22.02.2013 Aufrufe

Prof. Dr. Hermann Bausinger Kulturwissenschaftler im Gespräch mit ...

Prof. Dr. Hermann Bausinger Kulturwissenschaftler im Gespräch mit ...

Prof. Dr. Hermann Bausinger Kulturwissenschaftler im Gespräch mit ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gelegentlich noch Vorlesungen: z. B. <strong>mit</strong> Kindern und, in diesem Fall, über<br />

den Witz. Wir haben ja soeben schon kurz von der Schwierigkeit<br />

gesprochen, die Kinder be<strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> Ironie haben. Wie kommen denn<br />

Witze bei Kindern an?<br />

<strong>Bausinger</strong>: Sie kommen sehr gut an. Natürlich nicht alle Witze. Sie dürfen nicht zu<br />

raffiniert sein, sie dürfen also nicht drei Mal um die Ecke gehen. Und sie<br />

müssen nach Möglichkeit auch kindliche Erfahrungswelten berühren. Es<br />

gibt eine best<strong>im</strong>mte sehr banale Erfahrungswelt der Kinder, die die Kinder<br />

sofort zum Lachen bringt. Wenn ich z. B. einen Witz so anfange: "Da flog<br />

ein Mann in einem Flugzeug und in diesem Flugzeug gab es keine<br />

Toilette..." – dann gibt es bereits einen großen Jubel bei den Kindern, weil<br />

sie genau wissen, dass jetzt etwas "Unanständiges" kommt, etwas, das sie<br />

zu Hause bei Tisch so ohne Weiteres nicht erzählen dürfen. Diese<br />

Geschichte geht dann so weiter, dass er, nachdem dieser Mann sein<br />

Geschäft durch eine Luke <strong>im</strong> Boden des Flugzeugs erledigt hat, durch diese<br />

Luke hinterher ruft: "Kopf weg!" Die Leute unten auf dem Boden verstehen<br />

aber "Kotelett!" und sperren das Maul auf. Für Kinder ist das ein<br />

wunderbarer Witz. Das hängt natürlich da<strong>mit</strong> zusammen, dass da ein Tabu<br />

berührt wird, das für die Kinder alleine schon aufgrund ihres Lebensalters<br />

nicht so weit zurückliegt: Dieses Sauberkeitstraining, dem sie sich<br />

unterwerfen mussten, wird in diesem Witz quasi noch einmal<br />

zurückgenommen. Es gibt natürlich eine ganze Reihe solcher Witze.<br />

Kastan: Wie gehen die Kinder aber da<strong>mit</strong> um, wenn sie später an der Universität<br />

merken – wenn sie das Abitur geschafft haben und selbst zu studieren<br />

beginnen – , dass dort eigentlich überhaupt nicht mehr über Witze geredet<br />

wird?<br />

<strong>Bausinger</strong>: In unserem Fach wird ja weiterhin über Witze geredet. Da besteht dann<br />

höchstens die Gefahr, dass Tausende von Kindern eines Tages unser Fach<br />

als Studienfach wählen.<br />

Kastan: Sind Kinder eigentlich die besseren Zuhörer?<br />

<strong>Bausinger</strong>: Nein, das würde ich so nicht sagen. Diese Kinder-Uni hat ja ihren Ausgang<br />

von Tübingen genommen und ist heute eigentlich bereits <strong>im</strong> ganzen<br />

Bundesgebiet verbreitet. Sie ist erfunden worden von zwei Journalisten: Sie<br />

haben sich an die Universität gewandt, der Rektor der Universität war sofort<br />

einverstanden und sie haben dann eine Reihe von <strong>Prof</strong>essoren angeheuert,<br />

die entsprechende Vorlesungen gehalten haben. Da ging es aber nicht nur<br />

um Witze, sondern da ging es um viele, viele Warum-Fragen: Warum<br />

speien Vulkane Feuer? Warum gibt es Arme und Reiche? Warum müssen<br />

Menschen sterben usw.? Man kann sagen, dass wirklich ein großer Teil<br />

des Spektrums der universitären Lehre in diesen Kindervorlesungen <strong>mit</strong> drin<br />

gewesen ist, die natürlich möglichst einfach gestaltet werden mussten.<br />

Kastan: Und Sie haben Antworten auf die Warum-Fragen der Kinder gegeben. Ich<br />

kann Ihnen nur sagen, dass Sie auch viele Antworten auf meine Fragen<br />

gegeben haben. Dafür bedanke ich mich sehr, sehr herzlich. Das war das<br />

Alpha-Forum <strong>mit</strong> <strong>Prof</strong>essor <strong>Hermann</strong> <strong>Bausinger</strong>, der als<br />

<strong>Kulturwissenschaftler</strong> nicht nur Witzeexperte ist.<br />

© Bayerischer Rundfunk

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!