Auf steigt das Gebet, hernieder steigt die Gnade. - Miteinander
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2 Ein Priester mit<br />
außerordentlichen<br />
Fähigkeiten<br />
von Weihbischof<br />
Helmut Krätzl<br />
4 Vergebung – ein<br />
vielfältiges Geschenk<br />
5 Die Verklärung Jesu –<br />
ein Trailer<br />
6 Gut, <strong>das</strong>s es <strong>die</strong><br />
Pfarre gibt!<br />
6 Warum braucht<br />
<strong>die</strong> Gesellschaft<br />
<strong>die</strong> Orden?<br />
Gastkommentar<br />
von Walter Schaupp<br />
8 Netzwerke der<br />
Berufungspastoral<br />
10 Annäherung an Jesus<br />
12 „Ich bin Josef,<br />
euer Bruder“<br />
14 Die Weltkirche und<br />
<strong>die</strong> Herausforderungen<br />
der Welt<br />
16 Centrum Horn<br />
Highlights<br />
17 „Für wen gehst du?“<br />
aus der Erzdiözese<br />
Salzburg<br />
18 Zum Abschied<br />
19 Missionar auf Zeit<br />
20 Ein Spielmann<br />
Gottes<br />
Nr. 3 • 2012<br />
März<br />
Jahrgang 84<br />
WELT UND<br />
GEISTLICHE BERUFUNG<br />
<strong>Auf</strong> <strong>steigt</strong> <strong>das</strong> <strong>Gebet</strong>,<br />
<strong>hernieder</strong> <strong>steigt</strong> <strong>die</strong> <strong>Gnade</strong>.
2<br />
3/2012<br />
L E I T - G E D A N K E N<br />
von Wilhelm Müller<br />
Am Gar<strong>das</strong>ee steht ein Kreuz.<br />
Darauf ist der Satz zu lesen:<br />
„Ascendit oratio, descendit gratia<br />
– <strong>Auf</strong> <strong>steigt</strong> <strong>das</strong> <strong>Gebet</strong>, <strong>hernieder</strong><br />
<strong>steigt</strong> <strong>die</strong> <strong>Gnade</strong>.“<br />
Die Inschrift steht nicht auf einer<br />
flatternden Fahne. Sie ist<br />
nicht in einen Stein gemeißelt. Sie ist nicht auf eine <strong>Gebet</strong>strommel<br />
geschrieben. Sie steht auf einem Kreuz. Sie will damit einiges<br />
ins Gedächtnis rufen. Leben ist Kreuz. Leben läuft nicht immer so,<br />
wie man möchte. Auch <strong>das</strong> <strong>Gebet</strong> wird nicht so erhört, wie es <strong>die</strong><br />
Angst, <strong>die</strong> Sorge, <strong>die</strong> Not wünschen. Was wir <strong>Gnade</strong>, Zuneigung<br />
Gottes, nennen, zeigt sich selten so, wie wir es erhoffen. „Lass <strong>die</strong>sen<br />
Kelch an mir vorübergehen!“ Er ist nicht vorübergegangen.<br />
Er musste bis zum Ende geleert werden.<br />
Ist <strong>das</strong> <strong>Gebet</strong> in <strong>das</strong> Nichts aufgestiegen? Hat es kein Ohr, kein<br />
Herz erreicht? „Warum hast du mich verlassen?“ Wo sind <strong>die</strong> Legionen<br />
Engel, <strong>die</strong> zu Hilfe kommen könnten, sollten? Ist der Satz<br />
vom vielgeliebten Sohn, an dem Gott sein Wohlgefallen hat, nur<br />
Einbildung, Überschätzung?<br />
„<strong>Auf</strong> <strong>steigt</strong> <strong>das</strong> <strong>Gebet</strong>, <strong>hernieder</strong> <strong>steigt</strong> <strong>die</strong> <strong>Gnade</strong>.“ Die <strong>Gnade</strong>, <strong>die</strong><br />
nieder<strong>steigt</strong>, ist nicht <strong>die</strong> <strong>Gnade</strong> der Schmerzfreiheit. Sie ist nicht<br />
<strong>die</strong> <strong>Gnade</strong> der Lebensverlängerung. Sie ist <strong>die</strong> <strong>Gnade</strong> eines neuen<br />
Lebens. Sie ist <strong>die</strong> <strong>Gnade</strong>, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Fülle des Lebens gibt – Erfüllung<br />
unserer besten Wünsche und Absichten, Vollendung aller Fähigkeiten<br />
der Hände, des Herzens, des Verstandes.<br />
Es geschieht durch <strong>das</strong> Kreuz. Es geschieht durch Jesus Christus,<br />
den Gekreuzigten und <strong>Auf</strong>erstandenen.<br />
(† 17. Januar 2012)<br />
A U F D E I N<br />
Ein Priester mit<br />
Am Dienstag, dem 17. Januar 2012,<br />
ist nach schwerem Leiden, aber dennoch<br />
unerwartet schnell, Prälat Wilhelm Müller<br />
gestorben.<br />
Mit Wilhelm Müller<br />
verliert <strong>die</strong> Erzdiözese Wien<br />
einen ihrer profiliertesten Priester<br />
und miteinander seinen langjährigen<br />
Chefredakteur.<br />
Wilhelm Müller wurde am 26. Mai 1937 in<br />
Kleinwolkersdorf in Niederösterreich geboren.<br />
1961 zum Priester geweiht, war er zunächst<br />
sechs Jahre Kaplan in der Pfarre St. Othmar<br />
in Mödling, von 1966 bis 1968 Stu<strong>die</strong>npräfekt<br />
im Wiener Priesterseminar und anschließend<br />
bis 2003 Pfarrer in Mödling-St. Othmar.<br />
Seinen letzten Seelsorgsposten versah er als<br />
Propstpfarrer in Wiener Neustadt, wo er 2010<br />
in den Ruhestand ging.<br />
Eine besondere Begabung<br />
Wilhelm Müller zeichnete vor allem eine besondere<br />
Begabung für <strong>die</strong> Verkündigung aus.<br />
Er war ein hervorragender Prediger und verstand<br />
es auch, mit den Entwicklungen der<br />
Me<strong>die</strong>n Schritt zu halten. Einen speziellen<br />
Namen machte er sich durch <strong>die</strong> Hörfunksendung<br />
„Einfach zum Nachdenken“, jeweils<br />
fünf Minuten vor Mitternacht. Er gehörte zu<br />
den ersten Priestern, <strong>die</strong> in der Fernsehreihe<br />
„Christ in der Zeit“ sprachen. Von 1978 bis<br />
1996 war er Geistlicher Assistent der Fernsehkommission<br />
in Österreich. Er hat damit nicht<br />
nur persönlich in gut verständlicher Weise,<br />
auf hohem theologischen Niveau <strong>die</strong> Zuseherinnen<br />
und Zuseher angesprochen, sondern<br />
auch seinen Einfluss auf <strong>die</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />
in Diözese und ORF wahrgenommen.<br />
Seine Ausdruckskunst konnte er in gleicher<br />
Weise auch zu Papier bringen. Er schrieb viele<br />
Artikel, zuletzt jahrelang als Chefredakteur<br />
<strong>die</strong> jeweilige Redaktionsglosse im miteinander,<br />
dem Organ des Canisiuswerkes. Er entwickelte<br />
dabei einen eigenen Stil, um einen sehr<br />
markanten Satz herum Variationen anzubringen,<br />
<strong>die</strong> den Inhalt völlig deutlich machten.<br />
Herausforderndes Beispiel<br />
Wilhelm Müller war ein herausforderndes Beispiel<br />
für heranwachsende Priester. Dies lernte<br />
und zeigte er schon als Stu<strong>die</strong>npräfekt im<br />
Wiener Priesterseminar. In den 34 Jahren als<br />
Pfarrer in Mödling wurden ihm Dutzende jun-
W O R T H I N W I L L I C H D I E N E T Z E A U S W E R F E N<br />
außerordentlichen Fähigkeiten<br />
ge Priester, meist Neupriester, zur „Einschulung“<br />
anvertraut. Er tat sich mit vielen nicht<br />
leicht, was aber auch umgekehrt immer wieder<br />
betont wurde. Er hat nämlich <strong>das</strong> hohe<br />
Maß an Begabung und den unermüdlichen Arbeitseifer<br />
auch von seinen priesterlichen Mitarbeitern<br />
erwartet. Nur wenige konnten <strong>die</strong>se<br />
Anforderungen erfüllen, <strong>die</strong> er später immer<br />
in besonderer Weise hochschätzte. Dennoch<br />
haben sie alle von ihm gelernt, was feierlich<br />
gestaltete Liturgie für <strong>die</strong> Gesamtseelsorge<br />
bedeutet, wie <strong>das</strong> Wort Gottes heute theologisch<br />
fun<strong>die</strong>rt und doch verständlich gepredigt<br />
werden muss, aber auch, wie <strong>die</strong> Kirche<br />
der Welt gegenüber in Gesellschaft und Politik<br />
ein selbstbewusster, aber respektvoller<br />
Gesprächspartner ist.<br />
Ganz und gar für <strong>die</strong>se Kirche<br />
Wilhelm Müller war ein „homo politicus“.<br />
Politik interessierte ihn auf jeder Ebene: in<br />
der Kirche, in der Weltkirche, aber auch auf<br />
Gemeinde- und Bundesebene. In seinem Haus<br />
trafen sich Me<strong>die</strong>nleute und Politiker aller<br />
Parteien, weil sie in ihm einen herausfordernden<br />
Gesprächspartner fanden. Sein Bekanntenkreis<br />
war so groß, <strong>das</strong>s er tatsächlich<br />
über <strong>die</strong> meisten Vorgänge in Kirche und Politik<br />
jeweils bestens informiert war. Gerade<br />
heute vermissen Politiker einen so offenen<br />
„Salon“, wo man sich – abseits jeglicher öffentlichen<br />
Wahrnehmung – gegenseitig bei der<br />
Meinungsbildung helfen kann. Mir schien immer,<br />
<strong>das</strong>s Wilhelm Müller seinerzeit ein kongenialer<br />
Nachfolger des berühmten Wiener<br />
Dompfarrers, Karl Raphael Dorr, hätte werden<br />
sollen.<br />
Sein Interesse für innerkirchliche Vorgänge<br />
brachte er als langjähriger stellvertretender<br />
Vorsitzender des Priesterrates in sehr poin-<br />
tierten Meditationen am Anfang jeder Sitzung<br />
zum Ausdruck. Er, der selbst so viel Erfahrung<br />
in der Seelsorge hatte, aber auch<br />
wusste, wie <strong>die</strong>se in <strong>die</strong> moderne Welt hineinwirkt,<br />
hat dabei mit Kritik, <strong>die</strong> ihm aus<br />
Sorge um <strong>die</strong> Kirche kam, nicht gespart.<br />
Wilhelm Müller musste zuletzt Jahre seelischen<br />
und körperlichen Leidens ertragen. Als<br />
Propstpfarrer in Wiener Neustadt kam er mit<br />
den neuen Herausforderungen nur mühsam<br />
zurecht. Der Abschied von Mödling war ihm<br />
zu schwer gefallen. Über<strong>die</strong>s fiel in seine Zeit<br />
der Plan zur Übersiedlung des Bildungshau-<br />
Das Canisiuswerk und <strong>die</strong> miteinander-Redaktion<br />
blicken voll Dankbarkeit und mit<br />
Wertschätzung auf Chefredakteur Prälat<br />
Prof. Wilhelm Müller zurück. Seit 2001<br />
prägte er als markante Priesterpersönlichkeit<br />
mit einer außergewöhnlichen journalistischen<br />
Begabung, seinem theologischen<br />
Fachwissen und mit seinem unerschütterlichen<br />
Glauben an <strong>die</strong> Zukunft der Kirche<br />
unsere Zeitschrift.<br />
Seine Sensibilität für Entwicklungen in der<br />
Kirche, sein Gestaltungswille und sein entschiedener<br />
Einsatz für eine allen offen stehende<br />
Kirche, <strong>die</strong> sich mutig den aktuellen<br />
gesellschaftlichen Herausforderungen stellt,<br />
werden uns sehr fehlen.<br />
Franz Schrittwieser<br />
Geschäftsführender Vizepräsident<br />
des Canisiuswerkes<br />
im Namen der MitarbeiterInnen<br />
des Canisiuswerkes und der Redaktion<br />
1<br />
1 Am 23.6.2011 feierte Altpfarrer<br />
Wilhelm Müller in der Mödlinger Othmarkirche<br />
sein Goldenes Priesterjubiläum.<br />
V. l.: Pfr. R. Posch, der Jubilar,<br />
Dr. H. Schmidtmayr und Dr. K. Heine,<br />
evangelischer Pfarrer i. R.<br />
ses St. Bernhard in <strong>die</strong> Propsteiräume. Er<br />
war in <strong>die</strong>sem Prozess ein unangenehmer Gesprächspartner,<br />
der für <strong>die</strong> Wahrung der Interessen<br />
der Propsteipfarre eintrat.<br />
In den vergangenen zwei Jahren litt er an einer<br />
fortschreitenden Krankheit. Für <strong>die</strong>sen<br />
so aktiven Menschen war es fast unerträglich,<br />
in der Pension tatsächlich „ruhig gestellt“<br />
zu sein. Dennoch verlor er den Mut<br />
nicht, und er schuf sich in den vergangenen<br />
Monaten einen entsprechenden Lebensraum<br />
für seinen Ruhestand.<br />
Noch wenige Stunden vor seinem Tod sprach<br />
er mit Prälat Schrittwieser über <strong>die</strong> Situation<br />
der Kirche in Österreich, über Auswirkungen<br />
des Zweiten Vatikanums in unsere Zeit, da<br />
wir gerade 50 Jahre auf dessen Beginn zurückblicken.<br />
Er ist neugierig – im besten Sinn<br />
des Wortes – bis zu seiner letzten Stunde geblieben.<br />
Mit Wilhelm Müller verliert <strong>die</strong> Erzdiözese<br />
Wien einen ihrer profiliertesten Priester. Sein<br />
Andenken müsste uns anregen, sich, ähnlich<br />
wie er, mit allen Fähigkeiten ganz und gar für<br />
<strong>die</strong>se Kirche einzusetzen und schließlich auch<br />
zu verbrauchen. Gott möge ihm alles, war er<br />
getan und erlitten hat, reichlich lohnen.<br />
Helmut Krätzl<br />
Weihbischof<br />
3/2012<br />
2<br />
2 Beim Fest am Kirchenplatz (v. r.):<br />
Altpfarrer Wilhelm Müller, Dr. J. Thomas,<br />
Mag. D. Frass und Bürgermeister H. S. Hintner.<br />
DDr. Helmut Krätzl ist emeritierter Weihbischof der Erzdiözese<br />
Wien.<br />
3
4<br />
3/2012<br />
Sie werden gemäß liturgischer Anleitung<br />
geflüstert und daher kaum gehört: Worte eines<br />
kurzen <strong>Gebet</strong>es, <strong>das</strong> <strong>die</strong> Liturgie der heiligen<br />
Messe dem Diakon oder Priester in den<br />
Mund legt, der vorher den Versammelten <strong>das</strong><br />
Evangelium vernehmlich verkündet hat. Es<br />
ist fast unerhört (im Sinne von unglaublich),<br />
was er da betend leise sagt: „Herr, durch dein<br />
Evangelium nimm hinweg unsere Sünden.“<br />
Im Lateinischen klingt <strong>das</strong> noch kräftiger:<br />
„Per evangélica dicta deleántur nostra delicta“,<br />
was so viel heißt wie: „Durch <strong>das</strong> verkündete<br />
Evangelium zerstöre unsere Vergehen.“<br />
Da wird offenbar dem in der Liturgie<br />
verkündeten und aufmerksam gehörten Wort<br />
der Heiligen Schrift, durch <strong>das</strong> Gott selbst<br />
uns Menschen anspricht, Sünden vergebende<br />
Wirkung zugetraut. Christus vermag durch<br />
<strong>die</strong> Frohe Botschaft, <strong>die</strong> er letztlich selbst<br />
ist, so tief zu berühren, <strong>das</strong>s in uns Verwandlung<br />
zum Guten geschieht.<br />
Viele Möglichkeiten<br />
… und <strong>die</strong> Beichte?<br />
Weiters bezeugt uns <strong>die</strong> Heilige Schrift: „Die<br />
Liebe deckt viele Sünden zu“ (1 Petr 4,8). Es<br />
gehört zu den größten Erfahrungen, wenn<br />
sich <strong>das</strong> vorbehaltlose Annehmen des anderen<br />
zu dem zurückwendet, der selbst <strong>die</strong> Liebe<br />
ist (vgl. 1 Joh 4,8). Das führt zugleich konsequent<br />
zur Abkehr von allem, was sich <strong>die</strong>ser<br />
Liebe widersetzt, von allem Bösen. Tätige<br />
Nächstenliebe ist ein biblisch gewiesener<br />
Weg, auf dem Gott tatsächlich in seiner vergebenden<br />
Kraft erfahren wird. Und stimmt es<br />
nicht, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> heilige Messe, <strong>das</strong> Sakrament<br />
der Eucharistie, „zur Vergebung der Sünden“<br />
gefeiert wird, also durch sie Versöhnung mit<br />
Gott und untereinander geschieht? Ist nicht<br />
<strong>die</strong> Krankensalbung als sakramentale Feier<br />
dazu bestimmt, nicht nur in den Gebrechlichkeiten<br />
des Leibes Heilung zu vermitteln, son-<br />
Ö S T E R L I C H E B U S S Z E I T<br />
Vergebung –<br />
ein vielfältiges Geschenk<br />
dern zugleich auch <strong>die</strong> Vergebung der Sünden<br />
zu erwirken? Wie stehen <strong>die</strong>se Vollzüge<br />
in der Kirche zum Sakrament der Versöhnung,<br />
zur Beichte?<br />
Die Chance<br />
„auf Du und Du“<br />
In der österlichen Bußzeit wird uns auf dem<br />
Weg zum Osterfest <strong>die</strong> Vielfalt, in der Gott uns<br />
entgegenkommt, neu gezeigt. Wir werden daran<br />
erinnert, <strong>das</strong>s zunächst <strong>die</strong> Taufe <strong>das</strong> Sakrament<br />
der Vergebung ist, in dem wir dem<br />
Leben Jesu, des Herrn, teilhaftig und ihm<br />
gleich gestaltet geworden sind: „auf Du und Du“. Nun kommt es aber im menschlichen<br />
Österliche Bußzeit: Die Angebote, <strong>die</strong> vergebende<br />
Kraft Gottes zu erfahren, sind vielfältig. Die<br />
Rückkehr des verlorenen Sohnes, Rembrandt, 1669.<br />
Leben erfahrungsgemäß vor, <strong>das</strong>s schwerwiegende<br />
Störungen <strong>die</strong>ser Teilnahme durch eigene<br />
Schuld eine neue Anknüpfung an <strong>die</strong><br />
Taufe erforderlich machen. Hier hat <strong>das</strong> Sakrament<br />
der Versöhnung als „zweite Umkehr“<br />
(poenitentia secunda), als „zweite Chance“ seinen<br />
primären, unersetzlichen Platz: Die Kirche<br />
übt den ihr übertragenen Versöhnungs<strong>die</strong>nst<br />
des <strong>Auf</strong>erstandenen aus, der ihr dazu<br />
den Heiligen Geist eingehaucht hat; <strong>die</strong> Apostel<br />
sind deshalb am Ostertag „auf Du und<br />
Du“ dem auferweckten Christus gegenübergestanden,<br />
um <strong>die</strong>ses Geschenk als bleibende<br />
Gabe zu empfangen (vgl. Joh 20,21–23).<br />
Das Sakrament der Versöhnung nimmt den<br />
einzelnen Menschen in seiner eigenen, individuellen<br />
Verantwortung ernst und ermöglicht<br />
„auf Du und Du“ Lossprechung im Vollsinn:<br />
im Bekenntnis der eigenen Schuld (sich<br />
lossagen von) und in der Zusage der von Gott<br />
geschenkten Vergebung durch den Priester<br />
(Zuspruch der Erlösung). Dort, wo Vergebung<br />
als vielfältiges Geschenk Gottes erfahren und<br />
geschätzt wird, ist <strong>die</strong> Praxis der Beichte<br />
nicht in Gefahr. Im Gegenteil: Ihre Kostbarkeit<br />
entfaltet im christlichen Leben erst ihre<br />
wahre Bedeutung.<br />
Richard Tatzreiter ■
Wer sich in einem Kino der Großstadt<br />
Wien einen Film anschauen will, steht<br />
vor der schwierigen Entscheidung:<br />
„Welchen Streifen soll ich aus dem<br />
unüberschaubaren Angebot auswählen?“<br />
Neben Kinoführern und Kritiken<br />
von Kennern vertrauen viele vor allem<br />
dem Eindruck, den der dazugehörige<br />
Trailer vermittelt.<br />
Ein Vorgeschmack<br />
Beim Trailer handelt es sich um eine Kurzfassung<br />
von etwa zwei Minuten, <strong>die</strong> den Kinofilm<br />
bewirbt. Es werden dafür mehrere Szenen aus<br />
der vollständigen Fassung herausgegriffen,<br />
<strong>die</strong> zumindest eine Ahnung davon vermitteln<br />
sollen, worum es in <strong>die</strong>sem Film geht. Man<br />
sieht, welche Schauspieler beteiligt sind und<br />
welche Stimmung im Allgemeinen erzeugt<br />
wird: ob es sich um einen Actionfilm handelt<br />
oder doch eher um eine romantische Liebesgeschichte,<br />
ob man herzhaft lachen kann oder<br />
vor Spannung an den Nägeln beißen wird.<br />
Trailer dürfen allerdings eines niemals: alles<br />
vorwegnehmen. Sie sollen ja bloß Lust machen,<br />
den Film einmal in voller Länge anzuschauen.<br />
Daher liefern sie nur einen Vorgeschmack<br />
auf <strong>das</strong> volle Kinoerlebnis.<br />
Hauptdarsteller<br />
Auch in der Fastenzeit wird jedes Jahr an<br />
einem Sonntag im Gottes<strong>die</strong>nst ein Trailer<br />
für den Film Gottes gezeigt. Das Evangelium<br />
von der Verklärung Jesu kann in <strong>die</strong>sem Sinn<br />
als Kurzfassung des Geschehens von Tod und<br />
<strong>Auf</strong>erstehung verstanden werden. Die weiße<br />
Kleidung Jesu nimmt seine Verwandlung vorweg,<br />
<strong>die</strong> ihm durch <strong>die</strong> <strong>Auf</strong>erstehung zuteilwird.<br />
Dass er mit Mose und Elija spricht,<br />
zeigt, mit welchen bisherigen Stars er umgeben<br />
ist. Die Stimme aus dem Off kommentiert<br />
<strong>das</strong> Geschehen und weist darauf hin,<br />
2 . S O N N T A G D E R Ö S T E R L I C H E N B U S S Z E I T<br />
Die Verklärung Jesu –<br />
ein Trailer<br />
Die Verklärung Jesu: eine Kurzfassung des österlichen Geschehens als „Werbung“ für einen persönlichen<br />
Glaubensweg. Ausschnitt aus einem Ikonostasebalken, Katharinenkloster, Sinai, 12. Jh.<br />
<strong>das</strong>s Jesus der Hauptdarsteller der Heilsgeschichte<br />
ist.<br />
Aber nicht ohne ...<br />
Dieser Trailer fasst den unglaublichen Film<br />
zusammen und erzeugt Interesse am Hauptdarsteller<br />
und der Dramatik, der er ausgesetzt<br />
sein wird, bis er zum glorreichen Ende<br />
gelangt. Die Verklärung Jesu vermittelt <strong>die</strong> Jubelstimmung,<br />
<strong>die</strong> am Ende herrschen wird.<br />
Die Dramatik der Erlösung wird dann aber<br />
ebenso wenig ohne <strong>das</strong> letzte Abendmahl und<br />
<strong>die</strong> Fußwaschung wie ohne Verrat, Verleugnung<br />
und ohne Kreuzigung auskommen.<br />
Die Verklärung Jesu ist aber nicht nur wie<br />
ein Trailer des österlichen Geschehens, sondern<br />
auch wie eine Kurzfassung des persönlichen<br />
Glaubens jedes Christen. Mit dem Jubel<br />
der <strong>Auf</strong>erstehung beginnt etwas Neues.<br />
Es ist der Grund, warum wir Gottes<strong>die</strong>nst feiern<br />
und warum der Sonntag frei ist. Der <strong>Auf</strong>-<br />
3/2012<br />
trag, auf <strong>die</strong> Stimme Jesu zu hören, ermutigt<br />
uns, mit dem <strong>Auf</strong>erstandenen Freundschaft<br />
zu schließen. Das Gespräch mit Mose und<br />
Elija ist ein Ausblick auf <strong>die</strong> eigene <strong>Auf</strong>erstehung,<br />
in der wir auch zu den Stars der<br />
Heilsgeschichte gehören könnten.<br />
Langfassung<br />
Ein Trailer dauert nur wenige Minuten. Er<br />
vermittelt <strong>die</strong> Stimmung, <strong>die</strong> zu erwarten ist,<br />
nimmt <strong>das</strong> Entscheidende aber nicht vorweg.<br />
Das Evangelium von der Verklärung Jesu ist<br />
wie ein Trailer, der zwar für den Film des<br />
Glaubens wirbt, <strong>das</strong> Eigentliche aber nicht darstellen<br />
kann. Die Langfassung dauert nämlich<br />
ein Leben lang. Wer ins Kino Gottes geht<br />
und sich <strong>die</strong>sem Film in voller Länge aussetzt,<br />
der wird wie Jesus völlig verwandelt<br />
werden.<br />
Peter Schipka ■<br />
5
6<br />
3/2012<br />
P F A R R G E M E I N D E R A T S W A H L 2 0 1 2<br />
Am 18. März 2012 werden unter dem Motto „Gut,<br />
<strong>das</strong>s es <strong>die</strong> Pfarre gibt!“ in den rund 3.000 katholischen<br />
Pfarren Österreichs <strong>die</strong> Pfarrgemeinderäte<br />
für <strong>die</strong> nächsten fünf Jahre gewählt. Die Suche nach<br />
geeigneten KandidatInnen ist abgeschlossen. Jetzt<br />
liegt es an den Pfarrangehörigen „ihren“ Pfarrgemeinderat<br />
zu wählen.<br />
Rund 45.000 Personen gehören den Pfarrgemeinderäten<br />
an. 30.000 davon sind gewählte Mitglieder.<br />
Demokratisch gewählt, bildet der Pfarrgemeinderat<br />
den „zentralen Kommunikationsknotenpunkt einer<br />
Pfarre“ und<br />
berät aktuelle Herausforderungen und <strong>Auf</strong>gaben<br />
in und außerhalb der Kirche, macht sich<br />
Gedanken über eine gute Zukunft der Pfarrgemeinde<br />
fördert Mitverantwortung und Gemeinschaft<br />
koordiniert <strong>die</strong> verschiedenen Aktivitäten<br />
in der Pfarre<br />
fördert <strong>die</strong> Vielfalt des ehrenamtlichen<br />
Engagements und des christlichen Zeugnisses<br />
und sucht <strong>die</strong> Zusammenarbeit mit anderen<br />
Pfarrgemeinden und Gruppierungen.<br />
Sonntag, 18. März 2012<br />
Pfarrgemeinderatswahl<br />
Auch Kinder haben eine<br />
Stimme!<br />
Wählen dürfen – je nach Diözese – alle<br />
Pfarrangehörigen, <strong>die</strong> <strong>das</strong> 14. beziehungsweise<br />
16. Lebensjahr vollendet<br />
haben. In vielen Diözesen gibt es zudem<br />
ein sogenanntes „Familienwahlrecht“. Da<br />
Kinder eine wichtige Zielgruppe sind, haben<br />
auch sie eine Stimme. Da sie <strong>das</strong> Wahlrecht jedoch<br />
noch nicht selbst ausüben können, übernehmen <strong>die</strong>s<br />
ihre Eltern. Vater und Mutter haben dabei für jedes<br />
Kind je eine halbe Stimme (oder vereinbaren, wer für<br />
<strong>das</strong> Kind wählt), AlleinerzieherInnen pro Kind eine<br />
ganze Stimme.<br />
Die Idee des Pfarrgemeinderats geht auf <strong>das</strong> Zweite<br />
Vatikanische Konzil zurück. In Österreich fanden<br />
<strong>die</strong> ersten Wahlen im Jahr 1969 in der Erzdiözese<br />
Salzburg und der Diözese Graz-Seckau statt. Seit<br />
1987 gibt es für alle österreichischen Diözesen einen<br />
einheitlichen Termin, an dem für jeweils fünf<br />
Jahre der Pfarrgemeinderat gewählt wird.<br />
Die Pfarre geht alle an<br />
Der Pfarrgemeinderat ist zwar <strong>das</strong> zentrale Kommunikationsforum<br />
der Pfarrgemeinde; aber es darf<br />
nicht von ihm erwartet werden, <strong>das</strong>s er in den folgenden<br />
fünf Jahren alle Fragen und Probleme allein<br />
wird lösen können. Für <strong>die</strong> verschiedenen Aktivitäten<br />
braucht es eine möglichst breite Unterstützung<br />
und <strong>die</strong> Mitverantwortung vieler Mitglieder der<br />
Pfarrgemeinde. Nützen Sie <strong>die</strong>se Gelegenheit der<br />
Mitgestaltung und -bestimmung des kirchlichen Lebens<br />
vor Ort! Kurt Schmidl ■<br />
Die Pfarre stellt eine gesellschaftliche Kraft dar, <strong>die</strong> vor allem zur religiösen, aber auch zur sozialen und kulturellen<br />
Gestaltung des persönlichen Lebensraumes maßgeblich beitragen kann. „Die Menschen sind idealistisch“, so Pfarrer<br />
Ernst Wageneder aus Mondsee. Etwa 450 Ehrenamtliche unterstützen ihn und sein Team.<br />
Gut,<br />
<strong>das</strong>s<br />
es dich<br />
gibt!<br />
OOrdensleben in der Kirche war<br />
schon immer beides: Bereitschaft<br />
zu einer radikalen Antwort auf<br />
den Ruf Gottes, gleichzeitig aber<br />
auch Antwort auf <strong>die</strong> Probleme<br />
und Nöte einer bestimmten Zeit.<br />
Gerade heute, wo viel von einer<br />
Krise des Ordenslebens <strong>die</strong> Rede<br />
ist und Ordensgemeinschaften<br />
versuchen, in der Rückbesinnung<br />
auf ihr ursprüngliches Charisma<br />
neue Vitalität zu finden, ist der<br />
lebendige Zeitbezug des Ordenslebens<br />
wichtig. Ordensgemeinschaften<br />
müssen in ganz besonderer<br />
Weise nach den „Zeichen<br />
der Zeit“ fragen. Sie dürfen sich<br />
nicht in sich selbst verschließen,<br />
sondern müssen fähig sein, in<br />
den Bedürfnissen, Wünschen und<br />
Sehnsüchten der heutigen Menschen<br />
sowie in den gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen <strong>die</strong> Absichten<br />
Gottes zu erkennen. Um einige<br />
Facetten <strong>die</strong>ser inneren Entsprechung<br />
zwischen gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen und Ordensleben<br />
soll es im Folgenden gehen.<br />
Gottsuche und<br />
Gemeinschaft<br />
Wir leben in einer naturwissenschaftlich<br />
geprägten Welt, <strong>die</strong> sich<br />
selbst immer mehr ohne Gott<br />
„erklärt“ und auf faszinierende<br />
Weise durch menschliches Können<br />
immer weiter technisch entwickelt.<br />
<strong>Auf</strong> <strong>die</strong>sem Hintergrund<br />
ist für heutige Menschen <strong>die</strong> Gottesfrage<br />
zentral geworden, so-
<strong>das</strong>s <strong>das</strong> Ordensleben vor allem<br />
eine authentische und existentielle<br />
Gottsuche und Gotterfahrenheit<br />
repräsentieren muss. Die gemeinschaftliche<br />
Lebensweise sollte<br />
es möglich machen, Räume zu<br />
schaffen, in denen Gott als jemand<br />
erfahrbar wird, der den Menschen<br />
bejaht und in ihm Lebendigkeit<br />
freisetzt. Dies gilt für kontemplative<br />
wie auch für aktive Formen<br />
des Ordenslebens: Kirchen, Liturgie<br />
und <strong>die</strong> Sorge um Kranke können<br />
in gleicher Weise zu solchen<br />
Orten werden.<br />
Hingabe<br />
als erfülltes Leben<br />
Westliche Gesellschaften sind derzeit<br />
durch eine hochgradige Individualisierung<br />
geprägt, <strong>die</strong> von der<br />
G A S T K O M M E N T A R<br />
Warum braucht <strong>die</strong><br />
Gesellschaft <strong>die</strong> Orden?<br />
Moraltheologe DDr. Walter Schaupp<br />
Kirche oft als bedrohlich wahrgenommen<br />
wird. Positiv liegt in ihr<br />
jedoch <strong>die</strong> Herausforderung, jeden<br />
einzelnen Menschen mit seinen<br />
unverwechselbaren Erfahrungen<br />
und seiner Suche nach einem<br />
geglückten Leben ernst zu<br />
nehmen. Die Biografien der Menschen<br />
werden in ihrer Heterogenität<br />
und in ihrer Verschlungenheit<br />
zu Orten, wo sich Heilsgeschichte<br />
immer wieder neu ereignet.<br />
Dies setzt eine tiefe Achtung<br />
vor jedem Menschen voraus.<br />
Gleichzeitig haben <strong>die</strong> Menschen<br />
der heutigen Zeit ein waches Gespür<br />
dafür, ob ein religiöses Leben<br />
auch wirklich ein menschlich<br />
erfülltes Leben ist. Das Zeugnis<br />
christlichen Lebens liegt in<br />
einer Form der Hingabe, in der<br />
der Mensch sich zugleich selbst<br />
findet. Für <strong>die</strong> Orden erfordert<br />
<strong>die</strong>s ein neues Nachdenken darüber,<br />
was christliche Vollkommenheit<br />
wirklich ausmacht. Nur so<br />
wird sich ein wirksamer Gegenakzent<br />
zu den heute dominierenden<br />
innerweltlichen und körperbezogenen<br />
Perfektionismen setzen<br />
lassen.<br />
Alternative Werte<br />
Die gegenwärtige Gesellschaft ist<br />
durch eine Ökonomisierung gekennzeichnet,<br />
<strong>die</strong> immer mehr<br />
menschliche Lebensbereiche erfasst<br />
und Unruhe auslöst, ohne<br />
<strong>das</strong>s es gelingt, wirksam gegenzusteuern.<br />
In der Logik des Mark-<br />
tes geht es um <strong>die</strong> Produktion<br />
austauschbarer Waren sowie um<br />
Profitmaximierung, wobei <strong>das</strong><br />
jeweils Produzierte in immer rascheren<br />
Zyklen durch Neues ersetzt<br />
wird. Zweifellos müssen<br />
auch Ordensgemeinschaften zunächst<br />
ihre ökonomische Basis<br />
sichern. Ihre <strong>Auf</strong>gabe besteht jedoch<br />
darin, innere Werte sowie<br />
<strong>die</strong> Dimension des Umsonst und<br />
des Geschenkhaften sichtbar zu<br />
machen, <strong>die</strong> zum Menschsein dazugehören.<br />
Menschenwürde in<br />
einer globalen Welt<br />
Die heutige Welt ist schließlich<br />
durch ein weltweites Zusammenrücken<br />
der Menschen und Ereignisse<br />
sowie durch ein wachsendes<br />
globales Bewusstsein gekennzeichnet.<br />
Gleichzeitig erleben wir<br />
ständig neu aufbrechende kulturelle<br />
und religiöse Konflikte, <strong>das</strong><br />
<strong>Auf</strong>richten von Mauern und Tendenzen<br />
der Entsolidarisierung. Vielen<br />
erscheint es angesichts <strong>die</strong>ser<br />
Entwicklungen utopisch, weiter<br />
an weltweite Gerechtigkeit oder<br />
an eine universale menschliche<br />
Würde zu glauben. Ordensgemeinschaften<br />
sind heute oft selbst<br />
multikulturell verankert, und <strong>die</strong><br />
Zentren ihrer Vitalität wandern<br />
von einem Kontinent in einen anderen.<br />
Sie könnten für <strong>die</strong> heutige<br />
Welt ein Beispiel sein, wie man<br />
an der Idee eines gemeinsamen<br />
Menschseins in Würde festhält,<br />
3/2012<br />
ohne gleichzeitig <strong>die</strong> legitime Pluralität<br />
individueller und kultureller<br />
Vielfalt zu unterdrücken; oder<br />
auch dafür, wie man trennende<br />
historische Erfahrungen aufarbeitet.<br />
Religionssoziologen, wie etwa<br />
Friedrich Wilhelm Graf, sprechen<br />
von einer gegenwärtigen Wiederkehr<br />
einer „harten“ Religiosität<br />
mit einem Trend zu aggressiver<br />
Identitätsbildung und dem Willen,<br />
Gräben und Konflikte im Namen<br />
des Religiösen bewusst zu<br />
verschärfen (vgl. Die Wiederkehr<br />
der Götter. Religion in der modernen<br />
Kultur, München 2007).<br />
Gerade christliche Ordensgemeinschaften<br />
sind hier herausgefordert,<br />
eine „starke“ Identität zu leben,<br />
<strong>die</strong> gleichzeitig jedoch radikal<br />
gewaltlos ist und <strong>die</strong> nicht zu<br />
einer Abwertung und Ausgrenzung<br />
des anderen führt, sondern<br />
aus der tiefen Überzeugung heraus<br />
lebt und handelt, in einer<br />
globalisierten Welt in jedem anderen<br />
Menschen einem „Abbild<br />
Gottes“ zu begegnen.<br />
Walter Schaupp ■<br />
DDr. Walter Schaupp ist Universitätsprofessor<br />
für Moraltheologie an der Katholisch-Theologischen<br />
Fakultät der Universität<br />
Graz.<br />
Gastkommentare geben <strong>die</strong> Meinung<br />
der Autoren wieder.<br />
7
8<br />
3/2012<br />
„Wofür Berufungspastoral? Früher<br />
kamen junge Leute ins Kloster<br />
– ohne <strong>die</strong>sen <strong>Auf</strong>wand!“ Ein<br />
solcher Einspruch sagt implizit etwas<br />
Wichtiges: Es kommt heute<br />
keiner mehr von allein! Von allein<br />
sind übrigens auch früher<br />
<strong>die</strong> Kandidaten nicht gekommen.<br />
Nur nannte man <strong>die</strong> Sorge um den<br />
Nachwuchs nicht Berufungspastoral.<br />
Heute müssen wir aber neu <strong>die</strong><br />
Frage stellen: Wie kommen in Zukunft<br />
junge Menschen ins Priesterseminar<br />
oder in unsere Ordensgemeinschaften?<br />
Offensichtlich werden <strong>die</strong> alten<br />
Zufahrtswege nicht mehr befahren:<br />
Fast alle älteren Mitbrüder<br />
meines Klosters Kremsmünster<br />
kamen aus dem Stiftsgymnasium.<br />
Jedes Jahr übersiedelten einige<br />
vom Juvenat der 8. Klasse ins Noviziat<br />
einen Stock tiefer. Über acht<br />
Jahre hinweg hatten sie mit dem<br />
Ort und seinen Menschen eine Beziehung<br />
aufgebaut.<br />
Der Nachwuchs wurde auch in<br />
den Pfarren gepflegt: Mitbrüder ermöglichten<br />
religiös besonders interessierten<br />
Burschen eine Schulausbildung<br />
im Stift – oft verbunden<br />
mit der Hoffnung, sie würden<br />
dort bleiben.<br />
Seit etwa fünfundzwanzig Jahren<br />
kommt kaum noch jemand direkt<br />
aus dem Gymnasium – mehrheitlich<br />
nicht einmal aus unseren<br />
vielen inkorporierten Pfarren. Da<br />
müssen wir doch neue Zufahrtswege<br />
für junge Menschen zum<br />
Kloster entdecken und von uns<br />
her ausbauen!<br />
Deshalb hat Abt Ambros bei seiner<br />
Wahl vor fünf Jahren <strong>die</strong> Berufungspastoral<br />
als einen seiner Arbeitsschwerpunkte<br />
genannt und<br />
angekündigt, einen Mitbruder für<br />
<strong>die</strong>se <strong>Auf</strong>gabe freizustellen. Während<br />
mein Vorgänger neben seiner<br />
Funktion als Novizenmeister<br />
noch eine Pfarre zu betreuen hatte,<br />
wurde mir vor allem <strong>die</strong> Berufungspastoral<br />
aufgetragen. Ei-<br />
O R D E N<br />
Netzwerke der Berufungs<br />
Abt Ambros Ebhart:<br />
„Der Treffpunkt Benedikt will im<br />
benediktinischen Sinn zum Hören auf<br />
<strong>die</strong> Stimme Gottes einladen.“<br />
ne geringe Lehrverpflichtung am<br />
Gymnasium soll mir den Kontakt<br />
besonders zu den Oberstufenschülern<br />
ermöglichen, mir aber genügend<br />
Freiraum für neue Wege<br />
lassen. Denn Berufungspastoral<br />
braucht vor allem viel Zeit und<br />
Kreativität.<br />
Neue Angebote<br />
entwickeln<br />
Mit dem Treffpunkt Benedikt begannen<br />
wir ein monatliches Angebot,<br />
<strong>das</strong> jungen Menschen ermöglicht,<br />
<strong>das</strong> Stift als geistlichen Ort<br />
erleben zu können. Der vierstündige<br />
Ablauf richtet sich bewusst<br />
an 16- bis 35-Jährige aus der größeren<br />
Region, <strong>die</strong> „mehr“ wollen:<br />
eine Vesper, ein Vortrag von einer<br />
Stunde, Anbetung und Aussprachemöglichkeit,<br />
eine heilige Messe,<br />
gemütliches Beisammensein. Abt<br />
Ambros und ich leiten jeden Treffpunkt<br />
gemeinsam. Weitere Mitbrüder<br />
werden eingebunden: als<br />
Vortragende, Prediger und bei der<br />
Aussprache.<br />
Ein ganzes Bündel von Veranstaltungen<br />
rankt sich um <strong>die</strong> monatlichen<br />
Treffen. Weiters muss<br />
der Treffpunkt Benedikt auch geografisch<br />
flexibel sein und verschiedene<br />
Jugendwallfahrten an-<br />
P. Bernhard Eckerstorfer versucht,<br />
Netzwerke über Pfarren, Schulen und<br />
Unis hinweg zu knüpfen.
pastoral<br />
O R D E N<br />
bieten, wie zuletzt nach Madrid<br />
zum Weltjugendtag – mit benediktinischem<br />
Vorprogramm versteht<br />
sich. Tage der Stille am Almsee<br />
und achttägige Einzelexerzitien<br />
im Schweigen fordern und<br />
ermöglichen eine noch intensivere<br />
Auseinandersetzung mit dem<br />
Glauben. Solche Angebote beleben<br />
ihrerseits den Treffpunkt Benedikt.<br />
Geistliches Zentrum<br />
als Netzwerk<br />
Kloster auf Zeit für junge Männer<br />
bieten wir zweimal im Jahr an.<br />
Für heuer wollte ich einen neuen<br />
Titel für <strong>die</strong>ses Angebot finden<br />
und kam auf Rendezvous mit Gott.<br />
Kurz vor Drucklegung der Flyer<br />
liefen Teilnehmer des Treffpunkt<br />
Benedikt Sturm: Mit <strong>die</strong>sem antiquierten<br />
Titel würde ich nur <strong>die</strong><br />
Generation 70 plus ansprechen!<br />
Zeitgemäß wäre vielmehr: Date<br />
mit Gott. Berufungspastoral muss<br />
offenbar mit jungen Menschen gemeinsam<br />
entwickelt werden.<br />
Beim Date mit Gott im Advent<br />
2011 haben sich dann neun Männer<br />
angemeldet – alle aus den<br />
entstandenen Netzwerken. Hätten<br />
wir Flyer nur in Schule und<br />
Pfarren aufgelegt, wäre vermutlich<br />
niemand gekommen.<br />
Es reißen nur junge Menschen<br />
<strong>die</strong> Jungen mit! Für mich stellt<br />
sich nun <strong>die</strong> Frage: Wie können<br />
Schule und Pfarren mit den neuen<br />
Angeboten der Berufungspastoral<br />
vernetzt, oder welche anderen<br />
Wege sollen dafür eröffnet<br />
werden?<br />
TREFFPUNKT ● BENEDIKT<br />
Kräfte für <strong>die</strong> Zukunft<br />
bündeln<br />
Damit <strong>die</strong> oben skizzierten Veranstaltungen<br />
regen Zulauf erfahren,<br />
braucht es vor allem persönliche<br />
Begegnungen, <strong>die</strong> Präsenz<br />
bei Jugendfesten und <strong>Gebet</strong>skreisen,<br />
<strong>die</strong> Bereitschaft zur geistlichen<br />
Begleitung. Oft geht es lediglich<br />
darum, Anlaufstelle für<br />
ein Anliegen zu sein. Die Arbeit<br />
des Beauftragten für <strong>die</strong> Berufungspastoral<br />
ist nicht Schulseelsorge<br />
oder pfarrliche Jugendarbeit:<br />
Er sammelt religiös Suchende,<br />
knüpft Netze über Pfarren,<br />
Schulen und Unis hinweg, damit<br />
junge Leute Kontakt zu seiner Lebenswelt,<br />
zum Beispiel der des<br />
Klosters, haben.<br />
Wichtig ist dabei, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> jungen<br />
Menschen nicht <strong>das</strong> Gefühl<br />
bekommen, für eine Ordensgemeinschaft<br />
rekrutiert zu werden.<br />
Es geht um Anleitungen zu einem<br />
tieferen Glauben! Wenn dabei<br />
jemand Geschmack am Priester-<br />
oder Ordensleben findet, ist<br />
es schön; gelungene Berufungsarbeit<br />
ist aber nicht vordergründig<br />
an Zahlen von Eintritten zu<br />
messen.<br />
P. Bernhard Eckerstorfer OSB ■<br />
Information<br />
www.treffpunktbenedikt.com<br />
P. Dr. Bernhard A. Eckerstorfer ist Novizenmeister<br />
und verantwortlich für <strong>die</strong><br />
Berufungspastoral im Benediktinerstift<br />
Kremsmünster.<br />
Kann man vom Hören Kinder kriegen<br />
M A R I A V E R K Ü N D I G U N G<br />
Das WORT tritt durchs Ohr<br />
trifft mitten ins Herz<br />
und zeugt dort neue Wirklichkeit<br />
aus Fleisch und Blut<br />
Maria ganz Ohr<br />
und Gott ganz WORT<br />
Synergie von menschlichem<br />
und göttlichem Ja<br />
<strong>das</strong> WORT nahm Gesicht an<br />
in seinen großen Kinderaugen<br />
in Ihm spricht Gott sein Ja zur Welt<br />
und hört zugleich der Schöpfung<br />
Amen<br />
Andreas Knapp<br />
Text aus: Andreas Knapp, Tiefer als <strong>das</strong> Meer, Gedichte zum<br />
Glauben, echter, Würzburg 2 2006.<br />
3/2012<br />
Im Bereich des Nordportals der Würzburger<br />
Marienkapelle findet man eine interessante<br />
Darstellung der Verkündigung an Maria.<br />
Vom Mund von Gott Vater weht der Hauch des Geistes –<br />
in Form eines gedrehten Schlauches – zum linken Ohr Marias.<br />
Über <strong>die</strong>se Verbindung eilt Jesus als kleines Kind bäuchlings<br />
zu Maria. Die Darstellung symbolisiert, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> von<br />
Maria aufgenommene Wort Gottes in ihr<br />
Menschengestalt annimmt.<br />
9
10<br />
3/2012<br />
Nach einem <strong>Auf</strong>enthalt am Sinai vor einigen<br />
Jahren mit Wandern und Schweigen in der<br />
Wüste war mir klar, <strong>das</strong>s es keine der üblichen<br />
Pauschal-Gruppenreisen sein konnte,<br />
wie ich mich Israel, der Heimat Jesu, nähern<br />
wollte. Da fiel mein Blick auf eine Ausschreibung:<br />
„Exerzitien am See Gennesaret“.<br />
Die Bibel ist <strong>die</strong> Ur-Kunde unseres Glaubens.<br />
Sie gibt ein faszinierendes Zeugnis von der<br />
Begegnung Gottes mit den Menschen und<br />
ist auch im 21. Jahrhundert Leben spendende<br />
Quelle und Richtschnur. Die Bibelwissenschaft<br />
in all ihren Facetten hat in den vergangenen<br />
Jahrzehnten vieles erschlossen und<br />
(neu) verständlich gemacht. Biblische Texte<br />
in ihrer „Heimat“ zu lesen und zu bedenken,<br />
hat aber eine besondere Qualität. Schon der<br />
Kirchenlehrer Hieronymus, der Vater der „Vulgata“,<br />
sprach im vierten Jahrhundert von der<br />
Landschaft Israels beziehungsweise Palästinas<br />
als dem „Fünften Evangelium“. Hier eingebettet,<br />
bekommen auch vertraute Bibelstellen<br />
eine unmittelbare Zugänglichkeit.<br />
Eremos-Höhle:<br />
„In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf<br />
und ging an einen einsamen Ort, um zu beten.“<br />
E X E R Z I T I E N<br />
Annäherung an Jesus<br />
Reise nach innen<br />
Eine Gruppe von etwa 20 Personen aus Österreich<br />
und Deutschland trifft sich am Flughafen<br />
Schwechat. Einige kenne ich, <strong>die</strong> meisten<br />
sind mir fremd. Alle beseelt ein Wunsch:<br />
Die Heimat Jesu nicht als Tourist zu erkunden,<br />
sondern dort seiner Botschaft tiefer auf<br />
den Grund zu gehen. Das Reiseprogramm ist<br />
kurz: Flug nach Tel Aviv, Busfahrt an den See<br />
Gennesaret, elf Tage im Haus des deutschen<br />
Pilgervereins am See in Tabgha nahe Kafarnaum,<br />
täglich biblische Impulse und viel Zeit<br />
für Stille, unterbrochen nur von zwei kurzen<br />
Ausflügen. Damit ist klar: Die Reise führt eigentlich<br />
nach innen, in <strong>die</strong> biblischen Texte<br />
und ins eigene Glaubensleben.<br />
Das braucht fachkundige Begleitung, <strong>die</strong><br />
mit dem Bibelexperten und langjährigen Israelkenner,<br />
Dr. Wilhelm Bruners, auch zur<br />
Verfügung steht. Die Themen der täglichen biblischen<br />
Impulse kreisen um den „Grenzgänger<br />
Jesus“.<br />
Ende September klettert <strong>das</strong> Thermometer<br />
noch über 30 Grad. Eine morgendliche Körperübung<br />
im taufeuchten Gras am Ufer des<br />
Sees ist <strong>die</strong> zweite Wohltat (nach dem Frühstück).<br />
Später versammeln wir uns bei der in<br />
der Nähe befindlichen Eremos-Höhle. „In aller<br />
Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf<br />
und ging an einen einsamen Ort, um zu beten“<br />
(Mk 1,35). Ja, hier könnte <strong>das</strong> gewesen<br />
sein. Jesus wird dabei kaum in <strong>die</strong> Höhle geschaut<br />
haben, sondern den Blick über <strong>die</strong><br />
Weite des Sees schweifen haben lassen. „Das<br />
wird ihm gefallen haben“, entfährt es einem<br />
Teilnehmer. So <strong>das</strong> Gespräch mit Gott zu suchen,<br />
so zu beten, ist eine beglückende Erfahrung.<br />
Kafarnaum<br />
Der Ort ist ein Touristenmagnet, von Stille<br />
keine Rede. Ein Blick auf <strong>die</strong> Ausgrabungen<br />
ist auch ein Blick zurück in <strong>die</strong> Zeit Jesu. Die<br />
grauen Steinmauern zeigen, wie klein hier alles<br />
war. Ob <strong>das</strong> gezeigte Haus der Schwiegermutter<br />
des Petrus genau <strong>die</strong>ses oder ein anderes<br />
war, ist unerheblich. „Die ganze Stadt<br />
war vor der Haustür versammelt“ (Mk 1,33)<br />
– <strong>die</strong> ganze Stadt? Hier ist Platz für maximal<br />
20 Personen, aber <strong>die</strong> Gerüchte und Erzählungen<br />
werden schon zu allen gedrungen<br />
sein.<br />
Nachmittags ist Zeit für Stille, für <strong>das</strong> Lesen<br />
in der Bibel, um dem Gehörten und Gesehenen<br />
nachspüren. Auch ein Bad im See ist<br />
möglich, was u. a. den Blick für <strong>die</strong> aktuellen<br />
Probleme des Landes öffnet. Der Wasserstand<br />
des Sees ist niedrig, 1,50 Meter unter<br />
dem üblichen Niveau. Die intensive Landwirtschaft<br />
und <strong>die</strong> Trockenheit fordern ihren Tribut.<br />
Wird der See bald einen ähnlich hohen<br />
Salzgehalt aufweisen wie <strong>das</strong> Tote Meer? Der<br />
Kampf ums Wasser hat bereits begonnen.<br />
Besuch in Nazaret<br />
Kein beschaulicher, sondern ein hektischer<br />
Ort mit 120.000 Einwohnern ist <strong>die</strong>se Stadt<br />
zusammen mit ihrer Schwesterstadt Nazaret-Illit<br />
heute. Der Besuch stört eigentlich<br />
unsere Ruhe am See, weitet aber den Horizont.<br />
Das Zentrum bildet <strong>die</strong> Verkündigungs-
Kafarnaum, im Haus der Schwiegermutter des Petrus:<br />
„… er ging zu ihr, fasste sie an der Hand<br />
und richtete sie auf. Da wich <strong>das</strong> Fieber von ihr<br />
und sie sorgte für sie.“<br />
basilika. In byzantinischer Zeit wurde Pilgern<br />
auch eine Höhle mit einer Quelle gezeigt, aus<br />
der Maria nach apokryphen Angaben Wasser<br />
geschöpft haben soll – möglicherweise <strong>die</strong><br />
Quelle unter der orthodoxen Kirche des Erzengels<br />
Gabriel. Sie murmelt noch. Man kann<br />
sich gut vorstellen, <strong>das</strong>s hier <strong>das</strong> im Orient<br />
übliche Ritual der Brautwerbung am Brunnen<br />
zwischen Gott und Maria stattgefunden hat.<br />
Der Name Gabriel bedeutet übersetzt: „Gott<br />
ist mein Mann.“ Eine Parallele tut sich auf:<br />
zur Frau am Jakobsbrunnen, der Jesus später<br />
begegnen wird. Eine Minute Stille ist uns gegönnt,<br />
um der Quelle zu lauschen – ein kurzer,<br />
aber bleibender Eindruck.<br />
Ad fontes<br />
Ein Abstecher zu einem der Quellflüsse des<br />
Jordan führt uns auch ins antike Cäsarea<br />
Philippi, wo Petrus auf <strong>die</strong> Jesusfrage „Ihr<br />
aber, für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15)<br />
„Du bist Petrus und auf <strong>die</strong>sen Felsen werde ich<br />
meine Kirche bauen.“<br />
E X E R Z I T I E N<br />
<strong>das</strong> Messiasbekenntnis ausspricht und dafür<br />
von Jesus zum Felsen, auf dem <strong>die</strong> Kirche<br />
erbaut wird, „geadelt“ wird. Das ist auch ein<br />
anschauliches Beispiel, wie <strong>die</strong> Evangelisten<br />
ihre Texte komponiert haben.<br />
Die Quelle des Banyas, des östlichsten der drei<br />
Quellflüsse des Jordan, nahe den Golanhöhen<br />
Eine große Felswand ragt hier in den Himmel.<br />
Der Fingerzeig entspricht ganz der<br />
Praxis Jesu, den Zuhörern seine Botschaft<br />
mit Bildern und Gleichnissen aus ihrem Alltag<br />
zu vermitteln. Naheliegend ist auch, <strong>das</strong>s<br />
Matthäus <strong>die</strong> Verklärungsszene hier ansetzt<br />
und nicht auf dem Berg Tabor. Denn hinter<br />
Cäsarea Philippi ragt der 2800 Meter hohe<br />
Hermon empor, zur Zeit der Antike ein Symbol<br />
des Sonnengottes. Jesus löst all <strong>die</strong> antiken<br />
Götter ab.<br />
Wir aber bleiben bei der Frage hängen, für<br />
wen wir eigentlich Jesus halten. Was bedeutet<br />
er uns heute? Stoff für Stunden des Nachdenkens.<br />
Man bleibt dabei nicht allein. Den<br />
anderen in der Gruppe geht es ähnlich. In einer<br />
abendlichen Runde tauschen wir unsere<br />
Gedanken aus. Es ergibt sich ein gegenseitiges<br />
Beschenktwerden, ohne <strong>das</strong>s man viele<br />
Worte machen müsste.<br />
3/2012<br />
Biblische Texte in ihrer „Heimat“ zu lesen und zu<br />
bedenken, hat eine besondere Qualität.<br />
<strong>Auf</strong> der Rückfahrt durch den Golan, vorbei an<br />
vermintem Gelände, zeigt sich wieder <strong>die</strong> Tragik<br />
des Landes.<br />
Die Tage verfliegen. Viele kleine, aber bleibende<br />
Eindrücke prägen sich ins Gedächtnis ein.<br />
Abends geht es im Pilgerhaus hektisch zu.<br />
Den Bussen entsteigen Reisegruppen. Auch<br />
sie sind auf der Suche nach Begegnung mit<br />
der Heimat Jesu, aber jeden Tag an einem anderen<br />
Ort, oft hetzend von Sehenswürdigkeit<br />
zu Sehenswürdigkeit. Nach dem Frühstück<br />
reisen sie alle ab. Wir haben <strong>das</strong> gesamte Gelände<br />
wieder für uns und unsere sprichwörtliche<br />
„heilige Ruhe“.<br />
Erstaunlich ist, <strong>das</strong>s es bei den vielen Pilgerfahrten<br />
und -herbergen kaum Angebote solch<br />
geistlicher Tage im Heiligen Land gibt. Und erstaunlich<br />
ist auch, <strong>das</strong>s immer wieder von den<br />
Teilnehmern zu hören ist: „Warum hört man<br />
<strong>die</strong>s oder jenes zur Bibel in keiner Predigt?“<br />
Gibt es hier vielleicht Nachholbedarf?<br />
Kurt Schmidl ■<br />
11
12<br />
3/2012<br />
I<br />
A<br />
D<br />
5 0 J A H R E Z W E I T E S V A T I K A N I S C H E S K O N Z I L<br />
„Ich bin Josef, euer Bruder“<br />
Für viele war der Mann, der sich mit <strong>die</strong>sen<br />
Worten vorstellte, ein Überraschungspapst,<br />
für einige nur ein Übergangspapst – und<br />
letztlich ging er in <strong>die</strong> Geschichte der Kirche<br />
als Konzilspapst ein: Johannes XXIII.<br />
(1958 – 1963).<br />
Indikator für <strong>die</strong> Beliebtheit eines Menschen<br />
in der Öffentlichkeit sind immer <strong>die</strong> Anekdoten,<br />
<strong>die</strong> sich um seine Person ranken. Über<br />
Angelo Roncalli, den späteren Papst Johannes<br />
XXIII., sind viele, ob wahr oder zumindest<br />
gut erfunden, im Umlauf. „Il Papa buono“<br />
nannten ihn <strong>die</strong> Italiener liebevoll – und <strong>das</strong><br />
war er wirklich, der gute Papst. Er war kein<br />
Mann des Protokolls und der Formalitäten,<br />
sondern ein grundgütiger Mensch, der sein<br />
Leben in „Frieden und Gehorsam“ und in<br />
Treue zur Kirche nach dem Willen Gottes ausrichtete.<br />
Der französische Ministerpräsident<br />
Robert Schuman meinte einmal über den damaligen<br />
Nuntius Roncalli: „Er ist der einzige<br />
Mensch in Paris, in dessen Gegenwart man körperlichen<br />
Frieden spürt.“<br />
Als Don Francesco, Pfarrer von Sotto il Mon-<br />
te, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von<br />
Bergamo, am 25. November 1881 <strong>das</strong> dritte<br />
Kind, den ersten Sohn, des Bauern Giovanni<br />
Battista Roncalli und seiner Frau Marianna<br />
auf den Namen Angelo Giuseppe taufte, konnte<br />
er nicht ahnen, <strong>das</strong>s er damit einen künftigen<br />
Papst in <strong>die</strong> Gemeinschaft der Kirche aufnahm.<br />
Der kleine Angelo wuchs in einer tieffrommen<br />
bäuerlichen Großfamilie auf. Seine<br />
einfache Herkunft prägte ihn und machte auch<br />
<strong>das</strong> Besondere seiner Persönlichkeit als Würdenträger<br />
der Kirche aus – einen erdverbundenen<br />
Bezug zum Leben, ein ungezwungenes Zugehen<br />
auf Menschen und eine gewisse Bauernschläue,<br />
welche ihm den richtigen Weg oft besser<br />
wies als alle angewandte „Diplomatie“.<br />
Der talentierte Bub besuchte <strong>das</strong> Gymnasium<br />
in Bergamo und trat schließlich in <strong>das</strong> Priesterseminar<br />
ein. In <strong>die</strong> Seminarzeit fiel der Be-<br />
Au<strong>die</strong>nz: Kardinäle bei Papst Pius XII., noch im<br />
Hintergrund Angelo Kardinal Roncalli<br />
ginn seiner „Geistlichen Tagebücher“, in denen<br />
er seine ganz persönlichen Gedanken –<br />
auch als Papst – niederschrieb. Sie geben einen<br />
tiefen Einblick in <strong>das</strong> Denken und Fühlen<br />
des Menschen Roncalli. Die nächsten Stationen<br />
im Leben des jungen Mannes waren:<br />
Theologiestudium in Rom, Priesterweihe am<br />
10.8.1904, Sekretär des Bischofs von Bergamo,<br />
Giacomo Maria Radini-Tedeschi, von<br />
1905 – 1914, Feldkaplan während des Ersten<br />
Weltkrieges und ab 1919 Spiritual am Priesterseminar<br />
in Bergamo. In Rom war man auf<br />
den tüchtigen jungen Priester bereits aufmerksam<br />
geworden. Im Jahre 1921 erfolgte<br />
seine Ernennung zum „Kaplan Seiner Heiligkeit“<br />
(Monsignore), und Papst Benedikt XV.<br />
übertrug ihm als Nationalpräsidenten <strong>die</strong> Leitung<br />
des Päpstlichen Werkes der Glaubens-<br />
„ Nur für heute werde ich<br />
mit größter Sorgfalt<br />
auf mein <strong>Auf</strong>treten achten. Ich werde<br />
niemanden kritisieren, werde nicht<br />
danach streben, <strong>die</strong> anderen<br />
zu korrigieren oder zu<br />
verbessern.<br />
“<br />
Nur mich selbst.<br />
2. Gebot<br />
„Dekalog der Gelassenheit“ von Johannes XXIII.<br />
verbreitung. Mit einer besonders heiklen Angelegenheit<br />
wurde Monsignore Roncalli im<br />
Jahre 1925 betraut. Der Papst, inzwischen<br />
Pius XI., schickte ihn als Apostolischen Visitator<br />
nach Bulgarien, in ein Land, in dem<br />
nicht nur politisch eine brisante Situation<br />
herrschte, sondern auch unter den Anhängern<br />
der dort vertretenen Glaubensgemeinschaften<br />
– wie der römisch-katholischen Kirche,<br />
der bulgarisch-orthodoxen Kirche und den<br />
Moslems. Es war ein diplomatischer Hochseilakt,<br />
den der aus <strong>die</strong>sem Anlass zum Erzbischof<br />
geweihte (1925) Angelo Roncalli hier<br />
zwischen 1925 und 1934 vollbrachte, der ihm<br />
in Bulgarien große persönliche Achtung einbrachte,<br />
aber von der Kurie in Rom kaum bedankt<br />
wurde.<br />
A<br />
Angelo Roncalli schrieb mit großer Begeisterung<br />
Briefe, für ihn eine „Form gegenseitiger<br />
Tröstung und eine Übung der Nächstenliebe“.<br />
Viele Briefe aus dem bulgarischen „Exil“, wo<br />
er sich schon von Rom vergessen wähnte,<br />
richtete er an seine Familie. Er nimmt darin<br />
trotz der Entfernung intensiv am Familienalltag<br />
teil, gibt Ratschläge, macht sich darin<br />
aber auch über unangenehme Dinge Luft. So<br />
schreibt er 1928 an seine Schwestern Ancilla<br />
und Maria, <strong>das</strong>s er gerne aus Rom weggegangen<br />
sei, denn „… es verdross mich, dort <strong>die</strong><br />
vielen kleinen menschlichen Erbärmlichkeiten<br />
mit ansehen zu müssen. Jeder sucht seinen Posten<br />
zu erhalten und Karriere zu machen und ist<br />
mit dem Geschwätz darüber beschäftigt“.<br />
I<br />
Im Jahre 1934 wurde Erzbischof Roncalli zum<br />
Apostolischen Delegaten für <strong>die</strong> Türkei und<br />
Griechenland ernannt. In <strong>die</strong>sen sowohl auf<br />
der politischen wie auch kirchlichen Ebene<br />
miteinander verfeindeten Ländern, in denen<br />
<strong>die</strong> römisch-katholischen Christen eine kleine<br />
Minderheit bildeten, war sein diplomatisches<br />
Geschick wieder besonders gefordert. Sicherlich<br />
wurde davon auch seine Haltung in der<br />
Frage einer Annäherung der christlichen Konfessionen<br />
entscheidend geprägt.
In <strong>die</strong>se Zeit, als Europa in Flammen stand,<br />
fielen auch zwei wichtige von Erzbischof Roncalli<br />
sowie seinem Mitarbeiterstab initiierte<br />
Hilfsaktionen. Tausende Juden wurden bei ihrer<br />
Flucht vor den NS-Schergen nach Palästina<br />
auf ihrer Zwischenstation in Istanbul mit<br />
Nahrung, Geld, Kleidung und Reisemöglichkeit<br />
versorgt. Erzbischof Roncalli stand dafür<br />
„ Nur für heute werde ich<br />
eine gute Tat vollbringen.<br />
Und ich werde sie<br />
“<br />
niemandem erzählen.<br />
6. Gebot<br />
„Dekalog der Gelassenheit“ von Johannes XXIII.<br />
in ständigem Kontakt mit dem Oberrabbiner<br />
in Palästina, Isaac Herzog. Dieser dankte es<br />
dem neu gewählten Papst Johannes XXIII.<br />
1958 in einer Glückwunschbotschaft: „Ich bin<br />
überzeugt, <strong>das</strong>s Ihr edler Glaube an <strong>die</strong> höchsten<br />
Werte im Menschen, den Sie in der Zeit der<br />
Nazi-Gräueltaten bewiesen haben, Sie bei Ihren<br />
neuen bedeutsamen <strong>Auf</strong>gaben leiten wird.“ Im<br />
Kriegswinter 1941/42 brach in dem von der<br />
deutschen Armee besetzten Griechenland eine<br />
entsetzliche Hungersnot aus. Wieder war<br />
es der Apostolische Legat Roncalli, der über<br />
alle möglichen diplomatischen Kanäle eine<br />
Hilfsaktion einleitete. Am Tage der Papstwahl<br />
1958 veröffentlichte <strong>die</strong> Athener Tageszeitung<br />
„Kathimerini“ „<strong>die</strong> Geschichte des Hilfswerkes<br />
Johannes XXIII. während der Besatzungszeit“.<br />
M<br />
Mit 1. Jänner 1945 wird Erzbischof Roncalli<br />
„als Spätberufener“, so seine eigene Einschätzung,<br />
zum Nuntius in Frankreich ernannt. Die<br />
5 0 J A H R E Z W E I T E S V A T I K A N I S C H E S K O N Z I L<br />
Das II. Vatikanum wurde von Johannes XXIII. mit<br />
dem <strong>Auf</strong>trag zu pastoraler und ökumenischer „instauratio“<br />
(Erneuerung) einberufen.<br />
A<br />
Antwort eines Kurienkardinals auf <strong>die</strong> Frage<br />
eines Reporters, wer <strong>das</strong> eigentlich sei, war:<br />
„Ein komischer alter Kauz.“ Mit Klugheit, Witz<br />
und Charme errang Nuntius Roncalli aber bald<br />
in ganz Frankreich große Beliebtheit. Nach<br />
acht Jahren wurde er von Papst Pius XII., der<br />
ihm aus <strong>die</strong>sem Anlass <strong>die</strong> Kardinalswürde<br />
verlieh, zum Patriarchen von Venedig ernannt.<br />
Mit 72 Jahren hatte der nunmehrige Angelo<br />
Kardinal Roncalli seine erste eigene Diözese<br />
und ein Amt, in dem er nicht mit heiklen<br />
Problemen konfrontiert wurde, sondern vor<br />
allem wieder als Seelsorger wirken konnte.<br />
Bei einem Fest zu seinem 76. Geburtstag<br />
stellte er nüchtern fest: „… ich bin alt, und <strong>die</strong><br />
Haare sind weiß geworden … ich bin bereit zum<br />
Übergang auf <strong>das</strong> andere Ufer. Sicherlich ist es<br />
eine Freude für mich, mein Leben noch länger<br />
unter euch zu verbringen ...“<br />
E<br />
Es kam aber anders – am 9. Oktober 1958<br />
starb Papst Pius XII. Am 12. Oktober bestieg<br />
der Patriarch von Venedig den Zug nach Rom,<br />
um am Papst-Begräbnis und dem einberufenen<br />
Konklave teilzunehmen. Sein geäußerter<br />
Wunsch, spätestens in zwei Wochen wieder<br />
in Venedig zu sein, ging nicht in Erfüllung.<br />
Am 28. Oktober 1958 wurde der 77-jährige<br />
Angelo Kardinal Roncalli zum 263. Nachfolger<br />
des ersten Bischofs von Rom gewählt und<br />
nahm den Namen Johannes XXIII. an. Bereits<br />
drei Monate nach seiner Wahl, am 25. Jänner<br />
1959, kündigte er drei große <strong>Auf</strong>gaben seines<br />
Pontifikates an: <strong>die</strong> Abhaltung einer römischen<br />
3/2012<br />
Diözesansynode, <strong>die</strong> Neufassung des Kirchenrechts<br />
und <strong>die</strong> Einberufung eines Allgemeinen<br />
Konzils. Letztere Ankündigung stieß vor<br />
allem innerhalb der Kurie auf keine große Begeisterung.<br />
Doch Johannes XXIII. blieb unbeirrt<br />
bei seinem Vorhaben: Il concilio si deve<br />
fare malgrado la curia (Das Konzil muss trotz<br />
der Kurie stattfinden). Es fand statt und öffnete<br />
in der Kirche <strong>die</strong> Tür ins Heute.<br />
Ingeborg Schödl ■<br />
Literatur:<br />
Hubert Gaisbauer,<br />
Ruhig und froh lebe<br />
ich weiter – Älter werden<br />
mit Johannes XXIII., Wiener Dom-Verlag,<br />
256 Seiten, € 22,50<br />
(ISBN 978-3-85351-234-0), Wien 2011.<br />
Georg Schwaiger, Papsttum und Päpste<br />
im 20. Jahrhundert, C. H. Beck,<br />
München 1999.<br />
Randall Garrett, Papst Johannes XXIII.,<br />
Kindler, München 1962.<br />
13
14<br />
3/2012<br />
TEIL 1<br />
Ein stärker global – und nicht<br />
so sehr europäisch – geprägter<br />
„Weltkatholizismus“ ist eine<br />
der Herausforderungen, <strong>die</strong><br />
John Allen für <strong>die</strong> Kirche<br />
im 21. Jahrhundert<br />
sieht.<br />
D I E K I R C H E I M 2 1 . J A H R H U N D E R T<br />
Die Weltkirche und<br />
<strong>die</strong> Herausforderungen der<br />
D„Das 21. Jahrhundert wird von allen Katholiken,<br />
ganz gleich, welcher kirchlichen Richtung<br />
sie derzeit angehören, eine neue Art<br />
von Mut verlangen, nämlich den Mut, global<br />
katholisch zu sein, also <strong>die</strong> Kirchturmperspektive<br />
einer bestimmten Sprache, ethnischen<br />
Zugehörigkeit, geografischen Region<br />
oder Ideologie aufzugeben und sich zur Mitgliedschaft<br />
einer wirklich ‚katholischen‘ Kirche<br />
zu bekennen.“ (S. 491)<br />
2011 erschien ein Buch, <strong>das</strong> fasziniert. Geschrieben<br />
wurde es vom amerikanischen Journalisten<br />
John L. Allen, der im Vatikan für <strong>die</strong><br />
Zeitung „National Catholic Reporter“ tätig ist.<br />
Er hat sich in seinem Buch mit der Frage beschäftigt,<br />
womit <strong>die</strong> katholische Kirche in <strong>die</strong>sem<br />
Jahrhundert konfrontiert sein wird, was<br />
<strong>die</strong> großen Herausforderungen und Trends<br />
sein können und werden. Es geht ihm um „Das<br />
neue Gesicht der Kirche. Die Zukunft des Katholizismus“<br />
– so auch der Buchtitel.<br />
Welt-Kirche<br />
Der Autor entwirft hier ein Bild der Kirche,<br />
<strong>das</strong> sie als <strong>das</strong> darstellt, was sie ist: eine Kirche,<br />
<strong>die</strong> auf der ganzen Welt vertreten ist und<br />
deren Mitglieder zum größten Teil nicht aus<br />
dem reichen Norden, sondern aus dem armen<br />
Süden kommen; eine Kirche, in der zwar <strong>das</strong><br />
organisatorische Zentrum noch in Europa ist<br />
und in der Nordamerika aufgrund seiner weltpolitischen<br />
Stellung eine besondere Rolle einnimmt,<br />
in der aber <strong>die</strong> Katholiken Afrikas und<br />
Asiens immer mehr an Bedeutung gewinnen.<br />
Die Zeit, in der man sagen konnte, <strong>das</strong>s es sich<br />
bei <strong>die</strong>sen Gebieten um bloße Missionsregionen<br />
handelt, ist vorbei. Sie entwickeln längst<br />
eigene theologische Ansätze, antworten nicht<br />
nur auf eigene Fragen, sondern nehmen auch<br />
zu weltweit brennenden Themen Stellung. Zugleich<br />
bringt <strong>das</strong> <strong>die</strong> Tatsache mit sich, <strong>das</strong>s<br />
<strong>die</strong> Probleme Afrikas und Asiens, <strong>die</strong> sich vielfach<br />
stark von unseren unterscheiden, in den<br />
Mittelpunkt der <strong>Auf</strong>merksamkeit gerückt werden<br />
können. John Allen nennt Beispiele, <strong>die</strong><br />
für <strong>die</strong> betroffenen Länder massive Herausforderungen<br />
darstellen: so etwa <strong>das</strong> Problem<br />
des Hexenglaubens, der in Teilen Afrikas eine<br />
große Bedeutung hat und wo <strong>die</strong> Kirche<br />
gefordert ist, Antworten zu finden; oder eine<br />
Frage, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Ehe betrifft: Was macht ein<br />
Mann, der nach seiner Bekehrung damit konfrontiert<br />
ist, <strong>das</strong>s er als Katholik nur eine Frau<br />
haben darf, der aber in einer Kultur aufgewachsen<br />
ist, in der <strong>die</strong> Polygamie gepflogen<br />
wird? Für welche Frau entscheidet er sich, was<br />
sind <strong>die</strong> Kriterien? Was geschieht mit den<br />
anderen Frauen? Wie versorgt er sie? Wie<br />
verhält er sich ihnen gegenüber? … Solche<br />
Probleme können uns Europäern seltsam oder<br />
exotisch vorkommen. <strong>Auf</strong> Afrikaner wirkt möglicherweise<br />
<strong>die</strong> Frage nach dem Priestertum<br />
der Frau ebenso exotisch und seltsam. Es<br />
soll hier nicht eine Frage gegen <strong>die</strong> andere<br />
ausgespielt, sondern <strong>das</strong> Gesichtsfeld auf <strong>die</strong><br />
weltkirchliche Vielfalt gelenkt werden. Die<br />
Darstellungen von Allen weiten den Horizont,<br />
machen bewusst, <strong>das</strong>s man Mitglied einer<br />
weltweiten Organisation ist, <strong>die</strong> sich den<br />
Fragen und Problemen aller zu stellen hat.<br />
Wo Christen leben<br />
Allen nennt einige Zahlen, um zu verdeutlichen,<br />
wie <strong>die</strong> europazentrierte Kirche zur<br />
Weltkirche wurde und in welch kurzem Zeitraum<br />
<strong>das</strong> geschehen ist. Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
gab es weltweit rund 266,5 Millionen<br />
Katholiken, 200 Millionen davon lebten<br />
in Europa und Nordamerika. Der Großteil<br />
der übrigen war in Lateinamerika beheimatet.<br />
Hundert Jahre später zählte man weltweit<br />
knapp 1,1 Milliarden katholische Christen.<br />
Davon waren nur 350 Millionen Europäer<br />
oder Nordamerikaner. Fast <strong>die</strong> Hälfte
Welt<br />
der Katholiken (400 Millionen) lebt in Lateinamerika,<br />
<strong>die</strong> übrigen in Asien und Afrika. Dieser<br />
Entwicklungstrend wird sich fortsetzen.<br />
Allen führt für <strong>das</strong> Jahr 2000 als Länder mit<br />
den meisten Katholiken an (in absteigender<br />
Reihenfolge der Kirchenmitgliederanzahl):<br />
Brasilien, Mexiko, USA, Philippinen, Italien,<br />
Frankreich, Kolumbien, Spanien, Polen, Argentinien.<br />
2050 dürfte <strong>die</strong> Reihenfolge so aussehen:<br />
Brasilien, Mexiko, Philippinen, USA, Demokratische<br />
Republik Kongo, Uganda, Frankreich,<br />
Italien, Nigeria, Argentinien. Das bedeutet,<br />
<strong>das</strong>s sieben der zehn katholikenreichsten<br />
Nationen südlich von Europa und den<br />
USA liegen werden.<br />
Vor dem Hintergrund <strong>die</strong>ser Umwälzungen<br />
nennt Allen weitere Trends, <strong>die</strong> <strong>die</strong> katholische<br />
Kirche seiner Meinung nach in <strong>die</strong>sem<br />
Jahrhundert prägen und herausfordern werden.<br />
Nach einer Beschreibung des jeweiligen<br />
Trends setzt er sich mit dessen Auswirkungen<br />
auf <strong>die</strong> Kirche auseinander. Als Gesamtergebnis<br />
vertritt Allen <strong>die</strong> These, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
neue Gesicht der Kirche „global, kompromisslos,<br />
pfingstlich und extrovertiert“ sein wird.<br />
In der nächsten miteinander-Ausgabe stelle ich<br />
Ihnen <strong>die</strong> zehn Herausforderungen für <strong>die</strong> Kirche<br />
im Einzelnen vor.<br />
Johannes Sinabell ■<br />
Literatur:<br />
John L. Allen,<br />
Das neue Gesicht der Kirche.<br />
Die Zukunft des Katholizismus, Übersetzung<br />
von Bernardin Schellenberger,<br />
Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011.<br />
Im ersten Buch der Bibel verspricht Gott unserem<br />
Stammvater Abraham, <strong>das</strong>s seine Nachkommen<br />
zahlreich sein werden wie Sand am<br />
Meer. Nun haben wir als katholische Nachkommen<br />
Abrahams zur Zeit eher den Eindruck,<br />
wir seien ein paar einsame Krümel am<br />
Rand des großen Welt-Kuchentellers und sonst<br />
nichts.<br />
Woran liegt <strong>das</strong>?<br />
Vielleicht daran, <strong>das</strong>s man Unmengen von<br />
Sand eben am Meer findet und nicht am Kuchenteller.<br />
Daraus ergibt sich eine messerscharfe<br />
Schlussfolgerung: Wir müssen <strong>das</strong><br />
Meer suchen und nicht <strong>die</strong> Kuchenteller. Im<br />
Psalm 36 steht: „… deine Urteile sind tief wie<br />
<strong>das</strong> Meer …“ Natürlich ist es angenehmer,<br />
am Kaffeetisch bei Erdbeertorte mit Schlagobers<br />
zu sitzen, als auf sturmdurchtobtem<br />
Strand zum Ufer des Meeres zu laufen. Aber<br />
Gott hat dem Abraham als Nachkommen nicht<br />
Massen von religiösen Genießerexistenzen mit<br />
Himmelfahrtsvollpensionsberechtigung versprochen,<br />
sondern Leute, denen der Wind richtig<br />
um <strong>die</strong> Nase weht. Wenn uns der Wind in<br />
<strong>die</strong>sen Zeiten einmal wieder kräftig von vorne<br />
packt, sollte uns <strong>das</strong> nicht wundern. Wir<br />
sollten auch nicht glauben, <strong>das</strong>s wir als Kirche<br />
besonders auffällige und großartige Taten<br />
in <strong>die</strong> Welt zu setzen hätten.<br />
Wofür Sand?<br />
Sand ist da. Sand ist <strong>die</strong> Grenze zum Meer<br />
und <strong>die</strong> Verbindung zum Meer. Sand hält den<br />
Wellenschlag des Meeres aus, und zwar unendliche<br />
Zeiten lang. Sand ist Sand und wechselt<br />
sein Wesen nicht mit den Tagesmeinungen<br />
und den jeweiligen Moden. Sand macht<br />
es möglich, <strong>das</strong>s Menschen nicht im Schlamm<br />
und in der Brühe untergehen, sondern sicher<br />
zum Meer gehen können. Sand hält <strong>das</strong> aus,<br />
wo er als Sand zu sein hat. Sand macht es<br />
möglich, <strong>das</strong>s man im Meer baden, sich erfrischen<br />
und sich daran erfreuen kann.<br />
B L I C K W I N K E L<br />
3/2012<br />
Ein steiniger Strand verdirbt <strong>die</strong> Freude am<br />
Meer. Ganz sicher darf eines nicht passieren,<br />
<strong>das</strong>s <strong>die</strong> Nachkommen Abrahams zum Sand<br />
im Getriebe der Heilsgeschichte werden. Den<br />
heiligen Paulus hat <strong>die</strong> Sache mit dem Sand<br />
aus dem Buch Genesis so begeistert, <strong>das</strong>s er<br />
sie für seinen Hebräerbrief abgeschrieben hat:<br />
„<strong>Auf</strong> Grund des Glaubens stammen viele von<br />
einem einzigen Menschen ab, zahlreich wie<br />
der Sand am Meeresstrand.“ Wir sind nicht<br />
Krümel-Existenzen, sondern der Sandstrand<br />
am Meer der Ewigkeit.<br />
Klaus Weyers ■<br />
15
16<br />
3/2012<br />
Trotz schwieriger wirtschaftlicher Herausforderungen<br />
blicken wir dankbar auf den Herbst<br />
des vergangenen Jahres zurück. Viele Menschen,<br />
verschiedenste Gruppen und Institutionen<br />
besuchten unser Haus für Kurse, Tagungen<br />
und Vorträge, aber auch, um hier ein<br />
paar Tage der Ruhe und Erholung zu genießen.<br />
Einige Highlights der Monate September<br />
bis Dezember 2011 stelle ich Ihnen vor.<br />
Priesterausbildung<br />
Vom 13. bis 19. September 2011 findet bereits<br />
zum zweiten Mal <strong>die</strong> Einführungswoche der<br />
österreichischen Priesterseminaristen in Horn<br />
statt. Gemeinsam mit Erzbischof Kothgasser,<br />
dem für <strong>das</strong> Propädeutikum zuständigen Re-<br />
Neu im Propädeutikum:<br />
Willkommen in Horn!<br />
feratsbischof, den Regenten, Subregenten und<br />
Spiritualen der Priesterseminare sowie „älteren“<br />
Seminaristen beginnen <strong>die</strong> neuen Studenten<br />
des Propädeutikums <strong>das</strong> Arbeitsjahr.<br />
Gegenseitiges Kennenlernen und Information,<br />
ein Einkehrtag zum Thema Berufung und<br />
zu dem neu eingeschlagenen Weg prägen <strong>die</strong><br />
gemeinsamen Tage (miteinander berichtete bereits<br />
ausführlich in seiner Dezember-Ausgabe).<br />
Ende September erfolgt für <strong>die</strong> neuen Propädeutiker<br />
der eigentliche Start des Vorbereitungsjahres<br />
auf ihr Leben als Priesterseminaristen.<br />
C A N I S I U S H E I M C E N T R U M H O R N<br />
Highlights im Herbst 2011<br />
Kammermusik- und<br />
Theaterfestival<br />
„Das Haus ist voll Musik!“ – Mit zahlreichen<br />
Unterrichtsstunden und Proben im Centrum<br />
Horn bereiten sich <strong>die</strong> SängerInnen und InstrumentalistInnen<br />
des 31. Kammermusikfestivals<br />
„Allegro Vivo“ gemeinsam mit ihren ProfessorInnen<br />
auf <strong>die</strong> Konzerte an verschiedenen<br />
Veranstaltungsorten im Waldviertel vor.<br />
Auch <strong>die</strong> SchauspielerInnen des Theaterfestivals<br />
„Szene Bunte Wähne“ beherbergen wir<br />
alljährlich. Theatergruppen aus ganz Europa<br />
bringen Neues und Bekanntes aus ihrem Repertoire<br />
in St. Pölten, Krems, Langenlois und<br />
Horn zur <strong>Auf</strong>führung. Das Organisationsteam<br />
verspricht viele spannende Produktionen.<br />
Generalkapitel der<br />
Österreichischen<br />
Benediktinerkongregation<br />
Vom 23. bis 26. Oktober beschäftigen sich<br />
<strong>die</strong> Mitglieder des Generalkapitels mit dem<br />
Thema „Monastische Updates. Benediktinische<br />
Werte heute leben“. Dabei wird deutlich,<br />
<strong>das</strong>s <strong>die</strong> Regel Benedikts als „Original-<br />
Programm“ für mönchisches Leben nur durch<br />
tägliche Updates in der heutigen Zeit umgesetzt<br />
werden kann. Der Abtprimas der Benediktiner,<br />
Abt Notker Wolf OSB aus Rom,<br />
bringt in seinem Referat „Punkte, <strong>die</strong> mir auf<br />
der Seele brennen“ zur Sprache. Er erinnert<br />
an den Pioniergeist der Benediktiner, <strong>die</strong> sich<br />
mit Risikobereitschaft und Entscheidungsfreude<br />
auf neue Experimente in der Seelsorge<br />
und im gemeinschaftlichen Leben eingelassen<br />
haben.<br />
Abt Christian Haidinger OSB aus dem Stift<br />
Altenburg wird bei der Wahl des Abtpräses<br />
am Ende der Tagung als Vorsitzender bestätigt.<br />
Herbsttagung der<br />
Arbeitsgemeinschaft<br />
der PastoralassistentInnen der<br />
Diözese St. Pölten<br />
„<strong>Auf</strong>horchen, aufrichten, in Bewegung bringen“<br />
ist <strong>das</strong> Thema der <strong>die</strong>sjährigen Herbsttagung<br />
und Vollversammlung vom 7. bis 9.<br />
November. Gemeinsam mit dem Referenten,<br />
Diakon Dr. Andreas Müller-Cyran, Leiter der<br />
Notfallseelsorge im Erzbischöflichen Ordinariat<br />
München, widmen sich <strong>die</strong> PastoralassistentInnen<br />
den Herausforderungen der Seelsorge<br />
angesichts des plötzlichen Todes eines nahestehenden<br />
Menschen.<br />
Dankfest<br />
der Pastoralen Dienste<br />
Mit einer Reihe von Dankfesten begeht <strong>die</strong><br />
Diözese St. Pölten den Abschluss des „Europäischen<br />
Jahres der Freiwilligentätigkeit“.<br />
Wie in Tulln, Vitis, Melk, St. Pölten und Seitenstetten<br />
feiern Bischof Klaus Küng und<br />
Weihbischof Anton Leichtfried auch in Horn<br />
Bischof Küng dankt ehrenamtlichen MitarbeiterInnen<br />
für ihr kirchliches Engagement.<br />
gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen,<br />
<strong>die</strong> sich in den Pfarren vor Ort<br />
für eine lebendige Kirche engagieren.<br />
Mache dich auf<br />
und werde Licht!<br />
Mitarbeiter der Pfarrcaritas aus der Diözese<br />
St. Pölten treffen einander vom 2. bis 4. Dezember<br />
zu Tagen der Gemeinschaft und Besinnung.<br />
In Gesprächen und bei Begegnungen<br />
denken sie über ihren Einsatz im Geist<br />
der Nächstenliebe und über Quellen des Glaubens<br />
und der Liebe nach.<br />
Maria-Immaculata-Fest<br />
Der Höhepunkt des Jahres für <strong>das</strong> Canisiusheim<br />
Centrum Horn ist <strong>das</strong> Maria-Immaculata-Fest.<br />
Traditionsgemäß feiern wir am<br />
8. Dezember auch unser Hausfest. Knapp 200<br />
Gäste – darunter neben den Studenten, Mit-
Maria-Immaculata-Fest:<br />
Festgottes<strong>die</strong>nst mit Erzbischof<br />
Dr. Peter Stephan Zurbriggen,<br />
Nuntius in Österreich.<br />
Im Vorfeld trifft er <strong>die</strong> Propädeutiker<br />
zum Gedankenaustausch.<br />
arbeitern und Familienangehörigen der Propädeutiker<br />
viele Partner, Freunde und Gönner<br />
des Hauses – versammeln sich zum Gottes<strong>die</strong>nst<br />
und nehmen am anschließenden<br />
Fest teil.<br />
Der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof<br />
Dr. Peter Stephan Zurbriggen, trifft<br />
vor dem Festgottes<strong>die</strong>nst mit den Studenten<br />
des Propädeutikums zu einem Gedankenaustausch<br />
zusammen. Sein Einsatz für <strong>die</strong> Kirche<br />
als Diplomat des Vatikans an den ver-<br />
Die Frage „Für wen gehst du?“ ist den Erzählungen<br />
der Chassidim entnommen, auf <strong>die</strong><br />
Rabbi Naftali spontan keine Antwort zu geben<br />
weiß. Der Rabbi wird von einem Wächter<br />
gefragt, der den Namen seines <strong>Auf</strong>traggebers<br />
sofort nennen kann. Rabbi Naftali wird nachdenklich.<br />
Er fragt den Wächter nach längerem<br />
Schweigen, ob <strong>die</strong>ser nicht in seinen Dienst<br />
treten wolle, um ihn immer wieder mit jener<br />
Frage an seinen eigenen Dienst zu erinnern.<br />
„Für wen gehen wir?“ – Wie der Wächter in der<br />
Erzählung könnten wir als kirchliche Angestellte<br />
auf unseren unmittelbar Vorgesetzten<br />
oder auf eine Institution verweisen: „Wir arbeiten<br />
für <strong>die</strong> Referatsleiterin oder für <strong>das</strong> Katechetische<br />
Amt.“ Wie Rabbi Naftali auf <strong>die</strong>se<br />
Frage hin nachdenklich wird, könnten auch<br />
wir überlegen, ob für uns als kirchliche Angestellte<br />
nicht auch eine andere Antwort treffender<br />
wäre.<br />
Unter dem Motto „Für wen gehst du?“ wählen<br />
jedes Jahr MitarbeiterInnen der Kurie<br />
(der „Zentrale“ mit ihren verschiedenen Institutionen)<br />
der Erzdiözese Salzburg aus einem<br />
umfangreichen und vielfältigen spirituellen<br />
Veranstaltungsangebot ihrer KollegInnen aus<br />
der „Pastoral“. Ziel ist es, gemeinsam Zeit<br />
für Stille und <strong>Gebet</strong> zu finden, Wegstrecken<br />
C A N I S I U S H E I M C E N T R U M H O R N<br />
schiedensten Orten verlebendigt viele Aspekte<br />
einer Weltkirche. Beim Festgottes<strong>die</strong>nst in<br />
der Hauskapelle lädt er alle Mitfeiernden ein,<br />
mit <strong>die</strong>ser großen Glaubensgemeinschaft mit-<br />
A U S D E R E R Z D I Ö Z E S E S A L Z B U R G<br />
pilgernd zu bewältigen oder sich dem geistlichen<br />
Gesang oder Tanz zu widmen.<br />
Diese geprägte Zeit dauert je nach Angebot<br />
bis zu drei Tage. Sie hilft den kirchlichen MitarbeiterInnen<br />
unserer Diözese, sich abseits<br />
vom Alltag mit seinen konkreten <strong>Auf</strong>gaben<br />
nach dem Wohl des Nächsten zu erkundigen,<br />
Freundschaften zu pflegen und den Glauben,<br />
aber auch so manche Zweifel miteinander zu<br />
teilen. Als kirchliche MitarbeiterInnen sind<br />
wir gemeinsam unterwegs, und letztlich ist<br />
es stets ein Geschenk, an den erinnert zu<br />
werden, für den wir alle auf dem Weg sein<br />
dürfen. Wenn wir uns in einem ersten Schritt<br />
auf Jesus besinnen, folgen <strong>die</strong> weiteren – <strong>das</strong><br />
gute <strong>Miteinander</strong> und <strong>die</strong> fruchtbringende Arbeit<br />
im Weinberg des Herrn – von selbst.<br />
Von Jänner bis November können <strong>die</strong> MitarbeiterInnen<br />
der Erzdiözese Salzburg aus 18<br />
3/2012<br />
zuleben und vor allem im <strong>Gebet</strong>, aber auch<br />
im gemeinsamen kirchlichen Tun verbunden<br />
zu sein.<br />
Karl Mühlberger ■<br />
„Für wen gehst du?“<br />
Ein Angebot von Mitarbeitern für Mitarbeiter der Kirche<br />
„Finde deinen Weg“ – Der Weg als<br />
geistliche Übung: Das Pilgerangebot<br />
von Salzburg nach St. Gilgen <strong>die</strong>nt<br />
MitarbeiterInnen der Kurie der<br />
ED Salzburg zur geistlichen und<br />
gemeinschaftlichen Vertiefung.<br />
Veranstaltungen wählen. Die Angebote werden<br />
vom Personal- und Berufungspastoralreferat<br />
<strong>die</strong>ser Diözese initiiert und koordiniert.<br />
Klingende Titel sollen einerseits auf den Inhalt<br />
verweisen, andererseits dazu motivieren,<br />
sich auf den Weg zu machen: „Mose – Berufen<br />
zum Gehen“, „Die Freude an Gott ist unsere<br />
Kraft“, „Wüstentage in der Stadt“, „In dir<br />
bin ich geborgen“, „… dann kam ein sanftes,<br />
leises Säuseln“ …<br />
Weitere Informationen zu <strong>die</strong>sem Angebot erhalten<br />
Sie im Referat für Berufungspastoral<br />
der Erzdiözese Salzburg bei Sr. Christa Baich<br />
oder Ulli Quast:<br />
Montag bis Freitag, 8.30 Uhr bis 12.15 Uhr<br />
0662/8047-1630.<br />
Johannes Czifra ■<br />
Mag. Johannes Czifra ist Mitarbeiter des Referats für<br />
Berufungspastoral der Erzdiözese Salzburg.<br />
17
18<br />
3/2012<br />
Mein Einstieg in <strong>die</strong> Begräbnisleitung<br />
1996 war ein praktischer.<br />
Damit der Pfarrer seinen freien<br />
Tag auch wirklich halten konnte,<br />
bat er mich, an <strong>die</strong>sem Tag anfallende<br />
Begräbnisse zu übernehmen.<br />
Da ich Theologie stu<strong>die</strong>rt habe<br />
und aus der pastoralen Praxis,<br />
der Arbeit in einer Pfarre, kam,<br />
war <strong>das</strong> gut vorstellbar.<br />
Ausbildungskurse zur Begräbnisleitung<br />
waren damals noch sehr<br />
improvisiert und spontan. Ich besuchte<br />
an zwei Halbtagen einen<br />
solchen, wo es um Abläufe und<br />
Ansprache ging. Dann nahm ich<br />
an Begräbnissen, <strong>die</strong> mir bekannte<br />
Priester leiteten, teil, um von<br />
ihrer Art, Begräbnisse zu feiern,<br />
zu lernen.<br />
Schwieriger Anfang<br />
In den ersten Jahren wurden meine<br />
Begräbnisse als „dritter Klasse“<br />
eingestuft (1. Klasse war der<br />
Pfarrer, 2. der Kaplan, ich wurde<br />
dann von Personen, <strong>die</strong> kirchen-<br />
Ganz bewusst werden Kinder<br />
in <strong>die</strong> Feier einbezogen.<br />
E H R E N A M T I N D E R K I R C H E<br />
Zum Abschied<br />
distanziert waren oder wo Kirchenaustritt<br />
eine Rolle spielte, angefragt).<br />
Mehr als einmal spürte<br />
ich, wie Mitglieder der Trauergemeinde<br />
<strong>die</strong> Luft anhielten, als sie<br />
eine Frau einziehen sahen. Ich<br />
wurde auch gefragt, ob ich evangelisch<br />
sei. In <strong>die</strong>ser Zeit musste<br />
ich Hinterbliebenen immer zuerst<br />
erklären, <strong>das</strong>s ich vom Bischof beauftragt<br />
und theologisch auf dem<br />
gleichen Niveau wie ein Priester<br />
ausgebildet bin. Dann fassten <strong>die</strong><br />
Menschen zu mir Vertrauen.<br />
Inzwischen haben sich <strong>die</strong> Dinge<br />
eingespielt. Begräbnisse zu halten,<br />
ist etwas, <strong>das</strong> ich sehr gerne<br />
tue und <strong>das</strong> in der Gemeinde<br />
selbstverständlich geworden ist.<br />
In Balance<br />
Wichtig ist mir, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Trauernden<br />
sich gut verabschieden<br />
können. Ich suche eine Balance<br />
zwischen persönlichen Wünschen<br />
und christlicher Zusage, zwischen<br />
der Biografie der Verstorbenen<br />
sowie ihrer Deutung im Licht der<br />
Bibel. Kinder beziehe ich ganz bewusst<br />
in <strong>die</strong> Feier ein. Auch Rituale<br />
mit Kerzen oder Blumen<br />
werden gut angenommen. Ich versuche,<br />
mich auf jede einzelne Situation<br />
einzustellen und <strong>die</strong> Wünsche<br />
der Familien nach Distanz<br />
oder nach der Gelegenheit, zu<br />
trauern, zu respektieren.<br />
Praktische Fragen<br />
Viele praktische Fragen beschäftig(t)en<br />
mich:<br />
Dass ich ein liturgisches Gewand<br />
am Friedhof tragen sollte und<br />
wollte, war bald klar – auch um<br />
ernst genommen zu werden bzw.<br />
erkennbar zu sein unter all denen,<br />
<strong>die</strong> dort „amtlich uniformiert“ tätig<br />
sind. Die vorhandenen Männeralben<br />
passten nicht. So ließ<br />
ich mir ein eigenes Gewand anfertigen.<br />
Erfreulicherweise beteiligte<br />
sich <strong>die</strong> Pfarre an den nicht<br />
unerheblichen Kosten dafür.<br />
Was <strong>die</strong> liturgische Sprache betrifft,<br />
so versuche ich, manchen<br />
überkommenen, aber theologisch<br />
nicht stimmigen Gottesbildern sowie<br />
Glaubensvorstellungen entgegenzuwirken.<br />
Mit <strong>die</strong>sem Prozess<br />
ist auch eine intensive Reflexion<br />
verbunden, was ich selbst eigentlich<br />
angesichts des Todes empfinde<br />
und bezüglich des Weiterlebens<br />
danach persönlich glaube.<br />
Da ich selbst drei Kinder habe<br />
und <strong>die</strong> Begräbnisse meist am<br />
späteren Vormittag stattfinden,<br />
ist es mir fast nie möglich, zum<br />
Totenmahl mitzugehen, weil zu<br />
<strong>die</strong>ser Zeit meine Kinder zum<br />
Mittagessen nach Hause kommen.<br />
Das finde ich schade, weil<br />
ich so bisweilen nicht erfahre, wie<br />
<strong>die</strong> Feier empfunden worden ist.<br />
Manchmal werde ich von Angehörigen<br />
gebeten, <strong>die</strong> Totenmesse<br />
zu halten. Da <strong>das</strong> nicht möglich<br />
ist, gestalte ich <strong>die</strong> Feier gemeinsam<br />
mit dem <strong>die</strong> Messe zelebrierenden<br />
Priester. Wenn keine Totenmesse<br />
gewünscht wird, gestalte<br />
ich nur <strong>die</strong> Verabschiedungsfeier<br />
am Friedhof oder im Krematorium.<br />
Meine Art zu feiern wird gut angenommen,<br />
besonders von weiblichen<br />
Hinterbliebenen und von<br />
Angehörigen weiblicher Verstorbener.<br />
Ich bin immer sehr glücklich,<br />
wenn es ein „schönes“ Begräbnis<br />
war, wenn Trauer „fließen“<br />
konnte und Trost erfahrbar<br />
wurde.<br />
Dorothea Schwarzbauer-Haupt ■<br />
Mag. Dorothea Schwarzbauer-Haupt ist<br />
Theologin, Religionsprofessorin und ehrenamtliche<br />
Begräbnisleiterin in der Pfarre<br />
Linz-St. Konrad.
Für ein Volontariat in Paraguay<br />
verließ der Vorarlberger Pastoralassistent<br />
und Religionslehrer<br />
Philipp Scheffknecht im August<br />
2011 Österreich. Zur Halbzeit seines<br />
Auslandseinsatzes ein Zwischenbericht<br />
für miteinander.<br />
Im März des Vorjahres entschied<br />
ich mich, ein Jahr – von August<br />
2011 bis August 2012 – der „Mission“<br />
zu widmen. Aus den verschiedenen<br />
Angeboten wählte ich<br />
jenes der Steyler Missionare. Unter<br />
dem Titel „Missionar auf Zeit“<br />
bieten sie jungen Erwachsenen<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit eines freiwilligen<br />
Jahres zur Mitarbeit in der Mission.<br />
Ich wollte nach Paraguay,<br />
da es <strong>das</strong> ärmste Land Südamerikas<br />
ist. Es war mir schon immer<br />
wichtig, über den Tellerrand<br />
hinauszuschauen und so mit den<br />
Ärmsten der Welt <strong>das</strong> Leben zu<br />
teilen. Dies entspricht auch der<br />
Philosophie der Steyler Missionare.<br />
Ihre Mission steht im Zeichen<br />
des Mitlebens, Mitarbeitens<br />
und des Mitbetens. Niemandem<br />
soll etwas aufgezwungen werden,<br />
sondern es geht darum, <strong>das</strong> Leben<br />
mit den Armen zu teilen und<br />
Der „MissionarIn auf Zeit“-Jahrgang<br />
2011 beim Abschlussseminar in Steyl.<br />
1. R. 5. v. r.: Philipp Scheffknecht<br />
aus Dornbirn<br />
G U T , D A S S E S D I C H G I B T !<br />
Missionar auf Zeit<br />
sich jeweils dort einzubringen, wo<br />
<strong>die</strong> eigenen Stärken und Charismen<br />
liegen.<br />
Die Vorbereitung war intensiv.<br />
Wir trafen uns zu Ostern und zu<br />
Pfingsten. Zusätzlich absolvierten<br />
wir ein Länder- und ein Blockseminar<br />
in Steyl (Holland), dem Ort,<br />
an dem <strong>die</strong>ser Missionsorden seinen<br />
Anfang nahm. Mitte August<br />
ging es los. Ich flog mit einem<br />
Kollegen unserer Gruppe nach<br />
Asunción, der Hauptstadt Paraguays.<br />
Einen Monat vertiefte ich<br />
dort meine Spanischkenntnisse.<br />
In Paraguay wird auch Guaraní<br />
als Amtssprache verwendet – häufig<br />
von Menschen, <strong>die</strong> kaum Spanisch<br />
sprechen. Leider ist <strong>die</strong>se<br />
Sprache, <strong>die</strong> noch auf <strong>die</strong> Ureinwohner<br />
zurückgeht, für einen Europäer<br />
äußerst schwierig zu erlernen.<br />
In Asunción lernte ich bei<br />
meiner Gastfamilie auch <strong>das</strong> paraguayische<br />
Leben kennen. Es war<br />
eine Zeit, <strong>die</strong> ich auf keinen Fall<br />
missen möchte!<br />
Erste Eindrücke<br />
Mitte September ging es zu meiner<br />
Einsatzstelle in Capitán Miranda,<br />
einem Ort in der Nähe von<br />
Encarnación – der drittgrößten<br />
Stadt Paraguays – nahe der argentinischen<br />
Grenze. Mitten durch<br />
<strong>das</strong> Dorf Capitán Miranda verläuft<br />
<strong>die</strong> einzige Landstraße. Wege<br />
zweigen jeweils links sowie<br />
rechts von <strong>die</strong>ser Straße ab und<br />
führen einige Kilometer in beide<br />
Richtungen. Es sind entweder von<br />
der roten Erde gekennzeichnete<br />
oder mit Steinen befestigte Wege.<br />
<strong>Auf</strong> jeden Fall ist ein Befahren<br />
mit einem Fahrrad sehr mühsam.<br />
Dennoch ist es mein Transportmittel.<br />
Die Menschen hier benutzen<br />
sehr oft <strong>das</strong> Motorrad. Leider<br />
gehen sie mit <strong>die</strong>sem aber<br />
sehr fahrlässig um, weswegen<br />
auch <strong>die</strong> meisten Todesopfer auf<br />
der Straße Motorradfahrer sind.<br />
3/2012<br />
Bedrückend war für mich, als ich<br />
in einer Schulklasse unterrichtet<br />
habe, <strong>das</strong>s so gut wie alle Zehnjährigen<br />
bereits „Todeserfahrungen“<br />
gemacht haben. Sie konnten<br />
alle von einem Bekannten oder<br />
Verwandten berichten, der tödlich<br />
verunglückt ist.<br />
Sehr nachdenklich machte mich<br />
auch der Umstand, <strong>das</strong>s ärmere<br />
Kinder oft einige Zahnlücken haben.<br />
Dies liegt daran, <strong>das</strong>s ärztliche<br />
Kontrollen hier ziemlich<br />
teuer sind.<br />
➔➔➔<br />
Capitán Miranda: <strong>Auf</strong> den typischen<br />
roten Sandstraßen, <strong>die</strong> den Ort<br />
durchziehen, verunglücken zahlreiche<br />
Motorradfahrer.<br />
19
20<br />
3/2012<br />
G U T , D A S S E S D I C H G I B T !<br />
Religionsunterricht: Philipp<br />
Scheffknecht mit Kindern bei der<br />
Bibelarbeit in Capitán Miranda<br />
➔➔➔<br />
Religionsunterricht,<br />
Kinder- und Jugendgruppen,<br />
Pfarrarbeit<br />
Nun zu meinen Tätigkeiten: Während<br />
der Schulzeit arbeite ich als<br />
Religionslehrer. Religion wird jedoch<br />
hier nicht – wie bei uns – als<br />
Schulfach unterrichtet. Ich durfte<br />
Kinderbibeln von der Pfarre verteilen.<br />
Mit <strong>die</strong>sen arbeite ich jetzt<br />
mit den Kindern. Sie freuen sich<br />
sehr über <strong>die</strong>ses Geschenk und<br />
überhaupt jedes Mal, wenn ich in<br />
ihre Schulen komme. Es gibt hier<br />
fünf Basisschulen, eine davon ist<br />
privat und eine ist ein Colegio, eine<br />
höhere Schule, <strong>die</strong> mit dem Erwerb<br />
einer Stu<strong>die</strong>nberechtigung<br />
endet, vergleichbar der Matura.<br />
Eine große Kinderaktion ist <strong>die</strong><br />
sogenannte „Infancia Misionera“.<br />
Diese ist mit der uns bekannten,<br />
hier aber unbekannten Sternsingeraktion<br />
zu vergleichen. Diese<br />
Kindergruppen sind jedoch während<br />
des ganzen Jahres auf Missionseinsatz:<br />
Sie besuchen Menschen,<br />
lesen in der Bibel, feiern<br />
Gottes<strong>die</strong>nste mit, treffen einander<br />
und haben Spaß in der Gruppe<br />
und am Wort Gottes. In Capitán<br />
Miranda gibt es unzählige<br />
Kapellen und Filialkirchen. Daher<br />
gibt es auch einige Gruppen<br />
der „Infancia Misionera“. In einer<br />
darf ich nun mithelfen, weil es<br />
dort Probleme gegeben hat und<br />
ein Neuaufbau nötig ist.<br />
Zurzeit versuchen wir auch gerade,<br />
eine solche Jugendgruppe aufzubauen.<br />
Weiters arbeite ich in der Pfarre<br />
mit, und ich besuche vor allem<br />
viele Menschen. Gastfreundschaft<br />
wird hier sehr groß geschrieben,<br />
auch wenn sie selbst nicht viel<br />
zum Leben haben. Die Familien<br />
sind hier noch viel größer. Und<br />
man lebt länger zusammen, als<br />
<strong>die</strong>s bei uns im Allgemeinen der<br />
Fall ist.<br />
Alles in allem ist es eine Freude<br />
und Ehre für mich, an <strong>die</strong>sem Ort<br />
am Wirken Gottes mitzuhelfen.<br />
So erhoffe ich mir, durch <strong>die</strong>se<br />
Erfahrungen meinen Horizont zu<br />
erweitern und den Blick auf <strong>das</strong><br />
Wesentliche, auf den Dienst am<br />
Mitmenschen, zu richten. Ich denke,<br />
<strong>das</strong>s <strong>die</strong>ses Jahr mich in allen<br />
Bereichen stärken wird und ich<br />
dann wieder <strong>die</strong> Arbeit in Österreich<br />
in Pastoral und Schule in<br />
Angriff nehmen kann.<br />
Philipp Scheffknecht ■<br />
Information:<br />
Die Steyler Missionare und<br />
Näheres zum Angebot<br />
„MissionarIn auf Zeit“ (MaZ)<br />
finden Sie im Internet:<br />
www.steyler.at<br />
Schauplätze des Lebens<br />
Die Bühne des Lebens habe ich<br />
schreiend betreten, um auf mich<br />
aufmerksam zu machen, damit<br />
ich ja nicht überhört werde, bis<br />
mich meine Eltern zärtlich berührten<br />
und mich liebevoll zum<br />
ersten Mal ansahen. Ich lernte<br />
<strong>die</strong> Welt um mich herum kennen,<br />
viele Begegnungen haben mich in<br />
den Reifungsprozess meines Lebens<br />
hinein verwoben. Manchen<br />
Lausbubenstreich und Schabernack<br />
habe ich genauestens geplant<br />
und ausgeführt. Und wenn<br />
mich meine Tanten küssten und<br />
durch meine lockigen Haare fuhren,<br />
habe ich laut aufgeschrien<br />
und mich heftigst gewehrt.<br />
Die Schule zählte nicht unbedingt<br />
zu meinen beliebtesten Schauplätzen.<br />
Dennoch habe ich mich entschlossen,<br />
mit viel Fleiß und Mühe,<br />
zielorientiert und mit überdurchschnittlich<br />
großem Gottvertrauen,<br />
<strong>die</strong> notwendige Schulausbildung<br />
für den Priesterberuf zu<br />
beginnen. Die österreichische<br />
Schulwelt, in meinem konkreten<br />
Fall <strong>die</strong> „Schola Hornana“ (<strong>Auf</strong>baugymnasium<br />
in Horn), hat mich<br />
für „reif“ erklärt und mir damit<br />
<strong>die</strong> Chance gegeben, an der Universität<br />
einen besseren Erfolg<br />
zu erzielen. Die höheren Stu<strong>die</strong>n<br />
schloss ich an der Leopold-Franzens-Universität<br />
in Innsbruck ab.<br />
Bischof Maximilian Aichern weihte<br />
mich 1998 im Linzer Mariendom<br />
zum Priester. Seit <strong>die</strong>sem<br />
Zeitpunkt lebe und arbeite ich<br />
als Spielmann Gottes.<br />
B E R U F U N G<br />
Ein Spi<br />
Persönliches zu seiner Priesterber<br />
Spielmann Gottes<br />
Gott hat mich hineingestellt in<br />
meine Welt mit seinem Licht, um<br />
jenen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> viel zu dunkle Welt<br />
als erschreckend und beängstigend<br />
erleben, <strong>die</strong>ses Licht weiterzureichen.<br />
Das bringt einen Mehrwert<br />
an Leben, den niemand in<br />
<strong>die</strong>ser Welt bezahlen kann. Gott<br />
selbst gab mir auch einen kostbaren<br />
Kelch mit Wein voller Lebensqualität.<br />
Die erlesenen Trauben<br />
mussten geerntet werden und<br />
gekeltert sein. Erst nach <strong>die</strong>sem<br />
Reifungsprozess darf ich den<br />
Kelch weiterreichen und versuchen,<br />
den Menschen, Zuversicht,<br />
Kraft und Freude zu schenken.<br />
Den winzigen Samen seines Wortes<br />
hat er in mein Herz hineingelegt<br />
und jeden Tag bitte ich: „Lass<br />
es in meinem Herzen aufklingen<br />
als <strong>das</strong> Lied des Lachens, der<br />
Hoffnung und der <strong>Auf</strong>erstehung.“<br />
Mein Leben wurde so zu einer<br />
Bühne für Gott.
B E R U F U N G<br />
elmann Gottes<br />
ufung von Ernst Wageneder, Pfarrer von Mondsee<br />
Pfarrer Ernst Wageneder: „Ich wollte<br />
immer Priester werden, doch <strong>die</strong><br />
Matura schien unerreichbar.“<br />
Heute hat er seine Lebensberufung,<br />
<strong>die</strong> ihn glücklich macht,<br />
gefunden.<br />
Den Menschen nahe:<br />
Jeden Tag ist Ernst Wageneder in den<br />
Gemeinden rund um den Mondsee<br />
unterwegs. Er kennt etwa zwei Drittel<br />
der dort Lebenden.<br />
Als Spielmann Gottes muss ich<br />
einladend sein, <strong>die</strong> Türen zu Gott<br />
hin öffnen. Schon von Weitem<br />
sollen <strong>die</strong> Menschen sehen und<br />
hören: Seht, da ist <strong>die</strong> Wohnung<br />
Gottes. Kommt und tretet ein,<br />
freut und stärkt euch, denn Gott<br />
ist mitten unter den Menschen.<br />
In seiner „bunten“ <strong>Gnade</strong> schenkt<br />
Gott allen Menschen – ohne Ausnahme<br />
– seinen Zuspruch. Gott<br />
richtet <strong>die</strong>se Welt, indem er sie<br />
liebt! Mit dem Evangelium Gottes<br />
sammle ich <strong>die</strong> Menschen,<br />
um ihnen <strong>die</strong> rettende und tröstliche<br />
Botschaft der Zusage Gottes<br />
als winziges Korn zu reichen,<br />
damit es durch ihr Leben heranwächst,<br />
stark wird und reiche<br />
Frucht trägt.<br />
Für <strong>die</strong>, <strong>die</strong> im<br />
Schatten stehen<br />
Darum lebe ich vor allem auch für<br />
eine Kirche derer, <strong>die</strong> im Schatten<br />
stehen, der Weinenden und<br />
der Trauernden. Für eine Kirche<br />
der Armen und der Erfolglosen,<br />
der Mühseligen und der Beladenen,<br />
der Scheiternden und Gescheiterten<br />
im Beruf, im Leben<br />
und in der Ehe. Ich arbeite für eine<br />
Kirche der Würdigen und der<br />
Unwürdigen, der Heiligen, aber<br />
auch der Sünder. Das ganze Sein<br />
Beim Entzünden des Osterfeuers. Wofür brennt <strong>das</strong> Herz von Ernst Wageneder?<br />
Er setzt sich für sozial Schwache und Menschen in Not ein.<br />
Die der Kirche Fernstehenden sind ihm wichtig.<br />
des Menschen darf und muss in<br />
unsere menschliche Nähe und<br />
damit in <strong>die</strong> Nähe Gottes kommen.<br />
Kirche muss den Menschen,<br />
der auf sich aufmerksam<br />
macht und sich nach einer liebevollen<br />
Geste der Umarmung<br />
sehnt, in seinem Schrei berühren.<br />
Dann lebt <strong>die</strong> Zusage Gottes:<br />
Du kannst in der Welt von<br />
heute wahrhaft menschlich leben<br />
und leiden, handeln und sterben,<br />
da ich – dein Gott – zu dir halte.<br />
Um <strong>die</strong> Freude des Priesterberufes<br />
erfahren zu können und als<br />
Diener der Freude Gottes zu leben,<br />
müssen in den Ausbildungs-<br />
stätten <strong>die</strong> Kriterien gelten: geerdete<br />
Frömmigkeit, lebendige<br />
Überzeugung im Glauben, <strong>die</strong> Fähigkeit,<br />
im modernen Zeitgeist<br />
zu kommunizieren, Ehrlichkeit,<br />
Integrität, Bescheidenheit, Einsatz<br />
für soziale Gerechtigkeit,<br />
Respekt für Mitmenschen, Mitgefühl<br />
und Fürsorge, Einsatzbereitschaft<br />
und Belastbarkeit. Bist<br />
du auf der Seite der vernachlässigten<br />
Menschen, dann bist du<br />
immer auf der Seite Gottes. Gewagt,<br />
aber herausfordernd!<br />
Ernst Wageneder ■<br />
Dr. Ernst Wageneder ist Pfarrer von St. Michael-Mondsee.<br />
1<br />
G E L E S E N<br />
2<br />
3/2012<br />
1 Engel begleiten<br />
den letzten Weg<br />
Engel als Boten und Diener Gottes begegnen<br />
uns auf vielfältige Weise im Alten<br />
und Neuen Testament. Sie treten<br />
als Vermittler zwischen Himmel und Erde<br />
auf, als Begleiter und auch als Beschützer<br />
des Menschen. Die künstlerischen<br />
Darstellungen – sowohl in der<br />
Malerei als auch in der Plastik – reichen<br />
vom Vorbild der antiken Genien<br />
bis zu den verspielten Putten des Rokoko,<br />
vom Schutz- bis zum Trauerengel.<br />
Letztere begegnen uns ab dem<br />
18. Jahrhundert vor allem auf den städtischen<br />
Friedhöfen. Ihre Körperhaltung,<br />
Mimik und ihre „Accessoires“<br />
können ausdrücken, was der hier begrabene<br />
Mensch gewesen ist, welche<br />
gesellschaftliche Stellung er einst eingenommen<br />
beziehungsweise was er den<br />
Zurückgebliebenen bedeutet hat.<br />
Im Wiener Dom-Verlag erschien ein<br />
prachtvoll gestalteter Bild-Text-Band,<br />
in dem sich der Autor Gerd W. Götzenbrucker<br />
mit Friedhofsengeln in Bild und<br />
Wort auseinandersetzt. Seit 2003 fotografierte<br />
er auf sieben Wiener Friedhöfen<br />
Engelsdarstellungen und versuchte<br />
auf <strong>die</strong>se Weise, <strong>die</strong> „Sprache der Engel“<br />
zu entziffern. Zugleich bietet <strong>die</strong>ser<br />
Band eine kunsthistorische Reise<br />
durch <strong>die</strong> wichtigsten Epochen der Bildhauerei.<br />
Ingeborg Schödl ■<br />
Gerd W. Götzenbrucker, Engel –<br />
Meisterwerke der Friedhofskunst,<br />
Wiener Dom-Verlag, 208 Seiten,<br />
€ 29,90 (ISBN 978-3-85351-235-7)<br />
2 Worte erwecken<br />
zum Leben<br />
Worte haben Macht. Sie <strong>die</strong>nen u. a. dazu,<br />
Lebenserfahrungen bildlich zu repräsentieren.<br />
Sie wirken dabei auf unsere<br />
Wahrnehmung und Gefühle. Worte<br />
verändern uns.<br />
Machtvolle Worte hat uns Jesus in den<br />
Evangelien hinterlassen, einen „Wort-<br />
Schatz“, der unserem Leben Orientierung<br />
geben will. Mit markanten Worten<br />
Jesu und sorgfältig ausgewählten<br />
Naturbildern will uns der Autor durch<br />
den Alltag begleiten und Lebenssinn<br />
und -freude vermitteln. Und er lädt uns<br />
mit dem vorliegenden, auch als Geschenkbuch<br />
geeigneten kleinen Band<br />
ein, gute Worte und Gedanken weiterzugeben.<br />
mf ■<br />
Alexander Raich, Dem glückenden<br />
Leben auf der Spur. Gedanken für <strong>die</strong><br />
Seele, Verlag A. Weger, 65 Seiten,<br />
€ 9,90 (ISBN 978-88-6563-031-0)<br />
21
22<br />
3/2012<br />
G - R E CCH ATNS I S IP U S2 W/ E 2R<br />
K A K T U E L L G E B E T<br />
Am 2. Februar wurde unser neuer<br />
Treffpunkt für in der Kirche Engagierte<br />
mit einer Segnung durch<br />
Kardinal Schönborn im Beisein<br />
von Vertretern der Männer- und<br />
Frauenorden eröffnet.<br />
Gemeinsam mit den Männer- und<br />
Frauenorden Österreichs werden<br />
wir <strong>die</strong>ses Lokal im Hof des Hauses<br />
Stephansplatz 6 (1010 Wien)<br />
betreiben.<br />
Neben Informationen über geistliche<br />
und kirchliche Berufe wird<br />
Leitbildprozess<br />
Mit einem Stu<strong>die</strong>ntag im November<br />
2011 haben wir eine Phase<br />
des Nachdenkens darüber gestartet,<br />
wie sich <strong>das</strong> Canisiuswerk in<br />
den kommenden Jahren in einer<br />
sich rasch wandelnden Kirche und<br />
Gesellschaft prägnant und mitgestaltend<br />
positionieren kann.<br />
Eine Steuerungsgruppe wird <strong>die</strong>se<br />
Arbeit vorantreiben. Bis Ende<br />
2012 sollen konkrete Ergebnisse<br />
vorliegen.<br />
Dieser Nachdenkprozess richtet<br />
sich auch an alle, <strong>die</strong> <strong>das</strong> Canisiuswerk<br />
unterstützen. Wir laden<br />
Sie ein, an <strong>die</strong>ser Entwicklung mitzuwirken.<br />
Ihre Anregungen richten<br />
Sie bitte an:<br />
Canisiuswerk<br />
Stephansplatz 6/1/2/5, 1010 Wien<br />
canisiuswerk@canisius.at<br />
Berufsinformation<br />
Die nächste<br />
Berufsinformationsmesse findet<br />
vom 8. bis 11. März 2012 in der<br />
Wiener Stadthalle statt.<br />
Besuchen Sie uns – den Stand<br />
des Canisiuswerkes finden Sie<br />
im Bereich „G“ der Halle D.<br />
es im neuen Begegnungszentrum<br />
verschiedene Veranstaltungen geben,<br />
werden Menschen von ihrer<br />
Berufung erzählen, können Schulklassen<br />
nach einem Dombesuch<br />
ausruhen. Sie werden hier Materialien<br />
zur Berufungspastoral<br />
und einige Klosterprodukte finden.<br />
Auch für Pilger gibt es Informationen.<br />
Kommen Sie vorbei – auf eine<br />
Schale Kaffee oder zu einem Besuch<br />
im Raum der Stille!<br />
Für <strong>die</strong>se Investition bitten wir<br />
um Spenden und Sponsorbeiträge<br />
und sagen dafür heute schon:<br />
„Vergelt’s Gott!“<br />
Eröffnung des neuen<br />
Begegnungszentrums „Quo vadis?“<br />
Briefkurse<br />
sinnvoll leben. berufen. engagiert<br />
22. Februar bis 31. März 2012<br />
Geh du in unserem Herzen auf!<br />
Speziell für pfarrliche<br />
MitarbeiterInnen und andere<br />
Engagierte<br />
26. Februar bis 31. März 2012<br />
Berufsentscheidung – eine<br />
Herzensentscheidung<br />
27. Februar bis 25. März 2012<br />
„Nehmt Gottes Melo<strong>die</strong><br />
in euch auf!“<br />
26. Februar bis 24. März 2012<br />
Vorschau auf den<br />
Weltgebetstag am<br />
29. April 2012<br />
Gut,<br />
<strong>das</strong>s<br />
es dich<br />
gibt!<br />
Die Vorbereitungen für den<br />
Weltgebetstag laufen. Die<br />
Unterlagen finden Sie ab Anfang<br />
April zum Download unter:<br />
www.canisius.at<br />
www.touch-me-gott.com<br />
Besinnliches in der<br />
Fastenzeit auch im Internet<br />
Das Internetprojekt der Diözesanstelle<br />
Berufe der Kirche in Augsburg<br />
– gemeinsam mit einem Netzwerk<br />
weiterer Diözesanstellen in<br />
Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz – bietet vom 26. Februar<br />
bis 3. März 2012 täglich einen<br />
Impuls, der mit Gott in Berührung<br />
bringt.<br />
„Touch me, Gott“ braucht <strong>die</strong> Bereitschaft,<br />
sich täglich etwa zehn<br />
Minuten Zeit zu nehmen – für<br />
Gott und für sich selbst. Ziel des<br />
Kurses ist es, <strong>die</strong> Fastenzeit intensiver<br />
zu leben. Die Beziehung<br />
zu Gott, zum anderen und zu sich<br />
selbst soll neue Impulse erfahren.<br />
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.<br />
Der Kurs ist ab 14 Jahren<br />
empfehlenswert, nach oben gibt<br />
es keine Altersgrenze.<br />
An „Touch me, Gott“ kann man<br />
allein und völlig unabhängig teilnehmen.<br />
Die Erfahrung hat aber<br />
gezeigt, <strong>das</strong>s es hilfreich ist, mit<br />
anderen TeilnehmerInnen in Kontakt<br />
zu treten. Dafür ist z. B. ein<br />
Kursbuch eingerichtet. Außerdem<br />
stehen Ansprechpartner für persönliche<br />
Fragen zur Verfügung.<br />
Buchtipp<br />
Kurt Schmidl ■<br />
Wilhelm Bruners, Und <strong>die</strong> Toten<br />
laufen frei herum. Ein Begleiter<br />
durch <strong>die</strong> österliche Zeit,<br />
104 Seiten, € 17,90,<br />
erhältlich im Canisiuswerk:<br />
01/512 51 07<br />
canisiuswerk@canisius.at<br />
Zum monatlichen<br />
<strong>Gebet</strong>stag um<br />
geistliche Berufe<br />
Donnerstag, 1. März 2012<br />
Von der sogenannten „Goldenen<br />
Regel“ – „Alles, was ihr also<br />
von anderen erwartet, <strong>das</strong> tut<br />
auch ihnen!“ (Mt 7,12) – hören<br />
wir im heutigen Tagesevangelium<br />
(Mt 7,7–12). Sie fasst <strong>die</strong><br />
Weisungen Jesu zusammen, <strong>die</strong><br />
wir in der Bergpredigt im Gebot<br />
der Gottes- und Nächstenliebe<br />
wiederfinden.<br />
Aus der positiven Formulierung<br />
<strong>die</strong>ser „Goldenen Regel“ leitet<br />
sich <strong>das</strong> allgemein bekannte<br />
Sprichwort „Was du nicht willst,<br />
<strong>das</strong> man dir tut, <strong>das</strong> füg’ auch<br />
keinem anderen zu!“ ab.<br />
Kann <strong>die</strong> Bergpredigt<br />
Berge versetzen?<br />
Die Bergpredigt ist <strong>das</strong> Kernstück<br />
der Verkündigung Jesu.<br />
„Kann <strong>die</strong> Bergpredigt Berge versetzen?“,<br />
fragen <strong>die</strong> Herausgeber<br />
des gleichnamigen Buches, Peter<br />
Trummer und Josef Pichler.<br />
Wir leben heute in einer Welt, in<br />
der <strong>die</strong> Kluft zwischen Arm und<br />
Reich immer größer wird, in der<br />
schreckliche Waffen ungeheure<br />
Zerstörungen anrichten, in der <strong>die</strong><br />
Menschenwürde missachtet wird<br />
und führende Persönlichkeiten<br />
verantwortungslos mit den Ressourcen<br />
der Schöpfung und mit<br />
Geld umgehen.<br />
Gerade hier sind <strong>die</strong> Werte der<br />
Bergpredigt nicht eine Utopie<br />
oder ein unrealistischer Traum,<br />
sondern Grundwerte, auf <strong>die</strong> eine<br />
Welt, <strong>die</strong> überleben will, nicht<br />
verzichten kann. Jesus hat <strong>die</strong><br />
Ideale der Bergpredigt vorgelebt<br />
und für sie sein Leben hingegeben.<br />
Sie sind Leitbild für <strong>die</strong> Jünger<br />
und Jüngerinnen Jesu zu allen<br />
Zeiten.<br />
Franz Schrittwieser ■
G E B E T<br />
Einige aktuelle Seligpreisungen<br />
für unser Alltagsleben<br />
Selig <strong>die</strong>, <strong>die</strong> schweigen und zuhören können;<br />
sie werden dabei viel Neues lernen.<br />
Selig <strong>die</strong>, <strong>die</strong> sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen;<br />
sie werden von ihren Mitmenschen geschätzt werden.<br />
Selig <strong>die</strong>, <strong>die</strong> fähig sind, sich auszuruhen,<br />
ohne dafür Entschuldigungen zu suchen;<br />
sie werden Gelassenheit finden.<br />
Selig <strong>die</strong>, <strong>die</strong> aufmerksam sind für <strong>die</strong> Winke der anderen,<br />
ohne sich jedoch für unentbehrlich zu halten;<br />
sie werden viel Freude säen.<br />
Selig <strong>die</strong>, <strong>die</strong> es verstehen, <strong>die</strong> kleinen Dinge ernst<br />
und <strong>die</strong> ernsten Dinge gelassen anzusehen;<br />
sie werden im Leben sehr weit kommen.<br />
Selig <strong>die</strong>, <strong>die</strong> denken, bevor sie handeln,<br />
und beten, ehe sie denken;<br />
sie werden eine Menge Dummheiten vermeiden.<br />
Selig <strong>die</strong>, <strong>die</strong> schweigen und lächeln können,<br />
auch wenn man ihnen <strong>das</strong> Wort abschneidet oder auf <strong>die</strong> Zehen tritt;<br />
sie sind dem Geist des Evangeliums sehr nahe.<br />
Selig <strong>die</strong>, <strong>die</strong> den Herrn in allen Wesen erkennen und lieben;<br />
sie werden Licht und Güte und Freude ausstrahlen.<br />
Quelle unbekannt<br />
Berg der Seligpreisungen am See Gennesaret:<br />
Hier soll Jesus der Überlieferung nach <strong>die</strong> Bergpredigt gehalten haben,<br />
<strong>die</strong> mit den Seligpreisungen beginnt.<br />
Wir beten mit Papst Benedikt XVI.<br />
MÄRZ: Der Beitrag der Frauen zur Entwicklung der Gesellschaft<br />
möge weltweit anerkannt werden.<br />
Der Heilige Geist schenke allen um Christi willen Diskriminierten,<br />
Verfolgten und mit dem Tod Bedrohten – insbesondere in Asien –<br />
Treue im Glauben. ■<br />
I N F O R M A T I O N<br />
3/2012<br />
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Gurk: Kan. KR Mag. Josef-Klaus Donko, Domplatz 1, 9063 Maria Saal<br />
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23<br />
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<strong>Miteinander</strong> – Welt und geistliche Berufung 3/2012<br />
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B I L D & W O R T<br />
FASTENzeit<br />
Gott will mich wieder beleben,<br />
zum wievielten Male?<br />
Vielleicht beginnt<br />
meine Seele zu atmen,<br />
und erwachen aufs Neue<br />
Glauben und <strong>die</strong> Liebe.<br />
Fastenzeit<br />
eine Einladung Gottes:<br />
„Please fasten seat belts“,<br />
bitte schnalle dich an<br />
– wie im Flugzeug.<br />
Mache dich fest an mir,<br />
dann bist du gehalten!<br />
Fastenzeit<br />
Ich steig auf den Tabor,<br />
wo <strong>das</strong> Leben zu leuchten beginnt<br />
und mir <strong>die</strong> Kraft zuwächst,<br />
ins Tal der täglichen Mühe zu gehen.<br />
Die Ostersonne<br />
weckt jetzt schon den Tag.<br />
Elmar Simma<br />
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1: © René Sputh – Fotolia.com;<br />
2 – 3: www.bolnberger.at 1, Roland Dihanich 2; 4 – 5: www.bolnberger.at 1,<br />
Archiv 2; 6: Pfarre Mondsee; 7: www.bolnberger.at;<br />
8: Benediktinerstift Kremsmünster; 9: FOTO: EBERHARD Zwicker,<br />
KUNSTSCHÄTZEVERLAG, Würzburg/Gerchsheim; 10 – 11: Schmidl;<br />
12 – 13: http://benedicitedeus.blogspot.com/ 1, Archiv 1, Wiener Dom-Verlag 1;<br />
14: www.bolnberger.at; 15: Ldf – www.istockphoto.com;<br />
16 – 17: Canisiusheim Centrum Horn 1, www.bolnberger.at 1, Referat für<br />
Berufungspastoral der ED Salzburg 1; 18: Rubberball – www.istockphoto.com 1,<br />
Privat 1; 19: UNO 1, www.steyler.at 1, Philipp Scheffknecht 1;<br />
20 – 21: Philipp Scheffknecht 1, Pfarre Mondsee 3; 23: Archiv;<br />
24: Artwork – www.bolnberger.at 1/D. Ott – Fotolia.com.