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Einerseits schmerzte <strong>de</strong>r Arm mittlerweile höllisch, an<strong>de</strong>rerseits war er irgendwie dick und taub,<br />

bewegungsunfähig, als drohte er zu platzen. Und auch <strong>de</strong>r Autor konnte sich kaum noch rühren.<br />

So lag er dort auf seiner rechten Wange im Schlamm, minutenlang, beobachtete die Umgebung<br />

mit <strong>de</strong>m linken Auge. Nur noch verschwommen nahm er sie wahr, bruchstückhaft.<br />

Mit einemmal näherte sich vom Fluß her ein olivgrüner Schatten. Nur zwei Augen waren<br />

auszumachen und eine stumpf herausragen<strong>de</strong> Schnauze. Haben sich die Panzerechsen doch<br />

noch an<strong>de</strong>rs entschie<strong>de</strong>n, dachte er.<br />

„Überlegt es euch gut“, röchelte <strong>de</strong>r Schriftsteller mit letzter Anstrengung. „Stanniolpapier<br />

schmeckt … wi<strong>de</strong>rlich.“<br />

Da wur<strong>de</strong> er gepackt! Allerdings an <strong>de</strong>n Beinen. Schemenhaft erkannte sein linkes Auge <strong>de</strong>n<br />

Kopf einer großen Raubkatze, umrahmt von einer gewaltigen Mähne. Der männliche Löwe hielt<br />

seine rechte Wa<strong>de</strong> im Maul und zerrte ihn die Böschung hoch. Im selben Moment schoß <strong>de</strong>r<br />

grünliche Kopf <strong>de</strong>s Nilkrokodils aus <strong>de</strong>n Fluten, schnappte nach seiner Schulter und hielt sie fest.<br />

Es knirschte hörbar.<br />

Bei<strong>de</strong> Tiere waren nicht gewillt, sich ihren Leckerbissen entreißen zu lassen. Ein regelrechtes<br />

Tauziehen zwischen <strong>de</strong>m König <strong>de</strong>r Tiere und <strong>de</strong>r Echse begann, in <strong>de</strong>ssen Verlauf <strong>de</strong>r Körper<br />

<strong>de</strong>s Schriftstellers hin und hergezogen wur<strong>de</strong>. Manfred empfand beinahe etwas wie Genugtuung.<br />

Endlich war aus ihm ein Jemand gewor<strong>de</strong>n. Endlich interessierten sich zwei Lebewesen für ihn -<br />

wenn auch aus ziemlich profanen Grün<strong>de</strong>n.<br />

Schmerz verspürte er keinen mehr. Das Schlangengift hatte ihn empfindungslos wer<strong>de</strong>n lassen,<br />

lediglich sein Geist registrierte noch stolz, was mit hier ihm geschah.<br />

Am Ufer zerrte <strong>de</strong>r Löwe, die Panzerechse vom Wasser aus. Sie machte plötzlich eine rasche<br />

Drehung und noch eine weitere, Knochen krachten, dabei zerriß <strong>de</strong>r schlaffe Körper <strong>de</strong>s Autors<br />

in zwei Teile. Der Löwe machte sich mit <strong>de</strong>n Beinen davon, das Krokodil verschwand mit <strong>de</strong>m<br />

Rest unter Wasser. Schön, dachte Manfred P. noch, die Last <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> ist mir erspart geblieben.<br />

Und er war glücklich.<br />

Foto: Volker Fill, Lichtwirbel 2<br />

www.<strong>eXperimenta</strong>.<strong>de</strong><br />

22 Dezember 2012

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