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Nr. 28 Jahrgang 8 - batschkaerspuren.fw.hu

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Geschichte<br />

András Hágen<br />

Den 18. Jahr<strong>hu</strong>ndert könnte man als die Epoche einer neuen<br />

Völkerwanderung bezeichnen. Denken wir nur an den<br />

Umzug der Engländer, Franzosen, Niederländer, Norwegen,<br />

Spanier, Schweden und Portugiesen in die Übersee, nach<br />

Amerika, aber auch in Europa spielten sich ähnliche<br />

Nationalitätenumzüge ab.<br />

Die großen Bluttaten (denken wir an den Dreißigjährigen<br />

Krieg, 1618-1648) in den 17. und 18. Jahr<strong>hu</strong>nderten<br />

hinterließen eine große Verheerung im Deutsch-Römischen<br />

Reich.<br />

Die in diesen Jahrzehnten hier quartierenden Söldner<br />

wurden von der Bevölkerung mit Nahrung versehen, mit<br />

kostenlosem Obdach und Freidiensten, außerdem müssen<br />

die zwischen ihnen<br />

bestehenden - auch<br />

den Dreißig-<br />

jährigen Krieg<br />

verursachenden -<br />

Religionsunter-<br />

schiede erwähnen.<br />

Diese den Körper<br />

und die Seele in<br />

Anspruch nehmen-<br />

de Lebensweise<br />

war für die<br />

Bewohner der<br />

mittleren und<br />

südlichen<br />

deutschen Ländern<br />

(im nördlichen und<br />

östlichen Teil nicht, Gemälde über Katharina II., Herzogin zu<br />

da Preußen sich zu Anhalt-Zerbsti, russische Zarin<br />

einer führenden<br />

militärischen Herrschaft ausbildete) charakteristisch.<br />

Den von den Entbehrungen ausge<strong>hu</strong>ngerten Bewohnern kam<br />

sehr günstig der Aufruf (22. Juli 1762) der russischen Zarin<br />

Katharina II. (Herzogin Anhalt-Zerbsti), in dem sie das<br />

unbewohnte, neulich unter ihre Herrschaft gebrachte Gebiet<br />

(Süd-Russland, Süd-Ukraine, Krim-Halbinsel) ansiedeln<br />

wollte. In der Einladung ließ sie zahlreiche Begünstigungen<br />

in Aussicht stellen: Landschenkung, Religionsfreiheit,<br />

Steuerfreiheit, Befreiung von der Militärpflicht, sowie freie<br />

Ausübung der nationalen Identität. Aus mehreren deutschen<br />

Ländern machten sich fast dreißigtausend Menschen auf den<br />

Weg, in dem Unbekannten das Glück zu versuchen. Im 1763<br />

erschienen die ersten deutschen Ansiedler an der Wolga. Zur<br />

Batschkaer Spuren<br />

Die Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel.<br />

Deutsche an der Wolga<br />

Ansiedlung wurde in Saratow (1766-1782) ein separates<br />

Ministerium zustande gebracht. Die erste Ansiedlungswelle<br />

erforderte mehrere Opfer, Epidemien, die ungewöhnlichen<br />

Wetterverhältnisse, die Entbehrung, die Anschläge der<br />

nomaden Kirgisenstämme verminderten die Zahl der<br />

Anreisenden.<br />

Die Ankunft der in der zweiten Welle (1798-1876)<br />

ankommenden Ansiedler war schon reibungsloser. Und<br />

seitdem wandte sich ihr Schicksal zu einem wesentlich<br />

besseren. Der Fleiß und die fachliche Kenntnis der<br />

deutschen Bauer brachte ein bescheidenes Wohlergehen an<br />

der Wolga, an dem Dnjepr und am Schwarzen Meer. Ihr<br />

Getreide ging im ganzen Riesenreich um, aber vor allen<br />

nach Moskau und Sankt Petersburg. Aus den dreißigtausend<br />

Ansiedlern wurden 1850 ein<strong>hu</strong>ndertsechzigtausend<br />

Personen. Es bildeten sich Gemeinden im Kaukasus, auf der<br />

Krim-Halbinsel und in Sibirien aus. Sie lebten zu den<br />

Anfängen der bolschewistischen Herrschaft, nach dem Fall<br />

des zaristischen Russlands, gut. Die Nationalitätenpolitik<br />

des neuen Regimes versprach den „geschichtlich<br />

ausgebildeten festen Gemeinschaften” ein autonomisches<br />

Recht. So entstand 1924 die „Autonome Sozialistische<br />

Republik” der Wolgadeutschen. Ihr Wohlergehen wurde von<br />

dem Angriff gegen den Kulaken überschattet, der die ganze<br />

Landwirtschaft ruinierte und zu Hungernot führte. Durch die<br />

Kollektivierung konnte die deutsche Minderheit erneut<br />

einen Fuß fassen, die von ihnen bewohnten Kolchosen<br />

erreichten den besten Ernteertrag. Das Schicksal der<br />

Russlandsdeutschen wurde von dem Hitler-Deutschland<br />

besiegelt. Die Wehrmacht griff 1941 die Sowjetunion an,<br />

und auf Befehl von Stalin wurden die Wolgadeutschen<br />

deportiert, dann auf lange Jahre auf versteckten Gebieten<br />

von Sibirien in Arbeitslagern verschleppt. Der letzte Tag der<br />

Republik erfolgte am 25. September 1945, als sie aufgelöst<br />

wurde.<br />

Nach zehn Jahren Pause wurden die Rechte der<br />

verschleppten Wolgadeutschen am 13. Dezember 1955<br />

zurückgegeben, 1964 wurden sie rehabilitiert, aber ihr<br />

Rückzug war nicht erlaubt.<br />

Mit dem Verfall des sowjetischen Regimes begann die<br />

erneute Völkerwanderung der Russlandsdeutschen, beinahe<br />

drei Millionen Personen sind in das Land ihrer Vorfahren<br />

zurückgekehrt, in das vereinte Deutschland.<br />

Fordere viel von Dir selbst und erwarte wenig von anderen. So wird Dir viel Ärger erspart bleiben.<br />

Es ist leichter, den ersten Wunsch zu unterdrücken, als die folgenden zu erfüllen.<br />

Reich ist, wer keine Sc<strong>hu</strong>lden hat, glücklich, wer ohne Krankheit lebt.<br />

20<br />

Konfuzius<br />

Konfuzius<br />

Benjamin Franklin<br />

Chinesisches Sprichwort

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