Jahresbericht Die Arbeit des Rauhen Hauses 2010 - Das Rauhe Haus
Jahresbericht Die Arbeit des Rauhen Hauses 2010 - Das Rauhe Haus
Jahresbericht Die Arbeit des Rauhen Hauses 2010 - Das Rauhe Haus
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Wie sehen wir uns?<br />
<strong>Die</strong> Stiftung im Überblick<br />
40 41<br />
Grundbild 1<br />
Ich glaube.<br />
Wir schöpfen Kraft und Orientierung<br />
aus dem christlichen Glauben.<br />
Betreuung und Bildung für Menschen in und um Hamburg.<br />
„Werden im <strong><strong>Rauhe</strong>n</strong> <strong>Haus</strong> Menschen<br />
betreut oder begleitet“? <strong>Die</strong>se Frage<br />
führte im Rahmen der Grundbildentwicklung<br />
<strong>2010</strong> <strong>des</strong> <strong><strong>Rauhe</strong>n</strong> <strong><strong>Haus</strong>es</strong> zu<br />
engagierten Diskussionen der Mitarbeiter.<br />
Aus verständlichen Gründen,<br />
denn in Begriffspaaren wie „Betreuung<br />
und Begleitung“ oder „Fürsorge<br />
und Selbstbestimmung“ spiegeln<br />
sich historische Epochen und konzeptionelle<br />
Grundpositionen sozialer<br />
<strong>Arbeit</strong>. So stellt die Menschenrechtskonvention<br />
von 2008 mit Recht den<br />
Begriff der Selbstbestimmung für<br />
Menschen mit Behinderungen in den<br />
Mittelpunkt. Aber wie genau sieht<br />
der Weg dorthin aus, – etwa für einen<br />
Menschen, der körperlich oder geistig<br />
stark eingeschränkt und auf ein<br />
hohes Maß an Unterstützung – Fürsorge<br />
– angewiesen ist? Wo endet die<br />
erforderliche Unterstützung und wo<br />
geht sie in die Einschränkung seiner<br />
Selbstbestimmung über? Im Umgang<br />
Grundbild 2<br />
Ich mache Mut.<br />
Wir stärken die Selbstständigkeit<br />
der von uns betreuten Menschen.<br />
Betreuung und Bildung für Menschen in und um Hamburg.<br />
mit Jugendlichen stellt sich dieselbe<br />
Frage in ähnlicher Weise.<br />
Im Blick auf diese Grundbegriffe ist<br />
der Unterschied zwischen Menschen<br />
mit und ohne Behinderungen,<br />
zwischen Jugendlichen und Erwachsenen<br />
nur ein gradueller, denn die<br />
Spannung zwischen Hilfebedarf<br />
und Selbstbestimmung durchzieht<br />
je<strong>des</strong> Leben. <strong>Die</strong>s führt schnell zur<br />
darunter liegenden Frage nach dem<br />
Menschenbild. Wie stark sind wir auf<br />
individuelle Selbstentfaltung angelegt<br />
und in welchem Ausmaß sind<br />
wir auf Hilfe und auf Gemeinschaft<br />
angewiesen?<br />
Christliche Orientierung<br />
In der Beschäftigung mit diesen<br />
Themen treffen weltanschauliche<br />
Orientierungen und sozialpädagogische,<br />
sozialpolitische und letztlich<br />
Grundbild 3<br />
Ich entwerfe.<br />
Wir entwickeln innovative Konzepte<br />
zur Stärkung von Selbstvertrauen.<br />
Betreuung und Bildung für Menschen in und um Hamburg.<br />
auch finanzielle Aspekte aufeinander.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong> hat sich auch im<br />
vergangenen Jahr <strong>2010</strong> praktisch und<br />
theoretisch in diesen Themenfeldern<br />
engagiert und dabei seine christliche<br />
Grundorientierung und seine diakonischen<br />
Anliegen auf aktuelle Fragen<br />
der Sozialpolitik und der Bildung<br />
bezogen.<br />
Betreuung und Selbstbestimmung<br />
<strong>Die</strong> Angebote der Sozialpsychiatrie<br />
wurden in einem über mehrere Jahre<br />
laufenden Prozess so umstrukturiert,<br />
dass ambulante und stationäre<br />
Betreuungen nun organisatorisch zusammengefasst<br />
sind. Dadurch kann<br />
noch flexibler auf die Bedarfe der einzelnen<br />
Klienten reagiert werden und<br />
sie werden darin bestärkt, ein hohes<br />
Maß an Selbstbestimmung und<br />
Eigenverantwortung für ihr Leben zu<br />
übernehmen. Weil Biographien jedoch<br />
selten kontinuierlich verlaufen,<br />
sondern Phasen individueller Stärke<br />
sich abwechseln mit Zeiten größeren<br />
Hilfebedarfs, gehen wir davon aus,<br />
13 Grundbilder beschreiben die Identität <strong>des</strong> <strong><strong>Rauhe</strong>n</strong> <strong><strong>Haus</strong>es</strong> aus Sicht der Mitarbeitenden.<br />
Grundbild 4<br />
Ich bin da.<br />
Wir leben in Hamburgs Quartieren und<br />
kennen die regionalen Möglichkeiten.<br />
Betreuung und Bildung für Menschen in und um Hamburg.<br />
dass umfassende Assistenzangebote<br />
auch weiterhin gebraucht werden.<br />
<strong>Die</strong> sensible Balance zwischen<br />
Betreuung, Begleitung und Selbstbestimmung<br />
ist auch in der Kinder-<br />
und Jugendhilfe von großer<br />
Bedeutung und hat Initiativen zu<br />
neuen konzeptionellen Angeboten<br />
mit bestimmt. Junge Mütter, die aus<br />
unterschiedlichen Gründen mit ihren<br />
Kindern nicht in den Herkunftsfamilien<br />
bleiben können, der umfassenden<br />
Betreuung in einer stationären<br />
Mutter-Kind Einrichtung aber<br />
sehr ablehnend gegenüberstehen,<br />
möchten dennoch ihre neue Lebenssituation<br />
verantwortlich meistern.<br />
Dafür benötigen sie Anleitung für die<br />
Pflege und Erziehung ihres Kin<strong>des</strong><br />
und sind dabei selbst noch erfüllt von<br />
Themen und Anliegen <strong>des</strong> Jugendalters.<br />
Ein neues Angebot der Kombination<br />
eigenen Wohnraums mit einer<br />
Kindertageseinrichtung, Gruppenaktivitäten<br />
und enger fachlicher<br />
Grundbild 5<br />
Ich bringe weiter.<br />
Wir qualifizieren Kinder, Jugendliche<br />
und Erwachsene.<br />
Betreuung und Bildung für Menschen in und um Hamburg.<br />
Begleitung der jungen Familie soll für<br />
solche Situationen den passenden<br />
Rahmen bilden.<br />
Hilfe aus Nachbarschaft und Umfeld<br />
Für fast alle sozialpädagogischen Angebote<br />
<strong>des</strong> <strong><strong>Rauhe</strong>n</strong> <strong><strong>Haus</strong>es</strong> gilt, dass<br />
ihr Erfolg stark von deren Einbettung<br />
in das soziale Umfeld abhängt. <strong>Die</strong><br />
vom <strong><strong>Rauhe</strong>n</strong> <strong>Haus</strong> begleiteten und<br />
betreuten Menschen sind Mitglieder<br />
von Familien, von Nachbarschaften,<br />
Freun<strong>des</strong>kreisen und sozialen Netzwerken<br />
und von ihnen auch geprägt.<br />
Nicht jede benötigte Assistenz kann<br />
professionell vorgehalten werden,<br />
sondern Freunde, Verwandte,<br />
Mitglieder von Vereinen und andere<br />
können in vielen Fällen eine wichtige<br />
und stärkende Rolle übernehmen.<br />
Zugleich ist die Möglichkeit der<br />
Teilnahme am familiären, nachbarschaftlichen<br />
und sozialen Leben ein<br />
Grundbild 6<br />
Ich unterscheide.<br />
Wir realisieren Lebenshilfe für den<br />
konkreten Bedarf.<br />
Betreuung und Bildung für Menschen in und um Hamburg.<br />
wichtiger Ausdruck eines selbstbestimmten<br />
Lebens der betreuten<br />
Menschen. <strong>Die</strong> seit einigen Jahren zu<br />
neuem Leben erwachte Diskussion<br />
um die Bedeutung <strong>des</strong> Sozialraumes<br />
für die Soziale <strong>Arbeit</strong> hat im <strong><strong>Rauhe</strong>n</strong><br />
<strong>Haus</strong> eine lange Tradition. Seit den<br />
1970er Jahren sind Konzepte der<br />
Ambulantisierung und der Individualisierung<br />
von Betreuungsangeboten<br />
im <strong><strong>Rauhe</strong>n</strong> <strong>Haus</strong> entwickelt und<br />
praktisch umgesetzt worden. Auch<br />
gegenwärtig gibt es eine vielfältige<br />
Vernetzung der Stiftungsbereiche in<br />
das gesellschaftliche Umfeld hinein.<br />
Dabei kommt aus Sicht der betreuten<br />
Menschen den freiwillig engagierten<br />
Mitarbeitern eine große Bedeutung<br />
zu. Sie ergänzen die professionellen<br />
Angebote und knüpfen Beziehungen<br />
zu den Klienten und in deren<br />
sozialem Umfeld auf eine Weise, die<br />
über die Möglichkeiten hauptberuflicher<br />
Betreuer hinausgeht. Zugleich<br />
übernehmen sie soziale Verantwortung<br />
in ihrer Nachbarschaft und<br />
leisten einen wichtigen Beitrag für