Auf steigt das Gebet, hernieder steigt die Gnade. - Miteinander
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3/2012<br />
Mein Einstieg in <strong>die</strong> Begräbnisleitung<br />
1996 war ein praktischer.<br />
Damit der Pfarrer seinen freien<br />
Tag auch wirklich halten konnte,<br />
bat er mich, an <strong>die</strong>sem Tag anfallende<br />
Begräbnisse zu übernehmen.<br />
Da ich Theologie stu<strong>die</strong>rt habe<br />
und aus der pastoralen Praxis,<br />
der Arbeit in einer Pfarre, kam,<br />
war <strong>das</strong> gut vorstellbar.<br />
Ausbildungskurse zur Begräbnisleitung<br />
waren damals noch sehr<br />
improvisiert und spontan. Ich besuchte<br />
an zwei Halbtagen einen<br />
solchen, wo es um Abläufe und<br />
Ansprache ging. Dann nahm ich<br />
an Begräbnissen, <strong>die</strong> mir bekannte<br />
Priester leiteten, teil, um von<br />
ihrer Art, Begräbnisse zu feiern,<br />
zu lernen.<br />
Schwieriger Anfang<br />
In den ersten Jahren wurden meine<br />
Begräbnisse als „dritter Klasse“<br />
eingestuft (1. Klasse war der<br />
Pfarrer, 2. der Kaplan, ich wurde<br />
dann von Personen, <strong>die</strong> kirchen-<br />
Ganz bewusst werden Kinder<br />
in <strong>die</strong> Feier einbezogen.<br />
E H R E N A M T I N D E R K I R C H E<br />
Zum Abschied<br />
distanziert waren oder wo Kirchenaustritt<br />
eine Rolle spielte, angefragt).<br />
Mehr als einmal spürte<br />
ich, wie Mitglieder der Trauergemeinde<br />
<strong>die</strong> Luft anhielten, als sie<br />
eine Frau einziehen sahen. Ich<br />
wurde auch gefragt, ob ich evangelisch<br />
sei. In <strong>die</strong>ser Zeit musste<br />
ich Hinterbliebenen immer zuerst<br />
erklären, <strong>das</strong>s ich vom Bischof beauftragt<br />
und theologisch auf dem<br />
gleichen Niveau wie ein Priester<br />
ausgebildet bin. Dann fassten <strong>die</strong><br />
Menschen zu mir Vertrauen.<br />
Inzwischen haben sich <strong>die</strong> Dinge<br />
eingespielt. Begräbnisse zu halten,<br />
ist etwas, <strong>das</strong> ich sehr gerne<br />
tue und <strong>das</strong> in der Gemeinde<br />
selbstverständlich geworden ist.<br />
In Balance<br />
Wichtig ist mir, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Trauernden<br />
sich gut verabschieden<br />
können. Ich suche eine Balance<br />
zwischen persönlichen Wünschen<br />
und christlicher Zusage, zwischen<br />
der Biografie der Verstorbenen<br />
sowie ihrer Deutung im Licht der<br />
Bibel. Kinder beziehe ich ganz bewusst<br />
in <strong>die</strong> Feier ein. Auch Rituale<br />
mit Kerzen oder Blumen<br />
werden gut angenommen. Ich versuche,<br />
mich auf jede einzelne Situation<br />
einzustellen und <strong>die</strong> Wünsche<br />
der Familien nach Distanz<br />
oder nach der Gelegenheit, zu<br />
trauern, zu respektieren.<br />
Praktische Fragen<br />
Viele praktische Fragen beschäftig(t)en<br />
mich:<br />
Dass ich ein liturgisches Gewand<br />
am Friedhof tragen sollte und<br />
wollte, war bald klar – auch um<br />
ernst genommen zu werden bzw.<br />
erkennbar zu sein unter all denen,<br />
<strong>die</strong> dort „amtlich uniformiert“ tätig<br />
sind. Die vorhandenen Männeralben<br />
passten nicht. So ließ<br />
ich mir ein eigenes Gewand anfertigen.<br />
Erfreulicherweise beteiligte<br />
sich <strong>die</strong> Pfarre an den nicht<br />
unerheblichen Kosten dafür.<br />
Was <strong>die</strong> liturgische Sprache betrifft,<br />
so versuche ich, manchen<br />
überkommenen, aber theologisch<br />
nicht stimmigen Gottesbildern sowie<br />
Glaubensvorstellungen entgegenzuwirken.<br />
Mit <strong>die</strong>sem Prozess<br />
ist auch eine intensive Reflexion<br />
verbunden, was ich selbst eigentlich<br />
angesichts des Todes empfinde<br />
und bezüglich des Weiterlebens<br />
danach persönlich glaube.<br />
Da ich selbst drei Kinder habe<br />
und <strong>die</strong> Begräbnisse meist am<br />
späteren Vormittag stattfinden,<br />
ist es mir fast nie möglich, zum<br />
Totenmahl mitzugehen, weil zu<br />
<strong>die</strong>ser Zeit meine Kinder zum<br />
Mittagessen nach Hause kommen.<br />
Das finde ich schade, weil<br />
ich so bisweilen nicht erfahre, wie<br />
<strong>die</strong> Feier empfunden worden ist.<br />
Manchmal werde ich von Angehörigen<br />
gebeten, <strong>die</strong> Totenmesse<br />
zu halten. Da <strong>das</strong> nicht möglich<br />
ist, gestalte ich <strong>die</strong> Feier gemeinsam<br />
mit dem <strong>die</strong> Messe zelebrierenden<br />
Priester. Wenn keine Totenmesse<br />
gewünscht wird, gestalte<br />
ich nur <strong>die</strong> Verabschiedungsfeier<br />
am Friedhof oder im Krematorium.<br />
Meine Art zu feiern wird gut angenommen,<br />
besonders von weiblichen<br />
Hinterbliebenen und von<br />
Angehörigen weiblicher Verstorbener.<br />
Ich bin immer sehr glücklich,<br />
wenn es ein „schönes“ Begräbnis<br />
war, wenn Trauer „fließen“<br />
konnte und Trost erfahrbar<br />
wurde.<br />
Dorothea Schwarzbauer-Haupt ■<br />
Mag. Dorothea Schwarzbauer-Haupt ist<br />
Theologin, Religionsprofessorin und ehrenamtliche<br />
Begräbnisleiterin in der Pfarre<br />
Linz-St. Konrad.