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MB 322 Geschraubte Verbindungen im Stahlbau

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Merkblatt <strong>322</strong><br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Stahl-Informations-Zentrum


2<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Stahl-Informations-Zentrum<br />

Das Stahl-Informations-Zentrum ist eine<br />

Gemeinschaftsorganisation Stahl erzeugender<br />

und verarbeitender Unternehmen. Markt- und<br />

anwendungsorientiert werden firmenneutrale<br />

Informationen über Verarbeitung und Einsatz<br />

des Werkstoffs Stahl bereitgestellt.<br />

Verschiedene Schriftenreihen bieten ein<br />

breites Spektrum praxisnaher Hinweise für<br />

Konstrukteure, Entwickler, Planer und Ver -<br />

arbeiter von Stahl. Sie finden auch Anwendung<br />

in Ausbildung und Lehre.<br />

Vortragsveranstaltungen schaffen ein<br />

Forum für Erfahrungsberichte aus der Praxis.<br />

Messen und Ausstellungen dienen der<br />

Präsentation neuer Werkstoffentwicklungen<br />

und innovativer, zukunftsweisender Stahlanwendungen.<br />

Als individueller Service werden auch Kontakte<br />

zu Instituten, Fachverbänden sowie Spezialisten<br />

aus Forschung und Industrie vermittelt.<br />

Die Pressearbeit richtet sich an Fach-,<br />

Tages- und Wirtschaftsmedien und informiert<br />

kontinuierlich über neue Werkstoffentwicklungen<br />

und -anwendungen.<br />

Das Stahl-Informations-Zentrum zeichnet<br />

besonders innovative Anwendungen mit dem<br />

Stahl-Innovationspreis (www.stahl-innovations<br />

preis.de) aus. Er ist einer der bedeutendsten<br />

Wettbewerbe seiner Art und wird alle drei Jahre<br />

ausgelobt.<br />

Die Internet-Präsentation (www.stahlinfo.de)<br />

informiert über aktuelle Themen und<br />

Mitglieder des<br />

Stahl-Informations-Zentrums:<br />

• AG der Dillinger Hüttenwerke<br />

• ArcelorMittal Bremen GmbH<br />

• ArcelorMittal Commercial RPS S.à.r.l.<br />

• ArcelorMittal Duisburg GmbH<br />

• ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH<br />

• Benteler Steel Tube GmbH<br />

• Gebr. Meiser GmbH<br />

• Georgsmarienhütte GmbH<br />

• Remscheider Walz- und Hammerwerke<br />

Böllinghaus GmbH & Co. KG<br />

• Saarstahl AG<br />

• Salzgitter AG<br />

• ThyssenKrupp Bautechnik GmbH<br />

• ThyssenKrupp Electrical Steel GmbH<br />

• ThyssenKrupp Rasselstein GmbH<br />

• ThyssenKrupp Steel Europe AG<br />

• ThyssenKrupp VDM GmbH<br />

• Wickeder Westfalenstahl GmbH<br />

Veranstaltungen und bietet einen Überblick<br />

über die Veröffentlichungen des Stahl-Informations-Zentrums.<br />

Publikationen können hier<br />

bestellt oder als PDF-Datei heruntergeladen<br />

werden. Anmeldungen zu Veranstaltungen sind<br />

ebenfalls online möglich.<br />

Der Newsletter informiert Abonnenten per<br />

E-Mail über Neuerscheinungen, Veranstaltungen<br />

und Wissenswertes.<br />

Impressum<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

„<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong>“<br />

Ausgabe 2012, ISSN 0175-2006<br />

Herausgeber: Stahl-Informations-Zentrum,<br />

Postfach 10 48 42, 40039 Düsseldorf<br />

Autoren:<br />

Prof. Dr.-Ing. Rolf Kindmann,<br />

Dr.-Ing. Jan Vette,<br />

Ruhr Universität Bochum,<br />

Lehrstuhl für Stahl-, Holz- und Leichtbau,<br />

Universitätsstraße 150, 44801 Bochum<br />

Redaktion: Stahl-Informations-Zentrum<br />

Ein Nachdruck dieser Veröffentlichung ist –<br />

auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Herausgebers und bei Quellenangabe<br />

gestattet. Die zugrunde liegenden Informationen<br />

wurden mit größter Sorgfalt recherchiert<br />

und redaktionell bearbeitet. Eine Haftung<br />

ist jedoch ausgeschlossen.<br />

DIN-Normen: Wiedergegeben mit Erlaubnis<br />

des DIN Deutsches Institut für Normung e.V.<br />

Maßgebend für das Anwenden der DIN-Norm<br />

ist die Fassung mit dem neuesten Ausgabe -<br />

datum, die bei der Beuth Verlag GmbH, Burg -<br />

grafen straße 6, 10787 Berlin, erhältlich ist.<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

1 Einleitung und Übersicht .......................... 2<br />

2 Schrauben, Muttern und Scheiben ............ 7<br />

3 Herstellen von<br />

geschraubten <strong>Verbindungen</strong> ..................... 16<br />

4 Kraftübertragung und Tragverhalten ........ 20<br />

5 Bemessung nach DIN EN 1993-1-8 ........... 25<br />

6 Bemessungsbeispiele<br />

nach DIN EN 1993-1-8 .............................. 33<br />

7 Normen ..................................................... 38<br />

8 Literatur .................................................... 39


1 Einleitung und Übersicht<br />

1.1 Einführung<br />

Stahltragwerke bestehen in der Regel aus<br />

Trägern, Stützen und Rahmen, die aus Blechen<br />

und gewalzten Profilen hergestellt werden. Für<br />

die erforderlichen <strong>Verbindungen</strong>, Stöße, Anschlüsse<br />

und Befestigungen werden geeignete<br />

Techniken benötigt, die die Ausführung wirtschaftlicher<br />

und dauerhafter Konstruktionen<br />

ermöglicht.<br />

Alte Stahlkonstruktionen belegen, dass man<br />

<strong>Verbindungen</strong> früher ausschließlich mit Nieten<br />

hergestellt hat. Da sie keine Zugkräfte aufnehmen<br />

konnten, musste man so konstruieren,<br />

dass sie nur durch Scherkräfte beansprucht wurden,<br />

also nur durch Kräfte senkrecht zur Nietachse.<br />

Von wenigen Ausnahmen abgesehen<br />

kommen Nietverbindungen heutzutage nicht<br />

mehr zum Einsatz. Aus wirtschaftlichen Gründen<br />

sind sie schon seit langem durch geschweißte<br />

und geschraubte <strong>Verbindungen</strong> ersetzt worden.<br />

Aufgrund der runden, stiftartigen Form<br />

sind Nieten und Schrauben unmittelbar miteinander<br />

vergleichbar. Dies galt zeitweise auch<br />

für das Tragverhalten, weil man Schrauben zunächst<br />

so angeordnet hat, dass sie wie Nieten<br />

nur durch Scherkräfte beansprucht wurden. Die<br />

Weiterentwicklung der Konstruktionstechniken<br />

und Schraubenfestigkeiten hat zwischenzeitlich<br />

zu einem weiteren Wandel geführt: Heutzutage<br />

können Schrauben sowohl Scherkräfte<br />

als auch Zugkräfte aufnehmen. Diese Entwicklung<br />

ist auch an den einschlägigen Normen für<br />

<strong>Stahlbau</strong>ten erkennbar. In den Regelungen von<br />

DIN 18800 stehen Scher-/Lochleibungsverbindungen<br />

<strong>im</strong> Vordergrund, was dort insbesondere<br />

durch die Einteilung in sechs Ausführungsformen<br />

von geschraubten <strong>Verbindungen</strong> deutlich wird.<br />

In DIN EN 1993-1-8, die die DIN 18800 abgelöst<br />

hat, werden scher- und zugbeanspruchte <strong>Verbindungen</strong><br />

mit Schrauben gleichrangig behandelt.<br />

Grundlage der folgenden Ausführungen ist die<br />

DIN EN 1993-1-8 in Verbindung mit dem nationalen<br />

Anhang für Deutschland. Darüber hinaus<br />

werden die aktuellen Produktnormen für Schrauben<br />

und die DIN EN 1090-2 heran gezogen.<br />

Dieses Merkblatt richtet sich an Studenten,<br />

Ingenieure und Architekten. Es betrifft <strong>Stahlbau</strong>ten<br />

<strong>im</strong> Sinne der DIN EN 1993 (Eurocode 3)<br />

und gilt für die Bemessung und Konstruktion<br />

tragender Bauteile aus Stahl. Für Bauteile mit<br />

nicht vorwiegend ruhender Belastung sind zusätzliche<br />

Regelungen zu beachten, ebenso wie<br />

zusätzliche Best<strong>im</strong>mungen in den entsprechenden<br />

Teilen der DIN EN 1993 oder in den Vor-<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

schriften der Bahn. Auf solche Regeln wird in<br />

diesem Merkblatt nicht eingegangen. Das Merkblatt<br />

behandelt die <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong> üblichen Schrauben<br />

mit metrischem Gewinde und Sechskantköpfen<br />

der Festigkeitsklassen 4.6, 5.6, 8.8 und<br />

10.9 sowie die zugehörigen Sechskantmuttern<br />

und Scheiben, siehe Tabelle 2.5.<br />

1.2 Inhalt der Kapitel<br />

1.2.1 Einleitung und Übersicht<br />

Nach einer allgemeinen Einführung in die<br />

Thematik wird die prinzipielle Vorgehensweise<br />

bei der Bemessung geschraubter <strong>Verbindungen</strong><br />

anhand eines Einführungsbeispiels beschrieben,<br />

und es wird auf Grundsätze für die konstruktive<br />

Ausbildung und die Berechnungen hingewiesen.<br />

Darüber hinaus werden die Kategorien<br />

für geschraubte <strong>Verbindungen</strong> nach DIN EN<br />

1993-1-8 und die verwendeten Bezeichnungen<br />

zusammengestellt.<br />

1.2.2 Schrauben, Muttern und Scheiben<br />

Dieses Kapitel enthält Informationen zu<br />

den Produkten, die in Schraubengarnituren zu<br />

verwenden sind. Im Wesentlichen geht es dabei<br />

um die entsprechenden Normen, Abmessungen<br />

und Festigkeiten.<br />

1.2.3 Herstellung<br />

Die Herstellung geschraubter <strong>Verbindungen</strong><br />

wird erläutert, aber auch die Darstellung auf<br />

Zeichnungen vermittelt, und es werden Hinweise<br />

zum Korrosionsschutz und zur Vorspannung<br />

gegeben.<br />

1.2.4 Kraftübertragung und Tragverhalten<br />

Das Kapitel enthält Erläuterungen zur Berechnung<br />

von Kräften in den Schrauben einer<br />

Verbindung, zur Übertragung der Schnittgrößen<br />

und zum Tragverhalten einzelner Schrauben.<br />

1.2.5 Bemessung nach DIN EN 1993-1-8<br />

Hier sind die wichtigsten Grundlagen für normengerechte<br />

Nachweise zusammengestellt. Das<br />

Kapitel enthält Berechnungsformeln und Tabellen<br />

mit den Bemessungswerten der Tragfähigkeit<br />

einzelner Schrauben nach DIN EN 1993-1-8.<br />

3


4<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

1.2.6 Bemessungsbeispiele<br />

Mithilfe von sechs Bemessungsbeispielen<br />

wird die Durchführung der erforderlichen Nachweise<br />

erläutert.<br />

1.3 Einführungsbeispiel<br />

Bei der konstruktiven Ausbildung und der<br />

Bemessung geschraubter <strong>Verbindungen</strong> sind<br />

die folgenden Grundsätze zu beachten:<br />

– Stöße und Anschlüsse sollen gedrungen ausgebildet<br />

werden.<br />

– Es ist eine unmittelbare und symmetrische<br />

Stoßdeckung anzustreben.<br />

–Versatzmomente sollten möglichst vermieden<br />

werden.<br />

– Die einzelnen Querschnittsteile sollen für sich<br />

angeschlossen oder gestoßen werden.<br />

– Die Beanspruchung der Verbindung eines<br />

Querschnittsteils soll aus den Schnittgrößenanteilen<br />

dieses Querschnittsteils best<strong>im</strong>mt<br />

werden.<br />

Abb. 1.1: Einführungsbeispiel Trägerstoß<br />

Die Vorgehensweise bei der Bemessung<br />

geschraubter <strong>Verbindungen</strong> wird mit dem in<br />

Abb. 1.1 dargestellten Trägerstoß erläutert. Der<br />

Träger besteht aus einem Walzprofil HEA500,<br />

d.h., er hat einen doppeltsymmetrischen Querschnitt.<br />

Die rechts in der Abbildung angegebenen<br />

Schnittgrößen wirken unmittelbar an der<br />

Stoßstelle.<br />

Zunächst sollte man – entsprechend den<br />

o.g. Grundsätzen – die Teilschnittgrößen in den<br />

Einzelteilen des Querschnitts infolge N, M und<br />

V ermitteln und dann festlegen, wie diese Teilschnittgrößen<br />

durch die Schrauben übertragen<br />

werden sollen.<br />

Be<strong>im</strong> klassischen Laschenstoß, siehe Abb.<br />

1.1b, werden die Schrauben nur durch Scherkräfte<br />

beansprucht, was unmittelbar anhand<br />

der Teilschnittgrößen erkennbar ist. Dies sind<br />

in den Gurten die Normalkräfte infolge N und<br />

M, die von den Gurten durch die Schrauben in<br />

die Laschen und auf der anderen Seite des Stoßes<br />

wieder in die Gurte übertragen werden.<br />

Im Steg ergeben sich die Teilschnittgrößen Nw,<br />

Mw und Vw = V, die die Schrauben ebenfalls<br />

durch Scherkräfte beanspruchen. Bei der Ermittlung<br />

der Kräfte in den Schrauben ist zu beachten,<br />

dass infolge V ein Versatzmoment auftritt.<br />

Als prinzipielle Vorgehensweise können<br />

die folgenden Grundsätze für die Nachweisführung<br />

herangezogen werden:<br />

1. Teilschnittgrößen in den Einzelteilen des Querschnitts<br />

ermitteln.<br />

2. Scherkräfte in den einzelnen Schrauben ermitteln<br />

(in der Regel die Max<strong>im</strong>alwerte).<br />

3. Nachweise führen: Abscheren der Schrauben,<br />

Lochleibung der Bleche, Beanspruchung des<br />

Nettoquerschnitts (Lochabzug).<br />

Bei dem in Abb. 1.1c dargestellten Stirnplattenstoß<br />

wird der Obergurt infolge N und M<br />

durch eine Drucknormalkraft beansprucht. Sie<br />

kann unmittelbar durch die Stirnplatten und<br />

Druckkontaktkräfte übertragen werden. Im<br />

Untergurt ergibt sich infolge N und M eine Zug -<br />

normalkraft, so dass die Schrauben <strong>im</strong> Bereich<br />

des Untergurtes durch Zugkräfte beansprucht<br />

werden. Die Tragfähigkeit des Stirnplattenstoßes<br />

wird in der Regel unter Verwendung des<br />

„T-Stummel-Modells“ ermittelt (siehe Abschnitt<br />

5.12). Aufgrund der Zugbeanspruchung in den<br />

Schrauben wird der Stirnplattenstoß gemäß<br />

DIN EN 1993-1-8 den Kategorien D oder E zu -<br />

geordnet (siehe Abschnitt 1.4). Die Querkraft V<br />

wird in der Regel den Schrauben <strong>im</strong> Bereich<br />

des Obergurtes zugewiesen. Sie hat häufig eine<br />

untergeordnete Bedeutung.


1.4 Kategorien nach DIN EN 1993-1-8<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> werden gemäß<br />

DIN EN 1993-1-8 in die Kategorien A bis E eingeteilt.<br />

Die Kategorien beziehen sich auf die Beanspruchung<br />

der Schrauben (Abscheren oder Zug)<br />

und Varianten in der Ausführung (gleitfest, vorgespannt,<br />

handfest angezogen). Weitere Einzelheiten<br />

können Tabelle 1.1 entnommen werden.<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> mit scherbe -<br />

anspruchten Schrauben werden in der Regel<br />

für die Bemessung in folgende Kategorien<br />

unterteilt:<br />

a) Kategorie A:<br />

Scher-/Lochleibungsverbindungen<br />

Zu dieser Kategorie gehören Schrauben der<br />

Festigkeitsklassen 4.6 bis 10.9. Vorspannung<br />

und besondere Oberflächenbehandlungen sind<br />

in der Regel nicht erforderlich. Der Bemessungswert<br />

der einwirkenden Scherkraft darf weder<br />

den Bemessungswert der Schertragfähigkeit<br />

noch den Bemessungswert des Lochleibungswiderstandes<br />

überschreiten, siehe Abschnitt 5.4.<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Kategorie Nachweiskriterium Anmerkungen<br />

Scherverbindungen (scherbeanspruchte Schrauben)<br />

A Fv,Ed ≤ Fv,Rd<br />

Scher-/Lochleibungsverbindungen Fv,Ed ≤ Fb,Rd<br />

Keine Vorspannung erforderlich.<br />

Schrauben der Festigkeitsklassen 4.6 bis 10.9<br />

dürfen verwendet werden.<br />

B Fv,Ed,ser ≤ Fs,Rd,ser In der Regel sind hochfeste Schrauben<br />

Gleitfeste <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> Grenz- Fv,Ed ≤ Fv,Rd der Festigkeitsklasse 8.8 oder 10.9 zu verwenden.<br />

zustand der Gebrauchstauglichkeit Fv,Ed ≤ Fb,Rd Gleitwiderstand für die Gebrauchstauglichkeit.<br />

C Fv,Ed ≤ Fs,Rd In der Regel sind hochfeste Schrauben der<br />

Gleitfeste <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> Fv,Ed ≤ Fb,Rd Festigkeitsklasse 8.8 oder 10.9 zu verwenden.<br />

Grenzzustand der Tragfähigkeit ΣFv,Ed ≤ Nnet,Rd Gleitwiderstand für die Tragfähigkeit.<br />

Zugverbindungen (zugbeanspruchte Schrauben)<br />

D Ft,Ed ≤ Ft,Rd<br />

Nicht vorgespannt Ft,Ed ≤ Bp,Rd<br />

E Ft,Ed ≤ Ft,Rd<br />

Vorgespannt Ft,Ed ≤ Bp,Rd<br />

Fv,Rd Grenzabscherkraft pro Schraube<br />

Fb,Rd Grenzlochleibungskraft pro Schraube<br />

Fs,Rd,ser Grenzgleitwiderstand pro Schraube <strong>im</strong> Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit<br />

Fs,Rd Grenzgleitwiderstand pro Schraube <strong>im</strong> Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />

Ft,Rd Grenzzugkraft pro Schraube<br />

Keine Vorspannung erforderlich.<br />

Schrauben der Festigkeitsklassen 4.6 bis 10.9 dürfen<br />

verwendet werden. Bp,Rd siehe Abschnitt 5.5.<br />

In der Regel sind hochfeste Schrauben der<br />

Festigkeitsklasse 8.8 oder 10.9 zu verwenden.<br />

Bp,Rd siehe Abschnitt 5.5.<br />

b) Kategorie B:<br />

Gleitfeste <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> Grenzzustand<br />

der Gebrauchstauglichkeit<br />

Zu dieser Kategorie gehören hochfeste<br />

Schrauben, die kontrolliert vorgespannt werden.<br />

Im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit darf<br />

in der Regel kein Gleiten auftreten. Der Bemessungswert<br />

der einwirkenden Scherkraft <strong>im</strong><br />

Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit darf in<br />

der Regel den Bemessungswert des Gleitwiderstandes<br />

nicht überschreiten. Der Bemessungswert<br />

der einwirkenden Abscherkraft <strong>im</strong> Grenzzustand<br />

der Tragfähigkeit darf in der Regel den<br />

Bemessungswert der Schertragfähigkeit und des<br />

Lochleibungswiderstandes nicht überschreiten.<br />

c) Kategorie C:<br />

Gleitfeste <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> Grenzzustand<br />

der Tragfähigkeit<br />

Zu dieser Kategorie gehören hochfeste<br />

Schrauben, die kontrolliert vorgespannt werden.<br />

Im Grenzzustand der Tragfähigkeit darf kein<br />

Gleiten auftreten. Der Bemessungswert der einwirkenden<br />

Scherkraft <strong>im</strong> Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />

darf den Bemessungswert des Gleit -<br />

Tabelle 1.1:<br />

Kategorien von<br />

geschraubten <strong>Verbindungen</strong><br />

nach<br />

DIN EN 1993-1-8<br />

5


6<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

widerstandes und des Lochleibungswiderstandes<br />

nicht überschreiten. Zusätzlich darf bei Zugverbindungen<br />

der Bemessungswert des plastischen<br />

Widerstands des Nettoquerschnitts <strong>im</strong> kritischen<br />

Schnitt durch die Schraubenlöcher Nnet,Rd<br />

(siehe DIN EN 1993-1-1, 6.2) nicht überschritten<br />

werden.<br />

Für die Baupraxis hat die Kategorie A die<br />

mit Abstand größte Bedeutung. Gleitfeste <strong>Verbindungen</strong><br />

nach den Kategorien B und C kommen<br />

nur selten zum Einsatz, weil sie eine Behandlung<br />

der Reibflächen zur Sicherstellung<br />

der Reibung erfordern. Bezüglich des Tragverhaltens<br />

bieten sie bei ermüdungsbeanspruchten<br />

<strong>Verbindungen</strong>, d.h. bei häufig veränderlichen<br />

Beanspruchungen, Vorteile.<br />

Bei geschraubten <strong>Verbindungen</strong> mit zug -<br />

beanspruchten Schrauben werden in der Regel<br />

für die Bemessung folgende Kategorien unterschieden:<br />

a) Kategorie D:<br />

Nicht vorgespannt<br />

Zu dieser Kategorie gehören Schrauben der<br />

Festigkeitsklassen 4.6 bis 10.9. Vorspannung ist<br />

nicht erforderlich. Diese Kategorie darf bei <strong>Verbindungen</strong>,<br />

die häufig veränderlichen Zugbeanspruchungen<br />

ausgesetzt sind, nicht verwendet<br />

werden. Der Einsatz in <strong>Verbindungen</strong>, die durch<br />

normale Windlasten beansprucht werden, ist<br />

dagegen erlaubt.<br />

b) Kategorie E:<br />

Vorgespannt<br />

Zu dieser Kategorie gehören hochfeste vorgespannte<br />

Schrauben der Festigkeitsklasse 8.8<br />

oder 10.9, die kontrolliert vorgespannt werden.<br />

In Tabelle 1.1 sind die Nachweiskriterien für<br />

diese Verbindungskategorien zusammengefasst.<br />

Vereinzelt werden Schrauben in <strong>Verbindungen</strong><br />

durch hohe Scher- und hohe Zugkräfte be -<br />

ansprucht, so dass dann auch die Kombination<br />

nachzuweisen ist. Einzelheiten zur Kraftüber -<br />

tragung und zum Tragverhalten werden in<br />

Kapitel 4 vermittelt, Einzelheiten zur Bemessung<br />

nach DIN EN 1993-1-8 in Kapitel 5.<br />

1.5 Bezeichnungen<br />

Schrauben, Muttern und Scheiben<br />

d Schraubendurchmesser<br />

d1 Kerndurchmesser<br />

d2 Flankendurchmesser<br />

d0 Lochdurchmesser<br />

Dd Lochspiel<br />

A Schaftquerschnitt<br />

As Spannungsquerschnitt<br />

b Gewindelänge<br />

s Schlüsselweite<br />

e Eckenmaß<br />

k Kopfhöhe<br />

m Mutternhöhe<br />

h Scheibendicke<br />

P Steigung<br />

ℓ Schraubenlänge (ohne Kopf)<br />

Allgemeine Bezeichnungen<br />

M Biegemoment<br />

N Normalkraft<br />

V Querkraft<br />

A Querschnittsfläche (brutto)<br />

Anet Querschnittsfläche (netto)<br />

Fv Abscherkraft pro Schraube<br />

Fb Lochleibungskraft pro Schraube<br />

Ft Zugkraft pro Schraube<br />

t Blechdicke<br />

∑ t Klemmlänge<br />

ts Paketdicke der verbundenen Bleche ohne<br />

Scheiben<br />

n Bedeutung 1: Anzahl der Schrauben in einer<br />

Verbindung<br />

Bedeutung 2: Abstand der Schraubenreihe<br />

zum Angriffspunkt der Abstützkräfte<br />

(T-Stummel-Modell)<br />

m Bedeutung 1: Anzahl der Scherfugen<br />

(Schnittigkeit)<br />

Bedeutung 2: Abstand der Schraubenreihe<br />

zum gezogenen Blech (T-Stummel-Modell)<br />

e Abstand von der Schraubenreihe bis zum<br />

Rand (T-Stummel-Modell)<br />

p Abstand der Schrauben untereinander<br />

gM0 Teilsicherheitsbeiwert für die Beanspruchbarkeit<br />

von Querschnitten<br />

gM1 Teilsicherheitsbeiwert für die Beanspruchbarkeit<br />

von Bauteilen bei Stabilitätsversagen<br />

gM2 Teilsicherheitsbeiwert für die Beanspruchbarkeit<br />

von Querschnitten bei Bruchver -<br />

sagen infolge Zugbeanspruchung<br />

g F Teilsicherheitsbeiwert für Einwirkungen<br />

m Reibungszahl<br />

σ Normalspannung<br />

t Schubspannung<br />

fu Zugfestigkeit<br />

fy Streckgrenze<br />

Indizes<br />

f Flansch (engl.: flange)<br />

w Steg (engl.: web)<br />

Ed Bemessungswert der Einwirkung<br />

Rd Bemessungswert der Beanspruchbarkeit


2 Schrauben, Muttern und Scheiben<br />

2.1 Normen<br />

Die DIN EN 1993-1-8 umfasst die folgenden<br />

Bezugsnormen hinsichtlich der Schrauben, Muttern<br />

und Unterlegscheiben:<br />

DIN EN 14399: Hochfeste planmäßig vorspannbare<br />

Schraubenverbindungen für den<br />

Metallbau<br />

– Teil 1: Allgemeine Anforderungen<br />

(2006-06)<br />

– Teil 2: Prüfung der Eignung zum<br />

Vorspannen (2006-06)<br />

– Teil 3: System HR – Garnituren aus Sechskantschrauben<br />

und -muttern (2006-06)<br />

– Teil 4: System HV – Garnituren aus Sechskantschrauben<br />

und -muttern (2006-06)<br />

– Teil 5: Flache Scheiben (2006-06)<br />

– Teil 6: Flache Scheiben mit Fase (2006-06)<br />

DIN EN 20898-2: Mechanische Eigenschaften<br />

von Verbindungselementen – Teil 2: Muttern<br />

mit festgelegten Prüfkräften; Regelgewinde<br />

(1994-02)<br />

DIN EN ISO 898-1: Mechanische Eigenschaften<br />

von Verbindungselementen aus Kohlenstoffstahl<br />

und legiertem Stahl – Teil 1: Schrauben<br />

mit festgelegten Festigkeitsklassen – Regelgewinde<br />

und Feingewinde (2009-08)<br />

DIN EN ISO 4014: Sechskantschrauben mit<br />

Schaft – Produktklassen A und B (2011-06)<br />

DIN EN ISO 4016: Sechskantschrauben mit<br />

Schaft – Produktklasse C (2011-06)<br />

DIN EN ISO 4017: Sechskantschrauben mit<br />

Gewinde bis Kopf – Produktklassen A und B<br />

(2011-07)<br />

DIN EN ISO 4018: Sechskantschrauben mit<br />

Gewinde bis Kopf – Produktklasse C (2011-07)<br />

DIN EN ISO 4032: Sechskantmuttern, Typ 1 –<br />

Produktklassen A und B (2012-05)<br />

DIN EN ISO 4033: Sechskantmuttern, Typ 2 –<br />

Produktklassen A und B (2012-05)<br />

DIN EN ISO 4034: Sechskantmuttern – Produktklasse<br />

C (2012-06)<br />

DIN EN ISO 7089: Flache Scheiben – Normale<br />

Reihe, Produktklasse A (2000-11)<br />

DIN EN ISO 7090: Flache Scheiben mit Fase –<br />

Normale Reihe, Produktklasse A (2000-11)<br />

DIN EN ISO 7091: Flache Scheiben – Normale<br />

Reihe, Produktklasse C (2000-11)<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

In Klammern ist jeweils das Ausgabedatum<br />

der zurzeit aktuellen Norm angegeben (z.B.<br />

2011-10).<br />

Darüber hinaus ist für die Ausführung von<br />

<strong>Stahlbau</strong>ten und somit auch für geschraubte <strong>Verbindungen</strong><br />

von Bedeutung:<br />

DIN EN 1090-2: Ausführung von Stahltragwerken<br />

und Aluminiumtragwerken – Teil 2:<br />

Technische Regeln für die Ausführung von<br />

Stahltragwerken (2011-10)<br />

In der Ausführungsnorm DIN EN 1090-2<br />

wird ergänzend auf die folgenden Normen verwiesen,<br />

die geschraubte <strong>Verbindungen</strong> betreffen:<br />

DIN EN 14399: Hochfeste planmäßig vorspannbare<br />

Schraubenverbindungen für den<br />

Metallbau<br />

– Teil 7: System HR – Garnituren aus Senkschrauben<br />

und Muttern (2008-03)<br />

– Teil 8: System HV – Garnituren aus Sechskant-Passschrauben<br />

und Muttern (2008-03)<br />

– Teil 9: System HR oder HV – Direkte Kraft -<br />

anzeiger für Garnituren aus Schrauben und<br />

Muttern (2009-07)<br />

– Teil 10: System HRC – Garnituren aus<br />

Schrauben und Muttern mit kalibrierter<br />

Vorspannung (2009-07)<br />

DIN EN 15048: Garnituren für nicht planmäßig<br />

vorgespannte Schraubenverbindungen für den<br />

Metallbau<br />

– Teil 1: Allgemeine Anforderungen (2007-07)<br />

– Teil 2: Eignungsprüfung (2007-07)<br />

Die aufgeführten, übergeordneten Regelwerke<br />

DIN EN 14399-1 und DIN EN 15048-1<br />

sind in der Bauregelliste B enthalten, so dass<br />

auch nationale Produkte nach DIN-Normen,<br />

die den Konformitätsnachweis dieser Normen<br />

erfüllen, in Deutschland gehandelt werden dürfen<br />

und die CE-Kennzeichnung tragen.<br />

2.2 Schraubenformen und -arten<br />

2.2.1 Beschreibung einer<br />

geschraubten Verbindung<br />

Eine Schraube besteht aus dem Kopf und<br />

dem Schaft, siehe Abb. 2.1. Der Schaft hat bereichsweise<br />

oder über die gesamte Länge ein<br />

Gewinde. Bei den <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong> üblichen Schrauben<br />

werden in der Regel Schrauben mit glattem<br />

Schaft und Gewinde verwendet (siehe Abb. 2.1,<br />

oben).<br />

7


8<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Abb. 2.1: Schrauben<br />

Die Mutter wird auf das Gewinde der Schraube<br />

aufgeschraubt. Es gibt aber auch die Möglichkeit,<br />

ein Gewinde in ein Bauteil einzuschneiden,<br />

wobei das Bauteil dann die Funktion der Mutter<br />

übern<strong>im</strong>mt.<br />

Zwischen den zu verbindenden Blechteilen<br />

und dem Schraubenkopf bzw. der Mutter werden<br />

Unterlegscheiben (nachfolgend als Scheiben<br />

bezeichnet) angeordnet. In der Regel befinden<br />

sich diese unter dem Teil, das be<strong>im</strong> Anziehen<br />

gedreht wird. Bei hochfesten planmäßig vorgespannten<br />

Schrauben der Festigkeitsklasse 10.9<br />

sind sowohl unter dem Schraubenkopf als auch<br />

unter der Mutter Scheiben anzuordnen. Sie dienen<br />

zu einer gleichmäßigeren Krafteinleitung<br />

und schützen durch Fasen den Übergang des<br />

Schraubenkopfes in den Schaft vor einer Kerbwirkung.<br />

Insgesamt werden die Schrauben zusammen<br />

mit den Muttern und den zugehörigen Scheiben<br />

als Schraubengarnitur bezeichnet, siehe<br />

Abb. 2.2.<br />

Während nach den alten, deutschen Regelungen<br />

die Klemmlänge als Summe der als<br />

Klemmpaket verbundenen Bleche definiert war<br />

(jetzt Klemmpaketdicke ts), wird nach den europäischen<br />

Regelungen die Klemmlänge als<br />

Länge zwischen Schraubenkopf und Mutter<br />

definiert, siehe Abb. 2.2. Die Klemmlänge ist<br />

daher gleich der Dicke des Klemmpakets einschließlich<br />

der Dicke der Scheiben.<br />

Gemäß DIN EN 1993-1-1 wird zwischen<br />

planmäßig vorgespannten und planmäßig<br />

nicht vorgespannten Schraubenverbindungen<br />

unterschieden. Vorgespannte <strong>Verbindungen</strong><br />

bestehen in der Regel aus planmäßig vorspannbaren<br />

Schraubengarnituren. Vorge-<br />

spannte, auf Zug beanspruchte Schrauben gemäß<br />

Abschnitt 3.3.2 haben gegenüber nicht vorgespannten<br />

<strong>Verbindungen</strong>, siehe Abschnitt 3.3.1,<br />

Vorteile <strong>im</strong> Hinblick auf den Korrosionsschutz<br />

und die Ermüdung. Auf den Begriff planmäßig<br />

wird <strong>im</strong> Folgenden bei vorgespannten <strong>Verbindungen</strong><br />

verzichtet.<br />

Gemäß den übergeordneten Schrauben -<br />

normen DIN EN 14399-1 und DIN EN 15048-1<br />

soll die gesamte Schraubengarnitur von einem<br />

Hersteller geliefert werden. Er ist für die Funktionsfähigkeit<br />

der Garnitur verantwortlich. Das<br />

Gleiche gilt für den Oberflächenüberzug der<br />

Garnituren, siehe Abschnitt 3.2. Der Grund hierfür<br />

liegt darin, dass die Schrauben sehr empfindlich<br />

auf Unterschiede in der Herstellung und<br />

Schmierung reagieren.<br />

Abb. 2.2: Schraubengarnitur mit Klemmpaket-<br />

Bezeichnungen<br />

2.2.2 Gewinde<br />

Die <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong> verwendeten Schrauben<br />

und Muttern haben ein metrisches Gewinde<br />

nach DIN ISO 724. Die Gewindetoleranzen sind<br />

in DIN ISO 965-1 geregelt. Die Schrauben und<br />

Muttern werden mit dem Buchstaben M bezeichnet.<br />

M16 bedeutet: Schraube oder Mutter mit<br />

metrischem Gewinde und Nenndurchmesser<br />

d = 16 mm. In Abb. 2.3 ist ein typisches Regelgewinde<br />

mit den wichtigsten Abmessungen<br />

dargestellt. Folgende Bezeichnungen sind nach<br />

DIN ISO 724 am Außengewinde zu unterscheiden:<br />

d: Außendurchmesser (Nenndurchmesser)<br />

d2: Flankendurchmesser<br />

d1: Kerndurchmesser


Abb. 2.3: Metrisches Regelgewinde nach DIN ISO 724<br />

Der Flankenwinkel ist für alle Durchmesser<br />

konstant. Die Maße P und H sind von d abhängig.<br />

Das ISO-Regelgewinde hat beispielsweise<br />

für d = 12 mm (Schraube M12) die Steigung<br />

P = 1,75 mm und bei M30 ist P = 3,5 mm. Außer<br />

dem Regelgewinde gibt es noch Feingewinde,<br />

die hier nicht behandelt werden, da sie <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

keine Rolle spielen.<br />

2.2.3 Schraubenköpfe und -schäfte<br />

Im Allgemeinen werden Schrauben mit<br />

Sechskantköpfen und Sechskantmuttern<br />

verwendet. Das wichtigste Maß ist der Durchmesser<br />

der Schraube, da die Tragfähigkeiten<br />

von der Querschnittsfläche und somit vom<br />

Durchmesser abhängen. Die übrigen Maße wie<br />

z.B. die Schlüsselweite s und die Gewindelänge b<br />

sind vom Durchmesser des Schraubenschaftes d<br />

abhängig.<br />

Schraubengarnituren, die für nicht vorgespannte<br />

Schraubenverbindungen (Kategorien<br />

A und D gemäß Tabelle 1.1) geeignet sind, werden<br />

in der übergeordneten DIN EN 15048-1<br />

geregelt. Darüber hinaus werden die Schrauben<br />

in Produktklassen eingeordnet.<br />

Für nicht vorgespannte Schraubengarnituren<br />

können sämtliche Produktnormen herangezogen<br />

werden, wenn sie den Konformitätsnachweis<br />

nach DIN EN 15048-1 erfüllen. Dafür muss die<br />

Übereinst<strong>im</strong>mung der Komponenten und Garnituren<br />

mit den dort angegebenen Anforderungen<br />

nachgewiesen werden. Diese umfassen eine<br />

Erstprüfung und die werkseigene Produktionskontrolle<br />

durch den Hersteller, einschließlich<br />

der Beurteilung des Produktes.<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Nähere Informationen hierzu sind in DIN EN<br />

15048-1 und bezüglich des Eignungsnachweises<br />

in DIN EN 15048-2 enthalten. Aus diesem Grund<br />

können Schraubengarnituren nach den europä -<br />

ischen Normen, siehe Abschnitt 2.1, und auch<br />

nach den deutschen Produktnormen verwendet<br />

werden. Schrauben nach den deutschen Produktnormen<br />

haben kürzere Gewinde. Damit<br />

kann leichter erreicht werden, dass der glatte<br />

Teil des Schaftes in der Scherfuge liegt, so dass<br />

eine höhere Schertragfähigkeit ausgenutzt werden<br />

kann (siehe Abschnitt 5.4). Nachteilig ist,<br />

dass eine genaue Planung der Schraubenlängen<br />

erforderlich ist. Die Produktklasse hängt <strong>im</strong><br />

Wesentlichen von der Festigkeitsklasse und dem<br />

Schraubendurchmesser ab. Diese Angaben für<br />

<strong>Stahlbau</strong>schrauben können Tabelle 2.1 entnom -<br />

men werden. Bemerkenswert ist, dass neben den<br />

Schrauben mit glattem Schaft auch die Schrauben<br />

mit Gewinde bis zum Kopf verwendet werden<br />

können. Die Angaben hierzu finden sich<br />

ebenfalls in Tabelle 2.1.<br />

Hochfeste Schraubengarnituren, die den<br />

Anforderungen in DIN EN 14399-1 genügen,<br />

dürfen als vorgespannte Schraubenverbindungen<br />

(Kategorien B, C und E), aber auch als<br />

nicht vorgespannte Schraubenverbindungen<br />

(Kategorien A und D) verwendet werden. Für<br />

den Nachweis der CE-Konformität ist neben der<br />

Erstprüfung und der werkseigenen Kontrolle<br />

auch der Nachweis der Funktionseigenschaften<br />

gemäß DIN EN 14399-2 vorgeschrieben. Nach<br />

DIN EN 14399 werden vorspannbare Schrauben<br />

in HV-Schrauben (mit kurzem Gewinde) und HR-<br />

Schrauben (mit mittellangem Gewinde) unterschieden.<br />

Vorspannbare Schraubengarnituren<br />

Produktnorm Gewindelänge Produkt- Festigb<br />

klasse keitsklasse<br />

DIN 7990<br />

DIN 7968 1)<br />

Kurz<br />

≈ (1,4 bis 1,6) · d<br />

Tabelle 2.1: Schrauben für<br />

nicht vorspannbare Schraubenverbindungen<br />

C<br />

4.6, 5.6<br />

DIN EN ISO 4014 Mittellang<br />

≈ (2,2 bis 2,5) · d<br />

≤ M24: A<br />

> M24: B<br />

5.6, 8.8,<br />

10.9<br />

DIN EN ISO 4016 C 4.6<br />

DIN EN ISO 4017 Lang<br />

≈ ℓ<br />

≤ M24: A<br />

> M24: B<br />

5.6, 8.8,<br />

10.9<br />

DIN EN ISO 4018 C 4.6<br />

1) Passschraube mit ds = d + 1 mm.<br />

5.6<br />

9


10<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Produktnorm Bez. Gewindelänge Produkt- Festigb<br />

klasse keitsklasse<br />

DIN EN 14399-3 HR<br />

DIN EN 14399-4 HV<br />

DIN EN 14399-8 1) HV<br />

1) Passschraube mit ds = d + 1 mm.<br />

Abb. 2.4:<br />

Verbindung mit<br />

einer Senkschraube<br />

Mittellang<br />

≈ (2,2 – 3,3) · d<br />

Kurz<br />

≈ (1,4 – 1,9) · d<br />

Kurz<br />

≈ (1,4 – 1,9) · d<br />

Tabelle 2.2: Schrauben für<br />

vorspannbare Schraubenverbindungen<br />

B 8.8, 10.9<br />

B 10.9<br />

B 10.9<br />

haben eine größere Schlüsselweite als nicht vorspannbare<br />

Schraubengarnituren. Schrauben mit<br />

geringerer Festigkeitsklasse (4.6 und 5.6) dürfen<br />

grundsätzlich nur handfest angezogen, aber<br />

planmäßig nicht vorgespannt werden. Nähere<br />

Angaben enthalten die Tabellen 2.2 und 2.6.<br />

Die HR-Schraube unterscheidet sich von<br />

der HV-Schraube durch ihr längeres Gewinde.<br />

Außerdem weisen die Muttern vom Typ HR eine<br />

größere Höhe auf. Ansonsten sind die Abmessungen<br />

nahezu identisch. Begründet werden<br />

die Unterschiede damit, dass sich bei einer<br />

HV-Garnitur das Verformungsvermögen durch<br />

Abstreifen der Mutter einstellen soll. Demgegenüber<br />

soll bei einer HR-Garnitur die Schraube ihr<br />

Dehnungsvermögen durch plastische Verlängerung<br />

der Schraube erreichen.<br />

Passschrauben nach DIN 7968 (nicht vor -<br />

gespannt) und DIN EN 14399-8 (vorspannbar)<br />

werden nach DIN EN 1993-1-8 <strong>im</strong> Wesentlichen<br />

wie normale Schrauben bemessen und daher<br />

hier nicht gesondert behandelt.<br />

Neben den Sechskantschrauben gibt es <strong>im</strong><br />

<strong>Stahlbau</strong> unter anderem die Senkschrauben nach<br />

DIN 7969 bzw. DIN EN 14399-7 (siehe Abb. 2.4)<br />

und HRC-Schrauben nach DIN EN 14399-10.<br />

Aufgrund ihrer eher untergeordneten Bedeutung<br />

werden sie hier nur der Vollständigkeit halber<br />

erwähnt.<br />

2.2.4 Muttern und Scheiben<br />

Genauso wie die Schrauben sind auch die<br />

Muttern sowie die Scheiben in Produktnormen<br />

geregelt. Auch hierbei ist die Unterscheidung<br />

zwischen Muttern und Scheiben für vorspannbare<br />

und nicht vorgespannte Schraubengarnituren<br />

zu beachten. In Tabelle 2.3 sind Produktnormen<br />

für Muttern und in Tabelle 2.4 für Scheiben<br />

zusammengestellt. Wie bei den Schrauben<br />

sind die Schlüsselweiten der Muttern bei nicht<br />

vorgespannten <strong>Verbindungen</strong> ca. 1,5 bis 1,6 · d.<br />

Bei vorspannbaren Schraubengarnituren sind die<br />

Muttern wie die Schraubenköpfe eine Schlüsselweite<br />

größer als bei nicht vorspannbaren Garnituren<br />

(siehe Tabelle 2.6).<br />

Bei den Scheiben wird zwischen Scheiben<br />

mit und ohne Fasen unterschieden. Während<br />

es für die Scheiben unter den Muttern und bei<br />

nicht vorspannbaren Schraubengarnituren auch<br />

unter dem Kopf keine Rolle spielt, ob Scheiben<br />

mit oder ohne Fase verwendet werden, dürfen<br />

unter den Schraubenköpfen bei vorspannbaren<br />

Schrauben nur die mit Fase verwendet werden.<br />

Die Fasen sind innen und außen vorhanden und<br />

sind be<strong>im</strong> Einbau dem Schraubenkopf bzw. der<br />

Mutter zugewandt. Dadurch wird der Übergang<br />

vom Schraubenkopf zum Schaft vor einer Kerbe<br />

geschützt. Die außenliegende Fase ermöglicht<br />

die Kontrolle des richtigen Einbaus von außen.<br />

Auf der anderen Seite liegt die Scheibe vollflächig<br />

auf und gewährleistet eine konstante Kraftübertragung.<br />

2.3 Schraubenbezeichnung und<br />

-kennzeichnung<br />

Alle Schrauben und Muttern für geschraubte<br />

<strong>Verbindungen</strong> müssen ein Herstellerkennzeichen<br />

und die Kennzeichnung der Festigkeitsklasse<br />

bzw. des Schraubentyps enthalten, so dass die<br />

Gefahr einer Verwechselung min<strong>im</strong>iert wird und<br />

eine spätere Kontrolle der Verbindungsmittel<br />

möglich ist. In Abb. 2.5 sind beispielhaft die<br />

Herstellerangaben auf Scheiben für vorspann -<br />

bare Schraubengarnituren, auf Schraubenköpfen<br />

und Muttern dargestellt.<br />

Die Kennzeichnung der Festigkeitsklasse<br />

für Schrauben erfolgt durch zwei Zahlen, z.B.<br />

4.6. Die beiden Zahlen werden durch einen<br />

Punkt getrennt; der Punkt wird mitgelesen: „vier<br />

Punkt sechs“.<br />

Für den Stahlhochbau kommen in Deutschland<br />

gemäß nationalem Anhang zur DIN EN<br />

1993-1-8 nur Schrauben der Festigkeitsklassen<br />

4.6, 5.6, 8.8 und 10.9 in Frage. Für die Muttern


Nicht vorspannbar<br />

Vorspannbar<br />

Produkt- Muttern- Produkt- Festignorm<br />

höhe klasse keitsklasse<br />

DIN EN ISO ≤ M16: A (6), 8,<br />

4032 Mittel > M16: B 10<br />

DIN EN ISO<br />

4034<br />

m ≈ 0,9 · d<br />

DIN EN ISO Groß ≤ M16: A<br />

4033 m ≈ d > M16: B<br />

DIN EN<br />

14399-3<br />

(„HR“)<br />

DIN EN<br />

14399-4<br />

(„HV“)<br />

Mittel<br />

m ≈ 0,9 · d<br />

Kurz<br />

m ≈ 0,8 · d<br />

( ) – keine Vorzugsvariante<br />

C 4, 5<br />

(9), 12<br />

B 8, 10<br />

B 10<br />

Tabelle 2.3: Muttern für nicht vorspannbare und<br />

vorspannbare geschraubte <strong>Verbindungen</strong><br />

und Scheiben gelten die entsprechenden Festigkeits-<br />

und Härteklassen (siehe Tabelle 2.5). Die<br />

Bedeutung der Festigkeitsklassen für die Trag -<br />

fähigkeit und die zugehörigen Werte werden in<br />

den Kapiteln 4 und 5 behandelt. Darüber hinaus<br />

muss bei Schrauben, Muttern und Scheiben<br />

durch eine CE-Kennzeichnung auf dem Etikett<br />

der Verpackung bestätigt werden, dass sie den<br />

Anforderungen der Produktnorm entsprechen.<br />

Durch eine werkseigene Produktionskontrolle<br />

des Herstellers sind die geforderten Grenzbedingungen<br />

<strong>im</strong> Zugversuch an einer kompletten<br />

Garnitur nach DIN EN 15048-2 oder <strong>im</strong> Anziehversuch<br />

nach DIN EN 14399-2 nachzuweisen.<br />

Abb. 2.5: Kennzeichnung von Schrauben<br />

Nicht vorspannbar<br />

Vorspannbar<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Produkt- Geo- Pro- Min. Fasen<br />

norm metrie dukt- Härte<br />

klasse<br />

DIN 7989-1 C<br />

Typ 1<br />

DIN 7989-2 A<br />

Zusätzlich zur Festigkeitsklasse ist die Verwendungsart<br />

der Schraubengarnitur durch ein<br />

Kurzzeichen anzugeben. Schrauben für nicht<br />

vorspannbare <strong>Verbindungen</strong> werden mit „SB“<br />

(Structural Bolting) gekennzeichnet. Bei vorspannbaren<br />

<strong>Verbindungen</strong> tragen Schrauben,<br />

Muttern und Scheiben die Bezeichnung<br />

„H“. Dazu kommt die Angabe des Systems, so<br />

dass die vollständige Bezeichnung „HV“ oder<br />

„HR“ zu finden ist. Die Kennzeichnung bei<br />

Scheiben befindet sich auf der der Fase gegenüberliegenden<br />

Seite, damit keine Beeinträchtigung<br />

des Vorspannvorgangs entsteht. Scheiben<br />

in nicht vorspannbaren <strong>Verbindungen</strong> brauchen<br />

nicht gekennzeichnet zu werden.<br />

Die folgende Angabe zeigt beispielhaft die<br />

vollständige Bezeichnung einer Schraubengarnitur,<br />

bestehend aus Schraube und Mutter:<br />

Garnitur Schraube/Mutter<br />

DIN EN 14399-4 – M16 x 80 – 10.9/10 – HV – tZn<br />

Es handelt sich um eine vorspannbare<br />

Schraubengarnitur mit d = 16 mm in der Festigkeitsklasse<br />

10.9 vom Typ HV. Die zusätzliche<br />

Bezeichnung tZn weist auf eine Feuerverzinkung<br />

der Garnitur hin, siehe Abschnitt 3.2.<br />

100 HV Ohne<br />

DIN EN ISO<br />

7089<br />

A<br />

200<br />

oder<br />

Ohne<br />

DIN EN ISO<br />

7090<br />

Typ 2<br />

300<br />

HV<br />

Außen<br />

DIN EN ISO<br />

7091<br />

C 100 HV Ohne<br />

DIN EN<br />

14399-5<br />

Ohne<br />

Typ 3 A 300 HV<br />

DIN EN Innen und<br />

14399-6 außen<br />

Typ 1: Dicke: h = 8 mm (dick)<br />

Außen-∅: da ≈ e + (3 bis 5 mm)<br />

Typ 2: Dicke: h ≈ 2,5 bis 5 mm (dünn)<br />

Außen-∅: da ≈ e + (3 bis 5 mm)<br />

Typ 3: Dicke: h ≈ 3 bis 6 mm (mittel)<br />

Außen-∅: da ≈ e<br />

Tabelle 2.4: Scheiben für nicht vorspannbare und<br />

vorspannbare <strong>Verbindungen</strong><br />

11


12<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Kategorie Schrauben – Muttern – Flache Scheiben –<br />

gemäß FK gemäß FK gemäß HK gemäß<br />

DIN EN 1993-1-8 1) DIN EN ISO 898-1 DIN EN ISO 898-2 Produktnorm [HV]<br />

A, D 4.6 > M16: 43) ≤ M16 : 53) A, D 5.6 5 3)<br />

Tabelle 2.5: Schraubengarnituren nach DIN EN 15048 und<br />

DIN EN 14399 in Abhängigkeit von der Kategorie<br />

2.4 Zusammenstellung<br />

der Schraubengarnituren<br />

100<br />

100<br />

A, D 200<br />

8.8 8 300<br />

A–E 2) 300 4)<br />

A–E 2) 10.9 10 300 4)<br />

1) Grundsätzlich ist vorwiegend ruhende Zugbeanspruchung zulässig.<br />

2) Zusätzlich auch für nicht vorwiegend ruhende Zugbeanspruchung zulässig.<br />

3) Auch Muttern der Festigkeitsklasse 8 sind zulässig.<br />

4) Zusätzlich gekennzeichnet mit dem Herstellerkennzeichen an der Fase<br />

gegenüberliegenden Seite.<br />

Entsprechend den Regelungen in den Produktnormen<br />

wurden in Abschnitt 2.2 Schrauben,<br />

Muttern und Scheiben vorgestellt. Dabei fällt<br />

auf, dass es unterschiedliche Bezeichnungen<br />

bei den Festigkeitsklassen gibt. Für Scheiben<br />

wird statt einer Festigkeitsklasse (FK) eine Härteklasse<br />

(HK) angegeben. Die Festigkeiten und<br />

Härten beziehen sich auf DIN ISO 898-1 für<br />

Schrauben, auf DIN ISO 898-2 für Muttern sowie<br />

auf die Produktnormen der Scheiben. In<br />

Tabelle 2.5 sind die Festigkeitsklassen so<br />

zusammen gestellt, dass die Schraubengarnituren<br />

den Forderungen nach DIN EN 1993-1-8<br />

entsprechen, siehe auch DIN EN 15048-1 und<br />

DIN EN 14399.<br />

Bei der Konstruktion von vorwiegend nicht<br />

ruhenden Konstruktionen sind in der Regel<br />

vorgespannte Schraubenverbindungen oder<br />

bei reiner Scherbeanspruchung auch Passschrauben<br />

zu verwenden. Die wesentlichen Vorteile<br />

der Vorspannung liegen in der Sicherung gegen<br />

Lockern und in der Reduzierung des Spannungsspiels<br />

in der geschraubten Verbindung, so dass<br />

sie bezüglich der Ermüdung Vorteile aufweisen.<br />

2.5 Abmessungen und Maße<br />

In diesem Abschnitt sind Abmessungen von<br />

Schrauben, Muttern und Scheiben sowie die<br />

Klemmlängen für die in der Regel verwendeten<br />

<strong>Stahlbau</strong>schrauben zusammengestellt.<br />

Schrauben, die größer als M36 sind, werden<br />

in der DASt-Richtlinie 021 „Schraubenverbindungen<br />

aus feuerverzinkten Garnituren M39 bis<br />

M64 entsprechend DIN 6914, DIN 6915, DIN<br />

6916“ geregelt. Die Richtlinie ist in der Bau -<br />

regelliste A enthalten und ist bauaufsichtlich<br />

eingeführt. Der Übereinst<strong>im</strong>mungsnachweis<br />

wird anhand des Ü-Zeichens bestätigt. Da sie<br />

sich auf die deutschen Produktnormen bezieht,<br />

ist zu überprüfen, ob sie auch in Verbindung<br />

mit den europäischen Bemessungsnormen angewendet<br />

werden darf.<br />

Bei Passschrauben ist zu beachten, dass der<br />

Nenndurchmesser gleich dem Gewindedurchmesser<br />

ist. Der Schaftdurchmesser ist einen Mill<strong>im</strong>eter<br />

größer als der Nenndurchmesser (siehe<br />

Tabelle 2.6).<br />

Da in Deutschland zu einem sehr großen<br />

Anteil die hochfesten vorspannbaren Schrauben<br />

vom Typ HV verwendet werden, sind in<br />

Tabelle 2.7 die Klemmlängen für vorspannbare<br />

Schraubengarnituren nach DIN EN 14399-4 bzw.<br />

14399-8 zusammengestellt.<br />

Für ein einwandfreies Funktionieren der<br />

vorspannbaren geschraubten <strong>Verbindungen</strong> müssen<br />

die Klemmlängen ∑ t folgende Bedingung<br />

erfüllen:<br />

(lg max + 2 · P) < ∑ t < (lmin –P –mmax)<br />

Darin ist P die Steigungshöhe und mmax<br />

die max<strong>im</strong>ale Mutternhöhe nach Tabelle 2.6.<br />

Die in Tabelle 2.7 aufgeführten Klemmlängen<br />

∑ tmin und ∑ tmax liegen in diesem Bereich.<br />

Die Werte für ∑ tmax werden unter der Bedingung<br />

festgelegt, dass <strong>im</strong> nicht vorgespannten<br />

Zustand das Schraubengewinde mindestens eine<br />

Steigungshöhe hinausragt.<br />

In Tabelle 2.8 sind darüber hinaus die möglichen<br />

Paketdicken ts unter Berücksichtigung<br />

von Scheiben unter Schraubenkopf und Mutter<br />

zusammengestellt.


Tabelle 2.6: Abmessungen von Schrauben, Muttern und Scheiben gemäß den Produktnormen<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Bezeichnungen M12 M16 M20 M24 M27 M30 M36<br />

Gewinde(nenn)durchmesser in mm d 12 16 20 24 27 30 36<br />

Schaftdurchmesser der Schrauben in mm d 12 16 20 24 27 30 36<br />

Lochdurchmesser bei normalen runden Löchern d0 13 18 22 26 30 33 39<br />

Schaftdurchmesser von Passschrauben in mm d 13 17 21 25 28 31 37<br />

Schaftquerschnitt der Schrauben in mm2 A 113 201 314 452 573 707 1018<br />

Schaftquerschnitt von Passschrauben in mm2 A 133 227 346 491 616 755 1075<br />

Spannungsquerschnitt für normale Schrauben<br />

und Passschrauben in mm2 As 84,3 157 245 353 459 561 817<br />

Steigungshöhe in mm P 1,75 2 2,5 3 3 3,5 4<br />

Schrauben für nicht vorspannbare Garnituren nach DIN EN ISO 4014, DIN EN ISO 4016, DIN EN ISO 4017, DIN EN ISO 4018 sowie DIN 7990<br />

Schlüsselweite in mm s 18 24 30 36 41 46 55<br />

Maß über Eck in mm e 19,85 26,17 32,95 39,55 45,2 50,85 60,79<br />

Kopfhöhe in mm k 7,5 10 12,5 15 17 18,7 22,5<br />

Gewindelänge in mm nach DIN 7990 b 17,75 21 23,5 26 29 30,5 –<br />

Gewindelänge in mm nach Länge ≤ 125 mm b 30 38 46 54 60 66 –<br />

DIN EN ISO 4014 und 125 mm < Länge ≤ 200 b 36 44 52 60 66 72 84<br />

DIN EN ISO 4016 Länge > 200 mm b 49 57 65 73 79 85 97<br />

Gewindelänge in mm nach DIN EN ISO 4017<br />

und DIN EN ISO 4018<br />

b Gewinde geht bis zum Kopf<br />

Muttern für nicht vorspannbare Garnituren nach DIN EN ISO 4032, DIN EN ISO 4033, DIN EN ISO 4034<br />

Schlüsselweite in mm s 18 24 30 36 41 46 55<br />

Mutterhöhe m in mm<br />

außer nach DIN EN ISO 4033<br />

min./max. 10,37/10,8 14,1/14,8 16,9/18 20,2/21,5 22,5/23,8 24,3/25,6 29,4/31,0<br />

Mutterhöhe m in mm nach DIN EN ISO 4033 min./max. 11,57/12,0 15,7/16,4 19,0/20,3 22,6/23,9 – 27,3/28,6 33,1/34,7<br />

Scheiben für nicht vorspannbare Garnituren nach DIN EN ISO 7089, DIN EN ISO 7090 und DIN EN ISO 7091 sowie nach DIN 7989<br />

Lochdurchmesser der Scheibe in mm,<br />

außer nach DIN EN ISO 7091<br />

d1 13 17 21 25 28 31 37<br />

Lochdurchmesser der Scheibe in mm<br />

nach DIN EN ISO 7091<br />

d1 13,5 17,5 22 26 30 33 39<br />

Scheibendurchmesser in mm d2 24 30 37 44 50 56 66<br />

Scheibendicke nach DIN EN ISO 7089,<br />

DIN EN ISO 7090 und DIN EN ISO 7091 in mm<br />

h 2,5 3 3 4 4 4 5<br />

Scheibendicke nach DIN 7989-1 und DIN 7989-2 in mm h 8<br />

Schrauben für vorspannbare Garnituren nach DIN EN 14399-4 bzw. -8 (Typ HV) und DIN EN 14399-3 (Typ HR)<br />

Schlüsselweite in mm s 22 27 32 41 46 50 60<br />

Maß über Eck in mm e 23,91 29,56 35,03 45,2 50,85 55,37 66,44<br />

Kopfhöhe in mm nach DIN EN 14399-4 (Typ HV) k 8 10 13 15 17 19 23<br />

Gewindelänge in mm nach DIN EN 14399-4 (Typ HV) b 23 28 33 39 41 44 52<br />

Kopfhöhe in mm nach DIN EN 14399-3 (Typ HR) k 7,5 10 12,5 15 17 18,7 22,5<br />

Gewindelänge in mm nach<br />

DIN EN 14399-3 (Typ HR)<br />

Länge ≤ 125 mm b<br />

125 mm < Länge ≤ 200 b<br />

Länge > 200 mm b<br />

30<br />

–<br />

–<br />

38<br />

44<br />

–<br />

46<br />

52<br />

65<br />

54<br />

60<br />

73<br />

60<br />

66<br />

79<br />

66<br />

72<br />

85<br />

78<br />

84<br />

97<br />

Muttern für vorspannbare Garnituren nach DIN EN 14399-4 (Typ HV) und DIN EN 14399-3 (Typ HR)<br />

Schlüsselweite in mm s 22 27 32 41 46 50 60<br />

Mutterhöhe m in mm nach<br />

DIN EN 14399-4 (Typ HV)<br />

min./max.<br />

= nom.<br />

9,64/10 12,3/13 14,9/16 18,7/20 20,7/22 22,7/24 27,7/29<br />

Mutterhöhe m in mm nach<br />

DIN EN 14399-3 (Typ HR)<br />

min./max. 10,37/10,8 14,1/14,8 16,9/18 20,2/21,5 22,5/23,8 24,3/25,6 29,4/31<br />

Scheiben für vorspannbare Garnituren nach DIN EN 14399-5 (ohne Fasen) und DIN EN 14399-6 (mit Fasen)<br />

Lochdurchmesser der Scheibe in mm d1 13 17 21 25 28 31 37<br />

Scheibendurchmesser in mm d2 24 30 37 44 50 56 66<br />

Dicke der Scheibe in mm h 3 4 4 4 5 5 6<br />

13


14<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Schraube M12 M16 M20 M24 M27 M30 M36<br />

Länge Klemmlängen Σ tmin und Σ tmax<br />

30 – – – – – – –<br />

35 16–21 1) – – – – – –<br />

40 21–26 1) 17–22 1) – – – – –<br />

45 26–31 1) 22–27 1) 18–23 1) – – – –<br />

50 31–36 27–32 1) 23–28 1) – – – –<br />

55 36–41 32–37 1) 28–33 1) – – – –<br />

60 41–46 37–42 1) 33–38 1) 29–34 1) – – –<br />

65 46–51 42–47 38–43 1) 34–39 1) – – –<br />

70 51–56 47–52 43–48 1) 39–44 1) 36–41 1) – –<br />

75 56–61 52–57 48–53 44–49 1) 41–46 1) 39–44 1) –<br />

80 61–66 57–62 53–58 49–54 1) 46–51 1) 44–49 1) –<br />

85 66–71 62–67 58–63 54–59 1) 51–56 1) 49–54 1) 43–48 1)<br />

90 71–76 67–72 63–68 59–64 56–61 1) 54–59 1) 48–53 1)<br />

95 76–81 72–77 68–73 64–69 61–66 59–64 1) 53–58 1)<br />

100 – 77–82 73–78 69–74 66–71 64–69 1) 58–63 1)<br />

105 – 82–87 78–83 74–79 71–76 69–74 63–68 1)<br />

110 – 87–92 83–88 79–84 76–81 74–79 68–73 1)<br />

115 – 92–97 88–93 84–89 81–86 79–84 73–78 1)<br />

120 – 97–102 93–98 89–94 86–91 84–89 78–83 1)<br />

125 – 102–107 98–103 94–99 91–96 89–94 83–88<br />

130 – 107–112 1) 103–108 99–104 96–101 94–99 88–93<br />

135 – – 108–113 104–109 101–106 99–104 93–98<br />

140 – – 113–118 109–114 106–111 104–109 98–103<br />

145 – – 118–123 114–119 111–116 109–114 103–108<br />

150 – – 123–128 119–124 116–121 114–119 108–113<br />

155 – – 128–133 124–129 121–126 119–124 113–118<br />

160 – – – 129–134 126–131 124–129 118–123<br />

165 – – – 134–139 131–136 129–134 123–128<br />

170 – – – 139–144 136–141 134–139 128–133<br />

175 – – – 144–149 141–146 139–144 133–138<br />

180 – – – 149–154 146–151 144–149 138–143<br />

185 – – – 154–159 151–156 149–154 143–148<br />

190 – – – 159–164 1) 156–161 154–159 148–153<br />

195 – – – 164–169 1) 161–166 159–164 153–158<br />

200 – – – – 166–171 164–169 158–163<br />

1) Nur nach DIN EN 14399-4.<br />

Tabelle 2.7: Klemmlängen ∑ t nach DIN EN 14399-4 und DIN EN 14399-8 für vorspannbare Schrauben


<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Schraube M12 M16 M20 M24 M27 M30 M36<br />

Länge Min<strong>im</strong>ale und max<strong>im</strong>ale Paketdicken ts<br />

30 – – – – – – –<br />

35 10–151) – – – – – –<br />

40 15–201) 9–141) – – – – –<br />

45 20–251) 14–191) 10–151) – – – –<br />

50 25–30 19–241) 15–201) – – – –<br />

55 30–35 24–291) 20–251) – – – –<br />

60 35–40 29–341) 25–301) 21–261) – – –<br />

65 40–45 34–39 30–351) 26–311) – – –<br />

70 45–50 39–44 35–401) 31–361) 26–311) – –<br />

75 50–55 44–49 40–45 36–411) 31–361) 29–341) –<br />

80 55–60 49–54 45–50 41–461) 36–411) 34–391) –<br />

85 60–65 54–59 50–55 46–511) 41–461) 39–441) 31–361) 90 65–70 59–64 55–60 51–56 46–511) 44–491) 36–411) 95 70–75 64–69 60–65 56–61 51–56 49–541) 41–461) 100 – 69–74 65–70 61–66 56–61 54–591) 46–511) 105 – 74–79 70–75 66–71 61–66 59–64 51–561) 110 – 79–84 75–80 71–76 66–71 64–69 56–611) 115 – 84–89 80–85 76–81 71–76 69–74 61–661) 120 – 89–94 85–90 81–86 76–81 74–79 66–711) 125 – 94–99 90–95 86–91 81–86 79–84 71–76<br />

130 – 99–1041) 95–100 91–96 86–91 84–89 76–81<br />

135 – – 100–105 96–101 91–96 89–94 81–86<br />

140 – – 105–110 101–106 96–101 94–99 86–91<br />

145 – – 110–115 106–111 101–106 99–104 91–96<br />

150 – – 115–120 111–116 106–111 104–109 96–101<br />

155 – – 120–125 116–121 111–116 109–114 101–106<br />

160 – – – 121–126 116–121 114–119 106–111<br />

165 – – – 126–131 121–126 119–124 111–116<br />

170 – – – 131–136 126–131 124–129 116–121<br />

175 – – – 136–141 131–136 129–134 121–126<br />

180 – – – 141–146 136–141 134–139 126–131<br />

185 – – – 146–151 141–146 139–144 131–136<br />

190 – – – 151–1561) 146–151 144–149 136–141<br />

195 – – – 156–1611) 151–156 149–154 141–146<br />

200 – – – – 156–161 154–159 146–151<br />

1) Nur nach DIN EN 14399-4.<br />

Tabelle 2.8: Paketdicken ts = ∑ t – 2 h gemäß DIN EN 14399-4 und DIN EN 14399-8 für vorspannbare Schrauben<br />

für Garnituren mit zwei Scheiben<br />

15


16<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

3 Herstellen von<br />

geschraubten <strong>Verbindungen</strong><br />

3.1 Vorbemerkungen<br />

Das Herstellen von geschraubten <strong>Verbindungen</strong><br />

kann in die Herstellung <strong>im</strong> Werk und das<br />

Herstellen auf der Baustelle unterteilt werden.<br />

Die Arbeitsvorgänge, die <strong>im</strong> Werk oder in<br />

einer Fertigungshalle ausgeführt werden, z.B. das<br />

Herstellen der Löcher und das Aufbringen des<br />

Korrosionsschutzes, können als Herstellung<br />

<strong>im</strong> Werk bezeichnet werden.<br />

Die Herstellung auf der Baustelle umfasst<br />

u.a. das Ausrichten der Bauteile und das Verbinden<br />

mit den Schrauben. Dazu gehören z.B. das<br />

Aufbringen der planmäßigen Vorspannung und<br />

die Kontrolle der geschraubten <strong>Verbindungen</strong>.<br />

Die normative Grundlage zur Herstellung<br />

von geschraubten <strong>Verbindungen</strong> ist DIN EN<br />

1090-2. In dieser Norm sind die Regelungen<br />

enthalten, die für die Herstellung geschraubter<br />

Verbindung von Bedeutung sind. Darüber hinaus<br />

enthält der nationale Anhang der DIN EN<br />

1993-1-8 ergänzende Regelungen, die bei der<br />

Herstellung von geschraubten <strong>Verbindungen</strong> zu<br />

beachten sind.<br />

3.1 Schraubenlöcher<br />

Um eine Schraube durch das vorbereitete<br />

Loch stecken zu können, ist es erforderlich,<br />

Fertigungstoleranzen zu berücksichtigen. Aus<br />

diesem Grund werden die Schraubenlöcher<br />

etwas größer gebohrt als der Durchmesser des<br />

Schraubenschaftes beträgt. Die Differenz wird<br />

als Lochspiel Dd bezeichnet und ist vom Durchmesser<br />

der Schraube abhängig. Darüber hinaus<br />

besteht die Möglichkeit, Langlöcher auszubilden,<br />

um Verschiebungen der geschraubten Verbindung<br />

in einer festgelegten Richtung zuzulassen.<br />

In Tabelle 3.1 sind die Nennlochspiele von normalen<br />

runden und übergroßen runden Löchern<br />

sowie von kurzen und langen Langlöchern angegeben.<br />

Für normale runde Schraubenlöcher<br />

bei kleinen Schraubendurchmessern (M12) sind<br />

nach DIN EN 1090-2 etwas kleinere Löcher zu<br />

bohren als nach DIN 18800-7.<br />

Werden jedoch die Schraubenlöcher für<br />

Schrauben M12 wie in DIN 18800-7 mit einem<br />

Lochspiel von 2 mm ausgeführt, so muss der<br />

Bemessungswert der Abschertragfähigkeit kleiner<br />

sein als der Bemessungswert der Lochleibungstragfähigkeit.<br />

Zusätzlich ist bei hochfes -<br />

ten Schrauben die Abschertragfähigkeit um 15 %<br />

zu reduzieren.<br />

Bei geschraubten <strong>Verbindungen</strong> mit übergroßen<br />

runden Löchern ist die Lochleibungstragfähigkeit<br />

um den Faktor 0,8 abzumindern, bei<br />

Langlöchern quer zur Längsachse um den Faktor<br />

0,6. Nach DIN EN 1993-1-1 ist der Schlupf<br />

in Schraubenlöchern bei der Tragwerksberechnung<br />

zu berücksichtigen, falls er maßgebend ist.<br />

Für Passschraubenverbindungen haben die<br />

Schraubenlöcher den gleichen Nenndurchmesser<br />

wie der Schaft (Dd = 0 mm). Während sich<br />

für die normalen Löcher kaum Änderungen<br />

ergeben, sind die Regelungen bei Passschraubenverbindungen<br />

gegenüber der DIN 18800-7<br />

(Dd = 0,3 mm) in der Form so verändert worden,<br />

dass sie nun der Toleranzklasse H11 entsprechen<br />

müssen. Die Abweichungen dürfen dementsprechend<br />

bis zu Dd = 0,16 mm je nach<br />

Durchmesser betragen. Aufgrund der hohen<br />

Passgenauigkeit und des damit verbundenen<br />

hohen Montageaufwands werden in der Regel<br />

normale Schrauben den Passschrauben vorgezogen.<br />

Lochdefinition Schraubengröße<br />

Normale runde<br />

Löcher<br />

Übergroße runde<br />

Löcher<br />

Kurze Langlöcher<br />

(in der Länge)<br />

Lange Langlöcher<br />

(in der Länge)<br />

M12 M16 und M24 M27 und<br />

M20 größer<br />

1 2 2 3<br />

3 4 6 8<br />

4 6 8 10<br />

1,5 · d<br />

Tabelle 3.1: Nennlochspiel Dd in mm bei Schrauben und<br />

Bolzen nach DIN EN 1090-2<br />

Bezüglich Tabelle 3.1 sind folgende Anmerkungen<br />

zu beachten:<br />

Bei Anwendungsfällen, wie z.B. bei Türmen<br />

oder Masten, muss das Nennlochspiel für normale<br />

runde Löcher um 0,5 mm abgemindert<br />

werden, sofern nichts anderes festgelegt wird.<br />

Bei beschichteten Verbindungsmitteln M12<br />

mit normalen runden Löchern kann das Nennlochspiel<br />

von 1 mm um die Überzugdicke des<br />

Verbindungsmittels erhöht werden.<br />

Bei Schrauben in Langlöchern muss das Nennlochspiel<br />

in Querrichtung gleich dem für normale<br />

runde Löcher be<strong>im</strong> entsprechenden<br />

Durchmesser sein.


3.2 Korrosionsschutz<br />

Grundsätzlich gilt nach DIN EN 1090-2 der<br />

Grundsatz, dass eine vergleichbare Korrosionsbeständigkeit<br />

der Verbindungsmittel und der anzuschließenden<br />

Bauteile bestehen soll.<br />

Nach der Herstellung der Konstruktionsteile<br />

oder nach der Montage der Bauteile erhalten die<br />

Schrauben den gleichen Korrosionsschutz durch<br />

Überzüge (z.B. Anstrich oder Verzinkung) wie<br />

die Stahlkonstruktion. Bei verzinkten Konstruktionen<br />

sind verzinkte Schrauben zu verwenden.<br />

Immer häufiger werden auch bei nicht verzinkten<br />

Konstruktionen verzinkte Schrauben ein -<br />

gesetzt.<br />

Bei wetterfesten Stählen werden entsprechende<br />

wetterfeste Schrauben verwendet. Für<br />

mechanische Verbindungselemente aus nichtrostenden<br />

Stählen gelten gemäß der bauaufsichtlich<br />

eingeführten Zulassung Z 30.3-6 die technischen<br />

Lieferbedingungen nach DIN ISO 3506<br />

Teil 1 und 2.<br />

<strong>Stahlbau</strong>teile werden zum Schutz gegen<br />

Korrosion häufig feuerverzinkt. Die Montage<br />

dieser Teile erfolgt mit feuerverzinkten Schrauben,<br />

deren technische Lieferbedingungen in<br />

DIN EN ISO 10684 geregelt sind. Werden feuerverzinkte<br />

oder galvanisch verzinkte Schrauben<br />

verwendet, so ist die komplette Schraubengarnitur<br />

entsprechend beschichtet.<br />

Auch hochfeste Schrauben werden vorwiegend<br />

in feuerverzinkter Ausführung verwendet.<br />

Die namhaften Schraubenhersteller sind heute in<br />

der Lage, auch hochfeste Schrauben so zu verzinken,<br />

dass Wasserstoffversprödung, Sprödbruchanfälligkeit<br />

und Spannungsrisskorrosion in der<br />

Flüssigzinkphase ausgeschlossen werden können.<br />

3.3 Anziehen und Vorspannen<br />

von geschraubten <strong>Verbindungen</strong><br />

3.3.1 Handfestes Anziehen<br />

Nach DIN EN 1090-2 sind geschraubte <strong>Verbindungen</strong><br />

mindestens „handfest“ anzuziehen.<br />

Damit ist gemeint, dass der Schraubenkopf bzw.<br />

die Mutter flächig aufliegt und das Klemmpaket<br />

keine klaffenden Fugen aufweist. Die Ausnahme<br />

sind Fälle, bei denen <strong>im</strong> mittleren Bereich der<br />

Verbindung ein Anliegen der Kontaktflächen<br />

erreicht wird und kein planmäßiger Kontaktstoß<br />

festgelegt ist. Bei diesen <strong>Verbindungen</strong> dürfen<br />

bei Konstruktionsmaterialien mit t ≥ 4 mm bei<br />

Blechen und t ≥ 8 mm bei Profilquerschnitten<br />

bis zu 4 mm große Spalte zwischen den Kanten<br />

verbleiben.<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Inwieweit durch das handfeste Anziehen fest<br />

definierte Vorspannkräfte bzw. Anziehmomente<br />

aufzubringen sind, ist in DIN EN 1090-2 nicht<br />

geregelt. Als Anhaltswert wird in [3] empfohlen,<br />

10 % der Mindestvorspannkraft für hochfeste<br />

Schraubengarnituren zu wählen. Die dadurch<br />

aufgebrachte Vorspannkraft ist selbst<br />

bei Schrauben der Festigkeitsklasse 4.6 mit<br />

ca. 25–30 % der Streckgrenze als akzeptabel zu<br />

bewerten.<br />

3.3.2 Vorspannung von<br />

hochfesten Schraubengarnituren<br />

Für vorgespannte geschraubte <strong>Verbindungen</strong><br />

(Kategorien B, C und E nach Tabelle 1.1) sind<br />

Schrauben der Festigkeitsklassen 8.8 und 10.9<br />

nach DIN EN 14399 zu verwenden (siehe Tabelle<br />

2.2). Vorspannverfahren und Anforderungen an<br />

die Vorspannung geschraubter <strong>Verbindungen</strong><br />

sind in DIN EN 1090-2 und <strong>im</strong> nationalen Anhang<br />

zur DIN EN 1993-1-8 geregelt. Als Vorspannkraft<br />

für gleitfeste <strong>Verbindungen</strong> (Kategorien B und<br />

C) und für <strong>Verbindungen</strong> der Kategorie E ist in<br />

der Regel die Mindestvorspannkraft wie folgt<br />

anzusetzen:<br />

Fp,C = 0,7 · fub · As<br />

Für die Vorspannung als Qualitätssicherungsmaßnahme<br />

und für nicht voll vorgespannte <strong>Verbindungen</strong><br />

der Kategorie E darf eine Vorspannkraft<br />

von bis zu<br />

Fp,C* = 0,7 · fyb · As<br />

ausgeführt werden. Sie kann mit den in Tabelle<br />

3.4 aufgeführten Verfahren aufgebracht werden.<br />

Die geringere Vorspannkraft Fp,C* wird nach -<br />

folgend als Regelvorspannkraft und Fp,C als<br />

volle Vorspannkraft bezeichnet. Für die Sicherung<br />

der Garnitur gegen Lockern reicht in der<br />

Regel eine reduzierte Vorspannung von 50 %<br />

von Fp,C* aus. Die volle Vorspannkraft Fp,C (70 %<br />

der Zugfestigkeit) wird z.B. zur Sicherstellung<br />

der Reibungskraft für gleitfeste <strong>Verbindungen</strong><br />

der Kategorien B und C benötigt, während die<br />

Regelvorspannkraft Fp,C* (70 % der Streckgrenze)<br />

als gebrauchstauglichkeitsorientiert angesehen<br />

werden kann. Für vorgespannte Schrauben mit<br />

voller Vorspannung Fp,C dürfen in der Regel<br />

nur Schrauben nach DIN EN 14399-3 (HR) und<br />

14399-4 (HV) mit den zugehörigen Muttern und<br />

Scheiben verwendet werden.<br />

Zum Aufbringen der vollen Vorspannkraft<br />

sind nach DIN EN 1090-2 verschiedene Vorspannverfahren<br />

zugelassen. Hierbei sind besonders<br />

das Drehmomentverfahren und das kombinierte<br />

17


18<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Vorspannverfahren zu nennen. Um vom auf -<br />

gebrachten Drehmoment Mr Rückschlüsse auf<br />

die Vorspannkraft Fp,C machen zu können, ist<br />

der Einfluss der Schmierung von Schraube und<br />

Mutter von Bedeutung. Daher sind die Verfahren<br />

in verschiedene k-Klassen eingeteilt. In Abhängigkeit<br />

von der k-Klasse ist der Faktor km zu<br />

best<strong>im</strong>men.<br />

Bei der K1-Klasse, geeignet für das kombinierte<br />

Vorspannverfahren, liegt der km-Faktor<br />

in der Mitte des vom Schraubenhersteller gewährleisteten<br />

Streubands, d.h. zwischen 0,1 <<br />

ki < 0,16. Sofern nichts anderes festgelegt ist,<br />

kann daher km = 0,13 vereinfachend angesetzt<br />

werden.<br />

Bei der K2-Klasse, geeignet für das Dreh -<br />

momentverfahren oder das kombinierte Vorspannverfahren,<br />

ist der mittlere km-Faktor individuell<br />

und für jede Schraubenlieferung separat<br />

zu best<strong>im</strong>men. Er berechnet sich als tatsächlicher,<br />

statistisch ermittelter Wert, der bei der<br />

Auslieferung angegeben wird. Er liegt in den<br />

Grenzen 0,10 < km < 0,23. Das Referenzdrehmoment<br />

Mr kann dementsprechend wie folgt best<strong>im</strong>mt<br />

werden:<br />

Mr = km · d · Fp,C<br />

Das planmäßig aufzubringende Drehmoment<br />

MA,Soll ist für das Drehmomentverfahren bei<br />

der K2-Klasse zusätzlich um 10 % gegenüber dem<br />

Referenzdrehmoment Mr2 zu erhöhen.<br />

Eine planmäßige Vorspannung wird meistens<br />

mithilfe von Drehmomentschlüsseln aufgebracht,<br />

die bei Erreichen eines einstellbaren<br />

Drehmoments deutlich knacken, oder mit elek -<br />

tronisch geregelten Elektroschraubern. Impulsschrauber<br />

sind zum planmäßigen Vorspannen<br />

eher nicht geeignet. Die planmäßige Vorspannung<br />

wird in der Regel in zwei Schritten auf -<br />

gebracht. Der Ablauf des Vorspannens und<br />

weitere Hinweise zu den Vorspannverfahren<br />

können DIN EN 1090-2 entnommen werden.<br />

Darüber hinaus werden in [3] die Vorspannverfahren<br />

kritisch beurteilt. Dort wird herausgestellt,<br />

dass mit dem kombinierten Vorspannverfahren<br />

– Voranziehen mit festen Anziehmomenten<br />

(0,75 · Mr1) und drehwinkelgesteuertem<br />

Nachziehen – ein kontrollierteres und gleichmäßigeres<br />

Vorspannen der hochfesten Schrauben<br />

möglich ist. In Tabelle 3.2 sind die Weiterdrehwinkel<br />

für den zweiten Anziehvorgang des<br />

kombinierten Verfahrens zusammengestellt.<br />

Die Werte in den Klammern beziehen sich<br />

auf das Aufbringen der Regelvorspannkraft nach<br />

DIN EN 1993-1-8/NA mit dem modifizierten kombinierten<br />

Verfahren (nur für 10.9-Schrauben).<br />

Bei diesem Verfahren besteht eine deutlich ge-<br />

ringere Abhängigkeit vom Schmierungsgrad der<br />

Schrauben und der Muttern. Es wird daher in<br />

[3] empfohlen, das kombinierte Vorspannverfahren<br />

anzuwenden. Gemäß NA zur DIN EN<br />

1993-1-8 sind <strong>Verbindungen</strong> der Kategorien<br />

B, C und E mit dem kombinierten Vorspannverfahren<br />

nach DIN EN 1090-2 und der vollen<br />

Vorspannkraft Fp,C vorzuspannen.<br />

Klemmlänge ∑t Während des zweiten<br />

Anziehschrittes aufzubringender<br />

Weiterdrehwinkel<br />

Winkel in [°] Drehung<br />

∑ t < 2 · d 60 (45) 1/6 (1/8)<br />

2·d ≤ ∑ t < 6 · d 90 (60) 1/4 (1/6)<br />

6·d ≤ ∑ t < 10 · d 120 (90) 1/3 (1/4)<br />

10·d < ∑ t Keine Empfehlung<br />

Tabelle 3.2: Weiterdrehwinkel für das kombinierte<br />

Vorspannverfahren nach DIN EN 1090-2 (8.8- und<br />

10.9-Schrauben)<br />

Das Aufbringen der Regelvorspannkraft<br />

Fp,C* kann gemäß Anhang A des NA zur DIN EN<br />

1993-1-8 mit den folgenden Vorspannmaßnahmen<br />

erfolgen:<br />

– Dreh<strong>im</strong>pulsverfahren<br />

– modifiziertes Drehmomentverfahren<br />

– modifiziertes kombiniertes Verfahren<br />

Einzelheiten zu diesen Verfahren sind in<br />

Tabelle 3.3 für Garnituren der Festigkeitsklassen<br />

8.8 und 10.9 zusammengestellt. Sie gelten<br />

für die k-Klasse K1 nach DIN EN 14399-1. Das<br />

modifizierte kombinierte Verfahren darf nur für<br />

Schrauben der Festigkeitsklasse 10.9 verwendet<br />

werden.<br />

3.4 Kontrolle von vorgespannten <strong>Verbindungen</strong><br />

Zunächst müssen alle <strong>Verbindungen</strong> mit<br />

planmäßig vorgespannten mechanischen Verbindungsmitteln<br />

vor Beginn des Vorspannens<br />

einer Sichtprüfung unterzogen werden, nachdem<br />

sie am örtlich ausgerichteten Tragwerk<br />

verschraubt wurden.<br />

Ist die Ursache für die Nichtkonformität ein<br />

Dickenunterschied in der gleichen Lage, der<br />

die in DIN EN 1090-2 Abschnitt 8.1 festgelegten<br />

Werte überschreitet, muss die Verbindung durch<br />

Futterbleche ergänzt werden. Andere Nichtkon-


<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Volle Vorspannkraft Regelvorspannkraft Dreh<strong>im</strong>puls- Modifiziertes Modifiziertes<br />

Fp,C [kN] Fp,C* [kN] verfahren Drehmoment- kombiniertes<br />

verfahren Verfahren<br />

Tabelle 3.3: Volle Vorspannkräfte für das kombinierte Verfahren nach DIN EN 1090-2 und Regelvorspannkräfte<br />

sowie Dreh<strong>im</strong>pulsverfahren, modifiziertes Drehmomentverfahren und modifiziertes kombiniertes Verfahren nach<br />

DIN EN 1993-1-8/NA – k-Klasse K1 nach DIN EN 14399-1<br />

formitäten dürfen, falls möglich, durch Anpassung<br />

der örtlichen Bauteilausrichtung korrigiert<br />

werden.<br />

Korrigierte <strong>Verbindungen</strong> sind erneut zu<br />

prüfen. Bei den Ausführungsklassen EXC2 bis<br />

EXC4 müssen die Vorspannverfahren nach den<br />

Regelungen in DIN EN 1090-2 kalibriert und<br />

überprüft werden.<br />

Nach dem Anziehen ist die Kontrolle der<br />

vorgespannten <strong>Verbindungen</strong> stichprobenhaft<br />

durchzuführen. Für Bauwerke der Ausführungsklasse<br />

EXC2 sind 5 % aller <strong>Verbindungen</strong> und<br />

für Bauwerke der Klassen EXC3 und EXC4 sind<br />

mindestens 10 % aller <strong>Verbindungen</strong> zu überprüfen.<br />

Die Überprüfung erfolgt je nach Vorspannverfahren<br />

nach DIN EN 1090-2. Die Einteilung<br />

der Stahlkonstruktion in die EXC-Ausführungsklassen<br />

erfolgt ebenfalls nach DIN EN<br />

1090-2.<br />

Einzustellende Aufzubringendes Voranzieh-<br />

Vorspannkraft Fv,DI [kN] Anziehmoment MA [Nm] moment<br />

zum Erreichen der zum Erreichen der MA,MKV<br />

Regelvorspannkraft Regelvorspannkraft<br />

Fp,C* Fp,C* [Nm]<br />

Oberflächenzustand: feuerverzinkt und geschmiert *)<br />

oder wie hergestellt und geschmiert *)<br />

Schraube 8.8 10.9 8.8 10.9 8.8 10.9 8.8 10.9 10.9<br />

M12 47 59 35 50 40 60 70 100 75<br />

M16 88 110 70 100 80 110 170 250 190<br />

M20 137 172 110 160 120 175 300 450 340<br />

M24 198 247 150 220 165 240 600 800 600<br />

M27 257 321 200 290 220 320 900 1250 940<br />

M30 314 393 245 350 270 390 1200 1650 1240<br />

M36 458 572 355 510 390 560 2100 2800 2100<br />

* ) Muttern mit Molybdänsulfid oder gleichwertigem Schmierstoff behandelt.<br />

3.5 Sinnbilder für Schrauben<br />

In DIN 407 waren Sinnbilder für Schrauben<br />

und Nieten genormt, die z.T. auch in CAD-Programmen<br />

verwendet worden sind. 1983 ist die<br />

internationale Norm ISO 5261-1981 unverändert<br />

in die Deutsche Norm DIN ISO 5845-1 übernommen<br />

worden. Danach werden die Schrauben<br />

oder Nieten in der Beschriftung angegeben, z.B.<br />

4 M16 x 100 – DIN EN ISO 14399-8 – 10.9 (für<br />

4 Passschrauben M16, Länge 100 mm). Zusätzlich<br />

zur Produktnorm ist stets die Festigkeitsklasse<br />

anzugeben. Dies kann entweder durch<br />

eine globale Angabe oder einzeln für jede<br />

Schraube erfolgen. In den Zeichnungen wird<br />

nach der Darstellung senkrecht zur Achse (Draufsicht)<br />

und der Darstellung parallel zur Achse<br />

(Schnitt oder Seitenansicht) unterschieden (siehe<br />

Tabelle 3.4).<br />

19


20<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Bedeutung des Zeichenebene<br />

Symbols Senkrecht zur Achse Parallel zur Achse<br />

Schraube in der<br />

Werkstatt eingebaut<br />

Schraube auf der<br />

Baustelle eingebaut<br />

Schraube auf<br />

der Baustelle gebohrt<br />

und eingebaut<br />

Tabelle 3.4: Sinnbilder für Löcher und Schrauben nach DIN ISO 5845-1<br />

4 Kraftübertragung und Tragverhalten<br />

4.1 Vorbemerkungen<br />

In den folgenden Abschnitten werden die<br />

Kraftübertragung und mögliche Versagensarten<br />

bei geschraubten <strong>Verbindungen</strong> erläutert. Dabei<br />

geht es zunächst um die Übertragung von Scheroder<br />

Zugkräften durch einzelne Schrauben, ihr<br />

Tragverhalten und die gängigen Berechnungsmodelle<br />

für normengerechte Nachweise. Danach<br />

werden die Berechnung von Schraubenkräften<br />

in scherbeanspruchten <strong>Verbindungen</strong> und die<br />

Ermittlung der Tragfähigkeit in <strong>Verbindungen</strong><br />

mit zugbeanspruchten Schrauben behandelt.<br />

4.2 Scherverbindungen Kategorie A<br />

Scherverbindungen der Kategorie A sind<br />

Scher-/Lochleibungsverbindungen, die abgekürzt<br />

auch SL-<strong>Verbindungen</strong> genannt werden (siehe<br />

auch Tabelle 1.1). Gemäß Abb. 4.1 werden die<br />

äußeren Kräfte durch Kontaktspannungen von<br />

den Blechen auf den Schraubenschaft übertragen.<br />

Dadurch entstehen <strong>im</strong> Schraubenschaft<br />

Schubspannungen, so dass er durch Scherkräfte<br />

beansprucht wird. Bei der SL-Verbindung in<br />

Abb. 4.1 wird die Kraft F durch zwei Scherfugen<br />

in die außenliegenden Bleche übertragen. Es<br />

handelt sich daher um eine zweischnittige Verbindung<br />

(m = 2).<br />

In der Praxis werden hauptsächlich ein- und<br />

zweischnittige, jedoch teilweise auch mehr-<br />

Nicht Senkung auf der Mutterseite Mutterseite Senkung<br />

gesenkt Vorderseite Rückseite freigestellt rechts rechts<br />

Bei den Sinnbildern für Löcher entfällt der Punkt in der Mitte bzw. in der Ansicht parallel zur Achse die senkrechten Striche.<br />

Zusätzlich ist der Lochdurchmesser anzugeben.<br />

Abb. 4.1: Scherbeanspruchung einer Schraube<br />

schnittige <strong>Verbindungen</strong> ausgeführt. Tabelle 5.3<br />

(siehe Abschnitt 5.4) zeigt die max<strong>im</strong>alen Scherkräfte<br />

Fv,Rd von Schrauben für eine Scherfuge,<br />

die bei zweischnittigen <strong>Verbindungen</strong> verdoppelt<br />

werden müssen. Wegen der Bedeutung für<br />

die Bemessung ist die Best<strong>im</strong>mung der Scher -<br />

fugen in Abb. 4.2 anschaulich dargestellt. Ergänzend<br />

zu Abb. 4.1 sind in Abb. 4.2 die auf den<br />

Schraubenschaft und auf die Bleche wirkenden<br />

Lochleibungsspannungen eingezeichnet.


Abb. 4.2: Ein- und zweischnittige SL-<strong>Verbindungen</strong><br />

Die Tragfähigkeit von SL-<strong>Verbindungen</strong> wird<br />

bei vorwiegend ruhender Belastung durch drei<br />

mögliche Versagensarten begrenzt. Sie sind anhand<br />

eines Beispiels in Abb. 4.3 dargestellt.<br />

Wenn man dicke, breite Bleche mit Schrauben<br />

verbindet, die <strong>im</strong> Vergleich zu den Blechen<br />

kleine Durchmesser haben, kommt es zum Abscheren<br />

der Schraubenschäfte. Bei vergleichs-<br />

Abb. 4.3: Mögliche Versagensarten bei einer SL-Verbindung<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

weise dünnen Blechen kann der Lochleibungsdruck<br />

auf die Bleche so groß werden, dass ein<br />

unzulässiges Aufweiten der Löcher bzw. Aus -<br />

reißen der Bleche das maßgebende Versagenskriterium<br />

ist. Die Rand- und Lochabstände müssen<br />

daher ausreichend groß sein. Die dritte Versagensart<br />

ergibt sich, wenn Schrauben mit großem<br />

Durchmesser <strong>im</strong> Vergleich zur Breite der<br />

Bleche die Tragfähigkeit der Bleche so stark<br />

reduzieren, dass das Blech <strong>im</strong> Nettoquerschnitt<br />

versagt.<br />

Aufgrund der drei möglichen Versagensarten<br />

in Abb. 4.3 ergeben sich Schubspannungen <strong>im</strong><br />

Schraubenschaft (a), Lochleibungsdruckspannungen<br />

zwischen Blech und Schraubenschaft<br />

(b) sowie Zugnormalspannungen <strong>im</strong> Blech mit<br />

Lochschwächung (c). Die Spannungen haben<br />

nach der Elastizitätstheorie stark nichtlineare<br />

Verläufe in den Schrauben und Blechen. Zur anschaulichen<br />

Erläuterung sind die qualitativen<br />

Spannungsverläufe in Abb. 4.4 skizziert.<br />

Da geschraubte <strong>Verbindungen</strong> duktiles Verhalten<br />

aufweisen, plastizieren bei Steigerung<br />

der Belastung Teile der Konstruktion, so dass<br />

Spannungsspitzen abgebaut und die Spannungsverteilungen<br />

vergleichmäßigt werden. Bei weiterer<br />

Laststeigerung bis hin zur Grenztragfähigkeit<br />

ergeben sich näherungsweise konstante<br />

Spannungsverteilungen (Abb. 4.4c). Für die Bemessung<br />

von geschraubten <strong>Verbindungen</strong> werden<br />

daher folgende Verteilungen angenommen:<br />

a) konstante Schubspannungen ta <strong>im</strong> Schraubenschaft<br />

b) konstanter Lochleibungsdruck σl <strong>im</strong> Blech<br />

über Blechdicke und Schraubenschaftdurchmesser<br />

c) konstante Normalspannungen σx <strong>im</strong> Nettoquerschnitt<br />

des Bleches<br />

Die Annahme konstanter Spannungen ist<br />

eine Näherung, die die Berechnung erleichtern<br />

soll. Sie führt zu einer ausreichend sicheren Bemessung,<br />

da die zulässigen Beanspruchbarkeiten,<br />

Konstruktionsregeln und Bemessungsvorschriften<br />

auf diese Annahme abgest<strong>im</strong>mt sind. Zu<br />

beachten ist jedoch, dass ausreichend duktiles<br />

Tragverhalten nur bei vorwiegend ruhender Belastung<br />

vorausgesetzt werden kann. Wenn die<br />

Ermüdung eine Rolle spielt, haben Spannungsspitzen<br />

große Bedeutung.<br />

Das in diesem Abschnitt beschriebene Tragverhalten<br />

gilt für Schrauben mit glattem Schaft<br />

(„<strong>Stahlbau</strong>schrauben“) und Schrauben mit Gewinde<br />

bis zum Schraubenkopf. Die Berechnung<br />

der Schraubenkräfte in SL-<strong>Verbindungen</strong> wird<br />

in Abschnitt 4.5 behandelt, die Bemessung in<br />

Abschnitt 5.4.<br />

21


Abb. 4.4:<br />

Spannungsver -<br />

teilungen in<br />

SL-<strong>Verbindungen</strong><br />

22<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

4.3 Scherverbindungen<br />

der Kategorien B und C<br />

Gleitfeste <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> Grenzzustand<br />

der Gebrauchstauglichkeit bzw. der Tragfähigkeit<br />

sind gemäß Tabelle 1.1 Scherverbindungen<br />

der Kategorien B und C. Ihre Wirkungsweise<br />

wird mithilfe von Abb. 4.5 erläutert.<br />

Wenn die Schrauben einer Verbindung vorgespannt<br />

werden, können Kräfte senkrecht zur<br />

Schraubenachse durch Reibung übertragen werden.<br />

Durch das Vorspannen werden die Schrauben<br />

auf Zug beansprucht und es entstehen zwischen<br />

Schraubenkopf und -mutter Druckkräfte.<br />

Sie pressen die Kontaktflächen der Bleche örtlich<br />

Abb. 4.5: Kraftübertragung in gleitfesten <strong>Verbindungen</strong><br />

zusammen, so dass die äußeren Kräfte F durch<br />

Reibung übertragen werden können. Die Größe<br />

der übertragbaren Reibkräfte hängt von der Vorspannung<br />

und der Beschaffenheit der Blechoberflächen<br />

ab (gestrahlt, aufgeraut, gleitfester<br />

Anstrich). Gemäß DIN EN 1993-1-8 werden die<br />

Gleitflächenklassen A, B, C und D unterschieden,<br />

denen Reibungszahlen von m = 0,5, 0,4, 0,3 bzw.<br />

0,2 zugeordnet sind. Nach dem Überschreiten<br />

der Reibkräfte wirkt eine gleitfeste Verbindung<br />

wie eine SL-Verbindung, so dass gemäß Tabelle<br />

1.1 entsprechende Nachweise zu führen sind.<br />

Im Vergleich zu SL-<strong>Verbindungen</strong> treten bei<br />

gleitfesten <strong>Verbindungen</strong> kleinere Spannungen<br />

in den verbundenen Blechen auf, solange die<br />

Kraftübertragung durch Reibung wirksam ist.<br />

Die Skizzen in Abb. 4.6 zeigen die Spannungsverläufe<br />

qualitativ. Da die ausgeprägten Spannungsspitzen<br />

an den Schraubenlöchern entfallen,<br />

ist die Ermüdungsfestigkeit von gleitfesten<br />

<strong>Verbindungen</strong> wesentlich höher als die von<br />

SL-<strong>Verbindungen</strong>. Sie werden aufgrund dieses<br />

Vorteils bevorzugt bei dynamisch beanspruchten<br />

Konstruktionen verwendet.<br />

Abb. 4.6: Spannungen in Blechen bei SL-<strong>Verbindungen</strong><br />

und gleitfesten Scherverbindungen


4.4 Zugverbindungen der Kategorien<br />

D und E<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> können auch<br />

so konstruiert werden, dass Kräfte in Richtung<br />

der Schraubenachse auftreten. Gemäß Abb. 4.7<br />

werden die Schrauben dann durch Zugkräfte<br />

beansprucht, was die kennzeichnende Beanspruchung<br />

der Verbindung ist. Bei dieser Verbindungsart<br />

können Abstützkräfte auftreten,<br />

die Auswirkungen auf die Schraubenzugkräfte<br />

und auf die Beanspruchungen der Anschlussbleche<br />

haben. Gemäß Abb. 4.7 kommen folgende<br />

Versagensarten in Frage:<br />

a) Überschreiten der max<strong>im</strong>alen Schraubenzugkräfte<br />

b) Überschreiten der max<strong>im</strong>alen Blechbiegemomente<br />

c) Durchstanzen der Schraubenköpfe oder der<br />

Mutter durch die Anschlussbleche<br />

Abb. 4.7: Verbindung mit zugbeanspruchten Schrauben<br />

sowie Versagensarten<br />

Zugbeanspruchte Schrauben kommen hauptsächlich<br />

in Verbindung mit Stirnplatten vor.<br />

Auf die Ermittlung der Tragfähigkeit dieser <strong>Verbindungen</strong><br />

wird in Abschnitt 4.6 näher eingegangen.<br />

Max<strong>im</strong>ale Schraubenzugkräfte können<br />

Tabelle 5.7 entnommen werden.<br />

4.5 Schraubenkräfte in<br />

Scherverbindungen<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> werden fast ausschließlich<br />

so konstruiert, dass alle Schrauben<br />

der Verbindung den gleichen Durchmesser und<br />

gleiche Abstände untereinander haben (siehe<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

beispielsweise Abb. 4.3 b). Von Ausnahmen abgesehen<br />

werden die Schrauben symmetrisch angeordnet,<br />

so dass der Schwerpunkt S des Schraubenbildes<br />

<strong>im</strong> Schnittpunkt der Symmetrielinien<br />

liegt. Gemäß Abb. 4.8 werden die Schnittgrößen<br />

NS, VS und MS auf diesen Punkt bezogen.<br />

Sofern die zu übertragenden Schnittgrößen des<br />

anzuschließenden Querschnittsteils (siehe Abschnitt<br />

1.3) nicht in diesem Punkt wirken, sind<br />

entsprechende Schnittgrößentransformationen<br />

durchzuführen.<br />

Die allgemein übliche Vorgehensweise zur<br />

Ermittlung der Schraubenkräfte ist in Abb. 4.8<br />

an einem Beispiel mit vier Schrauben dargestellt:<br />

1. Zunächst werden die Schnittgrößen NS und<br />

VS gleichmäßig auf die vier Schrauben verteilt,<br />

so dass man Ni = NS / 4 und Vi = VS / 4<br />

erhält.<br />

2. Nun werden die Schraubenkräfte infolge<br />

MS ermittelt, die senkrecht auf den Hebel -<br />

armen ri zum Schwerpunkt S stehen. Bei<br />

dem Beispiel in Abb. 4.8 ergeben sie sich<br />

aus Gleichgewichts- und Symmetriegründen<br />

zu MS / (4 · ri).<br />

3. Nun wird die max<strong>im</strong>ale Schraubenkraft infolge<br />

NS, VS und MS berechnet. Sie tritt stets<br />

in Schrauben auf, die vom Schwerpunkt am<br />

weitesten entfernt liegen. Bei dem Beispiel<br />

in Abb. 4.8 genügt ein Blick, um festzustellen,<br />

dass die Schraube unten links die größte<br />

Schraubenkraft aufnehmen muss.<br />

Abb. 4.8:<br />

Ermittlung der<br />

Schraubenkräfte bei<br />

symmetrischen<br />

Schraubenbildern<br />

23


Abb. 4.9:<br />

Bezeichnung bei<br />

symmetrischer<br />

und regelmäßiger<br />

Anordnung der<br />

Schrauben<br />

24<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Bei symmetrischer und regelmäßiger Anordnung<br />

der Schrauben kann die max<strong>im</strong>ale Schraubenkraft<br />

mithilfe von Abb. 4.9 und Tabelle 4.1<br />

wie folgt berechnet werden:<br />

|Ns| |Ms| a<br />

max Vx,i = –––– – + –––––– · ––––––––––––––––––<br />

n h l + b · (b/h) 2<br />

|Vs| |Ms| a b<br />

max Vz,i = –––– – + –––––– · –––––––––––––––––– · ––<br />

n h l + b · (b/h) 2 h<br />

−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−−<br />

max Ri = √max V 2 x,i + max V 2 z,i (Resultierende)<br />

Erläuterungen:<br />

nx: Anzahl der Schrauben in x-Richtung<br />

nz: Anzahl der Schrauben in z-Richtung<br />

n = nx · nz<br />

b = (nx – 1) · ex<br />

h = (nz – 1) · ez<br />

für nx =<br />

nz 1 2 3 4<br />

2 1,0000 0,5000 0,3333 0,2500<br />

3 1,0000 0,5000 0,3333 0,2500<br />

4 0,9000 0,4500 0,3000 0,2250<br />

5 0,8000 0,4000 0,2667 0,2000<br />

6 0,7143 0,3571 0,2381 0,1786<br />

7 0,6429 0,3214 0,2143 0,1607<br />

8 0,5833 0,2917 0,1944 0,1458<br />

9 0,5333 0,2667 0,1778 0,1333<br />

10 0,4909 0,2455 0,1636 0,1227<br />

6 nz –1<br />

a = –––––––– · –––––––<br />

nx · nz nz + 1<br />

Tabelle 4.1: Beiwerte a und b zur Ermittlung max<strong>im</strong>aler Schraubenkräfte<br />

Bei der Berechnung werden zunächst die<br />

horizontale Komponente max Vx,i infolge NS und<br />

MS sowie die vertikale Komponente max Vz,i<br />

infolge VS und MS ermittelt und anschließend<br />

wird damit die Resultierende max Ri best<strong>im</strong>mt.<br />

Diese Resultierende ist die max<strong>im</strong>ale Schraubenkraft<br />

des untersuchten Schraubenbildes. Sie darf<br />

unter Beachtung der Scherfugen gemäß Abb. 4.2<br />

nicht größer sein als die in Tabelle 5.3 zusam -<br />

mengestellten Tragfähigkeiten Fv,Rd. Darüber<br />

hinaus ist damit auch der Lochleibungsdruck<br />

gemäß Abschnitt 5.4 zu überprüfen.<br />

4.6 Schraubenkräfte in Zugverbindungen<br />

Typische Anwendungsbeispiele für <strong>Verbindungen</strong><br />

mit zugbeanspruchten Schrauben sind<br />

Trägerstöße mit Stirnplatten, siehe beispielsweise<br />

Abb. 1.1c, Einführungsbeispiel. Abb. 4.10 zeigt<br />

den Stoß eines Trägers mit überstehenden Stirnplatten.<br />

Der I-förmige Trägerquerschnitt besteht<br />

aus dem Steg und den beiden Gurten. Die Verbindung<br />

wird in der Regel so bemessen, dass<br />

das Biegemoment durch ein Kräftepaar ersetzt<br />

wird, dessen Kräfte in den Gurten wirken. Bezüglich<br />

der Kraftübertragung wird angenommen,<br />

dass die Druckkraft <strong>im</strong> Obergurt durch Druckkontakt<br />

zwischen den Stirnplatten ausgeglichen<br />

wird. Die Zugkraft <strong>im</strong> Untergurt muss durch<br />

Schraubenzugkräfte übertragen werden. Dabei<br />

entstehen auf dem Wege zu den Schrauben<br />

Biegemomente in den Stirnplatten (Blechbiegemomente)<br />

und, wie in Abb. 4.7 dargestellt,<br />

ggf. Abstützkräfte. Für die Bemessung kann das<br />

in Abschnitt 5.12 erläuterte Modell des äquivalenten<br />

T-Stummels mit Zugbeanspruchung verwendet<br />

werden. Bei vielen baupraktischen<br />

b für nx =<br />

nz 1 2 3 4<br />

2 – 1,000 0,667 0,556<br />

3 – 1,500 1,000 0,833<br />

4 – 1,800 1,200 1,000<br />

5 – 2,000 1,333 1,111<br />

6 – 2,143 1,429 1,191<br />

7 – 2,250 1,500 1,250<br />

8 – 2,333 1,556 1,296<br />

9 – 2,400 1,600 1,333<br />

10 – 2,455 1,636 1,364<br />

nx + 1 nz –1<br />

b = –––––––– · –––––––<br />

nx –1 nz + 1


Abb. 4.10: Trägerstoß mit überstehenden Stirnplatten und<br />

Übertragung des Biegemomentes My<br />

Anwendungsfällen wird der Versagensmodus 2<br />

„Schraubenversagen gleichzeitig mit Fließen<br />

der Stirnplatte“ gemäß Tabelle 5.9 maßgebend.<br />

Die Nachweisführung mithilfe von Abschnitt<br />

5.12 (T-Stummel) in Verbindung mit Abschnitt<br />

5.13 (wirksame Längen für Stirnplatten) ist re -<br />

lativ aufwändig. Man kann sie abkürzen, wenn<br />

man das vereinfachte Modell gemäß Abb. 4.11<br />

verwendet. Bei diesem Modell wird der Steg<br />

des Trägers be<strong>im</strong> T-Stummel vernachlässigt, so<br />

dass alle vier Schrauben die gleichen Zugkräfte<br />

aufnehmen. Auf der sicheren Seite kann darüber<br />

hinaus der Nachweis ohne Abstützkräfte geführt<br />

werden. Mithilfe von Tabelle 5.9 unten ergibt<br />

sich folgender Doppelnachweis:<br />

Nz Mpl,l,Rd bp · t 2 p · fy,p<br />

Ft,Ed = –––– ≤ –––––––––– = ––––––––––––––––––<br />

4 2 m 8 m · g M0<br />

Ft,Ed ≤ Ft,Rd<br />

Abb. 4.11: Vereinfachtes Modell für Trägerstöße<br />

mit überstehender Stirnplatte<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Abb. 4.12: Trägerstoß mit bündigen Stirnplatten<br />

Sofern nur kleine Biegemomente <strong>im</strong> Stoß zu<br />

übertragen sind, reichen bündige Stirnplatten<br />

wie in Abb. 4.12 aus. Bei dieser Lösung wird<br />

die Zugkraft <strong>im</strong> Untergurt auf zwei Wegen durch<br />

die Schrauben geführt. Einerseits erfolgt die<br />

Kraftübertragung vom Flansch aus und andererseits<br />

vom Trägersteg aus in die Stirnplatte.<br />

Die Stirnplatten werden durch Biegemomente<br />

beansprucht und es können wie bei den überstehenden<br />

Stirnplatten in Abb. 4.10 und 4.11<br />

Abstützkräfte entstehen.<br />

5 Bemessung nach DIN EN 1993-1-8<br />

5.1 Allgemeines<br />

Die Bemessung von Anschlüssen ist in<br />

DIN EN 1993-1-8 (150 Seiten) und dem zuge -<br />

hörigen deutschen nationalen Anhang (20 Seiten)<br />

geregelt. Im Folgenden werden aus diesen<br />

Dokumenten wichtige Grundlagen für die Bemessung<br />

geschraubter <strong>Verbindungen</strong> zusammengestellt<br />

und ergänzend dazu Bemessungshilfen<br />

gegeben, die die Nachweisführung erleichtern.<br />

5.2 Werkstofffestigkeiten<br />

Gemäß NA (nationaler Anhang) dürfen<br />

Schrauben der Festigkeitsklassen 4.6, 5.6, 8.8<br />

und 10.9 verwendet werden. Die Streckgrenzen<br />

und die Zugfestigkeiten können Tabelle 5.1<br />

entnommen werden.<br />

25


Tabelle 5.2:<br />

Nennwerte der<br />

Streckgrenze fy<br />

und der Zug -<br />

festigkeit fu für<br />

warmgewalzten<br />

Baustahl<br />

26<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Festigkeitsklasse<br />

der Schraube<br />

Streckgrenze<br />

fyb [N/mm2 ]<br />

Zugfestigkeit<br />

fub [N/mm2 ]<br />

Da bei geschraubten <strong>Verbindungen</strong> auch<br />

Nachweise für die Anschlusskonstruktionen<br />

(Bleche und Profile) zu führen sind, werden<br />

Werkstoffkennwerte für Baustahl in Tabelle 5.2<br />

als Auszug aus der DIN EN 1993-1-1 (siehe dort<br />

Tabelle 3.1) angegeben.<br />

5.3 Teilsicherheitsbeiwerte<br />

Für die Ermittlung der Beanspruchbarkeit<br />

von Schrauben ist als Teilsicherheitsbeiwert<br />

g M2 = 1,25 zu verwenden. Dieser Wert gilt auch<br />

für das Versagen auf Zug <strong>im</strong> Nettoquerschnitt<br />

geschraubter Anschlüsse. Für Bauteile und deren<br />

Querschnitte sind gemäß DIN EN 1993-1-1 und<br />

NA g M0 = 1,0 und g M1 = 1,1 für den Grenzzustand<br />

der Tragfähigkeit anzusetzen.<br />

5.4 Scherverbindungen Kategorie A<br />

Für Scherverbindungen der Kategorie A<br />

dürfen Schrauben der Festigkeitsklassen 4.6<br />

bis 10.9 verwendet werden. Die Tragfähigkeit<br />

einer Schraube ist bezüglich des Abscherens<br />

einer Scherfuge mit<br />

Fv,Rd = av · fub · As / g M2<br />

4.6 5.6 8.8 10.9<br />

240 300 640 900<br />

400 500 800 1000<br />

Tabelle 5.1: Nennwerte der Streckgrenze fyb und der Zugfestigkeit<br />

fub von Schrauben<br />

zu ermitteln, wenn das Schraubengewinde in<br />

der Scherfuge liegt. Dabei ist As die Spannungsquerschnittsfläche<br />

der Schraube und av wie folgt<br />

festgelegt:<br />

av = 0,6 für die Festigkeitsklassen 4.6, 5.6<br />

und 8.8<br />

av = 0,5 für die Festigkeitsklasse 10.9<br />

Wenn der glatte Teil des Schraubenschaftes<br />

in der Scherfuge liegt, ist<br />

Fv,Rd = 0,6 · fub · A / g M2<br />

Hier ist A die Querschnittsfläche des Schraubenschaftes.<br />

Als Bemessungshilfe sind in<br />

Tabelle 5.3 Grenzabscherkräfte für gängige<br />

Schraubengrößen und die Festigkeitsklassen<br />

4.6, 5.6, 8.8 und 10.9 zusammengestellt.<br />

Festig- Schraubengröße<br />

keit<br />

M12 M16 M20 M24 M27 M30<br />

Glatter Teil des Schaftes in der Scherfuge<br />

4.6 21,7 38,6 60,3 86,8 110,0 135,7<br />

5.6 27,1 48,2 75,4 108,5 137,5 169,7<br />

8.8 43,4 77,2 120,6 173,6 220,0 271,5<br />

10.9 54,3 96,5 150,7 217,0 275,0 339,4<br />

Gewinde in der Scherfuge<br />

4.6 16,2 30,1 47,0 67,8 88,1 107,7<br />

5.6 20,2 37,7 58,8 84,7 110,2 134,6<br />

8.8 32,4 60,3 94,1 135,6 176,3 215,4<br />

10.9 33,7 62,8 98,0 141,2 183,6 224,4<br />

Tabelle 5.3: Tragfähigkeit Fv,Rd von Schrauben bezüglich<br />

Abscheren (eine Scherfuge)<br />

Werkstoffnorm Stahlsorte Blechdicke t ≤ 40 mm 40 mm < t ≤ 80 mm<br />

fy [N/mm2 ] fu [N/mm2 ] fy [N/mm2 ] fu [N/mm2 ]<br />

S 235 235 360 215 360<br />

EN 10025-2 S 275 275 430 255 410<br />

Unlegierte Baustähle S 355 355 490 335 470<br />

S 450 440 550 410 550<br />

EN 10210-1<br />

Warmgefertigte Hohlprofile<br />

S 235 H<br />

S 275 H<br />

S 355 H<br />

235<br />

275<br />

355<br />

360<br />

430<br />

510<br />

215<br />

255<br />

335<br />

340<br />

410<br />

490<br />

EN 10219-1 S 235 H 235 360<br />

Kaltgefertigte geschweißte S 275 H 275 430<br />

Hohlprofile S 355 H 355 510


Neben dem Abscheren ist auch die Loch -<br />

leibung der Anschlusskonstruktionen, d.h. der<br />

Druck des Schraubenschaftes auf die Bleche,<br />

nachzuweisen. Die Tragfähigkeit bezüglich Lochleibungsdruck<br />

auf ein Blech der Dicke t wird<br />

durch<br />

Fb,Rd = ab · kl · fu · d · t / g M2<br />

begrenzt. Dabei ist d der Nennwert des Schraubendurchmessers<br />

und fu die Zugfestigkeit des<br />

Bleches. Die Beiwerte ab und k1 können mit -<br />

hilfe von Tabelle 5.4 ermittelt werden. Sie sind<br />

in Abhängigkeit von den Lochabständen untereinander<br />

und zu den Rändern hin (in und senkrecht<br />

zur Kraftrichtung) zu best<strong>im</strong>men. Sofern<br />

die Loch- und Randabstände groß sind und darüber<br />

hinaus fub ≥ fu ist, kann mit den max<strong>im</strong>al<br />

möglichen Werten ab = 1,0 und k1 = 2,5 gerechnet<br />

werden. Bei schräg angreifenden Schraubenkräften<br />

darf die Lochleibungstragfähigkeit getrennt<br />

für die Kraftkomponenten parallel und<br />

senkrecht zum Rand nachgewiesen werden.<br />

Beiwert b<br />

Beiwert k1<br />

(in Kraftrichtung) (senkrecht zur Kraftrichtung)<br />

Innere Schrauben: Innere Schrauben:<br />

p1 1 p2<br />

ab = –––––– – –– k1 = 1,4 · –– – 1,7<br />

3 · d0 4 d0<br />

Randschrauben: Randschrauben:<br />

e1<br />

ab = ––––––<br />

3 · d0<br />

e2<br />

k1 = 2,8 · –– – 1,7<br />

d0<br />

fub<br />

Jedoch ab ≤ –––<br />

fu<br />

und ab ≤ 1<br />

p2<br />

≤ 1,4 · –– – 1,7<br />

d0<br />

Jedoch k1 ≤ 2,5<br />

Tabelle 5.4: Beiwerte ab und k1 zur Ermittlung<br />

der Tragfähigkeit bezüglich Lochleibung<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Bei der Anordnung der Schrauben müssen<br />

Grenzwerte für die Rand- und Lochabstände eingehalten<br />

werden. Sie sind in Tabelle 5.5 für die<br />

übliche Lochanordnung ohne gegenseitigen Versatz<br />

angegeben. Darüber hinaus gelten sie für<br />

Stahl, der dem Wetter oder anderen korrosiven<br />

Einflüssen ausgesetzt ist, jedoch nicht für wetterfeste<br />

Baustähle.<br />

Als Bemessungshilfe sind in Tabelle 5.6<br />

max<strong>im</strong>ale Tragfähigkeiten max Fb,Rd und dazu<br />

erforderliche min<strong>im</strong>ale Rand- und Lochabstände<br />

zusammengestellt.<br />

Schraubengröße M12 M16 M20 M24 M27 M30<br />

Max<strong>im</strong>ale Tragfähigkeiten bezüglich Lochleibung in kN für 1 cm Blechdicke<br />

S 235, t = ≤ 40 mm 86 115 144 173 194 216<br />

S 355, t = ≤ 40 mm 118 157 196 235 265 294<br />

Min<strong>im</strong>ale Rand- und Lochabstände in mm<br />

Innere Schrauben: Schrauben 4 und 5<br />

Randschrauben in Kraftrichtung: Schrauben 3 und 6<br />

Randschrauben senkrecht zur Kraftrichtung:<br />

Schrauben 1, 2 und 3<br />

Rand- bzw. Kleinste Größte<br />

Lochabstände Abstände Abstände<br />

Löcher, → : p1 2,2 · d0 200 mm; 14 · t<br />

Ränder, → : e1 1,2 · d0 40 mm + 4 · t<br />

Ränder, ↓ : e2 1,2 · d0 40 mm + 4 · t<br />

Löcher, ↓ : p2 2,4 · d0 200 mm; 14 · t<br />

Tabelle 5.5: Grenzwerte für Rand- und Lochabstände von<br />

Schrauben<br />

Lochdurchmesser 13 18 22 26 30 33<br />

min p1 49 68 83 98 113 124<br />

min e1 und min p2 3 54 66 78 90 99<br />

min e2 20 27 33 39 45 50<br />

Tabelle 5.6:<br />

Max<strong>im</strong>ale Tragfähigkeiten<br />

max Fb,Rd sowie<br />

erforderliche<br />

Rand- und Lochabstände<br />

27


28<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Durch die Schraubenlöcher in den Anschlusskonstruktionen<br />

wird die Tragfähigkeit dieser Bauteile<br />

beeinträchtigt. Die erforderlichen Nachweise<br />

sind in der DIN EN 1993-1-1 wie folgt geregelt:<br />

Abschnitt 6.2.3 Zugbeanspruchung<br />

Als Bemessungswert der Zugbeanspruchbarkeit<br />

des Nettoquerschnitts längs der kritischen<br />

Risslinie durch die Löcher wird<br />

Nu,Rd = 0,9 · Anet · fu / g M2<br />

angesetzt.<br />

Abschnitt 6.2.4 Druckbeanspruchung<br />

Außer bei übergroßen Löchern oder Lang -<br />

löchern nach DIN EN 1090 müssen Löcher<br />

bei druckbeanspruchten Bauteilen nicht abgezogen<br />

werden, wenn sie mit den Verbindungsmitteln<br />

gefüllt sind.<br />

Abschnitt 6.2.5 Biegebeanspruchung<br />

Löcher für Verbindungsmittel dürfen in zugbeanspruchten<br />

Flanschen vernachlässigt werden,<br />

wenn folgende Bedingung für die Flansche<br />

eingehalten wird:<br />

Af,net · 0,9 · fu / g M2 ≥ Af · fy / g M0<br />

Dabei ist Af die Fläche des zugbeanspruchten<br />

Flansches. Ein Lochabzug <strong>im</strong> Zugbereich von<br />

Stegblechen ist nicht notwendig, wenn die<br />

o.g. Bedingung für die gesamte Zugzone, die<br />

sich aus Zugflansch und Zugbereich des Stegbleches<br />

zusammensetzt, sinngemäß erfüllt<br />

wird. Außer bei übergroßen Löchern und<br />

Langlöchern müssen Löcher in der Druck -<br />

zone vom Querschnitt nicht abgezogen werden,<br />

wenn sie mit den Verbindungsmitteln<br />

gefüllt sind.<br />

Abschnitt 6.2.6 Querkraftbeanspruchung<br />

Bei <strong>Verbindungen</strong> ist daher der Nettoquerschnitt<br />

anzusetzen.<br />

5.5 Zugverbindungen der Kategorien D und E<br />

Für Zugverbindungen der Kategorie D (nicht<br />

vorgespannt) dürfen Schrauben der Festigkeitsklassen<br />

4.6 bis 10.9 verwendet werden. Bei der<br />

Kategorie E (vorgespannt) sind in der Regel<br />

hochfeste Schrauben der Festigkeitsklassen 8.8<br />

und 10.9 einzusetzen. Die Tragfähigkeit einer<br />

Schraube bezüglich einer Zugkraft in Richtung<br />

der Schraubenachse ist mit<br />

Ft,Rd = k2 · fub · As / g M2<br />

zu ermitteln. Als Beiwert ist k2 = 0,9 bei normalen<br />

Schraubenköpfen anzusetzen, jedoch bei<br />

Senkschrauben nur k2 = 0,63. Tabelle 5.7 zeigt<br />

eine Zusammenstellung von Schraubenzugkräften<br />

für gängige Schraubengrößen. Im Ver-<br />

Festig- Schraubengröße<br />

keit<br />

M12 M16 M20 M24 M27 M30<br />

4.6 24,3 45,2 70,6 101,7 132,2 161,6<br />

5.6 30,3 56,5 88,2 127,1 165,2 202,0<br />

8.8 48,6 90,4 141,1 203,3 264,4 323,1<br />

10.9 60,7 113,0 176,4 254,2 330,5 403,9<br />

Tabelle 5.7: Tragfähigkeit Ft,Rd von Schrauben auf Zug<br />

gleich zu den Abscherkräften in Tabelle 5.3, Fall<br />

„Gewinde in der Scherfuge“, sind die Schraubenzugkräfte<br />

bei den Festigkeitsklassen 4.6, 5.6<br />

und 8.8 um 50 % größer, bei der Festigkeitsklasse<br />

10.9 sogar um 80 %.<br />

Bei zugbeanspruchten Schrauben besteht<br />

die Gefahr, dass die Anschlusskonstruktionen<br />

über die Schraubenköpfe hinweg abgerissen<br />

werden. Die Schraubenköpfe werden dabei<br />

durch die Bleche „gestanzt“. Die Tragfähigkeit<br />

einer Schraube bezüglich Durchstanzen ist mit<br />

Bp,Rd = 0,6 · p · dm · tp · fu / g M2<br />

zu ermitteln. Dabei ist dm der Mittelwert aus<br />

Eckmaß und Schlüsselweite des Schrauben -<br />

kopfes oder der Schraubenmutter. Maßgebend<br />

ist der kleinere Wert. tp ist die Blechdicke des<br />

angeschlossenen Bleches. (Anmerkung: Gemäß<br />

DIN EN 1993-1-8 ist tp die Blechdicke der Scheibe.<br />

Dies ist offensichtlich nicht zutreffend.) Das<br />

Durchstanzen ist in der Regel nicht maßgebend,<br />

weil aufgrund der Blechbiegung entsprechend<br />

dicke Bleche benötigt werden. Beispielsweise<br />

erhält man für eine Schraube M30 der Festigkeitsklasse<br />

10.9 und ein 15 mm dickes Blech<br />

aus S 235 die folgende Durchstanzkraft:<br />

Bp,Rd = 0,6 · p · (5,0 + 5,54) / 2 · 1,5 · 36,0 / 1,25<br />

= 429 kN<br />

Der Vergleich mit der max<strong>im</strong>alen Schraubenzugkraft<br />

von 403,9 kN (siehe Tabelle 5.7)<br />

zeigt, dass das Durchstanzen für tp ≥ 15 mm bei<br />

Schrauben bis M30 der Festigkeitsklasse 10.9<br />

nicht maßgebend ist.<br />

Zugkräfte können in Schrauben nur eingeleitet<br />

werden, wenn sie durch Bleche dorthin<br />

übertragen werden. Die Bleche werden dabei<br />

durch Biegemomente beansprucht (Blechbiegung).<br />

Häufig ist die Blechbiegung das maßgebende<br />

Tragfähigkeitskriterium und muss daher<br />

unbedingt beachtet werden. In der Regel wird<br />

die Biegemomententragfähigkeit eines Bleches


der Breite b und der Dicke t nach der Plastizitätstheorie<br />

wie folgt best<strong>im</strong>mt:<br />

Mpl,Rd = 0,25 · b · t 2 · fy / g M0<br />

Einzelheiten der Nachweisführung werden<br />

in Abschnitt 5.12 behandelt.<br />

5.6 Kombination Scher-/Lochleibung und Zug<br />

Sofern Schrauben durch Scherkräfte (Kat. A)<br />

und gleichzeitig durch Zugkräfte (Kat. D und E)<br />

beansprucht werden, ist diese Kombination mit<br />

der folgenden Bedingung nachzuweisen:<br />

Fv,Ed Ft,Ed<br />

–––––– + ––––––––––––– ≤ 1,0<br />

Fv,Rd 1,4 · Ft,Rd<br />

5.7 Scherverbindungen der Kategorien B und C<br />

Gemäß Tabelle 1.1 handelt es sich um gleitfeste<br />

<strong>Verbindungen</strong>, bei denen die Kräfte durch<br />

Reibung übertragen werden. Sie werden in<br />

der Baupraxis relativ selten eingesetzt und daher<br />

hier nicht <strong>im</strong> Detail behandelt (siehe auch<br />

Abschnitt 4.3).<br />

5.8 Lange Scherverbindungen<br />

Wenn der Abstand Lj zwischen den Achsen<br />

des ersten und des letzten Verbindungsmittels<br />

in einem langen Anschluss, gemessen in Richtung<br />

der Kraftübertragung, mehr als 15 · d be-<br />

Abb. 5.1: Abminderungsfaktor für lange Scherverbindungen<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

trägt, so ist in der Regel der Bemessungswert<br />

der Abschertragfähigkeit Fv,Rd (siehe Abschnitt<br />

5.4) aller Verbindungsmittel mit einem Abminderungsbeiwert<br />

bLf abzumindern. Er kann wie<br />

in Abb. 5.1 angegeben best<strong>im</strong>mt werden.<br />

Wenn man eine Abminderung so weit wie möglich<br />

vermeiden will, sollten für den Lochabstand<br />

p1 die kleinsten Abstände, also p1 = 2,2 · d0,<br />

gewählt werden. Die Abminderung wird erst<br />

dann wirksam, wenn mehr als n = 1 + 6,8 d / d0<br />

Schrauben nebeneinander angeordnet werden.<br />

5.9 Einschnittige Scherverbindungen<br />

mit einer Schraubenreihe<br />

In einschnittigen Anschlüssen mit nur einer<br />

Schraubenreihe sollten Scheiben sowohl unter<br />

dem Schraubenkopf als auch unter der Mutter<br />

eingesetzt werden. Die Lochleibungstragfähigkeit<br />

Fb,Rd der Schrauben ist zu begrenzen auf:<br />

Fb,Rd ≤ 1,5 fu · d · t / gM2<br />

Im Vergleich zur Ermittlung von Fb,Rd in Abschnitt<br />

5.4 bedeutet dies, dass ab · k1 = 1,5 angesetzt<br />

wird, also 60 % des max<strong>im</strong>al möglichen<br />

Wertes. Bei Schrauben der Festigkeitsklassen 8.8<br />

und 10.9 in einschnittigen Anschlüssen mit<br />

nur einer Schraube oder einer Schraubenreihe<br />

sind in der Regel gehärtete Scheiben zu verwenden.<br />

Abb. 5.2: Einschnittige Verbindung mit einer Schraubenreihe<br />

5.10 Einschenklig angeschlossene Winkel<br />

unter Zugbelastung<br />

Die Exzentrizität von Anschlüssen sowie<br />

die Einflüsse von Loch- und Randabständen der<br />

Schrauben sind in der Regel bei der Best<strong>im</strong>mung<br />

der Tragfähigkeiten von<br />

unsymmetrischen Bauteilen und<br />

symmetrischen Bauteilen, deren Anschluss<br />

unsymmetrisch erfolgt, z.B. bei einseitig angeschlossenen<br />

Winkeln,<br />

zu berücksichtigen.<br />

Einschenklig mit einer Schraubenreihe angeschlossene<br />

Winkel, siehe Abb. 5.3, dürfen wie<br />

zentrisch belastete Winkel bemessen werden,<br />

wenn die Tragfähigkeit Nu,Rd mit einem effektiven<br />

Nettoquerschnitt wie folgt best<strong>im</strong>mt wird:<br />

29


30<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

bei einer Schraube:<br />

2,0 · (e2 – 0,5 · d0) · t · fu<br />

Nu,Rd = –––––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

gM2 bei zwei Schrauben:<br />

b2 · Anet · fu<br />

Nu,Rd = ––––––––––––––––––<br />

gM2 bei drei und mehr Schrauben:<br />

b3 · Anet · fu<br />

Nu,Rd = ––––––––––––––––––<br />

gM2 b2, b3 Abminderungsbeiwerte abhängig vom<br />

Lochabstand p1 gemäß Tabelle 5.8.<br />

Zwischenwerte dürfen linear interpo-<br />

Anet<br />

liert werden.<br />

Nettoquerschnittsfläche des Winkel -<br />

profils. Bei ungleichschenkligen Winkelprofilen<br />

mit Anschluss des kleineren<br />

Schenkels ist für Anet die Nettoquerschnittsfläche<br />

eines entsprechenden<br />

gleichschenkligen Winkelprofils mit<br />

einer Schenkellänge gleich der kleineren<br />

Schenkellänge anzunehmen.<br />

Abb. 5.3: Einschenklig angeschlossene Winkel<br />

Lochabstand p1 ≤ 2,5 d0 ≥ 5,0 d0<br />

2 Schrauben b2 = 0,4 b2 = 0,7<br />

3 Schrauben und mehr b3 = 0,5 b3 = 0,7<br />

Tabelle 5.8: Abminderungsbeiwerte b2 und b3<br />

5.11 Blockversagen von Schraubengruppen<br />

Bei den in Abb. 5.4 und 5.5 dargestellten<br />

Anschlüssen kann es zum Herausreißen der<br />

Anschlussbereiche kommen, wenn große Anschlusskräfte<br />

in relativ kleinen Anschlussbereichen<br />

übertragen werden sollen. Gemäß DIN EN<br />

1993-1-8 handelt es sich um das Blockversagen<br />

von Schraubengruppen, was durch die Kombination<br />

von Schub- und Zugversagen der Anschlussbleche<br />

verursacht wird. Für eine symmetrisch<br />

angeordnete Schraubengruppe unter zentrischer<br />

Belastung ergibt sich der Widerstand<br />

gegen Blockversagen zu:<br />

fy<br />

Veff,1,Rd = fu · Ant / g M2 + ––––– · A nv / g M0<br />

√ −− 3<br />

Dabei ist Ant die zugbeanspruchte und Anv<br />

die schubbeanspruchte Querschnittsfläche. Für<br />

eine Schraubengruppe unter exzentrischer Belastung<br />

wird in DIN EN 1993-1-8 folgender<br />

Grenzwert angegeben:<br />

fy<br />

Veff,2,Rd = 0,5 · fu · Ant / g M2 + ––––– · A nv / g M0<br />

√ −− 3<br />

Abb. 5.4: Blockversagen von Schraubengruppen<br />

bei Knotenblechen<br />

Abb. 5.5: Blockversagen von Schraubengruppen<br />

an Trägerenden<br />

5.12 T-Stummel mit Zugbeanspruchung<br />

Zur Berechnung der Tragfähigkeit der folgenden<br />

Grundkomponenten geschraubter Anschlüsse<br />

kann das Modell des äquivalenten<br />

T-Stummels mit Zugbeanspruchung verwendet<br />

werden:<br />

Stützenflansch mit Biegebeanspruchung<br />

Stirnblech mit Biegebeanspruchung<br />

Flanschwinkel mit Biegebeanspruchung<br />

Fußplatte mit Biegebeanspruchung infolge<br />

Zugbeanspruchung


Abstützkräfte können auftreten, d.h. Lb ≤ Lb *<br />

Die Abmessungen eines äquivalenten T-Stummel-Flansches<br />

sind in Abb. 5.6 angegeben.<br />

Seine Tragfähigkeit kann mithilfe von Tabelle<br />

5.9 best<strong>im</strong>mt werden. Wenn Abstützkräfte auftreten<br />

können, ist die Zugtragfähigkeit FT,Rd<br />

eines T-Stummel-Flansches als der kleinste der<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Modus 1 Verfahren 1 Verfahren 2 (alternatives Verfahren)<br />

4 · Mpl,1,Rd<br />

(8n – 2ew) Mpl,1,Rd<br />

Ohne Futterplatten FT,1,Rd = ––––––––––– FT,1,Rd = –––––––––––––––––––<br />

m 2mn – ew (m + n)<br />

4 · Mpl,1,Rd + 2 · Mbp,Rd<br />

(8n – 2ew) Mpl,1,Rd + 4n Mbp,Rd<br />

Mit Futterplatten FT,1,Rd = –––––––––––––––––––––––– FT,1,Rd = ––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

m 2mn – ew (m + n)<br />

Modus 2<br />

2 · Mpl,2,Rd + nSFt,Rd<br />

FT,2,Rd = ––––––––––––––––––––––––<br />

m + n<br />

Modus 3 FT,3,Rd = SFt,Rd<br />

Keine Abstützkräfte<br />

2 · Mpl,1,Rd<br />

Modus 1 und Modus 2 FT,1,Rd = FT,2,Rd = ––––––––––––<br />

m<br />

Modus 3 FT,3,Rd = SFt,Rd<br />

Modus 1: Vollständiges Fließen des Flansches<br />

Modus 2: Schraubenversagen gleichzeitig mit Fließen des Flansches<br />

Modus 3: Schraubenversagen<br />

Die in Tabelle 5.9 enthaltenen Parameter haben<br />

folgende Bedeutung:<br />

Lb<br />

Dehnlänge der Schraube, angesetzt mit der<br />

gesamten Klemmlänge (Gesamtdicke des Blechpakets<br />

und der Scheiben), plus der halben<br />

Schraubenkopfhöhe und halben Mutternhöhe.<br />

Bei Ankerschrauben die Dehnlänge, angesetzt<br />

mit der Summe aus dem 8-fachen Schraubendurchmesser,<br />

den Dicken der Mörtelschicht,<br />

der Fußplatte, der Scheiben und der halben<br />

Mutternhöhe.<br />

8,8 · m 3 · As · nb<br />

Lb * = –––––––––––––––––<br />

∑ℓeff,1 · t f 3<br />

FT,Rd<br />

Bemessungswert der Zugtragfähigkeit<br />

eines T-Stummel-Flansches<br />

Mpl,1,Rd = 0,25 ∑ℓeff,1 tf 2 fy / g M0<br />

Mpl,2,Rd = 0,25 ∑ℓeff,2 tf 2 fy / g M0<br />

Mbp,Rd = 0,25 ∑ℓeff,1 tbp 2 fy,bp / g M0<br />

Q Abstützkraft<br />

n = emin, jedoch n ≤ 1,25 · m<br />

Anzahl der Schraubenreihen<br />

(mit 2 Schrauben je Reihe)<br />

nb<br />

Ft,Rd Bemessungswert der Zugtragfähigkeit<br />

der Schraube, siehe Tabelle 5.7<br />

∑Ft,Rd Summe aller Ft,Rd der Schrauben <strong>im</strong><br />

T-Stummel<br />

∑ℓeff,1 Wert von ∑ℓeff für Modus 1<br />

∑ℓeff,2 Wert von ∑ℓeff für Modus 2<br />

emin, m und tf sind in Abb. 5.6 dargestellt<br />

fy,bp<br />

tbp<br />

ew<br />

dw<br />

Streckgrenze der Futterplatten<br />

(siehe Abb. 5.7)<br />

Dicke der Futterplatten<br />

= dw/4<br />

Durchmesser der Scheibe oder Eckmaß des<br />

Schraubenkopfes oder der Mutter je nach<br />

Maßgeblichkeit<br />

Anmerkung: Bei Verfahren 2 wird angenommen, dass<br />

die zwischen T-Stummel-Flansch und Schraubenkopf<br />

bzw. Mutter wirkenden Kräfte gleichmäßig verteilt sind<br />

und nicht konzentriert in der Schraubenachse angreifen<br />

(siehe Skizze in Tabelle 5.9). Diese Annahme führt zu<br />

einer höheren Tragfähigkeit für Modus 1.<br />

Werte für die drei möglichen Versagensarten<br />

Modus 1, Modus 2 und Modus 3 anzusetzen.<br />

Treten keine Abstützkräfte auf, ist die Zugtragfähigkeit<br />

FT,Rd eines T-Stummel-Flansches als<br />

der kleinste der Werte für die beiden möglichen<br />

Versagensarten nach Tabelle 5.9 festzulegen.<br />

Tabelle 5.9:<br />

Tragfähigkeit<br />

FT,Rd eines<br />

T-Stummel-<br />

Flansches bei<br />

Zugbean -<br />

spruchung<br />

31


Tabelle 5.10:<br />

Wirksame<br />

Längen für<br />

Stirnplatten<br />

32<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Abb. 5.6: Abmessungen eines äquivalenten<br />

T-Stummel-Flansches<br />

Abschnitt 6.2.4 der DIN EN 1993-1-8 enthält<br />

ergänzende Regelungen für Verstärkungsbleche,<br />

einzelne Schraubenreihen, Schraubengruppen<br />

und Gruppen von Schraubenreihen,<br />

die bei der Ermittlung der Tragfähigkeit zu beachten<br />

sind (siehe Abb. 5.7).<br />

5.13 Stirnbleche mit Biegebeanspruchung<br />

Zur Ermittlung der Tragfähigkeit von T-Stummel-Flanschen<br />

mithilfe von Tabelle 5.9 werden<br />

wirksame Längen ℓeff benötigt. Sie können nach<br />

Abb. 5.7: Stützenflansch mit Verstärkungsblechen<br />

(Futterplatten)<br />

DIN EN 1993-1-8 für ausgesteifte und nicht ausgesteifte<br />

Stützenflansche sowie für Stirnbleche<br />

best<strong>im</strong>mt werden. Als Beispiel ist hier die Ermittlung<br />

wirksamer Längen für Stirnbleche<br />

in Tabelle 5.10 dargestellt. Der Beiwert a in<br />

Abb. 5.8 wird benötigt, wenn aufgrund zusätzlicher<br />

Aussteifungen (<strong>im</strong> Vergleich zu Abb. 5.6<br />

rechts) die Schraubenkräfte in zwei Richtungen<br />

übertragen werden können.<br />

Die Durchführung der Berechnungen wird<br />

mit den Berechnungsbeispielen in den Abschnitten<br />

6.5 und 6.6 erläutert.<br />

Lage der Schraubenreihe Schraubenreihe als Teil<br />

Schraubenreihe einzeln betrachtet einer Gruppe von Schraubenreihen<br />

Äußere Schraubenreihe<br />

neben Trägerzugflansch<br />

Kreisförmiges Nicht kreisförmiges Kreisförmiges Nicht kreisförmiges<br />

Muster Muster Muster Muster<br />

ℓeff,cp ℓeff,nc ℓeff,cp ℓeff,nc<br />

Der kleinste Der kleinste Wert von:<br />

Wert von: 4mx + 1,25ex<br />

2pmx e + 2mx + 0,625ex – –<br />

pmx + w 0,5bp<br />

pmx + 2e 0,5w + 2mx + 0,625ex<br />

Innere Schraubenreihe am<br />

2pm<br />

neben Trägerzugflansch<br />

(a siehe Abb. 5.8)<br />

Andere innere<br />

Schraubenreihe<br />

Andere äußere<br />

Schraubenreihe<br />

0,5p + am<br />

pm + p – (2m + 0,625e)<br />

(a siehe Abb. 5.8)<br />

2pm 4m + 1,25e 2p p<br />

2pm 4m + 1,25e pm + p 2m + 0,625e + 0,5p<br />

Modus 1: ℓeff,1 = ℓeff,nc, jedoch ℓeff,1 ≤ ℓeff,cp Σℓeff,1 = Σℓeff,nc, jedoch Σℓeff,1 ≤ Σℓeff,cp<br />

Modus 2: ℓeff,2 = ℓeff,nc Σℓeff,2 = Σℓeff,nc


Abb. 5.8: Beiwert a zur Ermittlung wirksamer Längen für<br />

ausgesteifte Stützenflansche und Stirnplatten<br />

6 Bemessungsbeispiele<br />

nach DIN EN 1993-1-8<br />

6.1 Vorbemerkungen<br />

In den folgenden Abschnitten werden Nachweise<br />

für sechs Berechnungsbeispiele geführt.<br />

Grundsätzlich ist dabei vorab zu klären, in welche<br />

Kategorie der geschraubte Anschluss ein -<br />

zuordnen ist und welche Nachweiskriterien einzuhalten<br />

sind. Hierzu ist Tabelle 1.1 als Grundlage<br />

heranzuziehen.<br />

Für in der Praxis häufig vorkommende standardisierte<br />

Anschlüsse können die Tragfähigkeiten<br />

nach [2] best<strong>im</strong>mt werden.<br />

Zahlreiche weitere Beispiele sowie ergänzende<br />

Erläuterungen zum Tragverhalten geschraubter<br />

<strong>Verbindungen</strong> finden sich in [4].<br />

6.2 Anschluss Flachblech/Knotenblech<br />

Der Anschluss entspricht der Kategorie A<br />

nach Tabelle 1.1 und ist in Abb. 6.1 dargestellt.<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Abb. 6.1: Anschluss einer Zuglasche<br />

Die Zugkraft wird auf alle Schrauben gleichmäßig<br />

verteilt, so dass Fv,Ed = 240 / 4 = 60 kN<br />

beträgt.<br />

Zum Nachweis ausreichender Tragfähigkeit<br />

sind das Abscheren und die Lochleibung zu<br />

untersuchen. Außerdem ist die Tragfähigkeit <strong>im</strong><br />

Nettoquerschnitt zu überprüfen.<br />

Nachweiskriterium Abscheren:<br />

N<br />

M16–8.8 (Gewinde): d = 16 mm; fub = 800 ––––––<br />

mm2 Fv,Rd = av · fub · As / gM2 = 0,6 · 80 · 1,57 / 1,25 = 60,3 kN<br />

(siehe Tabelle 5.3, Gewinde in der Scherfuge)<br />

Fv,Ed 60,0<br />

––––––––= –––––– = 0,995 ≤ 1,0<br />

Fv,Rd 60,3<br />

Nachweiskriterium Lochleibung:<br />

Die Abstände genügen offensichtlich den<br />

Mindestabständen, da die Randabstände größer<br />

als 1,2 d0 und die Lochabstände größer als 2,2 d0<br />

sind.<br />

Beiwerte k1 und ab nach Tabelle 5.4 (für alle<br />

Schrauben):<br />

p2<br />

6,0<br />

1,4 · –––– – 1,7 = 1,4 · ––––––– – 1,7 = 2,97<br />

d0<br />

1,8<br />

e2<br />

3,0<br />

2,8 · –––– – 1,7 = 2,8 · ––––––– – 1,7 = 2,97 kl = 2,5<br />

d0<br />

1,8<br />

2,5<br />

p1 1 6,0 1<br />

––––––– – ––– = ––––––––––– – ––– = 0,86<br />

3 · d0 4 3 · 1,8 4<br />

e1<br />

–––––––<br />

3 · d0<br />

3,0<br />

= –––––––––––<br />

3 · 1,8<br />

= 0,55<br />

ab = 0,55<br />

fub<br />

–––<br />

fu<br />

80<br />

= –––––<br />

36<br />

1,0<br />

= 2,2<br />

33


34<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Bemessungswert der Tragfähigkeit:<br />

Fb,Rd = kl · ab · d · t · fu / gM2 = 2,5 · 0,55 · 1,6 · 1,2 · 36 / 1,25<br />

= 76,0 kN<br />

Nachweis:<br />

Fb,Ed 60<br />

–––––––– = –––––– = 0,789 < 1,0<br />

Fb,Rd 76,0<br />

Tragfähigkeit <strong>im</strong> Nettoquerschnitt:<br />

Anet = (12 – 2 · 1,8) · 1,2 = 10,08 cm2 0,9 · 10,08 · 36<br />

Nu,Rd = –––––––––––––––––––––– = 261 kN<br />

1,25<br />

NEd = 240 kN < Nu,Rd<br />

6.3 Einseitig an ein Knotenblech<br />

angeschlossener Winkel<br />

Für den in Abb. 6.2 abgebildeten Anschluss<br />

eines zugbeanspruchten Winkels an ein Knotenblech<br />

sind die Tragfähigkeitsnachweise zu<br />

führen. Auch in diesem Fall kann der Anschluss<br />

in die Kategorie A (Tabelle 1.1) eingeordnet<br />

werden.<br />

Gemäß DIN EN 1993-1-8 ist neben den Nachweisen<br />

gegen Abscheren und Lochleibung auch<br />

die Tragfähigkeit des Profils zu untersuchen.<br />

Wenn der Nachweis nach Abschnitt 5.10 für<br />

einen effektiven Nettoquerschnitt erfolgt, kann<br />

der Winkel als zentrisch belastet angesehen<br />

werden.<br />

Abb. 6.2: Anschluss eines auf Zug beanspruchten Winkels<br />

an ein Knotenblech<br />

Nachweiskriterium Abscheren:<br />

N<br />

M20–5.6 (Schaft): d = 20 mm; fub = 500 ––––––<br />

mm2 50<br />

Fv,Rd = 0,6 · 3,14 · ––––– = 75,4 kN<br />

1,25<br />

Nachweis mit Fv,Ed = 110 / 2 = 55 kN:<br />

Fv,Ed 55<br />

–––––––– = –––––– = 0,730 < 1,0<br />

Fv,Rd 75,4<br />

Nachweiskriterium Lochleibung:<br />

Die Mindestrand- und Lochabstände sind eingehalten<br />

(siehe Tabelle 5.5).<br />

Beiwerte k1 und ab:<br />

e2<br />

3,6<br />

2,8 · –––– – 1,7 = 2,8 · ––––––– – 1,7 = 2,88<br />

d0<br />

2,2<br />

kl = 2,5<br />

2,5<br />

p1 1 7,0 1<br />

––––––– – ––– = ––––––––––– –––– = 0,81<br />

3 · d0 4 3 · 2,2 4<br />

e1 5,0<br />

––––––– = ––––––––––– = 0,76<br />

3 · d0 3 · 2,2<br />

ab = 0,76<br />

fub<br />

–––<br />

fu<br />

50<br />

= –––––<br />

49<br />

1,0<br />

= 1,02<br />

49<br />

Fb,Rd = 2,5 · 0,76 · 0,8 · 2,0 · ––––––<br />

1,25<br />

= 119,2 kN<br />

Nachweis:<br />

Fb,Ed 55<br />

–––––––– = ––––––– = 0,461 < 1,0<br />

Fb,Rd 119,2<br />

Nachweiskriterium Zugstab:<br />

Die Tragfähigkeit des mit zwei Schrauben angeschlossenen<br />

Winkels darf wie folgt best<strong>im</strong>mt<br />

werden:<br />

3,18 – 2,5<br />

b = 0,4 + 0,3 ·––––––––––––– (mit p1/d = 70/22 = 3,18)<br />

5,0 – 2,5<br />

= 0,48<br />

Anet = 13,89 – 0,8 · 2,2 = 12,13 cm 2<br />

0,48 · 12,13 · 49<br />

Nu,Rd = –––––––––––––––––––––––– = 228,2 kN<br />

1,25<br />

NEd = 110 kN < Nu,Rd


6.4 Gelenkiger Trägeranschluss mit Winkel<br />

In Abb. 6.3 ist ein gelenkiger Nebenträgeranschluss<br />

an einen Hauptträger dargestellt. Die<br />

verwendeten Anschlusswinkel sind mit zuge -<br />

hörigen Maßen in Abb. 6.4 abgebildet. Die zu<br />

übertragende Querkraft beträgt Vz,Ed = 80 kN<br />

und wirkt in der Stegachse des Hauptträgers.<br />

Für den dargestellten Anschluss sind zwei<br />

<strong>Verbindungen</strong> nachzuweisen: die <strong>Verbindungen</strong><br />

Träger – Winkel und Winkel – Querträger. Sie<br />

werden getrennt voneinander untersucht. Der<br />

Gelenkpunkt liegt <strong>im</strong> Steg des Hauptträgers.<br />

Abb. 6.3: Anschluss eines Nebenträgers an einen Hauptträger<br />

mit Winkeln<br />

Verbindung Nebenträger – Winkel:<br />

Schnittgrößen <strong>im</strong> Schwerpunkt des Winkelanschlusses:<br />

Vz,Ed = 80 kN<br />

My,Ed = 80 · (5,5 + 1,4 / 2) = 496 kNcm<br />

Schraubenkräfte in x- und z-Richtung sowie<br />

Resultierende:<br />

Vz,Ed,i = 80 / 2 = 40 kN<br />

Vx,Ed,i = 496 / 11 = 45,1 kN<br />

−−−−−−−−−−−−<br />

VR,Ed,i = √402 + 45,12 = 60,3 kN<br />

Nachweis Abscheren:<br />

Fv,Rd,i = 2 · 96,5 = 193 kN (siehe Tabelle 5.3,<br />

Schaft in den Scherfugen,<br />

2 Scherfugen)<br />

Fv,Ed,i 60,3<br />

–––––––––– = –––––– = 0,312 < 1,0<br />

Fv,Rd,i 193<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Abb. 6.4: Detail Anschlusswinkel (S 235) mit Abmessungen<br />

Nachweiskriterium Lochleibung<br />

Nebenträger:<br />

Der Nachweis bezüglich Lochleibung kann<br />

für jede Richtung separat geführt werden. Der<br />

Spalt zwischen Nebenträger und Hauptträger<br />

beträgt planmäßig 5 mm.<br />

Horizontale Richtung:<br />

el = 55 – 5 = 50 mm → el /d0 = 2,78 Mit<br />

e2 = 46 mm → e2 /d0 = 2,56 Tab. 5.4<br />

p2 = 110 mm → p2 /d0 = 6,11 kl · ab =2,3<br />

Fb,Rd = 2,3 · 0,71 · 1,6 · 36 / 1,25 = 75,2 kN<br />

Fb,Ed 45,1<br />

–––––––– = –––––– = 0,600<br />

Fb,Rd 75,2<br />

Vertikale Richtung:<br />

el = 46 mm<br />

p1= 110 mm<br />

Mit Tab. 5,4<br />

e2 = 55 – 5 = 50 mm kl · ab =2,1<br />

Fb,Rd = 2,1 · 0,71 · 1,6 · 36 / 1,25 = 68,7 kN<br />

Fb,Ed 40<br />

–––––––– = –––––– = 0,582<br />

Fb,Rd 68,7<br />

Nachweiskriterium Lochleibung Winkel:<br />

Horizontale Richtung:<br />

el = 35 mm → el /d0 = 1,94 Mit<br />

e2 = 45 mm → e2 /d0 = 2,50 Tab. 5.4<br />

p2 = 110 mm → p2 /d0 = 6,11 kl · ab =1,6<br />

Fb,Rd = 1,6 · 0,9 · 1,6 · 36 / 1,25 = 66,4 kN<br />

Fb,Ed 45,1 / 2<br />

–––––––– = ––––––––– – = 0,340 < 1,0<br />

Fb,Rd 66,4<br />

Vertikale Richtung:<br />

analog zur horizontalen Richtung, o.w.N.<br />

35


Abb. 6.5:<br />

Biegesteifer Stoß<br />

eines HEB 260<br />

36<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Verbindung Winkel – Hauptträger:<br />

Schnittgrößen <strong>im</strong> Schwerpunkt des Schraubenbildes:<br />

Vz,Ed = 80 / 2 = 40 kN<br />

Mx,Ed = 40 · (5,5 + 0,71 / 2) = 234,2 kNcm<br />

Da die Schraubenkräfte hinsichtlich des<br />

Abscherens in etwa identisch oder kleiner sind,<br />

ist der Nachweis offensichtlich erfüllt. Ähnlich<br />

verhält es sich mit dem Nachweis bezüglich<br />

Lochleibung, der <strong>im</strong> vorliegenden Fall nicht<br />

maßgebend wird. Neben den Nachweisen für<br />

die geschraubte Verbindung ist auch die Querschnittstragfähigkeit<br />

des Winkels und des ausgeklinkten<br />

Trägers zu untersuchen.<br />

6.5 Biegesteifer Stoß mit Laschen<br />

Im Folgenden wird der biegesteife Laschenstoß<br />

gemäß Abb. 6.5 betrachtet. Neben der<br />

Zugkraft NEd = 250 kN sind das Biegemoment<br />

My,Ed = 160 kNm und die Querkraft Vz,Ed = 180 kN<br />

zu übertragen. Der Anschluss entspricht der Kategorie<br />

A nach Tabelle 1.1.<br />

Teilschnittgrößen:<br />

Zunächst werden die Beanspruchungen der<br />

Gurte und des Steges ermittelt. Die Normalkraft<br />

und das Biegemoment werden den Gurten zugeteilt.<br />

Die Querkraft wird dem Steg zugewiesen.<br />

Dabei ist das Versatzmoment von der Stoßmitte<br />

bis zum Schwerpunkt des Schraubenbildes<br />

zu berücksichtigen.<br />

Flansch oben:<br />

250 16000<br />

NOG = –––––– – –––––––––––––––– = – 535 kN<br />

2 (26 – 1,75)<br />

Flansch unten:<br />

250 16000<br />

NUG = –––––– + –––––––––––––––– = 785 kN<br />

2 (26 – 1,75)<br />

Steg:<br />

Vz = 180 kN<br />

My,versatz = 180 · (10 + 7) / 2 = 1530 kNcm<br />

Verbindung Untergurt – Lasche:<br />

Für die Bemessung der Flanschverbindungen<br />

ist die Laschenverbindung des unteren Flansches<br />

maßgebend.<br />

Nachweiskriterium Abscheren:<br />

Fv,Ed 785 / 6<br />

––––––––= ––––––––– = 0,60 < 1,0<br />

Fv,Rd 217<br />

Nachweiskriterium Lochleibung:<br />

el /d0 = 50 / 26 = 1,92<br />

e2 /d0 = 60 / 26 = 2,30 Nach Tab. 5.4<br />

p1 /d0 = 70 / 26 = 2,69 kl · ab =1,60<br />

p2 /d0 = 140 / 26 = 5,38<br />

Maßgebend ist der Trägerflansch<br />

mit tf = 17,5 mm.<br />

Fb,Ed<br />

785 / 6<br />

––––––––= ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– = 0,676 < 1,0<br />

Fb,Rd 1,6 · 1,75 · 2,4 · 36 / 1,25<br />

Tragfähigkeit des unteren Flansches:<br />

0,9·(26–2·2,6)·1,75·36<br />

NUG,Rd = –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– = 944 kN<br />

1,25<br />

NUG,Ed = 785 kN < Nu,Rd<br />

Verbindung Steg – Lasche:<br />

Die max<strong>im</strong>alen Schraubenkraftkomponenten<br />

in x- und z-Richtung betragen (Tabelle 4.1:<br />

a = 0,5; b = 1):<br />

1530 0,5<br />

Fx,Ed = ––––––– · ––––––––––––––––––––––––– = 54,2 kN<br />

8 1 + 1 · (7,0 / 8,0) 2<br />

180 7,0<br />

Fz,Ed = –––––– + 54,2 · –––– = 92,4 kN<br />

4 8,0<br />

Nachweiskriterium Abscheren für die zweischnittige<br />

Verbindung (m = 2):<br />

−−−−−−−−−−−−−−<br />

Fv,Ed √54,22 + 92,42 107,1<br />

–––––––– = ––––––––––––––––––––– = ––––––– = 0,247 < 1,0<br />

Fv,Rd 217 · 2 434<br />

Nachweiskriterium Lochleibung:<br />

Vertikale Komponente:<br />

el /d0 = 45 / 26 = 1,73<br />

e2 /d0 = 50 / 26 = 1,93 Nach Tab. 5.4<br />

p1 /d0 = 80 / 26 = 3,08 kl · ab =1,19<br />

p2 /d0 = 70 / 26 = 2,69


Laschen:<br />

Fb,Ed<br />

92,4<br />

––––––––= –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– = 0,702 < 1,0<br />

Fb,Rd 1,19·0,8·2·2,4·36/1,25<br />

Steg:<br />

e1/d0 > 3,0; e2 /d0 = 45/26 = 1,73<br />

→ k1 · ab = 1,6<br />

Fb,Ed 92,4<br />

––––––––= –––––––––––––––––––––––––––––––––––––– = 0,836 < 1,0<br />

Fb,Rd 1,6 · 1,0 · 2,4 · 36 / 1,25<br />

Horizontale Komponente:<br />

Bei analoger Vorgehensweise erhält man:<br />

Fb,Ed /Fb,Rd = 54,2 / (1,44 · 1,0 · 2,4 · 36 / 1,25)<br />

= 0,55<br />

6.6 Anschluss eines Zugstabes mit Stirnplatte<br />

Ein vertikaler Zugstab soll an einen horizontal<br />

liegenden Träger mithilfe einer Stirnplattenverbindung<br />

angeschlossen werden, siehe<br />

Abb. 6.6. Die Verbindung soll aus Gründen der<br />

Gebrauchstauglichkeit planmäßig vorgespannt<br />

werden. Sie entspricht der Kategorie E nach<br />

Tabelle 1.1.<br />

Abb. 6.6: Anschluss eines Zugstabes mit Stirnplatte<br />

Für die Nachweisführung wird der Anschluss<br />

in zwei T-Stummel-Anschlüsse mit jeweils vier<br />

Schrauben aufgeteilt, siehe Abb. 6.7. Die Zugkraft<br />

wird zu gleichen Teilen auf die Gurte aufgeteilt<br />

und der günstige Einfluss des Steges wird<br />

vernachlässigt.<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

Abb. 6.7: T-Stummel des Anschlusses von einem<br />

Zugstabflansch<br />

Mpl,Rd = 0,25 · leff · tp 2 · fy / g M0<br />

= 0,25 · 17 · 2 2 · 23,5 / 1,0 = 400 kNcm<br />

Ft,Rd = 176,4 kN<br />

Tragfähigkeit des T-Stummels nach Tabelle 5.9<br />

(vereinfacht, ohne den Steg des IPE 300):<br />

Lb = 2,0 + 2,6 + 2 · 0,4 + 1,6 / 2 + 1,3 / 2 = 6,85 cm<br />

8,8 · 3,173 ·2,45·2<br />

Lb * = –––––––––––––––––––––––––––– = 10,1 cm<br />

17,0 · 2,03 Wegen Lb < Lb * können Abstützkräfte auftreten.<br />

4 · 400<br />

FT,1,Rd = ––––––––––<br />

3,17<br />

= 505,0 kN<br />

2 · 400 + 3,0 · 4 · 176,4<br />

FT,2,Rd = ––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

3,17 + 3,0<br />

= 473,0 kN (maßgebend)<br />

FT,3,Rd = 4 · 176,4 = 705,6 kN<br />

Nachweis des T-Stummels:<br />

NEd 400<br />

–––––––– = ––––– = 0,846 < 1,0<br />

FT,Rd 473<br />

6.7 Biegesteifer Stoß mit Stirnplatten<br />

Der in Abb. 6.8 dargestellte Stoß (Katego -<br />

rien A und E nach Tabelle 1.1) eines IPE 400 mit<br />

überstehenden Stirnplatten ist für die folgenden<br />

Einwirkungen nachzuweisen:<br />

My,Ed = 185 kNm<br />

Vz,Ed = 100 kN<br />

Wie bei dem vorherigen Beispiel wird das<br />

T-Stummel-Modell verwendet und es wird der<br />

günstige Einfluss des Steges vernachlässigt. Den<br />

37


38<br />

Merkblatt <strong>322</strong><br />

Abb. 6.8: Biegesteifer Stoß eines IPE 400 mit Stirnplatten<br />

beiden oberen Schrauben wird die Übertragung<br />

der Querkraft zugewiesen, die daher der<br />

Kategorie A nach Tabelle 1.1 zuzuordnen sind.<br />

Die Schrauben am Untergurt werden gemäß<br />

Abschnitt 4.6 durch Zugkräfte beansprucht und<br />

zusätzlich vorgespannt (Kategorie E).<br />

Die Zugnormalkraft <strong>im</strong> unteren Flansch beträgt:<br />

NEd = 18500 / (40–1,35) = 478,6 kN<br />

Für die Berechnung der Tragfähigkeit des<br />

T-Stummels werden folgende Werte benötigt:<br />

n = e = 3,0 cm<br />

leff = b = 18 cm<br />

m = (9,5 – 1,35) / 2 – 0,8 · 0,9 · √ − 2 = 3,06 cm<br />

Ft,Rd = 176,4 kN<br />

Mpl,Rd = 0,25 · 2 2 · 18 · 23,5 / 1,0 = 423 kNcm<br />

Bemessungswert der Tragfähigkeit unter<br />

der Annahme, dass sich Abstützkräfte ausbilden<br />

können:<br />

4 · 423<br />

FT,1,Rd = ––––––––––<br />

3,06<br />

= 553 kN<br />

2 · 423 + 3,0 · 4 · 176,4<br />

FT,2,Rd = ––––––––––––––––––––––––––––––––––<br />

3,06 + 3,0<br />

= 489 kN (maßgebend)<br />

FT,3,Rd = 4 · 176,4 = 705,6 kN<br />

Nachweis des T-Stummels:<br />

NEd 478,6<br />

––––––––= –––––––– = 0,979 < 1,0<br />

FT,Rd 489<br />

Die Querkraft wird den beiden Schrauben<br />

<strong>im</strong> Bereich des oberen Trägerflansches zugewiesen.<br />

Nachweiskriterium Abscheren:<br />

Fv,Ed = 100 / 2 = 50 kN < 150,7 kN = Fv,Rd<br />

(siehe Tabelle 5.3, Schaft in der Scherfuge)<br />

Nachweiskriterium Lochleibung:<br />

Mit e2 /d0 = 45 / 22 = 2,05 ergibt sich ab · k1 =<br />

2,5, so dass Fb,Rd für 1 cm Blechdicke aus<br />

Tabelle 5.6 abgelesen werden kann.<br />

Fv,Ed = 50 kN < 114 · 2,0 = 228 kN = Fb,Rd<br />

7 Normen<br />

DIN EN 1090-2<br />

Ausführung von Stahltragwerken und Aluminiumtragwerken<br />

– Teil 2: Technische Regeln für<br />

die Ausführung von Stahltragwerken (2011-10)<br />

DIN EN 1993-1-1<br />

Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von<br />

<strong>Stahlbau</strong>ten – Teil 1-1: Allgemeine Bemessungsregeln<br />

und Regeln für den Hochbau (2010-12)<br />

mit NA (2010-12)<br />

DIN EN 1993-1-8<br />

Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von<br />

<strong>Stahlbau</strong>ten – Teil 1-8: Bemessung von Anschlüssen<br />

(2010-12) mit NA (12-2010)<br />

DIN EN 14399<br />

Hochfeste planmäßig vorspannbare Schraubenverbindungen<br />

für den Metallbau<br />

– Teil 1: Allgemeine Anforderungen (2006-06)<br />

– Teil 2: Prüfung der Eignung zum Vorspannen<br />

(2006-06)<br />

– Teil 3: System HR – Garnituren aus Sechskantschrauben<br />

und -muttern (2006-06)<br />

– Teil 4: System HV – Garnituren aus Sechskantschrauben<br />

und -muttern (2006-06)<br />

– Teil 5: Flache Scheiben (2006-06)<br />

– Teil 6: Flache Scheiben mit Fase (2006-06)<br />

– Teil 7: System HR – Garnituren aus Senkschrauben<br />

und Muttern (2008-03)<br />

– Teil 8: System HV – Garnituren aus Sechskant-<br />

Passschrauben und Muttern (2008-03)<br />

– Teil 9: System HR oder HV – Direkte Kraft -<br />

anzeiger für Garnituren aus Schrauben und<br />

Muttern (2009-07)<br />

– Teil 10: System HRC – Garnituren aus Schrauben<br />

und Muttern mit kalibrierter Vorspannung<br />

(2009-07)


DIN EN 15048-1<br />

Garnituren für nicht planmäßig vorgespannte<br />

Schraubenverbindungen für den Metallbau –<br />

Teil 1: Allgemeine Anforderungen (2007-07)<br />

DIN EN 20898-2<br />

Mechanische Eigenschaften von Verbindungselementen<br />

– Teil 2: Muttern mit festgelegten<br />

Prüfkräften; Regelgewinde (1994-02)<br />

DIN EN ISO 286-2<br />

Geometrische Produktspezifikation (GPS) – ISO-<br />

Toleranzsystem für Längenmaße – Teil 2: Tabellen<br />

der Grundtoleranzgrade und Grenzabmaße<br />

für Bohrungen und Wellen (2010-11)<br />

DIN EN ISO 898-1<br />

Mechanische Eigenschaften von Verbindungselementen<br />

aus Kohlenstoffstahl und legiertem<br />

Stahl – Teil 1: Schrauben mit festgelegten Festigkeitsklassen<br />

– Regelgewinde und Feingewinde<br />

(2009-08)<br />

DIN EN ISO 4014<br />

Sechskantschrauben mit Schaft – Produktklassen<br />

A und B (2011-06)<br />

DIN EN ISO 4016<br />

Sechskantschrauben mit Schaft – Produktklasse<br />

C (2011-06)<br />

DIN EN ISO 4017<br />

Sechskantschrauben mit Gewinde bis Kopf – Produktklassen<br />

A und B (2011-07)<br />

DIN EN ISO 4018<br />

Sechskantschrauben mit Gewinde bis Kopf – Produktklasse<br />

C (2011-07)<br />

DIN EN ISO 4032<br />

Sechskantmuttern, Typ 1 – Produktklassen A und<br />

B (2012-05)<br />

DIN EN ISO 4033<br />

Sechskantmuttern, Typ 2 – Produktklassen A und<br />

B (2012-05)<br />

DIN EN ISO 4034<br />

Sechskantmuttern – Produktklasse C (2012-06)<br />

DIN EN ISO 7089<br />

Flache Scheiben – Normale Reihe, Produktklasse<br />

A (2000-11)<br />

DIN EN ISO 7090<br />

Flache Scheiben mit Fase – Normale Reihe, Produktklasse<br />

A (2000-11)<br />

<strong>Geschraubte</strong> <strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong><br />

DIN EN ISO 7091<br />

Flache Scheiben – Normale Reihe, Produktklasse<br />

C (2000-11)<br />

DIN ISO 724<br />

Metrische ISO-Gewinde allgemeiner Anwendung<br />

– Grundmaße (ISO 724:1993 + Cor. 1:2009)<br />

(2010-01)<br />

DIN ISO 965-1<br />

Metrisches ISO-Gewinde allgemeiner Anwendung<br />

– Toleranzen – Teil 1: Prinzipien und<br />

Grundlagen (1999-11)<br />

DIN ISO 1891<br />

Mechanische Verbindungselemente – Benennungen<br />

(2009-09)<br />

8 Literatur<br />

[1] Oberegge, O., Hockelmann, H.-P.:<br />

Bemessungshilfen für profilorientiertes Konstruieren.<br />

<strong>Stahlbau</strong>-Verlagsgesellschaft mbH, 3. Auflage,<br />

Köln 1997<br />

[2] Typisierte Anschlüsse <strong>im</strong> Stahlhochbau.<br />

<strong>Stahlbau</strong>-Verlagsgesellschaft, 2. Auflage, Düsseldorf<br />

2002<br />

[3] Schmidt, H., Stranghöner, N.:<br />

Ausführung geschraubter <strong>Verbindungen</strong> nach<br />

DIN EN 1090-2. <strong>Stahlbau</strong>-Kalender 2011, Verlag<br />

Ernst & Sohn, Berlin 2011<br />

[4] Kindmann, R., Stracke, M.:<br />

<strong>Verbindungen</strong> <strong>im</strong> Stahl- und Verbundbau. Verlag<br />

Ernst & Sohn, 2. Auflage, Berlin 2009<br />

[5] Kindmann, R., Kraus, M., Niebuhr, H. J.:<br />

<strong>Stahlbau</strong> kompakt. Verlag Stahleisen, 2. Auflage,<br />

Düsseldorf 2008<br />

[6] Schneider, S., Ungermann, D.:<br />

<strong>Geschraubte</strong> Anschlüsse und <strong>Verbindungen</strong> nach<br />

DIN EN 1993-1-8. <strong>Stahlbau</strong> 89, Verlag Ernst &<br />

Sohn, Berlin 2010<br />

[7] Weynand, K., Stark, S.:<br />

Anwendungen von Schrauben <strong>im</strong> <strong>Stahlbau</strong>. Merkblatt<br />

<strong>322</strong>, Stahl-Informations-Zentrum, Düsseldorf<br />

2001<br />

39


Stahl-Informations-Zentrum<br />

<strong>im</strong> Stahl-Zentrum<br />

Postfach 10 48 42 · 40039 Düsseldorf<br />

Sohnstraße 65 · 40237 Düsseldorf<br />

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