Konzepte für Rostock - Stadtgespräche Rostock
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eine ständige sichere Einnahmequelle darstellen und nun möglichst<br />
günstig eingekauft, man kann auch sagen verscherbelt<br />
werden sollen. Energieversorgungsunternehmen, Wasser, Abwasser,<br />
Müllentsorgung, Schulen, Parkhäuser, Krankenhäuser<br />
bis hin zu Gefängnissen stehen auf der Wunschliste. Auch am<br />
Privatisierungsvorgang selbst lässt sich hervorragend verdienen:<br />
Rechtsanwälte, Gutachter, Wirtschaftsprüfer, Beratungsunternehmen<br />
und ehemalige oder noch tätige Politiker, die<br />
nicht selten dann im Aufsichtsrat der von ihnen privatisierten<br />
Unternehmen landen.<br />
So ist es nicht verwunderlich, dass sich im illustren Bereich der<br />
Privatisierung Politiker aller Bundestagsparteien, außer<br />
LINKSPARTEI, einträchtig zusammenfinden. So ist zum Beispiel<br />
Rainer Brüderle, FDP, neuer Wirtschaftsminister, <strong>für</strong> den<br />
ehemaligen SPD-Minister Rudolf Scharping in dessen RSBK<br />
GmbH tätig, Friedrich Merz <strong>für</strong> den Hedgefonds TCI, Wolfgang<br />
Clement <strong>für</strong> die Citigroup, Dussmann und diverse weitere,<br />
Kanzleramtsminister a. D. Bury und Jürgen Schrempp <strong>für</strong><br />
Lehman Brothers und viele mehr.<br />
Politische Leistung heute, Entgelt später. Dabei dreht sich die<br />
Tür immer schneller. So erhielt Ex- Kanzler Kohl erst Jahre später<br />
von Kirch 600.000 Mark jährlich <strong>für</strong> mehrere Jahre als Berater<br />
<strong>für</strong> die Wegbereitung des privaten Fernsehens. Bei den<br />
Herren Riester, Clement, Schröder, Joschka Fischer und Rürup<br />
ging es wesentlich schneller. Clement landete beispielsweise bei<br />
einer Zeitarbeitsfirma, nachdem er jahrelang die Dumpinglöhne<br />
vorbereitet hatte, Rürup verkauft jetzt als Vertreter mit Professorentitel<br />
bei AWD die Rente, die er selbst erfunden hat.<br />
Beispiele endlos.<br />
So erfolgt auch immer wieder mit schöner Regelmäßigkeit die<br />
Forderung nach einem Verkauf von WIRO-Wohnungen. Und<br />
das selbst bei einem stagnierenden bzw. sinkenden Preisniveau,<br />
woran auch die Schönrederei von Maklern nichts ändert: Die<br />
Statistiken sprechen <strong>für</strong> sich! Der durch Wohnungsverkäufe<br />
kurzfristig erzielte Liquiditätsgewinn kommt die Kommunen<br />
teuer zu stehen, denn die dann erfolgten Mieterhöhungen müssen<br />
von der Solidargemeinschaft aller Steuerzahler aufgefangen<br />
werden.<br />
Grundgedanke eines kommunalen Wohnungsbestandes war,<br />
der Bevölkerung preisgünstigen Wohnraum anzubieten und<br />
marktregulierend auf die Mietpreisgestaltung wirken zu können.<br />
Dass einige kommunale Wohnungsunternehmen zwischenzeitlich<br />
als Preistreiber wirken, zeigt allerdings, wie weit<br />
wir auch hier von diesem Grundgedanken entfernt sind und<br />
dass auch die Tätigkeit der Aufsichtsratsmitglieder nicht wirklich<br />
funktioniert.<br />
Wir stehen am Anfang einer gigantischen Verramschung gemeinnütziger<br />
Wohneinheiten an internationale Fonds und dubiose<br />
Kapitalanlagegesellschaften. Annington, Cerberus,<br />
Blackstone, Fortress und Lone Star kaufen massenweise deutsche<br />
Wohnungspakete. Wenn ausländische Investoren Mietwohnungen<br />
aufkaufen, haben sie Renditeerwartungen im zwei-<br />
stelligen Bereich (Ackermann mit seinen 25% lässt grüßen).<br />
Diese Erwartungen sind in der Immobilienwirtschaft normal<br />
nicht realisierbar. Es gibt nur zwei Optionen: Senkung der<br />
Ausgaben, also Verzicht auf Modernisierung und Instandsetzung<br />
oder Erhöhung des Cashflows, also Mieterhöhungen. Da<br />
nach dem Auslaufen der Kurzarbeiterbezüge viele Mieter ihre<br />
Wohnungen ohnehin nicht mehr bezahlen werden können, ein<br />
absurder Gedanke, wieder muss dann der Steuerzahler einspringen.<br />
Ein Zurückfahren der Ausgaben <strong>für</strong> Modernisierung<br />
und Instandsetzung zu Gunsten einer entsprechenden Rendite<br />
bedeutet, dass unsere Städte bald wieder so aussehen wie vor<br />
der Wende.<br />
Unser ehemaliger Finanzminister wollte den Finanzplatz<br />
Deutschland durch Produktinnovationen wie REITs stärken.<br />
Dass daraus nur ein Spielkasino wurde, haben zwischenzeitlich<br />
viele leidvoll erfahren müssen. REITs (Real Estate Investment<br />
Trusts) sind börsennotierte Immobiliengesellschaften, die keine<br />
Körperschaftsteuer zahlen, unter der Bedingung, dass sie ihren<br />
Gewinn zu mindestens 90 Prozent an die Aktionäre ausschütten.<br />
Dass die Mieter durch den Renditedruck der Anleger<br />
(Aktionäre) mit steigenden Mieten, Umwandlungen in Eigentumswohnungen<br />
zu rechnen haben, ist durch viele Beispiele im<br />
Ausland belegt.<br />
Zurzeit stehen etwa zehn REITs in den Startlöchern und hoffen,<br />
die bis Ende 2009 geltenden Steuerbegünstigungen <strong>für</strong><br />
Unternehmen, die ihre Gebäude an einen REIT verkaufen, zu<br />
verlängern. Das alte Gesetz (Exit-Tax) sah vor, dass Gewinne<br />
aus dem Verkauf betrieblicher Immobilien nur zur Hälfte besteuert<br />
werden.<br />
Beispiel Südstadtklinikum<br />
Ebenso wird die Forderung nach einem Verkauf des Südstadtklinikums<br />
laut. Unverständlich, denn man kann ohne weiteren<br />
Aufwand die Liste der gescheiterten Privatisierungen im Krankenhausbereich<br />
einsehen. Das geht vom Megaflop der Hamburger<br />
Krankenhäuser (an den Klinikbetreiber Asklepios AG<br />
sind bisher aus dem Stadtsäckel 108,4 Mio. Euro geflossen, im<br />
Gegenzug hat Asklepios bisher lediglich 19,2 Mio. des Kaufpreises<br />
von 318,6 Mio. Euro überwiesen. Der damalige CDU-<br />
Finanzsenator Wolfgang Peiner hatte den Deal mit Asklepios<br />
eingefädelt) bis zum Abhörskandal beim Klinikkonzern Asklepios<br />
(die Vorstandstelefone waren verwanzt).<br />
Bei der Uni-Klinik Gießen-Marburg ging die Privatisierung zu<br />
Lasten der Patienten und des Personals. So wurden Stellen abgebaut<br />
und über 100 sind noch nicht wieder besetzt, Ärzte<br />
kündigten und sind im Ausland tätig, Hausärzte weigern sich,<br />
Patienten dort einzuweisen. Für die Betreiber allerdings ein<br />
Geschäft, bei 21 Milliarden Euro wurde ein Gewinn von 123<br />
Millionen Euro ausgewiesen. Zu Lasten der Patienten.<br />
Der Vorstand und Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG hat beschlossen,<br />
die wegen der sinkenden Steuereinnahmen erwartete<br />
finanzielle Enge der Kommunalen Körperschaften <strong>für</strong> eine Of-