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Anja Gerlmaier<br />
Für die Gestaltung eines wirkungsvollen, modernen Präventionsmanagements ergeben<br />
sich aus den Ergebnissen der Evaluation verschiedene Implikationen:<br />
Eine erweiterte Sichtweise von Ges<strong>und</strong>heit im betrieblichen <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
<strong>und</strong> die systematische Nutzung ges<strong>und</strong>heitsbezogener subjektiver Kennzahlen<br />
eröffnet Unternehmen neue Möglichkeiten der Präventionsarbeit. Subjektive Wohlbefindensparameter<br />
<strong>als</strong> „Frühindikatoren“ können im Vergleich zu den klassischen Ges<strong>und</strong>heitsindikatoren<br />
wie Fehlzeiten dazu beitragen, Maßnahmen zielgerichtet durchzuführen<br />
<strong>und</strong> bereits anzusetzen, bevor ges<strong>und</strong>heitliche Schädigungen eintreten.<br />
Im vorliegenden Fall wurde durch die Wahl der Interventionsmaßnahmen ein Schwerpunkt<br />
auf die Entwicklung individueller Ges<strong>und</strong>heitsressourcen <strong>als</strong> Protektivfaktoren<br />
der Salutogenese gelegt. Verschiedene Studien aus der <strong>Arbeit</strong>spsychologie verweisen<br />
jedoch darauf, dass individuumszentrierte Ges<strong>und</strong>heitsmaßnahmen in Betrieben me<strong>ist</strong><br />
nicht zu einer längerfr<strong>ist</strong>igen Verminderung insbesondere von ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen<br />
führen, wenn nicht gleichzeitig Veränderungen der <strong>Arbeit</strong>sbedingungen<br />
erfolgen (Ulich 2005; Rosenbrock et al. 1997). Maßnahmen zur betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
sollten folglich nicht nur an der Verbesserung der Ges<strong>und</strong>heitskompetenz,<br />
sondern gleichermaßen an der Schaffung ges<strong>und</strong>heitsförderlicher <strong>Arbeit</strong>sbedingungen<br />
ansetzen. Bewährt haben sich dort vor allem integrative Präventionskonzepte,<br />
die verhaltens- <strong>und</strong> verhältnisorientierte Maßnahmen problembezogen kombinieren<br />
bzw. aufeinander aufbauen (Bamberg / Busch 2006). Um nachhaltige Effekte durch ein<br />
betriebliches Ges<strong>und</strong>heitsmanagement zu erzielen, sollte die Ausrichtung auf salutogene<br />
Ges<strong>und</strong>heitspotenziale der Beschäftigten nicht auf Kosten bewährter Maßnahmen zum<br />
<strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsschutz, sondern <strong>als</strong> ergänzendes Element verstanden werden.<br />
Hier gilt es zu bedenken, dass der Abbau physikalischer Belastungen, insbesondere in<br />
Bereichen wie der Produktion <strong>und</strong> Fertigung, weiterhin eine wichtige Präventionsmaßnahme<br />
darstellt, die durch Aufbau individueller Ressourcen nicht kompensiert werden.<br />
Letztlich zeigen die Ergebnisse der Evaluation allerdings auch, dass der Erfolg eines<br />
betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitsmanagements nicht nur von seiner inhaltlichen Ausrichtung<br />
<strong>und</strong> einem systematischen Projektmanagement abhängig <strong>ist</strong>. Er wird in steigendem<br />
Ausmaß von betrieblichen Kontextbedingungen <strong>und</strong> Entwicklungen wie etwa Reorganisationsmaßnahmen<br />
beeinflusst. Angesichts der zum Teil massiven Wirkungen betrieblicher<br />
Umstrukturierungsmaßnahmen auf das Befinden <strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heit der Beschäftigten<br />
eröffnen sich hier neue Handlungsfelder, die bei der Konzeption eines ganzheitlichen<br />
Präventionsmanagementansatzes zukünftig stärker Berücksichtigung finden sollten.