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Nr. 28 Jahrgang 8 - batschkaerspuren.fw.hu

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der den gleichen Anfangsbuchstaben hatte und die<br />

Bedeutung des neuen Namens war mit dem Beruf des<br />

Familienvaters identisch. In der Zwischenkriegszeit kam ein<br />

Beruf in einem einzigen Fall als Nachname vor, dies war<br />

Halter→Halász. In der Nachkriegszeit wurde aus<br />

Kohler→Kovács und in Hajosch aus Lackner→Lakatos.<br />

Adjektive wählte man in acht Fällen als Nachnamen. In<br />

Nadwar nahm man diese Namen ohne Veränderungen an,<br />

diese waren: Fehér, Víg, Fekete, Helyes, Kemény. In<br />

Hajosch kamen zwei solche Namen vor: Rendes und<br />

Módosi, wo der letzte mit dem Suffix -i gebildet wurde. Die<br />

Adjektive sollten vielleicht auf die Eigenschaften des<br />

Namenträgers hinweisen, aber darüber sind leider keine<br />

Informationen bekannt.<br />

Aus Verben gebildete Nachnamen wurden in Nadwar nicht<br />

angenommen, in Hajosch in zwei Fällen, diese waren<br />

Bohner/Bontó und Kübler/Küzdő.<br />

Zahlreiche Namen wählte man, vor allem in Hajosch, die in<br />

keiner der behandelten Gruppen aufgezählt werden konnten.<br />

Bei den meisten dieser Namen ist der Ursprung unbekannt.<br />

Solche Namen waren: Perényi, Radvány, Fogarasi, Felkai,<br />

Bende, Jákvány, Szeredi usw.<br />

Die Entscheidung über die Magyarisierung traf meistens der<br />

Vater. Die Mädchen wurden in jener Zeit zu guten<br />

Hausfrauen erzogen, sie wussten über Politik nur wenig und<br />

Batschkaer Spuren<br />

in den meisten Fällen war ihre Meinung auch nicht gefragt.<br />

In den Haushalten war die Politik allgemein kein Thema,<br />

vor den Kindern wurde überhaupt nicht politisiert oder nur<br />

in einigen Familien. In Nadwar und in Hajosch sind keine<br />

lustigen Geschichten in Verbindung mit der<br />

Namensmagyarisierung bekannt. Ob die Magyarisierung des<br />

Namens innerhalb der Familie zu Streitigkeiten geführt<br />

hätte, ist nicht bekannt. Natürlich waren die Eltern mit der<br />

Namensmagyarisierung ihres Sohnes nicht immer<br />

einverstanden, aber sie akzeptierten seine Entscheidung.<br />

In Hajosch erklärte man mir die zahlreichen<br />

Magyarisierungen der ’30er Jahre damit, dass es in jenem<br />

Jahrzehnt zu Mode wurde, den Namen zu ändern. In Nadwar<br />

startete eine Magyarisierungswelle unmittelbar nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg. Damals verbreitete sich wie ein<br />

Lauffeuer unter den Dorfbewohnern die Nachricht, wenn<br />

man einen ungarischen Namen annimmt, wird man nicht<br />

verschleppt oder ausgesiedelt. Eine andere Erklärung fand<br />

ich für die Magyarisierungen der Nachkriegszeit nicht.<br />

Gábor Imre Nagy (1992: 75) behauptet in seiner Arbeit, dass<br />

die deutsche Minderheit und die Juden nach dem Weltkrieg<br />

ohne Zwang, freiwillig ihre Namen änderten. In der<br />

allgemeinen Erinnerung blieb es so erhalten, dass die<br />

Familien selbst für sich die Namen wählten. Hilfe bei der<br />

Namenwahl hätten sie beim Gemeindevorstand erbitten<br />

können. Wenn man einen frankierten Umschlag an die<br />

Gesellschaft für Namensänderung schickte, bekam man<br />

postwendend ohne jegliche Gebühr zahlen zu müssen, drei<br />

Vorschläge für den neuen ungarischen Namen. Für einen<br />

Antrag für die Änderung des Namens musste man 2 Pengő<br />

bezahlen, für die öffentlich Bediensteten war es nur 1<br />

Pengő. Für alle weiteren Anlagen musste man 30 Filler<br />

bezahlen. Diese beigelegten Anlagen waren mindestens eine<br />

Geburtsurkunde und nach 1945 ein Führungszeugnis über<br />

das politische Verhalten nach 1939. Im Falle eines<br />

Armutszeugnisses konnte man den Antrag gebührenfrei<br />

einreichen. Die meisten Antragsteller nach 1945 beantragten<br />

ein Armutszeugnis.<br />

Nach 1945 hielt man im Protokoll den Anspruch für ein<br />

Führungszeugnis fest. Den Antrag und das Führungszeugnis<br />

musste man an den Bezirksnotar schicken, der mit einer<br />

gutachtlichen Berichterstattung den Antrag an das<br />

Innenministerium weiterleitete. Als die Entscheidung über<br />

die Magyarisierung im Ministerium fiel, benachrichtigte<br />

man den Vizegespan des Komitates, der den<br />

Gemeindevorstand dazu aufforderte, den Antragsteller über<br />

die Namensmagyarisierung zu informieren. Für die<br />

Eintragung der Namensmagyarisierung in die<br />

Geburtsmatrikel war das Innenministerium verantwortlich.<br />

Eva<br />

Krausz<br />

Fortsetzung folgt<br />

Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die meisten sind<br />

sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.<br />

Albert Einstein<br />

Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.<br />

14<br />

Albert Einstein

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