Alle inklusive! – - SPD-Landtagsfraktion Brandenburg
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derung umzugehen. Viele behinderte Menschen<br />
haben die Erfahrung gemacht, dass sie<br />
gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch geladen<br />
werden, wenn sie zu Beginn angeben,<br />
dass sie eine Behinderung haben. Das führt<br />
dazu, dass viele ihre eigene Behinderung als<br />
Makel verstehen. Das ist entsetzlich!<br />
Zudem haben viele Menschen die Denkweise,<br />
dass eine Behinderung was Schlechtes ist<br />
und einen Mangel darstellt, schon von Kind<br />
an eingeflößt bekommen. Sich davon selbst<br />
als behinderter Mensch frei zu machen, ist<br />
gar nicht so einfach <strong>–</strong> das kann ich ihnen sagen.<br />
Der nötige Bewusstseinswandel ist auch<br />
deshalb so notwendig, weil viele Arbeitgeberinnen<br />
und Arbeitgeber gar nicht um die<br />
Kompetenzen von Menschen mit Behinderungen<br />
wissen. Sie sind nicht mit ihnen groß<br />
geworden, denn die Menschen mit Behinderungen<br />
haben ja lange in „Sonderformen“<br />
gelebt. Viele Arbeitgeber schreckt das ab,<br />
und zwar nicht, weil sie böse Menschen sind,<br />
sondern weil sie unsichere Menschen sind<br />
wie wir alle. Und weil sie nicht wissen: Wie<br />
soll ich damit umgehen?<br />
Aber genau deshalb sind viele behinderte<br />
Menschen unsicher, wann sie es ihrem potenziellen<br />
Arbeitgeber sagen sollen.<br />
Edelgard Woythe:<br />
Wir verzeichnen bei der Absolventenvermittlung<br />
von jungen Leuten, die als Behinderte<br />
eine Ausbildung begonnen haben, eine Stei-<br />
24 25 Märkische Hefte 21 | Mai 2011<br />
gerung der Integrationsergebnisse von über<br />
50 Prozent. Bei uns werden von 100 Jugendlichen<br />
60 in sechs Monaten nach Abschluss<br />
der Maßnahmen erfolgreich in Beschäftigung<br />
vermittelt. Das hatten wir so noch<br />
nie, und es ist ein echter Lichtblick. Bei den<br />
schwerbehinderten Menschen über 50 ist<br />
die Entwicklung leider gegenläufig.<br />
Marianne Seibert:<br />
Ich möchte noch einmal die Forderung bekräftigen,<br />
dass Menschen mit Behinderung<br />
auch einen Platz in den Entscheidungsgremien<br />
bekommen müssen. Die Ministerien<br />
als unsere Vorbilder sperren sich dagegen<br />
immer noch. Wir werden oft nicht von Anfang<br />
an mit einbezogen.<br />
Andrea Wicklein MdB:<br />
Ich möchte, dass jeder unabhängig von seiner<br />
Herkunft, unabhängig von seinen körperlichen<br />
und geistigen Fähigkeiten in unserem<br />
Land eine Chance hat. Deshalb irritiert<br />
mich diese Diskussion etwas. Wir haben jetzt<br />
eine neue Wortschöpfung: Inklusion. Sicherlich<br />
steht damit im Zusammenhang, dass<br />
wir anders darüber nachdenken müssen, wie<br />
es Menschen mit Behinderungen geht und<br />
wie wir sie besser einbeziehen können in alle<br />
Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Ich<br />
habe aber den Eindruck, dass wir mit dieser<br />
Diskussion wieder die Menschen mit unterschiedlichen<br />
Handicaps stigmatisieren. Wie<br />
ist denn Behinderung definiert? Man kann