Auf steigt das Gebet, hernieder steigt die Gnade. - Miteinander
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Welt<br />
der Katholiken (400 Millionen) lebt in Lateinamerika,<br />
<strong>die</strong> übrigen in Asien und Afrika. Dieser<br />
Entwicklungstrend wird sich fortsetzen.<br />
Allen führt für <strong>das</strong> Jahr 2000 als Länder mit<br />
den meisten Katholiken an (in absteigender<br />
Reihenfolge der Kirchenmitgliederanzahl):<br />
Brasilien, Mexiko, USA, Philippinen, Italien,<br />
Frankreich, Kolumbien, Spanien, Polen, Argentinien.<br />
2050 dürfte <strong>die</strong> Reihenfolge so aussehen:<br />
Brasilien, Mexiko, Philippinen, USA, Demokratische<br />
Republik Kongo, Uganda, Frankreich,<br />
Italien, Nigeria, Argentinien. Das bedeutet,<br />
<strong>das</strong>s sieben der zehn katholikenreichsten<br />
Nationen südlich von Europa und den<br />
USA liegen werden.<br />
Vor dem Hintergrund <strong>die</strong>ser Umwälzungen<br />
nennt Allen weitere Trends, <strong>die</strong> <strong>die</strong> katholische<br />
Kirche seiner Meinung nach in <strong>die</strong>sem<br />
Jahrhundert prägen und herausfordern werden.<br />
Nach einer Beschreibung des jeweiligen<br />
Trends setzt er sich mit dessen Auswirkungen<br />
auf <strong>die</strong> Kirche auseinander. Als Gesamtergebnis<br />
vertritt Allen <strong>die</strong> These, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
neue Gesicht der Kirche „global, kompromisslos,<br />
pfingstlich und extrovertiert“ sein wird.<br />
In der nächsten miteinander-Ausgabe stelle ich<br />
Ihnen <strong>die</strong> zehn Herausforderungen für <strong>die</strong> Kirche<br />
im Einzelnen vor.<br />
Johannes Sinabell ■<br />
Literatur:<br />
John L. Allen,<br />
Das neue Gesicht der Kirche.<br />
Die Zukunft des Katholizismus, Übersetzung<br />
von Bernardin Schellenberger,<br />
Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011.<br />
Im ersten Buch der Bibel verspricht Gott unserem<br />
Stammvater Abraham, <strong>das</strong>s seine Nachkommen<br />
zahlreich sein werden wie Sand am<br />
Meer. Nun haben wir als katholische Nachkommen<br />
Abrahams zur Zeit eher den Eindruck,<br />
wir seien ein paar einsame Krümel am<br />
Rand des großen Welt-Kuchentellers und sonst<br />
nichts.<br />
Woran liegt <strong>das</strong>?<br />
Vielleicht daran, <strong>das</strong>s man Unmengen von<br />
Sand eben am Meer findet und nicht am Kuchenteller.<br />
Daraus ergibt sich eine messerscharfe<br />
Schlussfolgerung: Wir müssen <strong>das</strong><br />
Meer suchen und nicht <strong>die</strong> Kuchenteller. Im<br />
Psalm 36 steht: „… deine Urteile sind tief wie<br />
<strong>das</strong> Meer …“ Natürlich ist es angenehmer,<br />
am Kaffeetisch bei Erdbeertorte mit Schlagobers<br />
zu sitzen, als auf sturmdurchtobtem<br />
Strand zum Ufer des Meeres zu laufen. Aber<br />
Gott hat dem Abraham als Nachkommen nicht<br />
Massen von religiösen Genießerexistenzen mit<br />
Himmelfahrtsvollpensionsberechtigung versprochen,<br />
sondern Leute, denen der Wind richtig<br />
um <strong>die</strong> Nase weht. Wenn uns der Wind in<br />
<strong>die</strong>sen Zeiten einmal wieder kräftig von vorne<br />
packt, sollte uns <strong>das</strong> nicht wundern. Wir<br />
sollten auch nicht glauben, <strong>das</strong>s wir als Kirche<br />
besonders auffällige und großartige Taten<br />
in <strong>die</strong> Welt zu setzen hätten.<br />
Wofür Sand?<br />
Sand ist da. Sand ist <strong>die</strong> Grenze zum Meer<br />
und <strong>die</strong> Verbindung zum Meer. Sand hält den<br />
Wellenschlag des Meeres aus, und zwar unendliche<br />
Zeiten lang. Sand ist Sand und wechselt<br />
sein Wesen nicht mit den Tagesmeinungen<br />
und den jeweiligen Moden. Sand macht<br />
es möglich, <strong>das</strong>s Menschen nicht im Schlamm<br />
und in der Brühe untergehen, sondern sicher<br />
zum Meer gehen können. Sand hält <strong>das</strong> aus,<br />
wo er als Sand zu sein hat. Sand macht es<br />
möglich, <strong>das</strong>s man im Meer baden, sich erfrischen<br />
und sich daran erfreuen kann.<br />
B L I C K W I N K E L<br />
3/2012<br />
Ein steiniger Strand verdirbt <strong>die</strong> Freude am<br />
Meer. Ganz sicher darf eines nicht passieren,<br />
<strong>das</strong>s <strong>die</strong> Nachkommen Abrahams zum Sand<br />
im Getriebe der Heilsgeschichte werden. Den<br />
heiligen Paulus hat <strong>die</strong> Sache mit dem Sand<br />
aus dem Buch Genesis so begeistert, <strong>das</strong>s er<br />
sie für seinen Hebräerbrief abgeschrieben hat:<br />
„<strong>Auf</strong> Grund des Glaubens stammen viele von<br />
einem einzigen Menschen ab, zahlreich wie<br />
der Sand am Meeresstrand.“ Wir sind nicht<br />
Krümel-Existenzen, sondern der Sandstrand<br />
am Meer der Ewigkeit.<br />
Klaus Weyers ■<br />
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