Auf steigt das Gebet, hernieder steigt die Gnade. - Miteinander
Auf steigt das Gebet, hernieder steigt die Gnade. - Miteinander
Auf steigt das Gebet, hernieder steigt die Gnade. - Miteinander
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
10<br />
3/2012<br />
Nach einem <strong>Auf</strong>enthalt am Sinai vor einigen<br />
Jahren mit Wandern und Schweigen in der<br />
Wüste war mir klar, <strong>das</strong>s es keine der üblichen<br />
Pauschal-Gruppenreisen sein konnte,<br />
wie ich mich Israel, der Heimat Jesu, nähern<br />
wollte. Da fiel mein Blick auf eine Ausschreibung:<br />
„Exerzitien am See Gennesaret“.<br />
Die Bibel ist <strong>die</strong> Ur-Kunde unseres Glaubens.<br />
Sie gibt ein faszinierendes Zeugnis von der<br />
Begegnung Gottes mit den Menschen und<br />
ist auch im 21. Jahrhundert Leben spendende<br />
Quelle und Richtschnur. Die Bibelwissenschaft<br />
in all ihren Facetten hat in den vergangenen<br />
Jahrzehnten vieles erschlossen und<br />
(neu) verständlich gemacht. Biblische Texte<br />
in ihrer „Heimat“ zu lesen und zu bedenken,<br />
hat aber eine besondere Qualität. Schon der<br />
Kirchenlehrer Hieronymus, der Vater der „Vulgata“,<br />
sprach im vierten Jahrhundert von der<br />
Landschaft Israels beziehungsweise Palästinas<br />
als dem „Fünften Evangelium“. Hier eingebettet,<br />
bekommen auch vertraute Bibelstellen<br />
eine unmittelbare Zugänglichkeit.<br />
Eremos-Höhle:<br />
„In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf<br />
und ging an einen einsamen Ort, um zu beten.“<br />
E X E R Z I T I E N<br />
Annäherung an Jesus<br />
Reise nach innen<br />
Eine Gruppe von etwa 20 Personen aus Österreich<br />
und Deutschland trifft sich am Flughafen<br />
Schwechat. Einige kenne ich, <strong>die</strong> meisten<br />
sind mir fremd. Alle beseelt ein Wunsch:<br />
Die Heimat Jesu nicht als Tourist zu erkunden,<br />
sondern dort seiner Botschaft tiefer auf<br />
den Grund zu gehen. Das Reiseprogramm ist<br />
kurz: Flug nach Tel Aviv, Busfahrt an den See<br />
Gennesaret, elf Tage im Haus des deutschen<br />
Pilgervereins am See in Tabgha nahe Kafarnaum,<br />
täglich biblische Impulse und viel Zeit<br />
für Stille, unterbrochen nur von zwei kurzen<br />
Ausflügen. Damit ist klar: Die Reise führt eigentlich<br />
nach innen, in <strong>die</strong> biblischen Texte<br />
und ins eigene Glaubensleben.<br />
Das braucht fachkundige Begleitung, <strong>die</strong><br />
mit dem Bibelexperten und langjährigen Israelkenner,<br />
Dr. Wilhelm Bruners, auch zur<br />
Verfügung steht. Die Themen der täglichen biblischen<br />
Impulse kreisen um den „Grenzgänger<br />
Jesus“.<br />
Ende September klettert <strong>das</strong> Thermometer<br />
noch über 30 Grad. Eine morgendliche Körperübung<br />
im taufeuchten Gras am Ufer des<br />
Sees ist <strong>die</strong> zweite Wohltat (nach dem Frühstück).<br />
Später versammeln wir uns bei der in<br />
der Nähe befindlichen Eremos-Höhle. „In aller<br />
Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf<br />
und ging an einen einsamen Ort, um zu beten“<br />
(Mk 1,35). Ja, hier könnte <strong>das</strong> gewesen<br />
sein. Jesus wird dabei kaum in <strong>die</strong> Höhle geschaut<br />
haben, sondern den Blick über <strong>die</strong><br />
Weite des Sees schweifen haben lassen. „Das<br />
wird ihm gefallen haben“, entfährt es einem<br />
Teilnehmer. So <strong>das</strong> Gespräch mit Gott zu suchen,<br />
so zu beten, ist eine beglückende Erfahrung.<br />
Kafarnaum<br />
Der Ort ist ein Touristenmagnet, von Stille<br />
keine Rede. Ein Blick auf <strong>die</strong> Ausgrabungen<br />
ist auch ein Blick zurück in <strong>die</strong> Zeit Jesu. Die<br />
grauen Steinmauern zeigen, wie klein hier alles<br />
war. Ob <strong>das</strong> gezeigte Haus der Schwiegermutter<br />
des Petrus genau <strong>die</strong>ses oder ein anderes<br />
war, ist unerheblich. „Die ganze Stadt<br />
war vor der Haustür versammelt“ (Mk 1,33)<br />
– <strong>die</strong> ganze Stadt? Hier ist Platz für maximal<br />
20 Personen, aber <strong>die</strong> Gerüchte und Erzählungen<br />
werden schon zu allen gedrungen<br />
sein.<br />
Nachmittags ist Zeit für Stille, für <strong>das</strong> Lesen<br />
in der Bibel, um dem Gehörten und Gesehenen<br />
nachspüren. Auch ein Bad im See ist<br />
möglich, was u. a. den Blick für <strong>die</strong> aktuellen<br />
Probleme des Landes öffnet. Der Wasserstand<br />
des Sees ist niedrig, 1,50 Meter unter<br />
dem üblichen Niveau. Die intensive Landwirtschaft<br />
und <strong>die</strong> Trockenheit fordern ihren Tribut.<br />
Wird der See bald einen ähnlich hohen<br />
Salzgehalt aufweisen wie <strong>das</strong> Tote Meer? Der<br />
Kampf ums Wasser hat bereits begonnen.<br />
Besuch in Nazaret<br />
Kein beschaulicher, sondern ein hektischer<br />
Ort mit 120.000 Einwohnern ist <strong>die</strong>se Stadt<br />
zusammen mit ihrer Schwesterstadt Nazaret-Illit<br />
heute. Der Besuch stört eigentlich<br />
unsere Ruhe am See, weitet aber den Horizont.<br />
Das Zentrum bildet <strong>die</strong> Verkündigungs-