kk 1322_bearb.p65 - Kulturportal West Ost
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Sachliches Schmerzensbuch<br />
Die Stadtgemeinschaft Königsberg beteiligt sich aktiv am Gedenken für<br />
die jüdischen Landsleute, die den Nazis zum Opfer gefallen sind<br />
Königsberg hatte eine mehr als vierhundertjährige<br />
Tradition des friedlichen Zusammenlebens<br />
von jüdischen und nichtjüdischen<br />
Bürgern, insbesondere nach dem Preußischen<br />
Emanzipationsedikt vom 11. März<br />
1812 vor zweihundert Jahren. Der jüdische<br />
Anteil an der Königsberger Bevölkerung<br />
war nie groß, er erreichte gerade drei bis<br />
vier Prozent, aber bedeutende Bürgerinnen<br />
und Bürger der Stadt sind diesem Anteil<br />
zuzurechnen. Beispiele sind die Schriftstellerin<br />
Fanny Lewald (1811–1889) und der<br />
Parlamentarier und Parlamentspräsident<br />
Eduard von Simson (1810–1899) im 19., die<br />
Philosophin Hannah Arendt (1906–1975)<br />
und der Gelehrte und Pädagoge Paul Stettiner<br />
(1862–1941) im 20. Jahrhundert. Der<br />
nationalsozialistische Ungeist, die irrsinnige<br />
Rassenideologie, der wütende Rassenhaß<br />
und die daraus folgende gewaltsame<br />
Verfolgungs- und Vernichtungspolitik bis<br />
zum Holocaust bereiteten diesem erfolgrei-<br />
Einst monumentale<br />
Selbstverständlichkeit,<br />
heute ein<br />
Dokument des Unverständlichen<br />
und<br />
Unvorstellbaren:<br />
historische Postkarte<br />
Bilder aus dem<br />
vorgestellten Buch<br />
chen und fruchtbaren Zusammenleben ein<br />
grausames und definitives Ende; in den<br />
furchtbaren Untergang wurde schließlich<br />
das deutsche Volk selbst mit hineingerissen.<br />
Als 1938 die große Synagoge von 1896 in<br />
der Lindenstraße in Königsberg brannte,<br />
ahnte noch niemand, daß nur sechs Jahre<br />
später nicht nur der gegenüberliegende<br />
Dom auf dem Kneiphof, sondern die ganze<br />
Innenstadt nach den britischen Bombenangriffen<br />
im August 1944 brennen würden. Und<br />
als am Johannistag, dem 24. Juni 1942 –<br />
vor 70 Jahren – die erste große Deportation<br />
jüdischer Bürger vom Königsberger<br />
Nordbahnhof nach Minsk zur Vernichtung<br />
durch die SS erfolgte, ahnte niemand, daß<br />
nur drei Jahre später die ersten Transporte<br />
von deutschen Zwangsarbeitern aus Königsberg<br />
in die sowjetischen Lager Sibiriens<br />
abgehen würden.<br />
Natürlich gab es zahlreiche Augenzeugen<br />
KK<strong>1322</strong> vom 25. Juli 2012<br />
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