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Auf steigt das Gebet, hernieder steigt die Gnade. - Miteinander

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18<br />

3/2012<br />

Mein Einstieg in <strong>die</strong> Begräbnisleitung<br />

1996 war ein praktischer.<br />

Damit der Pfarrer seinen freien<br />

Tag auch wirklich halten konnte,<br />

bat er mich, an <strong>die</strong>sem Tag anfallende<br />

Begräbnisse zu übernehmen.<br />

Da ich Theologie stu<strong>die</strong>rt habe<br />

und aus der pastoralen Praxis,<br />

der Arbeit in einer Pfarre, kam,<br />

war <strong>das</strong> gut vorstellbar.<br />

Ausbildungskurse zur Begräbnisleitung<br />

waren damals noch sehr<br />

improvisiert und spontan. Ich besuchte<br />

an zwei Halbtagen einen<br />

solchen, wo es um Abläufe und<br />

Ansprache ging. Dann nahm ich<br />

an Begräbnissen, <strong>die</strong> mir bekannte<br />

Priester leiteten, teil, um von<br />

ihrer Art, Begräbnisse zu feiern,<br />

zu lernen.<br />

Schwieriger Anfang<br />

In den ersten Jahren wurden meine<br />

Begräbnisse als „dritter Klasse“<br />

eingestuft (1. Klasse war der<br />

Pfarrer, 2. der Kaplan, ich wurde<br />

dann von Personen, <strong>die</strong> kirchen-<br />

Ganz bewusst werden Kinder<br />

in <strong>die</strong> Feier einbezogen.<br />

E H R E N A M T I N D E R K I R C H E<br />

Zum Abschied<br />

distanziert waren oder wo Kirchenaustritt<br />

eine Rolle spielte, angefragt).<br />

Mehr als einmal spürte<br />

ich, wie Mitglieder der Trauergemeinde<br />

<strong>die</strong> Luft anhielten, als sie<br />

eine Frau einziehen sahen. Ich<br />

wurde auch gefragt, ob ich evangelisch<br />

sei. In <strong>die</strong>ser Zeit musste<br />

ich Hinterbliebenen immer zuerst<br />

erklären, <strong>das</strong>s ich vom Bischof beauftragt<br />

und theologisch auf dem<br />

gleichen Niveau wie ein Priester<br />

ausgebildet bin. Dann fassten <strong>die</strong><br />

Menschen zu mir Vertrauen.<br />

Inzwischen haben sich <strong>die</strong> Dinge<br />

eingespielt. Begräbnisse zu halten,<br />

ist etwas, <strong>das</strong> ich sehr gerne<br />

tue und <strong>das</strong> in der Gemeinde<br />

selbstverständlich geworden ist.<br />

In Balance<br />

Wichtig ist mir, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Trauernden<br />

sich gut verabschieden<br />

können. Ich suche eine Balance<br />

zwischen persönlichen Wünschen<br />

und christlicher Zusage, zwischen<br />

der Biografie der Verstorbenen<br />

sowie ihrer Deutung im Licht der<br />

Bibel. Kinder beziehe ich ganz bewusst<br />

in <strong>die</strong> Feier ein. Auch Rituale<br />

mit Kerzen oder Blumen<br />

werden gut angenommen. Ich versuche,<br />

mich auf jede einzelne Situation<br />

einzustellen und <strong>die</strong> Wünsche<br />

der Familien nach Distanz<br />

oder nach der Gelegenheit, zu<br />

trauern, zu respektieren.<br />

Praktische Fragen<br />

Viele praktische Fragen beschäftig(t)en<br />

mich:<br />

Dass ich ein liturgisches Gewand<br />

am Friedhof tragen sollte und<br />

wollte, war bald klar – auch um<br />

ernst genommen zu werden bzw.<br />

erkennbar zu sein unter all denen,<br />

<strong>die</strong> dort „amtlich uniformiert“ tätig<br />

sind. Die vorhandenen Männeralben<br />

passten nicht. So ließ<br />

ich mir ein eigenes Gewand anfertigen.<br />

Erfreulicherweise beteiligte<br />

sich <strong>die</strong> Pfarre an den nicht<br />

unerheblichen Kosten dafür.<br />

Was <strong>die</strong> liturgische Sprache betrifft,<br />

so versuche ich, manchen<br />

überkommenen, aber theologisch<br />

nicht stimmigen Gottesbildern sowie<br />

Glaubensvorstellungen entgegenzuwirken.<br />

Mit <strong>die</strong>sem Prozess<br />

ist auch eine intensive Reflexion<br />

verbunden, was ich selbst eigentlich<br />

angesichts des Todes empfinde<br />

und bezüglich des Weiterlebens<br />

danach persönlich glaube.<br />

Da ich selbst drei Kinder habe<br />

und <strong>die</strong> Begräbnisse meist am<br />

späteren Vormittag stattfinden,<br />

ist es mir fast nie möglich, zum<br />

Totenmahl mitzugehen, weil zu<br />

<strong>die</strong>ser Zeit meine Kinder zum<br />

Mittagessen nach Hause kommen.<br />

Das finde ich schade, weil<br />

ich so bisweilen nicht erfahre, wie<br />

<strong>die</strong> Feier empfunden worden ist.<br />

Manchmal werde ich von Angehörigen<br />

gebeten, <strong>die</strong> Totenmesse<br />

zu halten. Da <strong>das</strong> nicht möglich<br />

ist, gestalte ich <strong>die</strong> Feier gemeinsam<br />

mit dem <strong>die</strong> Messe zelebrierenden<br />

Priester. Wenn keine Totenmesse<br />

gewünscht wird, gestalte<br />

ich nur <strong>die</strong> Verabschiedungsfeier<br />

am Friedhof oder im Krematorium.<br />

Meine Art zu feiern wird gut angenommen,<br />

besonders von weiblichen<br />

Hinterbliebenen und von<br />

Angehörigen weiblicher Verstorbener.<br />

Ich bin immer sehr glücklich,<br />

wenn es ein „schönes“ Begräbnis<br />

war, wenn Trauer „fließen“<br />

konnte und Trost erfahrbar<br />

wurde.<br />

Dorothea Schwarzbauer-Haupt ■<br />

Mag. Dorothea Schwarzbauer-Haupt ist<br />

Theologin, Religionsprofessorin und ehrenamtliche<br />

Begräbnisleiterin in der Pfarre<br />

Linz-St. Konrad.

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