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LEBENSWEGE - Die Brücke Ostholstein

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Aus den Tagesstätten<br />

Den Alltag wieder regeln<br />

Als ich ein Jahr alt war, starb meine<br />

Mutter durch einen Autounfall, mit<br />

Fahrerflucht. Ich kam mit meiner ein<br />

Jahr älteren Schwester in ein katholisches<br />

Kinderheim, wo Lieblosigkeit und<br />

Gewalt an der Tagesordnung waren.<br />

Später kam ich in ein katholisches<br />

Internat, wo ich meine Ausbildung als<br />

Erzieherin machte, um anderen Kindern<br />

Zuwendung und Aufmerksamkeit<br />

zu schenken. Seit meinem 14. Lebensjahr<br />

erfuhr ich sexuelle Übergriffe und<br />

Gewalt durch Männer, bis ich meinen<br />

jetzigen Mann kennenlernte, das war<br />

1992.<br />

Ich habe meine vier Töchter fast<br />

durchgehend allein erzogen, was ein<br />

Fulltimejob war. Ich hatte keine Zeit und<br />

keine Muße, mich mit der Vergangenheit<br />

zu beschäftigen, da meine ganze<br />

Aufmerksamkeit ausschließlich meinen<br />

Kindern galt. Als ich 2005 eine größere<br />

Operation hinter mir hatte, brach ich<br />

psychisch zusammen. Es wurde mir<br />

bewusst, dass ein neuer Lebensabschnitt<br />

begann.<br />

Da brach eine Depression in massiver<br />

Form aus. <strong>Die</strong> Vergangenheit holte<br />

mich ein und damit auch der Schmerz,<br />

die Angst, die Alpträume, die Trauer,<br />

die Panik und die Verzweiflung. Ich erinnerte<br />

mich, dass ich schon mit 13 Jahren<br />

an Depressionen gelitten habe.<br />

Ich wusste überhaupt nicht, was das<br />

bedeutete, an Traumata und Depressionen<br />

zu leiden. Seit 2005 bin ich in regelmäßigen<br />

Abständen in verschiedenen<br />

Ja, ich war von Anfang an dabei!<br />

1988 wurde der Verein die <strong>Brücke</strong> e.V.<br />

gegründet und ich war eine Zeitlang<br />

Schriftführerin. Der Verein hat dann<br />

Fachkräfte angestellt. 1990 wurden die<br />

Tages- und Begegnungsstätte und eine<br />

Wohngruppe in Eutin aufgemacht.<br />

Damals brauchte ich dringend eine<br />

eigene Bleibe und konnte in die Bahnhofstraße<br />

18, das erste Haus der <strong>Brücke</strong>,<br />

einziehen.<br />

Kliniken zwecks psychischer Therapien.<br />

Hier wurde mir bewusst, wie viel Kreativität<br />

in mir steckt und dass diese mir<br />

gut tut. Auch meine vier Kinder lernten,<br />

dass Kreativität unter anderem<br />

ein wichtiges Ziel ist um einen Lebensweg<br />

zu begehen. Meine älteste Tochter<br />

Tamara hat den Weg zur Tierärztin,<br />

Sonja im juristischen Bereich, Jana<br />

im Bereich der Psychologie gewählt.<br />

Meine jüngste Tochter (14 Jahre) lebt<br />

mit mir und meiner Erkrankung zusam-<br />

Bevor es die <strong>Brücke</strong> in <strong>Ostholstein</strong><br />

gab, waren da nur die beiden großen<br />

Landeskrankenhäuser und kaum niedergelassene<br />

Psychiater. Wer einmal in<br />

der Klinik war, kam lang nicht wieder<br />

raus. <strong>Die</strong> Kliniken konnten einen ja auch<br />

nicht entlassen, weil es keine anderen<br />

Versorgungseinrichtungen und Hilfen<br />

gab. Wer keine Familie hatte, war ganz<br />

schlecht dran. In den Kliniken gab es<br />

fast nur geschlossene Stationen. Wenn<br />

men und ist noch dabei, ihren Lebensweg<br />

zu begehen.<br />

Seit rund einem Jahr besuche ich<br />

die Tagesstätte der <strong>Brücke</strong> <strong>Ostholstein</strong>,<br />

die mir sehr gut geholfen hat, wieder<br />

meinen Alltag zu regeln, in meiner<br />

Kreativität wieder aktiv zu sein. <strong>Die</strong><br />

Tagesstätte hat mir die Möglichkeit<br />

wiedergegeben, zu mir selbst zu finden.<br />

Ich danke dem Team der Tagesstätte für<br />

die Hilfe!<br />

A. M.<br />

In der Psychiatrie hat sich viel getan<br />

Rückblick eines „alten Hasen“<br />

man ins Krankenhaus musste, war man<br />

eingesperrt, auch wenn man freiwillig<br />

kam. Einige Menschen mit psychischer<br />

Erkrankung wurden dauerhaft in Heimen<br />

untergebracht.<br />

Erkrankte wurden intensiv mit Psychopharmaka<br />

behandelt. Damals gab<br />

es noch nicht so gute Medikamente wie<br />

heute, und sie hatten extreme Nebenwirkungen<br />

wie zum Beispiel Muskelkrämpfe,<br />

Schiefhals und Blutbildverän-

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