«Die Post» - Personalzeitung - Die Schweizerische Post
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«Ein Streik wäre<br />
theoretisch möglich»<br />
Der Streik bei SBB Cargo hat über Wochen hinweg die Öffentlichkeit<br />
bewegt. Personalchef Yves-André Jeandupeux nimmt Stellung<br />
zur Frage, ob ein Streik bei der <strong>Post</strong> auch möglich wäre und äussert<br />
sich zum Kernwert «unternehmerisch».<br />
Interview: Michael Wiget / Bild: Michael Flückiger<br />
Herr Jeandupeux, wäre ein<br />
Streik wie bei den SBB auch bei<br />
der <strong>Post</strong> möglich?<br />
Theoretisch schon. Praktisch<br />
haben wir im Gesamtarbeitsvertrag<br />
<strong>Post</strong> (GAV) allerdings Rechte<br />
und Pflichten für unsere Sozialpartnerschaft<br />
definiert. So haben<br />
sich die Gewerkschaften an die<br />
Friedenspflicht zu halten. Auf der<br />
anderen Seite stehen ihnen verschiedene<br />
Rechte zu – zum Beispiel<br />
das Recht auf Information,<br />
Mitsprache oder Verhandlungen.<br />
Falls Uneinigkeiten bestehen bleiben,<br />
ist im GAV ein Schlichtungsweg<br />
beschrieben. Grundsätzlich<br />
beruht eine faire und konstruktive<br />
Sozialpartnerschaft auf einem<br />
gegenseitigen Geben und Nehmen.<br />
Anders funktioniert es<br />
nicht.<br />
Aktuell stehen die Gewerkschaften<br />
der Auslagerung des<br />
Bereichs Service House sehr kritisch<br />
gegenüber. Wie sieht hier<br />
das Geben und Nehmen aus?<br />
Das zeigt sich, wenn wir mit<br />
unseren Sozialpartnern an einem<br />
Tisch sitzen und verhandeln. Im<br />
Übrigen gehört es zu den Aufgaben<br />
einer Gewerkschaft, bei solchen<br />
Vorhaben kritisch zu sein.<br />
Aber die Strategie der <strong>Post</strong> ist auch kein<br />
Geheimnis. Im Hinblick auf die Marktöffnung<br />
müssen wir uns auf das Kerngeschäft der <strong>Post</strong><br />
fokussieren, um konkurrenzfähig zu bleiben.<br />
Das verstehe ich auch unter «unternehmerisch»,<br />
einem unserer Kernwerte neben «partnerschaftlich»<br />
und «glaubwürdig». Denn Service<br />
House würde sich im GAV für ausgegliederte<br />
Bereiche – kurz: GAV KG – durchaus gute<br />
Zukunftschancen bieten. Dadurch könnte der<br />
Bereich zum Beispiel Drittaufträge akquirieren<br />
und sein Arbeitsvolumen steigern. Eine solche<br />
Entwicklung bietet zudem zusätzliche Perspektiven<br />
für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Yves-André Jeandupeux: «Eine faire und konstruktive Sozialpartnerschaft<br />
beruht auf einem gegenseitigen Geben und Nehmen.»<br />
Sie argumentieren mit dem Kernwert «unternehmerisch».<br />
Ist die soziale Verantwortung<br />
nicht gleich zu gewichten?<br />
Je erfolgreicher wir sind, desto stärker können<br />
wir unsere soziale Verantwortung wahrnehmen.<br />
Oder anders gesagt: <strong>Die</strong> aktuelle<br />
finanzielle Lage erlaubt es, heute Projekte<br />
anzupacken, die den langfristigen Erfolg<br />
sichern und zugleich die sozialverantwortliche<br />
Komponente stark berücksichtigen. Dazu<br />
gehört auch der Erhalt von Arbeitsplätzen auf<br />
lange Sicht. Wenn ein Unternehmen unter<br />
wirtschaftlichem Druck gerät, dann ist es dafür<br />
meist zu spät.<br />
Aktuell 9<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> Nr. 4/2008<br />
Augenblick ...<br />
Das Prinzip Hoffnung<br />
Hoppla! Da kam der Kunde an die falsche<br />
Adresse! Zu Kontonummern gebe es keinerlei<br />
Auskünfte mehr, bellte eine resolute<br />
Stimme aus dem Callcenter, die zudem das<br />
Wort Datenschutz wiederholt betonte. Der<br />
Vergleich des Kontoverzeichnisses mit dem<br />
öffentlichen Telefonbuch wurde ebenso<br />
abgeschmettert wie sein Argument, er<br />
möchte nur jemandem einen Betrag einzahlen<br />
(...). Und er dachte zurück an die<br />
gute alte Zeit, als es noch keine Hotlines,<br />
Callcenter und Customer Relations Managers<br />
gab. Aber es gab eine nette Dame am<br />
Schalter, die mit einem Griff eine gesuchte<br />
Kontonummer nachschlagen und sofort<br />
freundlich Auskunft geben konnte.<br />
(Tages Anzeiger, 26.03.08<br />
FC Nationalrat doppelte nach<br />
Der FC Nationalrat unter Captain Toni Bortoluzzi<br />
führt seine Siegesserie fort: Nach<br />
der Auswahl der <strong>Post</strong> fertigte die Parlamentarier-Elf<br />
auch die Kicker der «NZZ am<br />
Sonntag» mit 3:0 ab. FDP-Nationalrat Christian<br />
Wasserfallen hatte inzwischen begriffen,<br />
wie das Spiel läuft. Gegen die <strong>Post</strong><br />
hatte er noch ein Eigentor erzielt, gegen<br />
das Sonntagsblatt traf er zweimal am richtigen<br />
Ort. (SonntagsZeitung, 23.03.08)<br />
Pöstler füllt die Kinokassen<br />
Eine simple Komödie bricht in Frankreich<br />
sämtliche Zuschauerrekorde: Ein <strong>Post</strong>halter<br />
in der Provence simuliert eine Behinderung,<br />
um endlich an die Côte d’Azur versetzt zu<br />
werden. Dafür wird er hart bestraft: Er wird<br />
in den nördlichsten Zipfel Frankreichs, in ein<br />
Kaff namens Bergues versetzt. In die Gegend<br />
von Calais, deren Bewohner ihrer Aussprache<br />
wegen Ch’tis genannt werden und als<br />
ungehobelte Trunkenbolde gelten. Der Film<br />
«Bienvenue chez les Ch’tis» lebt von alltäglicher<br />
Situationskomik, behandelt Probleme,<br />
die jeder kennt. Filmemacher Dany Boon sei<br />
es gelungen, eine universelle Botschaft in<br />
die kleine überschaubare Welt einer lokalen<br />
Geschichte zu verpacken, erklärt ein Kritiker<br />
den Erfolg des Films. <strong>Die</strong> linke «Libération»<br />
sieht gar eine politische Dimension: «Nach<br />
der demonstrativen Zelebrierung von Reichtum<br />
und Glitzerwelt durch Staatschef Sarkozy<br />
stürzen sich die Franzosen auf die<br />
wohltuende Darstellung von bescheidenen<br />
Leuten und ihrem unscheinbaren Alltag, mit<br />
dem sie sich identifizieren können.» Auch<br />
für Bergues hat es sich gelohnt: Das<br />
unscheinbare Dorf wurde durch den Kinofilm<br />
zur Touristenattraktion Frankreichs. Der<br />
Film läuft zurzeit in der Romandie. (sg)