kk 1322_bearb.p65 - Kulturportal West Ost
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ist es nach Aussage Dzingels möglich, das<br />
im Minderheitengesetz Nr. 273 aus dem Jahr<br />
2001 festgeschriebene „Recht auf Bildung<br />
in der Minderheitensprache“ umzusetzen,<br />
denn allein in Prag gebe es Schulklassen, in<br />
denen die geforderten mindestens neun Eltern<br />
den Antrag auf deutschsprachigen Unterricht<br />
stellten. Insbesondere das von der<br />
Minderheit getragene Thomas-Mann-Gymnasium<br />
erfreue sich mittlerweile eines sehr<br />
guten Rufes und wachse stetig.<br />
Bernard Buckenmeyer aus dem nach Straßburg<br />
eingemeindeten Oberhausbergen widmete<br />
sich einem sprachenpolitisch noch erheblich<br />
problematischeren Landstrich: dem<br />
Elsaß. „Ohne politische Autonomie geht die<br />
elsässische Kultur endgültig kaputt“, warnte<br />
der studierte Soziologe und „frustrierte<br />
Autonomist“. Heute lebten in den beiden<br />
elsässischen Departements ungefähr<br />
200000 Innerfranzosen (offizielle Zahlen<br />
existierten nicht) sowie etwa ebenso viele<br />
Zuwanderer vor allem aus Nordafrika und<br />
der Türkei; von den restlichen 1,4 Millionen<br />
Einwohnern würden rund die Hälfte die<br />
angestammte alemannische bzw. rheinfränkische<br />
Mundart kennen. Der häufig genannte<br />
zehnprozentige Anteil noch dialekt-<br />
Das Einfache, das<br />
schwer zu machen<br />
ist – und um so<br />
schöner anzusehen:Grundformen<br />
und<br />
Grundfarben von<br />
Ingo Glass<br />
Bild: siehe<br />
Seite 29<br />
sprechender Kinder sei „eher zu hoch gegriffen“,<br />
fest stehe jedoch, daß gegenwärtig<br />
mehr Schüler Englisch als Deutsch lernten.<br />
Immerhin rangiere dieses nur knapp hinter<br />
dem Englischen und – im eklatanten Unterschied<br />
zum übrigen französischen Staatsgebiet<br />
– weit vor Spanisch und anderen<br />
Fremdsprachen. Die Tatsache, daß es im<br />
Regionalfernsehen täglich acht Minuten<br />
Mundartprogramm gebe sowie an Samstagen<br />
eine halbe Stunde (jeweils mit französischen<br />
Untertiteln), erscheine als bloße Kosmetik.<br />
Bedeutsamer sind die vor einigen<br />
Jahren auf freiwilliger Basis eingeführten<br />
zweisprachigen Klassen an den staatlichen<br />
Mittelschulen sowie die seit 1990 entstandenen<br />
bilingualen privaten ABCM-Schulen.<br />
Während sowohl Buckenmeyer als auch<br />
Dzingel eher pessimistisch Stimmendes<br />
vermittelten, war der dritte Vortrag von gänzlich<br />
anderer Natur. Dr. Yvo Peeters vom Europäischen<br />
Bildungsinstitut in Brüssel präsentierte<br />
auf erfrischend kämpferische Weise<br />
die kulturpolitischen Ziele der flämischen<br />
Bewegung. Schon sein Titel „Vom Sprachenkampf<br />
über Bundesstaat zum Staatenbund<br />
oder ‚Gibt es Belgien 2030 noch?‘“ signalisierte<br />
den Zuhörern, wie sehr die Entwick-<br />
KK<strong>1322</strong> vom 25. Juli 2012<br />
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