufzubauen.<br />
Als Prof. Schulz im Jahr 2003 sein Amt zurückgab,<br />
würdigte der Schlesische Kirchentag seinen Einsatz, indem<br />
er ihn zu seinem Ehrenpräsidenten wählte.<br />
Darüber hinaus ist Eberhard Günter Schulz, der auch<br />
der Schlesischen Genossenschaft des Johanniterordens<br />
angehört, seit 1974 als Ehrenritter, seit 1983 als Rechtsritter,<br />
seit Jahrzehnten Mitglied im „Verein für Schlesische<br />
Kirchengeschichte e. V.“. Auch hier ist er wiederholt als<br />
engagierter Ideengeber hervorgetreten. Durch seine weitreichenden<br />
Beziehungen als langjähriger Präsident und<br />
Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer der<br />
Stiftung Kulturwerk Schlesien e. V. in Würzburg, später als<br />
Präsident der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat in Bonn,<br />
durch seine enge Verbindung mit dem Kultur- und Bildungszentrum<br />
Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott,<br />
zu dem 1950 gegründeten Wangener Kreis -<br />
Gesellschaft für Literatur und Kunst des Ostens e. V. , aber<br />
auch durch seine Vorträge, seine zeitkritischen Analysen,<br />
seine historisch-philosophischen Veröffentlichungen, nicht<br />
zuletzt durch seine Einführungen zu Ausstellungen mit<br />
schlesischen und ostdeutschen Themen im In- und Ausland<br />
hat Prof. Schulz einen sehr weiten Rahmen der Einflußnahme<br />
wahrgenommen und ausgefüllt. Es ist sicher nicht<br />
übertrieben, ihn als einen Leuchtturm in der schlesischen<br />
Kulturarbeit zu bezeichnen.<br />
Wir Evangelischen Schlesier hoffen mit ihm auf eine<br />
weitere Stabilisierung seiner Gesundheit und wünschen<br />
unserem Jubilar und seiner Frau auf dem Weg in die<br />
Zukunft Gottes Begleitung und Segen. �
187<br />
Als Kind und Junge fuhr ich oft von Breslau<br />
zu meinem Großonkel nach Mangschütz,<br />
Kreis Brieg (heute Makoszyce), der dort<br />
eine Gärtnerei betrieb. Am Sonntag gingen wir<br />
dann auch in die Kirche, die nicht wie eine<br />
Dorfkirche aussah. Erbaut wurde sie im neugotischen<br />
Stil im Jahre 1902 und erhielt den höchsten<br />
Dorfkirchturm in Schlesien. Erst jetzt habe ich<br />
erfahren, daß das Dominium einer jüdischen, aber<br />
evangelischen Familie Landsberg bis 1945 gehörte.<br />
Sie übten die Patronatsherrschaft aus, bekamen<br />
wegen ihrer Abstammung natürlich in der<br />
Hitlerzeit große Schwierigkeiten.<br />
Die Kirche blieb im Jahre 1945 unbeschädigt<br />
erhalten. Sie wurde bald von den zugewanderten<br />
AUS DEN LANDESARBEITSGEMEINSCHAFTEN<br />
Neue Kenntnisse und gute Gemeinschaft<br />
Von der Jahrestagung der Landesarbeitsgemeinschaft Hannover, Braunschweig, Schaumburg-Lippe 2009<br />
CHRISTOPH SCHOLZ<br />
Viele von Ihnen kennen den scharfzüngigen, hintergründigen<br />
Ausspruch: „Überall tagt man und es wird dennoch<br />
nicht Licht.“ Dies negative Urteil wird man trotz mehr als<br />
45 Jahrestagungen der LAG in Goslar doch deutlich<br />
zurechtrücken müssen. Noch immer gibt es Themen und<br />
Referenten, die uns etwas Neues über Schlesien und weit<br />
darüber hinaus bieten. Das galt zuerst einmal für den<br />
Vortrag von Eckhard Berger aus Chemnitz. In 109 Tagen<br />
durchquerte er allein zu Fuß die Bundesrepublik, die<br />
Schweiz, Südfrankreich und Nordspanien, um das Grab des<br />
Heiligen Jakobus in Santiago de Compostela aufzusuchen.<br />
Man mache ihm diese Pilgerreise erst einmal nach. Das<br />
Hauptergebnis war aber der seelische Gewinn, das Zurückfinden<br />
des inneren Gleichgewichts nach schlimmer<br />
Alltagserfahrung.<br />
Ebenso galt das für Manfred Richter, der uns die<br />
berühmte Holzschnitzschule in Bad Warmbrunn vorstellte.<br />
Thomas Gottberg und Walter Volland, zwei der herausragenden<br />
Künstler überzeugten mit ihren Werken auch den<br />
letzten von dem Niveau ihres Könnens. Noch stehen außer<br />
dem bekannten „Heimkehrer“ von Volland (1950) genügend<br />
Werke von beiden in den Parks von Goslar und im<br />
Museum von Munster; aber auch in Schlesien hat sich ein<br />
frühes Werk von Gottberg der leidende Christus in der<br />
Kirche von Waldenburg-Dittersbach erhalten.<br />
Mit Carl Hauptmann, dem älteren Bruder von Gerhard<br />
Hauptmann, befaßte sich Dr. Klaus Hildebrandt. Seine breit<br />
angelegte literarische Hinterlassenschaft reicht von<br />
Dramen, über Romane bis zu Novellen und Sonetten. Fast<br />
noch stärker als seinen erfolgreichen Bruder Gerhard interessierte<br />
ihn die schlesische Mystik, ein Thema, das ihn bei<br />
der Entwürfen seiner literarischen Figuren stark beschäftigte.<br />
Weihnachtliche Ökumene<br />
REINHARD LEUE (1998)<br />
Christoph Scholz referierte über den Heimatforscher Oskar<br />
Scholz, seinen Großonkel(1857-1944). Dessen Lebenswerk<br />
bestand zum einen in der Sammlung bäuerlichen<br />
Brauchtums, bäuerlicher Werkzeuge, Trachten, Hauben<br />
und Einrichtungen des schlesischen Bauernhauses. Die<br />
Museen in Liegnitz, Breslau, Jauer und auch das Volkskunde-Museum<br />
in Berlin versorgte er von etwa 1920-1940<br />
mit den Ergebnissen seines Sammlerfleißes. Besonderes<br />
Lob erntete er aber zum anderen mit den Aufführungen<br />
von Spinnabenden in Herzogswaldau, Kreis Jauer, 1897-<br />
1899. Die sieben Texte für diese abendfüllenden Programme<br />
wurden um 1900 in Breslau gedruckt; sie sind erhalten<br />
und werden demnächst mit anderen unveröffentlichten<br />
Werken von Oskar Scholz zusammen gedruckt.<br />
Leider mußte der ev. polnische Pfarrer Miller aus Neumittelwalde<br />
sein Referat über seine polnische, aber letztlich<br />
deutschstämmige Gemeinde aus Krankheitsgründen absagen.<br />
Damit entfiel auch die geplante Predigt. Pastorin Cunow,<br />
die sich schon seit Jahren als Sponsorin und Helferin<br />
dieser Kirchengemeinde erfolgreich engagiert und mit<br />
Pfarrer Miller seit langem ein freundschaftliches Verhältnis<br />
pflegt, übernahm dankenswerterweise beide Aufgaben.<br />
Andachten (Pastor Fiebig und Pastorin Cunow), Berichte<br />
über die Orgelfahrt des VEESO (Frau Liss), über die<br />
Arbeit der schles. Johanniter und über seine Bus-Fahrten<br />
nach Schlesien (Herr v. Watzdorf) und schließlich der<br />
Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden rundeten die<br />
Jahrestagung ab. - Um auf die Ziele der Tagung zurückzukommen:<br />
Neben der Vermittlung von Kenntnissen über<br />
Schlesien und darüber hinaus ist die Pflege der Gemeinschaft<br />
die zweite wichtige Aufgabe. Sie darf bei uns nicht<br />
zu kurz kommen. �
ZUR ADVENTSZEIT 188<br />
Polen als katholisches Gotteshaus übernommen; denn am<br />
Ort gab es keine katholische Kirche. Zunächst waren die<br />
Evangelischen in ihrer Kirche noch geduldet, weil ein deutscher<br />
Pfarrer Rudolf Meisel (+1965), der etwas Polnisch<br />
konnte, die polnische Gemeinde leitete und die Messe<br />
damals noch lateinisch zelebrierte.<br />
Weihnachten 1945 waren noch viele deutsche Menschen<br />
in Mangschütz, zum Teil von der Flucht zurückgekehrt.<br />
Sie hatten aber keinen Pfarrer mehr, weil der letzte<br />
evangelische Pfarrer Pompetzki mit auf die Flucht gegangen<br />
war. So baten die Evangelischen den katholischen<br />
Wie ein Mensch Weihnachten erlebt und feiert, das<br />
hängt sehr von seinen „Kindheitsmustern“ ab.<br />
Dabei spielen oft Familientraditionen eine Rolle,<br />
die hundert und mehr Jahre alt sein können. Was wundert<br />
es dann, wenn manchen Menschen in der Weihnachtszeit<br />
eine gewisse Nostalgie überkommt.<br />
Mir erzählte kürzlich ein alter Herr, daß er es vor einem<br />
Jahr in der Vorweihnachtszeit einfach nicht mehr ausgehalten<br />
habe und in seine schlesische Heimat habe fahren müssen,<br />
die freilich nun polnisch sei, und wo er keinen Menschen<br />
mehr kenne. Auf dem Marktplatz habe zu deutscher<br />
Zeit im Advent eine große Tanne gestanden, und an zwei<br />
Adventssonntagen gab es den Weihnachtsmarkt mit vielen<br />
Buden und dem Weihnachtsliederblasen des Posaunenchores<br />
und nicht das Lautsprechergedudel, das man heute<br />
überall vorfindet.<br />
Als er nach G. kam, war davon nichts zu finden. Die<br />
große Stadtkirche St. Marien war zwar geöffnet. In die sei<br />
seine Familie am Heiligen Abend zur Christvesper gegangen,<br />
fast 1000 Menschen hätten sich in dem ehrwürdigen<br />
Gemäuer gedrängt, und es sei einem trotz der ungeheizten<br />
Kirche immer warm ums Herz geworden. Jetzt würde die<br />
Kirche von der katholischen Gemeinde genutzt und sei<br />
innen ganz verändert worden. Nichts Weihnachtliches habe<br />
er gefunden oder empfunden, obwohl Maria mit dem Kinde<br />
sehr prächtig vorhanden sei.<br />
Schließlich habe er vor seinem Elternhaus gestanden.<br />
Er wäre zu gern hineingegangen, um in die Weihnachtsstube<br />
seiner Kindheit zu treten; aber die Tür war verschlossen.<br />
Wer mochte da jetzt wohl leben? Ob diese Leute auch<br />
so einen schönen Christbaum aufstellen würden, wie ihn<br />
alle Jahre sein Vater liebevoll geschmückt habe? Die<br />
warme Weihnachtsstube mit den alten Biedermeiermöbeln<br />
und den Kupferstichen an den Wänden sei ihm wieder ganz<br />
gegenwärtig gewesen. Wer mochte sich daran bereichert<br />
haben? Auch den Duft des Essens am Heiligen Abend verspürte<br />
er noch: die feinen Bratwürste mit Muskatgeschmack,<br />
dazu Sauerkohl und Kartoffelbrei. Aber dann<br />
habe er sich losreißen müssen; denn die Gegenwart bewies<br />
etwas anderes. Draußen vor der Tür fand er sich vor wie der<br />
HeimatlicheWeihnachtsklänge<br />
REINHARD LEUE<br />
Pfarrer Meisel, ob er ihnen wohl einen Weihnachtsgottesdienst<br />
halten könne, damit die Polen sie nicht aus ihrer<br />
Kirche wiesen, Meisel war dazu freudig bereit, wie er mir<br />
später berichtete. Ja, er hielt nicht nur eine Weihnachtspredigt,<br />
sondern feierte mit der evangelischen Gemeinde auch<br />
das heilige Abendmahl, das er evangelisch einsetzte und in<br />
beiderlei Gestalt (Brot und Wein) austeilte.<br />
Ein ökumenisches Weihnachten! Aber bald wurden alle<br />
Deutschen vertrieben, und dazu gehörte auch Pfarrer Meisel,<br />
der später im St. Carolus-Krankenhaus in Görlitz tätig<br />
wurde. �<br />
arme Lazarus. Mit seltsamen Gedanken sei er dann weiter<br />
durch die liebe alte Stadt gewandert, wohl auf der Suche<br />
nach etwas, das es nicht mehr gab. Da, wo früher die<br />
Vorstadt begann und sein Gymnasium war, hatte man auf<br />
einem freien Platz einen „Polenmarkt“ eröffnet, auf dem es<br />
alles gab, was man sich nur denken konnte. Fast wirkte<br />
alles wie ein großer „Flohmarkt“. Die fremden Menschen<br />
drängten sich und kauften wie überall in Europa Weihnachtsgeschenke.<br />
An einem Stand wurden sogar antiquarisch<br />
deutsche Bücher angeboten. Wo mochten sie seit<br />
1946 herumgelegen haben? Auch „Antiquitäten“ waren im<br />
Angebot, einzelne Porzellanstücke deutscher Fabrikanten,<br />
Nippes, gerahmte Bilder, die auch noch aus deutscher Zeit<br />
stammen mochten.<br />
Plötzlich, sagte mir mein Berichterstatter, habe er etwas<br />
entdeckt, was ihn ganz neugierig gemacht habe. Er konnte<br />
seinen Augen kaum trauen; denn da stand unter anderem<br />
Trödel eine Spieldose, wissen Sie, so eine, die gleichzeitig<br />
als Christbaumständer diente. Da er des Polnischen nicht<br />
mächtig sei, habe er mit dem Finger darauf gezeigt und<br />
eine drehende Bewegung angedeutet. Der polnische<br />
Händler sei daraufhin gleich ganz beweglich geworden und<br />
habe das gute Stück mit einem alten Schlüssel aufgezogen.<br />
Es war übrigens frisch grün angestrichen. Nach der<br />
Betätigung eines Hebels habe die Spieldose wirklich Töne<br />
von sich gegeben, und die fügten sich zusammen zu dem<br />
Weihnachtslied „Süßer die Glocken nie klingen“. Man<br />
mußte aber genau hinhören.<br />
Genau so einen Christbaumständer mit Spieldose hatten<br />
wir zu Hause, mit dem gleichen Liede und noch „Stille<br />
Nacht, heilige Nacht“. Man sei sich schnell handelseinig<br />
gewesen. Für 50 Zloty sei das Stück ja auch nicht teuer<br />
gewesen. Aber es war ein Weihnachtsandenken der Kindheit<br />
und vielleicht sogar unsere Spieldose, welche die gute<br />
Mutter nach dem Weihnachtsfest 1944 wohlverpackt in der<br />
Weihnachtskiste auf den Boden geräumt hatte.<br />
Nun lächeln Sie nicht über meine „Kinderseligkeit“,<br />
meinte mein Gegenüber schließlich. Aber er mußte sich<br />
nicht entschuldigen; denn ich verstand, wie wertvoll ihm<br />
die heimatlichen Weihnachtsklänge waren. �
189<br />
Beitrittserklärung:<br />
Ich erkläre hiermit meinen Beitritt zur Gemeinschaft evangelischer<br />
Schlesier e. V. bei einem Mitgliedsbeitrag von 20 Euro für das laufende<br />
Kalenderjahr; im Rahmen meiner Vereinsmitgliedschaft erhalte<br />
ich die Zeitschrift „<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong>“ kostenfrei.<br />
Ich möchte kein Mitglied werden, bestelle aber die Monatszeitschrift<br />
„<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong>“ zum Preis von 30 Euro pro Abonnementsjahr.<br />
Bitte senden Sie mir eine Probenummer der Zeitschrift „<strong>Schlesischer</strong><br />
<strong>Gottesfreund</strong>“ zu.<br />
Datum: Unterschrift:<br />
Titel:<br />
Nachname:<br />
Vorname:<br />
Straße:<br />
PLZ, Ort:<br />
Geburtsdatum:<br />
Geburtsort:<br />
Beruf:<br />
Bitte einsenden an: Gemeinschaft evangelischer Schlesier e.V.<br />
Postfach 1410, D – 32440 Porta Westfalica<br />
oder Stiftung Evangelisches Schlesien<br />
Schlaurother Straße 11, D – 02827 Görlitz<br />
Bankverbindung: Stadtsparkasse Porta Westfalica<br />
BLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997<br />
EVANGELISCHE GOTTESDIENSTE<br />
IN DEUTSCHER SPRACHE IN SCHLESIEN<br />
Breslau:<br />
an jedem Sonntag um 10 Uhr in der Christophorikirche,<br />
pl. Sw. Krzyzstofa 1.<br />
Lauban:<br />
an jedem 1. und 3. Sonnabend um 10 Uhr<br />
in der Frauenkirche, ul. Kombatantów.<br />
Liegnitz:<br />
am 1. und 3. Sonntag um 13 Uhr<br />
in der Liebfrauenkirche, pl. Mariacki 1.<br />
Schweidnitz:<br />
am 2. und 4. Sonnabend um 10 Uhr<br />
in der Friedenskirche, pl. Pokoju 6.<br />
Waldenburg:<br />
am 2. und 4. Sonnabend um 14,00 Uhr<br />
in der Erlöserkirche, pl. Koscielny 4.<br />
Bad Warmbrunn:<br />
Erlöserkirche, pl. Piastowski 18<br />
jeder 2. Sonnabend im Monat 14 Uhr<br />
jeder 4. Sonntag im Monat 14 Uhr<br />
Pfarramt:<br />
ul. Partyzantów 60, 51-675 Wroclaw.<br />
Tel. 0048 - 71-3484598.<br />
Pfarrer Andrzej Fober<br />
VERANSTALTUNGSKALENDER<br />
DER GEMEINSCHAFT EVANGELISCHER SCHLESIER<br />
Hamburg:<br />
Schlesiernachmittag<br />
Freitag, 4. Dezember um 16 Uhr<br />
im Gemeindehaus der St.-Petri-Kirche in Altona.<br />
VERANSTALTUNGEN<br />
München<br />
Die Gemeinschaft evg. Schlesier im Raum München in Zusammenarbeit<br />
mit dem Haus des Deutschen Ostens lädt ein zu<br />
einem Adventsgottesdienst am 2. Adventssonntag, den 6. Dezember<br />
um 14.30 Uhr in der evg. Magdalenenkirche in<br />
Moosach, Ohlauer Str. 16 (Nähe S-Bahnhof Moosach).<br />
Der Gottesdienst wird mit Heiligem Abendmahl nach der alten<br />
schlesischen Liturgie gefeiert. Anschließend Mitgliederversammlung<br />
zur Wahl eines neuen Vorsitzenden der LAG Bayern.<br />
Danach gibt es Kaffee und Kuchen und Beiträge in schlesischer<br />
Mundart.<br />
Stuttgart:<br />
Gottesdienst nach schlesischer Liturgie<br />
Sonntag, 27. Dezember um 14.30 Uhr in der Schloßkirche.<br />
GEBURTSTAGE AUS DER LESERGEMEINDE<br />
96. Am 29.12. Frau Gertrud Kudell, 33758 Schloß<br />
Holte, Holter Str. 263, früher Breslau.<br />
94. Am 26.12. Herr Sieghardt Dubke, 31139 Hildesheim,<br />
Ostpreußenstr. 15, früher Schweidnitz.<br />
92. Am 19.12. Frau Martha Schulz, 86165 Augsburg,<br />
Scharnhorststr. 16, früher Pontwitz, Krs. Oels.<br />
91. Am 15.12. Frau Lucia Burow, geb. Virtel, 38259<br />
Salzgitter, Schloenbachstr. 28, früher Breslau. � Am<br />
24.12. Herr Christoph Gruhn, 34128 Kassel, Otto-Bähr-<br />
Str. 28, früher Hausdorf/Jauer. � Am 31.12. Frau Annemarie<br />
Friedemann, 72116 Mössingen, Hechinger Str. 26,<br />
früher Boberröhrsdorf.<br />
90. Am 14.12. Frau Frieda Hoffbauer, geb. Förster,<br />
34128 Kassel, Ehrstener Weg 1, früher Herrnsdorf/<br />
Katzbach. � Am 31.12. Frau Ruth Thamm, 92637 Weiden,<br />
Hohenstaufenstr. 14, früher Panthenau.<br />
89. Am 10.12. Frau Hilde Weiß, 71723 Großbottwar,<br />
Schillerstr. 8/15, früher Höckricht/Glogau. � Am 15.12.<br />
Herr Pfarrer i.R. Karl-Heinz Otte, 97234 Reichenberg,<br />
Oberer Geisberg 20, früher Lauban. � Am 16.12. Frau<br />
Brigitte Nitsche, 90427 Nürnberg, Veitshöchheimer Str. 48,<br />
früher Hirschberg.<br />
88. Am 24.12. Frau Christa Reischig, 76135 Karlsruhe,<br />
Weinbrennerstr. 42, früher Haynau.
AUS DER LANDESARBEITSGEMEINSCHAFT<br />
87. Am 10.12. Frau Erika Konrad, 34127 Kassel,<br />
Quellhofstr. 61, früher Friedland/Waldenbg. � Am 18.12.<br />
Frau Margarethe Glüer, 65719 Hofheim, Dahlienweg 9,<br />
früher Hamm, Westf. � Am 26.12. Frau Dorothea Hirrle,<br />
53117 Bonn, Römerstr. 118, früher Steinau/O. � Am<br />
30.12. Frau Ursula Hubrich, 34125 Kassel, Hinter dem<br />
Fasanenhof 1h, früher Breslau.<br />
86. Am 03.12. Herr Oberlandeskirchenrat Dr. Werner<br />
Strietzel, 30559 Hannover, Ottweilerstr. 14 E, früher<br />
Breslau. � Am 17.12. Herr Dr. Kraft-Gerhard Eberlein,<br />
78647 Trossingen, Türmlestr. 5, früher Glogau. � Am<br />
17.12. Frau Dora Warnecke, 64404 Bickenbach, Ringstraße<br />
49. � Am 20.12. Frau Dr. Uta-Maria Bodenstedt, geb.<br />
Eickstedt, 60386 Frankfurt/Main, Fuldaerstr. 21, früher<br />
Breslau.<br />
85. Am 31.12. Frau Dr. Erika Jekat, 33014 Bad<br />
Driburg, Mühlenstraße 18, früher Kassel.<br />
84. Am 05.12. Frau Magdalena Schunk, 89160 Dornstadt,<br />
Zollernring 21, früher Kamenz/Frankenstein. � Am<br />
16.12. Schwester Gertrud Hampel, 97828 Marktheidenfeld,<br />
Lehmgrubener Str. 18, früher Breslau. � Am 23.12.<br />
Frau Margund Janitschke, 50829 Köln, Ollenhauerring 29,<br />
früher Gutschdorf. � Am 26.12. Frau Christa Girke,<br />
94481 Grafenau, Sachsenring 25, früher Dresden.<br />
83. Am 11.12. Herr Pfarrer Karl-Heinz Tscharntke,<br />
72072 Tübingen, Waldstr. 16. � Am 13.12. Herr Joachim<br />
Schmidt, 89075 Ulm, Pommernweg 41, früher Breslau. �<br />
Am 20.12. Frau Christa Regan, 97877 Wertheim, Bestenheider<br />
Höhenweg 18, früher Kotzenau/Lüben.<br />
82. Am 10.12. Herr Siegfried Lattka, 10823 Berlin,<br />
Grunewaldstr. 12/13, früher Görlitz. � Am 15.12. Herr<br />
Klaus Gröger, 30165 Hannover, Melanchthonstr. 21, früher<br />
Breslau.<br />
81. Am 14.12. Frau Eveline Irber, 81549 München,<br />
Chiemgaustr. 68, früher Ohlau. � Am 18.12. Herr Pfarrer<br />
Dr. Paul G. Eberlein, 73525 Schwäbisch Gmünd, Joh-<br />
Mich-Keller-Weg 1, früher Naumburg/Queis. � Am 23.12.<br />
Frau Johanna Hoedtke, 26871 Papenburg, 1.Wiek Li 14,<br />
früher Alt-Reichenau. � Am 28.12. Frau Barbara Milus,<br />
geb. Steffler, 06526 Sangerhausen, Kyselhäuser Str. 2, früher<br />
Gränowitz und Sprottau.<br />
80. Am 22.12. Frau Christa Otte, 97234 Reichenberg,<br />
Oberer Geisberg 20, früher Breslau. � Am 29.12. Herr<br />
Reinhard Keller, 39264 Polenzko, Dorfstr. 27, früher<br />
Sagan. � Am 29.12. Herr Heinz Lange, 09366 Stollberg,<br />
Albrecht-Dürer-Str. 23, früher Schönau/Katzbach.<br />
79. Am 21.12. Herr Jochen Heidrich, 26188 Edewecht,<br />
Weserstr. 37, früher Freiburg/Schlesien. � Am<br />
23.12. Frau Ursula Leder, 22307 Hamburg, Habichtsplatz<br />
8/3, früher Hirschberg. � Am 23.12. Herr Albrecht Obst,<br />
02828 Görlitz, Antonstr. 30, früher Gugelwitz, Kr. Lüben.<br />
�Am 31.12. Schwester Käthe Barth, 70469 Stuttgart,<br />
Fichtelbergstr. 40. � Am 31.12. Herr Manfred Vieback,<br />
75417 Mühlacker-Enzberg, Dr.Simons-Str.86.<br />
78. Am 05.12. Herr Pfarrer Dieter Waschek, 26386<br />
Wilhelmshaven, Thomas-Mann-Str. 5, früher Großburg/<br />
Strehlen. � Am 26.12. Herr Helmut Nickisch, 48653 Coesfeld-Lette,<br />
Gerhart-Hauptmannstraße 25, früher Langsei-<br />
fersdorf, Krs. Reichenbach/Eulengeb.<br />
77. Am 24.12. Herr Diakon Johannes Seimert, 12683<br />
Berlin, Köpenicker Str. 165. � Am 31.12. Herr Frieder<br />
Tempel, 74523 Schwäbisch Hall, Giselaweg 8, früher Konstadt.<br />
76. Am 22.12. Frau OStR. i. R. Christa Schwede,<br />
16909 Heiligengrabe, Stift 17, früher Pless/OS. � Am<br />
27.12. Frau Ruth Kreye, geb. Hoffmann, 26129 Oldenburg,<br />
Schramperweg 19, früher Tomnitz, Krs.Frankenst.<br />
75. Am 08.12. Herr Pfarrer i. R. Johannes Hartmann,<br />
02906 Niesky OT See, Martin Voßstr. 48, früher Königshain<br />
b. Görlitz. � Am 13.12. Herr Ernst Conrad, 73479<br />
Ellwangen, Schloßvorstadt 29/1, früher Breslau. � Am<br />
22.12. Frau Harriet Danckwerts, v. Rennenkampff, 51375<br />
Leverkusen, Dechant-Fein-Str. 22, früher Oppeln. � Am<br />
23.12. Herr Hans-Dieter Koschny, 84347 Pfarrkirchen,<br />
Bergring Tannenweg 1, früher Namslau.<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee) e.V.<br />
D 32440 Porta Westfalica, PF 1410, Tel.: 0571-971 99 74,<br />
Bankverbindung: Stadtsparkasse Porta Westfalica<br />
BLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997<br />
E-mail: info@gesev.de<br />
Verantwortlich für den Inhalt:<br />
Mag. phil. et theol. Dietmar Neß<br />
Wittichenauer Straße 11a, D - 02999 Groß Särchen,<br />
Tel./Fax: 03 57 26 - 5 56 75<br />
E-mail: mag.ness@online.de.<br />
Andreas Neumann-Nochten<br />
Grüner Graben 3, D - 02826 Görlitz, Tel.: 03581 - 878988<br />
E-mail: neumann-nochten@freenet.de<br />
Grafik/Satz/Layout: Andreas Neumann-Nochten<br />
Herausgegeben in Zusammenarbeit mit der<br />
Stiftung Evangelisches Schlesien und der<br />
Evangelischen Diözese Breslau/Wroclaw.<br />
Druck: MAXROI Graphics GmbH, Görlitz<br />
190
191<br />
Reinhard Leue, Pfarrer und Superintendent, jetzt im<br />
Ruhestand in Rothenburg, wo er zuletzt am Martinshof<br />
„nicht mehr Vorsteher wie in früheren Zeiten, sondern<br />
Vorsitzender eines guten Leitungsteams“ war, ist ein guter<br />
Erzähler, und er weiß auch aus seinem Leben Spannendes,<br />
Lehrreiches und nicht zuletzt Aufbauendes zu berichten.<br />
Wie in seinen beiden neuesten Büchlein:<br />
Wegmarken.<br />
Begegnungen mit für mich bedeutsamen Menschen<br />
des 20. Jahrhundert;<br />
118 Seiten, 9,30 Euro,<br />
und<br />
Mein Pfarrerleben in der DDR.<br />
Ein Rückblick auf vier Jahrzehnte<br />
im Dienst der Evangelischen Kirche;<br />
196 Seiten, 12,50 Euro.<br />
Beide Bücher im Engelsdorfer Verlag, Leipzig<br />
Das erste Büchlein erzählt anekdotenhaft, aber immer<br />
nachdenklich. Für mich bedeutsam, sagt der Autor; und so<br />
Weihnachtsrätsel ( Rückseite)<br />
Da haben es Maria und Josef gerade noch geschafft, im<br />
Stall Unterschlupf zu finden. Und weil alles so schnell<br />
gehen mußte, hat der Hausherr einfach nicht mehr<br />
Ordnung schaffen können. Oder sind die Dinge - fünf an<br />
der Zahl - die nicht zur Überlieferung gehören aus ganz<br />
anderem Grund im Bild versammelt?<br />
Finden Sie es heraus! Dazu brauchen Sie nichts weiter<br />
als das Evangelische Gesangbuch, Zettel, Stift und<br />
eventuell einen Taschenrechner.<br />
Jeder der Gegenstände verweist auf ein Adventslied.<br />
Egal, ob Fackel, Zepter und Krone, Schloß und Riegel,<br />
beladenes Boot oder der Adventskranz, alljährlich singen<br />
wir davon in der Adventszeit.<br />
Finden Sie die Lieder heraus. Aber aufgepaßt, nicht<br />
immer offenbart sich die Lösung bereits in der ersten<br />
Buchhinweis<br />
ZUR ADVENTSZEIT<br />
Schlesische Mohnkringel<br />
Vermengen Sie 175 g Butter, 100 g Zucker und 1 Päckchen<br />
Vanillinzucker so lange, bis Sie ein schaumige Masse<br />
erhalten. Nachdem Sie ein Ei hinzugegeben haben, heben<br />
Sie 100 g gemahlenen Mohn, 250 g Mehl und eine Prise<br />
Salz unter. Um den Teig spritzfähig zu machen fügen Sie<br />
noch 4 - 5 EL Milch hinzu.<br />
Füllen Sie nun den Teig in einen Spritzbeutel und fertigen<br />
Sie auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech<br />
Kringel von ca. 4 cm Durchmesser.<br />
Während Sie die Kringel für ca 30 Minuten kalt stellen,<br />
heizen Sie Ihren Backofen auf 150° C vor. Die Backzeit<br />
beträgt etwa 12 Minuten, dann haben die Kringel eine<br />
goldbraune Farbe angenommen. Wenn sie abgekühlt sind<br />
werden sie mit Puderzucker bestreut. Das Rezept ergibt ca.<br />
50 Mohnkringel. Guten Gelingen und guten Appetit!<br />
finden sich unter den von ihm Erinnerten nicht nur Richard<br />
von Weizsäcker, Bischof Hugo Hahn (Dresden) und Prof.<br />
Miloš Bic (Prag), sondern auch ein Kamerad vom<br />
´Unternehmen Bartold`, ein Besucher aus Afrika und - -<br />
überraschend und besonders eindrücklich und für alle<br />
´Alten` unter den <strong>Gottesfreund</strong>-Lesern (wer ist das - noch -<br />
nicht?) fast so etwas wie eine Pflichtlektüre: König David<br />
und Barsillai.<br />
Das zweite Büchlein blickt auf seinen beruflichen<br />
Lebensweg. Zunächst chronologisch, vom Studium in<br />
Leipzig über die Stationen im Pfarramt: Dresden, Görlitz,<br />
Schleusingen, Rothenburg; dann thematisch: das evangelische<br />
Pfarrhaus in der sozialistischen Gesellschaftsordnung;<br />
Staatsmacht und Staatssicherheit; Partnergemeinden; die<br />
Friedliche Revolution. „Wir Pfarrer hatten in den 40 Jahren<br />
der DDR einen besonderen Auftrag und hab en versucht,<br />
ihm gerecht zu werden, oft mit Zittern und Zagen, aber<br />
auch mit großer Freude.“ Dietmar Neß<br />
Strophe. Wenn Sie die fünf Liednummern beieinander<br />
haben - und es müssen wirklich alle sein - halten Sie die<br />
Lösung quasi schon in den Händen. Nehmen Sie nun mit<br />
den Zahlen eine Rechenoperation vor (es ist eine der vier<br />
Grundrechenarten). Das Ergebnis ist zugleich die Nummer,<br />
unter der Sie im Gesangbuch ein Weihnachtslied finden,<br />
das in diesem Jahr 70 Jahre alt geworden ist.<br />
Schicken Sie das Lösungslied an die nachfolgend genannte<br />
Adresse. Wie in den Jahren zuvor, warten auf drei<br />
der Einsender wieder Preise.<br />
Stiftung Evangelisches Schlesien<br />
Schlaurother Straße 11<br />
02827 Görlitz<br />
Kennwort: Weihnachtsrätsel 2009
WEIHNACHTSRÄTSEL<br />
8<br />
Grafik, Text: A. Neumann-Nochten