ErnteDank - Miteinander
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miteinander 9/2013<br />
Blickwinkel<br />
Kirche<br />
Nur eine Kirche, die immer wieder<br />
aufbricht, hat Zukunft. Ein ökumenischer<br />
Kongress in Hannover suchte<br />
nach Inspiration und neuen Wegen.<br />
Greifbarer Segen<br />
Jeder Monat des Jahreslaufes hat seine eigene<br />
Klangfarbe. Der fröhliche Mai ist kein<br />
nasser Oktober, der kalte Dezember ist kein<br />
heißer Juli. Das Jahr ist nicht in zwölf gleich<br />
geformte und gleich genormte Stücke eingeteilt,<br />
wie etwa die haargenaue Zentimetereinteilung<br />
auf der ganzen Länge eines Zollstocks.<br />
Die Monate des Jahres sind nicht in braunes<br />
Allerweltspackpapier eingewickelt, sondern<br />
alle in ihr eigenes schönes Geschenkpapier.<br />
Gott liebt keine Langeweile. Er ist nicht der<br />
oberste Chef genormter Verwaltungseinheiten,<br />
sondern der Gott des Lebens. Leben lässt<br />
sich nicht in Regalen stapeln und in Formeln<br />
bannen. Gott ist der Gott der Gänseblümchen<br />
und der Weinberge, der Stoppelfelder und der<br />
schneebedeckten Fichte.<br />
Wo ist in diesem bunten Vielerlei der Monat<br />
September zu finden? Der September kann eine<br />
wunderschöne Zeit sein, sonnig und mild.<br />
Doch er ist kein Monat des Aufgangs, sondern<br />
schon eine Zeit des Weggangs. In allem<br />
Werden ist auch ein Vergehen. September ist<br />
die Fülle des Erntedankes und die Kargheit<br />
der Stoppelfelder. Der Dichter Manfred Hausmann<br />
sagt das so: „Diese Nachmittage im<br />
September, wenn die Fernen leuchtend winken,<br />
ahnen sie den Hauch schon vom November,<br />
spüren sie schon das Versinken?“ Die<br />
Schatten werden länger. Ein abgeerntetes<br />
Feld sieht nicht so fröhlich aus wie die goldene<br />
Pracht der Rapsfelder, die dieses Jahr<br />
schon im April in voller Blüte standen.<br />
Auch die Liturgie der Kirche kennt diese Septembermelodie.<br />
Wir feiern am 14. September<br />
das Fest Kreuzerhöhung. Das Kreuz ist das<br />
Erntewerkzeug der Erlösung. Wir begehen<br />
am Tag darauf das Gedächtnis der Schmerzen<br />
Mariens. Sie war und ist die Erntehelferin<br />
ihres Sohnes. Jede Ernte kennt ihre Mühsal<br />
und ihre Schmerzen. Der neunte Monat<br />
ist nicht die Helle von Ostern und die Lieblichkeit<br />
der Maiandacht. Hier geht es um das<br />
Blut des Herrn und die Sieben Schmerzen<br />
Mariens. Im Erntemonat September denken<br />
wir daran, dass uns die Erlösung geschenkt<br />
worden ist. Sie hat ihren Preis gekostet: das<br />
Kreuz des Sohnes und das Leid der Mutter.<br />
Wir wissen auch, dass wir unsere Ernten<br />
nicht nur uns selbst verdanken. Sie sind<br />
Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit.<br />
Sie sind ebenso sehr Gabe Gottes. Korn<br />
und Wein sind nicht nur Produkt unseres<br />
Fleißes und Schweißes. Sie sind mit Händen<br />
zu begreifender Segen Gottes. Man muss<br />
sich immer wieder darauf besinnen.<br />
Klaus Weyers<br />
„Ein niedersächsisches Pfingsten“, so entfuhr<br />
es mir, als ich von den Moderatoren gefragt<br />
wurde, was ich mir vom Kongress „Kirche 2 “<br />
erwarte. Das war und ist eine hohe Erwartung.<br />
Aber sie speist sich aus einer Erfahrung<br />
der vergangenen Jahre: Denn immer<br />
mehr durfte ich in diesem Zeitraum weltkirchliche<br />
Erfahrungen machen, die mir die gewöhnliche<br />
Krisenrhetorik, die Erzählung vom<br />
Niedergang der Kirche aufgrund der Mangelerscheinungen,<br />
doch sehr zweifelhaft werden<br />
ließen.<br />
Erfahrungen kreativer Aufbrüche, einer Kultur<br />
der Partizipation aller Getauften, die zu<br />
einer neuen, gemeinsamen Verantwortung für<br />
die Entwicklung der Kirche führt, und nicht<br />
zuletzt die vielen Versuche neuer Gemeindebildung,<br />
die sich zum Beispiel unter dem<br />
Stichwort der „fresh expressions of church“<br />
in der Kirche von England ereigneten, machen<br />
deutlich, dass wir weltweit, aber auch<br />
bei uns vor Ort einen spirituell, ja charismatisch<br />
geprägten Aufbruch der Kirche beobachten<br />
können.<br />
„Seht, nun schaffe ich Neues“<br />
So kam es – beflügelt von den Erfahrungen<br />
aus England – zur Idee eines ökumenischen<br />
Kongresses, ganz dem Jesaja-Wort entsprechend:<br />
„Denkt nicht mehr an das, was früher<br />
war; auf das, was vergangen ist, sollt<br />
ihr nicht achten. Seht her, nun mache ich etwas<br />
Neues. Schon kommt es zum Vorschein,<br />
merkt ihr es nicht?“ (Jes 43,18f).<br />
Wir waren und sind überwältigt von den vielen<br />
kreativen Aufbrüchen des Evangeliums,<br />
die sich ereignen. Allerdings: Diese kreati-