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Nr. 28 Jahrgang 8 - batschkaerspuren.fw.hu

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Wollstrümpfen, Schnallensc<strong>hu</strong>he, dann noch Pantoffeln,<br />

Holzsc<strong>hu</strong>he (Klumpen), breitkrempiger schwarzer Tuch<strong>hu</strong>t,<br />

Kappe aus Lammfell.<br />

Die schwarzen Schwaben weichen insofern ab, dass sie statt<br />

aschblauem Anzug schwarzen traten und statt der<br />

Pistolenhose lange, schwarze Hosen anhaben.‘<br />

Wenn man die Nadwarer Volkstracht einordnen will, gehört<br />

sie der Gruppe der schwarzen Schwaben an, weil die<br />

schwarzen Farben überwiegen.<br />

Die Volkstracht in der Ansiedlungszeit<br />

Eine Hoffnung muss gleich zerstört werden: Wir können die<br />

uralte Tracht, wie sie zur Zeit der Einwanderung aussah,<br />

nicht wieder erschließen. Denn schneller, als man glaubt,<br />

wandelt sie sich.<br />

Einige Trachtenbeschreibungen blieben uns doch zurück,<br />

denn viele der Kolonisten ergriffen, als sie eine Zeit lang an<br />

einem bestimmten Ort angesiedelt waren und sich in der<br />

einen oder anderen Hinsicht enttäuscht fühlten, die Flucht<br />

nach einem anderen Ansiedlungsort oder sogar in die alte<br />

Heimat. Man ließ sie steckbrieflich verfolgen und so musste<br />

der Ansiedlungsinspektor den Behörden eine genaue<br />

Beschreibung von den einzelnen Personen zur Verfügung<br />

stellen. Einige solcher Beschreibungen sind uns erhalten,<br />

und es ist aus ihnen ersichtlich, wie verschiedenartig die<br />

Kolonisten gekleidet waren.<br />

Batschkaer Spuren<br />

Wer sich nicht mehr wundern kann, ist seelisch bereits tot.<br />

Eine sehr ausführliche Beschreibung gibt es über ein<br />

Ehepaar, das aus Apatin entflohen ist: „Er ist kleiner Statur,<br />

untersetzt, runden, schwarzbrauenen Angesichts, dann<br />

Augen blatterstöpich, schwarzer Haare, trägt einen langen<br />

Zopf und die Kühnhaare (Kinnhaare=Bart?), ein<br />

Kartonesleibel (Kattunleibel) mit roten Streifen überzwerg,<br />

schwarzlederne Hosen (Kniehosen), weißbaumwollene<br />

Strümpfe, Sc<strong>hu</strong>he, und einen kleinen runden Hut. Sein<br />

Weib, etwa 40jährig, trägt ein weißkartones (Kattun) Haube<br />

mit lichtblauem Tafet, ein von rasch feiglfarbes (blau)<br />

Röckl, blaugestreiften baumwollenen Rock und kartones<br />

Tortuch (Schürze) mit roten Streifen überzwerg,<br />

weißbaumwollene Strümpfe mit roten Zwickel, Pantoffel<br />

oder Sc<strong>hu</strong>h.“ (Schilling)<br />

Auch die Kleidung eines Kindes ist bekannt, das zwischen<br />

Wien und Pest verlogen ging: „Er trug einen<br />

weißleinwandenen Kittel (Rock), einen Brustlatz (Weste),<br />

Sc<strong>hu</strong>he, Strümpfe und leinwandene Beinkleider.“ (Schilling)<br />

Als die deutschen Ansiedler ihre Heimat verlassen hatten,<br />

entzog sich auch ihre Tracht naturgemäß dem weiteren<br />

deutschen Einfluss.<br />

Die Trachten der eingewanderten Deutschen waren mit der<br />

Zeit einer starken Änderung unterworfen; sie lebten nun in<br />

einem anderen Land, und ihre Kleidung war dem Einfluss<br />

der ungarischen Tracht ausgesetzt. Die größte Rolle dabei<br />

spielten aber trotzdem das Talent, das Schönheitsgefühl und<br />

der künstlerische Sinn, wodurch ihre Kleidung entweder<br />

prunkvoller, abwechslungsreicher oder - dem Zweck<br />

entsprechend - einfacher wurde.<br />

Mit der Zeit bildeten sich auch die dorfspezifischen<br />

Trachten aus; das bedeutet, dass innerhalb einer Gemeinde<br />

die Angehörigen einer Nationalität sich einem einheitlichen<br />

Muster nach kleideten. Es war wahrscheinlich ein langer<br />

Prozess, der vermutlich bis in das 19. Jahr<strong>hu</strong>ndert reichte,<br />

auch wenn die Mehrzahl der Siedler in einem Dorf gleicher<br />

Herkunft war.<br />

Literaturhinweis:<br />

Ács, Zoltán: Nemzetiségek a történelmi Magyarországon.<br />

Budapest, 1986<br />

Hartmann, Rudolf: Die Volkstracht. Ein Beitrag zur<br />

schwäbischen Trachtenforsc<strong>hu</strong>ng. In: Deutsch-Ungarische<br />

Heimatblätter, Jg. II., 1930<br />

Hartmann, Rudolf: Die Schwäbische Türkei und ihre<br />

Volkstrachten. München, 1991<br />

Lantosné Imre, Mária: A magyarországi németek<br />

népviseletéről. In: A magyarországi németek, énekes és<br />

hangszeres népzenéjük, népviseletük. Népdalköröknek.<br />

Pécs, 1987<br />

Schilling, Rogerius: Deutsche Volkstrachten in der<br />

Ansiedlungszeit. In: Deutsch-Ungarische Heimatblätter, Jg.<br />

I., 1929<br />

Szeitl, Éva: Die Volkstracht der ungarländischen Deutschen.<br />

In: Beiträge zur Volkskunde der Ungarndeutschen 1.<br />

Budapest, 1975<br />

Albert Einstein<br />

Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das<br />

man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen.<br />

Albert Einstein<br />

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