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08 10 11 Heisse Debatte zum Thema «Osterhase ... - Mänziger Zytig

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April/Mai <strong>10</strong> mänziger zytig Nr. 65 30<br />

April/Mai <strong>10</strong> mänziger zytig Nr. 65 31<br />

PORTRÄT PORTRÄT<br />

Bruder Nikodem – Eremit und Spiritual<br />

Vielen ist Kapuzinerbruder Nikodem Röösli als Mattli-Seelsorger in Morschach bekannt. Während sieben Jahren lebte er als<br />

Eremit in der Einsiedelei Tschütschi oberhalb Rickenbach bei Schwyz. Seit April 2009 ist er Spiritual des Klosters Gubel und wohnt<br />

im Eremitenhaus.<br />

Bruder Nikodem<br />

Röösli vor der<br />

Klosterpforte.<br />

— Théo Müller —<br />

Mit 70 Jahren hat der Kapuziner Nikodem Röösli eine<br />

neue Herausforderung angenommen. Er hat seine Einsiedlerklause<br />

oberhalb Schwyz nach sieben Jahren verlassen<br />

und wirkt nun als Spiritual auf dem Kloster Maria<br />

Hilf auf dem Gubel. In seiner neuen Aufgabe haben<br />

aber Rückzug und Meditation weiterhin ihren Platz.<br />

Die «mänziger zytig» hat Bruder Nikodem über seine<br />

neue Aufgabe befragt.<br />

Was bringen Sie an besonderen Fähigkeiten auf den<br />

Gubel mit?<br />

BN: Gesundheit, gute Konstitution und Leichtigkeit,<br />

mich diesem Breitengrad, dieser Meereshöhe, diesem<br />

Klima und Wetter anzupassen, denn darin bin ich aufgewachsen.<br />

Ich bringe die Gabe mit, durch den Kontakt<br />

mit Leuten nicht aus der Ruhe geworfen zu werden,<br />

und im Kontrast dazu die starke Neigung <strong>zum</strong><br />

Rückzug. Beides wird mir helfen, wenn ich der Begegnung<br />

und dem Alleinsein den richtigen Raum gebe;<br />

wenn ich <strong>zum</strong> Beispiel klar mache: Am Nachmittag bin<br />

ich erreichbar. Für gesunden tiefen Schlaf hoffe ich,<br />

mit Gott, Welt und Menschen versöhnt leben zu können<br />

in gutem Gewissen, sodass Anfechtungen und<br />

Ängste nichts ausrichten.<br />

Welche Aufgaben erfüllen Sie als Spiritual?<br />

BN: Als Spiritual habe ich mit der Leitung des Klosters<br />

nichts zu tun. Als solcher bin ich geistlicher Begleiter<br />

und helfe in der Weiterbildung. Ich bin für die Schwestern<br />

des Klosters da, lese täglich die Messe und höre<br />

die Beichte (Vertrauensperson). Auch habe ich mich in<br />

der ewigen Anbetung eingefügt. Jede zweite Nacht<br />

bete ich von 2 bis 3 Uhr. Das heisst für mich, vorher<br />

möglichst früh ins Bett und danach möglichst wieder<br />

einschlafen. Um 6 Uhr ist nämlich Tagwache und um<br />

6.45 Uhr Messe.<br />

Hatten Sie Einfluss auf die Sanierung des Eremitenhauses?<br />

BN: Nein … ich bin nicht Bauherr. Das sind die Schwestern<br />

mit Hilfe vieler Mitarbeiter. Als Angestellter bin<br />

ich hier einquartiert. Nun bin ich genügend geschützt<br />

gegen Kälte und Durchzug … entsprechend meinem<br />

Alter und der Gesundheit.<br />

Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?<br />

BN: Am Vormittag ist grundsätzlich Rückzug zur Meditation,<br />

zu geistlichen Lesungen und <strong>zum</strong> Erarbeiten<br />

der Sonntagspredigt. Die Halbtageseinteilung ist dem<br />

Bruder Klaus nachempfunden und nachgestaltet. Ich<br />

bin also morgens Eremit. Gegen Abend kann man<br />

mich erreichen per Telefon(beantworter), E-Mail oder<br />

per Post.<br />

Ist der Gubel wirklich ein Kraftort?<br />

BN: Sicher ist er von der Landschaft her geomantisch<br />

sehr stark (Erdstrahlung, elektro-magnetische Felder<br />

von Wasseradern usw.). Die Autorin des Buches<br />

«Kraftorte der Schweiz», Blanche Merz, meint aber,<br />

dieser Ort habe die Kraft durch das jahrelange Beten<br />

der Pilger und Schwestern. Ich meine, durch die ehrliche<br />

Fürbitte für die Gefallenen bei der Schlacht am<br />

Gubel verbessert sich ständig die ökumenische Atmosphäre.<br />

Blanche Merz erwähnt in ihrem Buch das heilige<br />

Dreieck Allenwinden – Gubel – Institut. Ein Dreieck,<br />

wo viel gebet wird. Wahrscheinlich ein rühmens-<br />

wertes Moment, das für gute Spiritualität steht. Was<br />

mich betrifft, bin ich für das Lassalle-Haus zu wenig<br />

gescheit, für die Schwandegg zu wenig fromm, aber<br />

fromm genug für den Gubel. Da helfen 22 Frauen<br />

beim Beten mit. Mich dünkt wichtig, dass beim Beten<br />

nicht gegen etwas, sondern für etwas gebetet wird<br />

(Für-Bitten). Darin kann ich von den Schwestern noch<br />

lernen.<br />

Haben Sie nie bereut, diesen Weg gegangen zu sein?<br />

BN: Bereut?… Nein – nach den Testjahren, nach<br />

Tschütschi und jetzt auf dem Gubel: Das sind lauter<br />

Bestätigungen für die Richtigkeit meines Weges.<br />

Was würden Sie als Herr Röösli (nicht als Eremit) in<br />

Ihrem Dasein noch erleben wollen?<br />

BN: Eine Heilig-Land-Reise. Der Geschichte des Eingottglaubens<br />

nachgehen. Der Geschichte der Moslem,<br />

der Juden, der Christen, die den einen Gott haben.<br />

Ökumene ist unter Christen, Moslem und Juden unabdingbar.<br />

Die weltweite Kirchenversammlung des letzten<br />

Jahrhunderts (Konzil) sagt es, Hans Küng betont es<br />

für das Welt-Ethos, der Papst versucht zu praktizieren ...<br />

Bruder Nikodem, herzlichen Dank für dieses Gespräch.<br />

Sein Briefkasten ist nun auch elektronisch vorhanden.<br />

Fotos: Théo Müller<br />

Das renovierte Eremitenhaus im Kloster Gubel.<br />

NIKODEM RÖÖSLI<br />

2002 bis 2009 lebte Nikodem Röösli als Einsiedler im Tschütschi<br />

oberhalb Schwyz. Seine Motive für das Leben als Eremit beschrieb er<br />

dem Redaktor des Urschweizer Pfarrblatts, Eugen Koller, folgendermassen:<br />

Welches waren Ihre Motive, das Leben eines Einsiedlers zu wählen?<br />

Bruder Nikodem: Das ist eine Berufung. Es ist eine stille Sehnsucht in<br />

mir. Ich staune über meine klare Bereitschaft, denn von mir aus<br />

würde ich nicht wünschen, suchen und entscheiden, Einsiedler zu<br />

werden; ich bin zu bequem dazu. Die Neigung <strong>zum</strong> beschaulichen<br />

Leben ist von früher Jugend an da. Sie zeigte sich als Wunsch,<br />

Kartäuser zu werden, und tauchte immer wieder deutlich auf als Zug<br />

<strong>zum</strong> Einsiedler in religiösen Intensivzeiten wie Exerzitien und<br />

Weiterbildung. Besonders intensiv war dieser Wunsch in Zeiten des<br />

Einübens in den Ferien auf den Höhen und in den Höhlen, und bestätigend<br />

in der Sabbatzeit vor 35 Jahren.<br />

Im Testjahr für das Einsiedlerleben bis Oktober 2002 mit Halberemitentum,<br />

Wander-Eremitentum und ganz abgeschiedenem Eremitentum<br />

blieb der Gedanke ebenso klar. Motiviert haben mich auch die<br />

Beispiele von Franziskus mit Rückzugszeiten, der ersten Kapuziner<br />

mit der Betonung von Armut und Beschauung (Kontemplation), der<br />

Mitbruder P. Paul-de-la-Croix Bonvin, der im Welschland über 40<br />

Jahre lang ganz stark zurückgezogen lebte, und Bruder Klaus.<br />

Seit über 37 Jahren wissen meine Oberen um meine Neigung. Immer<br />

habe ich innerlich eingewilligt, vergleichbar dem Gehorsam für<br />

meine Aufgaben als Arbeiterseelsorger, Mitarbeiter im Haus der Stille<br />

und Mattli-Hausseelsorger. Nach dem Ende meiner Aufgaben und<br />

des Probejahres fiel es mir leicht, in den positiven Entscheid meiner<br />

Oberen einzuwilligen.

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