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8 3/2012 „Wofür Berufungspastoral? Früher kamen junge Leute ins Kloster – ohne diesen Aufwand!“ Ein solcher Einspruch sagt implizit etwas Wichtiges: Es kommt heute keiner mehr von allein! Von allein sind übrigens auch früher die Kandidaten nicht gekommen. Nur nannte man die Sorge um den Nachwuchs nicht Berufungspastoral. Heute müssen wir aber neu die Frage stellen: Wie kommen in Zukunft junge Menschen ins Priesterseminar oder in unsere Ordensgemeinschaften? Offensichtlich werden die alten Zufahrtswege nicht mehr befahren: Fast alle älteren Mitbrüder meines Klosters Kremsmünster kamen aus dem Stiftsgymnasium. Jedes Jahr übersiedelten einige vom Juvenat der 8. Klasse ins Noviziat einen Stock tiefer. Über acht Jahre hinweg hatten sie mit dem Ort und seinen Menschen eine Beziehung aufgebaut. Der Nachwuchs wurde auch in den Pfarren gepflegt: Mitbrüder ermöglichten religiös besonders interessierten Burschen eine Schulausbildung im Stift – oft verbunden mit der Hoffnung, sie würden dort bleiben. Seit etwa fünfundzwanzig Jahren kommt kaum noch jemand direkt aus dem Gymnasium – mehrheitlich nicht einmal aus unseren vielen inkorporierten Pfarren. Da müssen wir doch neue Zufahrtswege für junge Menschen zum Kloster entdecken und von uns her ausbauen! Deshalb hat Abt Ambros bei seiner Wahl vor fünf Jahren die Berufungspastoral als einen seiner Arbeitsschwerpunkte genannt und angekündigt, einen Mitbruder für diese Aufgabe freizustellen. Während mein Vorgänger neben seiner Funktion als Novizenmeister noch eine Pfarre zu betreuen hatte, wurde mir vor allem die Berufungspastoral aufgetragen. Ei- O R D E N Netzwerke der Berufungs Abt Ambros Ebhart: „Der Treffpunkt Benedikt will im benediktinischen Sinn zum Hören auf die Stimme Gottes einladen.“ ne geringe Lehrverpflichtung am Gymnasium soll mir den Kontakt besonders zu den Oberstufenschülern ermöglichen, mir aber genügend Freiraum für neue Wege lassen. Denn Berufungspastoral braucht vor allem viel Zeit und Kreativität. Neue Angebote entwickeln Mit dem Treffpunkt Benedikt begannen wir ein monatliches Angebot, das jungen Menschen ermöglicht, das Stift als geistlichen Ort erleben zu können. Der vierstündige Ablauf richtet sich bewusst an 16- bis 35-Jährige aus der größeren Region, die „mehr“ wollen: eine Vesper, ein Vortrag von einer Stunde, Anbetung und Aussprachemöglichkeit, eine heilige Messe, gemütliches Beisammensein. Abt Ambros und ich leiten jeden Treffpunkt gemeinsam. Weitere Mitbrüder werden eingebunden: als Vortragende, Prediger und bei der Aussprache. Ein ganzes Bündel von Veranstaltungen rankt sich um die monatlichen Treffen. Weiters muss der Treffpunkt Benedikt auch geografisch flexibel sein und verschiedene Jugendwallfahrten an- P. Bernhard Eckerstorfer versucht, Netzwerke über Pfarren, Schulen und Unis hinweg zu knüpfen.
pastoral O R D E N bieten, wie zuletzt nach Madrid zum Weltjugendtag – mit benediktinischem Vorprogramm versteht sich. Tage der Stille am Almsee und achttägige Einzelexerzitien im Schweigen fordern und ermöglichen eine noch intensivere Auseinandersetzung mit dem Glauben. Solche Angebote beleben ihrerseits den Treffpunkt Benedikt. Geistliches Zentrum als Netzwerk Kloster auf Zeit für junge Männer bieten wir zweimal im Jahr an. Für heuer wollte ich einen neuen Titel für dieses Angebot finden und kam auf Rendezvous mit Gott. Kurz vor Drucklegung der Flyer liefen Teilnehmer des Treffpunkt Benedikt Sturm: Mit diesem antiquierten Titel würde ich nur die Generation 70 plus ansprechen! Zeitgemäß wäre vielmehr: Date mit Gott. Berufungspastoral muss offenbar mit jungen Menschen gemeinsam entwickelt werden. Beim Date mit Gott im Advent 2011 haben sich dann neun Männer angemeldet – alle aus den entstandenen Netzwerken. Hätten wir Flyer nur in Schule und Pfarren aufgelegt, wäre vermutlich niemand gekommen. Es reißen nur junge Menschen die Jungen mit! Für mich stellt sich nun die Frage: Wie können Schule und Pfarren mit den neuen Angeboten der Berufungspastoral vernetzt, oder welche anderen Wege sollen dafür eröffnet werden? TREFFPUNKT ● BENEDIKT Kräfte für die Zukunft bündeln Damit die oben skizzierten Veranstaltungen regen Zulauf erfahren, braucht es vor allem persönliche Begegnungen, die Präsenz bei Jugendfesten und Gebetskreisen, die Bereitschaft zur geistlichen Begleitung. Oft geht es lediglich darum, Anlaufstelle für ein Anliegen zu sein. Die Arbeit des Beauftragten für die Berufungspastoral ist nicht Schulseelsorge oder pfarrliche Jugendarbeit: Er sammelt religiös Suchende, knüpft Netze über Pfarren, Schulen und Unis hinweg, damit junge Leute Kontakt zu seiner Lebenswelt, zum Beispiel der des Klosters, haben. Wichtig ist dabei, dass die jungen Menschen nicht das Gefühl bekommen, für eine Ordensgemeinschaft rekrutiert zu werden. Es geht um Anleitungen zu einem tieferen Glauben! Wenn dabei jemand Geschmack am Priester- oder Ordensleben findet, ist es schön; gelungene Berufungsarbeit ist aber nicht vordergründig an Zahlen von Eintritten zu messen. P. Bernhard Eckerstorfer OSB ■ Information www.treffpunktbenedikt.com P. Dr. Bernhard A. Eckerstorfer ist Novizenmeister und verantwortlich für die Berufungspastoral im Benediktinerstift Kremsmünster. Kann man vom Hören Kinder kriegen M A R I A V E R K Ü N D I G U N G Das WORT tritt durchs Ohr trifft mitten ins Herz und zeugt dort neue Wirklichkeit aus Fleisch und Blut Maria ganz Ohr und Gott ganz WORT Synergie von menschlichem und göttlichem Ja das WORT nahm Gesicht an in seinen großen Kinderaugen in Ihm spricht Gott sein Ja zur Welt und hört zugleich der Schöpfung Amen Andreas Knapp Text aus: Andreas Knapp, Tiefer als das Meer, Gedichte zum Glauben, echter, Würzburg 2 2006. 3/2012 Im Bereich des Nordportals der Würzburger Marienkapelle findet man eine interessante Darstellung der Verkündigung an Maria. Vom Mund von Gott Vater weht der Hauch des Geistes – in Form eines gedrehten Schlauches – zum linken Ohr Marias. Über diese Verbindung eilt Jesus als kleines Kind bäuchlings zu Maria. Die Darstellung symbolisiert, dass das von Maria aufgenommene Wort Gottes in ihr Menschengestalt annimmt. 9
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