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ErnteDank - Miteinander

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miteinander<br />

bewegt • berufen • engagiert<br />

9/2013<br />

85. Jahrgang<br />

Das Erntedankfest erinnert den<br />

Menschen an seine Abhängigkeit<br />

von der Natur und es lehrt ihn<br />

Dankbarkeit. Aber es weist auch<br />

eine geistliche Dimension auf:<br />

die Ernte lebendiger Berufungen.<br />

<strong>ErnteDank</strong><br />

Ist es antiquiert, für eine gute Ernte – ob<br />

landwirtschaftlich oder geistlich – zu danken?<br />

Ganz und gar nicht! Eine Gegenrede


2<br />

miteinander 9/2013<br />

In diesem miteinander<br />

Editorial<br />

3 Moraltheologe M. Rosenberger<br />

zur Aktualität<br />

von Erntedank<br />

6 Barbara Stöckl: Dankbarkeit<br />

als Lebenseinstellung<br />

8 P. Karl Bleibtreu:<br />

Über 60 Jahre an der<br />

Seite junger Menschen<br />

Thema<br />

3 „Lebensstilfragen sind<br />

Urfragen der Religion“<br />

Prof. Rosenberger im Interview<br />

5 Lebensmittel-Monopoly<br />

Nahrungsmittelspekulation<br />

6 Farbtupfer für die Welt<br />

Dankbarkeit. Ein Plädoyer<br />

6 Dankbarkeit –<br />

Mutter aller Tugenden<br />

Gastkommentar von<br />

Barbara Stöckl<br />

8 Der breite Buckel<br />

des lieben Gottes<br />

P. Karl Bleibtreu im Porträt<br />

9 Mehr werden, als man ist<br />

Religionslehrerin Maria Trojer<br />

über die Ernte in kirchlichen<br />

Berufen<br />

10 Ernte gut, alles gut?<br />

Lebensmittelinitiativen<br />

für Menschen in Not<br />

16 Greifbarer Segen<br />

Welt & Berufung<br />

12 Teilen, was uns bewegt<br />

100 Seminaristen in Horn<br />

12 Investition in die Zukunft<br />

Salzburg baut Berufungspastoral<br />

aus<br />

14 Gefährten Jesu<br />

450 Jahre Jesuiten in<br />

Österreich<br />

15 „Das ist mein Leben“<br />

Sr. Christina Dirnwöber im<br />

Interview<br />

Glaube & Leben<br />

13 Verpatzt<br />

oder einwandfrei?<br />

Kolumne „Seitenschiff“<br />

16 Geistgewirkte Aufbrüche<br />

Kirche mit Zukunft<br />

18 Das gehört zu einer<br />

offenen Kirche<br />

Erinnerungen an das Konzil<br />

20 Kunst für die Ewigkeit<br />

Christliche Metallkunst<br />

in Enns<br />

STANDARDS<br />

2 Editorial<br />

19 Quo vadis?<br />

21 Für Sie gelesen<br />

22 Canisiuswerk aktuell<br />

22 Gebet<br />

24 Bild & Wort<br />

Danken lernen<br />

Mein Großvater ist 93 Jahre alt<br />

und für sein Alter erstaunlich fit.<br />

Altersgemäße Zipperlein trägt er<br />

nicht nur mit Fassung, sondern<br />

mit viel Humor. Der Tod ist für ihn,<br />

scheint’s, keine Option. Bis vor zwei Jahren hat er seinen großen<br />

Gemüsegarten penibel selbst gepflegt. Und er hat für mich in einer<br />

selbstgeschriebenen Gartenfibel festgehalten, was es dabei zu<br />

beachten gilt. Gute Ernten fallen schließlich nicht vom Himmel.<br />

Der Boden will bereitet sein, die Fruchtfolge muss beachtet werden.<br />

„Aber selbst nach fast 70 Jahren Gartenarbeit lerne ich noch<br />

immer von der Natur.“<br />

Sein Leben lief nicht immer in beschaulichen Bahnen. Er erlebte<br />

den Krieg mit all seiner Hässlichkeit und Härte, die entbehrungsreichen<br />

Nachkriegsjahre in einem in Schutt und Asche liegenden<br />

Deutschland, aber auch die Freuden einer wachsenden Familie,<br />

schließlich die Freuden zahlreicher Enkelkinder. Gelebte Religiosität<br />

gehört so selbstverständlich zu seinem Leben wie der sonntägliche<br />

Kaffee in einem nahen Bauerncafé. Kurz: Seine Lebensernte<br />

fällt reich aus, festgehalten im Übrigen auf tausenden Tagebuchseiten.<br />

Warum erzähle ich Ihnen das? Weil sich am Beispiel dieses Lebens<br />

die ganze Spannweite dessen zeigt, was Erntedank bedeutet: das<br />

sorgsame Hören auf die den Menschen selbst in der modernen Welt<br />

durchpulsende Natur und ihre Rhythmen, das Wissen um das Zusammenspiel<br />

von Aussaat und guter Ernte – und schließlich die<br />

Ahnung des verdankten Lebens; die Ahnung davon, dass die eigene<br />

Lebensernte nicht immer nur Frucht des eigenen Tuns ist.<br />

Erntedank meint eine Art Lebensschule der Dankbarkeit – aber er<br />

meint immer auch ein Stück weit Widerstand; Widerstand gegen<br />

ein Auseinanderdriften von Welt und Mensch, gegen die Entvölkerung<br />

des Himmels, gegen sinnlose Leere einer durch und durch<br />

technisierten Welt. Erntedank ist – obgleich bereits von Abbruch<br />

und Welken gezeichnet – ein Hoffnungsfest. Es verbreitet die warme<br />

Gewissheit, dass nichts umsonst ist: kein alltägliches Ringen,<br />

keine Mühen, keine Aussaat.<br />

Mein Großvater hatte in seiner Zeit als aktiver Gärtner eine besondere<br />

Angewohnheit: Er ging stets sehr früh am Morgen in den<br />

Garten, um zu säen, zu jäten, zu ernten, zu gießen. Wer reich ernten<br />

will, muss früher aufstehen, muss aufgeweckter sein als andere.<br />

Auch das ist eine seiner Weisheiten. Aber noch etwas lehrte<br />

er mich: In der Ruhe des Morgens liegt die Kraft des gesamten<br />

Tages. Diese Kraft hat ihm einen langen Lebensatem verschafft.<br />

Und die Zuversicht, dass das Ende kein Ende ist, sondern der Silberstreifen<br />

eines anbrechenden neuen Tages.<br />

Henning Klingen


Interview<br />

miteinander 9/2013 3<br />

„Lebensstilfragen<br />

sind Urfragen der Religion“<br />

Der Dank für die gute Ernte gehört<br />

zum Urbestand des biblischen<br />

Jahreskreises. Warum das Fest heute<br />

nicht ausgedient hat und was es<br />

auch areligiösen Menschen sagen<br />

kann, erklärt der Moraltheologe<br />

Michael Rosenberger.<br />

Herr Prof. Rosenberger, das Erntedankfest<br />

gehört insbesondere in ländlichen Regionen weiterhin<br />

zu den wichtigen Festen im Jahreskreis.<br />

Wo liegen die religiösen Wurzeln dieses Festes?<br />

Auch wenn in unserem Kulturkreis das Erntedankfest<br />

mit dem Christentum in Verbindung<br />

gebracht wird, muss festgehalten werden,<br />

dass es ursprünglich viel älter ist. Es<br />

findet sich bereits im Judentum, aber auch in<br />

vielen anderen frühen Religionen und Kulturen.<br />

Schließlich geht es auf eine alle vormodernen<br />

Gesellschaften verbindende Erfahrung<br />

zurück: die Abhängigkeit des Menschen<br />

und seiner Lebensgrundlage vom Verlauf<br />

des Wetters und der Ernte. Das Erntedankfest<br />

zeugt also vom Bewusstsein des<br />

Menschen, dass er immer in Abhängigkeiten<br />

steht und sein Leben insgesamt ein verdanktes<br />

Leben ist.<br />

Richtet sich dieser Dank per se gen Himmel?<br />

Oder ist diese Form des Dankens auch areligiösen<br />

Menschen vermittelbar?<br />

Historisch betrachtet war Erntedank immer<br />

ein religiöses Fest. Der Dank richtete sich<br />

immer an eine Gottheit. Ich bin aber davon<br />

überzeugt, dass man diesen Kern heute auch<br />

religiös unmusikalischen Menschen vermitteln<br />

kann. Schließlich gehören der Dank, das<br />

Verdanken wesentlich zum glückenden Leben<br />

dazu. Im Danken drückt sich das Getragen-Sein<br />

des eigenen Lebens aus. Erntedank<br />

ist in dieser Perspektive ein Ausdruck<br />

der Redlichkeit dem eigenen Leben gegenüber,<br />

über das man selbst nicht verfügt. Für<br />

diese Einsicht muss ich nicht notwendigerweise<br />

religiös sein.<br />

Sehen Sie eine Notwendigkeit, diese Dimension<br />

des verdankten Lebens neu zu erschließen?<br />

Ja, diese Notwendigkeit sehe ich. Schließlich<br />

bedeuten Danken und Verdanken auch,<br />

mit dem Geschenkten sorgsamer umzugehen.<br />

Ein Geschenk verbindet uns mit dem Schenkenden.<br />

Beim religiösen Menschen bedeutet<br />

das: Das Geschenk der Nahrung verbindet<br />

uns mit Gott, dem wir die Schöpfung verdanken.<br />

Für nichtreligiöse Menschen könnte<br />

es zumindest eine Verbindung mit der<br />

Schöpfung an sich bedeuten, denn diese ist<br />

ja ein Geschenk, das uns unverdient gegeben<br />

worden ist.<br />

Sie haben jetzt mehrfach den Begriff der<br />

Schöpfung gebraucht. Heute wird im Diskurs<br />

über Nachhaltigkeit und Naturschutz gern auch<br />

von Schöpfungsverantwortung gesprochen. Ist<br />

das ein biblischer oder ein moderner Begriff?<br />

„Unser tägliches Brot gib uns heute“:<br />

Lebensgrundlage, Leben und Schöpfung<br />

sind Geschenk.<br />

Der Begriff der Schöpfungsverantwortung ist<br />

durch und durch modern. Er wurzelt in seiner<br />

heutigen Bedeutung in den Umweltkrisen<br />

seit den 1980er Jahren und der modernen<br />

ökologischen Bewegung. Seien es die<br />

Erdölkrisen, der Bericht über die Grenzen<br />

des Wachstums des „Club of Rome“, die Katastrophe<br />

von Tschernobyl oder der Treibhauseffekt:<br />

Man erkannte in dieser Zeit den<br />

hohen Preis der Technisierung der Welt.<br />

Was macht diese Phänomene so besonders,<br />

so „modern“?<br />

Vormalig regionale Phänomene wurden plötzlich<br />

global, sie bekamen eine neue Qualität.<br />

Und in dieser Situation stellte der Begriff<br />

der Schöpfungsverantwortung einen Gegenbegriff<br />

dar, der sich dem Auftrag verschrieb,<br />

das Lebenshaus Erde bewohnbar zu erhalten.<br />

Das war vorher kein Thema, da man das<br />

eigene Zerstörungspotenzial nicht gesehen<br />

hat. Der Begriff der Schöpfungsverantwortung<br />

ist aber durchaus auch biblisch geer-


4<br />

miteinander 9/2013<br />

Interview<br />

det, insofern er die Abhängigkeit von einem<br />

Schöpfergott mitdenkt. Die ökologische Aufladung<br />

kam dann erst später.<br />

Wird eine theologische Position heute im Umweltdiskurs<br />

überhaupt gehört?<br />

Ja, wenn sich die Kirche ihrerseits auch als<br />

Hörende und Lernende positioniert. Die internationalen<br />

und interdisziplinären Diskurse<br />

basieren stark auf Gegenseitigkeit. Wenn<br />

wir die hohe Kompetenz der säkularen NGOs<br />

(nichtstaatliche Organisationen, Anm.) ernst<br />

nehmen, dann öffnen sich diese ebenfalls.<br />

Es gibt also durchaus ein Gespür für den<br />

Wert theologischer Argumentation.<br />

Worin liegt der „Mehrwert“ theologischer Argumente<br />

genau?<br />

Schöpfungstheologische Ansätze können<br />

den „säkularen“ Diskurs inspirieren in dem<br />

Sinn, als sie den Wert des unverdienten Geschenks<br />

der Schöpfung betonen. Theologie<br />

hat aber auch eine wichtige kritische Funktion,<br />

insofern der Glaube aufdecken kann,<br />

dass manches heutige Konzept von Nachhaltigkeit<br />

bei genauer Betrachtung windelweich<br />

ist. Wo die Theologie den Bogen zur nächsten<br />

Generation schlägt, dort hat sie einen<br />

Maßstab an der Hand, dem viele hochpolierte<br />

Corporate Social Responsibility-Konzepte<br />

(Konzepte für verantwortliches unter-<br />

Religion bietet zahlreiche Ansatzpunkte für einen nachhaltigen,<br />

ressourcenschonenden Lebensstil.<br />

nehmerisches Handeln, Anm.) von rein wirtschaftlich<br />

interessierten Unternehmen heute<br />

nicht standhalten.<br />

Was sind denn konkrete Arbeitsfelder heutiger<br />

Schöpfungstheologie?<br />

Die aktuellen Fragen der Nachhaltigkeit und<br />

der Schöpfungsverantwortung werden vor<br />

allem im Bereich der Schöpfungsethik verhandelt.<br />

Da hat sich in den vergangenen Jahren<br />

der Fokus hin zu spirituellen Aspekten<br />

der Nachhaltigkeit und zu einem nachhaltigen<br />

Lebensstil verlagert. Schließlich wird<br />

sich nichts ändern, wenn wir nicht bei uns<br />

persönlich, bei unserem Lebensstil anfangen.<br />

Und Lebensstilfragen sind letztlich Urfragen<br />

der Religion: Wie können wir mit<br />

begrenzten Ressourcen glücklich werden?<br />

Wichtiger werden außerdem die Fragen nach<br />

den Mitgeschöpfen – den Tieren – und unserem<br />

Umgang mit ihnen. Da hat die Theologie<br />

meines Erachtens viel zu lange weggeschaut.<br />

Welches Zeugnis stellen Sie der Kirche in<br />

Sachen Nachhaltigkeit aus?<br />

Eine einheitliche Beurteilung ist schwierig.<br />

In vielen Pfarren sehe ich sehr gute Ansätze,<br />

etwa bei der Energieversorgung von<br />

kirchlichen Einrichtungen oder Pfarrhöfen.<br />

An anderen Stellen gibt es weiterhin Nachholbedarf.<br />

Ich glaube, wir dürfen uns da<br />

nicht übermäßig loben: Wir sind nicht besser<br />

oder schlechter als andere große Organisationen,<br />

aber wir haben einen besonderen<br />

Auftrag und ein Potenzial – und daran<br />

erinnert das Erntedankfest.<br />

Das Interview führte<br />

Henning Klingen.<br />

Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger,<br />

1987 zum Priester<br />

geweiht, ist Vorstand des<br />

Instituts für Moraltheologie<br />

an der Katholisch-Theologischen<br />

Privatuniversität Linz,<br />

u. a. mit dem Forschungsschwerpunkt<br />

Schöpfungsethik.<br />

Er ist Umweltsprecher<br />

der Diözese Linz und seit<br />

2004 Mitglied der Gentechnik-Kommission<br />

beim österreichischen<br />

Bundesministerium<br />

für Gesundheit.


Nahrungsmittelspekulation<br />

miteinander 9/2013 5<br />

Lebensmittel-Monopoly<br />

Die Grenzen zwischen sinnvollem<br />

Rohstoffhandel und profitgetriebener<br />

Nahrungsmittelspekulation sind<br />

fließend. Die Auswirkungen für die<br />

Menschen sehr konkret.<br />

„Freuen Sie sich über steigende Preise? Partizipieren<br />

Sie an der Wertentwicklung von<br />

sieben der wichtigsten Agrarrohstoffe!“ – Mit<br />

diesem Slogan bewarb die Deutsche Bank<br />

2008 auf Bäckereisäckchen ihre Agrarrohstoff-Fonds.<br />

Was folgte, war ein medialer Aufschrei.<br />

Und es kam zu öffentlichen Protesten<br />

gegen die Ausbeutung von Nahrungsmittelproduzenten<br />

in den Entwicklungsländern:<br />

„Mit Essen spielt man nicht!“, so der Tenor<br />

zahlreicher zivilgesellschaftlicher Organisationen<br />

in Deutschland.<br />

Auch hierzulande stehen Finanzmarktspekulationen<br />

mit Nahrungsmitteln im Kreuzfeuer<br />

der Kritik. „Weltweit leiden 870 Millionen<br />

Menschen an Hunger. Das ist eine Tragödie,<br />

die vermeidbar ist. Spekulation auf Nahrung<br />

ist inakzeptabel, solange es Menschen gibt,<br />

die hungern. Ethisch gesehen ist das Spekulieren<br />

auf Grundnahrungsmittel nicht zu vertreten.<br />

Worüber die einen jubeln – hohe Gewinne<br />

durch Preissteigerungen –, kann für<br />

kleinbäuerliche Familien in Afrika das Todesurteil<br />

sein“, warnt Caritas-Präsident Franz<br />

Küberl.<br />

Mit Hunger Geld verdienen<br />

Dass er mit seiner Meinung nicht allein ist,<br />

hat eine von der Caritas ins Leben gerufene<br />

Initiative gezeigt: Rund 16.000 Österreicher<br />

haben vergangenen Herbst die Petition<br />

„Stopp Spekulation auf Nahrungsmittel“ unterzeichnet<br />

– verbunden mit der Aufforderung<br />

an Finanzministerin Maria Fekter, „sich<br />

für die Einführung von weitgehenden Positionslimits,<br />

für erhöhte Transparenzvorschriften<br />

auf den Agrarmärkten und für ein Verbot<br />

von Indexfonds beim Handel mit Agrarrohstoffen<br />

einzusetzen“.<br />

Warum aber löst die Spekulation mit Weizen,<br />

Mais & Co. einen moralischen Aufschrei<br />

aus, während andere Warentermingeschäfte<br />

gesellschaftlich weitgehend akzeptiert sind?<br />

„Im Gegensatz zu Gold oder Erdöl ist Nahrung<br />

das Notwendigste, das der Mensch zum<br />

Leben braucht – nicht umsonst heißt es im<br />

Vaterunser: ,Unser tägliches Brot gib uns heute.‘<br />

Mit Grundnahrungsmitteln zu spekulieren<br />

und mit Hunger Geld zu verdienen, halte<br />

ich für eine Katastrophe“, ärgert sich Moraltheologe<br />

Matthias Beck. Jeder Mensch habe<br />

ein Grundrecht auf die Versorgung mit lebensnotwendigen<br />

Nahrungsgütern. „Wir hätten<br />

genügend Lebensmittel auf der Welt, um<br />

alle Menschen satt zu machen. Das Problem<br />

ist die Umverteilung. In westlichen Gesellschaften<br />

entstehen 80 Prozent der Krankheiten<br />

durch Überernährung und in anderen<br />

Teilen der Welt sterben 80 Prozent der Menschen<br />

an Unterernährung“, gibt der Wissenschaftler<br />

zu bedenken.<br />

Sein Fazit: Die Schere zwischen Arm und<br />

Reich wird größer, weil „immer mehr Menschen<br />

am wenigen partizipieren, während<br />

immer weniger im Besitz der zu verteilenden<br />

Güter sind“. Durch die Spekulation mit<br />

Nahrungsmitteln werde – entgegen christlichen<br />

Grundwerten – „aus Geldgier und Egozentrismus“<br />

bewusst in Kauf genommen,<br />

Spekulation auf Grundnahrungsmittel: „Profitgier<br />

kann für kleinbäuerliche Familien Afrikas das<br />

Todesurteil sein“, warnt Caritas-Präsident Küberl.<br />

dass Menschen Schaden zugefügt wird, so<br />

Beck, der darin „eines der schwersten Verbrechen<br />

der Welt“ sieht.<br />

Eine Überlebensfrage<br />

In welchem Ausmaß Spekulationsgeschäfte<br />

für die seit 2008 stark gestiegenen Nahrungsmittelpreise<br />

verantwortlich sind, ist zurzeit<br />

Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.<br />

Fakt ist, dass sich die hohen Preise<br />

auf dem Weltmarkt auch auf die lokalen<br />

Lebensmittelpreise auswirken, was vor allem<br />

für kleinbäuerliche Familien, die nicht<br />

genügend produzieren, um sich selbst ernähren<br />

zu können, erhebliche Folgen hat.<br />

Laut der UN-Organisation für Ernährung und<br />

Landwirtschaft FAO geben die ärmsten Menschen<br />

der Welt etwa 60 bis 80 Prozent ihres<br />

Einkommens für Nahrungsmittel aus. Bereits<br />

eine geringe Steigerung der Preise kann somit<br />

drastische Folgen haben – im schlimmsten<br />

Fall sogar zur Überlebensfrage werden.<br />

Jürgen Belko<br />

Mag. Jürgen Belko betreut den Bereich Öffentlichkeitsarbeit<br />

der Franziskanerprovinz Austria.


6<br />

miteinander 9/2013<br />

<strong>ErnteDank</strong><br />

Gastkommentar<br />

Ein Farbtupfer für das<br />

Gesicht der Welt<br />

Dankb<br />

Momente der Dankbarkeit<br />

Die Verkäuferin schenkte mir ein Lächeln<br />

und sagte: „Vielen Dank!“ Ein kleiner Augenblick<br />

des Wahrgenommen-Werdens brachte<br />

ihr Gesicht zum Leuchten. Nachdem sie mich<br />

dann bedient hatte, fragte sie, ob ich Punkte<br />

sammle – wofür weiß ich nicht, aber heute<br />

werden ja überall Punkte gesammelt. Ganz<br />

spontan antwortete ich: „Nein, aber ich sammle<br />

Momente der Dankbarkeit und des Lächelns“.<br />

Von ihr kam ein „Ach, wie schön!“<br />

Ein Augenblick überraschender Freude zwischen<br />

uns – eine Begegnung, die mich über<br />

viele Tage begleitet hat.<br />

Wer offenherzig danken lernt,<br />

der sieht mit neuen Augen und<br />

entdeckt Dinge, die er bisher nicht<br />

wahrgenommen hat.<br />

Es ist nicht lange her, da betrat ich in Wien<br />

eine Bäckerei, um mir Gebäck zu kaufen.<br />

Neben mir in der Warteschlange stand eine<br />

junge Frau, die telefonierte und in diesem<br />

Augenblick von der Bedienung zum dritten<br />

Mal angesprochen wurde, ohne dies zu bemerken.<br />

Sie reagierte nicht, einfach, weil sie<br />

es nicht hörte. Ich berührte sie am Ärmel<br />

und machte sie aufmerksam, dass ihr Gegenüber<br />

versuchte, mit ihr zu kommunizieren<br />

… Sie antwortete, wurde bedient, ging<br />

weg – ohne ein Wort.<br />

Die Farben der Welt<br />

Wir können wahrnehmen, dass Dank sehr oft<br />

mit einem Lächeln verbunden ist. Ja, Dank<br />

zaubert der Welt Farbe ins Gesicht, ein wenig<br />

mehr Leichtigkeit, Licht. Nicht, was wir<br />

einfordern, schenkt uns Leben, sondern das,<br />

was wir mit offenem Herzen empfangen können,<br />

macht uns glücklich. Da hat der Dank<br />

nicht den Geschmack kühler Höflichkeit –<br />

gegen die nichts einzuwenden ist –, sondern<br />

er öffnet uns für unsere Umwelt, für den<br />

Nächsten. Wer für alles danken kann, der<br />

sieht mit neuen Augen und entdeckt Dinge,<br />

die er bisher nicht beachtet hat.<br />

Dieser kurze Vorfall und viele solch kleine<br />

Augenblicke haben mich achtsamer, hellsichtiger<br />

und hellhöriger gemacht für den Dank.<br />

Dabei hilft mir auch, mir am Abend Zeit<br />

zu nehmen, den Tag unter der Frage anzuschauen:<br />

Was ist mir heute geschenkt worden?<br />

Wofür möchte ich danken? Den Tag unter<br />

diesem Blickwinkel noch einmal an mir<br />

vorbeiziehen zu lassen, ihn mir erneut anzueignen<br />

und dann Gott zu überlassen, gibt<br />

ihm Gewicht, Bedeutung. Und offenbart mir,<br />

wie das äußerlich Kleine bedeutsam sein<br />

kann. Ich möchte es nicht krampfhaft, sondern<br />

treu und spielerisch tun, vertrauend,<br />

dass ich unter dem liebenden Blick Gottes<br />

lebe.<br />

Vielleicht können wir unsere kleine Welt –<br />

da wo jede/jeder von uns lebt – in diese Dankbarkeit<br />

einschließen, ihr einen kleinen Farbtupfer<br />

aufs Gesicht malen? Versuchen wir’s<br />

miteinander!<br />

Kl. Sr. Gertrud Veronika<br />

Kleine Schwester Gertrud Veronika gehört der Gemeinschaft<br />

der Kleinen Schwestern Jesu von Charles<br />

de Foucauld an und lebt im Kloster in Regelsbrunn,<br />

Niederösterreich.<br />

Wer dankt, schlägt eine Brücke<br />

zum anderen. Eine Tugend, die<br />

der Moderatorin Barbara Stöckl<br />

zufolge heute nötiger ist denn je.<br />

Viele Kulturen und Epochen betrachten Dankbarkeit<br />

als erstrebenswerten, grundlegenden<br />

Aspekt der menschlichen Persönlichkeit und<br />

des Zusammenlebens, als wichtiges Bindeglied<br />

einer Gesellschaft. Dankbarkeit ist also<br />

nicht nur ein Gefühl, sondern eine Tugend.<br />

Der römische Politiker und Philosoph<br />

Cicero stellte fest, dass „Dankbarkeit nicht<br />

nur die größte aller Tugenden, sondern auch<br />

die Mutter aller Tugenden ist“.<br />

Dankbar sein kann nur der Mensch. Dazu bedarf<br />

es der Erinnerung, der Wahrnehmung<br />

des anderen, der Erkenntnis des Geschenkten<br />

und des Vermögens der Sprache. Erich<br />

Fromm hat Sprache als Ausdruck höchster<br />

Kultur bezeichnet. So betrachtet, ist es richtig<br />

und notwendig, „Danke“ zu sagen, weil<br />

es dadurch erst zu einer Beziehung kommt.<br />

In diesem Sinn heißt „Danke“ sagen, eine<br />

Brücke zum anderen herzustellen. Auch deshalb<br />

sind Traditionen und Bräuche des „Danke“-Sagens<br />

heute so wichtig. „Erntedank“ ist<br />

so ein besonders schönes und wichtiges Ritual,<br />

um Gott für die Gaben der Ernte zu<br />

danken.<br />

Wofür danken?<br />

Jeder Tag ist voll besonderer Geschenke,<br />

wenn wir sie erkennen. Alles ein Geschenk?<br />

Und das in einer Welt, in der wir uns so oft<br />

fragen: Wofür soll ich dankbar sein? In der<br />

das Gefühl, dass wir selbst unseres Glückes<br />

Schmied sind, überwiegt. In der Selbstver-


miteinander 9/2013 7<br />

arkeit – die Mutter aller Tugenden<br />

Barbara Stöckl: „Dankbarkeit ist eine<br />

Lebenseinstellung, eine bewusst gewählte Haltung,<br />

unabhängig von den objektiven Lebensumständen.<br />

Sie beeinflusst unser Leben positiv.“<br />

wirklichung großgeschrieben wird. In der<br />

das eigene Ego den Weg und das Lebensglück<br />

bestimmt. In der wir meinen, dass uns<br />

alles zusteht, wir ein Recht darauf haben.<br />

Und doch haben wir in den vergangenen Jahren<br />

schmerzlich bemerkt, wohin uns dieses<br />

Denken geführt hat. Was bleibt, dann, wenn<br />

alles zusammenbricht? Was zählt, wenn die<br />

einen merken, dass sie Geld nicht essen, und<br />

die anderen ihre Schulden nicht mehr tilgen<br />

können? Plötzlich rufen wir nach wahren<br />

Werten, echten Freunden, alten Tugenden,<br />

sehnen uns nach erfüllenden Momenten.<br />

Tausend Chancen<br />

So lohnt es, diese Geschenke zu betrachten,<br />

anzunehmen, sich Momente der Dankbarkeit<br />

auch immer wieder in Erinnerung zu rufen.<br />

Ich habe in meinem Leben viele Menschen<br />

getroffen, die mir gezeigt haben, dass es zu<br />

jedem Zeitpunkt des Lebens die Möglichkeit<br />

gibt, das Gute, das Schöne, das Mut-Machende,<br />

das Tröstende zu sehen, und dass es deine<br />

ganz persönliche Entscheidung ist, worauf<br />

du den Blick richtest. Jeden Tag, tausende<br />

Chancen.<br />

„Dankbarkeit heißt, sensibel zu bleiben für<br />

all die Nichtselbstverständlichkeiten im Leben“,<br />

hat mir Pater Georg Sporschill einmal<br />

gesagt. Dafür gilt es zunächst einmal, für sich<br />

selbst zu klären, was selbstverständlich ist.<br />

Eine wichtige Prüfung! Dann die Sinne für<br />

diese großartigen Kleinigkeiten des Lebens<br />

zu schärfen, sie zu bemerken, zu erkennen,<br />

anzuerkennen und wertzuschätzen.<br />

Danken. Einfach so<br />

Schon bald werden Sie dann erkennen: Menschen,<br />

die mehr tun, als es ihre Aufgabe ist.<br />

Ein Lächeln, ein Wort. Ein Sonnenstrahl, ein<br />

Baum, eine Wolke, ein Marienkäfer, das ehrliche<br />

Lachen eines Kindes. Ein sehr alter<br />

Mann, der mit seiner sehr alten Frau Hand<br />

in Hand spazieren geht. Hier und jetzt. Einfach<br />

so. Geschenkt, ohne dass ich es mir verdienen<br />

musste oder dafür bezahlt habe. Und<br />

doch bringen genau diese Ereignisse unendlichen<br />

Reichtum und Erfüllung in mein Leben.<br />

Dankbarkeit bringt viele Vorteile, ja,<br />

„man hat etwas davon“.<br />

Dankbarkeit ist eine Lebenseinstellung, eine<br />

bewusst gewählte Haltung, eine Entscheidung,<br />

die jeder treffen kann. Sie ist nicht<br />

abhängig von objektiven Lebensumständen<br />

wie Gesundheit, Wohlstand oder Schönheit.<br />

Es geht dabei nicht darum, wie du wohnst,<br />

wen du kennst, was du isst, wie du dich kleidest,<br />

wer dich begehrt, wie viel Geld du auf<br />

dem Konto hast und welches Auto du fährst.<br />

Dankbarkeit entzieht sich diesen Kategorien.<br />

Und das Gute an dieser Entscheidung:<br />

Sie beeinflusst das Leben positiv!<br />

Barbara Stöckl<br />

Barbara Stöckl arbeitet als TV-Journalistin, Redaktionsleiterin,<br />

Moderatorin und Produzentin. Sie ist Buchautorin<br />

(„Zartbitter“, Schönborn/Stöckl: „Wer braucht<br />

Gott?“, „Wofür soll ich dankbar sein?“) und schreibt<br />

als Gastautorin für verschiedene Zeitungen.


8<br />

miteinander 9/2013<br />

Lebensernte<br />

Der breite Buckel des lieben Gottes<br />

Instrumente, Fußbälle, Tischtennis-<br />

und Billardtische sind die<br />

Welt von P. Karl Bleibtreu. Sie sind<br />

die Brücke des 78-jährigen<br />

Salesianer Don Boscos zu den<br />

Kindern und Jugendlichen.<br />

Ihnen gehört sein Leben – seit mehr<br />

als sechzig Jahren.<br />

Am späteren Nachmittag kommen die Buben<br />

aus dem Linzer Franckviertel zum Fußballspielen<br />

auf den Don Bosco Platz, am Abend<br />

ist das Ehemaligen-Treffen, gleichzeitig der<br />

Jugendclub und das Blasorchester Don Bosco<br />

probt auch noch. P. Bleibtreu liebt es, „wenn<br />

die Bude voll ist“. Seit 2004 ist er Pfarrer in<br />

Linz-Don Bosco.<br />

Aufgewachsen ist Karl Bleibtreu in Graz. Seit<br />

seinem achten Lebensjahr war er Ministrant<br />

und bald in der Pfarre „fast daheim“. Nach<br />

der vierten Klasse Hauptschule begann er<br />

eine Elektrolehre, aber er war schon längst<br />

von einem anderen „elektrisiert“: von Don<br />

Bosco. Was er von Salesianern seiner Pfarre<br />

gesehen und über Don Bosco gelesen hat,<br />

ließ ihn nicht los. Don Bosco nahm sich<br />

schon als Schüler der Schwächsten an, hat<br />

sich deswegen sogar mit anderen geprügelt.<br />

„Das gefiel mir – und ich dachte mir,<br />

das könnte ich auch“, erzählt P. Bleibtreu<br />

schmunzelnd.<br />

Er hätte gerne Musik studiert, aber als sich<br />

einmal eine Möglichkeit abzeichnete, wurde<br />

er doch wieder dringend in einem Werk seines<br />

Ordens gebraucht. „So ist das eben in einem<br />

Orden. Den Gehorsam nehme ich schon<br />

ernst.“ Dennoch, die Liebe zur Musik blieb.<br />

Und so gründete er an jedem seiner Einsatzorte<br />

– in Wien, Linz und Graz – Blasmusikkapellen.<br />

Und P. Bleibtreu hat noch weitere<br />

musikalische Pläne: „Wenn ich in Pension gehen<br />

könnte, würde ich sofort eine Big Band<br />

auf die Beine stellen.“ Aber das wird noch<br />

dauern.<br />

Ein goldener Kern<br />

Was P. Bleibtreu in seinem Alter Kraft für<br />

und Freude an seiner Arbeit gibt, ist mit<br />

zwei Worten zusammengefasst: Don Bosco.<br />

Sein „Ordensvater“, ein Pionier im Bereich<br />

der Jugendarbeit, ist ihm nach wie vor Vorbild<br />

im Umgang mit den Menschen. So erinnert<br />

P. Bleibtreu an einen Ausspruch Don<br />

Boscos, der ihm in Fleisch und Blut übergegangen<br />

ist: „In jedem Menschen steckt ein<br />

goldener Kern.“ Die Aufgabe der Salesianer<br />

bestehe darin, diesen Kern freizulegen. „Mit<br />

Geduld, mit Liebe und guten Nerven“, ergänzt<br />

er.<br />

„Ein Salesianerhaus ohne Musik ist wie ein Leib<br />

ohne Seele“, so Don Bosco. Auch in diesem Punkt<br />

ist er Vorbild für P. Karl Bleibtreu.<br />

Gleich nach der Matura war er für 100 Studenten<br />

in Unterwaltersdorf zuständig, dann<br />

wurde er Erzieher im Lehrlingsheim in Linz,<br />

wo er 210 Lehrlinge und 30 Studenten betreute<br />

– tagsüber. Die Nacht verwendete er<br />

fürs Theologiestudium. 1963 wurde er in Linz<br />

zum Priester geweiht. Seine weiteren Stationen<br />

waren Wien-Neuerdberg, dann 21 Jahre<br />

Pfarrer in seiner Heimatpfarre Don Bosco in<br />

Graz. Es folgten die Verantwortung für das<br />

Hochschülerheim in Wien und schließlich<br />

wieder Linz – Pfarre, Jugendclub, Fußballplatz.<br />

Musik in den Adern<br />

Dass er weit mehr konnte, war den Oberen<br />

im Gymnasium der Salesianer in Unterwaltersdorf<br />

bald klar. Dort wurde auch der<br />

Grundstein für sein musikalisches Können<br />

gelegt. Ein Pater hat ihm eine Trompete in<br />

die Hand gedrückt, ihm gezeigt, wo das G<br />

ist, und kurz erläutert, wie es „hinauf- und<br />

hinuntergeht“. „Dann hat er mich in einen<br />

Erdäpfelkeller geführt, damit ich niemanden<br />

mit meinem Gespiele störe.“ So brachte er<br />

sich selbst das Trompetespielen und nach und<br />

nach das weiterer Blasinstrumente bei.<br />

Wenn er auf seine fünfzig Jahre als Priester<br />

zurückschaut, sagt er ohne Wenn und Aber:<br />

„Zu 100 Prozent – ich würde wieder Salesianer<br />

werden.“ Augenzwinkernd fügt er hinzu:<br />

„Davor aber würde ich unbedingt eine<br />

Tischler- und Schlosserlehre machen. Denn<br />

damit könnte man sich in unseren Häusern<br />

viel Geld ersparen.“<br />

Großzügig denken<br />

Das Geheimnis seiner Vitalität ist die Arbeit<br />

für Kinder und mit Jugendlichen. „Seit meinem<br />

16. Lebensjahr habe ich sie immer um


<strong>ErnteDank</strong><br />

miteinander 9/2013 9<br />

An der Seite junger Menschen:<br />

„Man muss großzügig denken“,<br />

ist P. Bleibtreu nach über 60 Jahren<br />

Erfahrung überzeugt.<br />

Mehr werden, als man ist<br />

Wer in seinem Leben aussät, wird ernten<br />

und auch danken können. So wie die<br />

Religionslehrerin Maria Trojer.<br />

„Die Ernte ist groß“, lese ich bei Matthäus 9,37a.<br />

Dieser Satz, bezogen auf mich als ehemalige Religionslehrerin,<br />

verunsichert mich vorerst. Denn ich<br />

habe ihn bisher immer als Aufforderung zur Mitarbeit,<br />

kaum aber als Zusage verstanden. Kann ich,<br />

konnte ich dieser Forderung gerecht werden? Was<br />

heißt Ernte für mich?<br />

„Als Religionslehrerin habe ich<br />

versucht, bei Kindern und Jugendlichen<br />

viele bunte Samen zu säen“,<br />

so Maria Trojer.<br />

mich.“ Sie sind sein Leben. Von der<br />

Pumpe für den Fußball bis zum<br />

Zuhören und Helfen, wenn sie der<br />

Schuh drückt – P. Bleibtreu ist immer<br />

für sie da, wenn es sein muss<br />

bis Mitternacht. „Man muss großzügig<br />

denken.“ Schließlich will er<br />

„den jungen Menschen ein Freund<br />

sein und an ihrer Seite bleiben“.<br />

P. Bleibtreu hält seine Trompete in<br />

der Hand. Was die Grundmelodie<br />

seines Lebens ist? – „Ein fröhlicher<br />

und freundlicher Mensch zu<br />

sein, der sein Vertrauen auf Gott<br />

setzt.“ Das Bibelwort „Werft eure<br />

Sorgen auf den Herrn“ begleitet<br />

ihn durchs Leben. Das trägt ihn<br />

und macht ihn gelassen: „Es ist<br />

schön zu wissen, dass der liebe<br />

Gott einen breiteren Buckel hat<br />

als ich.“<br />

Josef Wallner<br />

Mag. Josef Wallner ist Redakteur der Linzer<br />

Kirchenzeitung.<br />

Wer wünschte sich nicht, nach seinem Berufsleben<br />

die Ernte seiner Arbeit zu sehen, gerade auch<br />

in kirchlichen Berufen. ReligionslehrerInnen versuchen,<br />

bei Kindern und Jugendlichen den vorhandenen<br />

Boden zu bereiten und viele bunte Samen zu<br />

säen: Samen aus Gebeten, Feiern, der Bibel, den<br />

Sakramenten, Samen von Lebensweisheiten, Samen<br />

aus Beziehungen, Wertschätzung, Wissen.<br />

Schatz an Erfahrungen<br />

In kirchlichen Berufen ist es oft schwer, das Ausgesäte<br />

reifen zu sehen, die Ernte selbst einzubringen.<br />

Möglicherweise geht es aber gar nicht um<br />

die Ernte als Ergebnis eigenen Tuns. Ist nicht vielleicht<br />

auch die Ernte dessen gemeint, das bereits<br />

vorher gesät war, und die ich nur einbringen half?<br />

Obwohl sich der Anfang als Religionslehrerin nicht<br />

nur leicht gestaltet hat, habe ich doch die reiche<br />

Fülle an Gutem erfahren dürfen: eifrige Kinder<br />

und Jugendliche mit viel gutem Willen, aber vor<br />

allem mit offenen Augen und Herzen. Durch das<br />

Sprechen von Gott – musizierend, feiernd, spielend<br />

mit den Kleinen und in der Sonderschule – und die<br />

thematischen Auseinandersetzungen und Diskussionen<br />

mit den Hauptschülern wurde ich selbst<br />

reich beschenkt.<br />

Die Gedanken der SchülerInnen waren dabei oft<br />

so tiefgründig, dass ich manches Mal sagte: „Kinder,<br />

das müsste unser Bischof hören!“ Heute noch<br />

bewegt mich ihre einfache, aber tiefe Spiritualität:<br />

So bete ich beispielsweise, wenn ich im Bad stehe,<br />

vor mich hin, wie ich es von den Kindern gelernt<br />

habe: „Danke für das Wasser!“<br />

Reiche Ernte<br />

Über Jahre konnte ich mich in der Pfarre, im sozialen<br />

Bereich und in der Frauenarbeit einbringen.<br />

Dankbar sehe ich, dass die Frauenrunde nach meinem<br />

Abschied weiterbesteht, dass sich eine junge<br />

Frauengruppe gebildet hat. Staunen lässt mich<br />

heute auch die Bibelrunde mit ihrer Erwartung an<br />

das Wort Gottes, dem gegenseitigen Austausch<br />

und Suchen nach einem Mehr an Glauben, Verstehen<br />

und Wissen.<br />

Danke sage ich, dass eine meiner Schülerinnen<br />

Religionslehrerin geworden ist, dass sich andere<br />

in der Kinder- und Jugendarbeit, im Pfarrgemeinderat,<br />

bei Gottesdiensten überaus engagieren. Es<br />

fällt mir leicht, zu danken, dass ich diesen Weg geführt<br />

wurde und gehen darf.<br />

Als Religionslehrerin bin ich mehr geworden, als<br />

ich war. Ich habe Gehörtes, Gedachtes, Gesehenes<br />

von anderen übernehmen und weiterführen dürfen:<br />

den Glauben der Eltern, das Vertrauen der Kirche,<br />

andere Sichtweisen durch das Studium, die Erfahrungen<br />

von vielen Menschen vor und neben mir.<br />

So fallen sie doch wieder zusammen: die Ernte<br />

und der Dank dafür, dass ich meinen Teil dazu beigetragen<br />

durfte.<br />

Maria Trojer<br />

Maria Trojer arbeitete von 1994 bis 2006 als Religionslehrerin<br />

in Silian/Osttirol. Sie war sieben Jahre Pfarrgemeinderatsmitglied<br />

der Pfarre Außervillgraten und 25 Jahre Leiterin<br />

einer Frauenrunde.


10<br />

miteinander 9/2013<br />

Umverteilung<br />

Ernte gut, alles gut?<br />

Beim alljährlichen Dank für die<br />

Ernte kommt auch die Kehrseite der<br />

Lebensmittelvielfalt in den Blick:<br />

leere Mägen hier, tonnenweise<br />

Nahrungsmittel im Müll dort.<br />

Doch es regt sich Widerstand.<br />

Nicht zu überhören ist das Klappern und Klirren<br />

von Tellern und Besteck. Doch viel auffälliger<br />

ist der unverkennbare Geruch von<br />

Gurken. Das dominante Aroma führt einen<br />

direkt in die kleine Küche, in der das Abendessen<br />

gerade zubereitet worden ist: Gurkensuppe,<br />

danach Gurkensalat zu den Hascheenudeln<br />

– „und natürlich auch immer eine<br />

Nachspeise“. Verantwortlich für diese Mahlzeit<br />

sind heute Maria Zahnt und Gertrude<br />

Dolecek. Sie kochen nicht für sich oder ihre<br />

Familien. Einmal in der Woche bewirten sie<br />

gemeinsam mit anderen Freiwilligen rund<br />

30 Gäste, die regelmäßig zum „Altsimmeringer<br />

Nachtmahl“ kommen.<br />

Der kleine Saal der Pfarrgemeinde im elften<br />

Wiener Gemeindebezirk ist fast voll. Gesprochen<br />

wird nicht viel – jedenfalls während der<br />

Hauptspeise. Man will sie warm genießen.<br />

„Einmalig!“, lobt einer jener Menschen, die<br />

aus ganz Wien hierher kommen, das heutige<br />

Gericht nach seinem ersten Bissen.<br />

Jeder hat seine eigenen Gründe, warum er die<br />

angebotene kostenlose Mahlzeit annimmt –<br />

keine Wohnung oder weil das Geld für ein<br />

Essen oft einfach nicht mehr ausreicht. Es<br />

sind Junge und Alte darunter. Manche kommen<br />

selten, andere regelmäßig und bereits<br />

seit Jahren. Wie Gerhard. Er schätzt vor allem<br />

die abwechslungs- und gemüsereiche<br />

Kost. Aber auch der überschaubare, gemütliche<br />

Rahmen zieht den Mann mit dem langen<br />

grauen Bart an.<br />

Geschenke<br />

Die Not jener, die oft zu wenig zu essen haben,<br />

trifft hier auf Menschen, die gerne geben.<br />

Dazu zählen nicht nur die Köchinnen<br />

und das Team an freiwilligen Helfern, die<br />

ihre Zeit schenken. Ermöglicht wird die wöchentliche<br />

warme Mahlzeit auch durch Sachspenden:<br />

Diesmal kommen die Gurken von<br />

Gärtnern, deren Anbauflächen einen großen<br />

Teil der Bezirksfläche von Simmering ausmachen.<br />

Auch Brot oder Süßspeisen sind Spenden an<br />

die Pfarre – oftmals Überbleibsel von Veranstaltungen<br />

und Festen. „So müssen sich die<br />

Spender keine Gedanken über die Entsorgung<br />

übrig gebliebener Lebensmittel machen“,<br />

erklärt Gertrude Dolecek. Der Rest<br />

wird hinzugekauft – finanziert aus Spendengeldern.<br />

Ein Problem tritt beim „Altsimmeringer Nachtmahl“<br />

ganz bestimmt nicht auf: dass etwas<br />

übrig bleibt oder gar weggeworfen werden<br />

muss. Schon nach wenigen Minuten werden<br />

die letzten Nudeln am Topfboden zusammengekratzt<br />

und ausgegeben – und der Topf wandert<br />

leer in die Küche zurück.<br />

Brücke zwischen Überfluss und Mangel:<br />

„Le+O“ gibt Lebensmittel an Armutsbetroffene<br />

weiter.<br />

Das „Altsimmeringer Nachtmahl“ ist mittlerweile<br />

zur Institution geworden. Das Projekt<br />

wurde von Franz Schramml gegründet. Als<br />

Diakon in der Pfarre Altsimmering verstehe<br />

er sich auch als Sozialarbeiter, erklärt er.<br />

Deswegen habe er eine Frühstücksinitiative<br />

für Obdachlose und Arme quasi adaptiert<br />

und in seiner eigenen Pfarre zum „Abendmahl“<br />

umgewandelt. Und so finden mittlerweile<br />

schon seit zehn Jahren einmal in der<br />

Woche Nahrungsmittel, die vielleicht hätten<br />

weggeworfen werden müssen, eine sinnvolle<br />

Verwendung.<br />

Kostbarkeiten<br />

Dass Lebensmittel kostbar, zu kostbar zum<br />

Wegwerfen sind, führt gerade auch das Erntedankfest<br />

vor Augen, bei dem der „Dank für<br />

die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“<br />

im Zentrum steht. Das Fest kann aber<br />

auch an Überfluss von Lebensmitteln auf der<br />

einen Seite und leere Mägen auf der ande-


miteinander 9/2013 11<br />

ren erinnern. Den Menschen in aller Welt,<br />

die hungern müssen, steht die Tatsache gegenüber,<br />

dass jährlich 157.000 Tonnen Lebensmittel<br />

und Speisereste im Müll landen –<br />

und das allein in Österreich.<br />

Mittlerweile schlägt diese Zahl vielen Einzelpersonen<br />

und Organisationen im wahrsten<br />

Sinn auf den Magen. Sie treten für eine Umverteilung<br />

ein, für eine Brücke zwischen Überfluss<br />

hier und Mangel dort. So etwa das Wiener<br />

Lebensmittelausgabe-Projekt „Le+O“ der<br />

Caritas. Es bietet „Lebensmittel und Orientierung“<br />

und versorgt armutsbetroffene Menschen<br />

mit Obst und Gemüse, Reis und Konserven,<br />

die beispielsweise aufgrund von Überproduktion<br />

nicht verkauft werden können.<br />

von Geschäften oder von den Herstellern direkt<br />

– etwa weil die Verpackung kaputt ist<br />

oder die noch verwertbaren Lebensmittel<br />

wegen des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht<br />

mehr verkauft werden dürfen.<br />

„Verteilen statt vernichten“<br />

Slogans wie „Versorgen statt entsorgen“ oder<br />

„Verteilen statt vernichten“ werden durch den<br />

Einsatz und die Unterstützung vieler zur realen<br />

Hilfe für Menschen in Notsituationen.<br />

Dagegen, dass rund 15 Prozent des Restmülls<br />

in Österreich aus noch essbaren Lebensmitteln<br />

bestehen, kann jeder etwas tun. So hat<br />

es sich etwa eine Kampagne des Umweltministeriums<br />

zur Aufgabe gemacht, die Kost-<br />

barkeit von Lebensmitteln aufzuzeigen und<br />

konkrete Tipps zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen<br />

zu geben (siehe Infokasten).<br />

Vielleicht ist das Erntedankfest ein guter Anlass,<br />

das eigene Konsumverhalten zu überdenken.<br />

In Altsimmering findet das von Gärtnern<br />

aus frischem Gemüse gestaltete Ernterad<br />

übrigens nicht nur am Sonntag bei der<br />

Festmesse Verwendung. In den darauffolgenden<br />

Tagen werden Gemüse und Obst gleich<br />

weiter aufbereitet und verkocht. Dann wird<br />

vielleicht wieder der Duft von Gurken in der<br />

Luft liegen.<br />

Daniel Podertschnig<br />

„Tischlein deck dich“<br />

„Dass Lebensmittel im Müll landen, ist prinzipiell<br />

nicht richtig. Sie sollten an Menschen<br />

gehen, die wirklich bedürftig sind und am<br />

Existenzminimum leben.“ Das hat sich der<br />

Vorarlberger Diakon Elmar Stüttler gedacht.<br />

Als Diakon liegen ihm besonders arme Menschen,<br />

Menschen am Rand der Gesellschaft<br />

am Herzen. Für sie wollte der heute 61-Jährige<br />

etwas tun. Deswegen hat er nach dem<br />

Vorbild der „Münchner Tafel“, die einwandfreie,<br />

doch im Wirtschaftsprozess nicht mehr<br />

verwendbare Nahrungsmittel an Menschen<br />

in Not verteilt, versucht, im Ländle etwas Vergleichbares<br />

aufzubauen.<br />

Das war 2004. „Seither sind wir dran – und<br />

ich muss sagen, das ist eine ganz tolle Sache“,<br />

ist Stüttler überzeugt. Die Zahlen sprechen<br />

für sich beziehungsweise für Stüttler:<br />

An die 20 Tonnen Lebensmittel werden wöchentlich<br />

nicht nur vor dem Müll gerettet,<br />

sie helfen im Schnitt 1.500 Menschen in Vorarlberg,<br />

Woche für Woche über die Runden<br />

zu kommen. Unterstützt wird Stüttler von<br />

seiner Frau und von rund 260 Ehrenamtlichen,<br />

vier Zivildienern und drei Langzeitarbeitslosen.<br />

Die Lebensmittel, die sie an 500<br />

Familien in Bludenz, Feldkirch, Götzis, Dornbirn<br />

und Bregenz weitergeben, erhalten sie<br />

„Altsimmeringer Nachtmahl“<br />

Die Pfarre Altsimmering bietet seit zehn<br />

Jahren jeden Dienstag um 17.30 Uhr<br />

Essen für arme und obdachlose Menschen.<br />

Im September wird das Jubiläum<br />

mit einem Grillfest gefeiert.<br />

„Le+O–Lebensmittel und Orientierung“<br />

Im Rahmen der Initiative der Caritas der<br />

Erzdiözese Wien werden an elf Ausgabestellen<br />

Lebensmittel verteilt. Im Jahr<br />

2012 konnte man damit über 11.000<br />

Menschen helfen. Die Ausgabe wird mit<br />

einem individuellen Beratungsangebot<br />

kombiniert.<br />

„Tischlein deck dich“<br />

2004 von Diakon Elmar Stüttler gegründet,<br />

hilft „Tischlein deck dich“ heute Menschen<br />

in ganz Vorarlberg.<br />

Lebensmittel sind kostbar<br />

Was kann der Einzelne tun, damit Essen<br />

nicht im Müll landet? Das Umweltministerium<br />

gibt Ratschläge und Anregungen,<br />

die schon beim Einkauf beginnen und bis<br />

zur richtigen Lagerung reichen:<br />

http://www.lebensministerium.at/<br />

lebensmittel/kostbare_lebensmittel/<br />

einzelne_tun.html<br />

Diakon Elmar Stüttler bei der Arbeit


12<br />

miteinander 9/2013<br />

Priesterausbildung<br />

Aus der Erzdiözese Salzburg<br />

Teilen, was uns bewegt<br />

Investition<br />

Jährlich findet ein gesamtösterreichisches<br />

Seminaristentreffen statt. Heuer kamen dazu über<br />

100 Seminaristen nach Horn.<br />

Beinahe alle waren schon einmal hier, einige besuchen es immer<br />

wieder: das für die Priesterausbildung Österreichs bedeutsame<br />

Canisiusheim in Horn. Es ist jenes Haus, in dem jährlich<br />

das Propädeutikum, das Einführungsjahr für alle österreichischen<br />

Priesterseminaristen, stattfindet. Deshalb teilen (beinahe)<br />

alle Seminaristen diese einjährige „Horn-Erfahrung“. Daher<br />

war es umso schöner, dass wir nun anlässlich des heurigen<br />

Seminaristentreffens der Seminarien Österreichs und Südtirols<br />

vom 10. bis zum 12. Mai wieder in Horn zusammengetroffen<br />

sind.<br />

Die Erzdiözese Salzburg baut<br />

ihr Engagement<br />

in der Berufungspastoral<br />

personell aus.<br />

In Zeiten der Krise wird gespart –<br />

oder gezielt in vielversprechende und<br />

wichtige Initiativen und Projekte investiert.<br />

Unentbehrlich ist all jenes<br />

Engagement, das sich für neue Berufungen<br />

in ihrer ganzen Breite einsetzt.<br />

Die Erzdiözese Salzburg hat<br />

dies erkannt und nun entschieden,<br />

die Berufungspastoral personell auszubauen.<br />

gleitung von Menschen auf der Suche<br />

und auf dem Weg zu ihrer Berufung,<br />

unterstützt:<br />

• MMag. Christian Josef Hödlmoser<br />

stammt ursprünglich aus Abersee im<br />

Salzkammergut. Zurzeit absolviert<br />

der Priester ein Spezialstudium der<br />

Theologie im Fachbereich Liturgiewissenschaft<br />

und Sakramententheologie<br />

in Salzburg.<br />

• Sr. Dipl.-Päd. Ulrike Weiss stammt<br />

aus St. Felix in Südtirol. 1992 trat<br />

sie bei den Don Bosco Schwestern in<br />

Innsbruck ein. Heute arbeitet sie –<br />

Dicht präsentierte sich das Programm: Während der erste Tag<br />

ganz im Zeichen des Austauschs stand zwischen den rund 100<br />

Seminaristen aus allen Teilen Österreichs, aus der Diözese<br />

Bozen-Brixen sowie aus dem überdiözesanen Priesterseminar<br />

Leopoldinum in Heiligenkreuz, war der zweite Tag dem Sport<br />

gewidmet: der Austragung des traditionsreichen Fußballturniers.<br />

Jene aus unserem Kreis, die ein Kultur- dem Sportprogramm<br />

vorzogen, konnten die weitläufigen und überaus interessanten<br />

Kelleranlagen der historischen Weinstadt Retz besichtigen.<br />

Am Nachmittag besuchten wir die Stadt Znaim. Nach<br />

einer Stadtführung klang der Tag auf gemütlich-fröhliche Weise<br />

aus.<br />

Ein Gottesdienst mit dem St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried<br />

in der Altenburger Stiftskirche bildete den Abschluss des<br />

Treffens. Dabei gab der Weihbischof den Seminaristen mit auf<br />

den Weg, dass es zur Berufung des Priesters dazugehöre, „auf<br />

Gott zu hören, den Dialog mit den Mitmenschen zu suchen und<br />

miteinander zu teilen, was uns bewegt“.<br />

Hannes Grabner<br />

Hannes Grabner ist Seminarist des Wr. Erzbischöflichen Priesterseminars.<br />

So wurde etwa meine Stelle als Leiterin<br />

des Referats für Berufungspastoral<br />

von einer halben auf eine<br />

volle 40-Stunden-Stelle aufgestockt.<br />

Zuvor habe ich bereits sowohl ein<br />

Jahr für die Berufungspastoral als<br />

auch 28 Jahre lang als Pastoralassistentin<br />

in der Salzburger Stadtpfarre<br />

St. Martin arbeiten dürfen.<br />

Nun hat die Erzdiözese die Weichen<br />

neu gestellt.<br />

Beruhigend ist es da, ein professionelles<br />

und engagiertes neues Team<br />

im Rücken zu haben, das mich in<br />

der Berufungspastoral, bei der Be-<br />

„Mobiles Team“ der Salzburger<br />

Berufungspastoral (v. l.): Irene Blaschke,<br />

Christian Josef Hödlmoser<br />

und Sr. Ulrike Weiss<br />

wie bereits damals in Tirol – als Religionslehrerin<br />

und in der außerschulischen<br />

Kinder- und Jugendpastoral<br />

der Don Bosco Schwestern.<br />

Was ist geplant?<br />

Wir verstehen uns als „mobiles Team“,<br />

das seine Dienste möglichst breit anbietet<br />

– von der Dekanatskonferenz<br />

über Pfarrgemeinden, Schulen, Jugendgruppen,<br />

Gebetskreise bis hin<br />

zu Firm- oder Ministrantengruppen:<br />

Überall nehmen wir unsere Aufgabe


miteinander 9/2013 13<br />

Kolumne<br />

in die Zukunft<br />

wahr, Menschen beizustehen, ihre Berufung<br />

zu entdecken, und ihnen die Welt<br />

geistlicher und kirchlicher Berufe zu erschließen.<br />

Wichtig ist uns auch die Förderung von Ansprechpersonen<br />

sowie von Gebetsgemeinschaften<br />

für Berufungen in den Pfarrgemeinden<br />

und die geistliche Begleitung von<br />

Menschen auf ihrer Suche nach Gott. Darüber<br />

hinaus gestalten wir Sonntagsgottesdienste<br />

und bieten Impulse, Vorträge,<br />

Einkehrtage, Religionsstunden zu nebenstehenden<br />

Themen an:<br />

• Unser persönliches Berufungszeugnis<br />

• Abenteuer Priester-, Ordensberufung<br />

• Geistliche/kirchliche Berufe<br />

• Gott braucht auch dich! Meine Gaben<br />

entdecken<br />

• Wie kann ich Gottes Ruf erkennen?<br />

Unterscheidung – Entscheidung<br />

• Vorbilder im Glauben<br />

• Meine persönliche Berufung<br />

als Christ/in<br />

Irene Blaschke<br />

Mag. Irene Blaschke ist Leiterin des Referates Berufungspastoral<br />

und Diözesandirektorin des Canisiuswerkes<br />

der Erzdiözese Salzburg.<br />

Verpatzt oder<br />

einwandfrei?<br />

Als „verpatzter Katholik“ hat sich unlängst<br />

der österreichische Dramatiker Peter Turrini<br />

geoutet. Er hätte nämlich als Ministrant<br />

zu viel Weihrauch geschluckt. Aus der<br />

Kirche wäre er auch schon längst ausgetreten,<br />

würde er sich nicht vor Gottes Rache<br />

fürchten, mit der ihm als Kind stets<br />

gedroht worden ist.<br />

Dass Gott die Pfarr-Matriken überprüft<br />

und sich für Abtrünnige ein Strafgericht<br />

ausdenkt, entspricht einem etwas kindlichen<br />

Gottesbild. Hätte ich dem Herrn<br />

nicht zugetraut. Aber weg von dessen<br />

Weihrauch-Trauma. Fühlen sich nicht<br />

heute so manche Mitmenschen aus anderen<br />

Gründen als „verpatzte“ Katholiken?<br />

S C H I F F<br />

Berufungs-Workshop mit Sr. Ulrike Weiss (2. v. l.)<br />

Aufbruch ins Leben!<br />

moser, Sr. Ulrike Weiss FMA<br />

Sechswöchiger Übungsweg für junge Ort: Priesterseminar Salzburg<br />

Erwachsene, die im Spiegel biblischer<br />

Berufungsgeschichten ihre eigene noch Meinen Beruf finden,<br />

besser wahrnehmen möchten.<br />

meinen Glauben leben<br />

Sechs Abende: Beginn: Montag,<br />

Orientierungstage für junge Erwachsene.<br />

4. November, 19.30 bis 21.30 Uhr<br />

Freitag, 20. Dezember, 17.00 Uhr bis<br />

Begleitung: Team der Berufungspastoral<br />

Salzburg<br />

Ort: Benediktinerabtei Michaelbeuern<br />

Sonntag, 22. Dezember zu Mittag<br />

Ort: Pfarrzentrum Salzburg-St. Martin, Begleitung: Abt Mag. Johannes Perkmann<br />

OSB, Mag. Irene Blaschke<br />

Triebenbachstr. 26, 5020 Salzburg<br />

Der Lebensberufung auf der Spur Nähere Informationen und Anmeldung<br />

Monatliche Treffen für junge Erwachsene. www.kirchen.net/berufungen<br />

Beginn: Mittwoch, 16. Oktober,<br />

berufungspastoral@zentrale.kirchen.net<br />

19.30 bis 21.30 Uhr<br />

Mag. Irene Blaschke: 0676/8746 1635<br />

Begleitung: MMag. Christian Josef Hödl-<br />

Sekretariat/Ulli Quast: 0662/8047 1630<br />

S E I T E N<br />

Das Gegenteil von „verpatzt“ ist „einwandfrei“.<br />

Das würde bedeuten, es gibt<br />

unter Katholiken – männlichen wie<br />

weiblichen – zwei Kategorien. Ein einwandfreier<br />

Katholik wäre dann einer,<br />

der alle kirchlichen Weisungen einhält,<br />

der sich keine kritischen Anmerkungen<br />

erlaubt, nichts hinterfragt. Und ein „verpatzter“<br />

jener, der sich, basierend auf<br />

seinem gebildeten Gewissen, aber auch<br />

eine eigene Meinung bilden und danach<br />

handeln will. Sitzen die „einwandfreien“<br />

Katholiken dann im Hauptschiff und werden<br />

die „verpatzten“ ins Seitenschiff der<br />

Kirche verbannt?<br />

Vielleicht hätten das manche gerne so.<br />

Aber glücklicherweise wird die endgültige<br />

Platzzuteilung nicht nach menschlichen<br />

Kriterien erfolgen.<br />

Da wird es sicher noch einige<br />

Verwunderung geben.<br />

Wer weiß, wo Gott dann<br />

so manchen „Verpatzten“<br />

platziert. Denn auch ihm<br />

könnte der irdische Weihrauch<br />

manchmal etwas zu<br />

viel werden.<br />

Ingeborg Schödl


14<br />

miteinander 9/2013<br />

450 Jahre Jesuiten<br />

Gefährten Jesu für die Menschen<br />

Die Jesuiten feiern heuer den 450.<br />

Jahrestag ihrer Präsenz in Österreich.<br />

Anlass für eine (vorläufige) Bilanz<br />

von Provinzial Gernot Wisser.<br />

„Kommt ihr zufrieden mit euch?“ Angeblich<br />

stellte Ignatius von Loyola seinen Mitbrüdern<br />

stets zuallererst diese Frage, wenn sie<br />

von einer wichtigen Mission zurückkehrten.<br />

Er fragte sie nicht, ob sie erreicht hätten, was<br />

er wollte, oder wie die Unterredung ausgegangen<br />

sei. Er fragte sie nach ihrer inneren<br />

Zufriedenheit.<br />

Das mag überraschen. Doch im Grunde wissen<br />

wir, dass bei allem eigenen Bemühen, Einsatz<br />

und aller Professionalität Ergebnisse<br />

nie nur an uns liegen, sondern auch an den<br />

anderen Beteiligten, an der momentanen Beziehungsmöglichkeit<br />

und schließlich am Wirken<br />

des Geistes Gottes.<br />

Die Frage von Ignatius geht also in die Richtung<br />

des persönlichen Einsatzes, der für ihn<br />

vor dem Ergebnis, der Ernte, steht. Bist du<br />

zufrieden damit, wie du dich einsetzen konntest,<br />

hast du von deiner Seite aus getan, was<br />

dir möglich war? Das setzt Engagement und<br />

die Fähigkeit voraus, komplexere Sachverhalte<br />

erkennen und beurteilen zu können und<br />

vom Auftraggeber ein freies Verhandlungsmandat<br />

zu haben.<br />

Hingabe seit 450 Jahren<br />

Wir Jesuiten feiern heuer das 450-Jahr-Jubiläum<br />

unserer Präsenz in Österreich. Kommen<br />

wir mit uns zufrieden? 450 Jahre sind<br />

eine lange Zeit. Wenn wir zurückblicken,<br />

können wir feststellen: Wir haben turbulente<br />

und stürmische Jahre erlebt, aber auch ruhige(re)<br />

und friedliche. Doch wussten wir uns<br />

immer von der Liebe Gottes getragen.<br />

Für Ignatius sind die Liebe und Gnade Gottes<br />

das Entscheidende für den eigenen Dienst.<br />

Im Hingabegebet formuliert er, der Herr könne<br />

ihm alles nehmen, wenn er ihm nur die<br />

Liebe und Gnade belasse. Ignatius hat erfahren,<br />

wie Jesus Christus ihn in den Dienst<br />

der Dreifaltigkeit genommen hat. Im Erlebnis<br />

von La Storta wurde das für ihn deutlich.<br />

Diese Dienstmystik ist der Kern unserer<br />

ignatianischen Spiritualität, der Motor unseres<br />

Tuns seit 450 Jahren und in der Zukunft.<br />

Diesen Anspruch, Gefährten Jesu zu sein, versuchen<br />

wir zu erfüllen – und wissen doch,<br />

dass wir immer dahinter zurückbleiben.<br />

„Den Seelen helfen“<br />

Als Gefährten Jesu für die Menschen wollen<br />

wir den Menschen helfen, ihr Leben in und<br />

aus dem Glauben besser zu bewältigen. In<br />

der Sprache des Ignatius heißt dies: „den<br />

Seelen helfen“. Dies taten und tun wir in unterschiedlicher<br />

Weise, je nach der Not, den<br />

Bedürfnissen und den Möglichkeiten. Mittel<br />

und Methoden dafür sind: geistliche Begleitung,<br />

Exerzitien, Ausbildung in Gymnasien,<br />

Erwachsenenbildung und Universitäten, wissenschaftliche<br />

Forschung, aber auch praktische,<br />

konkrete Sozialarbeit für Ausgegrenzte<br />

und Menschen am Rand der Gesellschaft,<br />

der Kontakt mit KünstlerInnen und vieles<br />

andere.<br />

Wo immer wir tätig sind, wollen wir mithelfen,<br />

dass das Leben von Menschen besser<br />

gelingt. Wir sind überzeugt, dass dafür<br />

Selbststand, Entscheidungsfähigkeit und Entschiedenheit<br />

erforderlich sind. Diese helfen<br />

mit, jenen Lebensraum zu eröffnen, der für<br />

gelingendes Leben wesentlich ist. In unserem<br />

Einsatz für Glauben und Gerechtigkeit<br />

versuchen wir, Strukturen zu schaffen, die<br />

das ermöglichen. Von vielen Menschen wird<br />

das mitgetragen, gelebt und in Tat und Wort<br />

gebracht. Nicht wir Jesuiten gestalten die<br />

Welt und die Kirche, sondern die vielen Frauen<br />

und Männer, für die wir als Gefährten Jesu<br />

da sind. Ihre Ernte ist unsere Freude.<br />

Jubiläumsfestmesse mit dem<br />

Generaloberen der Gesellschaft<br />

Jesu P. Adolfo Nicolás<br />

im Stephansdom<br />

P. Gernot Wisser SJ<br />

P. Dr. Gernot Wisser ist<br />

seit 31. Juli 2008 Provinzial<br />

der österreichischen<br />

Provinz der Gesellschaft<br />

Jesu.


miteinander 9/2013 15<br />

Interview<br />

„Das ist mein Leben“<br />

Sr. Christina Dirnwöber legte am<br />

5. August in Stams in Tirol ihre<br />

ewige Profess ab.<br />

Im miteinander-Gespräch berichtet<br />

sie von einer intensiven Vorbereitungszeit<br />

und den Veränderungen.<br />

Was hat sich seit deiner ersten Profess,<br />

dem Ablegen der ersten zeitlichen Gelübde, in<br />

deinem Leben verändert?<br />

Sehr vieles. Bei meiner ersten Profess, frisch<br />

nach dem Noviziat, war alles neu und aufregend:<br />

das erstmalige Anziehen des Ordensgewandes,<br />

die neue Gemeinschaft in Stams,<br />

zu der ich nun gehörte, die neue Identität<br />

als Don Bosco Schwester … Heute, nach<br />

sechs Jahren Erfahrung, bin ich persönlich<br />

und im Glaubensleben reifer geworden. Ich<br />

konnte nun mit einer gereifteren Überzeugung<br />

noch einmal Ja sagen – und das auf<br />

ewig.<br />

Ansporn für meinen Alltag, wieder mehr die<br />

Gegenwart Gottes und den Dialog mit ihm<br />

zu suchen.<br />

Besonders gefreut habe ich mich auch auf<br />

den zweiten Vorbereitungsmonat in Turin und<br />

Mornese, den Ursprungsorten unserer Ordensgemeinschaft,<br />

an denen ich mich dem<br />

heiligen Don Bosco und der heiligen Maria<br />

Mazzarello immer ganz nahe fühle.<br />

Wie kann man sich diesen Dialog mit Gott<br />

konkret vorstellen?<br />

Der ständige Dialog mit Gott ist mir sehr<br />

wichtig. Er besteht vor allem im persönlichen<br />

Gebet, im Tagebuchschreiben, aber<br />

auch in den alltäglichen Begegnungen mit<br />

Menschen. Im Besonderen im Gespräch mit<br />

meinen Mitschwestern erkenne ich manchmal<br />

etwas neu, zum Beispiel, dass Gott mir<br />

auch Schwierigkeiten zumutet: Er räumt die<br />

Steine nicht aus dem Weg, aber er geht mit<br />

mir.<br />

Welche „Steine“ waren das zum Beispiel?<br />

Und wie hat der Glaube da geholfen?<br />

In schwierigen Momenten hat es mir in erster<br />

Linie sehr geholfen, das, was mich belas-<br />

tet, im Gebet vor Gott hinzubringen. Im Vertrauen,<br />

dass Gott mich versteht und mir die<br />

Kraft geben kann, die Schwierigkeit zu überwinden.<br />

Besondere Herausforderungen in meiner<br />

Arbeit, vor die ich gestellt war, habe ich<br />

versucht, als Lernfeld zu sehen. Wichtig war<br />

mir das Gespräch darüber mit meiner Mitschwester,<br />

die für unsere Gemeinschaft verantwortlich<br />

ist. Nachdem ich mir im Gespräch<br />

Rat geholt hatte, schlief ich nochmals<br />

darüber, betete und suchte dann, wenn<br />

es notwendig war, mit den betreffenden Personen<br />

ein klärendes Gespräch. Wenn sich<br />

über längere Zeit eine schwierige Situation<br />

nicht lösen ließ, hieß es auch manchmal:<br />

einfach durchtragen …<br />

Hast du je an deinem Weg gezweifelt?<br />

Nein, Zweifel sowie Unsicherheiten waren,<br />

Gott sei Dank, nie da. Ich spüre, das ist<br />

mein Leben: ein Leben mit Gott, mit den<br />

Kindern und Jugendlichen. Das erfüllt mich<br />

mit tiefer innerer Freude – und der Gewissheit,<br />

dass Gott immer schon da ist, noch<br />

bevor ich es erkenne.<br />

Das Interview führte<br />

Markus Höllbacher.<br />

Sr. Christina Dirnwöber:<br />

„Ich spüre, das ist mein<br />

Leben – ein Leben mit<br />

Gott, mit den Kindern<br />

und Jugendlichen.“<br />

Wie hast du dich auf diesen Schritt vorbereitet?<br />

Sehr dankbar bin ich für das sogenannte<br />

„Zweite Noviziat“ in Italien: Das sind zwei<br />

Monate, die ausschließlich der inneren Vorbereitung<br />

und der Einstimmung gewidmet<br />

sind. Mit Abstand zum Alltag konnte ich auf<br />

meine ersten Ordensjahre zurückblicken und<br />

mich mit meinen ehemaligen Mitnovizinnen<br />

darüber austauschen. Außerdem hatte ich<br />

viel Zeit für das Gebet. Das ist immer ein<br />

Sr. Christina Dirnwöber, aufgewachsen im<br />

niederösterreichischen Pillichsdorf, entschied<br />

sich mit 23 Jahren für ein Leben<br />

als Don Bosco Schwester. Die erste Zeit<br />

verbrachte sie in der Schwesterngemeinschaft<br />

in Baumkirchen in Tirol.<br />

Es folgte das Noviziat in Castelgandolfo.<br />

Zurück in Tirol ist sie seither im Kinderund<br />

Jugendhaus in Stams als Kindergartenpädagogin<br />

tätig. Zehn Jahre nach ihrem<br />

Ordenseintritt legte sie am 5. August<br />

2013 die ewige Profess ab.


16<br />

miteinander 9/2013<br />

Blickwinkel<br />

Kirche<br />

Nur eine Kirche, die immer wieder<br />

aufbricht, hat Zukunft. Ein ökumenischer<br />

Kongress in Hannover suchte<br />

nach Inspiration und neuen Wegen.<br />

Greifbarer Segen<br />

Jeder Monat des Jahreslaufes hat seine eigene<br />

Klangfarbe. Der fröhliche Mai ist kein<br />

nasser Oktober, der kalte Dezember ist kein<br />

heißer Juli. Das Jahr ist nicht in zwölf gleich<br />

geformte und gleich genormte Stücke eingeteilt,<br />

wie etwa die haargenaue Zentimetereinteilung<br />

auf der ganzen Länge eines Zollstocks.<br />

Die Monate des Jahres sind nicht in braunes<br />

Allerweltspackpapier eingewickelt, sondern<br />

alle in ihr eigenes schönes Geschenkpapier.<br />

Gott liebt keine Langeweile. Er ist nicht der<br />

oberste Chef genormter Verwaltungseinheiten,<br />

sondern der Gott des Lebens. Leben lässt<br />

sich nicht in Regalen stapeln und in Formeln<br />

bannen. Gott ist der Gott der Gänseblümchen<br />

und der Weinberge, der Stoppelfelder und der<br />

schneebedeckten Fichte.<br />

Wo ist in diesem bunten Vielerlei der Monat<br />

September zu finden? Der September kann eine<br />

wunderschöne Zeit sein, sonnig und mild.<br />

Doch er ist kein Monat des Aufgangs, sondern<br />

schon eine Zeit des Weggangs. In allem<br />

Werden ist auch ein Vergehen. September ist<br />

die Fülle des Erntedankes und die Kargheit<br />

der Stoppelfelder. Der Dichter Manfred Hausmann<br />

sagt das so: „Diese Nachmittage im<br />

September, wenn die Fernen leuchtend winken,<br />

ahnen sie den Hauch schon vom November,<br />

spüren sie schon das Versinken?“ Die<br />

Schatten werden länger. Ein abgeerntetes<br />

Feld sieht nicht so fröhlich aus wie die goldene<br />

Pracht der Rapsfelder, die dieses Jahr<br />

schon im April in voller Blüte standen.<br />

Auch die Liturgie der Kirche kennt diese Septembermelodie.<br />

Wir feiern am 14. September<br />

das Fest Kreuzerhöhung. Das Kreuz ist das<br />

Erntewerkzeug der Erlösung. Wir begehen<br />

am Tag darauf das Gedächtnis der Schmerzen<br />

Mariens. Sie war und ist die Erntehelferin<br />

ihres Sohnes. Jede Ernte kennt ihre Mühsal<br />

und ihre Schmerzen. Der neunte Monat<br />

ist nicht die Helle von Ostern und die Lieblichkeit<br />

der Maiandacht. Hier geht es um das<br />

Blut des Herrn und die Sieben Schmerzen<br />

Mariens. Im Erntemonat September denken<br />

wir daran, dass uns die Erlösung geschenkt<br />

worden ist. Sie hat ihren Preis gekostet: das<br />

Kreuz des Sohnes und das Leid der Mutter.<br />

Wir wissen auch, dass wir unsere Ernten<br />

nicht nur uns selbst verdanken. Sie sind<br />

Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit.<br />

Sie sind ebenso sehr Gabe Gottes. Korn<br />

und Wein sind nicht nur Produkt unseres<br />

Fleißes und Schweißes. Sie sind mit Händen<br />

zu begreifender Segen Gottes. Man muss<br />

sich immer wieder darauf besinnen.<br />

Klaus Weyers<br />

„Ein niedersächsisches Pfingsten“, so entfuhr<br />

es mir, als ich von den Moderatoren gefragt<br />

wurde, was ich mir vom Kongress „Kirche 2 “<br />

erwarte. Das war und ist eine hohe Erwartung.<br />

Aber sie speist sich aus einer Erfahrung<br />

der vergangenen Jahre: Denn immer<br />

mehr durfte ich in diesem Zeitraum weltkirchliche<br />

Erfahrungen machen, die mir die gewöhnliche<br />

Krisenrhetorik, die Erzählung vom<br />

Niedergang der Kirche aufgrund der Mangelerscheinungen,<br />

doch sehr zweifelhaft werden<br />

ließen.<br />

Erfahrungen kreativer Aufbrüche, einer Kultur<br />

der Partizipation aller Getauften, die zu<br />

einer neuen, gemeinsamen Verantwortung für<br />

die Entwicklung der Kirche führt, und nicht<br />

zuletzt die vielen Versuche neuer Gemeindebildung,<br />

die sich zum Beispiel unter dem<br />

Stichwort der „fresh expressions of church“<br />

in der Kirche von England ereigneten, machen<br />

deutlich, dass wir weltweit, aber auch<br />

bei uns vor Ort einen spirituell, ja charismatisch<br />

geprägten Aufbruch der Kirche beobachten<br />

können.<br />

„Seht, nun schaffe ich Neues“<br />

So kam es – beflügelt von den Erfahrungen<br />

aus England – zur Idee eines ökumenischen<br />

Kongresses, ganz dem Jesaja-Wort entsprechend:<br />

„Denkt nicht mehr an das, was früher<br />

war; auf das, was vergangen ist, sollt<br />

ihr nicht achten. Seht her, nun mache ich etwas<br />

Neues. Schon kommt es zum Vorschein,<br />

merkt ihr es nicht?“ (Jes 43,18f).<br />

Wir waren und sind überwältigt von den vielen<br />

kreativen Aufbrüchen des Evangeliums,<br />

die sich ereignen. Allerdings: Diese kreati-


miteinander 9/2013 17<br />

Geistgewirkte Aufbrüche<br />

Christian Hennecke:<br />

renommierter Autor und geschätzte Stimme im<br />

deutschsprachigen Raum, wenn es um Zukunftsfragen<br />

von Christentum und Kirche geht<br />

Netzwerk kirchlichen Lebens<br />

Am Horizont zeichnet sich ein Netzwerk vieler<br />

unterschiedlicher Gestalten des kirchlichen<br />

Lebens ab. Beim Kongress „Kirche 2 “<br />

haben wir versucht, viele Initiativen über<br />

ein Onlineportal einzubinden. Wir mussten<br />

es nach einer Woche schließen, weil wir geflutet<br />

wurden durch Anfragen.<br />

Ich bin daher überzeugt: Die Felder sind reif<br />

zur Ernte. Während wir es einerseits mit<br />

einer massiven Strukturkrise der Kirche zu<br />

tun haben, sind auf der anderen Seite eine<br />

wachsende Sehnsucht der Menschen nach<br />

einem geistgewirkten Aufbruch und eine zunehmende<br />

Bereitschaft, sich daran zu beteiligen,<br />

deutlich zu bemerken. Auch hier wurden<br />

wir überrascht. Schon nach kurzer Zeit<br />

war unser Kongress ausgebucht, über 7.000<br />

Teilnehmer verfolgten ihn über den Livestream.<br />

Aufbrüche allenthalben! Nun gilt es,<br />

diese zu verstetigen und somit Kirchesein<br />

mit dem Rückenwind des Geistes einzuüben.<br />

Christian Hennecke<br />

Dr. Christian Hennecke ist Regens des Priesterseminars<br />

Hildesheim in Deutschland.<br />

ven Entwicklungen führen zu einer ungeahnten<br />

Vielfalt und auch zu einer gefühlten<br />

Fremdheit – es ist eben Neues, das der Geist<br />

schafft.<br />

Strukturelle Grundhaltungen<br />

Klar ist: Nicht die Strukturentwicklungen<br />

führen zu einer Erneuerung der Kirche. Sie<br />

können sie bestenfalls ermöglichen, weil sie<br />

Räume öffnen für eine kirchliche Kultur, in<br />

der das gemeinsame Priestertum aller Getauften<br />

wachsen kann. Diese „Ermöglichungskompetenz“<br />

der Institution lässt sich<br />

an Grundhaltungen festmachen, ohne die<br />

sich diese Vielfalt nicht entfalten kann: Vertrauen<br />

in den Geist Gottes, der diesen Aufbruch<br />

schenkt, Vertrauen in die Getauften<br />

und ihre charismatischen Initiativen, Ermöglichung<br />

geistlicher Entscheidungsprozesse.<br />

Ein Kennzeichen hat diese Erneuerung allüberall:<br />

Sie lebt und wächst aus dem Wort<br />

Gottes, aus der Erfahrung der Gegenwart des<br />

Auferstandenen und aus dem Gebet. Daher<br />

sind wir herausgefordert zu einem besonderen,<br />

inspirierten Umgang mit der Schrift, mit<br />

den Zeichen der Zeit und zu einer hohen Sensibilität<br />

für die Gegenwart Gottes im Leben<br />

aller Getauften.<br />

„Kirche 2 “: mit Plenarveranstaltungen,<br />

23 Foren, 69 Workshops und 50 Ständen<br />

ein Ort der Inspiration<br />

Der ökumenische Kongress „Kirche 2 “<br />

fand vom 14. bis 16. Februar 2013 in<br />

Hannover statt und diente der Begegnung<br />

und Inspiration. Weitere Informationen:<br />

www.kirchehochzwei.de<br />

Einige ausgewählte dort vorgestellte<br />

Initiativen:<br />

kafarna:um: Hauskirche von Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen in<br />

Aachen.<br />

www.kafarnaum.de<br />

soul side linden: Freiraum Kirche für<br />

Kreativität, Begegnung, Gebet.<br />

www.soul-side-linden.de<br />

Exodus-Gemeinschaft: gemeinsam<br />

leben, Gottesdienst feiern, sich auf<br />

den Weg machen.<br />

www.exodus-gemeinschaft.de<br />

e/motion Essen: christlich-ökumenische<br />

(Jugend-)Gemeinde im Ruhrgebiet.<br />

www.cvjm-emotion.de<br />

Nightfever: Eucharistische Anbetung<br />

auf besondere Art und Weise.<br />

Termine für Wien und Graz:<br />

wien.nightfever-online.org<br />

graz.nightfever-online.org


18<br />

miteinander 9/2013<br />

Zeitzeuge<br />

Das gehört zu einer<br />

offenen Kirche …<br />

Erinnerungen eines<br />

katholischen Laien an das Konzil<br />

und dessen Folgen für Liturgie<br />

und Ökumene.<br />

Ich war fast 25 Jahre alt, als am 11. Oktober<br />

1962 im Vatikan das Konzil eröffnet wurde.<br />

Aufgewachsen bin ich in einer katholischen<br />

Familie, geprägt durch die Pfarren St. Erhard<br />

in Wien-Mauer, wo mein Bruder und ich bis<br />

zur Matura ministrierten, und St. Hubertus,<br />

die eigentlich unsere Wohnpfarre war und in<br />

der wir als Pfadfinder aktiv waren.<br />

Meine Konzilserinnerungen möchte ich mit<br />

einem Rückblick auf das Jahr 1958 beginnen,<br />

das Jahr der Wahl von Papst Johannes XXIII.<br />

Damals meinte eine gutmütige, fromme Tiroler<br />

Bäuerin zu dieser Wahl: „Einen dicken und<br />

alten Papst haben wir jetzt!“. Tatsächlich hielten<br />

viele den 77-jährigen Johannes XXIII. für<br />

eine „Notlösung“ oder einen Übergangspapst.<br />

Umso überraschter waren viele, als dieser<br />

meist freundlich lächelnde Papst 1959 ein allgemeines<br />

Konzil ankündigte.<br />

Offene Worte<br />

Die Erwartungen waren gewiss vielfältig und<br />

unterschiedlich. Beachtlich empfand ich etwa<br />

die Offenheit, mit der die Konzilsväter ihre<br />

unterschiedlichen Standpunkte darlegten,<br />

um dann doch zu gemeinsamen Ergebnissen<br />

zu kommen.<br />

Der Informationsfluss war im Übrigen bereits<br />

sehr gut: Durch Nachrichten- und Kommentarsendungen<br />

im Radio, durch die damaligen<br />

Wochenschaukinos (Fernsehen war kaum vorhanden)<br />

und durch Zeitungen erfuhren wir<br />

viel von den mitunter scharfen Auseinandersetzungen<br />

zwischen den verschiedenen Gruppen<br />

der Bischöfe.<br />

Liturgische Wende<br />

Am greif- und wohl auch spürbarsten empfand<br />

ich die vom Konzil angestoßene Liturgiereform.<br />

Schließlich habe ich noch den<br />

Priester mit dem Rücken zum Volk erlebt.<br />

Als Ministranten beteten wir das lateinische<br />

Stufengebet, verstanden aber meist nur einen<br />

Teil davon. Ein Fortschritt – schon vor<br />

dem Konzil – war die sogenannte „Betsingmesse“,<br />

bei der ein Vorbeter Lesungen und<br />

Gebete vorlas. Nun, nach dem Konzil, blickte<br />

der Priester zum Volk und betete in der<br />

Landessprache, er stellte sich mit dem Wort<br />

Gottes gleichsam mitten in die gläubige Gemeinde.<br />

Ökumenischer Fortschritt<br />

Deutlich empfand ich auch die durch das Konzil<br />

angestoßenen Fortschritte in der Ökumene.<br />

Weitere Entwicklungen wie ökumenische<br />

Trauungen oder gemeinsame Gottesdienste<br />

wurden ermöglicht. Greifbar wurden diese<br />

Früchte des Konzils etwa im 23. Bezirk in<br />

Besonders greifbar nach dem Konzil:<br />

Veränderungen im Bereich der Liturgie<br />

Form eines gemeinsamen ökumenischen Bibelseminars<br />

und Dekanatsblatts. Schließlich<br />

hat das Konzil auch bewusst den interreligiösen<br />

Dialog gesucht.<br />

Als befreiend habe ich auch die neue Sichtweise<br />

auf Kirche als Volk Gottes und auf die<br />

Heilige Schrift und das Evangelium als Frohbotschaft<br />

empfunden. Die Position der Laien<br />

– und damit auch jene der Frauen – in der<br />

Kirche wurde aufgewertet und die bis heute<br />

für das Pfarrleben so wichtigen Pfarrgemeinderäte<br />

ins Leben gerufen.<br />

Und heute?<br />

Vieles, was beim Konzil beschlossen wurde,<br />

wird heute ganz selbstverständlich gelebt.<br />

Aus der Sicht des „kleinen Laien“ scheint es<br />

manchmal Kräfte zu geben, die bemüht sind,<br />

Anliegen und Ergebnisse des Konzils wieder<br />

zurückzudrängen. Grundsätzlich glaube ich,<br />

dass die Errungenschaften des Konzils nicht<br />

zurückgenommen werden können, da das<br />

Konzil weniger ein dogmatisches oder juristisches,<br />

sondern vielmehr ein pastorales war.<br />

Meine Überlegungen möchte ich schließen<br />

mit den Worten des ehemaligen Pfarrers von<br />

Mauer, Bischof Josef Schoiswohl, die er mir<br />

bei einem Interview 1985 mitgegeben hat:<br />

„Vieles wurde aufgerissen und mancherlei<br />

Entwicklungsmöglichkeit geboten. Aber das<br />

gehört einfach zu einer echten, offenen Kirche<br />

auch dazu.“ Diese Aussage stimmt mich<br />

mehr als 50 Jahre nach der Eröffnung des<br />

Konzils hoffnungsfroh; denn sie gilt auch<br />

heute noch.<br />

Josef Moritz<br />

Mag. Josef Moritz ist pensionierter AHS-Lehrer, war<br />

von 1975 bis 1982 stellvertretender Vorsitzender des<br />

PGR Rodaun und von 1994 bis 2004 im Vikariatsrat<br />

Wien-Stadt. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene<br />

Kinder.


Schreibwerkstatt<br />

miteinander 9/2013 19<br />

Wenn Gedanken<br />

zu fließen beginnen …<br />

Unter dem Titel „Schreibend meditieren – meditierend schreiben“<br />

lud das Quo vadis? zur spirituellen Einstimmung auf Pfingsten.<br />

Einladung<br />

Im Quo vadis? zu Gast<br />

Im September sind die Chorherren des<br />

Stiftes Vorau, das heuer sein 850-jähriges<br />

Bestehen feiert, mit verschiedenen<br />

Veranstaltungen präsent, unter anderen:<br />

Chorherr: Priester und Ordensmann<br />

Mittwoch, 25. September, 12.15 Uhr<br />

Mit Mag. Gerhard Rechberger, Propst des<br />

Augustiner-Chorherrenstiftes Vorau<br />

Interaktive Ausstellung „Pilgern 2.0“<br />

1. bis 25. September<br />

Anybody out there?<br />

Eine etwas andere Bibelstunde:<br />

Streifzug durch die Bibel und Meditation<br />

zur Musik von Pink Floyd.<br />

Mittwoch, 25. September, 19.00 Uhr<br />

Mit Heinz Weinrad, stv. Vorsitzender des<br />

PGR der Pfarre St. Nepomuk, 1020 Wien<br />

Vorschau<br />

Schreib-Meditation zum Thema<br />

„Atme in mir, Heiliger Geist“<br />

Der Geist weht und der Geist wirkt, wo er<br />

will, heißt es. Vielleicht schaute er kürzlich<br />

auch im Quo vadis? am Wiener Stephansplatz<br />

vorbei, als sich eine Gruppe von zwölf<br />

Personen auf das Abenteuer einer spirituellen<br />

Schreib-Meditation einließ. Unter dem<br />

Titel „Schreibend meditieren – meditierend<br />

schreiben“ lud Sr. Gabriela Lochmann von<br />

der Gemeinschaft Sacré Coeur ein, dem Geist<br />

nachzuspüren, wie er sich zeigt, wenn man<br />

in den eigenen Körper hineinhört, wenn man<br />

miteinander singt – und schreibt.<br />

Es war wohltuend, so intensiv aus dem Alltag<br />

herausgeführt zu werden, das Fließen<br />

des Atems und den eigenen Körper zu spüren<br />

und miteinander zu singen. Danach wurden<br />

wir in einer ersten Phase ermuntert,<br />

Gedanken zum Thema „Atme in mir, Heiliger<br />

Geist“ – frei wie sie uns in den Sinn kamen<br />

– aufzuschreiben. Nach den ersten Worten<br />

meiner Niederschrift begannen die Ge-<br />

danken zu fließen. Das Blatt füllte sich. Es<br />

entstanden Wort- und Textgruppen, wichtige<br />

markierten wir farblich und tauschten uns<br />

dann darüber aus.<br />

Es folgte eine zweite Phase der stillen, konzentrierten<br />

und kreativen Auseinandersetzung<br />

mit den wesentlichen niedergeschriebenen<br />

Gedanken. Es entstanden kurze Gebete,<br />

Anrufungen des Heiligen Geistes, aber<br />

auch längere Texte. Einige wurden vorgelesen.<br />

Es war beeindruckend, zu sehen und<br />

zu hören, wie intensiv der Geist uns an diesem<br />

Abend bewegt und begleitet hat. Mit<br />

einem letzten gemeinsamen Lied klang der<br />

Abend aus.<br />

Mein eigener Gebetstext und eine Karte des<br />

Canisiuswerkes mit einem Glasmotiv des<br />

Künstlers Kurt Zisler begleiteten mich daraufhin<br />

die Tage bis zum Pfingstfest.<br />

Christine Schmidl<br />

Listen to the Silence<br />

Einübung des stillen Atemgebets für<br />

junge Erwachsene. Still werden, um die<br />

leisen Töne zu vernehmen.<br />

Jeden Donnerstag während des<br />

Studienjahres (außer Ferienzeiten)<br />

19.30 Uhr bis ca. 20.30 Uhr<br />

Begleitung:<br />

Sr. Joanna Jimin Lee MC<br />

0664/88 63 26 88<br />

Veranstaltungsort und Kontakt<br />

Quo vadis? – Treffpunkt für<br />

Engagement in der Kirche<br />

1010 Wien, Stephansplatz 6 (Hof)<br />

01/512 03 85<br />

office@quovadis.or.at<br />

www.quovadis.or.at


20<br />

miteinander 9/2013<br />

Glaube und Kunst<br />

Kunst für die Ewigkeit<br />

Die Ausstellung<br />

„gegossen – geschmiedet – geschnitten“<br />

in Enns zeigt christliche Metallkunst<br />

aus dem 20. Jahrhundert<br />

bis zur Gegenwart.<br />

Kunstwerke zur Ehre Gottes sollten möglichst<br />

lange halten. Am besten eine Ewigkeit.<br />

Dome und Kirchen sind solche Kunstwerke,<br />

Gebete aus Stein. Aber auch ein anderes,<br />

im Alltagsgebrauch nicht so häufig mit<br />

Kunst assoziiertes Material kann Inspiration<br />

und Kreativität ins Bleibende setzen: Metall.<br />

Ob liturgische Gegenstände und Kreuze<br />

aus Kupfer, Gold und Silber oder Altäre und<br />

Kirchentüren aus Bronze – die Geschichte des<br />

Glaubens ist auch eine Geschichte des kunstvollen<br />

Umgangs mit Metallen.<br />

Nachspüren kann man der heimischen, speziell<br />

der oberösterreichischen Geschichte der<br />

christlichen Metallkunst des 20. Jahrhunderts<br />

gegenwärtig im Rahmen der Ausstellung<br />

„gegossen – geschmiedet – geschnitten“<br />

in der Basilika St. Laurenz in Enns. Die präsentierten<br />

Gegenstände reichen dabei von<br />

ganzen Metalltüren über Primizkelche mit<br />

reicher christlicher Symbolik, verzierte Evangeliare<br />

sowie Hostienschalen bis hin zu verschiedenen<br />

Pektoralien von Äbten und Bischöfen.<br />

Gegossen ist etwa das mächtige Eingangsportal<br />

der Basilika, das durch zahlreiche Darstellungen<br />

u. a. die Geschichte des heiligen<br />

Florian erzählt. Gestaltet wurde dieses Portal<br />

– wie auch andere imposante Tore der<br />

Basilika – vom Künstler Peter Dimmel. Geschmiedet<br />

ist u. a. der „Stern der Hoffnung“<br />

des mittlerweile verstorbenen Kunstschmiedes<br />

Wolfgang Pöttinger. Das Kunstwerk war<br />

ursprünglich für den Stephansdom in Wien<br />

vorgesehen, es wurde jedoch schließlich in<br />

der Apsis von St. Laurenz angebracht. Geschnitten<br />

wiederum sind die Werke des bis<br />

heute auch im Pfarrleben aktiven Ennser<br />

Künstlers Fritz Mayr. Die Ausstellung zeigt<br />

u. a. frühe Werke des heute 83-Jährigen, darunter<br />

den „Lorcher Schlüssel“, den Mayr mit<br />

nur 23 Jahren schuf.<br />

Die Basilika selbst ist ein geschichtsträchtiger<br />

Ort. Der heilige Florian und der heilige<br />

Severin haben hier gewirkt, auch der heilige<br />

Maximilian wird mit der Pfarre in Verbindung<br />

gebracht. Nach dem Zweiten Vatikanischen<br />

Konzil wurde sie renoviert und<br />

zu einem Ort moderner sakraler<br />

Kunst umgestaltet. Einen<br />

weiteren ungewöhnlichen<br />

Akzent setzt nun die aktuelle Ausstellung,<br />

die noch bis 15. Oktober zu sehen ist. Wer<br />

Metallkunst für die Ewigkeit erleben möchte,<br />

sollte sich daher beeilen.<br />

Henning Klingen<br />

Die Ausstellung<br />

„gegossen – geschmiedet — geschnitten“<br />

christlicher Metallkunst ist noch bis<br />

15. Oktober in der Basilika St. Laurenz<br />

in Enns zu besichtigen. Führungen<br />

jeden Samstag um 16.00 Uhr oder<br />

nach Vereinbarung unter<br />

07223/84010 (Severinhaus) oder<br />

07223/82237 (Pfarrkanzlei).<br />

Weitere Infos: www.stlaurenz.com<br />

Peter Dimmel schuf das aus Bronze<br />

gegossene Severintor der Basilika<br />

St. Laurenz in Enns.<br />

Er bezeichnet es als<br />

sein „bestes Werk“.<br />

„Stern der Hoffnung“: gefertigt von Kunstschmied<br />

Wolfgang Pöttinger in dreieinhalbjähriger Arbeit


Für Sie gelesen<br />

miteinander 9/2013 21<br />

1 Zeichen bestimmen den Weg<br />

Knapp vor der bevorstehenden Emeritierung<br />

erschien ein weiteres Buch des Diözesanbischofs<br />

von Graz-Seckau, Dr. Egon Kapellari.<br />

„Zeichen am Weg“ sind diesmal das Thema.<br />

Der Untertitel „Eine Nachlese“ signalisiert,<br />

dass es sich um Texte handelt, die in den vergangenen<br />

Jahren im vielfältigen Aufgabenbereich<br />

des Bischofs entstanden sind. Es sind<br />

dies Predigten, Meditationen, Grußworte, Ansprachen,<br />

Interviews.<br />

Zeichen oder Wegmarken säumen unseren<br />

Weg durch das Leben. Sie zeigen uns die<br />

Richtung an, können uns veranlassen, diese<br />

auch zu ändern. Auf dem Weg eines Christen<br />

finden sich heute viele Zeichen. Nicht alle<br />

sind erkenn- oder deutbar. Manche können<br />

auch vom Weg zu Gott wegführen. Bischof<br />

Kapellari richtet seinen aus der seelsorglichen<br />

Praxis geschärften Blick auf die bestehende<br />

Situation in Kirche und Gesellschaft.<br />

Er versucht aufzuzeigen, wo der Mensch auch<br />

heute – trotz der auf ihn einstürmenden Inflation<br />

von Zeichen – Orientierung, Halt für<br />

das Leben finden kann.<br />

Wie alle Kapellari-Bücher besticht auch das<br />

vorliegende durch das ausgewählte Bildmaterial<br />

und die literarische Kundigkeit seines<br />

Autors.<br />

Ingeborg Schödl<br />

Egon Kapellari, Zeichen am Weg. Eine<br />

Nachlese – 4. Band, styria premium,<br />

320 Seiten, € 24,99<br />

(ISBN 978-3-222-13378-7)<br />

1 2<br />

3<br />

2 Wunder des kirchlichen<br />

Aufbruchs<br />

Kann es das geben? Ein „Wunder des kirchlichen<br />

Aufbruchs“? Allein schon der Titel lässt<br />

aufmerken. Schließlich sind positive Nachrichten<br />

in der und zur Kirche heute eher Mangelware.<br />

Doch Christian Hennecke sieht sie,<br />

die „glänzenden Aussichten“. Nach seiner<br />

Schilderung eines kirchlichen Scheiterns in<br />

der Pfarrseelsorge („Sieben fette Jahre“) und<br />

seinem bereits in fünfter Auflage erschienenen<br />

Bestseller „Kirche, die über den Jordan<br />

geht“ hat der Regens des Hildesheimer Priesterseminars<br />

ein neues Buch vorgelegt, in dem<br />

er mitten in der Krise eine Chance für die Kirche<br />

wittert.<br />

So liest man bei Hennecke: „Gerade die ,Probleme‘<br />

sind es […], die auffordern, den Blick<br />

in eine kirchliche Zukunft zu wagen, gemeinsam<br />

über das nachzudenken, was uns durch<br />

diese Herausforderung über die Kirche und<br />

ihre Zukunft erzählt wird: Hier ist ein Kairòs<br />

der Begegnung mit dem Reich Gottes, hier<br />

ist ,heiliger Boden‘, unerwartet.“<br />

Das Buch ist voll von geronnenen Erfahrungen<br />

in der Begegnung mit Lebensorten von<br />

Kirche, die aufmerksam wahrgenommen und<br />

auf die Situationen der Kirche im deutschsprachigen<br />

Raum hin reflektiert werden. Eine<br />

Erneuerung der Kirche wird für Hennecke<br />

nur aus der Wiederentdeckung des<br />

allgemeinen Priestertums aller Getauften heraus<br />

möglich. Es gelte, der Versuchung zu<br />

widerstehen, eine neue Sozialgestalt von Kirche<br />

mit alten Vorzeichen zu entwickeln. Ansonsten<br />

drohe die Gefahr, in strukturellen<br />

Fragen stecken zu bleiben, die letztlich mit<br />

Delegation und Mitverantwortung der Laien<br />

ein altes hierarchisches Bild von Kirche in<br />

die Zukunft der Kirche verlängern.<br />

Henneckes Werk ist ein „Muss“ für alle, die<br />

nach neuen Lebensformen von Kirche suchen.<br />

Es ist dabei betont dialogisch und lädt dazu<br />

ein, über die Website www.istesmöglich.de<br />

in das Gespräch einzutreten. So gelingt es<br />

vielleicht, in den vielen, oft depressiven Stimmungslagen<br />

der Kirche mehr als nur ein<br />

Licht zu entzünden.<br />

Wilhelm Krautwaschl<br />

Christian Hennecke, Ist es möglich?<br />

Vom Wunder des kirchlichen Aufbruchs,<br />

Aschendorff, 253 Seiten, € 19,80<br />

(ISBN 978-3-402-13008-7)<br />

3 Benedikt XVI. –<br />

Wirkung und Vermächtnis<br />

Besondere Ereignisse wie Pontifikatswechsel<br />

locken immer auch zahlreiche Glücksritter<br />

an, die das mediale Blätterrauschen sofort<br />

in klingende Münze verwandeln wollen.<br />

So auch beim jüngsten Wechsel von Benedikt<br />

XVI. zu Franziskus: Kaum war der neue<br />

Papst gewählt, standen – mit heißer Nadel<br />

gestrickt – Porträts in den Regalen bereit.<br />

Aus der Reihe fällt dabei das zeitgleich erschienene<br />

Buch „Papst im Widerspruch. Benedikt<br />

XVI. und seine Kirche“ von Alexander<br />

Kissler. Der renommierte deutsche Journalist<br />

hat darin eine konzise, brillant geschriebene<br />

Analyse des Pontifikats Joseph Ratzingers<br />

vorgelegt. In zehn Kapiteln zeichnet er<br />

nicht nur die Biografie Benedikts nach, sondern<br />

skizziert ihn als „Mystiker aus Einsicht“,<br />

dessen Pontifikat vom Versuch einer<br />

philosophisch-theologisch durchdrungenen<br />

Neupositionierung der Kirche in der Moderne<br />

bestimmt war.<br />

Doch auch die Schattenseiten des Pontifikats<br />

– Piusbruderschaft, Missbrauchsskandal<br />

und „Vatileaks“ – lässt Kissler nicht unerwähnt.<br />

Skandale, die aus Kisslers Perspektive<br />

letztlich den Anstoß zum Rücktritt darstellten.<br />

Ein Rücktritt gewiss nicht als Eingeständnis<br />

einer Niederlage, sondern aus<br />

Erschöpfung und der Einsicht, dass es eine<br />

jüngere Kraft braucht, um die Machenschaften<br />

im kirchlichen Zentrum aufzudecken.<br />

Lesenswert ist das Buch dabei nicht zuletzt<br />

aufgrund des sämtliche Kapitel durchwebenden<br />

Erzählfadens. Ob Biografie, Theologie<br />

oder Reisen – sprachlich elegant skizziert<br />

Kissler die komplexe Persönlichkeit Joseph


22<br />

miteinander 9/2013<br />

Für Sie gelesen<br />

Canisiuswerk aktuell<br />

Gebet<br />

Ratzingers anhand seiner Reden, Predigten<br />

und Lehrschreiben. Dabei fördert er mitunter<br />

bislang unberücksichtigt Gebliebenes zutage,<br />

etwa, dass Benedikt XVI. als „grüner<br />

Papst“ im Einsatz für die Schöpfung gelten<br />

kann. Sein Verdienst und Vermächtnis ist laut<br />

Kissler, dass Benedikt XVI. die Kirche wieder<br />

auf ihren eigentlichen, ihren mystischen<br />

Kern hin orientiert hat.<br />

Henning Klingen<br />

Alexander Kissler, Papst im Widerspruch.<br />

Benedikt XVI. und seine Kirche 2005–2013,<br />

Pattloch, 304 Seiten, € 20,60<br />

(ISBN 978-3-629-02215-8)<br />

4 Allgemeine Weisheiten<br />

Sie lauern im Gebüsch, bevorzugen die Nähe<br />

von Wasserstellen und werden in der Dämmerung<br />

so richtig munter. Eine Begegnung<br />

mit ihnen hinterlässt schmerzhafte, juckende<br />

Spuren. In Norwegen nennt man sie mygg,<br />

in Spanien zancudo und in Österreich Gelsen.<br />

Zu finden sind die Stechmücken auf der<br />

ganzen Welt.<br />

Warum Gelsen stechen müssen, erklärt „Gerda<br />

Gelse“ in einem im Dom-Verlag erschienenen<br />

und mit dem Friedl Hofbauer-Preis ausgezeichneten<br />

Bilderbuch. Wenn der Zusammenstoß<br />

mit einer Gelse auch schmerzhaft<br />

ist, so ist es doch interessant, zu erfahren,<br />

wie so ein kleiner Quälgeist funktioniert, der<br />

das menschliche Blut zum Überleben benötigt.<br />

Immerhin gibt es sie schon seit 80 Millionen<br />

Jahren. Dies und noch mehr erzählt<br />

dieses witzig gestaltete (Sach-)Bilderbuch.<br />

Ingeborg Schödl<br />

Berufsinformationsmessen im Herbst<br />

Wels: 9. bis 12. Oktober 2013<br />

Graz: 17. bis 19. Oktober 2013<br />

Salzburg: 21. bis 24. November 2013<br />

Jahresthema 2014: „Hinaus ins Weite!“<br />

Unser Adventkalender 2013 (erscheint Mitte Oktober<br />

in neuem Design; für Vorbestellungen größerer Stückzahlen<br />

bis Mitte September sind wir dankbar) und der<br />

Weltgebetstag am 11. Mai 2014 werden unter diesem<br />

Motto stehen.<br />

Unsere Medien<br />

Derzeit arbeiten wir an einem neuen Web-Auftritt und<br />

ein neues Konzept der Informationsbroschüren zu den<br />

verschiedenen Berufungen ist im Entstehen.<br />

Gewinnspiel<br />

Zum Weltgebetstag um geistliche Berufungen am 21. April<br />

2013 haben wir in den österreichischen Kirchenzeitungen<br />

je ein Wochenende im Stift Altenburg/NÖ verlost.<br />

Die Gewinner wurden Ende Juni ermittelt und bereits<br />

verständigt. miteinander wird von diesem Ereignis<br />

– dem gemeinsamen Wochenende der Preisträger<br />

mit Abt Christian Haidinger OSB – berichten.<br />

Neue Leser für miteinander und Förderer<br />

des Canisiuswerkes gewinnen<br />

Wir bemühen uns ständig, das Anliegen der Berufungen<br />

zeitgemäß zu präsentieren und miteinander auch<br />

für jüngere Leserschichten attraktiv zu halten. Helfen<br />

Sie uns bitte dabei, indem Sie die Zeitschrift im Familien-<br />

und Bekanntenkreis weiterempfehlen.<br />

Kurt Schmidl<br />

Zum monatlichen<br />

Gebetstag um<br />

geistliche Berufe<br />

Donnerstag, 5. September 2013<br />

Das heutige Tagesevangelium berichtet<br />

uns vom großen Fischfang<br />

(Lk 5,1–11). Jesus lehrt die Menschen<br />

vom Boot des Petrus aus.<br />

Bei diesem hat er ja eine neue Heimat<br />

gefunden, nachdem er seine<br />

Familie in Nazareth verlassen hat.<br />

„Fahr hinaus auf den See!“ – eine<br />

Zumutung für einen erfahrenen Fischer,<br />

der die gesamte Nacht nichts<br />

gefangen hat und der weiß, dass<br />

der Morgen nicht die geeignete Zeit<br />

zum Fischen ist.<br />

Heidi Trpak, Laura Momo Aufderhaar, Gerda<br />

Gelse. Allgemeine Weisheiten über Stechmücken,<br />

Wiener Dom-Verlag in Kooperation mit<br />

der St. Nikolaus Kindertagesheimstiftung,<br />

zu empfehlen ab fünf Jahren, 26 Seiten,<br />

€ 14,90 (ISBN 978-3-85351-247-0)<br />

4<br />

Das Canisiuswerk gratuliert seinem früheren<br />

Stv. Präsidenten und jetzigen Mitglied des<br />

Wirtschaftsausschusses, Msgr. Franz Grabenwöger,<br />

zu seinem Goldenen Priesterjubiläum im Juni 2013<br />

sowie zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft<br />

von Krumbach/NÖ.<br />

Petrus folgt Jesu Aufforderung,<br />

weil er weiß, dass er ihm vertrauen<br />

kann. Der reiche Fischfang ist<br />

der Lohn für sein Vertrauen. Petrus<br />

wird sich seiner Grenzen bewusst<br />

und entdeckt in Jesus den<br />

menschgewordenen Gott, für den<br />

es sich lohnt, alles – Schiff, Netz,<br />

Familie – zu verlassen, um das<br />

weitere Leben für Jesus in die<br />

Waagschale zu werfen. Was be-


Kontakt zum Canisiuswerk<br />

miteinander 9/2013 23<br />

deutet diese Berufungsgeschichte<br />

für die Christinnen sowie Christen<br />

des 21. Jahrhunderts?<br />

Auch wir, die Getauften und Gefirmten,<br />

sind berufen, Jesus zu folgen<br />

und aus seinen Idealen zu leben.<br />

Wir sind berufen, wie das Konzil<br />

sagt, das gemeinsame Priestertum<br />

Jesu zu leben. Frauen und<br />

Männer werden in diesen Wochen<br />

in die verschiedenen Ordensgemeinschaften<br />

aufgenommen, weil<br />

sie den Weg der Jesusnachfolge<br />

nach den Räten des Evangeliums<br />

(bescheidenes Leben, Gehorsam,<br />

Ehelosigkeit um des Himmelreiches<br />

willen) entdeckt haben. Eine<br />

Gruppe von jungen Männern<br />

aus allen österreichischen Diözesen<br />

macht sich im Propädeutikum<br />

in Horn auf den Weg zum Priestertum.<br />

Begleiten wir diese Berufenen mit<br />

unserem Gebet. Überlegen wir,<br />

was diese Berufungsgeschichte<br />

der Apostel für unser persönliches<br />

Leben bedeutet.<br />

Franz Schrittwieser<br />

Um geistliche Berufe<br />

bitten wir dich<br />

um deinen guten Geist in den Pfarrgemeinden<br />

um ein Klima des Vertrauens in unserer Kirche<br />

um eine Kultur des Evangeliums<br />

um den Geist des Gebetes<br />

um echte Erneuerung<br />

um christliche Eltern und Familien<br />

um gläubige Erzieher und Lehrerinnen<br />

um Priesterberufungen<br />

um Nachwuchs für die Ordensgemeinschaften<br />

um gute Mitarbeiter in der Seelsorge<br />

um ein mutiges Zeugnis der Berufenen<br />

um ein neues Pfingsten in unserer Kirche<br />

um einen gelebten Glauben<br />

um viel Geduld und Zuversicht<br />

um Freude an der eigenen Berufung<br />

um Dankbarkeit für die Berufung der anderen<br />

um deinen reichen Segen<br />

bitten wir dich.<br />

Paul Weismantel<br />

Canisiuswerk, Stephansplatz 6/1/2/5, 1010 Wien<br />

Tel.: 01/512 51 07 • Fax: 01/512 51 07-12<br />

redaktion@canisius.at<br />

www.canisius.at • www.miteinander.at<br />

Kirchliches Institut Canisiuswerk, Zentrum für geistliche Berufe, Stephansplatz 6, 1010 Wien<br />

Präsident: Erzbischof Kardinal Dr. Christoph Schönborn OP, Rotenturmstraße 2, 1010 Wien<br />

Stellv.Präsident: BV Prälat Kan. Mag. Franz Schrittwieser, Ranzonigasse 3a, 3100 St. Pölten<br />

Generalsekretär: Mag. Kurt Schmidl, Stephansplatz 6, 1010 Wien<br />

Diözesandirektoren:<br />

Wien:<br />

Mag. Lic. Franz Bierbaumer, Canisiusgasse 1, 3580 Horn<br />

St. Pölten: BV Dr. Gerhard Reitzinger, Klostergasse 15, 3100 St. Pölten<br />

Linz:<br />

BV Regens Dr. Johann Hintermaier, Harrachstraße 7, 4020 Linz<br />

Eisenstadt: Regens Mag. Hubert Wieder, Strudlhofgasse 7, 1090 Wien<br />

Salzburg: PAss. Mag. Irene Blaschke, Gaisbergstraße 7/1, 5020 Salzburg<br />

Graz-Seckau: Regens Msgr. Dr. Wilhelm Krautwaschl, Lange Gasse 2, 8010 Graz<br />

Gurk:<br />

Diözesanjugendseelsorger Mag. Gerhard Simonitti,<br />

Dr.-Primus-Lessiak-Weg 5, 9020 Klagenfurt<br />

Innsbruck: Regens Msgr. Dr. Peter Ferner, Riedgasse 9, 6020 Innsbruck<br />

Feldkirch: Martin Fenkart, Bahnhofstraße 13, 6800 Feldkirch<br />

Militär: Prälat Dr. Franz Fahrner, Roßauerlände 1, 1090 Wien<br />

„miteinander“ erscheint achtmal im Jahr. Der Jahresbeitrag im Canisiuswerk beträgt mit Bezug<br />

der Illustrierten „miteinander“ im Inland (Österreich) mindestens € 5,50, im Ausland € 10,–.<br />

Mit Druckerlaubnis des Erzbischöflichen Ordinariates Wien.<br />

Medieninhaber (Verleger): Kirchliches Institut Canisiuswerk – Zentrum für geistliche Berufe,<br />

Stephansplatz 6, 1010 Wien. Redaktion und Verwaltung: Stephansplatz 6, 1010 Wien.<br />

Tel.: 01/512 51 07, Fax: 01/512 51 07-12<br />

E-Mail: canisiuswerk@canisius.at oder redaktion@canisius.at<br />

Chefredakteur und für den Inhalt verantwortlich: Dr. Henning Klingen,<br />

Redaktionssekretariat: Mag. Maria Fibich, Mag. Daniel Podertschnig, Grafik: Atelier Bolnberger.<br />

Alle: Stephansplatz 6, 1010 Wien.<br />

Die Redaktion: Mag. Karl Mühlberger, Dr. Raphaela Pallin, Mag. Daniel Podertschnig,<br />

Dr. Peter Schipka, Prof. Ingeborg Schödl, Mag. Johannes Sinabell, Dr. Josepha Stenitzer-Richter,<br />

Dr. Richard Tatzreiter, Sr. Dr. Melanie Wolfers.<br />

Postsparkassenkonto: Nr. 1322.550 Kirchliches Institut Canisiuswerk.<br />

Bankverbindung: Schelhammer & Schattera – Kto-Nr. 133850.<br />

Hersteller: Niederösterr. Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH<br />

3100 St. Pölten, Gutenbergstraße 12, DVR 0029874(005)<br />

Auflage: 48.400 ■ 1. Halbjahr 2013 ■ Einzelpreis € 0,69<br />

Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz<br />

Alleineigentümer, Herausgeber und Medieninhaber (Verleger):<br />

Kirchliches Institut Canisiuswerk – Zentrum für geistliche Berufe, Stephansplatz 6, 1010 Wien<br />

Die Zeitschrift miteinander hat sich zur Aufgabe gemacht, breite Bevölkerungsschichten über die<br />

■ Notwendigkeit des Engagements im kirchlichen, politischen, sozialen und pädagogischen Bereich<br />

■ Wege der Ausbildung und Vorbereitung für den geistlichen und kirchlichen Beruf<br />

■ Kirche und Gesellschaft im In- und Ausland zu informieren.<br />

J ET ZT B E ST E L L E N !<br />

Bitte ausfüllen, abtrennen und an das Canisiuswerk senden!<br />

Unser Auftrag ist Berufung –<br />

miteinander<br />

lesen und Berufungen fördern!<br />

JA, ich möchte das Canisiuswerk fördern.<br />

Senden Sie mir Ihre 8-mal jährlich erscheinende<br />

Zeitschrift miteinander.<br />

Als Jahresbeitrag werde ich mindestens € 5,50,<br />

Ausland € 10,– einzahlen.<br />

Bitte in Blockschrift ausfüllen!<br />

✁<br />

Wir beten mit der Weltkirche<br />

SEPTEMBER: Für die vom Lärm geplagten Menschen von<br />

heute: dass sie den Wert der Stille wiederentdecken und die<br />

Stimme Gottes und die der Mitmenschen hören.<br />

Für die vielerorts verfolgten Christen: Ihr Zeugnis mache sie zu<br />

Propheten der Liebe Christi.<br />

Vor- und Zuname<br />

Geburtsdatum Beruf<br />

Wohnort / Straße / Haus-Nr.<br />

Postleitzahl<br />

Postort<br />

Unterschrift


Bild & Wort<br />

auge<br />

des anderen<br />

nirgendwo bist du mehr<br />

als im auge des anderen<br />

nur er kennt dein gesicht<br />

du wirst es nie sehen<br />

ohne das auge des anderen<br />

spiegel deiner würde<br />

nirgendwo bist du größer<br />

als im barmherzigen blick<br />

deines nächsten<br />

Wilhelm Bruners<br />

Anmerkung:<br />

Anregung zu diesem Text war die Textzeile<br />

„Wo sich die Augen treffen, entstehst du“<br />

der Lyrikerin Hilde Domin.<br />

miteinander<br />

bewegt • berufen • engagiert 9/2013<br />

P.b.b.<br />

Vertragsnummer: 10Z038730 M<br />

Verlagspostamt: 1010 Wien<br />

Bei Nichtannahme zurück an Aufgabepostamt<br />

3100 St. Pölten, NÖ Pressehaus, Postfach 166<br />

Bildnachweis:<br />

1: Edsel Querini – www.istockphoto.com;<br />

2: Fibich 1, www.orf.at 1, Josef Wallner 1, Roland Trabe 1; 3: Santor; 4: Fibich 1,<br />

Michael Rosenberger/KTU Linz 1; 5: www.caritas.at; 6: contrastwerkstatt –<br />

www.fotolia.com; 7: www.orf.at; 8: Josef Wallner; 9: Trojer; 10: www.caritas-wien.at;<br />

11: Kath. Kirche Vorarlberg; 12 – 13: Markus Riccabona 1, Referat Berufungspastoral/ED<br />

Salzburg 2, www.bolnberger.at 1; 14: Rupprecht@kathbild.at 1,<br />

Österr. Provinz der Gesellschaft Jesu 1; 15: www.donbosco.at/Don Bosco Schwestern;<br />

16: Pgiam – www.istockphoto.com; 17: Christian Hennecke 1, www.kirchehochzwei.de<br />

1; 18: Rupprecht@kathbild.at; 19: YanLev – www.istockphoto.com 1,<br />

Archiv/Quo vadis? 1; 20: Huemer – www.stlaurenz.com; 22: Schmidl 1, zoranm –<br />

www.istockphoto.com 1; 24: Eléonore H – www.fotolia.com.

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