ErnteDank - Miteinander
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miteinander 9/2013<br />
450 Jahre Jesuiten<br />
Gefährten Jesu für die Menschen<br />
Die Jesuiten feiern heuer den 450.<br />
Jahrestag ihrer Präsenz in Österreich.<br />
Anlass für eine (vorläufige) Bilanz<br />
von Provinzial Gernot Wisser.<br />
„Kommt ihr zufrieden mit euch?“ Angeblich<br />
stellte Ignatius von Loyola seinen Mitbrüdern<br />
stets zuallererst diese Frage, wenn sie<br />
von einer wichtigen Mission zurückkehrten.<br />
Er fragte sie nicht, ob sie erreicht hätten, was<br />
er wollte, oder wie die Unterredung ausgegangen<br />
sei. Er fragte sie nach ihrer inneren<br />
Zufriedenheit.<br />
Das mag überraschen. Doch im Grunde wissen<br />
wir, dass bei allem eigenen Bemühen, Einsatz<br />
und aller Professionalität Ergebnisse<br />
nie nur an uns liegen, sondern auch an den<br />
anderen Beteiligten, an der momentanen Beziehungsmöglichkeit<br />
und schließlich am Wirken<br />
des Geistes Gottes.<br />
Die Frage von Ignatius geht also in die Richtung<br />
des persönlichen Einsatzes, der für ihn<br />
vor dem Ergebnis, der Ernte, steht. Bist du<br />
zufrieden damit, wie du dich einsetzen konntest,<br />
hast du von deiner Seite aus getan, was<br />
dir möglich war? Das setzt Engagement und<br />
die Fähigkeit voraus, komplexere Sachverhalte<br />
erkennen und beurteilen zu können und<br />
vom Auftraggeber ein freies Verhandlungsmandat<br />
zu haben.<br />
Hingabe seit 450 Jahren<br />
Wir Jesuiten feiern heuer das 450-Jahr-Jubiläum<br />
unserer Präsenz in Österreich. Kommen<br />
wir mit uns zufrieden? 450 Jahre sind<br />
eine lange Zeit. Wenn wir zurückblicken,<br />
können wir feststellen: Wir haben turbulente<br />
und stürmische Jahre erlebt, aber auch ruhige(re)<br />
und friedliche. Doch wussten wir uns<br />
immer von der Liebe Gottes getragen.<br />
Für Ignatius sind die Liebe und Gnade Gottes<br />
das Entscheidende für den eigenen Dienst.<br />
Im Hingabegebet formuliert er, der Herr könne<br />
ihm alles nehmen, wenn er ihm nur die<br />
Liebe und Gnade belasse. Ignatius hat erfahren,<br />
wie Jesus Christus ihn in den Dienst<br />
der Dreifaltigkeit genommen hat. Im Erlebnis<br />
von La Storta wurde das für ihn deutlich.<br />
Diese Dienstmystik ist der Kern unserer<br />
ignatianischen Spiritualität, der Motor unseres<br />
Tuns seit 450 Jahren und in der Zukunft.<br />
Diesen Anspruch, Gefährten Jesu zu sein, versuchen<br />
wir zu erfüllen – und wissen doch,<br />
dass wir immer dahinter zurückbleiben.<br />
„Den Seelen helfen“<br />
Als Gefährten Jesu für die Menschen wollen<br />
wir den Menschen helfen, ihr Leben in und<br />
aus dem Glauben besser zu bewältigen. In<br />
der Sprache des Ignatius heißt dies: „den<br />
Seelen helfen“. Dies taten und tun wir in unterschiedlicher<br />
Weise, je nach der Not, den<br />
Bedürfnissen und den Möglichkeiten. Mittel<br />
und Methoden dafür sind: geistliche Begleitung,<br />
Exerzitien, Ausbildung in Gymnasien,<br />
Erwachsenenbildung und Universitäten, wissenschaftliche<br />
Forschung, aber auch praktische,<br />
konkrete Sozialarbeit für Ausgegrenzte<br />
und Menschen am Rand der Gesellschaft,<br />
der Kontakt mit KünstlerInnen und vieles<br />
andere.<br />
Wo immer wir tätig sind, wollen wir mithelfen,<br />
dass das Leben von Menschen besser<br />
gelingt. Wir sind überzeugt, dass dafür<br />
Selbststand, Entscheidungsfähigkeit und Entschiedenheit<br />
erforderlich sind. Diese helfen<br />
mit, jenen Lebensraum zu eröffnen, der für<br />
gelingendes Leben wesentlich ist. In unserem<br />
Einsatz für Glauben und Gerechtigkeit<br />
versuchen wir, Strukturen zu schaffen, die<br />
das ermöglichen. Von vielen Menschen wird<br />
das mitgetragen, gelebt und in Tat und Wort<br />
gebracht. Nicht wir Jesuiten gestalten die<br />
Welt und die Kirche, sondern die vielen Frauen<br />
und Männer, für die wir als Gefährten Jesu<br />
da sind. Ihre Ernte ist unsere Freude.<br />
Jubiläumsfestmesse mit dem<br />
Generaloberen der Gesellschaft<br />
Jesu P. Adolfo Nicolás<br />
im Stephansdom<br />
P. Gernot Wisser SJ<br />
P. Dr. Gernot Wisser ist<br />
seit 31. Juli 2008 Provinzial<br />
der österreichischen<br />
Provinz der Gesellschaft<br />
Jesu.