März 2006 - Bundesverband für körper
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Recht und Politik<br />
Bundesminister Müntefering<br />
spricht sich gegen<br />
Bundesteilhabegeld aus<br />
Sozialminister Franz Müntefering hat dem<br />
Arbeits- und Sozialausschuss des Deutschen Bundestages<br />
am 18. Januar die Arbeitsschwerpunkte<br />
seines Hauses vorgestellt. Im Anschluss an seine<br />
Rede wurde auf der Internetseite des Bundesministeriums<br />
<strong>für</strong> Arbeit und Sozialordnung das<br />
Papier “Vorhaben Arbeit und Soziales” veröffentlicht,<br />
das zur Teilhabe behinderter Menschen folgende<br />
Aussage enthält:<br />
“Die Aufwendungen der Sozialhilfe <strong>für</strong> Leistungen zur<br />
Förderung der Teilhabe behinderter Menschen am Leben<br />
in der Gesellschaft steigen seit Jahren dynamisch an, in<br />
2004 auf 11,5 Milliarden Euro Brutto. In den nächsten Jahren<br />
sind weitere Ausgabesteigerungen zu erwarten, die –<br />
so die Be<strong>für</strong>chtungen – die Finanzkraft der Länder und<br />
Kommunen übersteigen werden. Diesem Problem wollen<br />
Bund, Länder, Kommunen und andere durch<br />
Weiterentwicklung der Leistungsstrukturen der Eingliederungshilfe<br />
begegnen, damit auch künftig ein effizientes<br />
und leistungsfähiges Hilfesystem <strong>für</strong> behinderte<br />
Menschen zur Verfügung steht. Eine Umverteilung der<br />
Aufwendungen zu Lasten des Bundes ist dabei keine<br />
Lösung.”<br />
Damit bringt das Ministerium deutlich zum Ausdruck,<br />
dass es die Einführung eines aus Bundesmitteln finanzierten<br />
Bundesteilhabegeldes <strong>für</strong> Menschen mit Behinderung<br />
ablehnt. Das Bundesteilhabegeld geht auf eine<br />
Empfehlung des Deutschen Vereins <strong>für</strong> öffentliche und<br />
private Fürsorge zurück. Sie sieht die Zahlung eines<br />
monatlichen Geldbetrages in Höhe von 553 Euro an Personen<br />
mit Behinderung vor, die<br />
•das 27. Lebensjahr vollendet haben,<br />
•einen Grad der Behinderung von 80 oder höher<br />
wegen zerebraler Störungen, geistig-seelischer<br />
Behinderungen, Suchtkrankheiten einschließlich<br />
entsprechender Mehrfachbehinderung bei Sinnesbehinderung<br />
als Folge angeborener oder vor<br />
Vollendung des 27. Lebensjahres eingetretener<br />
Behinderung haben und<br />
•die keinen Anspruch auf korrespondierende Leistungen<br />
der Sozialversicherungsträger, Schadensersatz<br />
oder Sonderopferausgleich haben.<br />
Das Bundesteilhabegeld soll den leistungsberechtigten<br />
Personen zur eigenständigen Verwendung <strong>für</strong> Teilhabebedarfe<br />
der Eingliederungshilfe nach SGB XII in Verbindung<br />
mit SGB IX zur Verfügung stehen. Die Entlastungswirkung,<br />
die sich <strong>für</strong> die Träger der Sozialhilfe aufgrund<br />
des aus dem Bundeshaushalt finanzierten Teilhabegeldes<br />
ergeben würde, wird auf etwa 1,38 Milliarden Euro<br />
beziffert. Dies entspricht etwa 13 % der gesamten jährlichen<br />
Aufwendungen <strong>für</strong> die Eingliederungshilfe.<br />
Neben zahlreichen Wohlfahrts- und Behindertenverbänden<br />
hatten sich auch die überörtlichen Träger der Sozialhilfe<br />
<strong>für</strong> die Einführung des Bundesteilhabegeldes ausgesprochen,<br />
um die Finanzierung der Eingliederungshilfe<br />
nachhaltig zu sichern. Das Bundessozialministerium<br />
setzt stattdessen auf die „Weiterentwicklung der Leistungsstrukturen<br />
der Eingliederungshilfe“. Dabei haben<br />
laut Koalitionsvertrag der Grundsatz „ambulant vor stationär“,<br />
die Verzahnung ambulanter und stationärer<br />
Dienste, die Leistungserbringung „aus einer Hand“ sowie<br />
die Umsetzung der Einführung des Persönlichen Budgets<br />
einen zentralen Stellenwert.<br />
Reiseführer <strong>für</strong> behinderte<br />
Fußballfans erschienen<br />
Katja Kruse<br />
Pünktlich zum Rückrundenstart der Fußball-Bundesliga<br />
ist der erste Reiseführer <strong>für</strong> behinderte Fußballfans<br />
in Deutschland erschienen. Er wird gemeinsam<br />
von der Bundesbehindertenfanarbeitsgemeinschaft<br />
e. V. (BBAG) und der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH<br />
herausgegeben. Unter dem Gesichtspunkt der Barrierefreiheit<br />
erhalten behinderte Fußballfans auf über<br />
250 Seiten nützliche Informationen aus den 35 Städten<br />
der Bundesliga und 2. Bundesliga – so z. B. zu den<br />
Plätzen <strong>für</strong> Rollstuhlbenutzer und blinde Fans in den<br />
Stadien, über die Anreise mit dem Pkw, der Bahn und<br />
dem örtlichen ÖPNV, zu Unterkünften und Gaststätten,<br />
aber beispielsweise auch über öffentliche Behindertentoiletten<br />
sowie Fahrdienste und Taxiunternehmen,<br />
die auch Rollstuhlfahrer befördern können.<br />
Der Reiseführer kann von Interessierten kostenlos<br />
angefordert werden unter info@bbag-online.de.<br />
10 Bitte heraustrennen und kopieren! bv-aktuell <strong>März</strong> <strong>2006</strong>