März 2006 - Bundesverband für körper
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ICH BIN WIR<br />
Elternforum – wenn es<br />
spannend wird, sind die<br />
Angehörigen dabei<br />
Ein Bericht von Martin Eckert<br />
LEBEN MIT BEHINDERUNG HAMBURG ist beides:<br />
Ein Zusammenschluss von Familien mit einem<br />
behinderten Angehörigen und über die eigene<br />
Betriebsgesellschaft Anbieter vieler stationärer<br />
und ambulanter Angebote <strong>für</strong> behinderte Menschen.<br />
Der Angehörigenbezug prägt nicht nur den<br />
Elternverein mit seinen Themen Interessensvertretung,<br />
Beratung und Rechtliche Betreuung, sondern<br />
auch die vielfältigen Dienstleistungen unseres<br />
Trägers. Deshalb beziehen wir Angehörige mit<br />
ihrer Erfahrung, ihrem Engagement aber auch<br />
ihren Sorgen immer wieder in unsere Arbeit ein –<br />
dort, wo es um die Entwicklung neuer Konzepte<br />
geht und vor allem dort, wo es spannend wird.<br />
Und an Spannung fehlt es uns in Hamburg derzeit nicht.<br />
Die Behörde hat einen heftigen „Ambulantisierungsprozess“<br />
in Gang gesetzt. Innerhalb der nächsten drei Jahre<br />
sollen 30 Prozent der (stationären) Wohngruppenplätze<br />
durch ambulante Wohnformen ersetzt werden. In unseren<br />
fast 50 Wohngruppen leben rund 380 behinderte<br />
Menschen, zum großen Teil mit erheblichen Hilfebedarf,<br />
vor allen auch wegen einer geistigen oder mehrfachen<br />
Behinderung. Aus Angehörigensicht ein Ziel, das erhebliche<br />
Vorbehalte und Sorgen mobilisiert.<br />
Wir haben uns selbstverständlich auf den Weg gemacht<br />
und unsere Entwicklung von Konzepten, die mehr Selbstbestimmung<br />
verwirklichen, beschleunigt. (Bisher hält<br />
sich die Zahl der ambulant und der stationär betreuten<br />
Menschen in etwas die Waage) Und vor allem: Wir haben<br />
das „Elternforum – Behindertenhilfe im Umbruch“ auf<br />
den Weg gebracht. Wir wollten ein Instrument schaffen,<br />
dass neben der intensive Kommunikation mit den behinderten<br />
Menschen und den MitarbeiterInnen über die<br />
neuen Wege den Vereinsmitgliedern und Angehörigen<br />
einen Zugang zu Information und Mitwirkung eröffnet.<br />
Seit Mai letzten Jahres trifft sich nun monatlich eine<br />
recht stabile Gruppe von 70 bis 80 Angehörigen. Diese<br />
Veranstaltungsreihe ist einerseits recht aufwändig,<br />
andererseits bestätigen sich die mit diesem Projekt verbundenen<br />
Erwartungen.<br />
Nachdem wir in einem ersten Schritt die sozialpolitischen<br />
Voraussetzungen geschildert hatten und unsere<br />
eigenen Eckpunkte zu mehr Eigenständigkeit behinderter<br />
Menschen erläutert hatten, arbeiten wir uns nun<br />
systematisch durch einen gemeinsam vereinbarten Themenkatalog.<br />
Unsere neuen Konzepte, die trotz weiterer<br />
Ambulantisierung behinderte Menschen vor Vereinsamung<br />
geschützt werden und die zusätzlich bisherige<br />
„stationäre“ Wohngruppen durch Umbau und Neuorganisation<br />
zu einem Ort privaten Lebens werden lassen,<br />
werden diskutiert und hinterfragt. Zusätzliche Hinweise,<br />
Sorgen oder auch Vorschläge der Angehörigen können<br />
aufgenommen werden.<br />
Und ein weiterer wichtiger Nebeneffekt: Unsere Forumseltern<br />
sind durch die hohe Kontinuität der Teilnahme die<br />
sicher am besten informierte Angehörigengruppe in<br />
Hamburg. Entsprechend selbstbewusst wird agiert: Die<br />
<strong>für</strong> die Behindertenhilfe zuständige Amtsleiterin wurde<br />
eingeladen, um die behördlichen Vorgaben aus erster<br />
Hand kennen zu lernen. Nach einer intensiven Auswertungsdiskussion<br />
wurden offene Fragen zu Papier<br />
gebracht und eine Delegation zog in die Behörde, um<br />
erneut und genauer nachzufragen. Diese Aktion hat dazu<br />
beigetragen, dass die Eltern sich miteinander als handelnd<br />
und beteiligt erleben, sicher ein wirksamer Beitrag,<br />
um mit der selbstverständlich vorhandenen Verunsicherung<br />
angesichts der vielen Änderungen umzugehen. Und<br />
auch dem Verein hat dies in seiner Rolle als Interessensvertretung<br />
sehr genützt. Unser Anspruch als Angehörigenvertretung<br />
nicht nur gehört, sondern auch mit<br />
Gewicht wahrgenommen zu werden, wurde durch das<br />
klare Agieren unserer Forumseltern gegenüber den<br />
Behördenverantwortlichen deutlich gestärkt. Die<br />
Angehörigen, auf die wir uns in vielen sozialpolitischen<br />
Auseinandersetzungen beziehen, erbrachten erneut den<br />
Beweis, dass sie da sind, wenn es darauf ankommt und<br />
vor allem auch, das sie informiert und argumentationsstark<br />
auftreten können.<br />
Kurzum: Das Elternforum ist <strong>für</strong> unseren Elternverein<br />
zu einer wertvollen Möglichkeit der Öffnung<br />
und Beteiligung geworden.<br />
Kontakt:<br />
Martin Eckert<br />
Tel.: 040 – 2 70 79 09 25<br />
E-Mail: martin.eckert@lmbhh.de<br />
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