kk 1322_bearb.p65 - Kulturportal West Ost
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Glas und Stahl, ganz konkret bis abstrakt<br />
Zu sehen an der Glasfachschule und im Glasmuseum Rheinbach<br />
Im Städtchen Rheinbach am Rande der Eifel<br />
bei Bonn dreht sich seit den ersten Nachkriegsjahren<br />
bekanntlich alles um den Werkstoff<br />
Glas. Die nordböhmischen Glasveredler<br />
brachten aus ihrer Heimat ihr Wissen<br />
rund um die Glasherstellung und Bearbeitung<br />
mit, sie regten zum Anlegen einer<br />
Sammlung an. Heute sind edle Gläser aus<br />
verschiedenen Zeit- und Kulturepochen im<br />
Glasmuseum am Himmeroder Wall zu sehen.<br />
Neben der Dauerausstellung werden<br />
regelmäßig thematische Sonderschauen<br />
eingerichtet. Derzeit stehen römische Glasfunde<br />
und Studioglas-Objekte im Fokus.<br />
Für interessante Kunstausstellungen mit<br />
und ohne Glas eignet sich auch der Glaspavillon<br />
Hans Schmitz Haus an der Glasfachschule.<br />
Derzeit nutzt der 1941 in Temeswar<br />
im Banat (Rumänien) geborene<br />
und in München sowie Budapest lebende<br />
Bildhauer Ingo Glass den Pavillon als Schauplatz<br />
für seine aktuelle Wanderausstellung<br />
„Offene Räume“.<br />
Professor Eugen Gomringer, Leiter des Instituts<br />
für Konstruktive Kunst und Konkrete<br />
Poesie (IKKP), bringt es auf den Begriff der<br />
„Raumbogenspannweite als Markenzeichen“.<br />
Glass habe „Eisen und Stahl zu einem<br />
eleganten Hochstreben und einer kühnen<br />
Leichtigkeit verholfen. Offenheit hat bei<br />
Glass Vorrang vor Geschlossenheit.“<br />
Das gut durchdachte Beleuchtungskonzept<br />
des Glaspavillons sorgt für Atmosphäre. Bei<br />
der Besichtigung ist festzustellen, daß trotz<br />
der strengen Geometrie und des begrenzten<br />
Farbenvokabulars Glass’ Kunst besonders<br />
facettenreich wirkt. Die Skulpturen sind<br />
eine Auseinandersetzung mit den Flächen<br />
und dem Raum, mit den Flächen im Raum<br />
und schließlich mit dem Raum selbst.<br />
Der Stil von Ingo Glass ist als bis zur Ablehnung<br />
gehende Interpretation bereits etablierter<br />
Kunstrichtungen – konstruktiv konkrete<br />
Kunst und Bauhaus – zu verstehen. Der klassischen<br />
Bauhaus-Theorie entnimmt er die<br />
Farbenzuordnung für die Grundformen und<br />
weicht dennoch davon ab. Bei Glass ist nämlich<br />
der Kreis rot, das Quadrat blau und das<br />
Dreieck gelb. Als Mitglied der Neuen Gruppe<br />
bezeichnet er sich eher als geometrischkonkreter<br />
Künstler.<br />
Die Plastiken von Ingo Glass sind im Rheinbacher<br />
Glaspavillon bis zum 5. August<br />
zu besichtigen. Danach werden die Arbeiten<br />
im Schloßgarten des Grafen Velekey-<br />
Modroczky, Sarszentmihaly/Ungarn, und in<br />
der Galleria il Tesoro, Altendorf/Schweiz,<br />
ausgestellt.<br />
Unter dem Motto „Luxus auf dem Lande. Römisches<br />
Glas aus Flerzheim“ ist eine Auswahl<br />
von Gräberbeigaben in einer Kabinett-<br />
Schön vor Zerbrechlichkeit: römische<br />
Grabbeigabe<br />
Bilder, auch Titel und S. 7 und 13: der Autor<br />
KK<strong>1322</strong> vom 25. Juli 2012<br />
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