Fotos: <strong>Martina</strong> <strong>Kleinert</strong> Mumum Wamu <strong>und</strong> seine Mutter Belaku Sali Moses (v.l.n.r) Foto: Katrin Martin
056 Bunlap wurde an einem steinigen Hang gebaut, der zum Meer hin steil abfällt. Das soziale Zentrum des Dorfes ist der Tanzplatz, Sara, der von drei Männerhäusern umgeben ist <strong>und</strong> wie ein Kopf, oberhalb der anderen Gebäude, auf deren Schultern ruht. Dass der Tanzplatz auch physisch der höchstgelegene Ort im Dorf ist, unterstreicht noch seine Bedeutung. Hier treffen sich die Männer zum abendlichen Kava-Trinken, hier finden die wichtigsten Feste <strong>und</strong> Rituale statt, hier wird Politik gemacht, hier werden Besucher empfangen. Frauen <strong>und</strong> Mädchen meiden den Tanzplatz. Sie wissen, dass die Männer ihre Anwesenheit als ungehöriges Eindringen betrachten würden. Nur zu besonderen Gelegenheiten, zu bestimmten Festen <strong>und</strong> Ritualen oder bei gemeinschaftlichen Arbeiten, etwa dem Herstellen neuer Hausdächer, betreten auch Frauen <strong>und</strong> ältere Mädchen den Platz. Selbst dann halten sie sich in der Regel am Rand auf <strong>und</strong> vermeiden es das Zentrum zu betreten. Nur bei Mädchen vor dem Erreichen der Pubertät macht man eine Ausnahme, weil sie noch keine vollwertigen Frauen sind. Wenn die Erwachsenen in den UrSprung in der Südsee Tanzplatz – Sara Tanzplatz Sara Gärten arbeiten, spielen die kleinen Jungen <strong>und</strong> Mädchen hier mitunter ungestört ihre Spiele: Fangen, Ringelreihen, Faden- oder Klatschspiele. Auf dem Tanzplatz wird, wie der Name schon sagt, unter anderem auch getanzt. Der Tanz verändert den physischen Raum. Er sakralisiert ihn, macht deutlich, dass Dinge geschehen, die <strong>für</strong> die Gesellschaft von entscheidender Bedeutung sind. Die Beschneidungszeremonie <strong>für</strong> die Jungen, Taltabwean, fällt darunter. Sie verändert das Leben der Knaben <strong>für</strong> immer, denn nun dürfen sie erstmals die Männerhäuser betreten. Auch die sieben<strong>und</strong>zwanzig verschiedenen Warsangul Titelrituale, durch die ein Mann nach <strong>und</strong> nach in der Hierarchie des Dorfes aufsteigt, werden ohne Ausnahme auf dem Tanzplatz abgehalten. Der Initiand tötet Schweine, deren Fleisch unter seiner Großfamilie sowie der seiner Frau aufgeteilt wird. Lebende Schweine verschenkt er an denjenigen Mann, der ihm den Titel verkauft hat. Feste finden hier statt, so die Erntefeste, mit denen sicherge- stellt wird, dass die Zeit nicht etwa stehen bleibt, sondern der Kosmos seinen gewohnten Gang nimmt <strong>und</strong> auch die nächste Ernte sicher kommen wird. Sali, Melsul <strong>und</strong> Bong Aya spielen auf dem Sara von Bunlap Fotos: Katrin Martin