Nr. 28 Jahrgang 8 - batschkaerspuren.fw.hu
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erhielt Deutsch-Jula (Németgyula) aber nie.<br />
Die Pfarrkirche in Ungarisch-Jula war gemeinsam und nach<br />
der ungarischen Messe wurde die deutsche zelebriert. Dies<br />
war gelegentlich Anlass von Reibereien. Bezeichnend für<br />
die selbstbewusste Pflege der Selbstständigkeit ist der 1860<br />
aufgezeichnete Volksbrauch, wonach die Hochzeitszüge der<br />
Deutschen, begleitet von einer Blasmusik, bei dem die<br />
beiden Städte trennenden Graben Halt machten, und dort auf<br />
das aus der Pfarrkirche kommende Brautpaar samt Eltern<br />
und Verwandten warteten. Sobald die Braut wieder Deutsch-<br />
Persönlichkeiten<br />
Im Ausland ist dieser für<br />
die Ungarndeutschen so<br />
bedeutende Mann nur<br />
wenig bekannt. Sicher wird<br />
auch nicht jeder Ungar<br />
wissen, dass Franz ERKEL<br />
ein waschechter „Schwabe“<br />
war.<br />
Franz wurde am 7.<br />
November 1810 in der<br />
ostungarischen Stadt<br />
Deutsch-Jula / Gyula<br />
geboren. Er war der Sohn<br />
der donauschwäbischen<br />
Kantorfamilie Joseph ERKEL und Klara RUTTKAY. Das<br />
Wohnhaus neben der Kirche des Stadtteils „Deutsche Stadt“<br />
ist heute als Erkel-Museum eingerichtet.<br />
Der Minister für öffentliche Verwaltung und Justiz, Tibor<br />
NAVRACSICS, bezeichnete ERKEL in einer am 14.01.2011<br />
gehaltenen Festrede immerhin als „Aushängeschild des<br />
Deutschtums in Ungarn“, wobei er auf seine eigenen<br />
„schwäbischen“ Wurzeln mütterlicherseits hinwies und<br />
betonte, dass Ungarn und Deutsche eine gemeinsame Kultur,<br />
eine gemeinsame Geschichte und eine gemeinsame Zukunft<br />
haben.<br />
Der junge Franz ERKEL schlug wie sein Vater die<br />
Musikerlaufbahn ein. In Großwardein / Oradea und in<br />
Pressburg / Bratislava studierte er Musik. Eine erste<br />
Anstellung fand er in Klausenburg / Cluj. 1834 wurde er<br />
Musikdirektor bei der Kaschauer Operngesellschaft. Ab<br />
1838 war er als Operndirigent in Pest.<br />
1939 heiratete er Adele ADLER, mit der er vier Söhne hatte.<br />
Unsterblich wurde ERKEL als Schöpfer der ungarischen<br />
Batschkaer Spuren<br />
Eine Revue prominenter Donauschwaben<br />
von Dipl. Ing. Wilhelm Busch<br />
Franz (Ferenc) Erkel<br />
22<br />
Julaer Boden betrat, brachen die Hochzeitsgäste in Lärm<br />
und Freudenrufe aus. Hinzuzufügen ist, dass der Graben nur<br />
200 m von der Kirche in Ungarisch-Jula entfernt war.<br />
Der Einfluss von Sc<strong>hu</strong>le, Presse und Ämtern führte dazu,<br />
dass immer mehr Jüngere, oft ganze Familien, immer mehr<br />
vom Gebrauch der deutschen Sprache abkamen. Und so war<br />
die Folge, dass sich 1944 nur noch 303 Einwohner zu ihrem<br />
Deutschtum bekannten.<br />
Nationalhymne. Das von Ferenc KÖLCSEYs 1823 kreierte<br />
Gedicht wurde sehr bald populär, weshalb der Direktor des<br />
Ungarischen Nationaltheaters 1844 einen Wettbewerb zu<br />
dessen Vertonung durchführen ließ, wobei der Vorschlag<br />
von Franz ERKEL preisgekrönt wurde. Nach dem Urteil<br />
von Fachleuten gilt diese Hymne als schönste unter allen<br />
Nationalhymnen, wenn auch wegen des Tonumfangs schwer<br />
zu singen.<br />
Schon während des Aufstands 1848/49 verbreitete sich das<br />
Lied schnell, doch erst 1903 erhielt es den offiziellen Status<br />
einer Nationalhymne.<br />
Interessant und bezeichnend ist, dass in Österreich-Ungarn<br />
zwar die „Kaiserhymne“ in allen Sprachen des<br />
Vielvölkerstaates gesungen wurde - die Nationalhymne<br />
musste aber auch von den Deutschen, Rumänen, Slowaken,<br />
Serben etc. auf Ungarisch gesungen werden.<br />
Von den acht Strophen der Hymne wird bekanntlich nur die<br />
erste gesungen.<br />
Franz ERKEL ist aber auch bekannt als Komponist von 9<br />
Opern, die er im Stile von Rossini mit ungarischen<br />
Volkstanz-Elementen anreicherte. Heute allerdings werden<br />
eigentlich nur noch wenige davon gespielt. Außerdem sc<strong>hu</strong>f<br />
er weitere Musikstücke, wie den Bem-Petőfi-Marsch,<br />
Festmusik, Hunyadi-Induló und Palotás.